DER WAHLCHECK zur Bundestagswahl 2021 - DGB

 
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DER WAHLCHECK zur Bundestagswahl 2021 - DGB
DER WAHLCHECK
 zur Bundestagswahl 2021
ZUKUNFT SOLIDARISCH GESTALTEN

Für die Bundestagswahl 2021 stellen die Corona-Pandemie und ihre Bewältigung        Im DGB-Wahlcheck vergleichen wir die wichtigsten Aussagen aus den Wahlpro-
eine herausfordernde Ausgangslage dar. Die Aus- und Nachwirkungen der Krise         grammen von Union, SPD, FDP, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen zu acht
insbesondere auf Beschäftigungsperspektiven und die wirtschaftliche Entwicklung     Schwerpunktthemen: Arbeit, Rente, Wohnen, Bildung, Pflege, Klima, Staat, Mit-
in unserem Land und in Europa bleiben schwer absehbar. In dieser wirtschaftlich     bestimmung.
und gesellschaftlich labilen Situation steht für die deutschen Gewerkschaften ein
verantwortlicher Umgang mit den Krisenfolgen an erster Stelle – angefangen beim     Mit der Wahl zum 20. Deutschen Bundestag am 26. September 2021 werden die
Erhalt von Arbeitsplätzen über die Sicherung unserer Sozialsysteme und die ge-      politischen Weichen für die nächsten vier Jahre gestellt.
rechte Finanzierung und Verteilung der Krisenkosten bis hin zur Verteidigung von
Grund- und Freiheitsrechten.                                                        Wir wollen, dass es in diesem Land, in Europa und weltweit ECHT GERECHT zu-
                                                                                    geht.
Mit unserer Tarifpolitik und den Instrumenten der Mitbestimmung leisten wir, aus
eigener Kraft und gemeinsam mit den betrieblichen Interessenvertretungen, einen
wichtigen Beitrag, dass die Krisenbewältigung nicht zulasten der Beschäftigten                   ARBEIT                                   PFLEGE
geht. Gleichzeitig nehmen wir auch die Politik in Verantwortung. Deshalb fordern
wir jetzt und für die Zeit nach der Bundestagswahl:

¡ einen klaren Vorrang für eine Politik der Beschäftigungs- und
  Standortsicherung,
                                                                                                 RENTE                                    KLIMA
¡ einen krisengerechten Ausbau der arbeitsmarktpolitischen Instrumente, ins-
  besondere der Kurzarbeit,
¡ bessere Rahmenbedingungen für eine Stabilisierung der Einkommen, auch als
  nachfragestützendes Instrument der Konjunkturpolitik,
¡ eine ambitionierte Investitionsoffensive zur zukunftsgerechten Gestaltung der
                                                                                                 WOHNEN                                   STAAT
  klimapolitischen und digitalen Transformation,
¡ eine sozial gerechte Finanzierung der Krisenlasten und Verteilungspolitik,
¡ tragfähige Strategien für eine offensive Industrie- und Dienstleistungspolitik,
¡ Investitionen in einen handlungsfähigen Staat,
                                                                                                 BILDUNG                                  MITBESTIMMUNG
¡ die Entwicklung präventiver Strategien für den Fall neuer pandemischer
  Herausforderungen.

DGB-Wahlcheck zur Bundestagswahl 2021 | www.dgb.de/echtgerecht                                                                                                      Seite 2 von 15
Mehr Tarifverträge, eine faire Arbeitsmarktpolitik sowie ein gesetzlicher Mindestlohn von 12 Euro sind zentrale

                                    ARBEIT
                                                                                                  Pfeiler, um die Arbeitswelt – auch in Zeiten des Wandels – gerecht zu gestalten. Der DGB setzt sich für eine so-
                                                                                                  ziale und sichere Arbeitswelt ein, in der beruflicher Erfolg nicht von Herkunft oder Geschlecht abhängen darf.

