Das machen wir gemeinsam - Caritas Leverkusen

Die Seite wird erstellt Hortensia-Barbara Simon
 
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Ausgabe 1/2021

Das machen wir gemeinsam
Leuchtende Sterne im dunklen Nebel

Unfassbare Verantwortungslosigkeit bei       rum geht, die Autonomie im Rahmen des       macht Freude und Mut, die klare Posi-
der Aufarbeitung des sexuellen Miss-         dritten Weges, einem durch das Grund-       tionierung des Verbandes zum Thema
brauchs und die beschämende Ignoranz         gesetz geschützten Recht, zu torpedieren.   Mitarbeit in der Caritas Leverkusen
gegenüber den Opfern der Taten durch                                                     stimmt uns zuversichtlich. Aber auch
Kirchenobere. Massive coronabedingte         All das bildet einen dunklen Nebel um       das anpackende Eintreten für wohnungs-
Einschränkungen und die daraus folgen-       und in der Arbeit der Caritas. Gleichsam    lose Menschen durch die Umsetzung
den Zukunftsängste vieler Menschen,          aber erkennen wir kleine leuchtende         von neuen Unterstützungsleistungen
demgegenüber steht die unvorstellbare,       Sterne, die uns davon abhalten zu resi-     und die Schaffung von Wohnraum.
abartige Abzocke von Bundestagsabge-         gnieren, uns vielmehr hoffnungsfroh in
ordneten im Maskendeal. Und nicht            die Zukunft blicken lassen.                 Lassen wir uns nicht entmutigen. Das
zuletzt die Instrumentalisierung der Pfle-                                               machen wir gemeinsam! t
gekräfte im Streit um die Verbindlich-       Das schwingende Tanzbein von Mitar-
keitserklärung eines Pflegetarifes, wobei    beitenden unseres Altenzentrums St.         Wolfgang Klein
es doch der Gewerkschaft Verdi allein da-    Elisabeth bei der #Jerusalema Challenge     Caritasdirektor

Impressum

Redaktion:                             Aus Gründen der besseren Lesbarkeit           Bildnachweis:
Fritzi Frank, Gundula Uflacker,        haben wir uns entschieden, in den             Titel: Gundula Uflacker
Hieronymus Messing,                    Texten ausschließlich die männliche           S. 3/4: Kollbach Bansi Architekten
V.i.S.d.P.: Wolfgang Klein             Schreibform zu verwenden. Die weibliche       S. 5: Selina Pfrüner
                                       Form ist selbstverständlich mitgedacht.       S. 6: © Stadt Leverkusen
Caritasverband Leverkusen e.V.         Wo es möglich ist, bemühen wir uns um         S. 7: Shutterstock
Bergische Landstraße 80                geschlechterneutrale Begriffe.                S. 8/9: privat (oben), iStockphoto (unten)
51375 Leverkusen                                                                     S. 10: Barbara Bechtloff
Telefon 0214 85542-500                 Gestaltung:                                   S. 11: freepik
Fax 0214 85542-550                     The Vision Company Werbeagentur GmbH          S. 12: Wolfgang Strobel (Broschürentitel)
info@caritas-leverkusen.de             Druck:                                        S. 13: Gundula Uflacker
www.caritas-leverkusen.de              Medienhaus Garcia GmbH, Leverkusen            S. 14/15: Gundula Uflacker

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Schwerpunkt

Vom Gotteshaus
zum Haus Gottes
Umbau der Kirche Thomas Morus

Mit ihrer Jahreskampagne „Das machen        hohe Wertschätzung als kulturelles Erbe.    des soll das besondere Engagement für
wir gemeinsam“ lädt die Caritas ein, im     Gleichzeitig betonen die Verfasser die      Menschen am Rande der Gesellschaft
Dialog Ideen für eine solidarische und      über den liturgischen Gebrauch hinaus-      nach außen getragen werden. Kirchen-
sozial gerechte Welt zu entwickeln und      gehende kirchliche Verantwortung. Sie       gemeinde, Erzbistum und Caritas waren
zu leben. Schon immer war es für ein        sehen die Bauten als Kraftorte, an denen    gefordert zusammenzukommen, um in
nachhaltig gelingendes soziales Enga-       und von denen aus spirituelle, kulturelle   diesem Sinne Gottes Geist sichtbar wer-
gement wichtig, Partner und Verbündete      und soziale Prozesse in Kooperation mit     den zu lassen. Die Caritas hatte dabei
aus Politik und Verwaltung zu gewinnen      unterschiedlichen gesellschaftlichen Ak-    die Aufgabe, Perspektiven zur weiteren
und Unterstützer und Kooperations-          teuren in Gang gesetzt werden können.1      Nutzung des Kirchbaus zu entwickeln.
partner für konkrete Vorhaben und für                                                   Dabei hat der Verband einen Leitge-
die strategische Ausrichtung des Ver-         Aus der Not eine Tugend machen            danken aus der Caritas-Kampagne 2018
bandes zu mobilisieren. Der Weg zu                                                      „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“
einer gerechteren Welt lässt sich nur ge-   Diese Gedanken haben sich auch              aufgegriffen: „Ein Zuhause für jeden darf
meinsam Hand in Hand gestalten.             die Verantwortlichen der Schlebuscher       in einem reichen Land wie Deutschland
                                            Gemeinde zu eigen gemacht und ent-          nicht Privileg sein, sondern Grund-
Wie das geht, zeigt sich in Leverkusen      schieden, das Gotteshaus nicht einfach      recht.“ Die Idee war geboren: vom Got-
zum Beispiel in den Plänen zur Umnut-       abzureißen, sondern aus der Not eine        teshaus zum Haus Gottes, in dem von
zung des Kirchbaus Thomas Morus in          Tugend zu machen. Durch eine zukünf-        Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen
Leverkusen-Schlebusch. 15 von Wohnungs­     tige sozialcaritative Nutzung des Gebäu-    eine neue Heimat finden.
losigkeit bedrohte Menschen sollen dort
in Zukunft eine neue Heimat finden.
Seit 2016 ein Balken im Dach gebrochen
ist, kann die Kirche nicht mehr genutzt
werden. Die zur Sanierung notwendigen
600.000 Euro konnte und wollte die
Gemeinde nicht aufbringen. Gebaut in
der Nachkriegszeit, als neue Siedlungen
entstanden und die Zahl der Katholi-
ken wuchs, steht Thomas Morus nun in
Zeiten, da die Zahl der Katholiken sinkt,
wie viele andere Kirchengebäude vor der
Profanierung. Aber heißt das, dass der
Kirchbau keine Bedeutung mehr hat?
Wohnt Gott nicht mehr dort? Das rö-
mische Dokument „Leitlinien des päpst-                                                                   Ansicht Straßenseite –
lichen Kulturrates zur Nachnutzung                                                                         Entwurfsdarstellung
von Kirchen“ gibt eine klare Antwort.                                                              © Kollbach Bansi Architekten
Die Kirchbauten erfahren danach eine

