Corporate Treasury Radar November 2021 - Sonderthema: Zinswende der Notenbanken voraus? - LBBW
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Corporate Treasury Radar November 2021 Sonderthema: Zinswende der Notenbanken voraus? 02.11.2021 Makro | Zinsen | Währungen | Rohstoffe Erstellt am: 02.11.2021 11:16
Bleiben Sie bestens informiert Im Unternehmens-Podcast LBBW Research2Go betrachten wir die Weltwirtschaft aus dem Blickwinkel der Unternehmen. Regelmäßig können Sie sich jederzeit und überall innerhalb von weniger als 20 Minuten informieren. Abonnieren Sie den Podcast gerne über die bekannten Streaming-Anbieter Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts oder Deezer. Alle wichtigen Informationen zum Podcast und ein kurzes Video finden Sie auf: LBBW.de 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 2
Agenda 01 Vorwort und Einleitung Seite 04 02 Sonderthema: Zinswende der Notenbanken voraus? Seite 09 03 Corona-Update Seite 17 04 Makro Seite 25 05 Zinsen Seite 35 06 Devisen & Rohstoffe Seite 43 07 Fazit und Anhang Seite 55 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 3
01 Vorwort und Einleitung Dr. Thomas Meißner Abteilungsleiter Makro- und Strategy-Research +49 (0) 711 – 127 – 73 574 thomas.meissner@LBBW.de 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 4
Redaktionelle Bilder auf neutralem LBBW-Hintergrund Liebe Leserinnen, liebe Leser, derzeit beobachten wir, wie sich der globale Geleitzug der Notenbanken ganz behäbig in Bewegung setzt. Die Vorhut testet das Terrain: Verschiedentlich sind in den zurückliegenden Wochen und Monaten Leitzinsen angehoben worden. So haben sich, gerechnet seit Beginn der Pandemie, in Nordeuropa die Vertreter Islands und Norwegens aus der Deckung getraut. In Osteuropa sind die Notenbanken Russlands, Tschechiens, Rumäniens, Polens und Ungarns vorgeprescht. Außerhalb Europas haben die Notenbanken in Argentinien, Brasilien, Chile, Mexico und Südkorea ihre Zinsen erhöht. Die weltführenden Notenbanken haben sich bislang geziert. Dies ändert sich just dieser Tage. Übermorgen mag sich die Bank of England der Vorhut anschließen. Die US-Notenbank verlegt sich derweil aufs „Tapern“; sie will im Hauptkonvoi derer mitfahren, die den jeweiligen Leitzins anheben. Die Schweizerische Notenbank und die Bank of Japan scheinen bei alledem die angestammte Stellung halten zu wollen; von Aufbruch in Richtung einer weiniger expansiven Geldpolitik keine Spur. Die EZB hat einen ähnlichen Kurs angelegt: Für sie scheint es nicht ehrenrührig, ggf. der Nachhut anzugehören; „verfrühte“, wie es heißt, Leitzinsanhebungen sind kein Thema. Die Welt sieht sich einem globalen Preisschock gegenüber. Alle Währungshüter rund um den Globus wissen, dass dieser am effektivsten eingedämmt wird, wenn alle gemeinsame Sache machen und gemeinschaftlich ins Feld ziehen. Stattdessen herrscht sehr weitverbreitet die Devise vor: „Hannemann, geh‘ Du voran!“ Die vorliegende Ausgabe unserer Monatspublikation beleuchtet in ihrem Sonderthema dezidiert die Perspektiven der Notenbankpolitik für den Euroraum, für die Vereinigten Staaten und für das Vereinigte Königreich. Zu wünschen ist uns allen, dass der Notenbank-Geleitzug nicht zu spät in Gang gekommen ist! Eine einmal mehr hilfreiche Lektüre wünscht Ihnen Ihr Dr. Thomas Meißner 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 5
Globale Einkaufsmanager-Indizes im Verarbeitenden Gewerbe 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Finanz-Krise Euro-Krise Corona-Krise Global Nordamerika USA Kanada Europa Deutschland Frankreich Italien Spanien Großbritannien Schweiz Eurozone Asien-Pazifik / EM Brasilien Russland Indien China (NBS) China (Caixin) Südafrika 60 56 54 52 51 50 49 48 46 44 40 Japan Australien Expansion Kontraktion Quelle: Refinitiv, LBBW Research Quelle: Bloomberg, Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 6
Die wichtigsten Termine im November KW44 KW45 KW46 KW47 KW48 Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 1.11. UN-Klimagipfel in Glasgow (bis 12.11.) 3.11. Fed-Zinsentscheid 4.11. Zinsentscheid der Bank of England (BoE; inkl. Inflationsbericht) 4.11. OPEC+-Treffen 5.11. US-Arbeitsmarktbericht Oktober 5.11. Rating Review Italien (Moody's®) 8.11. Ecofin-Treffen 10.11. US-Inflation Oktober 19.11. Rating Review Griechenland (Moody's®) 22.11. Angela Merkel 16 Jahre Kanzlerin 24.11. ifo-Geschäftsklima November EWU-Inflation November 30.11. • Die Fed dürfte nun Nägel mit Köpfen machen und ihren Tapering- • Angela Merkel dürfte am 22. November noch den 16. Jahrestag ihrer Fahrplan vorstellen. Die angepeilte schrittweise Reduzierung der Kanzlerschaft feiern, denn ein fertiger Vertrag zwischen SPD, Anleihekäufe könnte im Dezember starten und um die Mitte des Grünen und FDP über eine Ampel-Koalition wird erst für Ende Jahres 2022 abgeschlossen sein. November angepeilt. • Die Bank of England hat unter allen großen Notenbanken die • Auf internationaler Ebene liegt der politische Fokus auf dem UN- „hawkishsten“ Signale mit Blick auf Inflationsgefahren ausgesendet. Klimagipfel (COP26) in Glasgow. Zudem sind die Augen auf die Werden die Mittelfristrisiken im Rahmen des neuen Inflationsberichts Staatengruppe der OPEC+ und auf mögliche Schritte durch sie noch stärker betont, ist eine Leitzinswende sogar kurzfristig denkbar. in Richtung einer stärkeren Ausweitung des Ölangebots gerichtet. 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 7
Aktien holen Verluste des Vormonats wieder auf; Rohstoffpreise weiter gestiegen Ausgewählte Assets in % Aktien Staaten Corporates Währungen Rohstoffe 40% 40% 35% 35% 30% 30% 25% 25% 20% 20% 15% 15% 10% 10% 5% 5% 0% 0% -5% -5% Performance 2021 YTD Performance in October *in Euro -10% -10% German Bunds Euro Covereds Euro Periphery Euro Stoxx 50 Gold* Euro Corp HY EURGBP Euro Corp IG S&P 500* EURUSD DAX Commodities* US Treasuries* Senior Financial USDJPY MSCI EM* Quelle: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 8