                                                                                                  DGB-Forderungen zum Thema Arbeit unter: www.dgb.de/wahlcheck-arbeit

                                                                 TARIFBINDUNG & MINDESTLOHN

Die Union will die Allgemeinverbindlich-            Die SPD will die Tarifbindung stärken,     Im Wahlprogramm der FDP gibt es keine        Ein Ziel der Linken: Tarifbindung muss     Die Grünen wollen die Allgemein-
erklärung von Tarifverträgen stärken.               durch eine Vereinfachung bei der           Angaben zu den Themen Tarifbindung           für alle Unternehmen und Branchen gel-     verbindlicherklärung von Tarifverträgen
Über eine Erhöhung des gesetzlichen                 Allgemeinverbindlicherklärung von Tarif-   und Mindestlohn. Das Arbeitszeitgesetz       ten. Dafür sollen Tarifverträge leichter   erleichtern, ein Bundestariftreuegesetz
Mindestlohns gibt es im Wahlprogramm                verträgen und durch Weitergeltung von      soll durch eine wöchentliche statt einer     für allgemeinverbindlich erklärt werden    schaffen und Fortgeltung tariflicher
keine Angaben.                                      Tarifverträgen bei Aufspaltung und Aus-    täglichen Höchstarbeitszeit flexibilisiert   können. Tarifverträge sollen auch für      Regelungen bei Umstrukturierungen
                                                    lagerung von Unternehmen. Mitglied-        werden. Die FDP will Diversity-Manage-       entsandte Beschäftigte gelten und bei      einführen. Der gesetzliche Mindest-
                                                    schaft in Arbeitergeberverbänden ohne      ment in der Arbeitswelt einführen.           Betriebsübergängen unbefristet weiter-     lohn soll sofort auf 12 Euro steigen,
                                                    Tarifbindung soll eingedämmt werden.       Die Mini- und Midijob-Grenzen sollen         gelten. Ein Bundestariftreuegesetz soll    die Mindestlohn-Kommission reformiert
                                                    In einem Bundestariftreuegesetz will       erhöht und an Mindestlohn-Anpassun-          eingeführt werden. Den gesetzlichen        werden. Ausbeuterische Arbeitsver-
                                                    die SPD die öffentliche Beschaffung neu    gen gekoppelt werden. Ein „liberales         Mindestlohn will die Linke auf 13 Euro     hältnisse sollen beendet werden. Die
                                                    ausrichten, unter anderem mit einem        Bürgergeld“ soll steuerfinanzierte           erhöhen.                                   Grünen wollen eine Garantiesicherung
                                                    Fokus auf Tarifbindung. Der gesetzliche    Sozialleistungen wie das Arbeitslosen-                                                  statt Hartz IV. In der Leiharbeit soll vom
                                                    Mindestlohn soll zunächst auf mindes-      geld II (umgangssprachlich „Hartz IV“),                                                 ersten Tag an „gleicher Lohn für gleiche
                                                    tens 12 Euro erhöht werden.                die Grundsicherung im Alter, die Hilfe                                                  Arbeit“ gelten plus eine Flexibilitäts-
                                                                                               zum Lebensunterhalt und das Wohn-                                                       prämie.
                                                                                               geld in einer Leistung und an einer
                                                                                               staatlichen Stelle zusammenfassen. Das
                                                                                               Arbeitslosengeld II soll entbürokrati-
                                                                                               siert und ein einheitlicher Satz für alle
                                                                                               erwachsenen Leistungsbezieher*innen
                                                                                               unabhängig vom Beziehungsstatus ge-
                                                                                               schaffen werden.

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ARBEIT

                                                                                ARBEITSMARKTPOLITIK

Werk- und Dienstverträge werden als                 Die SPD kündigt an, die Befristung von      Mobiles Arbeiten soll erst nach Er-       Mini- und Midijobs will die Linke in          Ohne Sachgrund soll es keine Befristung
wichtiges Mittel eines funktionierenden             Arbeitsverhältnissen ohne einen Sach-       örterung mit dem Arbeitgeber möglich      sozialversicherungspflichtige Beschäf-        von Arbeitsverträgen mehr geben. Die
Arbeitsmarktes angesehen. Gegen                     grund abschaffen zu wollen und die          werden. „Auch können betriebliche         tigung überführen. Ab dem ersten Euro         Grünen wollen gegen den Missbrauch
Missbrauch wird angeführt, dass dieser              bestehenden Befristungsgründe kritisch      Belange gegen eine Vereinbarung zur       soll die volle Pflicht zur Sozialver-         von Werkverträgen und die Abwälzung
durch wirksame Arbeitsschutzkontrollen              zu überprüfen. Der Grundsatz „glei-         mobilen Arbeit sprechen.“ Zudem sollen    sicherung gelten. Werkverträge und            unternehmerischer Verantwortung
verhindert werden soll, um Arbeitneh-               cher Lohn für gleiche Arbeit“ soll für      laut FDP-Wahlprogramm bestehende          Leiharbeit sollen beendet werden.             mittels Subunternehmerketten vorge-
merschutzrechte zu stärken. Zeitarbeit              Leiharbeiter*innen vom ersten Tag an        Vereinbarungen anlassbezogen wider-       Sachgrundlose Befristungen sollen             hen. Minijobs sollen in sozialversiche-
und Befristungen soll es weiterhin                  gelten. Lockerung der täglichen Höchst-     rufen werden können. Ein Erörterungs-     gestrichen werden, ebenso die Arbeit          rungspflichtige Beschäftigung überführt
geben, konkrete Reformen zur Ein-                   arbeitszeiten schließt die SPD aus.         anspruch fördere aber den Kulturwandel    auf Abruf. Die zulässigen Sachgründe          werden, der Arbeitsschutz gestärkt
schränkung von Befristungen sind nicht                                                          und die Akzeptanz für mobiles Arbeiten.   der Befristungen sollen eng begrenzen         werden, um vor Burn-out und Entgren-
geplant. Allerdings wollen CDU/CSU                  Der Bezug von Arbeitslosengeld I soll                                                 werden.                                       zung zu schützen. Kein Aufweichen des
gegen den Missbrauch vorgehen. Die                  für langjährig Beschäftigte verlängert                                                                                              Arbeitszeitgesetzes zum Nachteil der
Minijob-Verdienstgrenze soll von 450                werden, die Grundsicherung will die                                                   Die Linke tritt für eine generelle Arbeits-   Arbeitnehmer*innen.
auf 550 Euro erhöht werden. Unter-                  SPD grundlegend überarbeiten und zu                                                   zeitverkürzung ein. Sie möchte die
nehmensgründungen werden befür-                     einem Bürgergeld weiterentwickeln. Der                                                gesetzliche Höchstarbeitszeit auf maxi-
wortet, im Rahmen des „Paktes für die               Schutzfaktor des Arbeitszeitgesetzes soll                                             mal 40 Stunden pro Woche begrenzen
Entfesselung der Wirtschaft“ werden                 erhalten bleiben.                                                                     und die Ausnahmen von der täglich
Unternehmensgründer*innen Begünsti-                                                                                                       zulässigen Höchstarbeitszeit von acht
gungen in Aussicht gestellt, die bessere                                                                                                  Stunden eindämmen. Eine Verkürzung
soziale Sicherung von Selbständigen                                                                                                       von Ruhezeiten wird ablehnt. Gefor-
kommt jedoch nicht vor. Das Arbeits-                                                                                                      dert wird eine vollständige Erfassung
zeitgesetz soll im Sinn des EU-Rechts                                                                                                     aller Arbeitszeiten. Geschaffen werden
reformiert werden: Anstatt der täglichen                                                                                                  sollen: ein Recht auf eine Vollzeitstelle,
soll eine wöchentliche Höchstarbeitszeit                                                                                                  auf vorübergehende Arbeitszeitver-
eingeführt werden. Langzeitarbeitslose                                                                                                    kürzung, auf Auszeit (Sabbatjahr), auf
sollen besser qualifiziert werden, anstatt                                                                                                Homeoffice sowie ein Rechtsanspruch
sie in eine Helfertätigkeit zu vermitteln.                                                                                                auf familiengerechte Arbeitszeiten. Die

