DER LAB LOEFFLER NEWS für das LABOR - Heft 2 2021, Nr. 23 - OpenAgrar
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Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit Blick in den Kalender würden wir Ihnen eigentlich sehr gerne einen ruhigen Ausklang des Jahres 2021 wünschen – nur sieht es momentan aus Tierseuchensicht leider nicht da nach aus. Erstmalig hatten wir in Deutschland fast das ganze Jahr über Fälle von Geflügel pest bei Wildvögeln, die Zahl betroffener Geflügelhaltungen ist so hoch wie nie zuvor. Hochpathogene aviäre Influenzaviren sind immer für eine Überraschung gut, derzeit mit dem dominierenden Subtyp H5N1, der zuvor auch in Europa zirkulierte und offenbar auch über den Sommer nicht verschwunden war. Ein weiterer „Dauerbrenner“ bleibt die Afrika nische Schweinepest, deren epidemiologische Lage nach wie vor nicht auf eine Entspan nung hoffen lässt und die ein ständiges Risiko für Schweinehaltungen auch in bisher freien Regionen birgt. Natürlich beschäftigen uns am FLI weitaus mehr Themen und nicht nur Viren, dies zeigen die Beiträge des aktuellen LabLoefflers. Bakteriell bedingte Tierseuchen und Zoonosen ha ben wir ebenso im Blick und sie sind mit drei Beiträgen diesmal prominent vertreten. Einen Blick über den Tellerrand der Diagnostik und Tierseuchenbekämpfung werfen wir mit den Referenzzentren für Tierschutz der Europäischen Union. Das Thema Tierschutz wird weiter an Bedeutung gewinnen und geht uns alle an. Leider ist mit Blick auf die Corona-Pandemie ebenfalls keine Entspannung in Sicht, ganz im Gegenteil. Trotzdem und gerade deshalb wünschen wir Ihnen und Ihren Familien eine mög lichst ruhige und besinnliche Adventszeit. Bleiben Sie gesund und kommen Sie gut geimpft ins neue Jahr! Mit kollegialen Grüßen, Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas C. Mettenleiter Prof. Dr. Martin Beer DER LOEFFLER23.2021, LabLOEFFLER 26.2019,Heft Heft22Seite Seite202
Inhalt 2 Vorwort 3 Inhaltsverzeichnis 4–5 Die „Twin“-genomischen Ansätze zur Typisierung von Bakterienstämmen 5–6 Next Generation Sequencing (NGS) von Salmonella spp. am IBIZ 6–7 MKS – das Problem mit der Persistenz 7-9 Referenzzentren für Tierschutz der Europäischen Union 10–11 Alternative Probenmatrizes für die Diagnostik der Afrikanischen Schweinepest 12–13 Laborvergleichsstudie zum kulturellen Nachweis von Brucella spp., Bacillus anthracis und Burkholderia mallei 14–15 BVD-Ringtest – Grenzen der Milchserologie 16–18 Chronic Wasting Disease in Europa KURZNACHRICHTEN 19 Lateral-Flow-Tests zum Nachweis des ASP-Virus-Antigens: Felddiagnose nicht geeignet 19 Schmallenberg-Virus: Fälle von missgebildeten Lämmern und Kälbern zu erwarten 20 West-Nil-Virus wieder aktiv in 2021 21 Aus Alt mach Neu – die hochpathogene aviäre Influenza im Herbst 2021 21 Laborvergleichsuntersuchungen 2021 22–23 Überwachung von Wildschweinen auf Afrikanische Schweinepest 24–26 Nationale Referenzlaboratorien 27 Aus der Zulassungsstelle LabLOEFFLER 23.2021, Heft 2 Seite 3
Die „Twin“-genomischen Ansätze zur Typisierung von Bakterienstämmen: Einzelnukleotid-Polymorphismus und Multilocus-Sequenztypisierung Mostafa Abdel-Glil und Heinrich Neubauer WGS bietet mehrere Optionen für die Genotypisierung, dar unter (1) den Nachweis von Sequenzvarianten, insbesondere FLI, Institut für bakterielle Infektionen und Zoonosen von Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNP), durch Mapping der von einem Isolat erhaltenen „Rohsequenzen“ auf ein Refe Die Whole-Genome-Sequenzierung renzgenom, das Alignment von assemblierten Core-Genomen (WGS; Vollgenomsequenzierung) hat oder die Anwendung der kmer-basierten Analyse, wobei die sich in den klinisch-mikrobiologi resultierende SNP-Matrix für informative phylogenetische schen Laboren in kurzer Zeit zu einer Analysen verwendet werden kann; (2) den Nachweis von Gen wertvollen Methode entwickelt. Sie varianten in Form von nummerierten Allelprofilen, z. B. bei der ermöglicht eine Charakterisierung Multilocus-Sequenztypisierung (MLST), die im Wesentlichen bakterieller Pathogene zeitgleich auf darauf abzielt, eindeutige Gensequenzen in eindeutige Num mehreren Ebenen, einschließlich der mern umzuwandeln, um so die Übertragbarkeit und Kommu Bestimmung der Spezies, des Ge nikation von Daten zu erleichtern. notyps, der Vorhersage von Resis Mostafa Abdel-Glil tenz- und Virulenzfaktoren und der Bei der konventionellen MLST werden nur einige wenige Gene (© privat) Analyse der Populationsstrukturen. zur Typisierung verwendet, was die Unterscheidung zwischen Die Verwendung von WGS zur Über Ausbruchsstämmen, insbesondere bei monomorphen Arten, wachung bestimmter bakterieller Krankheitserreger könnte erschwert. Die genomische MLST hingegen ist eine Erweite sogar zeitnah obligatorisch werden, da sie von der Europäi rung dieses traditionellen Ansatzes, bei dem alle typisierbaren schen Behörde für Lebensmittelsicherheit als kostengünstige, Gene berücksichtigt werden können und somit die Auflösung sensitive und zeitsparende Alternative zur klassischen Metho verbessert werden kann. Die MLST-Daten sind leichtgewichtig dik empfohlen wurde (EFSA Journal 2019;17(6):5709). WGS und können damit problemlos über Online-Nomenklaturda ermöglicht auch eine hochauflösende Charakterisierung von tenbanken ausgetauscht werden. Der analytische Arbeitsab Isolaten auf Stamm- oder Klonebene. Diese hochauflösende lauf ist weniger rechenintensiv, sobald eine De-novo-Geno Genotypisierung ist auch aus der „One Health“-Perspektive massemblierung verfügbar ist, die in der Praxis inzwischen wertvoll, um Ausbruchscluster zu erkennen, Infektionsquel routinemäßig für sequenzierte bakterielle Genome durchge len zu identifizieren und die Übertragung und Ausbreitung führt wird. Darüber hinaus sind die für die genomische MLST von Krankheitserregern zu verfolgen. Sie bedarf jedoch der verwendeten Tools benutzerfreundlich und bedürfen keiner akribischen Harmonisierung, um Ergebnisse multisektoral und komplexen bioinformatischen Fachkenntnisse. So erfordert transdisziplinär vergleichen zu können. die zugrunde liegende Methodik keine Vorauswahl einer ge Abb. 1. Ein vereinfachter Arbeitsablauf, der die beiden Optionen für die Typisierung von Bakterienstämmen mit Genomsequenzdaten aufzeigt: auf der Basis von Sequenzvarianten (SNPs) entsteht eine robuste Phylogenie, oder durch die Generierung von nummerierten Allelprofilen (MLST) wird die Übertragbarkeit und Kommunikation der Daten erleichtert. (© FLI) DER LOEFFLER23.2021, LabLOEFFLER 26.2019,Heft Heft22Seite Seite402
