Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 2015 - Abfluss, Wasserstand und Wasserqualität der Schweizer Gewässer - Bundesamt für ...
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2016 > Umwelt-Zustand > Hydrologische Daten > Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 2015 Abfluss, Wasserstand und Wasserqualität der Schweizer Gewässer
> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 2015 BAFU 2016 2 Inhalt Vorwort 3 Abstracts 4 Zusammenfassung 5 1 Besonderheiten im Jahr 2015 6 Impressum 2 Witterung 13 Herausgeber Bundesamt für Umwelt (BAFU) Das BAFU ist ein Amt des Eidg. Departements für 3 Schnee und Gletscher 14 Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK). Redaktion Abteilung Hydrologie des BAFU 4 Oberflächengewässer 16 Witterung: Bundesamt für Klimatologie und Meteorologie (MeteoSchweiz) Schnee: WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) Gletscher: Departement für Geowissenschaften der Universität Freiburg 5 Grundwasser 32 und Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) Zitiervorschlag BAFU (Hrsg.) 2016: Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 2015. Anhang 34 Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Zustand Nr. UZ-1617-D: 36 S. Lektorat Jacqueline Dougoud, Zürich Gestaltung Magma – die Markengestalter, Bern Titelfoto Ein grosser Strom ergiesst sich Anfang August 2015 aus dem Faverges-Gletschersee (Glacier de la Plaine Morte). Foto: Matthias Huss, Departement für Geowissenschaften der Universität Freiburg Bildnachweis Seite 15: Matthias Huss, Departement für Geowissenschaften der Universität Freiburg Datengrundlage Die hydrologischen Analysen basieren auf provisorischen Daten des Jahres 2015. PDF-Download www.bafu.admin.ch/uz-1617-d Eine gedruckte Fassung kann nicht bestellt werden. Diese Publikation ist auch in französischer, italienischer und englischer Sprache erhältlich. Weiterführende Informationen und Datenbezug unter www.bafu.admin.ch/wasser © BAFU 2016
> Vorwort 3 Vorwort Das hydrologische Jahr 2015 war geprägt von zwei sehr unterschiedlichen, markan- ten hydrologischen Ereignissen: einer Woche mit grossen Hochwassern Ende April bis Anfang Mai und dann einer langen warmen und recht trockenen Periode, die sich vom Frühjahr bis in den Winter 2015 /16 hineinzog. Auch wenn solche Gegen- sätze natürlich immer wieder mal vorkommen können, verstärken wiederholte Wetterextreme doch das Gefühl der Gesellschaft, dass die Auswirkungen des Kli- mawandels langsam, aber sicher spürbar werden. Die Medien haben dieses Thema ebenfalls aufgegriffen, wie die zahlreichen Anfragen zeigten, die im Sommer 2015 an das Bundesamt für Umwelt (BAFU) gerichtet wurden. Das BAFU hat zusammen mit MeteoSchweiz und weiteren Bundesämtern ein neues Netzwerk für Klimadienstleistungen geschaffen, das «National Centre for Climate Services» (NCCS). Dieses Netzwerk soll Entscheidungsträgern, aber auch der Bevölkerung Informationen über den Klimawandel und seine Auswirkungen zur Verfügung stellen. Die Abteilung Hydrologie hat die Federführung der Projekte zum Thema «Hydrologische Grundlagen für die Anpassung an den Klimawandel» übernommen, um Antworten zu liefern auf Fragen der Wirtschaft (Landwirtschaft, Wasserwirtschaft) oder des Gemeinwesens, beispielsweise aus dem Bereich des Hochwasserschutzes. Hinter den Texten und Tabellen des «Hydrologischen Jahrbuchs» stecken grosse Mengen von Daten, die gesammelt, gespeichert, analysiert und in Wert gesetzt wer- den. Es würde zu weit führen, alle Aufgaben zu nennen, die nötig sind, um Daten von hoher Qualität bereitstellen zu können. Für das Jahr 2015 darf aber besonders das Zusammentragen und die Übertragung der Daten hervorgehoben werden: Die Abteilung Hydrologie des BAFU hat gemeinsam mit dem Eidgenössischen Institut für Metrologie (METAS) ein Konzept erarbeitet, wie die elektronische Ausstattung der hydrometrischen Messstationen erneuert werden kann, um die Ausrüstung aller Stationen zu standardisieren und die Datenübertragung zu modernisieren. Tests in 15 Stationen während sechs Monaten haben ergeben, dass die gewählte Technologie verlässlich, robust und vielseitig ist. Mit der Veröffentlichung des «Hydrologischen Jahrbuchs 2015» wird wieder ein regelmässiger Erscheinungsrhythmus dieser Publikation erreicht. Allen Perso- nen, die zu diesem Jahrbuch beigetragen haben, sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Es liegt nun ein Format des «Hydrologischen Jahrbuchs» vor, von dem das BAFU überzeugt ist, dass es sich auch längerfristig bewährt. Olivier Overney Leiter der Abteilung Hydrologie Bundesamt für Umwelt (BAFU)
> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 2015 BAFU 2016 4 Abstracts The Hydrological Yearbook of Switzerland is published by the Federal Office for Keywords: the Environment (FOEN) and gives an overview of the hydrological situation in hydrology, rivers, lakes, groundwater, Switzerland. It shows the changes in water levels and discharge rates of lakes, rivers water level, discharge, water temperature, and groundwater and provides information on water temperatures and the physical water quality and chemical properties of the principal rivers in Switzerland. Most of the data is derived from FOEN surveys. Das «Hydrologische Jahrbuch der Schweiz» wird vom Bundesamt für Umwelt Stichwörter: (BAFU) herausgegeben und liefert einen Überblick über das hydrologische Gesche- Hydrologie, Fliessgewässer, Seen, hen auf nationaler Ebene. Es zeigt die Entwicklung der Wasserstände und Abfluss- Grundwasser, Wasserstand, Abfluss, mengen von Seen, Fliessgewässern und Grundwasser auf und enthält Angaben zu Wassertemperatur, Wasserqualität Wassertemperaturen sowie zu physikalischen und chemischen Eigenschaften der wichtigsten Fliessgewässer der Schweiz. Die meisten Daten stammen aus Erhebun- gen des BAFU. Publié par l’Office fédéral de l’environnement (OFEV), l’Annuaire hydrologique de Mots-clés: la Suisse donne une vue d’ensemble des événements hydrologiques de l’année en hydrologie, cours d’eau, lacs, eaux Suisse. Il présente l’évolution des niveaux et des débits des lacs, des cours d’eau et souterraines, niveaux d’eau, débits, des eaux souterraines. Des informations sur les températures de l’eau ainsi que sur température de l’eau, qualité de l’eau les propriétés physiques et chimiques des principaux cours d’eau suisses y figurent également. La plupart des données proviennent des relevés de l’OFEV. L’«Annuario idrologico della Svizzera», edito dall’Ufficio federale dell’ambiente Parole chiave: (UFAM), fornisce una visione d’insieme degli eventi idrologici in Svizzera. Illustra idrologia, corsi d’acqua, laghi, acque l’andamento dei livelli idrometrici e delle portate dei laghi, dei corsi d’acqua e delle sotterranee, livelli delle acque, acque sotterranee e contiene informazioni sulle temperature e sulle proprietà fisiche portate, temperatura dell’acqua, e chimiche dei principali corsi d’acqua in Svizzera. I dati in esso pubblicati proven- qualità dell’acqua gono in gran parte da rilevazioni effettuate dall’UFAM.
