Der Erhaltungszustand der Arten und Lebensraumtypen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Thüringen 2007 bis 2012

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Der Erhaltungszustand der Arten und Lebensraumtypen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Thüringen 2007 bis 2012
Landschaftspflege und Naturschutz in Thüringen 51 (2) 2014: 51–66                                                                               51

Andreas Lux, Heinz Ullrich Baierle, Jürgen Boddenberg, Frank Fritzlar,
Anke Rothgänger, Heiko Uthleb & Werner Westhus

Der Erhaltungszustand der Arten und
Lebensraumtypen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie
in Thüringen 2007 bis 2012
 Zusammenfassung                                                          Abstract
                                                                          The conservation status of species and habitat types
                                                                          of the Habitats Directive in Thuringia for the reporting
                                                                          period 2007 to 2012
 Der Erhaltungszustand (EHZ) aller in Thüringen vorkommenden              The conservation status of all habitat types and species listed in the
 Lebensraumtypen und Arten der Anhänge I, II, IV und V der FFH-           Annexes I, II, IV and V of the Habitats Directive in Thuringia (Germany)
 Richtlinie für die Berichtsperiode 2007–2012 wird dargestellt und        is described for the reporting period 2007 to 2012. Results are
 mit den Ergebnissen der vorangegangenen Berichtsperiode 2001–            compared with the corresponding data for the previous reporting
 2006 verglichen. Die der Bewertung zu Grunde liegende Methodik           period 2001–2006. The method used in assessing the conservation
 wird anhand von Beispielen erläutert. Ursachen für festgestellte         status is explained with examples. Results of the two reporting pe-
 Veränderungen werden beispielhaft diskutiert.                            riods are discussed and reasons for changes considered.
 Im Gegensatz zu den Bewertungen für die Berichtsperiode 2001–            Whilst the assessment of conservation status for the reporting pe-
 2006, die überwiegend auf der Einschätzung durch Fachleute ba-           riod 2001–2006 was mainly based on the judgement of various
 sierten, standen für die zu beurteilende Berichtsperiode 2007–2012       experts, for the reporting period 2007–2012 there existed for the
 erstmals einheitliche, zwischen den Bundesländern abgestimmte,           first time identical and standardized methods of recording and
 Erfassungs- und Bewertungsmethoden und eine im Rahmen des                assessment, which had been coordinated between the federated
 Monitorings gewonnene breitere Datenbasis zur Verfügung.                 states [Bundesländer]. Additionally the results of the newly imple-
 Gegenüber 2006 ergaben sich bei der Bewertung der Offenland-             mented monitoring scheme provided a broader database for the
 Lebensraumtypen nur wenige Änderungen. Der überwiegende                  assessment of conservation status.
 Teil wurde weiterhin mit ungünstig-unzureichend (U1) bewertet.           The habitat assessment of open countryside revealed only few
 Sechs Lebensraumtypen, welche überwiegend von einer adäqua-              changes compared to 2006. As in the previous reporting period,
 ten Nutzung bzw. Pflegemaßnahmen abhängig sind, wurden mit               the conservation status of the majority of habitat types was as-
 ungünstig-schlecht (U2) bewertet. In der Gesamtbilanz lässt sich         sessed as unfavourable-inadequate. Six habitat types which depend
 trotz einzelner Verschlechterungen des EHZ eine Stabilisierung auf       mainly on an adequate land use or management system were as-
 niedrigem Niveau interpretieren.                                         sessed as unfavourable-bad. Despite individual deteriorations in
 Bei den Wald-Lebensraumtypen ist die Situation deutlich besser.          conservation status, overall the situation can be interpreted as stable
 Hier befindet sich ein vergleichsweise hoher Anteil in einem güns-       at a low level.
 tigen (FV) Erhaltungszustand. Einzelne EHZ haben sich verbessert,        For the forest habitat types the situation is significantly better. A
 was z. T. auf realen Veränderungen, aber auch auf einer verbesser-       comparatively high proportion is assessed as having a favourable
 ten Datenlage beruht.                                                    conservation status. The improvement of some of the assessments
 Im Vergleich zu 2006 hat sich die Situation der in den Anhängen II,      since the previous reporting period is based in part on real changes,
 IV und V verzeichneten Tierarten insgesamt weiter verschlechtert.        in part on an improved dataset.
 Vor allem der Anteil mit ungünstig-schlecht (U2) bewerteten Arten        The situation of the animal species listed in the Annexes II, IV and
 der Anhänge II und IV hat mit 35% bzw. 38% sehr hohe Werte               V has continued to deteriorate on the whole. In particular the pro-
 erreicht. Hiervon sind vor allem Arten betroffen, welche mit den         portion of the species listed in Annexes II and IV with an assessment
 heutigen Landnutzungsbedingungen kaum noch zurechtkommen                 of unfavourable-bad has reached very high levels with values of 35
 und dringender aktiver Hilfsmaßnahmen bedürfen.                          and 38 % respectively. The species which are most affected are those
 Etwas weniger dramatisch stellt sich der Vergleich zur Berichtsperiode   which struggle to cope with the present-day land use conditions
 2001–2006 bei den Pflanzenarten dar. Der Anteil an ungünstig-            and which, as a consequence, urgently need active relief actions.
 unzureichenden (U1) Einstufungen blieb nahezu unverändert. Aller-        Regarding plant species the comparison to the reporting period
 dings hat sich auch hier die Anzahl der Arten im günstigen (FV) Erhal-   2001–2006 is less dramatic. The percentage of unfavourable-inade-
 tungszustand verringert und im ungünstig-schlechten (U2) erhöht.         quate classifications stayed almost unchanged. Nevertheless even
                                                                          here the number of species with a favourable conservation status
                                                                          has decreased and the number of species with an unfavourable-bad
                                                                          conservation status has risen.

 Key words
 Habitats Directive, habitat types, species, reporting, reporting period, conservation status, Thuringia (Germany)
Der Erhaltungszustand der Arten und Lebensraumtypen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Thüringen 2007 bis 2012
52                                                           Landschaftspflege und Naturschutz in Thüringen 51 (2) 2014: 51–66

Einleitung                                    Durchführung des Monitorings den              Das bundesweite Monitoringsystem ist
                                              Ländern, wobei der Bund die Vorgaben          durch Monitoringprogramme der Län-
Die FFH-Richtlinie dient der Erhaltung        für das Monitoring (z. B. Sachteleben &       der zu ergänzen, wobei die Form dieser
des europäischen Naturerbes durch die         Behrens 2010) und eine einheitliche Da-       Programme von den Ländern gestaltet
Sicherung der Artenvielfalt und der na-       tenverwendung und -übermittlung (z. B.        werden kann.
türlichen Lebensräume. Die auf Grund          Runge 2012) in enger Abstimmung mit
der Richtlinie zu treffenden Maßnahmen        den Ländern erarbeitet hat. Obwohl es         In Thüringen setzt sich das FFH-Monito-
sollen einen günstigen (FV) Erhaltungs-       im Naturschutz lange nicht für möglich        ring aus folgenden wichtigen Bestand-
zustand (EHZ) der Arten und Lebens-           gehalten wurde, ist es so gelungen, ein       teilen zusammen:
raumtypen (LRT) von gemeinschaftlichem        bundesweit weitgehend einheitliches           1. Das Bundesmonitoring, das die Thü-
Interesse (Anhänge I, II, IV und V der        Monitoring zu etablieren. Es umfasst              ringen zugewiesenen Stichproben-
FFH-Richtlinie) bewahren oder wieder-         ein über die Bundesländer verteiltes              flächen für Arten und Offenland-
herstellen (Art. 2 FFH-Richtlinie). Die       System von zumeist 63 Stichproben-                Lebensraumtypen überwacht und
Mitgliedsstaaten überwachen den Er-           flächen für alle vorkommenden Arten               bewertet (s. o.).
haltungszustand im Rahmen eines Mo-           und Offenland-Lebensräume von ge-             2. Das auf FFH-Gebiete bezogene Mo-
nitorings (Art. 11 FFH-Richtlinie) und        meinschaftlichem Interesse, die einheit-          nitoring, in dem die vorkommenden
berichten alle sechs Jahre über die ge-       lich überwacht und bewertet werden. Für           Arten des Anhangs II der FFH-Richtli-
troffenen Maßnahmen und die erreichten        großflächig auftretende Waldlebensräume           nie überwacht und bewertet werden
EHZ der Arten und Lebensräume ge-             werden die Daten der dritten Bundes-              (stellt zudem wichtige Daten für den
genüber der Europäischen Kommission           waldinventur (BWI3) für das Monito-               Vollzug der FFH-Regelungen zur Ver-
(Art. 17 FFH-Richtlinie).                     ring genutzt (vgl. Polley & Bolte 2010;           fügung).
                                              Aufnahmeanweisung abrufbar unter              3. Ein Monitoring des Verbreitungsge-
Zuletzt hat die Bundesrepublik Deutsch-       http://www.bundeswaldinventur.de/                 bietes für Arten, das stichprobenhaft
land in den Jahren 2007 / 2008 der            media/archive/727.pdf).                           das Verbreitungsgebiet der Arten der
Kommission einen Nationalen Bericht                                                             Anhänge II und IV der FFH-Richtlinie
mit den entsprechenden Informationen          Nachdem in der vorigen Berichtsperiode            überwacht.
übermittelt (www.bfn.de/0316_bericht          von 2001–2006 lediglich vorhandene und        4. Ein Monitoring des Verbreitungsge-
2007.html), dem die Bundesländer und          über die Länder hinweg sehr heterogene            bietes der Offenland-Lebensräume
so auch der Freistaat Thüringen zugear-       Daten für eine Experteneinschätzung zur           im Rahmen der Offenland-Biotopkar-
beitet haben (Fritzlar et al. 2009).          Verfügung standen, konnten in der Be-             tierung sowie der Waldlebensräume
                                              richtsperiode 2007–2012 nun erstmals              im Rahmen der Wald-Biotopkartie-
Wegen der föderalen Struktur Deutsch-         einheitliche Zählungen und Bewertungen            rung und zusätzlicher Kartierungen
lands und der Zuständigkeit der Bun-          durchgeführt werden, die durch Experten-          von ThüringenForst.
desländer für Naturschutz obliegt die         voten zu vervollständigen waren.
                                                                                            Die Bestandteile 1–3 wurden in einem
                                                                                            einheitlichen Auftrag ausgeschrieben
                                                                                            und 2011 an die Bürogemeinschaft
                                                                                            PAN Planungsbüro für angewandten
                                                                                            Naturschutz GmbH (München) und
                                                                                            IBIS Ingenieure für biologische Studien,
                                                                                            Informationssysteme und Standortbe-
                                                                                            wertung (Hohengandern) vergeben.
                                                                                            Diese sicherte die Koordination und
                                                                                            Bearbeitung unter Einbeziehung vieler
                                                                                            Thüringer Artenkenner ab. Wegen
                                                                                            schwieriger Rahmenbedingungen sowie
                                                                                            enger zeitlicher Vorgaben hat sich diese
                                                                                            Vorgehensweise bewährt.