DGB-Wahlcheck zur Bundestagswahl 2021 | www.dgb.de/echtgerecht                                                                                                                                                     Seite 4 von 15
ARBEIT

                                                                 ARBEITSMARKTPOLITIK

Die Union plant eine Offensive zur beruf-                                       Mindestdauer des gesetzlichen Erho-
lichen Aus- und Weiterbildung in der                                            lungsurlaubs soll von vier auf sechs Wo-
Grundsicherung. Hartz-IV-Sanktionen                                             chen verlängert werden. Feiertage, die
sollen beibehalten werden.                                                      auf Wochenenden fallen, sollen durch
                                                                                Ersatzfeiertage nachgeholt werden.

                                                                                Die Linke will die Rechte von Betriebs-
                                                                                und Personalräten ausbauen und sie
                                                                                u. a. bei den Fragen der Personalbemes-
                                                                                sung, bei der Planung und Gestaltung
                                                                                von Tätigkeiten und von Arbeits­
                                                                                bedingungen und bei der Weiterbildung
                                                                                zwingend beteiligen.

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ARBEIT

                                                                       DIGITALE TRANSFORMATION

Die CDU plant ein „Bundesministerium                Die SPD will einen Rechtsanspruch auf       Die FDP will ein Bundesministerium        Die Linke setzt auf eine sozial gerechte   Die Grünen schlagen einen „Trans-
für digitale Innovation und Transforma-             mobiles Arbeiten, wobei die vollstän-       für digitale Transformation schaffen.     Transformation. Sie will den klima-        formationsfonds für die Regionen“ vor.
tion“ u. a. für die Modernisierung der              dige Erfassung der Arbeitszeit sicher-      „Gatekeeper-Unternehmen“ sollen           neutralen Umbau der Wirtschaft mit         „Internetgiganten“ sollen reguliert wer-
öffentlichen Verwaltung. Unternehmen                gestellt werden soll. Beschäftigte sollen   stärker reguliert werden. Im Homeoffice   einem Zukunftsinvestitionsprogramm         den, Algorithmen transparent gemacht
und Beschäftigte sollen im Struktur-                ein Recht auf technische Ausstattung        soll die Arbeitsstättenverordnung nicht   begleiten, das bis 2025 eine Million gut   werden. Es soll einen Rechtsanspruch
wandel mit „passgenauen Informa-                    erhalten – Betriebs­räte für die Ein-       mehr gelten. Die FDP verspricht ein       bezahlte Arbeitsplätze schaffen und den    auf Weiterbildung sowie ein Recht auf
tions- und Beratungsangeboten“ zur                  führung mobiler Arbeit ein Mitbestim-       „Midlife-BAföG“ von bis zu 1.000 Euro/    ökologischen Umbau in der Industrie        mobiles Arbeiten geben. Plattformarbeit
Weiterbildung unterstützt werden.                   mungsrecht.                                 Jahr unabhängig vom Arbeitgeber, das      unterstützen soll.                         soll reguliert werden. Gewerkschaften
Mobile Arbeit soll durch Tarifverträge                                                          für Bildungsauszeiten genutzt werden                                                 sollen ein digitales Zugangsrecht zu den
bzw. Betriebsvereinbarungen geregelt                Um den digitalen Wandel zu gestalten,       kann.                                     Die Linke will dafür sorgen, dass Platt-   Betrieben erhalten. Zudem wollen die
werden. Eine Offensive Aus- und Wei-                sollen ein Rechtsanspruch auf Quali-                                                  formen Sozialversicherungsbeiträge         Grünen Modellprojekte für ein bedin-
terbildung soll aufgelegt werden, um                fizierung (ALG Q) und ein Transfor-                                                   abführen. Ein Weiterbildungsanspruch       gungsloses Grundeinkommen starten.
die digitale Transformation der Arbeit              mations-Kurzarbeitergeld eingeführt                                                   für alle soll kommen. Der Einsatz von
zu begleiten. Gig-, Click- und Crowd­               werden. Gegen Lohn-, Sozial- und                                                      Künstlicher Intelligenz soll gesetzlich    Die ökologische Transformation soll
working will die CDU „begleiten“.                   Umweltdumping auf digitalen Platt-                                                    reguliert werden.                          mit einem besseren Weiterbildungs-
Der Rechtsrahmen für digitale Dienste,              formen soll vorgegangen werden.                                                                                                  und Qualifizierungsangebot begleitet
besonders für die Plattformökonomie,                Gewerkschaften sollen digitalen Zugang                                                                                           werden. Es sollen ein Recht auf Weiter-
soll weiterentwickelt werden.                       zu den Betrieben bekommen und der                                                                                                bildung und ein Weiterbildungsgeld
                                                    Beschäftigtendatenschutz soll gestärkt                                                                                           auch für Erwerbstätige in Qualifizie-
                                                    werden. Die SPD plant eine Regulierung                                                                                           rungsphasen geben. Mit einem neuen
                                                    von Algorithmen und mehr Mitbestim-                                                                                              Qualifizierungs-Kurzarbeitergeld soll
                                                    mung u. a. bei Künstlicher Intelligenz.                                                                                          Unternehmen ermöglicht werden, in
                                                                                                                                                                                     Phasen der Transformation ihre Be-
                                                                                                                                                                                     schäftigten im Betrieb zu halten und
                                                                                                                                                                                     nachhaltig zu qualifizieren.