02 Sonderthema: Zinswende der Notenbanken voraus? Dr. Jens-Oliver Niklasch Dirk Chlench Elmar Völker Senior Economist Senior Economist Senior Fixed Income Analyst Tel: + 49 711 127–7 63 71 Tel: + 49 711 127–7 61 36 Tel: + 49 711 127–7 63 69 jens-oliver.niklasch@LBBW.de dirk.chlench@LBBW.de elmar.voelker@LBBW.de 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 9
Leitzinserhöhungen in Europa Zinserhöhungen in mehreren europäischen Ländern*) Im September erhöhte die norwegische Notenbank erstmals wieder ihren Leitzins. • Seit Beginn der Pandemie haben auch die Zentralbanken in Island, Polen, Russland, Tschechien, Rumänien und Ungarn ihre Leitzinsen wieder angehoben. • Außerhalb Europas haben die Notenbanken in Argentinien, Brasilien, Chile, Mexiko und Südkorea bereits ihre Zinsen erhöht. • Der EZB-Rat hingegen hat in seiner Pressemitteilung zum 28. Oktober die Entscheidung bekanntgegeben, den Einlagesatz unverändert bei -0,50 % zu belassen. • Der Preisdruck dürfte zwar noch „etwas länger“ als bisher antizipiert auf erhöhtem Niveau bleiben; mittelfristig sehe man die Inflation allerdings wieder unter 2%. *) Länder mit Leitzinserhöhung im laufenden Jahr grün markiert Quelle: Bloomberg, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 10
Im Vereinigten Königreich tut sich etwas BoE-Leitzins und Rendite 2-jähriger Gilts Tageswerte, in % • Die Geldmarktteilnehmer erwarten, dass die Bank of England (BoE) kommenden Donnerstag ihren Leitzins anheben wird. • Die Bankvolkswirte gingen im Median noch im September dieses Jahres davon aus, dass die BoE erst Ende 2022 ihren Leitzins anheben wird. • Auch wir haben unsere Prognose geändert und gehen nunmehr davon aus, dass der Geldpolitische Rat der BoE diese Woche beschließen wird, den Leitzins von derzeit 0,10 % auf 0,25 % anzuheben. • Im nächsten Jahr dürfte die BoE ihren Leitzins zweimal anheben, und zwar jeweils um 0,25 %-Punkte. Quellen: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 11
BoE sieht sich zum Handeln gezwungen Langfristige Inflationserwartungen (aus Umfragen) Monatswerte, nächste 5 bis 10 Jahre in % • Die langfristigen Inflationserwartungen sind zuletzt deutlich angestiegen. • Die Bank of England (BoE) sieht sich dadurch zum Handeln gezwungen. • BoE-Präsident Andrew Bailey sagte kürzlich: „Monetary policy cannot solve supply-side problems – but it will have to act and must do so if we see a risk, particularly to medium- term inflation and medium-term inflation expectations.“ Quellen: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 12
Fed: Wankt die Einschätzung der Inflation als „temporär“? 16 6,0 14 „Phase erhöhter Inflation 5,0 12 dürfte länger anhalten als 10 bisher erwartet.“ 4,0 8 „Die Zeit für ein Tapering 3,0 6 ist gekommen, 2,0 4 aber noch nicht die Zeit 1,0 2 für Zinsanhebungen.“ 0,0 0 (Fed-Chef Jerome Powell auf einer 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 PCE-Kerninflation (Y/Y) US-Arbeitslosenquote Konferenz in Südafrika am 22.10.2021) Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne (Y/Y) US-Arbeitsmarkt Lohndruck = Potenzial weiter auf Kurs für Zweitrundeneffekte Der US-Beschäftigungsaufbau war Arbeitskräfteknappheit scheint dafür im August und vor allem im zu sorgen, dass erhöhte September (+194 Tsd) Lohnsteigerungsraten mehr sind als enttäuschend. Der fortgesetzte statistische Verzerrungen. Die Rückgang der Arbeitslosenquote Debatten im FOMC über die unterstreicht derweil anhaltende erhöhte Inflation (noch „temporär“?) Fortschritte am Arbeitsmarkt. könnten daher intensiver werden. 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 13
Fed: Zinswendespekulation am Markt überschlägt sich! Anzahl erwarteter Zinsanhebungen (à 25 Bp) per jew. FOMC-Termin 2,5 • Die Finanzmarktteilnehmer überschlugen sich, ausweislich der Terminsätze am USD-Geldmarkt, in 2,0 den vergangenen Wochen geradezu mit Spekulationen auf eine vorgezogene Zinsanhebung. 1,5 • Per Juli 22 ist eine erste Anhebung des Zielbands eingepreist, per Ende 2022 sind zwei Zinsschritte eskomptiert. 1,0 • Aus den Reihen der Fed gab es zuletzt verschiedentlich Äußerungen, die auf eine gestiegene Bereitschaft zu einer 0,5 Zinswende im Jahr 2022 hindeuten. • Wir passen unsere Fed-Leitzins- 0,0 prognose an und erwarten den ersten Jan 22 Mrz 22 Mai 21 Jun 22 Jul 22 Sep 22 Nov 22 Dez 22 Zinsschritt nunmehr für Q4 2022. Anzahl eingepreister Zinsanhebungen bis zum jew. FOMC-Termin (gem. Fed Funds Futures) • Eine derart massive Forcierung des „Exits“, wie sie am Markt erwartet wird, halten wir aus heutiger Sicht im FOMC nicht für mehrheitsfähig. Quelle: Bloomberg, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 14
EZB: Wie lange lassen sich die Inflationsrisiken kleinreden? EWU-Inflation, Kerninflation (jew. Y/Y) und langfristige marktbasierte Inflationserwartungen 5 5 • Einmal mehr hat sich der Preisauftrieb im Euroraum stärker beschleunigt als erwartet. Die Headline-Inflation hat mit 4 4 4,1 % im Oktober den bisherigen Rekord seit Euro-Einführung ein- 3 3 gestellt. Die Kernrate erreicht mit 2,1 % den höchsten Wert seit Ende 2002. 2 2 • Wir haben unsere EWU-Inflations- prognose für 2021 auf 2,5 % und für 1 1 2022 auf 2,4 % angehoben. • Ein Nachlassen des hohen Inflations- 0 0 drucks verschiebt sich mithin mindestens ein gutes Stück weit -1 -1 auf der Zeitachse nach hinten. 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 • Ausschlaggebend für einen möglichen HVPI Euroraum (Y/Y) Schwenk in der Geldpolitik sind zwei HVPI Kernrate (Y/Y) Fragen: 1. Treten klare Hinweise auf Langfristige Forward-Inflationserwartungen in 5J für 5J Zweitrundeneffekte auf? 2. Schießen die längerfristigen Inflationserwartungen deutlich über Quelle: Bloomberg, LBBW Research 2 % hinaus? 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 15
