Das kleine Stomahandbuch - Für Pfl egekräfte
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Inhaltsverzeichnis 1. Wissenswertes zum Thema Stomatherapie 2. Terminologieübersicht 2.1 Allgemeines 2.2 Die verschiedenen Darmstomata 3. Darmstomata im Porträt 3.1 Das doppelläufige Stoma 3.1.1 Das doppelläufige Ileostoma 3.1.2 Das doppelläufige Kolostoma 3.2 Das endständige Stoma 3.2.1 Das endständige Ileostoma 3.2.2 Das endständige Kolostoma 3.3 Der Dünndarmausgang – das Ileostoma 3.4 Der Dickdarmausgang – das Kolostoma 3.5 Der Ausgang vom Kolon Transversum – das Transversostoma 3.6 Das Hartmann-Kolostoma 4. Stomatherapie 4.1 Die präoperative Vorbereitung 5. Stomapflege 5.1 Die Versorgungssysteme 5.1.1 Das einteilige System 5.1.2 Das zweiteilige System 5.1.3 Der integrierte Filter 5.1.4 Der geeignete Beutel 5.1.5 Der Ausstreifbeutel 5.1.6 Der geeignete Hautschutz 5.1.7 Die Hautreinigung 5.2 Das Anpassen der Versorgung 5.3 Der Versorgungswechsel Schritt für Schritt 5.4 Pflegefehler 6. Was tun, wenn ...? Erste mögliche Maßnahmen in der Stomaversorgung 6.1 Ursachenforschung 6.2 Mögliche Maßnahmen 7. Fallbeispiele 7.1 Reiterversorgung 7.2 Nahtdehiszenz 7.3 Mangelnde Anpassung der Stomaversorgung 7.4 Parastomale Hautreaktion 7.5 Parastomale Mykose 7.6 Parastomale Wundfläche nach Abszessspaltung 7.7 Infizierte parastomale Fadenstichkanäle 7.8 Versorgung eines Stomas neben einer sezernierenden Drainageeinstichstelle 7.9 Versorgung eines Stomas nahe einer sezernierenden Nahtdehiszenz 7.10 Versorgung zweier Fisteln oder sezernierender Drainageeinstichstellen mit einem Beutel 7.11 Stomaanlagen nahe zur Laparatomienaht 3 Stomahandbuch.indd 3 13.05.13 11:46
1. Wissenswertes zum Thema Stomatherapie Stomatherapie Fachverbände für StomatherapeutInnen Die Stomatherapie ist ein spezielles Gebiet der Es gibt folgende Verbände von StomatherapeutIn- Krankenpflege. Es umfasst die individuelle, ganz- nen: heitliche Pflege und Rehabilitation von Patienten • den deutschen DVET Fachverband Stoma + mit Stoma, Inkontinenzleiden, Fisteln und Inkontinenz e.V. (www.dvet.de), sekundär heilenden Wunden. • den europäischen Verband ECET Sektion Deutschland e.V. (www.ecet.de) und StomatherapeutInnen • den internationalen Verband WCET World StomatherapeutInnen sind examinierte Kranken- Council of Enterostomaltherapists schwestern, Kinderkrankenschwestern oder Al- (www.wcetn.org). tenpflegekräfte mit einer mindestens dreimonati- gen Weiterbildung in Stomapflege und Fachbücher zum Thema Inkontinenzversorgung. In der deutschsprachigen Literatur werden folgen- de Fachbücher zum Thema Stomapflege angebo- Entstehung des Pflegefachgebiets Stomatherapie ten: 1958 erkannte der amerikanische Chirurg Dr. Robert Turnbull (Cleveland Clinic) die Notwendig- Henriette Feil: Stomapflege – Enterostomathera- keit einer speziellen Betreuung von Stomapatien- pie: Stomaund Wundversorgung. 7. Auflage. Han- ten. Zusammen mit Norma Gill, die selbst Stoma- nover: Schlütersche Verlagsanstalt 2002. (ISBN trägerin war, bot er seinen Patienten erstmals eine 3-87706-660-7) Stomaberatungsstelle an und ermöglichte seinen Patienten wertvollen Erfahrungsaustausch mit Marianne Peters-Gawlik: Praxishandbuch Norma Gill. Die gute Resonanz auf ihre Arbeit ver- Stomapflege. Beratung, Betreuung und Ver- anlasste sie dazu, Seminare in Stomaversorgung sorgung Betroffener. Wiesbaden: Ullstein Medical und -beratung anzubieten, um das erlangte Wis- 1998. (ISBN I-86126-632-6) sen weiterzugeben. Sowohl Betroffene als auch Pflegekräfte besuchten damals diese Seminare Thomas Boelker & Wolfgang Webelhuth: Durch oder gastierten bei Norma Gill. dick und dünn. Das Buch für Stomapflege und Harnableitung. 2. Auflage. Menden: Vormann- 1961 gründeten Dr. Turnbull und Norma Gill die druck Schmücker 2003. (ISBN 3-9805493-2-1) weltweit erste Weiterbildungsstätte für Stomather- apeutInnen, die „Robert B. Turnbull School of En- Fachzeitschriften zum Thema terostomal Therapy Nursing“ an der Cleveland MAGSI – Magazin Stoma + Inkontinenz. Hrsg. Clinic Foundation. Die Kursteilnehmer kamen aus vom DVET e.V. dem In- und Ausland. Mittlerweile gibt es in vielen Ländern Weiterbildungsstätten für das Pflegefach- Journal of the WCET. Hrsg. vom WCET interna- gebiet „Enterostomatherapie“. tional. Als erste deutsche Krankenschwester wurde An- ILCO-Selbsthilfegruppe (www.ilco.de) neliese Eidner 1976 von der Chirurgischen Univer- Die deutsche ILCO e.V. ist die Selbsthilfegruppe sitätsklinik Erlangen zur Stomatherapeutenausbil- der Stomaträger in Deutschland. Sie existiert seit dung nach Cleveland geschickt. 1972 und bietet mit ihren Regionalgruppen Kon- takt zu anderen Betroffenen an. 4 Stomahandbuch.indd 4 13.05.13 11:46
2. Terminologieübersicht 2.1 Allgemeines 2.2 Die verschiedenen Darmstomata Stoma (Mehrzahl: Stomata): Die Übersetzung für das griechische Wort „Sto- Dünndarm ma“ lautet: „Mund, Öffnung“; gemeint ist die Ileostoma = Dünndarmstoma; das Ileum (das künstlich geschaffene Verbindung zwischen einem Ende des Dünndarms) ist als Stoma ausgeleitet Hohlorgan und der Haut. In der Medizin kennen wir verschiedene Stomaanlagen, solche vom Ma- Dickdarm gen (Gastrostomie), von der Luftröhre (Trache- Kolostoma = Dickdarmstoma; das Kolon (der ostomie), vom Darm (s. 2.2) usw. Dickdarm) ist als Stoma ausgeleitet Anus praeter: Hier unterscheidet man verschiedene Dickdarm- Der Begriff ist aus dem Lateinischen und heißt abschnitte, die ausgeleitet wurden: „vorgeschalteter Anus“. Dieser Begriff sagt aus, • Transversostoma = Dickdarmstoma vom quer dass es sich um einen künstlichen Anus am verlaufenden Dickdarm (Kolon Transversum) Bauch handelt. • Deszendostoma = Dickdarmstoma vom ab- steigenden Dickdarm (Kolon Deszendens) Beide Begriffe werden in der Stomapflege verwen- • Sigmoidostoma = Dickdarmstoma vom S-Darm det. Will man klar aussagen, aus welchem Darm- (Sigma) abschnitt der Anus ausgeleitet ist, verwendet man eher den Begriff „Stoma“ mit dem entsprech- Ileum enden Vorsatz (s. 2.2). Kolon Transversum Kolon Deszendens Peristomal: Sigma Die peristomale Haut ist die gesamte Hautfläche um das Stoma herum. Parastomal: „Para“ heißt daneben. Ein parastomales Ulkus ist also ein Ulkus neben dem Stoma. 5 Stomahandbuch.indd 5 13.05.13 11:46
