Das Windjahr 2006 Wenn ein Jahr nur sechs Monate hat - IG Windkraft
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Nr. 44 – März 2007 I n t e re s s e n g e m e i n s c h a f t W i n d k ra f t Ö s t e r re i c h Das Windjahr 2006 Wenn ein Jahr nur sechs Monate hat Österreichs Klimastrategie Klimaschutz verkommt zur Farce Neuer Europarekord Wind Kopf an Kopf mit Gas GZ 02Z034426 P.b.b. 3100 St. Pölten Foto: Stefan Hantsch Wild im Wind Die Kinder-Beilage zum Herausnehmen
Editorial IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Neue Nachrichten aus Absurdistan Das mit der Ökostromnovelle 2006 neu eingeführte Zählpunktpauschale, das zur Aufbringung der Fördermittel für Ökostrom dient, müssen völlig absurderweise auch die Ökostromerzeuger selbst bezahlen. Letztes Jahr wurden in Europa Wind- Das 2002 beschlossene Ökostrom- Durch diese völlig widersinnige kraftwerke mit einer Leistung von 7.500 MW gesetz wurde im Mai 2006 tiefgreifend Regelung ergeben sich extreme Ungleich- errichtet, 22% mehr als im Jahr zuvor. Das abgeändert. Neben einer drastischen Ein- heiten: Martin Steininger, Geschäftsführer ist fast die vierfache Leistung des Atomkraft- schränkung der Mittel für den weiteren der Bürgerbeteiligungsgesellschaft Wind- werkes Temelin. Mit diesem starken Zubau Ökostromausbau wurde der Mechanismus kraft Simonsfeld, berichtet: „Einer unserer schloss die Windkraft im Rennen um Platz 1 zur Aufbringung der Fördermittel wesent- kleinen Windparks in Rannersdorf mit vier zu neuen Gaskraftwerken mit 8.200 MW auf. lich verändert. Anstatt eines verbrauchs- Anlagen und 1,5 Mio. Euro Jahresumsatz Windkraft ist also längst eine auf breiter abhängigen Zuschlags, wie er bisher pro muss mit 15.000 Euro jährlich eine genauso Basis gefragte Energie-Option. Kilowattstunde von den Endverbrauchern hohe Pauschale bezahlen wie ein großes Nur in Österreich wurde seit 1. Juli eingehoben wurde, müssen nun alle Ver- Kohlekraftwerk, das aber 70-mal soviel 2006 („dank“ der Ökostromnovelle) kein ein- braucher pro Anschluss ein vom Verbrauch Jahresumsatz hat. Und obwohl der Strom- ziges Windrad mehr errichtet. Ob die neue unabhängiges (!) jährliches Entgelt entrich- bedarf des Windparks nur dem von 20 Bundesregierung ihren Worten endlich ein- ten, das so genannte Zählpunktpauschale. Haushalten entspricht, zahlen wir für ihn mal Taten folgen lassen wird, ist fraglich Dieser Pauschalbetrag ist im Öko- ein Zählpunktpauschale wie 1.000 Haus- (wenn auch nicht hoffnungslos). Am 7. März stromgesetz fixiert und variiert je nach halte zusammen, und damit genauso viel kam es jedenfalls schon wieder zu einer Netzebene, an die man angeschlossen ist. wie z. B. die größten Stromverbraucher Novelle des Ökostromgesetzes, bei der zwar Auf der untersten Netzebene mit 230 Volt, der Zementindustrie.“ Tatkraft bewiesen wurde, aber in eine ganz an der zum Beispiel die Haushalte hängen, Besonders betroffen sind aber die andere Richtung. Ihr wesentlicher Inhalt beträgt er 15 Euro. Auf der Netzebene von kleinen Anlagen: „Das Zählpunktpauschale war, rückwirkend ein Datum zu ändern, 20 Kilovolt, wo kleinere Industriebetriebe, belastet manche Ökostromerzeuger in weil die Wienstrom das Gesetz nicht richtig aber auch viele Windparks und andere existenzieller Form“, klagt Stefan Hantsch gelesen und mit dem Bau ihres wichtigsten Ökostromanlagen angeschlossen sind, von der IG Windkraft. „Wir haben etliche Gasprojekts zu früh begonnen hatte. So früh, geht es um 3.300 bzw. 15.000 Euro. Fälle, bei denen das Zählpunktpauschale dass es nach dem derzeit geltenden Gesetz Absurderweise müssen auch Öko- 3% des Jahresumsatzes ausmacht. Beson- die geschätzten 20 Mio. Euro „Ökostrom“- stromerzeuger dieses Pauschale, das ihrer ders bei den kleinen Anlagen, die manch- Förderung gar nicht bekommen hätte. Reak- eigenen Förderung dient, bezahlen. Weil mal nur 13.000 Euro Umsatz machen, droht tion der Regierung: Schnell eine neue Öko- aber Ökostromanlagen hohe Leistungen sogar ein Prozentsatz von 25% und damit stromnovelle beschließen und das bisher gül- erzeugen und ins Netz einspeisen, sind das sichere Aus.“ tige Datum um ein halbes Jahr vorverlegen. sie natürlich an einer hohen Spannungs- Doch auch die neue Bundesregierung Wahre Ökostromerzeuger haben es ebene angeschlossen. Für diese gilt jedoch denkt nicht daran, diese haarsträubende Un- da nicht so gut: Das unsinnige Zählpunkt- ein Zählpunktpauschale, das für Großab- gleichbehandlung zu bereinigen. Bleibt als pauschale ist für manche Betreiber, beson- nehmer (!) ausgelegt ist, während Wind- letzter Weg wieder einmal nur der Gang zum ders die kleinen, existenzbedrohend. Doch kraftanlagen nur einen gelegentlichen Verfassungsgerichtshof, den betroffene Wind- die Regierungsparteien zeigen kein Inter- minimalen Stromverbrauch haben (wenn kraftanlagenbetreiber mit Unterstützung der esse, hier ebenfalls eine rasche Reparatur z. B. die Anlagen gerade nicht Strom IG Windkraft jetzt gehen, um diesen politi- durchzuführen. Bei soviel politischer Unver- liefern, die Computersteuerung aber schen Schildbürgerstreich einer verfassungs- nunft bleibt nur der Gang zum Verfassungs- natürlich eingeschaltet bleiben muss). rechtlichen Überprüfung zu unterziehen. gerichtshof. Die Windkraft Simonsfeld, die ich als Geschäftsführer vertrete, hat gemein- Foto: Hantsch sam mit der IG Windkraft diesen Weg ge- wählt, um einen Präzedenzfall zu schaffen. Jetzt hoffen wir, dass nicht nur das Höchst- gericht sich gegen die ungerechten Bestim- mungen im neuen Ökostromgesetz ausspricht, sondern auch die Bevölkerung. Denn in der regen sich jetzt immer mehr Stimmen, die auf eine rasche Reparatur des Ökostrom- gesetzes drängen. Und das werden auch die Politiker zur Kenntnis nehmen müssen! Aktuelle Termine und Links zu weiteren Terminen finden Sie auf unserer Website www.igwindkraft.at im Menü Home/Termine. Impressum 3100 St. Pölten, Wienerstraße 22, Windenergie Nr. 44 – März 2007 Tel: 02742/21955, Fax: 02742/21955-5 Erscheinungsort und Verlagspostamt: Redaktion: Mag. Stefan Hantsch, 3100 St. Pölten; Aufgabepostämter: Dr. Ursula Nährer, Mag. Gerhard Scholz Martin Steininger 1000, 1060, 1090, 1150 Wien; P.b.b. Produktion: Mag. Gerhard Scholz Obmann der IG Windkraft Medieninhaber und Herausgeber: Druck: Druckerei Walla, 1050 Wien Interessengemeinschaft Windkraft, DVR: 075658 02
