Der Berger des Pyrénées - von der Vielfalt zur Einfalt? - Vom ...

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Genetische Vielfalt                        PyPo 65

          Der Berger des Pyrénées
      – von der Vielfalt zur Einfalt?
                                                                                      Josef Müller

           Die hohe Variabilität (~ Viel-   rameter, nämlich a) die effektive An-
falt) des Pyrenäen-Hütehundes im            zahl der Gründertiere einer Popula-
Phänotyp ist eine beliebte Formel in        tion und b) die effektive Anzahl der
französischen Berger-Kreisen - sie ist      verbleibenden Gründergenome und
Ausdruck der verschiedenenTaltypen,         c) die effektive Anzahl der Vorfahren -
aber man kann mit ihr auch sehr typ-        mit diesem letzten Ansatz berücksich-
arme Hunde noch als Angehörige der          tigt man die „bottle neck“ genannten
Rasse Berger des Pyrénées retten,           Engpässe in einer Population: Beim
wenn sie einem der Rasse angemes-           Berger des Pyrénées ergaben sich sol-
senen Biotop und Verwendungszu-             che Engpässe beispielsweise durch
sammenhang entstammen - oder ei-            die Verwendung der Rasse als Kriegs-
ner Zuchtstätte, deren Inhaber keine        hund im 1. Weltkrieg, durch die Errich-
pyrenäische Vision vom Berger des           tung eines offiziellen Zuchtbuchs
Pyrénées hat. Aber ist die äußere Va-       1923-1925, durch den Rückgang der
riabilität auch Ausdruck einer gene-        Zuchtstätten in und kurz nach dem 2.
tischen Vielfalt? Nimmt man sich die        Weltkrieg und durch den ungleichmä-
Ahnentafeln französischer wie deut-         ßigen Einsatz bestimmter Deckrüden
scher Bergers zur Analyse vor, dann         ab den späten 1970er Jahren. Man
wird man sehr rasch zu der Erkenntnis       versuchte durch den Einsatz dieser
gezwungen, dass zumindest auf dem           Star-Deckrüden einen kurzfristigen
Papier keineswegs die Variabilität ge-      genetischen Fortschritt zu erreichen -
spiegelt wird, die die Rasse bis heute      das aber führte langfristig zu einem
nicht nur in ihrem Äußeren, sondern         genetischen Rückschritt, nämlich zu
auch in ihrer Mentalität zeigt. Dieser      einer Verarmung des Genpools.
Zwiespalt zwischen der verringerten
Variabilität auf dem Papier und der         Der französische Populationsgeneti-
selbst für jeden Laien wahrnehmba-          ker Grégoire Leroy hat eine Disserta-
ren Variabilität unserer Rasse im Exté-     tion zum Thema Genetische Verschie-
rieur und im Verhaltensrepertoire           denheit von Hunderassen am 30. Mai
kann wisennschaftlich analysiert wer-       2008 in Paris zur Prüfung vorgelegt
den: Man nehme als Schlüssel die Zu-        und 2009 veröffentlicht; in ihr hat er
nahme der Inzuchtrate in einer ge-          61 in Frankreich gezüchtete Rassen,
schlossenen Population, um die effek-       darunter auch den Berger des Pyré-
tive Größe einer Population und da-         nées, analysiert, und zwar sowohl
mit ihre Variabilität zu schätzen - das     hinsichtlich der Ahnenverteilung auf
hat Elisabeth Dietschi in ihrem Vortrag     Ahnentafeln als auch hinsichtlich ihrer
vor der Züchtergilde im Mai demon-          molekulargenetischen Struktur. 28
striert. Allerdings mindert sich der        real existierende Bergers wurden
Wert dieses Ansatzes bei unvollstän-        stellvertretend für die französische
digen Ahnentafeln, wie dies beim Ber-       Population molekulargenetisch unter-
ger des Pyrénées bis in die 1980er          sucht. Fangen wir an mit Leroys Pédi-
Jahre in Frankreich noch die Regel          grée-Analyse der Jahrgänge 1997 bis
war und seit 2004/2005 im CBP ver-          2001 (seine Vergleichsgrößen aus den
stärkt vorkommt. Hier helfen drei Pa-       Jahren 1997 - 2001 (1092 nur zur Zucht
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  Abb. 1: Wahrscheinlichkeitsberechnung für die Herkunft der genetischen Information für Hunde, die von 1997
  bis 2001 geboren wurden mit beiden bekannten (~ ins Zuchtbuch eingetragenen Eltern). Die Gesamtzahl der
  Gründertiere (= f) beträgt für den Berger 317, die tatsächliche Zahl (= fe) aber nur 51, und die tatsächliche Anzahl
  der Vorfahren (= fa) nur 16,7; die Anzahl der Vorfahren, die wahrscheinlich mehr als 50% der Gene beisteuern,
  liegt für den Berger nur bei 7 Hunden. Legende der Abkürzungen > Abb. 3 In: Leroy, 72, T. 4.

