JAHRES- UND WIRKUNGS- 2O - CHANGE.ORG EV

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JAHRES- UND WIRKUNGS- 2O - CHANGE.ORG EV
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Bericht      2o
JAHRES- UND WIRKUNGS- 2O - CHANGE.ORG EV
Gegenstand und Umfang des Berichts:

Der folgende Bericht beschreibt unter Anwendung des Social Reporting Standard 2014 (SRS)
die Aktivitäten der Organisation Change.org e.V. im Zeitraum vom 01.01.2020 bis zum 31.12.2020.
Sitz der Organisation ist in der Dorotheenstraße 33, 10117 Berlin.

Change.org e.V. ist ein beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg unter der Vereinsregisternummer
VR 35314 B eingetragener Verein. Fragen zum Bericht richten Sie bitte an info@changeverein.org.
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inhaltsvErzeichnis

      Vorwort						4

      Einleitung
1.1   Das Jahr 2020 in Zahlen				               5
1.2   Vision und Ansatz					6

      Problem und Lösungsansatz
2.1   Das gesellschaftliche Problem			          7
2.2   Unser Lösungsansatz					8
2.3   Die angestrebte Wirkung				               9

      Ressourcen, Leistungen und Wirkung
3.1   Eingesetzte Ressourcen				10
3.2   Erbrachte Leistungen					10
3.3   Erreichte Wirkung					12
3.4   Evaluation und Lernerfahrungen			         16
3.5   Kampagnen-Highlights				17

      Das Jahr 2021
4.1   Planung und Ausblick 2021				             22
4.2   Einflussfaktoren: Chancen und Risiken		   24

      Organisationsstruktur und Team
5.1   Organisationsstruktur				25
5.2   Vorstand und Team					27

      Organisationsprofil
6.1   Allgemeine Angaben zur Organisation		     30
6.2   Governance						31
6.3   Umwelt- und Sozialprofil				              32
6.4   Datenschutz und Transparenz			            34

      Finanzen
7.1   Buchführung und Rechnungsbeleg			         35
7.2   Einnahmen und Ausgaben für 2020			        35
7.3   Finanzielle Situation und Planung			      36

      Fördervereinbarung					38
      Impressum						39

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voRwort

Liebe Unterstützer*innen,
Liebe Leser*innen,

für Change.org Deutschland war 2020 ein            Change.org verstehen wir als
aufregendes Jahr. Die Corona-Pandemie ließ viele   Brückentechnologie auf dem Weg dorthin.
gesellschaftliche Fragen und Probleme deutlicher   Um die Menschen in Krisenzeiten weiterhin
denn je hervortreten. Gleichzeitig stand           für Demokratie zu begeistern, startet der
Deutschland still. Die Menschen verbrachten viel   Change.org e.V. 2021 die neue Plattform
Zeit zu Hause und vor dem Bildschirm. Beste        innn.it, die das Sammeln von rechtsgültigen
Bedingungen für Bürger*innen, auf Change.          Unterschriften für Bürger- und Volksbegehren
org aktiv zu werden! Eine von ihnen war Tonia      erleichtert.
Merz, die eine Kampagne für bedingungsloses
Grundeinkommen startete und so ein Thema           2020 ist unser Team weiter gewachsen: Wir
auf die politische Agenda setzte, das bei der      freuen uns über das neue Produktteam, das
Bundestagswahl 2021 nicht mehr wegzudenken         in Windeseile digitale Angebote für unsere
ist. Das Engagement vieler Menschen führte         Nutzer*innen macht. Wir sind stolz darauf,
dazu, dass wir uns 2020 über einen Zuwachs von     wie wir die Herausforderungen der Pandemie
rund 870.000 Nutzer*innen freuen konnten. Mehr     gemeistert und unsere Arbeitsgewohnheiten
als sieben Millionen Menschen in Deutschland       neu organisiert haben – und unser wachsendes
nutzen nun Change.org, um                          Team dabei mitgenommen haben.
etwas zu verändern.
                                                   Und auch in diesem Vereinsjahr ist und
Wir freuen uns über viele bewegende                bleibt das Wichtigste: All das wäre ohne
Geschichten und die Menschen dahinter,             unser engagiertes Team und die großzügige
ihre Erfolge und Meilensteine, im Großen           Unterstützung von rund 22.000 Förder*innen
und im Kleinen: Beim Radrennen Tour de             und mehr als 12.000 Spender*innen nicht
France wurden die sogenannten „Podiumgirls“        möglich. Ihnen gilt ein ganz besonderer Dank.
abgeschafft, Blumenmädchen zur Zierde des
Gewinners. Während im südlichen Bayern             Herzliche Grüße im Namen des gesamten
der Bau eines Gewerbegebiets verhindert            Change.org-Teams
wird, kämpft im Norden eine Lüneburgerin
unermüdlich gegen den Trinkwasser-Klau des
Weltkonzerns Coca-Cola. Weil Petitionen zu
Gesetzesänderungen führen können, ist das
Ziel von Tracy Osei-Tutus Kampagne „Aufstand
der Jugend“ die Einführung des Wahlrechts ab       Gregor Hackmack
                                                   Vorstand Change.org e.V.
16 Jahren.

Vorfreudig blicken wir auf das Jahr 2021: Im
Jahr der Bundestagswahl organisieren wir mit
Bürger*innen die Aktion ABSTIMMUNG21
– Deutschlands erste bundesweite
Volksabstimmung.

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 Einleitung
 1.1 Das Jahr 2020 in Zahlen
 2020 war ein spannendes und erfolgreiches Jahr für den Change.org-Verein.
 Wieder haben wir eine Umfrage in Auftrag gegeben und herausgefunden:
 Change.org ist Deutschlands bekannteste Petitionsplattform!

     33,8%
 der Menschen in Deutschland
           kennen Change.org
                                                   22%
                                                   der Menschen in Deutschland
                                                   haben Change.org schon
                                                   einmal genutzt*

 Und auch auf diese Zahlen** sind wir besonders stolz:

 2020 nutzten

7.097.278
 Menschen Change.org
 in Deutschland

                 2020 wurden

              12.450
                 Petitionen in Deutschland
                 gestartet

 2020 gab es insgesamt

1.835.256
 Unterschriften für erfolgreiche
 Petitionen in Deutschland

* Die Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov
  Deutschland GmbH, an der 2.060 Personen im Zeitraum vom
  23. bis 30.11.2020 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet
  und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

** Stand: 31.12.2020                                                                              5
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1.2 Vision und Ansatz

Wer wir sind

Change.org ist die weltweit größte Kampagnenplattform.
Wir ermöglichen Menschen die Welt im positiven Sinne zu
verändern. Derzeit nutzen mehr als 7 Millionen Menschen in
Deutschland die Plattform und verändern so Kampagne für
Kampagne ihr Umfeld – lokal, national und global.
Wir sind ein unabhängiger Verein mit Sitz in Berlin und einer
Nutzungsvereinbarung mit dem am Gemeinwohl orientierten,
internationalen Sozialunternehmen Change.org PBC. Darüber
hinaus hat der Change.org e.V. eine Verbandsvereinbarung
mit der Change.org Charitable Foundation, einer
gemeinnützigen Stiftung mit Sitz in San Francisco. Mit
unserer Expertise unterstützen wir die Kampagnen von
Nutzer*innen in Deutschland.

Woran wir glauben

In Zeiten der digitalen Vernetzung kann ein einzelner Mensch
eine soziale Bewegung auslösen. Ein Beispiel ist Tonia Merz
mit ihrer Kampagne zum bedingungslosen Grundeinkommen
in Krisenzeiten, die ihr Thema zur Bundestagswahl auf die
politische Agenda setzt. Sozialarbeiter Jens Matk tritt mit
seiner Petition gegen das Intensivpflegestärkungsgesetz
einen wahren Proteststurm los, woraufhin es von der
Bundesregierung überarbeitet wird. Wir glauben, dass
Menschen durch gemeinsames Handeln beginnen, ihren
eigenen Möglichkeiten wieder stärker zu vertrauen und die
Gesellschaft voranzubringen. Dafür setzen wir uns Tag für
Tag ein.