EZB-Zinswendespekulation im Sog von Fed und BoE EZB-Einlagesatz, EUR-Tagesgeldsatz und Markterwartungen aus Terminsätzen • Die Terminkurse am EUR-Geldmarkt -0,30 -0,30 eskomptieren die erste -0,35 -0,35 Zinsanhebung (à 10 Bp beim Einlagesatz) inzwischen nach unserer -0,40 -0,40 Auswertung bereits für Sommer 2022. • Die geldpolitischen Signale der EZB -0,45 -0,45 stehen indes der sich am Zinsmarkt -0,50 -0,50 ausbreitenden Spekulation auf eine frühzeitige Leitzinswende entgegen. -0,55 -0,55 • EZB-Chefin Lagarde stellte klar, dass die von der Forward Guidance -0,60 -0,60 gesetzten Bedingungen für einen solchen Schritt in diesem Zeitrahmen -0,65 -0,65 07/2016 07/2017 07/2018 07/2019 07/2020 07/2021 07/2022 aus heutiger Sicht nicht erfüllt werden Einlagesatz dürften. ESTR (5-Tage-Mittelwert) • Da sich die EZB bisher gegen ein Forwards für den 1M Eonia-Swapsatz ("EZB-Forwards") planmäßiges Zurückfahren der vor sechs Wochen (Auswahl) Anleihekäufe nach dem Muster der Fed sperrt, erscheint eine Leitzins- wende im kommenden Jahr aus Quelle: Bloomberg, LBBW Research heutiger Sicht wenig wahrscheinlich. 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 16
03 Corona-Update: Die ungemütliche Jahreszeit hat begonnen – sie wird mehr als ungemütlich! Martin Güth, CQF Senior Economist Tel: +49 711 127–79603 martin.gueth@LBBW.de 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 17
Anstieg der Neuinfektionen konzentriert sich auf Europa Anteile an den täglichen Neuinfektionen auf Basis des Sieben-Tage-Mittelwerts 100% • In allen Regionen der Welt sinken derzeit die Infektionszahlen, außer in Europa. Hier steigen sie mit sehr großer Geschwindigkeit! Fokus 75% Europa Fokus • Inzwischen ist Europa für 57% der Fokus Europa registrierten täglichen Neuinfektionen Europa weltweit verantwortlich. Fokus • Die aktuelle Verschärfung der Corona- 50% USA Fokus Lage ist somit kein globales Phänomen. Fokus USA • Es zeigt sich hier offenbar einmal mehr Fokus USA/NY Fokus der Effekt der Jahreszeiten. Auch vor China 25% Südamerika einem Jahr war mit Beginn des Oktobers ein deutlicher Anstieg der Fokus Infektionen in Europa zu verzeichnen Indien gewesen (vgl. gelbe Linien). 0% • In den USA sinken die Inzidenzen, 02/2020 06/2020 10/2020 02/2021 06/2021 10/2021 allerdings fand auch vor einem Jahr der Asia/Pacific Central/South America North America Infektionsanstieg in den USA etwas Europe Middle East/North Africa Subsaharan Africa später statt als in Europa. Es bleibt abzuwarten, ob der Anstieg diesmal Quelle: Ourworldindata.org, LBBW Research ausbleibt. 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 18
Europa: Inzidenzen steigen zum Teil massiv Neuinfektionszahlen pro 100 Tsd. Einwohner Summe der jeweils zurückliegenden sieben Tage • Innerhalb Europas gibt es große Unter- schiede hinsichtlich des Infektions- geschehens. In Spanien und Portugal entwickeln sich die Inzidenzen auf niedrigem Niveau seitwärts. Diese Länder werden u.E. gut durch die Wintermonate kommen. Dagegen erlebten zuletzt die Niederlande, Belgien und Österreich kräftige Anstiege. Auch in Deutschland steigen die Zahlen inzwischen sehr deutlich. • In Belgien und in den Niederlanden wurden vor kurzem Corona- Maßnahmen gelockert. Dies soll nun teilweise wieder zurückgedreht werden. • In Belgien etwa soll die Tragepflicht für Mund-Nasen-Schutzmasken auf Geschäfte und öffentlich zugängliche Innenräume ausgeweitet werden. Homeoffice soll wieder verstärkt empfohlen und der Einsatz des Covid- Quelle: Refinitiv, LBBW Research Safe-Tickets ausgeweitet werden. 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 19
Deutschland: Bzgl. der Anzahl der Intensivpatienten war das Impfen nicht der erhoffte „Game Changer“ Sieben-Tage-Inzidenz und Anzahl der Covid-19 Patienten auf Intensivstationen Tagesdaten 250 9.000 • Die Abkopplung der Belastung der Intensivbetten durch Covid-19- 8.000 Patienten vom Infektionsgeschehen 200 gelang deutlich weniger als von uns 7.000 erhofft. Für die kommenden Wochen kommt erschwerend hinzu, dass der 6.000 Altersdurchschnitt der Infizierten steigt. 150 5.000 • Da laut DIVI inzwischen ca. 4.000 In- tensivbetten weniger betrieben werden 4.000 können als noch zu Jahresbeginn, ist 100 davon auszugehen, dass ohne 3.000 spürbare Eindämmung der Infektionen das Gesundheitssystem im Winter die 2.000 50 Belastungsgrenze erreichen wird. 1.000 • Gründe für die nur mäßige Abkopplung beider Zeitreihen dürften sein, dass der 0 0 Anteil Ungeimpfter an den Infektionen 04/2020 07/2020 10/2020 01/2021 04/2021 07/2021 10/2021 hoch ist und aufgrund eines geringeren 7-Tage-Inzidenz (linke Skala) Patienten auf ITS, Lag 14 Tage (rechte Skala) Testens die aktuelle Inzidenz die tatsächliche stärker unterschätzt als früher. Quelle: Bloomberg, DIVI-Intensivregister; LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 20
Einflussfaktoren auf das kommende Infektionsgeschehen Für steigende Inzidenzen spricht: • Winter kommt erst noch • Schutzwirkung der Impfungen wird schwächer • Inzidenzen in Nachbarländern steigen • Risiko neuer Virusvarianten (vgl. Variante AY.4.2 – „Delta Plus“) • Automatische Verschärfungen der • Bevölkerung lebt neue Normalität Maßnahmen durch Stufenkonzept der Bundesländer Für sinkende Inzidenzen spricht: 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 21
Automatische Verschärfungen durch Stufenpläne der Bundesländer Beispiel Baden-Württemberg Basisstufe • Hospitalisierungsinzidenz < 8 und Anzahl Intensivpatienten < 250 Vorgesehene Verschärfungen betreffen: Warnstufe • 3G-Regeln (z.B. PCR-Test • Hospitalisierungsinzidenz < 12 und Anzahl Intensivpatienten < 390 anstatt Antigentest, 2G statt 3G, Einzelhandel in Alarmstufe nur noch mit 3G) Alarmstufe • Verschärfung bei privaten • Hospitalisierungsinzidenz > 12 oder Anzahl Intensivpatienten > 390 Zusammenkünften für nicht geimpfte oder genesene Menschen Aktuelle Werte (29.10.2021) => Keine Einschränkungen für • Hospitalisierungsinzidenz: 4,6, Anzahl Intensivpatienten: 258 Geimpfte und Genesene 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 22
Die Bundespolitik stellt die Weichen neu. Kein Lockdown mehr? Epidemische Lage nationaler Tragweite läuft aus. Der Bundestag will keine epidemische Lage nationaler Tragweite über den 25. November hinaus feststellen. Ein Eckpunktepapier von SPD, Grünen und FDP sieht die Schaffung einer neuen rechtlichen Basis vor, innerhalb derer künftig offenbar keine Lockdown-Maßnahmen, Schulschließungen oder Ausgangssperren möglich sein werden. Stattdessen erhalten die Bundesländer die Möglichkeit, Vorgaben zur Maskenpflicht oder 2G- bzw. 3G-Zugangs- beschränkungen zu erlassen. Die neue Regelung soll bis zum 20. März 2022 gelten. Die Corona-Politik verlagert sich zunehmend auf die Ebene der Bundesländer. Ob die künftig zur Verfügung stehenden Maßnahmen ausreichen werden, um die Ansteckungen ausreichend einzudämmen, lässt sich u.E. derzeit nicht abschätzen. Die Risiken bleiben hoch. 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 23
