Der Weg - Schwerpunkt: Wohlergehen - Mitgliedermagazin der nationalen Selbsthilfeorganisation blinder und sehbehinderter Menschen - Blinden- und ...

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Der Weg - Schwerpunkt: Wohlergehen - Mitgliedermagazin der nationalen Selbsthilfeorganisation blinder und sehbehinderter Menschen - Blinden- und ...
der Weg
Mitgliedermagazin der nationalen Selbsthilfeorganisation
blinder und sehbehinderter Menschen

Juni 2019 • Nr. 2

                    Schwerpunkt:
                    Wohlergehen
Der Weg - Schwerpunkt: Wohlergehen - Mitgliedermagazin der nationalen Selbsthilfeorganisation blinder und sehbehinderter Menschen - Blinden- und ...
Inhaltsverzeichnis

Editorial                                  3    Begleitetes Wandern: Gesundheit und
                                                Wohlbefinden fördern                14
Forum                                      4    Indoor-Cycling: Körper und Seele
Auflösung Leserwettbewerb                  4    stärken                             15
Finanzielle Hilfeleistungen                4

Menschen                                5       Verbandsleben                          18
Franziska Golfetto: Eigene Massage-             Standpunkt: Christoph Käser            18
praxis als bestmögliche Wendung         5       Generalversammlungen der Sektionen
Karin Huber Hurni: Wie ein Porträt              Ostschweiz, Biel-Berner Jura, Zentral-
Verbandsmitglieder im Zeichen geteilter         schweiz, Waadt                         19
Erfahrungen verbindet                   8       Erworbene Fähigkeiten bewusst
                                                wahrnehmen                             23
Schwerpunkt                                10   Veranstaltungen                        24
Die elementare Bedeutung einer
gesicherten Diagnose                       10   SBV-Intern                                 28
Vincent Ducommun: das Wohlbefinden              Informationstagung für Sektions-
steigern                                   11   verantwortliche                            28
Aktivierte Heilskräfte mittels Alternativ-      Austauschtreffen der regionalen
therapien                                  13   Interessenvertretungen                     30

Impressum
Mitgliederzeitschrift des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbands SBV
im 106. Jahrgang. Sie erscheint viermal im Jahr in Grossdruck, in Braille, als Daisy-CD,
im Elektronischen Kiosk und im Web sowie auf Bestellung per E-Mail (ohne Fotos) und
auf VoiceNet (031 390 88 88, Rubrik 2 5 1) in Deutsch und Französisch («Clin d'œil»).

Herausgeber:        Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband SBV,
                    Könizstrasse 23, Postfach, 3001 Bern, www.sbv-fsa.ch
Redaktion:          SBV, 3001 Bern, 031 390 88 00, redaktion@sbv-fsa.ch,
                    Roland Erne (rer), Alfred Rikli (ar), Hervé Richoz (hr)
Übersetzungen:      USG Ittigen, Jolanda Schönenberger
Foto Titelbild:	Heilende Hände: Mit einer eigenen Praxis für medizinische Massage
                 hat Franziska Golfetto, von einer genetischen Netzhautdegeneration
                 betroffen, ihre Bestimmung gefunden. Foto: Sibylle Meier.
ISSN-Nummern:       1422-0490 (Print), 2296-2018 (Braille), 2296-2026 (Audio)
Layout und Druck: Ediprim AG, Biel/Bienne
Braille:            Hanni und Hans Ueli Wüthrich, Anton Niffenegger
Audio:              Markus Amrein, Bern
Abonnement:         In SBV-Mitgliedschaft inbegriffen. Für Nichtmitglieder: CHF 28.– (Inland),
                    CHF 34.–. Der Abonnementsbetrag wird von Ihrer Spende abgezogen.
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: Freitag, 2. August 2019

                                            Druck auf umweltfreundliches
2                                           FSC-Papier
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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser
Nach einem lebhaften Frühling ist die
Zeit für Sommerfreuden gekommen.
Auf uns warten einmal mehr erfüllende
Begegnungen und Ausflüge, sportliche
Stunden und Momente der Zurück-
gezogenheit – und endlose Nächte.                                Pierre Calore,
Wer indes fast zu viel Zeit hat, wird                            Sektions-
bisweilen auch von Schwermut erfasst.                            präsident
Zu den Sommerwochen gehört denn                                  Waadt. Foto:
auch das Nachdenken darüber, wie                                 Hervé Richoz
man diese am liebsten zu verbringen
und mit andern zu teilen wünscht. Mit     sinnen. Lesen Sie die Beiträge zur in
solchen ebenso entspannenden wie          dieser Hinsicht elementaren Bedeu-
inspirierenden Situationen des Allein-    tung einer Diagnose bei Sehverlust
seins verbindet mich persönlich immer     wie auch frühzeitig wahrgenommener
wieder das Erkunden der Natur, das        Ermüdungs- und Stress-Symptome,
ich nicht missen möchte. Durch mein       zu aktivierten Heilkräften mittels alter-
Engagement für die Sektion ab 2003        nativen Behandlungsmethoden und
wiederum konnte ich auf andere zu-        zur Stärkung der Gesundheit und des
gehen, mich selbst anders kennen-         Wohlbefindens beim begleiteten Wan-
lernen, die mir eigene Zurückhaltung      dern oder angeleiteten Indoor-Cycling.
überwinden, Verantwortung überneh-        Weiter finden Sie in dieser Ausgabe
men und das Wesen der Menschen            Beiträge zu sektionseigenen General-
annehmen, wie es ist. Inzwischen          versammlungen dieses Frühjahrs,
habe ich realisiert, dass ich viel mehr   zum diesjährigen Austauschtreffen
bekommen als gegeben habe.                aller regionalen Interessenvertretun-
Der Sommer bietet sich an, um auf         gen und zur grundlegenden SBV-
unsere Herzenswünsche und Ver-            Informationstagung für amtierende
haltensweisen zu achten und unseren       Sektionsverantwortliche. Und Sie
Weg zu finden. Genau dies ist Fran-       erfahren, wer diesmal beim Leserwett-
ziska Golfetto, in dieser Ausgabe port-   bewerb das grosse Los gezogen hat.
rätiert, nach ihrer Weiterbildung zur
medizinischen Masseurin gelungen.         Ich wünsche Ihnen allen viel sommer-
Die Jahreszeit der langen Tage lädt       liches Wohlergehen mit schönen Lek-
überdies dazu ein, sich auf das Wohl-     türe-Erlebnissen und Überraschungen.
ergehen – mit gutem Grund Schwer-
punkt-Thema dieses Hefts – zu be-         Pierre Calore

                                                                                  3
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Forum

Leserwettbewerb: Auflösung und Gewinnerin
«In welchem Jahr hat der Franzose          neuerliche
Louis Braille das nach ihm benannte        Augen-
Punktschrift-System vollendet?» So         operation
lautete die Frage des Leserwettbe-         hat die 43-
werbs in der März-Ausgabe 1/2019.          jährige
Die richtige Antwort ist: 1825! Ins-       Neuen-
gesamt haben 102 Leserinnen und            burgerin
Leser teilgenommen. Die glückliche         mit kauf-
Gewinnerin eines von der Berner            männischer
Kantonalbank (BEKB) gestifteten            Grund-

                                                                                  Foto: Roland Erne
Sparguthabens im Wert von 500              ausbildung
Franken heisst Virginie Buchs aus          inzwischen
Neuchâtel. Für sie ist der gewonnene       einigermassen gut überstanden. Umso
Preis wie ein «vom Himmel gefallenes       entspannter konnte sie den Preis vor
Weihnachtsgeschenk», das ihr bei           Monatsfrist in Anwesenheit von Sek-
Gelegenheit beispielsweise ein             tionspräsident Patrick Mercet in
Ausflugswochenende ermöglicht. Eine        Neuchâtel entgegennehmen.         rer

Erklärung zu finanziellen Hilfeleistungen
Die der März-Ausgabe 2019 bei-             weshalb sie jetzt gestrichen wurde.
gelegte Information über Neuerungen        Ein SBV-Mitglied, das für Ferien, Aus-
bei den finanziellen Hilfeleistungen hat   flüge wie auch für kulturelle und sport-
offenbar mehr Verwirrung statt Klarheit    liche Veranstaltungen auf eine Begleit-
geschaffen. Wir möchten uns dafür          person angewiesen ist, erhält die so
entschuldigen. Die Änderung betraf         entstandenen zusätzlichen Spesen
einzig finanzielle Hilfen, die sich aus-   auf Gesuch bis zu einem Maximal-
schliesslich von einer Fachperson          betrag vom SBV weiterhin rückerstattet.
einer Beratungsstelle beim SBV             Das entspricht einer direkten finan-
beantragen lassen. Solche finanzielle      ziellen Leistung an die Mitglieder, die
Hilfe hat immer einen engen Zusam-         bestehen bleibt.
menhang damit, die Selbständigkeit         Wir hoffen, dass mit dieser Erklärung
Betroffener zu erhalten respektive zu      der Unterschied zwischen den beiden
fördern. Diese Ausgangslage ist bei        Leistungen deutlicher zum Ausdruck
einer finanziellen Unterstützung für       gebracht ist.
Ferien ausdrücklich nicht gegeben,         Kannarath Meystre, Generalsekretär