eigneten (d. h. phylogenetisch verwandten) Referenz für den der Verwendung verschiedener Parameter und Referenzen Datensatz, was für referenzbasierte SNP-Typisierungsmetho sehr individuell gestaltet werden. Es sei nochmals betont, dass den unverzichtbar ist. Genomische MLST verwendet allerdings die Verarbeitung von SNP-Alignment-Daten rechenintensiv assemblierte Genome für die Typisierung. Daher werden die sein kann und bioinformatische Vorkenntnisse erfordert. Ergebnisse unter Umständen durch Sequenzierungsfehler und Assemblierungsartefakte beeinflusst, die nur schwer von Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die derzeitigen Op echten Varianten zu unterscheiden sind. Deshalb wird eine tionen für die Genotypisierung von Bakterienstämmen mit parallele Analyse auf der Grundlage von Sequenzvarianten tels WGS unterschiedliche Vorteile haben. Eine kombinierte empfohlen. Einerseits können Sequenzdaten von geringer Anwendung der Methoden ermöglicht die genaue Rückver Qualität aus der ursprünglichen Alignment-Datei entfernt folgung von Eintragsquellen und die Identifizierung von werden, sodass Daten von hoher Qualität für die nachgeschal Übertragungswegen, aber auch eine globale molekulare Über tete Analyse entstehen. Andererseits ist die phylogenetische wachung wird möglich. Am Institut für bakterielle Infektionen Rekonstruktion von SNP-Alignment-Daten im Gegensatz zur und Zoonosen wurden verschiedene Typisierungsmethoden Clusteranalyse von MLST-Profilen robuster, da sie auf einem z. B. für Bacillus anthracis, Brucella spp., Salmonella spp., Base-by-Base-Vergleich basiert und evolutionäre Modelle mit Campylobacter fetus etc. entwickelt, die inzwischen national maskierten Rekombinationsstellen und mobilen Elementen be und international verfügbar sind. rücksichtigt. Darüber hinaus kann der Arbeitsablauf aufgrund Next Generation Sequencing (NGS) von Salmonella spp. am Institut für bakterielle Infektionen und Zoonosen (IBIZ) Silvia García-Soto, Jörg Linde, Ulrich Methner Serotypisierung in der Routinepraxis. WGSBAC wurde mit drei Bioinformatik-Tools (SeqSero, SeqSero2 und SISTR) für die Be FLI, Institut für bakterielle Infektionen und Zoonosen stimmung der Salmonella-Serovar implementiert und für die Typisierung von Salmonella-Stämmen verschiedener Serova Whole-Genome-Sequencing (WGS) ren vom NRL Salmonellose der Rinder am IBIZ bewertet. Trotz und Bioinformatik-Tools werden der Unterschiede in den Softwareansätzen, die zu leichten ständig weiterentwickelt, um neue Abweichungen in den Ergebnissen führen, konnten die drei Methoden für die Genoserotypisie Tools fast alle getesteten Salmonella-Serovaren korrekt iden rung und genotypische Charakteri tifizieren. sierung von Salmonella spp. nutzen zu können. Die Bioinformatik-Grup 2) Der Einsatz von WGS (Illumina- und MinION-Sequenzie pe am Institut für bakterielle Infek rung) und die Anwendung der WGSBAC-Pipeline waren Vo tionen und Zoonosen (IBIZ) hat eine raussetzung, um das vermehrte Auftreten und die Tendenz hauseigene Bioinformatik-Pipeline zur Verbreitung einer neuen multiresistenten (MDR) Salmo- Silvia García Soto namens WGSBAC (abrufbar unter: nella-Infantis-Population in der Masthähnchenpopulation (© Petra Flemming, FLI) https://gitlab.com/FLI_Bioinfo/ in Deutschland aufzuklären (García-Soto et al., 2020). Nur WGSBAC) zur Analyse sequenzierter in Salmonella-Infantis-Stämmen aus dem letzten Jahrzehnt Daten mehrerer bakterieller Erreger entwickelt (z. B. Salmo- wurde mit der WGSBAC ein 278.542 bp langes Megaplasmid nella spp., Campylobacter spp., Brucella spp., Francisella spp., nachgewiesen und dessen Struktur und genetische Zusam Arcobacter spp., Clostridium spp.). WGSBAC arbeitet sowohl mensetzung analysiert (Abb. 1). Das Megaplasmid trägt in an Paired-End-Reads als auch an zusammengesetzten Geno ternational beschriebene antimikrobielle Resistenzgene und men und enthält validierte Tools und angepasste Datenban Virulenzfaktoren, die nachweislich für die Zunahme und Ver ken, die regelmäßig aktualisiert werden. breitung einer neuartigen MDR-Salmonella-Infantis-Popula tion in der Masthähnchenproduktion in Deutschland und der Die Anwendungen der WGSBAC-Pipeline zur Analyse von EU verantwortlich sind. Stämmen der Gattung Salmonella umfassen die Genosero typisierung von Salmonella-Serovaren als Unterstützung für 3) Um den epidemiologischen Kontext von Salmonella Dub die konventionelle Serotypisierung, den Nachweis von Resis lin in der deutschen Rinderpopulation zu analysieren, wur tenzgenen, Virulenzfaktoren und Plasmid-Replikons und die de unter Verwendung der WGS- und WGSBAC-Pipeline die Typisierung und phylogenetische Analyse einschließlich der Phylogenie von Salmonella-Dublin-Stämmen untersucht, Generierung von Stammbäumen. Beispiele für diese Anwen die zwischen 2005 und 2018 vom NRL Salmonellose der Rin dungen sind: der am IBIZ gesammelt wurden (García-Soto et al., 2021). Die Nutzung verschiedener Cut-off-Werte, die auf den Ab 1) Die Entwicklung der WGS-basierten Genoserotypisierung ständen von Kern-Genom-Einzelnukleotid-Polymorphismen als Ergänzung bzw. potenziellen Ersatz für die konventionelle (cgSNPs) zwischen den Stämmen des Datensatzes basieren, LabLOEFFLER 23.2021, Heft 2 Seite 5
erlaubte die verwandtschaftliche Gruppierung hinsichtlich Literatur verschiedener Regionen und Zeiträume. Damit und aufgrund der pathogenetischen Besonderheiten der wirtsadapatier García-Soto, S., Abdel-Glil, M.Y., Tomaso, H., ten Serovar Salmonella Dublin sind Rückschlüsse auf die Art Linde, J. and Methner, U. 2020. Emergence of der Verbreitung und Schlussfolgerungen für die gezielte Be multidrug-resistant Salmonella enterica sub kämpfung möglich. species enterica serovar Infantis of multilocus sequence type 2283 in German broiler farms. Frontiers Microbiol 11, 1741. doi: 10.3389/ fmicb.2020.01741. García-Soto, S., Tomaso, H., Linde, J. and Meth- ner, U. 2021. Epidemiological analysis of Sal- monella enterica subsp. enterica serovar Dub lin in German cattle herds using whole-genome sequencing. Microbiol Spectr, e0033221. doi: 10.1128/Spectrum.00332-21. Abb. 1: Genetische Hauptmerkmale der vollständigen Sequenz des Megaplasmids (pESI2747), die in der aktuell dominierenden Salmonella-Infantis-Population bei Masthähnchen nachgewiesen wurden MKS – das Problem mit der Persistenz Benedikt Litz, Florian Pfaff und Michael Eschbaumer als der Hälfte der zuvor akut infizierten Tiere auf und betrifft auch geimpfte Tiere. FLI, Institut für Virusdiagnostik, Labor für angewandte Bioinforma tik und Sequenzierung viraler Genome und Transkriptome, Nationa Wenige Tage nach