Aktuelles IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Foto: WKS Politik der leeren Worte: Konkrete Maßnahmen fehlen Außerordentlich ambitioniert lesen sich im neuen Regierungsprogramm die Ziele für Erneuerbare Energien und Klimaschutz. Die ersten Wochen der rot-schwarzen Regierungsarbeit lassen jedoch befürchten, dass es sich nur um leere Versprechungen handelt und alles beim Alten bleibt. Trendwende oder Ver- Werden den Worten Taten folgen? am Maßstab des Regierungsprogramms, ist höhnung? Wer das Energie-Kapitel im Auch wenn es – genau passend weit und breit nichts zu bemerken. Auch neuen Regierungsprogramm durchliest, zum großen Klimaschwerpunkt im ORF- gelten für Gaskraftwerke offenbar andere weiß nicht so recht, ob er sich freuen oder Programm Ende Jänner – ein Gerangel Maßstäbe als für „sonstige“ Energieerzeu- ärgern soll. Klar und deutlich werden zwischen SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer ger: Wäre der Betreiber einer Ökostrom- da überaus ambitionierte Ziele für Er- und ÖVP-Umweltminister Josef Pröll um anlage so ungeschickt, das Ökostromgesetz neuerbare Energien und Klimaschutz die Klimaagenden gab (Gusenbauer wollte falsch auszulegen und mit den Bauarbeiten festgelegt, jedoch: Konkrete Maßnahmen einen eigenen Klimaschutzbeauftragten seiner Ökostromanlage zu früh zu begin- fehlen. So soll eine Steigerung der Er- einsetzen), die ersten Taten der Regierung nen, würde ganz sicher niemand deshalb neuerbaren Energie am Gesamtenergie lassen etwaige Hoffnungen auf eine Trend- den Stichtag im Gesetz vorverlegen. verbrauch auf mindestens 25 % bis 2010 wende wie eine Seifenblase zerplatzen. In der Novelle hätten unbedingt und sogar eine Verdopplung auf 45% Noch im März zog die Regierung eine die drastischen Einschränkungen für einen bis 2020 erfolgen. rasche Abänderung des Ökostromgesetzes weiteren Ökostromausbau beseitigt werden Für den Strombereich wird eine durch. Nun wäre eine umfassende Umge- müssen, die im Mai 2006 beschlossen Erhöhung des Anteils der erneuerbaren staltung des Ökostromgesetzes zwar der wurden und bereits deutliche negative Aus- Stromerzeugung auf 80 % bis 2010 be- entscheidende Schritt zur Umsetzung der wirkungen zeigen. Konnten in den Jahren ziehungsweise auf 85 % bis 2020 ver- Regierungsziele für den Strombereich, 2003 bis 2005 zwischen 192 und 276 MW sprochen. Wie nahezu utopisch ein Ziel doch mit der Novelle wurde mehr oder jährlich und im ersten Halbjahr 2006 von 80 % bis 2010 ist, beweisen die weniger nur einem Wiener Gaskraftwerk immerhin noch 76 Anlagen mit 146 MW neuesten Zahlen: Der Anteil der Erneuer- eine Investitionsförderung gesichert. errichtet werden, wurde ab Inkrafttreten der baren Energien am Elektrizitätsverbrauch Novelle am 1. Juli 2006 keine einzige An- liegt mittlerweile nur mehr bei 57,5 %, Reine Anlassgesetzgebung? lage mehr gebaut. Für heuer sieht es nicht und dies bei stark sinkender Tendenz. Der von Kurt Eder und Karlheinz viel besser aus: Nur zehn Anlagen mit ins- 1997 betrug dieser Anteil noch 70 %, Kopf, den Energiesprechern von SPÖ und gesamt 19 MW erhielten letztes Jahr einen und die EU-Richtlinie zur Stromerzeu- ÖVP, im Parlament eingebrachte Initiativ- für die Errichtung 2007 notwendigen Ver- gung aus Erneuerbaren Energien ver- antrag zur Abänderung des Ökostromge- trag mit der neuen Förderstelle OeMAG. pflichtet Österreich zu einer Steigerung setzes plant nur in zwei Punkten Verän- auf 78 ,1% bis 2010. derungen im Gesetz: Zum einen wird da- Wird die Vernunft siegen? Neben diesen ehrgeizig formulier- mit auf neueste Judikatur des Verfassungs- Auf diese Weise gerät das EU-Ziel ten Zielen sind im Regierungsprogramm gerichtshofes reagiert, indem formale Be- von 78,1% in weite Ferne und man muss in weitere Aktivitäten vorgesehen: etwa ein stimmungen zur Erlassung von Verord- Frage stellen, wie ernst es der Regierung nationales Energieeffizienz-Aktionspro- nungen abgeändert werden sollen. mit ihrem eigenen Ziel von 80% ist. Wenn gramm, die Verbesserung der Energie- Zum anderen soll einem Gaskraft- wir dieses Ziel erreichen wollen, dann müs- intensität um 5 % bis 2010 sowie um werk in Wien eine Investitionsförderung in sen sofort alle Deckel im Ökostromgesetz 20 % bis 2020 oder die Errichtung eines der Höhe von rund 10% gesichert werden, beseitigt und langfristig klare Rahmenbe- mit 500 Mio. Euro dotierten Energie- und die wegen eines zu frühen Baubeginns des dingungen gesetzlich fixiert werden. Einen Klimaschutzfonds für Energieforschung Kraftwerks unter geltender Rechtslage für ersten Silberstreif am Horizont gibt es schon, und -entwicklung. Peilt die große Koali- diese Anlage nicht greifen würde. Das alles denn immer mehr Politiker, auch von Rot tion daher tatsächlich eine Kehrtwende sieht nach reiner Anlassgesetzgebung aus, und Schwarz, sprechen sich für eine kriti- im Energiebereich an? von einer umfassenden Novelle, gemessen sche Evaluierung des Ökostromgesetzes aus. 03
Aktuelles IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Foto: Greenpeace / Reynears Schlechtes EU-Zeugnis für Österreichs Ökostrompolitik Anfang Jänner präsentierte die EU-Kommission ihre Vorstellungen von der Energiezukunft Europas. In einem eigenen Bericht, der die Politik der Mitgliedstaaten in Hinblick auf Maßnahmen zur Anhebung der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien untersucht, gibt es schlechte Noten für Österreich. Am 10. Jänner dieses Jahres bar schlechtes Zeugnis aus. Die EU-Richt- So ist zum Beispiel darin zu lesen: „In präsentierte die EU-Kommission ihr lang linie zur Stromerzeugung aus Erneuerba- den letzten Jahren war eine beträchtliche erwartetes Energiepaket – ein Konglomerat ren Energiequellen (Renewable Energy Zunahme der Kapazitäten im Windkraft- aus 17 Berichten mit mehreren hundert Sources – RES) verlangt, dass Österreich und im Biomassesektor zu verzeichnen, Seiten Umfang. Ziel dieses Vorschlags ist den RES-Anteil von 70% im Jahr 1997 da die Einspeisetarife gut waren. Aller- es, die grundlegenden Weichen für die auf 78,1% im Jahr 2010 steigert. Stattdes- dings sind die Investitionsbedingungen Energiepolitik der EU bis 2020 zu stellen. sen ist dieser Anteil mittlerweile auf er- aufgrund einer neuen Förderregelung der- Da in Europa bis dahin weit mehr als hun- schreckende 57,5% zurückgefallen, wie zeit schlecht, weshalb die Entwicklung der dert Gigawatt Kraftwerksleistung wegen die Kommission in ihrem jüngsten Bericht RES-Stromproduktion zurzeit stagniert.