Dazugehören - Glaube und Behinderung

 
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Dazugehören - Glaube und Behinderung
1/2020
                         Glaube

                                       und

                                                                                           Info
                         Behinderung

                                    Dazugehören
           SEITE 3                      SEITE 5–7                    SEITE 11                    SEITE 12–13

       Rückblick                  Dazugehören...             Inklusion in Peru           Behinderung predigen?
      Wochenende vom              Von einer inklusive(re)n     Einblicke in die Arbeit    Das Angebot für Gemeinden
25. – 27. Oktober in Interlaken   Gesellschaft und Kirche    von Mirjam und Jürg Hofer    von Glaube und Behinderung
Dazugehören - Glaube und Behinderung
Editorial

                                                                                                          

    Liebe Leserinnen und Leser                                                                        IN KÜRZE
    Im April 2014 hat die Schweiz die UN-Behindertenrechtskonvention unter-
    zeichnet und sich zum Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderungen
    verpflichtet. Es geht dabei nicht nur um den Zugang zu öffentlichen Gebäu-       Regula Hadorn über-
    den. Alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens sind gemeint. Nur, mit der
    Umsetzung harzt es ziemlich. Viele gute Ideen fallen dem Kantönligeist sowie     gibt die Buchhaltung
    gegenläufigen politischen Ansichten zum Opfer. Aber nicht nur die Politiker,
                                                                                     Seit 2008 hat Regula Hadorn die Buchhaltung von
    sondern alle sind gefordert, im täglichen Handeln Menschen mit Behinderun-       Glaube und Behinderung geführt. Sie hat Ein- und
    gen zu achten und ihnen den Weg zur Teilhabe in unserer Gesellschaft zu er-      Auszahlungen auf unserem Konto verbucht, einge-
    leichtern.                                                                       hende Spenden dem richtigen Fonds zugewiesen,
                                                                                     Belege nummeriert, sortiert und abgelegt und am
                                                                                     Ende des Jahres den Revisoren die vollständige
    Und wie sieht es in unseren Kirchen und Gemeinden aus? Es gibt sie zwar, die
                                                                                     Sammlung aller Dokumente picobello geordnet
    Gemeinden, in denen Menschen mit Behinderungen nicht nur willkommen              vorgelegt.
    sind, sondern auch aktiv am Gemeindeleben teilhaben und Verantwortung
    übernehmen dürfen. Es gibt aber noch zu viele Kirchen und Gemeinden, in          Für Regula ist nun die Zeit gekommen, diese Auf-
    denen Menschen mit Behinderungen kaum zu sehen sind. Manchmal liegt              gabe weiterzugeben. In einer ersten Phase hat un-
    es einfach an der fehlenden Barrierefreiheit des Gebäudes. Manchmal liegt        ser Geschäftsleiter Markus Zuberbühler die Buch-
                                                                                     haltung übernommen, bis sich zu gegebenem
    es aber auch an den Barrieren in den Köpfen. Der freie Zugang bringt wenig,
                                                                                     Zeitpunkt eine andere Lösung ergibt.
    wenn Menschen mit Behinderungen mit ihren Gaben und Fähigkeiten nicht
    willkommen sind. Aber genau das sollen wir alle sein, unabhängig von unse-       Vielen Dank Regula für dein jahrelanges Engage-
    ren Einschränkungen. Und weshalb? Weil auch Jesus auf alle Menschen – auch       ment zu Gunsten von GuB. Du hast im Hintergrund
    jene am Rande der Gesellschaft – zugegangen ist und sie eingeladen hat, am       treu deine Aufgabe erfüllt und damit zum Funktio-
                                                                                     nieren unseres Vereins beigetragen. Wir wünschen
    Reich Gottes teilzuhaben wie alle anderen auch. Paulus hat die Gemeinde als
                                                                                     dir Gottes Segen über all deinen künftigen Wegen.
    Leib beschrieben, der aus verschiedenen Teilen besteht, und jeder dieser Teile
    hat seinen Platz und seine Aufgabe. Deshalb: Einer Gemeinde ohne Menschen
    mit Behinderungen fehlt etwas.

    Möchten Sie das Thema Inklusion in Ihrer Kirche oder Gemeinde auf die Trak-
    tandenliste setzen? Nehmen Sie mit uns Kontakt auf! Wir helfen Ihnen gerne.

    Susanne Furrer

2   Glaube und Behinderung | Info 1/2020
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                             Ein Familientreffen
                             der besonderen Art
     Wochenende vom 25. bis 27. Oktober 2019 in Interlaken
                                                     VON MARKUS ZUBERBÜHLER

Nachdem die letzten Gäste sich verab-         am diesjährigen Familientreffen war, dass      besonders schätzten. Es waren perfekt
schiedet haben, sitzt ein kleines Grüpp-      wir uns von unserem langjährigen Ge-           organisierte Fachtagungen, gemeinsame
chen des OKs vor dem Hotel Artos bei          schäftsleiter Andreas Zimmermann und           Zugfahrten, seine Überlegtheit bis hin zu
einem Kaffee und lässt das Wochenende         von Brigitte Kämpf, die über viele Jahre die   Weisheit bei anstehenden Entscheidun-
Revue passieren. Diese Tradition heisst bei   Administration von GuB sichergestellt hat,     gen oder auch die immer wieder neuen
Glaube und Behinderung «Abkäfele» und         verabschieden mussten. Mit persönlichen        und ermutigenden Grussformeln in den
gehört zu jedem Anlass wie der Donner         Worten drückten alle Vorstandsmitglieder       Mails. Mit einem Gutschein für einen
zum Blitz. Zufrieden blicken die Verant-      aus, was sie an Andreas Zimmermann             Grillkurs und einer von unserer Präsiden-
wortlichen auf die vergangenen zwei Tage                                                               tin Susanne Furrer bestickten
und stellen fest, dass das Wochenende                                                                  Kochschürze sagten wir unserem
wiederum für alle Geschmäcker und Be-                                                                  Geschäftsleiter Adieu. Und Brigitte
dürfnisse etwas zu bieten hatte.                                                                       Kämpf darf sich mit ihrem Partner
                                                                                                       den Wunsch nach einem Brunch
Verabschiedung von Andreas                                                                             auf dem Schilthorn erfüllen. Vie-
Zimmermann und Brigitte Kämpf                                                                          len herzlichen Dank euch beiden
Einige der Teilnehmenden kommen                                                                                         für die engagierte
schon seit Jahren im Herbst nach Interla-                                                                               und treue Arbeit
ken und freuen sich in erster Linie an der                                                                              für Glaube und
Gemeinschaft mit Freunden. Nachfragen,                                                                                  Behinderung.
Geschichten erzählen, spielen, lädele in
Interlaken oder auch nur zusammen in der
Sonne sitzen und einen Kaffee geniessen.
So ist das GuB-Wochenende immer auch
eine Art Familientreffen. Das Besondere    Verabschiedung von                                                          ... und von
                                              Andreas Zimmermann ...                                                   Brigitte Kämpf
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                                                                                                                     Der immer wieder beliebte Büchertisch