3. Darmstomata im Porträt 3.1 Das doppelläufige Stoma 3.1.1 Das doppelläufige Ileostoma Das Adjektiv doppelläufig sagt aus, dass eine Darmschlinge vor die Bauchhaut gezogen und Darm entlastet, eröffnet wurde. Beim doppelläufigen Stoma sind noch vorhanden zwei Darmöffnungen vorhanden: 1. Ende des zuführenden Darmabschnitts 2. Beginn des abführenden Darmabschnitts Die Darmpassage ist durch das Stoma unterbro- chen, der folgende Darmabschnitt ist dadurch entastet. Kleine Mengen Stuhl mit Schleimbei- mengung können sich trotzdem über den natürli- chen After entleeren. Ein anales Druckgefühl wie zum Stuhlgang ist normal und dem Drang sollte durch einen Toilettengang auch nachgegeben werden. Die doppelläufige Anlage erfolgt mit einem Steg, der unter der eröffneten Darmschlinge liegt und das Zurückgleiten der Schlinge in den Bauchraum verhindert. Der Steg und die Fäden – falls kein re- sorbierbares Nahtmaterial verwendet wurde – werden nach 10 bis 14 Tagen postoperativ ent- fernt. Ein doppelläufiges Stoma ist oft nur ein vorüber- gehendes Stoma. Durch eine Rückverlagerung wird die Passage wiederhergestellt und der stillgelegte Darmabschnitt dadurch wieder aktiviert. Doppelläufiges Ileostoma 6 Stomahandbuch.indd 6 13.05.13 11:46
3. Darmstomata im Porträt Operationstechnik 3.1.2 Das doppelläufige Kolostoma Darm entlastet, noch vorhanden Beim doppelläufigen Ileostoma wird die Stuhl aus- scheidende Darmöffnung schlotförmig über Haut- niveau eingenäht, um die Stomaversorgung zu vereinfachen. Ebenso werden Hautprobleme ver- mieden, die durch den Kontakt der aggressiven Ausscheidung mit der Haut entstehen können. Der abführende Schenkel wird auf Hautniveau an- genäht. Doppelläufiges Kolostoma Postoperatives doppelläufiges Ileostoma mit Steg und Fäden 7 Stomahandbuch.indd 7 13.05.13 11:46
3. Darmstomata im Porträt Operationstechnik 3.2 Das endständige Stoma Endständig bedeutet, dass das Stoma aus nur einer Darmöffnung besteht. Es bildet das Ende des aktiven Verdauungstrakts. Beim doppelläufigen Kolostoma werden beide Darmöffnungen knapp über Hautniveau ein- Die Anlage erfolgt ohne Steg. Wenn kein resorbi- genäht. erbares Nahtmaterial verwendet wurde, werden die Fäden nach 10 bis 14 Tagen postoperativ ge- zogen. Ein endständiges Stoma ist meist auch ein dauer- haftes Stoma, das nicht mehr zurückverlagert wird. Postoperatives doppelläufiges Kolostoma mit Steg und Fäden 8 Stomahandbuch.indd 8 13.05.13 11:46
3. Darmstomata im Porträt 3.2.1 Das endständige 3.2.2 Das endständige Ileostoma Kolostoma Darm entfernt Darm entfernt Operationstechnik Operationstechnik Beim endständigen Ileostoma wird der Darm Beim endständigen Kolostoma wird der Darm schlotförmig über Hautniveau eingenäht, um die knapp über Hautniveau eingenäht. Stomaversorgung zu vereinfachen und Hautpro- blemen, die durch den Kontakt der aggressiven Ileostoma-Ausscheidung mit der Haut entstehen können, vorzubeugen. Endständiges Kolostoma Endständiges, schlotförmiges Ileostoma 9 Stomahandbuch.indd 9 13.05.13 11:46
3. Darmstomata im Porträt 3.3 Der Dünndarmausgang – Ausscheidung Beginn am 1. bzw. 2. Post-OP-Tag das Ileostoma • Konsistenz und Menge Postoperativ flüssig (1000-3000 ml/Tag) => Indikation Gefahr der Dehydration (unbedingt darauf Die häufigsten Indikationen für endständige Ileo- achten, dass der Patient ausreichend Flüssig- stomien sind die chronisch entzündlichen Darmer- keit zu sich nimmt), später (nach ca. 8 bis 10 krankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) oder Wochen) breiig (400-600 ml/Tag) die familiäre Polyposis, die eine komplette Entfer- • Ausscheidungsdauer nung des Dickdarms notwendig machen können. Kaum ausscheidungsfreie Zeit Die häufigste Indikation für eine doppelläufige Ileo- • Eigenschaft stomie ist der Anastomosenschutz bei Kolon- Sehr aggressiv zur Haut, da hoher Gehalt an oder Rektumresektionen. Sie wird auch angelegt, Gallensäure. Die Versorgung muss daher sorg- wenn tiefer liegende Darmabschnitte durch inope- fältigst angepasst werden, um die Haut vor rable Tumore für Stuhl nicht mehr passierbar sind. Kontakt mit der Ausscheidung zu schützen. Platzierung Ernährung Vor jeder geplanten Operation sollte vom Chirur- Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeits- und gen und/oder der Stomatherapeutin die Stoma- Kochsalzzufuhr (2-3 Liter Flüssigkeit und 69 g platzierung gemeinsam mit dem Patienten festge- Kochsalz pro Tag) und das Vermeiden von faser- legt und markiert werden. Ein Ileostoma wird reicher, fettreicher, ballaststoffreicher und körner- meist im rechten Unterbauch angelegt. reicher Kost (Pilze, Paprika, Ananas, Spargel, Nüsse, Orangen u.ä.).* Die Abendmahlzeit sollte Wichtig nicht zu spät eingenommen werden, um nächtli- Das Stoma sollte in einem ca. 10 x 10 cm großen, che Entleerungen zu vermeiden und damit einen glatten Hautareal platziert werden, das fern von ruhigen Schlaf zu ermöglichen. Rippenbogen oder Hüftknochen sowie fern von Narben und Hautfalten liegt, innerhalb des Ver- Häufige Probleme sind Stomablockaden durch laufs des Rektusmuskels ist und für den Patienten unverdaute Nahrungsbestandteile und Nahrungs- im Sitzen und Stehen gut sichtbar ist. Zudem mittelunverträglichkeiten. muss der Bundverlauf der Kleidung beachtet werden. *Die Angaben stammen aus: Ernährungstipps für Ileostomaträger. Hrsg. vom DVET. Anlageart Schlotförmig über Hautniveau (2-3 cm), s. 3.2.1, Seite 9 10 Stomahandbuch.indd 10 13.05.13 11:46
3. Darmstomata im Porträt Langzeitprobleme Ileostomieträger neigen zur Gallenstein- und Nie- 3.4 Der Dickdarmausgang rensteinbildung. Durch den Gallensäureverlust ist – das Kolostoma (Deszendo- eine Fettaufnahmestörung möglich. Die Folge wäre ein Mangel an den fettlöslichen Vitaminen A, stoma, Sigmoidostoma) D, E und K. Außerdem sind Vitamin-B12- und Folsäuremangel möglich. Indikation Die häufigste Indikation hierfür ist das tief sitzende Versorgungstipps Rektumkarzinom oder andere Tumore im kleinen • Bei einer Ileostomie empfiehlt es sich, einen Becken. Hautschutz speziell für aggressive und flüssige Ausscheidungen wie z.B. den Coloplast Platzierung Hautschutz SenSura Xpro zu verwenden. Vor jeder geplanten Operation sollte vom Chirur- • Der geplante Versorgungswechsel sollte gen und/oder der Stomatherapeutin die Stoma- unbedingt vor einer Mahlzeit durchgeführt platzierung gemeinsam mit dem Patienten festge- werden. legt und markiert werden. Ein Kolostoma wird • Für hohe Ausscheidungsmengen gibt es meistens im linken Unterbauch angelegt. spezielle Drainagebeutel wie den Assura oder SenSura Tagdrainagebeutel oder Assura Nacht- Wichtig drainagebeutel von Coloplast. Das Stoma sollte in einem ca. 10 x 10 cm großen, glatten Hautareal platziert werden, das fern von Rippenbogen oder Hüftknochen sowie fern von Narben und Hautfalten liegt, innerhalb des Ver- laufs des Rektusmuskels ist und für den Patienten im Sitzen und Stehen gut sichtbar ist. Zudem muss der Bundverlauf der Kleidung beachtet werden. Anlageart Knapp über Hautniveau (0,5 cm), s. 3.2.2, Seite 9 Unverdaute Tabletten im Ileostomiebeutel; durch die fehlende Passage des Stuhls durch den Dickdarm kann es bei Ileostomiepatienten zu Resorptionsdefiziten von Tabletten, die sich nor- malerweise erst im Dickdarm auflösen, kommen 11 Stomahandbuch.indd 11 13.05.13 11:46
