Coronavirus: Die Welt hält den Atem an - Volkswirtschaft im Fokus. Konjunktur und Märkte
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Volkswirtschaft im Fokus. Konjunktur und Märkte Aus dem Makro Research der Deka-Gruppe März 2020 Konjunktur 2-4 Zinsen und Renditen 5-6 Aktien 7-8 Emerging Markets 9 Währungen 10-12 Rohstoffe 13-14 Szenarien 15 Coronavirus: Die Welt hält den Atem an Liebe Anlegerinnen Anstieg des globalen Bruttoinlandsprodukts von 2,4 % und Anleger, (bisherige Prognose: 3,0 %) übrig. Wie ernst die jüngsten Entwicklungen genommen wer- bis weit in den Februar hinein haben die Fi- den, zeigen die Kommunikation und erste Maßnahmen nanzmärkte erfolgreich den diversen politi- seitens der Notenbanken und der Finanzpolitik. Eine schen Risiken und sogar dem Ausbruch des negative Abwärtsspirale aus schwächerer Konjunktur und Coronavirus vor allem in China getrotzt. An den labilerer Finanzmärkte muss unbedingt vermieden wer- Börsen erreichten die Indizes neue Allzeithochs, so auch den. Rasche Zinssenkungen oder Liquiditätsmaßnahmen der Deutsche Aktienindex DAX. Ende Februar hat es die wie auch Konjunkturpakete sollen die Welt schnell wieder Aktienmärkte dann aber doch erwischt: Trotz einer gerin- etwas aufatmen lassen. Nur so wird es möglich sein, dass ger werdenden Anzahl an Neuinfektionen in China stellte sich Finanzmarktteilnehmer durchringen können, durch die weltweite Ausbreitung des Coronavirus (vor allem in die zeitweilige Konjunkturschwäche hindurchzuschauen Südkorea, Italien und dem Iran) alles andere in den Schat- und auf ein U-förmiges Erholungsszenario zu setzen. Dies ten. So hielten die Börsianer unvermittelt die Luft an, und könnte auch zu einer rascheren Überwindung der Markt- es kam zu einem erheblichen Kursrutsch an den globalen schwäche beitragen als wir es derzeit erwarten. Umge- Börsen. Ebenso gingen die Renditen an den Rentenmärk- kehrt ist aber auch ein weiteres Abrutschen der Konjunk- ten in den Keller. turprognosen und Aktienmärkte denkbar, wenn die Skep- Die Belastungen der Infektionswelle für die Weltwirt- sis gegenüber dem Coronavirus und der Wirksamkeit der schaft sind unserer Einschätzung nach unverändert als Gegenmaßnahmen anhält oder sogar ansteigt. Kurz ge- zeitlich begrenzt zu bezeichnen, sie sind aber gewichti- sagt: Die kommenden Wochen werden zunächst weiter ger und halten etwas länger als bislang gedacht. Denn von ungewöhnlich starken Kursschwankungen an den erstens sind Lieferkettenunterbrechungen absehbar, Börsen geprägt sein. zweitens gibt es Absatzprobleme (vor allem nach China), Mit freundlichen Grüßen und drittens dürfte sich die Stimmung bei Unternehmern und Verbrauchern eintrüben, was zu einer Investitions- Ihr Ulrich Kater und Konsumzurückhaltung führt. Bei der Abschätzung Chefvolkswirt DekaBank der Belastungen des Coronavirus für die Weltwirtschaft kann es sich bei unserer aktuellen Prognose nur um eine Momentaufnahme handeln, die von ungewöhnlich hoher Unsicherheit gekennzeichnet ist. Da in Europa so rigide Quarantänemaßnahmen wie in China unrealistisch sind, ist eine weitere Ausbreitung des Coronavirus mit all ihren negativen Folgen nicht zu verhindern. Daher wird die Konjunktur auch im zweiten Quartal spürbar gedämpft, die gesamtwirtschaftliche Erholung dank der Nachholef- fekte dürfte sich mithin in die zweite Jahreshälfte 2020 verlagern. Für das Gesamtjahr 2020 bleibt nur noch ein
März 2020 Volkswirtschaft im Fokus Seite 2 Konjunktur Konjunktur Deutschland Im Fokus Vor kurzem schien die Welt noch in Ordnung, denn nicht nur der Industrie-Einkaufsmanagerindex und das ifo Geschäftsklima verbesserten sich. Doch im Verlauf des Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal, saisonbereinigt) Februar stiegen die Corona-Infektionszahlen in Europa 1,5 sprunghaft an. Leere Regale in den Supermärkten spie- 1,0 geln die Verunsicherung der Konsumenten, die sich auch bei den Unternehmen zeigen wird. Im schlechtesten Fall 0,5 könnten die zeitverzögerten Folgen der China-Infekti- onen in Europa gleichzeitig mit den europäischen Beein- 0,0 trächtigungen aufschlagen. Diese werden über schwäche- re (Ausrüstungs- und Lager-) Investitionen sowie über -0,5 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Beeinträchtigungen des Konsums die Konjunktur aus- bremsen. Quellen: Destatis, Prognose DekaBank Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt, nationale Definition) Perspektiven Die Konjunkturwelt hat sich geändert: Früher ging einem 7,0 Konjunkturzyklus irgendwann die Kraft aus, oder er wur- 6,5 de von der Geldpolitik beendet. Heutzutage scheinen die zyklischen Kräfte der Konjunktur nur noch eine unterge- 6,0 ordnete Rolle zu spielen. Der Konjunkturzyklus hängt am 5,5 Tropf der Geldpolitik, die den Hahn nicht zudreht, und 5,0 konjunkturelle Schwächephasen resultieren aus exoge- nen Ereignissen wie dem Handelsstreit, dem Brexit oder 4,5 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 aus strukturellen Faktoren. Letztere gewinnen im aktuel- Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Prognose DekaBank len Konjunkturgeschehen immer mehr an Bedeutung. So ändert die Weltwirtschaft, angestoßen vom Neo-Protek- Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) tionismus, ihre Gestalt. Sie wird geprägt von technologi- schen Entkopplungen, Regionalisierung und Produktion 3 beim Kunden. In Deutschland kommen hausgemachte 2 Faktoren hinzu: Immer mehr macht sich die Alterung der Gesellschaft bemerkbar. Auch der Klimawandel mit sei- 1 nen Herausforderungen und mit den oftmals erratischen Reaktionen der Politik zählen dazu. Eines der ersten Op- 0 fer dieser Entwicklung ist die Automobilindustrie mit -1 entsprechenden Ausstrahleffekten auf die gesamte deut- 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 sche Konjunktur. Diesen strukturellen Änderungen steht Quellen: Destatis, Prognose DekaBank die Politik bislang konzeptlos gegenüber: Entweder wer- den überhastete Entschlüsse getroffen oder wichtige Wichtige Daten im Überblick Weichen nicht gestellt, wie beim Ausbau der digitalen Deutschland 2019P 2020P 2021P und analogen Infrastruktur, bei einer Technologie- Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.) 0,6 0,5 1,3 neutralen Forschungsförderung oder in der Bildungspoli- Arb.-losenquote (%, sb., nat. Def.) 5,0 5,2 5,1 tik. Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 1,4 1,4 1,6 Finanzierungssaldo des Staates* 1,2 0,6 0,3 Schuldenstand des Staates* 59,2 56,8 55,0 Leistungsbilanzsaldo* 7,2 6,6 6,2 Dez 19 Jan 20 Feb 20 Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 1,5 1,6 1,7 Arb.-losenquote (%, sb., nat. Def.) 5,0 5,0 5,0 Eink.-managerind. (verarb. Gew.; Pkte.) 43,7 45,3 47,8 ifo Geschäftsklima (Punkte) 96,3 96,0 96,1 * in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Destatis, ifo Institut, Markit, Prognose DekaBank (P)