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Menschen

Franziska Golfetto
Eigene Massagepraxis als bestmögliche Wendung
Roland Erne, Redaktor «der Weg»

Im jungen Erwachsenenalter                 Unternehmen, wo sie auch ihren
von ihrer genetischen Netzhaut-            späteren Mann kennenlernte.
degeneration eingeholt, hat                Nach und nach aber liess sich ein
Franziska Golfetto ihre Zuversicht         eingeschränktes Sehvermögen nicht
bewahrt und nach bestandener Aus-          mehr ausblenden – wiederkehrende
bildung zur medizinischen Masseurin        Tests zwecks überprüfter Wahrneh-
mit der für sie entscheidenden             mung der seitlich ausgestreckten Arme
Unterstützung des SBV einen                hin oder her. Zunächst mit «Mühe in
neuen Lebensabschnitt begonnen.            der Dunkelheit», nach der Geburt ihrer
                                           1997 geborenen Tochter mit einem
Urgrossmutter, Grossvater, Vater –         «massiven Schub», wie sich Franziska
alle waren sie von Retinitis pigmentosa    Golfetto erinnert. Probleme bereiteten
betroffen, einige weitere nahe Ver-        ihr nicht nur «schummrige Räume»,
wandte der Familie früh schon erblin-      sondern zunehmend auch buchstäblich
det. Mit dieser Gewissheit ist Franziska   übersehene Gegenstände: «Mal habe
Golfetto aufgewachsen. Nicht von           ich ein Tischchen gerammt, mal kurzer-
ungefähr spricht sie inzwischen ohne       hand eine Lampe und Gläser umge-
Umschweife von einer «Dynastie väter-      stossen» – Vorwürfe aus dem längst
licherseits», zumal die erbliche Netz-     auf ihren Sehverlust aufmerksam ge-
hauterkrankung auch auf sie und ihre       wordenen Freundeskreis inbegriffen.
jüngere Schwester Priska, nicht aber       Tenor: «Warum sagst du uns nichts!?»
auf ihren Bruder übergegangen ist.         Damals habe sie all dies weitgehend
                                           verdrängt und sich bis 2006 «weiter
Verdrängter Sehverlust                     durchgewurstelt», erzählt Franziska
Dennoch sei zunächst alles «normal»        Golfetto mit dem Verweis auf die Zäsur
und unbeschwert geblieben: Den             des Todes ihrer Mutter, einen nachfol-
Schuljahren folgten eine Ausbildung        genden Erbstreit und ihren Jobverlust.
zur Papeterie-Verkäuferin, Reisen und      Nicht weniger desillusionierend war ein
ein längerer Deutschlandaufenthalt         Sichtfeld-Test beim Augenarzt mit der
samt Beschäftigung in einer Studenten-     resultierenden Auflage, nie wieder ein
bar in Braunschweig. Im Alter von 25       Fahrzeug zu lenken, eine «Krise» nicht
Jahren zurück in der Schweiz, erfolgte     mehr abzuwenden. Dennoch habe sie
ihr Wechsel in ein Schaltanlagen-          bald wieder Arbeit gefunden und sich

                                                                                 5
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Menschen

Vorbereiten, massieren, Schröpfgläser mit Saugball ansetzen: Franziska
Golfetto, SBV-Mitglied seit 2012, am Massagetisch. Fotos: Sibylle Meier

erneut «durchgemogelt», ehe 2010 die      Mit gutem Grund bald schon zur Spra-
an Geldsorgen geknüpfte Trennung          che kam die Option einer Ausbildung
von ihrem Mann zu bestehen war.           zur medizinischen Masseurin. Denn:
Ein weiterer Stellenwechsel sicherte      «Massieren ist meine Leidenschaft»,
ihr vorerst einen für sie geeigneten      hält die 54-Jährige mit Wurzeln im
Arbeitsplatz ohne Festanstellung, nicht   norditalienischen Battaglia Terme bei
aber Schutz vor einer Kündigung, die      Padua unmissverständlich fest. Warum
sich gegen Ende 2011 dann nicht ab-       also ihr seit Langem gepflegtes Hobby
wenden liess. Auch nur ein kurzes         nicht zum Beruf machen, zumal sie
Intermezzo blieb eine umgehend er-        immer wieder entsprechende «Kürsli»
langte Anstellung in einer Bäckerei       bis hin zu Diplom-Weiterbildungen
ihres Wohnorts Effretikon (ZH), zumal     belegt habe. Gesagt, getan! Bereits im
ihre verminderte Sehkraft und eklatante   Mai 2012 konnte Franziska Golfetto
Anfälligkeit auf Blendung nicht länger    ihre vom SBV vorfinanzierte Zusatz-
zu kaschieren war. «Wie also weiter?»     ausbildung aufnehmen – mit ersten
                                          Modulen zur Anatomie und Fussreflex-
Wegweisender Beistand des SBV             zonenmassage der Trisana Massage-
In jenen Tagen reifte in Franziska        fachschule in Wängi (TG).
Golfetto der nie bereute Entscheid, das   Die ihr ein paar Monate später von der
RAV aufzusuchen und der Empfehlung        IV definitiv bestätigte Kostenübernahme
zu folgen, sich mit einem augenärzt-      für sämtliche Kurseinheiten samt ebenso
lichen Attest an die IV und den SBV       zugesprochenem Taggeld war fraglos
zu wenden – für sie ein Glücksfall.       eine Erleichterung und Motivation ge-
«Wunderbar» sei die Unterstützung         nug, die herausfordernde Ausbildung bis
durch Beatrice Acuña, Sozialarbeiterin    zur Abschlussprüfung «mit Praxis-
der SBV-Beratungsstelle Zürich, von       Parcours» durchzustehen, mal mittels
Beginn weg gewesen, betont Franziska      aufs Handy gesprochenem Unterrichts-
Golfetto.                                 stoff zwecks auditivem Lernen, mal

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Menschen

mithilfe ihrer Tochter, die sich damals als   eines IV-Assistenzbeitrags konnte
angehende medizinische Praxisassis-           Franziska Golfetto abermals auf die
tentin (MPA) ebenfalls mit Anatomie zu        prompte, ebenso aufbauende wie
beschäftigen hatte – Skelett erfühlen         beruhigende Unterstützung von
und Muskeln zeichnen inklusive.               Beatrice Acuña zählen.
Wenn da nur nicht auch noch die               Die kontaktierten Stiftungen haben
Vorgabe gewesen wäre, eine am                 jedenfalls dazu beigetragen, dass ihre
Computer verfasste Arbeit abzugeben,          auch über eine IV-Teilrente verfügende
wie Franziska Golfetto im Gespräch            Klientin «heute schuldenfrei ist» und
lachend erwähnt. Vor Abschluss der            zuversichtlich in die Zukunft blickt. Ob-
Ausbildung galt es 2015 überdies ein          gleich ihre Hände kräftehalber bisweilen
Langzeit-Praktikum am Spital Wetzikon         an Belastungsgrenzen stossen und
zu absolvieren, nebenher sammelte sie         «kleine Krisen» aufgrund des fortschrei-
Berufserfahrung in einer Physiothera-         tenden Sehverlusts nicht ausbleiben, wie
pie-Praxis in Winterthur, mit Aussicht        Franziska Golfetto einräumt: «Ich kann
auf eine spätere Festanstellung. «Ich         mich nicht an den Gedanken gewöhnen,
weiss nicht, wie ich all dies geschafft       dereinst womöglich blind zu sein.»
habe», wundert sie sich im Nachhinein,        Vor allem aber hat sie sich vorgenom-
um sogleich anzufügen: «Ohne die              men, «nicht mehr zu hetzen», sondern
auch im Zusammenhang mit Reise-               sich «Zeit zu geben». Und zwar nicht
und Verpflegungskosten oder der An-           nur, weil sie in ihrer Wohnung immer
schaffung eines Notebooks elementare          wieder über ihre Katzen zu stolpern
Begleitung des SBV und meines priva-          droht. Vielmehr weiss sie inzwischen,
ten Umfelds wäre es nicht gegangen.»          dass ihr sonst das Sehen buchstäblich
                                              abhandenkommt. «Ich bin ein Hauderi
Schluss mit herumhetzen                       und muss mir das abgewöhnen», so
Nach dem Scheitern ihrer Weiterbe-            Franziska Golfetto.
schäftigung in Winterthur im Folgejahr        Wenn sie ihre Sehbeeinträchtigung
sollte schliesslich das eintreten, was        weiterhin lieber nicht offensiv zu er-
eine bestmögliche Wendung zu nen-
nen ist. Unversehens nämlich ergab
sich die Möglichkeit, in Gehdistanz zu
ihrer Wohnung mit ihrer Ausbildungs-                                Eine verstell-
kollegin Franziska Weiss eine eigene                                bare Tischlupe
Massagepraxis zu eröffnen – als Team,                               dient Franziska
das sich «perfekt ergänzt». Für einen                               Golfetto für
beschafften Anteil der anfallenden                                  administrative
Investitionen wie auch für ihre bean-                               Arbeiten. Foto:
tragte Hilflosenentschädigung als Basis                             Sibylle Meier