Was wir machen

Mit der leistungsfähigen Change.org-Plattform und unserer
Kampagnenexpertise im Verein unterstützen wir engagierte
Menschen, damit sie sich schnell, einfach und zu jedem
Zeitpunkt einmischen und miteinander vernetzen können.

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proBlem und lösungsansaTz
2.1 Das gesellschaftliche Problem
Viele Bürger*innen wollen etwas verändern, wissen aber
nicht wie und fühlen sich ohnmächtig. Die Welt von heute ist
schnelllebig. Die Einflussnahme über Wahlen alle vier bis fünf
Jahre reicht vielen nicht aus. Sie wollen jetzt aktiv werden
und Veränderungen gemeinsam mit anderen erreichen.
Doch wie?

Die wenigsten Menschen sind Politprofis oder Expert*innen
auf dem Gebiet, in dem sie etwas verändern wollen. Vielen
mangelt es an Zeit, sich so ein Wissen anzueignen oder
sich in politischen Parteien zu engagieren. Auch kommt die
klassische „Ochsentour“ in Parteien für viele Menschen nicht
in Frage.

Die Folge

Es entsteht ein politisches Vakuum, welches extreme
Strömungen für ihre Zwecke nutzen und die Demokratie
als Ganzes in Frage stellt.

     Change.org hat einen
        Lösungsansatz entwickelt,
        um gesellschaftliche Probleme
        anzupacken.

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2.2 Unser Lösungsansatz
Der Lösungsansatz des Change.org-Vereins basiert auf
drei Grundpfeilern:

•   Beteiligung durch Petitionen
•   Mobilisierungskraft der Gemeinschaft
•   Kampagnenexpertise des Teams

Petitionen
Auf einer überparteilichen Petitionsplattform kann jede*r
im Rahmen von Petitionen eigene Anliegen vorstellen und
Gleichgesinnte finden. Das Erstellen einer Petition ist einfach
und sicher. Man braucht lediglich eine Internetverbindung
und ein Gerät, mit dem man auf die Plattform www.change.org
zugreifen kann.

Mobilisierungskraft
Mit der Mobilisierungskraft der Change.org-Gemeinschaft
kann in kurzer Zeit eine kritische Masse erreicht werden.
Petitionsstarter*innen können ihre Petitionen mit wenigen
Klicks in den Sozialen Medien verbreiten und die Unterstüt-
zer*innen auf der Plattform bitten, ihre Petition zu teilen.

Kampagnenexpertise
Kampagnenerfahrung ist keine Voraussetzung, um eine
Petition auf Change.org starten zu können. Daher haben
wir ein umfangreiches Kampagnentraining entwickelt, das
allen Petitionsstarter*innen auf unserer Vereinsinternetseite
zur Verfügung steht. Das Training enthält wichtige Tipps
und Empfehlungen, wie man eine Petition zum Erfolg führt.
Unser Kampagnenteam begleitet ausgewählte Kampagnen
auch aktiv und hilft ihnen zu gewinnen. Das Ziel dabei ist es,
viele weitere Menschen zu motivieren, sich für die eigenen
Anliegen einzusetzen und ebenfalls Kampagnen zu starten.

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2.3 Die angestrebte Wirkung

Mit der Wirkung auf Entscheidungsträger*innen, Medien und
Bürger*innen ist es das Bestreben des Change.org e.V., die
Demokratie zu stärken und mehr Menschen die Beteiligung
an politischen und nicht-politischen Entscheidungsfindungen
zu ermöglichen.

Wirkung auf Entscheidungsträger*innen:
• Sie werden überzeugt oder werden angeregt,
   Stellungnahmen zu Petitionsanliegen zu veröffentlichen
   und Erklärungen abzugeben. Seit 2020 konzentrieren
   wir uns verstärkt auf die Kommunikation mit
   Entscheidungsträger*innen, die mit einem
   Klick per E-Mail auf die Forderungen von
   Petitionsstarter*innen antworten können.

Wirkung auf Medien:
• Journalist*innen finden in den Petitionsstarter*innen
   engagierte und durch viele Unterschriften legitimierte
   Ansprechpartner*innen für aktuelle Themen.
• Medien helfen Bürger*innen, wichtige Anliegen
   auf die politische Agenda zu setzen.
• Journalist*innen können die Change.org-Plattform
   als Recherchetool nutzen.

Wirkung auf Bürger*innen:
• Bürger*innen werden direkt ermutigt:
   „Ich kann etwas verändern!“
• Durch die positive Veränderung der eigenen
   Lebensumstände gewinnen sie an Mut und
   Lebensqualität.
• Ihr Vertrauen in die Demokratie wächst, weil
   Entscheidungen beeinflussbar sind und daher
   eine höhere Akzeptanz bekommen.

Die gesellschaftliche Wirkung umfasst somit:
• Mehr Vertrauen in Entscheidungsträger*innen
   und in die Demokratie.
• Eine lebendigere Demokratie, an der
   mehr Menschen aktiv teilnehmen.
• Stärkung der Demokratie, die dadurch weniger
   anfällig für Angriffe von Extremist*innen ist.

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     ressourcEn, leistungEn
     und wiRkung
     3.1 Eingesetzte Ressourcen
     Der größte Teil der eingesetzten Ressourcen                                  Im Berichtsjahr 2020 wurden die folgenden
     sind die Personalkosten für die Mitarbeiter*innen                            Ressourcen für die Arbeit des Change.org e.V.
     des Change.org e.V. Sie werden zur Erfüllung                                 eingesetzt:
     des Vereinszwecks, der Förderung des
     demokratischen Staatswesens, eingesetzt. Seit                                                                   2020          2019
     dem 11.12.2020 haben wir zwei weitere Zwecke
                                                                                   Ressourcen                 Kosten in €    Kosten in €
     in unserer Satzung: die Förderung der Bildung
     und die Förderung des Bürgerschaftlichen                                      Personalkosten                1.034.012      626.411
     Engagements zugunsten der vorgenannten
     Zwecke.                                                                       Sachkosten                     664.723       414.255

                                                                                   Nutzung der
     Die Sachkosten beinhalten sämtliche Kosten
                                                                                   internationalen                505.430       334.755
     für Miete, Büro- und Kampagnenmaterial,
                                                                                   Change.org-Plattform
     Fundraising und Verwaltung sowie Reisekosten.
     Außerdem beteiligt sich Change.org e.V. an                                    Summe                        2.204.165     1.375.421
     den Entwicklungs- und Wartungskosten der
     internationalen Plattform und zahlt für die
     Nutzung der globalen Infrastruktur.

     3.2 Erbrachte Leistungen

     Nutzerwachstum                                                                             Überblick Petitionen und
     Change.org-Plattform:                                                                      Nutzer*innen in Deutschland:
                                                                                 7.097.278
7 Mio.
                                                                         6.227.896
                                                                                                 Leistungen 2020                 Anzahl
6 Mio.                                                         6.002.997
                                                                                                 Nutzer*innen
                                                      5.300.606
5 Mio.                                                                                           von Change.org               7.097.278
                                            4.719.520
                                                                                                 in Deutschland
4 Mio.                             3.926.200
                                                                                                 Petitionen in
                                                                                                                                 12.450
3 Mio.                                                                                           Deutschland
                         2.770.982

2 Mio.                                                                                           Unterschriften
                1.664.897                                                                                                    20.732.850
                                                                                                 für Petitionen
1 Mio.
     490.035                                                                                     Unterschriften für
                                                                                                 erfolgreiche                 1.835.256
         Dez.     Dez.      Dez.     Dez.      Dez.     Dez.      Dez.     Dez.   Dez.           Petitionen
         2012     2013      2014     2015      2016     2017      2018     2019   2020

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Medienreichweite, Kampagnen und Nutzer*innen

Seit dem Start von Change.org in Deutschland in 2012 ist die Zahl der Nutzer*innen kontinuierlich
gestiegen. Über digitale und analoge Medien werden die Nutzer*innen informiert und aktiviert und
die Bekanntheit stetig ausgebaut.