“ Überalterung ersetzt werden müssen, ist es rügt. Darin lässt die Kommission kein Aber es bleibt nicht allein bei den dringend erforderlich, dass klar gemacht gutes Haar am oftmals fälschlich als Öko- miesen Noten, die letztendlich die verant- wird, welche Energiequellen zum Einsatz Musterschüler bejubelten Österreich. wortlichen Politiker bekommen, die so kommen sollen. gerne davon reden, „ihre Hausaufgaben Die Kommission behandelt in ihrem gemacht zu haben“. Die EU-Kommission Energiepaket auch Fragen der Klimapolitik, Das Energiepaket hat bereits ein Vertragsverletzungsverfahren der Technologieförderung und der Erneuer- der EU-Kommission gegen Österreich eingeleitet, das bei einer baren Energien. Eine eigene Renewable Verurteilung zu empfindlichen Bußzahlun- Energy Roadmap fordert ein verbindliches > 20 % Erneuerbare Energie bis zum gen führen kann. Gesamtziel von 20% Erneuerbare Energien Jahr 2020. Es handelt sich dabei um am Gesamtenergieverbrauch 2020. Dane- ein Gesamtziel für die Bereiche Verbindliche Ziele für Erneuerbare ben öffnet die Kommission jedoch wieder Elektrizität, Treibstoffe, Heizen und In ihrem Fahrplan für Erneuerbare verstärkt der Atomenergie und den fossilen Kühlen. Nur für die Treibstoffe ist ein Energien (Roadmap for Renewable Ener- Energien die Tür – unter dem Deckmantel eigenes Ziel von 10 % Biotreibstoffe gies) schlägt die Kommission ein verpflich- von Klimaschutz und CO2-freier Kohle. bis 2020 vorgesehen. tendes Ziel von 20% Erneuerbarer Energie > Reduktion der Treibhausgas- im Jahr 2020 vor. Es handelt sich dabei Empfindliche Rüge für Österreich emissionen um 20 % bis 2020. um ein Gesamtziel für die Bereiche Elektri- Die Erneuerbare-Energien-Richt- Nur wenn auch andere Industrie- zität, Treibstoffe, Heizen und Kühlen, nur linie sieht vor, dass die Kommission die staaten mitziehen, wird ein Ziel von für die Treibstoffe ist ein eigenes Ziel von Maßnahmen der Mitgliedstaaten zur Ziel- minus 30 % angestrebt. 10% Biotreibstoffe bis 2020 vorgesehen. erreichung überwacht und darüber berich- > 20 % der Energie bis 2020 durch ver- „Dieses Ziel ist nicht ehrgeizig genug“, tet. In einem eigenen Bericht, der den Fort- besserte Energieeffizienz einsparen. bemängelt Dörte Fouquet, Direktorin des schritt beim Ausbau der Stromerzeugung > Ein Aktionsplan Energietechnologie europäischen Ökostromerzeuger-Verbandes aus Erneuerbaren Energiequellen beschreibt, soll geschaffen werden. EREF. „Wir brauchen ein Ziel von 25% 04 stellt die Kommission Österreich ein denk- Erneuerbare Energien im Jahr 2020, wofür
Aktuelles IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Foto: Greenpeace / Reynears sich auch das Europäische Parlament be- reits zwei Mal ausgesprochen hat. Außer- dem ist es von entscheidender Bedeutung, zusätzlich zu einem Gesamtziel auch ver- bindliche sektorale Ziele festzulegen, und zwar nicht nur für Biotreibstoffe, sondern auch für die Bereiche Elektrizität sowie Heizen und Kühlen.“ So sieht dies auch die Europa-Parlamentarierin Mechthild Rothe: „Verbindliche Ziele wären sicher gut, aber die reichen nicht aus. Wir werden das Ge- samtziel nicht erreichen, wenn wir keine Sektorziele setzen. Beides gehört unbe- dingt zusammen.“ Tatsache ist: Die bestehenden EU- Richtlinien für die Stromproduktion aus Als unübersehbaren Gegenentwurf zu der gefährlichen, hoch subventionierten Atomenergie bringt dieser Greenpeace-Aktivist ein Windradmodell vor einem Atommeiler in Stellung. Erneuerbaren Energien sowie für Biotreib- stoffe haben sich bisher bewährt, weil sie halfen, sichere Rahmenbedingungen für erzeugen: Das freigesetzte CO2 soll mittels Auch Greenpeace kritisiert die Investoren zu schaffen. Diese beiden Richt- CCS(carbon capture and storage = Kohlen- Pläne für die Europäische Energiepolitik linien sollten beibehalten und adaptiert stoffverpressung) der Atmosphäre entzogen bis 2020 als „unzureichend und zu un- werden (nämlich mit verpflichtenden und gespeichert werden. Dadurch drohen spezifisch“. Besonders stößt den Umwelt- Zielen bis 2020 versehen), und darüberhin- jedoch die Stromerzeugungskosten um 1 schützern auf, dass auf das wichtige aus durch eine eigene Wärme-Richtlinie bis 2 Cent pro Kilowattstunde zu steigen – Instrument einer CO2-Besteuerung gänz- mit eigenem Ziel für 2020 ergänzt werden. Geld das für den Ausbau Erneuerbarer lich verzichtet wird. „Die EU-Energie- Deutlich stärker als ein Gesamtziel sind Energien verwendet werden sollte! politik spiegelt das aktuelle Kräfteverhält- verbindliche sektorale Ziele geeignet, nis in Brüssel wieder: Sogar beim Klima- das Vertrauen von Investoren anzuziehen Mehr Energieeffizienz gefordert schutz soll die Atom- und Kohlelobby be- und zu schützen. Verbunden mit ambitionierten, dient werden!“, bemängelt Greenpeace- verbindlichen Zielen für Erneuerbare Energieexperte Jurrien Westerhof. Gefährliche Neubewertung Energien müssen Energieeffizienzmaß- Besorgniserregend ist die von der nahmen einhergehen. Hier setzt die Beim EU-Gipfel Anfang März in Kommission angestrebte „Neubewertung“ Kommission mit der Forderung nach Brüssel wurde das Energiepaket der der Atomenergie. Eine Technologie, die einer Reduktion des Energieverbrauches EU-Kommission im Wesentlichen - nach so viel Forschungsaufwand immer um 20% einen ersten Schritt. bestätigt und rechtlich verbindlich noch so unsicher ist und unzählige Fragen In einer eigenen Mitteilung zur beschlossen. Über die konkreten ungelöst lässt, sollte keinesfalls weiter Klimapolitik schlägt die Kommission vor, Ziele für die einzelnen Mitglied- unterstützt werden. Ähnlich bewerten wir die Treibhausgasemissionen bis 2020 um staaten wird es noch harte Verhand- auch die Anstrengungen, Stromerzeugung 20% zu senken. Nur wenn andere Indus- lungen geben. Als Verdienst darf aus Kohle als „clean coal“ schönzufärben triestaaten mitziehen, wird ein Ziel von sich Kanzer Gusenbauer anrechnen und zu propagieren. Laut Energie-Plan ver- minus 30% angestrebt. Dies rief die Kritik lassen, dass die Atomenegie nicht in langt die EU-Kommission, dass im Jahr zahlreicher Umweltorganisationen herbei, die Ziele für Erneuerbare Energien 2020 nur noch Kohlekraftwerke gebaut die ein Ziel von minus 30% unabhängig einbezogen wird. werden dürfen, die CO2-neutralen Strom vom Engagement anderer Staaten fordern.
