Der Visionär Elon Musk - Scholz Verlag, A
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Mobilität: Innovation 20210130 Der Visionär Elon Musk Gifhorn, Lk. Gifhorn (Nds). Als „Visionär“ und ten zu verbeiten. Damit unterscheidet sich derzeit „voller Erfindergeist“ zieht Elon Musk nicht nur seine Kommunikationsstrategie noch von der ande- Börsenzocker, sondern auch Politiker und Medi- rer Unternehmen und ähnelt jener des US-Präsiden- en in seinen Bann. Längst zählt er zu den reichs- ten Donald Trump. Zu Musk-Öffentlichkeitsstrategie ten Männern der Welt, und er darf seine Visionen gehört jedoch auch, dass er sehr unterschiedlich auf offenbar unter Sonderregeln umsetzen. Das zeigt seine Kritiker reagiert und so auch Konfrontationen sich nirgendwo besser als bei seinen Autos: Von schon mal durch Schweigen ersetzt. gravierenden Qualitätsmängeln über Online-Up- So forderte George Hotz, Gründer des autonomen dates, die tief in die Funktionen des Autos ein- Asssistenzsystems comma.ai, Musk zu einer Wette greifen, bis hin zum „Autopiloten“, mit dem tödli- heraus und bot an: che Unfälle in Zusammenhang gebracht werden, „Wir kaufen einen Model 3* mit FSD. Ich lasse mich darf Tesla ins Risiko gehen wie kein anderer Her- darin im nächsten Januar für einen Monat herumfah- steller. ren und überwache das System. Wenn es nicht aus- steigt, gewinnst du; wenn es aus Sicherheitsgründen Geld verdient wurde mit Tesla bislang kaum, und es aussteigt oder der Nutzer eingreifen muss, um ans sind neben der Phantasie der Börsianer vor allem Ziel zu kommen, gewinnen wir. Ich werde Videobe- Quersubventionen durch andere Firmen, die den weise öffentlich machen.“ Oder „James Glickenhaus, Autohersteller am Laufen hielten. Doch Musks Im- der sich an Musk wandte: „Lieber @elonmusk, du perium ist größer: Es umfasst das Raumfahrtunter- hast gesagt, dass Wasserstoff-Technologie ,unbe- nehmen SpaceX, das weitgehend auf Staatsaufträge schreiblich dumm‘ sei. Du hast auch gesagt, dass die baut, und die Firma Hyperloop, mit der Passagiere Baja 1000 ein großartiger Test für deinen Cypertruck in Röhren im Vakuum von A nach B reisen sollen. wäre. Wir sagen: Bring ihn. Wir bauen unser wasser- Viele Experten ziehen die Machbarkeit grundsätz- stoffgetriebenes Boot und du kannst in der 2023er- lich in Frage, was Politiker wie den bayerischen Mi- Baja 1000 einen Cybertruck dagegen setzen.“ nisterpräsidenten Markus Söder jedoch nicht daran Auf beide Hersausforderungen antwortete Musk mit hindert, sein Bundesland als Standort für die bizarre Schweigen. Technologie anzupreisen. Die amerikanische Webseite elonmusk.today führt Während es im Imperium des Elon Musk keine klas- in humorvoller Weise Buch über die mal amüsanten, sische Pressearbeit gibt, Tesla-Chef Elon Musk liebt mal dreisten Verlautbarungen des Milliardärs und das Wortgefecht. Der Kurznachrichtendienst Twitter Universalgenies. Das Auto-Medienportal.Net hat sich ersetzt ihm die Presseabteilung, um seine Botschaf- dort umgesehen – und präsentieren in chronologisch Copyright www..komdienst.de Redaktion Horst-Dieter Scholz
Mobilität: Innovation 20210130 absteigender Reihe einige der verblüffendsten unter einen freien Platz suchen und verifizieren können, Musks zahllosen Tweets, mit denen er mittlerweile dass die Nutzung der Lücke legal sei. über 40 Millionen Folgende versorgt. 24. September 2018: Musk behauptet, Tesla habe damit begonnen, eigene Autotransporter zu bauen. 1. Mai 2020: Musk kündigt an, „fast alle physischen 15. Juli 2018: Musk beschimpft einen Taucher, der Besitztümer zu verkaufen. Ich werde kein Haus be- seine publikumsträchtigen Ankündigungen im Rah- sitzen. Brauche das Geld nicht.“ Er habe sich „dem men der thailändischen Höhlenkatastrophe kritisiert Mars und der Erde verschrieben“. hatte, als „Pädo“. 19. März 2020: Musk prophezeit, dass die USA „an- 20. Mai 2018: Musk teilt mit, die allradgetriebenen hand aktueller Trends Ende April wahrscheinlich null Tesla hätten zwei Motoren, „damit man uneinge- Fälle“ mit Coronavirus haben werde. schränkt weiterfahren kann, wenn einer kaputtgeht.