SPITEX MAGAZIN - Spitex Schweiz

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SPITEX MAGAZIN - Spitex Schweiz
SPITEX
MAGAZIN
Fachzeitschrift von Spitex Schweiz | 4 / 2018 | August/September

     FOKUSTHEMA Versorgungsnetzwerke Wenn Leistungserbringer sich vereinen. Seite 17
     GESELLSCHAFT Zwei Spitex-Hündinnen, die vieles erlebt haben, im Porträt. Seite 6
     DIENSTLEISTUNG Spitex-Organisationen fokussieren die Mangelernährung. Seite 42
SPITEX MAGAZIN - Spitex Schweiz
Publicare – der einfache
                                                       Zugang zu medizinischen
                                                       Produkten.

CAS Klinische
Kompetenzen in
Gerontologischer                                                                                    an ,
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Pflege                                                                                            stü
                                                                                         wir unter e –
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Erweitern Sie Ihre klinischen Kompetenzen, um ältere                                      056 484
Menschen mit und ohne Demenz im stationären oder
ambulanten Setting umfassend im Alltagsmanagement
zu unterstützen.                                           Wir liefern medizinische Hilfsmittel, etwa
                                                           bei Inkontinenz, zur Stoma-, und Tracheosto-
Module                                                     maversorgung sowie zur Wundbehandlung.
Klinisches Assessment in
Gerontologischer Pflege
                                                           Unser beispielloses Dienstleistungsangebot –
Start: 15. Januar 2019
                                                           Ihre umfangreichen Vorteile.
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Selbstmanagement fördern in                                bewährtes Produkt, unser beispielhafter Zugang.
Gerontologischer Pflege
Start: 8. Mai 2019
                                                       ●   Wir liefern Ihnen Ihr Verbrauchsmaterial sowie
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Pflege von Menschen mit Demenz                             ren Klienten nach Hause.
Start: 12. September 2019
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              3 Module, 24 Kurstage

                                                       Publicare AG | Vorderi Böde 9 | 5452 Oberrohrdorf
                                                       Telefon 056 484 15 00 | www.publicare.ch
Mehr unter zhaw.ch/gesundheit/weiterbildung
SPITEX MAGAZIN - Spitex Schweiz
SPITEX MAGAZIN 4 / 2018 | AUGUST/SEPTEMBER                                                 EDITORIAL
                                                                                                            3
                                                        Gemeinsam für
                                                        alles gewappnet
                                                                     Versorgungsnetzwerke gelten als Geheimrezept
                                                                     für die Gesundheitsbranche, was das Bewältigen
                                                                     von aktuellen und künftigen Herausforderungen
                                                                     betrifft. Da immer mehr Menschen immer älter
                                                                     und ihre Bedürfnisse und Diagnosen immer man-
                                                                     nigfaltiger würden, könnten die Leistungserbringer
                                                                     eine optimale Versorgung nur gemeinsam und mit
                                                                     einer zentralen Koordination garantieren – so
                                                        lautet der Tenor. In dieser Ausgabe widmet sich die Redaktion
                                                        diesen Versorgungsnetzwerken. Auf dem Titelbild, das sich in
                                                        Teilen weiter hinten im Heft wiederfindet, lassen sich viele
17   FOKUS «Versorgungsnetzwerke»                       potenzielle Netzwerkmitglieder entdecken; darunter natürlich
18   Versorgungsnetzwerke umfassend beleuchtet
24   Ein Grundversorger mit Herz stellt sich vor        Spitex-Mitarbeitende an mehreren möglichen Einsatzorten.
28   Partner für den Weg vom Spital nach Hause          Im umfassenden Interview macht sich eine Expertin Gedanken
32   Netzwerke für Menschen mit Demenz bilden
                                                        zur Definition und Organisation von Netzwerken. Und sie
 4   AUFTAKT                                            sagt, was die öffentliche Hand tun könnte, damit ambulante
                                                        und stationäre Betriebe sich häufiger zusammenschliessen.
     GESELLSCHAFT
 6   Zwei Spitex-Hündinnen im Porträt                   Daraufhin werden drei unterschiedliche Beispiele aus den Kan-
12   Eine Griechin findet zur Nonprofit-Spitex          tonen Graubünden, Waadt und Zürich vorgestellt.
   DIENSTLEISTUNG                                       Den Leserinnen und Lesern wird aber auch sonst allerlei ge-
40 Den Fachkräftemangel bekämpfen                       boten: Da ist zum Beispiel die Auszubildende, die von ihrem
42 Die Mangelernährung im Fokus
                                                        Weg von Griechenland zur Spitex berichtet. Da ist Sänger
45 DIALOG 5 Fragen an Bastian Baker                     Bastian Baker, der von seinem Respekt gegenüber Helfern
47 DIE LETZTE
                                                        und von einer grossen Unfähigkeit erzählt. Und da sind die
                                                        beiden Spitex-Hündinnen, die für viel Freude sorgen.
                                                        Die Redaktion des Spitex Magazins wünscht Ihnen einen
                                                        wunderbaren Restsommer – und eine angenehme Lektüre.

                                                        Kathrin Morf, Redaktionsleiterin
Titelseite: Wimmelbild zum Thema «Versorgungsnetz-
werke mit Fokus auf die Nonprofit-Spitex». Gezeichnet
von Illustrator Walter Pfenninger, Zürich.

     Smart, nützlich, gratis.
     Die Spitex Magazin-App mit neuen                                                 Informiert sein und mitreden:
     Funktionen für Ihr Smartphone oder Tablet.                                       facebook.com/SpitexMagazin
SPITEX MAGAZIN - Spitex Schweiz
4         AUFTAKT                                                                  SPITEX MAGAZIN 4 / 2018 | AUGUST/SEPTEMBER

