Das Autohaus der Zukunft - Verdrängt der Online-Kauf den Autohändler alter Schule? Die Bleker-Gruppe nutzt als digitales Autohaus die neue ...
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Das Autohaus der Zukunft Verdrängt der Online-Kauf den Autohändler alter Schule? Die Bleker-Gruppe nutzt als digitales Autohaus die neue Technik, um den meist noch analogen Weg zum Kaufabschluss zu perfektionieren. A nonymität lässt sich dem In- Entscheider in der Familie sind mit beiden Geschäftsführern Christian ternet und seinen Online-Kauf- dabei, bis zum Hund, und wenn die Voßkamp und Mensur Kolic ein Un- angeboten nur so lange nach- den Laden wieder verlassen, ohne ein ternehmen, das pro Jahr rund 10 600 sagen, bis man Hermann Bleker, 63, Auto gekauft zu haben, haben wir Neuwagen und 6000 Gebrauchte ab- kennenlernt. Der bodenständige wirklich etwas falsch gemacht.“ setzt, über 730 Mitarbeiter verfügt, Westfale, der mit seinen Kunden ger- unter der Marke Activa als eigener ne auch auf Plattdeutsch verhandelt, Digitale Präsentation Hersteller Autos für körperbehinder- ist Autoverkäufer mit Leib und Seele. Bevor die Familie aber kommt, hat te Menschen fertigt und 5000 Werk- Wenn sich etwa eine Familie mit sie ins Internet geschaut. Hermann stätten aller Marken als Logistik-Un- Mutter, Vater, zwei Kindern und ei- Bleker lässt zunächst nicht vermu- ternehmen mit Autoteilen versorgt. nem Hund in den Verkaufsraum ei- ten, dass hier ein Digitalpionier am Bleker hat als einer der ersten nes seiner neun großen Autohäuser Werk ist. Der gelernte Automechani- Händler erkannt, dass in der digita- begibt, leuchten seine Augen: „So ker und Tankwart leitet zusammen len Präsentation von Autos die Zu- eine Gruppe ist ein Geschenk. Alle mit seinem Bruder Bernd und den kunft liegt. Dabei ist höchste Qualität 106 3/2020
AUTOHAUS DER ZUKUNFT REPORTAGE Schnittpunkt des digitalen Autohauses mit der Realität: Auslieferung der Wagen im sportlich-noblen Ambiente Hermann Bleker (r.) und Christian Voßkamp zeigen ihre aufwendig gefilmten An- gebote online 3/2020 107
gefragt: Die Bleker-Offerten bekom- „Der Kunde muss schon online genau und automatisch nachschauen, wel- men eine makellose Darstellung auf sehen können, wo etwa eine Felge che unserer Marken was für Modelle der Homepage der Gruppe. eine kleine Macke hat oder ob Kratzer zu diesen Konditionen anbieten“, so Eine Dreiviertelstunde werden die auf der Karosserie sind. Diese Quali- Bleker. Etwa ein Viertel der Käufer, Wagen poliert, dann kommen sie ge- tät gilt auch für die Innenaufnah- so die Auswertung der Internetnut- nauso lange auf die Drehscheibe der men. Geht da etwa eine Sitznaht auf, zung seiner insgesamt etwa 50 000 Fotobox in der firmeneigenen Business oder ist gar ein Loch im Polster? Der Kunden, verlässt sich zwar aus- Lounge und werden dort in 360-Grad- Kunde f lirtet sozusagen mit dem schließlich auf das Netz und packt Ansicht von hochauflösenden Kameras Auto seiner Wahl erst mal im Netz, auch das neue oder gebrauchte Auto gefilmt. Bleker: „Auf den Konfigurati- aber dann kommt der Punkt, wo der in den digitalen Warenkorb. Drei onsseiten eines Herstellers kann der digitale Autokauf plötzlich sehr oft Viertel aber, so Bleker und Voßkamp, Kunde sich zwar auch ein Auto zusam- analog wird: Wer 15 000 oder 50 000 legen trotz aller Digitalisierung Wert menstellen, doch das erscheint nur Euro investiert, will am Ende einen auf persönlichen Kontakt und ein virtuell auf dem Bildschirm und ist Ansprechpartner. So eine Summe Beratungsgespräch mit einem kon- eben nicht exakt das Auto, das der Kun- wird nicht gerne per Mausklick und kreten, leibhaftigen Autoverkäufer. de dann in Empfang nehmen wird. Da Warenkorb im Netz versendet.“ weichen gerne mal Farbtöne ab und Ein Service, den Hersteller häufig Verkäufer schlägt Programm bestimmte Zubehör-Kombinationen nicht bieten, ist der auf der Bleker- Da ist zum Beispiel die groß gewach- werden gar nicht gezeigt.“ Homepage installierte digitale Rech- sene Dame, die sich im Netz einen ner für die Finanzierung. „Wir kön- Leidenschaft für teuren Peugeot ausgesucht hat, beim Online wird geflirtet nen zum Beispiel in unserem Finan- Autos und ihren ersten Einsteigen aber merkt, dass Noch wichtiger ist dabei die Darstel- zierungsrechner eine Leasingrate von Verkauf: die breite Mittelkonsole den langen lung der Gebrauchtwagen. Voßkamp: vielleicht 250 Euro pro Monat wählen „Alles kann, Beinen zu wenig Platz bietet. Der Ver- nichts muss“ ist Blekers Wahlspruch 108 3/2020
REPORTAGE Außergewöhnli- cher Kunden- service und Top- Qualität bei den käufer empfiehlt ein Modell, in dem Online-Filmen: die Kundin besser sitzt und das au- Auslieferungs- ßerdem auch noch günstiger ist. halle (oben) und Auswahl bietet die Gruppe genug. eigene Fotobox Die heutige Firma handelt mit den Marken Citroën, DS, Peugeot, Re- nault, Dacia, Nissan, Alfa Romeo, Jeep und Maserati. Demnächst kommt Unter der Marke Opel hinzu. Das vom Großvater vor Activa stellt die 70 Jahren gegründete Familienunter- Bleker-Gruppe nehmen war zunächst ein Malereibe- Autos für kör- trieb mit Auto-Ambitionen: Schon in perbehinderte den 1950er-Jahren wurde eine La- Menschen her ckieranlage für Automobile selbst entwickelt. Seit 1970 verkaufen die Blekers auch Autos. Erste Jahresbi- lanz: 55 Citroën und 22 Peugeot. Her- mann Bleker: „In die Marke Citroën habe ich mich schon als Jugendlicher verliebt, die hatten ja mit der DS ein wundervolles Design.“ 1975 kam Alfa dazu, 2004 Renault, 2016 Nissan, als jüngste Marke 2017 Maserati. Jetzt ist der Blick in die Zukunft gerichtet. Bleker: „Das digitale Auto- haus muss online alle Fragen beant- worten, die sich künftige Kunden in der Geschäftsanbahnungsphase stel- len. Wir könnten unsere Autos na- türlich ausschließlich digital verkau- fen, aber wir merken, dass Menschen sich bei so einer Investition nicht nur auf ein Programm verlassen möch- ten. Der Kontakt zum realen Verkäu- fer ist vor dem Abschluss bei drei von vier Kunden absolut gewünscht.“ Text: Malte Jürgens Fotos: Arturo Rivas 3/2020 109
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