Der Geheimbund - Buchenbeekes Antwort auf den Da Vinci Code
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Buchenbeeke, im Dezember 2006 Der Geheimbund – Buchenbeekes Antwort auf den Da Vinci Code Ich weiß gar nicht so recht, wie ich beginnen soll. Manchmal gebe ich Sven Abramowski und Gerd Brunkhorst die Schuld an der ganzen Geschichte. Freilich nur im Scherz, denn wenn diese beiden, mit einigen anderen zusammen die Sache auch forciert haben, so ist die Wurzel allen Übels schon bei mir selbst zu suchen. Gemeint ist natürlich die Historie der so genannten „Lesung“. Ich heiße Euch hier und heute zu einem kleinen Jubiläum herzlich willkommen. Vor nunmehr 20 Jahren, also im Jahre 1986 geschah es. Die Freude am Schreiben, die Lust anderen eine Freude zu bereiten und wer weiß was sonst noch für Gründe „drückten mir“, wie berufene Dichter zu sagen pflegen, „die Feder in die Hand“. So entstand damals die erste Geschichte um Pippo, den kleinen Schlittenlenker. In den beiden Jahren darauf folgte noch jeweils eine Fortsetzung. Dann geriet diese schöne Geschichte etwas in Vergessenheit. Bis wir an einem nebligen Herbsttag des Jahres 1999 mit einigen Leuten im so genannten „Igelhaus“, dem Jugendzentrum, bei vielen, vielen Bieren zusammen saßen. Ich weiß nicht mehr genau, wie wir dann auf die Weihnachtsmärchen-Trilogie aus den Jahren 1986-88 zu sprechen kamen. In jedem Fall wurde der Wunsch geäußert, diese Episoden doch auch einmal hören zu wollen. Dieser Bitte wurde entsprochen und man kam überein, den kleinen Schlittenlenker doch wieder auferstehen zu lassen. Und um das Ereignis der Öffentlichkeit von vornherein zugänglich zu machen, beschloss man, dass das Vorlesen in der Ballerbude stattfinden sollte. Heute ist dieser Begriff ja eher etwas verpönt, die Geschichte zeigt jedoch, dass dieses Wort schon im Jahre Seite 1 von 37
1999 kreiert worden ist. Wie dem auch sei, elf Jahre nach seinem letzten Auftritt erhob sich Pippo wie der Phoenix aus der Asche, um mit den anderen Bewohnern von Buchenbeeke ein unvergleichliches Comeback zu feiern. Vieles hat sich seitdem getan. Mittlerweile sind es 83 fiktive Personen und einige Gastrollen, die in den verschiedenen Geschichten erwähnt werden. Bei dieser Fülle von Mitstreitern ist es nicht mehr möglich, allen immer wieder eine Rolle auf den Leib zu schreiben. Es ist also nicht böse gemeint, wenn sich einige Akteure vergangener Märchen dieses Mal nicht wieder erkennen werden. Diese sind jedoch nicht in Vergessenheit geraten und werden sich bei entsprechenden Handlungen in den nächsten Märchen mit Sicherheit wieder einbauen lassen. Gestaltete sich die Lesung in den ersten Jahren noch als eine Veranstaltung mit nur wenigen Zuhörern, so ist die Inszenierung in den letzten Jahren doch erheblich gewachsen. An erster Stelle möchte ich da meine beiden Engelchen nennen. Sigrid und Prolita sind mittlerweile bei der Lesung nicht mehr wegzudenken. Assistiert vom unermüdlichen Hexenhammer schaffen sie jetzt jedes Mal ein Ambiente, das den Zuhörern und Zuschauern sehr lieb geworden ist. Auch eine mehrmalige jährliche Erwähnung im Wehrmachtsbericht der Traumburger Nachrichten trägt zur gesteigerten Popularität des Buchenbeeker Weihnachtsmärchens bei. Lieber Christoph, herzlichen Dank dafür. Die von meinem Bruder Wilfried immer auf vorbildliche Weise in Schuss gehaltene Homepage von Wiedenbrügge bietet darüber hinaus noch die Möglichkeit, die Geschichten auch außerhalb der Saison noch einmal in Ruhe ansehen zu können. Auch Dir ist der Dank des Vaterlandes gewiss. Seite 2 von 37
Damit aber nun genug der Lobhudelei. Die Brenninkmeyer zugeknöpft, den Buchbinder zurecht gezogen, den Cognac eingeschenkt, jetzt kann es richtig losgehen. Die Frage ist allerdings, ob mir der Stumpen noch so gut bekommt wie in den letzten Jahren, nachdem ich ja wieder zum Nichtraucher konvertiert bin. Egal, die Feingerippte, passend zu Strickjacke und Schlips wird es schon aushalten. Und dieses Mal ist die Lesung sogar wirklich lehrreich. Ja, ihr könnt hier heute noch richtig was lernen oder das Gelernte doch auffrischen. Wie das passieren kann, werdet ihr jetzt erfahren. Denn nun Vorhang auf und Feuer frei für das Weihnachtsmärchen 2006. Wir schreiben das Jahr 9 nach Christi Geburt. Ganz Germanien ist von den Römern bedroht. Unter Quintilius Varus ziehen die 17., 18. und 19. römische Legion durch das heutige Norddeutschland, um den aufständischen Ureinwohnern ihren Willen aufzuzwingen. Doch ihr Vordringen ist nicht unbemerkt geblieben. In einem kleinen Dorf zwischen Rhein und Weser, unweit eines großen Binnensees wird bereits darüber Kriegsrat gehalten, wie den Eindringlingen am besten Einhalt geboten werden könnte. Beim Thing auf dem Versammlungsplatz hatte soeben der große Häuptling Roderik das Wort ergriffen. „Wie mir unsere Späher gerade gemeldet haben, sind die Römer mit neuen, starken Verbänden auf unser Gebiet vorgedrungen. Das können wir unter gar keinen Umständen dulden. Schon jetzt ist die Anwesenheit dieser Eroberer eine unerträgliche Schmach. Wenn wir den Feind jetzt vernichtend schlagen, haben wir ein für alle mal Ruhe vor diesen Verbrechern. Und die vier uns umgebenden Römerlager Keinerschertsichdrum, Schrottscherum, Lichterum und Viktorum machen wir dabei auch gleich dem Erdboden gleich.“ Seite 3 von 37
Jubelnd bekundeten die Anwesenden ihre Zustimmung zu den Worten ihres Häuptlings. „Aber die Römer sind viel mehr als wir und auch besser bewaffnet, “ gab der als etwas zögerlich bekannte Elektrik zu bedenken. „Ach was, den hauen wir die Jacke voll, das es nur so raucht.“ Wer anders als der starke Rollik konnte diese Worte gesprochen haben. Er hatte den Spähtrupp geführt und war somit direkt vor Ort gewesen. „Einer von uns zählt soviel wie fünf von denen. Und schließlich sind wir ja nicht allein. Die anderen Stämme werden schließlich auch noch mitmischen. Lasst uns zunächst die Römerlager ringsum vernichten und dann die neuen Eindringlinge für immer von unserem geheiligten Boden vertreiben.“ Alle ließen sich von dieser Euphorie mitreißen und das Thing beschloss, wie folgt vorzugehen. Es sollten zunächst vier Gruppen gebildet werden, die die Römerlager auszuradieren hatten. Die Führer dieser Trupps waren: Gegen Keinerschertsichdrum übernahm der gewaltige Ziemlik das Kommando, adjutiert von Feurik, dem fußfaulen Herrn über Feuer und Wasser. Die Truppen gegen Lichterum führte der schlobärtige Hüne Eckik, als Unterführer fungierte hier der quirlige Hendrik. Mit der Zerstörung von Schrottscherum wurde der alte Recke Luebkik beauftragt, dem Juristik dabei assistieren sollte. Als der Bezwinger von Viktorum wurde der listenreiche Dropkik ausgewählt, dem Floristik an die Seite gegeben wurde. Ohne viel Zeit zu verlieren wurden die Truppen in die Schlacht geworfen und konnten auch nach relativ kurzer Zeit Erfolg vermelden. Lediglich der trotzige Centurio Marcus Bothus aus Schrottscherum wollte sich zunächst nicht in sein Schicksal fügen. In einem gewaltigen Zweikampf Seite 4 von 37
