DER UNBEKANNTE DRITTE - Drittanbieter am deutschen Mobilfunkmarkt Eine Untersuchung der Verbraucherzentralen - September 2017 - Die Marktwächter
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Inhalt | 3 DER UNBEKANNTE DRITTE 1. EINLEITUNG UND ZIELSETZUNG 5 2. UNTERSUCHUNGSGEGENSTAND 8 2.1 Hintergrund des Bezahlverfahrens und Marktentwicklung 8 2.2 Ausprägungen & Ablauf des Bezahlverfahrens 9 2.3 Angriffstechnik und Verbreitung 11 2.4 Darstellung auf der Telefonrechnung 12 3. DRITTANBIETERPROBLEMATIK AUS VERBRAUCHERSICHT 14 3.1 Frühwarnnetzwerk 14 3.2 Ausprägungen in der Bevölkerung – repräsentative Umfrage 18 3.3 Zusammenfassung – Drittanbieterproblematik aus Verbrauchersicht 23 4. DRITTANBIETERMARKT UND SICHERUNGSMECHANISMEN 25 4.1 Akteure im Drittanbietermarkt 25 4.2 Die Clean Market Initiative der Mobilfunkunternehmen 27 4.3 Redirect 29 4.4 Zusammenfassung Drittanbietermarkt und Sicherungsmechanismen 31 5. RECHTLICHE ANALYSE DER DRITTANBIETERPROBLEMATIK 33 5.1 Allgemeine rechtliche Aspekte 33 5.2 Voreingestellte Drittanbietersperre 35 5.3 Gesamtrechnung 36 5.4 Die Redirect-Bezahlseite 36 5.5 Zusammenfassung der rechtlichen Analyse 37 6. MISSBRAUCHSSZENARIEN UND REDIRECT – UNTERSUCHUNG FRAUNHOFER INSTITUT 38 6.1 Missbrauchsszenarien mittels Webbrowser 38 6.2 Missbrauchsszenarien mittels Smartphone-Applikation 41 6.3 Zusammenfassung der Überprüfung von Missbrauchsszenarien und Redirect-Verfahren 42 7. FAZIT UND SCHLUSSFOLGERUNGEN 43 LITERATURVERZEICHNIS 48 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 55 GLOSSAR 57
4 | Abbildungen und Tabellen ABBILDUNGEN UND TABELLEN 1 Methodisches Vorgehen 7 2 Digitaler Content monetarisiert durch Carrier Billing in Europa nach Region 9 3 Beispiele für Bestellungen von Drittanbieterleistungen 10 4 Schema zum Angriffsvektor Clickjacking 11 5 Versand einer SMS-Bestätigung nach Kauf einer Drittanbieterleistung 11 6 Musterrechnung O2 – Rechnungsdetails 13 7 Bezahlen von Drittanbieterleistungen über die Mobilfunkrechnung 20 8 Verteilung absichtlicher und unabsichtlicher Abschluss von Drittanbieterleistungen 20 9 Bezahlen von Drittanbieterleistungen über die Mobilfunkrechnung nach Abschlussart 21 10 Häufigkeitsverteilung der Vertragsarten 22 11 Häufigkeitsverteilung der Überprüfung der Mobilfunkrechnung 22 12 Gründe für das Nicht-Prüfen der Mobilfunkrechnung 23 13 Schadenssummen durch unabsichtlichen Abschluss von Drittanbieterleistungen 24 14 Akteure im Drittanbietermarkt 25 15 Einheitlicher Bezahlprozess der Clean-Market Initiative 27 16 Redirect-Bezahlseiten im Vergleich (Stand: 2016) 30 17 Technisch flächendeckend möglicher Einsatz des Redirect Verfahrens 30 18 Beispielhafte Darstellung eines CAPTCHAs 39 19 Redirect-Bezahlseiten mit Sicherungsmechanismen (Stand: 2017) 40
Einleitung und Zielsetzung | 5 1. EINLEITUNG UND ZIELSETZUNG Ende der 90er-Jahre gelang der Mobiltelefonie der end- einer voreingestellten Drittanbietersperre, die Mobil- gültige Durchbruch in Deutschland. Bereits damals war funkkunden vor einer unbeabsichtigten Abbuchung es möglich, sein Handy mit Bildschirmhintergründen schützt. Im Rahmen der TKG-Novelle 2012 wurde diese und Klingeltönen zu individualisieren. Eines der am Forderung vom Gesetzgeber jedoch nicht umgesetzt. weitverbreitetsten Angebote war der „Crazy Frog“ des Unternehmens Jamba. Man bestellte den Klingelton per Am 27. April 2017 hat der Bundestag nun der Bundes- SMS und hatte in vielen Fällen ein Abo abgeschlossen, netzagentur den Auftrag erteilt, ein Verfahren festzule- das einem jede Woche einen neuen Klingelton lieferte. gen, das „den Teilnehmer wirksam davor schützen (soll), Bezahlt wurde über die Telefonrechnung. dass eine neben der Verbindung erbrachte Leistung ge- gen seinen Willen in Anspruch genommen und abge- Mehr als zehn Jahre später ist der Frosch zwar aus den rechnet wird.“3 Lautsprechern der Mobilfunktelefone verschwunden, der Markt für das Bezahlen über die Mobilfunkrech- Fragen und Struktur nung ist allerdings geblieben – und hat eine immense Entwicklung genommen. Nicht ausschließlich zum Vor- Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, eine umfas- teil der Verbraucher, wie die Zahl an Beschwerdefällen sende Betrachtung der Drittanbieterproblematik aus un- in den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen do- terschiedlichen Blickwinkeln zu ermöglichen und damit kumentiert. In den Jahren 2014 bis 2016 tappten Ver- die Fragen zu klären, warum derartige Fälle immer wie- braucher immer öfter über das als WAP-Billing (Wireless der auftauchen und in welcher Höhe auftretende Schä- Application Protocol) bekannte Verfahren in Abofallen. den einzuschätzen sind. Über ihre Handyrechnung bekamen sie also Posten von Dritten verbucht, welche sie gar nicht bestellt hatten. Ausgehend von einer Beschreibung des Untersuchungs Allein im Frühwarnnetzwerk (FWN)1, einem Erfassungs- gegenstandes (Kapitel 2), wird in Kapitel 3 das Problem und Analysesystem für auffällige Sachverhalte aus der feld aus Verbrauchersicht betrachtet. Dazu wird die Verbraucherberatung, stellen Probleme mit Drittanbie- Situation anhand von Sachverhalten aus den Beratungs- terkosten seit Ende 2015 den häufigsten Beschwerde- stellen der Verbraucherzentralen dargestellt (Kapitel grund für Verbraucher im Telekommunikationsmarkt dar. 3.1). Die Perspektive wird durch eine repräsentative Be- fragung der deutschen Mobilfunknutzer erweitert (Kapi- Besonders an dieser Thematik ist, dass die Verbraucher tel 3.2). In Kapitel 4 erfolgt eine Analyse der aktuellen, oftmals nicht nachvollziehen können, wie der als Leis- segmentspezifischen Marktsituation für mobile Bezahl- tungen Dritter titulierte Posten auf ihre Rechnung gelangt verfahren (Kapitel 4.1), in der auch die Aktivitäten vor al- ist. Ebenso sind dem Verbraucher die in der Rechnung lem der Netzbetreiber zu dem hier untersuchten Thema genannten Unternehmen meistens unbekannt. Die auf- abgebildet werden (Kapitel 4.2 und 4.3). Daran schließt geführten Beträge werden automatisch durch die Tele mit Kapitel 5 die rechtliche Ausarbeitung zur Drittan- kommunikationsanbieter eingezogen und sind – wenn bieterproblematik an, bevor in Kapitel 6 die technische überhaupt – nur mit erheblichem Aufwand wiederzu Dimension beleuchtet wird. Kapitel 7 interpretiert die bekommen. Resultate und gibt einen allgemeinen Ausblick auf die Thematik. Dabei ist das Thema Abofallen im Mobilfunk kein neues. Bereits in den Jahren 2010/112 waren die Verbraucher- Um den Sachverhalt der ungewollten Rechnungsstellung zentralen in Deutschland intensiv mit diesem Sachver- von Drittanbietern aus allen Perspektiven zu beleuch- halt beschäftigt. Dies mündete letztlich in der Forderung ten, wird als Untersuchungsmethode auf den Mixed- des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) nach Methods-Ansatz4 zurückgegriffen. Dieser ist für die 1 Für eine genauere Beschreibung des FWNs siehe Kapitel 3.1.1. 3 Deutscher Bundestag (2017). 2 Vgl. Bleich (2011). 4 Auch als Methoden-Triangulation bekannt.
