Das Klimaschutzpaket 2019/2020 (Dr. Petrik Runst, ifh Göttingen) - Virtuelle Loccum-Konferenz, 19.05.2020
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Das Klimaschutzpaket 2019/2020 (Dr. Petrik Runst, ifh Göttingen) Virtuelle Loccum-Konferenz, 19.05.2020
Grundlegende Problematik - Weltweiter Anstieg - Europäische Stagnation / Rückgang - Globalisierung → Carbon Export Seite 2
„Climate Casino“ (Nordhaus) ► Integrated Climate Models (Bsp. DICE) ► Komplexität ist außergewöhnlich hoch ► Ozeananstieg geschätzt zwischen 1m und 3-6 m (link) Seite 3
Warum Ökonomen seit Jahren CO2 Steuern fordern ? ► Marktbasiertes Politikinstrument: ► Einfach - Niedrige informatorische Anforderungen ► Wahlfreiheit der Wirtschaftssubjekte ► Umfassend - viele Emittenten werden einbezogen ► Flexibel ► Technologieoffen ► Kosteneffizient ► Wirksam ► Teufel liegt im Detail – was geschieht mit dem Steueraufkommen? ► Ideal: Pro-Kopf Rückzahlung ► Realpolitik: EEG, Pendlerpauschale ► Soziale Verträglichkeit ist wichtig ► Preisbestimmung schwierig Seite 4
Kernpunkte des Vortrags WAS? ► Klimaschutzpaket wird eine Lenkungswirkung entfalten. WO? ► Regressive Wirkung auf Haushalte. ► Wärmeerzeugung, Dämmung etc. ► Geringe Wirkung auf KMU, sowohl bei den Kosten als auch bei Anpassungsmaßnahmen. ► Weitere Wirkungen im Verkehr zu erwarten WIE? ► Klimaschutzpaket reicht nicht aus, um Klimaziele zu erreichen. ► Eine Bepreisung von 120€ vor 10 Jahren, hätte die 2020-Ziele erreicht, wahrscheinlich jedoch nicht die 2030-2050 Ziele. Seite 5
Bepreisungsentwicklung 140 120 Steuer pro Tonne (in €) 100 Deutschland 80 Schweden Schweiz 60 Finnland Norwegen 40 20 0 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 ► Zertifikatehandel nach 2025 ► Entlastung durch niedrigere EEG-Umlage ► Pendlerpauschale ► Nationale Modelle sehr unterschiedlich (Kompensationsmechanismen etc.) Seite 6
Was müsste passieren, um die Klimaziele zu erreichen? ► Kann wissenschaftlich nicht beantwortet werden - Zukunftsabschätzung ► Verhaltensänderung ► Innovation (quantitativ wichtiger) ► Beispielabschätzung Schweden ► 1990: 300 Kg Verkehr (Anderson, 2019) → 600 kg ► 2001: 600 kg Gebäude (Runst & Thonipara, 2020) ► ?? Gesamtreduktion: max. 1.5 Tonnen CO2 pro Person (bei einer Steuer von €120) 10 9 8 Schweden 7 6 5 4 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 Emissionen (tatsächlich) ohne Bepreisung (geschätzt) Seite 7
Was müsste passieren, um die Klimaziele zu erreichen? 13 12 Deutschland 11 10 Zielmarke 2020 9 8 7 6 5 Wiedervereinigung 4 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Deutschland (tatsächlich) Deutschland (geschätzt) Schweden (tatsächlich) Schwedisches Bepreisungs-Modell ► In der kurzen Frist (bis 2020) hätte eine CO2-Bepreisung à la Schweden wahrscheinlich ausgereicht, um die Klimaziele zu erreichen. ► Voraussetzung: Hätte bereits mind. vor Jahren implementiert werden müssen Seite 8