3. Darmstomata im Porträt Ausscheidung Besonderheit Beginn zwischen dem 4. und 6. Post-OP-Tag Nur bei einem Deszendostoma bzw. Sigmoido- • Konsistenz und Menge stoma ist eine Irrigation sinnvoll und effektiv! Anfangs flüssig bis breiig (400-600 ml), später normale Stuhlkonsistenz und -menge wie vor der Erkrankung zu erwarten • Ausscheidungsdauer Hauptentleerung in der Regel nach dem Essen, dann ausscheidungsfreie Zeit möglich. Ein indi- vidueller Entleerungsrhythmus wie vor der Er- krankung kann sich wieder einstellen. Ernährung Ballaststoffreich; blähende Speisen einschränken, jedoch keine spezielle Diät nötig; ausgewogene, gesunde Kost und ausreichende Flüssigkeitszu- fuhr Problem Kolostomieirrigation Bei dauerhaften Stomaanlagen treten immer wieder Stomabrüche (Hernien) auf. Begünstigen- de Faktoren sind Bindegewebsschwäche und schweres Heben (über 10 kg). Abdeckung des Stomas mit einer Stomakappe nach der Irrigation Hernie 12 Stomahandbuch.indd 12 13.05.13 11:46
3. Darmstomata im Porträt 3.5 Der Ausgang vom Kolon Ausscheidung Beginn zwischen dem 3. und 5. Post-OP-Tag Transversum – das Transver- • Konsistenz: sostoma) Flüssig bis breiig Ernährung Indikation Ballaststoffreich; blähende Speisen einschränken, Häufigste Indikation für ein Transversostoma ist jedoch keine spezielle Diät nötig; ausgewogene, ein inoperabler Tumor im tiefer gelegenen Darm- gesunde Kost und ausreichende Flüssigkeitszu- abschnitt. Es dient auch als Anastomosenschutz fuhr bei Kolon- oder Rektumresektionen. Problem Platzierung Bei Stomata des Kolon Transversum tritt häufig Vor jeder geplanten Operation sollte vom Chirur- das Problem eines Stomavorfalls (Prolaps) auf. gen und/oder der Stomatherapeutin die Stoma- Diese Komplikation kann sich jedoch auch bei platzierung gemeinsam mit dem Patienten festge- jeder anderen Stomaanlage ausbilden. legt und markiert werden. Ein Transversostoma wird meist im rechten Oberbauch angelegt. Wichtig Das Stoma sollte in einem ca. 10 x 10 cm großen, glatten Hautareal platziert werden, das fern vom Rippenbogen sowie fern von Narben und Hautfal- ten liegt, innerhalb des Verlaufs des Rektusmus- kels ist und für den Patienten im Sitzen und Ste- hen gut sichtbar ist. Zudem muss der Bundverlauf der Kleidung beachtet werden. Anlageart Knapp über Hautniveau (0,5 cm), s. 3.2.2, Seite 9 Prolaps 13 Stomahandbuch.indd 13 13.05.13 11:46
3. Darmstomata im Porträt 3.6 Das Hartmann-Kolostoma Platzierung Vor jeder geplanten Operation sollte die Stoma- lage gemeinsam mit dem Patienten festgelegt und markiert werden. Das Hartmann-Stoma wird je- doch meistens in Notfallsituationen angelegt, eine präoperative Markierung erfolgt nur in seltenen Fällen. Die Platzierung ist jedoch gleich zum Ko- lostoma im linken Unterbauch. Anlageart Endständig knapp über Hautniveau (0,5 cm) Ausscheidung Beginn zwischen dem 4. und 6. Post-OP-Tag • Konsistenz und Menge Anfangs flüssig bis breiig (400-600 ml), später normale Stuhlkonsistenz wie vor der Erkrankung zu erwarten • Ausscheidungsdauer Hauptentleerung in der Regel nach dem Essen, Das Hartmann-Stoma ist eine Sonderform des dann ausscheidungsfreie Zeit möglich. Ein indi- endständigen Kolostomas. Es unterscheidet sich vidueller Entleerungsrhythmus wie vor der Er- vom normalen endständigen Kolostoma darin, krankung kann sich wieder einstellen. dass es zwar das Ende des aktiven Verdauungs- traktes bildet, aber kein Stoma für immer sein Ernährung muss. Es kann wieder zurückverlagert werden. Ballaststoffreich; blähende Speisen einschränken, jedoch keine spezielle Diät nötig; ausgewogene, Beim Anlegen des Hartmann-Stomas wird der gesunde Kost und ausreichende Flüssigkeitszu- tiefer liegende Darmabschnitt nicht entfernt, fuhr sondern blind verschlossen (Hartmann-Stumpf). Bei einer Rückverlagerung kann der Darmab- schnitt, aus dem das Stoma geformt wurde, mit dem verschlossenen Stumpf wieder zusammen- genäht werden (Hartmann-Wiederanschluss). Indikation Perforierte Sigmadivertikulitis 14 Stomahandbuch.indd 14 13.05.13 11:46
4. Stomatherapie 4.1 Die präoperative Die Stomamarkierung sollte von einer Stoma- therapeutin, einer erfahrenen, eingewiesenen Vorbereitung Pflegekraft und/oder dem operierenden Chirurgen vorgenommen werden. Informationsgespräch Viele Menschen können sich ein Leben mit einem künstlichen Darmausgang nicht vorstellen. Ein umfassendes Gespräch mit dem Patienten und ggf. seiner Familie kann Vorurteile und Ängste ab- bauen. Der Patient kann sich vor dem Eingriff über die modernen Versorgungsartikel informieren, über den Ablauf der postoperativen Schulung und Betreuung, er kann über seine Sorgen sprechen und Vertrauen aufbauen. Stomaratgeber können auch zur präopera- tiven Information genutzt werden Positionswahl mit einer Originalplatte, wie sie auch später getragen werden soll Stomamarkierung Verlauf des Das Ziel der präoperativen Markierung ist Rektusmuskels • die Auswahl eines glatten Hautareals für eine spätere problemfreie Stomaversorgung. • eine für den Patienten gut einsehbare Positio- nierung des Stomas, damit er es später selbst- ständig pflegen kann. • eine geeignete Stomaplatzierung, so dass der Patient durch die Anlage in seiner Kleidung möglichst wenig eingeschränkt wird. Stomamarkierung in glattem Hautareal, fern von Falten, Narben und Bundverlauf 15 Stomahandbuch.indd 15 13.05.13 11:46
