Diamant HocHleistungsWerkzeuge - sonderdruck aus ausgabe 4 2017 Unabhängige Fachzeitschrift für PKD, CVD, CBN, Keramik und Hartmetall
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
ISSN 1868-4459 ZKZ 30498 Sonderdruck aus Ausgabe 4 2017 Diamant HochleIstungsWerkzeuge Unabhängige Fachzeitschrift für PKD, CVD, CBN, Keramik und Hartmetall
Unternehmen 95 Jahre LACH DIAMANT im Jahr der EMO 2017 Poly – poly – oder was? Wie es weiterging Horst Lach, Geschäftsführer und lenstoff gewachsen. Diamant in seiner CEO von LACH DIAMANT hat sich monokristallinen Form ist nach wie vor bereit erklärt, über die Entwicklung das Härteste aller Dinge. Noch bevor von Diamant- und CBN-Werkzeugen der Mensch dessen Schönheit – „Dia- und -Schleifscheiben in einer moder- monds are a girl‘s best friend“ – ent- nen Industrie anlässlich des 95-jäh- deckt hatte, nutzte er die Härte dieses rigen Firmenjubiläums in einer fort- „Unbezwingbaren“ handwerklich an laufenden Serie zu berichten. den ersten Fundstätten in Indien, bei- spielsweise für das Abdrehen und Egali- Horst Lach gilt als wahres Urgestein sieren von Mühlsteinen. der Branche und wir freuen uns, dass der Pionier aus seiner über 57-jäh- Die etwa 1770 in England einsetzende rigen Berufserfahrung in der Welt der industrielle Revolution sowie deren mas- Diamant-Werkzeugindustrie plaudern sive Fortsetzung Mitte des 19. Jahrhun- wird. derts in Deutschland wäre ohne Dia- mant nicht möglich gewesen. Insbeson- Erste PKD-Schneidplatten – gefertigt In der vierten Folge dieser (fast) his- dere für den Bau von Dampfmaschinen 1973/74. torischen Betrachtung erinnert sich und Lokomotiven mussten Maschinen – Horst Lach daran, wie es in den zwölf genauer Schleifmaschinen – entwickelt Monaten nach Vorstellung der ersten und mit Scheiben zum Stahlschleifen Der Ingenieur, der polykristallinen Zerspanungs-Werk- bestückt werden, die ohne Diamant Ideen umsetzte zeuge weiterging. zum Abrichten dieser Scheiben nur ge- ometrisch verzerrte Oberflächen er- So verwundert es nicht, dass es dem In- Wo kommen wir her – wo wollen wir zeugt hätten. Der Bedarf nach diesem genieur Tracy Hall in den USA 1954 erst- hin? Das war zum Start dieses neuen nunmehr in Brasilien und Afrika abge- mals gelang, mit einer speziell entwi- Schneidwerkstoffes „polykristalline syn- bauten Rohstoff Diamant stieg in den ckelten Hochdruckpresse synthetische, thetische Diamanten“ (PKD) auch im folgenden 100 Jahren ins Unermess- „menschengemachte Diamanten“ her- Jahr nach der ersten Präsentation auf liche – und erlangte letztendlich durch zustellen. Als General Electric 1957 die- der Hannover Messe 1973 (siehe dihw die beiden Weltkriege strategische Be- se synthetischen Diamanten in Kör- 03 | 2017) die Frage. deutung. Der Wunsch und das Verlan- nungsform bis zur Größe von etwa gen, Diamanten wachsen zu lassen bzw. 170 Mikron unter dem Markennamen Trotz „poly“ ist auch hier die Grundlage synthetisch herzustellen und sich damit »Man Made Diamond« erstmals anbot, „Diamant“ (griechisch: Adamas), in der unabhängiger von den Rohstoffmärkten war ein Schritt zu einer weiteren tech- Natur in Jahrmillionen in der Erde unter in London und Antwerpen zu machen, nischen Revolution getan, die auch heu- Druck und Hitze auf der Basis von Koh- wurde immer größer. te noch durch immer neue Innovati- onen bekräftigt wird. Es war wiederum Tracy Hall, der 1967/68 die Idee umsetzte, feinste Dia- mant-Körner in der Synthese zu verba- cken und mit Hartmetall als Träger zu verbinden. Er hatte Erfolg: Der erste Schritt zu einem neuartigen so genann- ten polykristallinen synthetischen Dia- mant-Schneidstoff war gelungen. Da der elektrische Funken (EDG – Elec- trical Discharge Grinding) für das Auf- trennen der anfangs etwa 3,2 Millimeter Durchmesser messenden Ronden noch nicht entdeckt war, musste das Diamant tragende Hartmetall mit galvanisch be- schichteten Diamant-Trennscheiben so Unbearbeitete Syntheseschneidplatten. Quelle: „Bericht Schnelleres Drehen, geritzt werden, dass anschließend 90- Bohren und Fräsen…“ Horst Lach MM Heft 11/1973. bzw. 60-Grad-Segmente herausgebro- chen werden konnten. 2 dihw 9 · 4 2017