wir 1/2021                                                                                                                     3
Schwerpunkt

Ansicht Rückseite –
Entwurfsdarstellung
© Kollbach Bansi Architekten

Nun ist Leverkusen nicht Köln und die
Kirche Thomas Morus nicht das Kla-             Innenraum –
rissenkloster in Kalk. Das Erzbistum           Entwurfsdarstellung
                                               © Kollbach Bansi Architekten
zeigte sich durchaus angetan von den
Plänen, allein, Geld für den Umbau zur
Verfügung stellen wollte man nicht. En-
gagierter zeigte sich dagegen die Ebene
unterhalb der Bistumsleitung. Gemein-
sam mit der Kirchgemeinde St. Andreas
als Rechtsnachfolger der ehemaligen Ge­
mein­de Thomas Morus konnte schnell
ein tragfähiges Modell zur weiteren
Nutzung des Kirchbaus gefunden wer-
den. Dem Caritasverband wurde an­
geboten, das Grundstück in Erbpacht
zu übernehmen. Die soziale Zweckbin-
dung wurde mit einer erbpachtfreien
Zeit von 20 Jahren honoriert.

    Die Pläne stehen                        vor der Fertigstellung. Eine ganz beson-   in Hand mit den vielen Beteiligten aus
                                            ders engagierte Unterstützung erfuhr       dem Erzbistum und dem Diözesan-
Das Architekturbüro Kollbach Bansi          das Vorhaben durch den Diözesan-           Caritasverband, aus der Kirchenge-
zeichnete erste Entwürfe, die als Grund­-   Caritasverband mit einem äußerst enga-     meinde und der Verwaltung, seitens
lage den Weg bereiteten für Gespräche       gierten Kollegen der Gefährdetenhilfe.     des Landes und der Geldgeber findet
mit dem Denkmalschutz und dem Lan-                                                     der Kirchbau eine sinnstiftende neue
desbauministerium. Überall Begeiste-        Die Pläne stehen. Errichtet werden in      Funktion. „Das machen wir gemeinsam!“
rung ob der Idee und der kreativen          dem Kirchbau nach Öffnung des Daches       So geht's! t
Gestaltung! Kirchliche Stiftungen, die      auf drei Ebenen 15 Bewohnerplätze. Im
Aktion Mensch und ganz vorne weg            ehemaligen Pfarrheim entstehen neben       Wolfgang Klein
die Stiftung Wohlfahrtspflege ließen sich   Räumlichkeiten für die Mitarbeite-         Caritasdirektor
begeistern und zur Finanzierung des         rinnen und Mitarbeiter zwei weitere
                                                                                       1 Albert Gerhards, Mit dem Pfund des kulturellen
Vorhabens gewinnen. Die konkreten           Appartements. Der Pfarrsaal wird zu-       Erbes wuchern, in: Kirchenzeitung für das Erz-
Anträge sind gestellt oder stehen kurz      künftig als Quartierstreff genutzt. Hand   bistum Köln vom 08.03.19, 10/2019, 17.

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Schwerpunkt

Das machen wir gemeinsam
Das Gebot der Nächstenliebe leben

                                                                                    und gesundheitlich Schwachen. In An-
                                                                                    betracht der Kontaktbeschränkungen
                                                                                    ist das vielfach nicht leicht. Viele Ver-
                                                                                    eine und ehrenamtlich Aktive engagie-
                                                                                    ren sich sehr, um trotz der Kontaktbe-
                                                                                    schränkungen andere zu unterstützen.
                                                                                    Angefangen von Einkaufsdiensten für
                                                                                    Senioren, über Lebensmittelpakete, die
                                                                                    für Bedürftige gepackt wurden, oder
                                                                                    dem Angebot der Tafel, das so lange
                                                                                    wie möglich aufrechterhalten wurde,
                                                                                    bis hin zu spontanen Hofkonzerten –
                                                                                    um nur einige Beispiele zu nennen.