der akuten Infektion zeigen sich bei Rin les Referenzlabor für Maul- und Klauenseuche dern die klassischen Läsionen im Maul (dort „Aphthen“ ge nannt) und an den Klauen, in Kombination mit hohem Fieber Bevor große Teile Europas frei von und Leistungseinbußen. Ein Teil dieser Tiere schafft es nicht der Maul- und Klauenseuche (MKS) das Virus zu beseitigen und bleibt auch über den 28. Tag wurden, plagten regelmäßige und post infectionem hinaus persistent infiziert. In diesen Carri weitreichende Ausbrüche dieser ge er-Tieren findet sich das Virus nun nur noch sehr fokal in den fürchteten Krankheit die Landwirt Epithelien des oberen Respirationstraktes, wo es aber über schaft in den betroffenen Ländern. Monate bis Jahre nachgewiesen werden kann. Auch wenn Nur durch intensive Bekämpfungs die direkte Übertragung durch Carrier bisher nur bei dem na maßnahmen, Massenimpfungen türlichen Wirt des MKSV, dem Kaffernbüffel, nachgewiesen und strenge Handelsrestriktionen wurde (Jolles et al., 2021), ist auch der mit einem Probang konnten MKS-Ausbrüche verhin gerät gewonnene Rachenschleim von Rindern sehr wohl in Benedikt Litz dert oder eingedämmt werden. fektiös (Stenfeldt and Arzt, 2020). In natürlicher Umgebung (© privat) Trotz aller Maßnahmen kommt es nutzt das MKS-Virus die persistente Infektion, um sich trotz aber auch in MKS-freien Länder hoher Durchseuchungsrate endemisch zu halten, wie jüngst immer wieder zur Einschleppung des Virus, wobei die Kosten in Kaffernbüffeln gezeigt wurde (Jolles et al., 2021). zur akuten Bekämpfung und Rückerlangung des MKS-freien Status gewaltig ausfallen können. Länder und Regionen, in Leider bieten die derzeit zur Verfügung stehenden MKS-Impf denen MKS endemisch vorkommt oder eine erhöhte Gefahr stoffe nur Schutz vor einer Erkrankung und nicht vor der In von Ausbrüchen besteht, wie etwa in der Türkei und Nord fektion, die auch bei einem Großteil der geimpften Rinder in afrika, erleiden große wirtschaftliche Belastungen für die einer persistenten Infektion resultiert. Da bisher auch noch Landwirtschaft, da Restriktionen im internationalen Handel keine zuverlässige diagnostische Unterscheidung zwischen den Weg zu lukrativen Absatzmärkten einschränken. subklinisch und persistent infizierten Tieren möglich ist, wer den nach Notimpfungen meist alle Tiere getötet. Eine wichtige Rolle in den weltweiten Bemühungen zur MKS-Bekämpfung kommt den so genannten „Carriern“, d. h. Um diese großen Wissenslücken zu schließen und moderne persistent mit MKS-Virus infizierten Tieren, zu. Es wird be Bekämpfungskonzepte zu ermöglichen, entstand das Projekt fürchtet, dass diese Tiere auch Wochen oder Monate nach ei „FMDV PersistOmics“ unter Beteiligung mehrerer europäi nem Ausbruch noch als Quelle für Neuansteckungen dienen scher Partner, wie der französischen Behörde für Lebensmit könnten. Bei Rindern tritt die persistente Infektion in mehr tel-, Umwelt- und Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz DER LOEFFLER23.2021, LabLOEFFLER 26.2019,Heft Heft22Seite Seite602
(ANSES), der schwedischen Universität für Agrarwissenschaf ten (SLU), der belgischen Behörde für Öffentliche Gesundheit (Sciensano), dem türkischen MKS-Institut (SAP) und dem FLI. Im Projekt untersuchen wir das Transkriptom und simultan auch das Proteom aus den Epithelien des oberen Respira tionstraktes (dorsaler weicher Gaumen und dorsaler Naso pharynx) von persistent infizierten Rindern. Ziel ist es, diag nostische Marker zur frühen Detektion von Carrier-Tieren aus vorangegangen Versuchen zu bestätigen und neue zu identi fizieren. Des Weiteren wird die Wirksamkeit von Pharmazeu tika auf die MKS-Persistenz untersucht. Literatur Jolles A., Gorsich E. (2021). Endemic persistence of a highly contagious pathogen: Foot-and-mouth disease in its wildlife host. In: Science 374, 104–109, DOI: 10.1126/science.abd2475 Stenfeldt, Carolina; Arzt, Jonathan (2020): The Carrier Co Logo des Projektverbundes „FMDV PersistOmics“ nundrum; A Review of Recent Advances and Persistent Gaps Regarding the Carrier State of Foot-and-Mouth Disease Vi rus. In: Pathogens (Basel, Switzerland) 9 (3). DOI: 10.3390/ pathogens9030167. Pfaff F. et al. (2019): Uncovers Critical Elements of Host Res Hägglund S. et al. (2020): Model of persistent foot-and ponse in Bovine Soft Palate Epithelial Cells Following In Vitro mouth disease virus infection in multi-layered cells derived Infection with Foot-And-Mouth Disease Virus. In: Viruses. from bovine dorsal soft palate. In: Transbound Emerg Dis. 2019 Jan 12;11(1):53. doi: 10.3390/v11010053. 2020 Jan;67(1):133-148. doi: 10.1111/tbed.13332 Referenzzentren für Tierschutz der Europäischen Union Isa Kernberger-Fischer und Antje Schubbert FLI, Institut für Tierschutz und Tierhaltung Die Errichtung von EU Referenz Im Mai 2021 wurde das EU-Referenzzentrum für Tierschutz zentren für Tierschutz wurde von Wiederkäuern und Equiden benannt. Das EURCAW Rumi- erstmalig mit der Einführung der nants & Equines besteht aus einem Konsortium aus den Län EU-Kontroll-Verordnung (VO (EU) dern Schweden, Österreich, Griechenland, Frankreich, Irland Nr. 2017/625), die seit 14. Dezem und Italien (Abb. 1). ber 2019 rechtskräftig ist, forciert. Die EU-Kontroll-Verordnung löst unter anderem die bisherigen Ver ordnungen (EG) Nr. 854/2004 und (EG) Nr. 882/2004 ab und hat das Isa Kernberger-Fischer Ziel, die Qualität amtlicher Kontrol (© FLI) len zu verbessern. Dabei sollen eu ropäische Rechtsvorschriften noch stärker harmonisiert, gebündelt und optimiert werden. Ein wichtiger Aspekt ist die Verbesserung des Tierschutzniveaus in der Europäischen Union. Derzeit gibt es drei EU Referenz zentren für Tierschutz. Die Benennung der Referenzzentren erfolgte nach einem öffentlichen Auswahlverfahren, ist zeit lich befristet und wird regelmäßig überprüft. Abb. 1: Logo des EURCAW Ruminants & Equines LabLOEFFLER 23.2021, Heft 2 Seite 7