5. Stomapflege 5.1 Die Versorgungssysteme Da die Basisplatte eine Tragezeit von 2 bis 3 Tagen hat, muss sie nicht so häufig gewechselt werden und ist dadurch hautschonender. 5.1.1 Das einteilige System Beutel und Hautschutzplatte sind fest miteinander verbunden. Die ganze Versorgung kann nur als Einheit entfernt werden. Vorteil der einteiligen Versorgung ist, dass sie nah am Körper anliegt, unter Kleidung kaum aufträgt und sehr flexibel ist. Die reguläre Tragezeit beträgt je nach Ausschei- dung, Beutelgröße, Modell und individuellen Bedürfnissen: • geschlossene Beutel mit integriertem Filter: 6 bis 12 Stunden • Ausstreifbeutel mit integriertem Filter: SenSura Basisplatten 12 bis 24 Stunden (zum Filter s. 5.1.3) Die Tragezeit des Beutels beträgt auch hier je nach Ausscheidung, Beutelgröße, Modell und individuellen Bedürfnissen: • geschlossene Beutel mit integriertem Filter: 6 bis 12 Stunden • Ausstreifbeutel mit integriertem Filter: 12 bis 24 Stunden (zum Filter s. 5.1.3) SenSura einteilige Ileostomieversorgung (offen) und Kolostomieversorgung (geschlossen) 5.1.2 Das zweiteilige System Der Beutel wird auf einer Basisplatte mit einem Verschluss oder einer Klebekopplung befestigt. Der Beutel kann von der Platte getrennt und SenSura zweiteilige Kolostomieversorgung separat gewechselt werden, die Basisplatte (geschlossen) und Ileostomieversorgung (offen) verbleibt dabei auf der Haut. 16 Stomahandbuch.indd 16 13.05.13 11:46
5. Stomapflege 5.1.3 Der integrierte Filter Allgemein Die Filter an den Beuteln funktionieren je nach Modell zwischen 6 und 24 Stunden. Ist der Filter erschöpft, kann es zu Geruchsentwicklung aus dem Filter kommen. Außerdem kann Luft nicht mehr durch den Filter entweichen und der Beutel bläht sich auf. In diesem Fall sollte man den Beu- tel unabhängig vom Füllzustand erneuern! Filterabdeckung • Leckage aus dem Filter Bei sehr feuchten Ausscheidungen versagen Filter, die nicht vor Feuchtigkeit geschützt sind, und es kommt zu Flüssigkeitsaustritt durch die Folienperforation am Filter. In diesem Fall sollte man Beutel mit feuchtigkeitsgeschützten Filtern verwenden. Mehrschichtig aufgebauter Aktivkohlefilter; in allen Beuteln von Coloplast Tipps • Vakuumbildung im Stomabeutel Fällt der Stuhl nicht in den Beutel, sondern bleibt im oberen Teil des Beutels hängen, oder klebt der Beutel am Stoma, hat sich ein Vakuum im Beutel gebildet. In diesem Fall sollte man den Beutel erneuern und den Filter vor dem Tragen von außen mit den in der Regel beiliegenden Filterabdeckun- gen zukleben. Dadurch wird der Filter deakti- viert. Bei Einsetzen von Blähungen kann der Fil- ter durch Abziehen der Abdeckung dann wieder aktiviert werden. Tritt dieses Problem häufiger auf, kann man alternativ Beutel mit einem schwächeren Filter oder ohne Filter verwenden. 17 Stomahandbuch.indd 17 13.05.13 11:46
5. Stomapflege 5.1.4 Der geeignete Beutel In der postoperativen Phase Zur postoperativen Ausscheidungsbeobachtung verwendet man immer transparente Beutel wie z.B. den SenSura Post-OP-Beutel mit integriertem Fenster von Coloplast (Tragezeit ca. 3 Tage). Coloplast Assura Nachtdrainage Coloplast SenSura Post-OP-Beutel Bei sehr hoher, flüssiger Ausscheidungsmenge • transparenten Post-OP-Beutel und Ablaufbeutel anschließen. • zweiteiliges Drainagebeutelsystem verwenden wie die Assura Tag-/Nachtdrainage von Coloplast SenSura Tagdrainage Coloplast. Tipp: Bei Abführmaßnahmen (Klysma) über das Stoma Bei Gabe von oralen Abführlösungen (vor Kolos- Soll über das Stoma abgeführt werden, kann man kopie, vor OP) ebenfalls zweiteilige Assura Tag-/ gut einen Post-OP-Beutel mit integriertem Fenster Nacht-Drainage verwenden. und einen einzelnen Stomakonus zur Verabrei- chung des Klysmas einsetzen. 18 Stomahandbuch.indd 18 13.05.13 11:46
5. Stomapflege Nach dem Klinikaufenthalt • Bei flüssigem Stuhl 5.1.5 Der Ausstreifbeutel 1 bis zu 2 Ausstreifbeutel mit feuchtigkeitsge- schütztem Filter pro Tag Ausstreifbeutel werden vor allem bei den eher • Bei breiigem Stuhl flüssigeren Ausscheidungen der Ileostomie einge- 1 bis zu 4 geschlossene Beutel mit Filter pro setzt. Man sollte sie nicht zu voll werden lassen. Tag Die Füllhöhe sollte den Rastring keinesfalls über- • Bei eingedicktem, normalem Stuhl steigen. Ist der Beutel zu einem Drittel gefüllt, sol- 1 bis zu 3 geschlossene Beutel mit Filter pro lte er spätestens geleert werden. Wie oft der Pa- Tag tient den Beutel am Tag leert, ist unterschiedlich. Die Ausscheidungsmenge, die persönliche Tole- Wird ein zweiteiliges System verwendet, so sollte ranzgrenze für das Gewicht und die Dicke des die Basisplatte (je nach individuellen Bedürfnissen) Beutels, die Beutelgröße und das Umfeld sind da- alle 2-3 Tage gewechselt werden. Aufgrund von bei entscheidende Faktoren. aggressiver oder sehr dünnflüssiger Ausscheidung kann es zu höheren Wechselintervallen kommen. Ausstreifbeutel mit Klett- oder Druckverschluss Bei Ausstreifbeuteln mit Klett- oder Druckver- Coloplast bietet hautfarbene, transparente oder schluss wird der Auslasshals zum Verschließen gemusterte Beutel, die je nach Wunsch verwendet nach oben gefaltet und mit den jeweiligen Ver- werden können. schlüssen fixiert. Zum Entleeren wird der Aus- lasshals entfaltet und zu einer Rinne geformt. So Duschen, Baden, Schwimmen können die Ausscheidungen ganz gezielt entleert Mit modernen Stomabeuteln ist es überhaupt kein werden. Problem zu duschen, zu baden oder zu schwim- men. Das Wasser perlt vom Beutelvlies ab, jedoch muss der Filter an der Außenseite mit Klebe- plättchen zugeklebt werden. Beim Duschen kann die Versorgung auch abgenommen werden. Beim Baden kann ein normaler Beutel oder eine Stoma- kappe getragen werden, beim Schwimmen emp- fiehlt sich eine Miniversorgung. Coloplast SenSura Click Ileostomieversorgung mit Hide-away Auslass Coloplast Assura einteilige Stomakappe 19 Stomahandbuch.indd 19 13.05.13 11:46
5. Stomapflege Ausstreifbeutel mit separater Klammer Ausstreifbeutel, die mit einer separaten Plastik- 5.1.6 Der geeignete klammer verschlossen werden, können vor dem Hautschutz Entleeren am Auslasshals umgestülpt werden. Dies erleichtert die Reinigung des Halses und Formen des Hautschutzes führt zu geringerer Verschmutzung der Finger. • Planer Hautschutz Die Klammer wird für mehrere Beutel verwendet Die normale Versorgung hat eine flache und kann bei Bedarf mit Wasser gereinigt werden. Hautschutzplatte, die sich dem Bauch an- schmiegt. Coloplast Assura Comfort Ausstreifbeutel Coloplast SenSura Basisplatte, plan Bei beiden Typen wird der Hals nach dem Ent- leeren gründlich mit Zellstoff/Toilettenpapier ge- • Leicht konvexer Hautschutz reinigt, bevor er wieder verschlossen wird. Für Stomata auf Hautniveau oder in Hautfalten sowie für leicht retrahierte Stomata gibt es einen nur leicht gewölbten, flexiblen Hautschutz. Reinigung des Hide-away Auslasses Coloplast SenSura Basisplatte, konvex light 20 Stomahandbuch.indd 20 13.05.13 11:47