“ 31. Januar 2020: Musk informiert die Kunden darü- 29. September 2017: Musk kündigt einen regulären ber, dass ein Tesla „für kurze Zeit als Boot“ fungieren Raketenbetrieb von New York nach London an - mit könne: „Batterie, Motor und Elektronik sind wasser- 29 Minuten Flugzeit: „Der Preis pro Platz dürfte ei- fest.“ nem regulären Flugschein der Economy Class ent- 16. Januar 2020: Musk kündigt an, es werde für die- sprechen.“ jenigen, die sich einen Flug zum Mars nicht leisten 20. Juli 2017: Musk brüstet sich mit einer „mündli- können, Kredite geben: „Es wird viele Jobs auf dem chen regierungsamtlichen Zusage, einen unterir- Mars geben!“ dischen Hyperloop New York-Philadephia-Baltimore- 22. April 2019: Musk kündigt an, binnen eines Jah- DC“ zu bauen: „NY-DC in 29 Minuten.“ res werde es eine Million vollautonomer Tesla geben. September 2020 Der US-amerikanische Elektroauto- Diese könne man als Robotaxi zum Geldverdienen Hersteller hat vor, durch die Halbierung von Produkti- nutzen. Es sei deshalb „finanzieller Wahnsinn, ir- onskosten einer neuen kobaltfreien Akku-Generation gendetwas anderes als einen Tesla zu kaufen.“ ein E-Auto für umgerechnet 21.000 Euro anzubieten. 30. Januar 2019: Während Kunden unter der Ser- Die Entwicklung nud Produktion all in einem Zeitfens- vice-Katastrophe bei Tesla klagen, denkt Musk längst ter von drei Jahren erfolgen. weiter: „Als nächstes wird im Fall einer Fehlfunktion, 19. Oktober 2016: Musk verspricht, dass Kunden, die etwa eines Motorschadens oder eines platten Rei- für die Selbstfahrfunktion bezahlt haben, schon Ende fens, noch bevor das Auto zum Halt kommt ein Ab- 2017 ohne jegliche Fahrerintervention von Los Ange- schleppwagen und ein Ersatzauto auf den Weg ge- les nach New York fahren können: „Sie müssen nur bracht.“ einsteigen und dem Auto sagen, wo Sie hinwollen“. 9. Januar 2019: Musk kündigt an, der neue Tesla 6. Januar 2016: Musk beschreibt die „Summon“- Roadster werde mit SpaceXRaketentechnologie an- Funktion, mit der man einen Tesla „in ungefähr zwei geboten, mit der das Auto fliegen könne. Jahren“ automatisch herbeirufen könne. „Zum Bei- 31. Oktober 2018: Musk verspricht für 2019, ein Tesla spiel, wenn Sie in LA sind und das Auto in New York.“ werde selbständig auf einem Parkplatz herumfahren, 25. September 2012: Musk beschreibt das kommen- Tesla Model S Copyright www.komdienst.de Redaktion Horst-Dieter Scholz
Mobilität: Innovation 20210130 Das Innenleben des Tesla Model S, Entertainment und die besondere Form des Lenkrades erregten die Aufmerksamkeit und den Widerspruch de Supercharger-Netzwerk, mit dem man „mit reinem Die Änderungen werden übrigens auch auf die mit Sonnenlicht überall hin kostenlos reisen“ könne. auffälligen Flügeltüren ausgestattete Großraumli- 12. Februar 2012: „Tesla braucht nie wieder eine wei- mousine Model X ausgerollt. Hier sind allerdings die tere Kapitalerhöhung.“ Reichweiten geringer, und die Plaid-Version regelt bereits bei 262 km/h ab. Die Variante Plaid+ gibt es Doch die Entwicklung steht nicht still. Musk spendiert hier nicht. Und während das Cockpit ebenfalls erneu- seinem Tesla Model S, erstmals 2012 auf dem Markt ert wurde, sind die Modifikationen an der Außenhaut gekommen, einige Neuheiten. verhalten. Die Bezeichnung „Plaid“ ist übrigens eine Es will eine der schnellsten Limousinen der Welt sein Anspielung auf die Science-Fiction-Komödie „Space- und doch sortiert es sich auf der Autobahn meist auf balls“. Tesla-Chef Elon Musk gilt als Liebhaber der der rechten Spur ein: das Model S der US-Marke Tes- 1987 erschienenen Star-Wars-Parodie. la. Denn so bemerkenswert seine Beschleunigung ist, so sehr schrumpft die Reichweite, wenn man sie Es bleibt abzuwarten, wie realistisch die Angaben des ausnutzt. Und dann ist unweigerlich eine ausgedehn- Herstellers sind: Typischerweise fällt die Beschleuni- te Ladepause fällig. Jetzt hat Tesla der betagten Li- gung in den Tesla-Modellen nach den ersten Versu- mousine, die 2012 