März 2020 Volkswirtschaft im Fokus Seite 3 Konjunktur Konjunktur Euroland Im Fokus Die wirtschaftliche Entwicklung in Euroland hat im vierten Quartal 2019 mit einem Wachstum um 0,1 % im Ver- gleich zum Vorquartal enttäuscht. Die wichtigsten Früh- Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal, saisonbereinigt) indikatoren hingegen haben positiv überrascht und sig- 1,5 nalisieren damit eigentlich ein Anziehen der Konjunktur. Doch die Corona-Krise macht hier einen Strich durch die 1,0 Rechnung. Die schnelle Ausbreitung in den EWU-Ländern führt zu einer deutlichen Verschlechterung der Lage und 0,5 des wirtschaftlichen Ausblicks. Darüber hinaus wird die von China ausgehende Unterbrechung der Lieferketten 0,0 erst mit Verzögerung in Euroland ankommen. Für das erste Quartal ist mit einer gesamtwirtschaftlichen Stag- -0,5 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 nation zu rechnen. Einzelne Länder dürften im ersten Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank Halbjahr 2020 sogar in eine Rezession abrutschen. Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt, EU-Definition) Perspektiven Euroland wächst, aber die Konjunkturdynamik ist mitt- 12 lerweile geringer als die Normalgeschwindigkeit, das 11 sogenannte Potenzialwachstum. Die Volkswirtschaften in 10 der Europäischen Währungsunion profitieren zwar von 9 der sehr lockeren Geldpolitik und einer stetigen Verbes- 8 serung am Arbeitsmarkt. Auch schlägt sich die sinkende 7 Arbeitslosigkeit inzwischen in steigenden Löhnen nieder, ohne aber zu merklichem Inflationsdruck zu führen. Doch 6 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 die Aufräumarbeiten nach der globalen Finanzkrise und der Euro-Staatsschuldenkrise bleiben mühsam. Sie wer- Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank den noch einige Zeit benötigen. Dies betrifft vor allem den Schuldenabbau und die Strukturreformen. Beide Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) kommen nur schleppend voran. Die Schuldenstands- 3 quoten auf den in den Maastricht-Kriterien definierten Zielwert von 60 % zu reduzieren, scheint für die meisten 2 Länder in den kommenden Jahren unerreichbar. In Frank- 1 reich, Italien, Spanien, Portugal und Griechenland wurden zwar einige Strukturreformen angestoßen, aber deren 0 Umsetzung gelingt nicht überall konsequent bzw. wird zum Teil wieder rückgängig gemacht. Der Weg hin zu -1 nachhaltigen und regelkonformen Staatsfinanzen ist 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 noch weit. Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Euroland 2019P 2020P 2021P Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.) 1,2 0,4 1,4 Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 1,2 1,1 1,4 Finanzierungssaldo des Staates* -0,8 -0,9 -1,0 Schuldenstand des Staates* 86,4 85,1 84,1 Leistungsbilanzsaldo* 3,3 3,0 2,9 Dez 19 Jan 20 Feb 20 Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 1,3 1,4 1,2 Arb.-losenquote (%, sb., EU-Def.) 7,4 7,4 Economic Sentiment (Punkte) 100,9 102,6 103,5 * in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts; Quellen: Eurostat, Markit, Prognose DekaBank (P)
März 2020 Volkswirtschaft im Fokus Seite 4 Konjunktur Konjunktur Welt Im Fokus Der von uns berechnete globale Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ist im Februar von 50,4 auf 47,6 Punkte geradezu eingebrochen. Dies war der Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorjahr) ausgeprägteste monatliche Rückgang seit November 5 2008, also zur Zeit der globalen Finanzkrise. Im Gegen- satz zu damals war von der jüngsten Stimmungseintrü- 4 bung nur ein Land maßgeblich betroffen: China. Hier 3 machten sich die Auswirkungen der Corona-Krise be- merkbar. Seither breitet sich der Virus in nahezu allen 2 Teilen der Welt aus, sodass im März außerhalb Chinas 1 ebenfalls mit schwächeren Stimmungswerten zu rechnen ist. Hierbei handelt es sich nicht nur um „schlechte Stim- 0 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 mung“. Vielmehr nehmen die Probleme der Unternehmen Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank mit Lieferketten zu, die Konsumnachfrage sinkt und In- vestitionspläne werden verschoben. Erst im Lauf des Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorjahr) zweiten Quartals wird sich die wirtschaftliche Entwicklung 6 in den meisten Regionen wieder normalisieren. 5 4 Perspektiven 3 Seit Mitte 2009 befindet sich die Weltwirtschaft in einem 2 konjunkturellen Aufschwung. Hierbei gab es drei Phasen 1 mit schwächeren Wirtschaftswachstum, die stets politi- 0 sche Ursachen hatten: Nach der Schuldenkrise 2011/12 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 sorgten ausgeprägte Rezessionen in Russland und Brasi- lien 2015 für eine globale Entschleunigung. Die relativ Schwellenländer Industrieländer synchrone Wachstumsbeschleunigung fand 2018 ein Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank Ende, als sich im Zuge der zunehmenden Handelskonflik- te zwischen den USA und mehreren Handelspartnern die Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe (Punkte) Verunsicherung der Unternehmen zunehmend belastend 56 bemerkbar machte. Die überwiegende Mehrheit der Zent- 54 ralbanken vollzog in diesem Umfeld eine geldpolitische Kehrtwende: Statt die geldpolitischen Zügel zu straffen 52 und damit die Geldpolitik zu normalisieren, wurden er- 50 neute Lockerungsmaßnahmen vorgenommen. Die Belas- tungen durch den Coronavirus rufen nun die Zentralban- 48 ken, aber auch die Fiskalpolitik auf den Plan. Die wirt- 46 schaftliche Entwicklung wird in diesem Jahr nicht nur von 2015 2016 2017 2018 2019 2020 der weiteren Ausbreitung des Virus abhängen, sondern Quellen: Markit, ISM, Reuters, DekaBank auch von der raschen Umsetzung von staatlichen Hilfs- maßnahmen, insbesondere für finanzschwache Unter- Wichtige Daten im Überblick nehmen. Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.) 2019P 2020P 2021P Welt 2,9 2,4 3,4 Industrieländer 1,7 0,9 1,8 Schwellenländer 3,9 3,5 4,6 Mittel- und osteurop. Länder 2,1 2,5 2,7 Lateinamerika -0,6 0,7 1,9 Asien (ohne Japan) 5,3 4,3 5,7 Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank (P)