«Ein umfassender Blick auf die
Nonprofit-Spitex»
Pierre Salvi ist seit rund einem Jahr Mitglied des             Behindern diese Unter-
Vorstandes von Spitex Schweiz. Der ehemalige Stadtprä-         schiede manchmal die
sident von Montreux ist heute Vizepräsident des Waadt-         Arbeit, welche die Vor-
länder Spitex-Kantonalverbandes AVASAD (Association            standsmitglieder ge-
vaudoise d’aide et de soins à domicile) sowie Präsident der    meinsam leisten müssen?
zur AVASAD gehörenden Gesundheitsregion ASANTE                 Im Gegenteil. Zu beachten
SANA im Osten des Kantons. Für das «Spitex Magazin»            ist diesbezüglich, dass die
zieht er eine Zwischenbilanz seines Engagements für die
Nonprofit-Spitex auf nationaler Ebene.
                                                               erwähnten Unterschiede
                                                               nicht nur zwischen den
                                                                                                     «Die Nonprofit-Spitex
Spitex Magazin: Sie sind seit einem Jahr Mitglied im
                                                               Sprachregionen, sondern
                                                               auch zwischen den Kanto-
                                                                                                     ist bei vielen Themen
Vorstand von Spitex Schweiz. Was hat Sie damals                nen existieren. All diese Un-         federführend.»
dazu motiviert, diesem Gremium beizutreten?                    terschiede führen dazu, dass
                                                                                                Pierre Salvi
Pierre Salvi: Der Beitritt hat mir die Gelegenheit gebo-       wir alle aus einer Fülle an
ten, eine Position zu besetzen, die mir einen umfassenden      möglichen Vorschlägen für                       Bild: ASANTE SANA
Blick auf Fragen im Zusammenhang mit der Nonprofit-            die Bewältigung von Her-
Spitex erlaubt. Ich bin nun diesbezüglich nicht nur auf re-    ausforderungen auswählen und uns von Best-Practice-
gionaler und kantonaler, sondern auch noch auf nationaler      Beispielen inspirieren lassen können. Zudem kann man mit
Ebene tätig. Dank meines Engagements als Präsident von         einem Blick auf die Gesamtheit aller Lösungen auch
ASANTE SANA kenne ich die täglichen Herausforderungen          nationale Qualitätsanforderungen ableiten. Im Vorstand
unserer Mitarbeitenden. Ihnen kann ich im Vorstand von         von Spitex Schweiz profitieren wir dabei von einer guten Ar-
Spitex Schweiz eine Stimme geben. Andererseits ermög-          beitsatmosphäre genauso wie von gegenseitigem Respekt –
licht mir mein Sitz im Vorstand, die nationalen Herausfor-     zwei wesentliche Elemente, damit alle am selben Strick
derungen im Detail kennenzulernen, mit denen sich unse-        ziehen und gemeinsam vorankommen können.
re Branche konfrontiert sieht. Diese verschiedenen
Ansätze ergänzen sich gegenseitig – und es ist diese Kom-      Welches Projekt hat Sie in diesem Jahr im Vorstand
plementarität, die mich damals an der neuen Position in        besonders gefordert?
erster Linie interessiert hat.                                 Die nationale Imagekampagne für die Nonprofit-Spitex ver-
                                                               deutlicht derzeit die Notwendigkeit einer schweizweiten Zu-
Sie haben die Herausforderungen auf nationaler                 sammenarbeit. Gemeinsam müssen wir überall die gleiche
Ebene angesprochen. Was sind denn die aktuellen                Botschaft vermitteln: Wir müssen das Bild stärken, dass un-
Themen des Vorstandes von Spitex Schweiz?                      ser Angebot ein wichtiger, qualitativ hochwertiger Dienst an
Die Aufgabe des Vorstandes ist es, in die Zukunft zu schau-    der Öffentlichkeit ist. Aber auch andere Themen verdienen
en. Geht es zum Beispiel darum, Lösungen zu suchen, um         eine koordinierte Förderung, ein hervorragendes Beispiel
die Überalterung der Bevölkerung am besten bewältigen          hierfür ist die Palliativmedizin. Dieser Bereich hat sich sehr
zu können – dann stellt man fest, dass die Nonprofit-          schnell entwickelt; inzwischen vermögen viele Pflegefach-
Spitex diesbezüglich bei vielen Themen federführend            personen die Bedürfnisse eines Menschen am Lebensende
ist. Zum Beispiel in Bezug auf die Entwicklung des Ab-         umfassend und vorausschauend zu erfüllen. Unsere Zusam-
klärungsinstruments RAI-Home-Care Schweiz. Oft gestal-         menarbeit auf nationaler Ebene erlaubt es uns, neue Denk-
ten sich die aktuellen Herausforderungen in den verschie-      muster und Praktiken der Palliative Care in der Gesellschaft
denen Sprachregionen der Schweiz indes unterschiedlich.        zu verankern.
So sieht sich die Nonprofit-Spitex im Tessin mit viel Kon-                                               Interview: Pierre Gumy
kurrenz aus Italien konfrontiert, und in Bezug auf die Pfle-
gefinanzierung zieht es die Deutschschweiz zum Beispiel        Ebenfalls seit einem Jahr im Vorstand von Spitex Schweiz dabei ist
vor, die Führung den Gemeinden zu überlassen, während          der Thurgauer Markus Birk. Er wird in der nächsten Ausgabe seine
sie in der Romandie oft in den Händen des Kantons liegt.       erste Zwischenbilanz ziehen.
SPITEX MAGAZIN - Spitex Schweiz
SPITEX MAGAZIN 4 / 2018 | AUGUST/SEPTEMBER                                                                  AUFTAKT
                                                                                                                               5
DV mit Podiumsdiskussion                       Spitex-Tag lockt
und Jahresbericht 2017                         mit vielen Attraktionen
red. Am 24. Mai, nach Redaktionsschluss        red. Bald ist es wieder so weit: Am Natio-
des Spitex Magazins 3/18, ging in Bern         nalen Spitex-Tag am Samstag, 1. Septem-
die Delegiertenversammlung von Spitex          ber, locken Spitex-Organisationen aus der
Schweiz über die Bühne. Dies mit rund          ganzen Schweiz mit den unterschiedlichs-
100 Teilnehmenden sowie mit Traktanden         ten Aktionen unzählige Besucherinnen und
wie dem Jahresprogramm und aktuellen           Besucher an. Unter dem Motto «Spitex am
Projekten. Auch fand eine Podiumsdiskus-       Puls der Zeit» beweisen sie, dass die Non-
sion statt zu einem Thema, welches zurzeit     profit-Spitex innovativ und modern ist.
die Gemüter erhitzt: die Mittel- und Ge-          Aussergewöhnliche Wege geht dabei
genständeliste (MiGeL). Podiumsteilneh-        zum Beispiel die Spitex Brig, wenn auch aus
mer und Delegierte waren sich am Ende          Platzgründen eine Woche nach dem offi-
einig: Es muss etwas gehen in Bezug auf        ziellen Spitex-Tag: Am Samstag, 8. Sep-
die Finanzierung des Pflegematerials, und      tember, bauen die Verantwortlichen im
zwar schnell! Denn das Urteil des Bundes-      Simplon Center in Brig-Glis ein komplett
verwaltungsgerichts führt im Moment            eingerichtetes Zimmer auf, das Interessier-
bloss zu Mehrkosten.                           te von 10 bis 16 Uhr begehen können, und
   Ebenfalls genehmigt wurde von der           zwar in einem Alterssimulationsanzug. Die-
Delegiertenversammlung der Jahresbericht       ser simuliert zum Beispiel die Beeinträchti-
2017 von Spitex Schweiz. Er ist nun zum        gung von Sicht und Motorik. Damit will die
Download erhältlich oder kann als Print-       Spitex Brig die Bevölkerung für die Gefahr
ausgabe im Shop von Spitex Schweiz be-         von Stolperfallen im Alter sensibilisieren.
stellt werden.                                    Interessierte erfahren auf den Websites
                                               der jeweiligen Spitex-Organisationen und/
   www.spitex.ch/publikationen                 oder aus den lokalen Medien, was am Spi-       Ein Simulationsanzug zeigt Herausforderungen
   www.spitex.ch/shop                          tex-Tag in ihrer Region geboten wird.          des Alters. Bild: SD&C / www.sdxc.de

Pflegefinanzierung: Die                        zwar bei den Kantonen, den politischen         Hilfe bei der Betreuung
                                               Parteien, den gesamtschweizerischen
Kürzungen sind inakzeptabel                                                                   von Haustieren
                                               Dachverbänden der Gemeinden, Städte
red. Der Bundesrat hat am 4. Juli den lan-     und Berggebiete, den gesamtschweizeri-         red. «Grizzly», ein Angebot des Schweizer
ge erwarteten Evaluationsbericht zur Pfle-     schen Dachverbänden der Wirtschaft und         Tierschutzes (STS), umfasst die Beratung
gefinanzierung vorgestellt. Dabei gab er be-   den interessierten Kreisen. Die Vernehm-       und Begleitung von Alters- und Pflegehei-
kannt, dass er die Krankenkassenbeiträge       lassungsfrist dauert bis zum 26. Oktober       men bei der Betreuung oder Anschaffung
an die Spitex um 3,6 Prozent senken will.      dieses Jahres. Spitex Schweiz und die          von Haustieren. Denn eine schweizweite
Spitex Schweiz machte daraufhin in einer       Kantonalverbände der Nonprofit-Spitex          Umfrage des STS zeigt, dass die Tiere den
Medienmitteilung unverzüglich klar, dass       werden sich im Rahmen dieser Vernehm-          Seniorinnen und Senioren guttun. Bisher hat
man dies für eine inakzeptable Kürzung hal-    lassung detailliert einbringen und darle-      sich der STS vor allem um die Tierhaltung in
te. Bei Spitex Schweiz fehle jegliches Ver-    gen, dass die im Bericht vorgeschlagene        Heimen gekümmert, nun ist er auch daran
ständnis für diesen Entscheid, der dem         Kürzung der Krankenkassenbeiträge an           interessiert, welche Erfahrungen Spitex-Mit-
Grundsatz «ambulant vor stationär» klar        Spitex-Leistungen nicht zielführend ist.       arbeitende mit der Betreuung der Haustie-
widerspreche.                                     Im Spitex Magazin 5/2018 wird sich die      re von Klientinnen und Klienten machen und
   Das Eidgenössische Departement des          Redaktion ausführlich mit der Pflegefinan-     wo sie Unterstützung benötigen. Spitex-
Innern (EDI) führt nun eine Vernehmlas-        zierung im Allgemeinen und dem Evalua-         Organisationen dürfen sich diesbezüglich bei
sung zur Änderung der Verordnung des EDI       tionsbericht im Besonderen befassen.           den «Grizzly»-Verantwortlichen melden.
über Leistungen in der obligatorischen
Krankenpflegeversicherung durch – und             www.spitex.ch                                   www.tierschutz.com/grizzly
SPITEX MAGAZIN - Spitex Schweiz
6    GESELLSCHAFT                           SPITEX MAGAZIN 4 / 2018 | AUGUST/SEPTEMBER

                                                                            Pflegefachfrau Renate
                                                                            Baumann und Klientin
                                                                            Rosmarie Walker-

Tierisch beliebte
                                                                            Traxel mit Woody.
                                                                            Bilder: Leo Wyden