Konjunkturprognosen 2019 2020 2021e 2022e Deutschland BIP 0,6 -5,1 2,8 5,0 Inflation 1,4 0,5 3,1 2,6 Euroland BIP 1,2 -6,8 5,1 5,1 Inflation 1,2 0,3 2,5 2,4 Großbritannien BIP 1,4 -9,9 6,4 4,0 Inflation 1,8 0,9 2,3 3,5 USA BIP 2,3 -3,5 5,5 4,5 Inflation 1,7 1,2 4,4 3,5 Japan BIP 0,8 -4,6 2,9 2,4 Inflation 0,5 0,0 0,4 0,3 China BIP 6,1 2,3 7,5 5,0 Inflation 2,9 2,5 3,2 2,8 Welt BIP 2,8 -3,1 5,8 4,6 Inflation 3,2 3,5 3,7 3,3 Quelle: LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 24
04 Makro: Wachsende Inflationsängste Dirk Chlench Matthias Krieger Senior Economist Senior Economist Tel: + 49 711 127–7 61 36 Tel: + 49 711 127–7 30 36 dirk.chlench@LBBW.de matthias.krieger@LBBW.de Dr. Katja Müller Dr. Jens-Oliver Niklasch Senior Economist Senior Economist Tel: + 49 711 127–4 21 06 Tel: + 49 711 127–7 63 71 katja.mueller@LBBW.de jens-oliver.niklasch@LBBW.de 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 25
Deutschland: Historische Preisanstiege im Herbst Warenkorb: immer teurer Veränderung zum Vorjahr in Prozent Konsumenten müssen für den gleichen Warenkorb immer mehr 6 5 18 15 Geld hinblättern. Für das laufende 4 3 12 9 Jahr dürfte die Inflation auf im 2 6 1 3 Durchschnitt 3,1% steigen. 0 0 Im kommenden Jahr dürfte sie -1 -3 -2 -6 auf 2,6% sinken: weniger stark -3 -9 -4 -12 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 als bislang von uns gedacht. Consumer prices Y/Y Producer prices (Y/Y) (RHS) Wholesale prices Y/Y (RHS) Import prices Y/Y (RHS) Energiepreise treiben 4,5 % Inflation Preistreiber sind eindeutig die Energiepreise. Auf Import- und Inflationsrate im Oktober. Erzeugerebene machen diese rund 50% des Preisauftriebs aus. Stärkster Anstieg Auf Verbraucherebene legten im in Deutschland Oktober Kraftstoffe um 28,4% und seit 28 Jahren. Haushaltsenergie um 7,5% Y/Y zu (davon leichtes Heizöl +76,5%). 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 26
Deutschland: Schwieriges Schlussquartal voraus ifo Geschäftsklima, Salden der Wirtschaftszweige Monatswerte, sb. • Zum vierten Mal in Folge ist das ifo- 40 Geschäftsklima im Oktober gefallen (97,7 nach 98,9). Der Erwartungs- 30 index war deutlich rückläufig 20 (95,4 Punkte nach 97,4 Zählern). 10 Hierin spiegeln sich speziell auch anhaltende Lieferkettenprobleme 0 wider. -10 • Ein Lichtblick war die Industrie, wo sich die Lieferschwierigkeiten im Be- -20 richtszeitraum nicht weiter verschärf- -30 ten. Dafür scheint sich das Problem -40 jetzt in den Handel zu verlagern. • Ungemach droht von der Preis- -50 entwicklung. Jedes zweite Unter- -60 nehmen will die Preise erhöhen. 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 • Alles in allem dürfte Q4 schwächer Service Trade and Transport Manufacturing ausfallen als Q3 bei mindestens Construction Total anhaltend hoher Inflation. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 27
Deutschland: Wirtschaftsleistung legt auch in Q3 kräftig zu BIP Q/Q und Beiträge der Sektoren Quartalswerte in bzw. Prozentpunkten • Die deutsche Konjunktur hat sich im 12% 12% dritten Quartal beachtlich geschlagen. 10% 10% Vor allem der private Konsum war nach 8% 8% Angaben von Destatis Nachfrage- motor. Um 1,8% legte die Wirt- 6% 6% schaftsleistung zu. Die Vorquartale 4% 4% wurde zudem aufwärts revidiert. 2% 2% • Das Schlussquartal dürfte aufgrund der 0% 0% Lieferengpässe und hoher Energie- -2% -2% preise schwächer abschneiden. Dank der Auftragsbestände und des -4% -4% Nachholbedarfs im privaten Konsum -6% -6% dürfte das Wachstum indes 2022 -8% -8% hoch bleiben. Von den von uns erwarteten 5,0% entfallen rund zwei -10% -10% Punkte auf den statistischen Überhang. -12% -12% Q4 2019 Q1 2020 Q2 2020 Q3 2020 Q4 2020 Q1 2021 Q2 2021 Q3 2021 • Für 2021 erwarten wir weiterhin ein Private consumption Fixed investment Gov. consumption BIP-Wachstum von 2,8%. Inventories Net foreign trade GDP Q/Q Quelle: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 28
Rekordverdächtiger Inflationsanstieg im Euroraum EWU HVPI, Headline und Kernrate 5,0 4,0 Auf 4,1% schnellte die Inflation im Oktober hoch. Energiepreise stiegen um rekord- 3,0 verdächtige 23,5% zum Vorjahreszeitraum. 2,0 1,0 Die Inflation im Euroraum dürfte 2021 bei 2,5% liegen und im Folgejahr 2022 0,0 mit 2,4% nur wenig sinken. -1,0 1999 2002 2005 2008 2011 2014 2017 2020 Vor allem im ersten Halbjahr HVPI Y/Y HVPI ex Nahrungsmittel, Alkohol, Tabak, Energie Y/Y dürfte die Inflation noch über 3% liegen. Die EZB hat ein Inflationsthema Die Annahme der EZB, dass Inflation sich praktisch von selbst erledigt, stellt sich zunehmend als zu optimistisch heraus. Der EZB- Rat dürfte noch geraume Zeit mit hoher Inflation konfrontiert bleiben. Der Verweis auf die „mittlere Frist“ überzeugt immer weniger. 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 29
BIP EWU: Gute Konjunktur in Q3 BIP Q/Q und Beiträge der Sektoren Quartalswerte in Prozent bzw. Prozentpunkten 15% • Das Bruttoinlandsprodukt des Euroraums hat im dritten Quartal deutlich positiv überrascht und um 10% 2,2% zum Vorquartal zugelegt. Somit wurde das gute zweite Quartal sogar noch um 0,1 Prozentpunkte 5% übertroffen. • Vor allem in Frankreich (+3,0%) und 0% in Italien (+2,6%) legte das BIP erneut über Erwartungen zu. Wachstumsspitzenreiter -5% war Österreich (+3,3%). • In der Summe erwarten wir nach den -10% Zahlen für Q3 für das Gesamtjahr 2021 jetzt ein BIP-Plus von 5,1%, für 2022 ebenfalls 5,1%. -15% Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 2019 2019 2019 2019 2020 2020 2020 2020 2021 2021 2021 Private consumption Investment Government exp. Inventories Net trade GDP Y/Y Quelle: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 30