mit dem Hünen Knickrik zog er jedoch letztendlich den Kürzeren und musste seine Niederlage eingestehen. Nach der Zerschlagung der benachbarten Römerfestungen sammelten sich die einzelnen Heerhaufen dann wieder, um unter dem Befehl von Oberhäuptling Roderik und verstärkt durch verbündete umliegende Stämme den Feldzug gegen Quintilius Varus zu beginnen. Der schwarzbärtige Geschichtsschreiber Lyrik aus Vuonherestorp schildert uns eindrucksvoll den Kampf, der dann immerhin zur ewigen Befreiung Germaniens vom römischen Joch führen sollte und in den Geschichtsbüchern seither bekannt ist als „Die Schlacht im Buchenbeeker Wald“. ‚Vom Met aufgeputscht warfen sich die Germanen todesmutig in den Kampf gegen die zahlenmäßig weit überlegenen Römer. Keiner, der nicht aus vielen Wunden blutete, vollbrachten die Krieger wahre Wunder an Heldenmut. Selbst eher klein gewachsene Heroen wie z.B. der stimmgewaltige und aus Keinerschertsichdrum übergelaufene Mickerik, wollten nicht zurückstehen und wateten knöcheltief im Blut ihrer Feinde. Allen voran kämpfte der hünenhafte, rotlockige Athletik, der den bärenstarken Legionär Bullus im Zweikampf besiegte und den Römern damit den letzten Funken an Widerstandswillen nahm. Nie war ein Sieg glänzender erfochten worden als dieser. Kaum einer der vom Tiber ausgezogenen Mannen sollte das Collosseum jemals wieder sehen. Und so kam es dann auch zu dem berühmten Ausspruch Kaiser Augustus, als er von der Vernichtung seiner Truppen hörte: ´Varus, Varus, lass Dich niemals in diesen Regionen nieder´. Nachdem Roderik die befreundeten Stämme mit reichlich Beute beschenkt in ihre Dörfer entlassen hatte, machte auch er sich mit seinen Kriegern auf den Weg nach hause. Dort wurde einer alten Tradition Seite 5 von 37
folgend ein großes Festmahl vorbereitet. Als dieses nun im vollen Gange war, dem Met und dem Wildschweinbraten so richtig zugesprochen wurde, kam es dann in der Pinkelecke des Festplatzes unseres kleinen germanischen Dorfes zu jener geheimnisumwitterten Zusammenkunft, die das Zusammenleben der Völker bis hinein in unsere heutige Zeit so signifikant gestalten sollte. Zunächst nur von dem Drang getrieben ihre übervollen Blasen zu entleeren, hatten sich ungefähr ein Dutzend Krieger zusammengefunden, die nun noch einmal das bisher Geschehene Revue passieren ließen. Der listenreiche Billik, seines Zeichens Chronist und Trommelbauer, hatte wie schon so oft das Wort ergriffen. „Es kann doch kein Zufall sein, dass ein kleines Dorf in Germanien dazu ausersehen ist, die Geschicke der Welt zu leiten. Ich glaube, wir sind von der Vorsehung dazu bestimmt, dem Lauf der Geschichte unseren Stempel aufzudrücken.“ (Anmerkung des Verfassers: Keine Ahnung, woher Billik damals schon von Stempeln wusste, die es eigentlich noch gar nicht gab. Wahrscheinlich entschied sich damals das Schicksal seiner Familie, später mal zur Post zu gehen. Aber das ist eine andere Geschichte.) So sprach er jedenfalls und fügte noch hinzu: „Lasst uns eine geheime Bruderschaft gründen, die sich über die ganze Welt verteilt und fürderhin die Historie dieses Planeten nicht mehr dem Zufall überlässt.“ „Wie meinst Du das jetzt genau?“ wollte Hungrik wissen, der den Posten eines Unterhäuptlings innehatte. „Nun, wir können nicht alle hier im Dorf bleiben und alles auf uns zu kommen lassen. Wir werden uns in alle Himmelsrichtungen verstreuen und uns in die einflussreichsten Positionen dieser Welt schleichen. Seite 6 von 37
Heimlich bleiben wir natürlich weiterhin alle in Kontakt und tauschen Informationen aus. Das ist zwar teuflisch, aber saugut, oder nicht?“ „Echt keine schlechte Idee, “ meinte der Dorfschmied und Alchimist Leitik. „Aber wie wollen wir unseren Bund nennen?“ Da meldete sich Dropkik in seiner trockenen Art zu Wort. „Billik hat doch vorhin gesagt, wir wollen der Welt unseren Stempel aufdrücken. Wir sind alle mit frischem Lorbeer gekränzte Ritter des Schlachtfeldes. Warum nennen wir unseren Geheimbund also nicht einfach den „Orden der Stempelritter“?“ Nachdem dieser Vorschlag allgemeine Zustimmung gefunden hatte beschloss man noch, den Plan nicht auf die lange Bank zu schieben sondern vielmehr am nächsten Tag in die Tat umzusetzen. Es wurde lediglich noch vereinbart, wer wohin gehen sollte und das man über Kuriere in Verbindung bleiben wolle. So schnürte man seine Bündel und machte sich nächstentags mit den Seinen auf den Weg, um die Herrschaft über die Welt anzutreten. Im Laufe der Jahre spann sich ein derart feines Netzwerk um den Planeten, dass in nahezu allen Institutionen die Bruderschaft der Stempelritter vertreten war. In dieser Erzählung seien nun nur einige der bekanntesten Ereignisse aufgeführt, für die die Stempelritter verantwortlich zeichnen. Wie so oft in den Weihnachtsgeschichten rund um das Dorf Buchenbeeke sehen wir uns auch diesmal wieder gezwungen, einen Zeitsprung zu machen. Diesen Galopp durch die Geschichte der Menschheit ist der gewogene Zuhörer ja mittlerweile gewohnt. Schauen wir also mal, was sich so in der Gegenwart tut in dem kleinen Dörfchen diesseits der Hirschburger Berge. Seite 7 von 37
Nach langem mühsamem Kampf war es den Buchenbeekern endlich gelungen die im Nachbarort geschlossene Postagentur hinunter ins Tal zu holen. Im neu gebauten Container war eine kleine Ecke zur Erledigung aller postalischen Angelegenheiten eingerichtet worden. Zur Oberposthalterin war deutlich, wenn auch nicht ohne Bedenken, Christine gewählt worden. Durch ihre einnehmende Art auf dem Festplatz hatte sie sich wie keine andere für diesen Job empfohlen. Und bis jetzt waren auch noch keine Beschwerden zu hören gewesen. Sie saß souverän im Sattel und teilte sich die Arbeit mit Chrisdiane und Renate. Irgendwann stellte sich aber heraus, dass der 40 Meter lange Container viel zu groß für nur ein Gewerbe war. „Sicherlich ist es gut, wenn man in Buchenbeeke einen Brief aufgeben kann. Aber was ist, wenn sich dabei jemand die Hand oder den Fuß bricht?“ Den genaueren Sinn dieser Frage von Prolita Wedemüller konnte niemand so genau ergründen. Jedoch war auch niemand gewillt sich mit ihr zu streiten und nachdem Sigrid Zebramowski diesen Vorschlag auch noch massiv unterstützte, kam man schnell überein, eine Krankenstation im Container einzurichten, die Prolita als Chefärztin und Frau Zebramowski als Oberschwester Sigrid führen sollten. Doch damit hatte man die Lawine erst richtig losgetreten. Nun fühlte sich natürlich die gesamte Damenwelt von Buchenbeeke aufgerufen, ebenfalls irgendein Gewerbe auf dem Festplatz zu betreiben. Agnes Sauermeister wurde ein eigenes Pressestudio zugesagt, dass sie unterstützt von Mareike betreiben wollte. Die Girlies Katja Wäscher, Frauke Holz und Sandra Reizmann kamen überein, einen Shop des Merchandisings rund um den Firlefanz von Buchenbeeke aufzumachen. Seite 8 von 37