Rückblick 2006 IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Wenn ein verrücktes Windjahr gerade mal sechs Monate hat Im ersten Halbjahr 2006 wurden in Österreich 76 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 145,6 MW neu errichtet. Im zweiten Halbjahr kein einziges! Doch sollten die gesetzlichen Rahmenbedingungen irgendwann wieder einen Windkraftausbau zulassen, wird der Neustart ziemlich teuer werden. Genaugenommen war 2006 beweist das Argument, dass die Wind- Fast nur Enercon-Anlagen errichtet ein absolutes Rekordjahr für die österrei- branche in der Lage ist, große Kapazi- Erstaunliches Phänomen: 9 von 10 chische Windindustrie. Denn rechnet man täten schnell ans Netz zu bringen. errichteten Anlagen kamen von Enercon. die im ersten Halbjahr neu errichteten Denn in diesem ersten Halbjahr Nur im WEB-Windpark Auersthal wurden 145,6 MW auf ein ganzes Jahr hoch, dann 2006 wurden in Österreich 76 Windkraft- Vestas V90 aufgestellt. Fritz Herzog, Ge- hätte diese Leistung sogar die 276 MW aus anlagen mit einer Gesamtleistung von schäftsführer Enercon Österreich, sieht dem Rekordjahr 2003 übertroffen. Dass 145,6 MW neu errichtet. Die Gesamt- dieses Ergebnis jedoch differenziert: und warum es dazu nicht kam, ist bekannt. kapazität beträgt nun 964,5 MW (607 „Man muss 2005 und 2006 zusammen Die praxisferne Novelle zur Ökostromver- Anlagen). Das Regelarbeitsvermögen sehen. Aufgrund der großen Nachfrage ordnung aus dem Jahr 2005 hatte die öster- (die realistische durchschnittliche Jahres- haben wir ja einige Lieferungen in das Jahr reichische Windenergie unter argen Zeit- produktion) der österreichischen Wind- 2006 verschieben müssen. Aber es zeigt druck gesetzt. Neu zu errichtende Wind- kraftwerke liegt bei knapp 2 Mrd. kWh sich, dass auf dem relativ kleinen Markt kraftanlagen, die noch den alten Einspeise- (2 TWh), das ist Strom für ca. 550.000 Österreich letztendlich nur die großen tarif von 7,8 Cent/kWh erhalten wollten, Haushalte (17,5% aller österreichischen Hersteller übrigbleiben.“ Dabei geht laut mussten bis 30. Juni 2006 in Betrieb ge- Haushalte). Die meisten neuen Windkraft- Herzog auch das langfristige Konzept von nommen werden, sonst fielen sie aus der anlagen (69) gingen in Niederösterreich Enercon auf: „Früher haben die Betreiber Einspeisetarifverordnung heraus und er- ans Netz. Sieben Anlagen wurden in der über den angeblich so hohen Enercon-Preis hielten keinen geförderten Tarif. Nach Steiermark installiert. Die aktuelle Ver- geklagt. Aber die positiven Erfahrungen mit Inkrafttreten des Gesetzes am 1. Juli wurde teilung auf die einzelnen Bundesländer unseren Anlagen, die hohe Verfügbarkeit dann auch keine einzige Windkraftanlage veranschaulicht die Österreich-Karte. und die Garantiesicherheit haben den Be- mehr gebaut. Dadurch wurde die konti- treibern gezeigt, dass sich diese höhere nuierliche Entwicklung der Windkraft in Wenige, aber große Windparks Österreich, die in den letzten Jahren mit Als stärkster Investor präsentierte einem jährlichen Zubau zwischen 192 sich 2006 die evn naturkraft, die mit 38 und 276 MW sehr gut mit dem euro- Anlagen und 72,4 MW die Hälfte der neu päischen Trend mithalten konnte, vor- installierten Leistung herstellte. Mit dem läufig einmal massiv eingebremst. 40-MW-Windpark in Kettlasbrunn bei Mistelbach realisierte die evn naturkraft Große Kapazität schnell ans Netz auch das größte Einzelprojekt des Vorjah- Durch die willkürliche Festsetzung res. Mit 21 Anlagen und 42 MW konnte des ultimativen Datums 30. Juni entstand in auch die Wolkersdorfer Ökoenergie ihre der Windbranche ein ungeheurer Zeitdruck. Gesamtleistung deutlich ausbauen. Die Die am 12. August 2005 beschlossene No- WEB Windenergie beschränkte ihre Öster- velle ließ Betreibern und Entwicklern näm- reich-Aktivitäten auf 10 neue Anlagen lich nicht einmal ein Jahr Zeit, alle geneh- mit 20 MW im Windpark Auersthal. migten Projekte fertigzustellen. Dass alle Auch in der Steiermark gab es ein geplanten Windparks rechtzeitig vor Ende kräftiges Lebenszeichen der Windkraft. Juni 2006 ihren Betrieb aufnehmen konn- Vor allem der Windpark Moschkogel der ten, zeigt nur einmal mehr die enorme Mürzzuschlager Viktor Kaplan Akademie Leistungsfähigkeit der Projektentwickler, auf einem hochalpinen Standort am Stuhl- Hersteller und Zulieferunternehmen und eck erwies sich als echtes Vorzeigeprojekt. 06
Rückblick 2006 IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Niederösterreich Osterreich gesamt 607 Anlagen | 964,5 MW | 100 % 333 Anlagen 511,7 MW Oberösterreich 53,1 % 23 Anlagen Wien 26,4 MW 12 Anlagen 2,7 % 8,4 MW 0,9 % Steiermark Vorarl- 32 Anlagen Salzburg 48,31 MW Burgenland berg Tirol 5% 206 Anlagen 369,2 MW 38,3 % Kärnten Steininger den laufenden Betrieb der 1 Anlage 0,5 MW Windparks weiter optimieren, in die Aus- 0,1 % bildung der Servicemitarbeiter investieren und sich auch nach Standorten im Ausland Windkraft in Österreich 2006 umschauen, wo die Bedingungen schon meist besser sind. Anfangsinvestition über die Laufzeit einer Baustopp in Österreich könnte laut Herzog Und mit seinem über die Wind- Anlage wieder bezahlt macht. Deswegen sogar noch längerfristige Auswirkungen szene hinaus gerichteten energiepolitischen werden wir auch von vielen EVUs als haben: „Die weltweit steigende Nachfrage Weitblick sieht Steininger, der nach wie Lieferant bevorzugt.“ nach Windkraftanlagen hat ja schon in den vor eine kleine Landwirtschaft im Neben- Für 2007 und danach muss sich vergangenen Jahren zu Lieferengpässen erwerb betreibt, noch ganz andere Pro- aber auch Enercon neu orientieren, wie geführt. Sollte sich Österreich dann wieder bleme auf uns zukommen: „Weil Um- Herzog weiß: „2007 wird ja nun das abso- entschließen, Windräder aufstellen zu wol- weltminister Pröll immer so von Biosprit lute Stillhaltejahr in Österreich, was die len, wird man mit Vorlaufzeiten von min- schwärmt: Wenn jetzt die Ethanolpro- Windkraft anlangt. Wir werden maximal destens zwei Jahren konfrontiert sein, weil duktion in Europa und den USA ange- drei neue Anlagen errichten. Und auch die Auftragsbücher der Hersteller schon kurbelt wird, wird am Weltmarkt die so voll sind.“ „Unter politischen Rahmenbedingun- „Die Menschen in den sogenannten gen auf europäischem Standard kön- Neustart nur mit großem Aufwand Dritte-Welt-Ländern, die ohnehin un- nen wir die Windkraftleistung in Obwohl immerwährender Optimist terversorgt sind, werden uns ihre Österreich bis 2015 verdreifachen. hat sich auch Martin Steininger, Geschäfts- Nahrungsmittel liefern, damit wir da- Dann kann allein die Windkraft die führer der Windkraft Simonsfeld und Ob- mit unsere Schweine füttern und um- CO2-Reduktionsziele der Klimastra- mann der IG Windkraft, auf eine Stagna- gewandelt in Biosprit unsere Autos tegie für die Energiewirtschaft ver- tionsphase eingestellt: „Wir werden natür- volltanken können. Diese Entwicklung wirklichen. Darüber hinaus löst die lich die Projektentwicklung, die ohnehin gefällt mir überhaupt nicht.“ Verdreifachung der Windkraftleistung einen langen Vorlauf hat, im Stillen wei- Martin Steininger, Obmann IG Windkraft Investitionen von 3 bis 4 Mrd. Euro terbetreiben, aber doch mit deutlich ver- aus und schafft zusätzliche 60.000 Jahresarbeitsplätze in Österreich.“ mindertem Tempo. Mit etwas Galgen- Nachfrage nach Mais, Getreide und Stefan Hantsch, Geschäftsführer IG Windkraft humor kann man sagen, dass wir zur Zeit Palmöl steigen und wir werden noch mehr dafür ohne jeglichen Zeitdruck arbeiten Nahrungsmittel aus den sogenannten können. Dafür können wir uns schon ein- Dritte-Welt-Ländern importieren. Dann 2008 wird auf Basis der derzeit geltenden mal darauf einstellen, dass wir, wenn nehmen wir den Menschen in diesen gesetzlichen Regelungen nur ein Bruchteil uns die Politik dann wieder weiterarbeiten ohnehin schon armen Ländern die von dessen möglich sein, was in den letzten lässt, aufgrund der starken Weltnachfrage ihnen produzierten Nahrungsmittel nicht Jahren gebaut wurde.“ Deswegen werden nach Windkraftanlagen mit deutlich ge- nur weg, um damit unsere Schweine zu vom Enercon-Standort Österreich aus in stiegenen Anlagenpreisen und ungünsti- füttern, sondern auch noch, um unsere der nächsten Zeit vorrangig die östlichen geren Lieferverträgen rechnen werden Autos voll zu tanken. Diese Entwicklung Nachbarländer bearbeitet werden. Der müssen.“ In der Zwischenzeit will gefällt mir überhaupt nicht.“ Foto: Prangl 07