                                                                                       Jeder und jede Einzelne
                                                                                       kann einen Beitrag leisten

                                                                                    Ich bin zudem sehr froh, dass wir als
                                                                                    Stadt mit der Caritas einen Partner an
                                                                                    der Seite haben, der sich neben vielen
Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wie     zu machen. Denn dies dient dem per-      anderen Bereichen, wie der Flücht-
schwer ein Leben mit eingeschränkten       sönlichen Schutz, gleichzeitig aber      lingshilfe, intensiv um die Unter­
sozialen Kontakten ist, zeigt die Coro-    auch dem Schutz aller. Nur wenn sich     stützung von Obdachlosen kümmert.
na-Pandemie aktuell leider mehr als        so viele Menschen wie möglich impfen     So konnte im Februar nun auch das
deutlich. Gleichzeitig müssen wir aber     lassen, werden wir wieder dort an-       Orientierungshaus im ehemaligen
gerade in diesen herausfordernden          knüpfen können, wo wir im Frühjahr       Atrium-Hotel in Betrieb gehen, das
Zeiten noch mehr zusammenhalten            2020 aufhören mussten.                   Wohnungslosen von dort aus die Ver-
als zuvor.                                                                          mittlung in dauerhafte Wohnungsver-
                                           Der Weg dahin ist leider noch lang und   hältnisse ermöglichen soll.
Denn es wird uns nur gemeinsam ge-         beschwerlich. Viele ältere Menschen
lingen, die Ausbreitung des Virus ein-     fühlen sich einsam, weil sie besonders   Unabhängig davon kann jede und jeder
zudämmen und möglichst bald die            vor dem Virus geschützt werden müs-      Einzelne einen Beitrag zum sozialen
Pandemie zu beenden. Nur wenn alle         sen, dadurch häufig aber auch isoliert   Zusammenhalt leisten – sei es durch
konsequent die geltenden Regeln einhal-    sind. Familien sind zerrissen zwischen   Unterstützung von Hilfsbedürftigen in
ten, können wir eine weitere Ausbreitung   Arbeit, Home-Schooling und Kinder-       der Nachbarschaft, durch Spenden für
verhindern. Ansonsten flammt das In-       betreuung. Das Personal in Kranken-      soziale Zwecke oder einfach dadurch,
fektionsgeschehen immer wieder auf.        häusern arbeitet häufig bis zur Belas-   dass er zum Beispiel Obdachlosen das
                                           tungsgrenze. Andere bangen aufgrund      eigene Leergut schenkt.
  Zusammenhalt in                          des Lockdowns um ihre Existenz. Ob-
  herausfordernden Zeiten                  dachlose leben seit der Pandemie unter   Als Katholik würde ich mich sehr freu-
                                           noch schwereren Bedingungen. Jeder       en, wenn wir alle uns das zu Herzen neh-
Letztlich sind die Impfungen aber das      Einzelne leidet unter den vielfältigen   men und in diesen schwierigen Zeiten
wirksamste Mittel, um uns dauerhaft        Einschränkungen und den daraus re-       das Gebot der Nächstenliebe noch
vor dem Virus zu schützen. Aus die-        sultierenden Veränderungen.              mehr als sonst leben. t
sem Grund möchte ich von Herzen
darum bitten und alle ermutigen, von       Wir müssen insbesondere die schützen,    Uwe Richrath
der Möglichkeit des Impfens Gebrauch       die schutzbedürftig sind – die sozial    Oberbürgermeister der Stadt Leverkusen

wir 1/2021                                                                                                                   5
#DasMachenWirGemeinsam
Schwerpunkt

Die Menschen „Mensch“ sein lassen
Im Gespräch mit Mitarbeitenden der Wohnungslosenhilfe in Leverkusen