                                                                                            Die Ergebnisse des Monitorings wurden
                                                                                            unter Beteiligung der Bürogemeinschaft
                                                                                            und von ihr zusammengestellter Exper-
                                                                                            tengruppen bewertet (Planungsbüro
                                                                                            für angewandten Naturschutz GmbH &
                                                                                            Ingenieure für Biologische Studien,
                                                                                            Informationssysteme und Standortbe-
                                                                                            wertung 2013). Die an das Bundesamt
Abb. 1: Der Nachweis des Hirschkäfers Lucanus cervus, hier ein Männchen mit Weibchen, ist   für Naturschutz zu übermittelnden
aus methodischen Gründen schwierig und gelingt oft nur zufällig. Öffentliche Meldeaufrufe   Thüringer Daten konnten Ende 2012
ergänzen die Zufallsdaten. (Aufn. A. Weigel 03.07.2012)                                     fristgerecht übergeben werden.
Der Erhaltungszustand der Arten und Lebensraumtypen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Thüringen 2007 bis 2012
A. Lux et al.: Der Erhaltungszustand der Arten und Lebensraumtypen                                                                53

In mehreren nationalen Bewertungs-
konferenzen wurden in der Folge die
Daten des Bundes und der Länder
abgeglichen und auf Ebene der in
Deutschland liegenden Anteile an den
biogeografischen Regionen bewertet.
Die Bewertung erfolgte nach einer
differenzierten Methodik, die von der
Kommission weitgehend vorgegeben
ist (Europäische Kommission 2011).
Die Ergebnisse mit den Bewertungen
für Deutschland mündeten in dem
aktuellen Nationalen Bericht, dessen
Informationen der Europäischen Kom-
mission im November 2013 übermittelt
wurden.

Wie wurde der Erhaltungszustand
bewertet?
Die Bewertung des Erhaltungszustandes
der Arten und Lebensraumtypen für
Thüringen erfolgte grundsätzlich ent-      Abb. 2: Da ihre ursprünglichen Lebensräume, Auenlandschaften mit Überschwemmungsflä-
sprechend der Bewertung für die biogeo-    chen, in Thüringen kaum noch vorhanden sind, weicht die Kreuzkröte Bufo calamita vor allem
grafischen Regionen auf Bundesebene.       auf Sekundärlebensräume aus, die der Art ebenfalls immer seltener zur Verfügung stehen.
Danach setzt sich die Gesamtbewertung      (Aufn. H. Uthleb 22.04.2014)
jeweils aus vier Kriterien zusammen. Das
sind für die Arten und Lebensraumtypen     Monitoring beteiligten Artenkenner,            Die Hauptvorkommen befinden sich im
die aktuell natürlichen Verbreitungsge-    hinzugezogen. Daneben flossen Daten            mittleren Werra-Gebiet, im Südharzvor-
biete und Zukunftsaussichten, für Arten    aus der Bewertung zu den Roten Listen          land und im Bereich zwischen Saale und
zusätzlich die Populationen (mit Größe,    Thüringens (Thüringer Landesanstalt            Pleiße. Ökologisch zählt die Kreuzkröte
Bestandsentwicklung und Altersstruktur)    für Umwelt und Geologie 2011) ein.             zu den sogenannten „Pionierarten“. Ihr
und Habitate (mit Flächengröße und         Eine wertvolle Ergänzung der Daten-            ursprünglicher Lebensraum befindet
Qualität), für die Lebensraumtypen zu-     lage ergaben die Meldebögen aus der            sich in Auenlandschaften mit Über-
sätzlich die aktuellen Flächen des Le-     „Hirschkäfersuche“ (Abb. 1), einem             schwemmungsflächen, wie sie in Thü-
bensraumtyps innerhalb des aktuell         gemeinsamen Aufruf des NABU Thü-               ringen kaum noch vorzufinden sind. Als
natürlichen Verbreitungsgebietes sowie     ringen und der TLUG. Vor allem bei den         Sekundärlebensräume nutzt die Art mi-
die spezifischen Strukturen und Funk-      Lebensraumtypen lagen wenige zum               litärische Übungsplätze, Abbaubereiche
tionen. Die Kriterien wurden gemäß         direkten Vergleich geeignete Altdaten          oder Siedlungsbrachen.
einem Ampelschema eingestuft und           vor, so dass hier der Experteneinschät-
die Gesamtbewertung ermittelt. Dabei       zung ein besonderes Gewicht zukam.             Das Kriterium Population wurde für
bedeutet eine Einstufung in „grün“         In der Bewertungsphase wurde auch              die Kreuzkröte mit ungünstig-unzu-
einen günstigen (FV), in „gelb“ einen      der Fachbeirat für Arten- und Biotop-          reichend (U1) bewertet. Die Thüringer
ungünstig-unzureichenden (U1) und in       schutz (§ 40 ThürNatG) beteiligt. Insge-       Kreuzkrötenbestände befinden sich in
„rot“ einen ungünstig-schlechten (U2)      samt sind die Bewertungsergebnisse in          einem kontinuierlichen Populations-
sowie „grau“ einen nicht bewertbaren       höherem Maße durch objektive Daten             rückgang, der bei einzelnen Vorkom-
unbekannten (XX) Erhaltungszustand         abgesichert. Dieser Prozess wird sich in       men stärker hervortritt. Diese Entwick-
(siehe auch Fritzlar et al. 2009).         den folgenden Berichtsperioden fort-           lung vollzieht sich besonders deutlich
                                           setzen, wenn mit einheitlicher Methodik        in Südthüringen, betrifft jedoch alle
Grundlage für die vorgenommenen            erhobene Daten verglichen werden               Thüringer Vorkommen (Serfling pers.
Bewertungen sind vor allem die aktuell     können und die Bedeutung des Exper-            Mitt.). Von den 60 im Rahmen des
erhobenen Daten des Monitorings. Da        tenvotums weiter zurücktreten wird.            Verbreitungsgebietsmonitorings     un-
das Monitoring erst in dieser Berichts-                                                   tersuchten ehemaligen Vorkommen,
periode etabliert wurde und für den        Nachfolgend soll an vier Beispielen die        blieben 51 ohne aktuellen Nachweis.
letzten FFH-Bericht noch keine eigenen     Bewertung des Erhaltungszustandes              Dazu zählen u. a. das Flächennatur-
Daten erhoben wurden, waren zudem          veranschaulicht werden.                        denkmal (FND) „Ziegeleiteiche“ (Ilm-
die aktuellen Daten mit vorhandenen                                                       Kreis) mit ehemals stabilem Bestand
Daten aus dem Fachinformationssystem       Beispiel: Kreuzkröte                           bzw. in Südthüringen die Vorkommen
(FIS) Naturschutz zu vergleichen. Für      Die Kreuzkröte Bufo calamita (Abb. 2)          bei Schweikershausen, Mendhausen
diesen Vergleich wurde zusätzliches        ist eine in Thüringen weit verbreitete,        oder Hetschbach (alle drei Lkr. Hild-
Expertenwissen, besonders das der am       aber insgesamt seltene Amphibienart.           burghausen; Braun-Lüllemann & Serfling
Der Erhaltungszustand der Arten und Lebensraumtypen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Thüringen 2007 bis 2012
54                                                            Landschaftspflege und Naturschutz in Thüringen 51 (2) 2014: 51–66

2013). Im Südthüringer Grabfeld konn-
ten aktuell keine Kreuzkröten mehr
festgestellt werden (Serfling pers. Mitt.).
Eine Ursache dieser Bestandsabnahme
liegt in den geringen Reproduktions-
erfolgen begründet (Braun-Lüllemann &
Serfling 2013). Beispielsweise konnte
auf der Bundesstichprobenfläche am
Kriegberg bei Trügleben keine Repro-
duktion im Berichtszeitraum nachge-
wiesen werden. Auch in vielen anderen
Populationen zeigt sich ein ähnliches
Bild (Serfling pers. Mitt.). Daneben ver-
inseln die noch existenten Populationen
zunehmend.