Rückblick 2006 IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Das Windjahr 2006 Nicht gerade als Jubeljahr wird 2006 in die Annalen der österreichischen Windgeschichte eingehen. Zwei starke Monate (August und November) machen eben noch kein Windjahr aus. Verglichen mit dem langjährigen Durchschnitt war 2006 das schwächste der letzten zehn Jahre. Von Hans Winkelmeier, Energiewerkstatt Verein Eine zusammenfassende Be- Mit dem Juli war der Sommer auch angesiedelten Betreiber nicht gewillt sind, wertung des Windjahres 2006 könnte lau- schon vorbei. Ein verregneter August konn- ihre Erträge an die IGW-Statistik zu mel- ten: „Mehrmals gestartet, aber nie richtig in te noch mit moderaten Winderträgen auf- den. Da scheint die Offenheit unter den Schwung gekommen.“ Meteorologisch war warten, im September und Oktober war österreichischen Windkraftbetreibern das Windjahr begleitet von einem „Jahres- die Windlage dann wieder katastrophal. (von erfreulichen Ausnahmen abgesehen) zeiten-Mischmasch“ mit ziemlichen Wet- Im vierten Quartal konnte durch den her- umgekehrt proportional zur Höhe der er- terkapriolen: Riesige Schneemassen in den ausragenden November mit spezifischen wirtschaftbaren Erträge eines Standortes Monaten Jänner und Februar wurden ge- Erträgen zwischen 60 und 100 kWh/m3 zu sein. folgt von Stürmen und viel Wasser von zwar wieder etwas aufgeholt werden, Das mit 861 kWh/m3 um etwa 11% März bis Anfang Mai. Der äußerst wind- doch dann besiegelte schließlich der unterdurchschnittliche Ergebnis in den Al- arme und heiße Juli leitete dann schon zum schwache Dezember ein deutlich unter- pen muss relativiert werden, da heuer die „Einheitssommerherbstwinter“ über. Ein durchschnittliches Windjahr 2006. Anlage Plankogel wegen technischer Stö- letzter Startversuch des Windjahres im Der jahreszeitliche Verlauf der rungen nicht in die Auswertung einbezogen November hat schließlich mit einem „Alt- Windernte stellt sich im Jahr 2006 auf- werden konnte und von den Tauernwind- weiber-Dezember“ geendet. Das Resümee: grund der andauernden Berg- und Talfahrt Anlagen nur vier Betriebsjahre vorliegen. Ein Jahr voller Fragezeichen für die Meteo- nicht sehr ausgeprägt dar. So wies z. B. Der Vergleich mit alpinen Windmessdaten rologen und „unerfüllten Hoffnungen“ für das Alpenvorland anstatt des üblichen zeigt, dass das Alpen-Ergebnis im langjäh- die Windmüller. In Summe lag das Wind- 1:2-Verhältnisses von Sommer zu Winter rigen Vergleich sogar 15 bis 20% unter jahr 2006 in allen Regionen deutlich unter im Jahr 2006 ein merkwürdiges Verhält- dem Durchschnitt gelegen sein könnte. dem Durchschnitt, wobei diesmal beson- nis von 44,3 zu 55,7% auf. ders die Ostregion und die Alpen zu leiden Windindex in Deutschland im Vergleich hatten. Das Alpenvorland hat offensichtlich Ein Ausreißer im Schwachwindjahr mit den Ergebnissen einzelner von den Westströmungen profitiert, die Die spezifischen Erträge in den Re- Windkraftanlagen in Österreich die oftmaligen Wetterumschwünge be- gionen liegen einheitlich unter dem Durch- Das Internationale Wirtschafts- gleitet haben. schnitt der letzten Jahre, vor allem die Ost- forum für Erneuerbare Energien (IWR) region hatte einen deutlichen Einbruch zu kommt in der Bewertung des Windjahres Leider ein absolutes Minusjahr verzeichnen. Kurioses Detail: Während in 2006 im 10-jährigen Vergleich zu einem Im Detail betrachtet, hat das erste der Ostregion die durchschnittlichen Erträ- ähnlichen Bild, wie wir es in Österreich Quartal im Jänner mit mäßigen spezifi- ge von 863 kWh/m3 im Jahr 2005 auf 812 vorgefunden haben. Das Küstengebiet schen Erträgen zwischen 50 und 80 kWh/m3 kWh/m3 gefallen sind, konnte die Anlage 7 Deutschlands hat ein deutlich unterdurch- begonnen, die im Vergleich mit den Re- des Windparks Petronell ein Rekordergeb- schnittliches Ergebnis erzielt, während im korderträgen des Jänners 2005 sehr er- nis einfahren und damit das Vorjahres- Binnenland, ähnlich den Ergebnissen im nüchternd waren. Während der Februar ergebnis deutlich übertreffen. Über eine österreichischen Alpenvorland, ein moderat mit viel Schneefall und wenig Wind noch Erklärung für dieses Phänomen kann nur negatives Ergebnis eingefahren wurde eine Kopie des Jänners darstellte, verbes- spekuliert werden: Es könnte sein, dass die (www.iwr.de): serten sich im März durch den Wetter- Anlagen mit größerer Nabenhöhe an der ● Küste: – 9,4% umschwung und die stärkeren West- Pforte zur Parndorfer Platte an den West- ● Binnenland: – 3,9% strömungen die Ergebnisse etwas. winden „mitgenascht“ haben, während die Die Betrachtung der langjährigen Der April stand dann am Beginn Anlagen innerhalb der Parndorfer Platte Ertragsdaten einiger ausgewählter Wind- einer Talfahrt, die mit einem windarmen und im Weinviertel nicht in den Genuss kraftanlagen in den verschiedenen Regio- und sehr heißen Juli ihren absoluten Tief- dieser Strömungen gekommen sind. nen Österreichs zeigt ein weitgehend ein- punkt erreichte. Der Juli 2006 dürfte mit Es wäre interessant, hier einen Ver- heitliches Bild mit etwa 10% unterdurch- spezifischen Erträgen zwischen 20 und 40 gleich mit den Anlagen in der Parndorfer schnittlichen Ergebnissen und der bereits kWh/m3 im Monatsranking der letzten Jah- Platte anzustellen. Leider kann diese Frage erwähnten Ausnahme der Windparks im re einen absoluten Negativrekord darstellen. nicht beantwortet werden, weil die dort westlichen Alpenvorland. Foto: Stefan Hantsch 08
Rückblick 2006 IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Spezifische Monatserträge 2006 Ostregion Mühl/Waldviertel Spezifische Monatserträge 2006 in den Regionen Alpenvorland Alpen Schwach begonnen, aber dafür dann umso stärker 120 nachgelassen hat der Jahresverlauf 2006 in den einzelnen Regionen. Im Juli erreichte die wilde Talfahrt ihren Jahrestiefpunkt. Der verregnete 100 August und vor allem der tolle November konnten noch mit überdurchschnittlichen Erträgen auf- warten, aber ein flauer Dezember beschloss 80 dann ein ebenso flaues Windjahr. kWh/m2 Foto: Scholz 60 40 20 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Spezifische Jahreserträge 2006 in den Regionen Außer im Mühlviertel, das ein Plus von 8,5% gegenüber 2005 erreichte, lagen die Mittelwerte um rund 10 % unter dem Vorjahr. Auch die Höchstwerte blieben deutlich hinter 2005 zurück. Die selbst für Windexperten Hans Winkelmeier unerklärliche Ausnahme bildete allerdings die Anlage 7 des Windparks Petronell, die ein Rekordergebnis einfahren konnte. Foto: Ökoenergie Windindex: Bewertung des Windjahres 2006 Rund 10 % unter dem langjährigen Durchschnitt lagen 2006 die Erträge der meisten Windparks (hier einige ausgewählte Standorte). Nur Eberschwang konnte sich gegenüber der Vorjahresabweichung leicht verbessern. In Summe wurde damit die Minus- abweichung von 2003 nocheinmal unterboten. Ob die beiden letzten Schwachwindjahre auch schon Auswirkungen des Klimawandels gewesen sind? Foto: Rabacher 09
International IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Europäische Windkraft wächst mit der zweiten Welle Ein neues Rekordjahr feierte die Windkraft 2006 in Europa. Mit 7.588 neu installierten MW Leistung übertraf die Branche den 2005-Spitzenwert von 6.183 MW nochmal um fast 23% und steigerte die Gesamtleistung auf 48.545 MW. Wesentlich dazu beigetragen haben auch die hinter den Pionierländern aufstrebenden Märkte. Nach wie vor ist Deutsch- aufstrebender europäischer Windländer sprunghafte Entwickung auf, verfolgen land, was die Windkraft angeht, das Maß kommt die zweite Welle so richtig ins aber seit Jahren eine kontinuierliche Politik aller Dinge. Mit 2.233 MW Zubau wurde Laufen. 2004 nahm Frankreich innerhalb des Windkraftausbaus. Gemeinsam mit den bei der Gesamtleistung die historische der EU-15 noch den elften Rang ein. Nach- Niederlanden bilden diese Länder den stark Marke von 20.000 MW überschritten. dem sie bereits 2005 mit plus 94% kräftig wachsenden Mittelbau hinter Deutschland Damit stehen knapp 28% der weltweiten zugelegt hatte, konnten die Franzosen die- und Spanien sowie dem seit Jahren stag- Windkraftleistung innerhalb der Grenzen ses Spitzenergebnis 2006 mit 810 MW nierenden Dänemark. Diese Entwicklung unseres nördlichen Nachbarn. Auch die oder plus 107% nocheinmal übertreffen. zeigt, dass überall dort, wo stabile Rahmen- zweite europäische Windgroßmacht Spa- bedingungen für Ökostromerzeuger herr- nien hat mit 1.587 MW stark zugelegt. Neues Rekordjahr in Europa schen und der Staat den Ausbau der Öko- Trotz dieses beachtlichen Zubaus sinkt Auch Portugal, das schon 2005 energien aktiv betreibt und fördert, die der Anteil beider Länder an der neu in- seine Leistung um 96% steigern konnte, Windkraft einen ansehnlichen Beitrag stallierten Windkraftleistung. Während schob sich 2006 mit 694 MW oder plus zur Stromaufbringung leisten kann. sie noch vor drei Jahren knapp 75% des 68% (prozentuell der zweitstärkste Wert Zubaus in Europa errichteten, waren es innerhalb der EU-15) in die vorderen Windkraft zieht weltweit an 2006 nur mehr 50%. Der Grund dafür Plätze der Ranking-Listen. Italien und Weltweit wuchs die Windkraftleis- liegt auf der Hand: Mit einer Reihe neu Großbritannien weisen zwar keine so tung um 15.197 MW oder 25,7% auf ins- gesamt 74.221 MW. Stark zulegen konnten wie gewohnt Deutschland und Spanien. Top 10 neu installierte Leistung Top 10 kumulierte Gesamtleistung Den stärksten Zubau verzeichneten 2006 an Windenergie 2006 in Europa an Windenergie 2006 in Europa allerdings die USA mit 2.454 MW, die auch schon 2005 das Zubau-Ranking mit MW % MW % 2.431 MW anführten. Damit tragen die Deutschland 2.233 29,0 Deutschland 20.622 42,5 USA ihrem Ziel Rechnung, ihre Importab- Spanien 1 .587 20,6 Spanien 1 1 .615 23,9 hängigkeit in Sachen Energie zu reduzie- Frankreich 810 10,5 Dänemark 3.136 6,5 ren. Auch die sogenannten Schwellenländer Portugal 694 9,0 .Italien 2.1 23 4,4 Indien und China haben kräftig aufge- Großbritannien 634 8,2 Großbritannien 1 .963 4,0 stockt. China hat seine Leistung im vergan- genen Jahr mit zusätzlichen 1.347 MW Italien 417 5,4 Portugal 1 .716 3,5 mehr als verdoppelt und sich damit auf den Niederlande 356 4,6 Frankreich 1 .567 3,2 weltweit sechsten Platz katapultiert, was Irland 250 3,2 Niederlande 1.560 3,2 die Gesamtleistung anlangt. Dieses Wachs- Griechenland 1 73 2,2 Österreich 965 2,0 tum wird aufgrund der aktuellen Gesetzge- Österreich 146 1 ,9 Griechenland 746 1 ,5 bung weitergehen, für 2007 werden erneut Top 10 7.300 94,7 Top 10 46.013 94,8 1.500 MW Zubau erwartet. In Schwung gebracht hat auch Kanada seine Wind- Alle anderen 408 5,3 Alle anderen 2.532 5,2 energie. Mit 776 neuen MW hat es seine Europa gesamt 7.708 100,0 Europa gesamt 48.545 100,0 Gesamtleistung auf 1.459 MW mehr als verdoppelt. Doch das ist nur ein erster Top 10 neu installierte Leistung Top 10 kumulierte Gesamtleistung Vorgeschmack. Ambitioniertes Ziel an Windenergie 2006 weltweit an Windenergie 2006 weltweit der Regierung: bis 2015 mindestens 10.000 MW zu erreichen. MW % MW % Warum weltweit (vielleicht mit USA 2.454 16,1. Deutschland 20.622 27,8 Ausnahme Österreichs) die Windenergie Deutschland 2.233 14,7 Spanien 1 1 .615 15,6 immer stärker forciert wird, begründet Indien 1 .840 12,1. USA 1 1 .603 15,6 Arthouros Zervos, Präsident des GWEC Spanien 1 .587 10,4 Indien 6.270 8,4 (Global Wind Energy Council): „In einer Zeit, in der die Sicherheit der Energie- China 1 .347 8,9 Dänemark 3.136 4,2 versorgung und Maßnahmen gegen den Frankreich 810 5,3 China 2.604 3,5 Klimawandel auf der politischen Agenda Kanada 776 5, 1. .Italien 2.1 23 2,9 aller Regierungen ganz oben stehen, ist Portugal 694 4,6 Großbritannien 1 .963 2,6 die Windenergie zu einer Hauptenergie- Großbritannien 634 4,2 Portugal 1 .716 2,3 quelle geworden. Windenergie ist sauber Frankreich 1 .567 2, 1. und CO2-frei, und das macht sie zu einer Italien 417 2,7 Top 10 12.792 84,2 Top 10 63.219 85,2 überaus attraktiven Antwort auf die aktu- ellen Herausforderungen der globalen Alle anderen 2.405 15,8 Alle anderen 1 1 .002 14,8 Energiepolitik.“ Welt gesamt 15.197 100,0 Welt gesamt 74.221 100,0 10
International IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Ende 2006 in Europa 2003 in Europa installierte installierteWindkraftleistung Windkraftleistung EU- 15: 47.644 MW EU-25: 48.027 MW Andere Länder: 518 MW Europa gesamt: 48.545 MW FIN 86 N 314 FARÖER INSELN 4 S 572 EST 32 IRL 745 LV 27 DK 3.1 36 LT 56 GB 1.963 NL 1.560 PL 153 B 193 D 20.622 L 35 CZ 50 UA 86 SK 5 F 1.567 CH 12 A 965 H 61 SLO 0 RO 3 HR 17 P 1.716 I 2.123 E 11.615 BG 32 TR 51 GR 746 MALTA 0 CY 0 Quelle: EWEA (www.ewea.org), Grafik: IGW Ja, ich möchte die energiepolitische Arbeit der IG Windkraft unterstützen und erkläre hiermit meinen Beitritt zum Verein. Titel, Vorname, Zuname Beruf Organisation, Firma (bei Firmenmitgliedern) PLZ, Straße, Ort Tel, Fax, E-Mail Ich wähle folgende Mitgliedschaft: Die Mitgliedschaft beinhaltet die Vereinszeitschrift Windenergie (4x jährlich) { Personenmitgliedschaft (30 €) und Windenergie-Intern (ca. 4x jährlich Kurznews). { Personenmitgliedschaft Zusätzlich bieten wir unseren Mitgliedern stark vergünstigte Abos von internationalen IGW Oberösterreich (30 €) Windenergiemagazinen (Aboinformationen und unverbindliche Probeexemplare { Studentenmitgliedschaft (15 €) nach der Anmeldung): { Firmenmitgliedschaft: ● Neue Energie, Monatsmagazin des deutschen Bundesverbandes Windenergie (85 €) Mindestbetrag 150 €; ● Erneuerbare Energien, deutsche Monats-Fachzeitschrift für Wind- für WK-Betreiberfirmen: und Sonnenenergie (inkl. Anlagenmarkt-Übersicht) (45 €) 0,25 € / kW pro Jahr; ● Wind Directions, Magazin des Europäischen Windenergieverbandes EWEA, 1 € / kW 1x bei Neuinstallation 6x jährlich, in Englisch (30 €) { IGW Firmenbeiratsmitgliedschaft Anmeldung bitte einsenden oder faxen an: IG Windkraft, Wienerstr. 22, (Sockelbetrag 600 € excl. MwSt.) 3100 St.Pölten, Tel.: 02742 / 21955, Fax: 02742 / 21955-5 Ort, Datum, Unterschrift