                                                                                                                     Engagierter Input von Peter Henning

                                                                                                                   Unsere geniale Lobpreisband

                                                                                      Geselliges Beisammensein

                Stärkung durch Lobpreis und Predigt            annehmen kann und mit mir im Frieden           schliesslich die Beziehung zu mir selbst.
                Neben dem Geselligen bieten die Week-          bin, kann ich auch andere lieben und           Diese drei bilden eine Einheit bzw. Trinität,
                ends von GuB immer auch die Gelegen-           annehmen. In den anschliessenden Ge-           die wie bei einem dreibeinigen Stuhl erst
                heit, durch Inputs, den gemeinsamen            sprächsgruppen wurde über das Gehörte          einen stabilen Halt ermöglicht.
                Gottesdienst und durch Lobpreiszeiten im       ausgetauscht und das Thema mit persön-
                Glauben gestärkt und ermutigt zu wer-          lichen Erfahrungen bereichert. Am Bü-          Für den gewohnt genussvollen und be-
                den. Dieses Jahr lautete das Thema «Du         chertisch hielt Ruth Bai passende Lektüre,     haglichen Rahmen sorgte einmal mehr
                und ich». Peter Henning, unser Referent        Karten und schöne Kalender bereit. Und         die Crew vom Hotel Artos. Die Gastfreund-
                am Samstagnachmittag, fokussierte in           den Kitt zwischen und in den gemeinsa-         schaft und Freundlichkeit des Personals,
                seinem engagiert vorgetragenen Input           men Zeiten bildete unser routiniertes Lob-     die ideale Infrastruktur und nicht zuletzt
                unsere eigene Pluralität, wie er das nannte.   preisteam mit einer rundum passenden           das wunderbare Essen machen den Auf-
                Als Abbild von Gott, der ja selbst aus drei    Auswahl von Liedern.                           enthalt im Artos immer wieder zu einer
                Personen (Vater, Sohn und Heiliger Geist)                                                     Oase der Erholung.
                besteht, sind auch wir immer als Mehrzahl      In seiner (vorläufig) letzten GuB-Predigt
                zu verstehen (Körper, Seele, Geist und         am Sonntag öffnete Andreas Zimmer-             Mit dankbarem Herzen wird also auch der
                Herz). Zu Beginn gehe es darum, dass wir       mann den Fächer und beleuchtete die            letzte Kaffee auf der Terrasse ausgetrun-
                gemäss dem höchsten Gebot nicht nur            drei Varianten von «Du und ich». Da ist ein-   ken, während bereits die ersten Pläne für
                Gott und den Nächsten, sondern auch            mal die Beziehung zu Gott, die Beziehung       das Wochenende vom 23. bis 25. Oktober
                uns selbst lieben. Wenn ich mich selbst        zum Nächsten bzw. Mitmenschen und              2020 geschmiedet werden.

            4   Glaube und Behinderung | Info 1/2020
Dazugehören - Glaube und Behinderung
GEISTLICHER INPUT
  Dazugehören – von einer inklusi-
   ve(re)n Gesellschaft und Kirche
                                                       VON DR. OLIVER MERZ

Es war im Jahr 1998, an einem trüben       bar! Ich war sehr erleichtert! Kurze Zeit      Schweiz ist von Inklusion noch relativ we-
Herbsttag. Ich hatte einen Termin bei      später trat ich meine erste Stelle als Pfar-   nig die Rede, in aller Munde ist dagegen
Prof. Dr. Jürg Kesselring, einem ausgewie- rer an. Inzwischen lebe ich seit 30 Jah-       das Wort Integration. Entsprechend ent-
senen Schweizer Neurologen. Ich stand      ren mit MS und arbeitete trotzdem fast         gegnen mir Gesprächspartnerinnen und
vor dem Abschluss meines theologischen 20 Jahre voll- oder teilzeitlich als Pfarrer.      -partner hierzulande nicht selten «Inklu...
Grundstudiums. Die Seminarleitung und Seitdem ich 2015 doktoriert habe, kon-              was?», wenn ich das Thema anspreche.
der Kirchenverband thematisierten die      zentriere ich mich zunehmend auf For-          Die Unterscheidung von Inklusion und In-
Frage, ob ich trotz mei-                                    schungs- und Bildungs-        tegration ist im deutschsprachigen Raum
ner Krankheit Multi-          «Es ist normal,               aufgaben.                     noch nicht abgeschlossen.
ple Sklerose (MS), einer
chronischen neurologi-
                              verschieden zu sein. Das Thema Inklusion ist                Inklu... was? – auf dem Weg zu
schen Erkrankung des          Es gibt keine Norm            für mich nicht nur For-       einer inklusiveren Gesellschaft
zentralen Nervensys-          für das Menschsein.» schungs- und Lehrge-                   Der ehemalige deutsche Bundespräsi-
tems, für den Pfarrberuf Richard von Weizsäcker             genstand. Ich verbinde        dent, Richard von Weizsäcker, sagte 1993
geeignet und tragbar                                        damit eine tägliche Er-       in einer denkwürdigen Rede zur Inklusion
sei. Meine berufliche Zukunft stand also   fahrung und mitunter eine grosse He-           von Menschen mit Beeinträchtigung in
auf dem Spiel. Wie würde der Spezialist    rausforderung. Mein Beispiel bestätigt         der Gesellschaft unter anderem: «Es ist
auf diese Frage antworten? Seine Ant-      aber auch, dass Inklusion gelingen kann.       normal, verschieden zu sein. Es gibt keine
wort war: Trotzdem geeignet und trag-      Im öffentlichen Leben bei uns in der           Norm für das Menschsein. Manche Men-

                                                                                                      Glaube und Behinderung | Info 1/2020   5
Dazugehören - Glaube und Behinderung
GEISTLICHER INPUT

                        schen sind blind oder taub, andere haben      Die Schweiz beruht ihrerseits auf ziemlich     Zugegeben, wir werden vom Ziel, Inklu-
                        Lernschwierigkeiten, eine geistige oder       inklusiven Grundlagen. Zum Beispiel le-        sion zu erreichen, herausgefordert, stos-
                        körperliche Beeinträchtigung – aber es        sen wir bereits in der Präambel der Bun-       sen dabei sogar an Grenzen und werden
                        gibt auch Menschen ohne Humor, ewige          desverfassung: «Im Namen Gottes des            es vielleicht nie vollständig erreichen. Das
                        Pessimisten, unsoziale oder sogar gewalt-     Allmächtigen! Das Schweizervolk und            sollte uns aber nicht dazu verleiten, das
                        tätige Männer und Frauen.»                    die Kantone, in der Verantwortung ge-          Mögliche zu unterlassen. Wir sind im Ge-
                                                                      genüber der Schöpfung, (...) im Willen, in     genteil unabhängig davon angehalten,
                        Diese Aussage über die Vielfalt und Ver-      gegenseitiger Rücksichtnahme und Ach-          auf das Ziel einer inklusiveren, gerechte-
                        schiedenheit aller Menschen bringt uns        tung ihre Vielfalt in der Einheit zu leben,    ren Gesellschaft hin unterwegs zu blei-
                        geradewegs zum Kern von Inklusion.            (...) und dass die Stärke des Volkes sich      ben und uns von den Problemen nicht
                        Inklusion (von lat. «in-                                                                     entmutigen zu lassen.
                        clusio», dt. in etwa         «So verschieden die Menschen sind,
                        Einschluss oder Ein-         tragen doch alle – mit und ohne                                    Inklusion in Bibel und Theologie
                        schliessung) kann als                                                                           Inklusion wird häufig als ein ureigenes
                        richtungsweisendes Ziel
                                                     Beeinträchtigung – Gottes Ebenbild                                 Thema der Christenheit bezeichnet, auch
                        verstanden werden, das in sich und sind zur Gemeinschaft                                        wenn wir in der biblischen Tradition noch
                        über einen politischen       bestimmt.»                                                         kein ausgereiftes Konzept im heutigen
                        und sozialen Prozess er-                                                                        Sinne finden. Wer sich in der Bibel und
                        reicht werden soll. Alle Menschen sollen      misst am Wohl der Schwachen, geben                der Theologie auf die Suche nach inklu-
                        unabhängig ihrer jeweiligen Vorausset-        sich folgende Verfassung: (...).» Einheit in      siven Aussagen macht, wird aber schnell
                        zung und Lebensumstände gleichwer-            Vielfalt, Rücksicht auf die Möglichkeiten         fündig. Ich belasse es an dieser Stelle bei
                        tig, gleichberechtigt und selbstbestimmt und Grenzen jedes Einzelnen – Inklusion kurzen Streiflichtern.
                        wohnen, sich bilden, arbeiten und am
                        öffentlichen Leben teilhaben können.
                        Die Unterschiedlichkeiten und persön-               Menschen mit Behinderungen oder Menschen mit Beeinträchtigung?
                        lichen Bedürfnisse werden als gegeben               Die beiden Begriffe sind keine Synonyme, sondern legen das Augenmerk auf ver-
                        vorausgesetzt. Wo es nötig ist, soll die            schiedene Aspekte.
                        Gesellschaft für die bessere Teilhabe von
                        Betroffenen besorgt sein, Rahmenbedin-              Beeinträchtigung: Irgendetwas funktioniert nicht, wie wir es gewohnt sind. Bei-
                        gungen entsprechend anzupassen und                  spiele: Ich kann nicht sehen. Ich kann nicht hören. Ich kann nicht gehen. Ich ver-
                        individuelle Assistenzmassnahmen be-                stehe komplizierte Sprache nicht. Ich habe Platzangst.
                        reitzustellen, zum Beispiel für Menschen
                        mit unterschiedlichen Beeinträchtigun-              Behinderung: Die Beeinträchtigung führt zu einer Ausgrenzung und/oder Stig-
                        gen.                                                matisierung. Weil ich Liederfolien nicht lesen kann, kann ich nicht mitsingen. Weil
                                                                            niemand Gebärdensprache spricht, kann ich mich nicht am Gespräch beteiligen.
                        Vieles von dem, was mit Inklusion er-               Weil es Treppen hat, kann ich nicht in die Kirche gelangen. Weil die Predigt kom-
                        reicht werden soll, deckt sich mit dem,             pliziert formuliert ist, verstehe ich sie nicht. Weil die Türen während dem Gottes-
                        was die Schweiz in der Vergangenheit                dienst geschlossen werden, gehe ich nicht hin.
                        mit Integration angestrebt hat, aber nicht
                        alles. Integration setzt stark bei der Unter-       Solange eine Beeinträchtigung noch zu Behinderungen führt, brauchen wir bei
                        stützung und Veränderung der Betroffe-              Glaube und Behinderung den Begriff «Menschen mit Behinderungen», sofern wir
                        nen an, die es möglichst gut in Bildung,            nicht explizit und nur die Beeinträchtigung meinen.
                        Arbeit und anderen Bereichen einzuglie-
                        dern gilt. Inklusion legt den Fokus mehr
                        auf eine veränderte und anschlussfähige pur, ist man versucht zu sagen. Dass wir                Bereits die Dreieinigkeit Gottes deutet
                        Gesellschaft, die auf die unterschiedli-      zunehmend von Inklusion statt Integra-            geheimnisvoll eine Einheit in Differenz
                        chen Bedürfnisse der Menschen soweit          tion reden, heisst nicht, alles sei neu.          beziehungsweise Verschiedenheit von
                        möglich einzugehen hat. International         Nichtsdestotrotz muss auch die Schweiz Vater, Sohn und Heiligem Geist an (Mt
                        fusst Inklusion auf den Menschenrechten, noch viele Anstrengungen unterneh-                     28,19). Gott steht selbst auf der Seite der
                        beziehungsweise auf einzelnen Konven- men, damit Menschen mit Beeinträch-                       Ausgegrenzten und Schwachen und
                        tionen, insbesondere dem «Übereinkom- tigung sowie weitere besonders ver-                       stellt sich gegen die Ungerechtigkeit:
                        men über die Rechte von Menschen mit letzliche Personen und Gruppen in den                      «Denn er [Gott] steht dem Armen zur
                        Behinderungen» der Vereinten Nationen zentralen Lebensbereichen (Wohnen,                        Rechten, dass er ihm helfe von denen,
                        (UNO) aus dem Jahr 2006.                      Bildung, Arbeit, Kultur, Freizeit) möglichst die ihn verurteilen.» (Ps 109,31, nach
                                                                      umfassend dazugehören können.                     Lutherbibel 2017).

