Selbsthilfe und Krankenhaus - Ziele, Nutzen und Möglichkeiten einer Zusammenarbeit
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Selbsthilfe und Krankenhaus Ziele, Nutzen und Möglichkeiten einer Zusammenarbeit Sozialversicherungsanstalt der Gewerblichen Wirtschaft 1
Vorwort Inhalt Wir leben in einem sehr gut organisierten Gesundheitssystem. Wir haben Zugang zu bes Was sind Selbsthilfegruppen? Seite 4 ter ärztlicher und pflegerischer Versorgung – und dennoch gibt es Situationen, in denen dies nicht ausreicht. Selbsthilfegruppen helfen ihren Mitgliedern, bessere Kenntnis über ihre Krankheit zu erlangen. Die Betroffenen erhalten mehr Kontrolle über Entscheidungen Formen der Selbsthilfe Seite 6 und Handlungen, die ihren Gesundheitszustand beeinflussen, und werden durch aktive Mitarbeit zu „KoproduzentInnen“ ihrer Gesundheit. Selbsthilfegruppen & Krankenhaus: Ein Gewinn für alle Seite 7 Selbsthilfegruppen als Zusammenschluss von Betroffenen sind ein unverzichtbarer Teil unseres Gesundheitswesens, sie sind Bindeglied zwischen ÄrztInnen, PatientInnen, So Schritte in der Praxis Seite 8 zialversicherung und Gesellschaft. Die Selbsthilfe ist jener Teil eines Genesungs- oder Pflegeprozesses, der die medizinische Betreuung ergänzt und bereichert. Formen der Unterstützung Seite 10 Die Wiener Krankenversicherungsträger und die Stadt Wien haben im Rahmen von „PIK – PatientInnenorientierte integrierte Krankenbetreuung“ das Projekt „Selbsthilfegruppen Grenzen der Selbsthilfe Seite 11 greifbar im Spital“ ins Leben gerufen. Der Erfolg des Konzeptes hängt maßgeblich von der Unterstützung der MitarbeiterInnen der Spitäler ab, denn sie sind diejenigen, die die Pati entInnen oft zum ersten Mal mit ihrer Krankheit konfrontieren und durch diese begleiten. Internationale Kooperationsbeispiele Seite 12 Mit dieser Broschüre möchten wir über die Vorteile, Möglichkeiten und Grenzen der Selbst hilfe und über die Ziele der Zusammenarbeit der Selbsthilfegruppen mit den Spitälern in Interview ÖGAST Seite 14 formieren, in der Hoffnung, dass diese Kooperation ein Gewinn für alle beteiligten Akteu rInnen ist, allen voran aber für die PatientInnen. Wir danken Ihnen für Ihr Engagement Selbsthilfegruppen von A-Z Seite 16 und wünschen Ihnen erfolgreiche Zusammenarbeit! Danke! Seite 18 SUS stellt sich vor Seite 19 Maga Sonja Wehsely Franz Bittner Gesundheitsstadträtin Wien Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse 2 3
Was sind Selbsthilfegruppen? „Und da hilft es dir sehr zu wissen, du bist nicht alleine, es gibt Leute, die das Gleiche haben ...“ Der Beginn und Verlauf einer Erkrankung der anderen und das Wissen, nicht alleine können für die Betroffenen eine starke Be zu sein, bedeuten für viele TeilnehmerInnen lastung sein. Oft muss das bisherige Le eine enorme Entlastung und geben Halt. ben komplett umgestellt werden und eine Vielzahl von Fragen stürzen auf die Pati Darüber hinaus kann durch den Austausch entInnen ein, die bis zur Verzweiflung füh von Erfahrungen wertvolles Wissen gesam Was Selbsthilfegruppen bei den TeilnehmerInnen bewirken können ... ren können. melt werden wie z.B.: ■■ der Umgang mit der Erkrankung im Alltag Abnahme krankheitsbedingter Belastungen Selbsthilfegruppen bieten einen Raum, in ■■ finanzielle und rechtliche Aspekte ■■ Steigerung des seelischen/körperlichen Wohlbefindens dem Erkrankte