Porträt IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Windkraftpionier Hehenberger trinkt geduldig grünen Tee Der gebürtige Oberösterreicher und gelernte Maschinenbau-Ingenieur Gerald Hehenberger hat die kleine Windtechnologie-Schmiede Windtec in nur knapp zehn Jahren zu einem weltweit gefragten Anbieter von innovativen Bauteilen und maßgeschneiderten Gesamtkonzepten für Windkraftanlagen gemacht. Mit einem enormen Schlaf- totyp einer 1,5-MW-Anlage mit variabler wird in China eine FL 1500 pro Tag er- defizit kommt Gerald Hehenberger regel- Drehzahl und Pitch-Regelung. 2000 ver- zeugt, aber schon bald werden es zwei mäßig von seinen Geschäftsreisen aus kaufte Hehenberger seine Windtec an die pro Tag sein.“ China zurück. „Dort wird von acht Uhr deutsche Pfleiderer-Gruppe, und in den Für heuer steht dem Unternehmen früh bis spät in die Nacht hinein verhan- Folgejahren fungierte Windtec als For- ein enormer Wachstumssprung ins Haus. delt, und das sieben Tage die Woche. Bei schungs- und Entwicklungsabteilung für „Wir haben nun seit einigen Jahren auch meinem letzten Besuch hatten wir am letz- die Pfleiderer-Tochter Wind Energy. Nach Kunden in China, Japan und Korea. Und ten Tag sogar einen 24-Stunden-Verhand- dem Ausstieg von Pfleiderer aus dem nachdem jetzt der chinesische Markt an- lungsmarathon bis acht Uhr in der Früh, ich Windgeschäft kaufte Hehenberger 2004 gesprungen ist, müssen wir auch unsere kam gerade noch rechtzeitig ins Hotel, um Windtec kurzerhand wieder zurück und Kapazitäten dementsprechend ausweiten. meinen Koffer zu packen, zum Flughafen verlegte sich darauf, das erworbene Know- 2007 werden wir die Steuerungstechnik für zu sausen und um zehn Uhr meine Maschi- how anderen Herstellern von Windkraft- 800 Windkraftanlagen nach China liefern.“ ne zu erreichen“, hat sich Hehenberger anlagen zur Verfügung zu stellen. Erst kürzlich erhielt der chinesische mittlerweile an den chinesischen Arbeits- Windtec-Partner Dalian-Sinovel, der größte eifer gewöhnt. „Dort wird ja jedes Detail Wenn der Markt anspringt Fuhrländer-Lizenznehmer in China, den endlos lang verhandelt, das erfordert schon „Wir betreiben im wesentlichen drei Auftrag, den neu zu errichtenden, in der viel Geduld. Dafür gibt´s immer jede Geschäftsbereiche“, umreißt Hehenberger Inneren Mongolei gelegenen 300-MW- Menge grünen Tee.“ die Windtec-Aktivitäten. „Auf Wunsch Windpark Huitengliang mit FL 1500 aus- zustatten. Huitengliang ist einer von vier Mega-Windparks, die im Zuge einer 1.000- Der gebürtige Oberösterreicher Gerald MW-Ausschreibung vergeben wurden. Hehenberger entwickelt in Kärnten Windkraftanlagen, die er gemeinsam mit amerikanischen Wechselrichtern Lieferant wird zum Eigentümer nach China verkauft. Das macht auch den jüngsten Coup des gewieften Unternehmers verständlich. Ende November 2006 verkaufte Hehenber- ger die Windtec samt 27 weltweiten Paten- ten an das US-Technologieunternehmen American Superconductor Corporation (AMSC). „AMSC war schon bisher unser Hauptlieferant für Wechselrichter, dem Kernstück unserer Anlagen. AMSC ist ja bereits weltweiter Marktführer im Bereich der Hochtemperatur-Supraleiter (HTS), die Foto: Stefan Hantsch aus einer speziellen keramischen Masse hergestellt werden. Elektrische Motore und Generatoren, die auf dieser HTS-Techno- logie basieren, sind herkömmlichen Bau- teilen auf Basis von Kupferleitungen an Leistung und Wirkungsgrad haushoch Ein Mann der ersten Stunde entwickeln wir Anlagen für Hersteller, aber überlegen“, schwärmt Hehenberger. „Auch Seit 1986 bastelt der gebürtige wir entwickeln auch eigene Anlagen, die auf der Netzseite hat AMSC mit D-VAR- Oberösterreicher Gerald Hehenberger an wir dann in Lizenz vergeben. Außerdem Systemen ein starkes Asset. Der große der Entwicklung von Windkraftanlagen. sind wir weltweit der einzige Anbieter für Vorteil solcher D-VAR-Systeme liegt in Nach seinem Maschinenbaustudium in komplette elektrische Systeme für Wind- der schnellen Verfügbarkeit elektrischer Graz heuerte er bei der Villacher Firma kraftanlagen.“ Blindleistung, die innerhalb von Milli- Villas, heute in den RHI-Konzern inte- Als Auftragszugpferd dient vor sekunden bereitgestellt werden kann. griert, an, die sich damals neben ihrem allem die für den deutschen Hersteller Dadurch können Spannungsschwan- Hauptgeschäft mit Bitumendichtsystemen Fuhrländer von Windtec selbst entwickelte kungen reduziert und elektrische Ver- gerade für die Windkraft zu interessieren 1,5-MW-Maschine FL 1500. Für diesen sorgungsnetze stabilisiert werden.“ begann. Während es den Villas-Managern, Anlagentyp vergibt Fuhrländer in großem die sich durch den kalifornischen „Wind- Stil Lizenzen, in der Folge liefert Windtec Starker Support vom Stammhaus rush“ der 80er Jahre inspirieren hatten an die Lizenznehmer Komponenten und Durch den Puffer der AMSC- lassen, letztlich an der Windkraft-Vision Support. „Unseren chinesischen Partnern Ressourcen können die Windtec-Aktivi- mangelte, blieb Hehenberger am Ball. ist es wichtig, die Wertschöpfung im eige- täten überhaupt erst in vollem Umfang in 1995 gründete er unter dem Namen nen Land zu erzielen. Da wir selbst nur Gang gesetzt werden, sieht sich Gerald Windtec sein eigenes Unternehmen. Bereits einen kleinen Teil der Anlage beisteuern, Hehenberger in seinem Vorgehen bestätigt: 1998 errichtete er im Burgenland den Pro- kommen wir gut ins Geschäft. Derzeit „Mit der Windtec sind wir ja Spezialisten 12 Â
Porträt IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Foto: Windtec für Entwicklung und Umsetzung von Wind- krafttechnologie. Nun bekommen wir vom AMSC-Stammhaus auch noch enormen Support durch Entwicklungs- und Ferti- gungskapazitäten im Leistungselektronik- bereich, Marketing und After-Sales-Service. Durch diesen Support ist es uns erst mög- lich, derartige Liefermengen zu bewältigen. Wir wollen ja unseren Umsatz innerhalb eines Jahres von 10 auf 25 Mio. Euro stei- gern. Darüberhinaus baut AMSC eine eige- ne China-Niederlassung auf, die uns im gesamten asiatischen Raum hilfreich sein wird, und die Niederlassung in den USA kriegen wir quasi frei Haus mitgeliefert.“ Auch der Standort in Klagenfurt wird von dieser Entwicklung profitieren, soll doch die Belegschaft von derzeit 27 Mitarbeitern auf rund 50 aufgestockt werden. Und Gerald Hehenberger selbst wird durch diesen Deal auch nicht gerade ärmer. 1,3 Mio. AMSC-Aktien erhielt er im Gegenzug für den Verkauf seiner Windtec. Als dieser im November 2006 über die Bühne ging, war dieses Aktienpaket 12,4 Für die von Windtec selbst entwickelte FL 1500 vergibt der Hersteller Fuhrländer in großem Mio. Dollar (9,4 Mio. Euro) wert. Im Fe- Stil Lizenzen und Windtec liefert dann an die Lizenznehmer die Komponenten. bruar 2007 lag der Kurs bereits bei 11,5 Dollar, was dann schon knapp 15 Mio. Dollar (11,4 Mio. Euro) ausmacht. Und Deswegen arbeiten die Windtec- dann die Anlage mit einem direkt ans wenn die Analysten der US-Technologie- Techniker unter Anleitung ihres Master- Netz gekoppelten Mittelspannungs- börse Nasdaq, an der AMSC notiert, mit minds Gerald Hehenberger ständig an Synchrongenerator ausrüsten. Wir haben ihrem mittelfristigen Kursziel von 15 technologischen Weiterentwicklungen und einen kooperativen tschechischen Dollar rechtbehalten sollten, dann würden bringen in beachtlicher Regelmäßigkeit Maschinenbauer gefunden, der dieses die 1,3 Mio. Aktien fast 20 Mio. Dollar neue intelligente Komponenten zur Markt- Getriebe für uns machen wird, und auch (14,8 Mio. Euro) repräsentieren. Kleines reife: „Mit der ‚individual pitch control’, den Prototyp der Anlage werden wir Zusatzschmankerl: Sollten die für die durch die jedes Rotorblatt einzeln geregelt dann gleich dort aufstellen.