Lediglich der Vorschlag von Ralf Gurke, dass jemand von den Damen auch noch ein Nagelstudio eröffnen könne, fiel auf keinen fruchtbaren Boden. Gina Summnie, die Frau von Udo Summnie hatte zwar kurz mit dem Gedanken geliebäugelt, ihn dann aber doch wieder verworfen. Zu guter letzt meinten Regina Röhrich und Silvy Vegt noch, eine Döner- Bude einrichten zu wollen. Immerhin sei der Gatte von Regina doch nicht nur erklärter Spezialist für Gas, Wasser, Scheiße und Schwimmbadbau sondern auch ein großer Grillmeister vor dem Herrn. War er doch der einzige Mensch, dem es um Haaresbreite gelungen wäre, eine Verkaufsbude in ein T-Bone-Steak zu verwandeln. Lange Rede – kurzer Sinn. Der neu angeschaffte Container war rein flächenmäßig schon fast wieder belegt. Mit großer Besorgnis hatte Billy, der Schriftführer des Ballervereins und Vorsitzende des im vergangenen Jahr neu gegründeten Fordervereins, dieser Entwicklung zugeschaut. Freilich war er der Initiator für die Anschaffung des gigantischen Containers, einzig seine Bestimmung war aus seiner Sicht eine ganz andere gewesen. Die Einrichtung der Postagentur hatte er ja noch für einigermaßen sinnig gehalten, der Rest schmeckte ihm allerdings nicht so recht. Nun ist Billy ja ein Mann, der Neuerungen nicht unbedingt ablehnend gegenübersteht, aber in diesem Fall war er nicht begeistert. Unter größter Geheimhaltung berief er den großen Kriegsrat ein, ein Gremium, das früher auch unter dem Namen Zentralkomitee von Buchenbeeke brillierte. Und nun schließt sich der Kreis wieder, wenn man an die anfangs geschilderten Ereignisse dieser Geschichte denkt. Denn – die Honoratioren, mithin die Stimmgewaltigen von Buchenbeeke, sind niemand anders als - Die Großmeister des Stempelordens. Seite 9 von 37
„Meine Herren,“ so eröffnete Billy die Versammlung. Er konnte diese Formulierung ohne weiteres benutzen, denn bislang war der Zutritt in den elitären Kreis der Großmeister nur den Herren der Schöpfung vorbehalten. „Meine Herren, ich sehe mit Besorgnis, wie ein wohl überlegter Plan den Bach runter zu gehen droht. Sowohl CIA, MOSSAD, KUS als auch Scotland Yard haben in der letzten Zeit immer größere Anstrengungen unternommen, unsere Kreise zu stören. Viele unserer Telefone werden bereits abgehört, Rechner wurden angezapft und Observationen gehören für viele von uns mittlerweile dazu. Aus diesem Grund war ich auf die Idee mit der Postagentur gekommen, die immerhin eine gewisse Affinität mit dem Namen unserer Vereinigung erkennen lässt. Jetzt lassen die Aktivitäten unserer Damenwelt diese Hoffnung schrumpfen. Als wenn wir nicht schon populär genug wären.“ „Vielleicht ist es ganz gut, wenn möglichst viele andere Aktionen rund um die Postagentur laufen. Die lenken unter Umständen von der eigentlichen Mission ab.“ Mit seinen wie immer messerscharfen Gedankengängen hatte Heinz- Peter Wedemüller wieder einmal nicht ganz Unrecht. Sofort schlug auch Kurt Bratworst in die gleiche Kerbe. „Wir Alsterschützen verfolgen schon seit dem letzten Jahr die gleiche Politik“, erklärte er. „Möglichst viel um sich herum aufbauen, ohne allerdings richtig aufzufallen.“ Dem konnten alle Anwesenden nur zustimmen. Die Alsterschützen, eine vor einiger Zeit gegründete Unterabteilung des BvB, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, das gute Traumburger Bier mit Brause zu verschandeln, war nicht von jedermann im Ort wohl gelitten. Obwohl von der Schreibweise her den Altersschützen ähnlich, hatten die Seite 10 von 37
Alsterschützen doch sehr wenig mit ihnen gemeinsam. Keiner wusste mehr so Recht, wie es überhaupt zu deren Gründung gekommen war. Aber nachdem Kurt am Montag nach dem Schützenfest mit einem Alster in der Hand gesehen worden war, galt er als geheimer Chef dieser von allen Biertrinkern doch eher belächelten Sorte Mensch. Als sich Kurt, bekannt als der größte Schweine- und Geflügelproduzent der Ortes, dann auch noch die Blöße gegeben hatte, beim letzten Preisdoppelkopf einen ‚Fleischlosen’ zu spielen und diesen auch noch zu gewinnen, war der Rest seiner Glaubwürdigkeit dahin und man erklärte ihn zum Boss der mysteriösen Alsterschützen. Doch diese Anekdote sei hier auch nur am Rande erwähnt. „Genug geschwatzt, die Lage ist ernst.“ Jan-Peter Vegt, der StellV. des Fordervereins und gleichzeitig Organisationsleiter des Stempelordens, rief die Versammlung zur Ordnung. „Ich beantrage hier noch einmal eine Auswahl der wichtigsten Projekte der letzten 2000 Jahre anzusprechen. Wo haben wir uns gut positioniert und wo ist noch Nachholbedarf. Wie sieht es finanziell es aus? Stehen uns die Mittel zur Verfügung, uns den Nachforschungen der diversen Geheimdienste zu entziehen oder brauchen wir Hilfe von außerhalb. Ich bitte zunächst um den Bericht des Schwatzmeisters.“ Die Frage nach der Person des Schwatzmeisters des Stempelordens höre ich hier gar nicht erst aufkommen. Es kann schließlich nur einen geben. „Nun, nachdem es uns gelungen ist, einen unserer besten Leute bei der Deutschen Bank einzuschleusen, stehen uns beinahe unbegrenzte Mittel zur Verfügung. Die Geschichte hat uns zwar zunächst viel Geld gekostet, aber der Erfolg gibt uns letztendlich Recht. Seit Hauke Döner als Seite 11 von 37
Manager die dortige Geschäftsführung übernommen hat, rollt der Laden. Insgesamt ist also zu sagen, wir können aus dem Vollen schöpfen.“ „Vielen Dank für den ausführlichen Bericht“, sagte Jan-Peter. „Wie bereits angedeutet, sollten wir jetzt noch einmal einige der wichtigsten Projekte der Vergangenheit ansprechen. Erhard, kannst Du als Schriftführer vielleicht noch mal einige Highlights präsentieren?“ „Das will ich gerne tun. Ich habe allerdings noch etwas zu Essen vorbereitet. Vielleicht sollten wir uns erstmal stärken, bevor es weiter geht.“ Dem stimmten alle Anwesenden bedenkenlos zu und so wurde die Sitzung für die Zeit der Aufnahme von Speis und Trank unterbrochen. Kurze Pause Als alle gesättigt waren, fing Erhard mit seinem Bericht an. „Ich erzähle am besten in chronologischer Reihenfolge seit unserer Gründung im Jahre 9 nach Christus. Besondere Berücksichtigung wird dabei der Verdienst heute noch lebender Verbindungsmitglieder finden, weil sie selbst oder ihre Vorfahren die direkten Auslöser dieser historisch bedeutenden Ereignisse sind oder waren. Es wird unmöglich sein, alle Geschehnisse zu erwähnen. Daher hier nur ein Potpourri unserer größten Erfolge.“ 20.06.451 – Schlacht auf den Katalaunischen Feldern Attilas Expansion in Mitteleuropa wird gestoppt. Der Urahne von Ralf Gurke wird scheinbar durch eine große Schlacht an der Eroberung Westeuropas gehindert. In Wirklichkeit beschließt die Bruderschaft der Seite 12 von 37