Im Oktober 2019 hat die Kommission das zweite EU-Refe haltung der EU-Tierschutzvorschriften für Schweine in den renzzentrum für Tierschutz von Geflügel und anderen kleinen Mitgliedsstaaten hinzuwirken. Hierbei spielen vor allem die landwirtschaftlich genutzten Tieren ernannt. Das EURCAW Identifizierung von aussagekräftigen Tierschutzindikatoren Poultry SFA hat seine Arbeit am 1. Februar 2020 aufgenom zur Überprüfung der Einhaltung der EU-Rechtsvorschriften men und besteht aus einem Konsortium aus den Ländern eine Rolle. Insbesondere die tierbezogenen Indikatoren sind Frankreich, Spanien, Dänemark und Italien (Abb. 2). Für wei- hierbei hervorzuheben, denn sie erlauben die Überprüfung tere Informationen: https://www.EURCAW poultry-sfa.eu/ von EU-Rechtsvorschriften direkt am Tier - auch dann, wenn en/minisite/sfawc/welcome-european-reference-centre-ani die Gesetzgebung Interpretationsspielraum bei der Ausle mal-welfare-poultry-and-other-small-farmed gung zulässt, also als sogenannte „offene Norm“ formuliert ist (Abb. 4). Dies ist beispielsweise der Fall, wenn eine Res source wie das Futter in „ausreichender“ Menge oder „ge eigneter“ Form bereitgestellt werden muss. Mit Hilfe eines tierbezogenen Indikators wie der „Körperkondition der Tiere“ ist eine Aussage darüber zulässig, ob das angebotene Fut ter tatsächlich in „ausreichender Menge“ und in „geeigneter Form“ angeboten wurde. Zusätzlich werden sogenannte „Eis berg-Indikatoren“ identifiziert, die dem amtlichen Personal die wichtigsten Tierschutzprobleme in einem Betrieb aufzei gen können. Abb. 2: Logo des EURCAW Poultry SFA Das Europäische Referenzzentrum für Tierschutz in der Schweinehaltung: EURCAW Pigs Als erstes Referenzzentrum wurde im Jahr 2018 das EUR CAW Pigs ernannt, welches vom Institut für Tierschutz und Tierhaltung des Friedrich-Loeffler-Instituts gemeinsam mit der Wageningen Livestock Research in den Niederlanden so wie dem Fachbereich für Tierwissenschaften der Universität Aarhus in Dänemark repräsentiert wird (Abb. 3). Der Fokus des EU Referenzzentrums liegt dabei auf dem Tierschutz von Schweinen und umfasst verschiedene Aufgaben in Bezug auf die Haltung, den Transport und die Schlachtung von Schwei Abb. 4: Erfassung von Tierschutzindikatoren auf einem nen bzw. deren Tötung vor dem Hintergrund der Tierseu schweinehaltenden Betrieb (© Inger Anneberg) chenbekämpfung oder Euthanasie. Mit der Gründung des EURCAW Pigs wurden Inspektor*in nen und zuständige Behörden befragt, für welche relevanten Tierschutzthemen eine Zuarbeit des Europäischen Referenz zentrums wünschenswert wäre. Dabei wurden die folgenden Themenschwerpunkte benannt: 1. Das Verhindern von Schwanzbeißen 2. Die Haltung von Sauen und Ferkeln im Abferkelbereich 3. Die Gruppenhaltung von Sauen 4. Das Klima und Platzangebot beim Transport 5. Die Transportfähigkeit der Tiere Abb. 3: Logo des EURCAW Pigs 6. Das Wartestallmanagement bzw. die Unterbringung der Tiere im Schlachtbetrieb Das EURCAW Pigs trägt im Wesentlichen dazu bei, insbe sondere die im Vollzug zuständigen Behörden über die Tier 7. Die Betäubung und Tötung von Schweinen schutzanforderungen der geltenden EU-Rechtsnormen zu informieren und auf eine harmonisierte Erfassung der Ein DER LOEFFLER23.2021, LabLOEFFLER 26.2019,Heft Heft22Seite Seite802
Ziel des EURCAW Pigs ist es, zu jedem Themenschwerpunkt ein Review sowie Dossier und Indikatoren-Factsheets zu pu blizieren. In den Reviews werden der jeweils aktuelle wissen schaftliche Stand der Literatur zum Thema sowie die mög lichen Tierwohlprobleme, die im Zusammenhang mit dem jeweiligen Themenschwerpunkt stehen, benannt, die gelten den EU-Rechtsvorschriften beschrieben und vornehmlich tierbezogene Indikatoren für deren Erfassung ausgewählt. Bei den Dossiers handelt es sich um eine aufbereitete Ver sion des Reviews in publizierbare Webinhalte. Die Factsheets beinhalten gezielte Informationen zum Indikator und dessen Verwendungszweck, dem Rechtsrahmen, der Erhebungs methode und dem Beurteilungsschema inklusive der Re ferenzquelle des Indikators (z. B. Welfare Quality®, 2009). Veranschaulicht wird die Anwendung jedes Indikators in der Praxis zur Überprüfung der EU-Rechtsvorschriften durch Bildmaterial oder Videos, die teilweise über QR-Codes auf Abb. 5: Regelmäßige Treffen zwischen EURCAW Pigs und den rufbar sind. zuständigen Behörden der Mitgliedstaaten, hier das „Regional Meeting South im Oktober 2019“. (© Wageningen University & Zudem werden sogenannte „inspiring examples“ vorgestellt, Research) die Inspektor*innen einen Einblick geben sollen, wie Verbes serungen auf den Betrieben erzielt werden können. Die von EURCAW Pigs ausgewählten Positivbeispiele (z. B. von land wirtschaftlichen Betrieben und Schlachtbetrieben) werden Am Institut für Tierschutz und Tierhaltung des FLIs sind vor zudem auf der Webseite des Europäischen Referenzzentrums nehmlich Herr Dr. Michael Marahrens, Frau Dr. Antonia Patt, vorgestellt (z. B. https://www.eurcaw.eu/en/EURCAW pigs/ Frau Dr. Antje Schubbert und Frau Dr. Inga Wilk mit den Auf dossiers/tail-biting-and-tail-docking/inspiring-examples. gaben des EURCAW Pigs betraut. Koordiniert wird das EUR htm). CAW Pigs Team am FLI von apl. Prof. Dr. Lars Schrader und Dr. Isa Kernberger-Fischer. Die Erstellung von Reviews, Dossiers und Factsheets sowie die Auswahl von „inspiring examples“ werden federführend Referenzen vom FLI Institut für Tierschutz und Tierhaltung koordiniert VERORDNUNG (EU) 2017/625 DES EUROPÄISCHEN PARLA bzw. durchgeführt. Neben der Erstellung von Publikationen MENTS UND DES RATES vom 15. März 2017 über amtliche für Inspektor*innen erfolgt im EURCAW Pigs auch die Sich Kontrollen und andere amtliche Tätigkeiten zur Gewährleis tung und Vereinheitlichung von Trainingsmaterialien aus tung der Anwendung des Lebens- und Futtermittelrechts und verschiedenen Mitgliedsstaaten sowie die Entwicklung von der Vorschriften über Tiergesundheit und Tierschutz, Pflanz Standards für deren Training durch die dänischen Kolleg*in engesundheit und Pflanzenschutzmittel, zur Änderung der nen der Universität Aarhus. Das Wageningen Livestock Re Verordnungen […] search Team koordiniert EURCAW Pigs, stärkt den Austausch mit den zuständigen Behörden der Mitgliedsstaaten unter Welfare Quality® (2009). Welfare Quality® assessment pro anderem durch regelmäßige Treffen (Abb. 5) und trägt zur tocol for pigs (sows and piglets, growing and finishing pigs). Verbreitung von Forschungsergebnissen, technischen Innova Welfare Quality® Consortium, Lelystad, Netherlands tionen und der Veröffentlichung der Dossiers bei. Alle Publikationen sind auf der Webseite des EURCAW Pigs abrufbar (www.EURCAW-pigs.eu). Weiterhin können Inspek tor*innen bzw. Kontrollbehörden über die Webseite Fragen (Q2E) zu speziellen Tierschutzthemen bei Schweinen an das EURCAW Team herantragen und um eine fachlich begründe te Antwort und Einschätzung bitten (https://www.eurcaw.eu/ en/EURCAWpigs/services/Q2E.htm). Wer über die fortlaufen den Arbeiten des EURCAW Pigs informiert werden möchte, kann einen Newsletter abonnieren (https://www.eurcaw.eu/ en/EURCAW pigs/news/newsletter.htm). LabLOEFFLER 23.2021, Heft 2 Seite 9