> Zusammenfassung 5 Zusammenfassung Witterung Seestände Die Jahrestemperatur 2015 lag in den meisten Gebieten der Im Mai sind neue monatliche Höchstwerte aufgetreten. Am Schweiz 1,0 bis 1,4 Grad über der Norm 1981–2010. Der Jah- Neuenburgersee und am Genfersee lagen die mittleren Was- resniederschlag erreichte auf der Alpennordseite meist nur serstände rund 30 cm über den langjährigen Monatsmittelwer- 60 bis 85 % der Norm. In den Alpen waren es verbreitet 80 bis ten. Der Pegel des Neuenburgersees lag seit der zweiten Jura- 100 %, während die Alpensüdseite 70 bis 95 % verzeichnete. gewässerkorrektion nie höher. Die lange niederschlagsarme Periode der zweiten Jahreshälfte führte nicht bei allen Seen Schnee und Gletscher zu tiefen Wasserständen. Einige konnten vom relativ hohen Über den ganzen Winter 2014 /15 gemittelt waren die Schnee- Niveau profitieren, das sie nach den Mai-Hochwassern auf- höhen am Alpensüdhang ohne die Bündner Südtäler und in wiesen. Seen, die nicht von diesem Effekt profitieren konnten, den nördlich und westlich angrenzenden Gebieten überdurch- verzeichneten im Herbst neue saisonale Tiefststände. schnittlich, sonst waren sie verbreitet knapp durchschnittlich. Die Gletscher der Schweizer Alpen wiesen 2015 überdurch- Wassertemperaturen schnittliche Massenverluste auf. Der heisse Juli führte zu Insgesamt setzen die Jahresmittelwerte von 2015 den seit extremer Gletscherschmelze, die Abkühlung im August und 1960 beobachteten und bisher ungebrochenen Trend des Was- September verhinderte aber Rekordwerte. sertemperaturanstiegs fort. Im Frühling wurde ein norma- ler Temperaturverlauf bei den Fliessgewässern beobachtet. Abflussverhältnisse Dagegen setzte im Juli eine ausgeprägte Hitzeperiode ein. Die Jahresmittel des Abflusses von Oberflächengewässern Der dadurch teilweise starke Anstieg der Wassertemperatur lagen 2015 mehrheitlich unter der Norm. In vergletscherten wurde, wie auch im späteren Verlauf des Sommers / Herbstes, Einzugsgebieten wiesen diese normale bis überdurchschnitt- immer wieder durch Abkühlungen unterbrochen. liche Abflüsse auf. Ein Hochwasserereignis Anfang Mai brachte sehr hohe Abflussspitzen in der Westschweiz zwi- Stabile Isotope schen Genfersee und Basel. Die zweite Jahreshälfte war aus- Auch im Jahr 2015 zeichnen sich die stabilen Isotope im gesprochen niederschlagsarm. An vielen Messstellen wurden Niederschlag durch für den Winter niedrige δ-Werte aus. Im von Juli bis Dezember jeden Monat unterdurchschnittliche Sommer wurden, dem Hitzesommer 2015 entsprechend, über- Abflüsse registriert. In einigen Gebieten stiegen die Monats- durchschnittliche δ-Werte gemessen. Der Hitzesommer hatte werte ab Juli nie über 80 % der langjährigen Mittelwerte. aber auch zur Folge, dass in dieser Zeit mehr Gletscherschmelz Auf der Alpennordseite wurden v erbreitet neue monatliche wasser – mit negativeren δ-Werten – zum Abfluss kam. Abflussminima gemessen. Grundwasser Das Jahr 2015 begann verbreitet mit normalen Grundwasser- ständen und Quellschüttungen und endete infolge der anhal- tenden Trockenheit ab Juni auf tiefem Niveau.
> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 2015 BAFU 2016 6 1 Besonderheiten im Jahr 2015 Intensive Niederschläge führten Anfang Mai 2015 zu einer Hochwassersituation. Die Pegel einiger Gewässer entsprachen der Gefahrenstufe 4. Die Sommermonate Juli und August 2015 hingegen bleiben als aussergewöhnlich trocken und heiss in Erinnerung. Auch im Herbst fielen für die Jahreszeit deutlich unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Besonders ausgeprägt zeigte sich die Situation Mitte November im Mittelland und im Jura. 1.1 Hochwasserereignis von Anfang Mai 2015 Mehr Niederschlag als sonst im ganzen Mai Vom 30. April bis 6. Mai fielen im Mittel über die ganze Aussergewöhnlich intensive Niederschläge hatten Anfang Schweiz rund 100 mm Regen. Die grössten Mengen gingen Mai die Gewässer der Alpennordseite und der Westschweiz im Unterwallis, in den Waadtländer Alpen sowie im angren- sehr stark ansteigen lassen. Die meteorologische und klimato- zenden Berner Oberland nieder. Rund um die Dents du Midi logische Einschätzung des Starkniederschlags durch Meteo- und von Les Diablerets bis in die Wildstrubel-Region erhiel- Schweiz zeigt, dass starke west- bis südwestliche Höhenwinde ten höhere Lagen 200 mm Niederschlag und mehr (Abb. 1.1). sehr feuchte und zunehmend auch milde Luft subtropischen Dies entspricht stellenweise bis zu 140 % der üblichen Nieder- Ursprungs zum Alpenraum geführt hatten. Die Front blieb schlagssumme für den ganzen Monat Mai. lange Zeit beinahe stationär über der Schweiz liegen. Das führte zu anhaltenden und teils ergiebigen Niederschlägen. Starke Anstiege der Gewässer Die gemessenen Niederschlagsmengen blieben während der Die intensiven Regenfälle haben die Flüsse und Seen in gesamten sechstägigen Niederschlagsperiode hoch. den betroffenen Gebieten rasch und stark ansteigen lassen. Erste Abflussspitzen wurden bereits am Freitagabend, 1. Mai beobachtet. Am Samstagvormittag, 2. Mai erreichten viele kleinere Gewässer Höchststände, wie sie schon lange nicht mehr oder gar in den letzten Jahrzehnten noch nie gemessen Niederschlagssumme vom 30. April bis 6. Mai 2015 (mm) worden waren. Da auch in den nachfolgenden Tagen immer wieder Regen fiel, stiegen selbst grössere Gewässer wie die Aare, der Rhein, der Thunersee oder die Jurarandseen auf ein hohes Niveau an. Die Pegel einiger Gewässer entsprachen der 220 Gefahrenstufe 4 (grosse Hochwassergefahr). Auch führte der 200 Starkniederschlag lokal zu einem deutlichen und unmittel 180 baren Anstieg der Grundwasserstände. 160 Der Rhein führte zeitweise so viel Wasser, dass die 140 Schifffahrt eingestellt werden musste. Durch die voraus- 120 schauende Regulierung der Seen konnten in der Aare noch 100 grössere Abflussspitzen und Hochwasserschäden vermieden 80 werden. Mancherorts kam es aber lokal zu kritischen Situa- 60 40 tionen und wegen der durchnässten Böden zu Rutschungen. 20 Abb. 1.1 Räumliche Verteilung der Niederschlagssummen vom 30. April bis 6. Mai 2015. Dargestellt sind die absoluten Werte in Millimetern. Quelle: MeteoSchweiz.