Stempelritter diesen Schritt vorerst nicht zu vollziehen und lässt durch eine dilettantische Heeresführung den Plan scheitern. 732 - Schlacht von Tours und Poitiers - Karl Martell stoppt die arabische Expansion in Mitteleuropa Unter der Führung der Vorfahren unseres werten Bruders Ingo Wehage findet die Bedrohung aus dem Westen durch die kriegerischen Mauren ein blutiges Ende. Einzig dem energischen Auftreten dieses Recken, den die Nachwelt auch Karl, den Hammer nennt, ist es zu verdanken dass Europa nicht schon frühzeitig unter dem Zeichen des Halbmondes versinkt. 800 - Kaiserkrönung Karls des Großen in Rom Hier wird der eine oder andere vermuten, dass auch Karl der Große ein Stempelritter war. Das ist jedoch nicht richtig. Unser Orden war vielmehr durch eine andere Person maßgeblich an der Krönung beteiligt. Papst Leo III. nämlich, nahm es mit dem Zölibat nicht so genau. Und nur diesem Umstand ist es zu verdanken, dass wir heute seinen direkten Nachkommen in Gestalt von Heinz-Jörg Zebramowski unter uns begrüßen dürfen. 1077 - Canossagang von Kaiser Heinrich IV. Noch einmal im Laufe der Geschichte wurde unsere Verbindung mit dem heiligen Stuhl konfrontiert. Papst Gregor VII. verhängte im Verlaufe des Investiturstreits den Kirchenbann über König Heinrich IV. Die beiden konnten sich nicht über das Recht einigen, wer nun Bischöfe und Äbte in Seite 13 von 37
ihre Ämter einsetzen dürfe. Um des lieben Friedens Willen und auch heute noch als ein Mann der Harmonie und des Ausgleiches bekannt machte sich der Vorfahre von Hans Göhlmüller auf, um über die Alpen zu steigen und dieses Problem aus der Welt zu schaffen. 1119 - Templerorden wird in Jerusalem gegründet Aller Wahrscheinlichkeit nach waren es Hugo von Payens, Gottfried von Saint-Omer und sieben weitere französische Ritter, die den Orden gründeten. Eine Bruderschaft, die bis auf den heutigen Tag versucht, uns Konkurrenz zu machen. Die Geschichte, zumindest von Gottfried von Saint-Omer, lässt sich bis auf den heutigen Tag zurückverfolgen. Sein Ururururenkel wohnt noch heute unter dem Namen Ignaz Untermüller in einem Nachbarort von Buchenbeeke. 1298 - Marco Polo verfasst in genuesischer Haft seine Reiseberichte aus China Eine der beliebtesten Speisen des europäischen Abendlandes hielt seinen Einzug aus China über Italien auch nach Buchenbeeke. Die Erben von Eckig, dem Zerstörer von Lichterum, hatten sich während der Völkerwanderung nach Italien aufgemacht, um das Geschlecht der Polos zu gründen. In neuerer Zeit ist der bisher letzte dieser ruhmreichen Familie mit seiner Frau Katrin und seinen Töchtern hier bei uns in Buchenbeeke heimisch geworden. 1389 - Schlacht auf dem Amselfeld - Niederlage Serbiens gegen die Osmanen und Herrschaft über den Balkan Seite 14 von 37
Eine eigentliche Verknüpfung zwischen der berühmten Schlacht und einem Angehörigen unseres Ordens lässt sich nur etwas mühselig herleiten. Den Ausgang des Gemetzels haben die Vorfahren von Fuchsgang Meiner bestimmt nicht beeinflussen können. Aber schon damals reifte in ihnen der Vorsatz, nicht mehr son korkigen Wein wie den Amselfelder zu saufen, sondern kommenden Generationen von Buchenbeekern besseren Traubensaft zu kredenzen. 1429 - Jeanne d' Arc erscheint in Chinon , um Karl VII. von ihrer göttlichen Mission zur Befreiung Frankreichs zu überzeugen Bei all den bisher geschilderten Zusammenhängen mag beim geneigten Zuhörer die Vermutung aufkommen, lediglich männliche Nachfahren der Bruderschaft des Stempelordens hätten ruhmreiche Taten vollbracht. Doch weit gefehlt. Wurde eingangs der Ereignisse auch noch davon berichtet, dass die Gründung nur von Männern durchgeführt wurde, kam es im Laufe der Geschichte doch mehrfach dazu, das Angehörige des zarten Geschlechts Taten vollbrachten, die ihren festen Platz auf den Seiten der Geschichtsbücher haben. So auch mit Jean d´Arc. Standfest und resolut wie heute die Sigrid von Buchenbeeke war sie standhaft unter den sie umgebenden Männern und führte Frankreich schließlich zum Sieg. Eventuelle Parallelen zu ihrer berühmten Vorgängerin in Bezug auf ihre Spitzzüngigkeit und einem damit verbundenen Tod auf dem Scheiterhaufen lassen sich bis heute nicht nachweisen. 1455 - Johannes Gutenberg erfindet die Technik des beweglichen Buchdrucks Seite 15 von 37
Wie damals in Germanien üblich, meißelte Lyrik, der schwarzbärtige Geschichtsschreiber, seine Anekdoten noch in Stein. Im Laufe der Jahrhunderte verfeinerten seine Nachfahren die Techniken des Niederschreibens immer wieder, bis ihnen im Jahre 1455 in Person von Johannes Gutenberg der endgültige Durchbruch gelang. Noch heute schwärmt Christian Peppermann davon, wie sein Uropa die Schreibkunst revolutionierte. Freilich mussten die Bilder in den Büchern immer noch von Hand gemalt werden. Erst Joseph Nicéphore Nièpce gelang es 1826 die erste Fotografie zu erstellen. Dieser war, wie sollte es wohl auch anders sein, ein Vorfahre von Reginald Cibulski, dem begnadeten Zelluloidkünstler der Traumburger Nachrichten. 1492 - Entdeckung Amerikas durch Kolumbus , der auf der Insel Guanahani ( San Salvador) landet Die Endeckung eines neuen Erdteils. Natürlich war diese Sensation nicht ohne das Zutun der Gemeinschaft des Stempelordens möglich. Gemeinhin wird in diesem Zusammenhang nur der Name von Christoph Columbus genannt. Doch auch hier war es wiederum eine Frau, die diesen fundamentalen Schritt ermöglichte. Isabella I. von Kastilien schuf die Vorraussetzung für die Entdeckung Amerikas, in dem sie die Finanzierung der Reise durch die Krone vornahm. Wie dieses Abkommen genau zu Stande kam bleibt ein wenig im Dunklen verborgen. Eine Liaison zwischen Columbus und ihr gilt jedoch als sehr wahrscheinlich. Jan-Peter und Chrisdiane Vegt werden jedenfalls gemeinhin als Nachfahren des berühmten Paares angesehen. 1517 - 95 Thesen werden von Martin Luther in Wittenberg angeschlagen (31.10.1517) Seite 16 von 37
