Infodienst Krankenhäuser - ver.di - Gesundheit & Soziales
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Nr. 80 / März 2018 Infodienst ISSN 1612-9180 Krankenhäuser
Liebe Kolleginnen & Kollegen! Vorwort Kommt sie, kommt sie nicht? Wenn dieser Infodienst Kranken- häuser in Druck ist, entscheiden die SPD-Mitglieder, ob die Weichen auf große Koalition gestellt wer- den. Der ver.di-Fachbereich Gesund- heit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen hat die Verhandlungs- ergebnisse von Union und SPD auf Herz und Nieren geprüft und eine Bewertung vorgelegt. Ihr findet sie ab Seite 8. Wenn die große Koalition dann kommt, ist auch noch nichts in trockenen Tüchern. Das heißt, den Druck aufrechtzuerhalten und für UKGM, siehe Seite 24 bessere Arbeitsbedingungen wei- ter einzustehen. Dazu ist schon einiges im Terminkalender gesetzt (siehe Seite 8). am selben Tag eine Bundesrats- Parallel zu diesen Aktivitäten Ansonsten ist ver.di bundesweit initiative für ausfinanzierte und läuft in den Kliniken die Erfassung auch gegenüber den Ländern umfassende Personalschlüssel für der Personalsituation mit dem so- weiter aktiv und schiebt Gesetzes- Kliniken und Pflegeheime auf den genannten »Soll-ist-voll-Rechner« und Verordnungsinitiativen mit an. Weg gebracht (siehe Seite 14). (siehe Seite 13). Also Mitmachen! Hamburg hat am 20. Februar In Berlin hat das Bündnis für Beste Grüße 2018 die »Verordnung über mehr Personal im Krankenhaus am Joachim Lüddecke ergänzende Qualitätsanforderun- 1. Februar 2018 den Volksent- gen nach § 6b Absatz 3 des Ham- scheid »Gesunde Krankenhäuser« burgischen Krankenhausgesetzes« gestartet (siehe Seite 20). beschlossen und der Berliner Senat Impressum ISSN 1612-9180 Der Infodienst Krankenhäuser ist eine Veröffentlichung Erscheinungsweise: jeweils im letzten Monat eines Quartals der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, (März, Juni, September, Dezember) ein Kooperationsprojekt aller 10 ver.di-Landesbezirke Redaktionsschluss: jeweils am 10. des Vormonats sowie des ver.di-Bundesvorstandes, Fachbereich 3, Ressort 9 (Februar, Mai, August, November) V.i.S.d.P. Joachim Lüddecke, ver.di-Landesbezirk Niedersachsen-Bremen, Goseriede 10, 30159 Hannover, LeserInnenbriefe bitte an: Joachim Lüddecke, Tel. 0511 / 12 400 - 250, Fax 12 400 - 154, infodienst.krankenhaeuser@verdi.de joachim.lueddecke@verdi.de Bei Anfragen per E-Mail bitte Absender nicht vergessen, Endredaktion: Joachim Lüddecke damit wir gleich die zuständigen Ansprechpersonen bei ver.di vermitteln können. Das Redaktionsteam behält sich vor, Zuschriften gekürzt zu veröffentlichen. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben Adress- und Verteileränderungen: nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. bitte an kerstin.germann@verdi.de Preis: nach dem Selbstkostendeckungsprinzip, Als PDF unter im ver.di-Mitgliedsbeitrag enthalten www.infodienst-krankenhaeuser.verdi.de Redaktionsschluss war am 16.2.2018 | Auflage: 13.900 Infodienst-Newsletter formlos bestellen und abbestellen bei Titelfoto: Uniklinik Regensburg, Anfang Dezember 2017 kerstin.germann@verdi.de Herstellung: freeStyle grafik + unidruck, Hannover 2 Infodienst Krankenhäuser Nr. 80 März 2018
In diesem Heft Inhalt Kontakte Tarif- und Branchenpolitik: Vor Ort Konzerne ver.di-Landesbezirke und Elbe-Kliniken Stade und Buxtehude (Nds.): Bundesverwaltung __________________4 Paracelsus-Kliniken: Zeit für einen Haustarif! _______________41 Insolvenz durch Missmanagement _______29 Kliniken des Landkreises Lörrach: Mehr von uns KfH-Tarifverhandlungen haben begonnen: Tariflösung für Servicetochter Data Med __42 ist besser für alle! Arbeitgeber »bitten um Verständnis« ____30 Herzlichen Glückwunsch nach PHV Dialyse: Arbeitgeberangebot Augsburg und Coburg ________________43 Rückblicke absolut unzureichend! ________________31 Klinik Ernst von Bergmann Bad Belzig Vor den Koalitionsverhandlungen: Median West (ehemalige AHG AG): (Brandenburg): Einigung zum »Versprechen halten!« ________________5 Kleine Aufkleber – große Wirkung _______32 Haustarifvertrag _____________________43 WDR-Reportage: »Kranke Pflege Tarifverhandlungen in Senftenberg und – Alexander Jorde kämpft für einen Internationales Barnim (Brandenburg) ________________44 Neustart« __________________________5 Fresenius Kidney Care (Kalifornien): Kasseler Appell für Entlastung __________6 Bildungsangebote, »Atmosphäre der Angst« ______________33 Niedersachsen: Was vor der Landtagswahl Seminare, Tagungen versprochen wurde, muss nach der Wahl Deutschland Digitalisierungskongress _______________45 auch umgesetzt werden! ______________6 Bayern: Klinikdirektoren und ver.di Hans-Böckler-Stiftung: Private-Equity-Monitor ________________35 Literatur- und Internettipps schlagen Alarm: »Öffentliche Daseins- vorsorge sichern und Personalmangel Finanzinvestoren: Sprunghafter Anstieg Digitalisierung im Krankenhaus. begegnen« _________________________7 der Übernahmen von Gesundheits- Mehr Technik – bessere Arbeit? _________45 Unterfränkische Kliniken brauchen einrichtungen 2017 __________________36 Digitalisierung und Technisierung mehr Personal_______________________7 Chinesische Investoren: Ein Thema für der Pflege in Deutschland______________45 Ausblick Interessenvertretungen in Gesundheits- Erstmals vergleichbare gesundheitsökonomi- Koalitionsvertrag: »teils kleine, einrichtungen? ______________________38 sche Daten der Bundesländer erschienen _46 teils große Schritte in die richtige Entgelttransparenzgesetz ______________46 Richtung« __________________________8 Aus den Landesbezirken DGB-Index Gute Arbeit Report 2017 _____46 Termine ____________________________8 Baden-Württemberg: Zahl der Gewaltunfälle Zu einzelnen Aussagen Umfrage zur Pflegekammer läuft ________40 bei der Arbeit gestiegen _______________47 des Koalitionsvertrags_________________9 Niedersachsen: Rechtspopulismus und Vereinfachter »Soll-ist-Voll-Rechner«____13 Pflegekammer kritisch begleiten ________41 Gewerkschaften _____________________47 LinkListe Personaluntergrenzen ________14 Asklepios Göttingen: Arbeitgeber muss Abmahnungen nach Gefährdungsanzeige zurücknehmen ______________________16 OP-Barometer 2017: »Personalknappheit, schlechte Organisationsstrukturen und Defizite in der Unternehmenskultur ...« ___18 Universitätsklinikum des Saarlandes Ultimatum einer onkologischen Station erfolgreich_________________________19 Kündigung der Personalrätin Charlotte Matheis___________________19 Berlin: Volksentscheid »Gesunde Krankenhäuser«_____________20 Helios Amper Kliniken AG (Bayern): TVöD ist nur Etappensieg! _____________23 Universitätsklinikum Gießen und Marburg: »Ein Einstieg in die Entlastung« _________24 Unikliniken Baden-Württemberg: 3.000 für mehr Personal_______________26 Tarifpolitik Tarifrunde öffentlicher Dienst Bund und Kommunen 2018 ____________27 Uniklinik Tübingen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L): Auch hier wird verhandelt __28 www.mitgliedwerden.verdi.de www.klinikpersonal-entlasten.verdi.de Infodienst Krankenhäuser Nr. 80 März 2018 3