März 2020 Volkswirtschaft im Fokus Seite 5 Zinsen und Renditen Geldmarkt Euroland Im Fokus Durch die Ausbreitung des Coronavirus haben sich die Perspektiven für das Wirtschaftswachstum und die Infla- tion im Euroraum verschlechtert, was den Handlungs- EZB-Leitzinsen (% p.a.) druck auf die EZB erhöht. Nach den Erfahrungen vom 0,25 September 2019 gehen wir aber davon aus, dass sie nur 0,00 solche Maßnahmen beschließen wird, für die im EZB-Rat eine nahezu einhellige Unterstützung besteht. Für die -0,25 Sitzung im März rechnen wir daher mit einem nicht allzu -0,50 großen Paket, denn einige Ratsmitglieder betonen die Unsicherheit über das Ausmaß der wirtschaftlichen Fol- -0,75 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 gen des Corona-Ausbruchs, äußern nach wie vor Beden- Hauptrefinanzierungssatz Einlagensatz ken wegen der Nebenwirkungen einer stark expansiven Geldpolitik und verstärken ihren Appell an die Fiskalpoli- Quellen: Europäische Zentralbank, Prognose DekaBank tik. Die EZB dürfte ihre Nettowertpapierkäufe befristet für wenige Monate auf bis zu 40 Mrd. Euro anheben und die EURIBOR-Sätze (% p.a.) Konditionen der Langfristtender TLTRO-III attraktiver 0,5 machen. Von einer erneuten Senkung des Einlagensatzes gehen wir nicht aus, die diesbezüglichen Markterwartun- gen dürften aber auch nach der März-Sitzung vorerst 0,0 bestehen bleiben. Perspektiven -0,5 In den letzten zwei Jahren litt die Wirtschaft des Eu- 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 roraums unter der globalen Wachstumsverlangsamung, 3 Monats-EURIBOR 12 Monats-EURIBOR während die Inlandsnachfrage relativ kraftvoll blieb. Zu Jahresanfang verdichteten sich Hinweise, dass das Quellen: European Money Markets Institute, Prog. DekaBank Wachstum im Euroraum seine Talsohle durchschritten hatte. Aber selbst in diesem sich bessernden Umfeld EONIA-Swapkurve (% p.a.) plante die EZB nur einen langsamen geldpolitischen 0,0 Ausstieg, weil sie sicherstellen wollte, dass die Inflation -0,2 nachhaltig auf ihren Zielwert von knapp 2 % konvergiert. Aufgrund des Corona-Ausbruchs dürfte die EZB diesen -0,4 Ausstiegsprozess bis auf Weiteres unterbrechen und ihre Geldpolitik vorübergehend sogar noch weiter lockern. -0,6 Denn selbst wenn die konjunkturellen Auswirkungen -0,8 temporär bleiben, dürften sie dazu führen, dass die Kern- 0 12 24 36 inflation in den nächsten ein bis zwei Jahren kaum zu- Monate nimmt. Vor diesem Hintergrund könnten sich die Noten- Quellen: Bloomberg, DekaBank banker auf einen Kompromiss verständigen, die Netto- wertpapierkäufe vorübergehend anzuheben, die Leitzin- Wichtige Daten im Überblick sen aber unverändert zu lassen. Auf eine erneute Sen- Euroland: Zinsen (% p.a.) 04.03.2020 vor 1 Mon. vor 1 Jahr kung des Einlagensatzes würden sie nur dann zurückgrei- EZB-Leitzins (Hauptrefin.-satz) 0,00 0,00 0,00 fen, falls sich die wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus 3 Monats-EURIBOR -0,47 -0,40 -0,31 12 Monats-EURIBOR -0,36 -0,29 -0,11 als schwerwiegender erweisen als bislang angenommen. EURIBOR-Future, Dez. 2020 -0,58 -0,44 -0,07 Bei allmählich weiter steigenden Überschussreserven EURIBOR-Future, Dez. 2021 -0,56 -0,41 0,16 dürften sich die EONIA- und EURIBOR-Sätze noch für Prognose DekaBank (% p.a.) in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. lange Zeit auf ihren derzeitigen Niveaus seitwärts bewe- EZB-Leitzins (Hauptrefin.-satz) 0,00 0,00 0,00 gen, während die Geldmarktfutures vorerst weiterhin 3 Monats-EURIBOR -0,42 -0,40 -0,40 eine hohe Wahrscheinlichkeit für Leitzinssenkungen 12 Monats-EURIBOR -0,31 -0,28 -0,26 andeuten. Quellen: Europäische Zentralbank, European Money Markets Institute, Bloomberg, DekaBank
März 2020 Volkswirtschaft im Fokus Seite 6 Zinsen und Renditen Rentenmarkt Euroland Im Fokus Die Ausbreitung des Coronavirus hat auf verschiedene Weisen zu niedrigeren Renditen von Bundesanleihen geführt: Die Wachstums- und Inflationserwartungen wur- Deutschland: Renditen (% p.a.) den nach unten korrigiert und damit einhergehend rech- 1,0 nen Marktteilnehmer mit einer noch expansiveren Geld- politik. Darüber hinaus führt die Verunsicherung der 0,5 Anleger zu einer stärkeren Nachfrage nach risikoarmen 0,0 Bundesanleihen. Einige dieser Effekte dürften abebben, -0,5 sofern die konjunkturellen Auswirkungen des Corona- Ausbruchs überschaubar bleiben. Zudem rechnen wir -1,0 eher mit temporären unkonventionellen Maßnahmen der 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 EZB als mit weiteren Leitzinssenkungen. Allerdings dürfte 2-jährige 10-jährige die niedrige Inflation noch für einige Jahre einem geldpo- Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank litischen Ausstieg im Wege stehen. Dies fixiert das kurze Ende der Bundkurve und begrenzt das Potenzial einer Frankreich und Niederlande: Renditen (% p.a.) möglichen Versteilerung. 1,5 Perspektiven 1,0 Die Auswirkungen des Coronavirus auf die Realwirtschaft 0,5 sind zwar noch mit großer Unsicherheit behaftet. Im Hin- 0,0 blick auf die Rentenmärkte dürften sie die Effekte der -0,5 niedrigen Inflation und der expansiven Geldpolitik aber -1,0 noch verstärken. Die EZB dürfte bemüht sein, den neuen 2015 2016 2017 2018 2019 2020 makroökonomischen Risiken durch temporäre unkonven- Frankreich, 10-jährige Niederlande, 10-jährige tionelle Maßnahmen zu begegnen, wie eine befristete Erhöhung ihrer Wertpapierkäufe und zusätzliche Lang- Quellen: Bloomberg, DekaBank fristtender. Eine Senkung des Einlagensatzes, die sich nicht so leicht wieder rückgängig machen ließe, dürfte sie Italien und Spanien: Renditen (% p.a.) aber nur beschließen, falls die Folgen des Corona- 4 Ausbruchs schwerwiegender sein sollten als bislang an- 3 genommen. Dennoch dürften Marktteilnehmer in den kommenden Monaten weiterhin von einer hohen Wahr- 2 scheinlichkeit für Leitzinssenkungen ausgehen, was an- 1 haltenden Abwärtsdruck auf die Renditen in den kurzen Laufzeitbereichen ausübt. Gleichzeitig rückt ein geldpoli- 0 2015 2016 2017 2018 2019 2020 tischer Ausstieg in noch weitere Ferne, was einer Ver- steilerung der Bundkurve entgegenwirkt. Durch den Italien, 10-jährige Spanien, 10-jährige Corona-Ausbruch ist das Potenzial für eine expansivere Quellen: Bloomberg, DekaBank Fiskalpolitik etwas größer geworden. Für den Euroraum als Ganzes ist dennoch mit keinem allzu großen Stimulus Wichtige Daten im Überblick zu rechnen. Eine zentrale fiskalische Instanz fehlt und die Renditen (% p.a.) 04.03.2020 vor 1 Mon. vor 1 Jahr zwischenzeitliche Spreadausweitung in der Euroland- Deutschland 2J -0,84 -0,65 -0,51 peripherie unterstreicht, dass die finanziellen Möglich- Deutschland 10J -0,64 -0,40 0,16 Frankreich 10J -0,32 -0,14 0,56 keiten dieser Mitgliedsländer begrenzt sind. Der wich- Italien 10J 1,01 0,95 2,74 tigste Effekt der Fiskalpolitik besteht unseres Erachtens Spanien 10J 0,18 0,27 1,17 darin, konjunkturelle Abwärtsrisiken zu begrenzen, was Prognose DekaBank (% p.a.) in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. indirekt zu wieder höheren Renditen in den längeren Deutschland 2J -0,80 -0,75 -0,65 Laufzeitbereichen beiträgt. Deutschland 10J -0,55 -0,45 -0,30 Quellen: Bloomberg, DekaBank