Das Kriterium Habitat wurde als un-
günstig-schlecht (U2) bewertet. Offene
Auenbereiche als bevorzugte Primärle-          Abb. 3: Orchideenreiche Ausbildung des „Trespen-Schwingel-Kalk-Trockenrasen“ (LRT [*]
bensräume stehen der Art nicht mehr            6210) mit Stattlichem Knabenkraut Orchis mascula in einem guten Pflege- bzw. Erhaltungszu-
zur Verfügung. Somit ist die Kreuzkröte        stand im FFH-Gebiet „Ibengarten – Wiesenthaler Schweiz – Sommertal“.
auf magere Offenland-Lebensräume               (Aufn. H. Wenzel 16.05.2010)
mit Sekundärgewässern angewiesen. Es
handelt sich vor allem um Abgrabungs-          Schreitet der Schwund an geeigneten            für die vorangegangene Berichtsperiode
stätten zur Gewinnung von Steinen und          Wasser- und Landhabitaten voran und            dargestellten niedrigeren Flächenwert
Erden mit flachen Gewässern. Die ur-           bleibt die Reproduktion weiterhin aus          (9.000 ha) spiegelt keine Flächenzunah-
sprünglich zahlreichen kleinen Abgra-          bzw. auf einem für die Erhaltung der           me wider, sondern hat ihre Ursache in
bungsstätten weichen wenigen großen            Population zu geringem Niveau, dann            einer verbesserten Datenlage für diesen
Abbauflächen. In den letzten Jahren            ist kurzfristig in den Südthüringer und        Lebensraumtyp. Im Gegensatz hierzu
änderte sich zudem die Abbautech-              längerfristig auch in den übrigen Thü-         werden als Folge von Nutzungsaufgabe
nologie. Vielfach werden innerhalb             ringer Vorkommen mit einem Zusam-              und Sukzession Flächenrückgänge und
kürzester Zeit gerade erst entstandene         menbruch der Populationen und der              auch Rückgänge beim Verbreitungsge-
Sukzessionsflächen wieder aufgearbei-          weiteren Verringerung des Gesamtthü-           biet des LRT eingeschätzt. Aus diesem
tet und die Entstehung von Pionierge-          ringer Bestandes zu rechnen. Daher ist         Grund wurden die beiden Kriterien
wässern immer weniger zugelassen.              das Kriterium Zukunftsaussichten mit           Verbreitungsgebiet und Fläche – wie
Die Aufgabe von militärischen Übungs-          ungünstig-unzureichend (U1) bewertet           bereits 2006 – als ungünstig-unzurei-
plätzen oder deren Nutzungsänderung            worden.                                        chend (U1) bewertet.
sowie die Beseitigung von Erdstoffde-
ponien, Siedlungsbrachen und Wege-             Da bei der Gesamtbewertung das                 Bei vielen Beständen ist eine Unternut-
pfützen z. B. durch Infrastrukturmaß-          schlechteste Kriterium aus den drei            zung oder gar das Fehlen einer Nutzung
nahmen forcieren den Habitatverlust.           Teilbewertungen zum Tragen kommt,              zu beobachten. Eine Umfrage der TLUG
Eine schnellere Vegetationsentwick-            ist der Erhaltungszustand für die Kreuz-       2012 / 2013 bei den verschiedenen Ak-
lung, verursacht u. a. durch Nährstoff-        kröte mit ungünstig-schlecht (U2)              teuren der Landschaftspflege in Thürin-
einträge, verschärft die Situation. Damit      eingestuft. Damit resultiert aus der           gen (Untere Naturschutzbehörden, Stif-
verschwinden geeignete Strukturen aus          gegenüber dem letzten Bericht ver-             tung Naturschutz Thüringen usw.) zur
unserer Landschaft. Neue Lebensräume           schlechterten Einstufung des Kriteriums        Umsetzung von Natura 2000 in den Thü-
entstehen kaum. Auch eine Rückkehr             Habitat eine Verschlechterung des Er-          ringer FFH-Gebieten ergab, dass in den
der Art in die Auen ist angesichts deren       haltungszustandes der Kreuzkröte.              Jahren 2008 bis 2012 nur ca. 33,5% der
intensiver Nutzung ohne Überschwem-                                                           LRT-(*) 6210-Fläche in den FFH-Gebieten
mungsdynamik nicht absehbar. Somit             Beispiel: Lebensraumtyp (*) 6210               im Rahmen des Kulturlandschaftspro-
reduziert sich die nutzbare Habitatfläche      „Trespen-Schwingel-Kalk-Trocken-               gramms KULAP und weitere ca. 7,1%
zunehmend. Die Verschlechterung der            rasen“                                         durch sonstige Maßnahmen und Pro-
Habitatstrukturen vollzieht sich im ge-        Der Lebensraumtyp (LRT) nimmt in Thü-          gramme (Naturschutzprogramm NALAP
samten Thüringer Raum, ist jedoch in           ringen eine Fläche von 12.200 ha ein           usw.) genutzt bzw. gepflegt wurden.
Südthüringen besonders deutlich aus-           (Abb. 3). Dieser Wert resultiert aus der       Die Einbeziehung von nur 48,3% der
geprägt (Serfling pers. Mitt.).                Auswertung flächenscharfer Kartie-             LRT-(*) 6210-Fläche in den FFH-Gebie-
                                               rungsdaten von 86% der Landesflä-              ten in der KULAP-Feldblockkulisse 2012
Der Fortbestand der Art ist in Thüringen       che (Institut für Vegetationskunde und         gegenüber 74,1% in der Feldblockkulis-
momentan noch gesichert, jedoch län-           Landschaftsökologie 2012). Die Diskre-         se 2007 (Quelle: Mitteilung Institut für
gerfristig gefährdet (Serfling pers. Mitt.).   panz zu dem bei Fritzlar et al. (2009)         Vegetationskunde und Landschaftsöko-
Der Erhaltungszustand der Arten und Lebensraumtypen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Thüringen 2007 bis 2012
A. Lux et al.: Der Erhaltungszustand der Arten und Lebensraumtypen                                                                    55

logie, 09 / 2012) bestätigt den aktuell     (z. B. im Rahmen des Waldumbaus)
geringen Anteil der KULAP-Nutzung für       basiert, andererseits aber auch durch
diesen LRT und zeigt zudem eine klar        eine genauere Ansprache im Gelände
abnehmende Tendenz in den letzten           erreicht wurde. Dabei wurden vielfach
Jahren an. Diese Unternutzung bzw.          Buchenwälder des Waldgersten-Typs,
fehlende Nutzung hat eine teils flächen-    die bisher als „Orchideen-Kalk-Buchen-
hafte Verbrachung und Verbuschung           wälder“ (9150) geführt wurden, durch
von Vorkommen des LRT zur Folge – auf       die Ansprache im Gelände als „Wald-
Kosten seltener Pflanzen wie dem Drei-      meister-Buchenwald“ (9130) erfasst.
zähnigen Knabenkraut Orchis tridentata      Es wurde insofern eine Korrektur der
(Abb. 4). Zusätzlich führen Verluste        vorherigen Einstufung vorgenommen.
von kleinen Vorkommen zu einer stär-        Diese basierte auf der Grundlage der
keren Isolierung der verbliebenen Rest-     2005 beendeten Waldbiotopkartierung
bestände. Beide Entwicklungen be-           in Thüringen (vgl. Henkel et al. 2008), in
einträchtigen den Lebensraumtyp in          der FFH-Lebensraumtypen noch nicht
seinen Strukturen und Funktionen            speziell kartiert wurden. Die Einschät-
nachhaltig, weswegen dieses Kriterium       zung der Fläche der LRT erfolgte durch
– unverändert gegenüber 2006 – mit          eine Datenverschneidung mit der Forst-
ungünstig-unzureichend (U1) bewertet        lichen Standortkartierung. Hierbei kam
wurde.                                      es im standörtlichen Grenzbereich der
                                            beiden LRT 9130 und 9150 offensicht-
Ein anhaltender Rückgang der Schafbe-       lich zu einer Überschätzung des „Or-
stände im Land bei gleichzeitig gutem       chideen-Kalk-Buchenwaldes“. Da auch
Angebot von attraktiveren Weideflä-         hinsichtlich des Verbreitungsgebiets
chen verschlechtert die Aussicht auf        keine negative Veränderung festzustel-
eine vollumfängliche adäquate Nut-          len war, wurden folglich diese beiden           Abb. 4: Das Dreizähnige Knabenkraut Orchis
zung bzw. Pflege des Lebensraumtyps         Kriterien als günstig (FV) bewertet.            tridentata ist eine derjenigen Orchideenarten,
                                                                                            deren Vorkommen in Thüringen die Bestände
auch weiterhin. Bereits in den letzten
                                                                                            des Lebensraumtyps „Trespen-Schwingel-
Jahren war zu beobachten, dass selbst       Das Kriterium Strukturen und Funktio-
                                                                                            Kalk-Trockenrasen mit bemerkenswerten
viele vertraglich gebundene Flächen         nen wurde in Übereinstimmung mit der            Orchideen“ (LRT [*] 6210) auszeichnen und
zu wenig genutzt wurden und ihr Zu-         Bewertung auf der Ebene der kontinen-           durch Pflegedefizite stark gefährdet ist.
stand sich daher verschlechtert hat.        talen Region Deutschlands ebenfalls als         (Aufn. H. Wenzel 19.05.2001)
Dieses führte dazu, dass das Kriterium      günstig (FV) eingeschätzt. Auch in den
Zukunftsaussichten als ungünstig-un-
zureichend (U1) bewertet wurde (2006:
günstig [FV]).

Die vorgenannten vier Teilbewertungen
resultieren – wie 2006 – in einer ungüns-
tig-unzureichenden (U1) Gesamtbewer-
tung für den Erhaltungszustand des
Lebensraumtyps „Trespen-Schwingel-
Kalk-Trockenrasen“ in Thüringen, wobei
auf Grund der Bewertungsmethodik be-
reits die Einstufung nur eines Kriteriums
in ungünstig-unzureichend (U1) zu die-
ser Gesamtbewertung geführt hätte.