ver.di-Landesbezirksfachbereiche 3 Kontakte Nord Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen Hüxstr. 1, 23552 Lübeck Fax 0421 / 3301 - 392 Karl-Liebknecht-Str. 30-32, 04107 Leipzig Fax 0451 / 8100 - 888 Ralf Krüger Tel. 0421 / 3301 - 330 Fax 0341 / 52901 - 630 Steffen Kühhirt Tel. 0451 / 8100 - 801 Diana Sternagel Tel. 0421 / 3301 - 331 Bernd Becker Tel. 0341 / 52901 - 230 Wolfgang Hooke Tel. 0451 / 8100 - 805 Thomas Mühlenberg Tel. 0341 / 52901 - 111 Christian Wölm Tel. 0451 / 8100 - 716 Hessen Manuela Schaar Tel. 0341 / 52901 - 235 Katrin Hirschlein Tel. 0451 / 8100 - 703 Wilhelm-Leuschner-Str. 69-77, 60329 Frankfurt/M. Viola Doktor-Wolf Tel. 0341 / 52901 - 232 Angelika Grabazius Tel. 0451 / 8100 - 714 Fax 069 / 2569 - 1329 Annett Steinbach Tel. 0371 / 69034 - 32 Vanessa Britt Tel. 0451 / 8100 - 709 Georg Schulze-Ziehaus Tel. 069 / 2569 - 1322 Cornelia Herwig Tel. 0341 / 52901 - 234 Stefan Röhrhoff Tel. 069 / 2569 - 1320 Ingrid Besser Tel. 0341 / 52901 - 233 Hamburg Jens Ahäuser Tel. 069 / 2569 - 1220 Besenbinderhof 60, 20097 Hamburg Carmen Staab-Sommer Tel. 069 / 2569 - 1201 Rheinland-Pfalz-Saarland Tel. 040 / 89 06 15 - 730, Fax 040 / 89 06 15 - 740 Petra Wegener Tel. 069 / 2569 - 1321 Münsterplatz 2-6, 55116 Mainz Hilke Stein Tel. Tel. 040 / 89 06 15 - 731 Fax 06131 / 9726 - 288 Jennie Auffenberg Tel. 040 / 89 06 15 - 732 Nordrhein-Westfalen Frank Hutmacher Tel. 06131 / 9726 - 130 Sigrid Ebel Tel. 040 / 89 06 15 - 733 Karlstraße 123-127, 40210 Düsseldorf Stephanie Unger-Maar Tel. 06131 / 9726 - 131 Norbert Proske Tel. 040 / 89 06 15 - 734 Fax 0211 / 61824 - 463 Sönke Rabisch Tel. 040 / 89 06 15 - 735 Wolfgang Cremer Tel. 0211 / 61824 - 290 Bayern Dr. Arnold Rekittke Tel. 040 / 89 06 15 - 736 Jan von Hagen Tel. 0211 / 61824 - 295 Schwanthalerstr. 64, 80336 München Michael Stock Tel. 040 / 89 06 15 - 737 Susanne Hille Tel. 0211 / 61824 - 292 Fax 089 / 59977 - 1039 Karin Frey Tel. 040 / 89 06 15 - 738 Maria Tschaut Tel. 0211 / 61824 - 164 Robert Hinke Tel. 089 / 59977 - 1030 Anna Jürgens Tel. 040 / 89 06 15 - 739 Katharina Schwabedissen Tel. 0211 / 61824 - 168 Kathrin Weidenfelder Tel. 089 / 59977 - 1033 Heidi Kunz Tel. 040 / 89 06 15 - 741 Niko Köbbe Tel. 0211 / 61824 - 297 Nico Wickleder Tel. 0931 / 3 21 06 - 28 Dagmar Otto Tel. 040 / 89 06 15 - 742 Martina Kordon Tel. 0211 / 61824 - 296 Lorenz Ganterer Tel. 089 / 59977 - 1031 Natalie Preußer Tel. 0211 / 61824 - 184 Erika Kärgel Tel. 089 / 59977 - 1035 Niedersachsen-Bremen Michael Kreusen Tel. 089 / 59977 - 1036 Goseriede 10, 30159 Hannover Berlin-Brandenburg Fax 0511 / 12 400 - 151 Köpenicker Str. 30, 10179 Berlin Baden-Württemberg Joachim Lüddecke Tel. 0511 / 12 400 - 250 Fax 030 / 8866 - 5925 Theodor-Heuss-Str. 2 / tHeo.1, 70174 Stuttgart Aysun Tutkunkardes Tel. 0511 / 12 400 - 251 Meike Jäger Tel. 030 / 8866 - 5250 Irene Gölz Tel. 0711 / 88788 - 0330 Elke Nobel Tel. 0511 / 12 400 - 253 Heike Spies Tel. 030 / 8866 - 5260 Yvonne Baumann Tel. 0711 / 88788 - 0310 Silvia Ganza Tel. 0511 / 12 400 - 254 Ivo Garbe Tel. 030 / 8866 - 5261 Silke Hansen Tel. 0711 / 88788 - 0320 Annette Klausing Tel. 0511 / 12 400 - 256 Heike Modrow Tel. 030 / 8866 - 5251 Manuela Käfer Tel. 0711 / 88788 - 0301 Christina Ölscher Tel. 0511 / 12 400 - 261 Ralf Franke Tel. 0355 / 4 78 58 15 Cornelia Ullrich Tel. 0711 / 88788 - 0302 Sabrina Kubitschko Tel. 0711 / 88788 - 0303 Alle ver.dianerInnen sind unter vorname.nachname@verdi.de zu erreichen. ver.di-Bundesverwaltung BesucherInnenanschrift Telefon Fax ver.di-Bundesverwaltung, Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin Berufspolitik FB 3 Postanschrift Melanie Wehrheim, Bereichsleiterin _____________ –1830 –3420 ver.di-Bundesverwaltung, Fachbereich 3 (bzw. 4), 10112 Berlin Delphine Pommier, Berufspolitik ________________ –2736 –3420 Mario Gembus, Jugendarbeit im FB 3 ___________ –1049 –3420 Sandra Koziar, Mitarbeiterin ___________________ –1852 –3420 Telefon, Fax 030 / 6956 – Durchwahl Telefon Fax Betriebs- und Branchenpolitik FB 3 Niko Stumpfögger, Bereichsleiter _______________ –1808 –3430 Ressortleitung FB 3 / Uwe Ostendorff, Konzernbetreuung _____________ –1849 –3430 Koordination / Kommunikation Matthias Lindner, Krankenhäuser, Sylvia Bühler, Bundesvorstandsmitglied, Universitätskliniken ________________________ –1843 –3430 Bundesfachbereichsleiterin ___________________ –1800 –3250 Gisela Neunhöffer, Psychiatrie, Doris Skirka, Mitarbeiterin ____________________ –1801 –3250 Servicebetriebe ____________________________ –1842 –3430 Wolfgang Paul, Bereichsleitung Mario Gembus, Kirchen, Diakonie und Caritas ____ –1049 –3420 Koordination, Planung, Controlling ____________ –1806 –3250 Michael Dehmlow, Konzernbetreuung, Andrea Bünger, Mitarbeiterin __________________ –1807 –3250 Sozial- und Erziehungsdienst _________________ –1841 –3430 Astrid Sauermann, Kommunikation Marion Leonhardt, Wohlfahrtsverbände, und Öffentlichkeitsarbeit ____________________ –1814 –3250 Rettungsdienste ___________________________ –1871 –3430 Kirsten Grünberg, Mitarbeiterin ________________ –1803 –3250 Matthias Gruß, Reha, Behindertenhilfe, Gesundheitspolitik Altenpflege _______________________________ –1832 –3430 Grit Genster, Bereichsleiterin ___________________ –1810 –3420 Kerstin Motz, Mitarbeiterin ____________________ –1813 –3430 Dr. Margret Steffen __________________________ –1811 –3420 Sabrina Stein, Mitarbeiterin ___________________ –1872 –3430 Dietmar Erdmeier ____________________________ –1815 –3420 FB 4 (Sozialversicherung) Nadine Garcon, Mitarbeiterin __________________ –1833 –3420 Bundesfachgruppe Rentenversicherung Tarifpolitik FB 3 Rolf Behrens, Rehakliniken der Heike von Gradolewski-Ballin, Deutschen Rentenversicherung _________________ –1950 –3456 Bereichsleiterin ____________________________ –1821 –3410 Angelika Spautz _____________________________ –1831 –3410 Fachbereich 3 im Internet Sven Bergelin _______________________________ –1870 –3410 http://gesundheit-soziales.verdi.de Axel Weinsberg _____________________________ –1823 –3410 Katrin Wegener, Mitarbeiterin __________________ –1860 –3410 Bundesfachgruppe Rentenversicherung im Internet http://sozialversicherung.verdi.de/fachgruppen/rentenversicherung 4 Infodienst Krankenhäuser Nr. 80 März 2018