6 | Einleitung und Zielsetzung vorliegende Studie als geeigneter Ansatz identifiziert DIE FOLGENDEN GRUNDLEGENDEN worden, da er ein größeres und komplexeres Verständ- nis des Untersuchungsgegenstandes ermöglicht.5 Die Er- gebnisse der einzelnen Untersuchungsbereiche stehen ? FRAGEN WERDEN IM RAHMEN DIESER UNTERSUCHUNG BEANTWORTET dabei nicht unabhängig nebeneinander, sondern bezie- hen sich vielmehr direkt aufeinander. Forschungsfrage 1 Um welches Bezahlverfahren geht es? Eine Gesamtübersicht über das methodische Vorgehen zeigt das nachfolgende Schaubild (Abbildung 1), an das Forschungsfrage 2 die Forschungsfragen anschließen, die im Rahmen die- Wie funktioniert das Bezahlverfahren? ser Untersuchung beantwortet werden. Eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Ansätze findet sich in den Forschungsfrage 3 jeweiligen Untersuchungsabschnitten. Wie stellt sich das Problem in den Verbraucher zentralen dar? Die vorliegende Untersuchung wurde zwischen dem 12.05.2016 und dem 19.01.2017 durchgeführt, zudem Forschungsfrage 4 wurden einige Aspekte im Laufe des Jahres 2017 erneut Welche Relevanz besitzt das Problem in der Bevöl- geprüft. kerung? Im Vorfeld der Hauptuntersuchung wurde die Expertise Forschungsfrage 5 der Telekommunikations-Spezialisten der Verbraucher- Welche technischen und organisatorischen Aspekte zentralen in die Entwicklung des Fragebogens für die be- müssen für dieses Verfahren berücksichtigt werden? völkerungsrepräsentative Umfrage eingebunden. Forschungsfrage 6 Darüber hinaus wurden im Rahmen eines Experten Wie gestaltet sich die Drittanbieterproblematik in gespräches erste Erkenntnisse mit folgenden Institutio- rechtlicher Hinsicht? nen und Unternehmen diskutiert: Forschungsfrage 7 • Bundesnetzagentur Welche Schutzmechanismen wurden eingeführt • Verband der Anbieter von Telekommunikations- und sind diese ausreichend? und Mehrwertdiensten e. V. (VATM) • Bitkom – Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. • mobilsicher.de Für weitere Hintergrundinformationen und Anfragen • Deutsche Telekom AG/Telekom Deutschland GmbH bestand zudem Kontakt zur Bundesanstalt für Finanz- • Telefónica Germany GmbH & Co. OHG dienstleistungsaufsicht (BaFin), Abteilung Erlaubnis- • Vodafone GmbH pflicht und Verfolgung unerlaubter Geschäfte, sowie zur • freenet AG/mobilcom-debitel GmbH mdk Gesellschaft für Entwicklung und Betrieb techni- • mbe GmbH scher Mehrwertdiensteplattformen mbH, die im Auftrag • Verbraucherzentrale Brandenburg e. V. der Mobilfunknetzbetreiber6 ein Kontrollverfahren im • Verbraucherzentrale Hamburg e. V. Rahmen der Drittanbieterabrechnungen durchführt. • Verbraucherzentrale Niedersachsen e. V. • Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e. V. • Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e. V. • Verbraucherzentrale Sachsen e. V. • Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein e. V. • Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. 6 Das sind in Deutschland die Unternehmen Telefónica Germany, Telekom 5 Vgl. Creswell (2008). Deutschland und Vodafone.
Einleitung und Zielsetzung | 7 1 METHODISCHES VORGEHEN Methodisches Vorgehen Mobilfunkrechnungen & Drittanbieter – intransparent und unverständlich? Relevanz in den Verbraucherzentralen Definition Untersuchungsgegenstand & 1 2 (Voruntersuchung FWN) Darstellung der Marktentwicklung Verbrauchersicht Anbietersicht Rechtliche Dimension Technische Aspekte 3 Analyse FWN Prozessuale Rechtliche Technischer 5 6 7 Repräsentative Sicherung Analyse Test Redirect 4 Umfrage 8 Diskussion der Ergebnisse & Fazit Begriffsdefinition nehmen kann. Bei allen Varianten handelt es sich dabei zuerst um ein elektronisches Bezahlverfahren, das in Die Analyse von Beschwerdefällen aus den Verbraucher- der Regel nicht am Point of Sale (POS) im Ladengeschäft zentralen zeigte bereits im Vorfeld der Untersuchung eingesetzt wird,8 sondern in räumlicher Entfernung, so- einen deutlichen Schwerpunkt von strittigen Drittanbie- zusagen als Fernzahlungsmethode oder -möglichkeit terfällen, die dem WAP- bzw. Direct Billing-Verfahren zu- (Remote Payment).9 zuordnen sind, so dass im Rahmen dieser Studie diese Variante genauer betrachtet wird. Um dieses Verfahren Von besonderem Interesse in der technischen Umset- von anderen abzugrenzen, erscheint im Vorwege jedoch zung ist das WAP-Billing bzw. besser Direct Billing10. In eine Begriffsdefinition notwendig: dieser Studie soll von Direct Billing gesprochen werden, wenn es um die konkrete technische Ausgestaltung die- Übergeordnet umschreibt das Geschäftsmodell Carrier ses Bezahlverfahrens während einer mobilen Internet- Billing7 die Berechnung bestimmter Transaktionen, die sitzung geht, unabhängig davon, ob dieses Verfahren in der Regel mit dem Mobiltelefon durchgeführt und über direkt über eine Webseite des Browsers oder eine App die Rechnung des Mobilfunkunternehmens abgebucht auf dem Smartphone in Anspruch genommen wird. wurden. Im Folgenden soll der Begriff Carrier Billing verwendet werden, wenn inhaltlich auf das Geschäfts modell im Allgemeinen Bezug genommen wird. In dem Geschäftsmodell Carrier Billing sind mehrere Ausprägungen der technischen Umsetzung enthalten, die der Verbraucher im Rahmen seiner Nutzung wahr- 8 Wie zum Beispiel Verfahren im Zusammenhang mit der NFC-Technologie. 9 Siehe zum Beispiel Juniper Research/Dimoco (2013), S. 7. 7 Alternativ auch Direct Operator Billing, Mobile Operator Billing, Mobile 10 Direct Billing ist als beschreibender Begriff geeigneter, da er unabhän- Operator Payment oder auch nur Operator Billing genannt. gig vom eingesetzten technischen Standard verwendet werden kann.