                    6   Glaube und Behinderung | Info 1/2020
Dazugehören - Glaube und Behinderung
GEISTLICHER INPUT
So verschieden die Menschen sind, tra-         nen und Kollegen bestätigt, sind die Pro-        Beeinträchtigungen vorzubereiten und
gen doch alle – mit und ohne Beein-            bleme bei der Inklusion von Menschen             durchzuführen. Eine solche Gemeinschaft
trächtigung – Gottes Ebenbild in sich          mit unterschiedlichen Beeinträchtigun-           zu werden, in der sich möglichst viele
und sind zur Gemeinschaft mit ihrem            gen in der Kirche ähnlich wie in der Ge-         Menschen beteiligen können, bedeutet,
Schöpfer und den anderen Geschöpfen            sellschaft; leider, ist man versucht zu          bewusst miteinander unterwegs zu sein,
bestimmt (Gen 1,26+27). Alle Menschen          sagen. Nicht selten verschärfen beispiels-       im Wissen, dass wir Fehler machen wer-
sind gleichwertig und gleichberechtigt,        weise einseitige, theologische Ansichten         den aber daraus auch lernen können.
zum Beispiel: «Da ist weder Jude noch          zu Heilung, Krankheit und Behinderung
Grieche, da ist                                                                  sogar das      Und jetzt?
weder Sklave          «Bei Inklusion geht es nicht zuletzt                       Leid der       Inklusion fordert nicht nur die Gesell-
noch Freier, da um die Glaubwürdigkeit der Kirche.»                              Betroffenen.   schaft heraus, sie ist auch eine Anfrage
ist nicht Mann                                                                                  an die Kirchen und christlichen Organi-
und Frau. Denn ihr seid alle eins in Chris- Kirchen haben den Anspruch, Menschen                sationen. Nehmen wir die inklusiven bi-
tus Jesus.» (Gal 3,28, Zürcher Bibel 2007).    in unterschiedlichen Lebenslagen Hil-            blischen Leitlinien an und machen uns
In Jesus unterstreicht Gott seine inklusive festellung und Heimat zu bieten. Wie                auf den Weg! Oder sind wir Kinder un-
Mission. Er sucht, was beziehungsweise         können Kirchen aber inklusiver werden,           serer leistungs- und erfolgsorientierten
wer verloren ist und bezieht sie oder ihn sodass sich auch Menschen mit schwie-                 Zeit, in welcher der oder die Starke do-
wieder in die Gemeinschaft mit ihm ein.        rigsten Lebensumständen dazugehö-                miniert und Schwache und Bedürftige
                                               rig und nicht ausgegrenzt fühlen? Zu             selber schauen müssen, wo sie bleiben?
Es erstaunt darum nicht, dass auch das         allererst braucht es eine empathische,           Bei Inklusion geht es nicht zuletzt um die
Miteinander der Christen in der Kirche         einfühlsame Gemeindekultur und At-               Glaubwürdigkeit der Kirche. Ich schliesse
mit sehr inklusiven Worten beschrieben         mosphäre, in der viel Offenheit für die          wiederum mit einer denkwürdigen Aus-
wird, beispielsweise: «Denkt zum Ver-          Verschiedenheit lebt. Um das zu errei-           sage aus der besagten Rede von Richard
gleich an den menschlichen Körper! Er          chen, müssen Kirchen und ihre Mitglieder         von Weizsäcker, die das Geschriebene
stellt eine Einheit dar, die aus vielen Teilen häufig ihre eigene Haltung und theolo-           treffend zusammenfasst: «Was im Vorhin-
besteht; oder andersherum betrachtet:          gischen Überzeugungen überdenken                 ein nicht ausgegrenzt wird, muss hinter-
Er setzt sich aus vielen Teilen zusammen, und wo nötig überarbeiten. Das braucht                her auch nicht eingegliedert werden.»
die alle miteinander ein zusammenhän-          manchmal auch Mut. Vertrauen, Wille,             Diese Einsicht weist nicht nur der Ge-
gendes Ganzes bilden. Genauso ist es bei Bereitschaft, Ausdauer und eine gewisse                sellschaft, sondern auch der Kirche und
Christus.» (1 Kor 12,12, Neue Genfer Über- Flexibilität und Kreativität von allen Be-           letztlich uns allen den Weg.
setzung 2011). Dass Christen verschieden teiligten sind weitere wichtige Faktoren,
sind, ist also grundsätzlich von Gott ge-      um Barrieren (nicht nur architektonische
wollt und eine nötige Ergänzung. Dass          wie Treppenstufen und dergleichen) zu
sich Gott den Menschen barmherzig und überwinden. Wir als Betroffene müssen
liebevoll zugewendet hat, ist das Modell unsere Bedürfnisse auch offen mittei-
für den christlichen Lebensstil. Die ersten len und nicht stillschweigend erwarten,
Christen haben wohl einiges davon be-          dass schon jeder und jede merkt, was
griffen, als sie innerhalb und ausserhalb      wir brauchen, um am Gottesdienst teil-
von ihren Gemeinschaften auf einen ge- nehmen oder sonstige Angebote der
rechten materiellen Ausgleich und barm- Kirche nutzen zu können. Auch wenn
herzige Solidarität bedacht waren (Apg         ich durchaus ein gewisses Verständnis
2,44+45).                                      für durchgestylte kirchliche Events habe,        Oliver Merz ist Theologe und promo-
                                               letztlich zählt in erster Linie, ob sich alle    vierte 2015 in Praktischer Theologie an
Unterwegs zu                                   daran so beteiligen und zum Wohl der             der Universität von Südafrika (UNISA) in
einer inklusive(re)n Kirche                    Gemeinschaft einbringen können, wie              Pretoria.
Soweit so gut. Was für andere biblische        sie es möchten und es ihnen guttut. Got-         Unter anderem arbeitet er als Gastdo-
Ideale gilt, ist bei Inklusion nicht anders.   tesdienste für Menschen mit Beeinträch-          zent und Referent sowie freier Mitarbeiter
Was gelebt wird, das zählt! Ganz ehrlich,      tigung sind ja schön. Besser wäre es aus         von Glaube und Behinderung. Seine For-
spätestens da fan-                                                             Sicht von        schungsschwerpunkte liegen im Bereich
gen die Heraus-          «Alle Menschen sollen unabhängig Inklusion,                            Diversity/Vielfalt, Inklusion und Teilhabe
forderungen an.          ihrer Voraussetzung gleichwertig, gottesdienst-                        in Kirche und Gesellschaft sowie Religion,
Wie meine eigene                                                               liche Feiern     Spiritualität und Gesundheit bzw. Krank-
Forschungstätig-
                         gleichberechtigt       und    selbst-                 gemeinsam        heit und Behinderung. Er wohnt mit sei-
keit und diejenige bestimmt wohnen, sich bilden,                               mit Men-         ner Familie in Thun.
meiner Kollegin-         arbeiten und am öffentlichen                          schen mit        www.oliver-merz.ch
                      Leben teilhaben können.»