                                                                                      7
Der Weg - Schwerpunkt: Wohlergehen - Mitgliedermagazin der nationalen Selbsthilfeorganisation blinder und sehbehinderter Menschen - Blinden- und ...
Menschen

kennen geben mag, geschieht dies
                                                                                                                Verband «MassageBlind»
vorab im Bestreben, ihre Autonomie
                                                                                                                Ausgebildete Fachkräfte für medizi-
bestmöglich zu wahren und sich auch
                                                                                                                nische Massage mit einer Sehbeein-
künftig als «Kämpferin» zu behaupten,
                                                                                                                trächtigung haben sich Ende Januar
die stets neue Kräfte mobilisiert. Vor-
                                                                                                                2019 im Verband «MassageBlind»
dringliche Bedeutung aber hat für
                                                                                                                zusammengeschlossen. Prioritäre
Franziska Golfetto die Hoffnung, ihre
                                                                                                                Ziele sind die Stärkung der Position
Tochter möge verschont bleiben –
                                                                                                                bis hin zum Nachteilsausgleich und
selbst im Wissen darum, dass zuletzt
                                                                                                                die weitere Professionalisierung des
jede Generation ihrer Familie von
                                                                                                                Berufsbildes. Erreicht werden soll
Retinitis pigmentosa betroffen war.
                                                                                                                dies mit der Anwendung neuster
So auch ihr Grossonkel Mario Golfetto,
                                                                                                                Erkenntnisse, mit Verhaltensricht-
bis im Frühjahr 2019 Präsident der
                                                                                                                linien und einer engagierten Interes-
SBV-Sektion Waadt (siehe Seiten
                                                                                                                senvertretung etwa in der Berufsbil-
22/23). Wichtig ist ihr zudem, sich
                                                                                                                dung und -anerkennung sowie in der
dankbar zu zeigen: «Ohne SBV wäre
                                                                                                                Akkreditierung bei Krankenkassen.
ich nicht da, wo ich heute stehe!»

Wie ein Porträt Verbandsmitglieder verbindet
Das Porträt über              der Weg                                                                          mich für ein Porträt im Mitglieder-
Karin Huber Hurni in                                                                                           magazin zur Verfügung stellen würde,
                                              Mitgliedermagazin der nationalen Selbsthilfeorganisation
                                              blinder und sehbehinderter Menschen
                                              März 2019 • Nr. 1

                             Schwerpunkt:

der März-Ausgabe                                                                                               habe ich zunächst gezögert, schliesslich
                             Winterfreuden

2019 hat bemerkens-                                                                                            aber doch zugesagt. Einem rund ein-
werte Reaktionen             Schwerpunkt:
                             Vernetzte
                             Kommunikation
                                                                                                               stündigen Interview gegen Jahresende
ausgelöst: Mehrere                                                                                             2018 folgte ein weiteres Beratungs-
Leserinnen und                                                             Mit Leser-
                                                                                                               gespräch gleichenorts mit Low-Vision-
Leser mit einer weit-                                                                                          Experte Christoph Galli, das auch foto-
                                                                          wettbewerb

                        derWeg_01_19.indd 1                                                   14.05.19 14:13

gehend identischen Krankheits-                                                                                 grafisch festgehalten wurde. Als ich den
geschichte haben sich an die                                                                                   Text wenig später zum Gegenlesen
Redaktion gewandt, um mit der von                                                                              erhielt, war ich erleichtert, denn ich fand
einer Netzhautdegeneration betrof-                                                                             das Porträt sehr gut und vor allem tref-
fenen Juristin in Kontakt zu treten.                                                                           fend. Da der Porträt-Text überdies als
Nachfolgend ihr Erfahrungsbericht.                                                                             Grundlage für ein Spendenmailing
                                                                                                               dienen sollte, war die Reichweite letzt-
«Es sei eingestanden: Als ich nach dem                                                                         lich um einiges grösser als ursprünglich
Erstgespräch in der SBV-Beratungs-                                                                             angenommen – inklusive Resonanz.
stelle Zürich angefragt wurde, ob ich                                                                          Als Erste rief mich eine gute Freundin

8
Der Weg - Schwerpunkt: Wohlergehen - Mitgliedermagazin der nationalen Selbsthilfeorganisation blinder und sehbehinderter Menschen - Blinden- und ...
Inserat

an, die das Porträt auf der SBV-Web-
seite gefunden hatte. Obwohl wir uns
gut kennen, hat sie der Text sehr be-
rührt. Bald schon erkundigte sich zu-               Ihre Brille kann lesen
dem ein Anrufer nach meinen Erfahrun-
gen mit der Zürcher Beratungsstelle,         kabellose Version!
weil er sich versichern wollte, dass
seine Spende richtig eingesetzt würde.
Schliesslich kontaktierte mich auch die
Redaktion – mit der Bitte, mich bei
Leserinnen und Lesern zu melden, die
auf das Porträt reagiert hatten. So
führte ich einige Telefongespräche mit      Lassen Sie sich von Ihrer Brille
mir zuvor unbekannten Menschen, mit         Texte vorlesen, das Gesicht Ihres
denen mich aber ähnliche Erfahrungen        Gegenüber s , Produkte, Banknoten
                                            und Farben erkennen!
verbinden. In diesen Gesprächen
wurde mir bewusst, dass ich keines-         Zeigen Sie ei nfach mit Ihrem
                                            Finger auf gedruckten Text in
wegs die Einzige bin, für die der Seh-      Zeitungen, Zeitschriften, Büchern,
verlust eine grosse Herausforderung         auf Speisekarten, Beschriftungen
darstellt. Ein SBV-Mitglied schilderte      auf Produkten, Bezeichnungen
                                            auf Strassenschildern usw.
mir die schwierige Situation, als seine
                                            OrCam MyEye spricht Ihnen den
Partnerin dement und pflegebedürftig        Text über einen kleinen Laut-
wurde. Das Beispiel zeigt, dass eine        sprecher direkt ins Ohr.
Sehbeeinträchtigung eine auch so            OrCam MyEye ist ei ne kleine
schon schwierige Situation in eine          Kamera, die am Bügel einer Brille
Grenzerfahrung verwandeln kann.             befestigt werden kann.
Zum Glück meldete sich auch eine            OrCam MyEye ist neu i n Deutsch,
fast gleichaltrige Betroffene, die mir      Französisch, Italienisch und
                                            Englisch erhältlich.
bei einem persönlichen Treffen von
                                             Testen Sie OrCam MyEye i n Ihrer
sich und ihren Erfahrungen erzählte.         Beratungsstelle, bei Accesstech
Mit ihr habe ich eine blinde Frau ge-        oder i n ei ner der Filialen der
troffen, die – wie ich – ihren Weg un-       Stiftung AccessAbility.
abhängig und selbstbewusst geht. Vor        Informieren Sie sich bei
                                            Stiftung AccessAbility:
allem aber ist es wichtig, sichtbar zu
machen, dass Autonomie und Selbst-          Luzern                    041 552 14 52
                                            St. Gallen                071 552 14 52
bestimmung trotz Sehbehinderung             Bern                      031 552 14 52
möglich sind. Zögern Sie deshalb            Neuchâtel                 032 552 14 52
nicht, falls Sie dereinst für ein Porträt   www.accessability.ch   info@accessability.ch
angefragt werden sollten!»