Social Media                                                            Website

1.747.527
  Facebook-Fans weltweit
                                                                        35.826.483
                                                                         Besucher*innen auf change.org
  /Change.orgDeutschland                                                 in Deutschland

34.280
  Twitter-Follower
                                                                        127.108
                                                                         Besucher*innen auf changeverein.org
  @changeGER

10.943
  Instagram-Follower
  @changeorg_deutschland

Presse

100+
  TV und Radio-Beiträge*

2.139
  Artikel mit potenzieller Reichweite
  von 2,23 Mrd. (Print und Online)**

  * Die Clippings sind hier unvollständig, weil wir die Radio
    und TV-Beiträge nicht vollständig erfassen können.

  ** Geclippt wurden nur Artikel in den TOP 30%-Medien, d.h.
     nur diejenigen Artikel mit einer potenziellen Reichweite von
     mindestens 100.000 wurden berücksichtigt. Die potenzielle
     Reichweite gibt Einblick in die Anzahl potenzieller Leser*innen.

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3.3 Erreichte Wirkung
Erfolgreiche Change.org-Kampagnen ergeben nicht nur eine Wirkung für die Unterstützer*innen
selbst, sondern für alle in der Gesellschaft, die mit den Anliegen konfrontiert sind. Das
Wirkungsprinzip von Change.org lässt sich am Beispiel der folgenden Kampagne veranschaulichen.

Kampagne

Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen durch die Coronakrise

Das gesellschaftliche Problem

Am 11. März 2020 ruft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Pandemie aus:
Das Covid-19-Virus ist eine weltumspannende Infektionskrankheit. Bundeskanzlerin Angela
Merkel beschreibt die Lage als „größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg“. Ende
März beschließt die Bundesregierung ein umfangreiches Kontaktverbot: Deutschland steht still.
Unzählige Selbstständige, Kreative, Musiker*innen, Künstler*innen, Veranstalter*innen trifft es
hart. Das staatliche Kurzarbeitergeld steht vielen nicht zu. Die Notkredite helfen nur kurzfristig,
weil viele Kleinunternehmer*innen keine ausreichenden Rücklagen haben. Während großen
Wirtschaftsunternehmen binnen kürzester Zeit milliardenschwere Rettungen zugesagt werden,
zittern hunderttausende Selbstständige um ihre gesamte Existenz.

Ziel der Kampagne

Die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens von 800 Euro bis 1.200 Euro pro Person
für sechs Monate. Schnell, unbürokratisch, zeitlich begrenzt, um den sozialen Absturz Tausender
zu verhindern und gleichzeitig die Kaufkraft im Land zu erhalten.

Ressourcen (Input)

Am 13. März 2020 startet Modedesignerin Tonia Merz ihre Petition „Mit dem bedingungslosen
Grundeinkommen durch die Coronakrise”. Das Thema trifft einen Nerv. Einen Tag später
startet eine Petition mit derselben Forderung an den Bundestag.

Innerhalb von fünf Tagen, am 18. März 2020, knackt die Petition die Marke von 200.000
Unterschriften.

Am 26. März 2020 organisiert Tonia Merz zusammen mit Change.org Deutschland, Mein
Grundeinkommen und Expedition Grundeinkommen eine digitale Demo. Gemeinsam bringen
sie den Hashtag #GrundeinkommenJetzt auf Platz 1 der deutschen Twittertrends.
Finanzminister Olaf Scholz reagiert per Videobotschaft auf die Petition.

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Gemeinsam mit den anderen Petent*innen zum Grundeinkommen schickt Tonia Merz am 5. Mai
2020 einen offenen Brief an Abgeordnete des Petitionsausschusses des Bundestags: „Dies ist
keine Forderung Einzelner, sondern Ausdruck einer breiten, gesellschaftlichen Bewegung.“

Mitte Juni 2020 beziehen MdB Anke Domscheidt-Berg (DIE LINKE) und MdB Chris Kühn (B90/
Die Grünen) Stellung zur Forderung der Petition. Sie unterstützen das Grundeinkommen.

Am 9. Juli 2020 versendet Tonia Merz stolz das Update: „Das Online-Magazin Edition F verleiht
jedes Jahr den 25 FRAUEN AWARD – im Krisenjahr 2020 an 25 Frauen, die unsere Welt
zukunftsfähig machen. Aus über 1.000 Vorschlägen wurden 50 Frauen nominiert. Ich freue
mich riesig, eine von ihnen zu sein!“

Am 8. September 2020 treffen sich Petitionsstarterin Tonia Merz und Katja Kipping (Vorsitzende
der Partei DIE LINKE) zum Gespräch. Tonia Merz übergibt ihr über 470.000 Unterschriften für
ein Krisen-Grundeinkommen während der Coronakrise.

Gemeinsam mit den anderen Petent*innen findet am 26. Oktober 2020 die Anhörung im
Petitionsausschuss statt.

 Tonia Merz und Susanne Wiest übergeben Katja Kipping und Beate Müller-Gemmeke über 470.000 Stimmen
  in symbolischen XXL-Kartons.

Ergebnisse (Output)

•   493.035 Unterschriften auf Change.org
•   aktive Einbindung der Unterstützer*innen
•   Übergabe der Unterschriften an Katja Kipping (Bundesvorsitzende DIE LINKE)
•   Einladung zur Anhörung im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages
•   neues Bündnis: #GemeinsamFürGrundeinkommen

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Erreichte Wirkung
Manche Kampagnen brauchen genau den richtigen Moment. Im Fall von Tonia Merz’ Kampagne
zum Grundeinkommen war dieser Moment mit der Coronakrise gekommen. Der rasante Anstieg der
Unterschriften binnen kürzester Zeit zeigte den breiten Zuspruch aus der Gesellschaft – besonders
in Krisenzeiten.

Tonia Merz’ Petition zeigt, wie aus einer Petition eine Kampagne wird. Mit steigender Anzahl von
Unterschriften berichten mehr und mehr Medien, ihr Thema erhält Aufmerksamkeit. Meilensteine
wie Live-Talks, die digitale Demonstration und Stellungnahmen von Entscheidungsträger*innen
beflügeln ihr Gefühl der Selbstwirksamkeit.

Noch gibt es das Grundeinkommen nicht. Ein Kampagnenerfolg auf ganzer Linie steht noch
aus. Tonia Merz bleibt hartnäckig. Durch ihr Engagement für ihre Petition lernt sie weitere
Aktivist*innen kennen, die für das Grundeinkommen kämpfen. Sie schließen sich zu einem
neuen Bündnis zusammen und starten gemeinsam eine neue Petition:
change.org/Grundeinkommen

Die gesellschaftliche Wirkung
Die Kampagne ist erfolgreich, weil sie zeigt, wie aus einer Krise eine Chance erwachsen kann.
Die Veränderung ist greifbar und möglich. Seit dem Krisenjahr 2020 ist das Thema
Grundeinkommen endgültig auf der politischen Agenda angekommen – und das pünktlich
zur Bundestagswahl. Ihr Highlight aus der Anhörung im Petitionsausschuss kommentiert die
Petitionsstarterin so:

             „   Na endlich – da hat wohl jemand
                 gemerkt, dass ein Land nicht nur
                 aus Menschen mit festen
                 Arbeitsverträgen und
                 Kurzarbeitergeldanspruch
                 besteht und nächstes Jahr
                 Wahlen sind.
                 Tonia Merz

                                                                                                    14
Chronologie                                                        13. März 2020
der Kampagne:                                                      Start der Petition „Mit dem bedingungslosen

Bedingungsloses
                                                                   Grundeinkommen durch die Corona Krise” auf Change.org.
                                                                   Tonia Merz setzt das Grundeinkommen während der
                                                                   Coronakrise auf die Agenda. Mit ihrer Petition sammelt

Grundeinkommen!
                                                                   sie deutschlandweit die meisten Unterschriften für
                                                                   das Grundeinkommen. Mehr als 470.000 Menschen
                                                                   unterschreiben die Petition der Berliner Modedesignerin.

                  /Grundeinkommen
                                                                   14. März 2020
                                           15. März 2020           Susanne Wiest startet eine Petition an den Bundestag,
                                                                   das Bedingungslose Grundeinkommen einzuführen.
                                   Tonia Merz’ Petition knackt
                          die 50.000er Unterschriften-Marke.

                                                                   16. März 2020
                                           18. März 2020           Tonia Merz’ Petition knackt
                                  Tonia Merz’ Petition knackt      die 100.000er Unterschriften-Marke.
                        die 200.000er Unterschriften-Marke.