1 > Besonderheiten im Jahr 2015 7 Hochwasserereignisse Anfang Mai 2015 – Fliessgewässer Stationsname Perioden Bisheriges Zeitpunkt Bisheriges Zeitpunkt HQ 2015 Datum Zeit Jährlich- Max. länge Maximum (Monat/ Maximum (Jahr) (m 3/s) keit erreichte (Jahre) (m 3/s) Jahr) Mai Gefahren- (m 3/s) stufe Aare – Bern, Schönau 80 613 5/1999 613 1999 510 04.05.15 17:42 30–50 4 Aare – Brügg, Aegerten 80 761 5/1999 761 1999 737 07.05.15 23:40 50–100 4 Aare – Murgenthal 80 1262 8/2007 926 1985 974 04.05.15 08:55 10–30 3 Aare – Thun 80 564 5/1999 564 1999 480 05.05.15 10:22 50–100 4 Arve – Genève, Bout du Monde 80 840 9/1968 548 1999 905* 02.05.15 08:02 >100 5 Broye – Payerne, Caserne d’aviation 95 415 12/1944 161 1977 253 02.05.15 00:15 10–30 3 Grande Eau – Aigle 80 123 11/1944 52,3 1999 60,2 04.05.15 08:17 10–30 3 Gürbe – Belp, Mülimatt 92 60,8 8/2014 44,6 1999 51,4 04.05.15 07:07 10–30 3 Murg – Murgenthal, Walliswil 34 57,3 8/2007 27,7 2013 53,4 01.05.15 21:35 10–30 3 Rhône – Chancy, Aux Ripes 80 1700 11/1944 1305 1999 1238 02.05.15 07:45 10–30 2 Rhône – Genève, Halle de l’Ile 80 740 11/2002 650 1978 689 07.05.15 06:05 30–50 – Sarine – Broc, Château d’en bas 92 460 9/1940 269 1999 325 02.05.15 02:35 10–30 3 Simme – Latterbach 29 316 8/2005 225 1999 213 04.05.15 07:41 10–30 2 Simme – Oberwil 94 200 11/1944 136 1999 128 04.05.15 07:25 10–30 3 Veveyse – Vevey, Copet 31 155 7/2007 76,4 1999 159* 02.05.15 02:25 30–50 4 Hochwasserereignisse Anfang Mai 2015 – Seen Stationsname Perioden Bisheriges Zeitpunkt Bisheriges Zeitpunkt HW 2015 Datum Zeit Max. länge Maximum (Monat/ Maximum (Jahr) (m ü. M.) erreichte (Jahre) (m ü. M.) Jahr) Mai Gefahren- (m ü. M.) stufe Bielersee – Ligerz, Klein Twann 32 430,88 8/2007 430,19 1999 430,51 06.05.15 15:15 4 Brienzersee – Ringgenberg 74 566,05 8/2005 565,36 1999 564,76 06.05.15 08:35 2 Lac de Neuchâtel – Neuchâtel, Port 32 430,27 8/2007 430,05 1999 430,44* 08.05.15 14:55 3 Lac Léman – St-Prex 72 372,88 12/1965 372,43 1986 372,43 07.05.15 04:35 2 Murtensee – Murten 32 430,47 4/2006 430,09 1983 430,44 08.05.15 18:05 3 Thunersee – Spiez, Kraftwerk BKW 74 559,25 8/2005 559,17 1999 558,39 05.05.15 03:32 4 Vierwaldstättersee – Luzern 79 435,23 8/2005 434,94 1999 434,15 06.05.15 21:55 2 Zugersee – Zug 85 414,49 5/1999 414,49 1999 414,06 07.05.15 03:45 2 * neue absolute Höchstwerte fett: neue Mai-Maxima
> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 2015 BAFU 2016 8 Neue Rekorde an Arve und Neuenburgersee Normalisierung der Wasserstände Die Arve bei Genf führte Abflussmengen, wie sie seit Mess- Nachdem die Niederschläge nachgelassen hatten, sanken die beginn 1935 noch nie beobachtet worden waren. Sie verzeich- Pegel und Abflüsse der meisten Flüsse und Seen. Hoch blie- nete am 2. Mai ein über 100-jährliches Hochwasser. Auch am ben weiterhin die Seen im Berner Oberland, die Jurarandseen Neuenburgersee bei Neuenburg wurde am 8. Mai ein neuer sowie die Aare unterhalb des Thuner- und Bielersees. Dank Höchststand aufgezeichnet: Mit einem Wasserstand von der darauffolgenden günstigen Witterung normalisierte sich 430,44 m ü. M. überragte er das bisherige Maximum vom die Hochwasserlage aber auch an diesen Gewässern in der August 2007 von 430,27 m ü. M. um 17 cm. zweiten Maihälfte. Neue Höchstwerte für den Monat Mai wurden zum Bei- spiel an der Broye, an der Aare bei Murgenthal, an der Birse bei Moutier, an der Gürbe bei Belp, an der Venoge bei Ecu blens, an der Veveyse bei Vevey (30-jährliches Hochwasser) sowie am Bieler-, Murten- und Genfersee beobachtet. Detaillierte Angaben zu den höchsten Messwerten und den maximal erreichten Gefahrenstufen sind der Zusammen- stellung auf Seite 7 und der Abbildung 1.2 zu entnehmen. Hochwassersituation der Fliessgewässer Anfang Mai 2015 Abflussmenge unter 2-jährlichem Hochwasser 2- bis 10-jährliches Hochwasser 10- bis 30-jährliches Hochwasser 30- bis 100-jährliches Hochwasser Abflussmenge über 100-jährlichem Hochwasser Abb. 1.2 Vergleich der maximalen Abflüsse mit der Hochwasserstatistik.
1 > Besonderheiten im Jahr 2015 9 1.2 Trockenheit im Sommer und Herbst 2015 heitlich für die Jahreszeit übliche oder durch die ausserge- wöhnlich grosse Schmelze gar erhöhte Abflusswerte auf. Nach einer ersten Jahreshälfte mit insgesamt knapp durch- Als Folge einiger Niederschläge entspannte sich die schnittlichen bis leicht feuchten Verhältnissen fiel ab Ende Juni Niedrigwassersituation von Ende September bis Mitte Okto- 2015 in weiten Teilen der Schweiz aussergewöhnlich wenig ber vorübergehend leicht. Wenn auch die Abflüsse verbreitet Niederschlag (Abb. 1.3). Die daraus resultierende Trockenheit unterdurchschnittlich blieben, kamen die Seestände – ausser wirkte sich sichtbar auf die Wasserstände der Gewässer aus. beim Zugersee – allmählich wieder in den Bereich des lang- Schon Mitte Juli wurden an einigen Abflussmessstati- jährigen saisonalen Mittels zu liegen. onen im westlichen Mittelland Abflüsse beobachtet, die im Die Niedrigwassersituation akzentuierte sich anschlies- Schnitt nur etwa alle zwei bis zehn Jahre zu erwarten sind. send erneut während der ausgeprägten Trockenheit ab Ende Während der Monate August und September verschärfte Oktober. Die Wasserstände sind um diese Jahreszeit üblicher- sich die Niedrigwassersituation. Nun waren vermehrt auch weise eher tief, doch im Jahr 2015 war die Situation deutlich kleinere und mittlere Fliessgewässer im Jura sowie im zen- ausgeprägter. Auch an den grossen Flüssen, insbesondere an tralen und östlichen Mittelland von aussergewöhnlich tiefen der Aare ab dem Bielersee, an der Limmat, der Thur und am Abflüssen betroffen, die nur alle zwei bis zehn Jahre, zum Rhein unterhalb des Bodensees, wurden nun Abflussmengen Teil auch noch seltener vorkommen. In einigen Regionen beobachtet, die nur rund der Hälfte des jahreszeitüblichen wurden ab Juli von den lokalen Behörden Einschränkungen Wertes entsprechen und statistisch gesehen nur alle zwei bis und Verbote bezüglich Wasserentnahmen aus Fliessgewäs- zehn Jahre vorkommen (Abb. 1.4). An vielen Bächen und klei- sern ausgesprochen. neren Flüssen auf der Alpennordseite wurden Mitte Novem- Zunehmend wiesen auch zahlreiche Seen deutlich unter ber Niedrigwasserabflüsse registriert, die noch seltener zu halb der saisonalen Norm liegende Pegelstände auf. Dies erwarten sind. Betroffen waren insbesondere Fliessgewässer betraf insbesondere den Bodensee, den Walensee und in der im Jura, vermehrt aber auch solche in den Voralpen. Einzelne Innerschweiz den Sarner-, Vierwaldstätter- und Zugersee. Am Bäche und Flussabschnitte, wie beispielsweise der Oberlauf Zürich- und am Pfäffikersee wurden im August und September der Töss, sind gar vollständig trockengefallen. Lokal mussten gar neue Monatsminima verzeichnet. An den Jurarandseen Gewässer ausgefischt werden. sowie am Thuner- und am Brienzersee blieben die Wasser- stände allerdings im saisonalen Normbereich. Ebenso wiesen die von den Gletschern gespeisten Flüsse in den Alpen mehr- Halbjahres-Niederschlagssummen 2015 in % des Normwertes (Referenzperiode 1981–2010) Januar–Juni 2015 Juli–Dezember 2015 300 200 150 133 125 105 95 80 75 66 50 33 Abb. 1.3 Die Niederschlagssummen der beiden Jahreshälften 2015 fielen sehr unterschiedlich aus. Während von Januar bis Juni in grossen Teilen der Schweiz überdurchschnittlich viel Niederschlag fiel, lagen die Summen von Juli bis Dezember im ganzen Land deutlich unter der Norm 1981–2010. Quelle: MeteoSchweiz.
> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 2015 BAFU 2016 10 Auch die Mehrheit der Seen wies wieder deutlich unterdurch- schnittliche Werte auf. Betroffen waren nun zusätzlichauch der Brienzersee, die Jurarandseen und der Lago di Lugano. Am Sarner- und am Zürichsee wurden neue Novembertiefststände erreicht. Die Pegel des Ägeri- und des Pfäffikersees waren so tief wie noch nie seit Messbeginn 1974 bzw. 1987. Die Niederschläge ab dem 20. November auf der Alpen- nordseite führten vor allem an den kleinen und mittleren Fliessgewässern zu einer Entschärfung der Situation. Der wiederum trockene Dezember liess die Abflussmengen aber wieder zurückgehen. Von aussergewöhnlich tiefen Abflüssen betroffen waren dann insbesondere Messstationen in den Alpen, so etwa an der Rhone und im Einzugsgebiet des Alpenrheins. Die extreme Niederschlagsarmut auf der Alpensüdseite bewirkte auch im Tessin Niedrigwasserabflüsse mit einer Jähr lichkeit zwischen zwei und zehn Jahren (Abb. 1.4). Zudem fielen die Pegel des Lago Maggiore und des Lago di Lugano auf sehr tiefe Werte. Niedrigwassersituation der Fliessgewässer 2015 Abflussmenge über 2-jährlichem Niedrigwasser 2- bis 10-jährliches Niedrigwasser 10- bis 30-jährliches Niedrigwasser 30- bis 100-jährliches Niedrigwasser Abflussmenge unter 100-jährlichem Niedrigwasser Abb. 1.4 Vergleich der minimalen Abflüsse (Mittelwert über 7 Tage) mit der Niedrigwasserstatistik.
1 > Besonderheiten im Jahr 2015 11 Zunehmend tiefe Grundwasserstände und Quellschüttungen bildung. In den anderen Gebieten wurden die tiefsten Grund- Die ab Juni herrschende Trockenheit machte sich bei den wasserstände und Quellschüttungen des Jahres Ende Dezem- Grundwasserständen und Quellschüttungen zunächst wenig ber beobachtet. Lokal traten neue Tiefstwerte für den Monat bemerkbar, da diese nach den überdurchschnittlichen Nie- Dezember auf, so beispielsweise an der Messstelle Glattfel- derschlägen im Mai von einem normalen bis hohen Niveau den (Abb. 1.5). ausgingen. Im Sommer waren daher noch verbreitet normale Grundwasserstände und Quellschüttungen zu verzeichnen (Kap. 5.1). Im Zuge der Trockenheit sanken die Grundwas- serstände und Quellschüttungen dann aber kontinuierlich ab. Tiefe Grundwasserstände beschränkten sich zunächst auf kleine Flusstäler des Jura, des Mittellandes und des Alpen vorlandes. Einen Rückgang der Schüttung zeigten zudem Karstquellen im Jura und Lockergesteinsquellen im Mittel- land, die aus oberflächennahen Grundwasservorkommen gespeist werden. Im Sommer 2015 lagen die Grundwasser- stände und Quellschüttungen jedoch generell höher als im Hitzesommer 2003. Mit tieferen Lufttemperaturen im Herbst nahmen die Gletscherschmelze in den Alpen und damit auch die Fluss- wasserinfiltration der grossen Alpenflüsse ins Grundwasser ab. Somit waren die Grundwasserstände im Herbst auch entlang der grossen Flüsse zunehmend tief. Infolge der anhal- tenden Trockenheit im Herbst 2015 sanken die Grundwasser- stände und Quellschüttungen nun verbreitet unter diejenigen von 2003. Im Jura traten die tiefsten Grundwasserstände und Quellschüttungen des Jahres 2015 Mitte November auf, denn hier führten die teils ausgiebigen Niederschläge vom 20./ 21. November zu einer nennenswerten Grundwasserneu- Grundwasserstand (m ü. M.) Glattfelden (Vergleichsperiode 1999 –2014) 362,6 2015 2011 362,4 2003 362,2 Monatsmittel und Monatsminimum der Vergleichsperiode 362,0 361,8 361,6 361,4 361,2 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Abb. 1.5 Grundwasserstand bei Glattfelden im Jahr 2015 und im Vergleich mit den Trockenjahren 2003 bzw. 2011 sowie mit den langjährigen statistischen Werten für die Vergleichsperiode 1999–2014.
> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 2015 BAFU 2016 12 Hohe Wassertemperaturen während der Hitzeperiode dominieren. Damit gehen – zumindest kurzfristig – Lebens- vom Juli 2015 räume verloren, und es besteht die Gefahr, dass andere Arten Die Wassertemperaturen entsprachen im Frühling 2015 noch einwandern und sich längerfristig ausbreiten. dem langjährigen Trend der Periode 1988–2014 (Abb. 1.6). Im letzten Quartal des Jahres 2015 lagen die Wasser- Dadurch wurden 2015 die bisherigen Jahresmittelmaxima temperaturen vor allem im November und Dezember oft trotz den sommerlichen Hitzewellen nur an wenigen Statio- höher als die Werte der langjährigen Messreihen (Abb. 1.6). nen überschritten. Ab Juni und während der darauffolgenden Die Tagesmaxima wurden an vielen Stationen immer wieder Monate waren aber aussergewöhnlich rasche Wechsel der überschritten (Abb. 4.12). Selbst wenn die hohen Tempera- Temperaturverhältnisse und starke Ausschläge der Tempera- turen noch innerhalb des Toleranzbereichs der Fische lie- turmaxima, gefolgt von raschen Abkühlungen, zu beobachten gen, sind auch in dieser Jahreszeit indirekte Folgen auf die (siehe auch Kap. 4.3). So überschritten die gemessenen Was- Populationsentwicklung in den Gewässern zu erwarten: Die sertemperaturen entlang der Aare, der Emme, der Kleinen Embryonalentwicklung der Lebewesen kann schneller ablau- Emme, des Rheins und bei weiteren Stationen vor allem im fen und der Schlupf im Frühjahr noch früher erfolgen. Juli die Tagesmittelwerte der langjährigen Messreihen deut- lich (Abb. 1.6). Als Folge der überhöhten Wassertemperaturen und der fehlenden längeren und kühlenden Schlechtwetterperioden kam es mancherorts zu Fischsterben. Da die Wärme mit der Zeit des Niedrigwassers zusammenfiel, wurde der negative Einfluss der Hitzeperiode nochmals verstärkt. Mit viel Auf- wand mussten deshalb kälteliebende Forellen, zum Beispiel im Emmental oder im Fricktal, abgefischt und in kühlere Gewässer umgesiedelt werden. Überschreitet die Temperatur den Toleranzbereich der Fische, hat dies auch weitere Auswir- kungen: Es führt dazu, dass sich die jungen Fische schneller entwickeln, die Konkurrenzfähigkeit und Krankheitsresis- tenz der Lachsfische abnimmt und als Folge wärmeliebende karpfenartige Fische und andere weniger sensible Arten Wassertemperatur (°C) Rhein – Basel 25 2015 1988–2014 1977–1987 20 15 10 5 0 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Abb. 1.6 Wassertemperaturen des Rheins bei Basel: Dargestellt sind die gemittelten Tagesmittelwerte über die Periode von 1977–1987 und die Periode von 1988–2014 sowie die Tagesmittelwerte des Jahres 2015.