offen über ihre Probleme ■■ hilfreiche Einrichtungen im Gesundheits- ■■ Erhöhte Akzeptanz der Situation/des Problems sprechen können, und zwar mit Menschen, und Sozialwesen ■■ Abnahme von Schuldgefühlen die ähnliche Erfahrungen durchlebt haben. All dies trägt erwiesenermaßen erheblich ■■ Entlastung der Familie/des sozialen Umfelds Gemeinsam lassen sich leichter neue Wege zur besseren Bewältigung der eigenen Er ■■ Reduktion von Medikamenten finden, die zu mehr Selbstvertrauen und Le krankung bei. Kompetenzsteigerung und soziale Aktivierung bensfreude im Alltag führen. Der Zusam ■■ Verbesserung der praktischen Alltagsbewältigung menhalt durch die Gruppe, das Verständnis ■■ Zunahme des Problemwissens ■■ Anstieg des Selbstvertrauens Erfahrungsbericht eines Patienten: ■■ Anstieg des Aktivitätsniveaus ■■ Erhöhung der Kommunikationsfähigkeit „Nach der Bekanntgabe der Diagnose, der Operation und dem Krankenhausaufenthalt war Gezielter Umgang mit professioneller Versorgung ich so verzweifelt. Ich habe nicht gewusst, was ich machen soll. In der Gruppe habe ich er ■■ Selbstständigere, kritischere und gezieltere Nutzung fahren, dass mich jemand wirklich versteht, weil er die gleichen Probleme hat. Die Gruppe ■■ Vermehrter Einbezug alternativer Behandlungsmethoden hat mir geholfen, die Erkrankung erträglicher zu machen und aus meiner Verzweiflung he rauszufinden. Ich habe gelernt, dass ich trotz meiner Krankheit weiterleben kann und habe ■■ Verminderung von Arztbesuchen wieder Lebensqualität und Lebensfreude zurückgewonnen.“ ■■ Zugang zu neuem Wissen 4 5
Formen der Selbsthilfe Ein Gewinn für alle Vielseitige Zugänge Dagegen richten sich die Aktivitäten von Offen aufeinander zugehen tientInnen bedeuten eine starke Entlastung Grundsätzlich kann jeder Mensch an einer Selbsthilfeorganisationen stärker nach Obwohl viele stationäre PatientInnen am für die Krankenhaus-MitarbeiterInnen. Selbsthilfegruppe teilnehmen oder selbst außen. Meist in Vereinen organisiert, haben Austausch mit ähnlich betroffenen Per eine gründen. Selbsthilfegruppen richten die Mitglieder das Ziel, das soziale und po sonen interessiert sind, gibt es in manchen Ein Gewinn für alle sich stets nach den Bedürfnissen der Be litische Umfeld zu beeinflussen. Krankenhäusern noch Skepsis vor einer Zu Aber auch ÄrztInnen und Krankenhausper troffenen und sind daher höchst unter sammenarbeit mit Selbsthilfegruppen. Ei sonal gewinnen durch die Zusammenar schiedlich organisiert. Fließende Grenzen nerseits fehlt es an ausreichendem Wissen beit mit Selbsthilfegruppen neue Erkennt Von der Gruppe über die Organisation bis und Bewusstsein über den Wert von Selbst nisse über die alltäglichen Anforderungen Intimer Rahmen versus Öffentlichkeit zum Landesverband: Es existieren ver hilfe für PatientInnen; andererseits sind Zeit der PatientInnen, sowie wichtige Zusatzin Es gibt Selbsthilfegruppen für direkte Be schiedenste Mischformen und die Grenzen und Ressourcen oft sehr knapp. formationen besonders bei seltenen Krank troffene und Selbsthilfegruppen für Ange zwischen ihnen sind fließend. Die Größe ei heiten. So können Therapien noch besser hörige. Klassische Selbsthilfegruppen ner Selbsthilfegruppe sagt dabei nichts über Entlastung für das Personal auf die Bedürfnisse der PatientInnen abge sind lose organisiert und agieren stärker die Qualität ihrer Arbeit