Es stellte das bis dorthin bekannte Weltbild nahezu auf den Kopf als Martin Luther einen neuen Glauben predigte. Es erschien ihm einfach nicht geraten, für etwas zu bezahlen, dass er in seinem Leben nicht bekommen sollte. Der Ablass, die Vergebung der Sünden durch die Zahlung schnöden Mammons, war der eigentliche Anlass für seine Abkehrung vom katholischen Glaubensbekenntnis. Schon seit der alte Germane Knickrik seine Goldstücke zu horten wusste, wurde das Wissen um die Macht des Geldes von Generation zu Generation weitergegeben. Luther vertrat die These, dass es dem Menschen in erster Linie im Diesseits gut gehen müsse, nicht erst im Jenseits. Und diese These schlug er zusammen mit 94 anderen an die Schlosskirche zu Wittenberg. Er schwang sich damit auf zum Schwatzmeister der Armen und Gebeutelten, ein Amt das sein Urgroßenkel in Buchenbeeke heute noch wahrnimmt. 1587 – Hinrichtung Maria Stuarts Wenn auch dieses Kapitel der Weltgeschichte mit Blut geschrieben wurde, so ist es der Nachwelt doch besser bekannt als ein Stück bester Weltliteratur. Die am 08.Dezember 1542 geborene Maria Stuart war Königin von Schottland. Am 08.Februar 1587 wurde sie auf Befehl der englischen Königin Elisabeth I. hingerichtet. Obwohl der Twist der beiden Frauen im Ränkespiel der Weltgeschichte eine eher untergeordnete Rolle spielte, inspirierte er jedoch William Shakespeare zu einem seiner berühmten Dramen. Der Stempelorden hat selbstverständlich auch seine Kapitel in das Buch der Weltliteratur geschrieben. Während Mareikes Vorfahren bis zu ihrer Vertreibung aus Schottland in ein kleines Dorf nordöstlich von Buchenbeeke die Königinnen von Schottland stellten, Seite 17 von 37
blickt Christine auf einen Stammbaum der Herrscher von England zurück. Obgleich in der englischen Thronfolge nicht mehr explizit aufgeführt, merkt man ihr heute noch manchmal das herrische Wesen an. Wer aber Billys Homepage im Internetauftritt von Buchenbeeke kennt, der wird schnell merken, dass seine genetischen Wurzeln bis zu Willy Shakespeare zurückgehen. 1762 - Prinzessin Sophie von Anhalt-Zerbst wird nach dem Sturz und Tod ihres Mannes Peter III. als Katharina II. (die Große) Zarin von Russland Selten hat eine Frau soviel Einfluss genommen auf die Geschicke Europas wie Katharina die Große von Russland. Eine solche Gelegenheit konnte sich die Buchenbeeker Bruderschaft natürlich nicht entgehen lassen. Durch geschickte Manipulationen gelang es, das Augenmerk der Herrscherin aller Reussen, Elisabeth, auf die Prinzessin in Anhalt-Zerbst zu lenken. Der Rest ist dann der dominanten Persönlichkeit der späteren Zarin zu verdanken. Auch hier ist wieder einmal der Fall einer Reinkarnation gegeben. 38 Jahre nach dem Tod von Katharina der Großen kam es zu einer Wiedergeburt in Form der Kaiserin Elisabeth von Österreich, uns allen besser bekannt als Sissy. In einem eher unbekannten Spross dieses Stammbaums lebt Katharina heute als Katja in Buchenbeeke. 1815 - Waterloo , Schlacht von ( 18.6.1815 ) Große Männer der Weltgeschichte waren oftmals nicht besonders groß von Statur. Und auf wenige trifft das wohl mehr zu als auf Kaiser Napoleon I. von Frankreich. Meine Güte, zunächst als der Befreier Seite 18 von 37
Europas gefeiert, hatte Europa später Mühe sich von ihm selbst zu befreien. Nachdem das dann noch gelungen war, fristete er ein eher karges Dasein auf der Insel St. Helena im Atlantik. Seinen Nachfahren war das eine Lehre. Sie gaben den Beruf des Despoten ganz auf und wandten sich mehr der Installation und Feuerungstechnik zu. In späteren Jahren kam auch noch der Schwimmbadbau hinzu. In Sachen Versorgung mit Lebensmitteln von heißen Metallstangen haben sie sich zu wahren Spezialisten gemausert, die von Grillutensilien bis hin zu den Stätten, wo sie verkauft werden, wahre Wunder vollbringen. Dem Umstand, dass dieses Umdenken in den Köpfen der Nachfahren von Napoleon stattgefunden hat, gedenkt man heute in Buchenbeeke noch mit der Tatsache, dass das Schützenfest immer am Wochenende um den 18. Juni, also dem Jahrestag von Waterloo gefeiert wird. Aber wer weiß, wie lange das noch so bleiben wird. Sicher ist nur, dass Udo und Regina Röhrich sich auch weiterhin dem Ort Buchenbeeke verpflichtet fühlen. 1879 - Erfindung der Glühlampe Der Menschheit soll ein Licht aufgehen. Zeit seines Lebens beschäftigte sich Thomas Alva Edison mit diesem Thema. Er entstammte einer uralten Familie von Tüftlern, die bereits mit der Mayflower aus der Alten Welt herüber gekommen waren nach Amerika. Sein Stammbau lässt sich zurückverfolgen auf den Germanen Elektrik, der schon in der Schlacht im Buchenbeeker Wald seinen Kameraden bei hereinbrechender Dunkelheit mit seinen Fackeln Erleuchtung geschaffen hatte. Obgleich seine bahnbrechende Erfindung das Startsignal für die Beleuchtung der Welt bedeutet hatte, machten ihm andere sein Lebenswerk mit der Wechselstromtechnik zunichte. Enttäuscht gingen Seite 19 von 37
seine Nachkommen zurück nach Europa, um in der alten Heimat wieder Fuß zu fassen. Hoch angesehen unter den Dorfbewohnern lebt sein Urenkel Dutzel noch heute mit seiner Frau Silvy in Buchenbeeke. 1917 – Oktoberrevolution Völker hört die Signale! Der Erste Weltkrieg tobt in Europa. Im zaristischen Russland streben die Bolschewiken an die Macht. Nach militärischen Fehlschlägen der gemäßigt sozialistisch-liberalen „Provisorischen revolutionären Regierung“ gelang es den Bolschewiki und den neu gegründeten Sowjets im November 1917 (nach dem in Russland noch geltenden julianischen Kalender im Oktober) die bürgerliche Regierung zu stürzen. Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, war jetzt der uneingeschränkte Herrscher aller Reussen. Woher hatte dieser Mann derart gefährliches Gedankengut? Obwohl in persona in eine Familie geringen Adels hineingeboren, war seine ursprüngliche Abstammung mehr bürgerlicher Art. Die Indoktrination der russischen Geschichte durch den Stempelorden gilt wohl als einer dessen größten Coups. Auf den Ruinen des vor der Schlacht im Buchenbeeker Wald zerstörten Römerlagers Keinerschertsichdrum wurde viele Jahrhunderte später ein neues Dorf erbaut. Als die Bruderschaft davon Nachricht erhielt, beschloss man sofort geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Um dieser Keimzelle des Verrats gar nicht erst neuen Nährboden zu geben, wurde ein Spionagenetz im Ort aufgebaut, das sich auch heutigen Tages noch großer Aktivität erfreut. Doch davon vielleicht später mehr. Drei Familien zeichneten sich dabei durch besondere Raffinesse und Skrupellosigkeit aus. Die jeweils jüngsten Söhne dieser Dynastien zogen Mitte des 14. Jahrhunderts aus, um in Russland neu zu siedeln. Diese drei Familien waren der Spross für die Saaten Lenin, Seite 20 von 37