Rückblicke Vor den Koalitionsverhandlungen: »Versprechen halten!« Mehr von uns ist besser für alle! Am 23. Januar 2018 übergaben ver.di-Aktive ein riesiges Foto- album mit Botschaften aus dem ganzen Bundesgebiet an die bei- den zuständigen Minister, Katarina Barley (SPD, Bundesfamilienminis- terin) und Hermann Gröhe (CDU, Bundesgesundheitsminister). Unter dem Motto »Versprechen halten!« erinnerten sie die Parteien an ihr Versprechen, Beschäftigte in der Pflege zu entlasten und die Ver- sorgung von PatientInnen sowie Pflegebedürftigen zu verbessern. Nun müssten den Worten Taten folgen. »Vor der Wahl haben alle Parteien Maßnahmen für eine bes- sere Pflege angekündigt. Das war höchste Zeit und hat zurecht Er- A S T R I D S A U E R M A N N (2) wartungen geweckt. Die gilt es einzulösen«, mahnte Sylvia Bühler, im ver.di-Bundesvorstand für das Gesundheitswesen zuständig. WDR-Reportage: »Kranke Pflege – Alexander Jorde kämpft für einen Neustart« WDR »Die Story«, 24. Januar 2018, 44 Minuten, verfügbar bis 24. Januar 2019 Der Pflege-Azubi Alexander Jorde schlug in der ARD-Wahlarena Alarm. Und katapultierte mit sei- nem Auftritt das Thema direkt in den Wahlkampf. Er konfrontierte Bundeskanzlerin Merkel mit einem harten Vorwurf: Die Würde des Menschen, Asklepios Fachklinikum Lübben, 7.12.2017 die eigentlich unantastbar sein soll, sieht er in deutschen Krankenhäusern und Altenheimen nicht gewahrt. http://tinyurl.com/WDR-24-01-2018 Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg/Wümme Infodienst Krankenhäuser Nr. 80 März 2018 5
Rückblicke Mehr von uns ist besser für alle! Ostfriesland: Ubbo-Emmius-Klinik Norden, 2.12.2017 Kasseler Appell für Entlastung Die 150 Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer an dem bundesweiten ver.di-Vernetzungstreffen von aktiven Krankenhausbeschäftigten bekräftigten am 3. Februar 2018 ihre Forderung nach mehr Personal und Entlastung im Krankenhaus: »Wir bleiben skep- tisch, bis die konkreten Regelungen tatsächlich wir- ken. Für uns ist entscheidend, was bei uns Beschäf- tigten in den Krankenhäusern ankommt. Daran werden wir die Parteien messen und keine Ruhe geben, bis genug Personal und Entlastung für eine gute Versorgung und gute Arbeits- und Ausbildungs- bedingungen in den Krankenhäusern da sind.« Niedersachsen Was vor der Landtagswahl verspr ochen wurde, führte Landesregierung unter meiner Führung die muss nach der Wahl auch umgesetzt werden! Möglichkeiten auf Landesebene nutzen und für die »Wort halten!« war die zentrale Botschaft, gerich- überfällige Finanzierung einer besseren Personal- tet an den wiedergewählten Ministerpräsidenten ausstattung über die GKV eintreten. Stephan Weil, als er am 4. Dezember 2017 von einer Wir werden in diesem Fall im Niedersächsischen ver.di-Delegation im Eingangsbereich der Universitäts- Krankenhausgesetz Personalmindeststandards/ medizin Göttingen begrüßt wurde. Personaluntergrenzen für die Krankenhäuser fest- Angereist zum Jahresempfang, wurde der Minister- legen, die die Träger und Kassen in die Pflicht präsident durch die KollegInnen daran erinnert, dass nimmt.« er noch kurz vor der Landtagswahl klare Aussagen K L A U S P E T E R W I T T E M A N N / KPW-P H O T O (2) zum Thema Personalnot in Krankenhäusern ver- Siehe Infodienst öffentlicht hatte und sich in einer Erklärung »Für 79, S. 13 mehr Krankenhauspersonal« eindeutig festlegte. In dieser Erklärung vom 26. September versprach Weil: »Solange es auf Bundesebene keine entspre- chende gesetzliche Regelung gibt, wird eine SPD ge- »Wort halten« wörtlich genommen ... 6 Infodienst Krankenhäuser Nr. 80 März 2018
Rückblicke Mehr von uns ist besser für alle! Bayern, 22. Januar 2018 Klinikdirektoren und ver.di schlagen Alarm: »Öffentliche Daseinsvorsorge sichern und Personalmangel begegnen« Der Verband der bayerischen Krankenhausdirekto- ren und die Gewerkschaft ver.di haben Ministerpräsi- dent Horst Seehofer, Gesundheitsministerin Melanie Huml und die SPD-Landesvorsitzende Natascha Koh- nen und ihren Generalsekretär Uli Grötsch ange- schrieben. Ein ungewöhnlicher Vorgang, da Arbeit- gebervertreter und Gewerkschafter naturgemäß Josef Götz unterstrich dies mit genaueren Zahlen unterschiedliche Interessen vertreten und auch in ver- für Bayern: »Im Jahr 2016 schrieben 42% der bayeri- schiedenen Fragen der Gesundheitspolitik unter- schen Krankenhäuser ein Defizit. Dieser Prozentsatz schiedlicher Meinung sind. wird sich 2017 noch weiter verschlechtern und ohne Gemeinsam appellieren sie an die Verantwortlichen Kurskorrekturen gerade in ländlichen Regionen mittel- im Land, ihren Einfluss auf die Bundes- und Landes- fristig zu spürbaren Versorgungsengpässen führen.« politik geltend zu machen, um eine wohnortnahe Robert Hinke betonte den Personalmangel, der seit und hochwertige Krankenhausversorgung in Bayern Jahren zur dauerhafter Überlastung des Klinikperso- zu erhalten und dem Personalmangel zu begegnen. nals führe: »Leistungsmenge und Leistungsintensität Gemeinsam stellen Josef Götz, Vorsitzender der übersteigen die Grenzen des Tolerablen, Kranken- bayerischen Landesgruppe des Verbandes der Kran- stände und Überstunden erreichen vielfach Rekord- kenhausdirektoren, als auch Robert Hinke, Landes- niveaus, die Flucht in Teilzeit und andere Berufe fachbereichsleiter für Gesundheit und Soziales bei ist gang und gäbe. Die sich verschärfenden Arbeits- ver.di Bayern, fest, dass die Krankenhäuser chronisch bedingungen gefährden Personal und Patienten unterfinanziert seien und der Personalmangel in den gleichermaßen.« Kliniken bereits zu Einschränkungen der Versorgungs- kapazitäten und ganzer Leistungsbereiche führe. Mehr Infos unter http://tinyurl.com/verdi-VKD-Bayern Unterfränkische Kliniken brauchen mehr Personal Am 18. Dezember 2017 trafen sich Betriebs- und Personalräte unterfränkischer Kliniken zu einem CORBINIAN WILDMEISTER Gespräch mit SPD-PolitikerInnen: MdL Marina Fehlner (Aschaffenburg), MdB Bernd Rützel (Main-Spessart), MdL Georg Rosenthal (Würzburg), MdL Kathi Peter- sen (Schweinfurt), MdB Sabine Dittmar (Bad Kissin- gen), Alexander Kolbow (Vorsitzender der SPD-Stadt- ratsfraktion Würzburg) und MdL Volkmar Halbleib tungen, bessere Arbeitsbedingungen und endlich an- (Landkreis Würzburg). gemessene Löhne.« Georg Rosenthal: »Es war schockierend, was wir Martina Fehlner: »Pflege braucht Zeit, Pflege zu hören bekamen. An den Arbeitsbedingungen zeigt braucht Wertschätzung und Pflege muss für jeder- sich eine erschreckende Geringschätzung der Arbeit mann bezahlbar bleiben. Dafür werden wir uns im des Pflegepersonals.« Landtag und im Bundestag einsetzen.« Kathi Petersen: »Das für Personal vorgesehene Volkmar Halbleib: »Wir brauchen bessere, gesetzli- Budget darf nicht für Sachkosten zweckentfremdet che Personalschlüssel sowie höhere staatliche Unter- werden.« stützungen für die Krankenhäuser. Nur dann wird der Bernd Rützel: »Wir diskutieren schon lange über Pflegeberuf wieder attraktiv und grundlegende Quali- eine Aufwertung der Pflegeberufe. Erste Schritte sind tätsstandards bleiben erhalten. Derzeit sichert nur getan, jetzt muss es zügig weitergehen. Wir brau- das enorm hohe Engagement der Pflegerinnen und chen eine bessere Personalausstattung in den Einrich- Pfleger die Qualität.« Infodienst Krankenhäuser Nr. 80 März 2018 7