Unternehmen Neuer Schneidstoff für Pionier“ bekann- Anwender der ersten Stunde te Unternehmen auch diesmal ein Was tun mit dieser Errungenschaft – das Ideen-Bringer sein muss sich das Management der General könnte. Electric damals wohl auch mit einigem Zögern gesagt haben. Schließlich hat- So schreiben ten die beiden „Monopol-Player“ Gene- wir das Frühjahr ral Electric und DeBeers etwa 1966/67 1974 kurz vor Be- gerade erst der Diamant-Körnung durch ginn der Han- Metallüberzug zu einer Superhaftung in nover Frühjahrs- kunststoffgebundenen Schleifscheiben messe. Das Jahr verholfen und somit den Einsatz des zwei nach der er- Hartmetall-Werkzeuges erstmals für die sten PKD-Prä- Industrie wirtschaftlich gemacht. Zu- sentation. Ange- dem sollte General Electric im Konzern fangen von der seinerzeit gute Gründe gehabt haben, Einführung von Innendrehen mit PKD-Werkzeugen – Entwicklungsstand das eigene aufsteigende Hartmetall-Ge- PKD für die Ferti- 1973/74. schäft zu schützen – Stichwort Konzern- gung von Cu-Kol- tochter „Carboloy“. lektoren – PKD- Drehen anstatt Schleifen wie vor- Die Automobilindustrie, als baldiger spä- Trotzdem muss sich das aufstrebende her bei Roh-Kollektoren geübt – terer Hauptnutzer dieser neuen Techno- Management unter Leitung von Louis bis zur Kundengewinnung bei Alu- logie, fehlt weitgehend in der Aufstel- Kapernaros in der großen GE-Fami- minium-Bearbeitern wie seinerzeit lung der Anwender der ersten Stunde. lie durchgesetzt haben. Es wurde be- zum Beispiel Westinghouse, Voith, Der Vorstoß eines norddeutschen Dia- schlossen, drei bis vier ausgewählten Solex-Vergaser und, was mich auch mant-Werkzeugherstellers für das Über- Diamant-Unternehmen erste Muster heute noch überrascht, der begeisterte drehen von Motorkolben den bis dato dieses neuen Schneidstoffes zur Verfü- PKD-Kunde Oechsle. Der Anwender verwandten Naturdiamant abzulösen, gung zu stellen, darunter auch LACH überdrehte Polyamit-Kunststoffe, klei- konnte zu dieser Zeit nicht von Erfolg DIAMANT. Offenbar war GE neugierig, ne mit Zahlen bedruckte Zahnräder, gekrönt sein. Die Poly-Schneide wur- ob dieses bereits seit der Einführung der die für Fahrzeug-Kilometerzähler benö- de durch ihren gegebenen Poly-Sägen- CBN-Schleifscheibe 1969 als „Borazon- tigt wurden. Charakter als zu rau für den Kolbenbe- trieb empfunden. Das änderte sich erst Viele, in der Erin- Jahre später, als man herausfand, dass nerung zunächst man diese „Rauigkeit“ vorteilhaft als Ta- kuriose Anwen- sche für einen geschmeidigen Schmier- dungen der er- film nutzen könnte; liegengebliebene sten Stunden ka- Autos mit „Kolbenfresser“ sollten als- men hinzu – bald danach der Vergangenheit ange- wie der hollän- hören. Dieser in nur wenigen Monaten dische Hersteller stark wachsende neue Geschäftszweig von Meerschaum- beeinflusste das Unternehmen LACH Pfeifen, der mit DIAMANT in seiner eigenen Planung. PKD nunmehr das Ein gerade fertig gestellter Industrie- „Mundstück“ prä- Neubau, der für den gleichsam aufstre- zise und schneller benden Zweig der Diamant- und Bora- herstellen konnte. zon-CBN-Schleifscheiben vorgesehen Aus Dank brach- war, wurde kurzum erste Betriebsstät- te er uns noch jah- te für die Fertigung von PKD-Werkzeu- relang zu jeder gen. LACH DIAMANT PKD-Werkzeuge Messe ein Sorti- wurden fortan auf dem Markt inzwi- ment seiner