                                                                                           9
Der Weg - Schwerpunkt: Wohlergehen - Mitgliedermagazin der nationalen Selbsthilfeorganisation blinder und sehbehinderter Menschen - Blinden- und ...
Schwerpunkt

«Die Diagnose ist entscheidend!»
Stephan Hüsler, Geschäftsleiter Retina Suisse

Für Augenkrankheiten im Allgemeinen und Netzhautdegenerationen im
Besonderen gilt: Eine medizinisch-wissenschaftlich gesicherte Diagnose
entschärft verunsichernde Ungewissheit und ist für das Wohlbefinden
daher von fundamentaler Bedeutung. Das haben mich auch eigene
Erfahrungen gelehrt.

Über Jahre hinweg lebte ich mit der        träge auf Hilflosenentschädigung und
Diagnose Myopie und entsprechend           einer sogenannten Begleiterkarte,
dicken Brillengläsern, flankiert von       aber auch mit Informationen über
Verdrängungsmechanismen. Erst mit          Sozialversicherungen, Hilfsmittel für
Vierzig wusste ich Bescheid: Ursache       Sehbehinderte und Angebote des
der abnehmenden Sehschärfe und             SBV. Es gab Fachleute, auf die ich
des Verlusts des peripheren Gesichts-      bauen konnte. So verloren die sich vor
felds ist eine Netzhautdegeneration        mir auftürmenden Hindernisse ihren
mit der Bezeichnung Retinitis pigmen-      Schrecken. In der Beratungsstelle
tosa (RP). Zu diesem Zeitpunkt war         Zürich von Retina Suisse begegnete
die Krankheit schon weit fortgeschrit-     ich überdies einer Frau, die an RP
ten. Die Diagnose machte für mich          erblindet war. Ihr Beispiel zeigte mir,
aber verständlich, warum ich Be-           dass ein interessantes und erfülltes
kannte auf der Strasse nicht mehr          Leben trotz RP möglich ist. Wir spra-
grüsste und in Pfosten hineinlief. Und     chen über die Krankheit, deren Ur-
sie benannte ein Phänomen, das mich        sachen und möglichen Verlauf sowie
täglich frustrierte. Zudem gab es eine     den Stand der Forschung.
Begründung, weshalb ich beruflich auf
der Stelle trat. Vor allem aber konnte     … belegt Anspruchsberechtigung
der Verarbeitungsprozess einsetzen.        Wenige Jahre später musste ich mei-
Mit anderen Worten: «Die Diagnose ist      nen Beruf aufgeben. Dank der gut
entscheidend!»                             belegten Diagnose konnte ich meine
                                           berechtigten Ansprüche gegenüber
Diagnose öffnet Türen                      der IV geltend machen. Die vorgän-
Die Diagnose gewährte mir Zugang           gige Beratung bei Retina Suisse wie-
zu Wissen und Unterstützung. Ent-          derum half mir, meine Situation realis-
scheidend weitergeholfen hat mir die       tisch einzuschätzen und meine
SBV-Beratungsstelle Luzern, insbe-         Wünsche bezüglich beruflicher Integ-
sondere mit dem Ausfüllen der An-          ration gut zu begründen.

10
Schwerpunkt

… ermöglicht soziale Teilhabe
Am Anfang war der weisse Stock. Mit
einem Mal verstanden meine Bekann-
ten, dass ich sie nicht aus Unhöflich-
keit ignorierte. Und ich konnte auch so
manches Hindernis vermeiden. Die
Wirkung des weissen Stocks geht
jedoch weit darüber hinaus. Nicht zu       Erfahrungsaustausch in der AMD-
unterschätzen sind Sympathie und           Gesprächsgruppe Zürich. Foto: zVg
Hilfsbereitschaft, die einem sehbehin-
derten oder blinden Menschen dank          für den Alltag. Veranstaltungen von
weissem Stock entgegengebracht             Retina Suisse ermöglichen überdies
werden. In so mancher Situation er-        ebenso spannende wie hilfreiche
lebe ich Respekt und Verständnis, die      Begegnungen mit Augenärzten und
ohne Stock bloss peinlich wäre.            Forschenden. Kurz: Die Diagnose hat
                                           mir diesbezüglich neue Welten eröffnet.
… erleichtert Vernetzung
Retina Suisse ist eine Patientenorgani-
                                           40 Jahre Retina Suisse
sation: Mitglied kann werden, wer an
                                           Das öffentliche Jubiläumsprogramm
einer Erkrankung des Augenhintergrun-
                                           folgt dem Motto «Retina Suisse –
des leidet. Hier treffen sich Betroffene
                                           40 Jahre gemeinsam unterwegs»
und informieren sich über die vielen
                                           mit interessanten Tagungen in der
Formen von Netzhautdegenerationen.
                                           ganzen Schweiz und ist zu finden
In Gesprächsgruppen profitieren sie
                                           unter www.retina.ch.
gegenseitig von Erfahrungen und Tipps

Gesteigertes Wohlbefinden
Hervé Richoz, Redaktor «Clin d’œil»

Von Sehverlust Betroffene, die un-         Geburt sehbehindert, zeigt auf, was
angemessen mit bestimmten Fakto-           zu beachten ist, um den Sommer
ren umgehen und zu kompensieren            unbeschwert anzugehen.
oder sich übermässig anzupassen
versuchen, drohen ihr Wohlbefin-           Augenblicke der Freude, Momente
den zu beeinträchtigen. Vincent            des Miteinanders oder mit Begegnun-
Ducommun, Psychologe mit eigener           gen verbundene Aktivitäten sind rege-
Praxis in Lausanne und seit seiner         nerierend und nähren Fröhlichkeit.

                                                                                11
Schwerpunkt

Nicht selten muss Vincent Ducommun        Alles kostet mehr Energie
aber feststellen, dass diese Fröhlich-    Betroffene seien sich ihres Ermüdungs-
keit durch unausgesprochene Frustra-      zustandes nicht ausreichend bewusst,
tionen getrübt wird. In diesem Zu-        da sie sich gewohnt seien, den Alltag
sammenhang erkennt er vorab zwei          mit ihrer Behinderung zu bewältigen,
Faktoren, die für Blinde und Sehbehin-    erklärt Vincent Ducommun: «Dieses
derte ausschlaggebend sein können:        Phänomen hat nichts mit Unachtsam-
Stress und Erschöpfung.                   keit zu tun, es ist normal. Ein Beispiel:
Mit Engagement, Mut und Wider-            Derweil Sehende eine Adresse visuell
standskraft versuchten von Sehverlust     spielend leicht finden, ist das für uns
Betroffene, sich zu behaupten, um         mit erhöhter Aufmerksamkeit und Kon-
integriert zu bleiben, und sich dabei     zentration, begleitet von Befürchtun-
oftmals wie Sehende zu verhalten,         gen, verbunden.» Empfehlenswert ist,
weiss Ducommun. Damit einher gehe         sich erst mal besser kennenzulernen.
das Risiko, die permanenten Auswir-       Vordringlich ist denn auch die Beach-
kungen einer Sehbeeinträchtigung          tung der eigenen Bedürfnisse. So gilt
hinsichtlich von Stress und Erschöp-      es, eine Pause einzulegen, um die
fung unbeachtet zu lassen: «Stress ist    Augen zu entspannen, oder sich bei-
das uns am wenigsten bewusste und         spielsweise kurz von einer Ausflugs-
erst mit einiger Verspätung wahrge-       gruppe zu entfernen, um den Stimula-
nommene Gefühl. Die Sehbehinderung        tionslevel zu senken. Eine zu an-
verstärkt diesen Effekt zusätzlich.» Da   regende Geräuschkulisse ermüdet.
sich Betroffene im Alltag ihre Sehbe-     Generell: «Wer sich wie Sehende zu
hinderung gewohnt seien, drohten sie      verhalten versucht, riskiert ein Debakel,
zu unterschätzen, was ihnen ihr Handi-    zumal letztere mehrere Situationen
cap zusätzlich abverlange: mehr Zeit,     gleichzeitig im Blick zu behalten ver-
mehr Antizipation, mehr Organisation,     mögen», gibt der 48-jährige Vaudois
mehr Energie, was zu sensorischen         zu bedenken. Sein Rezept: Eigenen
Ermüdungserscheinungen führe. «Was        Strategien vertrauen und auf die eige-
wir tagtäglich alles tun, entspricht im
Vergleich zu Sehenden einem Pro-
gramm für eineinhalb Tage. Wer mit
diesem Plus nicht richtig umgeht, ver-
sucht ständig aufzuholen. Doch jeder
Aufholprozess ist unbefriedigend»,
betont Vincent Ducommun, seit 15
Jahren SBV-Mitglied. Kann man jeden
Tag bei null beginnen, lässt sich mehr
Freude und Gelassenheit erfahren.         Elementar: zur Ruhe finden. Foto: hr

12
Schwerpunkt

nen Bedürfnisse abstimmen. «Ist man       und Stressfaktoren zu reduzieren»,
sich seiner Gemütsverfassung be-          versichert Vincent Ducommun. So
wusst, finden sich besser geeignete       dürfte die Steigerung des Wohl-
Lösungen, um Neues auszuprobieren         befindens in der Tat machbar sein!