                                                                                                            Glaube und Behinderung | Info 1/2020   7
Dazugehören - Glaube und Behinderung
THEMA

                         Zu Besuch bei Stephen Ohlin
                                                                        VON HELEN BIRCHER

                                                             Stephen, wie lebst du,                         Beschreibe, wie du in dieser
                                                             wie sieht dein Alltag aus?                     Gemeinde deinen Glauben lebst.
                                                             Ich lebe allein in einer 3 ½ Zimmer-           Ich besuche den Gottesdienst und bin
                                                             Wohnung. Obwohl ich pensioniert bin,           Teil eines Hauskreises. Dieser trifft sich
                                                             beschäftige ich mich immer noch gerne          hier in meiner Wohnung, damit ich mir
                                                             mit Börse und Finanzmärkten. Ich bereite       den Weg sparen kann. Ein Mitglied der
                                                             mir selber mein Frühstück zu. Zum Mit-         Gemeindeleitung bereitet diese Treffen
                                                             tagessen bin ich fast täglich eingeladen.      vor. Wenn nach dem Gottesdienst ein Es-
                                                             Vier verschiedene Familien aus der Ge-         sen zugunsten eines Missionswerks statt-
                                                             meinde wechseln sich als Gastgeber ab.         findet, nehme ich gerne daran teil.
                                                             Früher hatte ich eine Hausangestellte. Sie
                                                             ist inzwischen im Rentenalter, kauft aber      Bist du in irgendeiner Form
                                                             immer noch für mich ein, bereitet mein         freiwillig tätig in der Gemeinde?
                                                             Abendessen zu und besorgt meine Wä-            Ab und zu schreibe ich einen kurzen Arti-
                                                             sche.                                          kel für unser Gemeindeblatt, das monat-
                                             Stephen Ohlin                                                  lich erscheint.
                                                             Für den wöchentlichen Kehr kommt ein
            Der 69-jährige Stephen Ohlin ist pensio-         Mitarbeiter der Spitex . Dieser ist auch für   Wie fühlst du dich akzeptiert und
            nierter Vermögensverwalter. Er erkrankte         Pflege ausgebildet und rasiert mich je-        wertgeschätzt in der Gemeinde?
            mit 19 Jahren an einer Enzephalitis. Von         weils gründlich. Wenn nötig, schneidet er      Das erlebe ich unterschiedlich. Es gibt
            dieser Hirnentzündung war sein Klein-            mir auch die Nägel. Zusätzlich habe ich        Mitglieder, die eine besondere Empathie
            hirn betroffen. Als Folge davon leidet er        eine Person angestellt, die alle zwei Wo-      für Menschen mit Behinderung haben
            an permanenten Gleichgewichts- und               chen Arbeiten im Haushalt erledigt, die        und mir mit Liebe begegnen. Anderen
            Bewegungsstörungen. Die Störungen be-            von der Spitex nicht abgedeckt werden,         scheint meine Anwesenheit eher egal zu
            treffen nicht nur seine Gliedmassen, son-        z. B. die gründliche Reinigung von Kü-         sein.
            dern behindern ihn auch beim Sprechen.           chenschränken.
            Seine Stimme klingt leise, das Reden                                                            Gibt es Schwierigkeiten, Störendes,
            scheint ihn Kraft zu kosten. Seine Sehfä-        Um mich fit zu halten und meine Arme           etwas was dich hindert, voll und ganz
            higkeit ist eingeschränkt durch Doppel-          zu trainieren, die ich beim Gehen stark        am Gemeindeleben teilzuhaben? Gab
            bilder. Er geht an zwei Stöcken oder mit         beanspruche, fahre ich einmal wöchent-         es schon Situationen, in denen du
            Hilfe seines Rollators.                          lich zur Physiotherapie und einmal be-         dich ausgeschlossen fühltest?
            Mit dem Auto machte ich mich auf den             suche ich das Hallenbad. Für den Weg           Es werden ab und zu Wanderungen oder
            Weg, um mit Stephen über das Thema               dorthin nehme ich meistens den Rot-            andere sportliche Aktivitäten geplant, an
            Inklusion zu sprechen. Nachdenklich              kreuz-Fahrdienst in Anspruch.                  denen ich nicht teilnehmen kann. Aber
            stimmte mich die Tatsache, dass bei dem                                                         durch einen Verzicht dieser Art lässt sich
            grossen Haus mit 15 Wohnungen, ei-               Du bist Mitglied einer christlichen            meine Seele nicht mehr betrüben. Ich
            ner Arztpraxis und einem Zentrum für             Gemeinde. Wie bewältigst du den                muss das akzeptieren und kann damit
            Hand-Therapie ein Behindertenparkplatz           Weg zum Gottesdienst oder zu ande-             leben. Es ist für mich ein Vorteil, dass die
            fehlt. Sollte ich mein Auto mit meiner Be-       ren Gemeindeanlässen?                          Gemeinde klein ist. Früher habe ich in ei-
            hinderten-Parkkarte auf einem der Besu-          Ich gehöre zur Freien Missionsgemeinde         ner anderen Gemeinde Gottesdienste mit
            cherparkplätze abstellen, obwohl mein            (FMG) Wetzikon. Die Kapelle der FMG            bis zu 200 Personen besucht. Dort fühlte
            Interviewpartner mich vorgewarnt hatte,          liegt ungefähr einen Kilometer von mei-        ich mich oft ausgeschlossen.
            dass Behinderten-Parkkarten vor seinem           ner Wohnung entfernt. Diesen Weg lege
            Wohnblock nicht akzeptiert würden? Et-           ich bei gutem Wetter mit meinem Drei-          Ich habe mich gefreut, Stephen einmal in
            was widerwillig holte ich schliesslich die       rad-E-Bike zurück. Wenn es regnet, werde       seiner privaten Umgebung zu erleben und
            Besucher-Karte an der Wohnungstüre ab            ich von Gemeindemitgliedern abgeholt           festzustellen, wie bewundernswert er dort
            und deponierte sie hinter der Scheibe            und wieder nach Hause gebracht. Meine          seinen Alltag organisiert und bewältigt. Ob-
            meines Autos, bevor wir es uns am Kü-            ehemalige Hausangestellte kommt je-            wohl sein Umfeld nicht «inklusiv» ist, scheint
            chentisch bei einer Tasse Kaffee gemüt-          weils mit zum Gottesdienst und unter-          er doch sehr gut integriert zu sein, auch in
            lich machen konnten.                             stützt mich, wenn nötig.                       der christlichen Gemeinde.