neu- schen unter dem geschützten Namen esten Kreationen dreborid® angeboten. mit – worüber sich insbesondere un- Die Schleifscheibenfertigung erhielt da- ser damaliger Ver- mals übrigens neue Fertigungsräume kaufsleiter Ing. in einem benachbarten, zufällig frei ge- LACH DIAMANT dreborid -Werkzeugprogramm Stand ® Günter Hobohm, wordenen großen Betriebsbau, der uns Hannover Messe 1974 – Drehen – Fräsen – Bohren – ein passionierter bis zu unserem Umzug 1984 in das heu- Abstechen. P f e i f e n r a u c h e r, tige Betriebsgelände Donaustraße in sehr freute. Hanau dienen sollte. dihw 9 · 4 2017 3
Unternehmen PKD-Fräsen als neue terhin auch für Technologie Schneidplatten benutzen zu wol- Schnelles Wachstum – verbunden mit len – für Drehen dem Ruf nach kürzeren Lieferzeiten, und Fräsen! Frä- zwangen uns, so gut wie aus dem Stand sen? Wieder eine heraus, bessere Bedingungen für das Anwendung. Das Schleifen dieses „biestigen Materials“ Fräsen mit PKD (wie es unser damaliger Meister der Na- war geboren. tur-Diamantschleiferei Konrad Wagner ausdrückte) zu finden. Die Sache mit dem Patent Bei der Suche nach einer geeigneten Ma- schine wurden wir bei der Firma Kelch Highlight auf un- fündig. In den Folgejahren wurde diese serem Messestand Erstmals Fräsen mit PKD – vorgeführt auf einer Hermle- für das PKD-Schleifen ideale Präzisions- waren 1974 so- Fräsmaschine mit 3fach bestücktem Messerkopf während Werkzeugschleifmaschine in Zusammen- mit PKD-Wende- der Hannover Frühjahrsmesse 1974. arbeit mit Kelch immer mehr den Be- schneidplatten für sonderheiten des PKD-Schleifens – auch Drehen und Frä- durch die Entwicklung von PKD-Schleif- sen. PKD-Fräsen als neue Technolo- man nämlich zum Patent angemeldet. scheiben – angepasst. Nach Übernahme gie – vorgeführt auf einer Hermle-Fräs- Mindestens zwei Lizenznehmer aus dem von Lizenz und Konstruktion wird die- maschine mit einer Drehzahl von max. württembergischen Bereich habe man se Maschine auch heute noch von LACH 5.000 U/min – ausgerüstet mit 3-fach hierzu bereits gewonnen. Naja – das Hin DIAMANT unter der Bezeichnung »pcd- bestücktem Messerkopf. Gefräst wur- und Her auf der Messe gestaltete sich 100/300« weitergebaut. den abwechselnd Aluminium und Teile am Ende so, dass LACH DIAMANT eine aus Duroplast sowie Composite-Werk- kostenlose Lizenz erhielt. Der Leser hat Für die Fertigung so genannter „sin- stoffen. es wohl schon erraten, auch aus dem gle-tipped“-Werkzeuge waren wir zur Patent wurde nichts. Messe 1974 damit bestens gerüstet. Für die damalige Zeit darf das Interes- Was brachte LACH DIAMANT grund- se als „riesig“ bezeichnet werden – eben Nur am Rande sei noch vermerkt, dass legend Neues für den weiteren Einsatz erfolgreich. Zumindest – bis am zwei- in jenen Tagen noch eine technologisch von PKD-Werkzeugen? Das waren bei- ten Tag überraschend der Junior-Chef umsetzbare Idee geboren wurde – näm- spielsweise PKD-bestückte Hartmetall- eines seinerzeit branchenführenden lich das Reiben mit PKD, was wir an- Wendeplatten nach ISO. Nachdem man norddeutschen Wettbewerbers auf un- schließend mit einem jungen Mann aus herausgefunden hatte, dass sich PKD- serem Stand erschien und erschrocken, dem Schwäbischen für eine mögliche Schneiden mehrfach nachschleifen las- gar vorwurfsvoll fragte, wie LACH denn Kooperation diskutierten. sen, kam der Kundenwunsch auf, vor- dazu käme, PKD-Werkzeuge für das Frä- handene Hartmetall-Klemmhalter wei- sen zu zeigen. Diese Technologie hätte Horst Lach Präsentation von PKD-bestückten Schaftfräsern und Kasset- Tracy Hall und seine erste Diamantpresse. tenfräsern auf der Hannover Messe 1974. Quelle: „Higher Learning Ausgabe July 2014. Weitere Infos: www.lach-diamant.de 4 dihw 9 · 4 2017
Sie können auch lesen