Trotzki und Romanow. Während die Romanows sich schon bald durchsetzen konnten und den Ursprung des späteren zaristischen Herrscherhauses bildeten, kämpften die Lenins und Trotzkis lange im Verborgenen. Erst während der Oktoberrevolution kreuzten sich ihre Wege erneut. Zar Nikolaus II. wurde von Lenin samt seiner Familie zum Tode verurteilt. Aber bei der Liquidierung passierte ein Fehler. Die jüngste Tochter des Zaren, die Großfürstin Anastasia entkam dem Massaker und konnte auf den seltsamsten Wegen nach Deutschland entkommen. Aus alten Stammrollen hatte sie entnommen, dass hier die Wurzeln ihrer Familie zu finden waren. So kam sie im Frühjahr 1920 nach Buchenbeeke. Eine völlige Amnesie vortäuschend legte sie ihre adlige Herkunft ab, heiratete einen ansässigen Landwirt und gebar ihm mehrere Kinder. Das Großkind jener Großfürstin lebt heute als Chrisdiane in Buchenbeeke. Die Familien der ausgewanderten Söhne aus dem Nachbarort aber leben ebenfalls noch heute dort. Burghard Türsau und Hellfurcht Polter führen ein Leben als Doppelagenten und versorgen Freund und Feind nach wie vor mit Informationen. Dass die russische Zarendynastie Romanow allerdings aus der heutigen Familie von Kuddel Wolf hervor gegangen ist, weiß heute kaum noch jemand. 1927 - Erster Transatlantikflug von Charles Lindbergh am 20.5.1927 Charles Lindbergh behauptete Zeit seines Lebens ein Freimaurer zu sein. Dass er in Wirklichkeit selbstverständlich einer anderen Organisation angehörte, braucht hier wohl nicht sonderlich erwähnt zu werden. Nur dem Stempelorden war es möglich, die Mittel bereit zu stellen, die nötig waren, um den spektakulären Atlantikflug zu verwirklichen. Wieder einmal bestand Grund zur Freude im Seite 21 von 37
Hauptquartier. Aber wie können wir solch unglaubliches Genmaterial für uns als Bestand sichern, fragte man sich. So setzte man eine junge hübsche Blondine auf ihn an. Und was dann passierte, war eigentlich noch erstaunlicher als der Atlantikflug. Im hohen Alter von 66 Jahren zeugte er noch mal einen Sohn. Fast jeder kennt die Story vom entführten Lindbergh-Baby. Doch bei diesem Kind lag die Geschichte anders. Die namentlich nicht genannte Blondine brachte am 05. Mai 1969 einen Sohn zur Welt der heute in Buchenbeeke lebt. Rolf hat die fliegerischen Instinkte seines Vaters geerbt, wenn er auch mehr Militärmaschinen bevorzugt. Sicher ist nur – das Lindbergh-Baby lebt in Buchenbeeke. 1954 – Das Wunder von Bern Erinnern wir uns – Ziemlik, der Bezwinger von Keinerschertsichdrum, hatte sich damals aufgemacht und sich in der Nähe von Mannheim niedergelassen. Auch hier wurde das Wissen um die Bruderschaft von Generation zu Generation weitergegeben. Am 28.März 1897 wurde dann die Person geboren, die Geschichte machen sollte. Sepp Herberger, genannt der Chef, sollte es als seine Lebensaufgabe betrachten, den Deutschen Fußball zu internationaler Größe zu führen. Zunächst rekrutierte er die Nationalmannschaft noch aus gewöhnlichen Spielern aus allen Vereinen Deutschlands. Als jedoch die Fußballweltmeisterschaft 1954 heranrückte, sah er sich gezwungen, von dem Wissen Gebrauch zu machen, das ihn sein Vater gelehrt hatte. Er nahm Kontakt zur Zentrale der Stempelritter in Buchenbeeke auf, um sich mit Namen von Fußballspielern aus dieser Elitetruppe zu versorgen. Der Sieger von Victorum, Dropkik, war in die Nähe des heutigen Kaiserslautern gezogen um dort in aller Stille die erste Gladiatorenschule Seite 22 von 37
Germaniens aufzubauen. Über die Jahrhunderte hinweg blieb seine Familie dem Sport verbunden und nahm irgendwann den Namen Walter an. Es ist jetzt wohl unnötig zu erwähnen, dass Fritz und Ottmar Walter, zwei der Garanten für die Weltmeisterschaft aus den Reihen der Stempelritter kamen und damit die erste Fußball-WM nach Deutschland holten. Unvergessen ist das Endspiel, das uns Herbert Zimmermann so unnachahmlich kommentierte. Nur am Rande sei hier noch folgendes bemerkt. Herbert Zimmermann starb am 16.Dezember 1966 in Hamburg. Am 16.September 1967, also fast auf den Tag genau neun Monate später, erblickte Christian Peppermann, der berüchtigte Berichterstatter der Traumburger Nachrichten das Licht der Welt. Wer da noch glaubt, dass das mit rechten Dingen zugeht, der hat sich noch nie mit Reinkarnation beschäftigt. 1961 – Der Bau der Berliner Mauer Der Ministerrat der DDR beschloss am 12. August den Einsatz der „bewaffneten Organe“ zur Besetzung der Grenze zu West-Berlin und zur Errichtung von Grenzsperren. Das war der direkte Aufruf zum Bau der Berliner Mauer. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der damals 26-jährige Buchenbeeker Wolli Wutte, den mal damals schon den Schnauzenpolier nannte, zu Besuch in Berlin. Als er hörte, dass eine große Mauer gebaut werden sollte, wollte er nicht untätig beiseite stehen. Die Macht von Funk und Fernsehen war zu jener Zeit noch nicht so fortgeschritten wie heute und so kam es wohl, dass Wolli den Sinn dieser Mauer gar nicht richtig mitbekam. Er nahm einfach seine Kelle und seinen Maurerhammer und fuhr zu der Baustelle. Wohl wunderten sich die Angehörigen der Betriebskampfgruppen über den fleißigen Handwerker, der nun als Einziger von der westlichen Seite aus zu mauern begann, aber sie ließen Seite 23 von 37
ihn gewähren. So arbeitete Wolli den ganzen Tag. Als sich dann am Abend herausstellte, dass ihn niemand für seine Arbeit bezahlen wollte, verließ er wutentbrannt die Baustelle und kam nie mehr wieder. Unbestritten ist aber, dass ein Buchenbeeker den ersten Stein der Berliner Mauer gesetzt hatte. 1969 - Die Mondlandung Am 20. Juli 1969 blickte die Welt zum Himmel. Oder genauer gesagt zum Mond. Der US-Amerikaner Neil Armstrong betrat als erster Mensch den Erdtrabanten. Wer aber hatte diese Sensation erst möglich gemacht. Nun, die meisten unter uns werden es schon ahnen. Es war ein Wissenschaftler deutscher Herkunft mit Namen Wernher von Braun. Die Geschichte der von Brauns lässt sich zurückverfolgen bis zu Zeit der Geburt Christi. Damals hielt der Alchimist und Dorfschmied Leitik seinen Einzug in der Gegend des heutigen Posen. Schon immer an der Wissenschaft interessiert gab er sein Wissen an seine Nachkommen weiter, aus denen sich nach und nach eine Dynastie an Genies entwickelte, welches seines Gleichen sucht. Auch hier können wir die Abstammung von den Stempelrittern einwandfrei nachweisen. Die Verbindung machte es außerdem möglich, auch den ersten Menschen auf dem Mond aus ihren Kreisen zu rekrutieren. Die Historie von Neil Armstrong, der ja bekanntlich nicht allzu groß von Gestalt war, lässt sich zweifelsfrei zurückführen auf einen der Helden aus der Schlacht im Buchenbeeker Wald, nämlich den ebenso kleinen wie kräftigen Mickerik. Unvergessen sind uns noch Amstrongs Worte beim Betreten des fremden Himmelskörpers: „Ein großer Sprung für mich, aber ein kleiner Sprung für die Menschheit.“ Seite 24 von 37