                                                                   20. März 2020
                                           26. März 2020           Tonia Merz’ Kampagnenvideo wird veröffentlicht.
       Tonia Merz organisiert zusammen mit Change.org, Mein
      Grundeinkommen und Expedition Grundeinkommen eine
          digitale Demo. Gemeinsam bringen sie den Hashtag
          #GrundeinkommenJetzt auf Platz 1 der deutschen
      Twittertrends! Zwischendurch wendet sie sich auch mit        18. April 2020
                      einem Video an ihre Unterstützer*innen.
                                                                   Gemeinsam mit Mein Grundeinkommen und Expedition
                                                                   Grundeinkommen organisiert Tonia Merz einen Livetalk
                   Der Finanzminister Olaf Scholz meldet sich
                                                                   mit dem Titel „Bedingungslos Nachgefragt”!
        erstmalig in einem Interview mit Tilo Jung zur Petition.
                                                                   Der RBB berichtet über die Kampagne von Tonia Merz.

                                             05. Mai 2020          07. Mai 2020
         Ein gemeinsamer, offener Brief wird von Tonia Merz
                                                                   Die Süddeutsche Zeitung widmet Tonia eine
            (Petentin auf change.org), David Erler (Petent auf
                                                                   Nahaufnahme. Titel: „Die Existenzialistin”.
               openpetition.de), Susanne Wiest (Petentin der
      Bundestagspetition 108191), Hiltrud Preuß (Petentin der
     Bundestagspetition 108283, zusammengelegt mit 108191),
       Volkmar Kreiß (Petent der Bundestagspetition 108450,        18. Juni 2020
  zusammengelegt mit 108191), Vivien Putzmann (Petentin der
     Bundestagspetition 108586, zusammengelegt mit 108191)         Anke Domscheit-Berg Abgeordnete des Deutschen
                 an Abgeordnete des Petitionsausschusses           Bundestags (DIE LINKE) antwortet Tonia Merz
                     des Deutschen Bundestages geschickt.          auf Change.org.

                                                                   09. Juli 2020
                                                                   Tonia Merz ist für den 25 FRAUEN AWARD der Edition F
                                  08. September 2020               nominiert, wie sie in ihrem Update zur Petition schreibt.
  Am 8. September treffen sich Petitionsstarterin Tonia Merz
         und Katja Kipping (Vorsitzende der Partei DIE LINKE)
                    zum Gespräch. Dabei übergibt Tonia Merz             26. Oktober 2020
                              über 470.000 Unterschriften für
                                  ein Krisen-Grundeinkommen             Ausschusste  rmin im Bundestag.
                                     während der Corokakrise.                    t ein Schreiben, dass „ihre Eingabe
                                                                        Tonia Merz bekomm
                                                                                                          den anderen
                                                                        vom 20. März 2020 gemeinsam mit
                                                                                                    ten” wird . Merz ist
                                                                        sachgleichen Petitionen bera
                                                                                         den and eren Pete nt*i nnen.
                                                                        im Gespräch mit
                                                                                                                               15
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3.4 Evaluation und Lernerfahrungen
Die Ressourcen, Leistungen und Wirkungen werden in wöchentlichen Team-Konferenzen und
wöchentlichen Berichten samt Datenbankauswertungen evaluiert. Das Team erstellt ein Budget für
das Gesamtjahr, das neben den Finanzzahlen auch Planungen für die Leistung und beabsichtigte
Wirkung des Change.org e.V. enthält.

Das Controlling der Finanzzahlen wird monatlich von einem externen Mitarbeiter anhand
betriebswirtschaftlicher Auswertungen durchgeführt. Außerdem wertet das Change.org-Team
wöchentlich die Zielerreichung aus und analysiert Abweichungen, um die Umsetzung der
Aktivitäten entsprechend anzupassen.

2020 konnten wir unsere Kampagnenexpertise mehr Petitionsstarter*innen zukommen lassen. Noch
mehr Kampagnen konnten wir mit kreativen Videos, Stories und Grafiken bei der Mobilisierung in
den Sozialen Medien helfen. Wir konnten die Interaktionen auf Facebook und Twitter deutlich
steigern. Unser Instagram-Kanal hat rund 13.000 Abonnent*innen, die jeden Tag mehr werden.
Bei der Begleitung von Kampagnen stoßen wir immer wieder an Kapazitätsgrenzen. Daher haben
wir ein ausführliches Kampagnentraining entwickelt, das der Allgemeinheit zur Verfügung steht
und viele Tipps und Beispiele für erfolgreiche Kampagnen bietet. Im Corona-Jahr 2020 hat
das Kampagnenteam eine WhatsApp-Gruppe für alle Petitionsstarter*innen erstellt und
Kampagnentrainings per Video aus dem Home-Office angeboten. Diese Video-Trainings
und Beispiele werden 2021 professionalisiert und erweitert.

Das Spendenmodell des Change.org-Vereins wurde auch 2020 sehr gut angenommen – trotz
des unklaren Gemeinnützigkeitsstatus (siehe Seite 25). Förder*innen und Spender*innen wurden
weiterhin über regelmäßige Spendenaufrufe per E-Mail und über eigene Anzeigen auf der
Change.org-Plattform gewonnen. Die Qualität unserer Ansprache und den Spendenprozess
konnten wir zudem durch Nutzer-Interviews und den Austausch mit Spender*innen am
Telefon und per E-Mail optimieren. In einer Umfrage haben 81,5% der Förder*innen angegeben,
dass sie Change.org regelmäßig unterstützen, weil sie Bürgerbeteiligung
und Demokratie fördern wollen. 74,7% ist außerdem wichtig, dass
die Plattform für alle Menschen frei zugänglich bleibt und ohne
Kosten und Werbeanzeigen funktioniert. Die Themen, die unsere
Förder*innen am meisten bewegen, sind Menschenrechte,
Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und Demokratie.

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  3.5 Kampagnen-Highlights
  2020 wurden 12.450 Petitionen auf Change.org in Deutschland gestartet und insgesamt mehr
  als 20 Millionen Mal gezeichnet. 1.835.256 Unterschriften kamen für erfolgreiche Petitionen
  aus Deutschland zusammen. Auf den folgenden Seiten möchten wir Ihnen einige Kampagnen-
  Highlights aus dem Jahr 2020 vorstellen, die uns nachhaltig beeindruckt haben.

Familie Kadyrova soll bleiben!                                                 # Menschenrechte
  www.change.org/Kadyrova

  Seit 2013 lebt Seda Kadyrova mit ihren Kindern in Schleswig-Holstein. Ihre Tochter Sayana geht
  aufs Gymnasium, ihr Sohn Magomed in die Grundschule. Seda arbeitet tagsüber als Haushaltshilfe,
  abends besucht sie Kurse, um ein Zertifikat für den Pflegeberuf zu erlangen. Sie sind aus
  Tschetschenien geflohen, vor dem gewalttätigen Vater, einem Polizisten. Seda berichtet, dass er
  sie und die gemeinsamen Kinder verprügelte und sie sogar mit einem Messer verletzt hatte. Nach
  einem Kontaktverbot verließ Seda mit beiden Kindern die Heimat. Jetzt droht in Deutschland die
  Abschiebung zurück nach Tschetschenien, in die Arme des Gewalttäters. Im November 2020
  startet Sayanas Nachhilfelehrerin Maja Lynn Lederer eine Petition für das Bleiberecht der Familie.
  Im Internet regt sich Widerstand. Prominente wie die Rapper Manuellsen und Massiv, Journalistin
  Düzen Tekkal, Politikerin Sawsan Chebli und viele Instagram-Influencer*innen unterstützen die
  Kadyrovas, die Instagram-Videos erreichen über zwei Millionen Menschen. Der Druck wirkt: Ende
  November trifft die Familie Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU)
  zur Petitionsübergabe. Ein Zwischenerfolg: Sechs Monate Duldung, Zeit zum Durchatmen.
  Der Ministerpräsident sichert zu, dass sechs Monate lang keine Abschiebung passieren wird.
  Zeit, um mit vereinter Kraft weiter für ein volles Bleiberecht der Kadyrovas zu kämpfen.