                      zugelassene Bergers) und 2001 - 2005              2001 deutlich unter dem langjährigen
                      (alle eingetragenen Berger-Welpen =               Mittelwert. Die Zahl der Generationen
                      3742) sind leider nicht homogen, wo-              für diese Gruppe der zugelassenen
                      für Leroy aber nicht verantwortlich zu            Bergers beträgt im Zeitraum 1997 -
                      machen ist) - dennoch ist seine Arbeit            2001 ca. 6,1 - und das Generationsin-
                      sehr belangreich: Leroys Analyse                  tervall dieser Gruppe liegt bei 4,7 Jah-
                      zeigte, dass für unsere Rasse (hier               ren. Insgesamt wurden in von 1997
                      Lang- und Kurzhaar ununterschieden)               bis 2001 je Jahr nur 97 Elterntiere ver-
                      zwar eine Gesamtzahl von 317 betei-               wendet in Eintragungen, bei denen
                      ligten Vorfahren (auf 5 Generationen),            beide Eltern bekannt waren (die 2. Be-
                      aber nur knapp 17 echte Gründertiere              dingung für diese Gruppe) - etwas
                      ermittelt werden konnten, und das be-             weniger als die Hälfte der pro Jahr zu-
                      deutet ein hohes Ungleichgewicht -                gelassenen Bergers kam also tatsäch-
                      das heißt mit anderen Worten, dass                lich in die Zucht. Vergleicht man diese
                      die genetische Variabilität des Berger            Gruppe der zur Zucht zugelassenen
                      des Pyrénées erheblich zurückgegan-               1.092 Bergers aus den Jahren 1997 bis
                      gen ist, jedenfalls nach dieser Pédi-             2001 mit den insgesamt 3.742 Berger-
                      grée-Analyse: In der Zeitspanne von               welpen, die zwischen 2001 und 2005
                      1997 bis 2001 wurden 1.092 zur Zucht              für das LOF gemeldet wurden, sollte
                      zugelassene Bergers ins französische              man vielleicht einige Unterschiede er-
                      Zuchtbuch LOF definitiv eingetragen,              warten dürfen zwischen den zugelas-
                      d.h. in Wirklichkeit waren es zwar ca.            senen Bergers der 1. Gruppe und al-
                      3.700 geborene Bergers, die aber im               len geborenen und gemeldeten Ber-
                      Gegensatz zu den tatsächlich zur                  gers der 2. Gruppe. Wenn man jedoch
                      Zucht zugelassenen Bergers nur als                die Zahl der gemeinsamen Vorfahren
                      temporär eingetragen gelten. Leroy                betrachtet, dann sind die Ergebnisse
                      hatte für diesen Teil seiner Untersu-             für beide Gruppen relativ gleich, auch
                      chung nur Zugang zu den zur Zucht                 wenn die Tendenz eindeutig negativ
                      zugelassenen Bergers im LOF - und                 ist: Für 1997 bis 2001 sind es 16,7 (>
                      davon wurden ca. 218 je Jahr einge-               Abb. 1) und für 2001 bis 2005 sind es
                      tragen, das sind in etwa 30% des ge-              nur noch 15 reale Ahnen. In diesen
                      samten Jahrgangs, während die                     Zahlen für den Zeitraum von 2001 bis
                      durchschnittliche Jahreseintragung                2005 sind jetzt auch die Gründertiere
                      der zur Zucht zugelassenen Bergers                ohne Ahnen enthalten (das können
                      von 1975 bis 2001 bei 348 liegen                  im Prinzip die ersten registrierten Ber-
                      müsste - d.h. die Zahl der zur Zucht              gers überhaupt sein, das können im-
                      zugelassenen Bergers liegt 1997 bis               portierte Hunde sein - die aber doch
Genetische Vielfalt                            PyPo 67