2003 – Die Entdeckung des Bernsteinzimmers Als vorerst letzten, aber nicht geringsten, Streich des Stempelordens darf die Entdeckung des Bernsteinzimmers erwähnt werden. Die legendäre Geschichte, wie die unbezahlbare Kostbarkeit in die Hände der Buchenbeeker gefallen ist, dürfte hier allenorten bekannt sein. So und an dieser Stelle musste sich der Autor während des Schreibens einmal kurz selbst zur Ordnung rufen. ‚Ey Gaxe, bedenke was Du jetzt gerade schreiben willst. Du willst eine nie geschehene Geschichte in eine Erzählung einfassen, die sich so nie zugetragen hat. Erzählt von einer Person, die es nie gegeben hat und wahrscheinlich auch nie geben wird. Du hast anderthalb Flaschen Rotwein intus und bist absolut nicht mehr in der Lage um so viele Ecken zu denken.’ Das hat der Autor dann eingesehen und von dem letzten Rückblick abgesehen. Und hiermit endet auch der Rückblick von Erhard. „Vielen Dank für diesen überaus informativen Rückblick“, bedankte sich Jan-Peter. „Bevor wir in der Tagesordnung fortfahren, halte ich es für richtig, erneut eine kleine Pause einzulegen. Ist irgendjemand dagegen?“ Das war auch dieses Mal nicht der Fall und so kam es zu der besagten Kurzen Pause Seite 25 von 37
Während der Sitzungspause war selbstverständlich intern munter weiter diskutiert worden. Als jetzt wieder zur Ruhe gerufen wurde, um offiziell fortzufahren, ergriff Cord Summnie das Wort. „Wenn man sich den Rückblick von Erhard mal in Ruhe betrachtet, verstehe ich die ganze Aufregung nicht so Recht. Die meisten der aufgezählten Ereignisse waren doch nur von Vorteil für das christliche Abendland. Was haben wir also schon groß zu befürchten, wenn bekannt wird, wer hinter alledem steckt?“ Dieser ebenso richtigen wie einfachen Beweisführung wusste auf Anhieb niemand etwas entgegenzusetzen. Im Gegensatz zu vielen anderen Geheimbünden dieser Welt waren die Aktivitäten des Stempelordens nur sehr selten nicht mit dem Gesetz in Einklang zu bringen. Den entstandenen Einzelgesprächen Einhalt gebietend meldete sich Jan Zebramowski zu Wort. „Also, ich würde es ruhig auf eine Aufdeckung unserer Aktivitäten ankommen lassen. Was haben wir schon zu verlieren? Wir sollten lieber noch einen richtigen Kracher loslassen. Lasst uns noch mal was vorbereiten, was die Welt aufhorchen lässt. Ich habe da auch schon eine Idee. Jetzt haben wir April, im Juni startet hier bei uns in Deutschland eine Veranstaltung, wo wir die ganze Welt zu Gast haben. Ihr wisst, was ich meine. Genau, die Fußballweltmeisterschaft. Wie wäre es, wenn wir noch mal alle unsere Verbindungen spielen lassen und diese Sportveranstaltung zu einer Feier ganz besonderer Güte werden lassen. Ich als ehemaliger Profi vom RSV Hirschburg kann mir das jedenfalls sehr gut vorstellen.“ Alle Versammelten überschlugen sich fast mit Komplimenten und Glückwünschen für diesen Vorschlag. „Na klar“, sagte Jochen Vegt. „Und dieses Mal toppen wir die ganze Veranstaltung noch. 54, 74, 90, 2006 – Weltmeister im eigenen Land zu Seite 26 von 37
werden, das war schon lange nicht mehr da. Und wenn jemand das wahr werden lassen kann, dann wohl doch wir.“ „Der sportliche Aspekt muss zwar im Vordergrund stehen, aber wir sollten den kulturellen Gesichtpunkt auch nicht ganz vernachlässigen. Das wir es hier in Buchenbeeke verstehen, Feste zu feiern und Gäste zu beherbergen ist ja allgemein bekannt, aber diesmal müssen wir uns um die ganze Welt kümmern.“ Billy, als Chef des Fordervereins, sprach Allen aus dem Herzen. Der sportliche Erfolg war ihm selbst zwar weitestgehend egal, aber bei Angelegenheiten des Prestiges von Buchenbeeke waren seine Überlegungen immer sehr hilfreich. So einigte man sich darauf, zwei Unterkomitees zu gründen. Das eine sollte sich um das sportliche Ziel, den Gewinn der Weltmeisterschaft kümmern, das andere darum, dass dieses Fußballfest der Welt noch lange in guter Erinnerung bleiben sollte. Einzelne Komiteechefs wurden zunächst nicht ernannt, alle Mitglieder sollten in gleichberechtigter Funktion agieren. Diese Vorgehensweise erwies sich aber schon nach ca. 10 Minuten als nicht praktikabel. Weil man sich aber auch nach längerer Diskussion nicht auf jemanden einigen konnte, der allen Ansprüchen genügte, beschloss man, das Los entscheiden zu lassen. „Bei einer derart großen Aktion bin ich der Meinung, wir sollten auch die Frauen mit ins Boot nehmen.“ Keiner konnte sich erklären, wieso dieser Vorschlag ausgerechnet von Ralf Gurke kam. Aber er würde für gut befunden und man beschloss in einer Woche eine neue Sitzung einzuberufen, in der auch die weiblichen Leistungsträger von Buchenbeeke anwesend sein sollten. Auf dieser Sitzung wurde dann wie besprochen per Los entschieden, wer den einzelnen Komitees vorsitzen sollte. Chrisdiane Vegt, als der angestammten Glücksfee von Buchenbeeke, kam es auch dieses Mal Seite 27 von 37
zu, die Lose zu ziehen. Fortuna wollte es dann, dass Gina Summnie als Chefin der Sparte kulturelles Umfeld gezogen wurde, während Agnes Sauermeister der sportliche Anteil zugelost wurde. Nachdem sie die Glückwünsche und besten Empfehlungen aller Anwesenden in Empfang genommen hatten, gingen beide schnell daran, sich die Leute für ihr Team auszusuchen. Um die Wichtigkeit einer finanziellen Grundlage für ein solches Unternehmen wissend, waren natürlich beide Damen bemüht, sich der Mitarbeit des Schwatzmeisters zu versichern. Dieser erklärte jedoch zur allgemeinen Verblüffung und entgegen seines sonst zu jeder passenden und nicht passenden Gelegenheit geäußerten Wahlspruches, es könne nur einen geben, er wolle der Jugend auch mal eine Chance geben und ernannte Mario Wäscher kurzerhand zu seinem Stellvertreter. Dieser wurde dem Komitee Kulturelles zugeordnet, während der Schwatzmeister selbst sich der sportlichen Fraktion anschloss. Noch am selben Abend nahmen die Komitees ihre Arbeiten auf. Es fiel auf, das sich die Gruppe um Gina Summnie mehr aus weiblichen und jugendlichen Personen rekrutierte, während Agnes Sauermeister mehr die alten Recken und Heroinnen um sich scharte. „Wie wollen wir jetzt im Einzelnen vorgehen?“ fragte Agnes, nachdem sich alle ihre Mitarbeiter um sich versammelt hatten. Erhard Mieze, der Chefkünstler im Ort, hatte sich natürlich auf die Seite derer geschlagen, die für den kulturellen Teil verantwortlich zeichnen sollten. Er war es auch, der sich als erster zu Wort meldete. „Ich schätze, es ist am wichtigsten, dass wir zunächst unsere Kontakte zu Franz Beckenbauer überprüfen. Er ist bislang die Leitfigur bei der Ausrichtung dieser Weltmeisterschaft. Wie ist der Stempelorden also mit den Beckenbauers verbandelt? Weißt Du da genaueres, Billy.“ Seite 28 von 37