aus. Gerade kleine Die Beispiele aus der Praxis zeigen, dass stimmt werden. nach „innen“. Sie orientieren sich primär Gruppen verfügen oft über ein erstaunliches ein Aufwand ist, der sich lohnt und neue an den speziellen Bedürfnissen der Teil Spezialwissen, das einen wesentlichen Bei Chancen für alle Beteiligten bringt: Mit Die PatientInnen wiederum profitieren von nehmerInnen und fördern den persönlichen trag zur ganzheitlichen Betreuung der Pa glieder von Selbsthilfegruppen wirken der stärkeren PatientInnenorientierung und Erfahrungsaustausch von Betroffenen bei tientInnen leisten kann. selbst aktiv an ihrer Krankheitsbewältigung finden leichter aus dem Krankenhaus in den gemeinsamen Treffen. mit und unterstützen so auch die professio Alltag zurück, da sie durch die Gruppe be nelle therapeutische Arbeit. Informierte Pa gleitet werden. Aufteilung der Wiener Selbsthilfegruppen nach Problemlagen Nutzen für das Krankenhaus Nutzen für die Selbsthilfegruppe Gruppen für Angehörige ■■ Zuwachs an Reputation ■■ Kompetente AnsprechpartnerInnen Überwiegend sozial ■■ Entlastung für die MitarbeiterInnen ■■ Zugang zu aktuellen Erkenntnissen ■■ Lerngewinn für die MitarbeiterInnen ■■ Kontakte und Austauschmöglichkeiten Überwiegend psychisch ■■ Gezieltere Anpassung von Therapien ■■ Präsentationsmöglichkeiten Überwiegend körperlich ■■ Erleichterte Spitalsentlassung ■■ Höherer Bekanntheitsgrad ■■ Zufriedene MitarbeiterInnen ■■ Höheres Interesse der ÄrztInnen Aufteilung der bestehenden Selbsthilfegruppen in die Bereiche Gruppen für Angehörige, Gruppen zu überwiegend sozialen Themen, zu überwiegend psychischen und überwiegend körperlichen Themen (n=166; Quelle: SUS-Wien Jahresbericht 2005). ■■ Kompetenz- und Imagegewinn 6 7
Schritte in der Praxis Die Kooperation zwischen Krankenhaus Möglichkeiten einer Zusammenarbeit, da Die wichtigsten praktischen Schritte für das Krankenhaus: und Selbsthilfegruppe gelingt nur, wenn stets die Ressourcen und Wünsche sowohl die Kompetenzen beider Seiten akzeptiert des Krankenhauses als auch der Selbst Eine/Ein hausinterne/r Selbsthilfe- durch Kontaktaufnahme mit SUS werden, Grenzen der Handlungsbereiche hilfegruppe berücksichtigt werden müs gruppenkoordinatorIn für das ge- Wien. anerkannt und die Angebote der Selbsthil sen. Besonders wichtig für beide Seiten: samte Krankenhaus (abteilungsüber- ■■ Einladung von VertreterInnen der fegruppen als Ergänzung verstanden wer fixe Zeiten und die Art der Erreichbarkeit greifend) wird nominiert: Selbsthilfegruppe zu einem Ge den. Es gibt unterschiedlichste Formen und vereinbaren! ■■ Dient als Ansprechperson für alle spräch. Selbsthilfegruppen, die mit einer Ab Die wichtigsten praktischen Schritte für die Selbsthilfegruppe: teilung oder Ambulanz in Verbindung Form und Umfang einer Zusammenar- treten möchten. beit vereinbaren wie z.B.: Klärung der Kooperationsziele ■■ Personelle Ressourcen für den Kon ■■ Verweist an die zuständigen Per ■■ Die Selbsthilfegruppen stellen Infor ■■ Information und Sensibilisierung der takt mit PatientInnen sonen innerhalb der verschiedenen mationsmaterial zur Verfügung, das PatientInnen und Angehörigen ■■ Informationsmaterial (Folder etc. Abteilungen. auf den Abteilungen aufgelegt wer ■■ PatientInnenorientierte Qualitätsent für PatientInnen und Professionis ■■ Koordiniert und unterstützt die Abtei den kann. wicklung