Beispiel: Lebensraumtyp 9130
„Waldmeister-Buchenwald“
Waldmeister-Buchenwälder (Abb. 5)
nehmen in Thüringen eine Fläche von
69.000 ha ein. Dieser Wert basiert auf
einer Schätzung der Veränderung von
Flächenwerten nach Auswertung der
Kartierungen zu 38 Fachbeiträgen Wald
im Rahmen der FFH-Managementpla-            Abb. 5: Der Waldmeister-Buchenwald, wie hier am Dolmar im FFH-Gebiet „Dolmar und
nung. Insgesamt ist in Thüringen eine       Christeser Grund“ (Lkr. Schmalkalden-Meiningen), bedeckt die weite Standortamplitude der mä-
Zunahme der Fläche festzustellen, wel-      ßig trockenen bis frischen basenreichen Böden. Er ist in Thüringen der flächenmäßig bedeut-
che einerseits auf realen Zugewinnen        samste Lebensraumtyp. (Aufn. H. Wenzel 22.04.2011)
Der Erhaltungszustand der Arten und Lebensraumtypen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Thüringen 2007 bis 2012
56                                                           Landschaftspflege und Naturschutz in Thüringen 51 (2) 2014: 51–66

ausgewerteten Thüringer FFH-Gebieten
zeigt sich, dass lediglich ein sehr kleiner
Anteil (< 3%) der flächenscharf abge-
grenzten Lebensräume (Waldbestände
eines Waldlebensraumtyps mit räumli-
chem Kontakt) ungünstige Strukturen
und Funktionen aufweist. Die Auswer-
tung erfolgte durch ThüringenForst
– Sachgebiet Waldnaturschutz – auf
der Basis der Analyse von 24 Entwür-
fen zu Fachbeiträgen Wald im Rahmen
der FFH-Managementplanung. Günstig
wirkt sich hier das vermehrte Belassen
von Habitatbäumen sowie das ver-
stärkte Bemühen der Waldbesitzer aus,
Buchenwälder als strukturreiche Dauer-
wälder zu bewirtschaften (Abb. 6).

Auch die Zukunftsaussichten werden als
günstig (FV) eingeschätzt. Dies erfolgt
zum einen, weil durch die Anstrengun-
gen im Waldumbau sich mittelfristig die
Fläche dieses Lebensraums in Thüringen
weiter vergrößern wird, zum anderen
lässt die Beibehaltung der gegenwär-
tigen Waldbewirtschaftung erwarten,
dass auch zukünftig die entsprechenden
Strukturen und Funktionen gesichert
werden können.

Aus den vorgenannten Teilbewertungen
leitet sich für den LRT 9130 demnach
in der Gesamtbewertung ein günstiger
(FV) Erhaltungszustand ab.

Der Erhaltungszustand der Arten
und Lebensraumtypen
Mit der FFH-Richtlinie soll das europä-
ische Naturerbe gesichert werden. Als         Abb. 6: Das vermehrte Belassen von Habitatbäumen und Totholz im Wirtschaftswald wirkt
sie 1992 in Kraft trat, wurde folgerich-      sich günstig auf den Erhaltungszustand der Wald-Lebensraumtypen sowie waldbewohnen-
tig ein hoher Anteil gefährdeter Arten        den FFH-Arten aus, wie hier im bewirtschafteten Kleinprivatwald bei Steinach, Forstamt Son-
und Lebensräume insbesondere in die           neberg. (Aufn. T. Stichel 12.07.2013)
Anhänge I, II und IV aufgenommen.
An dieser Situation hat sich bis heute        möglicherweise bundesweit die Instru-          nicht immer leicht zu ziehen, da sich
nichts Wesentliches geändert und sie          mente der FFH-Richtlinie bisher nicht          die Datenqualität und damit die Aus-
trifft auf die kontinentale biogeogra-        angeschlagen haben. Das betrifft die           sageschärfe deutlich verbessert hat. Et-
fische Region in Deutschland ebenso           Meldung der FFH-Gebiete und deren              was abweichend von den Bewertungen
zu wie auf Thüringen. Auf beiden Be-          aktives Management für die Arten und           der kontinentalen biogeografischen
trachtungsebenen zeigt sich, dass sich        Lebensraumtypen der Anhänge I und II           Region in Deutschland deuten sich un-
ein vergleichsweise großer Anteil der         ebenso wie für die Arten des Anhangs           terschiedliche Anteile hoch gefährdeter
Waldlebensräume hinsichtlich der Ge-          IV, für die ein umfangreiches Instru-          Arten und Lebensraumtypen an. Liegt
samtbewertung in einem günstigen (FV)         mentarium des Artenschutzes entwor-            der Anteil mit ungünstig-schlecht (U2)
Erhaltungszustand befindet, während           fen wurde, das überwiegend die Ab-             bewerteten Lebensraumtypen deutlich
die Offenland-Lebensräume und -Arten          wehr von Beeinträchtigungen zum Ziel           unter 20%, so liegt er bei den Arten
dahinter zurückstehen (Abb. 7). Vor al-       hat. Die genauen Ursachen lassen sich          der Anhänge II und IV bei 35% bis 40%
lem bei den Anhängen I, II und IV ist         aus dem Monitoring nicht ableiten und          (Tab. 1).
der Anteil mit ungünstigem Erhaltungs-        sind auf anderem Wege zu diskutieren.
zustand, insbesondere mit ungünstig-          In Thüringen ist der direkte Vergleich zu      Oft handelt es sich um Arten, die mit
schlechtem (U2) Erhaltungszustand,            den Erhaltungszuständen der letzten            den heutigen Landnutzungsbedingungen
sehr hoch. Ein Zeichen dafür, dass            Bewertung 2006 (Fritzlar et al. 2009)          kaum noch zurechtkommen und die
Der Erhaltungszustand der Arten und Lebensraumtypen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Thüringen 2007 bis 2012
A. Lux et al.: Der Erhaltungszustand der Arten und Lebensraumtypen                                                                                                                                                          57

                                    100%                                                                                                              100%
Anteile der EHZ der Arten und LRT

                                                                                                                  Anteile der EHZ der Arten und LRT
                                    80%                                                                                                                   80%

                                    60%                                                                                                                   60%

                                    40%                                                                                                                   40%

                                    20%                                                                                                                   20%

                                     0%                                                                                                                   0%
                                               I (a)         I (b)       II         IV           V                                                                  I (a)         I (b)         II          IV          V
                                                       Anhänge der FFH-Richtlinie                                                                                           Anhänge der FFH-Richtlinie

Abb. 7: Erhaltungszustand (EHZ) der Arten und Lebensraumtypen (LRT) in der kontinentalen biogeografischen Region in Deutschland 2012
(links) und in Thüringen 2012 (rechts), jeweils getrennt nach Anhängen der FFH-Richtlinie (I[a] – Offenland-LRT, I[b] – Wald-LRT, grün – günstig
[FV], gelb – ungünstig-unzureichend [U1], rot – ungünstig-schlecht [U2], grau – unbekannt [XX]).

Tab. 1: Vergleich der Erhaltungszustände (EHZ) der Arten und Lebensraumtypen (LRT) in Thüringen zwischen den Berichtszeiträumen 2001–
2006 und 2007–2012 hinsichtlich der Anzahl und des Anteils von Bewertungen. Arten, die in zwei Anhängen der FFH-Richtlinie verzeichnet
sind, werden für beide Anhänge ausgewertet und fließen somit doppelt ein (grün – günstig [FV], gelb – ungünstig-unzureichend [U1], rot –
ungünstig-schlecht [U2], grau – unbekannt [XX]).

                                           Anhang FFH-Richtlinie                                         EHZ 2006                                                                              EHZ 2012
   Nr.                                Bezeichnung                                   FV     %         U1     %                             U2                    %   XX       FV      %     U1         %     U2    %     XX
                                      Natürliche Offenland-LRT, für de-
                                      ren Erhaltung besondere Schutz-
   I (a)                                                                             3    8,8        26    76,5                                       5     14,7      0       3      8,8   25        73,5   6    17,6       0
                                      gebiete ausgewiesen werden
                                      müssen
                                      Natürliche Wald-LRT, für deren Er-
   I (b)                              haltung besondere Schutzgebiete                0     0         8     80,0                                       2     20,0     0        4     44,4   4         44,4   1    11,1       0
                                      ausgewiesen werden müssen
                                      Tier- und Pflanzenarten, für deren
   II                                 Erhaltung besondere Schutzgebie-               8    22,9       18    51,4                                       9     25,7     0        6     16,2   17        45,9   13   35,1       1
                                      te ausgewiesen werden müssen
                                      Streng zu schützende Tier- und
   IV                                                                               17    33,3       23    45,1                                       9     17,7     2        8     15,4   21        40,4   20   38,5       3
                                      Pflanzenarten
                                      Tier- und Pflanzenarten, deren
                                      Entnahme und Nutzung Gegen-
   V                                                                                17    27,4       42    67,8                                       2     3,2      1       11     17,7   39        62,9   8    12,9       4
                                      stand von Verwaltungsmaßnah-
                                      men sein können

                                      Gesamt                                        45    23,4 117 60,9                                     27              14,1     3       32     16,5 106 54,6           48   24,7       8

dringend aktiver Fördermaßnahmen                                                    (Abb. 8), 33 Arten in einem ungünstig-                                                    In Bezug auf die Bewertungsergebnisse
bedürfen. Häufig haben sie sich auf                                                 unzureichenden (U1) und zwölf in einem                                                    sowie die Veränderung zwischen den
kleinste Restflächen zurückgezogen,                                                 ungünstig-schlechten (U2) Erhaltungszu-                                                   Berichtsperioden 2001–2006 und
auf denen die herkömmlichen Förder-                                                 stand, vier Arten konnten nicht bewertet                                                  2007–2012 ergeben sich zwischen den
instrumente nur schwer greifen.                                                     werden (XX). Für den Berichtszeitraum                                                     einzelnen Artengruppen deutliche Un-
                                                                                    2007-2012 wurden 72 Tierarten Thürin-                                                     terschiede (Abb. 9).
Tierarten                                                                           gens der Anhänge II, IV und V der FFH-
Nach der Bewertung des Erhaltungszu-                                                Richtlinie bewertet (Tab. 2). Von diesen                                                  Die festgestellten drei Verbesserungen
standes in Thüringen für den FFH-Bericht                                            befinden sich 13 in einem günstigen (FV)                                                  des Erhaltungszustandes sind in der
2001–2006 (Fritzlar et al. 2009) befan-                                             Erhaltungszustand, 30 in einem ungüns-                                                    Regel mit erfolgreichen Schutzvorha-
den sich von den zu bewertenden 72                                                  tig-unzureichenden (U1) und 25 Arten in                                                   ben, generellen Verbesserungen der
FFH-Tierarten noch 22 Arten in einem                                                einem ungünstig-schlechten (U2). Für drei                                                 Situation der Lebensräume oder über-
günstigen (FV), wie beispielsweise die Spa-                                         Tierarten war keine Einstufung (XX) des                                                   regionalen Entwicklungen bzw. Land-
nische Flagge Euplagia quadripunctaria                                              Erhaltungszustandes möglich.                                                              schaftsveränderungen im Zusammen-
Der Erhaltungszustand der Arten und Lebensraumtypen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Thüringen 2007 bis 2012
58                                                                         Landschaftspflege und Naturschutz in Thüringen 51 (2) 2014: 51–66

                                                                                                         einzelnen Parametern geführt, ohne
                                                                                                         dass damit schon ein verbesserter Erhal-
                                                                                                         tungszustand erreicht werden konnte.
                                                                                                         So wurden die Zukunftsaussichten für
                                                                                                         die Bachmuschel Unio crassus nun
                                                                                                         nicht mehr als schlecht bewertet, die
                                                                                                         geringe Zahl der Populationen und de-
                                                                                                         ren Isolation und nach wie vor ungesi-
                                                                                                         cherte Reproduktion lassen aber keine
                                                                                                         Höherstufung zu.