Ausblick Koalitionsvertrag: »teils kleine, teils große Schritte in die richtige Richtung« Mehr von uns ist besser für alle! Die geplanten Maßnahmen von eine solche Regelung bereits. einigung auf die Unruhe in den SPD, CDU und CSU im Bereich der Gleichzeitig sei die Nachweis- Krankenhäusern zurück. Die an- Krankenhauspflege bezeichnet pflicht in den Koalitionsvertrag haltenden Proteste der Kranken- Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di- aufgenommen worden. »Arbeit- hausbeschäftigten, die Aktionen Bundesvorstand, als »teils kleine, geber können also nur die Re- und Streiks im Rahmen der bun- teils große Schritte in die richtige finanzierung der Kosten in An- desweiten ver.di-Bewegung für Richtung«. Die Koalitionsverein- spruch nehmen, wenn sie das Geld mehr Personal und Entlastung im barung sieht vor, dass für alle tatsächlich an ihre Beschäftigten Krankenhaus hätten ein großes bettenführenden Abteilungen in weitergeben.« öffentliches Interesse an ihren Krankenhäusern Untergrenzen für Bühler begrüßt die Ankündi- Themen geschaffen. »Dass wir die Personalausstattung eingeführt gung, die Pflegepersonalkosten jetzt über Pflegepersonalvorgaben werden sollen. Ein entsprechender besser und unabhängig von Fall- sprechen, dass die Fallpauschalen Auftrag an die Krankenkassen und pauschalen zu vergüten. Werde angepackt werden, wäre noch vor die Deutsche Krankenhausgesell- das konsequent umgesetzt, sei es einem Jahr undenkbar gewesen«, schaft (DKG) aus dem letzten Jahr nicht mehr möglich, Personal- so Bühler. solle erweitert werden. kosten für Baumaßnahmen zu ver- Dieser Erfolg sei für die Beschäf- GKV und DKG hatten zuletzt wenden oder auf Kosten der tigten aber kein Grund, die Pro- Untergrenzen für sechs Stationen Pflege Gewinnmargen zu erhöhen. teste einzustellen. »Es wurde in diskutiert, was aus Sicht von ver.di Voraussetzung für einen ziel- den letzten Jahren schon viel ver- die Gefahr eines »Verschiebebahn- gerichteten Einsatz der Pflege- sprochen, der Druck ist trotzdem hofs« in den Krankenhäusern personalkosten sind valide Perso- immer größer geworden. Die berge. Auch seien Untergrenzen nalvorgaben. Man sei allerdings Kolleginnen und Kollegen bleiben nun nicht mehr nur für die »Ver- noch nicht am Ziel: »Jetzt kommt skeptisch und werden erst Ruhe meidung unerwünschter Ereig- es darauf an, die richtigen Wei- geben, wenn mehr Personal, Ent- nisse« gedacht. Nach Auskunft chen für die Zukunft zu stellen. lastung und gute Arbeits- und der SPD sollen sie sich am Pflege- Viele Fehlsteuerungen durch die Ausbildungsbedingungen in den bedarf der Patienten orientieren DRGs bleiben bestehen. Die Her- Betrieben angekommen sind.« […] und für Entlastung der Beschäftig- ausnahme der Pflege kann nur ein »Wir machen weiter Druck und ten sorgen. »Wir werden Union erster Schritt sein, raus aus dem lassen nicht locker, bis den Worten und SPD daran messen, wie diese Wettbewerb auf Kosten der Ge- Taten folgen und Entlastung in qualitativen Verbesserungen um- sundheit von Patienten und Be- Krankenhäusern und der Alten- gesetzt werden«, so Bühler. schäftigten. Aber ein erster, muti- pflege spürbar ist.« Positiv sei auch die angekün- ger Schritt ist gemacht.« Aus der ver.di-Pressemitteilung digte vollständige Refinanzierung Sie führt diese richtigen Wei- vom 7. Februar 2018 von Tarifsteigerungen im Kranken- chenstellungen in der Koalitions- haus. In der Altenpflege gäbe es Termine 1. Mai 2018 Flagge zeigen für Entlastung! 11. Mai 2018 Aktionstag vor dem Inter nationalen Tag der Pflege zum Thema »Was tun eigentlich die Arbeitgeber, um den Fachkräftemangel zu beheben?« 21. Juni 2018 R E N AT E S T I E B I T Z Besuch der Konferenz der Gesundheitsminister der Länder in Düsseldorf 8 Infodienst Krankenhäuser Nr. 80 März 2018
Mehr von uns ist besser für alle! Den Koalitionsvertrag (179 Seiten) vom 7. Februar 2018 mit dem Titel »Ein neuer Aufbruch für Europa. Eine neue Dynamik für Deutschland. Ein neuer Zusammenhalt für unser Land« findet ihr wahlweise unter https://www.cdu.de/system/tdf/media/dokumente/koalitionsvertrag_2018.pdf oder https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Koalitionsvertrag/Koalitionsvertrag_2018.pdf Zum neu zusammengesetzten Ausschuss für Gesundheit des Bundestages siehe »Aktuelle Meldungen«, 31. Januar 2018: »Erwin Rüddel leitet Gesundheitsausschuss« https://www.bundestag.de/gesundheit Alle 41 Mitglieder sowie die stellvertretenden Mitglieder im Ausschuss für Gesundheit findet ihr ebenfalls unter https://www.bundestag.de/gesundheit Per Mail erreichbar sind alle Abgeordneten unter vorname.nachname@bundestag.de Spiegel-online hat mit dem ausführlichen Beitrag »Aufstand der Pfleger« die Situation in den Kranken- häusern, unsere Bewegung für mehr Personal und Entlastung und die Verhandlungen zu Pflegepersonal- untergrenzen aufgegriffen. http://tinyurl.com/spiegelonline-11-02-2018 Zu einzelnen Aussagen des Koalitionsvertrags Koalitionsvertrag Zeile 4.612 Fortsetzung des Strukturfonds, Finanzierung aus der Liquiditäts- Um eine gute stationäre Versor- wenn dieser der Verbesserung der reserve der GKV ab. Der Bundes- gung sicherzustellen, sind deutlich Versorgung, wie dem notwendi- anteil ist aus Steuermitteln zu er- erhöhte Investitionen in Kranken- gen Umbau der Versorgungsstruk- bringen. häuser für Umstrukturierungen, turen in der Fläche, dient. neue Technologien und Digitalisie- Er ist jedoch kein Ersatz für die Zeile 4.621 rung notwendig. Die Länderkom- Landesförderung. Die Unterfinan- Die Qualitätsoffensive für die petenz in der Krankenhausplanung zierung der Länder bei der Investi- deutschen Krankenhäuser soll und die Verpflichtung zur Investi- tionsförderung bleibt weiter un- fortgesetzt werden. Dazu gehören tionsfinanzierung bleiben erhalten. gelöst, obwohl aufgrund hoher insbesondere eine qualitätsorien- Um den notwendigen Struktur- Steuereinnahmen die Investitionen tierte Arbeitsteilung und Vernet- wandel der Krankenhausland- in der erforderlichen Höhe durch zung zwischen einer gut erreich- schaft und die Qualität der statio- die Länder aufzubringen wären. baren Grund- und Regelversorgung, nären Versorgung zu befördern, In den Jahren 2012 bis 2014 Zentren für schwerwiegende, wird der aus der Liquiditätsreserve haben die Kliniken durchschnitt- komplexe oder seltene Erkrankun- des Gesundheitsfonds und von den lich 5,4 Mrd. Euro pro Jahr inves- gen sowie damit verbundenen Ländern hälftig finanzierte Struk- tiert. 44,9 Prozent, also 2,38 Mrd. Anbietern des Gesundheits- und turfonds für weitere vier Jahre in Euro, stammen aus Eigenmitteln Pflegewesens. Die Zentren bieten Höhe von einer Mrd. Euro/jährlich und Krediten. Für bestandserhal- interdisziplinäre Behandlungs- fortgesetzt. tende Investitionen müssen die teams mit hoher medizinischer Bundesländer ihre Investitions- Kompetenz und sollen auch ver.di-Kommentar summen mindestens verdoppeln. Richtige Grundaussage: Kranken- Versicherte der GKV dürfen durch häuser brauchen eine nachhaltig die Finanzierung des Strukturfonds wirkende, auskömmliche Finanz- nicht einseitig belastet werden. ausstattung. ver.di begrüßt die Deshalb lehnen wir eine hälftige Diese Zusammenstellung ist ein Auszug aus der gesundheitspolitischen Bewertung des ver.di- Bundesvorstandes »Anforderungen der ver.di an die künftige Regierungspolitik: Gesundheit und Pflege« vom 9. Februar 2018. Die wichtigsten der auf Krankenhäuser bezogenen Inhalte findet ihr im ver.di-Flugblatt http://tinyurl.com/verdiKoali Infodienst Krankenhäuser Nr. 80 März 2018 9