Spitex-Mitarbeiterinnen
Bei der Spitex arbeiten nicht nur Menschen: Manchmal werden Pflegefachper-
sonen auch von Hunden mit Spezialausbildung begleitet. Das Spitex Magazin
hat zwei von ihnen besucht: Einerseits Woody aus Uri, die als Welpe an einer
Raststätte ausgesetzt worden ist und nun mit den Klientinnen und Klienten auf
Schatzsuche geht. Andererseits Gweny, die bei der Spitex Region Frauenfeld
arbeitet und Menschen dazu bringt, das Haus zu verlassen – und die kürzlich
fast an Rattengift gestorben wäre.
SPITEX MAGAZIN - Spitex Schweiz
SPITEX MAGAZIN 4 / 2018 | AUGUST/SEPTEMBER                                                         GESELLSCHAFT
                                                                                                                             7
               Woody: Die Ausgesetzte                            Woody musste zum Beispiel einen Wesenstest beste-
                «Du kennst mich noch, nicht wahr?», fragt     hen und ruhig bleiben, auch wenn sie sich mit lärmenden
                Rosmarie Walker-Traxel den zotteligen         Kindern oder Rollstuhlfahrern konfrontiert sah. Während
                Vierbeiner, der aufgeregt in ihren Garten     die Hündin all diese Herausforderungen mit Bravour meis-
                sprintet. Die sechsjährige Mischlingshündin   terte, büffelte Frauchen die Theorie der Hundetherapie,
                heisst Woody und ist die erste von zwei       und nach abgeschlossener Prüfung durfte das Duo bei der
                tierischen Spitex-Mitarbeiterinnen, welche    Spitex loslegen. Mittlerweise haben ein halbes Dutzend Kli-
                in dieser Ausgabe des Spitex Magazins         entinnen und Klienten dem Besuch der Hündin zugestimmt
                porträtiert werden. Sie gehört der 52-jäh-    und warten stets sehnsüchtig auf den beigen Wirbelwind.
                rigen Renate Baumann aus Flüelen, die         Fühlt sich die Hündin einmal nicht wohl oder hat schlicht-
                als Pflegehelferin SRK bei der Spitex Uri     weg keine Lust zu arbeiten, darf sie bei ihrem Tages-Frau-
                arbeitet. Woody mag zwar klein sein – die     chen bleiben statt ins Spitex-Auto zu steigen. Zumeist hat
                Freude, welche sie verbreitet, ist umso       Woody aber durchaus Lust auf die Einsätze und darf dabei
                riesiger. «Ich bin jedes Mal glücklich,       auch ihre Vorliebe für SchaSu ausleben: Die Klienten ver-
                wenn sie vorbeischaut», sagt Rosmarie         stecken jeweils einen Gegenstand und freuen sich, wenn
                Walker-Traxel. Die 84-Jährige sieht nicht     sich die Spürnase der Hündin wieder einmal als Erfolgs-
                mehr gut, darum hilft ihr die Spitex ein-     garant herausstellt.
                mal pro Woche im Haushalt. Und natürlich
                hat Woody ihre Klientin sofort wiederer-      Woody: Der Lichtblick
                kannt. «Woody hat ein gutes Gedächtnis        «Eine Klientin war während des ersten Besuchs von
                und sie liebt alle Menschen», sagt Besitze-   Woody begeistert», beginnt Renate Baumann von ihren
                rin Renate Baumann. «Wenn ich mit ihr         Erfahrungen zu erzählen. «Beim zweiten Mal war Woody
                spazieren gehe, dann kennt sie mehr Leute     mit einer Bekannten wandern und ich ging alleine auf Spi-
                als ich.»                                     tex-Tour, ohne dies anzukündigen. Da hat mir die Frau wei-
                   Zueinander gefunden haben Spitex-Mit-      nend die Tür vor der Nase zugeschlagen, so enttäuscht war
                arbeiterin und Spitex-Hündin vor sechs        sie. Das mache ich nie wieder!». Die Hündin wirke sich auf
                Jahren, als Renate Baumann von Welpen         unterschiedliche Weise positiv auf ihre Menschenfreunde
                erfuhr, die in einer Kartonschachtel in       aus. «Sie lässt sich von ihnen streicheln, spielt mit ihnen,
                einer Raststätte ausgesetzt worden waren.
                Daraufhin beschloss sie, ins Tierheim zu
                fahren und sich die Findlinge einmal            Hunde mit Job
                anzuschauen. «Woody war so süss, ich            Tiergestützte Therapieverfahren sind alternativme-
                musste sie einfach mit nach Hause neh-          dizinische Behandlungsverfahren, die im Falle von
                men. Sie ist zudem eine sehr herzliche,         verschiedenen Krankheiten oder Behinderungen
                lustige und intelligente Hündin», schwärmt      eingesetzt werden. Das Tier wirkt sich positiv auf das
                sie. Nur das Alleinsein möge Woody gar          Erleben und Verhalten der Patientin oder des Patien-
nicht. «Das ist wohl auch damit zu erklären, dass sie           ten aus. Therapiehunde sind ausgebildete Hunde, die
früh von ihrer Mutter getrennt und lieblos ausgesetzt wor-      Fachkräfte mit Weiterbildung zum tiergestützten
den ist.»                                                       Therapeuten begleiten und Therapiebemühungen un-
                                                                terstützen. Die Ausbildung zum Besuchshund ist kür-
Woody: Die Schatzsucherin                                       zer und erfordert keine Fachgrundausbildung des
Ganz vernarrt ist Woody in den Hundesport «SchaSu»              Hundeführers. Besuchshunde werden nicht gezielt
(Kurzform von «Schatzsuche»). Frauchen versteckt dabei          zur Therapie eingesetzt, fördern mit ihrer Anwesen-
verschiedene Gegenstände und der Vierbeiner findet diese        heit aber ebenfalls das Wohlbefinden der Menschen.
mithilfe seines ausgeprägten Geruchssinnes wieder. «Mit         Mehr Informationen zu den Ausbildungen beim Ver-
ihrer Spürnase macht Woody sogar Sherlock Holmes Kon-           ein Therapiehunde Schweiz (VTHS) sowie bei den
kurrenz», versichert Renate Baumann. Vor zwei Jahren frag-      Deutschen Maltesern sind im Internet zu finden unter
te die Spitex-Mitarbeiterin ihre Chefin, ob sie ihre Hündin     www.vths.ch beziehungsweise www.malteser.de. Auf
zu Einsätzen mitnehmen dürfe, sobald diese die Ausbildung       den jeweiligen Websites lässt sich auch mehr erfah-
zur Therapiehündin bestanden habe. Bei der Spitex Uri hielt     ren zu Vorschriften rund um den Therapie- und Be-
man dieses Unterfangen für eine gute Idee, und so drück-        suchshund, etwa zu gesundheitlichen Anforderungen
ten Hündin und Halterin gewissermassen gemeinsam die            und maximalen Einsatzzeiten.
Schulbank beim Verein Therapiehunde Schweiz (VTHS).
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8          GESELLSCHAFT                                                          SPITEX MAGAZIN 4 / 2018 | AUGUST/SEPTEMBER