   Sayana und Magomed Kadyrova überzeugen Schleswig Holsteins
    Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU) von ihrem Bleiberecht.

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Regenbogenblut tut gut!                                                            # Menschenrechte
  www.change.org/Regenbogenblut

  Lucas Hawrylak ist schwul, darf heiraten, Kinder adoptieren und Organe spenden. Blut spenden
  darf er allerdings nicht so einfach – und das, obwohl doch gerade während der Coronakrise
  Blutreserven fehlen. Was steckt dahinter? Die Richtlinie Hämotherapie der Bundesärztekammer
  regelt, wer Blut spenden darf. Bis 2017 war es für homo- und bisexuelle Männer
  und trans Menschen nicht erlaubt, Blut zu spenden.
  Die Novellierung der Richtlinie 2017 setzte die
  Diskriminierung fort. Seither dürfen homo- und bisexuelle
  Männer und trans Menschen nur nach einer Frist von
  zwölf Monaten ohne Sex Blut spenden. Mit seiner
  Petition an den zuständigen Gesundheitsminister
  Jens Spahn will Lucas diese Diskriminierung
  beenden. Im August 2020 lädt Jens Spahn Lucas
  und seine Mitstreiter*innen zu einem persönlichen
  Gespräch im Ministerium ein. Ein wichtiger Schritt!
  Seit November 2020 beraten der sogenannte
  „Arbeitskreis Blut“, das Paul-Ehrlich-Institut, das
  Robert Koch-Institut, die Bundesärztekammer und das
  Bundesgesundheitsministerium über eine Änderung der
  Richtlinie. Lucas meint: „Wichtig ist nur das
  sexuelle Risikoverhalten jeder einzelnen Person,
  unabhängig von der sexuellen Orientierung und
  der geschlechtlichen Identität.“
                                                              Lucas Hawrylak fordert im Treffen mit dem queerpolitischen
                                                               Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Karl-Heinz Brunner
                                                               die Abschaffung des Blutspendeverbots.

Kein Gewerbegebiet im Aubachtal                                                                 # Umwelt
  www.change.org/KeinGewerbegebietAubachtal

  Im Januar 2020 leitet der Gemeinderat im bayerischen Seefeld erste Schritte ein: Mitten im
  Landschaftsschutzgebiet soll ein Gewerbegebiet entstehen, grauer Beton statt grüner Wiese.
  Eingebettet zwischen alten Eichen und Kastanien und dem klaren Aubach bietet die bedrohte
  Grünfläche weiten Blick, frische Luft und einen Ort zum Erholen. Das sogenannte „Versiegeln“ von
  Grünflächen bedroht Artenvielfalt, Wasserhaushalt, Luft- und Lebensqualität. Für Constanze
  Gentz vom Seefelder Bund Naturschutz ist klar: Das darf nicht passieren. In ihrer Petition fordert
  sie vom Gemeinderat den Planungsstopp. Nach der Übergabe an den Bürgermeister mit über
  5.600 Stimmen geht es in der Gemeinderatssitzung hoch her. Für die Naturschützer*innen sieht
  es nicht gut aus: Das Gelände soll weiter geprüft werden, es kommen sogar weitere Flächen hinzu.
  Befürworter*innen wälzen politische Verantwortung auf die Behörden ab. Im Oktober 2020 ein
  überraschender Erfolg: Das Gewerbegebiet im Aubachtal ist abgewiesen. Offizielle Begründung:
  Verstöße gegen Planungsgrundsätze. Der Bund Naturschutz feiert den Erfolg und bleibt
  widerständig. Denn schon tauchen neue Projekte mit großem Flächenbedarf am Horizont auf.
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Tschüss, Podiumgirls!                                                                 # Menschenrechte
  www.change.org/Podiumgirls

  Alle Jahre wieder: Die Tour de France, das bekannteste Radrennen der Welt. Und auch diese
  Bilder alle Jahre wieder: Große Siegerehrung, Sektdusche, Blumenstrauß und Küsschen
  auf die Wange für den Sieger, dargebracht von leicht bekleideten,
  langhaarigen Damen, den sogenannten „Podiumgirls“. Die Fotos landen
  in Zeitungen weltweit und schreiben so eine längst überholte Geschichte
  weiter: Frauen als Blumenmädchen, in knappen Kleidern und zu zart,
  um selbst sportliche Rekorde zu knacken. „Schluss damit!“,
  sagt Tamara Danilov, Gründerin einer Berliner Frauenfahrrad-
  Gruppe, Fahrradkurierin und Mutter. Sie startet ihre Petition im
  Mai 2019. Ihre Forderung: „Frauen sind weder Objekte, noch
  Siegespreis! Weg mit den Podiumgirls, her mit einer neuen
  Siegerehrung!“ Bereits 2018 hatten die Verantwortlichen der Tour de
  France die Abschaffung der Podiumgirls versprochen. Dank Tamaras
  Kampagne ist es im August 2020 soweit: Am Ende der 107. Tour de
  France beglückwünschen ein Mann und eine Frau den Sieger.
  Tamaras nächstes Ziel: Eine echte Tour de France für Frauen.
                                                                                    Ab jetzt gibt es auch Podiumboys.
                                                                                     Nächstes Ziel: Eine Tour de France
                                                                                     für Frauen.

Unser Trinkwasser gehört uns!                                                                 # Wirtschaft
  www.change.org/KeinColaBrunnen

  Der multinationale Coca-Cola-Konzern will der Stadt Lüneburg ihr gesundes Trinkwasser abgraben.
  Coca-Cola will einen dritten Trinkwasserbrunnen bohren und 1.000 Jahre altes Grundwasser aus
  200 Metern Tiefe fördern. Ziel ist die Auslastung der Abfüllanlage: Künftig sollen jährlich statt
  350 Millionen 700 Millionen Liter Wasser aus dem Boden gepumpt werden. Das kostbare
  Grundwasser wird dann unter dem Markennamen Vio teuer verkauft – für
  77 Cent pro Liter. Das Abschöpfen des Wassers kostet den multinationalen
  Konzern gerade mal 0,009 Cent. In Zeiten von Klimakrise und Hitze-Sommern
  ist Wasser kostbarstes Gut. Die Lüneburgerin Karina Timmann will Coca-Cola
  den Hahn abdrehen. Für ihre Kinder wünscht sie sich auch in Zukunft sauberes
  Trinkwasser aus dem Hahn. Im Sommer 2020 startet sie eine Petition
  mit der Forderung: „Unser Grundwasservorkommen gehört
  der Allgemeinheit. Regionale Entnahmen regulieren –
  oder verbieten!” Im September 2020 übergibt sie 92.000
  Unterschriften an die Lokalpolitik für eine rasche Anpassung
  des Wasserhaushaltsgesetzes. Doch ein halbes Jahr später
  beginnt Coca-Cola das Abpumpen. Inzwischen haben bereits
  über 122.000 Menschen die Petition unterschrieben. Karina
  Timmann kämpft weiter.

                       Die Lüneburgerin Karina Timmann fordert: „Schützt unser 
                     kostbares Trinkwasser vor Privatisierung durch Coca-Cola!“

                                                                                                                          19
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Intensivpflege                                                                                                # Inklusion
  www.change.org/Intensivpflege

  Für viele Menschen mit Behinderung verheißt der erste Gesetzesentwurf zum sogenannten
  „Intensivpflegestärkungsgesetz“ nichts Gutes: Demnach sollen Menschen mit hohem
  Pflegebedarf den Anspruch auf Pflege zu Hause verlieren und stattdessen grundsätzlich in
  Pflegeeinrichtungen und Heimen versorgt werden. Jens Matk, Vorstand des Betroffenenvereins
  ALS-mobil e.V., startet kurzerhand eine Petition, um die Pflege von Betroffenen in den eigenen vier
  Wänden zu retten und tritt damit einen Proteststurm los: Unter den Hashtags #NichtMeinGesetz
  und #NoIPReG machen Betroffene deutlich, dass sie selbst entscheiden wollen, wo sie leben und
  gepflegt werden. Monatelang demonstrieren sie Freitag um Freitag für Wahlfreiheit. Über 100.000
  Menschen schließen sich ihrer Petition an. Mit Erfolg: Das umstrittene Gesetz wird im Juli 2020
  kurzfristig nachgebessert und anschließend beschlossen, das Schlimmste ist verhindert.
  Die großflächige Abschiebung von behinderten Menschen in Heime wird erfolgreich abgewehrt.
  Jens will weiter für die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen kämpfen!