tInnen) lungen beim Auf- bzw. Ausbau der Zu ■■ Krankenhaus-MitarbeiterInnen in ■■ Kontakt und Austausch mit Profes sammenarbeit. formieren über das Bestehen einer sionistInnen Recherche: Wer ist die Ansprechper- ■■ Führt eine Dokumentation (z.B. für Selbsthilfegruppe und unterstützen ■■ Zuwachs an Mitgliedern zur Stärkung son für die Selbsthilfegruppe im Spi- den Jahresbericht) und sorgt für lau bei der Kontaktaufnahme bzw. er der Anliegen der eigenen Gruppe tal/in der Abteilung? fende Information zwischen Füh möglichen auf Wunsch PatientIn rungsebene und internen Mitarbei nenbesuche. Klärung, mit welchen Spitälern/Ab- Vereinbarung eines Vorstellungs- bzw. terInnen. ■■ Einladen von VertreterInnen der teilungen man in Zukunft in welcher Kooperationsgespräches Selbsthilfegruppe zu Besprechungen Form zusammenarbeiten möchte Eine Kontaktperson für Selbst (z. B. Teamsitzungen). Klärung, ob eine Kooperation in Frage hilfegruppen auf Abteilungsebene wird Klärung, welche Ressourcen in der kommt, und wenn ja, in welcher Form nominiert: Anmerkung Diese Schritte gelten als Empfehlung, um Selbsthilfegruppe für eine Koopera- und in welchem Umfang ■■ Recherche über relevante Diagno die Zusammenarbeit zu erleichtern. tion zur Verfügung stehen sen/Krankheiten auf der Abteilung/ ■■ Personelle Ressourcen für den Kon Informationsmaterial zur Verfügung Ambulanz. Weitere Hinweise finden Sie im Internet takt mit ProfessionistInnen stellen ■■ Recherche nach passenden Selbst unter www.sus-wien.at hilfegruppen über das Internet bzw. 8 9
Formen der Unterstützung Grenzen der Selbsthilfe Selbshilfegruppen leisten nicht ... Selbsthilfegruppen sind keine ‚„Lückenbü Selbsthilfegruppen KÖNNEN NICHT ... ßer“. Ihre Mitglieder arbeiten ehrenamtlich ■■ eine Therapie ersetzen, sondern „nur“ und freiwillig. Die Ressourcen von Selbst begleitend unterstützen hilfegruppen sind beschränkt und auf ■■ die Arbeit des Gesundheitssystems über grund der eigenen Erkrankungen sind ihre nehmen, sondern nur ergänzen VertreterInnen oft nur begrenzt belastbar. ■■ „verordnet“ werden Selbsthilfegruppen sind keine Dienstlei Sie sind ein Angebot zur Problembewälti stungsbetriebe, von denen man bestimmte gung, für das sich Betroffene und Angehö Leistungen fordern kann. Dies alles sollte rige freiwillig entscheiden. Jede Gruppe be in der Zusammenarbeit von ÄrztInnen und stimmt selbst, wie sie ein Thema bearbeitet, Bei der Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern und Selbsthilfegruppen geht es um Krankenhaus-MitarbeiterInnen bedacht und wie viele Mitglieder sie aufnimmt und wie ein konstruktives Miteinander, keinesfalls um Konkurrenz. Medizinisches Personal und berücksichtigt werden. sie arbeitet. Daher sind die Leistungen einer Selbsthilfegruppen können einander ergänzen. Wichtig auf beiden Seiten ist eine posi Selbsthilfegruppe immer selbstbestimmt. tive Grundeinstellung und der Wille zur Zusammenarbeit. Krankenhäuser unterstützen Selbshilfegruppen, wenn sie ... Aus der Sicht einer Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs: Die Mitbegründerin einer Frauenselbsthilfe nach Krebs berichtet, dass lange Zeit trotz vie Für einen Informationsaustausch zwi Selbsthilfegruppen Präsentationsmög ler Bemühungen der Selbsthilfegruppe kein dauerhafter Kontakt zu Krankenhäusern auf schen Krankenhäusern und Selbsthilfe lichkeiten