März 2020 Volkswirtschaft im Fokus Seite 7 Aktien Aktienmarkt Deutschland Im Fokus Mit der zunehmenden Ausbreitung von Covid-19 außer- halb Chinas hat sich das Umfeld für Wirtschaft, Unter- nehmen und Kapitalmärkte deutlich verändert, was zu DAX (Indexpunkte; Ende 1987=1000) einer starken Korrektur an den Aktienmärkten geführt 16.000 hat. Die Störungen in den Produktions- und Lieferketten 14.000 dürften im März und April deutlicher sichtbar werden und 12.000 für Gewinnwarnungen bei den Unternehmen sorgen. Die Gewinnschätzungen für die DAX 30-Unternehmen bedür- 10.000 fen einer spürbaren Anpassung nach unten. Im laufenden 8.000 Jahr ist von einer Stagnation und nicht wie ursprünglich 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 erwartet von einem Anstieg um rund 10 % auszugehen. Wertent- von 04.03.14 04.03.15 04.03.16 04.03.17 04.03.18 04.03.19 Die Aktienkurse werden zunächst hohe Kursschwankun- wicklung bis 04.03.15 04.03.16 04.03.17 04.03.18 04.03.19 04.03.20 DAX 18,78% -13,75% 22,43% -0,94% -2,69% 4,62% gen mit scharfen Kursrücksetzern aufwiesen. Sobald sich Quellen: Bloomberg, Factset, Prognose DekaBank aber abzeichnet, dass Covid-19 zwar zu einer heftigen, aber dennoch nur temporären Störung im Unterneh- Kurs-Gewinn-Verhältnis DAX menssektor führt, dürften sich die Aktienmärkte auch sehr schnell erholen. 16 Perspektiven 14 Die deutsche Volkswirtschaft ist von den veränderten globalen Rahmenbedingungen sowohl konjunkturell als 12 auch strukturell negativ betroffen, und die Wachstums- erwartungen mussten im letzten Jahr massiv nach unten 10 angepasst werden. Vor allem die Lage im deutschen Ma- 2015 2016 2017 2018 2019 2020 schinenbau ist sehr angespannt. Dies gilt für die in dieser Branche tätigen Unternehmen selbst wie auch für die mit Quellen: Factset, DekaBank ihnen verwobenen Unternehmen. Zu dieser bereits ange- spannten Situation kommt jetzt noch die Corona- Preis-Buchwert-Verhältnis DAX Infektionswelle, die zusätzlich belastet und das gesamt- 2,0 wirtschaftliche Wachstum auf nochmals niedrigere Ni- 1,8 veaus drückt. Auch die Weltwirtschaft ist durch die Virus- Ausbreitung negativ betroffen und wird auf Jahressicht 1,6 gegenüber dem ursprünglichen Ausblick deutlich an 1,4 Wachstum einbüßen. Diesem allgemeinen Trend werden sich die deutschen Unternehmen nicht entziehen können, 1,2 sie treten dieser Situation aber mit guten Bilanzen und 1,0 wenig ambitionierten Bewertungen entgegen. Unterstüt- 2015 2016 2017 2018 2019 2020 zend kommt hinzu, dass sowohl die Geldpolitik als auch Quellen: Factset, DekaBank die Fiskalpolitik dabei ist, auf die aktuelle Situation ent- sprechende Antworten zu finden und Maßnahmen umzu- Wichtige Daten im Überblick setzen. Dies wirkt kurzfristig vor allem dem Risiko von Aktienmarkt 04.03.2020 vor 1 Monat vor 1 Jahr Finanzmarktverwerfungen entgegen, unterstützt mittel- DAX (Indexp.) 12.128 13.282 11.593 fristig aber auch die konjunkturellen Perspektiven. Der DAX (Veränd. in % seit …) -8,69 4,62 Verlauf für Wirtschaft und Kapitalmärkte dürfte einer „U- Prognose DekaBank in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. Erholung“ ähneln. Das bedeutet, dass Störungen tempo- DAX (Indexp.) 13.000 13.600 13.600 Kennzahlen* Kurs-Gew.- Kurs-Buchw.- Dividenden- rär bleiben und es im zweiten Halbjahr zu deutlichen Verhältnis Verhältnis rendite % Nachholeffekten kommen sollte. DAX aktuell 12,66 1,37 3,49 DAX Ø (10 Jahre roll.) 11,95 1,47 3,45 * Konsensschätzung auf Basis der kommenden zwölf Monate Quellen: Bloomberg, Factset, DekaBank
März 2020 Volkswirtschaft im Fokus Seite 8 Aktien Aktienmärkte Welt USA Nachdem der US-Aktienmarkt Ende Januar aufgrund von Sorgen um die Coronavirus-Epidemie in China korrigiert hatte, konnte er sich in der ersten Februarhälfte deutlich USA: S&P 500 (Indexpunkte) erholen. Überzeugende Unternehmensgewinne und Kon- 3400 junkturdaten sowie sinkende tägliche Neuinfektionszah- 3000 len in China sorgten für neue Rekordstände. Dann aber 2600 korrigierte der S&P 500 binnen einer Woche um über 2200 10 %. Auslöser war die zunehmende Ausbreitung des 1800 Coronavirus außerhalb von China. Zudem warnten zahl- reiche Firmen vor den negativen Effekten durch geringere 1400 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Nachfrage und Produktionsprobleme. Anfang März erhol- Wertent- von 04.03.14 04.03.15 04.03.16 04.03.17 04.03.18 04.03.19 ten sich die Kurse aufgrund einer außerplanmäßigen wicklung bis 04.03.15 04.03.16 04.03.17 04.03.18 04.03.19 04.03.20 S&P 500 11,99% -4,70% 19,16% 12,93% 3,77% 12,08% Zinssenkung der Fed. Kurzfristig bleibt die Entwicklung Quellen: Bloomberg, Factset, Prognose DekaBank der Corona-Krise der wichtigste Faktor für die Märkte. USA: Kurs-Gewinn-Verhältnis S&P 500 Japan Japan steckt in einer Rezession. Erst belastete die Erhö- 19 hung der Mehrwertsteuer, nun der Coronavirus. Dessen stärkere globale Ausbreitung belastete Ende Februar die 17 Kurse. Die Nachrichten zur weiteren Verbreitung des Virus bleiben entscheidend für die Märkte. Unterstützung 15 für japanische Aktien könnten entschlossene Maßnah- men der Regierung (Fiskalpaket) und der Zentralbank BoJ 13 bieten. Mittelfristig positiv zu werten sind daneben auch 2015 2016 2017 2018 2019 2020 die geringe Bewertung, die verhaltene Positionierung ausländischer Anleger und die strukturelle Verbesserung Quellen: Factset, DekaBank der Corporate Governance. Japan: Topix (Indexpunkte) Perspektiven 2000 Konjunktur und Gewinne in den USA entwickeln sich ro- bust und die expansive Ausrichtung der US-Notenbank 1600 unterstützt den Markt, der bewertungsseitig nicht güns- tig ist. Nun gibt es mit dem Coronavirus einen Risikofak- 1200 tor, der für große Unsicherheit sorgt. In unserem Haupt- szenario sollte auf die Belastungen im ersten Halbjahr 800 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 eine Erholung in der zweiten Jahreshälfte folgen. Gene- Wertent- von 04.03.14 04.03.15 04.03.16 04.03.17 04.03.18 04.03.19 rell sollten das tiefe Zinsniveau und der Mangel an rendi- wicklung bis 04.03.15 25,99% 04.03.16 -9,34% 04.03.17 13,28% 04.03.18 9,65% 04.03.19 -4,73% 04.03.20 -7,69% testarken Anlagealternativen die Aktienmärkte mittel- TOPIX und längerfristig unterstützen. Quellen: Bloomberg, Factset, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Aktienmarkt 04.03.2020 vor 1 Monat vor 1 Jahr S&P 500 (Indexp.) 3.130 3.298 2.793 S&P 500 (Veränd. in % seit …) -5,1 12,1 Prognose DekaBank in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. S&P 500 (Indexp.) 3.200 3.300 3.300 TOPIX (Indexp.) 1.600 1.650 1.600 Kennzahlen* Kurs-Gew.- Kurs-Buchw.- Dividenden- Verhältnis Verhältnis rendite % S&P 500 16,6 3,0 2,2 TOPIX 12,2 1,0 2,8 * Konsensschätzung auf Basis der kommenden zwölf Monate Quellen: Bloomberg, Factset, DekaBank