          Monatelang demonstrieren Betroffene vor dem          Mehr als 207.700 Unterschriften wurden an politische
           Brandenburger Tor. Sie wollen selbst entscheiden,     Entscheidungsträger*innen überreicht.
           wo sie leben und gepflegt werden.
                                                                                                                            20
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Eselschlachthäuser                                                                           # Tiere
  www.change.org/Esel

  Pünktlich zum Welteseltag am 8. Mai 2020 ist die Freude unter Tierfreund*innen groß:
  In vier kenianischen Eselschlachthäusern darf niemals mehr ein Esel geschlachtet werden.
  In allen vier Betrieben wird mit sofortiger Wirkung das Schlachten von Eseln und der Export
  von Eselhaut nach China verboten. Mit rund 80.000 Unterschriften feiern Dr. Solomon Onyango
  und die Tierschützer*innen von der Welttierschutzgesellschaft (WTG)
  ihre erfolgreiche Petition. Der Hintergrund: Die weltweite Eselpopulation
  sinkt drastisch. Gleichzeitig wächst das Interesse an „Ejiao“, das seit
  Jahrhunderten im asiatischen Raum und in der traditionellen chinesischen
  Medizin aus Eselshaut gewonnen wird. Als Gelatine oder Pulver taucht
  es in Gerichten und Getränken und in Pflegeprodukten wieder auf.
  Produkte mit dieser Gelatine aus Eselhaut sind über den Onlinehandel
  auch in Deutschland erhältlich. Um der Nachfrage nach Eselhaut gerecht
  zu werden, wurden einige Schwellen- und Entwicklungsländer als neue
  Märkte erschlossen, in denen viele Esel leben. Insbesondere in den
  ärmeren Regionen der Länder sind sie als Lasttiere für die Bevölkerung
  unersetzlich und sichern das Überleben der Menschen.

Aufstand der Jugend                                                                  # Demokratie
  www.change.org/AufstandDerJugend

  Tracy Osei-Tutu und ihre Mitstreiter*innen sind entschlossen. Die Jugendlichen wollen einen
  Jugendrat, der die Bundespolitik berät. Für die Bundestagswahl 2021 fordern sie das Wahlrecht
  ab 16 Jahren. Petitionsstarterin und Sprecherin des Bündnisses Tracy sagt: „Es ist nicht fünf vor
  zwölf, es ist zwölf! 2019 und 2020 waren Millionen Jugendliche weltweit auf der Straße, forderten
  Mitspracherecht und politisches Handeln. Ob Klimaschutz, Bildungspolitik, Uploadfilter oder
  Generationengerechtigkeit, viele Politikfelder betreffen insbesondere uns junge Menschen.
  Doch die Politik gibt uns kein Mitspracherecht. Wie kann es denn sein, dass
  eine Kinderkommission der Bundesregierung berufen wurde, in der kein einziges Kind,
  kein einziger Jugendlicher sitzt?“ In
  ihrer Petition fordert sie eine Debatte
  über echte Jugendbeteiligung. Im
  Oktober 2020 überreicht sie rund
  55.000 Unterschriften an
  Ricarda Lang, stellvertretende
  Bundesvorsitzende der
  Grünen.
 Petitionsstarterin Tracy Osei-Tutu 
  fordert bei der stellvertretenden
 Vorsitzenden der Grünen Ricarda
        Lang ein starkes politisches
               Mitspracherecht für
                   Jugendliche ein.

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das jaHr 2o21
4.1 Planung und Ausblick 2021
Aktuell nutzen mehr als 7 Millionen Menschen alleine in Deutschland Change.org, weltweit sind es
mehr als 437 Millionen Nutzer*innen. Im internationalen Vergleich sehen wir, dass noch Luft nach
oben ist und wir die Nutzung der Plattform steigern können. Wir glauben, dass auch in Deutschland
eine noch größere Bürgerbeteiligung auf Change.org möglich ist. Mehr Nutzer*innen sind gut, denn
je mehr Menschen Change.org nutzen, desto mehr können für einzelne Kampagnen mobilisiert
werden, um damit die jeweilige Wirkung zu erhöhen.

2021 möchten wir Bürgerbeteiligung noch zugänglicher, engagierter und kraftvoller machen.
Über mehr Kanäle wollen wir neue Gruppen von Menschen mit mehr Themen erreichen.
Die Petitionsstarter*innen und ihre Geschichten stehen dabei immer im Fokus. Der Kern
unserer Arbeit ist es, Menschen zum Starten und Teilen von Petitionen zu bewegen und ihre
Wirksamkeit aufzuzeigen. Wir möchten in den Köpfen der Bürger*innen verankern, dass sie von
Entscheidungsträger*innen gehört werden, diese auf ihre Anliegen reagieren – dass Veränderung
wirklich möglich ist. Zudem möchten wir die Zwischenerfolge unserer Kampagnen noch
regelmäßiger und umfassender kommunizieren.

Damit die Unterstützung von Kampagnen möglich ist, sind Förder*innen und Spender*innen
unentbehrlich. 2021 möchten wir den Kreis der Förder*innen erweitern und die Bindung an
die bestehenden Förder*innen erhöhen. Die Solidarität vieler Menschen, die trotz Entzug der
Gemeinnützigkeit (siehe Seite 26) an den Verein spenden und uns nicht im Stich lassen, macht
uns Mut. Für 2021 planen wir mit Spendeneinnahmen in Höhe von 2,8 Millionen Euro.

Veränderung
			ist möglich!
Abstimmung21
Wir glauben, dass Menschen über Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, aktiv eingebunden
werden sollten, z.B. in Form von bundesweiten Volksentscheiden. Daher haben wir zusammen
mit anderen Organisationen die Kampagne ABSTIMMUNG21 ins Leben gerufen und bereiten
parallel zu den Bundestagswahlen 2021 die erste von Bürger*innen organisierte bundesweite
Volksabstimmung über wichtige Themen vor. Wir verstehen Change.org als Brückentechnologie
auf dem Weg zur „Mitmachdemokratie“. Unser Vereinsmotto lautet: „Veränderung ist möglich!“.
Denn auf Change.org erfahren viele Menschen zum ersten Mal, dass es möglich ist, Dinge zu
verändern und dass es sich lohnt, gemeinsam mit vielen anderen diese Veränderung
anzustoßen. Auch wir stoßen neue Partizipationsmöglichkeiten an. Mehr erfahren Sie
auf www.abstimmung21.de.

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innn.it
2020 stand im Zeichen der Corona-Pandemie. Besonders in Krisenzeiten ist es wichtig, die
Menschen weiter für die Demokratie zu begeistern, sie nicht allein zu lassen. Dies ist die Aufgabe
des Staates. Er sollte den Menschen beispielsweise ermöglichen, so einfach wie möglich an
direktdemokratischen Initiativen teilzunehmen, zum Beispiel per Brief. Bisher geschieht das nicht.
Deswegen helfen wir nach. 2021 startet der Change.org e.V. die neue Plattform innn.it, die
das Sammeln von rechtsgültigen Unterschriften für Bürger- und Volksbegehren erleichtert.
Wir wollen, dass Menschen über die Dinge, die sie betreffen, nicht nur mitreden, sondern auch
mitentscheiden können. Dazu gibt es die direkte Demokratie in Deutschland – auf kommunaler
Ebene und auf Landesebene. Diese wollen wir mit innn.it fördern und noch lebendiger machen.
Mehr erfahren Sie auf innn.it.

                      1.
                      Unterschriftenliste
                      ausdrucken!

                                                               2.
                                                               Unterschreiben!

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                         Portofrei
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                                                                      4.
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4.2 Einflussfaktoren: Chancen und Risiken

Chancen nutzen:
Reichweite steigern und Plattform weiterentwickeln
Nach der letzten repräsentativen YouGov-Umfrage von November 2020 ist Change.org rund
33,8% der Menschen in Deutschland bekannt, rund 22% haben die Plattform schon einmal genutzt.
Damit bleibt Change.org die bekannteste Petitionsplattform des Landes. Immer mehr Menschen
entdecken Change.org als wirksame Plattform, um eigene Kampagnen zu starten und Veränderung
anzustoßen.