China: Außenhandel boomt Einfuhren und Ausfuhren Chinas (in Mrd. USD pro Monat mit MAV 12M) • Trotz aller Probleme bei den Liefer- ketten nehmen sowohl die Einfuhren als auch die Ausfuhren Chinas derzeit zu. • Eine generelle Verknappung chinesischer Zulieferprodukte ist nicht zu konstatieren. • Lieferengpässe sind also eher auf eine ungewöhnlich hohe Nachfrage oder sonstige Sonderfaktoren zurückzuführen. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 31
China: Ein- und Ausfuhren aus / nach Deutschland steigen Chinesische Importe aus und Exporte nach Deutschland (in Mrd. USD pro Monat) • Auch Chinas Einfuhren aus Deutschland bzw. die Ausfuhren nach Deutschland nahmen zuletzt zu. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 32
China: Keine nachhaltige Kohleknappheit Kohleförderung und Kohleimporte (in 10.000 Tonnen pro Monat) • Nach wie vor deckt China seinen Förderung Kohlebedarf vor allem aus eigener Produktion. • Nach einem kurzen Rücksetzer steigt die Förderung derzeit im Trend. • Auch die Kohleimporte wiesen bis September einen ansteigenden Trend auf. • Eine nachhaltige Kohleverknappung, die zu anhaltenden Produktionsein- schränkungen zwingen würde, ist für China nicht zu konstatieren. Importe Quelle: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 33
China: Ölimporte fallen derzeit im Trend China: Ölimporte (in 10.000 metrischen Tonnen pro Monat) • Chinas Ölimporte fielen zuletzt im Trend. • Grund ist u.a. eine nachlassende konjunkturelle Binnen-Dynamik im Reich der Mitte. Die Sorge um hoch verschuldete Unternehmen (z.B. Evergrande) vor allem im Bau- und Immobiliensektor lastet auf den Investitionen und auf dem Konsum. • Für den Ölpreisanstieg ist China derzeit kaum verantwortlich zu machen. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 34
05 Zinsen Elmar Völker Senior Fixed Income Analyst Tel: + 49 711 127–7 63 69 elmar.voelker@LBBW.de 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 35
Überblick Die Fed steht kurz davor, ihren Ankündigungen Taten folgen zu lassen und ein Tapering ihres Anleihekaufprogramms zu beschließen. Die Käufe dürften voraussichtlich schrittweise bis Mitte 2022 auslaufen. Marktspekulationen auf eine bald darauffolgende US-Leitzinswende nehmen am Markt weiter Fahrt auf, dort wird eine erste Zinsanhebung bereits für Sommer 2022 erwartet. Wir halten dies aus heutiger Sicht für verfrüht und prognostizieren die Leitzinswende für das vierte Quartal 2022. Die USD-Langfristzinsen sind zuletzt kaum noch gestiegen, weil neben Inflationsängsten auch Konjunktursorgen wachsen. Wir sehen weiterhin Aufwärtspotenzial, begrenzt aber durch das internationale Niedrigzinsumfeld. Die EZB hält trotz stark gestiegener Inflation an ihrem bisherigen geldpolitischen Kurs fest, weil sie auf einem Nachlassen der Teuerung im kommenden Jahr beharrt. Eine sukzessive Drosselung der Anleihekäufe bleibt wahrscheinlich. Am Euro-Rentenmarkt setzen die Marktteilnehmer – entgegen der EZB-Signale – ebenso wie am US-Markt auf eine frühzeitige Leitzinswende. Die 10-jährige Bundrendite nähert sich erstmals seit Frühjahr 2019 der Nullmarke an. Diese könnte sich in den kommenden Monaten zur neuen Ankermarke entwickeln. Nachhaltig darüberhinausgehende Renditeanstiege erwarten wir aber nur, falls die EZB, entgegen unserer Prognose, vehement umsteuert. 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 36
Leitzins EZB: Vorerst kein Umsteuern trotz hoher Inflation Einlagesatz EZB in % Pro • EWU-Inflation ist im September auf 4,1 % gesprungen, Kernrate steigt 0,10 0,10 auf 19-Jahreshoch von 2,1 %. 0,00 0,00 • Langfristige Inflationserwartungen (Markt) erreichen erstmals seit -0,10 -0,10 2014 die 2 %-Marke. -0,20 -0,20 • Konjunkturerholung im Euroraum hat sich in Q3 mit robustem Tempo -0,30 -0,30 fortgesetzt. -0,40 -0,40 Contra -0,50 -0,50 • Corona-Lage könnte sich im Winter erneut deutlich zuspitzen. -0,60 -0,60 • Lieferengpässe bergen Risiken für globalen Konjunkturaufschwung. -0,70 -0,70 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 • EZB-Rat rechnet mittelfristig weiterhin mit Rückfall der Inflation Einlagensatz Prognose unter 2 %-Zielmarke, noch keine Anzeichen für Lohn-Preis-Spirale. Historie Prognose Kurs aktuell Ø 2020 31.12.2020 Ø H1 Dez 2021 Jun 2022 Dez 2022 • Ifo-Geschäftsklima im Oktober zum Einlagesatz -0,50 -0,50 -0,50 -0,50 -0,50 -0,50 -0,50 vierten Mal in Folge gesunken. Quellen: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 37
Bund 10 Jahre: Moderater Aufwärtstrend bleibt Hauptszenario Bund 10 Jahre in % Pro • Fortgesetzter Anstieg der langfristigen Inflationserwartungen 1,0 1,0 bis auf rund 2 % spricht für deutlich steilere EUR-Zinskurve. • Massiver Anstieg der Rohstoff- 0,5 0,5 preise befeuert Sorge, dass höhere Inflation dauerhaftes Phänomen ist. • Netto-Staatsanleiheangebot zieht 0,0 0,0 im November deutlich an. • Anhaltende Spekulation über Zu- kunft der Anleihekaufprogramme. -0,5 -0,5 Contra • Sorge vor neuer Corona-Welle im -1,0 -1,0 Herbst und China-Turbulenzen 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 bergen Potenzial für anziehende Bund 10 Jahre Prognose Nachfrage nach Sicherheit. • EZB stellt sich Spekulation auf Historie Prognose frühzeitige Leitzinswende Rendite aktuell Ø 2020 31.12.2020 Ø H1 Dez 2021 Jun 2022 Dez 2022 entgegen. Bund-Rendite 10 Jahre -0,10 -0,48 -0,58 -0,34 -0,15 0,00 0,00 Quellen: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 38
Leitzins USA: Tapering ja, aber noch zu früh für Leitzinswende Federal Funds Target Rate in % (Obergrenze des Zielbandes) Pro • Powell: Zeit für Tapering ist 3,5 3,5 gekommen. • US-Kerninflation im September mit 3,0 3,0 4 % weit über 2%-Marke. • US-Lohndruck hat im September 2,5 2,5 weiter zugenommen. • US-Aktienmärkte nahe Allzeithoch, 2,0 2,0 Sorge vor neuer Blase am Immobilienmarkt wächst. 1,5 1,5 Contra 1,0 1,0 • Powell: Zeit für Leitzinswende ist noch nicht gekommen. 0,5 0,5 • Jüngste China-Turbulenzen bergen Risiko eines neuerlichen 0,0 0,0 weltwirtschaftlichen Dämpfers. 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 • US-Konjunktur hat in Q3 massiv an Fed Funds Prognose Fahrt verloren. • US-Stellenaufbau hat sich im Historie Prognose September überraschend Zins aktuell Ø 2020 31.12.2020 Ø H1 Dez 2021 Jun 2022 Dez 2022 Leitzins USA (Fed Funds) 0,25 0,54 0,25 0,25 0,25 0,25 0,50 nochmals verlangsamt. Quellen: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 39