        8   Glaube und Behinderung | Info 1/2020
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               Mein Weg in die Gemeinde
                                                       VON BERTA BRUNNER

           Berta Brunner – stets auf Achse

In der Familie merkte ich schnell, dass
meine Mutter gläubig war. Sie las uns am
Morgen beim Frühstück aus der Bibel
vor. Wir sprachen auch mit ihr jeweils ein
Tischgebet. Mutter las uns, wenn sie Zeit
fand, das Sonntagschulblättchen vor, das
meine Geschwister von der Sonntags-
schule mit nach Hause brachten.

Im Schulheim Kronbühl ging ich dann
selbst in die Sonntagsschule. Dort be-
suchte ich auch den Konfirmationsun-
terricht. Ich wurde konfirmiert. An mei-
nem Wohnort ging ich als 17-Jährige ab
und zu in den Gottesdienst, auch ohne
Verbindung zu der Gemeinde. Von dort
wusste ich, dass es Gott und Jesus gibt.
Ich las auch jeden Tag in der Bibel. Heute Da spürte ich sehr schnell, wie ich als kör-   Ja, ich wollte in den nächsten Glaubens-
weiss ich, dass mein damaliger Glaube      perlich behinderte Frau aufgenommen            kurs, den Beta-Kurs. Aber das war für
noch nicht so stark war. Ja, ich lebte als wurde. Die Teilnehmenden des Kurses            mich damals nicht möglich, da er in ei-
so genannter Solochrist. Ist das alles odersahen nicht nur das Äussere, sondern           nem Wohnblock ohne Lift stattfand. So
gibt es mehr für mich?                     vielmehr das Innere. Der Glaubenskurs          war es für mich wie vor dem Alphali-
                                           brachte mir etwas. Mein Glauben blieb          ve-Kurs. Ich fiel in ein tiefes Loch hinein.
Da geschah es. Ich hatte hier in der Stif- nicht nur oberflächlich, er rutschte tiefer    So konnte es nicht weitergehen. Als ich
tung Steinegg einmal eine Bezugsperson, ins Herz. Vor allem das Wochenende zum            hörte, dass das Ehepaar, das den Beta
die mir einen Alphali-                                                    Thema Hei-      Kurs gab, mit der Familie in ein eige-
ve-Kurs empfahl. Das                                                      liger Geist     nes Haus zog, meldete ich mich sofort
ist ein Glaubenskurs.       «Ja, ich lebte als so genannter tat mir gut;                  für den Kurs an. Die paar Treppenstufen
Aber wo wurde ein sol- Solochrist. Ist das alles oder                     hatte ich bis   konnte ich damals noch gut bewältigen.
cher angeboten? Wir                                                       dahin doch
wurden auf die refor-
                            gibt   es mehr  für   mich?»                  sehr wenig      Nach Kursende entschloss ich mich, bei
mierte Kirchgemeinde                                                      davon ge-       der reformierten Kirchgemeinde Winter-
Winterthur-Seen aufmerksam. Ich kam        hört. So konnte ich meinen Glauben ver-        thur-Seen zu bleiben, da ich mich dort
als völlig Fremde dort hinein. Beim Essen tiefen und in mein Herz aufnehmen.              wohlfühlte. Ich schloss mich einem Fo-
und der Toilettenhilfe hatte ich immer                                                    rum und einem Hauskreis an. Ausserdem
die gleiche Person, das war Heidi Sigrist. Gegen Ende des Kurses konnten wir uns          mache ich beim Freiwilligendienst der
Wir wurden bald Freundinnen. Auch für      dazu äussern, wie bei uns danach der           Fürbitten mit. Das ist eine grosse Berei-
die Betreuung im Alphalive-Wochenende Glaubensweg aussehen würde, ob wir                  cherung.
war sie für mich da. Aber in der Gruppe    Anschluss an eine christliche Gemein-
war ich auf mich selber angewiesen. Das schaft finden würden. Ich wusste nicht            Daher ermutige ich alle, den Schritt in
war auch gut so.                           recht, wie weiter.                             eine christliche Gemeinschaft zu wagen.

                                                                                                       Glaube und Behinderung | Info 1/2020   9
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                 «Ich war gerne Jungschi-Leiter»
                                                    Ein Gespräch mit Marius Bickel
                                                                   VON SUSANNE FURRER
             Marius Bickel
                                                          Meine Einschränkungen wirken sich da-       Später ging ich noch in den Alice, das
                                                          durch aus, dass ich manchmal etwas län-     ist eine Jugendgruppe, in der über den
                                                          ger brauche, bis ich etwas verstehe und     Glauben diskutiert wird. Im Moment bin
                                                          erledigt habe und ich zuerst etwas Rou-     ich in einer Band und arbeite beim Kin-
                                                          tine bekommen muss.                         derprogramm am Sonntagmorgen mit.

                                                          Wie wurdest du in der Evangelisch           Woran kannst du dich besonders
                                                          methodistischen Kirche (EMK) Uster          gut erinnern?
                                                          aufgenommen?                                Ich habe viele gute Erinnerungen, aber
                                                          Ich ging schon als Kind mit meinen Eltern   vor allem auf die Zeit in der Jungschar als
                                                          zur Kirche. Als ich dann mit etwa 11 Jah-   Teilnehmer aber auch als Leiter schaue
                                                          ren in die EMK Uster kam, wurde ich sehr    ich gerne zurück. Und die Gemeindefe-
             Lieber Marius, kannst du dich den            gut aufgenommen.                            rien sind mir gut in Erinnerung.
             Leserinnen und Lesern unserer Zeit-
             schrift kurz vorstellen?                     Gibt es Gruppen, in denen du                Was macht dir Mühe,
             Ich bin Marius Bickel, 27 Jahre alt und      Anschluss gefunden hast?                    wenn du an die EMK Uster denkst?
             arbeite als Landschaftsgärtner in einer      Als Kind ging ich in die Sonntagsschule     Da die EMK Uster ein Ort ist, wo dich je-
             Stiftung für Menschen mit einer Behin-       und zusätzlich jeden zweiten Samstag in     der so nimmt wie du bist, kann ich mich
             derung. Ich wohne alleine in einer Woh-      die Jungschar.                              nicht erinnern, dass mir jemals etwas
             nung in Dübendorf.                                                                       Mühe gemacht hat.

        «Es ist normal, verschieden zu sein»
                      Die Sicht eines Gemeindeleiters zum Thema Inklusion
                                                                    VON WALTER BICKEL