„Ist die Würde immer unantastbar – oder   und seit über 25 Jahren in der Woh-           nicht funktioniere, anstatt die Augen
akzeptieren wir Ausnahmen?“ So lautet     nungslosenhilfe tätig, berichtet, dass        davor zu verschließen.
eine der drei Fragen, die die Caritas-    niemand einfach weggeschickt wird.
Kampagne dieses Jahr in den Mittel-       Wenn Menschen sich abends hilfesu-            Benjamin Bolole Yambe, Mitarbeiter
punkt stellt. Gerade wohnungslose Men-    chend an eine der Notunterkünfte wen-         des Tagestreffs der Caritas, erklärt, dass
schen erleben es oft, nicht beachtet zu   den, bekommen sie erst einmal ein Bett.       die Innenstadt, neben dem Tagestreff,
werden. Immer wieder sind sogar Stim-     Und am nächsten Tag wird dann ge-             für viele Wohnungslose ein wichtiger
men zu hören, es wäre am besten,          meinsam im Gespräch geklärt, welche           Ort der Begegnung sei. Nur wenige
Wohnungslose würden einfach aus           Unterstützung für den Hilfesuchenden          wohnungslose Menschen in Lever-
dem Stadtbild verschwinden. Aus den       in seiner individuellen Situation nötig       kusen machen „Platte“, schlafen also
Augen, aus dem Sinn – ohne erst einmal    und möglich ist.                              unter freiem Himmel oder im Zelt. Die
zu fragen, wie es den Menschen über-                                                    meisten leben in Notunterkünften oder
haupt geht. Denn die wären dadurch           Wohnungslosigkeit muss                     kommen bei Bekannten unter und ha-
ja nicht mit einem Mal „weniger woh-         sichtbar sein                              ben damit an ihren Schlafplätzen nur
nungslos“; sie würden nur unsichtbar                                                    eingeschränkt die Möglichkeit, sich mit
gemacht.                                  Gesehen und wahrgenommen zu wer-              Freunden zu treffen und soziale Kon-
                                          den als Mensch mit individuellen Be-          takte zu pflegen. Sie sind nur Gast, tei-
  Niemand wird einfach                    dürfnissen und Eigenheiten – ohne             len sich ein Zimmer mit anderen und
  weggeschickt                            Wertung, vor allem ohne Abwertung –,          müssen sich an die Regeln der Gastge-
                                          das heißt, einander mit Würde zu be-          ber oder der Einrichtung halten.
Die Caritas und die Stadt Leverkusen      gegnen. Denn alle Menschen haben ein
gehen mit gutem Beispiel voran: Sie       Recht, in der Stadt zu leben, unabhängig      Viele Menschen zieht es bei gutem
nehmen Wohnungslose als Menschen          von ihrem Alter, ihrer Herkunft oder          Wetter nach draußen und in die In-
wahr, sehen ihre Sorgen und Nöte und      ihrem sozialen Status. Wohnungslosig-         nenstadt, in die Cafés oder ein-
nehmen sich derer an. Gerade im Win-      keit ist ein Teil unserer Gesellschaft. Sie   fach nur zum Schaufensterbummel.
ter und während der durch die Pande-      sei schwer auszuhalten, findet Bauer-         Und alle haben das Recht dazu.
mie erschwerten Bedingungen stellen       diek. Doch gerade deswegen müsse sie          Auch Wohnungslose. t
sie zum Beispiel Schlafplätze bereit.     sichtbar sein. Als Gesellschaft müssten
Michael Bauerdiek, Berater der Caritas    wir wahrnehmen, wo unser System               Fritzi Frank

wir 1/2021                                                                                                                      7
Schwerpunkt

Solidarität fällt nicht vom Himmel
Mut haben, gegen den Strom zu schwimmen

                                           bleiben, Menschen, die zu Solidaritäts-    dern Frieden, Eintracht, Solidarität
                                           stiftern werden. Dieser Kampf um eine      und Mitleid will, eine Degeneration
                                           gerechte Verteilung der Ressourcen, die    darstellt, oder Sigmund Freud, für
                                           Menschen zum Überleben brauchen, ist       den der Urmensch mit seinem Ag-
                                           so alt wie die Menschheit.                 gressionstrieb sich immer noch in
                                                                                      uns austobt? Die Folgen dieser sozial-
                                           Am zehnten Jahrestag (1953) zum blu-       darwinistischen Menschenbilder mün-
                                           tig niedergeschlagenen Aufstand der        zen sich bis heute im Verhalten von
                                           Juden im Warschauer Ghetto (19.4.1943)     Menschen aus. Der Täter von Emsdet-
                                           hat Bertrand Russell, ein erklärter        ten beginnt sein Bekennervideo mit
                                           Atheist und Religionskritiker, in seiner   dem Satz: „I am godlike“ und macht
                                           Rede verzweifelt gefragt: „Was macht       sich damit selbstbesoffen zum Götzen,
                                           die Menschen zu dem, was sie sind?         der sich das Recht nimmt, seine Mit-
                                           Menschen haben eine außerordentliche       schüler zu erschießen. Mit solchen
                                           Fähigkeit zu brutaler Grausamkeit. (...)   Menschenbildern geht Martin Walser
                                           Was sind die Wurzeln der Grausam-          scharf ins Gericht. Der von sich selbst
Bis zum heutigen Tag erleben wir in        keit, der Verfolgung, des Barbarismus?     besoffene Mensch ist für ihn ein Dau-
der Asylproblematik und Coronakrise,       Was veranlasst die Menschen, böse zu       menlutscher, der nur sich selbst kennt
dass Solidarität nicht vom Himmel fällt.   sein, wo sie auch anständig sein kön-      und empathisch verkümmert.
Was ein Kampf, wenn es um die ge-          nten?“ Hat Thomas Hobbes recht, für
rechte Verteilung von Impfstoffen und      den der Mensch aus Gründen der               Sich berühren lassen
Coronatests geht. Europäische Politiker    Selbsterhaltung ein „Recht auf alles,
pilgern zum „Impfsieger“ Netanjahu in      ja selbst auf den Körper eines ande-       Alles ist möglich! Jegliche Grausamkeit
Israel, der den Palästinensern den         ren hat“? Folgen wir Friedrich Nietz-      und Brutalität hat es in der Geschich-
Impfschutz verweigert! Trotzdem erle-      sche, für den alles, was nicht die         te schon gegeben und wird es weiter
ben wir Menschen, die dafür kämpfen,       „Instinkte des Kriegers im Leib hat,       geben, wenn es in unserer Welt nicht
dass arme Länder nicht auf der Strecke     nämlich den Willen zur Macht“, son-        Menschen gibt, die aufstehen, ihre Au-
Schwerpunkt