5. Stomapflege • Konvexer Hautschutz Bei einem Stoma in einer Unebenheit (Falte oder Narbe) oder bei einem Stoma, das unter dem Hautniveau endet, ist der Einsatz von konvexen Platten angezeigt. Stomaretraktion, hier ist eine konvexe Versorgung notwendig Hautschutzmaterialien Längst haben moderne hydrokolloide Hautschutz- mischungen aus Gelatine, Pektin und Zellulose Coloplast Assura Basisplatte, konvex das Karaya abgelöst. Das heutige Adhäsivmaterial ist wärmestabiler, formbeständiger und resistenter Coloplast bietet alle drei Formen als einteilige oder gegenüber flüssigen Ausscheidungen. Seine hy- zweiteilige Versorgung an. Die Auswahl wird durch groskopische, granulationsfördernde und aller- folgendes Modell erleichtert: giearme Eigenschaft hat sich bewährt. Coloplast bietet unterschiedliche Hautschutzarten an, die je nach Beschaffenheit der Haut oder Art Stomaumgebung des Stomas eingesetzt werden: • Der Coloplast Assura Hautschutz Der Assura Hautschutz kann bei jeder Aus- scheidungskonsistenz eingesetzt werden. Er besitzt eine Spiralstruktur, die sich aus zwei un- terschiedlich stark haftenden Materialien zusam- mensetzt. Da jede Spirale etwas anders geformt ist, kommen beim Versorgungswechsel immer Stomaniveau andere Hautpartien mit dem stärker haftenden prominent auf Hautniveau retrahiert Material in Berührung. Bei den Assura Basisplatten der zweiteiligen = Stoma Paste/Modellierstreifen Versorgung und beim Assura Post-OP-Beutel = plan von Coloplast ist der Hautschutz dicker, um für = konvex light die Tragzeit von 2 bis 3 Tagen sicher zu haften = konvex und zu schützen. Bei einteiligen Versorgungen starke Körperfalten + Narben von Coloplast ist der Hautschutz entsprechend leichte Körperfalten + Narben dünner, da eine kürzere Tragezeit vorgesehen ohne Körperfalten + Narben ist. 21 Stomahandbuch.indd 21 13.05.13 11:47
5. Stomapflege • Der Coloplast Assura Hautschutz Extra Der Assura Hautschutz Extra ist speziell für dünnflüssige, aggressive Ausscheidungen ent- wickelt worden. Er ist resistenter als der norma- le Hautschutz und transparent. Unter dem Hautschutz bildet sich ein weißes Gel, das sich den Hautunebenheiten anpasst. Zudem zeigt es einen Wechsel der Versorgung an, wenn es sich unter dem ganzen Hautschutz ausgebreitet hat. Coloplast Paste • Der Modellierstreifen Die Modellierstreifen sind eine gute Alternative zur Stomapaste. Sie enthalten keinen Alkohol, sind mit angefeuchteten Fingern leicht zu verar- beiten und lassen sich nach Anbruch gut auf- bewahren. Ihr Einsatzgebiet ist dem der Paste gleich. Weißliche Einfärbung der Assura Basisplatte Extra • Der Coloplast CURAGARD Hautschutz Der CURAGARD Hautschutz ist ein sehr reiz- armer, weicher Hautschutz, der nur auf nicht nässender Haut haftet. Coloplast bietet aus CURAGARD Hautschutzplatten und -ringe an. Zusätzliche Hautschutzutensilien • Die Stomapaste Die Stomapaste besteht aus weich gemachtem Adhäsivmaterial und enthält Alkohol. Sie wird zum Ausgleichen von Unebenheiten verwendet Coloplast BravaTM Modellierstreifen und zum zusätzlichen Abdichten um das Stoma herum. Sie verbindet sich mit dem Hautschutz und kann auf die Haut oder direkt auf den Haut- schutz aufgetragen werden. Sie benötigt eine gewisse Zeit, bis sie ausgehärtet ist und sich wieder rückstandsfrei von der Haut entfernen lässt. Deshalb eignet sie sich eher für die zwei- teilige Versorgung, bei der die Basisplatte länger auf der Haut verbleibt. 22 Stomahandbuch.indd 22 13.05.13 11:47
5. Stomapflege • Der Hautschutzfilm • Die Hautschutzcreme Der Hautschutzfilm bildet eine elastische Die Hautschutzcreme versorgt die peristomale Schicht auf der Haut, die sie vor Reizungen Haut mit Nährstoffen. Sie schützt die Haut vor durch Körperausscheidungen oder Stomaver- Austrocknung und macht sie geschmeidig, sorgungen schützt. Außerdem wird die Haftung ohne zu fetten. Sie dient also der Pflege der der Versorgung bei fettiger Haut durch den Film peristomalen Haut. Mit einem pH-Wert von 5,5 verstärkt. Der Schutzfilm lässt keine Ausschei- trägt sie zur Erhaltung des natürlichen Säure- dungen oder andere aggressive Substanzen in schutzmantels der Haut bei. Es ist möglich, die Haut eindringen, ermöglicht aber dennoch dass nach dem Einsatz der Schutzcreme die die Atmung der Haut. Der Film wird beim Ablö- Haftung der Stomaversorgung vermindert ist. sen der Versorgung und der Reinigung der Haut wieder mitabgelöst. Anwendung: Die Schutzcreme sollte auf die gereinigte Haut Anwendung: nur dünn aufgetragen und gut einmassier Der Schutzfilm wird nach der Hautreinigung auf werden. Die Hautschutzcreme von Coloplast die peristomale Haut aufgetragen. Er benötigt kann durchaus mit dem Schutzfilm kombiniert einige Sekunden zum Antrocknen, dann wird werden: Erst Creme einmassieren, dann die Versorgung aufgeklebt. Schutzfilm auftragen. Für unterwegs und für den Klinikbereich sind von Coloplast einzeln verpackte Schutzfilmtücher er- hältlich. Coloplast Aktiv Schutzcreme Coloplast Derma-Gard Hautschutzfilm 23 Stomahandbuch.indd 23 13.05.13 11:47
5. Stomapflege 5.1.7 Die Hautreinigung • Der Pflasterlöser Zur Entfernung von Hautschutzmaterialien, d. h. zur Unterstützung beim Ablösen der Versorgung Gerade für die peristomalen Hautpartien, die stän- oder der Entfernung von Kleberückständen ist dig mit Körperausscheidungen und Haftversor- der Pflasterlöser geeignet. Der DERMA SOL gungen in Kontakt kommen, ist eine sorgfältige Pflasterlöser von Coloplast setzt sich aus unge- Reinigung außerordentlich wichtig. Zur Reinigung sättigten Kohlenwasserstoffen zusammen. des Stomas und der stomaumgebenden Haut ist der Einsatz von Leitungswasser ausreichend. Anwendung: Desinfektionsmittel, Wasserstoff oder Wundbenzin Bei der Anwendung wird DERMA SOL auf eine sind hier fehl am Platz. Sie zerstören den Säure- Kompresse getropft. Mit dieser Kompresse schutzmantel der Haut und trocknen sie aus. kann gezielt Klebematerial von der Haut abge- Auch der Einsatz von physiologischer Kochsalz- löst werden. lösung oder ähnlichen Lösungen ist bei normaler Leitungswasserqualität unnötig. Beim Einsatz von Für unterwegs und für spezielle Klinikbereiche normaler Seife sollte ein pH-neutrales, nicht rück- (z.B. Isolation) sind kleine 50-ml-Flaschen er- fettendes, mildes Produkt gewählt werden. hältlich. • Die Reinigungslotion Die Reinigungslotion ersetzt Wasser und Seife. Sie reinigt die stomaumgebende Haut wirksam und schonend. Die Reinigungslotion von Colo- plast enthält Allantoin und trocknet dadurch die Haut nicht aus. Der Säureschutzmantel wird nicht angegriffen, Haftmittelrückstände und Ge- ruchsstoffe werden jedoch mit der Lotion ent- fernt. Anwendung: Die Reinigungslotion wird auf eine Vlieskom- presse gegeben. Mit dieser getränkten Kom- presse wird die peristomale Haut vorsichtig ab- gewischt. DERMA SOL Pflasterlöser Für unterwegs und für spezielle Klinikbereiche (z.B. Isolation) sind einzeln abgepackte Reini- gungstücher erhältlich. 24 Stomahandbuch.indd 24 13.05.13 11:47