US-Treasuries 10 Jahre: Moderater Aufwärtstrend bleibt Hauptszenario US-Treasuries 10 Jahre in % Pro • Expansive Fiskalpolitik hält Finanzierungsdefizit des Staates 3,5 3,5 auf hohem Niveau. 3,0 3,0 • Fed-Leitzinsprojektion mittelfristig über Markterwartungen. 2,5 2,5 • Langfristige Realrenditen trotz starker Konjunktur nahe Allzeittief. 2,0 2,0 • Stark gestiegene Energiepreise befeuern Reflationierungssorgen. 1,5 1,5 Contra 1,0 1,0 • Sorge vor neuer Corona-Welle be- 0,5 0,5 feuert Nachfrage nach Sicherheit. • Marktspekulation auf Leitzinswen- 0,0 0,0 de im Sommer 2022 überzogen. 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 • US-Schatzamt dürfte im November Treasury 10 Jahre Prognose mit Reduzierung des rekordhohen Staatsanleiheangebots beginnen. Historie Prognose • Niedrigzinsumfeld in Europa und Rendite aktuell Ø 2020 31.12.2020 Ø H1 Dez 2021 Jun 2022 Dez 2022 Japan erhöht relative Attraktivität US-Treasuries 10 Jahre 1,57 0,89 0,91 1,45 1,60 1,90 1,90 Quellen: Refinitiv, LBBW Research von US-Staatsanleihen. 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 40
Zinsen Internationaler Vergleich 10-Jahres-Swapsätze 3,50 3,50 3,00 3,00 2,50 2,50 2,00 2,00 1,50 1,50 1,00 1,00 0,50 0,50 0,00 0,00 -0,50 -0,50 -1,00 -1,00 2016 2017 2018 2019 2020 2021 EUR CHF JPY GBP USD Quelle: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 41
Zinsprognosen Prognose Preis aktuell 31.12.21 30.06.22 31.12.22 Euroraum EZB Hauptrefisatz 0,00 0,00 0,00 0,00 EZB Einlagesatz -0,50 -0,50 -0,50 -0,50 3M Euribor -0,56 -0,50 -0,50 -0,50 Swap 2J -0,28 -0,40* -0,40* -0,40* Swap 5J 0,00 -0,20* -0,10* -0,10* Swap 10J 0,27 0,20* 0,35* 0,35* Bund 2J -0,63 -0,65 -0,65 -0,65 Bund 5J -0,44 -0,55 -0,45 -0,45 Bund 10J -0,13 -0,15 0,00 0,00 USA Fed Funds Target Rate 0,25 0,25 0,25 0,50* 3M Euromarkt 0,13 0,15 0,20* 0,55* Swap 2J 0,67 0,60* 0,85* 1,00* Swap 5J 1,23 1,25* 1,50* 1,60* Swap 10J 1,57 1,60 1,90 1,95 Treasury 2J 0,47 0,45* 0,70* 0,85* Treasury 5J 1,15 1,20* 1,45* 1,50* Treasury 10J 1,55 1,60 1,90 1,90 Weitere Industriestaaten Japan 3M Geldmarkt -0,08 -0,10 -0,10 -0,10 Japan 10Y Staatsanleihe 0,08 0,00 0,00 0,00 UK 3M Geldmarkt 0,23 0,10 0,10 0,35 UK 10Y Staatsanleihe 1,06 0,75 0,95 0,95 Schweiz 3M Geldmarkt -0,77 -0,70 -0,70 -0,70 Schweiz 10Y Staatsanleihe -0,03 -0,15 -0,05 -0,05 Änderungen zum Vormonat sind mit (*) gekennzeichnet Quelle: Bloomberg, LBBW Research *=geänderte Prognosen seit der vorigen Ausgabe 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 42
06 Devisen und Rohstoffe Dr. Katja Müller Dr. Frank Schallenberger Senior Economist Senior Economist Tel: + 49 711 127–4 21 06 Tel: + 49 711 127–7 74 36 katja.mueller@LBBW.de frank.schallenberger@LBBW.de Dirk Chlench Matthias Krieger Senior Economist Senior Economist Tel: + 49 711 127–7 61 36 Tel: + 49 711 127–7 30 36 dirk.chlench@LBBW.de matthias.krieger@LBBW.de 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 43
EURUSD: Frühere Fed-Zinswende wird den US-Dollar stützen Wechselkurs Euro/Dollar Pro • Der Euro ist gemäß der Kauf- 1,3 1,3 kraftparität gegenüber dem US- Dollar unterbewertet. • Das EZB-Kaufprogramm sowie der „Wiederaufbaufonds“ stärken den Zusammenhalt der EU und stützen 1,2 1,2 somit den Euro. Contra 1,1 1,1 • Die Fed wird nach unserer Prognose im vierten Quartal 2022 ihren Leitzins anheben. Damit wird die Fed die Zinswende wesentlich 1,0 1,0 früher einläuten als die EZB. 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 • Die USA werden nach unserer Prognose im laufenden Jahr mit EURUSD Prognose einer Rate von 5,5 % wachsen und damit den Euroraum erneut hinter Historie Prognose Kurs aktuell Ø 2020 31.12.2020 Ø H1 Dez 2021 Jun 2022 Dez 2022 sich lassen. EURUSD 1,16 1,14 1,22 1,21 1,18 1,15 1,15 Quellen: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 44
EURGBP: BoE-Erhöhung wird Pfund Rückenwind geben Wechselkurs Euro/Pfund Pro • Die BoE dürfte ihren Leitzins 0,95 0,95 bereits im November dieses Jahres anheben. 0,90 0,90 • Die britische Wirtschaft dürfte im Jahr 2021 stärker zulegen als jedes andere Industrieland. 0,85 0,85 • Gemäß Kaufkraftparität ist das Pfund Sterling ggü. dem Euro 0,80 0,80 unterbewertet. 0,75 0,75 Contra 0,70 0,70 • Das EZB-Kaufprogramm sowie der „Wiederaufbaufonds“ stärken den Zusammenhalt der EU und stützen 0,65 0,65 somit den Euro. 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 • Lieferprobleme in UK scheinen EURGBP Prognose infolge des Brexit ausgeprägter zu sein als im Euroraum. Historie Prognose Kurs aktuell Ø 2020 31.12.2020 Ø H1 Dez 2021 Jun 2022 Dez 2022 EURGBP 0,85 0,89 0,90 0,87 0,85 0,84 0,84 Quellen: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 45
EURCHF: Franken legt gegenüber Euro zu Wechselkurs Euro/Franken Pro • Verunsicherung im Zuge der 1,30 1,30 Corona-Krise sorgt für Nachfrage nach sicheren Häfen wie dem 1,25 1,25 Franken. • Die Schweiz weist solide 1,20 1,20 Staatsfinanzen auf und erzielt 1,15 1,15 Überschüsse in der Handels- und Leistungsbilanz. 1,10 1,10 Contra 1,05 1,05 • Die SNB behält expansive Geldpolitik zur Schwächung des 1,00 1,00 Franken bei (Einlagesatz -0,75%; 0,95 0,95 Devisenmarktinterventionen zur Schwächung des Franken). 0,90 0,90 • Gescheiterter EU-Rahmenvertrag 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 längerfristig Belastungsfaktor. EURCHF Prognose • Mit sinkender Risikoaversion sollte CHF schwächer notieren. Historie Prognose Abwertungspotenzial aufgrund Kurs aktuell Ø 2020 31.12.2020 Ø H1 Dez 2021 Jun 2022 Dez 2022 gesunkener Kaufkraftparität EURCHF 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12 Quellen: Refinitiv, LBBW Research begrenzt. 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 46