gen aufmachen, Not sehen, sich berüh-      Durch all die Jahrtausende treffen wir         versteht und mit ihren Aktionen und
ren lassen und den Mut haben, gegen        in allen Religionen auf Menschen, die          Projekten aus dem allseits bekannten
den Strom zu schwimmen.                    sich selbst in Extremsituationen für ein       Schwarze-Peter-Spiel ausklinkt, in
                                           Leben in Solidarität entschieden haben:        dem jeder die Schuld für Defizite
Von Anfang an kämpft die Bibel um das      Franz von Assisi, Elisabeth von Thürin-        zunächst beim Anderen sucht und
Herz des Menschen, der nur sich selbst     gen, Mahatma Ghandi, Albert Schweit-           am Ende für die Menschen, die ohne
kennt und nicht bereit ist, von seinem     zer, Maximilian Kolbe, Mutter Teresa           den Mitmenschen kaum überleben
Schöpfer zu lernen: „Seid barmherzig,      usw. Es gibt sogar schriftlose Kulturen,       können, gar nichts geschieht. Wir er-
wie es auch Euer Vater ist!“ (Lk 6,36).    in denen die Kinder bereits mit der Mut-       leben dies gegenwärtig tagtäglich in
Der Prophet Ezechiel weiß, zu was das      termilch so etwas wie Solidarität lernen.      der Flüchtlings- und Asylproblematik.
Menschenherz fähig ist. Trotzdem setzt     Die Guarani-Indianer gaben über Jahr-
er auf den Menschen: „Ich entferne         hunderte ihr Wissen in Geschichten          2. Solidarität ist eine Aufgabe für uns
das Herz von Stein aus Eurem Fleisch       und Leitsätzen weiter. Einer lautet: „Der      alle. Wir dürfen nicht vor den viel-
und gebe Euch ein Herz von Fleisch.        Starke, der mit dem Schwachen weint,           fältigen sozialen Herausforderungen
Einen neuen Geist lege ich in Euer In-     der wird leben!“                               kapitulieren und in Ohnmachtsge-
neres. Dann werdet ihr mir Volk sein.                                                     fühlen ersticken: „Da kann ich doch
Ich werde euer Gott sein“ (Ezechiel 11,    Wer sich mit der Geschichte der Caritas        nicht helfen!“ Folgen wir doch dem
17-21).                                    oder Diakonie in NRW beschäftigt, stößt        Bespiel unserer großen Solidari-
                                           bereits vor rund 150 Jahren auf Frauen         tätsstifter, die auf die Hilfe Gottes
Bei der schärfsten Sanktion im Neuen       und Männer in den Gemeinden, die mit           gesetzt und angefangen haben: „Mit
Testament geht es um die Kleinen, das      ihren Vereinen sich mitten in der Indus-       meinem Gott überspringe ich Mau-
sind Menschen, die ohne die Solidari-      trialisierung um Waisen, Alte und Kran-        ern“ (Psalm 18,30).
tät des Mitmenschen nicht überleben,       ke kümmerten. Ihrem Mut und ihrem
sprich Kinder, Menschen mit Behin-         Zeugnis verdankt sich selbst die heutige    3. Solidarität findet statt, wenn sich die
derung, Alte, Kranke, Opfer von Miss-      Caritas.                                       Caritas mit ihren Aktivitäten und
brauch und Gewalt, Menschen im Asyl.                                                      Projekten mit anderen Akteuren in
Wer ihnen zum Ärgernis wird und ihre       Sind wir gerüstet für die heutigen             der Zivilgesellschaft vernetzt und in
Not sogar noch ausnützt, „für den wäre     Herausforderungen? Dazu drei Thesen:           einem schlagkräftigen Bürger-Profi-
es besser, wenn ihm ein Mühlstein um                                                      Politik-Mix für politische Reformen
den Hals gehenkt und er in die Tiefe des   1. Solidarität entsteht, wenn sich die         einsetzt, die der Entsolidarisierungs-
Meeres versenkt würde“ (Mt 18,6). Hier        Caritas mit ihren Gemeinden, Ver-           dynamik einer plural verfassten
spricht Jesus einem Menschen das Exis-        bänden und Einrichtungen als zent-          Gesellschaft Widerstand leisten. t
tenzrecht ab! Die Radikalität der Bibel       raler Akteur und Solidaritätsstifter
in dieser Frage ist nicht zu überbieten.      in der gegenwärtigen Zivilgesellschaft   Prof. em. Dr. Udo Schmälzle OFM
Schwerpunkt

Warum sich die Caritas bestenfalls
selbst überflüssig macht
Hilfe zur Selbsthilfe: Positive Wege gemeinsam finden und gehen