5. Stomapflege 5.2 Das Anpassen der Bei ovalen Stomata muss eine individuelle Folien- schablone angefertigt und die Versorgung selbst Versorgung zurechtgeschnitten werden. Die Lochgröße Die folgenden Angaben gelten sowohl für ein- teilige als auch für zweiteilige Versorgungen! Die Öffnung des Hautschutzes muss das Stoma dicht umschließen, so dass keine freie Haut um das Stoma herum zu sehen ist. Eine genaue Bestimmung des Stomadurchmessers ist die wichtigste Maßnahme, um peristomalen Haut- entzündungen vorzubeugen. Ist die Lochgröße des Hautschutzes größer als der Stoma- durchmesser, kommt es durch den Kontakt von Stuhlgang mit der ungeschützten Haut zu Reizun- gen, Entzündungen oder bei besonders aggres- siven Ausscheidungen sogar zu nässenden, Eine individuelle Schablone aus Folie schmerzhaften Mazerationen. Ist das Stoma rund, kann mittels der in den Pa- Nicht vergessen! ckungen beiliegenden Lochkarten der Durch- Nach der Entfernung des Nahtmaterials am Sto- messer bestimmt werden. Vorgeschnittene Ver- ma (Fäden und/oder Steg) schrumpft das Stoma sorgungen stehen in verschiedenen Größen als bis zu 40% in den darauffolgenden 6 Wochen. einteiliges und zweiteiliges System zur Verfügung. Regelmäßiges Kontrollieren der Größe und ggf. Neuanpassen der Versorgung sind in dieser Zeit unbedingt notwendig (siehe dazu auch Fallbeispiel 7.3, Seite 35). Lochkarten sind bei runden Stomata sehr praktisch 25 Stomahandbuch.indd 25 13.05.13 11:47
5. Stomapflege 5.3 Der Versorgungswechsel nen, lassen sich auch im (Halb-) Sitzen versorgen. Hierbei ist es jedoch besonders wichtig, auf ein Schritt für Schritt faltenfreies Aufkleben der Versorgung zu achten. Auch diese Angaben gelten wieder für einteilige 3. Sorgen Sie für eine störungsfreie, diskrete At- und zweiteilige Versorgungen! mosphäre z. B. durch das Aufstellen eines Sicht- schutzes oder das gemeinsame Aufsuchen des 1. Bevor man mit dem Versorgungswechsel be- Bads/Behinderten-WCs auf der Station. Auch ein ginnt, sollte man sich zuerst alle Utensilien, die Stomapatient möchte seine Intimsphäre gewahrt benötigt werden (könnten), bereitlegen: haben. Das Stoma ist nun der Anus, die Pflege • Vlieskompressen des Stomas einem Toilettengang gleich. Zeigen • Entsorgungsbeutel Sie keinen Widerwillen im Umgang mit dem Sto- • Evtl. Pflasterlöser ma. Der Patient wird es Ihnen unter Umständen • Evtl. Rasierer sonst gleichtun und das Stoma ungern pflegen • Evtl. Nagelschere, Stift, Folie oder Lochkarte und es schlechter akzeptieren. • Ein Paar unsterile Handschuhe • Neue Versorgung (zum Ausschneiden oder vor- 4. Falls der Patient einen Ausstreifbeutel trägt, geschnitten, falls Stomadurchmesser bekannt) sollte dieser als Erstes entleert werden. • Wäscheschutz • Evtl. Tischspiegel oder Handspiegel 5. Der sitzende oder stehende Patient sollte sich eine Saugunterlage oder ein Handtuch zum Schutz der Kleidung in den Hosenbund schlagen. Beim liegenden Patienten sollte für einen aus- reichenden Bettschutz gesorgt werden. Material für den Versorgungswechsel 2. Bei pflegebedürftigen Patienten wird der Ver- sorgungswechsel liegend im Bett durchgeführt. Saugunterlage für den Versorgungswechsel Falls der Patient bei der Stomapflege zuschauen möchte, kann man ihm einen Handspiegel anbie- ten. Soll der Patient die Selbstversorgung erler- 6. Sie sollten gleich zu Beginn mit dem Patienten nen, empfiehlt es sich, den Versorgungswechsel klären, wer (Sie oder Patient) welche Arbeitsschrit- stehend am Waschbecken durchzuführen und te durchführt. (Beispiel: Der Patient reinigt sein den Patienten in die einzelnen Arbeitsschritte so- Stoma schon selber, das Abmessen und Aus- weit wie möglich zu integrieren. Einige Patienten schneiden der Versorgung übernehmen noch Sie.) benötigen einen Tischspiegel, um das Stoma komplett sehen und pflegen zu können. Patienten, die postoperativ noch nicht so lange stehen kön- 26 Stomahandbuch.indd 26 13.05.13 11:47
5. Stomapflege Einklemmen des Entsorgungsbeutels in den Entfernen der Basisplatte Bund und Entfernung der Versorgung am Waschbecken stehend die neue Versorgung muss besser abgedichtet werden. Ist der Hautschutz um das Loch herum stark aufgeweicht, war das Wechselintervall zu 7. Ziehen Sie nun langsam die alte Versorgung lang und es war höchste Zeit für einen Versor- von oben nach unten ab. Halten Sie dabei mit ein- gungswechsel. Ist der Hautschutz um das Loch er Hand den Hautschutz und drücken Sie mit der herum erschöpft, kommt es nicht gleich zur Un- anderen Hand die Haut vom Hautschutz weg. dichtigkeit, jedoch kann es zu unnötigen zirkulären Falls die Versorgung sehr stark haftet und das Hautreizungen führen. Ablösen für den Patienten schmerzhaft ist, kann man ein paar Tropfen Pflasterlöser, wie Coloplast DERMA SOL (s. 5.1.7, Seite 24), auf eine Kom- presse geben und mit dieser Kompresse den Hautschutz lösen. Erschöpfter Hautschutz an der Öffnung der getragenen Basisplatte 9. Geben Sie dann die alte Versorgung in den Ent- sorgungsbeutel. Hautschonendes Entfernen der Versorgung 10. Zur Reinigung der Stomaumgebung sind 8. Werfen Sie einen Blick auf die Rückseite des Wasser und eine milde, nicht rückfettende, pH- alten Hautschutzes. Ist der Hautschutz mit Stuhl neutrale Seife ausreichend. Damit die Seife nicht verschmutzt, war die alte Versorgung unterlaufen, auf der Haut verbleibt, muss sie anschließend mit 27 Stomahandbuch.indd 27 13.05.13 11:47