Mehr von uns ist besser für alle! mit ambulanten Schwerpunkt- chende Anreize zu setzen, die Voraussetzung für einen ziel- praxen zusammenarbeiten, um so auch in Richtung sektorenüber- gerichteten Einsatz der Pflege- spezialmedizinische Kompetenz greifender Behandlung weisen. personalkosten sind valide Per- auch in der Fläche verfügbar zu sonalvorgaben. machen. Die für die Ausweisung Zeile 4.632 der Zentren notwendigen Instru- Als zusätzliche Aufgabe der sta- Zeile 4.644 mente der Qualitätssicherung sind tionären Grundversorgung sollen Wir werden die bereits eingelei- weiter zu entwickeln. Wir werden die Krankenhäuser insbesondere teten Verbesserungen der Versor- die rechtlichen Anpassungen für im ländlichen Raum im Verbund gung psychisch Kranker mit Nach- die entsprechende Weiterentwick- mit den Schwerpunktkrankenhäu- druck umsetzen, insbesondere die lung der Krankenhausplanung vor- sern und örtlichen Pflegeanbietern Schaffung einheitlicher und hinrei- nehmen. ergänzende niedrigschwellige chender Personalstandards sowie Versorgungsangebote, z.B. in der die Einführung stationsersetzender ver.di-Kommentar Nachsorge, vorhalten. Leistungen. Die Richtung stimmt. Die Be- handlung im Krankenhaus muss ver.di-Kommentar ver.di-Kommentar immer entsprechend der bestmög- Zur Sicherstellung der stationä- Der Auftrag zur Entwicklung lichen und ganzheitlichen Qualität ren Grundversorgung in der Fläche neuer Personalmindeststandards erfolgen und finanziert werden. sind Verbundlösungen eine geeig- wurde bereits mit dem PsychVVG Dies gilt ausdrücklich für Maßnah- nete Option. an den G-BA gegeben. Eine gute men zur Sicherung der Struktur- Versorgung psychisch kranker qualität (z.B. eine ausreichende Zeile 4.637 Menschen braucht eine verbind- Personalausstattung) wie auch der Künftig sollen Pflegepersonal- liche, am Bedarf orientierte Per- Prozessqualität (z.B. Optimieren kosten besser und unabhängig von sonalausstattung. Neue Personal- der Patientensicherheit bei Opera- Fallpauschalen vergütet werden. vorgaben müssen sich an der tionen durch Checklisten, Vorrang Die Krankenhausvergütung wird geltenden Psych-PV orientieren der ärztlichen Ethik vor betriebs- auf eine Kombination von Fallpau- und diese weiterentwickeln. wirtschaftlichem Kalkül und Erlös- schalen und einer Pflegepersonal- ver.di hat auf dieser Grundlage optimierung). Hier gilt es entspre- kostenvergütung umgestellt. Die mit einer PsychPVplus eigene Vor- Pflegepersonalkostenvergütung stellungen für hinreichende Perso- berücksichtigt die Aufwendungen nalstandards entwickelt und bringt für den krankenhausindividuellen diese in die Debatte ein. Pflegepersonalbedarf. Die DRG- Berechnungen werden um die Zeile 4.476 Pflegepersonalkosten bereinigt. Im Krankenhausbereich werden wir eine vollständige Refinanzie- ver.di-Kommentar rung von Tarifsteigerungen herbei- Die systematische Veränderung führen, verbunden mit der Nach- bei der Pflegepersonalvergütung weispflicht, dass dies auch tat- wird von ver.di begrüßt, wenn die sächlich bei den Beschäftigten an- Krankenhauspflege über diesen kommt. Weg besser und bedarfsorientiert vergütet wird. ver.di-Kommentar Zur konsequenten Umsetzung ver.di begrüßt die vollständige gehört eine Zweckbindung, die Refinanzierung der Tarifsteigerun- verhindert, dass Personalkosten gen und die entsprechende Nach- für Baumaßnahmen verwendet weispflicht, die sicherstellt, dass oder auf Kosten der Pflege diese bei den Beschäftigten an- Gewinnmargen erhöht werden. kommen. UKGM 10 Infodienst Krankenhäuser Nr. 80 März 2018
Mehr von uns ist besser für alle! Um Tarifflucht zu vermeiden, Forderung und wird ausdrücklich eines Ausbildungsplans erfolgten. müssen Tariferhöhungen bei tarif- begrüßt. Wichtig ist, dass Praxisanleiter/ gebundenen Häusern vollständig ver.di fordert die Abschaffung innen für die Zeit der Anleitung finanziert werden; für Kliniken des Zusatzbeitrages. Sachlich von ihren anderen Aufgaben frei- ohne entsprechende Tariferhöhun- macht es keinen Sinn, die Zusatz- gestellt werden und die erforder- gen ist, wie ursprünglich im Kran- beiträge paritätisch zu finanzieren. liche Zeit erhalten. kenhausfinanzierungs-Reform- Vielmehr birgt dieses Modell die Für die noch zu bildende Fach- gesetz (KHRG) 2009 vorgesehen, Gefahr, eine Disparität schnell wie- kommission erwartet ver.di als die ein zwingender Abschlag wieder- derherzustellen. Die Beitragsauto- zuständige Gewerkschaft im So- einzuführen. nomie der Kassen wäre gestärkt, zial- und Gesundheitswesen in wenn diese den paritätischen Bei- deren Arbeit einbezogen zu wer- Zeile 4.510 tragssatz selbst festlegen. den. Den Auftrag an Kassen und Kran- kenhäuser, Personaluntergrenzen Zeile 4.686 Zeile 4.467 für pflegeintensive Bereiche fest- Die Ausbildungs- und Prüfungs- Die »Konzertierte Aktion Pflege« zulegen, werden wir dergestalt er- verordnung sowie die Finanzierungs- umfasst u.a. eine Ausbildungs- weitern, dass in Krankenhäusern verordnung des Pflegeberufe- offensive, … sowie eine Weiter- derartige Untergrenzen nicht nur gesetzes werden zeitnah vorgelegt. qualifizierung von Pflegehelferin- für pflegeintensive Bereiche, son- nen und Pflegehelfern zu dern für alle bettenführenden Ab- ver.di-Kommentar Pflegefachkräften. teilungen eingeführt werden. Die Vorlage der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung war ver.di-Kommentar ver.di-Kommentar bereits vor Abschluss des Gesetz- Eine Ausbildungsoffensive ist zu Die Erweiterung des Auftrags an gebungsverfahrens zum Pflege- begrüßen, entscheidend wird ihre Kassen und Krankenhäuser, Per- berufegesetz zugesagt. Eine zeit- konkrete Ausgestaltung sein. sonaluntergrenzen für alle betten- nahe Vorlage der Ausbildungs- Hierzu sind zügig die zentralen In- führenden Abteilungen einzufüh- und Prüfungsverordnung ist daher halte vorzulegen. Maßgeblich aus ren, wird von ver.di begrüßt. überfällig, wichtig ist, dass der unserer Sicht ist eine wirkungs- Bei der Entwicklung und Umset- Entwurf umfassend beraten wird. volle Verbesserung der Ausbil- zung ist sicherzustellen, dass Während der Ausbildung muss dungsbedingungen, insbesondere Pflegepersonaluntergrenzen sich die erforderliche betriebliche