EURJPY: „Hawkishere“ Töne bei Fed und EZB belasten den Yen Wechselkurs EURJPY Pro • Weltweite Rückschläge bei der 140 140 Pandemiebekämpfung könnten Risikoaversion wieder zugunsten des Yen steigern. 135 135 • Impfkampagne in Japan kommt immer besser voran. 130 130 • Inflationsrate in Japan deutlich niedriger als in den USA und im 125 125 Euroraum. 120 120 Contra • In den USA und im Euroraum 115 115 zeichnet sich zukünftig etwas restriktivere Geldpolitik ab. 110 110 • Japans Wirtschaft erholt sich nur 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 relativ langsam. EURJPY Prognose Historie Prognose Kurs aktuell Ø 2020 31.12.2020 Ø H1 Dez 2021 Jun 2022 Dez 2022 EURJPY 132,19 121,84 126,49 129,84 130 132 135 Quellen: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 47
USDCNY: Erholungspotenzial für US-Dollar und Euro Wechselkurs USDCNY Pro • Chinas Wirtschaft sehr rasch und 9,0 9,0 kräftig erholt. • Der CNY weist ggü. dem USD noch immer einen deutlichen 8,5 8,5 Zinsvorteil auf. 8,0 8,0 Contra • Wachstumstempo in China verliert derzeit deutlich an Momentum. 7,5 7,5 • Sorgen um „Evergrande“ usw. könnten auch den CNY belasten. 7,0 7,0 • US-Fed signalisiert baldige Rücknahme ihrer Anleihekäufe, d.h. die US-Renditen sollten 6,5 6,5 tendenziell steigen. 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 • Neuer Hang der chinesischen Regierung zu Regulierungen und EURCNY Prognose Verschuldungsprobleme im Historie Prognose Kurs aktuell Ø 2020 31.12.2020 Ø H1 Dez 2021 Jun 2022 Dez 2022 Unternehmenssektor verunsichern USDCNY 6,40 6,90 6,53 6,47 6,40 6,48 6,66 Investoren. EURCNY 7,42 7,88 8,01 7,80 7,55 7,45 7,65 Quellen: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 48
Devisenmärkte im Überblick – Nebenwährungen 1/3 Wechselkurs Spot Progn. Q2 Progn. Q4 Einschätzung 22 22 Die Inflationsrate verharrte im Oktober weiter oberhalb 10 %, was die Notenbank EURBRL 6,52 6,20 6,40 dazu veranlasste, den Leitzinssatz am 27.10. um 150 Basispunkte anzuheben. Wegen der geringen Zustimmungswerte für den aktuellen Staatspräsidenten ist im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2022 keine Haushaltsdisziplin zu erwarten. Die geldpolitische Straffung im Oktober von erneut nur 15 Basispunkten droht den EURHUF 360 345 340 Forint angesichts der steigenden Inflationsrate kurzfristig noch zu belasten. Die weitaus höhere Wachstumsdynamik der ungarischen Wirtschaft gegenüber der EU und eine rückläufige Inflationsrate ab 2022 werden den Forint erneut stützen. Die Inflationsrate hat im Oktober mit 5,1 % den höchsten Stand seit 2009 erreicht, EURMXN 23,72 23,50 24,20 weshalb wir eine weitere Straffung der Geldpolitik im November erwarten. Damit würde der Renditevorteil gegenüber dem Euro weiter ansteigen, wovon der mexikanische Peso weiter profitieren sollte. Der unerwartet hohe Anstieg der Inflationsrate auf 6,8 % im Oktober dürfte die EURPLN 4,62 4,55 4,45 polnische Notenbank zu einer Leitzinsanhebung im November zwingen. Der Streit mit der EU zur vollständigen Anerkennung von EU-Recht und zum Rechtsstaatlichkeitsprinzip hat sich mit dem EuGH-Urteil weiter deutlich verschärft. Die Inflationsrate setzte ihren Aufwärtstrend im Oktober weiter fort und erreichte EURRON 4,95 5,10 5,15 6,29 %. Dies dürfte nach der Leitzinsanhebung um 25 Basispunkte Anfang Oktober einen weiteren Zinsschritt der rumänischen Notenbank bei der nächsten Sitzung am 9. November zur Folge haben. Quelle: Reuters, LBBW Research. Datenabfrage Spotkurse: 01.11.2021, 11:55 Uhr 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 49
Devisenmärkte im Überblick – Nebenwährungen 2/3 Wechselkurs Spot Progn. Q2 Progn. Q4 Einschätzung 22 22 Die Notenbank bestätigt ihren restriktiven Kurs mit einer erneuten EURRUB 82,0 77,0 76,0 Leitzinsanhebung um 75 Basispunkte im Oktober und stärkt damit den Rubel. Der deutliche Leistungsbilanzüberschuss im dritten Quartal von über 40 Milliarden US-Dollar dürfte im vierten Quartal übertroffen werden und den Rubel stützen. Die türkische Notenbank senkte den Leitzinssatz trotz der hohen Inflationsrate im EURTRY 11,03 12,50 12,50 Oktober um 200 Basispunkte, nachdem der Staatspräsident im Vorfeld dieser Sitzung drei Notenbankmitglieder entlassen hatte. Diese erneute politische Einflussnahme erodiert die Glaubwürdigkeit in die Unabhängigkeit der Notenbank. Aufgrund der hohen Staatsverschuldung würde eine Straffung der Geldpolitik der EURZAR 17,72 21,00 21,50 EZB und der US-Notenbank den Rand unter Druck bringen. Der Ausgang der lokalen Regierungswahlen wird ein Stimmungsindikator für die regierende ANC-Partei sein, von der die Umsetzung von Reformen zu erwarten ist. Quelle: Reuters, LBBW Research. Datenabfrage Spotkurse: 01.11.2021, 11:55 Uhr 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 50
Devisenmärkte im Überblick – Nebenwährungen 3/3 Wechselkurs Spot Progn. Q2 Progn. Q4 Einschätzung 22 22 Höhere Preis für Kohle, Gas und Agrarprodukte haben der australischen EURAUD 1,54 1,58 1,54 Exportwirtschaft weitere Dynamik verliehen. Die pandemiebedingten Einschränkungen können aufgrund des raschen Impffortschrittes früher als erwartet gelockert werden. Bei ihrer letzten Sitzung am 27. Oktober entschied die Notenbank, das EURCAD 1,43 1,44 1,44 Kaufprogramm für Anleihen sofort einzustellen und erhöhte die Wachstumsprognose für die kanadische Wirtschaft deutlich. Das nährt die Erwartung nach einer früheren Zinswende, was die Währung unterstützten sollte. Die Inflationsrate ist weiter angestiegen und erreichte im Oktober 4,9 %. EURCZK 25,59 25,00 24,90 Marktteilnehmer erwarten daher eine Leitzinsanhebung von mindestens 50 Basispunkten im November. Jedoch enttäuschte das tschechische Konjunkturwachstum im vierten Quartal die Markterwartungen. Die norwegische Krone profitiert weiter von der Konjunkturerholung, die von dem EURNOK 9,74 9,55 9,40 starken Anstieg der Öl- und Gaspreise befeuert wird. Weitere Zinsanhebungen im Dezember sowie in den Folgequartalen werden die Attraktivität der Krone weiter stärken und ihre Aufwertung fortsetzen. Quelle: Reuters, LBBW Research. Datenabfrage Spotkurse: 01.11.2021, 11:55 Uhr 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 51