             Was Oliver Merz in seinem Artikel ab         Wie gut es uns als EMK Uster gelingt,       sche mir diese von Oliver Merz erwähnte
             Seite 5 schreibt, kann ich voll und ganz     diese Haltung zu leben und im Alltag        empathische und einfühlsame Gemein-
             unterstreichen. Dass Inklusion (Gegen-       umzusetzen, weiss ich nicht. Unser Leit-    dekultur und Atmosphäre von ganzem
             teil von Ausgrenzung) ein Kernanliegen       spruch, der uns seit ein paar Jahren be-    Herzen. Dazu benötigen wir viel Acht-
             der Kirche ist, stimmt für mich voll und     gleitet, zeugt aber gerade von der Ab-      samkeit und Sorgfalt und liebevolle Bot-
             ganz. Aber auch die Kirche wird von          sicht, diese Haltung auch zu leben: «Eine   schaften der Betroffenen, wenn wir ihre
             Menschen gelebt. Diese sind weder voll-      Liebe für vielfältige Menschen – Eine Ge-   Bedürfnisse nicht von uns aus erkennen.
             kommen noch fehlerfrei. Deshalb wird         meinde mit vielfältigem Angebot».
             dieses Kernanliegen in Realität wohl nicht                                                Dazu ein passender Spruch (geklaut von
             immer auch so gelebt. Für mich müsste        Unser Ziel muss es sein, Menschen, die       Unbekannt): «Bitte um Entschuldigung,
             es deshalb viel mehr heissen: Inklusion      aufgrund ihrer Andersartigkeit (nicht nur wenn ich mich ungeschickt anstelle, aber
             ist die zentrale Botschaft und Haltung       in Bezug auf körperliche oder geistige       ich lebe zum ersten Mal!»
             der christlichen Lehre. Gottes Liebe gilt    Beeinträchtigung) besonders verletzlich
             jedem Menschen, egal wie verschie-           und von Ausgrenzung betroffen sind,                                  Walter Bickel
             den und andersartig er auch sein mag.        die Teilhabe in allen Aspekten des gesell-                           ist Teil der
             Richard von Weizsäcker bringt es super       schaftlichen Lebens zu ermöglichen.                                  Gemeindeleitung
                                                                                                                               der Evangelisch
             auf den Punkt: «Es ist normal, verschie-     Dazu gehört neben den erwähnten Be-                                  methodischen
             den zu sein.»                                reichen wie Wohnen, Bildung, usw. auch                               Kirche (EMK)
                                                          Kirche, Religion und Spiritualität. Ich wün-                         in Uster.

        10   Glaube und Behinderung | Info 1/2020
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                                                                                                                                                               AUSLAND
                                                                                                                                   Ricardo –
                                                                                                                                   Unihockey-Coach
                                                                                                                                   im Rollstuhl

Mir jam und Jürg Hofer
                                Inklusion gedeiht
                              auf fruchtbarem Boden
                                  Mirjam und Jürg Hofers Engagement
                                 für Menschen mit Behinderung in Peru
                                                             VON MARKUS ZUBERBÜHLER

      Auf einem Sportplatz in Trujillo in Peru        in Zusammenarbeit mit christlichen Ge-          Auf diesem vorbereiteten und fruchtba-
      trainiert eine Gruppe von Jugendlichen          meinden durchgeführt, welche die Gast-          ren Boden eröffnet sich durch den Event
      aus einer christlichen Gemeinde Uni-            geberrolle übernehmen und Menschen              die Chance, dass die Kultur der Gemeinde
      hockey. Es wird engagiert aber fair ge-         mit Behinderungen zu diesem Anlass ein-         eine inklusive Prägung erhalten kann.
      kämpft und alle sind konzentriert bei der       laden. Am Tag selber werden Rollstühle
      Sache. Ihr Coach Ricardo pfeift zur Pause.      eingestellt, angepasst und den Behin-           Mit dem gleichen Ziel vor Augen luden
      Die Jungs besammeln sich um ihren               derten überreicht. Es gibt einen evan-          Hofers 2014 erstmals zu einem dreitägi-
      Trainer und folgen aufmerksam seinen            gelistischen Input. Individuelle und seel-      gen Familiencamp ein. In diesen Camps
      Korrekturen und ermutigenden Worten.            sorgerliche Gespräche haben auch ihren          geht es darum, Familien, die von einer Be-
      Ricardo hatte als Kind Polio (Kinderläh-        Platz an diesem Tag. Die Teilnehmenden          hinderung betroffen sind, mit ein paar Ta-
      mung) und braucht deshalb einen Roll-           sind jeweils sehr dankbar und fühlen sich       gen Auszeit zu entlasten. Viele dieser Fa-
      stuhl. Lange Jahre hat es gebraucht, bis        rundum angenommen. Im Verlaufe der              milien stehen unter grossem Stress, und
      er sich für ein Leben mit Jesus entschie-       Jahre zeigte es sich jedoch, dass die An-       Ehen zerbrechen wegen der Belastung.
      den hat und dann auch noch bis er ei-           lässe keine nachhaltige Wirkung im Alltag       In einem Familiencamp kann die ganze
      nen Platz zur Mitarbeit in der Gemeinde         der Gemeinden haben. In der gleichen            Familie ausspannen und seelsorgerliche
      gefunden hat. Dass er nun Trainer des           Zeit absolvierte Mirjam eine Ausbildung         Hilfe erhalten. Es wird fein gekocht und
      Unihockeyteams seiner Gemeinde ist, hat         im Fernstudium von «Joni and friends»           für die Kinder gesorgt, so dass die Eltern
      er nicht zuletzt Jürg Hofer zu verdanken.       zum Thema Behinderung und Inklusion.            Zeit für sich haben. Diese Familiencamps
      Er wusste von Ricardos Leidenschaft als         Seither setzen sich Mirjam und Jürg dafür       werden immer in Zusammenarbeit mit
      Sportler, hat an ihn geglaubt und ihn vor       ein, dass Menschen mit Behinderungen            einer Gemeinde und erst nach vorgän-
      einiger Zeit quasi ins kalte Wasser gewor-      in ihren Gemeinden nicht nur geduldet           giger Schulung durchgeführt. Denn die
      fen und ihm die Trainerpfeife in die Hand       werden, sondern mit all ihren Gaben und         Idee ist auch hier, die Gemeinde auf den
      gedrückt. Seither ist Ricardo ein leben-        Talenten gesehen und entsprechend ein-          Weg zu einer inklusiven Kultur zu führen.
      diges Beispiel dafür, wie Menschen mit          gesetzt und gefördert werden.
      einer Behinderung ihren Platz in der Ge-                                                        Mit ihrer Arbeit im fernen Südamerika
      meinde finden und einnehmen können.       Das Konzept der Rollstuhlevents wurde                 sind uns Hofers ein grosses Vorbild. Beide
                                                schliesslich angepasst und erweitert. Seit            sind übrigens auch Mitglied von Glaube
      Seit 2004 arbeiten Jürg und Mirjam Hofer rund zehn Jahren werden sie durch eine                 und Behinderung. Ihr Anliegen für Men-
      mit dem Missionswerk Latin Link in Peru. vorgängige Schulung der Gemeinde vor-                  schen mit Behinderungen beschränkt
      Zu Beginn haben sie sich vor allem in der bereitet. Die dreiteilige Schulung umfasst            sich nicht auf Peru. Sie würden sich
      Jugendarbeit eingesetzt. Schon bald kam eine theologische Einführung über die                   freuen, bei uns in diesem Bereich etwas
      die Arbeit für Menschen mit Behinde-      Sicht Gottes auf das Leiden, einen Über-              Entwicklungshilfe leisten zu können, da-
      rungen dazu. Ausgangspunkt waren die      blick über verschiedene Arten von Behin-              mit auch in der Schweiz immer mehr ver-
      Rollstuhlevents von «Joni and friends»1   derungen sowie eine Sensibilisierung für              steckte Talente wie Ricardo ihren Platz in
      aus den USA. Diese Events werden stets    das Thema Inklusion in den Gemeinden.                 der Gemeinde finden.