2 > Witterung 13 2 Witterung Die Jahrestemperatur 2015 lag in den meisten Gebieten der Schweiz 1,0 bis 1,4 Grad über der Norm 1981–2010. Der Jahresniederschlag erreichte auf der Alpennordseite meist nur 60 bis 85 % der Norm. In den Alpen waren es verbreitet 80 bis 100 % Niederschlag, während die Alpensüdseite 70 bis 95 % verzeichnete. In der ersten Januarhälfte wurde die Witterung in der Schweiz ber, und zwar ganz im Westen der Schweiz sowie im Tessin vor allem durch milde West- und Südwest-Strömungen und in Graubünden. Im Oktober waren verbreitet unterdurch- bestimmt. Nordwest- und Nordströmungen brachten in der schnittliche Mengen zu verzeichnen, und die ersten drei zweiten Januarhälfte aber den Winter zurück in die Schweiz. Novemberwochen blieben in der ganzen Schweiz weitgehend Der Februar zeigte sich winterlich mit verbreitet unterdurch- niederschlagsfrei. Die Alpensüdseite erlebte schliesslich eine schnittlichen Temperaturen und mit Schneefällen bis in tiefe Rekord-Niederschlagsarmut für die Periode November bis Lagen beidseits der Alpen. Trotz kaltem Februar war der Dezember. In Lugano und in Locarno-Monti fielen nur 0,8 mm Winter in der Schweiz insgesamt zu mild mit einem Über- Niederschlag; normal wären 200 bis 250 mm. schuss von 0,7 Grad im Vergleich zur Norm 1981–2010. Das anhaltend extrem milde und praktisch nieder- Nach einigen trüben und nassen Tagen zu Monatsbeginn schlagsfreie Hochdruckwetter führte schweizweit zu einer lieferte der März bis gegen Monatsmitte prächtiges Hoch- ausgeprägten frühwinterlichen Schneearmut. druckwetter. Er endete spätwinterlich mit Schnee bis auf 600 m hinunter und stürmischen Verhältnissen beidseits der Quelle: Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz) Alpen. Der April bescherte der Schweiz vorwiegend ruhiges, sonniges und mildes Frühlingswetter. Beim Übergang vom April zum Mai setzte eine sehr niederschlagsreiche Periode ein. Innerhalb von sechs Tagen fielen im Mittel über der ganzen Schweiz rund 100 mm Regen. Die grössten Mengen gingen im Unterwallis, in den Jahres-Niederschlagssumme (% des Normwertes) Waadtländer Alpen sowie im angrenzenden Berner Oberland Yearly Precipitation Anomaly (%) 2015 (Ref. 1981−2010) nieder. Höhere Lagen in diesen Gegenden erhielten 200 mm Yearly Precipitation Anomaly (%) 2015 (Ref. 1981−2010) Niederschlag und mehr. Mit weiteren kräftigen Niederschlä- 170 170 gen zur Monatsmitte ergab sich schliesslich an mehreren 145 145 Messstationen der niederschlagsreichste Mai seit Messbe- 130 130 ginn, vor allem in den Westalpen und im Berner Oberland. 118 118 108 108 Der Sommer 2015 geht als zweitwärmster nach 2003 102 102 in die 152-jährige Schweizer Messgeschichte ein. Der Juli 98 98 war auf der Alpensüdseite, im Engadin, im Wallis und in 94 94 der Westschweiz verbreitet der heisseste Monat seit Messbe- 90 90 ginn. Vom 1. bis zum 7. Juli 2015 erlebte die Schweiz eine der 82 82 extremsten Hitzewochen. Zum Abschluss dieser Woche regis- 70 70 trierte Genf mit 39,7 Grad die höchste je auf der Alpennord- 50 50 seite gemessene Temperatur. Auf der Alpensüdseite folgte die © MeteoSwiss RanomY8110 v1.0, 2016−01−26 © MeteoSwiss grosse Hitze ab Mitte Juli. RanomY8110 v1.0, 2016−01−26 Bereits der Sommer lieferte verbreitet deutlich unter- Abb. 2.1 Der Jahresniederschlag war 2015 in den meisten durchschnittliche Niederschlagsmengen. Im Herbst setzte sich egionen der Schweiz deutlich unterdurchschnittlich. R die Niederschlagsarmut fort. Überdurchschnittliche Nieder- Auf der Alpennordseite betrug er nur 60 bis 85 % der schlagsmengen in grösseren Gebieten fielen nur im Septem- Norm 1981–2010.
> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 2015 BAFU 2016 14 3 Schnee und Gletscher Über den ganzen Winter 2014 /15 gemittelt waren die Schneehöhen am Alpensüdhang ohne die Bünd- ner Südtäler und in den nördlich und westlich angrenzenden Gebieten überdurchschnittlich; sonst waren sie verbreitet knapp durchschnittlich. Die Gletscher der Schweizer Alpen wiesen 2014 /15 überdurchschnittliche Massenverluste auf. Der heisse Juli führte zu extremer Gletscherschmelze. 3.1 Schnee Der Mai war zum Monatsanfang geprägt von intensiven Nie- derschlägen in den westlichen und nördlichen Alpen. Weil die In der ersten Oktoberhälfte des Jahres 2014 dominierten Süd- Schneefallgrenze meist hoch lag, brachte der Regen den noch staulagen das Wettergeschehen, wobei der Niederschlag nur liegenden Schnee zum Schmelzen. Mitte Monat fiel am im Hochgebirge in Form von Schnee fiel. Am 21. Oktober Alpensüdhang und vom 18. bis 22. Mai in den zentralen und brachte eine markante Kaltfront einen Temperatursturz. östlichen Alpen nochmals viel Schnee, der aber rasch wie- Im November bildete sich mit einer Schneefallgrenze der schmolz. von meist über 2000 m ü. M. in hohen Lagen im Oberwallis, Trotz den im Vergleich zum Jahrhundertsommer 2003 am zentralen Alpensüdhang, aber auch in den nördlich angren- einzelnen kühleren Perioden gab es zwischen Juni und August zenden Gebieten vom östlichen Berner Oberland bis in die 2015 praktisch keine Sommerschneefälle unterhalb von Surselva eine mächtige Schneedecke. Diese trug dort wäh- 3000 m ü. M. Vor der Juli-Hitze wurde es in vielen Landes- rend des ganzen Winters zu überdurchschnittlichen Schnee teilen zuletzt um den 20. Juni herum bis gegen 2000 m ü. M. höhen bei. hinunter weiss. Der Dezember war ausserordentlich mild und schnee- arm. Erst eine Kaltfront Ende Dezember führte zu Schneefäl- Quelle: WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) len, die vor allem das Mittelland mit grösseren Schneemen- gen eindeckten. Der Januar war im Süden und im Engadin niederschlags- reich, sonst waren die Niederschläge durchschnittlich. Die Schneehöhe (% des Normwertes) erste Januarhälfte war frühlingshaft mild, und die Schneefall- grenze lag teilweise deutlich über 2000 m ü. M. In der zwei- ten Januarhälfte kehrte aber der Winter zurück, und mit meh- 250 100 reren Kaltfronten fiel immer wieder Schnee auch im Mittelland 0 und im Jura. Zum Monatsende gab es dann auch im Westen und Norden beträchtliche Schneemengen. Die Schneefälle im Februar waren im Süden stark über- durchschnittlich, im Norden leicht unterdurchschnittlich. Viel Schnee fiel vor allem im Oberwallis, am zentralen Alpen- hauptkamm und im nördlichen Tessin besonders aufgrund eines Starkschneefalls Mitte Februar. Der März war zwar geprägt von viel Sonne im Norden. Dank Schneefällen Anfang des Monats und vor allem eines Grossschneefalles Ende des Monats im Westen und Norden wurden aber durchschnittliche oder leicht überdurchschnitt liche Schneehöhen erreicht. Der April brachte nur in den Voralpen durchschnittliche Abb. 3.1 Schneehöhen des Winters 2014 / 15 im Vergleich zur Schneefälle. Besonders im Süden fiel sehr wenig Nieder- Periode 1971–2000. Berücksichtigt sind die Monate November schlag, und es herrschte zeitweise Waldbrandgefahr. bis April.