                                                                                                         In allen diesen Fällen ist zu beachten,
                                                                                                         dass der verbesserte oder fortbeste-
                                                                                                         hende günstige (FV) Erhaltungszustand
                                                                                                         von der Fortführung dieser Schutzmaß-
                                                                                                         nahmen abhängig ist und dass zudem
                                                                                                         regionale Unterschiede bestehen. Loka-
                                                                                                         le Populationen können durchaus un-
                                                                                                         terschiedliche Zustände aufweisen. So
                                                                                                         weisen beispielsweise die Vorkommen
                                                                                                         des Moorfroschs Rana arvalis im Pen-
                                                                                                         newitzer Teichgebiet im Gegensatz zu
                                                                                                         denen im Plothener Teichgebiet positive
Abb. 8: Die Spanische Flagge Euplagia quadripunctaria ist eine der wenigen Tierarten mit einem           Entwicklungen auf (Serfling 2013).
günstigen (FV) Erhaltungszustand, hier an der Gewöhnlichen Waldrebe Clematis vitalba im Be-
reich der Saale bei Jena-Maua. (Aufn. A. Lux 02.08.2013)                                                 Die 21 festgestellten Verschlechterungen
                                                                                                         in der Bewertung des Erhaltungszustan-
                                      100%                                                               des hängen zum Teil mit einer verbesser-
                                                                                                         ten Datenlage und der nun objektiveren
  Anteile der EHZ der Arten und LRT

                                                                                                         Beurteilung nach dem Basisdurchgang
                                      80%                                                                für das künftige Monitoring zusammen.
                                                                                                         Sie sind in den meisten Fällen aber mit
                                      60%                                                                den gleichen Gefährdungskomplexen in
                                                                                                         Zusammenhang zu bringen, die im Rah-
                                                                                                         men der Untersuchungen zu den Roten
                                      40%                                                                Listen Thüringens auch für die Gefähr-
                                                                                                         dung der Artenvielfalt insgesamt maß-
                                                                                                         geblich sind (Fritzlar & Westhus 2011).
                                      20%                                                                Hierzu zählen danach: Intensivierung
                                                                                                         der land- und fortwirtschaftlichen Nut-
                                       0%                                                                zung, zunehmende Aufgabe extensiver
                                                                                                         Nutzungen, direkte Zerstörungen von
                                             S   F   A/R        Fi        W          L         Sc
                                                                                                         Lebensräumen sowie Nähr- und Schad-
                                                           Artengruppe                                   stoffeinträge. Ebenso relevant sind die
                                                                                                         fehlende flächendeckende Umsetzung
Abb. 9: Erhaltungszustand der Arten der Anhänge II und IV der FFH-Richtlinie, Vergleich der Arten-
gruppen Säugetiere (S, ohne Fledermäuse, n = 6), Fledermäuse (F, n = 20), Amphibien und Repti-           von Hilfskonzepten sowie falsch oder
lien (A/R, n = 12), Fische und Rundmäuler (Fi, n = 4), Weichtiere (W, n = 4), Libellen (L, n = 5) und    unvollständig umgesetzte Pflegemaß-
Schmetterlinge (Sc, n = 9); grün – günstig (FV), gelb – ungünstig-unzureichend (U1), rot – ungünstig-    nahmen.
schlecht (U2), grau – unbekannt (XX).
                                                                                                         Weitere Verschlechterungen ergeben
hang zu sehen. So ist die summarische                       Ameisenbläuling Maculinea nausithous         sich auch aus der gutachterlichen Neu-
Verbesserung beim Großen Mausohr                            sind zwar viele lokale Populationen nach     bewertung der Zukunftsaussichten, die
Myotis myotis ohne den konsequen-                           wie vor gefährdet; angepasste Land-          z. B. bei der Hälfte der Fledermausarten
ten Quartierschutz nicht denkbar (Tress                     schaftspflege und Naturschutzprojekte        negativer ausfällt als 2006. Hier sind un-
2012), beim Moorfrosch Rana arvalis                         zeigen jedoch Erfolge (Jessat et al. 2012;   ter anderem absehbare Veränderungen
haben Maßnahmen zur Umsetzung des                           Klaus 2012) und die Zukunftsaussichten       der Siedlungsstruktur und damit der
Artenhilfsprogramms (Serfling & Serf-                       sind insgesamt günstig (FV).                 Quartiersituation gebäudebewohnen-
ling 2013; Serfling et al. 2012) aus lan-                                                                der Arten, die erwartete Mortalität an
desweiter Sicht positive Entwicklungen                      In weiteren Fällen haben durchgeführte       Windkraftanlagen sowie angenommene
bewirkt. Beim Dunklen Wiesenknopf-                          Maßnahmen zu Verbesserungen bei              forstwirtschaftlich bedingte Ände-
Der Erhaltungszustand der Arten und Lebensraumtypen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Thüringen 2007 bis 2012
A. Lux et al.: Der Erhaltungszustand der Arten und Lebensraumtypen                                                                                     59

Tab. 2: Erhaltungszustände der Arten der Anhänge II, IV und V der FFH-Richtlinie in Thüringen.