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Die Rentenpolitik der vergangenen Jahre hat vor allem dazu geführt, dass Menschen länger arbeiten müssen

                                    RENTE                                                         und weniger Rente erhalten. Auch der Zugang zur Erwerbsminderungsrente ist stark eingeschränkt worden.

                                                                                                  DGB-Forderungen zum Thema Rente unter: www.dgb.de/wahlcheck-rente

CDU/CSU wollen die gesetzliche                      Die SPD will das Rentenniveau bei          Die FDP will den umlagefinanzierten Teil   Die Linke will das Rentenniveau          Bündnis 90/Die Grünen wollen das
Rente nicht stärken. Die Union will                 mindestens 48 Prozent stabilisieren, das   der Rente zugunsten von mehr Kapital-      nicht nur bei mindestens 48 Prozent      Rentenniveau bei mindestens 48 Pro-
das Rentenniveau weder auf mindes-                  Rentenalter nicht weiter anheben und       deckung schwächen. Das Rentenalter         stabilisieren, sondern auf 53 Prozent    zent stabilisieren. Sie planen einen
tens 48 Prozent stabilisieren noch es               langfristig eine Erwerbstätigenversiche-   wollen die Liberalen „flexibilisieren“,    anheben. Zudem soll die Rente mit 67     arbeitgeberfinanzierten Mindestbeitrag
anheben. Die Sozialbeiträge sollen auf              rung einführen. Die SPD fordert keine      aber faktisch durch höhere und weiter      zurückgenommen und eine Erwerbstäti-     zur Rente. Die Partei will die Grundrente
40 Prozent begrenzt werden. Wo sie da-              explizite Anhebung des Rentenniveaus       steigende Abschläge 1:1 an die Lebens-     genversicherung eingeführt werden. Der   zu einer Garantierente umbauen und
für kürzen wollen, bleibt offen. Zudem              und hält an der Rente mit 67 fest. Für     erwartung koppeln, sodass die Mehrheit     Zugang zur Erwerbsminderungsrente        eine Bürgerversicherung auch für nicht
legen sie sich im Wahlprogramm nicht                Menschen, die es nicht bis zur Rente       länger arbeiten muss. Die Erwerbsmin-      soll erleichtert werden.                 Erwerbstätige. Unter anderem soll die
fest, ob das Rentenalter nicht doch auf             mit 67 schaffen, gibt es keine zusätz-     derungsrente soll gestärkt werden.                                                  kapitalgedeckte Vorsorge verpflichten-
über 67 Jahre angehoben wird. Zudem                 lichen Angebote.                                                                                                               der gemacht werden.
wollen sie private Rentenversicherun-
gen, auch ohne Garantien, verpflichten-
der machen.

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Der Mietmarkt in Ballungszentren ist heiß gelaufen. Bezahlbarer Wohnraum ist selbst für Normalverdiener*in-
                                                                                               nen kaum noch zu finden. Auch auf dem Land ziehen die Preise an. Die Entwicklung scheint durch Corona

                                    WOHNEN                                                     kaum gebremst worden zu sein. Es wird höchste Zeit, dass sich die Bundespolitik nach der Bundestagswahl
                                                                                               intensiv um bezahlbaren Wohnraum kümmert.