                                                                                blieb die Attacke aber aus, und das lag an der zweiten vier-
                                                                                beinigen Spitex-Mitarbeiterin, welche vom Spitex Maga-
                                                                                zin porträtiert wird: Gweny. «Sonst haben in solchen
                                                                                Momenten immer meine Beine versagt und ich hatte
                                                                                Schweissausbrüche», erzählt Alice Müller. «Mit Gweny ist
                                                                                das nicht passiert.»
                                                                                   Die zehnjährige Besuchshündin gehört der 56-jährigen
                                                                                Beate Meier aus Kreuzlingen TG, die im Psychiatrie-Team
                                                                                der Spitex Region Frauenfeld arbeitet und allenthalben
                                                                                «die mit dem Hund» genannt wird. Mit vollem Namen
                                                                                heisst die reinrassige Boardercollie-Hündin Gwendolyn,
                                                                                «aber so nenne ich sie nur, wenn sie etwas angestellt hat»,
                                                                                erklärt Beate Meier lachend. Die Pflegefachfrau nahm bis
                                                                                vor zwei Jahren ihren Hund Aiko auf ihre Spitex-Touren mit,
                                                                                aber dann musste ihr loyaler Begleiter wegen eines Tumors
                                                                                eingeschläfert werden. Aikos deutsche Züchterin erzählte
Klientin Verena Albert-Zgraggen freut sich auf jeden Besuch von Woody.          Beate Meier daraufhin, dass Aikos Schwester Gwendolyn
                                                                                nach einem neuen Zuhause suche, weil sie sich als Zucht-
                                                                                hündin nicht mehr wohlfühle. Beate Meier gab der leb-
                akzeptiert sie bedingungslos. Woody ist eine willkomme-         haften Gweny, die einst Deutsche Landesmeisterin im
                ne Abwechslung in ihrem Alltag und öffnet ihnen das             Hundesport Agility war, ein neues Zuhause. «Gweny macht
                Herz», sagt die Pflegehelferin. Eine Klientin mit psychi-       auch im Alter von zehn Jahren noch verrückte Sachen»,
                schen Problemen liege beispielsweise oftmals nur kraftlos       erzählt die 56-Jährige. «Sie springt zum Beispiel plötz-
                auf dem Sofa. «Tauche ich aber mit Woody auf, dann              lich auf unseren Tisch. Mit ihren Klienten benimmt sie sich
                strahlt die Frau wie ein Maikäfer und wird aktiv.» Eine äl-     aber tadellos.»
                tere Dame versank in tiefe Trauer, als sich der Todestag ih-
                res eigenen Hundes jährte. Sie griff zum Telefon                Gweny: Die Türöffnerin
                und bat Renate Baumann, ausnahmsweise ausserplanmäs-            An der Seite ihrer neuen Halterin absolvierte Gweny die
                sig auf Besuch zu kommen. Die Spitex-Mitarbeiterin tat          Ausbildung zum Besuchshund bei den Maltesern, einer
                dies unverzüglich und unentgeltlich – und dank Woody ver-       deutschen Hilfsorganisation. Die Hündin musste beispiels-
                mochte die Klientin wieder zu strahlen.                         weise ihren Grundgehorsam unter Beweis stellen und zei-
                   Auch Verena Albert-Zgraggen möchte die Spitex-Hün-           gen, dass sie sich nicht vor umfallenden Krücken fürchte-
                din nicht mehr missen. «Ich liebe Hunde und hatte früher        te. Seither begleitet Gweny ihr Frauchen zu all denjenigen
                fünf eigene», erzählt sie,                                                                      Klientinnen und Klienten,
                als sie an diesem Sommer-                                                                       welche dies wünschen –
                tag von der Spitex in ihrer      «Gweny wird für ihre                                           und die selbst keine Gefahr
                Alterswohnung besucht
                wird. Die 58-Jährige leidet
                                                 Arbeit mit Leckerli                                            für die Hündin darstellen,
                                                                                                                zum Beispiel durch aggres-
                an der Nervenerkrankung
                Polyneuropathie und sitzt
                                                 bezahlt, das reicht ihr.»                                      sives Verhalten. «Manche
                                                                                                                Klienten wollen mit Gweny
                im Rollstuhl. Kein Arzt habe        Beate Meier                                                 spazieren gehen, andere
                gedacht, dass sie so alt wer-                                                                   streicheln sie gern und wie-
                den würde, erzählt Verena Albert-Zgraggen, aber sie sei nun     der andere geniessen es einfach nur, wenn sie neben ihnen
                einmal eine Kämpferin. «Und das Leben ist schön.                liegt», erzählt Beate Meier. «Dabei entspannen sich die Kli-
                «Besonders dann, wenn Woody mich besucht», ergänzt sie.         enten, übernehmen Verantwortung, sind zufriedener und
                Dank der Anwesenheit der Hündin fühle sie sich regelmäs-        aktiver.»
                sig, als befinde sie sich für eine Weile wieder in ihrem Haus       Da war zum Beispiel jener junge Mann mit Schizophre-
                – dort, wo stets viele Tiere und viel Glück zu Hause waren.     nie, der sich weigerte, sein Haus zu verlassen. Beate Meier
                                                                                sagte zu ihm, die Situation sei etwas vertrackt, da sie ja
                Gweny: Die Lebhafte                                             den Hund mitgebracht habe, und ein Hund müsse nun ein-
                Seit Alice Müller* vor drei Jahren von einem Lastwagen          mal ins Freie. «Da meinte der Mann, das stimme natürlich
                überfahren worden war, litt sie unter Panikattacken – vor       – und zog seine Schuhe an», erzählt Beate Meier. Auch der
                allem dann, wenn ein Lastwagen vorüberfuhr. Eines Tages         Körperkontakt mit dem Hund sei wichtig, gerade älteren
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SPITEX MAGAZIN 4 / 2018 | AUGUST/SEPTEMBER                                                                    GESELLSCHAFT
                                                                                                                                    9
Leuten fehle dieser manchmal schmerzlich. Und schliess-              Gweny: Die Überlebende
lich sei Gweny gewissermassen eine Türöffnerin für                   Als ihr Hund Aiko starb, hatte Beate Meier sich intensiv da-
menschliche Begleiter: Ein älterer Mann liess zum Beispiel           mit befassen müssen, wie ihre Klientinnen und Klienten die
seinen Psychiater nur ins Haus, wenn dieser von der Hün-             Trauer um den Hund verarbeiten konnten. «Eine Frau konn-
din begleitet wurde. «Was Gweny alles bewirkt, ist faszi-            te zum Beispiel erst loslassen, als ich ihr Aikos Urne mit-
nierend», sagt Beate Meier. Auf etlichen Einsätzen verrich-          brachte», erzählt sie. Vor einigen Wochen hätte sich die-
te ihre Hündin gar die Hauptarbeit. «Ich bin dann                    ses traurige Ereignis beinahe wiederholt: Beate Meier und
gewissermassen bloss ihre Chauffeurin», sagt die Pflege-             ihr Mann genossen ihre Wohnmobilferien auf dem griechi-
fachfrau und ergänzt lachend, einen Lohn erhalte die tie-            schen Festland, als Gweny unvermittelt zusammenbrach.
rische Spitex-Mitarbeiterin dennoch nicht. «Sie wird mit             Ein dortiger Tierarzt stellte sofort die Diagnose, dass Gwe-
Leckerli bezahlt. Das reicht ihr.»                                   ny Rattengift gefressen haben musste. Die von Landwirten

Hündin Gweny ist nicht nur zu Hause, sondern auch bei der Arbeit an der Seite von Beate Meier von der Spitex Region Frauenfeld.
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10   GESELLSCHAFT                                                                   SPITEX MAGAZIN 4 / 2018 | AUGUST/SEPTEMBER

     ausgestreute Substanz entfaltet ihre todbringende Wir-                 berichtet von jenem Unfall vor drei Jahren. «Ein Lastwa-
     kung erst nach vier Tagen. Der Veterinär verabreichte der              genfahrer hat mich damals auf dem Trottoir überfahren
     Hündin Antibiotika und Vitamin K in hohen Dosen, wonach                und 40 Meter mitgeschleift», erzählt sie. Ihre Tochter sei
     das Ehepaar schnellstmöglich die Heimfahrt nach Kreuz-                 zufällig an der Unfallstelle vorübergefahren und sofort an
     lingen antrat. «Die Rückfahrt war schlimm. Gweny hat                   die Seite ihrer Mutter geeilt, als sie deren Rollator zwischen
     mich nicht mehr erkannt, konnte nicht mehr gehen, woll-                den Nothelfern erblickt habe. «Ich selber erinnere mich an
     te nicht mehr trinken.»                                                fast nichts mehr. Aber seither habe ich Schmerzen in Ge-
        Ein Schweizer Tierarzt bestätigte die Diagnose und setz-            nick und Hüfte.» Im Allgemeinen sei sie aber glimpflich da-
     te Gwenys Behandlung fort, wonach sich ihre Blutwerte                  vongekommen und freue sich darüber, dass sie viel Zeit mit
     stetig verbesserten. Gweny wurde wieder die lebhafte                   ihren Enkeln und Urenkeln verbringen kann – und dass sie
     Hündin, die sie zuvor gewesen war. Während des Interviews              trotz ihrer 85 Jahre «noch nicht zum alten Eisen» gehöre.
     mit dem Spitex Magazin, das drei Wochen nach der Vergif-                  Die Seniorin freut sich darüber, dass Beate Meier sie ein-
     tung stattfand, wälzte sie sich bereits wieder wohlig in der           mal wöchentlich besucht und ihr mit dem Vorbereiten
     Wiese vor ihrem Haus. Zu jener Zeit fiel sie aber für drei             ihrer Medikamente hilft – ebenso wie mit Gesprächen und
     Wochen als Besuchshund aus. «Die Klienten leiden mit                   mit Gwenys Anwesenheit. «Die Hündin ist mir eine grosse
     Gweny mit, sind enttäuscht und weniger entspannt», er-                 Hilfe und sehr geduldig», sagt Alice Müller. Als sie Angst
     zählt Beate Meier damals. «Ein Mann hat sich sogar gewei-              davor gehabt habe, wegen eines nahenden Lastwagens eine
     gert, ohne die Hündin das Haus zu verlassen und spazieren              Panikattacke zu erleiden, habe Gweny sie mit grossen Hun-
     zu gehen.»                                                             deaugen angeschaut. «Ihr Blick sagte mir: Da musst du
                                                                            jetzt durch! Und mit Gweny an meiner Seite habe ich das
     Gweny: Die Beruhigende                                                 ohne Panikattacke geschafft.»
     Eine Woche nach dem Interview durfte Gweny ihre Arbeit                                                                   Kathrin Morf
     als tierisch beliebte Spitex-Mitarbeiterin wieder aufneh-
     men. «Das freut mich riesig», sagt Alice Müller* dazu – und                                   *Name auf Wunsch der Klientin geändert.