bieten, z.B. gebaut werden konnte. Nach geraumer Zeit kam unerwartet ein Arzt von sich aus auf die gruppen sorgen ■■ Schwarzes Brett/Schaukästen Selbsthilfegruppe zu und lud die Gruppenleiterinnen zu einem Gespräch ein. Die Angst Informationen über Selbsthilfegruppen ■■ Interne Medien war groß, dass man von Seiten der Professionellen die Gruppe für ein „Kaffeekränzchen“ und SUS Wien in die internen Verteiler ■■ Seminare halten könnte. Dem war nicht so. Der Arzt bot einen kostenlosen Raum in der Klinik für die (Klinikzeitung etc.) aufnehmen ■■ Sprechstunden Gruppentreffen an. Die Gruppe erhielt die Möglichkeit, ReferentInnen einzuladen und die Selbsthilfegruppen Räume zur Verfü Das Angebot der Selbsthilfegruppen und ÄrztInnen der Klinik bei dringenden Fragen direkt und schnell zu kontaktieren. Auch konn gung stellen SUS Wien zur Beratung der Mitarbeiter ten die Patientinnen der Frauenklinik spontan und unbürokratisch an den Gruppentreffen Selbsthilfegruppen zu Veranstaltungen Innen nutzen teilnehmen. In der Folge wurde ein Besuchs- und Begleitdienst für Krebspatientinnen mit Hilfe des Arztes aufgebaut und der Hörsaal der Klinik für Informationsveranstaltungen ge einladen Den Aspekt der Selbsthilfe in Stations nutzt. Getreu dem Motto „Auffangen – Informieren – Begleiten“ konnte die Gruppe zeigen, Regelmäßige Treffen mit Selbsthilfegrup leiterInnenkonferenzen und Teamge dass auch mit Krebs ein lebenswertes und zufriedenes Leben möglich ist. pen organisieren spräche einbringen 10 11
Kooperationsbeispiele „Mir hilft die Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe- Selbsthilfeverein Pulmonale Hypertonie Selbsthilfegruppe für gruppe auch fachlich weiter. Woher soll ich zum Der Verein vermittelt PatientInnen Kon SchlaganfallpatientInnen takte zu spezialisierten Kliniken. Ein ge Aus der Gründung einer Selbsthilfegruppe Beispiel wissen, wie man eine Flugreise mit einem lungenes Projekt ist etwa die Einrichtung für SchlaganfallpatientInnen, initiiert durch Sauerstoffkonzentrator antritt?“ einer Schwesternstelle zum Thema Pul die Anfrage eines Patienten bei der Koor monale Hypertonie. Für die regelmäßigen dinationsstelle für Selbsthilfegruppen am Ein Spezialist für Lungen- und Bronchialheilkunde Treffen des Selbsthilfevereins stellt die Kli Krankenhaus, ergab sich der Wunsch nach nik Räume sowie ReferentInnen zur Verfü Rehasport im Krankenhaus. Dieser wird in gung. Bei medizinischen Studien ist die Ko zwischen im Rahmen des Programms „Prä operation zwischen Selbsthilfeverein und vention und Rehabilitation“ im Krankenhaus Internationale Beispiele für gelungene Kooperationen Klinik oft unerlässlich, da beide Seiten zur angeboten und bedeutet eine wichtige Er Erforschung der Krankheit beitragen und gänzung für die Schlaganfallbehandlung, Selbsthilfegruppe Kehlkopflose und Krankenhaus-MitarbeiterInnen ist die so aktiv bei der Suche nach neuen Thera da das Krankenhaus somit die umfas Die Mitglieder des Kehlkopfverbandes ma Zusammenarbeit mit der Selbsthilfegrup piemöglichkeiten mithelfen. sende Versorgung von der Akutphase bis chen Klinik- und Hausbesuche vor und nach pe unverzichtbar geworden. Viele Aktionen zur Nachbetreuung sicherstellen kann. Operationen. Sie begleiten Betroffene in und Anschaffungen wären ohne Engage Selbsthilfegruppe Diabetes Mellitus psychologischer und sozialer Hinsicht und ment der