März 2020 Volkswirtschaft im Fokus Seite 9 Emerging Markets Emerging Markets Im Fokus Die Sorge um die wirtschaftlichen Folgen der Corona- Epidemie hat zu einem deutlichen Anstieg der Risiko- aversion geführt. Schwellenländeranlagen gerieten unter Aktien: MSCI Emerging Markets (Performanceindex, in Euro) Druck. Der Virus wird sich in den kommenden Wochen 750 weltweit weiter ausbreiten. Verbraucher werden ihren 650 Konsum und einige Betriebe ihre Produktion einschrän- ken. Da der Verlauf der Epidemie und ihre wirtschaftli- 550 chen Folgen schwer einzuschätzen sind, dürfte die Ver- 450 unsicherung zunächst hoch bleiben. Eine schnelle 350 Markterholung ist in diesem Umfeld eher unwahrschein- 2015 2016 2017 2018 2019 2020 lich. Unterstützung gibt erstens die Gewissheit, dass es Wertent- von 04.03.2014 04.03.15 04.03.16 04.03.17 04.03.18 04.03.19 sich um eine vorübergehende Belastung handelt. Zwei- wicklung bis 04.03.2015 04.03.16 04.03.17 04.03.18 04.03.19 04.03.20 MSCI EM 30,42% -16,23% 26,02% 11,75% -0,30% 3,07% tens haben Regierungen und Zentralbanken in Schwel- Quellen: MSCI, DekaBank len- wie in Industrieländern bereits mit Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft reagiert oder solche in Aussicht Renten: EMBIG Diversified-Spread (Basispunkte) gestellt. Beides dürfte dazu beitragen, dass das weitere Abwärtspotenzial begrenzt bleibt. In Argentinien bereitet 600 die Regierung einen Umschuldungsvorschlag vor, der 500 den Investoren voraussichtlich einen hohen Forderungs- verzicht abverlangen wird. Der militärische Konflikt in 400 Nordsyrien hat für die Türkei politische und finanzielle Kosten zur Folge. 300 Perspektiven 200 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Die Corona-Epidemie sorgt in der ersten Jahreshälfte für eine starke Belastung der Weltwirtschaft. Die Effekte Quellen: J.P. Morgan, Bloomberg, Prognose DekaBank dürften vorübergehend sein, doch die Unsicherheit um den weiteren Ansteckungsverlauf ist hoch. Als dauerhaf- Renten: Performanceindizes EMBIG Div. und GBI EM Div. ter Belastungsfaktor für die Unternehmensstimmung 130 kommt die Unsicherheit um die Zukunft der Welthan- 120 delsordnung hinzu. Die Beispiele Argentinien und Liba- non rufen zudem in Erinnerung, dass es in einzelnen 110 Schwellenländern zu schweren Krisen kommen kann. 100 Wenn die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Epidemie 90 EMBIG Div.* (Jan. 2015 =100) besser abschätzbar sind, wird sich der Fokus der Märkte GBI EM Div.** (Jan. 2015 =100) jedoch wieder stärker auf das insgesamt positive Umfeld 80 2015 2016 2017 2018 2019 2020 für Schwellenländeranlagen richten: Das Wirtschafts- wachstum ist insbesondere in Asien deutlich höher als in * in EUR hedged; ** in EUR den Industrieländern. Die meisten Regierungen sind Quellen: J.P. Morgan, Bloomberg, DekaBank zudem darauf bedacht, die makroökonomische Stabilität zu sichern, um Krisenrisiken zu begrenzen. Das globale Wichtige Daten im Überblick Niedrigzinsumfeld dürfte noch für viele Jahre anhalten. Emerging Markets % ggü. % ggü. % ggü. (Performance in EUR) 04.03.2020 Vormon. Jahresanf. Vorjahr Dies hat bereits in den vergangenen Jahren dazu geführt, MSCI Em. Markets Total Ret. 637 -5,1 -6,0 3,1 dass immer mehr Investoren Schwellenländeranlagen als EMBIG Div* Performanceind. 505 0,9 2,2 9,1 strategischen Bestandteil ihres Portfolios betrachten, der GBI EM Div** Perform.-ind. 277 -1,9 -0,6 8,7 zum Vergleich: auch in unsicheren Zeiten gehalten und im Zeitverlauf REXP Performanceind. 502 1,0 1,7 2,8 aufgestockt wird. Daran wird sich nach unserer Einschät- MSCI World Total Return 337 -6,5 -3,9 11,8 zung auch in den kommenden Jahren nichts ändern. Prognose DekaBank in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. EMBIG Div-Spread (Basisp.) 356 350 340 300 * Hartwährungsanleihen (EUR hedged), ** Lokalwährungsanl. Quellen: MSCI, J.P. Morgan, Bloomberg, DekaBank
März 2020 Volkswirtschaft im Fokus Seite 10 Währungen Währungen: EUR-USD Im Fokus Der Euro befand sich im vergangenen Monat in der Corona-Achterbahn. Der EUR-USD-Wechselkurs startete mit 1,10 in den Monat. Die Verschärfung der Lage in Chi- Wechselkurs EUR-USD na und die ersten Covid-19-Fälle in den EWU-Ländern 1,3 haben nicht nur die Zinsen in Euroland stark unter Druck gebracht, sondern damit einhergehend auch den Euro. 1,2 Der Euro ist gegenüber dem US-Dollar bis auf 1,07 EUR- USD abgestürzt. Dies war der niedrigste Stand seit fast 1,1 drei Jahren. Erst Mitte Februar stabilisierte sich der EUR- USD-Wechselkurs und kletterte am 2. März sogar auf einen Stand von 1,11. Es lag allerdings nicht an positiven 1,0 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Nachrichten aus Europa, dass sich der Euro fangen konn- te, sondern am Absturz der US-Zinsen. So sind die Rendi- Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank ten der zehnjährigen US-Staatsanleihen seit Mitte Febru- ar von rund 1,60 % auf unter 1,10 % gefallen und mar- Zinsdifferenz* 2-jähriger Staatsanleihen (Basispunkte) kierten damit ein historisches Tief. 0 Perspektiven -100 Es war ein schwieriges Jahr 2019 für den Euro. Die Wachstumsschwäche in Euroland und die erneute Locke- -200 rung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank -300 haben den Euro kalt erwischt. Ein Absturz blieb aber aus, weil die US-Notenbank ihren Leitzinserhöhungspfad -400 beendet hat und schnell wieder zu Leitzinssenkungen 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 übergegangen ist. Der Spielraum für einen stärkeren Euro gegenüber dem US-Dollar ist nicht groß. Der US- *Bundesanleihen minus Treasuries Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Zinsvorteil an den Kapitalmärkten sich bereits deutlich verringert hat und sich nicht spürbar fortsetzen. Die Ent- Nettopositionierung der Spekulanten* wicklung der Zinsdifferenzen zwischen den USA und Eu- roland deutet auf eine volatile Seitwärtsbewegung hin. 200 Die Fortsetzung der wirtschaftlichen Stabilisierung in 100 Euroland zur Jahresmitte dürfte den Euro stützen. Die 0 politischen und wirtschaftlichen Unsicherheitsfaktoren, nicht zuletzt auch um die Geldpolitik in den USA und -100 Euroland, lassen ebenfalls erhöhte Schwankungen bei der -200 EUR-USD-Wechselkursentwicklung erwarten. -300 2015 2016 2017 2018 2019 2020 * Euro-Futures; in Tsd. Kontrakten Quellen: CFTC, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank 04.03.2020 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. Wechselkurs EUR-USD 1,11 1,11 1,10 1,11 Zinsdiff. 2J (Basisp.) -153 -150 -155 -175 Zinsdiff. 10J (Basisp.) -169 -170 -175 -190 EZB Leitzins (%) 0,00 0,00 0,00 0,00 Fed Leitzins (%) 1,00-1,25 0,75-1,00 0,75-1,00 0,75-1,00 Konjunkturdaten 2019P 2020P 2021P EWU Bruttoinlandsprod. (% ggü Vorj.) 1,2 0,4 1,4 USA Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.) 2,3 1,6 2,2 EWU Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 1,2 1,1 1,4 USA Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 1,8 2,1 2,4 Quellen: Bloomberg, EZB, Fed, Bureau of Economic Analysis, Bureau of Labor Statistics, Eurostat, DekaBank