Eines der wichtigsten Prinzipien der        Wie es ist, wenn die langjährige Berufs-    die Menschen nicht abhängig werden,
Sozialen Arbeit, und somit auch der         erfahrung nicht anerkannt wird oder         sondern es geht darum, ihre Selbstwirk-
Caritas Leverkusen, ist die „Hilfe zur      der Studienabschluss hier keinen Wert       samkeit zu stärken, also das Gefühl,
Selbsthilfe“. Geprägt hat dieses Prinzip    hat.                                        selbst etwas erreichen zu können. So
bereits im 18. Jahrhundert der Pädago-                                                  wird mit der Handlungsfähigkeit lang-
ge Johann Heinrich Pestalozzi. Bei der        Handlungsfähigkeit stärken                fristig auch die Unabhängigkeit von
Vermittlung von Wissen und Fähigkei-                                                    Hilfesystemen gestärkt.
ten strebte er an, in seinen Schülerinnen   Die Beratung kann deswegen den Rat-
und Schülern Kräfte zu entfalten, die in    suchenden nicht vorgeben, was sie zu        Ziel der caritativen Arbeit ist also
ihnen bereits natürlich angelegt waren.     tun haben oder wie – abgesehen davon,       bestenfalls, sich überflüssig zu machen.
Er wollte sie stärken, um als Menschen      dass es natürlich Gesetze und Regeln        Ein hehres Ziel! Und eines – auch wenn
selbstständig und kooperativ in einem       gibt, die zu beachten sind. Beratung soll   es stets Menschen gibt, die in besonderen
demokratischen Gemeinwesen leben zu         Orientierung geben, soll Wege aufzei-       Lebenssituationen auf Unterstützung
können.                                     gen, soll Ideengeber sein. Und das auf      und Hilfe angewiesen sind –, das die
                                            Augenhöhe und in Anerkennung der            Caritas immer wieder erreicht: Viele
     Experten des eigenen Lebens            Ressourcen und Fähigkeiten der Men-         Ratsuchende können nach einiger Zeit
                                            schen, die Rat suchen. Wenn diese sich      ihre Fragen selbst klären, viele Kran-
Die Soziale Arbeit geht davon aus, dass     für ein Ziel entschieden haben, das sie     ke werden wieder gesund oder lernen,
Menschen Experten ihrer Lebenswelt          erreichen wollen, dann ist es Aufgabe       mit ihrer Krankheit umzugehen, Kin-
sind. Das heißt beispielsweise, dass        des Beratenden, sie genau dabei zu un-      der werden zu Erwachsenen und neh-
ein Mensch mit Fluchtgeschichte am          terstützen. Dabei liegt der Fokus wirk-     men ihr Leben selbst in die Hand.
besten weiß, welche Fähigkeiten auf         lich auf Unterstützung, nicht darauf, den   Und all das gelingt nur, weil wir ih-
der Flucht gebraucht werden. Er weiß,       Menschen die Arbeit abzunehmen. Die         nen die Möglichkeit geben, ihre Wege
wie es sich anfühlt, ständig mit neuen      Caritas gibt den Ratsuchenden vielmehr      selbst mitzubestimmen und an ihren
Herausforderungen konfrontiert zu wer-      ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten         Zielen zu arbeiten. t
den wie einer fremden Sprache oder          entsprechende Hilfe, die Aufgaben
unbekannten administrativen Fragen.         selbst zu erledigen. Schließlich sollen     Fritzi Frank

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Glaube im Alltag

Wie weit reicht
meine Solidarität?

I
     ch bin solidarisch mit der Familie, mit Freunden und        Mit zwei Regeln schützt die Bibel zugleich vor Überforde-
     Kollegen. Aber auch mit Menschen in fernen Län-             rung: Solidarität heißt nicht Selbstaufgabe. Johannes der
     dern, mit Flüchtlingen aus Afghanistan oder Syrien?         Täufer wird gefragt: Was sollen wir angesichts des Himmel-
     Am leichtesten fällt Solidarität mit Menschen, die mir      reiches tun? Er antwortet: Wer zwei Gewänder hat, gebe dem
     auf der ein oder anderen Weise nahe sind. Wer mit allen     eins, der keins hat. Also nicht beide Gewänder hergeben,
     und jedem solidarisch sein will, ist schnell überfor-       sondern teilen. Das ist mehr als Almosen, aber es ist nicht
dert. Er kann seine eigene Existenz durch zu viel Solidarität    Selbstaufgabe, sondern teilen.
gefährden, oder die Solidarität kann so dünn werden, dass
sie nutzlos ist. Wissenschaftler nennen das „überdehnte Soli-    Und die zweite Regel: Angesichts des unendlich Vielen, das
darität“ – wie ein überdehntes Gummiband, das zu reißen          Solidarität herausfordert, kann das Naheliegende das Rich-
droht oder seine Spannung verliert.                              tige sein. In der Erzählung vom barmherzigen Samariter tut
                                                                 ein Handelsreisender das, was notwendig ist: Er hilft einem
Die Bibel hat eine eigene Vorstellung von Solidarität: Sie er-   Verletzten, der auf der Straße liegt. Solidarität – das kann
zählt von Menschen, die über religiöse, nationale und Volks-     konkrete Hilfe vor Ort ebenso sein wie das Unterzeichnen
grenzen hinweg Notleidenden helfen. Nicht weil sie zur           einer Internetpetition, kann eine Spende ebenso sein wie die
Familie oder zum Stamm gehören, sondern weil sie Men-            Mitarbeit im Eine-Welt-Laden. Solidarität kann punktuell
schen in Not sind. Die Bibel begründet das so: Gott hat sich     oder langfristig sein. Eben das, was nottut, nicht alles auf
selbst den Menschen gleichgemacht. In seinem Sohn Jesus          einmal. Solidarität fordert, aber sie überfordert nicht. t
Christus ist er Mensch und mit den Menschen solidarisch
geworden, auch in schwierigen Situationen, selbst im Tod.        Hieronymus Messing
Gott überwindet alle Unterschiede und vertraut alle Men-
schen einander als Gleiche an. Solidarität ist deshalb gren-
zenlos. Sie umfasst tatsächlich die ganze Menschheit.