Alternative Probenmatrizes für die Diagnostik der Afrikanischen Schweinepest Sandra Blome Mittels qPCR wurden in 44 der 48 positiven Proben (92 %) virale Genome detektiert. Probleme ergaben sich ausschließ FLI, Institut für Virusdiagnostik, Nationales Referenzlabor für Afrika lich in der frühen Phase der Infektion, d. h. bei klinisch nur nische Schweinepest geringgradig auffälligen Tieren an Tag 4 nach der Infektion. Im Vergleich zu EDTA-Blut oder Milzproben war die Viruslast Die im Rahmen der passiven Surveil signifikant niedriger und streute deutlicher (im Mittel ~3500 lance zu beprobenden Tiere sind kli Genomkopien mit deutlichen Auslenkungen). nisch auffällig oder zu Tode gekom men, so dass davon ausgegangen Inguinallymphknoten werden kann, dass eine signifikante Viruslast vorliegt, wenn die Afrikani Inguinallymphknoten wurden von 18 Tieren unterschiedlicher sche Schweinepest (ASP) der Grund Infektionsstadien mit ASPV „Estonia 2014“ im Rahmen der der Erkrankung bzw. des Todes war. Routinesektion entnommen und wie oben beschrieben ho Vor diesem Hintergrund lassen sich mogenisiert und getestet. Es wurde jeweils ein etwa linsen pragmatische Ansätze der Proben großes Stück Lymphknoten verwendet. Sandra Blome entnahme und Testung diskutieren, (© W. Maginot, FLI) die für die aktive Surveillance unter Alle Inguinallymphknoten (LN ING) der infizierten Tiere er Umständen nicht umsetzbar sind. brachten ein positives Ergebnis (im Mittel 10000 Genomko Dabei sind auch Strategien attraktiv, die eine geringe Blutkon pien), die Genomlasten streuten jedoch deutlich und waren tamination der Umgebung verursachen und nicht mit dem Er signifikant niedriger als in Milz- oder EDTA-Blutproben. öffnen der Körperhöhlen des betroffenen Tieres einhergehen. Augenkammerwasser In diesem Kontext wurden in den vergangenen Jahren immer wieder Fragen an uns herangetragen, ob sich die eine oder Augenkammerwasser (OCF) wurde von 26 Hausschweinen andere alternative Probenmatrix nicht auch für die Diagnos während der Routinesektion entnommen und wie Serum im tik der Afrikanischen Schweinepest (ASP) eignen könne. Von oben genannten Extraktionssystem verwendet. Die qPCR er größerem Interesse waren Ohrstanzproben nach Vorbild der folgte wie oben beschrieben. BVD-Diagnostik, oberflächliche Lymphknoten, die bei Fall tieren ohne Eröffnung der Körperhöhlen entnommen werden Die Probenahme erwies sich als sehr schwierig, und die end könnten (z. B. aus der Leiste) und Augenkammerwasser. Wir gültige Probenmatrix war eher undefiniertes Material aus selber hatten ein Interesse an der weiteren Verfeinerung un dem Augeninneren als wässrige Flüssigkeit. Bis auf ein Tier serer Bluttupferstrategie. mit insgesamt sehr geringer Viruslast lieferten jedoch alle Proben ein positives Signal (im Mittel 400 Genomkopien). Im Rahmen der letzten Tierexperimente mit ASP-Virusstäm men (ASPV) unterschiedlicher Genotypen sind wir diesen Fra Bluttupfer gen nachgegangen (siehe auch Literaturhinweis). In Fortsetzung früherer Studien haben wir verschiedene Ohrstanzen Bluttupfer-Optionen über den Infektionsverlauf mit ASPV „Estonia 2014“ (n=18 Tiere, Haus- und Wildschweine) verg Für die Ohrstanzproben (Ear, n=53, 48 x positiv, 5 x nega lichen. Neben den zuvor getesteten einfachen COPAN-Baum tiv) wurden die Ohren von Haus- und Wildschweinen zu un wolltupfern (Wattestäbchen) und GenoTube Livestock Swabs terschiedlichen Zeitpunkten im Infektionsverlauf mit dem (Genotubes) wurden auch PrimeSwabs und der inaktivierende FlexoPlus R Ohrmarkierungssystem (Caisley) gestanzt. Die PrimeStore MTM-Transportpuffer in die Bewertung einbezo Beprobung fand im Rahmen der Routinesektion statt. Zur gen. Vorbereitung der automatisierten Nukleinsäureextraktion wurden alle Gewebeproben mit einem TissueLyser II (Qia Alle Tupfertypen wurden bei oder kurz nach der Probenah gen) für 3 Minuten bei 30 Hz in 1 ml phosphatgepufferter me direkt in die Vollblutproben getaucht. Die COPAN-Wat Kochsalzlösung (PBS) mit einer Metallperle homogenisiert. testäbchen (Rayon, COPAN) und die GenoTube Livestock Je 100 µl des Homogenats wurden nachfolgend mit dem Tupfer (Thermo Fisher Scientific) wurden in ihre Behälter zu NucleoMag® VET-Kit für die Isolierung viraler RNA/DNA rückgelegt, und die PrimeSwabs (Longhorn, Vaccines and Di (MACHEREY-NAGEL) auf einer KingFisher®-Extraktionsplatt agnostics) wurden in PrimeStore MTM-Röhrchen (Longhorn, form (Thermo Scientific) gemäß den Anweisungen des Her Vaccines and Diagnostics) eingesetzt. Alle Proben wur stellers extrahiert. Anschließend wurden die Nukleinsäuren den dann vor der weiteren Verarbeitung fünf Tage lang bei der vom OIE empfohlenen ASPV-spezifischen qPCR nach Raumtemperatur gelagert, um den Transport der Proben King et al. (2003) mit leichten Modifikationen unterzogen vom Feld ins Labor zu simulieren. Nach der Lagerung wurden (siehe ASF-System 1). Die qPCRs wurden mit einem Bio-Rad aus allen Bluttupfern mit einer sterilen Schere kleine Stücke C1000TM Thermocycler (BIO-RAD) und dem CFX96TM Real- (2,5 mm Durchmesser) herausgeschnitten und wie Gewebe Time System durchgeführt. proben verarbeitet. Darüber hinaus wurden die PrimeStore MTM-Puffer, in die die PrimeSwabs eingetaucht worden wa ren, für die Nukleinsäureextraktion verwendet. DER LOEFFLER23.2021, LabLOEFFLER 26.2019,Heft Heft22Seite Seite1002
Der Vergleich wurde mit EDTA-Blut als Standardmatrix und Schlussfolgerungen zwischen den verschiedenen Tupfer- und Tupferpufferoptio nen durchgeführt. In der Phase der klinischen Erkrankung kann aus allen Matri zes der Virusnachweis aus ungepoolten Proben geführt wer Alle Tupferproben infizierter Tiere erbrachten positive Er den. Dennoch sind die Genomlasten in Blut- und Milzproben gebnisse. EDTA-Blut enthielt jedoch signifikant höhere virale signifikant höher und einige Probenmatrizes sind in der Bear Genomlasten. Beim Vergleich der verschiedenen Tupferopti beitung schwierig. onen variierten die viralen Genomlasten erheblich. Einfache Wattestäbchen und Genotubes lieferten die schwächsten Er Die Bluttupfer lassen sich grundsätzlich weiter optimieren, gebnisse mit mehreren Proben, die nur Spuren oder weniger die Kosten steigen jedoch mit den gewählten Systemen. als 100 Genomkopien pro PCR-Lauf enthielten. Sowohl Pri meSwabs als auch PrimeStore MTM-Puffer schnitten deutlich Literatur besser ab. Bei einem direkten Vergleich von PrimeSwab und Prime Store MTM-Puffer schnitt der MTM-Puffer am besten Pikalo J, Deutschmann P, Fischer M, Roszyk H, Beer M, und signifikant besser ab als alle anderen Tupferoptionen, Blome S. African Swine Fever Laboratory Diagnosis-Lessons einschließlich des PrimeSwab. Learned from Recent Animal Trials. Pathogens. 2021 Feb 6;10(2):177. doi: 10.3390/pathogens10020177. Eine vergleichende Darstellung aller alternativen Probenma trizes ist in Abb. 1 zu finden. Abb. 1: Vergleich der log10-Genomkopienzahlen pro PCR-Ansatz in Milz, Leistenlymphknoten (LN ING), Unterkieferlymphknoten (LN MAND, Ohrstanze (Ear), Augenflüssigkeit (OCF), in den Tupferoptionen und EDTA-Blut. Alle Proben sind einzeln zusammen mit dem Boxplot dargestellt. Die Grenzen der Boxen geben das 25. und 75. Perzentil an, die Linie innerhalb der Box markiert den Median. Die Whisker-Grenzen zeigen die Minimal- und Maximalwerte an. LabLOEFFLER 23.2021, Heft 2 Seite 11