März 2020 Volkswirtschaft im Fokus Seite 11 Währungen Währungen: EUR-AUD / EUR-CAD Wechselkurs EUR-AUD EUR-AUD 1,7 Der Euro hat gegenüber dem australischen Dollar in den vergangenen Wochen eine spektakuläre Entwicklung voll- 1,6 zogen. In der ersten Februarhälfte ist der EUR-AUD- Wechselkurs zunächst von 1,65 auf 1,60 abgestürzt. Da- 1,5 nach ist er wieder von 1,60 auf 1,71 angestiegen. Dies ist 1,4 der höchste Stand seit der Weltfinanzkrise 2008/09. Die Ausbreitung von Covid-19 und die engen Wirtschaftsbe- 1,3 ziehungen von Australien zum asiatischen Raum – allen 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 voran zu China, aber auch zu Japan, Südkorea und Indien – Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank stellen ein hohes Risiko für die wirtschaftliche Entwick- lung Australiens dar. Dies führte zur unmittelbaren Belas- tung des australischen Dollar. In der zweiten Februarhälfte Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank 04.03.2020 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. ist die Erwartung aufgekommen, dass die australische Wechselkurs EUR-AUD 1,68 1,68 1,67 1,66 Notenbank stützend eingreift. Dies ist am dritten März Zinsdiff. Bunds zu austral. Anleihen in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. geschehen. Die australischen Leitzinsen wurden um 25 2 Jahre (Basispunkte) -123 -125 -125 -125 Basispunkte auf das historische Tief von 0,50 % gesenkt. 10 Jahre (Basispunkte) -136 -135 -135 -150 EZB Leitzins (%) 0,00 0,00 0,00 0,00 RBA Leitzins (%) 0,50 0,25 0,25 0,25 Konjunkturdaten 2019P 2020P 2021P Australien BIP (% ggü. Vorj.) 1,8 1,6 2,5 Australien Inflationsrate (% ggü. Vorj.) 1,6 2,2 2,5 Quellen: EZB, Reserve Bank of Australia, Bloomberg, Prognose DekaBank (P) Wechselkurs EUR-CAD EUR-CAD 1,7 Der Euro hat im Februar gegenüber dem kanadischen Dollar leicht aufgewertet. Der EUR-CAD-Wechselkurs star- 1,6 tete mit 1,47 in den Februar. Mit der Ausbreitung von Covid-19 in Europa hat der Euro gegenüber dem kanadi- 1,5 schen Dollar bis zur Monatsmitte auf 1,42 EUR-CAD abge- wertet. Daran konnten auch die positiven Überraschungen 1,4 bei den wichtigsten europäischen Frühindikatoren für den 1,3 Februar nichts ändern. Erst in der zweiten Februarhälfte 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 hat der EUR-CAD-Wechselkurs sich stabilisiert. Zum Mo- Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank natsende konnte der Euro dann sogar mit einem Stand von 1,48 EUR-CAD ein kleines Plus gegenüber dem kana- dischen Dollar im Vergleich zum Monatsanfang verbu- Wichtige Daten im Überblick chen. Die kanadische Zentralbank gehört mit Leitzinsen Prognose DekaBank 04.03.2020 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. von über 1 % zu den Notenbanken, deren Leitzinsen an- Wechselkurs EUR-CAD 1,49 1,49 1,46 1,47 ders als in Japan oder Euroland noch einen deutlichen Zinsdiff. Bunds zu kanad. Anleihen in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. 2 Jahre (Basispunkte) -178 -175 -180 -185 Abstand zur Nullzinsgrenze aufweisen. 10 Jahre (Basispunkte) -165 -195 -190 -200 EZB Leitzins (%) 0,00 0,00 0,00 0,00 BoC Leitzins (%) 1,25 1,00 1,00 1,00 Konjunkturdaten 2019P 2020P 2021P Kanada BIP (% ggü. Vorj.) 1,6 1,5 2,1 Kanada Inflationsrate (% ggü. Vorj.) 2,0 2,0 2,2 Quellen: EZB, Bank of Canada, Bloomberg, Prog. DekaBank (P)
März 2020 Volkswirtschaft im Fokus Seite 12 Währungen Währungen: EUR-SEK / EUR-NOK Wechselkurs EUR-SEK EUR-SEK 11,0 In Zeiten erhöhter Verunsicherung aufgrund des Corona- virus schlägt sich die Krone nicht schlecht. Eine deutliche 10,5 Abwertung blieb aus. Aufgrund der erwarteten Corona- bedingten globalen Wachstumsschwäche im ersten Halb- 10,0 jahr haben wir auch unsere Wachstums-prognose für das 9,5 exportabhängige Schweden für 2020 gesenkt. Ab der zweiten Jahreshälfte ist allerdings mit einer Erholungs- 9,0 phase zu rechnen. Sollte die EZB Corona-bedingt expan- 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 sive Maßnahmen zur Wahrung der Finanz-markt-stabilität Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank beschließen, würde die schwedische Riksbank eher nicht mit einer Leitzinssenkung darauf reagieren. Denn sie hat gerade im Dezember ihre Negativzinsphase beendet. Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank 04.03.2020 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. Nach den Corona-Turbulenzen erwarten wir weiterhin Wechselkurs EUR-SEK 10,56 10,50 10,50 10,40 einen flachen Verlauf für den EUR-SEK-Wechsel-kurs. Zinsdifferenz Bunds zu schwed. Anleihen in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. Schwedens gute wirtschaftliche Verfassung dürfte die 2 Jahre (Basispunkte) -48 -50 -45 -35 Entwicklung der Krone stabilisieren. Allerdings fehlen für 10 Jahre (Basispunkte) -35 -45 -45 -50 EZB Leitzins (%) 0,00 0,00 0,00 0,00 ihre deutliche Aufwertung geldpolitische Impulse: Weder Riksbank Leitzins (%) 0,00 0,00 0,00 0,00 dürfte die Riksbank restriktiver noch die EZB expansiver Konjunkturdaten 2019P 2020P 2021P werden. Schweden BIP (% ggü. Vorj.) 1,3 0,9 1,6 Schweden Inflationsrate (% ggü. Vorj.) 1,7 1,4 1,7 Quellen: EZB, Riksbank, Bloomberg, Prognose DekaBank (P) Wechselkurs EUR-NOK EUR-NOK 11 Die globale Ausbreitung des Coronavirus bremst die Weltwirtschaft aus. In der ersten Jahreshälfte dürfte das Bruttoinlandsprodukt vielerorts schrumpfen. Diese Prog- 10 nose sorgt für einen niedrigen Ölpreis (Ölsorte Brent der- zeit bei 53 USD) und belastet entsprechend die norwegi- 9 sche Krone als Rohstoffwährung. Zudem sorgt die allge- mein angestiegene Risikoscheu dafür, dass große Wäh- 8 rungen wie der Euro gegenüber kleinen wie der Krone von 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 den Investoren präferiert werden. Vor diesem Hintergrund Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank hat die Krone gegenüber dem Euro seit Mitte Februar um 3 % deutlich abgewertet, der EUR-NOK-Kurs erreichte ein Wichtige Daten im Überblick neues Allzeithoch. Die Belastungen durch Corona dürften Prognose DekaBank 04.03.2020 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. erst ab der zweiten Jahreshälfte abklingen. Der Ölpreis Wechselkurs EUR-NOK 10,32 10,20 10,00 9,90 dürfte auch dann angesichts der guten Angebotslage Zinsdifferenz Bunds zu norweg. Anleihen in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. keine Sprünge nach oben machen. Zudem können externe 2 Jahre (Basispunkte) -224 -220 -215 -205 Risiken (Handelsstreit, Brexit) Norwegens Ausblick immer 10 Jahre (Basispunkte) -167 -175 -185 -190 EZB Leitzins (%) 0,00 0,00 0,00 0,00 wieder belasten. Insofern erwarten wir auf Sicht von 12 Norges Bank Leitz. (%) 1,50 1,50 1,50 1,50 Monaten eine gemäßigte und volatile Aufwertung der Konjunkturdaten 2019P 2020P 2021P Krone. Grundlegend dafür ist die große Leitzinsdifferenz Norwegen BIP (% ggü. Vorj.) 2,4 1,4 1,6 gegenüber der EZB. Norwegen Inflationsrate (% ggü. Vorj.) 2,2 2,2 2,2 Quellen: EZB, Norges Bank, Bloomberg, Prog. DekaBank (P)