                                                                                               DGB-Forderungen zum Thema Wohnen unter: www.dgb.de/wahlcheck-wohnen

Die Union legt den Fokus auf das Eigen-             Die SPD will jährlich 100.000 Wohnun-    Die FDP setzt zentral auf den Neubau     Die Linke setzt auf den Ausbau be-          Die Grünen wollen den sozialen Woh-
heim und dessen Förderung. Hierzu                   gen im Rahmen des sozialen Woh-          und die Förderung von selbstgenutztem    zahlbaren Wohnraums. So sollen pro          nungsbau sowie Genossenschaften und
will sie die KfW-Förderung für Familien             nungsbaus schaffen. Bund, Länder und     Wohneigentum. Hierbei sollen Frei-       Jahr mindestens 250.000 bezahlbare          kommunale Wohnungsunternehmen
ausweiten und den Freibetrag bei der                Kommunen sollen öffentliches Eigentum    beträge in der Grunderwerbssteuer        Wohnungen gebaut und bestehende             stärken. Alternative Wohn(eigentums)-
Grunderwerbssteuer erhöhen. Darüber                 an Grundstücken sichern und vermeh-      erhöht werden. Um den Neubau zu          Wohnungen rekommunalisiert werden.          konzepte sollen gefördert und ressour-
hinaus setzt die Union auf Neubau:                  ren, um die Spekulation mit Grund und    beschleunigen, will die FDP Bauge-       Angestrebt ist eine Quote des kommu-        censchonendes Bauen vorangetrieben
Bis 2025 sollen 2,5 Millionen neue                  Boden zu stoppen, unter anderem durch    nehmigungsverfahren digitalisieren,      nalen Wohnungsbaus von 50 Prozent           werden. Mit Blick auf die Bodenpolitik
Wohnungen entstehen, unter anderem                  Rückkäufe, die Vergabe von Grundstü-     Umbaumaßnahmen wie Gebäudeauf-           am Gesamtbestand. Leerstand soll in         wollen die Grünen die Spekulation mit
durch beschleunigte Genehmigungsver-                cken in Erbpacht sowie die Schaffung     stockungen entbürokratisieren und        kommunales oder genossenschaftliches        Bauland unterbinden, Share Deals ab-
fahren und Abschreibungsmöglichkeiten               eines Bodenfonds. Die SPD will ein       Bauland durch die Zusammenarbeit         Eigentum überführt und etwa zu sozia-       schaffen, Erbbaurechtvergaben stärken
im Neubau. Bezahlbaren Wohnraum                     zeitlich befristetes Mietenmoratorium,   der Bundesanstalt für Immobilienauf-     len Zentren ausgebaut werden. Darüber       und die Bundesanstalt für Immobilien-
wollen CDU/CSU über die Aufstockung                 die Entfristung der Mietpreisbremse      gaben mit den Ländern erschließen.       hinaus sollen Bodenpreise gedeckelt,        aufgaben in einen gemeinnützigen
des Wohngeldes ab 2022 sicherstellen                und einen bundesweiten, qualifizierten   Darüber hinaus will die FDP ein Verbot   die Privatisierung öffentlicher Grundstü-   Bodenfonds umwandeln. Gleichzeitig
sowie durch die Förderung sozialen                  Mietspiegel. Zur Förderung von Eigen-    von Share Deals. Mietenpolitisch will    cke durch ein Bodensicherungsgesetz         sollen Verkehrsflächen reduziert und
Wohnungsbaus in einer Bund-Länder                   heimen gehören für die SPD auch der      die FDP die Mietpreisbremse abschaffen   verhindert und die Vergabepraxis der        eine nachhaltige Flächenkreislaufwirt-
Kooperation. Den Mietendeckel lehnt                 Erwerb von Genossenschaftsanteilen,      und einen bundesweiten Mietendeckel      Bundesanstalt für Immobilienaufgaben        schaft angestrebt werden. Die Grünen
die Union ab. Weitere wohnungspoliti-               Miet-Kauf-Modelle und Bestandsan-        verhindern. Der Zugang zu Sozialwoh-     neu ausgerichtet werden. Die Linke          wollen Mietobergrenzen einführen, die
sche Themen sind die Gleichwertigkeit               käufe. Darüber hinaus möchte die SPD     nungen soll erschwert, der Zugang zum    will Mieten mit harten Obergrenzen          Mietpreisbremse entfristen, den Miet-
der Lebensverhältnisse in Stadt und                 Housing-First Konzepte gegen Obdach-     Wohnungsmarkt zunächst über das          deckeln, einen Mietenstopp und ein          spiegel rechtssicher ausgestalten und
Land sowie nachhaltiges und alters-                 losigkeit umsetzen.                      Wohngeld ermöglicht werden.              Verbot von Share Deals. Weitere             Housing-First Konzepte umsetzen.
gerechtes Bauen. Bodenpolitik und der                                                                                                 wohnungspolitische Themen sind die
Umgang mit Bodenspekulation werden                                                                                                    Förderung von energetischer Sanierung
im Wahlprogramm nicht erwähnt.                                                                                                        und ökologischer Baumaterialien, die
                                                                                                                                      Einführung einer neuen Wohnungs-
                                                                                                                                      gemeinnützigkeit sowie die Streichung
                                                                                                                                      der Altschulden aus dem DDR-Woh-
                                                                                                                                      nungsbau.