An- der praktischen Ausbildung. am Pflegebedarf der Patienten bindung gewährleistet werden. Wie der ver.di-Ausbildungsreport orientieren und Pflegekräfte ent- Das Profil des jeweiligen Berufs Pflegeberufe 2015 aufgezeigt hat, lasten. muss eindeutig erkennbar sein. liegt hierin das Hauptproblem. Ein Eine hinreichende Spezialisierung weiterer wichtiger Aspekt ist die Zeile 4.774 ist langfristig zu sichern, da die Weiterqualifizierung von Pflege- Wir werden die Parität bei den Pflegearbeit je nach Einsatzbereich helfern zu Pflegefachkräften. Ein Beiträgen zur Gesetzlichen Kran- unterschiedliche Anforderungen durchlässiges System ist unerläss- kenversicherung wiederherstellen. stellt. Deshalb sind von Beginn der lich. Ab 1.1.2019 werden die Beiträge Berufstätigkeit an spezielle Kennt- zur Krankenversicherung wieder in nisse erforderlich. Zeile 4.668 gleichem Maße von Arbeitgebern Für eine gute praktische Ausbil- Wir legen auch in Zukunft Wert und Beschäftigten geleistet. Der dung ist eine fundierte Praxisanlei- darauf, hoch motivierten und her- bisherige Zusatzbeitrag wird pari- tung wichtig, die nachhaltig zu vorragend ausgebildeten Nach- tätisch finanziert. stärken ist. Der im Pflegeberufe- wuchs in den Gesundheitsberufen gesetz verankerte Mindestumfang zu gewinnen. Dazu müssen wir at- ver.di-Kommentar von 10 Prozent der Praxisstunden traktive Ausbildungsmöglichkeiten Die kurzfristige Wiederherstel- ist weiter zu konkretisieren. Die schaffen. lung der paritätischen Beitrags- Praxisanleitung muss geplant und finanzierung entspricht der ver.di- strukturiert auf der Grundlage Infodienst Krankenhäuser Nr. 80 März 2018 11
Mehr von uns ist besser für alle! Zeile 4.689 licher Anspruch auf eine angemes- ver.di-Kommentar Wir werden die Ausbildung der sene Ausbildungsvergütung, wie Die Reform des Psychotherapeu- Gesundheitsfachberufe im Rahmen es u.a. bei den Pflegeberufen be- tengesetzes ist überfällig. Vor al- eines Gesamtkonzeptes neu ord- reits selbstverständlich ist. lem muss die prekäre Situation der nen und stärken. Wir wollen das Gut ist, dass die Forderung Ein- Psychotherapeut/innen in Ausbil- Schulgeld für die Ausbildung in gang in den Koalitionsvertrag ge- dung (PiA) endlich beendet wer- den Gesundheitsfachberufen ab- funden hat, allerdings ist die For- den. Es ist nicht akzeptabel, dass schaffen, so wie es in den Pflege- mulierung in diesem wichtigen es während der praktischen Tätig- berufen bereits beschlossen wurde. Punkt wenig verbindlich. Deshalb keit keine klaren Regeln zur Ver- sollten hier zügig weitere Schritte gütung und zum Status der PiA Zeile 1.278 erfolgen und dabei klargestellt gibt. Wir wollen die Aus- und Weiter- werden, dass die Gesundheitsfach- ver.di spricht sich dafür aus, dass bildung in Sozial- und Pflegeberu- berufe umfasst sind. es auch künftig breite Zugangs- fen attraktiver machen und mehr wege zur Ausbildung gibt. Die junge Menschen für dieses Berufs- Zeile 4.692 nach dem Studium vorgesehene bild gewinnen, um Fachkräfte zu Wir werden die Hebammenaus- Weiterbildung muss in einem ge- sichern. Deshalb wollen wir auch bildung nach den EU-Vorgaben als sicherten arbeits- und sozialversi- hier finanzielle Ausbildungshürden akademischen Beruf umsetzen. cherungsrechtlichen Status – also abbauen und Ausbildungsvergü- im Angestelltenverhältnis – erfol- tungen anstreben. ver.di-Kommentar gen. Die EU-Berufsanerkennungsricht- ver.di-Kommentar linie sieht zukünftig als Zugangs- Zeile 4.697 Sollen heute und in Zukunft voraussetzung zur Hebammen- Für die zukünftigen Herausfor- genug Fachkräfte gewonnen und ausbildung 12 Jahre allgemeine derungen des Gesundheitswesens gehalten werden, braucht es at- Schulbildung vor. Wenn der Ge- ist die Aufgabenverteilung der Ge- traktive Ausbildungs- und Arbeits- setzgeber sich für eine hochschuli- sundheitsberufe neu zu justieren bedingungen. ver.di setzt sich sche Erstausbildung entscheidet, und den Gesundheitsfachberufen daher dafür ein, dass für alle Ge- muss auch die Form der Studien- mehr Verantwortung zu übertra- sundheitsfachberufe zumindest ein gänge stimmen. Aufgrund des gen. Die Ergebnisse der Modell- bundeseinheitlicher Rahmen für hohen praktischen Anteils der projekte der Heilberufe werden die Ausbildung geschaffen wird, Hebammenausbildung, der sich wir berücksichtigen. Im Sinne um die Strukturen und Rahmen- bewährt hat und auch künftig einer verstärkten Patientensicher- bedingungen einheitlich zu gestal- bestehen dürfte, gehören dazu heit wollen wir das Spektrum der ten. neben dem Anspruch auf eine an- heilpraktischen Behandlung über- Es ist gut, dass für attraktive gemessene Vergütung auch ent- prüfen. und zeitgemäße Ausbildungen die- sprechende Schutzrechte in der ses wichtige Thema in Angriff ge- Praxis (ausbildungsintegrierendes, ver.di-Kommentar nommen wird, für eine detaillierte duales Studium). Bei der Über- ver.di begrüßt, dass die Aufga- Bewertung bleibt die konkrete führung in ein neues System sind benverteilung der Gesundheits- Ausgestaltung abzuwarten. ver.di Übergangsregelungen und Be- berufe neu ausgerichtet und den wird sich weiterhin für die Veran- standsschutz vorzusehen. Gesundheitsfachberufen mehr Ver- kerung bundeseinheitlicher Quali- antwortung übertragen werden tätsstandards stark machen (u.a. Zeile 4.693 soll. Maßgeblich wird die kon- die Verankerung eines Anspruchs Die Novellierungen der Ausbil- krete Ausgestaltung sein. Für uns auf angemessene Praxisanleitung). dung der bisherigen psychologi- gehört dazu, dass bei der Neuord- Ein guter und überfälliger Schritt schen Psychotherapeuten in Form nung der Ausbildungen die Ausbil- ist die Abschaffung des Schulgelds einer Direktausbildung … werden dungsziele kompetenzorientiert für die Gesundheitsfachberufe. wir zügig abschließen. beschrieben werden. Überfällig ist aber auch ein gesetz- Dadurch wird deutlich, über wel- che Qualifikationen die jeweiligen 12 Infodienst Krankenhäuser Nr. 80 März 2018