Aktivierte Heilkräfte
Hervé Richoz, Redaktor «Clin d’œil»

Kommen Wohlbefinden und Per-              Begegnung mit Martin Brofman
sönlichkeitsentwicklung im Zusam-         (1940–2014), der mich nach meiner
menhang mit Alternativtherapien           1993 aufgetretenen Sehbehinderung
bis hin zu Selbstheilungskonzepten        in Heilungsateliers «anders zu sehen»
zur Sprache, dominiert meist Ver-         und die Wirkung heilender Hände
traulichkeit, wenn nicht Verschwie-       gelehrt hat. Mitte der siebziger Jahre
genheit. Das muss nicht sein. Zwei        von einer schweren Tumorerkrankung
Begegnungen mit Westschweizer             betroffen, hatte der ehemalige Wall-
SBV-Mitgliedern, die bereit waren,        Street-Computerexperte und spätere
offen über ihre besonderen Erfah-         Gründer der Brofman-Stiftung zur
rungen und Fähigkeiten fernab von         Förderung der Heilung seine inneren
Hokuspokus zu sprechen.                   Heilkräfte mittels Energiearbeit ent-
                                          deckt, die ihn dazu brachten, sein
Gesundheit und Wohlbefinden haben         auch in Buchform vorliegendes «Körper-
mit gutem Grund Priorität. Wer danach     Spiegel-System» zu entwickeln.
strebt, kann sich an sachliche Empfeh-
lungen und wissenschaftlich erhärtete     Alternative Behandlungsmethoden
Fakten halten, die etwa der Forschung     Mirielle Roulet aus Ponts-de-Martel
oder der Patientenorganisation Retina     (NE) weiss nicht, weshalb sie seit ihrer
Suisse (siehe Seiten 10/11) zu verdan-    Kindheit die Aura von anderen Men-
ken sind. Für von einer (Seh-)Behin-      schen wahrnimmt. Die sehbehinderte
derung Betroffene können indes auch       und elektrosensible 56-Jährige hat
andere Dimensionen und Perspekti-         einiges durchgemacht und nach dem
ven – ehedem primär eine Domäne           Sinn des Lebens gesucht, ehe sie sich
der Religionen, inzwischen zuneh-         ihrer Weiterbildung widmete. Seit
mend von ausgewiesenen Therapeu-          sechs Jahren gehören Workshops und
ten – wichtig sein, um besser mit ihrer   energetische Harmonisierungen zu
Situation umgehen zu können. Für          ihrem Angebot, das zumeist sehende
mich selbst ausschlaggebend war die       Patienten inneren Frieden und eine

                                                                                13
Schwerpunkt

von belastenden Erinnerungen
befreite Präsenz finden lässt.
Der 44-jährige Genfer Patrick Fabian
Lange wiederum hat bei all seinen
Operationen im Gefolge einer Hirn-
tumor-Diagnose im Kleinkindalter
«eigenartige Dinge» erlebt, deren
Bedeutung er erst viel später verste-
hen sollte. Seine 1987 von einer Hand-
leserin erkannte Fähigkeit, Verbren-       Spezialisiert auf Alternativtherapien:
nungen zu heilen, lässt ihn mittlerweile   Mirielle Roulet und Patrick Fabian
weltweit praktizieren und andere alter-    Lange. Fotos: Hervé Richoz
native Behandlungsmethoden ergän-
zen. Für die Ethnologin Magali Jenny       in ihre zum Bestseller avancierte Pu-
denn auch Grund genug, den auf einen       blikation «Le guide des guérisseurs
Blindenführhund vertrauenden Heiler        de Suisse romande» aufzunehmen.

Erfüllt von Zufriedenheit
Roland Erne, Redaktor «der Weg»

Die Wanderwochen des SBV er-               personen wie sie sind in den SBV-
möglichen den Verbandsmitglie-             Wanderwochen von morgens bis
dern unbeschwerte, Gesundheit              abends im Einsatz: von der täglichen
und Wohlbefinden fördernde                 Zuteilung der Teilnehmenden und
Ferientage mit 1:1-Begleitung              Unterstützung beim Frühstück über
durch Sehende wie Susanne                  das Einchecken, Gepäck verteilen
Steiner. Ein Erfahrungsbericht.            und aufs Zimmer begleiten im Hotel
                                           bis zum Ausführen der Blindenführ-
Als der erfahrene Wanderleiter Toni        hunde in Randstunden. Ebenso will-
Niffenegger vor ein paar Jahren eine       kommen sind organisatorische Hilfe,
Begleitperson mit Französischkennt-        das Einholen von Auskünften oder
nissen suchte, hat Susanne Steiner         ausgeliehenes Augenlicht beim Be-
nicht lange gezögert und kurzent-          zahlen. Stets zur Hand ist eine Liste
schlossen zugesagt. Seither war sie        mit Notfall-Nummern.
auf allen fünf Etappen des Jurahöhen-      Vor allem aber sorgt Susanne Steiner
wegs dabei und weiss inzwischen            tagsüber, unterwegs über Stock und
bestens, auf was es ankommt. Begleit-      Stein, jeweils für Trittsicherheit in mithin

14
Schwerpunkt

sehr steilem oder eher unwegsamem        Erklimmen eines Aussichtsberges
Gelände wie etwa beim Überqueren         indes umso intensiver überblickt und
eines ausufernden Wasserlaufs.           möglichst exakt beschrieben sein
Gefragt sei denn auch eine äusserst      wollen, wie Susanne Steiner erzählt.
individuelle Begleitung – mal mithilfe   Ihren Schützlingen, bisher durchwegs
eines Seils oder einer Art Stafetten-    «anpassungswillig und aufgeschlos-
Bändel, mal mit einem sogenannten        sen», begegnet sie nicht von ungefähr
Führ-Holz oder mit Wanderstöcken.        mit grossem Respekt. Immerhin sind
Oftmals auch lassen sich Betroffene      jeweils fünf- bis achtstündige Etappen
am Arm führen oder halten sich fest am   zu bewältigen. Neben Fitness brauche
Rucksack ihrer Begleitpersonen,          es da auch Ausdauer und ihr entgegen
die beim Wandern in der Regel voran-     gebrachtes Grundvertrauen, so
gehen. Stets konzentriert auf die        Susanne Steiner: «Noch nie habe ich
Bodenbeschaffenheit und die Kommen-      Undankbarkeit erlebt. Hat man den
tierung der Umgebung, bleibe da          Aufstieg gemeinsam geschafft und
bisweilen kaum Aufmerksamkeit für        sitzt beisammen, ist vielmehr eine
erhabene Landschaften, die nach dem      tiefe Zufriedenheit zu spüren.»

                                         Sport und Bewegung
                                         Die nächste SBV-Wanderwoche
                                         führt ins Toggenburg (17. bis 24.
                                         August 2019). Im Vordergrund
                     Hilfreiche          stehen nebst der Geselligkeit die
                     1:1-Begleitung      Förderung von Beweglichkeit und
                     für mehr            Standfestigkeit, wie in den vergleich-
                     Sicherheit.         baren Kursen der Organisationen
                     Foto: Susanne       CAB und SBb auch.
                     Steiner

Körper und Seele stärken
Roland Erne, Redaktor «der Weg»

Seit einigen Jahren stark sehbehin-      Die Diagnose Morbus Stargardt war
dert, hat Imad Derbas einen Weg          ein krasser Einschnitt: Imad Derbas
gefunden, für seine Gesundheit           musste aufgrund seines fortschreiten-
heilsamen Sport mit Indoor-Cycling       den Sehverlusts allmählich nicht nur
zur Entfaltung zu bringen.               seine Arbeit, sondern auch Sportarten