Abb. 2: Die Entwicklung des durchschnittlichen Inzuchtkoeffizienten ( F in % ) je Jahrgang
von 1975 bis 2001 (der Maßstab der y-Achse ist je nach Kurvendiagramm unterschiedlich).
Legende der Abkürzungen für die neun französischen Rassen: BAR = Barbet; BAF = Basset
fauve de Bretagne; BEN = Beauceron; BQG = Braque Saint-Germain; BRP = Berger des Py-
rénées; BUF = Bouledogue Français; DOB = Dogue de Bordeaux; EPB = Epagneul Breton;
MOP = Montagne des Pyrénées (~ Pyrenäen-Berghund). In: Leroy, 69, Tafel 1.
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          i.d.R. eine komplette Ahnentafel ha-      tion in den Pyrenäen zusammen-
          ben -, und das können neu registrier-     bricht, steigt der Inzuchtkoeffizient
          te Bergers aus pyrenäischen Bergli-       deutlich über 2%, um dann rasch und
          nien sein). Der Rückgang überhaupt        fast kontinuierlich auf 8,8% anzu-
          von 16,7 auf 15 reale Ahnen und das       wachsen (> Abb. 2). Dazu beigetragen
          zudem in einer für 2001 bis 2005 wei-     hat auch das Deckrüdenkarussell, das
          ter gestreuten Erfassungsmethode          Anfang der 1980er Jahre von Gérard
          ist schon sehr signifikant. Leroy hat     Ravier und seiner Zuchtstätte du
          auch für den Pyrenäen-Berghund eine       Grand Bestiolan in Savoyen seinen
          Pédigrée-Analyse durchgeführt, wie-       Ausgang nahm: Unter den von ihm
          der für die zur Zucht zugelassenen        produzierten Welpen waren im Jahr
          Hunde, nicht für die Gesamtzahl der       ein bis zwei phänotypisch interessan-
          Eintragungen ins LOF. Der Vergleich       te Rüden, die er zuerst an André Audi-
          der Ergebnisse ist sehr aufschluss-       bert - de l Oustaou de Padel im Dépar-
          reich und zugleich alarmierend für        tement Ardèche - weitergab, der sie
          den Zustand des Berger des Pyré-          dann nach dem Einsatz in die Pyrenä-
          nées: Denn im selben Zeitraum von         en zu Marie-Béatrice Maillot - du Pic
          1997 bis 2001 wurden für den Pyrenä-      d Arbizon - und/oder zu Catherine de
          en-Berghund nur 413 zur Zucht zuge-       Neckère-Tomballe - de Loubajac - wei-
          lassene Hunde eingetragen mit einer       terreichte. Von dort wanderten diese
          Generationenzahl von 6,1 und einem        Rüden zu Salvatore Giannone - de la
          Generationsintervall von 4,5 Jahren.      Tuile au Loup - nach Belgien, und sie
          Die Anzahl der gemeinsamen Vorfah-        kamen über eine jetzt erloschene
          ren in der Gruppe der zugelassenen        Zuchtstätte im Elsass nach Savoyen
          Berghunde aber beträgt mehr als das       zu Ravier zurück. So waren viele der
          Doppelte, nämlich 34. Noch geringer       Siegerhunde Halbgeschwister, und
          ist natürlich die Zahl der Vorfahren,     hauptsächlich mit deren direkten
          die wahrscheinlich für 50% der in der     Nachkommen wurde weitergezüch-
          Rasse im Umlauf befindlichen Gene         tet. Dieses perfekt organisierte und
          verantwortlich sind: Es sind gemäß        vor wenigen Jahren endlich geplatzte
          einer speziellen Berechnungsmetho-        Karussell gab es beim Berghund nicht
          de für den Berger nur 7, während der      - hier verwendeten die Züchter vor-
          Berghund es mit derselben Methode         nehmlich ihre eigenen Rüden, und
          immerhin noch auf das Doppelte            durch diese (mehr oder eher weniger
          bringt. Für den Berger enthüllt das an-   reflektierte) Linienzucht stieg der Ge-
          scheinend eine äußerst schmale ge-        samtinzuchtkoeffizient deutlich weni-
          netische Basis - das ist jedenfalls die   ger an, nämlich etwa nur um die Hälf-
          Erkenntnis, die Leroy aus dem Ver-        te. Der Zuchtverein für die noch viel
          gleich der beiden Rassen und aus der      kleinere Population der Jagdhund-
          Analyse der zur Zucht zugelassenen        rasse Braque St. Germain hat seine
          Hunde zieht. Auch der Inzuchtkoeffi-      Züchter ermutigt, Paarungen durch-
          zient liegt beim Pyrenäen-Berghund        zuführen mit geringer oder gar keiner
          trotz der deutlich kleineren Popula-      Verwandtschaft - trotz der sehr klei-
          tionsgröße der zuchtaktiven Hunde         nen realen Population steht dieser
          nur bei 5,8%, während er für die Ver-     Verein jetzt viel besser da als die RACP
          gleichsgruppe beim Berger 8,8% be-        mit ihrer erheblich größeren Berger-
          trägt. Dabei lag der durchschnittliche    Population und ihrem Deckrüden-
          Inzuchtkoeffizient des Berger um 1975     karussell (> Abb. 2 & Abb. 3.1 & 3.2).
          noch knapp unter 2% (was allerdings       Ein differenzierteres Modell wäre die
          der Methodik (~ Zeitgrenze der Unter-     Aufteilung der Vereinspopulation in
          suchung) geschuldet ist und nichts        Segmente, aus denen wiederum
          mit der Realität zu tun hat), und erst    mehrere Zuchtlinien hervorgehen
          um 1985, wohl auch, weil in dieser        sollten (> Pyrenäen· Schäfer·Hunde,
          Zeit das Reservoir der Naturpopula-       2. Band, 893-895). Das bedingt zu-
Genetische Vielfalt                             PyPo 69