                                                                                               Bewertungskriterium               Gesamtbewertung EHZ
                    Artengruppe/Artname                                                                                              (kontin. BGR)
                                                             RL TH Anhang Populations-
                                                             (2011) FFH-RL   größe          Popu-    Habi-   Zukunfts-
       wissenschaftlich                   deutsch                                                                                     TH           D
                                                                                            lation    tat    aussichten
                                                                                                                               2006        2012   2012
Säugetiere, sonstige
Castor fiber                   Biber                           2     II, IV    33 MTBQ       U1        FV          FV            XX        U1     FV
Cricetus cricetus              Feldhamster                     1       IV      75 MTBQ       U2        U2          U2            U1        U2     U2
Felis silvestris               Wildkatze                       2       IV      87 MTBQ       U1        FV          FV            FV        U1     U1
Lutra lutra                    Fischotter                      2     II, IV    84 MTBQ        FV       U1          FV            U1        U1     U1
Lynx lynx                      Luchs                           1     II, IV                 Einschätzung erfolgt auf Bundesebene                  U2
Martes martes                  Baummarder                      2        V       48 MTB        U1       U1          U1            U1        U1     FV
Muscardinus avellanarius       Haselmaus                       3       IV       34 MTB        XX       FV          FV            FV        FV     U1
Mustela putorius               Iltis                           2        V       11 MTB        U1       U1          U1            FV        U1     U1
Säugetiere, Fledermäuse
Barbastella barbastellus       Mopsfledermaus                  2     II, IV      89 MTB      U1       FV         U1             FV         U1     U1
Eptesicus nilssonii            Nordfledermaus                  2       IV       88 VK/WS     U1       FV         U1             U1         U1     U1
Eptesicus serotinus            Breitflügelfledermaus           2       IV        82 MTB      U1       U1         U1             U1         U1     U1
Myotis alcathoe                Nymphenfledermaus              ---      IV        8 MTBQ      U1       U2         U1             XX         U2     XX
Myotis bechsteinii             Bechsteinfledermaus             1     II, IV    135 MTBQ      U2       FV         U1             FV         U2     U1
Myotis brandtii                Große Bartfledermaus            2       IV        73 MTB      U1       U1         U1             U1         U1     U1
Myotis dasycneme               Teichfledermaus                 R     II, IV      1 MTBQ      XX       XX         XX             FV         XX     U1
Myotis daubentonii             Wasserfledermaus               ---      IV       121 MTB      U1       FV         FV             FV         U1     FV
Myotis myotis                  Großes Mausohr                  3     II, IV     69 VK/WS     FV       FV         FV             U1         FV     FV
Myotis mystacinus              Kleine Bartfledermaus           2       IV       111 MTB      U2       U1         U1             FV         U2     FV
Myotis nattereri               Fransenfledermaus               3       IV       119 MTB      U1       FV         U1             FV         U1     FV
Nyctalus leisleri              Kleiner Abendsegler             2       IV      113 MTBQ      U1       FV         U2             U1         U2     U1
Nyctalus noctula               Großer Abendsegler              3       IV      197 MTBQ      U1       FV         U2             U1         U2     U1
Pipistrellus nathusii          Rauhautfledermaus               2       IV      130 MTBQ      U1       FV         U2             U1         U2     U1
Pipistrellus pipistrellus      Zwergfledermaus                 3       IV       126 MTB      FV       FV         FV             FV         FV     FV
Pipistrellus pygmaeus          Mückenfledermaus               ---      IV       17 MTBQ      U1       XX         XX             XX         XX     U1
Plecotus auritus               Braunes Langohr                 3       IV       123 MTB      U1       FV         U1             FV         U1     FV
Plecotus austriacus            Graues Langohr                  1       IV       26 VK/WS     U2       U2         U2             U1         U2     U1
Rhinolophus hipposideros       Kleine Hufeisennase             2     II, IV   1.562 aW/WS    U1       U1         U2             U2         U2     U2
Vespertilio murinus            Zweifarbfledermaus             ---      IV       83 MTBQ      U1       U1         XX             U1         XX     XX
Amphibien
Alytes obstetricans            Geburtshelferkröte              2       IV        45 VK       U2       U2         U2             U1         U2     U2
Bombina variegata              Gelbbauchunke                   1     II, IV     22 MTBQ      U1       U2         U2             U2         U2     U2
Bufo calamita                  Kreuzkröte                      3       IV       45 MTBQ      U1       U2         U1             U1         U2     U1
Bufo viridis                   Wechselkröte                    1       IV       28 MTBQ      U1       U2         U1             U2         U2     U2
Hyla arborea                   Europäischer Laubfrosch         2       IV       75 MTBQ      U1       U1         U1             U1         U1     U1
Pelobates fuscus               Knoblauchkröte                  3       IV       46 MTBQ      U2       U1         U1             XX         U2     U1
Rana arvalis                   Moorfrosch                      2       IV       32 MTBQ      U1       FV         U1             U2         U1     U1
Rana dalmatina                 Springfrosch                   ---      IV       12 MTBQ      FV       FV         FV             FV         FV     FV
Pelophylax kl. esculentus      Teichfrosch                    ---       V      383 MTBQ      FV       FV         FV             FV         FV     FV
Pelophylax lessonae            Kleiner Wasserfrosch           ---      IV       76 MTBQ      XX       FV         FV             FV         FV     XX
Pelophylax ridibundus          Seefrosch                      ---       V       42 MTBQ      FV       FV         FV             FV         FV     FV
Rana temporaria                Grasfrosch                     ---       V      512 MTBQ      U1       U1         U1             U1         U1     FV
Triturus cristatus             Nördlicher Kammmolch            3     II, IV    135 MTBQ      U1       U1         U1             U1         U1     U1
Reptilien
Coronella austriaca            Schlingnatter                   3      IV       61 MTBQ       XX       U1         U1             FV         U1     U1
Lacerta agilis                 Zauneidechse                   ---     IV       188 MTBQ      FV       FV         FV             FV         FV     U1
Fische / Rundmäuler
Barbus barbus                  Barbe                           3      V        49 MTBQ       U1       U1         U1             U1         U1     FV
Cottus gobio                   Westgroppe                      3      II       244 MTBQ      U1       FV         FV             FV         U1     FV
Lampetra planeri               Bachneunauge                    2      II        57 MTBQ      U1       FV         FV             U1         U1     FV
Misgurnus fossilis             Schlammpeitzger                 1      II         3 MTBQ      U2       U2         U2             U2         U2     U1
Rhodeus sericeus amarus        Bitterling                      1      II        11 MTBQ      U1       U1         U1             U1         U1     FV
Thymallus thymallus            Äsche                           2      V         92 MTBQ      U1       FV         FV             U1         U1     U1
Sonstige / Krebse
Astacus astacus                Edelkrebs                       1       V       30 MTBQ       U1       FV         U1             U1         U1     U2
Austropotamobius torrentium*   Steinkrebs*                     1    II*, V      6 MTBQ       U1       U1         U1             U1         U1     U2
Weichtiere
Helix pomatia                  Weinbergschnecke               ---       V       55 MTB       FV       FV         FV             FV         FV     FV
Margaritifera margaritifera    Flussperlmuschel                1     II, V      1 Indiv.     U2       U2         U2             U2         U2     U2
Unio crassus                   Bachmuschel                     1     II, IV       4 VK       U2       U1         U1             U2         U2     U2
Vertigo angustior              Schmale Windelschnecke          2        II      31 MTB       U1       U1         U1             U1         U1     U1
Vertigo moulinsiana            Bauchige Windelschnecke         1        II       3 MTB       U1       U2         XX             U2         U2     FV
Libellen
Coenagrion mercuriale          Helm-Azurjungfer                2        II      78 VK        U1       U1         U1             U1         U1     U1
Coenagrion ornatum             Vogel-Azurjungfer               1        II     5 MTBQ        U2       U1         U2             U1         U2     U1
Gomphus flavipes               Asiatische Keiljungfer          R       IV      1 MTBQ        XX       U1         FV             FV         U1     U1
Leucorrhinia pectoralis        Große Moosjungfer               2     II, IV    16 MTBQ       U1       U1         FV             U1         U1     U1
Ophiogomphus cecilia           Grüne Keiljungfer               3     II, IV    25 MTBQ       FV       FV         FV             FV         FV     FV
Schmetterlinge
Eriogaster catax               Heckenwollafter                 1     II, IV      2 VK        U2       U2         U2             U2         U2     U2
Euphydryas aurinia             Skabiosen-Scheckenfalter /      2        II     37 MTBQ       U2       U2         U2             U1         U2     U2
                               Goldener Scheckenfalter
Euplagia quadripunctaria*      Spanische Flagge*               3       II*       18 MTB      FV       FV         FV             FV         FV     FV
Maculinea arion                Quendel-Ameisenbläuling         2       IV       57 MTBQ      U1       U1         U1             U1         U1     U2
Maculinea nausithous           Dunkler Wiesenknopf-Amei-      ---    II, IV    112 MTBQ      FV       FV         FV             U1         FV     U1
                               senbläuling
Maculinea teleius              Heller Wiesenknopf-Ameisen-     1     II, IV    10 MTBQ       U2       U2         U2             U2         U2     U1
                               bläuling
Gortyna borelii lunata         Haarstrangwurzeleule            1     II, IV      1 VK        U2       U2         U2             U2         U2     U1
Parnassius mnemosyne           Schwarzer Apollofalter          1       IV        1 VK        U2       U2         U2             U2         U2     U2
Proserpinus proserpina         Nachtkerzenschwärmer            3       IV      11 MTBQ       U1       U1         U1             U1         U1     XX
60                                                                             Landschaftspflege und Naturschutz in Thüringen 51 (2) 2014: 51–66