Mehr von uns ist besser für alle! Absolvent/innen verfügen und für Wir werden eine Bund-Länder- Zeilen 4.735 – 4.762 welche Tätigkeiten sie in der Ver- Arbeitsgruppe unter Einbeziehung Die Digitalisierung des Gesund- sorgungspraxis befähigt sind. Die der Regierungsfraktionen im Deut- heitswesens ist eine der größten Ausbildung soll zur eigenverant- schen Bundestag einrichten, die Herausforderung des Gesundheits- wortlichen und selbstständigen Vorschläge für die Weiterentwick- wesens in den nächsten Jahren. ... Berufsausübung befähigen. Die lung zu einer sektorenübergreifen- Qualifizierung zu einer selbststän- den Versorgung des stationären ver.di-Kommentar digen Ausübung der Heilkunde und ambulanten Systems im Hin- ver.di begrüßt grundsätzlich den setzt entsprechende Kompetenz- blick auf Bedarfsplanung, Zulas- weiteren Digitalisierungsprozess beschreibungen voraus: Diese die- sung, Honorierung, Kodierung, im Gesundheitswesen. Die er- nen der Rechtssicherheit bei der Dokumentation, Kooperation der wähnten Maßnahmen müssen auf Ausbildungsgestaltung und Be- Gesundheitsberufe und Qualitäts- die Verbesserung der Versorgungs- rufsausübung sowie der Patienten- sicherung unter Berücksichtigung qualität und die Entlastung der sicherheit. der telematischen Infrastruktur bis Beschäftigten im Gesundheits- 2020 vorlegt. Dabei sollen Spiel- wesen abzielen. Digitale Techno- Zeile 4.516 räume für regionale Ausgestaltun- logien können dabei helfen, die Die Zusammenarbeit und Ver- gen ermöglicht werden. Versorgung der Bevölkerung in netzung im Gesundheitswesen den ländlichen Regionen sicher- müssen ausgebaut und verstärkt ver.di-Kommentar zustellen. Der Gesetzgeber ist ge- werden. Für eine sektorenüber- Die Regelungen bleiben unspezi- fordert, die Datensicherheit und greifende Versorgung wollen wir fisch. Der Bezug zur telematischen den Datenschutz auszubauen. Das weitere nachhaltige Schritte einlei- Infrastruktur und der in diesem gilt nicht nur für Patientendaten, ten, damit sich die Behandlungs- Passus enthaltene Ansatz zu Büro- sondern auch für die Daten der verläufe ausschließlich am medizi- kratieabbau darf nicht als Einfalls- Beschäftigten im Gesundheits- nisch-pflegerischen Bedarf der tor für sektorübergreifende, per- wesen. Patientinnen und Patienten aus- sonalbezogene Einsparungsziele richten. im Gesundheitswesen dienen. Vereinfachter »Soll-ist-Voll-Rechner« ist online www.soll-ist-voll.verdi.de Nutzt den »Soll-ist-Voll-Rechner« und schickt eure Ergebnisse zu ver.di! ver.di will mit den Ergebnissen auch auf die Kommission zur Aushandlung von Personaluntergrenzen Zum »Soll-ist- Einfluss nehmen. Gemäß Koalitionsvertrag soll der Auftrag auf »bettenführende Bereiche« ausgedehnt Voll-Rechner« werden – hier müssen wir aktiv eingreifen! siehe auch Info- dienst 78, S. 8 Ziel ist es, bundesweit Daten für mindestens 100 Krankenhäuser und 500 Stationen zu erheben. Sendet die Ergebnisse über die Online-Umfrage: https://surveys.verdi.de/index.php?r=survey/index&sid=637257&newtest=Y ARNE GAILING Infodienst Krankenhäuser Nr. 80 März 2018 13
LinkListe Personaluntergrenzen Mehr von uns ist besser für alle! Prof. Dr. Michael Simon, Oktober 2017 Vorüberlegungen zu einem System zur Regulierung der Personalbesetzung im Pflegedienst der Krankenhäuser durch Pflegepersonaluntergrenzen Download (38 Seiten) unter http://tinyurl.com/Simon-PUG Pflegepersonaluntergrenzen in Krankenhäusern nach § 137 i SGB V Zwischenbericht des GKV-Spitzenverbandes und der Deutschen Krankenhausgesellschaft e.V. (DKG) an das Bundesministerium für Gesundheit Den Zwischenbericht, der zum 31.1.2018 dem BMG vorgelegt werden musste, findet ihr als PDF zum Download unter http://tinyurl.com/GKV-DKG-PUG-30-01-2018 Mehr dazu unter https://www.gkv- spitzenverband.de/krankenversicherung/krankenhaeuser/pflegepersonaluntergrenzen/pflegepersonaluntergrenzen.jsp Pflegepersonaluntergrenzen müssen eine bedarfsgerechte Versorgung aller Krankenhauspatienten zu jeder Zeit sicherstellen Gemeinsame Positionierung der VertreterInnen von den Patientenorganisationen nach § 140 f SGB V, der Gewerkschaft ver.di und des DGB (1. Februar 2018) Die 9-seitige Stellungnahme schickt euch der Infodienst bei Bedarf zu. Schreibt eine Mail an infodienst.krankenhaeuser@verdi.de, Betreff »Stellungnahme« Der Hamburger Senat hat am 20. Februar 2018 eine Rechtsverordnung beschlossen, wonach ab 1. Juli 2018 nur noch die Krankenhäuser eine Herz, Thorax- oder Gefäßchirurgie betreiben dürfen, die rund um die Uhr ausreichend Personal mit definierter hoher Qualifikation und Berufserfahrung und bestimmte medizinische Geräte vorhalten. Außerdem müssen jederzeit bis zu acht weitere Fachdisziplinen zur Behandlung hinzugezogen werden können. Für die Neurochirurgie gelten entsprechende Vorgaben bereits seit 1. Januar 2018. Hier der Link auf die Pressemitteilung des Hamburger Senats: http://tinyurl.com/HH-20-02-2018 Die »Verordnung über ergänzende Qualitätsanforderungen nach § 6b Absatz 3 des Hamburgischen Krankenhausgesetzes (HmbQualiVO)« schickt euch der Infodienst bei Bedarf zu. Schreibt eine Mail an infodienst.krankenhaeuser@verdi.de, Betreff »Hamburg« Der Berliner Senat hat am 20. Februar 2018 eine Bundesrats- Zum Berliner initiative für ausfinanzierte und umfassende Personalschlüssel für Volksentscheid Kliniken und Pflegeheime auf den Weg gebracht. Für sachgerechte siehe Seite 20 Personaluntergrenzen in Krankenhäusern gem. 137 i SGB V werden in diesem Info- weitergehende Kriterien formuliert: dienst a. Der Personalschlüssel gilt für alle Stationen und Notaufnahmen der Krankenhäuser, in denen Pflegepersonal tätig ist. b. Der Personalschlüssel muss so hoch sein, dass eine bedarfsgerechte Versorgung und Pflege der Patientinnen und Patienten sichergestellt ist. Hierfür ist eine Pflegekraft-Patienten-Verhältniszahl zu verwenden. c. Der Personalschlüssel muss zeitlich umfassend, also sowohl tagsüber als auch nachts, gelten. d. Der Personalschlüssel darf ausschließlich durch die Zählung von Fachpersonal als erfüllt gelten. Hier der Link auf die Pressemitteilung der Senatskanzlei: http://tinyurl.com/Berlin-20-02-2018 Den Antrag des Landes Berlin zur 965. Sitzung des Bundesrates am 2. März 2018 »Entschließung des Bundesrates – Die Situation der Pflege durch Pflegepersonaluntergrenzen spürbar verbessern« (5 Seiten) schickt euch der Infodienst bei Bedarf zu. Schreibt eine Mail an infodienst.krankenhaeuser@verdi.de, Betreff »Berlin« 14 Infodienst Krankenhäuser Nr. 80 März 2018
Impressionen Mehr von uns ist besser für alle! HESSEN VER.DI RALF QUADFLIEG / FOTOTEAM Klinikum Frankfurt Höchst FRIEDO WEH Klinikum Region Hannover www.mitgliedwerden.verdi.de www.klinikpersonal-entlasten.verdi.de Infodienst Krankenhäuser Nr. 80 März 2018 15
Asklepios: Arbeitgeber muss Abmahnungen nach Gefährdungsanzeige zurücknehmen Mehr von uns ist besser für alle! Seit 27 Jahren arbeitet Ruth als Krankenschwester in der psychiatrischen dass ich mit dem Stationsleiter Klinik in Göttingen.* Oft war das Personal knapp. Doch in einer Schicht alleine Dienst hatte. Kurz nach im Sommer 2017 war Ruth die Situation zu brenzlig. Zu groß war die 8 Uhr kam eine externe Schülerin Angst, einen Fehler gemacht zu haben. Die Pflegekraft schrieb eine hinzu, die ich kaum kannte. Um Gefährdungsanzeige. 