Abb. 3.1 (= Tafel 5): Die jährliche Zuwachsrate der Inzucht, die effektive (d.h. in der Zucht verwendete) Anzahl
der Zuchttiere (= Ner) und der Grad der Gefährdung der Rasse (nach zwei verschiedenen Methoden berechnet).
Der Berger des Pyrénées hat die zweithöchste Zuwachsrate der Inzucht, die zweitkleinste effektive Populati-
onsgröße und den zweithöchsten Inzuchtwert, auf 50 Jahre berechnet.
Abb. 3.2 (= Tafel 6): Die Inzuchtkoeffizienten (·100) der zwischen 1997 und 2001 geborenen Hunde, von denen bei-
de Eltern bekannt sind, und die durchschnittlichen Koeffizienten (·100) der Verwandtschaft zwischen ihren
Eltern. Der Berger des Pyrénées hat im Zeitraum 1997 bis 2001 den dritthöchsten Verwandtschaftskoeffizienten,
im Mittel den zweithöchsten Inzuchtkoeffizienten und der Anteil der Inzuchtkoeffizienten, die höher als 6,25%
sind, liegt beim Berger mit 43% an zweiter Stelle der neun Rassen. Quelle: Leroy, S. 73.

nächst einen Anstieg des Gesamt-                verwandte Hunde zu paaren. Dass so
inzuchtkoeffizienten in jedem Seg-              ein fortschrittliches Modell wie die
ment, aber mit der anschließenden               Segmentierung in den Köpfen der
Rotation der Deckrüden aus Segment              anarchistischen Züchterkollegen in
X mit Hündinnen aus Segment X + 1               Frankreich natürlich undenkbar ist,
und dem Weiterdrehen des Zeigers                muss nicht eigens erwähnt werden.
der Rotationsuhr für die zuständigen            Die Rotation der Deckrüden in einer
Deckrüden um ein Segment pro Jahr               segmentierten Population, wie wir sie
(> Pyrenäen·Schäfer·Hunde, 2. Band,             beinah praktiziert hätten, wäre etwas
860) hätten wir im CBP noch mehr er-            ganz Anderes gewesen als das Deck-
reichen können als mit der bloßen               rüdenkarussell, das die französischen
Empfehlung im Verein Braque Saint-              Kollegen betrieben haben. Bei uns
Germain, möglichst nicht miteinander            wäre das für eine geschlossene Popu-
70 PyPo        Genetische Vielfalt

          lation natürliche Wachstum der In-
          zuchtrate von 0,2% wegen des gleich-
          mäßigen Rüdeneinsatzes verlang-
          samt worden, aber in Frankreich be-
          trägt die jährliche Inzuchtzuwachsrate
          beim Berger in Frankreich sogar 0,3%
          - damit weist der Berger nach dem
          Barbet den stärksten Anstieg des
          durchschnittlichen Inzuchtkoeffizien-
          ten auf (> Abb. 3.1 = Tafel 5), während
          die tatsächliche, nämlich die gene-
          tische Größe seiner Population nur 33
          (abstrakte) Zuchttiere ausmacht (im-
          mer für die Gruppe der zuchtzugelas-
          senen Bergers). Der Pyrenäen-Berg-
          hund hingegen weist in Frankreich
          nur einen jährlichen Zuwachs an In-
          zucht von 0,12% auf, die Anzahl seiner
          abstrakten, d.h. genetisch unter-
          schiedlichen Zuchttiere beläuft sich
          auf 82 - und das bei einer deutlich klei-
          neren Gesamtpopulation. Gleichwohl
          hat für beide Rassen der Risikostatus
          die zweithöchste Stufe erreicht: Beide
          Rassen sind gefährdet, aber gerade
          der Berger des Pyrénées wird von Le-
          roy bezeichnet als

          the most endangered (breed) becau-
          se of its lower effective number of an-
          cestors and its higher rate of inbree-
          ding

          - die gefährdetste Rasse wegen ihrer
          niedrigen tatsächlichen Anzahl von
          Gründertieren und ihrer höheren In-
          zuchtrate (Leroy, 74).
                                                      Abb. 4: Häufigkeitstabelle der Inzuchtkoeffi-
          Es lohnt sich jetzt auch aus Gründen        zienten (~ IK) im CBP von 0% IK bis 41% IK -
          der Gerechtigkeit und der besseren          Legende: 1. Spalte = IK; 2. Spalte = absolute
          Selbsteinschätzung, einen Blick auf         Zahl; 3. Spalte = % der Hunde. Quelle: TG-
          den CBP zu werfen, dessen deutlich          Verlag, Mai 2009.
          kleinere Population mit noch ver-
          schärfteren Relationen zu kämpfen
          hat zwischen der tatsächlichen Anzahl       werden, die uns Frau Dr. Schiller vom
          von Gründertieren und der noch et-          TG-Verlag in Giessen übermittelt hat,
          was höheren Inzuchtrate - die Ergeb-        und in einem Diagramm, das Udo Ko-
          nisse sollten uns zu denken geben, zu-      pernik erstellt hat: Die CBP-
          mal sie für die gesamte CBP-Popula-         Gesamtpopulation, d.h. die Anzahl al-
          tion gelten und nicht ausschließlich        ler bisher eingetragenen Bergers von
          für die zur Zucht zugelassene Gruppe        1974 an bis heute beträgt 3.509 Hun-
          innerhalb der CBP-Population: Die In-       de. Der durchschnittliche Inzuchtkoef-
          zuchtentwicklung unserer Population         fizient beträgt für diese Gesamtpopu-
          kann in drei Statistiken dargestellt        lation und für diesen Zeitraum
Genetische Vielfalt                            PyPo 71