Wenn wir es schaffen, unseren Bekanntheitsgrad stetig weiter zu erhöhen, dann wird die Kraft
der Change.org-Gemeinschaft steigen und noch größere und schnellere Kampagnenerfolge
werden möglich. Damit kann Change.org einen großen Beitrag für eine selbstbestimmte und damit
lebenswertere Gesellschaft leisten. Weitere Chancen liegen in der fortlaufenden technischen
Weiterentwicklung der Plattform, die es ermöglicht, dass Petitionen einfacher gestartet und geteilt
werden können und dadurch mehr Kampagnen eine höhere Wirkung erzielen.

Risiken erkennen und gegensteuern:
Wirksamkeit von Online-Petitionen zeigen
Laut der YouGov-Umfrage von November 2020 haben rund 51% der Menschen in Deutschland
schonmal eine Online-Petition unterzeichnet. Mit der Verbreitung von Online-Petitionen und
dem Wachstum von Change.org sind auch Risiken verbunden. Das größte Risiko ist sicherlich,
dass Menschen den Glauben an die Wirksamkeit von Online-Petitionen verlieren und diese als
„Klicktivismus“ abtun. Auf der Website des Change.org e.V. haben wir die wichtigsten Fragen und
Antworten rund um Online-Petitionen veröffentlicht. Darin gehen wir ausführlich auf mögliche
Einwände ein und geben Beispiele, warum Online-Petitionen wirksam sind. Erfolgreiche Petitionen
werden immer wieder breit auf allen Kanälen kommuniziert, um zu zeigen, wie wirkungsvoll
Petitionen auf Change.org sind.

Ein weiteres Risiko ist, dass wir den Anschluss an
die sich ändernden Gewohnheiten und technischen
Weiterentwicklungen des Internets verlieren. Unsere
Antwort darauf ist, dass wir weltweit unsere Ressourcen
bündeln und die zentrale Petitionsplattform
weiterentwickeln, deren Kosten sich alle Länder
teilen, in denen Change.org genutzt werden kann. Der
Change.org e.V. zahlt daher eine Nutzungsgebühr an das
internationale Sozialunternehmen Change.org PBC, in dem
Wissen, dass dieses Geld in die technische Weiterentwicklung
der Plattform fließt und damit allen Change.org-Ländern
weltweit zugute kommt.

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Lösungen anbieten – auch in Krisenzeiten
2020 stand im Zeichen der Coronakrise. Viele Menschen verbrachten viel Zeit zu Hause.
Gleichzeitig waren sie engagierter als sonst, die Pandemie brachte viele Probleme noch klarer
hervor. Die Anzahl der Change.org-Nutzer*innen wuchs 2020 um rund 870.000 Menschen auf
über sieben Millionen. Auf die vielen Petitionen zum Thema Corona haben wir mit einer Microsite
reagiert, auf der wir alle Petitionen zum Thema gesammelt haben (coronavirus-change.org). Die
Zahlen sind beeindruckend: Es wurden knapp 300 Petitionen zu Corona gestartet, davon waren
mehr als 100 erfolgreich. Elf davon hatten sogar mehr als 100.000 Unterschriften. Insgesamt
haben 5,5 Millionen Menschen diese Petitionen unterschrieben.

OrganisationssTruktur
und tEam
5.1 Organisationsstruktur

Change.org e.V.
Seit September 2016 ist Change.org Deutschland ein eingetragener Verein mit Sitz in Berlin. Das
Team hat damals im Einvernehmen mit Change.org PBC (s.u.) beschlossen, eigenständig zu werden.
Seitdem finanzieren wir die Arbeit in Deutschland ausschließlich über Spenden und Förderbeiträge.
Wir sind verantwortlich für die deutsche Version der Plattform und unterstützen mit unserer
Expertise die Kampagnen von Nutzer*innen in Deutschland. Der Verein agiert in parteipolitisch
neutraler Weise auf der Grundlage der Normen und Vorstellungen einer rechtsstaatlichen
Demokratie. Unser Vereinszweck ist die Förderung des demokratischen Staatswesens und seit
dem 11.12.2020 auch die Förderung der Bildung und die Förderung des Bürgerschaftlichen
Engagements zugunsten der vorgenannten Zwecke.

Wir kämpfen für die Gemeinnützigkeit
2019 erreichte uns die Nachricht, dass das Berliner Finanzamt dem Change.org e.V. die
Gemeinnützigkeit entziehen will. Der Grund: Unser Verein fördere lediglich Einzelinteressen
und verletze den Grundsatz der Unmittelbarkeit, weil wir die Change.org-Plattform
von Change.org PBC lizensieren und nicht selbst programmieren.

Nachdem ein Jahr ohne weitere Rückmeldung seitens der Finanzbehörde verstrichen war, legten
wir im September 2020 einen Untätigkeitseinspruch ein. Im November 2020 kam es zu einem
Treffen mit der Berliner Senatsverwaltung für Finanzen. Von Einzelinteressen und Unmittelbarkeit
war bei diesem Treffen keine Rede mehr. Stattdessen war man jetzt der Auffassung, dass der
gemeinnützige Vereinszweck von Change.org e.V., nämlich die „Förderung des demokratischen
Staatswesens“ lediglich Petitionen abdecke, die sich an staatliche Stellen richteten. Petitionen
an nichtstaatliche Stellen, wie zum Beispiel an Siemens, Coca-Cola oder Shell, fallen laut
Senatsverwaltung für Finanzen nicht unter den gemeinnützigen Vereinszweck. Demnach
müssten solche Petitionen bepreist oder gelöscht werden.

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Bei Redaktionsschluss für diesen Bericht liegt uns eine Aberkennung der Gemeinnützigkeit für
die Jahre 2016 und 2017 vor. Dagegen haben wir am 18. März 2021 Einspruch erhoben, denn
wir teilen die Rechtsauffassung der Finanzverwaltung in Berlin nicht. Die Vorgabe, Petitionen
an nichtstaatliche Stellen mit einer Gebühr zu versehen, verstößt gegen unser Selbstverständnis
als offene und freie Plattform. Wir sind der Meinung, dass der Vereinszweck „Förderung des
demokratischen Staatswesens“ viel zu eng ausgelegt wird. Diese Rechtsauffassung wird auch
von der Gesellschaft für Freiheitsrechte e.V. (GFF) geteilt. Die GFF begleitet uns in der
rechtlichen Auseinandersetzung für den Erhalt der Gemeinnützigkeit.

Wir ändern unsere Arbeitsgewohnheiten
Die Pandemie hat uns veranlasst, unsere Arbeitsgewohnheiten neu zu denken. Im Verlauf
des Jahres 2020 haben wir neue Prozesse und Strukturen entwickelt und verwirklicht. Die
Herausforderung war, die Arbeit an gemeinsamen Projekten von Zuhause aus umzusetzen.
Dazu gehören regelmäßiger Austausch per Videochat in verschiedenen Gruppen mit
unterschiedlichen Schwerpunkten sowie Supervision. Alle Teammitglieder wurden mit der
notwendigen Technik ausgestattet. Zusätzlich haben wir ein umfassendes Hygienekonzept
entworfen und einen Belegungsplan erstellt, wonach unter Auflagen eine begrenzte Anzahl
an Mitarbeiter*innen im Büro zulässig ist.

Change.org PBC
Change.org ist eine weltweit agierende Plattform für Online-Aktivismus mit Hauptsitz in
San Francisco und lokalen Teams in 20 Ländern. Auf Change.org starten Menschen weltweit
Kampagnen, mobilisieren Unterstützer*innen und arbeiten mit Entscheidungsträger*innen
zusammen, um gemeinsam Lösungen zu finden. Mit über 437 Millionen Nutzer*innen ist
Change.org die größte Petitionsplattform der Welt.

 Change.org-Teammeeting 2019: Lauter tolle Menschen hinter der Plattform.