8 | Untersuchungsgegenstand 2. UNTERSUCHUNGSGEGENSTAND 2.1 HINTERGRUND DES BEZAHLVER NFC City Berlin, auch im deutschsprachigen Raum zu FAHRENS UND MARKTENTWICKLUNG positionieren, wurden aktuell wieder eingestellt.15 Laut der Studie „Interaktiver Handel in Deutschland – Ergeb- Als digitales Zahlungsverfahren geht das Carrier Billing nisse 2015“ des behv liegt die Nutzung des Bezahlwe- auf die Anfänge des Mobile Payment zurück. Der Begriff ges über die Telefonrechnung mit sechs Prozent deutlich selbst umschreibt die Berechnung bestimmter Transakti- hinter anderen, wie zum Beispiel per Kreditkarte mit 41 onen, die meist mit dem Mobiltelefon durchgeführt und Prozent oder per Bankeinzug mit 27 Prozent.16 Diese über die Rechnung des Mobilfunkanbieters abgebucht niedrige Nachfrage könnte sowohl auf ein mangelndes werden. Damit sind Electronic Payment Systeme ange- Vertrauen in die Telekommunikationsunternehmen als sprochen, die Böhle11 in drei Kategorien unterscheidet: Payment-Service-Provider17 als auch auf den fehlenden 1. Access Products, also Verfügungsinstrumente über Bedarf (insbesondere im stationären Handel) zurückge- Bankkonten, 2. Prepaid Products, also vorausbezahlte führt werden.18 Verfahren und 3. Inkassosysteme, wozu auch das Carrier Billing gehört. Dass Carrier Billing dennoch ein großes Potenzial mit- bringt, ergibt sich aus der Tatsache, dass mobile Endge- Da inkassobasierte Systeme oftmals auf bestehende räte deutlich stärker verbreitet sind als beispielsweise Rechnungsbeziehungen aufsetzen, können hierbei Debit- und Kreditkarten.19 Hinzu kommt, dass sich in den hohe Komplexität und Kosten vermieden werden.12 Nicht vergangenen Jahren die Möglichkeiten, digitale Inhalte zuletzt deswegen eignet sich dieses Bezahlverfahren zu erwerben und zu nutzen, deutlich verändert haben. insbesondere für die Vermarktung digitaler Inhalte im So beschreibt der Begriff der sogenannten Subscrip- Micropayment-Bereich, also Segmenten, in denen es um tion Economy20 einen aktuellen Trend hin zur Nutzung Kleinstbeträge geht. von Abonnements. Diese können für einen Zeitraum individuell gebucht und genutzt werden. Zu den erfolg- Zu diesen Kleinstbeträgen zählen auch monatliche oder reichsten Anbietern solcher Abonnements zählen bei- wöchentliche Abonnements über Klingeltöne oder sons- spielsweise Netflix, Amazon und Spotify21, aber auch im tige digitale Serviceleistungen, welche seit Beginn der Spielebereich ist diese Entwicklung zu beobachten, wie jüngsten Jahrtausendwende zunehmend stark genutzt aktuelle Marktdaten belegen.22 werden. Besonders interessant ist die Zahlung durch Carrier Billing vor allem für Jugendliche, also eine Ziel- Branchenstudien messen aber der Entwicklung digitaler gruppe, die aufgrund ihres Alters keinen Zugang zu Inhalte das größte wirtschaftliche Potential bei, insbe- Bankkonten oder Kreditkarten hat.13 sondere da diese Dienste über immer mehr Endgeräte, wie beispielsweise den heimischen Smart-TV oder zu- Dabei ist Carrier Billing via Mobilfunkunternehmen künftig auch das vernetzte Auto, genutzt werden kön- keinesfalls auf digitale Güter beschränkt, wie M-Pesa, nen.23 ein Joint-Venture von Vodafone und dem afrikanischen Mobilfunkanbieter Safari.com zeigt. Vor allem in Län- In einer Analyse24 geht Juniper Research davon aus, dass dern ohne etablierte Banksysteme kann ein bargeld die Einnahmen aus dem Verkauf digitaler Inhalte über loser Zahlungsverkehr über das Mobiltelefon eine ernst- dieses Geschäftsmodell europaweit von 2,6 Milliarden hafte Alternative zu Bankdienstleistungen darstellen.14 15 Vgl. Krüger (2016) S. 228 ff. 16 Siehe Bundesverband E-Commerce und Versandhandel e. V. (2016), S. 30. Pilotprojekte der Telekommunikationsunternehmen, 17 Vgl. Klees et al. (2013). mobile Bezahlverfahren, beispielsweise mpass oder 18 Siehe z. B. Scholz (2016). 19 Vgl. Juniper Research/Dimoco (2016), S. 14. 20 Siehe z. B. Empson (2013) oder Zuora Inc. (2017). 11 Vgl. Böhle (2002). 21 Siehe z. B. Goldmedia GmbH (2016). 12 Vgl. Dannenberg (2004). 22 Siehe Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e. V. (2016). 13 Vgl. Hernandez (2014) und Krüger (2016), S. 217. 23 Vgl. Juniper Research/Dimoco (2016), S. 16 ff. 14 Vgl. Krüger (2016), S. 221 ff. 24 Vgl. ebda.
Untersuchungsgegenstand | 9 2 DIGITALER CONTENT MONETARISIERT DURCH CARRIER BILLING IN EUROPA NACH REGION European Digital Content Revenues Monetised Through Carrier Billing, By Sub-Region, 2015 & 2020 (€m) 15.000 12.000 9.000 6.000 2015 2020 3.000 Western Europe 2.397,80 12.616,60 Central & Eastern Europe 212,40 1.373,50 Total 2.610,20 13.990,10 0 2015 2020 Western Europe Central & Eastern Europe Quelle: Juniper Research/Dimoco (2016) Euro in 2015 auf knapp 14 Milliarden EUR in 2020 an- 2.2 AUSPRÄGUNGEN & ABLAUF wachsen werden. Der Marktanteil des Carrier Billings am DES BEZAHLVERFAHRENS Gesamtumsatz digitaler Inhalte würde dabei von 9 Pro- zent auf 25 Prozent steigen.25 Im Rahmen des Carrier Billings haben Mobilfunkkunden verschiedene Möglichkeiten, Drittanbieterangebote zu Ein wesentlicher Vorteil des Direct Billings liegt – im Ver- bestellen, wie die folgenden, nicht abschließenden Bei- gleich zu anderen mobilen Bezahloptionen – in einer spiele zeigen. deutlich höheren Konversionsrate, also einem höheren Anteil von Nutzern, die zu zahlenden Kunden werden, Von besonderem Interesse für diese Studie ist der Abo- sowie in zum Teil niedrigeren Transaktionskosten.26 Die- Abschluss über einen mobilen Internetzugang (siehe se beiden Aspekte sind gerade für Händler interessant, Beispiel b) in Abbildung 3). Je nach technischem Status um ihre Produkte erfolgreich am Markt zu positionieren. des Endgerätes und verwendetem Browser werden da- Für Anbieter digitaler Inhalte, häufig sogenannte OTT- bei mobile Internetverbindungen als Standard-HTML- Dienste27, ist Carrier Billing von Interesse, weil es auf Sessions29 oder bei älteren Geräten mit dem veralteten bereits bestehende Verträge aufbaut – und das Bezahl- Wireless Application Protocoll (WAP) aufgebaut. Bei je- verfahren somit für Nutzer recht einfach zu handhaben dem Besuch einer Webseite, beziehungsweise bei jeder ist. Auch die Netzbetreiber können dann Vorteile aus Internetsitzung, werden in Abhängigkeit des eingesetz- diesem wachsenden Markt ziehen, da sie an den Absät- ten Protokolls30 unterschiedliche Daten über den soge- zen der gekauften Leistungen prozentual beteiligt sind.28 nannten Header an den Webseitenbetreiber mitgeliefert. Der Header kann dabei sinnbildlich als Kopf eines Da- 25 Ebda., S. 26 ff. 26 Vgl. Abraham und van der Lande (2013). 27 Over-The-Top Dienste, in diesem Fall Dienste wie beispielsweise Spotify. 29 Kurz für Hypertext Markup Language (HTML). 28 Vgl. ebda. 30 WAP, IPv4 oder IPv6.