5. Stomapflege Wasser abgewaschen werden. Bei der Reinigung 12. Trocknen Sie die peristomale Haut ab. Auf der Stomaumgebung sollte immer zum Stoma hin feuchter oder fettiger Haut kann es Probleme mit gewischt werden. Saugfähige, weiche Vlieskom- der Haftung der Versorgung geben. Den Darm pressen oder Einmalwaschlappen sind empfeh- braucht man nicht abzutrocknen. lenswert, da sie nicht fusseln und bei Kontakt mit der Schleimhaut keine oberflächlichen Blutungen 13. Entsorgen Sie die benutzten Kompressen in verursachen. den Entsorgungsbeutel. Anstelle von Wasser und Seife gibt es auch spe- zielle Reinigungslotionen, wie z.B. die Reinigungs- 14. Messen Sie ggfs. die Größe des Stomas nach lotion von Coloplast. Für Reisen eignen sich die und schneiden Sie, falls Sie dies nicht schon zu mit dieser Lotion getränkten, einzeln verpackten Beginn getan haben, mittels einer Folien-Schablo- Feuchttücher. ne die Versorgung passend zurecht. Stomareinigung mit feuchten Kompressen Die Stomagröße kann mit einer Messschablone exakt ermittelt werden 11. Falls nötig rasieren Sie den Haftungsbereich um das Stoma. Hierbei legt man eine Kompresse auf das Stoma und rasiert mit einem Einmalrasie- rer vom Stoma weg. Die Basisplatte wird entsprechend der gemess- enen Stomagröße ausgeschnitten Rasur der peristomalen Haut 28 Stomahandbuch.indd 28 13.05.13 11:47
5. Stomapflege Den Schnittrand mit dem Finger abfahren Die Paste drückt sich beim Aufkleben der Platte in die kleinen Zwischenräume zwischen Haut und Schleimhaut 15. Werfen Sie einen Blick auf die Haut und die Schleimhaut. Bemerken Sie irgendwelche Veränderungen an der Schleimhaut, muss dies 17. Kleben Sie die Versorgung faltenfrei auf. Beim dem Arzt gemeldet werden. Bei reizlosem, intak- Aufkleben eines undurchsichtigen Einteilers wird tem peristomalen Hautzustand ist die Versorgung der Hautschutz am Unterrand des Stomas ange- optimal und bedarf keiner Änderung. setzt und dann aufgeklebt. Um die Haftung zu verbessern, kann der Hautschutz nach dem 16. Falls Sie Stomapaste verwenden, können Sie Aufkleben noch etwas mit der Hand angewärmt diese entweder auf die Rückseite der Platte oder werden. direkt um das Stoma auf die Haut aufbringen. Mittels eines Wattestäbchens kann die Platte Zusätzlicher Einsatz von Paste zur nahe am Stoma nochmals gezielt angedrückt Feinabdichtung werden 18. Knoten Sie den Entsorgungsbeutel zu und geben Sie ihn in den Restmüll. 29 Stomahandbuch.indd 29 13.05.13 11:47
5. Stomapflege 19. Lüften Sie den Raum. 20. Machen Sie mit dem lernenden Patienten eine positive „Manöverkritik“, soweit er einzelne Arbeitsschritte durchgeführt hat. 21. Dokumentieren Sie in den Unterlagen: • Verwendetes System und ggf. Zubehör • Durchmesser des Stomas • Peristomaler Hautzustand • Schleimhautzustand • Ausscheidungskonsistenz • Schulungsstufe des Patienten Schleimhautnekrose Beispiel einer Dokumentation in den Unterlagen: Stomaart: endständige Ileostomie Bei folgenden Beobachtungen bezüglich der Stomagröße: 28 mm Durchmesser Stomaschleimhaut muss der Arzt informiert Nahtmaterial: noch vorhanden werden: Schleimhaut: vital • Starke Schwellung • Verfärbung als Zeichen einer Minderdurch- Ausscheidung: bräunlich, flüssig Peristomale Haut: reizlos und intakt blutung oder Nekrose • Blutung Assura Comfort 40 mm, 2-teiliges System, • Wucherung Versorgung: Assura Basisplatte Extra plan, transparenter Beutel der Größe maxi (Coloplast) • Polyp • Schleimhautvorfall Feinabdichtung: Stomapaste (Coloplast) Hautpflege: prophylaktisch Schutzcreme (Coloplast) in 3 Tagen, individuelle Schablone bzw. Nächster Plattenwechsel: Messkarte am Bett Nächster Beutelwechsel: morgen Eigenaktivität der Patientin: keine, Spiegel angeboten: abgelehnt Information der Patientin: Stomaratgeber zum Lesen am Bett gelassen 30 Stomahandbuch.indd 30 13.05.13 11:47
5. Stomapflege 5.4 Pflegefehler Beim Ablösen und bei der Reinigung Verwenden Sie kein Desinfektionsmittel zum Ablösen der Versorgung oder gar zur Reinigung. Beim Ablösen helfen spezielle Pflasterlöser. Bei der Hautpflege Verwenden Sie kein Öl, Ölbad oder rückfettende Seife, keinen Pflegeschaum oder Cremes, die Fett enthalten. Beim Hautschutz Verwenden Sie keine Produkte, die Alkohol ent- halten, wenn die Haut nicht intakt ist. Alkoholhaltig ist zum Beispiel die Coloplast Stomapaste. Anstelle der Rasur In der Stomaumgebung sollte keine Enthaarungs- creme eingesetzt werden. 31 Stomahandbuch.indd 31 13.05.13 11:47
6. Was tun, wenn ...? Erste mögliche Maßnahmen in der Stomaversorgung 6.1 Ursachenforschung 6.2 Mögliche Maßnahmen Bei Dichtigkeits- und Haftungsproblemen sollte Bei kleinen nässenden Hautdefekten gibt es ver- man nach der Ursache forschen: schiedene Möglichkeiten, Abhilfe zu schaffen: • War die Haut vor dem Aufkleben der • Einen Hydrokolloidverband (z. B. Comfeel Plus Versorgung fettfrei und trocken? von Coloplast) unter die Stomaversorgung kle- • Wurde der Pflasterlöser, der zum Ablösen der ben. alten Versorgung verwendet wurde, gut abge- • Keinen Hautschutzfilm verwenden, der Alkohol waschen? enthält. • Wurde die Versorgung nach dem Aufkleben auf • Keinen Pflasterlöser verwenden. den Bauch noch etwas mit der Hand ange- • Zum Abdichten keine alkoholhaltige Paste, wärmt? sondern Modellierstreifen verwenden. • Liegt das Stoma in einer Falte oder ist es einge- zogen (retrahiert)? Dann sollte ein konvexes Bei trockener Hautrötung über die gesamte Kle- System in Erwägung gezogen werden. befläche können unterschiedliche Hilfsmittel ein- • Wie lange liegt der letzte Versorgungswechsel gesetzt werden: zurück? War die Tragezeit überschritten? • Als Erstes einen Hautschutzfilm einsetzen (s. 5.1.6) und/oder Zur Verbesserung der Abdichtung eignen sich die • eine Hautschutzcreme einsetzen (s. 5.1.6) Modellierstreifen oder Stomapaste (s. 5.1.6, Seite und/oder 22). • ein Stück Hautschutzplatte (CURAGARD von Coloplast) unter die Versorgung kleben. Bei zirkulären Hautentzündungen sollte als Erstes die Lochgröße der Versorgung kontrolliert werden. Welche Maßnahme Erfolg bringt, ist von Fall zu Ein Stoma nimmt bis zu 6 Wochen nach der Ent- Fall verschieden und muss ausprobiert werden. fernung des Nahtmaterials in seinem Durchmess- er noch ab. 32 Stomahandbuch.indd 32 13.05.13 11:47