                                                                                                                                             Gesamtbewertung EHZ
                    Artengruppe/Artname                                                                 Bewertungskriterium
                                                                 RL TH Anhang Populations-                                                       (kontin. BGR)
                                                                 (2011) FFH-RL   größe              Popu-      Habi-    Zukunfts-               TH              D
        wissenschaftlich                     deutsch
                                                                                                    lation      tat     aussichten         2006    2012        2012
Käfer
Lucanus cervus                    Hirschkäfer                       2         II      23 MTBQ         U1        U1          U1              U1         U1            FV
Osmoderma eremita*                Eremit*                           3      II*, IV    24 MTBQ         U1        U1          U2              U1         U2            U1
Farn- u. Blütenpflanzen
Angelica palustris                Sumpf-Engelwurz                   2       II, IV   1.650 Indiv.     U1        U1          U1              U1         U1            U2
Arnica montana                    Arnika                            2          V      70 MTBQ         U2        U1          U1              U2         U2            U1
Cypripedium calceolus             Frauenschuh                       2       II, IV    79 MTBQ         U1        U1          U1              U1         U1            U1
Trichomanes speciosum             Prächtiger Dünnfarn              ---      II, IV     8 MTBQ         FV        U1          FV              FV         U1            FV
Diphasiastrum alpinum             Alpen-Flachbärlapp                2          V      12 MTBQ         U1        U1          U1              U1         U1            XX
Diphasiastrum complanatum         Gemeiner Flachbärlapp             2          V      25 MTBQ         U1        U1          U1              U1         U1            XX
Diphasiastrum issleri             Isslers Flachbärlapp              1          V       5 MTBQ         U1        U1          U1              U1         U1            XX
Diphasiastrum oellgaardii         Oellgaards Flachbärlapp           1          V       2 MTBQ         U1        U1          U1              U1         U1            XX
Diphasiastrum tristachyum         Zypressen-Flachbärlapp            1          V       7 MTBQ         U1        U1          U1              U1         U1            XX
Diphasiastrum zeilleri            Zeillers Flachbärlapp             2          V      10 MTBQ         U1        U1          U1              U1         U1            XX
Huperzia selago                   Tannen-Bärlapp /                  2          V      35 MTBQ         U1        U1          U1              U1         U1            XX
                                  Tannen-Teufelsklaue
Lycopodium annotinum              Sprossender Bärlapp               2         V      45 MTBQ          U1        U1          U1              U1         U1            XX
Lycopodium clavatum               Keulen-Bärlapp                    3         V      100 MTBQ         U1        U1          U1              U1         U1            XX
Lycopodiella inundata             Moorbärlapp                       1         V       2 MTBQ          U1        U1          U1              U1         U1            XX
Moose
Buxbaumia viridis                 Grünes Koboldmoos                 2         II        2 VK          FV       U1          U1           XX             U1            XX
Dicranum viride                   Grünes Besenmoos                  3         II      13 MTBQ         FV       U1          U1           U1             U1            U1
Leucobryum glaucum                Weißmoos                                    V                       Bewertung erfolgt auf Bundesebene                              U1
Mannia triandra                   Dreimänniges Zwerglungen-         R         II       0,46m²         FV       FV          FV           FV             FV            U1
                                  moos
 Orthotrichum rogeri              Rogers Kapuzenmoos                R         II         1 VK         FV        FV          FV              XX         FV            FV
 Sphagnum affine et austinii**    Benachbartes und                 ---        V        3 MTBQ         U1        U1          U1              U1         U1            XX
                                  Austins Torfmoos**
Sphagnum angustifolium            Schmalblättriges Torfmoos        ---        V       24 MTBQ         FV        U1           FV             FV         U1            XX
Sphagnum balticum                 Baltisches Torfmoos               R         V        3 MTBQ         FV        FV           FV             FV         FV            XX
Sph. capillifolium var. capili-   Hain-Torfmoos                    ---        V      167 MTBQ         FV        FV           FV             FV         FV            XX
folium
Sph. capillifolium var. tenerum   Zartes Hain-Torfmoos             ---        V       4 MTBQ          XX        XX          XX              XX         XX            XX
Sphagnum centrale                 Zentriertes Torfmoos             ---        V      14 MTBQ          FV        FV          XX              U1         XX            XX
Sphagnum compactum                Dichtes Torfmoos                  3         V      45 MTBQ          U1        U1          U1              U1         U1            XX
Sphagnum contortum                Gedrehtes Torfmoos                2         V      25 MTBQ          U1        U2          U2              U1         U2            XX
Sphagnum cuspidatum               Spieß-Torfmoos                    3         V       24 MTBQ         U1        U1          FV              U1         U1            XX
Sph. denticulatum var. dentic-    Gezähntes Torfmoos               ---        V      101 MTBQ         FV        U1          FV              FV         U1            XX
ulatum
Sph. denticulatum var. indun-     Amphibisches Torfmoos            ---        V       22 MTBQ         FV        U1           FV             U1         U1            XX
datum
Sphagnum fallax                   Trügerisches Torfmoos            ---       V       129 MTBQ         FV        FV          FV              FV         FV            XX
Sphagnum fimbriatum               Gefranztes Torfmoos              ---       V       94 MTBQ          FV        FV          FV              FV         FV            XX
Sphagnum flexuosum                Verbogenes Torfmoos               3        V        85 MTBQ         U1        U1          FV              U1         U1            XX
Spagnum fuscum                    Braunes Torfmoos                  R        V         7 MTBQ         FV        FV          FV              FV         FV            XX
Sphagnum girgensohnii             Girgensohns Torfmoos             ---       V       172 MTBQ         FV        U1          FV              FV         U1            XX
Sphagnum magellanicum             Magellans Torfmoos                3        V        36 MTBQ         FV        U1          FV              U1         U1            XX
Sphagnum majus                    Großes Torfmoos                   R        V         1 MTBQ         U1        U1          U2              U1         U2            XX
Sphagnum obtusum                  Sumpfblättriges Torfmoos          1        V         1 MTBQ         U1        U1          U1              U1         U1            XX
Sphagnum palustre                 Sumpftorfmoos                    ---       V       176 MTBQ         FV        FV          FV              FV         FV            XX
Sphagnum papillosum               Warziges Torfmoos                 3        V         34 MTB         FV        U1          FV              U1         U1            XX
Sphagnum platyphyllum             Löffelblatt-Torfmoos              1        V         1 MTBQ         XX        XX          XX              U1         XX            XX
Sphagnum quinquefarium            Fünfzeiliges Torfmoos            ---       V         55 MTB         FV        FV          FV              FV         FV            XX
Sphagnum riparium                 Ufertorfmoos                      3        V        17 MTBQ         U1        U1          FV              U1         U1            XX
Sphagnum rubellum var.            Rötliches Torfmoos                1        V         5 MTBQ         U1        U1          FV              U1         U1            XX
rubellum
Sphagnum rubellum var. subtile    Feines Torfmoos                   1         V        2 MTBQ         XX        XX          XX              U1         XX            XX
Sphagnum russowii                 Russows Torfmoos                 ---        V       72 MTBQ         FV        FV          FV              FV         FV            XX
Sphagnum squarrosum               Sparriges Torfmoos               ---        V      177 MTBQ         FV        U1          FV              FV         U1            XX
Sphagnum subnitens                Glanz-Torfmoos                    2         V       26 MTBQ         U1        U2          U2              U1         U2            XX
Sphagnum subsecundum              Einseitwendiges Torfmoos          2         V       53 MTBQ         U1        U2          U1              U1         U2            XX
Sphagnum tenellum                 Zartes Torfmoos                   1         V        1 MTBQ         U1        U1          U1              U1         U1            XX
Sphagnum teres                    Rundliches Torfmoos               2         V       83 MTBQ         U1        U1          U1              U1         U1            XX
Sphagnum warnstorfii              Warnstorfs Torfmoos               1         V        6 MTBQ         U1        U2          U2              U1         U2            XX
Flechten
Cladonia arbuscula ssp. mitis     Rentierflechte                    3         V                       U1        U1          U1              U1         U1            XX
Cladonia arbuscula ssp.           Rentierflechte                    3         V                       U1        U1          U1              U1         U1            XX
squarrosa
Cladonia ciliata                  Rentierflechte                    3         V                       U1        U1          U1              U1         U1            XX
Cladonia portentosa               Rentierflechte                    3         V                       U1        U1          U1              U1         U1            XX
Cladonia rangiferina              Rentierflechte                    3         V                       U1        U1          U1              U1         U1            XX
Cladonia stellaris                Rentierflechte                    1         V                       U1        U1          U2             n. b.       U2            XX
Cladonia stygia                   Rentierflechte                    R                                 U1        U1          U1             n. b.       U1            XX
Erläuterungen:
*        Die mit einem roten Stern (*) gekennzeichneten Arten sind als „prioritär“ im Anhang II verzeichnet.
**       Diese beiden Torfmoose sind als zwei Arten anzusehen, werden jedoch zusammen bewertet und fließen in die nachfolgenden Auswertungen mit einer Bewertung ein (1x U1)
FFH-RL: Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie)
EHZ:     Erhaltungszustand
kontin.: kontinentale                                         EHZ:                                                      Rote Liste:
                                                                         FV          FV   günstig
BGR:     Biogeographische Region                                                                                        RL TH: Rote Liste Art für Thüringen (2011)
TH:      Thüringen                                                       U1          U1   ungünstig-unzureichend        0:     ausgestorben, ausgerottet oder verschollen
D:       Deutschland                                                                                                    1:     vom Aussterben bedroht
                                                                         U2          U2   ungünstig-schlecht
Populationsgröße:                                                                                                       2:     stark gefährdet
Indiv.: Individuen                                                       XX          XX   unbekannt                     3:     gefährdet
aW/WS: Anzahl adulter Weibchen in Wochenstuben                                                                          R:     extrem selten
VK:      Anzahl der Vorkommen                                                             2006  nicht bewertet, dadurch G:     Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt
                                                                                    n. b.
VK/WS: Anzahl Wochenstuben                                                                kein Vergleich möglich        V:     Vorwarnliste
MTB:     Anzahl besiedelter Messtischblätter (= TK 25)                                                                  D:     Daten ungenügend
MTBQ: Anzahl besiedelter Messtischblattquadranten (= TK10)                                                              *:     ungefährdet
m²:      besiedelte Fläche in Quadratmeter                                                                              ---    keine Einstufung
A. Lux et al.: Der Erhaltungszustand der Arten und Lebensraumtypen                                                               61