Auswertung der Laborvergleichsstudie zum kulturellen Nachweis von Brucella spp., Bacillus anthracis und Burkholderia mallei Mandy Elschner und Falk Melzer Da eine Speziesbestimmung nicht Teil der LVS war, ist bei der Auswertung auf Laborebene hier nicht darauf eingegangen FLI, Institut für bakterielle Infektionen und Zoonosen, Arbeitsgruppe worden. Insgesamt zeigt sich, dass einige Labore die Proben L3-Erreger/ Nationale Referenzlabore für Brucellose, Milzbrand und hinsichtlich der Identifizierung von B. melitensis und B. abor- Rotz tus bzw. hinsichtlich des Ausschlusses dieser beiden Spezies richtig bestimmt haben. Bei der Verwendung des MALDI-TOF Deutschland ist offiziell frei von Brucellose der Rinder, Schafe ist zu beachten, dass die Anzeige „B. melitensis“ nicht sicher und Ziegen. Die besonders pathogenen Spezies Brucella me- zur Speziesidentifikation verwendet werden kann, sondern litensis und Brucella abortus sind jedoch in einigen europä eher im Sinne B. melitensis-Gruppe (inklusive B. abortus, ischen Ländern bei landwirtschaftlichen Nutztieren immer B. suis, etc.) zu bewerten ist. noch von Bedeutung und somit besteht hier das potentielle Risiko einer Einschleppung über Tiere und Lebensmittel. In LVS Milzbrand Deutschland ist die Brucellose (Brucella suis bv 2) bei Wild schweinen und Hasen endemisch und somit kommt es ver Die Ergebnisse der 13 teilnehmenden Untersuchungsein einzelt zu Ausbrüchen bei Schweinen (meist Freilandhaltung). richtungen zum kulturellen Nachweis von B. anthracis sind Milzbrandausbrüche (Bacillus anthracis) in Deutschland sind in der Tab. 2 zusammengestellt. Die Mischkulturprobe RA2 sehr selten geworden und traten zuletzt 2021 in Bayern so stellte eine größere Herausforderung dar. In 3 Laboren konn wie 2012 und 2014 in Sachsen-Anhalt auf. Diese Fälle zeigen te B. anthracis nicht nachgewiesen werden, in einem Labor aber, dass der Erreger bzw. seine sehr langlebigen Sporen wurde lediglich der Verdacht ausgesprochen. Ein Labor de nach wie vor vorhanden sind und immer mit Ausbrüchen zu tektierte in Probe RA3 B. cereus. rechnen ist. Die überwiegende Zahl (10) der Labore verwendeten qPCRs Deutschland ist frei von Rotz (Burkholderia mallei), allerdings zum Nachweis der chromosomalen Marker sowie der beiden ist durch den weltweiten Handel mit Equiden auch immer mit Virulenzplasmide und konnten so auch die weniger virulenten der Einschleppung der Erkrankung zu rechnen. Der Erreger B. anthracis Isolate als solche identifzieren. nachweis wird meist infolge eines serologischen Verdachtes notwendig und stellt aufgrund der Wachstumseigenschaften LVS Rotz des Erregers eine Herausforderung für die Labore dar. Die Ergebnisse der 10 teilnehmenden Untersuchungseinrich Brucellose, Milzbrand und Rotz sind gefährliche Zoonosen, tungen zum kulturellen Nachweis von B. mallei sind in der die Erreger sind der Risikogruppe 3 zugeordnet und somit Tab. 3 zusammengestellt. muss der kulturelle Nachweis in einem S3-Labor erfolgen. Insgesamt haben 15 Untersuchungseinrichtungen aus 9 Bun Die Probe RR1 enthielt B. mallei nur in geringer Animpfdo desländern an der Laborvergleichsstudie (LVS) teilgenommen. sis und konnte auch im Nationalen Referenzlabor (NRL) nicht Für das Probenmaterial wurden je Ringversuch 7 Transport kulturell, sondern nur mittels PCR positiv bestätigt werden. tupfer mit oder ohne den jeweiligen „gesuchten“ Erregern Insgesamt 6 Labore wendeten die PCR an und 3 Laboren da und teilweise auch mit Kontaminanten hergestellt (s. Tab. von gelang ebenfalls der PCR-Nachweis. Da die PCR nicht 1-3). vorrangig, sondern der kulturelle Nachweis Gegenstand die ser LVS war, wurde die Probe RR1 nicht in die Berechnung LVS Brucellose des Ausganges der LVS einbezogen. Bei der Probe RB4 handelte sich um eine Mischprobe aus Die Probe RR5 wurde von allen Laboren richtig negativ für Brucella melitensis und Ochrobacter anthropi. Drei der teil B. mallei, jedoch in einem Labor als positiv für B. pseudomal- nehmenden Labore (20 %) haben diese Probe falsch als nega lei bzw. in einem anderen Labor verdächtig für B. pseudo- tiv für das Vorhandensein von Brucellen interpretiert, wobei mallei gemeldet. Burkholderia pseudomallei ist ebenfalls ein zwei dieser Labore den beigemischten Ochrobacter richtig Zoonose-Erreger der Risikogruppe 3, und die Gründe für die erkannt haben. Alle anderen Proben wurden von den Laboren se Ergebnisse sollten in den Laboren analysiert werden. richtig als Brucella spp. positiv oder negativ identifiziert. Einige Labore teilten mit, dass sie Probleme bei der Anwen Das eingesetzte Methodenspektrum umfasste klassische Bak dung des Brucella-Selektivagars hatten, konnten aber durch teriologie (15 von 15), MALDI-TOF (9 von 15) und verschiede die Anwendung des Blutagars oder Nähragars mit Glyzerin ne PCR-Protokolle (11 von 15). Ein Labor hat eine 16S rRNA zusatz trotzdem richtige Ergebnisse erzielen. Das NRL wird Sequenzierung zur Identifizierung der Bakterien durchge die Methodensammlung dahingehend zeitnah anpassen. führt. DER LOEFFLER23.2021, LabLOEFFLER 26.2019,Heft Heft22Seite Seite12 02