wir 1/2021                                                                                                                11
Caritas Aktuell

Gemeinsam Caritas
Vielfalt in der Herkunft – im Handeln eins

Die Annahme, dass nur Katholiken bei         Leverkusen zur Verfügung. Auch in          Den Leitungskräften kommt eine be-
der Caritas arbeiten dürfen, ist noch weit   der jährlichen Klausurtagung mit allen     sondere Rolle in der Umsetzung der
verbreitet. Dabei ist die Dienstgemein-      Leitungskräften zum Ende dieses Jah-       Werteorientierung zu. Ihre Aufgabe ist
schaft der Caritas schon lange bunt,         res wird die Loyalität zum Auftrag der     es unter anderem auch, die erlebbare
und vielfältig und diese religiöse und       Caritas als Thema aufgegriffen werden.     Gemeinschaft als christliche Identität
weltanschauliche Vielfalt ist eine posi-     Hier eine intensive Auseinandersetzung     und das „Da sein“ für Menschen als in-
tive Stärke des Verbandes.                   zu führen und damit ein Bewusstsein        nere Verbindung zu stabilisieren. t
                                             zu schaffen, ist ein großes Anliegen des
Der Leverkusener Caritasrat hat nun          Vorstandes der Leverkusener Caritas.       Gundula Uflacker
ein Papier mit dem Titel „Mitarbeit im
Caritasverband Leverkusen“ verabschie-
det, in dem beschrieben ist, worauf es in
der Dienstgemeinschaft ankommt. Die
Kernaussage: Gottes Liebe gilt allen Men-
schen, ohne Ausnahme und ohne Bedin-
gung. Sie sichtbar, spürbar und greifbar
zu machen, ist Aufgabe eines jeden, der
bei der Caritas arbeitet. Der gemeinsame
Auftrag eint sie darin, allein der Liebe
zum Nächsten verpflichtet zu sein. Viel-
falt in der Herkunft, im Handeln eins – so
lässt es sich zusammenfassen.

Das heißt allerdings nicht, dass nun alles
beliebig wird. Es ist und bleibt wichtig,
dass Mitarbeitende sich mit dem christ-
lichen Auftrag der Caritas identifizieren
und bereit sind, die Werte mitzutragen
und sie glaubwürdig in Wort und Tat
zu leben. „Gelebte Unterstützung, Wert-
schätzung und Solidarität im Großen wie
im Kleinen, das ist es, was uns ausmacht“,
betont Caritasdirektor Wolfgang Klein.

In einer kompakten Broschüre finden
sich einfache Antworten auf Fragen
wie „Geschieden und Wiederverheira-
tet, habe ich noch eine Chance bei der
Caritas?“ Oder: „Ich bin homosexu-
ell, kann ich bei der Caritas arbeiten?“
Fragen, die immer wieder im Raum ste-
hen und beide mit ja beantwortet sind.
Die Broschüre steht als Download auf
der Internetseite des Caritasverbandes

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Caritas Aktuell

Ein Ort, um Perspektiven
zu entwickeln
Orientierungshaus Atrium neu eröffnet

Für die Leute da sein und sie ein Stück    Wichtig ist eine minimale Bereitschaft,   kommen können, denn das sei eine
auf ihrem Weg begleiten, das ist es, was   sich auf das System einzulassen, also     gute Voraussetzung dafür, die Hilfe zur
für Marc Vollmer zählt, wenn er an         tatsächlich etwas verändern zu wollen     Selbsthilfe annehmen und mit Unter-
seine Arbeit in der neu eröffneten Ein-    und Hilfe anzunehmen. Es gibt Regeln,     stützung eine Perspektive entwickeln zu
richtung „Orientierungshaus Atrium“        die auch entsprechend kontrolliert        können. Wie lange die durchschnitt-
in Schlebusch denkt. Er leitet das Haus,   werden, damit das Zusammenleben           liche Aufenthaltsdauer in dem Haus
in dem seit Anfang Februar Menschen        funktioniert, aber im Vordergrund         sein wird, werde sich zeigen.
wohnen, die bislang die Notschlafstellen   steht, dass jeder das Recht auf seinen
der Stadt Leverkusen genutzt und hier      eigenen Weg hat und selbst entschei-      Ein eigenes Zimmer mit eigenem
nun die Möglichkeit haben, ihren Weg       det, welcher das ist.                     Bad – allein das ist purer Luxus für viele
in eine andere Richtung zu lenken. Das                                               der Bewohner, die an Gemeinschaftsun-
Orientierungshaus ist ein Angebot der        Zur Ruhe kommen                         terkünfte und wenig Privatsphäre ge-
Wohnungslosenhilfe der Leverkusener                                                  wöhnt sind und schon in den ersten
Caritas. Es ist eine stationäre Wohnform   „Wir sind froh, dass wir mit dieser       Tagen im Orientierungshaus sichtlich
für Menschen, bei denen besondere Le-      Einrichtung nun endlich an den Start      aufblühen. Auch die Haltung „Ich bin
bensverhältnisse mit sozialen Schwie-      gehen und damit einen lange fehlen-       interessiert an dir als Person“ der Mit-
rigkeiten verbunden sind, wie es in § 67   den Baustein in der Wohnungslosen-        arbeitenden ist etwas, was viele der Be-
des Sozialgesetzbuches XII heißt.          hilfe ergänzen konnten“, sagt Stefanie    wohner aus ihrer bisherigen Biografie
                                           Strieder, die zuständige Fachdienstlei-   nicht kennen. Klar gebe es auch Ausein-
  Der Mensch steht im                      terin beim Caritasverband Leverkusen.     andersetzungen und Konflikte, berichtet
  Vordergrund                              „Kooperationen mit dem Betreuten          Vollmer, wichtig sei aber, dass die Basis
                                           Wohnen, der Beschäftigungshilfe und       der Beziehung stimme. Das größte Kom-
18 Personen können hier Unterkunft         der Wohnraumvermittlung sowie der         pliment sei für ihn, wenn jemand sagt:
finden in Einzelzimmern mit eigenem        Suchtberatung sind geplant.“ Es sei       „Ich weiß, Sie meinen es gut mit mir.“ t
Bad und Gemeinschaftsräumen. Ziel          schön zu beobachten, dass die Neu-
ist, das Leben neu zu sortieren, ge-       eingezogenen nun endlich zur Ruhe         Gundula Uflacker
meinsam mit Sozialarbeitern eine Zu-
kunftsperspektive zu entwickeln und
idealerweise in eigenem Wohnraum
                                                 Rückansicht des Orientierungshauses in Schlebusch, in dem 18 Personen
wieder Fuß zu fassen. Ein neu zusam-             wohnen können.
mengestelltes Team begleitet die Be-
wohner auf der Basis von Akzeptanz,
Respekt und Wertschätzung. Für sie
steht der Mensch im Vordergrund und
nicht dessen Problematik. Eine Begeg-
nung auf Augenhöhe sei hierfür ebenso
wichtig wie das Eingeständnis, nicht je-
dem helfen zu können, so Vollmer, dem
die Klientel besonders am Herzen liegt.