                                                                              15
Schwerpunkt

wie Tennis, Step Aerobic oder Fussball    ihm wieder gut: «Ich hab’s geschafft!»
aufgeben – mit gravierenden Folgen        Deshalb war es ihm auch ein echtes
wie Gewichtszunahme und Diabetes.         Anliegen, sich zum Cycling Instructor
Zudem mochte er darüber lange nicht       auszubilden, um anderen Sehbehinder-
reden, sondern versuchte seine starke     ten oder Blinden weitergeben zu kön-
Sehbeeinträchtigung zu verheimli-         nen, was ihm zur Stärkung der Gesund-
chen. «Damals ging es mir psychisch       heit von Körper und Seele geholfen hat.
und physisch schlecht», gesteht der       Nach einigen Widerständen des führen-
54-jährige Familienvater aus Beirut mit   den Herstellers Schwinn hat er mit der
Schweizer Pass. Eine Art Rettung war      Unterstützung von Fitness Mühlematt in
Indoor-Cycling, auch Spinning ge-         Oberwil (BL) gegen Ende 2018 als
nannt – ein Ausdauer- und Kreislauf-      erster Sehbehinderter die Zertifizierung
training auf einem stationären Fahrrad    gemeistert und leitet inzwischen –
mit Starrlauf, dessen Trittfrequenz und   assistiert von einer sehenden Fach-
am Puls orientierter Widerstand an        person – ein kostenloses (!) Indoor-
den Rhythmus ausgewählter Musik           Cycling-Training für vorerst drei mit
geknüpft ist. Die Sportart ist auf        Hilfe des SBV vermittelte Betroffene.
Betroffene mit Grundfitness wie zuge-     Willkommen sind bis zu neun weitere
schnitten, zumal das Sehvermögen          Teilnehmende, die nach einem «Warm-
gleichsam ebenso vernachlässigbar         up» wöchentlich während 60 Minuten
ist wie das Unfallrisiko und eine         zu maximal 100 Beats pro Minute in die
1:1-Begleitung wie etwa beim Joggen       Pedale treten. Bereits denkt Imad
oder Tandem-Fahren entfällt.              Derbas, seit 2013 Mitglied der SBV-
Seit Imad Derbas in der Regel dreimal     Sektion Nordwestschweiz, auch an die
wöchentlich die Gruppentrainings in       Gründung eines Vereins, der Indoor-
einem Fitnesscenter unweit seines         Cycling für Blinde und Sehbehinderte
Wohnorts Therwil (BL) besucht, geht es    erheblich breiter abstützen soll.

                                                     Indoor-Cycling-Training
                                                     für Betroffene mit Imad
                                                     Derbas (vorne rechts)
                                                     und einer assistierenden
                                                     sehenden Fachperson
                                                     (hinten rechts). Foto: zVg

16
Inserat

Hochmoderne Technologie
für eine wiedergefundene Sicht
Die elektronische Brille eSight 3 ist die technologische
Revolution für Sehbehinderte

In der Nordwestschweiz exklusiv bei Ramstein Optik in Basel

Ramstein                                        Ramstein Optik
                                                Low Vision

Optik
                                                Sattelgasse 4
                                                4001 Basel

                                                061 261 58 72
Low Vision                                      jan.studer@ramstein-optik.ch

                                                                                   17
Verbandsleben

Standpunkt
Christoph Käser, Mitglied des Verbandsvorstands

Liebe Leserin, lieber Leser
Mit der Strategie für die Jahre 2020 bis
2023 gewichtet der SBV insbesondere
die Stärkung des Engagements auf
politischer Ebene und die prioritäre
Bedeutung der beruflichen Integration
namentlich für junge Verbandsmitglieder                        Christoph Käser.
– auch im Vertrauen auf technische                             Foto: SBV
Hilfsmittel. Weitere Fortschritte ver-
spricht da die – noch zu kostspielige –    dieser Art einmaliges und beispiel-
Augmented-Reality-Technologie elek-        haftes Gesamtpaket im Zeichen der
tronischer Brillen wie eSight oder Ace-    beruflichen und sozialen Eingliede-
sight und deren bisher kaum ausge-         rung von Menschen mit einer Seh-
schöpftes Potenzial. Zum einen im Bil-     beeinträchtigung anbieten und stärkt
dungs- und Berufsumfeld, zum anderen       damit seine Position auch gegenüber
im Alltagsleben wie etwa im Haushalt.      den Sozialversicherungen wie der IV.
Erkannt ist zudem der Mehrwert eines       Neben dieser strategischen Initiative
umfassenden Beratungsangebots, das         im Zeichen geförderter Inklusion nicht
mit der Etablierung eines Dienstleis-      weniger wichtig bleibt auch die Hilfe
tungszentrums in Zürich ab Herbst          zur Selbsthilfe, getragen von den
2019 eine zielgerichtete Neuausrich-       Aktivitäten der Sektionen und den
tung erfährt. In den Räumlichkeiten        daran geknüpften Möglichkeiten des
der SBV-Beratungsstelle Zürich             weiterhin unerlässlichen Austauschs
kommt es zu einer alle Anliegen ab-        unter Betroffenen. Dabei gilt es künftig
deckenden Zusammenarbeit mit den           vermehrt auch junge Verbandsmitglie-
Partner-Institutionen AccessAbility,       der mit für sie attraktiven Anlässen
Apfelschule und Retina Suisse unter        anzusprechen. Warum nicht etwa mit
einem Dach. Erstere verfügt damit –        einer Städtereise als Weekend-Trip
neben dem Stammsitz in Luzern und          oder mit Workshops, die sich am An-
den Zweigstellen in St. Gallen,            gebot des jährlich durchgeführten ICC
Neuchâtel und Bern – dann auch über        (International Camp on Communica-
eine Niederlassung in der Limmat-          tion and Computers) orientieren könn-
stadt. Mit den gebündelten Dienstleis-     ten. Denn: Eine nachrückende Mit-
tungen bis hin zum verbandseigenen         gliedergeneration sichert die Basis
Job Coaching kann der SBV so ein in        des SBV der Zukunft!

18
Verbandsleben

Sektionseigene Generalversammlungen im Rückblick
Eine Art Interregnum
Kontinuität trotz vorerst verwaistem     Traktandenliste und konnte mehrheit-
Präsidium: Giuseppe Porcu enga-          lich nahezu einstimmige Beschlüsse
giert sich weiterhin als Vorstands-      verzeichnen, einschliesslich betreffs
mitglied der Sektion Ostschweiz          seines Jahresberichts 2018, der einen
– auch nach seiner Wahl in den           Verlust von knapp 13’500 Franken
Verbandsvorstand und seiner offi-        ausweisenden Jahresrechnung und
ziellen Verabschiedung als Sektions-     des Budgets 2019. Letzteres sieht
präsident anlässlich der ordentli-       abermals drei Spenden in Höhe von
chen Hauptversammlung 2019.              jeweils 5’000 Franken vor: Das BBZ
Seine Nachfolge soll ohne Hast           St. Gallen kann so unter anderem die
innert Jahresfrist geregelt werden.      Bestuhlung der Cafeteria erneuern.
                                         Der von Martin Näf präsidierte Verein
Gut besetzte Tischreihen am ersten       Darsilamano wiederum will den ge-
Märzsamstag in der Aula des Kauf-        sprochenen Beitrag für den Bau eines
männischen Berufs- und Weiterbil-        Wohnheims für Blinde im Osten von
dungszentrums (KBZ) in St. Gallen:       Kongo einsetzen, die ebenfalls be-
63 der per 31.12.2018 insgesamt 275      rücksichtigte Schweizerische Biblio-
Sektionsmitglieder waren der Einla-      thek für Blinde, Seh- und Lesebehin-
dung zur 94. HV unter der Leitung des    derte (SBS) einen der Hörbücher-
abtretenden Präsidenten gefolgt, der     Produktion dienenden Thermodrucker
aus dem Verbandsvorstand Michaela        anschaffen. Für die Jahre 2019–2021
Lupi begrüssen durfte. Unterstützt von   wird das BBZ St. Gallen überdies mit
seiner Vorgängerin Domenica              einem das Defizit abfedernden Be-
Griesser und Kassierin Doris Grauer,     triebsbeitrag von je 20’000 Franken
führte Giuseppe Porcu zügig durch die    unterstützt.