Brent: Nachfrageschub durch hohe Kohle- und Gaspreise Ölpreis Brent & Prognose (in USD) Pro • OPEC-Compliance im September 100 100 bei 107,3 %. • Kerosin-Nachfrage dürfte 2022 90 90 wieder anziehen. 80 80 • Durchschnittl. Angebotsdefizit am Ölmarkt in Q4/21 ca. 1,0 mbpd. 70 70 • Öl wird wegen hohen Kohle- und 60 60 Gaspreisen als Substitut genutzt. 50 50 40 40 Contra • Wiederaufnahme der Atom- 30 30 gespräche mit dem Iran könnte 20 20 2022 für Comeback der iranischen Förderung sorgen. 10 10 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 • US Rig Count hat im laufenden Jahr um 68 % zugelegt. Ölpreis Brent (in USD/bbl) Prognose • Output der OPEC+ soll in Q4/21 um 1,2 mbpd steigen. Historie Prognose Preis aktuell Ø 2020 31.12.2020 Ø H1 Dez 2021 Jun 2022 Dez 2022 • Angebotsüberschuss am Ölmarkt Brent (in USD/Barrel) 84,66 43,42 51,89 65,23 85 80 75 2022 voraussichtlich 0,6 mbpd. Quellen: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 52
Gold: Gegenwind durch festen US-Dollar und Renditeanstieg Goldpreis & Prognose (in USD) Pro • Niedrige bzw. negative Real- renditen in den wichtigsten Währungsräumen. 2000 2000 • Hohe Inflationsraten. • Schmucknachfrage steigt in Q2/21 1800 1800 um 60 % auf 391 Tonnen, Nachfrage nach Münzen und 1600 1600 Barren um 56 % auf 244 Tonnen und Notenbanknachfrage steigt um 214 % auf 200 Tonnen. 1400 1400 • Fair Value abgeleitet aus US- Realzins bei rund 1.900 USD. 1200 1200 Contra • ETC-Nachfrage 2021 bislang sehr 1000 1000 schwach (-8,2 % bzw. -270 t). 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 • Minenproduktion steigt in Q2/21 um Goldpreis (in USD/Feinunze) Prognose 16 % auf 924 Tonnen. • Fester US-Dollar und Ängste vor Historie Prognose Zinswende belasten Goldpreis. Preis aktuell Ø 2020 31.12.2020 Ø H1 Dez 2021 Jun 2022 Dez 2022 Gold (in USD/Feinunze) 1790,55 1771,68 1897,77 1805,86 1800 1850 1900 Quellen: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 53
Devisen- und Rohstoffprognosen Prognose Prognose Preis aktuell Dez 2021 Jun 2022 Dez 2022 Preis aktuell Dez 2021 Jun 2022 Dez 2022 Rohstoffe Weitere Währungen Brent (in USD/Barrel) 84,66 85 80 75 EURAUD 1,54 1,65 1,58 1,54 Gold (in USD/Feinunze) 1790,55 1800 1850 1900 EURBRL 6,54 5,90 6,20 6,40 Silber (in USD/Feinunze) 23,87 24 22 20 EURCAD 1,43 1,46 1,44 1,44 EURCZK 25,63 25,20 25,00 24,90 EURHUF 360,48 367,00 345,00 340,00 Wechselkurse Hauptwährungen EURMXN 23,94 22,50 23,50 24,20 EURNOK 9,74 9,75 9,55 9,40 EURUSD 1,16 1,18 1,15 1,15 EURPLN 4,62 4,65 4,55 4,45 EURJPY 132,19 130,00 132,00 135,00 EURRON 4,95 5,00 5,10 5,15 EURCHF 1,06 1,10 1,11 1,12 EURRUB 82,24 78,00 77,00 76,00 EURGBP 0,85 0,85 0,84 0,84 EURTRY 11,02 11,50 12,50 12,50 EURCNY 7,42 7,55 7,45 7,65 EURZAR 17,75 20,10 21,00 21,50 Quelle: Refinitiv, LBBW Research 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 54
07 Fazit zu Zinsen, Hauptwährungen und Rohstoffe sowie Anhang und Disclaimer 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 55
Konjunktur Weltwirtschaft Die Corona-Pandemie setzt der Weltwirtschaft noch immer stark zu. 2020 ging diese durch eine schwere Rezession und auch der Jahresauftakt 2021 stand im Zeichen der Notwendigkeit weiterer „Lockdowns“. Inzwischen ist die konjunkturelle Talsohle aber durchschritten. Die Frühindikatoren stimmen im großen und ganzen weiterhin optimistisch. Ernste Sorge bereiten allerdings die anhaltenden Lieferengpässe und in die Höhe geschossene Energiepreise. Die USA, die EU-Mitgliedsländer und andere Staaten haben beim Impfen inzwischen kräftige Fortschritte gemacht, so dass es wohl nicht mehr zu flächendeckenden „Lockdowns“ kommen wird. Zum Jahresende 2021 hin dürfte das Erholungstempo der Weltwirtschaft wegen der Lieferengpässe aber eher weiter abnehmen. Im Jahr 2022 sollte es dann aber zu einer kräftigeren weltwirtschaftlichen Erholung kommen. 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 56
Konjunktur USA Die US-Wirtschaftsleistung ist gemäß der Vorab-Schätzung des Wirtschaftsministeriums im dritten Quartal 2021 mit einer Jahresrate von 2,0 % gewachsen. Ein Wiederaufstocken der leergefegten Läger sowie der Rückgang der Corona-Neuinfektionen sollten dem US-Wachstum im Schlussquartal 2021 und danach Rückenwind geben. Zudem sollte die Erholung am Arbeitsmarkt die Konjunktur stützen. Darüber hinaus besteht die Chance, dass die Konsumenten ihre hohen Ersparnisse verausgaben. Wir prognostizieren für das Gesamtjahr 2021 ein US-Wachstum in Höhe von 5,5 %. Im nächsten Jahr sollte die US-Wirtschaft mit einer Rate von 4,5 % zulegen. 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 57
Zinsen Subheadline US-Zinsen Die Rendite 10-jähriger Treasuries hat nach einer sommerlichen Konsolidierung den Aufwärtspfad wiederaufgenommen, liegt aber noch ein Stück weit unterhalb des Jahreshochs aus dem ersten Quartal. Die Fed steht kurz vor der offiziellen Ankündigung eines Taperings der Anleihekäufe, beschwichtigt aber weiterhin Sorgen vor einer baldigen Leitzinswende. Wir erwarten, dass die Fed ihr Tagesgeldzielband im vierten Quartal 2022 erstmals anhebt. Bei den Langfristzinsen sehen wir mittelfristig weiteres Aufwärtspotenzial, begrenzt wird dieses indes durch das internationale Niedrigzinsumfeld. Neuerliche Marktturbulenzen in Folge sich verändernder Inflationsaussichten sind dabei nicht auszuschließen. EUR-Zinsen Trotz sich stark verbessernder Konjunkturaussichten und erhöhter Inflation dürfte die EZB auf absehbare Zeit keine grundlegende geldpolitische Kurswende vollziehen. Für 2022 steht eine weitere gemäßigte Drosselung der Anleihekäufe zu erwarten, die EZB vermeidet jedoch den Begriff „Tapering“. Eine Anhebung des Einlagesatzes ist zudem für das kommende Jahr noch nicht zu erwarten. Die Langfristzinsen besitzen angesichts anhaltender Reflationierungsspekulationen Potenzial für einen Anstieg, sofern letztlich eine Eindämmung der Corona-Pandemie gelingt. Einen deutlichen und nachhaltigen Anstieg der 10-jährigen Bundrendite über null erwarten wir vorerst nicht, da sich der zuletzt stark gestiegene Inflationsdruck mittelfristig wieder ermäßigen dürfte. 02.11.2021 Corporate Treasury Radar November 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 58
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