10 Uhr kam noch ein Kollege in Statt nach Lösungen zu suchen, schickte Asklepios zwei Abmahnungen. den Zwischendienst. Der Stations- Ruth wehrte sich vor Gericht – mit vollem Erfolg. leiter war anfangs mit Telefonaten und anderen Aufgaben beschäf- * ehemaliges Kathrin Hedtke sprach mit Ruth liche Odyssee. Mir ist es ein Anlie- tigt, später zu Besprechungen Niedersächsi- nach der Entscheidung des gen, dass sie eine Überlastungs- außerhalb der Station unterwegs. sches Landes- Arbeitsgerichts Göttingen am anzeige schreiben können, ohne Auch standen Neuaufnahmen an. krankenhaus, 6. Februar 2018 sich ängstigen zu müssen. Das ist Ich stand unter Zeitdruck, musste 2007 verkauft auch zum Selbstschutz enorm mehrere Dinge gleichzeitig und an Asklepios ¿? Herzlichen Glückwunsch! Das wichtig. mit ständigen Unterbrechungen Arbeitsgericht Göttingen hat dir erledigen. Hinzu kam, dass die gerade Recht auf ganzer Linie ge- ¿? Wie kam es dazu, dass du eine Nachbarstation aufgrund einer geben: Der private Krankenhaus- Gefährdungsanzeige gestellt hast? Besprechung des Pflegepersonals konzern Asklepios muss die Ab- Im Sommer letzten Jahres kurz nicht besetzt war – und die Pa- mahnungen zurücknehmen, die er nach meinem Urlaub gab es viele tienten uns anrufen sollten, wenn dir als Reaktion auf deine Gefähr- Engpässe auf unserer Station, so- etwas ist. dungsanzeige geschickt hat. Wie wohl bei Pflegekräften als auch fühlst du dich? bei Ärzten und Therapeuten. Da- ¿? Wie hast du dich dabei Sehr erleichtert. Nach dem gan- durch litt die Kommunikation sehr. gefühlt? zen Druck, der vom Arbeitgeber Dabei ist gerade bei Suchtpatien- Mir war das alles zu viel. Und ich aufgebaut wurde, hatte ich schon ten in der Psychiatrie der direkte habe mich überrannt gefühlt von einige Befürchtungen. So ganz Kontakt enorm wichtig. Normaler- der unvorhersehbaren Arbeits- spurlos ist das alles nicht an mir weise sind wir zu dritt oder viert situation. Ich habe mir Sorgen ge- vorbeigegangen. Ich bin sehr froh für bis zu 22 Patienten auf unserer macht, wichtige Dinge zu über- über das Urteil. Auf diesem Weg Station zuständig. In dieser Schicht sehen. Wie es einem Patienten erspare ich anderen Kolleginnen waren jedoch zwei Pflegekräfte gerade geht, zum Beispiel. Oder und Kollegen vielleicht eine ähn- kurzfristig krank geworden, so einen Fehler bei der Medikamen- ASTRID SAUERMANN Solidarität vom ver.di-FB 3-Steuerungskreis 16 Infodienst Krankenhäuser Nr. 80 März 2018
Mehr von uns ist besser für alle! tenausgabe zu machen. Oder mir unbekannten Pa- tienten nicht gerecht werden zu können, wenn diese anriefen. All die Unwägbarkeiten. Und der Zeitdruck. Das war so ein Gehetze, nur noch eine Notabfertigung. So kann man mit Patienten doch nicht umgehen. Die ver.di- Betriebsratsliste ¿? Wie kamst du auf die Idee mit der Gefährdungs- feiert mit Ruth anzeige? Hast du so etwas schon einmal gemacht? Nein. Das war das allererste Mal. Ich arbeite seit ¿? Wie war das für dich? 27 Jahren in der psychiatrischen Klinik in Göttingen. Ich war total schockiert. Damit hatte ich nicht ge- Natürlich gab es schon viele Situationen, in denen rechnet. Ich hatte auch etwas Sorge, was das für wir viel zu dünn besetzt waren. Aber die Gesamt- meine Arbeit bedeutet. Mir war vorher nicht klar, situation war so vorher noch nicht da. Ich hatte Sorge, dass der Konzern die Sache so richtig hoch hängt. dass Fehler passieren. Aber für mich war auch klar, dass ich mich zusam- men mit dem Betriebsrat und ver.di gegen die Ab- ¿? Du hast es also als deine Pflicht angesehen zu mahnungen zur Wehr setze. Keine Frage. reagieren? Auf jeden Fall. Als ich nach der Schicht nach Hause ¿? Was hat dich so entschlossen gemacht? kam, habe ich beschlossen, eine Überlastungsanzeige Mir war schon etwas unwohl zumute. Aber ich zu stellen. Ich wusste, dass so etwas nicht gerne wusste auch, dass es rechtliche Grundlagen gibt. Und gesehen wird. Solche Situationen sollen halt einfach dass für eine Überlastungsanzeige keine Maßrege- bewältigt werden. Deshalb versucht jeder, wie ein lung erfolgen darf. Hamster im Laufrad, mit der Belastung zurechtzu- Im Gegenteil. Es gehört zu den Nebenpflichten im kommen. Aber ich sehe darin die Gefahr, dem Patien- Arbeitsvertrag, auf mögliche Gefährdungen hinzu- ten nicht mehr gerecht zu werden. weisen. Ich dachte: Wenn es keinen anderen Weg gibt, muss ich es eben schriftlich machen. Ich wusste, dass Kol- Julia Niekamp, ver.di-Sekretärin in Göttingen, erklärt, leginnen und Kollegen danach zum Gespräch gebe- warum Gefährdungsanzeigen notwendig sind: ten werden. Gut, dachte ich, dann reden wir detail- Gefährdungsanzeigen sind enorm wichtig. Allein schon wegen der Haftung. Die Kolleginnen und Kollegen sichern sich so ab, sollte tatsächlich etwas passieren. liert darüber. Zudem können sie Druck aufbauen, damit sich endlich etwas ändert. Wir erleben häufiger, dass die Arbeitgeber auf Gefährdungsanzeigen mit Ein- ¿? Wie ging es weiter? schüchterungsversuchen reagieren. Manchmal wirken die Einschüchterungen auch Ich habe die Überlastungsanzeige am nächsten Tag – und die Betroffenen reden nicht mehr darüber. Dabei gibt es Rechte. Und es ist meinem Stationsleiter persönlich gegeben. Er fiel wichtig, sich zu wehren. ver.di-Mitglieder können in so einer Situation auf die Unterstützung der Gewerkschaft bauen. Sie erhalten Beratung und Rechtsschutz. aus allen Wolken. Er hatte Sorge, dass er deshalb Wer eine Abmahnung erhält, muss sich das nicht gefallen lassen. Wie das Beispiel schlecht dastehen könnte. von Ruth zeigt. Vor allem bei den privaten Klinikbetreibern Asklepios und Helios, aber auch in ¿? Und wie reagierte die Konzernleitung? anderen Häusern kommt es vor, dass Beschäftigte zum persönlichen Gespräch Erst einmal gar nicht. Bis ich an einem Tag gleich gebeten werden, damit sie nicht noch einmal auf so eine Idee kommen. Einige Kolleg/innen werden aufgefordert, ganz offiziell zu unterschreiben, dass sie zwei Abmahnungen im Briefkasten hatte. Die eine die Gefährdungsanzeige zurückziehen. Leider wissen die Kolleg/innen oft nicht, bezog sich darauf, dass ich meinen Vorgesetzten an- dass sie das Recht haben, ein Betriebsratsmitglied zu einem solchen Gespräch geblich nicht unmittelbar informiert hätte. Die zweite mitzunehmen – das hilft sehr oft. besagte, es gebe keine »objektiven Gründe«, eine Doch weitaus verbreiteter ist die Strategie der Arbeitgeber, einfach gar nicht zu reagieren – und die Anzeige ins Leere laufen zu lassen. Deshalb raten wir, eine Belastungsanzeige zu verfassen. Kopie der Gefährdungsanzeige zugleich als Beschwerde beim Betriebsrat einzu- reichen. Das kann zusätzlich Druck aufbauen: Der Betriebsrat ist selbst berechtigt, den Arbeitgeber aufzufordern, für Abhilfe zu sorgen – und kann dafür bis zur Einigungsstelle gehen. Alleine diese Drohung wirkt oft. Zum einen kostet so etwas viel Geld, zum anderen fürchten viele Arbeitgeber, dass vor einer Einigungsstelle Den 8-Minuten-Beitrag der NDR-Sendung Panorama oder einem Arbeitsgericht die Realität in der Pflege, die Personalbesetzung usw., vom 23. Januar 2018 findet ihr unter auf den Tisch kommt. Das wollen sie nicht. Da verhandelt man dann plötzlich doch http://tinyurl.com/NDRpanorama23-01-2018 lieber mit dem Betriebsrat über Lösungen. Infodienst Krankenhäuser Nr. 80 März 2018 17
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