7. Versorgungsbeispiele Bei den nachfolgend aufgeführten Beispielen zur Versorgung problematischer Stomata handelt es sich meistens um konkrete Fälle aus der Praxis. Die hier vorgeschlagenen Lösungen zeigen, dass jeder Fall individuell behandelt werden muss. 7.1 Reiterversorgung Bei den doppelläufigen Stomaanlagen verläuft postoperativ ein so genannter „Steg“ oder „Reiter“ unter dem Stoma. Dieser Steg/Reiter erschwert die postoperative Stomaversorgung. Auch hier gilt, dass die Versorgung exakt auf den Abb. 1: Stomareiter mit Assura Post-OP-Ver- Durchmesser des Stomas angepasst werden sorgung muss. Es darf keine Haut unbedeckt bleiben. Sitzt der Reiter spannungsfrei (Abb. 1), kann die Haftfläche der Versorgung unter den Reiter geklebt werden. Besonders leicht fällt dies beim Assura Post-OP-Beutel mit Fenster. Als Alterna- tive zum einteiligen Post-OP Beutel mit Fenster eignet sich bei der Versorgung eines Stomas mit Steg das 2-teilige Easiflex System ohne Rastring von Coloplast (Abb. 2) in Kombination mit trans- parenten Filterbeuteln. So kann beispielsweise im Falle einer frühzeitigen Entlassung aus der Klinik der Patient wie üblich die Beutel mit Filter bedarfs- gerecht erneuern, ohne dabei durch Manipulation am Steg das Stoma zu gefährden. Der Basisplat- tenwechsel jedoch sollte auch mit diesem System bei liegendem Steg von einer erfahrenen Pflege- Abb. 2: Stomareiter mit Klebeversorgung kraft durchgeführt werden. Sitzt der Reiter unter Easiflex von Coloplast Spannung, wird er ein- oder beidseitig mit Stoma- paste abgedeckt und die Stomaversorgung darüber geklebt. Vorsicht ist dann beim Ablösen der Versorgung geboten. Der Reiter darf nicht mit dem Beutel abgerissen werden! 7.2 Nahtdehiszenz Tipp: Bei diesem Patienten zeigte sich eine Nahtde- Bei der postoperativen Stomaversorgung sind hiszenz an der Stomanaht. Zeichen für eine Fistel allgemein Systeme, die längere Zeit auf der Haut oder Infektion lagen nicht vor. Die Dehiszenz verbleiben können, von Vorteil. Dies sind zwei- wurde gespült und mit Puder (von Coloplast) auf- teilige Systeme oder beispielsweise die Assura gefüllt. Der Puder bindet u. a. das Wundsekret, Post-OP-Beutel mit Fenster von Coloplast. das die Haftung einer Stomaversorgung reduziert hätte. Nach dem Auffüllen wurde die Wunde mit einem transparenten Hydrokolloidverband von Coloplast (Comfeel Plus Transparenter Wundver- band) abgedeckt. Der Verband wurde mit Colo- plast Stomapaste abgedichtet und darauf die Stomaversorgung aufgebracht. 33 Stomahandbuch.indd 33 13.05.13 11:47
7. Versorgungsbeispiele Die Stomaversorgung wurde zuvor nur auf den Durchmesser des Stomas zurechtgeschnitten, die Nahtdehiszenz wurde komplett überklebt. Diese Versorgung konnte bis zu 2 Tagen auf dem Stoma belassen werden. Nach 5 Tagen zeigte sich eine deutliche Verkleinerung der Wunde. Auf den Pu- der kann verzichtet werden, sobald die Dehiszenz bis zum Hautniveau hochgranuliert ist. Dann reicht bis zur vollständigen Abheilung der Comfeel Plus Flexible Wundverband aus. Auffüllen des Wundgrundes mit Puder Notwendiges Zubehör zur Versorgung Abdeckung des Wundgrundes mit Comfeel Plus Transparenter Wundverband Kolostomieversorgung mit Nahtdehiszenz Abdichtung mit Coloplast Stomapaste über Puder und Wundverband 34 Stomahandbuch.indd 34 13.05.13 11:47
7. Versorgungsbeispiele Memo: Stomadurchmesser und Lochgröße der Versor- gung postoperativ bis zu 6 Wochen kontrollieren! Versorgung mit Assura Post-OP-Beutel mit Fenster Hautentzündung bei zu großer Lochgröße der Stomaversorgung 7.4 Parastomale Hautreaktion Hautrötungen im parastomalen Bereich können verschiedene Ursachen und Ausprägungen ha- ben. Eine leichte Rötung nach Ablösen der haf- tenden Stomaversorgung kann möglich sein, wird aber meistens zügig wieder abklingen. Auch an- dere mechanische Reizungen wie z.B. festes Rub- Wundheilungsverlauf nach 8 Tagen beln bei der Reinigung können vorübergehende Rötungen hervorrufen. 7.3 Mangelnde Anpassung der Stomaversorgung Dieser Patient mit einer doppelläufigen Ileostomie hat nach der Entlassung aus der Klinik am 10. Post-OP-Tag seinen Stomadurchmesser nicht mehr kontrolliert bzw. von einer Fachkraft kontrol- lieren lassen. Er kam zu uns wegen Schmerzen und Brennen am Stoma. Die Lochgröße der Ver- sorgung war nach Abschwellen des Stomas deut- lich zu groß und der aggressive Dünndarmstuhl, der über die ungeschützte Haut um das Stoma floss, hat diese Hautentzündung verursacht. Nach Anpassung der Versorgung (Lochgröße) gingen die Entzündung und die Schmerzen deutlich zurück. 35 Stomahandbuch.indd 35 13.05.13 11:47
7. Versorgungsbeispiele Geringe Hautrötung unmittelbar nach Ablösen der Man behandelt diesen Pilzbefall mit wasserlösli- Versorgung klingt schnell wieder ab. Besonders chen antimykotischen Lösungen. Pilzcremes und der trockene Hauttyp neigt zu solchen Reaktio- -salben können nicht eingesetzt werden, weil die nen. Eine Hautschutzcreme kann helfen. Stomaversorgung sonst nicht mehr haftet. Für die Dauer der Behandlung empfiehlt es sich, eine Ver- Bleibende Rötungen sollten jedoch sorgsam beo- sorgung zu wählen, die täglich erneuert wird (Ein- bachtet werden. Sie können die Vorstufe zu einer teiler), um das Antimykotikum täglich einsetzen zu Unverträglichkeitsreaktion (Allergie) sein. Bei sol- können. chen Reaktionen ist es notwendig, alle Material- ien, die mit der geröteten Haut in Kontakt gekom- men sind, als Ursache in Betracht zu ziehen (Paste, Filme, Reinigungslotionen, Platten etc.). Eine scharf begrenzte, flächige Rötung, wie in diesem Beispiel, spricht für eine allergische Haut- reaktion. In diesen Fällen wurden mit einer zusätz- lichen CURAGARD Hautschutzplatte von Colo- plast gute Erfahrungen gemacht. Bei anhaltenden Rötungen sollte ein Arzt/eine Ärztin zu Rate gezo- gen werden. Parastomale Mykose 7.6 Parastomale Wundfläche nach Abszessspaltung Diese Patientin stellte sich mit dem Befund eines parastomalen Abszesses bei uns vor (s. Abb. S. 38, links). Der Chirurg eröffnete lokal den Abs- zess und entlastete ihn. Diese parastomale Wun- de konnte aufgrund ihrer Nähe zum Stoma jedoch Hautirritation nicht offen gelassen oder separat verbunden werden. 7.5 Parastomale Mykose Wir spülten die Wunde mit Ringerlösung und legten ein kleines Stück einer Calciumalginatkom- Einzelne punktuelle Hautrötungen mit Pusteln sind presse ein. Dann wurde die Wunde mit dem anti- nicht immer allergischer Natur, sondern können – bakteriellen Wundverband Contreet von Coloplast wie in diesem Fall – Zeichen für einen Hautpilz abgeklebt. Auf diesen Verband wurde die reguläre (Mykose) am Stoma sein. Diese Problematik tritt Stomaversorgung geklebt. Der Wechsel dieser häufig in den Sommermonaten bei stark schwit- Versorgung fand zunächst 1x täglich, später zenden Patienten, bei Patienten mit schlechter 2-tägig statt. Es lief zu keiner Zeit Stuhl aus dem Körperhygiene oder bei abwehrgeschwächten Pa- Stoma in die Wunde. tienten auf. 36 Stomahandbuch.indd 36 13.05.13 11:47
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