Interessenten für diese Wohnform gibt
es einige. Sie werden zu einem Vorge-
spräch eingeladen und mit den Gege-
benheiten im Haus vertraut gemacht.

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Caritas Aktuell

#Jerusalema
Pure Lebensfreude in Schlebusch

Klirrende Kälte lag über der Wiese         Dienst etwas Gemeinsames zu tun,           Pflegekräfte das Tanzbein schwingen,
vor dem Altenzentrum St. Elisabeth         das nichts mit ihrer originären Aufga-     sondern auch andere Berufsgruppen
in Schlebusch an einem Freitagnach-        be zu tun hat. „Der Zusammenhalt hat       zu sehen sind. Die Challenge will Le-
mittag im Februar. Das änderte sich        sich in der Coronazeit noch einmal         bensfreude, Teamgeist und mal etwas
schlagartig, als über 20 fröhliche Kol-    sehr deutlich gezeigt und intensiviert“,   anderes als immer nur „Corona“ in
leginnen und Kollegen der Einrich-         so Heike Lindt-Lorenzen, die die Ein-      den mitunter anstrengenden Alltag
tung sich dort versammelten, um die        richtung leitet und die Initiative der     bringen. Schnell hat es sich zu einer
Jerusalema-Challenge zu tanzen. Das        Mitarbeitenden sehr begrüßt. Das ge-       weltweiten Aktion entwickelt.
ging unmittelbar ins Herz und strahl-      meinsame Tanzen habe noch mal viel
te Wärme und positive Energie in den       zu einem besonderen Wir-Gefühl bei-        In Schlebusch war es auf jeden Fall ein
Tag. Auf Initiative von Pflegekraft Jen-   getragen.                                  voller Erfolg – ein privater, interner
nifer Langen und Jasmin Müller aus                                                    Spaß, der nicht veröffentlicht wurde,
der Hauswirtschaft fanden sie sich         Seit dem letzten Jahr kursieren zahl-      aber allen viel Freude bereitet hat. t
zusammen, um einfach ein bisschen          reiche Videos unter dem #Jerusalema
Spaß zu haben und nach oder vor dem        Challenge im Netz, in denen nicht nur      Gundula Uflacker

     Mitarbeitende des Alten-
     zentrums St. Elisabeth
     nach der Challenge

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Caritas Aktuell

Jetzt geht es los
Bald wächst hier etwas Neues

Nach Jahren der Planung und Abstim-         mäßen Einrichtung und der Verbin-
mung mit den diversen Ämtern star-          dungstrakt zur Anbindung des Neu-
ten im Mai dieses Jahres die Arbeiten       baus an den Bestandsbau. Mit Schritt
zum Neu- und Umbau des Altenzent-           vier erfolgt der Abriss des in den
rums St. Elisabeth in Schlebusch. Be-       1980er-Jahren errichteten Südflügels.
reits Ende Februar wurde dieser Start       Die Fertigstellung der gesamten Maß-
sichtbar durch die Beseitigung von          nahme ist für Ende 2024 geplant.
Gehölz auf der Baufläche.
                                            Die nächste WIR nutzen wir zur Vor-
Als erster Bauabschnitt steht die Errich-   stellung des gesamten Projektes. t
tung eines Neubaus mit 60 Bewohner-
plätzen auf der jetzigen Parkplatzfläche    Wolfgang Klein
vor dem Gebäude an, danach folgt der
Umbau des fünfstöckigen bestehenden
Baukörpers zu einer modernen, zeitge-

wir 1/2021                                                                                       15
Keiner von uns ist
  einzig für sich auf der Welt,
er ist auch für alle anderen da.
    Gregor von Nazianz (um 320 – um 390)
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