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               QUALITÄT                            BEGINNT BEI DER

                                        FÜHRUNG
               13. SPITEX-Führungsforum
                                         Mittwoch, 31. Oktober 2018, 13.45 -17.00
                                         Volkshaus Zürich (10 Gehminuten ab HB)

                       Führen mit Kennzahlen
                                         Yvonne Lang Ketterer, Präsidentin Spitex Verband Kanton Zürich
                       Selbstorganisation statt Hierarchie?
                                         Buurtzorg: Ein neuer Organisationsansatz für die Spitex
                                         Enrico Cavedon, Fachhochschule Nordwestschweiz
                       Personalrekrutierung: Neue Wege sind erforderlich!
                                         Silvia Tavaretti, Geschäftsleiterin Spitex Uster

                       Ein Führungsgespräch mit einer Unternehmerin

                                         Anmeldeschluss: 12. Oktober 2018
                                         Programm + Anmeldung: myspitex.ch > Führungsforum

                    myspitex.ch          postfach 1334 4901 langenthal 081723 24 55 eee @ myspitex.ch
                                                                                                   ch
SPITEX MAGAZIN 4 / 2018 | AUGUST/SEPTEMBER                                                      PUBLIREPORTAGE
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Hand in Hand zum Wohle
der Patienten
Die Topwell Apotheke Zuchwil und die Spitex-Dienste Zuchwil verbindet
eine enge und freundschaftliche Zusammenarbeit. Die Spitex kann
sich auf die Therapiesicherheit verlassen und profitiert von der Qualitäts-
sicherung und Effizienzsteigerung.

Topwell, in welchen Bereichen arbeiten        sollte, dann ruft uns eine Mitarbeitende der
die Topwell Apotheke Zuchwil und die          Apotheke an. Die gesamte Medikamenten-
Spitex-Dienste Zuchwil zusammen?              bestellung läuft über die Apotheke, was zur
Beatrice Zwicky-Keel: Die Spitex bestellt     Therapiesicherheit beiträgt und gefährliche
täglich Medikamente und Verbrauchsmate-       Doppelmedikationen oder Interaktionen           Patricia Häberli, dipl. Institutionsleiterin
rial per Fax bei uns. Bestellungen bearbei-   zwischen Medikamenten verhindert.               NDS, Spitexleitung der Spitex-Dienste Zuchwil
ten wir aufmerksam und vergleichen diese      Übrigens können sich unsere Mitarbeiten-        (links) und Beatrice Zwicky-Keel, eidg. dipl.
mit der Historie im Patientendossier. Wir     den direkt bei Frau Zwicky-Keel gegen           Apothekerin ETH, Off izinapothekerin FPH und
überprüfen Interaktionen und mögliche         Grippe impfen lassen – wir übernehmen die       Geschäft sführerin der Topwell Apotheke
Kontraindikationen und erkundigen uns         Kosten dafür. Die individuelle Terminverein-    Zuchwil.
über allfällige Therapieanpassungen. An-      barung läuft sehr unkompliziert ab genau-
schliessend beschriften wir die Medikamen-    so wie die Rechnungsstellung.                   Haben Sie ein Beispiel, bei welchem
tenpackungen mit dem Patientennamen.                                                          die Therapiesicherheit durch die
Damit die Spitex Bestellungen direkt an die   Sie bestellen Ihre Medikamente porti-           Zusammenarbeit optimiert wurde?
jeweiligen Personen übergeben kann, pa-       oniert?                                         Beatrice Zwicky-Keel: Ein Kunde hat seine
cken wir diese in angeschriebene Säckli ab.   Patricia Häberli: Wenn ein Patient mehr als     Schlafmedikamente teilweise doppelt einge-
                                              drei Medikamente einnimmt, können wir           nommen und ein anderes Mal ganz ausge-
Weshalb ist diese Zusammenarbeit              die Medikamente für ihn über die Apotheke       lassen. Jetzt erhält er seine Medikamente im
so erfolgreich?                               im Medifilm beziehen. Wir und der behan-        Medifilm portioniert – dadurch können wir
Patricia Häberli: Die Apotheke bietet uns     delnde Arzt erhalten zur Überprüfung von        seine Therapiesicherheit garantieren.
einen absolut zuverlässigen Dienst an. Wir    der Topwell Apotheke ein aktualisiertes Me-     Patricia Häberli: Personen mit Demenz
erhalten die bestellten Medikamente und       dikamentenblatt per Mail. Im Gegensatz zu       geben wir alle Medikamente, auch die von
das Verbandmaterial noch am gleichen Tag      Medikamenten, die von Hand gerüstet wer-        Medifilm, direkt ab, um die Therapiesicher-
an den Stützpunkt oder direkt zum Patien-     den, weisen maschinell konfektionierte          heit zu gewährleisten.
ten. Der mobile Kunde kann die Medika-        Portionen praktisch keine Fehlerquote auf
mente zur vereinbarten Zeit auch selbst in    und sind viel günstiger.                        Können Sie die Dorf Apotheke für die
der Apotheke abholen.                                                                         Zusammenarbeit weiterempfehlen
Beatrice Zwicky-Keel: Wir tauschen uns        Wie gestaltet sich der Austausch                und wenn ja, warum?
regelmässig aus und stehen in einem sehr      zwischen der Topwell Apotheke und               Patricia Häberli: Natürlich und zwar zu 100
engen Kontakt, entweder telefonisch, per      der Spitex?                                     Prozent. Wir haben eine sehr angenehme,
Mail oder durch die kurzen Wege auch per-     Beatrice Zwicky-Keel: Die Kommunikati-          konstruktive, wohlwollende und enge Zu-
sönlich. Einmal im Jahr treffen wir uns und   on ist sehr wichtig. Wir haben einen engen      sammenarbeit. Wir arbeiten Hand in Hand
besprechen die weitere Zusammenarbeit.        Kontakt und sind bestrebt, alle offenen Fra-    für den Patienten und für die Sache. Und
                                              gen vor der jeweiligen Auslieferung zu klä-     dass wir offen für Neues sind, zeigt unser
Was sind die klaren Vorteile für die          ren, damit wir der Spitex die richtigen Medi-   Projekt mit der Grippeschutzimpfung.
Spitex-Dienste Zuchwil?                       kamente liefern können.
Patricia Häberli: Die prompte und direkte     Patricia Häberli: Bei den Telefonaten geht
Lieferung an unseren Stützpunkt erspart uns   es praktisch immer um Rückfragen betref-
den Weg in die Apotheke. Wenn bei unserer     fend der Bestellung, bzw. um Fragen zu Me-
aufgegebenen Bestellung etwas unklar sein     difilmtherapien.                                Telefon: 052 268 80 80, www.topwell.ch
12    GESELLSCHAFT                                                          SPITEX MAGAZIN 4 / 2018 | AUGUST/SEPTEMBER

Von der griechischen
Küste zuri
Spitex an der Limmat
Am Esstisch steckten die fünf Mitglieder der Familie
Papasika jeweils die Köpfe zusammen und sprachen
darüber, dass sie in Griechenland nur eines erwarte-
te: Perspektivenlosigkeit. Darum beschloss das
Quintett eines Tages einhellig, seine Heimat hinter
sich zu lassen und in der Schweiz ein neues Leben zu
beginnen – für die älteste Tochter Polyxeni führte
dieser Weg zur Spitex.
      Die Kindheit von Polyxeni «Poly» Papasika in Griechenland
      war eine glückliche, liebte sie doch beispielsweise das Meer,
      die zumeist fröhlichen Einheimischen und all die kunter-
      bunten Feste und Bräuche. Zudem fühlte sich das Mädchen
      geborgen in jenem grossen Haus, in dem nicht nur sie selbst
      mit ihren Eltern und den beiden Geschwistern lebte, son-        Schönheit, mit dem Kontrast zwischen den weiss verputz-
      dern auch eine Grossmutter und zwei Tanten mit ihren            ten Häusern und dem Meer, das in allen Blautönen leuch-
      jeweiligen Familien. Als Polyxeni älter wurde, begann sie       tet. Vor knapp zehn Jahren brach jedoch eine Finanzkrise
      jedoch zu begreifen, dass sie eine Sache nicht liebte an        über die Hellenen herein: Während die Arbeitslosenzahlen
      Griechenland: die fehlenden Perspektiven. Und so packte         stiegen, sanken die Löhne erheblich, und 2010 wurde Grie-
      sie eines Tages ihre Siebensachen, um ihre Heimat zu ver-       chenland gar für insolvent erklärt.
      lassen – nichtsahnend, dass ihre Auswanderung sie zur               Diese Krise ging auch an der Familie Papasika nicht
      Spitex führen sollte. Doch der Reihe nach.                      spurlos vorbei. «Mein Vater arbeitete als Elektriker in
                                                                      einer Fabrik. Sein Lohn reichte für unsere fünfköpfige Fa-
      Die Krise tilgt die Perspektiven                                milie aber nicht aus», erzählt Polyxeni Papasika. Darum
      Die heute 19-jährige Poly xeni Papasika wuchs in der            führte er auch noch einen Laden für Heizungstechnik,
      griechischen Hafenstadt Volos auf, die in der Mitte zwi-        arbeitete als Verkäufer in einem Farbengeschäft, und als
      schen der Hauptstadt Athen und der Landesgrenze im              wäre dies noch nicht genug, schlüpfte er abends und an
      Norden liegt. «In Volos ist alles mit der Ägäis verbunden.      Feiertagen auch noch in eine Kellneruniform. Seine Frau
      Alles, was man erlebt, und alles, an das man sich gerne         kümmerte sich nicht nur um ihre Kinder, sie half auch im
      erinnert», erzählt sie. Griechenland hat rund 11 Millionen      Laden aus und übernahm alle möglichen Gelegenheitsjobs,
      Einwohner, umfasst 130 000 Quadratkilometer und gilt als        schrubbte beispielsweise Böden blank. «Meine Eltern
      Wiege Europas; jede Ruine strotzt regelrecht vor Ge-            steckten so viel Zeit und Energie in ihre diversen Jobs, dass
      schichtsträchtigkeit. Zudem rührt das Land die Herzen von       sie kaum Zeit für uns hatten. Darunter begann ihre Gesund-
      Touristen und Einheimischen gleichermassen mit seiner           heit zu leiden», erzählt Polyxeni Papasika und senkt ihren
SPITEX MAGAZIN 4 / 2018 | AUGUST/SEPTEMBER                                                             GESELLSCHAFT
                                                                                                                            13