März 2020 Volkswirtschaft im Fokus Seite 13 Rohstoffe Rohstoffe: Gold Im Fokus Der Goldpreis ist angesichts der globalen Ausbreitung des Coronavirus stark angestiegen. Inzwischen hat die Infektionswelle weite Teile der Welt erfasst. Die negativen Gold (Preis je Feinunze) Auswirkungen und Beeinträchtigungen werden sich in 2000 der gesamten Weltwirtschaft zeigen. Den Goldpreis dürf- EUR USD 1600 ten auf absehbare Zeit nicht nur die verstärkte Nachfrage aufgrund der sicheren Hafen-Funktion stützen, sondern 1200 auch die zusätzlichen expansiven Maßnahmen der Geld- politik, die bereits erfolgt sind (wie bei der Fed) oder 800 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 noch erfolgen werden (wie bei der Europäischen Zentral- bank). Die globalen Gold-Fonds erfahren seit Mitte Janu- Wertent- von 01.03.14 01.03.15 29.02.16 01.03.17 01.03.18 01.03.19 ar spürbare Geldzuflüsse, ein Ende ist derzeit nicht ab- wicklung bis 01.03.15 29.02.16 01.03.17 01.03.18 01.03.19 29.02.20 Gold in Euro 13,21% 4,75% 4,24% -9,67% 6,96% 24,58% sehbar. Eine globale Pandemie und die aus ihre erwach- -8,21% 1,76% 1,26% 4,42% -0,46% 20,59% Gold in USD senden Risiken für die Weltwirtschaft mit der Folge nied- Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank rigerer Zinsen würden einen sehr fruchtbaren Nährboden für höhere Goldpreise bieten. Nettopositionierung der Spekulanten* 300 Perspektiven 200 Gold gilt weltweit als Krisenwährung. Entsprechend steigt der Goldpreis in Krisenzeiten oft stark an. Üblicherweise 100 sinkt er wieder, wenn eine Krise abflaut. In Zeiten ohne 0 akute Krisen wird der Goldpreis vor allem vom Zinsniveau -100 in den USA beeinflusst. Die US-Fed und auch die Europäi- sche Zentralbank haben zur Jahresmitte 2019 ihren Aus- -200 2015 2016 2017 2018 2019 2020 stieg aus der ultra-expansiven Geldpolitik abgesagt und sind erneut in den Lockerungsmodus gewechselt. Um die * Anzahl der Long-Positionen abzüglich der Short-Positionen Folgen der Coronavirus-Epidemie abzudämpfen, werden im Bereich „Managed Money“, in Tsd. Kontrakten. Quellen: die Notenbanken im Prognosezeitraum weitere Locke- CFTC, Bloomberg, DekaBank rungsmaßnahmen ergreifen. Entsprechend dürfte der Physisches Angebot und Nachfrage* Goldpreis von dieser Seite einen weiteren Schub erhalten. Die risikolosen Zinsen, also die Opportunitätskosten der 1400 zinslosen Goldhaltung, bleiben niedrig bzw. sinken wei- 1300 ter. Dies spricht für anhaltend hohe Goldpreise. Zu beach- 1200 ten ist, dass neben der Corona-Infektionswelle auch die 1100 politische Unsicherheit aufgrund der Handelskonflikte 1000 und der Abschwächung der Weltwirtschaft bis auf Weite- 900 res vergleichsweise hoch bleibt, was jederzeit für stärkere 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Preisschwankungen sorgen kann. Mittelfristig dürfte sich Physisches Angebot Physische Nachfrage Gold unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht nachhaltig verbilligen. Andererseits trauen wir dem Gold- * in Tonnen; Quellen: World Gold Council, DekaBank preis auf lange Sicht aber auch nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu. Wichtige Daten im Überblick Edelmetalle 04.03.2020 vor 1 Mon. vor 1 Jahr Gold (EUR je Feinunze) 1476,99 1405 1136 Gold (USD je Feinunze) 1643,00 1550 1288 Silber (EUR je Feinunze) 15,45 16 13 Silber (USD je Feinunze) 17,19 18 15 Prognose DekaBank in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. Gold (EUR je Feinunze) 1490 1480 1450 Gold (USD je Feinunze) 1650 1630 1610 Quellen: Bloomberg, DekaBank
März 2020 Volkswirtschaft im Fokus Seite 14 Rohstoffe Rohstoffe im Überblick Im Fokus Die Rohstoffpreise stehen komplett unter dem Einfluss des Coronavirus und dessen Auswirkungen auf die Wirt- schaft und die Geldpolitik. In den vergangenen Wochen Bloomberg Rohstoffindex (Januar 2015 = 100) hat sich der Virus weltweit immer stärker verbreitet, und 120 die Erwartungen für die weltwirtschaftliche Entwicklung 100 wurden zumindest für das erste Halbjahr 2020 deutlich nach unten korrigiert. Dies spiegelte sich in einem star- 80 ken Rückgang der Preise für Energierohstoffe, Industrie- 60 metalle aber auch für Agrarrohstoffe wider. Einzig die 40 Edelmetalle, vor allem Gold und Palladium, konnten von 2015 2016 2017 2018 2019 2020 ihrer Eigenschaft als sicherer Hafen profitieren und Industriemetalle Energie schwammen gegen den Strom. Seit Anfang März sieht Edelmetalle Agrar man allerdings eine Stabilisierung der Rohstoffpreise. Quellen: Bloomberg, DekaBank Seitdem rechnen die Marktteilnehmer mit Stützungs- maßnahmen seitens der Geld- und der Fiskalpolitik. Diese Nettopositionierung* der Spekulanten Erwartung ist berechtigt und wurde zum Teil sogar schon 2500 umgesetzt. So senkte die US-Notenbank Fed bereits au- ßerplanmäßig die Zinsen. Andere Notenbanken werden 2000 wohl mit ebenfalls expansiven Maßnahmen folgen. Es ist 1500 allerdings fraglich, ob dies schon ausreicht, um den 1000 Preisverfall nachhaltig zu stoppen. Die Risiken überwie- gen eindeutig nach unten, solange nicht absehbar ist, wie 500 die Ansteckungszahlen und die daraus abgeleiteten Fol- 0 gen für die (wirtschaftliche) Entwicklung ausfallen wer- 2015 2016 2017 2018 2019 2020 den. Wir gehen davon aus, dass die stärksten Beeinträch- tigungen für die Weltwirtschaft und damit für die Roh- * Anzahl der Long-Positionen abzüglich der Short-Positionen im Bereich „Managed Money“, in Tsd. Kontrakten. Quellen: stoffmärkte in die erste Jahreshälfte 2020 fallen. CFTC, ICE, LME, Bloomberg, DekaBank Perspektiven Tops und Flops der letzten vier Wochen* Die Entwicklung der Rohstoffpreise wird langfristig vom 30% Zusammenspiel zwischen physischem Angebot und 20% Nachfrage bestimmt. In der kürzeren Frist können viele 10% andere Variablen wie z.B. Marktstimmung oder Positio- 0% nierung spekulativ orientierter Marktteilnehmer einen -10% Einfluss haben. Seit 2016 bewegen sich die Rohstoffprei- -20% se im Großen und Ganzen volatil seitwärts. Die Produkti- Gasöl Kaffee WTI Zink Sojabohnen Platin Gold Zucker Palladium Benzin onskapazitäten reichen aus, um die moderat steigende globale Nachfrage nach Rohstoffen zu bedienen. Die schon seit längerer Zeit relativ niedrigen Rohstoffpreisni- veaus hinterlassen jedoch Bremsspuren bei der Investiti- * Veränderungsrate in %; Quellen: Bloomberg, DekaBank onstätigkeit. Dies dürfte sich perspektivisch negativ auf Wichtige Daten im Überblick die Angebotsentwicklung auswirken. Man muss aber auch Veränderungsraten in % die Nachfrageseite genau beobachten. Denn der Progno- Rohstoffe 04.03.2020 sezeitraum ist durch ein ohnehin schwaches globales ggü. Vormon. ggü. Vorjahr BCOM Energie 28,1 -5,3 -24,5 Wachstum geprägt, das vor allem in der ersten Jahres- BCOM Industriemet. 104,5 -0,9 -13,4 hälfte 2020 zusätzlich von den Folgen des Coronavirus BCOM Edelmetalle 195,7 4,0 21,2 gebremst wird. Wir gehen im Prognosezeitraum von einer BCOM Agrar 39,1 -0,2 -4,5 tendenziellen Seitwärtsbewegung der Rohstoffpreise Indexpunkte (Originalindex); Quellen: Bloomberg, DekaBank aus. Die Anlageklasse Rohstoffe eignet sich nach wie vor als Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio. Allerdings muss beachtet werden, dass bei Rohstoffanla- gen starke Preisschwankungen auftreten können.