rungen im Höhlenangebot der Wäl-            Bei den Wirbellosen stehen einer Ver-
der ausschlaggebend. Bei drei Arten         besserung drei Verschlechterungen ge-
(Kleiner Abendsegler Nyctalus leisleri,     genüber. Leider konnte bei keiner der
Großer Abendsegler Nyctalus noctula         Arten, die schon 2006 einen schlechten
und Rauhautfledermaus Pipistrellus na-      Erhaltungszustand aufwiesen, eine Ver-
thusii) führt dies – trotz günstiger (FV)   besserung erreicht werden. Einige die-
Bewertung der Habitate und festge-          ser Arten sind schon lange und zum Teil
stellter weiter Verbreitung dieser Arten    überregional im Rückgang begriffen
(alle auf über 100 Messtischblattqua-       bzw. gefährdet, ohne dass die Gründe
dranten vorkommend, vgl. auch Tress         dafür bekannt sind. Neuerdings ist auch
et al. 2012) – zu einer Neubewertung        der bereits in den 1990er-Jahren beob-
des Erhaltungszustands als ungünstig-       achtete Zusammenbruch der Popula-
schlecht (U2).                              tionen des Skabiosen-Scheckenfalters
                                            Euphydryas aurinia in Südwestdeutsch-
Für weitere Arten spielen länger beste-     land (Ebert & Rennwald 1991) nun auch
hende Defizite und großflächige Land-       in Thüringen festzustellen. Dies führt
schaftsveränderungen eine Rolle, die        zusammen mit dem Verlust an Habita-
sich zunehmend auf die Erhaltungszu-        ten dazu, dass die Art einen schlechten
stände auswirken. Deutlich wird dies        Erhaltungszustand aufweist.
z. B. bei bestimmten Amphibienarten.
Hier bestehen schon lange Defizite in       Auch bei weiteren Arten bestehen
den Primärlebensräumen – z. B. Bach-        Kenntnisdefizite zu den Ursachen fort-
und Flussauen, denen die angestamm-         währender Bestandsrückgänge, etwa
te Gewässervielfalt fehlt. Problematisch    beim Hellen Wiesenknopf-Ameisen-
ist nun aktuell, dass auch Ersatzlebens-    bläuling Maculinea teleius und beim
räume wie fischfreie Kleingewässer an       Hecken-Wollafter Eriogaster catax. Hier    Abb. 10: Der Erhaltungszustand der Sumpf-
unbefestigten Wegen, Brachflächen           ist für die Ableitung von Schutzkonzep-    Engelwurz Angelica palustris ist seit der Be-
mit Tümpeln, z. B. an Ortsrändern           ten die Erforschung der besonderen         richtsperiode 2001–2006 gleichbleibend
oder militärischen Übungsplätzen, oder      Rückgangsursachen nötig.                   ungünstig-unzureichend (U1). Eine Verbes-
kleinteilig genutzte Abbaustellen durch                                                serung des Erhaltungszustandes ist nur über
Nutzungsänderungen oder Auflassung          Pflanzenarten                              eine dauerhafte Pflege erreichbar.
                                                                                       (Aufn. F. Fritzlar 09.09.2009)
verloren gehen. Dies wirkt sich zum Teil    Bei den Pflanzen wurden insgesamt
limitierend auf die Reproduktion der Po-    60 Arten und Unterarten der Anhänge
pulationen aus, vor allem zeigt es sich     II, IV und V der FFH-Richtlinie bewertet
jedoch in messbaren Habitatverlusten.       (Tab. 2). Von diesen befinden sich zehn    Thüringen als auch auf Bundesebene
Bei der Geburtshelferkröte Alytes obste-    Arten in einem günstigen (FV) und 38       bewerteten Pflanzen werden in diesel-
tricans und der Kreuzkröte führte das zu    Arten in einem ungünstig-unzureichen-      ben EHZ eingestuft, nur bei wenigen
einer Verschlechterung der Bewertung        den (U1) Erhaltungszustand. Sieben Ar-     Arten ergeben sich Abweichungen um
des Erhaltungszustandes.                    ten wurden mit ungünstig-schlecht (U2)     eine Stufe.
                                            eingestuft. Vier Torfmoose konnten für
Für einzelne Arten betreffen Ver-           Thüringen nur mit unbekannt (XX) ein-      Im Vergleich zur Berichtsperiode 2001–
schlechterungen mehrere Kriterien.          geschätzt werden. Die Kenntnisdefizite     2006 ist der Anteil an ungünstig-unzu-
So sind für den Feldhamster Cricetus        betreffen das Zarte Hain-Torfmoos          reichenden (U1) Einstufungen mit 38
cricetus unzureichende Populations-         Sphagnum capillifolium var. capillifo-     zu 39 (2006) Arten nahezu unverän-
größen und mangelnde Reproduktion           lium, das Löffelblatt-Torfmoos Sphag-      dert geblieben, so auch bei der Sumpf-
ebenso festzustellen wie abnehmende         num platyphyllum, das Feine Torfmoos       Engelwurz Angelica palustris (Abb. 10).
Habitatflächen und verschlechterte Ha-      Sphagnum rubellum var. subtile sowie       Befanden sich zum Abschluss des Mo-
bitatqualität. Für die Landbewirtschaf-     das Zentrierte Torfmoos Sphagnum           nitorings 2006 noch 14 Arten in einem
tung liegen Konzepte zur Behandlung         centrale. Für das Weißmoos Leucobry-       günstigen (FV) und lediglich eine Art in
von schutzbedürftigen Bereichen vor.        um glaucum erfolgt die Bewertung nur       einem ungünstig-schlechten (U2) Erhal-
Zum Teil werden auch entsprechen-           auf Bundesebene.                           tungszustand, so ist für den Berichtszeit-
de Förderprogramme angeboten. Be-                                                      raum 2007–2012 mit zehn günstigen
kannt ist auch, wo der Vernichtung          Auf Bundesebene wurden 2012 aller-         (FV) und sieben ungünstig-schlechten
von Vorkommen nur mit strengem              dings die meisten Arten des Anhangs V      (U2) Gesamteinstufungen ein negati-
Schutz der vorhandenen Lebensräu-           wie sämtliche Bärlappe, Torfmoose,         ver Trend zu verzeichnen. Im Vergleich
me zu begegnen ist. Voraussichtlich         Rentierflechten sowie vom Anhang II        zur Berichtsperiode 2001–2006 erga-
werden komplexe Schutzmaßnahmen             das Grüne Koboldmoos Buxbaumia viri-       ben sich für keine der Pflanzenarten
und nötigenfalls Bewirtschaftungsvor-       dis mit unbekannt (XX) eingeschätzt, so    eine Verbesserung, 43 unveränderte
gaben nötig sein, um Verbesserungen         dass kein Vergleich mit der Bewertung      Einstufungen sowie zehn Verschlechte-
zu erreichen.                               Thüringens möglich ist. Die sowohl in      rungen. Die schlechteren Einstufungen
62                                                        Landschaftspflege und Naturschutz in Thüringen 51 (2) 2014: 51–66

betreffen fast ausschließlich Torfmoose
des Anhangs V. Sie sind meist auf eine
Verschlechterung der Kriterien Habitat
(Pflegedefizite, Nährstoffeinträge, Was-
serhaushalt) und zum Teil Zukunftsaus-
sichten zurückzuführen.

Für 13 der insgesamt 14 Farn- und Blü-
tenpflanzen ist der Erhaltungszustand
ungünstig-unzureichend (U1), für die
Arnika Arnica montana ungünstig-
schlecht (U2). Bei diesen Arten ergaben
sich keine Änderungen zum voran-
gegangenen Berichtszeitraum. Hierzu
zählt auch der Frauenschuh Cypripe-
dium calceolus, dessen Erhaltungszu-
stand mit ungünstig-unzureichend (U1)
eingestuft wurde. Allerdings ist hier
das Kriterium Zukunftsaussichten zu
ungünstig-unzureichend (U1) herabge-       Abb. 11: Rogers Kapuzenmoos Orthotrichum rogeri ist eine der vier im Thüringer FFH-Mo-
stuft worden, weil die sich verschlech-    nitoring untersuchten Arten. Es ist auch im gesamteuropäischen Maßstab sehr selten und
ternden Habitatstrukturen an vielen        konnte in Thüringen bislang nur in drei sehr kleinen Populationen nachgewiesen werden. Um
Wuchsorten teilweise zu großen bis         so wichtiger ist die Erhaltung der betreffenden Salweidenbestände.
drastischen Rückgängen der Populatio-      (Aufn. J. Eckstein 19.10.2011)
nen führten, was sich wiederum nega-
tiv auf die Erneuerungsrate auswirkte      teil des Thüringer FFH-Monitorings. Für       tungszustandes, der Bewertung von Kri-
(Töpfer 2013). Beim Prächtigen Dünn-       die ersten beiden Arten ist der Erhal-        terien und weiteren Daten, Angaben zu
farn Trichomanes speciosum wurde der       tungszustand ungünstig-unzureichend           deren Vorkommensfläche in Thüringen
Erhaltungszustand um eine Stufe auf        (U1), für die beiden anderen Arten mit        aufgenommen (Flächen-Werte in ha).
ungünstig-unzureichend (U1) herabge-       günstig (FV) bewertet worden. Bei den         Am Beispiel des Lebensraumtyps (*) 6210
stuft. Vom Gutachter (Preussing 2013)      restlichen 34 Arten handelt es sich aus-      „Trespen-Schwingel-Kalk-Trockenrasen“
werden verschiedene Ursachen für eine      schließlich um Torfmoose, welche im           wurde bereits darauf hingewiesen, dass
Verschlechterung der Habitatqualität       Rahmen einer landesweiten Erfassung           vom Berichtszeitraum 2001–2006 ab-
aufgeführt, die durch die Ergebnisse       bewertet wurden.                              weichende aktuelle Flächen-Werte im
des Monitorings belegt wurden. Das                                                       Wesentlichen in der 2007–2012 gegen-
in den Jahren 2011 bis 2013 durchge-       Bei den sieben Flechten handelt es sich       über 2001–2006 deutlich verbesserten
führte Maßnahmeprogramm für Bär-           um Rentierflechten bzw. deren Unter-          Datenlage ihren Grund haben können
lappgewächse hat spürbar zur Stabi-        arten (Cladonia spp.), welche als Sip-        und nicht notwendigerweise Flächenzu-
lisierung der Situation beigetragen, es    pen des Anhangs V im Rahmen der               oder -abgänge im Umfang der Abwei-
konnte jedoch keine Verbesserung des       landesweiten Erfassung für Thüringen          chung abbilden. Die Hauptursache für
Erhaltungszustandes einer Art erreicht     bewertet wurden. Sechs Flechten be-           nach wie vor zu erwartende Unschärfen
werden (Horn & Korsch 2013).               finden sich – wie bereits 2001–2006 – in      bei der Angabe des Flächen-Wertes für
                                           einem ungünstig-unzureichendem (U1),          einzelne Lebensraumtypen ist im Feh-
Von insgesamt 39 zu untersuchenden         Cladonia stellaris in einem ungünstig-        len einer landesweiten Lebensraumtyp-
Moosarten bzw. -unterarten befinden        schlechten (U2) Erhaltungszustand.            Erfassung außerhalb von FFH-Gebieten
sich zehn in einem günstigen (FV), 19      Zusammen mit Cladonia stygia wurde            zu suchen.
in einem ungünstig-unzureichenden          C. stellaris das erste Mal erfasst, so
(U1) sowie fünf in einem ungünstig-        dass ein Vergleich mit 2001–2006 nicht        Bei den Bewertungen des EHZ der Le-
schlechten (U2) Erhaltungszustand. Im      möglich ist. Während die Vorkommen            bensraumtypen erfolgten 2007–2012
Vergleich zu 2001–2006 ergaben sich        an Felsen und Blockhalden relativ stabil      gegenüber 2001–2006 in der Summe
für 25 Moose keine Veränderungen, bei      sind, unterliegen die Vorkommen auf           wenige Veränderungen. Nur drei in
neun hat sich der Erhaltungszustand        Sukzessionsflächen in nährstoffärmeren        Thüringen jeweils mit kleiner Fläche
verschlechtert, für fünf ist eine Bewer-   Wäldern, Zwergstrauchheiden und               vertretene Lebensraumtypen weisen ei-
tung nicht möglich gewesen. Mit dem        Sandtrockenrasen einer größeren Dy-           nen günstigen (FV) Erhaltungszustand
Grünen Koboldmoos Buxbaumia viridis        namik, entstehen aber auch immer              auf, wohingegen der Erhaltungszu-
und dem Grünen Besenmoos Dicranum          wieder neu (Scholz 2011).                     stand des überwiegenden Teils der Of-
viride, dem Dreimännigen Zwerglun-                                                       fenland-Lebensraumtypen (25 von 34;
genmoos Mannia triandra sowie Rogers       Offenland-Lebensraumtypen                     Wert 2001–2006: 26) nach wie vor als
Kapuzenmoos Orthotrichum rogeri            In Tabelle 3 sind für alle Lebensraumty-      ungünstig-unzureichend (U1) bewertet
(Abb. 11) sind nur vier Arten Bestand-     pen, neben der Bewertung des Erhal-           wird. Der Erhaltungszustand von sechs
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