auf den Markt kam, zum zweiten chen deutlich ab, und die Fahrzeuge sind häufig nicht Mal ein Facelift und gleichzeitig einen neuen Antrieb in der Lage, die angegebene Spitzengeschwindigkeit mit über 1000 PS verpasst. zu halten. Dies unterscheidet die in den USA gefer- tigten Typen von deutschen Angeboten wie Audi e- Von außen wirkt die Schrägheck-Limousine glatter Tron oder Porsche Taycan. und aufgeräumter und es gibt neue Felgen; das Inte- Für das Model S liegen die Preise bei 86.990 Euro für rieur ist viel eleganter gestaltet als bisher, und als be- die Einstiegsversion, 119.990 Euro für den Plaid und sonderen Gag gibt es eine Art Steuerhorn, das an die 139.990 Euro für die Variante Plaid +. Wer alle Extras Stelle des klassischen Lenkrads tritt. Eine ähnliche – inklusive des so genannten „Autopiloten“ – bestellt, Idee hatte der VW-Konzern intern übrigens schon muss 158.700 Euro investieren. Das Model X kostet lange geprüft, doch man hat es versäumt, als Erster ohne Extras 95.990 Euro bzw. 116.990 Euro. damit auf den Markt zu kommen. Im Januar 2021 wurde Elon Musk in Berlin mit dem Die theoretischen Fahrleistungen des in drei Vari- Axel Springer Award geehrt. „Die Preisverleihung wird anten lieferbaren Model S sind über jeden Zweifel als Reise zum Mars gestaltet“, teilt der Verlag mit. erhaben: Schon die Basisversion mit der schönen Bezeichnung „Maximale Reichweite“ soll in 3,2 Se- * Im Herbst 2020 erschien eine Studie zum Tes- kunden von 0 auf 100 km/h spurten können, die la Modell 3 unter dem Titel „Datenverarbeitung und Spitze liegt bei 250 km/h. Das Modell „Plaid“ mit Datenschutz bei Tesla-Fahrzeugen“* steht über der drei Motoren und 1020 PS (750 kW) benötigt für den 37-seitigen Studie der Organisation ‚Netzwerk Da- Standardspurt nach Werksangaben nur 2,1 Sekun- tenschutzexpertise‘. Dort steht in der Zusammen- den und schafft 322 km/h. Und schließlich gibt es fassung: „Aus dem vorliegenden Gutachten ergibt noch das Modell „Plaid +“ mit über 1100 PS (810 kW) sich, dass die Datenverarbeitung durch Tesla, etwa und einer Beschleunigung, die Tesla lediglich mit „un- dessen Modell 3, in vieler Hinsicht gegen die euro- ter 2,1 Sekunden“ angibt. Die Reichweiten sollen bei päischen Vorgaben des Datenschutzes und des Ver- 663, 628 bzw. 837 Kilometern liegen - einen sehr zu- braucherschutzes verstößt.“ Das Netzwerk mit Sitz rückhaltenden Fahrstil vorausgesetzt. in Bonn ist ein Zusammenschluss von Datenschutz- Copyright www..komdienst.de Redaktion Horst-Dieter Scholz
Mobilität: Innovation 20210130 experten, deren Ziel es ist, öffentliche Diskussionen über Fragen des Datenschutzes (Datenschutzgrund- verordnung/DSGVO) in der digitalen Welt zu initiie- ren. Als prägnantes Beispiel in der Untersuchung wird die teils illegale Praxis der Video- und Ultraschallüberwa- chung im Fahr- und im Parkmodus angeführt, die „eine zentrale Funktion der Tesla-Autos“ sei. Acht Kameras gewährten eine 360-Grad- Rundumüberwachung der Fahrzeugumgebung in bis zu 250 Meter Entfernung. Ergänzt würden sie durch Ultraschall- und Radarsen- soren. Diese Systeme dienten der Fahrerassistenz und der Autopilot-Funktion, also dem halbautonomen Fahren. Sie fungierten aber auch als Dashcams, um etwa bei Unfällen im Nachhinein Informationen aus- zulesen. Um dem Datenschutz Rechnung zu tragen, wird in der Studie gefordert, dass die Angaben von Tesla zur Anonymisierung, zur Datenweitergabe oder zur Verarbeitung von Lokalisierungsdaten zutreffen. Angesichts von neuen gefundenen Verstößen gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) hält es die Organisation für dringend erforderlich, „dass sich die zuständige Datenschutzaufsicht um den Fall Tes- la kümmert, indem sie zeitnah die nötigen Informatio- nen einholt und eine detaillierte Bewertung vornimmt. Text:Horst-Dieter Scholz/ Auto-Medienportal.Net, Fotos: Tesla Tesla Model 3 Dual Motor, Fotos (I3): Auto-Medienportal.Net/Dennis Gauert Copyright www.komdienst.de Redaktion Horst-Dieter Scholz
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