Abb. 5: Häufigkeitstabelle der Inzuchtkoeffi-    Abb. 6: Die durchschnittlichen Inzuchtkoeffizienten der jeweili-
zienten (~ IK) im CBP von für den Jahrgang       gen Geburtsjahrgänge von 2000 (oben) bis 2009 und dann von
2008. Legende: 1. Spalte = IK; 2. Spalte = ab-   1974 bis 1999 (unten). 1. Spalte = Geburtsjahrgang; 2. Spalte =
solute Zahl; 3. Spalte = % der Hunde. Quelle:    Anzahl der Tiere; 3. Spalte = durchschnittlicher IK. Quelle: TG-
TG-Verlag, Mai 2009.                             Verlag, Mai 2009.

11,52%. Abb. 4 zeigt die Häufigkeit von          Dr. Schiller vom TG-Verlag kommen-
Inzuchtkoeffizienten von 0% bis 41%              tiert diese drei Statistiken wie folgt:
von 1974 bis 2008. Abb. 5 zeigt die
gleiche Statistik, allerdings nur für            Die Inzuchtkoeffizienten beinhalten al-
den Jahrgang 2008 zum Vergleich. In              le Generationen bis zu den Gründer-
diesem Jahrgang wurden 134 Hunde                 tieren. Die Entwicklung ist jedoch nicht
eingetragen, und der durchschnitt-               die tatsächliche Entwicklung der In-
liche IK des Jahrgangs 2008 liegt bei            zucht. Die ersten Jahrgänge haben we-
15,7336%. Die Tabelle zeigt die Häu-             sentlich weniger dokumentierte Gene-
figkeitsverteilung des IK analog zu              rationen, so dass der IK kleiner ist als
Abb. 3. Zum Abschluss dieses Blicks              tatsächlich vorhanden (!). Inzuchtkoef-
auf den CBP betrachten wir mit Abb. 6            fizienten sind nur vergleichbar, wenn
und 7 noch die durchschnittlichen                der Abstand in Generationen zu den
Inzuchtkoeffizienten der jeweiligen              Gründertieren gleich ist. Das ist in der
Geburtsjahrgänge, wobei die frühen               Regel innerhalb eines Jahrgangs der
Jahrgänge nur aus methodischen                   Fall, aber nicht bei Importen oder Regi-
Gründen besser wegkommen. Frau                   strierungen, bei denen begrenzte Ge-
72 PyPo                   Genetische Vielfalt

  Abb. 7: Die durchschnittlichen Inzuchtkoeffizienten der jeweiligen Geburtsjahrgänge des Berger des Pyrénées
  im CBP von 1974 bis 2009 als Diagramm. Quelle: TG-Verlag, Mai 2009.