Gruppe nicht möglich gewesen. Anlässlich einer eintägigen Veranstaltung, Verband Organtransplantierter leisten Hilfe im Umgang mit Behörden. Die zu der die Klinik alle PatientInen mit einem Deutschlands Kliniken sind dankbar, dass der Verband zu Selbsthilfegruppe Hirn-Aneurysma Diabetes Mellitus Typ 1 einlud, entschieden Durch die Zusammenarbeit eines Selbst sätzliche Aufklärung bietet und so die Patien Die Gruppe steht im ständigen Kontakt mit einige Betroffene, sich regelmäßig zu tref hilfeverbandes mit einem Herz-Diabetes tInnen vor und nach der Operation beruhigt. einer Neurochirurgischen Klinik. Neben dem fen und eine Selbsthilfegruppe zu gründen. zentrum wird die Eigenverantwortlichkeit Einrichten einer Sprechstunde, regelmä Die Klinik unterstützt diese Gruppe seither, Herzztransplantierter gestärkt und Organ Elterngruppe krebskranker Kinder ßigen Vorträgen von FachärztInnen werden indem sie einen Raum für die Treffen bereit spendezahlen erhöht. Gemeinsame Pro Vor fast 20 Jahren stellte der damalige Lei auch gemeinsam Fortbildungsveranstal stellt. Eine Oberärztin der Klinik nimmt auf jekte: PatientInnenbroschüren, Forum „Be ter der Krebsabteilung einer Universitäts tungen organisiert. Die Gruppe stellt für die Einladung der Gruppe an den Treffen teil. troffene beraten Betroffene“, regelmäßige klinik Eltern von krebskranken Kindern ei ÄrztInnen eine wichtige Brücke zur vollstän Informationsrundschreiben, Internetauftritt, nen Raum zur Verfügung. Die Treffen finden digen Rehabilitation der PatientInnen dar. Seminare, Vorträge, Marketingmaßnahmen nach wie vor regelmäßig, bei Bedarf auch in der Klinik. mit ÄrztInnen und Krankenpflegepersonal der Klinik, statt. Aus Sicht der ÄrztInnen 12 13
Interview mit der Selbsthilfegruppe ÖGAST Andrea Hammerschmidt – Mitbegründerin der Selbsthilfegruppe ÖGAST im Interview Seit rund 18 Jahren unterstützt die medizinische Selbsthilfegruppe O|E|G|A|S|T (Öster reichische Gesellschaft für angeborene Stoffwechselstörungen) Personen, die von Phe nylketonurie (PKU) und Galaktosämie betroffen sind, sowie deren Eltern, Angehörige, FreundInnen und Interessierte. Die beiden seltenen Stoffwechselerkrankungen können nur durch eine lebenslange Diät therapiert werden. Wie kam es zur Gründung der Selbsthil- tin, einer Psychologin und einer Diätologin. fegruppe ÖGAST? Dort werden dann Erfahrungen und Studien Begonnen hat alles mit der Universitätskin ausgetauscht, Wünsche angehört und ge derklinik in Wien. Als Mutter eines Kindes meinsam Lösungen erarbeitet. Unter ande mit PKU suchte ich Eltern, die ebenfalls mit rem wird unter Oberaufsicht von Klinik-Mit diesem Schicksal konfrontiert sind. Nach arbeiterInnen auch ein Diät-Lerntraining für einem Besuch in Deutschland, wo es be Kinder und Jugendliche angeboten. Die Kin reits gut funktionierende Selbsthilfegruppen der lernen hier in 14 Tagen, sich richtig zu selzentren in Salzburg, Graz und Innsbruck Welche Vorteile ergeben sich für die gab, hatte ich den Wunsch, auch in Öster ernähren und Verantwortung für ihre Ess gegründet. Wir treffen uns ca. 14-tägig, bie Gruppe? reich eine Gruppe zu gründen. Aus Grün gewohnheiten zu übernehmen. ten Kochkurse, Wandertage und viele an Wir sind so immer auf dem neuesten Stand den des Datenschutzes hatten wir keinen dere Aktivitäten an. Derzeit sind wir ös der Wissenschaft und unmittelbare