                                                  Letztmals als Präsident
                                                  am Vorstandstisch und von
                                                  Domenica Griesser mit
                                                  einem perlenden Getränk
                                                  verabschiedet: Giuseppe
                                                  Porcu an der Hauptver-
                                                  sammlung 2019 der Sek-
                                                  tion Ostschweiz in St.
                                                  Gallen. Fotos: Roland Erne

                                                                            19
Verbandsleben

Bestätigtes Vorstandskollegium             Grauer, Domenica Griesser, Astrid
Nachdem sich die anwesenden Sek-           Hungerbühler und – eben – Giuseppe
tionsmitglieder einmal mehr für offene     Porcu, dessen Nachfolge für das Prä-
Wahlen ausgesprochen hatten, war           sidium mangels einer unbestrittenen
der Moment für die Verabschiedung          Kandidatur noch nicht geregelt werden
des Präsidenten gekommen, der dem          konnte. Konsequenz der «misslichen
Vorstand immerhin erhalten sowie für       Lage», die bis zur nächsten ordentli-
Administratives und Kontakte zustän-       chen Hauptversammlung bereinigt
dig bleibt. Als Nachfolgerin von Bar-      werden soll, ist eine Art Interregnum
bara Trudel, die aufgrund der gelten-      im Vertrauen auf bestmöglich verteilte
den Amtszeitbeschränkung nach elf          Aufgaben. Die Vertretung im Sektio-
Amtsjahren nicht mehr antrat, wurde        nenrat wird vorerst Doris Grauer wahr-
Nicole Steiner-Oehy gewählt. Sie           nehmen, derweil mit Guido Böhler und
vervollständigt den mit respektabler       Domenica Griesser zwei ebenfalls
Mehrheit bestätigten Sektionsvor-          längst bewährte Vorstandsmitglieder
stand, weiterhin bestehend aus Guido       als Delegierte amten.
Böhler, Alexandra Diethelm, Doris          rer

Strategische Entscheidungen bestätigt
Die einmal mehr von der Stiftung
Battenberg beherbergte General-
versammlung der Sektion Biel-
Berner Jura hat gezeigt, dass die
vor einem Jahr getroffenen strate-
gischen Entscheidungen Früchte
tragen und den zweisprachigen
Mitgliedern zugutekommen.

Das für diverse Anlässe regelmässig        Geniesst weiterhin das Vertrauen
genutzte Gastrecht der aktuell 210         der Stimmberechtigten: der wieder-
Mitglieder zählenden SBV-Sektion bei       gewählte Sektionsvorstand. Foto: hr
der für Biel wichtigen Institution kommt
nicht von ungefähr. Als zweisprachig       Wohnen für ältere und behinderte
geführtes wirtschaftlich-soziales          Menschen, zum anderen im Sinne
Unternehmen für berufliche Integration     einer Integrationsschnittstelle für
und Bildung hat sich die Stiftung          Jugendliche und Erwachsene mit
Battenberg zum einen für begleitetes       verschiedensten Einschränkungen

20
Verbandsleben

etabliert. Ein ähnliches Interesse für   fraglos ein wachsendes Bedürfnis ab,
Menschen sei auch im starken En-         ebenso wie die angegliederte, auf
gagement des amtierenden Präsiden-       barrierefreie Informatik spezialisierte
ten Heinz Weber und des zweisprachi-     LogiVision GmbH, deren Geschäfts-
gen Vorstands erkennbar, wie             führer Denis Rossel der Bieler GV
Michaela Lupi – als Gesandte des         ebenfalls beiwohnte. Esther Garo,
Verbandsvorstands unter den Gästen       regionale Interessenvertretung, wiede-
– an der von 31 Stimmberechtigten        rum informierte über abgeschlossene
besuchten Generalversammlung be-         und laufende Projekte wie auch darü-
tonte. Weitgehend unbestritten blieb     ber, dass sie seit Anfang 2019 aus-
denn auch die Wiederwahl des ge-         schliesslich für die Sektion Biel-Berner
samten Sektionsvorstands.                Jura tätig sei und sich Mitglieder mit
Fakt auch ist: Mit über 100 Besuchern    Anregungen, Beobachtungen und
deckt die im Frühjahr 2018 eröffnete     Fragen direkt an sie wenden mögen.
Hilfsmittel-Boutique «Chez Louis»                                               hr

Komplett in die Zukunft
Geglückter Neuanfang: Seit der
Generalversammlung im März ver-
fügt die Sektion Zentralschweiz mit
Rolf von Wartburg über einen ein-
stimmig gewählten Präsidenten in
der Nachfolge des verstorbenen
Markus Wüest und einen kom-
plettierten Sektionsvorstand.
                                         Wieder vollzählig: der Vorstand der
Bedeutsame 94. Generalversammlung        Sektion Zentralschweiz. Foto: SBV
der Sektion Zentralschweiz am 16.
März auf Zuger Boden: Bei frühlings-     mitgliedern die Sektionsmitglieder und
haftem Wetter trafen sich 44 der 350     die geladenen Gäste. Als Erstes wurde
Sektionsmitglieder im Restaurant         nochmals das Wirken des verstorbe-
«Steirereck» in Cham, um über mithin     nen Präsidenten, Markus Wüest,
richtungsweisende Traktanden zu          gewürdigt. Danach konnte zügig die
entscheiden. Pünktlich um 10 Uhr         Traktandenliste behandelt werden,
begrüsste die amtierende Vize-Präsi-     zumal die statutarischen Geschäfte
dentin Manuela Bachmann zusammen         ausnahmslos einstimmig angenom-
mit den zwei verbliebenen Vorstands-     men wurden.

                                                                                21
Verbandsleben

Mit besonderer Spannung wurden die       Geschenk und tosendem Applaus
Wahlen erwartet. Einstimmigkeit auch     verdankten die Mitglieder anschlie-
hier: Zum einen konnte der Vorstand      ssend den selbstlosen Einsatz von
um vier neue Mitglieder erweitert wer-   Manuela Bachmann. Sie hatte bereits
den, zum anderen stellte sich Rolf von   im Vorfeld angekündigt, dass sie nicht
Wartburg auch zur Wahl als Präsident     als Präsidentin zur Verfügung stehe
zur Verfügung – und wurde einstimmig     und aus gesundheitlichen Gründen
ins Amt gewählt. Mit einer bewegen-      bald aus dem Vorstand ausscheiden
den Ansprache, einem kleinen             werde.               Giuseppe Porcu

Ein Silberstreifen am Horizont
Die vom bisherigen Präsidenten
Mario Golfetto umstrukturierte
Sektion Waadt hat den einge-
schlagenen Weg anlässlich der
diesjährigen Generalversammlung
bestätigt und kann optimistisch in
die Zukunft blicken. Der gewählte
Nachfolger und frühere Präsident
Pierre Calore freut sich denn
auch auf die Weiterführung
der Erneuerungen.
                                         Grosse Verdienste: Mario und
Nachdem er im Frühjahr 2017 die          Catherine Golfetto. Foto: SBV
Präsidentschaft übernommen hatte,
nahm Mario Golfetto nichts weniger       beachtliche Engagement des Ehe-
als die Erneuerung der Sektion an die    paars Golfetto dankbar zu würdigen.
Hand. Seither herrscht in der grössten   Zumal Catherine Golfetto stets diskret
Westschweizer Sektion mit 312 Mit-       gewissermassen das ausgeliehene
gliedern per 31.12.2018 eine bemer-      Augenlicht ihres Gatten sicherstellte
kenswerte Dynamik. Für die anwe-         und darüber hinaus für den erkrank-
senden Gäste um SBV-Präsident            ten Jean-Pierre Pache stellvertretend
Remo Kuonen und seine Gattin             auch die Kasse führte. Erinnert sei
Verena Kuonen, Vizepräsidentin von       auch daran: Als Mario Golfetto mit
Inclusion Handicap, sowie Urs Kaiser     fast achtzig Jahren als Präsident
als weiterem Vertreter des Verbands-     einstieg, konnte er nicht wissen, was
vorstands Anlass genug, um das           alles auf ihn zukommen würde. Den-

22
Verbandsleben

noch hat er geduldig den Vorstand          Wanderungen, Sabrina Faretra für
reorganisiert, die Freiwilligenarbeit      Sensibilisierungen, David Delaloye für
strukturiert, Vieles aufeinander abge-     Kommunikation und Michael Sculati für
stimmt und die Bindung zwischen den        die Interessenvertretung zählen. Die
Sektionsmitgliedern gestärkt – für den     41 Stimmberechtigen haben an der GV
Vorstand und die Delegierten fraglos       2019 sodann nicht nur Pierre Calore
ein Motivationsschub, wie insbeson-        zum Präsidenten gewählt und den
dere ein denkwürdiger Tag des              Vorstand per Akklamation bestätigt,
Weissen Stocks 2018 aufzeigte.             sondern auch Monique Cosandey,
Fortan kann die Sektion auf Vizepräsi-     Lucia Pisano und Michael Sculati zu
dentin Anne Perrier, Lucia Pisano für      Delegierten ernannt.                hr

Erworbene Fähigkeiten bewusst wahrnehmen
Rolf Summermatter, Leiter Sektionen und Mitgliederdienste