      1
       «Joni and friends» wurde 1979 von Joni Eareckson Tada gegründet, um Familien zu helfen, die von einer
      Behinderung betroffen sind sowie Gemeinden bei der Inklusion von Menschen mit Behinderung zu unterstützen.
      Joni Eareckson Tada ist seit ihrem 17. Altersjahr aufgrund eines Sportunfalls Tetraplegikerin.
                                                                                                                   Glaube und Behinderung | Info 1/2020   11
INTERN

                                       Behinderung predigen?
                                       Das Angebot von Glaube und Behinderung
                                                                 VON SIMONE LEUENBERGER

              Es ist Sonntagmorgen – Gottesdienst-        Seither sind viele Jahre vergangen. Pre-   abzubauen und Menschen mit Behin-
              zeit. Worüber wird wohl heute gepredigt     digten zum Thema «Behinderung» höre        derungen in der Bibel kennen zu lernen.
              werden? Heilung und Erlösung? Strafe        ich immer noch selten – und das liegt      Jugendliche dürfen im persönlichen Aus-
              und Gericht? Liebe und Barmherzigkeit?      nicht daran, dass ich nur zu Weihnachten   tausch und durch gezieltes Heranführen
              Gnade und Versöhnung? Behinderung? –        und an Beerdigungen einen Gottesdienst     erkennen, dass jeder einzelne Mensch
              Haben Sie schon einmal eine Predigt zum     besuche. Aber ich darf mich mit Glaube     wertvoll und von Gott geliebt ist. Unsere
              Thema «Behinderung» gehört?                 und Behinderung dafür einsetzen, dass      Unterrichtsvorbereitungen können eins
                                                          Behinderung Thema wird in unseren          zu eins übernommen oder flexibel an die
              Ich erinnere mich noch gut. Es war in Rü-   Kirchgemeinden. Dafür haben wir ein        Rahmenbedingungen von Gruppe, Ort
              schlikon, am alljährlichen Wochenende       vielfältiges Angebot entwickelt.           und Zeit angepasst werden. Ob eine Lek-
              von Glaube und Behinderung. Ich war                                                    tion oder ein ganzer Tag zur Verfügung
              das erste Mal mit dabei. Und das erste      Was Hänschen nicht lernt                   steht: Kinder und Jugendliche sollen als
              Mal in meinem Leben hörte ich eine Pre-     Für den kirchlichen Unterricht von Kin-    Botschafter und Botschafterinnen einer
              digt über Behinderung. Ich war begeis-      dern und Jugendlichen stellen wir stu-     nächsten Generation eine inklusive Hal-
              tert, so begeistert, dass ich gleich die    fengerechtes Unterrichtsmaterial zur       tung entwickelt, weil Menschen mit und
              aufgenommenen Predigten der letzten         Verfügung und kommen auf Einladung         ohne Behinderungen gleichermassen
              Wochenenden kaufte – auf Kassette da-       gerne vorbei, um mit Kindern auf spiele-   von Gott zur Jüngerschaft berufen sind.
              mals noch – um sie später zuhause nach-     rische Art und Weise Berührungsängste
              zuhören.

         12   Glaube und Behinderung | Info 1/2020
INTERN
                                            Dies darf aber nicht nur im Rahmen von        Unsere Vision:
                                            Gottesdiensten geschehen. Wir kommen          inklusive Kirchgemeinden
                                            auch zu anderen Gelegenheiten vorbei.         Wir beraten Gemeindeverantwortliche
                                            In Kurzandachten, Inputs und Vorträgen,       auf dem Weg zur inklusiven Kirchge-
                                            mit Zeugnissen und im anschliessen-           meinde. Wir bieten Hilfe an bei der Ent-
                                            den, persönlichen Gespräch möchten wir        wicklung einer inklusiven Kultur. Das
                                            Leute ermutigen, mit ihren Stärken und        reicht vom barrierefreien Zugang über
                                            Schwächen zu leben und Menschen mit           den Abbau von Barrieren in den Köpfen
                                            Behinderungen als wichtigen Teil einer        bis zur Gestaltung von inklusiven Gottes-
                                            vielfältigen Kirchgemeinde zu erkennen        diensten, Gemeindewochenenden und
                                            und Wert zu schätzen. Ob Frauenfrüh-          Missionseinsätzen.
                                            stück, Seniorennachmittag, Teenieabend,
                                            Männertreff oder Leiterretraite, wir berei-   Wir oder unsere Angehörigen leben
                                            chern jedes Gefäss mit Glaube und Be-         selbst mit einer Behinderung. Deshalb
                                            hinderung.                                    setzen wir uns zum Teil schon seit Jahren
                                                                                          mit dem Thema «Glaube und Behinde-
                                            Multiplikatoren und                           rung» auseinander. Wir ringen mit Gott,
                                            Multiplikatorinnen ausbilden                  unseren Mitmenschen und mit uns. Wir
                                            Damit unsere Vision von inklusiven Kirch-     suchen Antworten im Gebet, in der Bibel
                                            gemeinden Tatsache wird, reicht es nicht,     und im persönlichen Austausch. Diesen
                                            wenn wir ab und zu zum Thema «Glaube          Erfahrungsschatz möchten wir weiterge-
Mit Zeugnissen sensibilisieren              und Behinderung» eingeladen werden.           ben.
und ermutigen                               Wir brauchen Multiplikatoren. Solche
Zum Thema «Glaube und Behinderung»          finden wir an Ausbildungsstätten für      Wann dürfen wir zu Ihnen kommen? Mel-
gestalten wir Gottesdienste zusammen        Theologie, Seelsorge, Psychologie und     den Sie sich auf unserer Geschäftsstelle.
mit lokalen Kirchgemeinden. Dabei über-     anderen. Wir wollen uns mit zukünftigen Wir freuen uns!
nehmen wir entweder die gesamte Lei-        Pastoren und Pastorinnen, Gemeindelei-
tung inklusive Predigt und Moderation       tenden, Seelsorgerinnen und Seelsor-
oder wir geben Zeugnis aus unserem Le-      gern, Jugendleiterinnen und -leitern usw.
ben als Christinnen und Christen mit Be-    mit den biblischen Aussagen zum Thema
hinderungen. Gerne stellen wir die Arbeit   Behinderung auseinandersetzen. Unser
von Glaube und Behinderung näher vor.       Ziel: Die Teilnehmenden unserer Ausbil-                     Cartoon inklusive Kirche:
Gottesdienstbesucherinnen und -besu-        dungsmodule können und wollen an ih-              Philipp  Hubbe, hubbe-cartoons.de
                                                                                                            mit Genehmigung der
cher dürfen sich auf eine unkomplizierte    ren künftigen Wirkungsstätten eine inklu-                       Behindertenseelsorge
Art und Weise mit dem Spannungsfeld         sive Kultur entwickeln, in der Menschen                              der Katholischen
Glaube und Behinderung auseinander-         mit Behinderungen ganz selbstverständ-                       Kirche im Kanton Zürich,
setzen.                                     lich Teil sind und Teil haben.                              behindertenseelsorge.ch

                                                                                                      Glaube und Behinderung | Info 1/2020   13
MOLDAWIEN-NEWS

                                                        Eine Oase im Alltag
                        Herbstcamp für Menschen mit Behinderungen in Moldawien
                                                                     AUTORENTEAM VON OM MOLDAWIEN

                                                                                                                   Die bunte multinationale
                                                                                                                   Feriengemeinschaft