Konse Zugang zu anderen Betroffenen. Die Klinik Welche Entwicklung zeichnet sich inner- terreichweit rund 400 Mitglieder, neben quenzen können sofort besprochen werden. leitung ermöglichte es uns, schriftliches In halb der ÖGAST ab? Angehörigen und FörderInnen sind davon So eine Krankheit belastet ja die Psyche der formationsmaterial an betroffene Eltern und Ursprünglich waren die Mitglieder der etwa 250 direkt Betroffene. Da bei einem Betroffenen und deren Angehörigen mas Angehörige weiterzuleiten. ÖGAST hauptsächlich Eltern von Neuge derart eingeschränkten Lebensmittelreper siv. Die Klinik bietet hier sehr gute profes borenen und deren Angehörige, allmählich toire Vernetzung und Austausch äußerst sionelle psychologische Beratung und Be Wie verläuft die Zusammenarbeit? wird die Gruppe immer stärker von Selbst wichtig sind, haben sich Betroffene und treuung. Für das Krankenhaus sind die gut 3- bis 4-mal im Jahr treffen sich Vertrete betroffenen getragen. Um PatientInnen den Angehörige in der Europäischen PKU-Ge geschulten Eltern natürlich ebenso ein gro rInnen der Selbsthilfegruppe in Arbeitssit weiten Weg nach Wien zu ersparen, wur sellschaft [E.S.PKU] mittlerweile europa ßer Vorteil, da sie den MitarbeiterInnen eine zungen mit der Bereichsleitung, einer Ärz den mittlerweile eigenständige Stoffwech weit organisiert. Menge Arbeit ersparen. 14 15
Selbsthilfegruppen von A-Z A Down-Syndrom I M R W AD-HS (Aufmerksamkeits-/ Dystonie Interstitielle Cystitis Meningokokken Reanimation Wachkoma Hyperaktivitätsstörung) Messies Recklinghausen-Neurofi Adipositas Morbus Bechterew bromatose V Alkohol E K Morbus Crohn/Colitis ul Reizdarm Verwaiste Eltern Alopecia Areata Ehlers-Danlos-Syndrom Kehlkopflose und Hals cerosa Restless-Legs Verwitwete Menschen Alzheimer Endometriose atmer Morbus Parkinson Rett-Syndrom Amyotrophe Lateralskle Epidermolysis bullosa (= Kinder mit Speiseröhren Mukoviszidose Rheuma rose Schmetterlingskinder) missbildungen Multiple Sklerose Z Angst Epilepsie Kinderwunsch Muskelerkrankung Zeckenopfer Aphasie Essstörungen Kleinwuchs Myelom S Zöliakie Atopisches Ekzem Krebs (Brustkrebs, Blasen Schädel-Hirn-Trauma F krebs, Gebärmutterhals Schlaganfall Fibromyalgie krebs, Hautkrebs, Hoden N Schmerzen B krebs, Kinder mit Krebs, Neurodermitis Sehschädigung Beziehungssucht Lungenkrebs, Melanom, Nierentransplantation Spina Bifida Bipolare Depression G Myelomkrebs, Nieren Stoffwechselstörungen Gender krebs, Prostatakrebs) Stomaträger (angeboren) Gestose O Stottern C Osteoporose Chronische Myeloprolifera L tive Syndrome H Langzeit- und Heimbe T Cochlea Implantat Hämophilie atmung P Tinnitus Cystische Fibrose Hepatitis Legasthenie Psoriasis Tourette Syndrom Herzerkrankungen Lungenerkrankungen Psychische Belastungen Transgender HIV Lungenhochdruck Angehörige und Freunde Transplantation (Herz, D Hörbehinderung Lupus Erythematodes psychisch Erkrankter Lunge, Leber Depression Hypophyse Lymphödem Trauer Diabetes Dialyse 16 17