10 | Untersuchungsgegenstand 3 BEISPIELE FÜR BESTELLUNGEN VON DRITTANBIETERLEISTUNGEN a b c Via Bestell-SMS an Bestellung über das Via Eingabe der MSISDN zum Abschluss eine Kurzwahlnummer mobile Internet eines Abos mit dem PC über das WLAN Screenshot (SMS-App) http://playclub.io http://services.dimoco.at über ein LG G4 Anm.: Die Darstellungen können zwischen den eingesetzten Endgeräten und den jeweiligen Angeboten variieren. tenblocks angesehen werden, der Zusatzinformationen die MSISDN transformiert werden.34 Ob der Verbraucher mitliefert.31 dabei eine WAP-Seite oder eine HTML-Seite aufruft, ist für den Vertragsschluss unerheblich, da die zur Identi- Um nun zu erkennen, welcher Nutzer ein Abonnement fikation des Nutzers notwendigen Informationen in bei- über die mobile Internetverbindung gebucht hat, ist die den Fällen übergeben wird. Zudem ist ein optischer Un- Übergabe eines Identifikationsmerkmals zum Vertrags- terschied dieser beiden Seitentypen für den Anwender schluss notwendig. Die während einer Internetsitzung kaum auszumachen. übermittelte IP-Adresse reicht nicht aus, da sie lediglich Aufschluss über den Netzbetreiber32, nicht aber über den Wird ein Abonnement im Rahmen des Direct Billings Nutzer gibt. Zur Identifikation wird deshalb die MSISDN abgeschlossen, dann soll der Verbraucher laut Netzbe- (Mobilfunkrufnummer) des Teilnehmers verwendet, die treibern mindestens eine Bestätigungs-SMS erhalten. während des Vertragsschlusses an den Drittanbieter be- Einzig Vodafone gibt an, auch im Fall eines Einzelkaufes ziehungsweise den Aggregatoren übergeben wird. Der eine solche SMS zu versenden.35 Aggregator, auch Enabler oder Billing-Carrier genannt, ist das Bindeglied zwischen Drittanbieter und Mobil- Anders ist die Situation, wenn der Verbraucher die Web- funkunternehmen und nimmt verschiedene Funktionen seite eines Drittanbieters aus einem WLAN heraus auf- in diesem Prozess ein.33 Diese MSISDN wird nicht in Klar- ruft. In diesem Fall stehen die genannten Optionen zur text übertragen, kann aber nach Aussagen von Telekom- Identifikation des Nutzers nicht zur Verfügung. Der An- munikationsunternehmen bei mobilen Internetsitzun- bieter kann alternativ auf die einheitliche Bezahlmaske gen aus bestimmten Daten des Headers derzeit noch in der Clean Market Initiative weiterleiten, in welche der Verbraucher seine MSISDN eingeben muss (siehe Bei- 31 Zum Beispiel die IP-Adresse der Station, die das Datenpaket abge- spiel c in Abbildung 3). schickt hat sowie die IP-Adresse der Station, für die das Paket bestimmt ist. 32 Den einzelnen Netzbetreibern sind verschiedene IP-Adressräume fest zugeordnet. Diese werden auch zum Aufruf der jeweiligen Redirect-Seite 34 Die MNO arbeiten derzeit an Lösungen, die eine Weitergabe der MSISDN verwendet. im Rahmen einer Internet-Session nicht mehr ermöglicht. 33 Siehe ausführlich in Kapitel 4.1 oder im Glossar. 35 Siehe Stellungnahme der Clean Market Initiative, 25.11.2016.
Untersuchungsgegenstand | 11 4 SCHEMA ZUM ANGRIFFSVEKTOR CLICKJACKING Button, der zum Klicken animiert Schädliche Website Iframe (Fenster) bindet Drittanbieter-Website technisch ein Weiterleitung der Aktion Website des Drittanbieters mit Kaufen-Button 2.3 ANGRIFFSTECHNIK UND 5 VERSAND EINER SMS-BESTÄTIGUNG VERBREITUNG NACH KAUF EINER DRITTANBIETER- LEISTUNG „Die für derartige Dienste seitens der Mobilfunknetz betreiber zwingend vorgeschriebene Payment-Maske Einzelkauf Abo wird seitens des Diensteanbieters durch eine andere SMS-Versand Seite überlagert, in der Regel durch einen PLAY-Button. Keine Bestäti- durch Netzbe- Die Betätigung dieses PLAY-Buttons löst ohne Hinweis Telefonica gungs-SMS treiber und ggf. auf etwaige Kosten und ohne Kenntnis des Nutzers un Aggregator mittelbar ein Abonnement aus.“36 Versand der Bestätigungs-SMS mit Vodafone dem Absender „Zahl mobil“ Mit dieser Nachricht warnte der Deutsche Verband für SMS-Versand Telekommunikation und Medien (DVTM)37 im Frühjahr Telekom Keine Bestäti- durch Aggregator Deutschland gungs-SMS oder Drittanbieter 2016 vor Klickbetrug (Click Fraud) im Carrier Payment- Segment. SMS-Versand durch Mobil- mobilcom- In Abhängigkeit funkanbieter/ Auch die Bundesnetzagentur konnte entsprechend un- debitel von Netzbetreiber -provider oder seriöse Geschäftspraktiken dokumentieren. So antwor- Aggregator tete sie auf eine kleine Bundestagsanfrage, „dass [in a Stellungnahme der Clean Market Initiative, 25.11.2016. den nachgewiesenen Fällen] alleine der Aufruf einer In- ternetseite im mobilen Internet ausreichte, um eine ent- sprechende Abrechnung auszulösen.“38 Anschließend erhält der Kunde über seine Mobilfunk- Noch einen Schritt weiter gehen die Fallbeschreibungen nummer eine einmalige TAN, die er wiederum in einem aus dem FWN der Verbraucherzentralen. Hier berichten zweiten Formular einträgt. Erst dann kann auch eine Be- Verbraucher von einem überraschenden Verhalten ih- rechnung über die Mobilfunkrechnung erfolgen. Unter res Browsers während der mobilen Internetsitzung. So dem Namen Web Billing (Web/TAN Flow) wird dieses Ver- werden in manchen Fällen gleich mehrere Internetad- fahren ebenfalls für den Abschluss von Abonnements über mobile Internetsessions eingesetzt. 36 Deutscher Verband für Telekommunikation und Medien (2016). 37 Im DVTM sind unter anderem auch Aggregatoren wie DIMOCO, first:telecom und Buongiorno Deutschland organisiert. 38 Deutscher Bundestag (2017), S. 4.
12 | Untersuchungsgegenstand ressen nacheinander und ohne Zutun des Verbrauchers Zufallsprinzip einzustellen.46 geöffnet. In anderen Fällen führt der bloße Klick auf ei- • Der Webseitenbetreiber kann außerdem ein iframe- nen Werbebanner zu einer Bestätigungs-SMS über den Banner nutzen, das entsprechend den Kunden- Abschluss eines Drittanbietervertrages.39 Der zuletzt wünschen personalisiert wird, allerdings „den beschriebene Sachverhalt, auch Clickjacking40 genannt, Vorgaben der Länder und der dortigen Betreiber wurde erstmals 2008 während einer OWASP-Konferenz41 entsprechen“ muss.47 vorgestellt.42 Zwar wurden seitdem immer wieder unter- • Letzten Endes lassen sich selbst Besucher, die sich schiedliche Arten dieses Missbrauchs bekannt43; es wur- nicht für das Angebot interessieren, beispielsweise den aber auch immer wieder Hinweise gegeben, wie mit über die Zurücktaste des verwendeten Browsers Clickjacking umgegangen werden kann.44 auf weitere Zielseiten leiten, wie wiederum die Methode „BackBrowser“ offeriert.48 Ein derartiger Betrugsfall über den Browser während ei- ner mobilen Internetsitzung ist demnach schematisch 2.4 DARSTELLUNG AUF DER wie in Abbildung 4 dargestellt denkbar. Das Klicken auf TELEFONRECHNUNG die überlagerte Fläche kann dabei eine beliebige Reak- tion zur Folge haben. In diesem Beispiel kommt es zu Die Darstellung der abgerechneten Drittanbieterleistun- einer Aktivierung des Bezahlbuttons und damit zum Ab- gen erfolgt je nach Mobilfunkanbieter in leicht abgewan- schluss eines Abonnements. delter Form. Wo sich im Gesamtrechnungsbetrag Leis- tungen Dritter befinden, lässt sich beispielhaft an einer Missbrauchspotenzial durch Affiliates? O2-Rechnung49 darstellen: Hinsichtlich potenziellen Missbrauchs verweisen die Mo- Die Posten sind sowohl als Gesamtbetrag in der „Ge- bilfunknetzbetreiber auf sogenannte Affiliates45. Diese samtübersicht“ der Mobilfunkrechnung abgebildet, als schalten gegen Entgelt Werbung auf ihren eigenen Web- auch differenziert mit Datum, Uhrzeit und Betrag im seiten, über die sie Nutzer unter anderem auf Angebote Einzelverbindungsnachweis aufgeschlüsselt. Zudem fin- von Dritten weiterleiten. Kontakt zu den Drittanbietern den sich weiterführende Informationen zu den Drittan- erhält der Affiliate über sogenannte Affiliate-Netzwerke, bietern, beispielsweise deren Kontaktdaten, im Bereich die entsprechende Kampagnen organisieren, das tech- „Gut zu wissen“ sowie am Ende der Rechnung (in Abbil- nische Instrumentarium bereitstellen und schließlich die dung 6 nicht dargestellt). finanzielle Ausschüttung übernehmen. Die Verteilung der Besucherströme auf die Zielseiten erfolgt mittels verschiedenster Techniken, die auf der Webseite des Affiliates eingebaut werden müssen und zu denen beispielsweise folgende Varianten zählen: • Das Marketingwerkzeug „URL-Generator“ wird beispielsweise mit dem Vorteil beschrieben, verschiedene Zielseiten für eine optimale Kunden- gewinnung anzubieten. Darüber hinaus besteht mit dieser Funktion auch die Möglichkeit, die Weiter- leitung auf diverse mobile Webseiten nach dem 39 Siehe Kapitel 3.1 40 Siehe dazu auch OWASP (2017). 41 OWASP: Open Web Application Security Project. 42 Vgl. Hansen und Grossmann (2008). 46 Siehe Affil4you.com (2017a). 43 Vgl. dazu Bachfeld (2010), Schmidt (2009) oder Czumak (2013). 47 Siehe Affil4you.com (2017b). 44 Siehe OWASP (2016). 48 Siehe Affil4you.com (2017c). 45 Siehe auch Kapitel 4. 49 Vgl. O2 Online (2017).