Probe RB Brucella spp. richtig nachgewiesen bzw. ausgeschlossen Anzahl Labore % RB1 Yersinia enterocolitica 15 100 RB2 Brucella microti 15 100 RB3 Brucella abortus 15 100 RB4 Brucella melitensis + Ochrobacter spp. 12 80 RB5 Achromobacter spp. 15 100 RB6 Yersinia enterocolitica + Brucella suis 2 15 100 RB7 Brucella ovis 15 100 Tab. 1: Ergebnisse der 15 teilnehmenden Institute hinsichtlich der Identifikation von Brucella spp. in einer Probe Probe RA B. anthracis korrekt nachgewiesen Virulenzplasmide zw. ausgeschlossen korrekt detektiert Anzahl Labore % Anzahl Labore % RA1 B. anthracis 13 100 9 69 RA2 B. anthracis + B. cereus 10 77 8 62 RA3 B. anthracis (Sterne-like) 12 93 9 69 RA4 B. anthracis (Pasteur-like) 13 100 10 77 RA5 B. weihenstephanensis 13 100 entfällt entfällt RA6 B. cereus 13 100 entfällt entfällt RA7 steril 13 100 entfällt entfällt Tab. 1: Gesamtauswertung Ergebnisse der 13 teilnehmenden Untersuchungseinrichtungen zum kulturellen Nachweis von B. anthracis Probe* RR B. mallei korrekt nachgewiesen bzw. ausgeschlossen Anzahl Labore % RR2 B. mallei 10 100 RR3 steril 10 100 RR4 B. mallei + E. coli 10 100 RR5 B. thailandensis 10 100 * in der Probe RR1 war B.mallei nur in geringer Menge enthalten. Auch die Kontrolluntersuchungen im FLI ergaben hier ausschließlich PCR-positive Ergebnisse. Deshalb wurde die Probe RR1 nicht in die Gesamtauswertung einbezogen Tab. 3: Gesamtauswertung Ergebnisse der 10 teilnehmenden Untersuchungseinrichtungen zum kulturellen Nachweis von B. mallei Zusammenfassung Alle drei Tierseuchen kommen in Deutschland sehr selten vor und somit ist auch die Abklärung nicht unbedingt in jedem Die LVS zum kulturellen Nachweis und zur Identifizierung Labor Routine, zumal die S3-Bedingungen die Laborabläufe von Bacillus anthracis, Brucella spp. und Burkholderia mal- zusätzlich erschweren. Viele Kolleginnen und Kollegen ha lei 2021 war ein Pilotprojet, sowohl für die NRLs Brucellose, ben die Erreger noch nie als Kultur gesehen und die entspre Milzbrand und Rotz als auch für die teilnehmenden Untersu chenden Erfahrungen sind nicht vorhanden. Umso mehr kann chungseinrichtungen. man mit dem Ausgang der LVS insgesamt zufrieden sein. Ge zeigt hat sich, dass MALDI-TOF und PCR sehr hilfreich bei der Diagnostik sein können. LabLOEFFLER 23.2021, Heft 2 Seite 13
BVD-Ringtest – Grenzen der Milchserologie Kerstin Wernike und Martin Beer Um die Eignung der aktuell in der Routinediagnostik eingesetz ten serologischen Tests für die neuen Vorgaben und eventu FLI, Institut für Virusdiagnostik, OIE Referenzlabor und Nationales elle zukünftige Überwachungsstrategien zu überprüfen, wur Referenzlabor für Bovine Virusdiarrhoe / Mucosal Disease den für den Serologie-Teil im diesjährigen BVD-Ringtest nicht nur Einzelproben an die teilnehmenden Labore versandt, son Die Bovine Virusdiarrhoe/Mucosal dern auch Milchproben, die unterschiedliche Seroprävalenzen Disease (BVD/MD) zählt zu den welt simulierten. Insgesamt wurden für die serologische Diagnostik weit wirtschaftlich bedeutendsten fünf Seren und fünf Milchproben bereitgestellt (Tabelle). Alle Rinderkrankheiten. In Deutschland Seren stellten Einzelproben dar, während mit den Milchproben wird die BVD/MD seit 2011 ver Tankmilchen mit Seroprävalenzen von 50 % (BVD-S-6/21 und pflichtend bekämpft. Mit dem neu BVD-S-8/21) und 20 % (BVD-S-7/21 und BVD-S-10/21) simu en EU-Tiergesundheitsrecht wird liert wurden. Das Probenpanel wurde von 28 in Deutschland diese Erkrankung erstmalig auch ansässigen Untersuchungseinrichtungen, 23 nichtdeutschen umfassend auf EU-Ebene geregelt. Laboren und drei Herstellern von in Deutschland zugelassenen diagnostischen Testsystemen untersucht. Kerstin Wernike Die deutsche Bekämpfungsstrategie (© W. Maginot, FLI) beruht derzeit auf einer möglichst In der Abbildung sind die Ergebnisse dargestellt, die mit den frühzeitigen Erkennung von persis diversen, bei uns amtlich zugelassenen Antikörper-ELISAs er tierend infizierten (PI)-Tieren mittels virologischer Untersu mittelt wurden. Alle negativen Proben (Seren BVD-S-2/21 und chung, hauptsächlich von Ohrstanzproben. Dies hat bereits BVD-S-4/21 und Milch BVD-S-9/21) wurden unabhängig vom zur fast vollständigen Eliminierung von PI-Tieren aus der Rin verwendeten ELISA Kit und Inkubationsprotokoll korrekt be derpopulation in Deutschland geführt (Jahr 2020: 206 PI-Tiere wertet. von ca. 4,4 Millionen neugeborenen Kälbern). Diese weitest gehende Eliminierung von PI-Rindern in Verbindung mit den Bei der Analyse der Antikörper-positiven Proben traten aller EU-rechtlich umzusetzenden Impfverboten in freien Betrie dings einige Abweichungen auf. Die Serumprobe BVD-S-3/21, ben und Regionen wird zu einer zunehmenden Antikörper die von einem Rind stammte, das mit einer inaktivierten freiheit der Rinderpopulation führen, was eine entscheidende BVDV-Vakzine immunisiert worden ist, wurde von p80-basier Voraussetzung für eine zukünftige serologische Überwachung ten ELISAs nicht statusentsprechend als seropositiv erkannt der BVD-Freiheit darstellt. Vor ihrem Einsatz sind die serolo (Abbildung). Das Serum BVD-S-5/21, das nach einer Infektion gischen Instrumente allerdings auf ihre Tauglichkeit zu testen, mit dem Border Disease Virus (BDV) entnommen wurde, re um einen geregelten Übergang von der Ohrstanz-basierten agierte in allen verwendeten ELISAs positiv. Eine Differenzie BVD Bekämpfung zur serologischen Überwachung sicherzu rung von BVDV/BDV-Antikörpern war nur durch den Einsatz stellen. des Neutralisationstests im Parallelansatz gegen BVDV- und BDV-Isolate möglich (Ergebnisse hier nicht gezeigt). Zur Gewährung und Aufrechterhaltung des Betriebsstatus „frei von BVD“ über serologische Instrumente muss gemäß der Delegierten Verordnung (EU) 2020/689 der Kommission die Anzahl der getesteten Tiere des Betriebes mindestens den Nachweis seropositiver Tiere mit einem Konfidenzniveau von 95 % bei einer Zielprävalenz von 50 % ermöglichen. Probennummer Material Probenstatus BVD-S-1/21 Serum BVDV Antikörper-positiv, anti-BVDV-2, nach Infektion BVD-S-2/21 Serum BVDV Antikörper-negativ BVD-S-3/21 Serum BVDV Antikörper-positiv, anti-BVDV-1, Tier geimpft mit inaktivierter Vakzine BVD-S-4/21 Serum BVDV Antikörper-negativ BVD-S-5/21 Serum BDV Antikörper-positiv, nach Infektion BVD-S-6/21 Milch Poolprobe, 4 x Milch seropositiver Tiere + 4 negative Milchproben (50 % Seroprävalenz) BVD-S-7/21 Milch Poolprobe, 2 x Milch seropositiver Tiere + 8 negative Milchproben (20 % Seroprävelenz) BVD-S-8/21 Milch Poolprobe, 4 x Milch seropositiver Tiere + 4 negative Milchproben (50 % Seroprävalenz) BVD-S-9/21 Milch BVDV Antikörper-negativ BVD-S-10/21 Milch Poolprobe, 2 x Milch seropositiver Tiere + 8 negative Milchproben (20 % Seroprävelenz) Tabelle: BVDV/BDV-Antikörper-Status der Serum- und Milchproben, die für die serologische Diagnostik an die Ringtestteilnehmer verschickt wurden. DER LOEFFLER23.2021, LabLOEFFLER 26.2019,Heft Heft22Seite Seite14 02