In der Zusammenarbeit mit sehbehin-        scheinen viele Betroffene, so mein
derten und blinden Mitarbeitenden ist      Eindruck, ein eher geringes Selbst-
mir rasch ihre hohe Aufmerksamkeit         bewusstsein zu haben – trotz offen-
und ihr geradezu phänomenales Erin-        sichtlich bemerkenswerten Fähigkei-
nerungsvermögen aufgefallen. Schlicht      ten. In zahlreichen Gesprächen hat
bewundernswert auch ist, wie konzent-      sich überdies gezeigt, dass sich Blinde
riert und strukturiert Sehbehinderte mit   und Sehbehinderte am Arbeitsplatz
einer Vergrösserungs-Software res-         bisweilen selbst unter Druck setzen,
pektive Blinde mit der Braille-Zeile am    indem sie gleich viel leisten wollen wie
Computer etwa Excel-Tabellen bear-         Sehende. Deshalb ist es wichtig, die
beiten. Und wie oft schon konnte ich       eigenen Fähigkeiten zu erkennen.
von ihrem Langzeitgedächtnis profitie-     Ein entsprechend gestärktes Selbst-
ren! «Wo ist die Vorlage X abgelegt?»,     bewusstsein jedenfalls bleibt nicht
«Wann wurde Information Y verschickt?»     ohne wegweisenden Einfluss auf das
Auf Fragen wie diese folgt stets prompt    Leistungsvermögen, die Qualität der
eine zielführende Antwort. Dennoch         Arbeit wie auch auf die Gesundheit.

Statistisches zum Sektionsleben
Mitgliederbestand Ende März 2019                                           4’366
Anteil Frauen/Männer                                                 2’633/1’733
Durchschnittsalter der Mitglieder aller 16 SBV-Sektionen                   66,75

                                                                                 23
Verbandsleben

Veranstaltungen                           VoiceNet: Rubrik 1 2 2

Sektion Aargau-Solothurn                  Sektion Bern
03.07. Jass-Tag in der «Residenz         29.06. Besichtigung «Locorama»
        Bornblick» Olten, 10 Uhr. Kon-            Romanshorn
        takt: Peter Müller, 062 216 14    Stammtisch: 28.06., 26.07., 30.08. im
        37 (Anmeldung bis 20. Juni).      Restaurant «Egghölzli» Bern, jeweils
18.08. Jahresreise Biel – Altreu –       18 Uhr. Jolanda Gehri, 079 339 79 89
        Solothurn. Kontakt: Rita Mayer,   Showdown-Training: jeweils Donners-
        056 610 74 03 oder rita-mayer     tagabend oder Freitagnachmittag.
        @sbv-bvas.ch (Anmeldung bis       Dreimal schnuppern gratis, auch für
        21. Juli).                        Mitglieder anderer Sektionen.
28.09. Weinwanderung/Wein-Event in       Anmeldungen: sektion.be@sbv-fsa.ch
        Tegerfelden. Kontakt: Ulrich      oder 076 500 63 21 (19 bis 20 Uhr)
        Heitzmann, 056 245 62 40 oder     VoiceNet: Rubrik 1 3 1 1
        ulrich-heitzmann@sbv-bvas.ch
        (Anmeldung bis 11. August)        Sektion Berner Oberland
Fitness-Nachmittag – Pilates-Kurs:        10.08. Sommerausflug: Schifffahrt zu
Klubschule Migros Aarau, jeweils                  den Giessbachfällen
montags, 14.45 Uhr. Anmeldung/            Kreativgruppe/Kreativgruppe B Thun,
Informationen: SBV Bern, 031 390 88       Reformiertes Kirchgemeindehaus,
37 oder kurse@sbv-fsa.ch. Kreativ-        Frutigenstr. 22, 3600 Thun, 13.30 bis
Nachmittag: Klubschule Migros Aarau,      16.30 Uhr: jeden zweiten Dienstag.
jeden Mittwoch, 13.30 Uhr. Kontakt:       Kontakt: Pia Krüger, 031 869 02 03.
Theres Raimondi, 079 288 72 89 oder       Freitagstreff Thun, Bahnhofbuffet
theres.raimondi@gmx.ch. Stammtisch/       Thun, ab 13.30 Uhr: 28.06., 26.07.,
Kaffeetreff: «Aarauerstube» Aarau,        30.08. Kontakt: Yvonne Albisser,
am zweiten Dienstag jeden Monats,         033 437 25 82.
14 Uhr. Kontakt: Ulrich Heitzmann,        Kreativgruppe Spiez, Evang. Gemein-
056 245 62 40 oder ulrich-heitzmann       schaftswerk, Kornmattgasse 8,
@sbv-bvas.ch. Lunchtreff: «Wyne-          3700 Spiez, 13.30 bis 16.30 Uhr:
stübli» Reinach, am zweiten Donners-      07.08., 21.08., 04.09., 18.09.
tag jeden Monats, 12 Uhr. Kontakt:        Kontakt: Bettina Stoll, 033 654 94 06.
Rita Mayer, 056 610 74 03 oder            Luftgewehrschiessen für Blinde und
rita-mayer@sbv-bvas.ch. Englisch-         Sehbehinderte, jeweils dienstags oder
kurs: Fokus-Plus Olten, jeweils frei-     nach Vereinbarung in der Lachenhalle
tags, 13.30 Uhr (Level A2), 14.40 Uhr     Thun, ab 16 Uhr. Kontakt: Bruno
(Level B2). Kontakt: Bruno Zaugg, 062     Heimberg, 079 434 42 38.
797 23 84 oder simbeli98@gmail.com        VoiceNet: Rubrik 1 3 1 2

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Verbandsleben

Sektion Biel – Berner Jura                 Champel: 28.06. Themenabend
28.08. H ofbesuch bei Familie Capaul      gleichen Orts: 20.09.
        in Perrefitte                      VoiceNet: Rubrik 1 4 1
14.09. Ausflug in den Sikypark Crémines
iPhone-Kurs in deutscher Sprache im        Sektion Graubünden
Farelhaus Biel unter Leitung der Apfel-    26.06. «anderssehen»-Treff: Bären-
schule: September/Oktober.                         park Arosa
Anmeldungen und Auskunft: Esther           28.08. «anderssehen»-Treff: Spazier-
Weber, 032 331 25 13 oder                          gang ev. mit Bräteln Lenzerheide
weberesther@gmx.ch                         14.09. Sektionswanderung im Engadin
VoiceNet: Rubrik 1 3 1 3                   25.09. «anderssehen»-Treff: Trommel-
                                                   Workshop Rothenbrunnen
Sektion Freiburg                           Anmeldung «anderssehen»-Treff:
18.06./ Ausflug Guggershörnli und         078 704 72 24 oder kontakt@
10.09. S
        tiftung Compaterra Guggis-        anderssehen.ch. Anmeldedaten siehe
       berg (BE), Kontakt: Erika von       Homepage: www.anderssehen.ch
       Gunten, 079 542 21 12               Wandervögel: Die Wanderungen
09.07. P
        izza-Party in Cheyres,            finden jeweils am zweiten Samstag
       Kontakt: Andrea Zullo               eines Monats statt. Genaueres dazu
11.–	Aktivferien in Leukerbad,            auf www.anderssehen.ch unter
18.08. K
        ontakt: Andrea Zullo              «Wandervögel». Kontakt Sektion:
Kontaktgruppen:                            Arno Tschudi, sektion.gr@sbv-fsa.ch
Düdingen: Nelly Falk, 026 493 14 19        oder 079 442 19 67.
Freiburg: Andrea Zullo, 079 554 07 16      VoiceNet: Rubriken 1 5 1 1 und 1 5 1 2
Romont: Jean-Louis Uldry,                  www.sbv-fsa.ch/sektion_graubuenden
026 652 40 00
Murten: Beatrice Imoberdorf,               Sektion Jura
026 670 85 85                              07.07. Sektionswanderung
Aktuelle Informationen auf VoiceNet,       18.08. Picknick mit Begrüssung neuer
Rubrik 1 4 1, und auf https://sbv-fsa.             Mitglieder
ch/sektionen/freiburg                      VoiceNet, Rubrik 1 5 1

Sektion Genf                               Sektion Neuenburg
21.06. Themenabend: Sommerfreuden         22.06. Wanderung im Val de Travers
23.– 	Sektionsreise Krakau und                    mit Essen
27.07. Umgebung                           01.09. Sektionsausflug im Car mit
04.09. K ulinarische Wanderung                    Essen, geführtem Rundgang
07.09. S portliche Wanderung                      durch Berns Altstadt und Besuch
Unterhaltungsnachmittag, Salle de                  der Storchensiedlung Altreu

                                                                                 25
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