März 2020 Volkswirtschaft im Fokus Seite 15 Szenarien Szenarien Basisszenario (Wahrscheinlichkeit: 70 %) Negativszenario (Wahrscheinlichkeit: 15 %) • Folgen der Coronavirus-Ausbreitung lähmen kurzzeitig • Infektionswelle wird zu langanhaltender globaler Pan- das globale Wachstum, bleiben jedoch weitgehend auf demie. Globale Produktionsketten werden nachhaltig das erste Halbjahr 2020 begrenzt. gestört. Vertrauensverlust führt zu Abwärtsspirale an den Finanzmärkten. • Nullzinszeit: Extremes Niedrigzinsumfeld wird bis auf Weiteres zum neuen Normalzustand. Kaufkrafterhalt der • Massive Eskalation des Handelskonflikts lässt globale Geldanlagen funktioniert nur noch unter Inkaufnahme Wachstumsabschwächung in eine Rezession münden. höherer Risiken. • EU-Austritts-Prozess in UK erfolgt ungeordnet. Folge • Weltwirtschaft: Globaler Aufschwung hält an, Dynamik wären spürbare, aber zeitlich begrenzte Marktverwerfun- wird aber schwächer. Aufbau von Handelsbeschränkun- gen in UK und in der EU. gen dämpft Wachstum. • Starke Kursanpassungen in riskanteren Bereichen der • Euroland: Privater Konsum ist zentrale Wachstumsstüt- Anleihemärkte lösen über Ansteckungseffekte größere ze in ansonsten schwachem Wachstumsumfeld. Ohnehin Marktturbulenzen in anderen Marktsegmenten aus (z.B. fragiler Finanzsektor in Südeuropa bleibt aufgrund hoher Aktien, Private Equity, Immobilien). Dies könnte zu ver- Staatsverschuldung krisenanfällig. Angesichts der Risi- stärkter Verunsicherung von Unternehmen und erschwer- ken durch Handelsstreit mit USA, durch zu lockere Fi- tem Zugang zu Kapital führen. nanzpolitik der italienischen Regierung sowie durch Brexit ist der konjunkturelle Ausblick nur verhalten posi- • Neuauflage der Eurokrise, beispielsweise wegen hoher tiv. Nettoneuverschuldung in Italien. Hohe Gesamtverschul- dung in Frankreich bietet ebenfalls nennenswertes Kri- • Vereinigtes Königreich (UK): Pragmatische Lösung für senpotenzial. vollständigen EU-Austritt am 01.01.2021 wird gefunden. Anhaltende Unsicherheit sowie zu erwartende Handels- • Ausgeprägte und dauerhafte Wachstumsabschwä- barrieren dämpfen Wachstumserwartungen für UK. chung in China mit der Folge einer globalen Rezession. • USA: Lockere Geldpolitik stützt Wirtschaft und Märkte. Positivszenario (Wahrscheinlichkeit: 15 %) Höhere Handelsschranken haben nur begrenzte Brems- • Coronavirus-Epidemie ebbt schnell ab. Bremsspuren wirkung. bei Konjunktur und Finanzmärkten verlieren sich inner- halb weniger Wochen. • Inflation: Inflationsraten bleiben im Bereich der Noten- bankziele bzw. nähern sich ihnen äußerst langsam von • Niedrigzinsen, ein gestiegenes Vertrauen und deutli- unten an. che Produktivitätszuwächse führen trotz hoher Kapazi- tätsauslastung zu überraschend starkem Wachstum ohne • Geldpolitik: Große Notenbanken halten Leitzinsen nennenswert steigende Inflationsraten. Dank Verschul- niedrig und nutzen verbleibende Mittel zur geldpoliti- dungsabbau schreitet Gesundung der Finanzsysteme schen Lockerung, um Konjunktur zu stützen. zügig voran. • Zinsen: Verzinsung sicherer Geldanlagen verharrt auf • Kräftige Gewinnanstiege der Unternehmen führen zu sehr niedrigen Niveaus. Reale (d.h. inflationsbereinigte) spürbaren Aktienkursanstiegen. Dies hätte insbesondere Zinsen werden in Deutschland noch für sehr lange Zeit positive Auswirkungen auf die Investitionsdynamik. negativ bleiben. • Reformprozess in Euroland stabilisiert Finanzsektoren • Finanzmärkte: Moderateres Wachstum führt zu verhal- der Krisenländer und setzt damit stärkere Wachstumspo- tenem Aufwärtstrend der Aktienkurse bei hohen Aus- tenziale frei. schlägen. An Rentenmärkten drohen bei sicheren Anla- gen leichte Wertverluste, lediglich risikoreichere Seg- • Überraschend starke Wachstumsdynamik in den mente bieten hier gewisse Chancen auf positive Gesamt- Emerging Markets mit positiver Sogwirkung für globale erträge. Wirtschaft.
März 2020 Volkswirtschaft im Fokus Seite 16 Redaktionsschluss: 05.03.2020 (10 Uhr) Herausgeber: Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater: Tel. (0 69) 71 47 - 23 81 E-Mail: ulrich.kater@deka.de Impressum: https://deka.de/deka-gruppe/impressum Disclaimer: Diese Darstellungen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers erstellt. Die Informationen stellen weder ein Angebot, eine Einladung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Finanzinstrumenten noch eine Empfehlung zum Erwerb dar. Die Informationen oder Dokumente sind nicht als Grundlage für irgendeine vertragliche oder anderweitige Verpflichtung gedacht. Sie ersetzen keine (Rechts- und / oder Steuer-) Beratung. Auch die Übersendung dieser Darstellungen stellt keine derartige beschriebene Beratung dar. Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Die hier abgegebenen Einschätzungen wurden nach bestem Wis- sen und Gewissen getroffen und stammen aus oder beruhen (teilweise) auf von uns als vertrauenswürdig erachteten, aber von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen. Eine Haftung für die Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit der gemachten Angaben und Einschätzungen, einschließlich der rechtlichen Ausführungen, ist ausgeschlos- sen. Die enthaltenen Meinungsaussagen geben die aktuellen Einschätzungen der DekaBank zum Zeitpunkt der Erstel- lung wieder, die sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern können. Jeder Empfänger sollte eine eigene unab- hängige Beurteilung, eine eigene Einschätzung und Entscheidung vornehmen. Insbesondere wird jeder Empfänger auf- gefordert, eine unabhängige Prüfung vorzunehmen und/oder sich unabhängig fachlich beraten zu lassen und seine eige- nen Schlussfolgerungen im Hinblick auf wirtschaftliche Vorteile und Risiken unter Berücksichtigung der rechtlichen, regulatorischen, finanziellen, steuerlichen und bilanziellen Aspekte zu ziehen. Sollten Kurse/Preise genannt sein, sind diese freibleibend und dienen nicht als Indikation handelbarer Kurse/Preise. Bitte beachten Sie: Die frühere Wertent- wicklung sowie die prognostizierten Entwicklungen sind keine verlässlichen Indikatoren für die künftige Wertent- wicklung. Diese Informationen inklusive Einschätzungen dürfen weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch die DekaBank vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. DekaBank Deutsche Girozentrale Mainzer Landstraße 16 60325 Frankfurt Postfach 11 05 23 60040 Frankfurt Telefon: (0 69) 71 47 - 0 Telefax: (0 69) 71 47 - 19 www.deka.de
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