„Der Stempelorden ist erst relativ spät auf den Kaiser aufmerksam geworden. Auf der Weihnachtsfeier des Jahres 1999 ist es uns jedoch gelungen, nachhaltig mit ihm Kontakt aufzunehmen. Die Geschichte ist damals ja auch ziemlich publik geworden. Die Dame, mit der der Franz seinerzeit ein nicht ohne Folgen gebliebenes Tete a Tete hatte, kam aus unseren Reihen. Mithin sind wir in keiner schlechten Position, dem Organisationskomitee der WM indirekt unseren Willen aufzuzwingen.“ „Na super, “ kommentierte Agnes die Berichte ihrer Mitarbeiter. „Ich würde empfehlen, wir schicken eine Delegation zu Franz, um ihn mit unseren Vorstellungen betreffs der WM bekannt zu machen. Um der Sache nicht zuviel Härte zu geben, würde ich eine weibliche Abordnung präferieren. Dass der Kaiser femininen Argumenten immer aufgeschlossen gegenüber steht, ist hinlänglich bekannt. Christine und Mareike, würdet ihr Euch bereit erklären, diesen Part zu übernehmen?“ Nachdem sich die beiden kurz abgesprochen hatten, erklärte Mareike: „Wir opfern uns im Dienste der Sache für diese Aufgabe und werden versuchen, mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln einen positiven Entscheid herbeizuführen.“ „Das wäre also geklärt. Bemüht Euch mit dem Hinweis beim Kaiser, dass eventuell für ihn unangenehmes Hintergrundwissen zu der Weihnachtsfeier im Jahre 1999 an die Presse gehen könnte, wenn er nicht bereit ist, zu kooperieren. Das Ergebnis dieser Konferenz erwarten wir spätestens in zwei Wochen.“ Das für den sportlichen Ausgang der Fußball-WM 2006 in Deutschland zuständige Komitee trat ebenfalls noch am Abend der Zentralkomiteesitzung zusammen. Wie bereits erwähnt waren hier mehr altgediente Mitglieder zugegen. Entsprechend wurde der Sache mehr pragmatisch entgegengetreten. Seite 29 von 37
„Bevor hier nicht anständig einer eingeschenkt wird, geht hier gar nichts“, meinte Dutzel gerade. Gina Summnie als Vorsitzende versuchte vergeblich diesem Gedankengut schon zu Beginn die Grundlage zu entziehen. Allein, sie hatte wenig Erfolg. Erst nachdem auch das letzte Komiteemitglied mit Bier und Birnenschluck versehen war, kam es zu den ersten konstruktiven Äußerungen. „Unsere Aufgabe ist es zu erreichen, dass Deutschland am Ende dieser Fußballweltmeisterschaft mit dem Pokal in den Händen da steht. Wie wollen wir das bewerkstelligen?“ Heinz-Jörg Zebramowski, auch für sein analytisches Denkvermögen bekannt, sagte daraufhin. „Das erste Ziel ist das Überstehen der Vorrunde. Unsere Mannschaft muss ran gegen Costa Rica, Polen und Ecuador. Gegen diese Gruppengegner können wir uns wahrscheinlich noch vornehm zurück halten. Wenn wir die ganz nicht normal schlagen, wird es für uns fast unmöglich, die restlichen Spiele zu manipulieren. Aber man sollte so wenig wie möglich dem Zufall überlassen.“ „Costa Rica ist eines der wenigen Länder der Erde, in denen wir keinen Stützpunkt haben“, warf Longly ein. „Okay, dann auf unsere Jungens vertrauen, Augen zu und durch, “ beschloss Agnes. „Wie sieht es mit Polen aus?“ „Arthur Boruc, der polnische Schlussmann steht derzeit bei Celtic Glasgow in Schottland unter Vertrag. Die Schotten machen ihrem Namen alle Ehre und zahlen nicht besonders gut. Vielleicht ist da finanziell was machbar. Ich nehme da mal Kontakt auf, “ erklärte der Schwatzmeister. Seite 30 von 37
„Bleibt noch Ecuador als letzter Gruppengegner. Ich schätze, die kann unsere Elf ebenfalls mit eigenen Mitteln bezwingen. Also brauchen auch wir hier nicht einzugreifen. Der Gruppensieg ist also machbar. Nach dem letzten Vorrundenspiel sehen wir uns hier wieder, um über den nächsten Gegner zu beraten.“ Unter großer Anteilnahme vieler Buchenbeeker wurden die Gruppenspiele der Deutschen Nationalmannschaft in der Ballerbude im Fernsehen verfolgt. Nicht nur hier war die Begeisterung ganz gewaltig. Der Besuch von Christine und Mareike bei Kaiser Franz war also erfolgreich verlaufen. Die angestrebte Begeisterung in der Heimat und beim Rest der Welt war nahezu grenzenlos. Der Verkauf von Fanartikeln überall in Deutschland, besonders aber im Merchandising-Container der Buchenbeeke-Girlies auf dem Festplatz lief auf Hochtouren. Kalle Bliese von der Traumburger Brauerei konnte den benötigten Nachschub an Gerstensaft kaum schaffen und Christian Peppermann von den Traumburger Nachrichten warf alle nationale Zurückhaltung über Bord und berichtete geradezu herzerfrischend vom Auftreten unserer Kicker. Dass auch das für den sportlichen Erfolg zuständige Komitee seiner Aufgabe gewachsen war, lässt sich am Gruppensieg ablesen. Dass dabei dem polnischen Schlussmann in der Nachspielzeit ein scheinbar haltbarer Schuss von Oliver Neuville durch die Hände schlüpfte, fiel nur ganz wenigen Eingeweihten auf. Vor dem Achtelfinale gegen die Schweden kam es wieder zu zwei Komiteesitzungen in Buchenbeeke. „Das Spiel findet in München statt“, verkündete Gina Summnie ihren interessierten Mitstreitern. „Was können wir tun, um die Motivation unserer Elf noch mehr zu erhöhen.“ Seite 31 von 37
„Wir haben uns da schon was einfallen lassen“, meinte Mario. „Adrian, Maximilian und ich haben den Vorverkauf der Tickets für das Spiel etwas in bessere Bahnen gelenkt. Es werden keine Schweden im Stadion sein. Selbst wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussehen sollte, das sind alles Leute von uns. Die Stimmung wird also ganz gewaltig zu unserer Seite hin ausschlagen.“ „Gute Arbeit“, lobte Gina. Auch Agnes hatte ihre Mannen um sich geschart. „Wie können wir den Schweden am besten beikommen?“ fragte sie gerade. „Der Schiedsrichter ist Carlos Simon aus Brasilien. Den können wir zwar vielleicht nicht so becircen, wie uns das mit Herrn Hoyzer gelungen ist, aber ich sehe da schon gewisse Möglichkeiten,“ sagte Jan Zebramowski. „Wenn der ein bisschen mithilft, dass die Skandinavier zu Anfang gleich unter Druck geraten, ist schon alles gewonnen. Von einem frühen Rückstand erholen die sich nicht mehr. Ein paar entscheidende Pfiffe in der ersten Viertelstunde für uns und wir haben die Katze im Sack. Für Geld ist der Brasilianer allerdings nicht empfänglich. Aber der steht auf deutsche Blondinen und davon haben wir in Buchenbeeke nun wahrlich genug.“ Welche unserer rassigen hellhaarigen Schönheiten sich letztendlich zum Wohle des Vaterlandes geopfert hat, soll hier besser verschwiegen werden. Bekannt ist nur das Resultat ihrer Bemühungen. Deutschland siegte 2 : 0 durch zwei Tore von Lukas Podolski in der 4. und 12. Minute. Dass der Schiedsrichter in der ersten Viertelstunde des Spieles noch ziemliche Augenränder gehabt haben soll, wurde allerdings nie bestritten. Seite 32 von 37
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