                    nerationen aufgenommen werden                 untraditionellen Maßnahmen in der
                    und die letzte Generation dann als            Lage ist. Leroys immerhin 210 Seiten
                    Gründertier fungiert (Dr. Schiller).          starke Studie wurde zwar im Vereins-
                                                                  heft der RACP auf 2 Seiten präsentiert,
                    Als Gegenmaßnahme zu hohen Ge-                diese Konsequenzen aber wurden mit
                    samtinzuchtkoeffizienten einer Popu-          keiner Silbe erwähnt. Im Wunderhorn
                    lation empfiehlt Leroy seinen Lands-          haben wir zwei Hündinnen in die
                    leuten die Limitierung der Deckakte je        Zucht integriert, die absolut nicht mit
                    Rüde, womit eine Neuauflage des               der CBP-Population und auch nicht
                    Deckrüdenkarussells nicht mehr emp-           mit der französischen Population ver-
                    fehlenswert wäre. Darüber hinaus rät          wandt sind - sie stammen aus einem
                    er - wie auch zahlreiche populations-         pastoralen Rückzugsgebiet, das seit
                    genetische Ratgeber vor ihm dies für          Jahrhunderten keinen Genaustausch
                    andere Rassen taten - möglichst               mehr mit der französischen Popula-
                    Zuchttiere zu fördern, die kaum ver-          tion der Rasse hatte. Wir verwenden
                    wandt sind mit der übrigen Popula-            diese Hündinnen und ihre Nachkom-
                    tion. Es wird zu beobachten sein, ob          men konform zu den Ratschlägen der
                    die aktuelle Leitung der RACP zu so           Populationsgenetiker. Dabei dürfen
Genetische Vielfalt                         PyPo 73
wir natürlich nicht zu sehr die phäno-      und die Zahl der Vorfahren, die wahr-
typischen Zuchtziele des CBP hint-          scheinlich für 50% der in der Rasse im
anstellen. Aber wir werden versu-           Umlauf befindlichen Gene verant-
chen, diese beiden Hündinnen als            wortlich sind (es sind für den Berger
Gründerinnen einer eigenen Linie zu         nur 7), während der Berghund es im-
verwenden, indem wir nur zwei Rü-           merhin noch auf das Doppelte bringt.
den aus der CBP-Population mit ihnen        Die Zahl der Vorfahren, die wahr-
paaren, um dann möglichst auf diese         scheinlich für 50% der in der Popula-
Gründerinnen zurückzuzüchten. Da-           tion im Umlauf befindlichen Gene ver-
bei wollen wir gleichzeitig eine größt-     antwortlich sind, konnte für den CBP
mögliche Spreizung der zu Beginn            leider nicht ermittelt werden (dazu
extrem schmalen Basis erreichen -           bräuchte man eine besondere Soft-
analog zur Rekonstruktion von gefähr-       ware, die der TG-Verlag (noch?) nicht
deten Nutztierrassen (> Pyre-               hat). Wenn wir all diese Zahlen in ei-
näen·Schäfer·Hunde, 2. Band, 852-           nen größeren zeitlichen und organi-
854): Auch hier begann man mit              satorischen Zusammenhang stellen,
manchmal sogar nur noch einem rein-         dann wird deutlich, dass in Frankreich
rassigen Elternpaar und erreichte mit       die Eintragungen von 1994 bis 2003
der Segmentierung in wenigen Gene-          für beide Rassen rückläufig waren, für
rationen eine Liniendiversifikation,        den Berger um 19% und für den Berg-
sodass die jeweilige Rasse bald nicht       hund um 32%. Im Jahr 2004 zeichne-
mehr gefährdet war.                         ten insgesamt 82 Züchter für den Ber-
                                            ger und 38 Züchter für den Berghund
Extrapoliert man aus den franzö-            im französischen Zuchtbuch verant-
sischen Zahlen das Maximum des In-          wortlich durch die Eintragung von
zuchtwerts auf 50 Jahre, dann kommt         mindestens einem Wurf.
der Berger auf 14,5% - nach dem Bar-
bet der höchste Wert unter den neun         Von 1975 bis 2001 wurden für den Ber-
französischen Rassen (> Abb. 3.1) -         ger 8.687 Hunde (mit dem Zuchtbuch
unser CBP-Jahrgang 2008 liegt bei ei-       bekannten Eltern) in das Zuchtbuch
ner viel kleineren Population „nur“         eingetragen, das ergibt in diesem
knapp 1% darüber. Der Berghund              Zeitraum eine durchschnittliche Jah-
aber erreicht in Frankreich trotz kleiner   reseintragung von ca. 348 Welpen.
Population lediglich 6% und gilt daher      Von 1997 bis 2001 wurden 1.092 Ber-
unter diesem Gesichtspunkt nicht als        gers ins Zuchtbuch eingetragen, von
gefährdet. Berechnet man den durch-         denen beide Eltern bekannt waren:
schnittlichen Verwandtschaftskoeffi-        Diese Referenz-Population trug also
zienten zwischen den von 1997 bis           in diesen fünf Jahrgängen im jähr-
2001 in Frankreich eingesetzten Hün-        lichen Durchschnitt nur noch ca. 218
dinnen und Rüden, dann kommt man            Welpen ins Zuchtbuch ein. Der Rück-
auf einen Wert von 4,4% für den Ber-        gang hat sich zum Ende des letzten
ger; der durchschnittliche Inzucht-         Jahrhunderts also beschleunigt, wäh-
koeffizient für diese Zuchttiere liegt      rend die Inzuchtrate fast umgekehrt
bei 7,2%. Betrachtet man aber in der        proportional gestiegen ist. Ab dem
Gruppe von neun französischen Ras-          Jahr 2000 konnte der Berger seine
sen die Proportion zwischen Inzucht-        Eintragungen relativ konstant halten,
koeffizienten unter und über 6,25%,         während die Eintragungen für den
dann ergibt sich für den Berger mit         Berghund bis 2007 um weitere 19%
46% der zweithöchste Wert innerhalb         sanken. Die nur scheinbare Bestän-
der Neunergruppe (nur der Barbet            digkeit in der Populationsgröße, die
liegt mit 74 noch höher, keine andere       der Berger in diesen sieben Jahren er-
der neun Rassen übersteigt 29).Erin-        reicht hat, darf also nicht über die pre-
nern wir uns jetzt an die Anzahl der        käre Situation hinwegtäuschen, in der
gemeinsamen Vorfahren, nämlich 35,          er sich tatsächlich zu befinden scheint.
74   PyPo        Genetische Vielfalt