“ Windtec-Sparte bis 2010 vereinbarten werden kann, haben wir die Arbeitslasten Unternehmensziele erreicht werden, erhält für die Anlage deutlich reduzieren kön- Was Windtec am besten kann Gerald Hehenberger als Prämie nochmal nen. Unser ‚safety lock system’, durch Nach dem Verkauf der Windtec 1,3 Mio. Aktien dazu. das sich die Rotorblätter selbständig zu- an AMSC fungiert Gerald Hehenberger rückstellen, ermöglicht es uns, mit nur nun als Managing Director der Windsparte Auf der Suche nach Innovationen mehr einer Batterie die Pitch-Motoren von AMSC und ist mit der neuen Konstel- Aber Geld ist bekanntlich nicht aller drei Rotorblätter zu betreiben. Diese lation sehr zufrieden: „Durch den Support, alles. In erster Linie ist Hehenberger noch Batterie haben wir dann auch gleich aus den wir jetzt von AMSC erhalten, können immer Innovator und Entwickler geblie- der Nabe in die Gondel verlegt.“ wir uns weiterhin auf das konzentrieren, ben. Wenn er über technologische Neue- Mit Hochdruck arbeitet Windtec was wir am besten können: nämlich neue rungen spricht, glänzen seine Augen vor auch an der Entwicklung eines Differen- Entwicklungen vorantreiben und optimale, Vergnügen: „Unser großer Vorteil ist, dass tial-Getriebes: „Durch sein variables maßgeschneiderte Anlagenkonzepte wir innerhalb von Windtec alle wesent- Übersetzungsverhältnis können wir entwerfen.“ lichen Funktionen wie Steuerungs- und Foto: Windtec Regeltechnik, elektrisches System, Last- simulation und Maschinenbau im Zu- sammenspiel sehen. Da arbeitet nicht ein Spezialist getrennt vom nächsten, son- dern wir überblicken eine Anlage immer als Ganzes. Und ich habe in den zwanzig Jahren, in denen ich mich mit der Ent- wicklung von Windkraftanlagen befasse, ein sicheres Gespür dafür bekommen, was geht und was höchstwahrscheinlich nicht geht.“ Das neue Differentialgetriebe von Windtec wandelt durch ein hydraulisch gesteuertes Ausgleichsgetriebe die variable Rotor- drehzahl in eine konstante Drehzahl um, die dann über eine flexible Kupplung auf die Generatorwelle des Synchron- generators übertragen wird. 13
International IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Großbritannien auf dem Weg zur europäischen Windspitze 2006 war das absolute Rekordjahr für die britische Windindustrie. Mit 634 neuen MW wurde die Gesamt- leistung auf fast 2.000 MW gesteigert. In den Jubel mischt sich allerdings auch Sorge um die weitere Ent- wicklung. Vor allem die anstehende Reform des Zertifikatssystems beschäftigt Gegner wie Befürworter. „Was die Windbranche und wird bis 2015 auf 15,4% steigen. äußerst komplexe System soll also weiter von den Entscheidungsträgern vor allem Die Händler kommen dieser Verpfllich- verkompliziert werden. Gaynor Hartnell, braucht, sind Klarheit und Kontinuität in tung nach, indem sie entweder ROCs Stromexpertin der Renewable Energy ihrer Vorgangsweise.“ Diese Forderung von kaufen oder sich mit einer Pönalezahlung Association, hat damit wenig Freude: Philip Bowman, Chef von ScottishPower, freikaufen. „Die EU-Kommission hat aufgezeigt, dass umreißt das derzeit größte Problem der Im Schnitt der letzten Jahre lag der das RO das am wenigsten effektive, dafür britischen Windszene: Während die Regie- Preis für ein ROC bei etwa 6,7 Cent/kWh. aber kostspieligste Fördersystem für Er- rung noch immer über Änderungen und Während der Großhandelsstrompreis in neuerbare Energien ist. Und selbst wenn Adaptierungen der 2002 erlassenen Rene- den letzten Jahren stabil unter 3 Cent/kWh kein Ökostrom produziert wird, werden wables Obligation (RO), des Förderungs- lag, ist er in der letzten Zeit durch höhere schlussendlich die Konsumenten für die mechanismus auf Basis von Grünen Zertifi- Rohöl- und Gaspreise auf rund 7 Cent/kWh Pönalezahlung zur Kasse gebeten.“ katen für Erneuerbare Energien, debattiert, geschnellt. Bei Einspeisetarifsystemen Und auch Andrew Murfin von Betreiber weiß niemand so recht, was dabei heraus- fallen als Kosten für die Konsumenten Shell WindEnergy kann dem System an kommen wird. Aber die britische Regie- immer nur die Differenz zwischen Tarif sich nicht viel abgewinnen: „Mein Pro- rung hat es sich auch wirklich nicht leicht und Marktpreis an. Bei 7 Cent Marktpreis blem ist nicht die Reform des RO; mein gemacht. Im festen Glauben daran, mit wären sie bei den einzigartigen britischen Problem ist das RO.“ Grünen Zertifikaten weniger in den „sich Windverhältnissen schon lange auf null selbst regulierenden“ Markt einzugreifen gefallen. Beim britischen RO bleiben aber Vorerst Jubel über ein Rekordjahr als mit Einspeisetarifen, werden nun Refor- die Zertifikatspreise und damit die Kosten Die Diskussion um die Reform men für eine Neuordnung des RO disku- auf gleichem Niveau. Die Konsequenz: des RO beschäftigt die britische Wind- tiert, die ebensoviel Zustimmung wie Ab- Die für Ökostrom erzielten Preise sind auf branche just zu einem Zeitpunkt, da sie lehnung erfahren. Am ehesten erinnert die bis zu 15 Cent/kWh explodiert und viele gerade das produktivste und erfolgreichste Diskussion an den legendären Ausspruch Konsumenten beziehen nun (un)sinniger- Jahr feiert und alle Rekorde bricht, seit eines österreichischen Bundeskanzlers: weise gegen den Ökostrom statt gegen vor 15 Jahren der erste kommerzielle „Es ist alles sehr kompliziert.“ den Fossilstrom Stellung. Windpark ans Netz gegangen ist. Foto: npower Explodierende Ökostrompreise System wird noch komplizierter Mit 634 neu installierten MW wurde die Gemäß dem RO setzt sich der Preis Bei den anstehenden Reformen Leistung um knapp 50% erhöht, gegen- für eine Kilowattstunde (kWh) Ökostrom soll trotz dieser offensichtlichen Ineffi- über 2004 sogar verdoppelt. Es gibt einen aus dem Großhandelsstrompreis und einem zienzen (nur zur Erinnerung: der Einspei- breiten politischen Konsens, Erneuerbare handelbaren Grünen Zertifikat (Renewable setarif des europäischen Spitzenreiters Energien und dabei vor allem die Wind- Obligation Certificate – ROC) zusammen. Deutschland liegt bei 8,36 Cent/kWh, in energie zu forcieren. Bis 2010 soll der Ein ROC erhält jeder Ökostromerzeuger Österreich glaubt das Wirtschaftsministe- Ökostromanteil 10%, bis 2020 dann 20 % für jede kWh Strom, die aus erneuerbaren rium, dass 7,55 Cent/kWh ausreichen) betragen. Die Hälfte des 10 %-Ziels bis Energiequellen stammt. Das RO verpflich- am bestehenden Zertifikatssystem festge- 2010, das sind rund 6.200 MW, soll aus tet Stromhändler, einen Teil ihrer Strom- halten werden und unter anderem nur Onshore-Windenergie stammen. Bis 2020 käufe aus erneuerbaren Energiequellen zu Untergruppen für verschiedene Techno- sollen 12.500 MW onshore und 11.500 decken. Dieser Anteil beträgt zur Zeit 6,7% logien eingeführt werden. Das ohnehin MW offshore stehen. 14
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