In der griechischen Hafenstadt Volos ist Polyxeni Papasika aufgewachsen. Bild: istock / Kisa_Markiza

Blick. «Dennoch reichten ihre Einkünfte nur für das Wich-      wachsenen ihre Sprösslinge in ihre Überlegungen mit ein,
tigste aus. Wir konnten nichts zur Seite legen, zum Beispiel   und so debattierte die ganze Familie jeweils am Esstisch,
für das Studium von uns                                                                      ob man auswandern sollte
Kindern. All dies hat meine
Eltern krank gemacht.»
                                   «Meine Eltern steckten so                                 – und wenn ja, wohin.
                                                                                                Schliesslich einigte sich

Zur Schule ohne ein
                                   viel Zeit und Energie in ihre                             das Quintett darauf, dass es
                                                                                             in die Schweiz ziehen wür-
Wort Deutsch                       diversen Jobs – und dennoch                               de. Diese lag nicht allzu
Mit der Zeit begannen auch                                                                   weit von Griechenland ent-
die Kinder zu begreifen,           reichten ihre Einkünfte nur                               fernt, galt als sicher und
dass ihre Heimat sich ver-
ändert hatte. «Im Gymna-
                                   für das Nötigste.»                                        schön. Zudem war der Va-
                                                                                             ter zuversichtlich, dass er
sium wurde mir klar, dass es      Polyxeni «Poly» Papasika                                   dort Arbeit als Elek triker
in Griechenland für viele                                                                    finden würde, hatte er als
Jugendliche keine Zukunft gab«, erzählt Polyxeni Papasi- Kind doch eine Weile in Deutschland gelebt und Deutsch
ka. «Egal, wie viele Diplome sie sich erkämpften: Am Ende gesprochen. Denn auch seine Eltern waren Auswanderer
waren sie doch arbeitslos oder mussten irgendwelche gewesen, aber nach einer Weile in ihre alte Heimat zurück-
schlechtbezahlten Jobs annehmen.» Darum begannen die gekehrt.
Eltern in jener Zeit zu diskutieren, ob sie ihre geliebte Hei-   Nachdem der Beschluss gefallen war, reiste der Vater
mat verlassen sollten. Nach einer Weile weihten die Er- im Jahr 2013 in die Schweiz. In Zürich, in der fernen Stadt
14   GESELLSCHAFT                                                             SPITEX MAGAZIN 4 / 2018 | AUGUST/SEPTEMBER

                                                                                        Ohne ein Wort Deutsch zu sprechen, drück-
                                                                                        te sie zwei Tage nach ihrer Ankunft bereits
                                                                                        die Schulbank. «Zum Glück konnte ich mich
                                                                                        zu Beginn in Englisch mit den Lehrern und
                                                                                        Mitschülern verständigen», sagt sie.

                                                                                         Familie im siebten Himmel
                                                                                         Als sie sich mit ihrer Berufswahl auseinan-
                                                                                         derzusetzen hatte, entschied sich Polyxeni
                                                                                         Papasika für die Pflege. «Ich wollte mit
                                                                                         Menschen statt Maschinen arbeiten. Aus-
                                                                                         serdem ist die Pflege eine sehr zukunfts-
                                                                                         trächtige Branche.» Letzteres sei ihr wich-
                                                                                         tig gewesen, weil sie nie wieder die
                                                                                         Perspektivenlosigkeit spüren wollte, mit
                                                                                         der sie in Griechenland konfrontiert gewe-
                                                                                         sen war. Fortan schrieb sie Bewerbung um
                                                                                         Bewerbung – und freute sich riesig, als sie
                                                                                         die Einladung zum Vorstellungsgespräch
                                                                                         bei der Spitex Zürich Limmat erhielt. Nach
                                                                                         dem Gespräch und einem Schnupperprak-
                                                                                         tikum sei sie überzeugt gewesen, ihren ide-
                                                                                         alen Beruf gefunden zu haben. Und die Spi-
                                                                                         tex war sich im Gegenzug sicher, die
                                                                                         richtige Auszubildende gewählt zu haben.
                                                                                         «Als ich die Zusage bekam, war nicht nur
                                                                                         ich im siebten Himmel, sondern auch mei-
                                                                                         ne ganze Familie.»
                                                                                             Nun befi ndet sich die 19-Jährige im
                                                                                         2. Lehrjahr zur FaGe im Zentrum Affoltern,
                                                                                         absolviert die Berufsmaturitätsschule und
                                                                                         wird von ihren Ausbildungsverantwortli-
                                                                                         chen in den höchsten Tönen gelobt. «Poly
                                                                                         schreibt nicht nur sehr gute Noten», sagt
                                                                                         ihre Ausbildnerin Susanne Horzsa. «Sie
                                                                                         ist auch ein herzlicher und tiefgründiger
                                                                                         Mensch, der seinem Team und unseren
                                                                                         Klienten eine grosse Wertschätzung ent-
     Polyxeni Papasika fährt mit dem Elektrovelo auf Spitex-Tour. Bild: Kathrin Morf     gegenbringt. Dass sie schon viel erlebt
                                                                                         hat, merkt man, denn sie ist sehr reif für ihr
                                                                                         Alter.» Bereits während des Vorstellungs-
     mit ihrer grossen griechischen Gemeinde, fand er nicht nur gesprächs sei sie positiv überrascht gewesen, wie gut die
     neue Freunde, sondern auch eine Arbeitsstelle sowie eine junge Frau schon Deutsch sprach, erinnert sich Susanne
     Wohnung – nach langem Suchen, was in der Limmatstadt Horzsa. «Aber das zeichnet Poly aus: Sie ist sehr lernwil-
     aber keine Seltenheit darstellt. «Mein Vater verlor zeit- lig. Genau wie ihre Eltern würde Poly zudem nie aufgeben.»
     weise fast die Hoffnung, aber wie immer hat er nicht auf- Sie hat grosses Potenzial. Darum diskutieren wir derzeit
     gegeben», erzählt seine Tochter und lächelt wieder.                 mit ihr, ob sie nach der Lehre für uns weiterarbeiten und
        Im August reiste der Rest der Familie in die Schweiz, und eine höhere Ausbildung angehen möchte.»
     zwar ohne Rückflugticket. «Die traurigen Gesichter unse-
     rer zurückbleibenden Familienmitglieder werde ich nie «Allesamt singen, essen und lachen gemeinsam»
     vergessen«, erzählt Polyxeni Papasika. In Griechenland Und Polyxeni Papasika findet dieses Angebot durchaus
     hatte sie das zweite Schuljahr im Gymnasium abgeschlos- verlockend, wie sie dem Spitex Magazin verrät. «Die Aus-
     sen, in der Schweiz begann sie mit der Sekundarschule. bildung an einer Fachhochschule reizt mich», sagt die
SPITEX MAGAZIN 4 / 2018 | AUGUST/SEPTEMBER                                                           GESELLSCHAFT
                                                                                                                                                   15
19-Jährige, «und bei der Spitex bin ich immer noch so           Kindheit gegeben hat. Die Schweiz hat mir danach aber
glücklich wie am ersten Tag.» Das Team und die langjähri-       Möglichkeiten eröffnet, die ich in Griechenland nicht
gen Beziehungen zu den Klienten gefallen ihr genauso wie        hatte. Darum hat sie längst auch einen grossen Platz in
die vielen Weiterbildungsmöglichkeiten sowie die grosse         meinem Herzen.»
Abwechslung und Selbstständigkeit. «Nur das Velofahren              Dann schwingt sich Polyxeni Papasika wieder auf ihr
im Winter ist für eine Griechin ganz schön hart», sagt sie      Elektrovelo und rollt zu ihren Klienten, von denen sie so
und lacht schallend.                                                                           gerne erzählt. «Bei der Spi-
    Damit beginnt sich die                                                                     tex sind Klienten nicht bloss
andere Seite zu zeigen, wel-     «Die Schweiz hat mir Möglich-                                 Fallnummern», betont sie.
che die junge Frau aus-                                                                        «Man kennt ihren Namen,
macht: Da ist zwar einer-        keiten eröffnet, die ich in                                   ihre Geschichte, ihr Um-
seits die ehrgeizige und
nachdenkliche Polyxeni Pa-
                                 Griechenland nicht hatte.»                                    feld. Und sie sind dankbar,
                                                                                               dass wir sie daheim pfle-
pasika, die ihre Nase gerne       Polyxeni Papasika                                            gen.» Und so schliesst sich
in Bücher steckt, sich im                                                                      gewissermassen ein Kreis:
Selbststudium das Klavierspiel beibringt und sich andau-        Die junge Frau, die ihre Heimat hinter sich lassen musste,
ernd selber hinterfragt. Andererseits ist da aber auch die-     hilft nun dabei, dass gebrechliche und kranke Menschen
jenige Polyxeni Papasika, die das Leben in vollen Zügen ge-     dort bleiben können, wo sie sich am wohlsten fühlen – zu
niesst, das Kickboxen liebt – und das Feiern. «Das              Hause.
Ausgelassene und Offene ist das typisch Griechische,
ebenso wie unser grosses Unterhaltungspotenzial», sagt                                                                Kathrin Morf
sie lächelnd. «In Griechenland gibt es immerzu spontane
Feste: Dann ist jeder eingeladen und allesamt singen, es-
sen und lachen gemeinsam. Und sind dabei nicht gerade
                                                                Anzeige
leise.» Etwas mehr Spontanität würde sie sich diesbezüg-
lich auch von den Schweizern wünschen. «Die Schweizer
können zwar gut feiern», sagt sie, «aber die meisten Feste
sind geschlossene Gesellschaften und werden Monate im
Voraus geplant.»
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Beispiel. «Auch sind viele Schweizer erst eher zurückhal-
tend», sagt sie, «aber lernt man sie kennen, dann öffnen
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Beispiel. Hierzulande könne der Vater seine Familie zudem                                            1470 Estavayer-le-Lac
mit einer einzigen Arbeitsstelle ernähren, und wenn die                                              T 021 588 11 93
Mutter manchmal einen Temporärjob übernimmt, dann                                                    6963 Pregassona
vermag die Familie sogar etwas auf die Seite zu legen. Po-                                           T 091 228 03 29                   hier abtrennen