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Change.org International ist ein Sozialunternehmen, genauer gesagt eine Public Benefit
Corporation (PBC) und zertifiziert als Benefit Corporation (B Corp) – hierdurch wird das positive
gesellschaftliche Wirken belegt und in den Statuten verankert. Zu Change.org PBC zählen die
Länderteams Australien, Frankreich, Italien, Kanada, Russland, Spanien, USA und das Vereinigte
Königreich.

Mit Change.org PBC sind wir durch eine Nutzungsvereinbarung verbunden, damit wir die
Kampagnenplattform und die Marke in Deutschland nutzen können. Das ist effizient, weil
zahlreiche Change.org-Länder eine gemeinsame Infrastruktur nutzen, sodass globale Kampagnen
möglich sind und wir uns viele Kosten für die Bereitstellung und Entwicklung der technologischen
Grundlagen unserer Plattform teilen können.

Change.org Foundation
Die Change.org Charitable Foundation ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in San Francisco.
Wir haben mit der Stiftung eine Verbandsvereinbarung geschlossen, wodurch der Change.org e.V.
den Status eines lokalen Verbands erhielt. Die Stiftung sorgt für die internationale Vernetzung
der lokalen Länderteams und für einen stetigen Wissensaustausch. Weitere Länder, die unter
dem Dach der Stiftung agieren, sind Argentinien, Brasilien, Chile, Indien, Indonesien, Japan,
Kolumbien, Nigeria, Thailand, Türkei und Südafrika.

5.2 Vorstand und Team
Paula Peters gehört seit August 2017 dem              Gregor Hackmack ist seit Oktober
Vorstand des Change.org e.V. an. 2012                 2014 für Change.org tätig und hat das
gründete Paula die Plattform in Deutschland.          aktuelle Deutschland-Team aufgebaut.
Unter Paulas Leitung wuchs Change.org                 Er ist Gründungsmitglied und Vorstand
in Deutschland in kaum mehr als einem                 des Change.org-Vereins. Darüber hinaus
Jahr von 60.000 auf fast 2,5 Millionen                ist er Mitgründer der Organisation
Nutzer*innen. In ihrer jetzigen Rolle als Chief       abgeordnetenwatch.de und dort als
Global Officer leitet sie weltweit zahlreiche         ehrenamtlicher Vorstand tätig. Er ist
Länderteams von Change.org International.             Ashoka Fellow (2008) und erhielt 2013 den
                                                      Democracy Award des National Democratic
                                                       Institute für abgeordnetenwatch.de. Im April
                                                             2014 erschien sein Buch „Demokratie
                                                              einfach machen – Ein Update für
                                                               unsere Politik“, das in zweiter
                                                               Auflage von der Bundeszentrale für
                                                               politische Bildung herausgegeben
                                                                       wird. Unter Gregors Leitung
                                                                           wuchs Change.org in
                                                                            Deutschland von rund
                                                                             2,8 Millionen auf über 7
                                                                             Millionen Nutzer*innen.

                                                                                                        27
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Das Change.org e.V.-Team besteht aus folgenden Personen*:

    Gregor                     Annika                      Meike                       Michael
      Hackmack                   Heintz                      Hartwig                     Stanglmaier
      Vorstand                    Leitung Kampagnen           Leitung & Kampagnen         Leitung & Kampagnen
       # Demokratie               # SozialeGerechtigkeit      in Düsseldorf               in München
       # Bewegung                 # SummerForeverPlease       # Feminismus                # Nachhaltigkeit
                                                              # PilatesPrincess           # Berge

    Lewamm                     Penelope                    Lina                        Sophia
      Ghebremariam               Kemekenidou                  Pickhardt                  Marofke
      Kampagnen                   Kampagnen                   Kampagnen & Leitung         Assistenz Kampagnen
       # Intersektionalität       # Feminismus                E-Mail-Marketing            # Intersektionalität
       # SaveClubCulture          # MangaFan                  # Tierrechte                # DoItYourself
                                                              # GamingProfi

    Nora                       Adina                       Leonie                      Henning
      Circosta                   Frohloff                    Elbers                      Dörr
      Leitung Fundraising         Fundraising                 Assistenz E-Mail-           Assistenz E-Mail-
       # Transparenz              # Teilhabe                  Marketing & Kampagnen       Marketing & Kampagnen
       # Sonnengrüße              # Häuslebauerin             # EssenRetten               # ÖkologischerWandel
                                                              # KonzertLiebhaberin        # Ballsport

    Vanessa                    Carlotta                    Camille                     Dennis
      Wittig                     Keilholz                    Couturier                   Beltchikov
       Assistenz Fundraising      Assistenz Fundraising       Assistenz Fundraising       Assistenz Fundraising
       & User Support             & User Support              & User Support              & HR
       # Netzpolitik              # SozialeGerechtigkeit      # Klimagerechtigkeit        # KeinMenschIstIllegal
       # TeeEnthusiastin          # PflanzenMutter            # DoItYourself              # MöchtegernKreativling

                                                                                           * Stand: 31.12.2020      28
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Sebastian                     Ansgar                            Lydia                       Anairis
  Schütz                        Lahmann                           Ranke                       Diaz
   Leitung Kommunikation        Presse & Kampagnen                 Blog & Medien              Assistenz Presse
   # Creative4Good               # Klimagerechtigkeit              # Pressefreiheit            # MentaleGesundheit
   # Sabbatical                  # Radfahrer                       # Bücher&Rollschuhe         # PflanzenLiebhaberin

Michel                        Kiara                             Lucia                       Thanh
  Arriens                        Lohmann                          Metzger                     Doan
   Kampagnen &                  Social Media &                     HR & Office Management     HR & Office Management
   Social Media                 Community Management               # Verkehrswende             # Rechtsstaatlichkeit
   # Inklusion                   # PolitikMüde                     # ZeltenAmSee               # HaHa
   # BulliReisender              # Hungrig

           Toto

Thomas                        David                             Silvia                      Nicole
  Manoila                       Lampe                              Rodríguez                   Schönherr
   Leitung Content Creation     Video Redaktion                    Video Production           Graphic Design
   # Tierrechte                  # Netzpolitik                     # Frauenrechte              # KeinChauvinismus
   # Minimalismus                # DeveloperByNight                # Reisen                    # NähTante

Luiz                          Lea                               Oludamilola                 Ansumana
   Fukushiro                    Terwort                            Osiname                    Darboe
   Leitung Produkt              UX/UI Design                       Full-stack Development     Full-stack Development
   # Dekolonialisierung          # IntersektionalerFeminismus      # StopptKorruption          # BlackLivesMatter
   # JapanischeKalligraphie      # Achtsamkeit                     # Liebe                     # JungeAusKiang

                                                                                                                       29
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OrganisationsProfil
6.1 Allgemeine Angaben zur Organisation

 Name                         Change.org e.V.

 Sitz der Organisation        Berlin
 gemäß Satzung

 Gründung                     21. September 2016

 Rechtsform                   eingetragener Verein

 Kontaktdaten

        Adresse               Change.org e.V.
                              Dorotheenstraße 33
                              10117 Berlin
        Telefon               +49 (0) 30 275 793 80
        E-Mail                info@changeverein.org
        Website (URL)         www.changeverein.org

 Link zur Satzung (URL)       www.changeverein.org/satzung

 Steuernummer                 27/662/57742

 Registereintrag

        Registergericht       Amtsgericht Berlin-Charlottenburg
        Registernummer        VR 35314 B
        Datum der             21. September 2016
        Eintragung

 Gemeinnützigkeit             Der Verein wurde nach seiner Gründung im Sinne der §§ 51 ff. AO vom
                              Finanzamt Berlin als gemeinnützig anerkannt. Gemeinnützige Zwecke
                              laut Satzung vom 11.12.2020: Förderung des demokratischen Staats-
                              wesens, Förderung der Bildung, Förderung des Bürgerschaftlichen
                              Engagements zugunsten der vorgenannten Zwecke. Zum Stand der
                              Gemeinnützigkeit siehe Seite 25.

 Anzahl in Köpfen

 Anzahl Mitarbeiter*innen     29 (entspricht 23 Vollzeitäquivalente)

        davon hauptamtlich    27

        davon Honorarkräfte   2

 Spendenkonto                 Change.org e.V.
                              IBAN: DE75 4306 0967 1195 8791 00
                              BIC: GENODEM1GLS
                              GLS Bank

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