                                                                                                                           Olympus erzählt aus seinem Leben

                      Im September des letzten Jahres fand         von Optikern, die dem Camp einen Be-
                      das zweite Feriencamp für Menschen mit       such abstattete. Wer wollte, konnte sein
                      Behinderungen in Moldawien statt. Das        Sehvermögen testen und sich auch
                      Camp wird von OM (Operation Mobili-          gleich eine Brille anpassen lassen.
                      sation) Moldawien organisiert und kann
                      Dank grosszügigen Spenderinnen und           Für den Bericht haben wir verschiedene
                      Spendern aus der Schweiz zweimal pro         Leute interviewt. Allen war es ein wichti-      wieder geheiratet, ihr neuer Partner hat
                      Jahr durchgeführt werden. Dieses Mal         ges Anliegen, all jenen zu danken, welche       aber nicht immer Arbeit und pflegt zu-
                      haben 150 Menschen teilgenommen.             durch Finanzen und Gebete diese Camps           dem einen problematischen Umgang mit
                      Darunter waren auch 15 Personen aus          möglich machen. Als Beispiel möchten            Alkohol. Der Alltag ist geprägt von Hoff-
                      Weissrussland und eine grössere Gruppe       wir an dieser Stelle von Olympus berich-        nungslosigkeit und finanzieller Not, weil
                      aus Rumänien, welche erstmals an einem       ten. Er wurde 1994 geboren und lebt mit         das Einkommen und die Rente nicht aus-
                      dieser Camps teilgenommen haben. Zum         seinen Eltern in Cruileni. Er leidet seit Ge-   reichen. Olympus ist ein intelligenter und
                      bewährten Leitungsteam gehörten die-         burt an Muskeldystrophie. Als Kind war          kontaktfreudiger, junger Mann. Er träumt
                      ses Mal auch eine Gruppe von freiwilligen    er fast ausschliesslich im Bett gelegen.        davon, eines Tages aus seinem Dorf her-
                      Helferinnen und Helfern aus Polen, die       Er konnte sich nur mühsam mit Stöcken           auszukommen, eine Arbeit zu finden und
                      sich vor allem um die Kinder kümmerten.      fortbewegen, was er jedoch nur selten           einmal ein Auto zu besitzen.
                      Ebenfalls wieder dabei war ein Physiothe-    tat. Mit 17 Jahren erhielt er einen Roll-
                      rapeut, der eine wichtige Arbeit leistete,   stuhl. Er lebt mit seiner Mutter und sei-       Als Verein Glaube und Behinderung wer-
                      deren Auswirkungen bis in den Alltag der     nem Stiefvater zusammen. Sein leiblicher        den wir die Arbeit von OM in Moldawien
                      Teilnehmenden reichen.                       Vater verliess ihn und seine Mutter, als er     weiter unterstützen und den Menschen
                                                                   noch ziemlich jung war. Er hatte seither        dort mit den Camps eine Oase in ihrem
                      Anhand der zweiten Hälfte des Markus-        keinen Kontakt mehr mit ihm und erin-           schwierigen Alltag bieten. Vielen Dank al-
                      evangeliums vertieften sich die Teilneh-     nert sich auch kaum mehr an ihn. Seine          len, die sich mit ihrer Spende und mit Ge-
                      menden des Lagers ins Thema Gottes           Mutter ist Sozialarbeiterin. Sie hat später     beten hinter diese Arbeit stellen.
                      Stimme hören. Sie hatten viel Gelegen-
                      heit, Gott im Gebet, im Bibelstudium und
                      im Erfahrungsaustausch zu erleben. An
                      einem Abend kam eine Gruppe aus Tiras-
                      pol, um die Anbetung zu leiten, Zeug-                                                 SPENDEN
                      nisse aus ihrem Leben zu teilen und die
                      Teilnehmenden dadurch zu ermutigen.                Spenden für Menschen mit Behinderungen in Moldawien, welche in
                      Ein weiteres Highlight war die Gruppe              den Genuss von Ferien kommen sollen, bitte an Glaube und Behinderung
                                                                         richten mit dem Vermerk «Moldawien». Herzlichen Dank!

                 14   Glaube und Behinderung | Info 1/2020               Weitere Informationen sowie Videofilme auf www.gub.ch
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                                                                                 von
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                                                                 u n se re r U
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    mit STV-Ämtern, IV-Stellen
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     AGENDA 20/21

                                                                               abgesagt
       2. Mai 2020                                   Familientag in Egerkingen                                                         UNSERE ZIELE
                                                                                                                    Unsere Grenzen, die bei vielen von uns sichtbar sind,
       10. – 21. Mai 2020                            Ferienreise nach Israel ungewiss                               wollen wir nicht verbergen, sondern dazu stehen,
                                                                                                                    dass wir so sind, wie wir sind. Wir achten uns als
       22. August 2020                               Begegnungstag in Männedorf                                     Geschöpfe Gottes.

                                                                                                                    Das Wissen, dass Gott jeden von uns ganz persönlich
       23. – 25. Oktober 2020                        Wochenende in Interlaken
                                                                                                                    liebt und einen Plan mit uns hat, gibt uns Hoffnung.
                                                                                                                    Diese Hoffnung wollen wir mit anderen Menschen
       20. März 2021                                 Mitgliederversammlung in Aarau                                 teilen.

       3. Juni 2021                                  Fachtagung in Sursee                                           Wir helfen mit, dass behinderte und schwache
                                                                                                                    Menschen einen Platz in der christlichen Gemeinde
                                                                                                                    einnehmen können, dass sie gerade dort, so wie
       17. – 24. Juli 2021                           Ferienwoche in Interlaken                                      sie sind, ernst genommen, gefördert und getragen
                                                                                                                    werden.
       Details und Anmeldemöglichkeiten finden Sie
       auf unserer Website www.gub.ch.

                                                                                                                                     UNSER ANGEBOT
                                                                                                                    Ü Wir beraten und begleiten Kirchen und Gemein-
                                                       calculator                                                     den beim Abbau von äusseren und inneren
                                                                                                                      Barrieren und bei der Förderung einer inklusiven
                                                 FINANZEN                                                             Gemeindekultur.
                                                                                                                    Ü Wir gestalten Gottesdienste, Konfirmanden-
                                                                                                                      unterricht und Seminare, bieten Unterricht an
                                                                                                                      theologischen Ausbildungsstätten an und halten
                                                                                                                      Referate an verschiedenen Anlässen zu Themen
                                                                                                                      rund um Behinderung und Inklusion.
                                                                                                                    Ü Wir organisieren inklusive Reisen mit geistlichen
                                                                                                                      und seelsorgerlichen Angeboten für und mit
                                                                                                                      Menschen mit Behinderungen.
                                                                                                                    Ü Wir organisieren alle zwei Jahre eine Fachtagung
       Jahresabschluss 2019                                                                                           als Weiterbildung für Fachpersonen aus Medizin,
                                                                                                                      Pflege, Therapie, Beratung und Seelsorge.
       Im Rahmen der – aufgrund der Corona-Krise schriftlich durchge-
                                                                                                                    Ü Wir unterstützen christliche internationale
       führten– Mitgliederversammlung Ende März in Aarau durften wir
                                                                                                                      Hilfsprojekte zugunsten von Menschen mit
       eine erfreuliche finanzielle Jahresrechnung präsentieren. Dank                                                 Behinderungen.
       relativ stabilen Spenden und einem positiven Abschluss der Fach-
       tagung in Sursee resultierte ein Gewinn von rund 6000 Franken.
       Diesen Überschuss werden wir im laufenden Jahr für die Weiterent-                                                UNKOMPLIZIERT UND ANONYM SPENDEN
       wicklung unserer Angebote einsetzen.
                                                                                                                    Möchten Sie
       Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle an all unsere treuen Spender-
                                                                                                                    unsere Arbeit
       innen und Spender. Ihre Unterstützung macht einen Unterschied
                                                                                                                    mit einer Spende
       und zeigt Wirkung in den Leben der Menschen, die mit uns unter-                                              unterstützen?
       wegs sind.                                                                                                   Mit der TWINT-
                                                                                                                    App auf Ihrem
                                                                                                                    Handy können Sie uns unkompliziert und anonym
                                                                                                                    eine Spende zukommen lassen.
IMPRESSUM                                                                                                           Achtung: Die Spende ist wirklich anonym. Sie erhal-
                                                                                                                    ten deshalb auch keine Verdankung und keine Bestä-
Glaube und Behinderung            Geschäftsleitung                  Layout
Info 1/2020                       Markus Zuberbühler                PS Werbung AG                                   tigung für Ihre Steuererklärung.
Glaube und Behinderung                                              www.psw.ch
Parkweg 39                        Vorstand
3053 Münchenbuchsee               Susanne Furrer, Präsidentin       Druck
Telefon 079 102 56 79             Christoph Marti, Vizepräsident    Jorda AG Belp
info@gub.ch                       Susanne Cotti                     www.jordibelp.ch
www.gub.ch                        Simone Leuenberger
                                                                                                                                       EHRENKODEX
                                  Stefanie Ammann
Redaktion                         Lukas Bütikofer                   Bildnachweise                                                   Das unabhängige Gütesiegel der
Markus Zuberbühler                                                  Titelbild, Seiten 3, 4, 5: Markus Zuberbühler                   Stiftung Ehrenkodex attestiert eine
                                  Konto                             Seite 2 oben: Benjamin Zuberbühler
Lektorat                          PC 85-685611-9                    Seite 8: Helen Bircher
                                                                                                                                    umfassende Qualität der Arbeit
Helen Bircher, Lukas Bütikofer,   IBAN CH23 0900 0000 8568 5611 9   Rest: zvg                                                       sowie einen sorgsamen Umgang
Simone Leuenberger                Glaube und Behinderung
                                  3053 Münchenbuchsee
                                                                                                                                    mit Spendengeldern.
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