3 > Schnee und Gletscher 15 3.2 Gletscher Auf alle Gletscher der Schweiz übertragen ergibt sich für das hydrologische Jahr 2014 /15 ein geschätzter Volumenverlust Im hydrologischen Jahr 2014 / 15 wurden auf 21 Schweizer von 1300 Millionen Kubikmetern Eis. Dies entspricht einer Gletschern Messungen der Massenbilanz vorgenommen. Reduktion des derzeit noch vorhandenen gesamten Glet- Mitte April 2015 konnten durchschnittliche Schneehöhen schervolumens um fast 2,5 %. Obwohl die Gletscherschmelze auf den Gletschern festgestellt werden. Erst mit Beginn der klar überdurchschnittlich war, wurden die Rekordwerte des Hitzeperiode im Juli setzte die Ausaperung ein. Das heisse Hitzesommers 2003 nicht erreicht. Die Massenbilanz der und stabile Sommerwetter, das mit nur wenigen Unterbrü- Schweizer Gletscher liegt für das hydrologische Jahr 2014 /15 chen bis Mitte August anhielt, führte dann aber zu aus- in einem ähnlichen Rahmen wie in den ebenfalls sehr negati- sergewöhnlich starker Gletscherschmelze. Eine markante ven Jahren 2006 und 2011. Abkühlung und Neuschneefälle in der zweiten Augusthälfte und im September beendeten schliesslich diese Phase starker Quelle: Departement für Geowissenschaften der Universität Freiburg und Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) Massenverluste. Die Unterschiede der Massenbilanz von Gletscher zu Gletscher waren 2015 besonders gross. Am wenigsten dra- matisch fiel die Schmelze mit einem mittleren Eisdickenver- lust von rund 70 cm (Findelengletscher, Allalingletscher) im südlichen Wallis aus. Dagegen haben die Gletscher zwischen Berner Oberland und Wallis sehr stark gelitten. Es konnten extreme Dickenverluste von über 250 cm (Glacier du Tsan- fleuron, Glacier de la Plaine Morte) festgestellt werden. Für die meisten Gletscher der Schweiz, sowohl auf der Alpen- nord- wie auch auf der Alpensüdseite betrugen die Dicken- verluste zwischen 100 und 200 cm. Kleinere Gletscher in tie- feren Lagen, auf denen der Winterschnee während des Julis schon komplett wegschmolz, waren durch die Hitzeperiode am stärksten betroffen. Abb. 3.2 Schon Anfang August 2015 waren die Gletscher bis in grosse Höhen ausgeapert. Brunegg-Gletscher am Fuss des Bishorns im Wallis.
> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 2015 BAFU 2016 16 4 Oberflächengewässer Die Jahresmittel des Abflusses lagen 2015 mehrheitlich unter der Norm. Vergletscherte Gebiete wiesen normale bis überdurchschnittliche Abflüsse auf. Ein Hochwasserereignis Anfang Mai brachte sehr hohe Abflussspitzen in der Westschweiz. Die zweite Jahreshälfte war ausgesprochen niederschlagsarm. Auf der Alpennordseite wurden verbreitet neue monatliche Abflussminima gemessen. Die Hitzeperiode im Juli führte an den Fliessgewässern zu Höchstwerten der Wassertemperatur. 4.1 Abflussverhältnisse bei Andermatt übertrafen die Norm um rund 15 %, der Roseg- bach gar um 20 %. Die Jahresmittel des Abflusses der grossen Flussgebiete ent- Die Abflussmengen in vielen Gebieten der Westschweiz sprachen 2015 an der Rhone bis zum Genfersee sowie am und des Mittellandes lagen im Bereich von 70 bis 90 % der Ticino, Inn und Alpenrhein etwa dem Mittel der Normpe- normalen Mengen. Am wenigsten Abfluss führte die Mentue riode 1981–2010. Die Abflüsse von Aare, Reuss, Limmat, mit lediglich 65 % der Norm. Die Einzugsgebiete mit norma- Thur und Doubs lagen 10 bis 15 % unter dem langjährigen len Abflüssen (90 bis 110 %) finden sich im Berner Oberland, Mittel. An der Birs und der Maggia sind nur drei Viertel der in den zentralen und östlichen Voralpen, im Tessin und im sonst üblichen Mengen abgeflossen. Bei den mittelgrossen Engadin. Jahresmittelwerte sagen jedoch nicht viel aus über Einzugsgebieten (Abb. 4.2) ist der Einfluss von Schnee- und die Verhältnisse während des Jahres. In einigen Gebieten Gletscherschmelze zu erkennen. Gebiete mit einer markan- setzten sich die durchschnittlichen Jahresabflüsse aus einem ten Vergletscherung erreichten trotz bescheidenen Nieder- nassen ersten und einem trockenen zweiten Halbjahr zusam- schlagssummen durchschnittliche oder gar überdurchschnitt- men. Diese Zweiteilung des Jahres kann besonders schön an liche Abflussmengen. Die Saltina, die Massa sowie die Reuss der Aare, der Reuss und der Limmat (Abb. 4.3), aber auch an Jahresabfluss (m3/s) 400 Aare – Brugg Rhein – Diepoldsau 350 Rhône – Porte du Scex 300 Reuss – Mellingen Limmat – Baden 250 Ticino – Bellinzona Inn – Martina 200 150 100 50 0 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Abb. 4.1 Veränderung des Jahresabflusses ausgewählter grosser Einzugsgebiete ab 1950. Dargestellt sind gleitende Mittel (über 7 Jahre) als Linien und die letzten 4 Jahresabflüsse als Punkte.