Bei den zu testenden BVDV-Antikörper-positiven Milchpro Daher ist für die Untersuchung von (Tank-) Milchproben ben traten in Abhängigkeit vom verwendeten ELISA-Kit teils die standardmäßige Anwendung eines Langzeitinkubati- erhebliche Unterschiede in der Anzahl korrekter Wertungen onsprotokolls dringend empfohlen. auf. Selbst die Proben BVD-S-6/21 und BVD-S-8/21 (= 1:1 Mi schung von seropositiven und -negativen Einzelmilchen) wur In Regionen, die bei der EU-Kommission einen Antrag auf den nicht durchgängig statusentsprechend positiv bewertet. Gewährung des Status „frei von BVD“ gestellt haben, sollten Bei Nutzung von ELISAs, die zwei Inkubationsprotokolle vor bereits jetzt zusätzlich zur Testung von Ohrstanzproben ver schlagen, führte allerdings das längere Probeninkubationspro mehrt milch- oder blutserologische Untersuchungen durch tokoll häufiger zu positiven Ergebnissen als das entsprechende geführt werden, um Beprobungsschemata sowie die Testan Kurzprotokoll (Abb.). wendung einzuführen. Abb.: Ergebnisse der kommerziellen BVD-Antikörper-ELISAs. Resultate, die mit dem jeweiligen Kurzzeit Inkubationsprotokoll erzeugt wurden, sind mit schwarzen Kreisen dargestellt und Ergebnisse, die mit einem Langzeit-Probeninkubationsprotokoll (über Nacht) ermittelt wurden, sind rot dargestellt. Blaue Kreise zeigen Ergebnisse, für die das teilnehmende Labor das angewendete Protokoll nicht angegeben hat. Die Cut-Off-Werte der jeweiligen Tests sind durch horizontale gestrichelte Linien gekennzeichnet (schwarz für kurzes Protokoll, rot für langes Protokoll). Wenn für beide Protokolle laut Kithersteller der gleiche Cut-Off verwendet werden soll, ist die Linie schwarz eingefärbt. Oben links (ID Screen BVDV p80 Ab competition): Drei Ringtestteilnehmer haben ihre Ergebnisse in der Einheit PI % angegeben, diese Ergebnisse wurden zur Generierung der Abbildung in S/N % umgerechnet. Zwei weitere Teilnehmer verwendeten eine andere, nicht näher spezifizierte Einheit, diese Ergebnisse werden nicht gezeigt. LabLOEFFLER 23.2021, Heft 2 Seite 15
Chronic Wasting Disease in Europa Christine Fast und Sonja Ernst FLI, Institut für Neue und Neuartige Tierseuchenerreger, Nationa les Referenzlabor für Transmissible Spongiforme Enzephalopathien (TSEs) Die Chronische Auszehrungskrank heit (CWD) der Hirschartigen gehört zu den Transmissiblen Spongifor men Enzephalopathien (TSE) und ähnelt damit der Scrapie im Schaf bzw. der BSE im Rind. Auslöser der Erkrankung ist ein fehlgefaltetes infektiöses Eiweiß (PrPCWD). Die Empfänglichkeit der stets tödlich verlaufenden TSE-Erkrankungen Christine Fast hängt bei vielen Spezies, auch den Abb. 1: An CWD erkranktes Rentier aus Norwegen, 2016, (© W. Maginot, FLI) Zerviden u. a. von genetischen Fak (© Jan Vidar Akselberg, Norwegen) toren ab. Die CWD wurde in den 1960er Jahren in Colorado/USA erstmals nachgewiesen und hat sich seitdem unaufhaltsam in Nordamerika verbreitet, was Die auf den CWD-Nachweis folgenden Überwachungspro in manchen Regionen zu einem Rückgang der Populationen gramme in Norwegen und Teilen der EU (Skandinavien, Bal führte. Die Übertragung der hochansteckenden Erkrankung tikum, Polen) konnten zusätzlich 14 CWD Fälle bei Elchen erfolgt über zahlreiche Ausscheidungen (Speichel, Blut, Urin, (8 in Norwegen, 4 in Schweden und 2 in Finnland) und zwei Kot etc.) bereits während der Inkubationszeit. Dies führt zu CWD Fälle bei norwegischen Rothirschen detektieren (Stand einer massiven Kontamination der Umwelt, in der PrPCWD über November 2021, Abb. 2). Diese Fälle zeigten von Beginn an Jahrzehnte infektiös bleiben kann, was nicht nur zur raschen jedoch klare Unterschiede zur nordamerikanischen CWD. So Erreger-Ausbreitung beiträgt, sondern auch eine Herausfor waren alle Elche sowie der Rothirsch mindestens acht Jahre derung bei der Bekämpfung darstellt. Der Erreger ist aus der oder älter (die Durchschnittsalter der Rentiere: 1,5-8 Jah Umwelt nur sehr schwer zu entfernen, da selbst Temperatu re). Darüber hinaus konnte PrPCWD bei diesen Tieren außer ren um 121 °C oder herkömmliche Desinfektionsmittel keine halb des Gehirns nicht nachgewiesen werden und wird daher dekontaminierende Wirkung haben. Zahlreiche Risikofaktoren vermutlich nicht im selben Ausmaß ausgeschieden, wie bei spielen bei der Ausbreitung der CWD eine Rolle. So kann die den bisher bekannten CWD Formen aus Nordamerika. Auch Umsiedelung infizierter Tiere, die Einfuhr infizierter Tierteile die biologischen, biochemischen und neuropathologischen (z. B. Trophäen, Kadaver) oder die Verwendung kontaminierter Charakteristika zeigen deutliche Unterschiede. Diese Erkran Urin-Lockstoffe, aber auch eine Kontamination der Kleidung/ kungsform wird daher als sporadische nicht-infektiöse Alter Schuhe die Erregerverbreitung begünstigen. Es ist daher an serkrankungen eingestuft. gebracht bei Jagdausflügen nach Skandinavien (insbesondere Norwegen) die erlegten Stücke freitesten zu lassen. Auch eine Jägerschaft kann frühe Erkennung unterstützen gründliche Reinigung der Jagd-Kleidung und -schuhe dient dem Schutz der einheimischen Bestände. Ein wesentlicher Faktor in der Bekämpfung der CWD ist der frühe Nachweis in der einheimischen Population. Hier kommt Neue CWD Stämme in Europa insbesondere den Jägern*innen eine Schlüsselrolle zu, indem sie verdächtige Tiere bei den zuständigen Amtstierärzten/ In Europa wurde CWD erstmals 2016 in Norwegen in einer innen melden, so dass die CWD in solchen Fällen ausge Rentierherde (Nordfjella Region, Abb. 1) nachgewiesen. Be schlossen werden kann. Typischerweise sind erkrankte Tiere kämpfungsmaßnahmen, die mit der Eradikation aller Rentie meist zwei bis sieben Jahre alt, wobei männliche Tiere häu re in dieser Region einhergingen, führten zum Nachweis von figer betroffen sind. Trotz erhaltenem Appetit kommt es zu insgesamt 19 Fällen. Darüber hinaus konnte 2020 ein weite einem zunehmenden Gewichtsverlust bis hin zur Kachexie. rer Fall in der geografisch eindeutig entfernten Hardanger Zudem treten Verhaltensänderungen auf: erkrankte Tiere vidda nachgewiesen werden, ein klares Indiz, dass sich die sondern sich ab, sind apathisch und verlieren die natürliche Erkrankung verbreitet. Die CWD der Rentiere zeigt Ähnlich Scheu vor Menschen. Auch eine Ataxie ist zu beobachten. keiten mit der nordamerikanischen CWD, insbesondere zeigt Sekundäre Erkrankungen, die zum Tod führen treten ebenso sich hier auch eine Verbreitung des PrPCWD im lymphatischen wie plötzliche Todesfälle auf. Der Ausgang der Krankheit ist System. Allerdings gelang es der Arbeitsgruppe von Nonno immer tödlich. Histopathologisch ist eine bilateral symmetri et al. (2020) mittels einer genaueren Charakterisierung im sche spongiforme Enzephalopathie und eine diffuse Gliose zu Mausmodell deutliche Unterschiede herauszuarbeiten. Die beobachten (siehe Abb. 3). Rentier-CWD scheint daher, nach aktuellem Stand, in keinem Zusammenhang mit den nordamerikanischen Ausbrüchen zu stehen. DER LOEFFLER23.2021, LabLOEFFLER 26.2019,Heft Heft22Seite Seite16 02
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