Untersuchungsgegenstand | 13 6 MUSTERRECHNUNG O2 – RECHNUNGSDETAILS Rechnungsdatum Rechnungsdetails Rechnungsnummer tt.mm.jjjj 1234567890/01 Ihre Kundennummer 12345678 Gesamtübersicht Mobilfunknummer 01791234567 Mobilfunknummer 017612345678/Homezon 91,7414 e-Festnetznummer 08987654321 Festnetz & DSL 96,9823 Zusatzleistungen für Kundennummer 1234567 46,4622 8 19,0000 Aktueller Rechnungsbetrag (ohne MwSt.) Mehrwertsteuer 19% (Nettobetrag = 235,185 254,1859 9 EUR) Mehrwertsteuer 0% (Nettobetrag = 19,0000 44,6853 EUR) 0,0000 Beträge aus dem Vormonat – Gesamt (inkl. MwSt.) Bezahlen per Handyrechnung – Gesamt (inkl. 9,8800 MwSt.) 2,1400 Gesamtbetrag (inkl. MwSt.) 310,89 EUR Mobilfunknummer 01791234567 Monatliche(r) Grundgebühr(en) / Paketpr eis(e) (ohne MwSt.) O2 o (60/60) 0,0000 Verbindungen (ohne MwSt.) (Details siehe ggf. Einzelverbindungsnachwe 91,7414 is) Gutschriften und Vergünstigungen (ohne MwSt.) O2 Kosten-Airbag bei 50 EUR (0,4494 EUR mit Verbindu ngen verrechnet) Rechnungsdatum tt.mm.jjjj n Rechnungsdetai Gesamt (ohne MwSt.) Rechnungsnummer 1234567890 Einzelverbindunge ls Ihre Kundennummer 91,7414 12345678 Rechnungsdatum EUR Rechnungsnumme tt.mm.jjjj Bezahlen per Handyre chnung (inkl. MwSt.)A r 1234567890/01 Ihre Kundennum 2,1400 me r EUR 12345678 Zu Ihrer Information: Mobilfunknummer 01791234567 Gut zu wissen O2 o Treueprämie (bisher gesammelt, Stand Gesamt Vormonat) (Alle Beträge in EUR ohne MwSt.) 91,7414 7,5600 EUR Ab dem50,4872 SMS / MMS Services (Fortsetzung) Verbindungen 01.07. bis 31.12. Dauerneue Preise Betrag Datum 201Uhrzeit 6 geltenDienst für Kunden im EU Rufnummer Betrag Datum Uhrzeit Typ Rufnummer im 18.08.2010 0,2521 EU -Ausland:16:10:00 SMS in andere Netze -regulie 01719876543 rten Roamin 0,1261 und Datenv 00:01:25 abgehende 89 g-Tarif SMSGes 09:51:36 089123456 präche kosten dan 0,2437(Roaming Basic, 16.08.2010 erbind18.08.2010 0,1261 ungen 5,9517:10:00 ins Ausland 0043894561237 n Weltzonen Pack) 10:12:43 01711234567 00:00:25 und Cen t pro MB. Danach gelten nur noc h 5,95 Cent pro Minute 00:01:35 zu wei0,2521 16.08.2010 089123456 teren Auslandstarif wie der , SMS 2,38 Cent 16.08.2010 11:32:38 6,5546 Premium SMS/MMS en finden von/an Sie auf ww Kurzwahl die Preise35,5997 gem äß je SMS 16.08.2010 15:12:43 01711234567 00:52:01 A w.o2.de/goto/auslan d BetragPreisliste. Mehr Information 00:10:25Information 1,3866 en zuDatum Uhrzeit Dienst/Anbiete r* en dazu 16.08.2010 18:32:38 089123456 Bezahlen per Han 01:10:30 Logos & Klingeltöne, Anbieter: O2 1,7479 17.08.2010 08:51:36 089123456 Die aufgeführ 00:00:10 0,1261 01.08.2010 ten Die dyr ech nun g: Anbieter: O2 1,7479 00:03:29 0,5042 nste (Bru02:10:30 04.08.2010 ttoleistung Logos & Klingeltöne, 17.08.2010 08:51:46 089123456 Inhalt, können en) &wer den vonAnbieter: 2,1681 09:51:36 01711234567 01:45:25 Sie 07.08.2010 13,3613 sich an den03:10:30 jeweiligen Logos Klingeltöne, DrittanO 2 Obie 2 tern erbracht. 2,1681 17.08.2010 Allgemeine 2,7731 Informa10.08.2010 04:10:30 LogosDrit Klingeltöne, &tan bieter Anbieter: Hab en Sie Fragen zum 17.08.2010 09:55:36 01711234567 00:21:25 tion en sow ie akt e, wenden Anbieter: O2. 2,5882 Dienst oder 0044800123456 kostenfrei unt 00:00:25 0,2521 13.08.2010 er 05:10:30 uelle Kontaktinform Video-Klingeltön 17.08.2010 10:51:36 AB der Rufnumme06:10:30 0,3782 16.08.2010 r 0800/5Video Klingeltöne, atio nen für alle Drittan Anbieter: O 2 2,5882 17.08.2010 10:55:36 01711234567 00:02:25 522277 oder wwAnbieter: O bieterd 1,7494ienste erhalten Sie 11:51:46 089123456 00:00:59 0,1261 18.08.2010 17:10:30 Logos & Klingeltöne, w.o2.de/b 2 eza hlen-per-hand 1,7494 auc h jederzeit 17.08.2010 O 11:55:36 089123456 00:58:25 7,4370 20.08.2010 18:10:30 Logos & Klingeltöne, Anbieter: 2 yre 2,1681 chnung 17.08.2010 - mbe GmbH,0,1261 22.08.2010 19:10:30 Logos & Klingeltöne, Anbieter: O2 18.08.2010 12:51:36 MB 333 00:00:50 Chauss eestr. 5, 101 Logos & Klingeltöne, Anbieter: O2 2,1681 017612345678 Anbieter/Se0,2521 00:01:25 rvic 24.08.2010 15 Ber 20:10:30 lin, Tel . 