4 > Oberflächengewässer 17 der Emme, der Thur und der Muota gezeigt werden (Abb. 4.4). werte. An der Dünnern bei Olten und der Töss bei Neftenbach An der Thur bei Andelfingen ist von Januar bis Juni knapp blieben sie von Juni bis Ende Jahr sogar unter 40 % der Norm. 20 % mehr Wasser abgeflossen als im langjährigen Mittel. Bei so langen Niedrigwasserperioden ist zu erwarten, Von Juli bis Dezember war es jedoch weniger als die Hälfte dass mancherorts monatliche Minima unterschritten werden der üblichen Menge. und neue Rekordwerte auftreten. Von Juli bis Dezember gab Die auffälligsten Monate der ersten Jahreshälfte waren es vor allem auf der Alpennordseite in jedem Monat neue Januar und Mai mit zum Teil massiv höheren Abflüssen als Niedrigwasserrekorde. Hervorzuheben ist der Monat Novem- im langjährigen Mittel. Ein Sturmtief, das in den ersten ber, in dem im Mittelland östlich der Aare an zahlreichen Tagen des Jahres von Norden gegen den Alpenraum zog, Messstationen neue kleinste Monatsminima gemessen wur- brachte sehr viel Feuchtigkeit und auch sehr milde Luft in die den. Die Glatt bei Herisau hat von Juli bis Dezember sechs Schweiz. Die Niederschläge in Kombination mit der Schnee- neue Monatsminima verzeichnet. Das reichte jedoch nicht für schmelze führten zu starken Anstiegen der Wasserstände in ein neues tiefstes Jahresmittel, da – wie bereits erwähnt – die der Nord- und Nordostschweiz. Das herausragende Ereignis Abflüsse der ersten Jahreshälfte verhältnismässig hoch waren. im ersten Halbjahr war jedoch das Hochwasser von Anfang Bezüglich Hochwasser war das Jahr 2015 ereignisarm. Mai (Kap. 1). An der Aare, der Reuss, der Limmat und auch Abgesehen vom Hochwasser Anfang Mai (Kap. 1) sind nur am Rhein bildeten die Abflüsse im Mai die höchsten Monats- wenige nennenswerte Hochwasserereignisse aufgetreten. Das mittelwerte des Jahres. An der Lütschine bei Gsteig war Ereignis Anfang Jahr auf der Alpennordseite brachte neue der Abfluss im Mai auch deutlich höher als die Norm. Die Monatsmaxima u. a. an der Sorne, an der Töss und an der Monatsabflüsse von Juni, Juli und ganz knapp auch August Glatt bei Herisau. Das Hochwasser im Mai war mit Abstand waren allerdings noch höher als im Mai (Abb. 4.4). Dies, weil das grösste des Jahres. Mehr als ein Dutzend Messstationen die Lütschine ein Einzugsgebiet mit grossem Gletscherein- zwischen Genfersee und Basel haben ein neues Mai-Maxi- fluss ist. Die höchsten Abflüsse werden hier im Hochsommer mum registriert. während der Schnee- und Gletscherschmelze erwartet. Die aussergewöhnliche Niederschlagsarmut der zweiten Jahreshälfte (Abb. 1.3) führte dazu, dass an vielen Messstel- len von Juli bis Dezember jeden Monat unterdurchschnittliche Abflüsse registriert wurden. In einigen Gebieten stiegen die Monatswerte ab Juli nie über 80 % der langjährigen Mittel- Abflussverhältnisse ausgewählter mittelgrosser Einzugsgebiete < 50 % 50–70 % 70–90 % 90–110 % 110–130 % 130–150 % > 150 % Abb. 4.2 Jahresmittel 2015 im Vergleich zum mittleren Abfluss der langjährigen Normperiode 1981–2010 ausgewählter mittelgrosser Einzugsgebiete [%].
> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 2015 BAFU 2016 18 Monatsmittel der Abflussmengen ausgewählter grosser Einzugsgebiete Abfluss Abfluss (m3/s) (m3/s) Rhein – Diepoldsau Aare – Brugg 500 700 Monatsmittel 2015 450 Monatsmittel 600 400 1981–2010 350 500 300 400 250 200 300 150 200 100 100 50 0 Abfluss 0 Abfluss (m3/s) (m3/s) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Reuss – Mellingen Limmat – Baden 350 250 Monatsmittel 2015 300 Monatsmittel 200 1981–2010 250 200 150 150 100 100 50 50 0 Abfluss 0 Abfluss (m13/s) 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 (m13/s) 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Rhein – Basel Rhône – Porte du Scex 2500 350 Monatsmittel 2015 300 Monatsmittel 2000 1981–2010 250 1500 200 1000 150 100 500 50 0 Abfluss 0 Abfluss (m13/s) 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 (m13/s) 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Ticino – Bellinzona Inn – Martina 140 140 Monatsmittel 2015 120 120 Monatsmittel 1981–2010 100 100 80 80 60 60 40 40 20 20 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Abb. 4.3 Monatsmittel 2015 der Abflussmengen (orange) im Vergleich zu den Monatsmitteln der langjährigen Normperiode 1981–2010 (grau).
4 > Oberflächengewässer 19 Monatsmittel der Abflussmengen ausgewählter mittelgrosser Einzugsgebiete Abfluss Abfluss (m3/s) (m3/s) Emme – Emmenmatt Thur – Andelfingen 35 90 Monatsmittel 2015 30 80 Monatsmittel 70 1981–2010 25 60 20 50 15 40 30 10 20 5 10 0 Abfluss 0 Abfluss (m3/s) (m3/s) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Muota – Ingenbohl Lütschine – Gsteig 60 50 Monatsmittel 2015 45 Monatsmittel 50 40 1981–2010 40 35 30 30 25 20 20 15 10 10 5 0 Abfluss 0 Abfluss (m13/s) 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 (m13/s) 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Massa – Blatten Doubs – Ocourt 70 70 Monatsmittel 2015 60 60 Monatsmittel 1981–2010 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 0 Abfluss 0 Abfluss (m13/s) 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 (m13/s) 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Venoge – Ecublens Maggia – Locarno 9,0 70 Monatsmittel 2015 8,0 60 Monatsmittel 7,0 1981–2010 50 6,0 5,0 40 4,0 30 3,0 20 2,0 1,0 10 0,0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Abb. 4.4 Monatsmittel 2015 der Abflussmengen (orange) im Vergleich zu den Monatsmitteln der langjährigen Normperiode 1981–2010 (grau).
> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 2015 BAFU 2016 20 Tagesmittel der Abflussmengen ausgewählter grosser Einzugsgebiete (1/ 2) Abfluss (m3/s) Rhein – Diepoldsau 800 2015 700 Mittelwerte der 600 Daten 1981–2010 500 400 Innerhalb der untersten 300 und der obersten hell 200 orangen Begrenzung liegen 100 90 % der Tagesmittel. 0 Abfluss Innerhalb der hellgrauen (m3/s) Fläche liegen 50 % der Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Tagesmittel. Aare – Brugg 1000 2015 900 800 Mittelwerte der 700 Daten 1981–2010 600 500 400 300 200 100 0 Abfluss (m3/s) Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Reuss – Mellingen 600 2015 500 Mittelwerte der 400 Daten 1981–2010 300 200 100 0 Abfluss (m3/s) Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Limmat – Baden 350 2015 300 Mittelwerte der 250 Daten 1981–2010 200 150 100 50 0 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Abb. 4.5 Tagesmittel 2015 der Abflussmengen (orange Linie) im Vergleich zu den Tagesmitteln der langjährigen Normperiode 1981–2010.
4 > Oberflächengewässer 21 Tagesmittel der Abflussmengen ausgewählter grosser Einzugsgebiete (2 / 2) Abfluss (m3/s) Rhein – Basel 3000 2015 2500 Mittelwerte der 2000 Daten 1981–2010 1500 Innerhalb der untersten 1000 und der obersten hell orangen Begrenzung liegen 500 90 % der Tagesmittel. 0 Abfluss Innerhalb der hellgrauen (m3/s) Fläche liegen 50 % der Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Tagesmittel. Rhône – Porte du Scex 600 2015 500 Mittelwerte der 400 Daten 1981–2010 300 200 100 0 Abfluss (m3/s) Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Ticino – Bellinzona 450 2015 400 350 Mittelwerte der 300 Daten 1981–2010 250 200 150 100 50 0 Abfluss (m3/s) Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Inn – Martina 300 2015 250 Mittelwerte der 200 Daten 1981–2010 150 100 50 0 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Abb. 4.6 Tagesmittel 2015 der Abflussmengen (orange Linie) im Vergleich zu den Tagesmitteln der langjährigen Normperiode 1981–2010.
> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 2015 BAFU 2016 22 Tagesmittel der Abflussmengen ausgewählter mittelgrosser Einzugsgebiete (1/ 2) Abfluss (m3/s) Emme – Emmenmatt 160 2015 140 Mittelwerte der 120 Daten 1981–2010 100 80 Innerhalb der untersten 60 und der obersten hell 40 orangen Begrenzung liegen 20 90 % der Tagesmittel. 0 Abfluss Innerhalb der hellgrauen (m3/s) Fläche liegen 50 % der Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Tagesmittel. Thur – Andelfingen 600 2015 500 Mittelwerte der 400 Daten 1981–2010 300 200 100 0 Abfluss (m3/s) Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Muota – Ingenbohl 120 2015 100 Mittelwerte der 80 Daten 1981–2010 60 40 20 0 Abfluss (m3Jan. /s) Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Lütschine – Gsteig 90 2015 80 70 Mittelwerte der 60 Daten 1981–2010 50 40 30 20 10 0 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Abb. 4.7 Tagesmittel 2015 der Abflussmengen (orange Linie) im Vergleich zu den Tagesmitteln der langjährigen Normperiode 1981–2010.
4 > Oberflächengewässer 23 Tagesmittel der Abflussmengen ausgewählter mittelgrosser Einzugsgebiete (2 / 2) Abfluss (m3/s) Massa – Blatten 120 2015 100 Mittelwerte der 80 Daten 1981–2010 60 Innerhalb der untersten 40 und der obersten hell orangen Begrenzung liegen 20 90 % der Tagesmittel. 0 Abfluss Innerhalb der hellgrauen (m3/s) Fläche liegen 50 % der Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Tagesmittel. Doubs – Ocourt 250 2015 200 Mittelwerte der Daten 1981–2010 150 100 50 0 Abfluss (m3/s) Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Venoge – Ecublens 45 2015 40 35 Mittelwerte der 30 Daten 1981–2010 25 20 15 10 5 0 Abfluss (m3/s) Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Maggia – Locarno 700 2015 600 Mittelwerte der 500 Daten 1981–2010 400 300 200 100 0 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Abb. 4.8 Tagesmittel 2015 der Abflussmengen (orange Linie) im Vergleich zu den Tagesmitteln der langjährigen Normperiode 1981–2010.
> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 2015 BAFU 2016 24 4.2 Seestände Die lange niederschlagsarme Periode der zweiten Jahreshälfte äusserte sich in den in Abbildung 4.10 dargestellten Seen An den grösseren Seen der Schweiz weichen die Jahresmit- nicht mit sehr tiefen Wasserständen. Verantwortlich dafür telwerte der Wasserstände im Allgemeinen nur wenige Zen- ist – insbesondere beim Bodensee – das relativ hohe Niveau timeter von den langjährigen Mittelwerten ab. Kurzfristige nach den Mai-Hochwassern. Der Wasserstand des Boden- Schwankungen gleichen sich über das ganze Jahr gesehen oft sees war Anfang Sommer für die Jahreszeit hoch und hat aus. Das war auch im Jahr 2015 nicht viel anders. Mehrheit- deshalb auch nach einer langen Zeit des stetigen Rückgangs lich lagen die Pegelstände wenige Zentimeter unterhalb der die 5 %-Quantil-Grenze nicht unterschritten. Der regulierte Norm, bei ein paar wenigen Seen waren sie knapp darüber. Zürichsee (in den Abbildungen nicht dargestellt) konnte nicht Erwähnenswert sind, mit grossen negativen Abweichungen, von diesem Effekt profitieren. Der Wasserstand bewegte sich der Lago di Lugano (–8 cm), der Zugersee (–9 cm) und der ab Mitte Juli stets im Bereich der saisonalen Tiefstwerte. Für Walensee (–13 cm). Mit einer grossen positiven Abweichung August, September und November gab es 2015 am Zürichsee von 12 cm fiel 2015 der Bodensee aus dem Rahmen. neue monatliche Minima. Eine Gemeinsamkeit der in Abbildung 4.9 dargestellten Seen ist, dass 2015 sämtliche Monatsmittelwerte von Januar bis Mai über den entsprechenden langjährigen Monatsmittel- werten lagen. Dabei waren die Bedingungen Anfang Jahr nicht überall dieselben. Der Bodensee wies Ende 2014 und Anfang 2015 einen relativ hohen Wasserstand auf. Er lag im Januar im Mittel knapp 50 cm und im Februar immer noch mehr als 30 cm über den entsprechenden langjährigen Normwerten. Beim Lago Maggiore bewegte sich das mittlere Niveau im Januar und Februar ebenfalls mehr als 30 cm über der Norm. Der Neuenburgersee und der Genfersee starteten auf einem für die Jahreszeit normalen Niveau. Während die Monatsmit- tel von Neuenburgersee und Genfersee in der zweiten Jahres- hälfte den langjährigen Mittelwerten folgten, wurden beim Bodensee von Juli bis September deutlich unterdurchschnitt liche Pegelstände registriert. Beim Lago Maggiore lag der Wasserstand im August knapp 30 cm und im Dezember mehr als 60 cm unter dem langjährigen Monatsmittel. Im Mai sind neue monatliche Höchstwerte aufgetreten. Am Neuenburgersee und am Genfersee lagen die mittleren Wasserstände rund 30 cm über den langjährigen Monatsmit- telwerten. Beim Neuenburgersee war der Höchststand vom 8. Mai mit 430,44 m ü. M. nicht nur ein Rekord für den Mai (bisher 430,05 m ü. M. im Jahr 1999), sondern ein genereller Rekord für den See (bisher 430,27 m ü. M. im August 2007). Der Pegel des Sees lag seit der zweiten Juragewässerkorrektion nie höher. Die warnrelevanten Hochwassergrenzen wurden an 15 Tagen überschritten, wobei die beiden höchsten Gefah- renstufen (430,50 bzw. 430,75 m ü. M.) nicht erreicht wurden. Bemerkenswert war nicht nur das hohe Niveau des Wasser- stands, sondern auch die grosse Dynamik. Der See ist inner- halb von sieben Tagen um mehr als 90 cm gestiegen – von einem für die Jahreszeit normalen Niveau auf einen neuen Höchstwert. Eine vergleichbare Dynamik konnte im Mai auch am Genfersee beobachtet werden. Hier stieg der Pegel innert weniger Tage um rund 70 cm. Die warnrelevanten Hochwas- sergrenzen wurden an drei Tagen überschritten (Stufe 2).
4 > Oberflächengewässer 25 Monatsmittel der Wasserstände ausgewählter Seen Wasserstand Wasserstand (m ü. M.) (m ü. M.) Bodensee – Romanshorn Lac de Neuchâtel – Neuchâtel 397,0 430,0 Monatsmittel 2015 429,8 Monatsmittel 396,5 1981–2010 429,6 396,0 429,4 395,5 429,2 429,0 395,0 428,8 394,5 Wasserstand 428,6 Wasserstand (m ü. M.) (m ü. M.) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Lago Maggiore – Locarno Lac Léman – St-Prex 195,0 372,4 Monatsmittel 2015 372,3 Monatsmittel 194,5 372,2 1981–2010 194,0 372,1 372,0 193,5 371,9 193,0 371,8 371,7 192,5 371,6 192,0 371,5 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Abb. 4.9 Monatsmittel 2015 der Wasserstände (orange) im Vergleich zu den Monatsmitteln der langjährigen Normperiode 1981–2010 (grau).
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