DGB-Wahlcheck zur Bundestagswahl 2021 | www.dgb.de/echtgerecht                                                                                                                                               Seite 8 von 15
Beim Thema Bildung sind sich alle einig: Es muss mehr investiert werden in Personal, Ausstattung und
                                                                                                  Strukturen etwa bei der Weiterbildung – trotzdem ist in den vergangenen zehn Jahren an vielen Stellen im

                                    BILDUNG                                                       Bildungssystem nicht viel passiert. Noch immer ist das Elternhaus der wichtigste Faktor bei den späteren
                                                                                                  Bildungs­chancen.

                                                                                                  DGB-Forderungen zum Thema Bildung unter: www.dgb.de/wahlcheck-bildung

Die Union verspricht „Aufstieg durch                Die SPD will mehr Ganztagsschulen          Die FDP will eine Reform des Bildungs-     Die Linke will eine Offensive starten,    Für Bündnis 90/Die Grünen stehen
Bildung“. Dafür soll die sprachliche                und einen Rechtsanspruch auf ein           föderalismus samt Grundgesetzände-         um mehr Lehrkräfte, Erzieher*innen        flexible und durchlässige Bildungs-
Bildung aller Kinder gefördert werden.              ganztägiges Bildungs- und Betreu-          rung. Schulen sollen künftig ihr eigenes   und Schulsozialarbeiter*innen einzu-      wege im Fokus. Das Ziel: Gemeinsames
Schulen in sozial schwierigen Lagen                 ungsangebot im Grundschulalter. Eine       Budget verwalten und selbst über Per-      stellen. Der Beruf der Erzieher*in soll   Lernen von der Kita bis zum Schulab-
sollen besonders gestärkt werden. Eine              Bundesinitiative Chancengleichheit in      sonal entscheiden. Für junge Menschen      attraktiver werden. Die Schulgebäude      schluss, auch unterstützt durch gezielte
digitale nationale Bildungsplattform                der Bildung soll dafür sorgen, dass nach   aus nicht-akademischen Familien sollen     sollen saniert und die Schulen digita-    Investitionen des Bundes. Dazu soll der
soll aufgebaut und Europäisch vernetzt              der Corona-Pandemie alle Kinder gleich     Aufstiegspatenschaften und Aufstiegs-      lisiert werden. Zudem will die Linke      Kita-Ausbau stärker durch den Bund
werden. Außerdem will die Union das                 gefördert werden. Das BAföG soll in        scouts bereitstehen. Die FDP will ein      für Lehr- und Lernmittelfreiheit sorgen   unterstützt werden. Die Grünen wollen
BAföG und das Aufstiegs-BAföG moder-                Zukunft wieder mehr junge Erwachsene       elternunabhängiges Baukasten-BAföG         sowie kostenfreie Verpflegung und Be-     zudem ein Bund-Länder-Programm für
nisieren. Wie dies genau geschehen soll,            erreichen. BAföG und das Aufstiegs-        einführen, das weitgehend als Darlehen     förderung gewährleisten. Die gesamte      hochwertige Quereinsteigerbildung für
bleibt unklar. Es soll aber zu einer indi-          BAföG sollen perspektivisch zusam-         ausgezahlt wird. Die Arbeitsbedingun-      öffentliche Kinderbetreuung soll          pädagogische Fach- und Lehrkräfte ein-
viduellen Förderung des Lebensunter-                mengeführt werden. Die Altersgrenzen       gen für Lehrkräfte sollen attraktiver      gebührenfrei werden. Lobbyisten und       führen. Jedes Schulkind soll das Recht
halts von Bildung und Weiterbildung im              im BAföG sollen aufgehoben werden.         werden. Die FDP will eine „Zukunfts­       die Bundeswehr sollen nicht mehr an       auf einen Ganztagsplatz mit Quali-
Lebensverlauf weiterentwickelt werden.              Das neue Kindergeld soll eine Basis-       garantie“ für junge Menschen, die          Schulen werben dürfen. Privatisierungen   tätsstandards erhalten. Schulen sollen
Eine Ausbildungsgarantie findet sich im             absicherung für alle bis zum Alter von     keinen Ausbildungsplatz finden, und        im Bildungsbereich sollen rückgängig      digitalisiert, der DigitalPakt weiterentwi-
Programm der Union nicht.                           25 Jahren werden. Die SPD ist für eine     dazu Einstiegsqualifizierungen, Aus-       gemacht werden. Die Linke ist für die     ckelt werden. Auch die Grünen sprechen
                                                    Ausbildungsgarantie, bei der betrieb-      bildungsbegleitung, Teilqualifikationen    Ausbildungsgarantie.                      sich für eine Ausbildungs­garantie aus.
                                                    liche Ausbildung Vorrang hat.              und ergänzend außerbetriebliche Aus-
                                                                                               bildung in Regionen mit angespanntem
                                                                                               Ausbildungsmarkt.

DGB-Wahlcheck zur Bundestagswahl 2021 | www.dgb.de/echtgerecht                                                                                                                                                    Seite 9 von 15
In der Corona-Pandemie hat sich einmal mehr gezeigt, wie wichtig die Pflege ist. Ob im Krankenhaus, der sta-
                                                                                                 tionären oder ambulanten Pflege – wir alle konnten uns auf die enorme Leistungsbereitschaft der Beschäftig-

                                    PFLEGE                                                       ten verlassen. Umso schlimmer, dass gerade sie nur selten auf gute Arbeits- und Gehaltsbedingungen zählen
                                                                                                 können. Das muss sich nach der Bundestagswahl 2021 ändern.