080 18.08.2010 13:55:36 00:09:25 e: 25.08.2010 18:10:30 Logos & Klingeltöne, 1,2605 0 / 7234324 Anbieter: O 2 1,7479 14:51:36 017612345678 Stiftun 2,5882 00:57:25 g Waren 09:10:30 Video Det 18.08.2010 ail: Anbieter: O2 017612345678 test/W 7,3109 eb-Presse 26.08.2010 Klingeltöne, 18.08.2010 15:51:36 0,5303 27.08.2010 10:10:30 /eBooksVideoTes Klingeltöne, t 06/201 Anbieter: O2 2,5882 0,24 EUR 18.08.2010 16:55:36 017612345678 00:04:01 Klingeltöne, 5Anbieter: O2 1,7479 S 012121234567 - Dialogs Software 00:00:45 0,4118 28.08.2010 11:10:30 Logos & 0,7059 Gm 18.01.2007 17:51:36 bH, Selkam Logos & Klingeltöne, Anbieter: O2 1,7479 29.08.2010 13:10:30 p 10, 442 18.01.2007 17:51:36 S 01801234567 Anbieter/Servic 00:01:25 87 e: 30.08.2010 11:10:30 Logos & Klingeltöne,Dor tmund, Tel 0231/9 Anbieter: O 2 2,1681 0,24 EUR 0,1261 Anbieter: O2 45 32 68, 01711112222 00:00:25 18.08.2010 19:51:36 Smartpark/Tic 00:00:35 keting31.08.2010 12:10:30 LogosDet 0,1261 ail: & Klingeltöne, 2,1681 20:55:36 01711234567 18.08.2010 017612345678 00:00:25 0,1261 Parken 0,24 EUR 18.08.2010 21:42:38 5,9817 WAP / Internet 3,9243 19.08.2010 09:51:36 017612345678 00:47:26 Betrag Uhrzeit Dienst* Einh. 19.08.2010 10:39:02 + 017612345678 Sow eit nicht (0,4494) 00:03:34 G Datum ausdrückli 3 min. 0,2269 0,24 EUR ch abweich 16.08.2010 12:00:00 Internet end gekennzeichne 5 min. 0,3781 12:04:00 Internet t, alle Beträge zzg Kostenpflichtig1,3268 16.08.2010 SMS / MMS Services l. 19% MwSt. 3,3193 e Mehrw22.08.2010 ertdienste ("Prem WLAN 30 min. 17.08.2010 21:10:00 SMS in Ihrem Netz aufgrund der der0,1261 017612345678 iumdienste"): Geb zeit für Premiumdien0,1261gelMehrwertdi SMS in Ihrem Netz 017612345678 0,1261 tenden gesetzlich ühren werden kos 17.08.2010 22:10:00 Web 2 SMS 017612345678 ste vorläufig für enste ( Daten) en Regelungen wird tenfrei0,4034 inBetrag den ersten Sekund 17.08.2010 22:12:00 abw zeit ige Dienste ein ma eich Typend von en angesagt; zeitunabhä abhäng Einh. 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DieBetrag reche Zahlung ist mit Zuga it Sie wede Ablauf der tzliche Ansprüche Datum 0,9500 18.08.2010 nach einem deutl 16:10:00 ng diese Smartpark/Dialo ich erkennbargsen r eine Nachweispflicht für erbrachte vorge 0,1200 nannten Acht-Woc hen-Frist oder aufgr 16.08.2010 09:51:36 Handyporto/Deutsche Post r Rechnung fällig Hinweis auf die vorge gsng kann . Die Abrechnu Verbindun nannten Folgen 0,1200 gsleistungen noch eine Ausk und Post 0,9500 18.08.2010 17:10:00 Smartpark/Dialo verla unftspflicht für 16.08.2010 15:12:43 Handyporto/Deutsche unbe rechnete Beträge ngt habe aus den Vormonate n, dass Verkehrsdaten gelöscht n enthalten. oder Quelle: O2 Online (2017). Seite x von x
14 | Drittanbieterproblematik aus Verbrauchersicht 3. DRITTANBIETERPROBLEMATIK AUS VERBRAUCHERSICHT 3.1 FRÜHWARNNETZWERK METHODIK ZUR AUSWERTUNG DES Immer wieder suchen Mobilfunkkunden mit Drittanbie- terproblemen die Beratungsstellen der Verbraucher- m FRÜHWARNNETZWERKS zentralen auf. Im Zuge dieser Beratungen werden auf- Das FWN wird anhand eines induktiv entwickelten fällige Sachverhalte detailliert in das FWN eingetragen, Kategoriensystems ausgewertet. Das Ziel ist eine die eine Kategorisierung sowie eine anschließende Clusterung der Sachverhalte und eine darauf auf- qualitative Analyse ermöglicht. Diese Informationen bauende Auswertung der Verbraucherprobleme.50 helfen den Marktwächtern, den Markt aus der Verbrau- cherperspektive zu beobachten und zu untersuchen. Untersuchungszeiträume Eine Quantifizierung der Daten aus dem FWN heraus 01.04 – 30.06.2016 sowie 01.01.2017 – 28.02.2017 bzw. ein Rückschluss auf die Häufigkeit des Vorkom- mens in der Verbraucherberatung insgesamt ist jedoch Auswertungsgrundlage nicht möglich. Qualitative Eingabe von Sachverhalten mittels einer browserbasierten Software durch die Bera- Um die im FWN vorliegenden Drittanbieterfälle differen- tungskräfte in den jeweiligen Verbraucherzentra- ziert auszuwerten, wurden die Fälle in unterschiedliche len (FWN). Kategorien (im Text gefettet dargestellt) eingeordnet. Ein besonderer Fokus wird dabei auf folgende Aspekte ge- Auswertungsmethodik legt: Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring51 • Auslöser der Drittanbieterleistung Vorgehensweise • Zeitpunkt der Kenntnisnahme des Verbrauchers Induktive Kategorienentwicklung52 • Reaktionen des Verbrauchers • Reaktionen der Unternehmen Datengrundlage • Kosten Sachverhalte, die dem Bereich Telekommunika- tion innerhalb des FWN zugeordnet worden. 226 Der Schwerpunkt der Untersuchung betrachtete den Sachverhalte Drittanbieter im Untersuchungszeit- Zeitraum in 2016 (Kapitel 3.1.1 bis 3.1.5). Die Analyse raum 2016 im Bereich Mobilfunk (255 insgesamt; wurde anschließend um den Betrachtungszeitraum An- 29 Festnetz oder nicht zuordenbar). 75 Sachverhal- fang 2017 erweitert, um Veränderungen inhaltlicher Art te Drittanbieter im Untersuchungszeitraum 2017. zu dokumentieren (Kapitel 3.1.6). Gütekriterien Codierleitfaden zur Nachvollziehbarkeit des Vor- gehens; Berechnung von Maßzahlen (Reliabilität nach Holsti, Krippendorfs Alpha) jeweils für Inter- und Intracoderreliabilität 53, 54 50 Vgl. Häder (2015), S. 331. 51 Vgl. Fenzl und Mayring (2014). 52 Vgl. ebda., S. 82 ff. 53 Vgl. Verbraucherzentrale Bundesverband (2016b). 54 Vgl. Mayring (2014), S. 109 ff.