            Das bringt uns zu unserer Ausgangs-        lei Verwandtschaft zwischen den bei-
            frage zurück, ob die genetische Varia-     den Rassen festgestellt werden - je-
            bilität im CBP und auch in der RACP        denfalls nicht anhand der ausgewähl-
            denn wirklich so klein ist, wie es die     ten 21 Marker. Ein „Nachbarschafts“-
            Pédigrée-Analyse erwarten ließ?            Netz kann also auf den ersten Blick
            Nein! Unser französischer Populati-        sehr irreführend wirken. Der zweite
            onsgenetiker hat fachgerecht den Ko-       Blick zeigt aber (> Abb. 9), dass die
            effizienten für Mischerbigkeit (~ Hete-    beiden Rassen zwar nebeneinander
            rozygotie) für die 61 untersuchten         stehen, es aber keine Verzweigung
            Rassen berechnet, und siehe da, der        gibt - man vergleiche z.B. mit den
            Berger liegt in Frankreich mit 0,67 und    Rassen BUT (~ Bull-Terrier), AST (~
            der Berghund mit 0,60 deutlich über        American Staffordshire-Terrier), DOA
            dem Heterozygotie-Koeffizienten von        (~ Dogo Argentino), BLF (~ frz. Boule-
            Rassen mit weitaus größerer Popula-        dogge), BLD (~ Bulldog) usw., bei de-
            tion und mit einer deutlich höheren        nen jeweils eine Verzweigung ent-
            Anzahl gemeinsamer Vorfahren - der         fernt von der Sternmitte zu sehen ist,
            Durchschnittswert liegt für alle 61 Ras-   diese ist aber nicht vorhanden zwi-
            sen bei 0,62, und einige Rassen fallen     schen Berger des Pyrénées (~ BRP)
            sogar auf 0,40 zurück (Leroy, 152). Die    und Border Collie (~ BOCo). Also
            genetische Variabilität erschließt sich    wohl keine, jedenfalls - vorsichtiger
            also keineswegs aus der scheinbar          als Leroy es sagt - keine hohe Ver-
            geringen Vielfalt, die sich aus der Pé-    wandschaft zwischen den beiden
            digrée-Analyse ergibt. Hier liegt aus-     Rassen, obwohl man sie mit unserem
            nahmsweise die Chance in prekärer          „Freund“ Xavier de Planhol ja anneh-
            Situation - wie es der optimistische       men sollte (> PyPo-Serie Seit wann
            Dichter Friedrich Hölderlin schon um       gibt es Hütehunde? Folge 1 & 2).
            1803 formulierte:
                                                       Und darüber hinaus hält Leroy aus-
            In der Gefahr liegt das Rettende auch.     drücklich fest, dass für den Berger des
                                                       Pyrénées auch zu den übrigen 59 un-
            Denn auch wenn die molekulargene-          tersuchten Rassen keinerlei Ver-
            tische Situation im Gegensatz zu den       wandtschaft mit molekulargeneti-
            Ergebnissen der Pédigrée-Analyse           scher Methode festgestellt werden
            uns etwas zuversichtlicher stimmen         konnte. Entweder ist der Berger tat-
            kann - die Züchter müssen diesen Vor-      sächlich ein Überbleibsel jener früh-
            teil jetzt beherzt nutzen, rät Leroy:      neolithischen Haplogroup (~ „Linie“),
                                                       die ich in meiner Serie Seit wann gibt
            Breeders should be careful with ge-        es Hütehunde? in der Folge 3 (> PyPo
            netic diversity even if heterozygosi-      2/09) erwähnt habe - oder die Unter-
            ties were not particularly low in these    suchungsmethode muss revidiert
            breeds (Leroy, 107).                       werden. So ist z.B. zu kritisieren, dass
                                                       zwar der Beauceron, nicht aber der
            Das wäre allerdings das genaue Ge-         Briard zu den 61 untersuchten Rassen
            genteil von der Haltung, die sich in       gehört. Leroy schreibt mir in einer per-
            der RACP als schlechte Tradition ein-      sönlichen Mitteilung, man habe
            gebürgert hat. Noch eine Erkenntnis        schließlich eine Auswahl treffen müs-
            ist erwähnenswert, die aus Leroys          sen zwischen den 50 französischen
            Studie resultiert: Obwohl im geneti-       Rassen und den etwa 300 in Frank-
            schen Nachbarschaftsnetz (~ neigh-         reich gezüchteten nicht-französischen
            bornet ~ hier: die Beziehungen zwi-        Rassen. Dabei ist ja gerade der Briard
            schen den untersuchten Rassen) der         ein Anwärter für einen hohen Ver-
            Berger des Pyrénées direkt neben           wandtschaftsgrad mit dem Berger
            dem Border Collie zu finden ist (> Abb.    des Pyrénées, wie seine Rassege-
            8), konnte molekulargenetisch keiner-      schichte nahelegt (nähere Informatio-
Genetische Vielfalt                            PyPo 75

Abb. 8: Im Neighbornet für die 61 Hundepopulationen und 14 Wölfe, die Leroy analysiert hat, befinden sich der
Berger des Pyrénées (~ BRP) und der Border Collie (~ BOCo) zwar in unmittelbarer Nachbarschaft, aber es ließ
sich keinerlei Verwandtschaft zwischen den beiden Rassen nachweisen. In: Leroy, 143, Abb. 1.