                                                                                                 DGB-Forderungen zum Thema Pflege unter: www.dgb.de/wahlcheck-pflege

Der Fokus der CDU/CSU liegt auf der                 Die SPD will die Pflegeversicherung       Die FDP strebt ein 3-Säulen-Modell der     Die Linke will eine Reform der Pflege-    Bündnis 90/Die Grünen fordern eine
Einführung einer dritten Säule der                  hin zu einer Bürger*innenversicherung     Pflegeversicherung an, in dem künftig      versicherung hin zu einer solidari-       Reform der Pflegeversicherung hin zu
Pflegeversicherung, der betrieblichen               reformieren, die alle pflegerischen       die private und betriebliche Vorsorge      schen Vollversicherung. Diese soll alle   einer solidarischen Pflege-Bürger*in-
Pflegezusatzversicherung, die staatlich             Kosten abdeckt, im Kontrast zu unserer    eine wichtige Rolle spielen sollen.        Leistungen ohne Eigenanteile decken.      nenversicherung. Diese soll gedeckelte
gefördert werden soll. Entgegen unse-               Forderung allerdings mit Eigenanteilen.   Dadurch soll die soziale Pflegeversi-      Auch das Pflegeangebot soll reformiert    Eigenanteile enthalten. Auch eine
ren Forderungen sollen die steigenden               Die von uns geforderte Regulation von     cherung stärker durch Kapitaldeckung       werden. So sollen Pflegeanbieter keine    Regulation von Renditen durch Pflege-
Pflegekosten durch mehr Kapitalde-                  Renditen durch Pflegeanbieter wird        finanziert werden. Das steht im Kontrast   Gewinne mehr entnehmen dürfen und         anbieter ist vorgesehen. Die Partei greift
ckung und private Vorsorge statt durch              nicht explizit aufgegriffen. Lohn- und    zu dem von uns angestrebten umfas-         Privatisierungen gestoppt werden. Die     das wichtige Thema der ambulanten
Ausbau des staatlichen Umlagever-                   Arbeitsbedingungen der Pflegenden         senden Ausbau der sozialen Pflegever-      Arbeitsbedingungen der professionell      Pflege auf und will diese stärken. Die
fahrens finanziert werden. Die Bereit-              stehen im Fokus. Sie sollen durch         sicherung im paritätisch finanzierten      Pflegenden sollen durch einen bundes-     Arbeitsbedingungen in der Pflege sollen
stellung von Pflege soll weiterhin durch            bundesweite Tarifverträge, tarifliche     Umlagesystem. Die Arbeitsbedingungen       weiten Tarifvertrag verbessert werden.    außerdem durch Tarifverträge, tarif-
Wettbewerb zwischen den Trägern                     Refinanzierung und Pflegemindest-         sollen durch mehr Personal verbessert,     Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf    liche Refinanzierung und verbindliche
gewährleistet werden. Beim Thema                    löhne verbessert werden. Auch andere      und die von uns unterstützte „Pflege-      soll durch Lohnausgleich verbessert       Personalbemessung verbessert werden.
Arbeitsbedingungen liegt der Fokus auf              wichtige arbeitsrechtliche Aspekte wie    personal-Regelung 2.0“ umgesetzt           werden.                                   Ein Fokus liegt auf dem Thema Arbeits-
der Verbesserung der Ausbildung(sbe-                die Regelung der sogenannten 24-Stun-     werden. Andere wichtige Forderungen                                                  zeit. Pflegekräfte sollen in Zukunft eine
dingungen) zur Pflegeassistenz. Der                 den-Pflege oder die soziale Absicherung   für bessere Arbeitsbedingungen und                                                   35-Stunden-Woche haben.
Fachkräftemangel und bessere Lohn-                  haushaltsnaher Dienstleistungen sollen    höhere Löhne werden nicht genannt.
und Arbeitsbedingungen werden nicht                 angegangen und geregelt werden.
genannt.

DGB-Wahlcheck zur Bundestagswahl 2021 | www.dgb.de/echtgerecht                                                                                                                                                 Seite 10 von 15
Die notwendige sozial-ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft, die längst begonnen hat,
                                                                                                     muss Verbesserungen für Menschen und Umwelt bringen. Für uns ist klar: Wer die Klimaziele erreichen will,

                                    KLIMA                                                            muss auch in Zukunft für gute Arbeit sorgen. Klimaneutralität lässt sich nicht gegen die Beschäftigten durch-
                                                                                                     setzen, sondern nur mit ihnen.