Drittanbieterproblematik aus Verbrauchersicht | 15 3.1.1 Auslöser der Drittanbieterleistung 3.1.2 Kenntnisnahme des Verbrauchers Abhängig von der Art des Drittanbieters können die Auslö- Unabhängig davon, ob ein Vertragsschluss absichtlich ser des Vertragsabschlusses stark variieren. Deutlich wird oder unabsichtlich ausgelöst wurde, stellt sich die Fra- dies vor allem bei absichtlichen Abschlüssen von Drittan- ge, wann der Verbraucher vom Abschluss der Drittanbie- bieterverträgen. Manche Verbraucher rufen kostenpflich- terleistung erfahren hat. Dies kann unmittelbar erfolgen, tige Rufnummern aufgrund von Fernsehwerbung oder da der Verbraucher ohne große Zeitverzögerung durch Fernsehsendungen an; in anderen Fällen schließt das eine Bestätigungs-SMS informiert wird. Der Inhalt einer Kind der eigentlichen Vertragsperson einen Vertrag ab. solchen SMS ist unterschiedlich und enthält mitunter Angaben zum Preis, Anbieter, Produkt sowie Kontaktin- Bei der Kategorie des unbewussten Vertragsabschlusses formationen. ohne aktive Handlung des Verbrauchers ist hingegen völ- lig unklar, wie der Rechnungsposten des Drittanbieters Teilweise erfährt der Verbraucher allerdings erst später, auf die Rechnung gekommen ist. In einigen Fällen waren dass ein Entgelt in Rechnung gestellt wurde. So entdeckt die Verbraucher nach eigener Aussage zum angegebenen er beispielsweise die Kosten für ein Abonnement oder Zeitpunkt nicht einmal in der Nähe ihres Telefons. einen Einzelabruf erst beim Lesen der monatlichen Mo- bilfunkrechnung oder bei einer rein summarischen Prü- Anders sieht es dagegen beim unabsichtlichen Vertrags fung der Rechnung. abschluss mit aktiver Handlung des Verbrauchers aus. So werden bei manchen Sonderrufnummern unter falschen Das folgende Beispiel zeigt eine Informations-SMS zum Vorgaben Tastenbestätigungen verlangt, deren Ausfüh- Drittanbietervertrag: rung einen hohen Preis nach sich ziehen. Beispielhaft hier- für sind sogenannte Hosentaschenanrufe, bei welchen das Mobiltelefon des Verbrauchers durch unbewussten Kontakt mit den Wahltasten eine unbestimmte Nummer anruft (56565 u. a.). In anderen Fällen wird ein Werbeban- k BEISPIELFALL AUS DEM FWN ner an- oder weggeklickt, es wird eine Seite direkt oder „Sehr geehrter Kunde, der Dienst [XXX] hat soeben durch eine Verlinkung aufgerufen, oder es werden nicht über Ihre Handyrechnung 4,99 Euro abgerechnet. eindeutig gekennzeichnete Bestellbuttons angeklickt. Kontaktinformationen, 0800 XXXXXXX, info@ xxxxxxx.xx erreichbar werktags 08–22 Uhr, sonst Insgesamt wird während der Untersuchung der Sachver- 09–18 Uhr. Mehr Informationen zur Abo-Verwal- halte deutlich, dass Verbraucher auch Drittanbieterleis- tung erhalten Sie unter http:// xxxxxxx.xx“ tungen auf ihrer Rechnung bemerken, die sie nach eige- ner Einschätzung nicht bewusst abgeschlossen haben. 3.1.3 Reaktionen der Verbraucher k BEISPIELFALL AUS DEM FWN Die Reaktionen der Verbraucher wurden in zwei Unter kategorien geordnet: „Beim mobilen surfen „poppte“ beim Verbraucher eine nicht aufgerufene Seite auf, die kostenpflichtige • Allgemeine Reaktionen Leistungen im Mobilfunk anbot. Beim Versuch, diese • Reaktionen der Verbraucher gegenüber den Unter- „wegzuklicken“, kam der Verbraucher scheinbar nicht nehmen genau auf das entsprechende Kreuzchen […]. Der Ver- braucher brach diesen Vorgang direkt ab. Anschlie- Bei den allgemeinen Reaktionen konnten unterschied- ßend erhielt er eine SMS-Benachrichtigung, dass ab liche Verhaltensweisen beobachtet werden. Während sofort wöchentlich 4,99 Euro berechnet werden.“ viele Verbraucher die Konsequenzen, beispielsweise einer Bestätigungs-SMS (siehe nachfolgendes Beispiel), falsch einschätzen, begeben sich andere wiederum auf
16 | Drittanbieterproblematik aus Verbrauchersicht die eigenständige Recherche zur Drittanbieterthematik. Die Vielzahl der dargestellten Reaktionen zeigt, dass es In weiteren Fällen wenden sich Betroffene mit ihren An- Verbraucher gibt, die offensiv gegenüber den beteilig- fragen an andere Institutionen, wie der Polizei oder der ten Unternehmen reagieren, indem sie strittige Beträge Bundesnetzagentur. zurückbuchen oder eine Drittanbietersperre fordern etc. Aber, wie die Erfahrungen aus den Verbraucherzentralen zeigen, gibt es gleichzeitig auch zahlreiche Verbraucher, k BEISPIELFALL AUS DEM FWN die zusätzliche Informationen und weitergehende Unter- stützung benötigen. Dies äußert sich unter anderem in der Inanspruchnahme alternativer Ansprechpartner, wie „Der Verbraucher bekam eine SMS mit den Worten zum Beispiel der Verbraucherzentrale. „Herzlichen Glückwunsch zu ihrem abgeschlosse- nen Abo für 7,99 Euro die Woche“. Er dachte an ei- In den meisten Fällen ist allerdings der Telekommuni- nen Virus und löschte diese direkt […].“ kationsanbieter der für den Verbraucher wichtigste An- sprechpartner, darüber hinaus werden auch die Aggre- gatoren sowie die Drittanbieter selbst von Verbrauchern angesprochen. In seltenen Fällen, wenn der Streit um Auch in den Reaktionen gegenüber den Unternehmen die Bezahlung eskaliert, treten Inkassounternehmen als lassen sich unterschiedliche und kombinierbare Hand- vorrangige Ansprechpartner auf. lungsweisen erkennen. Der Verbraucher: 3.1.4 Reaktionen der jeweilig • kündigt das Abo, angesprochenen Unternehmen • bezahlt die geforderten Abo-Kosten, • lehnt die Zahlung grundsätzlich ab, Als kooperativ werden die Unternehmen kategorisiert, • lässt strittige Beträge von seiner Bank zurückbuchen, die auf Anfragen der Verbraucher mit einer konstruktiven • lässt sich eine Drittanbietersperre einrichten, Hilfestellung reagieren – unabhängig von dem rechtli- • fordert die Herausgabe der Adressen der chen Hintergrund dieser Verhaltensweise. Beispielhaft Drittanbieter, kann man hier folgende Reaktionen nennen: • verlangt einen Nachweis über den Vertrags abschluss, • Die Einrichtung einer Drittanbietersperre, • stellt allgemeine Anfragen, wenn er den Sach • Eine vollumfängliche oder partielle Rückerstattun- verhalt noch nicht genau kennt. gen der Drittanbieterbeträge, • Die Kündigung des Abos wird meistens von den Ag- Letzteres tritt insbesondere in den Fällen auf, in denen gregatoren, teilweise aber auch von den Telekom- Verbraucher aufgrund ihrer Unsicherheit in dieser spe- munikationsunternehmen vorgenommen zifischen Situation noch keinen Kontakt zu ihrem Ver- tragspartner aufgenommen haben und sich zuerst bei anderen Institutionen erkundigen. k BEISPIELFALL AUS DEM FWN k BEISPIELFALL AUS DEM FWN „Der Vertragspartner hat dem Kunden die ladungs- fähige Anschrift mitgeteilt und 140 Euro gutge- schrieben.“ „Die Kundin bemerkte […] sieben Drittanbieter- belastungen, die ihr völlig unerklärlich sind. Sie hat Einspruch gegen die Rechnung erhoben und, soweit noch nicht vorhanden, auch die zustellfähi- Allerdings konnten auch Fälle mit unkooperativen Reak- gen Anschriften der Drittanbieter angefordert […]“ tionen der Unternehmen beobachtet werden. Dazu zäh- len die folgenden Vorgehensweisen:
Drittanbieterproblematik aus Verbrauchersicht | 17 • Betroffene Verbraucher werden zur Klärung des • Sachverhalts an den jeweiligen Drittanbieter verwiesen. Weigert sich der Verbraucher, den geforderten k BEISPIELFALL AUS DEM FWN Betrag zu bezahlen oder bucht die Lastschriften „Der Verbraucher hat fristgerecht (insgesamt 2 zurück, droht der Anbieter in einigen Fällen mit Mal) das technische Prüfprotokoll angefordert. Der einer Sperre des Anschlusses und/oder führt diese Vertragspartner hat nicht reagiert.“ auch durch. Diese Sperre wird nur angedroht, wenn die Unternehmen den Standpunkt ihrer Forderung aufrechterhalten. • Die beteiligten Unternehmen leisten keine Hilfe Die Kategorie besondere Reaktionen der Anbieter ist stellung und weisen die Verantwortung für die vereinzelt im FWN anzutreffen. So wird Verbrauchern, Abrechnung von sich. welche sich mit der Bitte um die Einrichtung einer Drit- tanbietersperre an ihren Telekommunikationsanbieter In anderen Sachverhalten sind zudem auch weiterge- wenden, die Auskunft erteilt, dass dies nur gegen ein hende Maßnahmen zu beobachten. So kommt es zu Entgelt möglich wäre. Seltener kommt es vor, dass Mit- Mahnungen, und in einigen Fällen drohen Telekom- arbeiter von Telekommunikationsunternehmen den Ver- munikationsanbieter auch mit der Kündigung des An- braucher an die Verbraucherzentralen weiterleiten. schlusses und der Einschaltung eines Inkasso-Unter- nehmens. 3.1.5 Kosten für Abonnements Die Kosten für ein einzelnes Abo im Abrechnungszeit- k BEISPIELFALL AUS DEM FWN raum liegen, sofern angegeben, in allen Fällen unter 10 Euro. Die Preisspanne bewegt sich hierbei von 4,99 Euro bis 9,99 Euro pro Woche; häufig wird auch 6,99 Euro pro „Die Verbraucherin versuchte bereits eine Drit- Woche genannt. Ebenso können Abos auch monatlich tanbietersperre einrichten zu lassen (für die Zu- abgerechnet werden. Hier kann sich die Preisspanne ei- kunft), aber sowohl der Vertragspartner – als auch nes einzeln abgeschlossenen Abos im zweistelligen Be- die Mitarbeiter des Netzbetreibers in den Shops reich bewegen. Die Gesamtkosten der einzelnen Fälle im behaupteten, dass das für Prepaidverträge nicht FWN sind ungleich verteilt. Abhängig von der Drittanbie- möglich sei und sie dafür auch gar nicht zuständig terleistung werden einzelne Rechnungen mit Kosten von seien. […]“ wenigen Euro bis zu mehreren Tausend Euro beziffert. Wird das Unternehmen nach einem Nachweis über das Zustandekommen des Vertrages gebeten, dann berich- k BEISPIELFÄLLE AUS DEM FWN ten Verbraucher auch hier von unterschiedlichen Reak- „Es bestehen Drittanbieterabos von 10 Firmen. […] tionen. Wird ein Nachweis vorgelegt, dann beinhaltet Schaden 619,79 Euro.“ dieser meist ein technisches Prüfprotokoll oder einen „Dem Verbraucher wurden Kosten von insgesamt Einzelverbindungsnachweis. In einigen Fällen ist es aller- 6385,00 Euro für sogenannte Premium-SMS in dings so, dass der Anbieter keine oder nur unvollständi- Rechnung gestellt.“ ge Nachweise vorlegt. Im letzteren Fall wird argumentiert, dass der Vertragsschluss durch Tastendruck am Telefon oder durch einen Klick auf einen Banner belegt sei.
18 | Drittanbieterproblematik aus Verbrauchersicht 3.1.6 Beobachtungen aus dem In vielen Fällen nehmen Verbraucher erst beim Einsehen Frühwarnnetzwerk 2017 in die Rechnung Kenntnis von der Abbuchung und dem vermeintlichen Vertragsschluss. Auch in Bezug auf die Um aktuelle Entwicklungen zu beobachten, wurde das Reaktionen der Verbraucher sowie der Mobilfunkanbie- FWN mit Hinblick auf die Drittanbieterproblematik ge- ter sind keine wesentlichen Veränderungen zu beobach- nauer untersucht. Die in den Monaten Januar 2017 und ten. Demnach lässt sich festhalten, dass die Problematik Februar 2017 in das FWN gemeldeten Drittanbieter- in Bezug auf strittige Drittanbieterleistungen auf der Mo- Sachverhalte zeigen inhaltlich ein ähnliches Bild wie bilfunkrechnung, die beispielsweise über eine mobile in der vorhergehenden Auswertung aus dem Jahr 2016. Internetverbindung oder eine Kurzwahlnummer zustan- Weiterhin schildern Verbraucher in den Beratungsstellen de kamen, auch weiterhin besteht. ihre Probleme mit Drittanbietern auf der Mobilfunkrech- nung. Teilweise beziehen sich diese Beschwerden noch 3.2 AUSPRÄGUNGEN auf das Jahr 2016. In anderen Fällen sind die Verträge IN DER BEVÖLKERUNG – über Drittanbieterleistungen erst im Jahr 2017 zustande REPRÄSENTATIVE UMFRAGE gekommen beziehungsweise wurden diese erst dann abgerechnet. Um Aussagen über die Relevanz der möglichen Drittan- bieterproblematik in der Bevölkerung treffen zu können, Nach einer Auswertung von insgesamt 75 Sachverhalten sowie weitere Aspekte zu dieser Thematik zu beleuchten, in diesem Zeitraum zeigt sich, dass in der Kategorie Aus- wurde eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage durch- löser des Drittanbieters der „unbewusste Vertragsab- geführt. Dazu wurde aufbauend auf der FWN-Analyse ein schluss“ neben der Kategorie „keine Angabe“ von Ver- Fragebogenentwurf entwickelt und mit den bundeswei- brauchern einen Schwerpunkt bildet. Dies verdeutlicht ten Telekommunikationsexperten der Verbraucherzent- auch folgender Beispielsachverhalt, in welchem eine ralen abgestimmt. Die erkenntnisleitenden Fragen sind Verbraucherin über Facebook eine angebliche Produkt- den folgenden Passagen vorangestellt. tester-App heruntergeladen haben soll. Welche Relevanz hat das Bezahlen von Drittanbieter- leistungen über die Mobilfunkrechnung unter Mobil- k BEISPIELFÄLLE AUS DEM FWN funknutzern in der Bevölkerung? Im Rahmen der Umfrage hat sich ergeben, dass die Funk- „[…] Nach dem Herunterladen der App erhielt die tion „Bezahlen über die Mobilfunkrechnung“ mehrheit- Verbraucherin 3 SMS mit Codes, die sie im Internet lich (89 Prozent) von den befragten Mobilfunknutzern eingeben sollte, um die Bezahlung auszulösen. nicht genutzt wird. Bei lediglich acht Prozent der Mobil- Die Codes hat die Verbraucherin nicht eingegeben. funknutzer tauchten innerhalb der letzten drei Jahre vor Dennoch wurde ihre Mobilfunkrechnung mit 3 mal dem Befragungszeitpunkt Rechnungsbeträge für Drittan- 59,00 Euro durch die [xxx] belastet.[…] Es besteht bieterleistungen auf der Mobilfunkrechnung auf bzw. die Befürchtung, dass die App die SMS ausgelesen wurden vom Guthaben abgebucht. haben könnte und so ein Eintrag möglich war.“ Dabei ist zu beachten, dass das Auftauchen von Rech- „Am 14.01.2017 erschien bei der Verbraucherin nungsbeträgen auf der Telefonrechnung noch offen auf dem Handy ein großer weißer Pfeil, der nicht lässt, ob der Abschluss der Drittanbieterleistungen ab- mehr weg ging. Verbraucherin schloß daraufhin sichtlich oder unabsichtlich erfolgte (siehe Abbildung 7). die offenen Seiten und erhielt zwei SMS mit der Mitteilung, dass ein Abo abgeschlossen wurde. Wie hoch ist der Anteil von Mobilfunknutzern, die Dritt Keine Redirect-Lösung des Netzbetreibers zu anbieterleistungen unabsichtlich abgeschlossen haben? beobachten.“ Von den Mobilfunknutzern, die innerhalb der letzten drei Jahre abgeschlossene Drittanbieterleistungen auf ih- rer Mobilfunkrechnung hatten bzw. denen Beträge vom
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