lyxenis 15-jährige Schwester besucht derzeit die Sekundar-
                                                                                                     Senden Sie mir Ihre
schule, ihr 16-jähriger Bruder das Gymnasium. «Wir sind                                              Gratisinformationen
                                                                                                     Name
glücklich in der Schweiz», zieht die älteste Tochter Bilanz.
                                                                                                     Vorname

Ein eigener Platz im Herzen
                                                                                                     Strasse
Die regelmässigen Reisen nach Griechenland können
Polyxeni Papasikas Heimweh zwar nicht gänzlich aus-                                                  PLZ/Ort

merzen, aber zurückziehen will sie derzeit nicht. «Ich                                               Telefon
schliesse zwar keine Tür für immer», sagt sie, «aber hier
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                                                                               2018
                                                       23.–26. Oktober
                                                       FACHMES S E FÜ R D E N GES U N D HE IT S MA R K T

                                                       MESSE ZÜRICH
SPITEX MAGAZIN 4 / 2018 | AUGUST/SEPTEMBER                   NETZWERK
                                                                 FOKUS
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Gemeinsam stark
Ein Lösungsvorschlag wird derzeit oft genannt, wenn debattiert wird, wie die
Gesundheitsbranche die Herausforderungen der Zukunft zu meistern vermag:
Stationäre und ambulante Leistungserbringer sollen sich entlang der gesamten
Versorgungskette in zentral koordinierten Netzwerken zusammenschliessen.
Solche Netzwerke werden im Folgenden fokussiert: Im Interview zum Auftakt
beleuchtet Claudia Aufdereggen, Vorstandsmitglied von Spitex Schweiz, die Zu-
sammenschlüsse von A bis Z. Danach werden dreierlei Beispiele vorgestellt: Ein
umfassender Bündner Gesundheitsversorger, eine Waadtländer Partnerschaft
mit Erweiterungspotenzial sowie fallspezifisch aufgebaute Zürcher Netzwerke.
Der Grundtenor aller Befragten lautet dabei: «Gemeinsam sind wir stark!»
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«Netzwerke bieten massgeschnei-
derte Lösungen – für jeden Patienten,
zu jedem Zeitpunkt»

  Claudia Aufdereggen ist Geschäftsleiterin der Spitex Regio Liestal und Vorstandsmitglied von Spitex Schweiz. Bild: Spitex Regio Liestal

  Das Wort «Netzwerk» ist in Mode in der Gesundheitsbranche, oft werden in-
  terdisziplinäre Versorgungsnetzwerke gar als Patentrezept der künftigen Grund-
  versorgung angepriesen. Nur wenn alle möglichen Leis-
  tungserbringer sich zusammentun, so lautet der Tenor,
  könne jeder Patient optimal versorgt werden. Dies gilt
  vor allem für die Langzeitpflege, denn immer mehr
  Menschen werden immer älter und ihre Bedürfnisse
  immer individueller. Claudia Aufdereggen, Geschäfts-
  leiterin von Spitex Regio Liestal und Vorstandsmit-
  glied von Spitex Schweiz, spricht im Interview über
  die Definition und Organisation solcher Versorgungs-
  netzwerke – und darüber, was es braucht, damit sie Zukunft haben.
SPITEX MAGAZIN 4 / 2018 | AUGUST/SEPTEMBER                                                                  NETZWERK
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Spitex Magazin: 2015 hielt das Bundesamt für Ge-                 Dieser Warnung würden sich nicht alle Experten
sundheit (BAG) fest, dass Versorgungsnetzwerke in                anschliessen. Manche pochen auf alles umfassende
der Gesundheitsbranche unbedingt nötig seien.                    Netzwerke, wollen sogar Krankenkassen miteinbe-
Ihr Ziel sei die «koordinierte Versorgung» aller Pati-           ziehen. Sie demnach nicht?
entinnen und Patienten durch sämtliche Leistungs-                Diesbezüglich muss man pragmatisch denken: Zwar gibt es
erbringer entlang der gesamten Behandlungskette.                 durchaus kooperative Krankenkassen, aber jede fokussiert
Solche Netzwerke, in denen alle möglichen Pflege-                doch erst einmal das Prinzip der eigenen Wirtschaftlich-
und Betreuungsangebote zentral koordiniert werden,               keit. Ihre Integration droht das System träge zu machen.
fi ndet man in der Schweiz aber bisher selten. Sind              Liegt ein Patient zehn Tage lang unnötig im Spital, weil die
diese umfassenden Netzwerke also bloss eine Vision,              Verantwortlichen über die Finanzen diskutieren, dann ha-
vielleicht gar eine Illusion?                                    ben die Zuständigen den Komplexitätsgrad eines patien-
Claudia Aufdereggen: Ich hoffe, diese Aussage wird sich          tengerechten Netzwerkes überschritten.
künftig als falsch erweisen. Derzeit existieren hierzulande
aber tatsächlich kaum Netzwerke, welche diese Bezeich-           Sie erwähnten die optimale Versorgung des Patien-
nung verdient haben. Denn ich teile die Meinung des BAG,         ten. Sie ist auch für das BAG ein Hauptvorteil eines
dass ein Netzwerk die gesamte Versorgungskette im Blick          Netzwerks. Aber reicht unser Gesundheitssystem
haben muss. Es soll also alle Dienstleistungen umfassen,         hierzu nicht aus? Immerhin rangiert es im interna-
die eine Patientin oder ein Patient im Laufe der Zeit braucht.   tionalen Vergleich auf Platz zwei hinter den Nieder-
Zentral ist dies vor allem in Bezug auf die Langzeitpflege       landen laut Euro Health Consumer Index (EHCI).
und die betagten, fragilen Patienten. Denn diese bewegen         Die Schweiz hat wirklich ein sehr gutes Gesundheitssys-
sich auf der Zeitachse der Pflege und Betreuung – von der        tem. Man redet seit 20 Jahren von der Dringlichkeit von
ersten Abhängigkeit von formeller Hilfe bis zur Palliative       Netzwerken, und unser System wird nicht versagen, wenn
Care – oftmals hin und her. Beispielsweise kann sich der         wir sie nicht sofort überall aus dem Boden stampfen. Doch
Gesundheitszustand eines Betagten verschlechtern,                wir müssen begreifen, dass einerseits immer mehr Men-
woraufhin eine vorübergehende Betreuung im Heim nötig            schen immer älter und ihre Bedürfnisse immer individuel-
wird. Werden viele Leistungserbringer zentral koordiniert,       ler werden, etwa durch Multimorbidität. Andererseits ent-
wird das System durchlässiger: Ansonsten komplizierte            wickelt sich die Medizin schnell weiter, viele Behandlungen
Übergänge sind in beiden Richtungen schnell zu bewälti-          werden komplexer und teurer. Angesichts dieses rasanten
gen. Das Wichtigste an der Definition eines Netzwerkes           Wandels der Gesundheitsbranche ist es wichtig, dass wir
scheint mir aber nicht seine Breite, sondern sein Fokus          uns Gedanken machen, wie wir auch in Zukunft optimale
auf massgeschneiderte, individuelle Lösungen: Ein Netz-          und wirtschaftliche Versorgungslösungen für jedermann
werk muss darauf hinarbeiten, für jeden Patienten zu             anbieten können. Kurz gesagt: Wir haben ein gutes Ge-
jedem Zeitpunkt die richtige Lösung für seine optimale           sundheitssystem, aber durch Netzwerke können wir es
Versorgung zu finden.                                            optimieren und uns für die Zukunft rüsten.