Abb. 9: Der zweite Blick offenbart: Es gibt keine gemeinsame Verzweigung für Berger und Border Collie.

nen dazu in meinem o.g. Beitrag in            „Eigenständigkeit“ des Berger des
PyPo 2/09, S. 65-66). Außerdem füh-           Pyrénées als Pseudo-Eigenständig-
ren bekanntlich bottle-neck-Effekte (~        keit entlarven. In diesem Zusammen-
Flaschenhals) innerhalb einer Rasse           hang ist auch zu kritisieren, dass Le-
wie dem Berger des Pyrénées zu einer          roy für seine molekulargenetische nur
scheinbaren Eigenständigkeit, die in          21 autosomale Marker verwendet
Wirklichkeit so nicht gegeben ist -           hat. Bei 39 Chromosomenpaaren, die
auch das könnte die überraschende             der Hund nun mal hat, kommt da
76   PyPo        Genetische Vielfalt

            nicht einmal 1 Marker auf 1 Chromo-        von zwei Hündinnen aus einer Berg-
            som. Wie also wurden die Marker            linie mit Sicherheit noch gesteigert
            ausgewählt und wie sind sie über das       wird. In Frankreich neue Saiten aufzu-
            gesamte Chromosom verteilt? Und            ziehen, dürfte schwierig bis unmög-
            eine zweite Frage: Reichen 21 Marker       lich sein. Zu sehr sind die dortigen Ver-
            überhaupt für eine korrekte Untersu-       antwortlichen verstrickt in die veralte-
            chung aus? Die Antwort auf diese bei-      ten Methoden, die jetzt zum Desaster
            den Fragen bleibt Leroy schuldig,          führen. Im CBP aber haben wir schon
            weil er diesen Ansatz nicht hinrei-        frühzeitig Front gemacht gegen den
            chend reflektiert - er müsste ja dann      Schlendrian einer vermeintlich guten
            seine eigene Arbeit kritisieren. Schon     Tradition, die doch eigentlich nur noch
            die Auswahl der Rassen, die über-          Schlamperei ist: Was ist denn zu er-
            haupt untersucht werden, beeinflusst       warten von einem Verein wie der
            ja sein Ergebnis, und so frage ich         RACP, in dem im Jahr 2008 (d.h. nicht
            mich dann doch, was passiert wäre,         ausschließlich aus dem Jahrgang
            hätte Leroy z.B. 21 komplett andere        2007) 49 Bergers auf HD geröntgt
            Marker genommen oder eine weitaus          wurden, während es bei uns im CBP
            größere Anzahl von Markern, z.B. ei-       Jahr für Jahr 70 bis 80 pro Jahrgang
            ne genomdeckende Auswahl. Das al-          sind - bei einer im Vergleich mit Frank-
            les ist etwas dünn gestrickt und be-       reich gerade mal 20% großen
            dürfte dringend weiterer Untersu-          „Produktion“ im Jahr? Was ist denn
            chungen - was Leroy in einer persön-       zu erwarten von einem Verein wie der
            lichen Mitteilung auch einräumt. So        RACP, in dem die hd-mittel- und hd-
            ist    auch    der    hohe     Hetero-     schwer-Fälle immer noch nicht mit der
            zygotiekoeffizient der französischen       Zuchtbuchnummer veröffentlicht wer-
            Population zu hinterfragen, auch           den, so dass man befallene Linien
            wenn die Rasse rein phänotypisch           nicht erkennen, nicht einschätzen und
            immer noch eine hohe Variabilität          Merkmalträger als Partner in der Paa-
            zeigt und diese daher auch genetisch       rungsplanung gegebenenfalls nicht
            erwarten lässt - sicher kann man da        meiden kann? In der nächsten PyPo
            aber nicht sein.                           gehe ich intensiver auf die Inzuchtpro-
                                                       blematik ein, die in der HD-Problema-
            Zieht man eine kurze rassespezifische      tik verborgen liegt. Wir werden dann
            Bilanz der insgesamt zwar umfangrei-       sehen, dass ein erhöhter Inzuchtkoef-
            chen, aber doch keineswegs einheit-        fizient nicht für alles verantwortlich
            lich geschriebenen und in ihren wert-      gemacht werden kann.
            bestimmenden Bestandteilen auch
            keineswegs ausgewogenen Disserta-          PS. Hinsichtlich meiner Kritik am
            tion von Grégoire Leroy, so kann man       molekulargenetischen Ansatz von
            - wenn man unbedingt Optimist sein         Leroys Dissertation bedanke ich mich
            will - eine positive Bilanz ziehen: Noch   bei meiner Nichte Cordula, die ich
            scheint nicht alles verloren für den       damit aber keineswegs für meine
            Berger - weder in Frankreich noch bei      Schlussfolgerungen haftbar machen
            uns im CBP. Aber wir müssen reagie-        will.
            ren, auch und gerade wegen des
            (eventuell) noch vorhandenen Vorteils      Literatur: Grégoire LEROY: Diversité
            eines        hohen       Heterozygotie-    génétique et gestion génétique des
            Koeffizienten, der bei uns im CBP          races canines, AgroParisTech, 2009.
            durch die neuerliche Eingliederung                                             ■
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