Was müsste passieren, um die Klimaziele zu erreichen? ► In der langen Frist würde auch eine Bepreisung von 120€ nicht ausreichen. ► Deutlich höhere Bepreisung politisch kaum vorstellbar und wirtschaftlich problematisch. ► GHG-Reduktionsziele letztlich nur durch techn. Fortschritt erreichbar. ► Auch hier ist fraglich of 120 € genügen, um Innovation ausreichend zu stimulieren. 14 GHG Emissionen pro Kopf (in Tonnen) 12 10 8 6 4 2 0 Deutschland (tatsächlich) Zielmarke 120€ Szenario Seite 9
Belastung von Firmen ► Verbrauchsdaten ► Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE) ► KMU (Im Gegensatz zu Großindustrie, die teilweise in ETS unterworfen ist) ► Bestandsaufnahme in Unternehmen ► Sieben Handwerkszweige ► Berechnung der Emissionen ► Abschätzung der Anpassungsmaßnahmen Seite 10
Belastung von Firmen (pro Mitarbeiter und Jahr) Basisszenario 2021 2025 Mitarbeiter je CO2-Preis Unternehmen 10 25 35 60-EEG Bäcker alle 53.1 21 126 73 75 klein 7.7 30 181 106 110 groß 93.4 20 122 71 73 Fleischer alle 18.1 50 299 174 148 klein 6.2 26 157 91 37 groß 34.6 56 333 194 175 Friseur alle 4.7 14 84 49 82 klein 3.1 18 107 63 105 groß 6.6 11 69 40 67 Kfz alle 22.4 19 115 67 86 klein 10.4 33 199 116 166 groß 45.5 14 82 48 56 Metall alle 24.7 9 55 32 -55 klein 12 11 65 38 -22 groß 37.4 8 51 30 -68 Textilreiniger alle 7.5 131 789 460 737 klein groß Tischler alle 12.6 5 29 17 -19 klein 8.4 10 59 34 14 Ohne Mobilität ! groß 28.4 2 11 6 -49 Tatsächliche Kosten höher. Seite 11
Belastung von Firmen ► Kosten durch CO2-Bepreisung ► (2025) < 150 € je Mitarbeiter pro Jahr ► Kompensation durch EEG-Abschaffung vorteilhaft ► Stärkere Belastung bei hohem Verbrauch fossiler Brennstoffe ► Eher langfristige Investitionen (als Ersatzinvestition) ► Kurzfristig kaum Effekte Seite 12
Belastung von Haushalten (ohne Kompensation) Steuerbelastung/Einkommen 6 Belastung in Prozent des Einkommens 5 4 3 2 1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Einkommensdezile t=25 t=50 t=75 t=100 Auswirkungen auf Gini-Koeffizient: 28 →30 Seite 13
Belastung von Haushalten (mit EEG-Umlage-Kompensation) Steuerbelastung/Einkommen (nach EEG-Reduktion) 5 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 t=25 t=50 t=75 t=100 Seite 14
Belastung von Haushalten ► Stark regressiv ► Selbst EEG-Umlage wird diese Verteilungswirkung nur teilweise kompensieren ► Anpassungsmaßnahmen sind zu erwarten Seite 15
Fiskalische Effekte ► 2023: 35 Euro ► ca. 10 Mrd. Mehreinnahmen (CO2-Bepreisung) ► ca. 5 Mrd. Mindereinnahmen (EEG) ► 2025: 60 Euro ► ca. 15 Mrd. Mehreinnahmen (CO2-Bepreisung) Seite 16
FAZIT ► Lenkungswirkung ► Wird es geben, diese Wirkung wird aber nicht ausreichen. ► Eine Bepreisung von 120€ hätte 2020-Ziele erreichbar gemacht. ► Anpassungsmaßnahmen ► KMU – geringe Anpassung ► Haushalte – einige Anpassungsmaßnahmen ► Gebäude ► Verkehr ► Langfristig ► sind technologische Entwicklungen essentiell ► Ist internationale Anstrengung unabdingbar (Gary Becker) Seite 17
Sie können auch lesen