Entlang der erwähnten Zeitachse fi nden sich Apo-
theken, Ärzte, die Spitex, Heime, Spitäler, das
Rote Kreuz und viele mehr. Ab wie vielen Involvier-
ten würden Sie von einem Netzwerk sprechen?                        Zur Person
Es kann durchaus sein, dass am Anfang eines Netzwerkes             Claudia Aufdereggen, 53, ist Pflegefachfrau HF mit
nur wenige Leistungserbringer stehen, eine Spitex und              MAS in Betriebsökonomie und Gerontologie. Sie
ein Heim zum Beispiel. Das ist zwar erst eine Partner-             begann 1986 bei der Spitex zu arbeiten, ist seit 2003
schaft, aber die enge Zusammenarbeit ist ein wichtiger             Geschäftsleiterin der Spitex Regio Liestal und seit
Schritt auf dem Weg zum Netzwerkdenken. Denn die                   2015 Vorstandsmitglied von Spitex Schweiz mit dem
beiden Leistungserbringer beginnen dadurch die gesamte             Ressort Qualität. Auch im Vorstand der Alzheimer-
Versorgungskette im Blick zu haben. Sie bemerken viel-             vereinigung beider Basel ist sie vertreten. Während
leicht, wo in ihrer gemeinsamen Versorgung noch Lücken             fünf Jahren (bis 2017) war sie im Vorstand des Kanto-
bestehen, beispielsweise in Bezug auf intermediäre                 nalverbandes SVBL. Sie hat an der Ausgestaltung des
Lösungen wie Alterswohnungen. Oder sie begreifen ge-               neuen Altersbetreuungs- und Pflegegesetzes (APG)
meinsam, wo sie unterschiedliche Ziele verfolgen, die              des Kantons Baselland als Vertreterin des Spitex-
sie folglich überdenken müssen. Ein Netzwerk darf aber             Kantonalverbandes wie auch in kantonalen Fach-
auch nicht zu weit ausgedehnt werden, sonst wird es                kommissionen mitgearbeitet.
zu komplex.
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             FOKUS
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                                    Als verbesserungswürdig gilt die         stand des Patienten, auf all seine Risiken und Ressourcen.
                                      Versorgung des Patienten vor           Dieser professionelle Rundumblick wird erheblich behin-
                                        allem in Bezug auf Übergän-          dert, wenn die Fachperson keine Einsicht in die Kranken-
                                           ge wie denjenigen vom             geschichte hat. Es ist eine Knacknuss, wie wir das Problem
                                             Spital nach Hause               des
                                               (siehe auch Seite 28).        herrschenden Misstrauens lösen. Allein der Patient muss
                                               Wie helfen hier Netz-         bestimmen dürfen, wer Zugriff auf seine Daten hat. Viele
                                               werke?                        sind aber überfordert, wenn sie alle Zusammenhänge im
                                               Die Spitex muss viel frü-     Netzwerk verstehen sollen. Wir müssen diesen Menschen
                                               her in die Versorgung ei-     aufzeigen, wie wichtig der Austausch von Daten im gesam-
                                               nes Patienten einsteigen      ten Netzwerk ist. Zu empfehlen ist, dass wir dabei die
                                               als bis anhin üblich. Eine    Angehörigen vermehrt miteinbeziehen, denn sie sind wert-
                                               Spitex-Pflegefachperson       volle Vermittler.
                                               wird vor dem Spitalein-
                                               tritt beigezogen und          Der EHCI hält weiter fest, dass das Schweizer Ge-
                                               kann sich mit dem Pati-       sundheitssystem sehr teuer ist. Das Sparpotenzial
                                               enten bereits vertraut        ist dann auch der zweite Hauptgrund, wieso das
                                          machen und daraufhin naht-         BAG auf Netzwerke pocht. Sie könnten zum Beispiel
                                  los bei ihm zu Hause die Pflege ge-        Eintritte in teure Langzeitinstitutionen reduzieren.
                           währleisten. Durch solche unkomplizierten,        Dies dürfte ein schlagkräftiges Argument sein in
                  massgeschneiderten Netzwerklösungen wird die Un-           einer Branche, die zunehmend unter ökonomischen
             sicherheit des Patienten massiv reduziert. Dazu braucht es      Druck gerät?
             jedoch neben einem Schnittstellenmanagement auch die            Es ist richtig, dass ein Netzwerk die Kosten für Heim- und
             finanzielle Abgeltung dieser Leistung. Leider gibt es in die-   Spitalaufenthalte zu reduzieren vermag. So zeigen Studi-
             sem Bereich noch einige Lücken zu schliessen.                   en, dass in der Westschweiz der Anteil der Betagten im
                                                                             Heim deutlich tiefer ist als in der Deutschschweiz. Dies,
             Technologien wie das elektronische Patientendossier             weil in der Westschweiz häufiger gemeinsam an optima-
             (EPD) helfen beim Bewältigen der Schnittstellen.                len Versorgungslösungen gearbeitet wird, beispielsweise
             In Bezug auf den Datenschutz herrscht hierzulande               in den Sozialmedizinischen Zentren (SMZ), die mehrere
             aber grosses Misstrauen. Ein Patient könnte befi n-             Leistungserbringer unter einem Dach vereinen. Das Netz-
             den, provokativ gesagt, dass die Spitex ihm die                 werk verhindert auch teure Doppelspurigkeiten, zum Bei-
             Stützstrümpfe wechselt und nicht all die intimen                spiel führen nicht mehrere Institutionen dieselbe Abklä-
             Details aus seinem Dossier kennen muss.                         rung durch. Mir ist klar, dass dieser finanzielle Nutzen jeden
             Das ist leider ein realistisches Beispiel. Wir müssen Aus-      Prämien- und Steuerzahler interessiert. Darum ist es auch
             senstehenden begreifbar machen, dass die Spitex-Fach-           wichtig, dass die Wirkung von Netzwerkbildungen mess-
             person viel mehr im Fokus hat als nur die Stützstrümpfe.        bar ist, zum Beispiel mit Statistiken zu Heimeintritten. Zwei
             Sie hat stets ein Auge auf den gesamten Gesundheitszu-          Dinge möchte ich hier aber betonen: Erstens darf man nicht

Zur neuen Gesetzgebung in Baselland
Im Januar trat im Kanton Baselland (BL) das neue Altersbe-           In Baselland bilden sich also umfassende Versorgungsnetzwer-
treuungs- und Pflegegesetz (APG) in Kraft. Es schafft laut           ke, die von oben initiiert werden (sogenannte Top-Down-
Gesetzestext «die Grundlage für die bedarfsgerechte, qualita-        Modelle) statt von der Basis selber in Angriff genommen zu
tiv gute und wirtschaftliche Pflege von nicht spitalbedürftigen      werden (Bottom-Up-Modelle). Dabei dürfen die Gemeinden
Personen aller Altersstufen sowie die Betreuung von betagten         bestimmen, wie gross die Versorgungsregion ist, der sie künf-
Personen.» Das APG verpflichtet die Gemeinden dazu, innert           tig angehören. Es dürften sich Netzwerke aus zwei, drei Ge-
drei Jahren Versorgungsregionen zu bilden, die als Zweckver-         meinden genauso bilden wie solche aus 20 bis 30 Gemeinden.
bände organisiert sind. Jede Region arbeitet ein Versorgungs-        Für die neue Gesetzgebung war keine Volksabstimmung nötig,
konzept aus. Dieses «bezweckt die Sicherstellung eines bedarfs-      sie fand eine genügend grosse Mehrheit im Landrat. Die Um-
gerechten ambulanten, intermediären und stationären                  strukturierung wird von der Universität Basel wissenschaftlich
Betreuungs- und Pflegeangebots. Es umfasst insbesondere              begleitet und analysiert. Mehr Informationen sind erhältlich
auch Angebote für betreutes Wohnen und Demenzkranke.»                unter www.baselland.ch.
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