Danke! SUS stellt sich vor Das Projekt „Selbsthilfegruppen greifbar im Spital“ wurde im Rahmen des Kooperations- Selbsthilfe-Unterstützungsstelle SUS Wien Projekts PIK „PatientInnenorientierte Integrierte Krankenbetreuung in Wien“ geplant und SUS Wien ist die zentrale Anlaufstelle für Betroffene, Angehörige und VertreterInnen von umgesetzt (www.pik.or.at). Berufsgruppen, die Fragen zum Angebot und zur Arbeit von Selbsthilfegruppen in Wien haben. Gerne beraten Sie die MitarbeiterInnen von SUS Wien über die Existenz und die Auftraggeber Gesamtprojektmanagement Erreichbarkeit von Selbsthilfegruppen in Wien. ■■ Stadt Wien, vertreten durch die Bereichs Dachverband Wiener Pflege- und Sozial leitung für Strukturentwicklung einrichtungen Angebote von SUS Wien: ■■ Wiener Gebietskrankenkasse ■■ Information, Beratung und Unterstützung der Wiener Selbsthilfegruppen ■■ Beratung bei der Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfegruppen und Berufsgruppen Umsetzungsgruppe im Gesundheitswesen Die Umsetzungsgruppe setzt sich aus VertreterInnen folgender Organisationen zusammen: ■■ Internetdatenbank für die Suche nach Selbsthilfegruppen: www.sus-wien.at Selbsthilfegruppe für krankhafte Adipositas • PatientInneninitiative zur Mitarbeit und Mit ■■ Unterstützung bei der Gründung von Selbsthilfegruppen gestaltung im Gesundheitswesen • ÖGAST, Österreichische Gesellschaft für angebore ■■ Finanzielle Förderung von Selbsthilfegruppen ne Stoffwechselstörungen • Selbsthilfegruppe Schädel-Hirn-Trauma • AHA! Alkoholabhil fe • Österreichische Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung • SHG EHE – Eltern helfen Kontaktdaten Eltern • Vereinigung zugunsten körper- und mehrfachbehinderter Kinder • Lobby4Kids • Selbsthilfe-Unterstützungsstelle SUS Wien SHG Kehlkopflose und Halsatmer • Medizinisches Selbsthilfezentrum Wien „Martha Früh Guglgasse 7-9 wirt“• Vinzenz Gruppe Wien • Hartmannspital • Wiener Krankenanstaltenverbund, Teilun 1030 Wien ternehmung 1 • Hanusch-Krankenhaus der Wiener Gebietskrankenkasse • Krankenhaus Tel.: 01 / 4000 – 666 11 der Barmherzigen Brüder E-Mail: selbsthilfe@fsw.at Internet: www.sus-wien.at Koordination der Umsetzungsgruppe Selbsthilfe-Unterstützungsstelle SUS Wien Danke! Finanzierung des Projekts Ein besonderes Dankeschön gebührt den Wiener Selbsthilfegruppen, die durch ihre Mitarbeit und konstruktive Kri Die Umsetzung des Projekts erfolgt mit Förderungen des Wiener Reformpools. Die Gel tik wichtige Beiträge geleistet haben. der des Reformpools stammen von folgenden Organisationen: Vielen Dank auch an folgende Institutionen für die freundliche Erlaubnis, Kooperationsbeispiele aus ihren Publikati onen übernehmen zu dürfen: NAKOS – Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung Sozialversicherungsanstalt von Selbsthilfegruppen, Berlin; Pulmonale Hypertonie (PH) e.V. , Rheinstetten; BKK Bundesverband, Essen; Der der Gewerblichen Wirtschaft Paritätische Wohlfahrtsverband – Landesverband NRW – Fachberatung Gesundheitsselbsthilfe / Gesundheitsför derung, Koordinierungsstelle Wittener Kreis, Witten. 18 19
SUS Wien – Selbsthilfe-Unterstützungsstelle SUS Wien Tel.: 05 05 379-66 611 Guglgasse 7–9 oder 40 00-66 611 1030 Wien E-Mail: selbsthilfe@fsw.at Internet: www.sus-wien.at Wir sind da, um für Sie da zu sein. SozialRuf Wien 533 77 77 Täglich 8:00–20:00 Uhr Broschüren-Bestelltelefon 05 05 379-100 Mo–Fr 8:00–18:00 Uhr zum Ortstarif Internet www.fsw.at Impressum Herausgeber: Fonds Soziales Wien, Guglgasse 7–9, 1030 Wien, Tel.: 05 05 379, Redaktion, Gestaltung und Fotos: Fonds Soziales Wien, Öffentlichkeitsarbeit; Gedruckt auf ökolog. Druckpapier aus der Mustermappe »ÖkoKauf Wien«, Stand: März 2008 20
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