                                                                                                     DGB-Forderungen zum Thema Klima unter: w
                                                                                                                                            ­ ww.dgb.de/wahlcheck-klima

Die Union möchte Deutschland bis                    Die SPD setzt auf Klimaneutralität            Die FDP bekennt sich zur Einhaltung      Die Linke will bereits 2035 die Klima-      Die Grünen wollen Klimaschutz in
2045 klimaneutral machen. Dafür setzt               bis 2045 und möchte gleichzeitig die          des Pariser Klimaabkommens. Um das       neutralität erreichen und setzt dafür       den Mittelpunkt der Politik stellen.
sie auf einen Europäischen Emissions-               industrielle Basis und gute Arbeitsplätze     Ziel zu erreichen, die Erderwärmung      auf weitreichende Eingriffe in den          Im Grundgesetz soll eine CO2-Bremse
handel. Zudem soll die Industrie u. a.              sichern. Ihr Ziel ist es, bis 2040 Strom in   auf 1,5 Grad zu beschränken, setzt sie   Energiemarkt, u. a. will sie Versorgungs-   verankert werden. Der CO2-Preis soll
über sogenannte Klimaschutzdifferenz-               Deutschland ausschließlich aus erneuer-       auf ein striktes CO2-Budget in einem     unternehmen verstaatlichen. Der Kohle-      steigen und Bürger*innen durch ein
verträge Zuschüsse erhalten, wenn sie               baren Energien zu beziehen. Deutsch-          umfassenden Emissionshandel. Dieser      ausstieg soll mit Strukturhilfen auf 2030   „Energiegeld“ entlastet werden. Mit
CO2-arme Technologien einsetzt.                     land soll Leitmarkt für Wasserstoff           soll alle Verbrauchssektoren – also      vorgezogen werden, ein Erdgasausstieg       einer Ausbauoffensive für erneuer-
                                                    werden. Die SPD ist für ein Ende der          Gebäude, Industrie, Verkehr, Strom-      soll folgen. Stattdessen sollen erneuer-    bare Energien soll 100 Prozent Anteil
Die Ökostrom-Umlage soll abgeschafft                EEG-Umlage. Die Industrie soll durch          erzeugung – umfassen und möglichst       bare Energien drastisch ausgebaut           am Stromverbrauch bis 2035 erreicht
und der Strompreis insgesamt gesenkt                eine langfristige Industriestrategie und      flächendeckend gelten. Die Umsetzung     werden. Die Linke will den absoluten        werden. Zudem soll der Kohleausstieg
werden. Die Union bekennt sich zum                  einen Industriestrompreis entlastet           möchte die FDP weitestgehend dem         Energieverbrauch deckeln, Bürger*innen      auf 2030 vorgezogen werden.
Kohlekompromiss, wonach nach dem                    werden.                                       Markt überlassen, sie setzt auf die      und Unternehmen sollen also Vorgaben
Jahr 2038 kein Strom mehr aus Kohle                                                               Förderung von Innovationen und mehr      für einen maximalen Energieverbrauch        Ein Bundesmobilitätsgesetz soll die
gewonnen werden soll. Außerdem will                 Bei der Verkehrswende setzt die SPD           Digitalisierung bei der Energiewende.    bekommen.                                   Verkehrswende vorantreiben. Ziele sind,
sie erneuerbare Energien sowie die                  einen Schwerpunkt auf den Schienen-           Ausbaupfade und Verbote von einzel-                                                  Bahn und ÖPNV auszubauen und die
Wasserstofftechnologie ausbauen. Bei                verkehr und die Förderung von umwelt-         nen Technologien lehnt die FDP ab.       Bei der Verkehrswende setzt die Linke       Fahrgastzahlen zu verdoppeln. Zudem
der Verkehrswende ist die Union gegen               freundlichen Alternativen zum Auto.                                                    auf einen Ausbau von Bus und Bahn           soll der Radverkehr gefördert werden.
ein generelles Tempolimit, setzt auf                Gleichzeitig bekennt sie sich zur Auto-       Damit die Strompreise nicht explo-       sowie ein schrittweises kostenloses         Die Grünen fordern ein generelles
einen beschleunigten Ausbau der Lade-               industrie, fordert regionale Transforma-      dieren, sollen die Ökostromumlage        Nahverkehrsticket. Zudem fordert die        Tempolimit, setzen auf ein Verbrenner-
infrastruktur und möchte den Schienen-              tionscluster mit den Sozialpartnern und       abgeschafft und die Stromsteuer auf      Partei weniger Autos, ein Verbrennerver-    verbot bis 2030, ein Ende der Diesel-
verkehr und den ÖPNV ausbauen.                      spricht sich für mehr Ladesäulen und          das zulässige EU-Minimum reduziert       bot bis 2030, einen Stopp von Neu- und      subventionen und eine flächendeckende
                                                    ein Tempolimit aus. Die Bahn soll ge-         werden. Zudem soll eine Klimadividen-    Ausbauvorhaben von Autobahnen, ein          Ladeinfrastruktur.
                                                    meinwohlorientiert wirtschaften.              de an Bürger*innen gezahlt werden.       generelles Tempolimit und das Verbot
                                                                                                                                           von Kurzstreckenflügen.

DGB-Wahlcheck zur Bundestagswahl 2021 | www.dgb.de/echtgerecht                                                                                                                                                   Seite 11 von 15
Die Corona-Krise hat gezeigt, dass unser Staat ein Update braucht. Es geht um kluge und umfangreiche Inves-

                                    STAAT
                                                                                                  titionen in Infrastruktur, Verwaltung oder in das Bildungssystem. Der DGB hat mit seinem Steuerkonzept zudem
                                                                                                  vorgelegt, wie die Transformation finanziert werden kann.

                                                                                                  DGB-Forderungen zum Thema Staat unter: www.dgb.de/wahlcheck-staat

CDU/CSU schließen Steuererhöhungen                  Die SPD verspricht, die meisten Men-       Die FDP will die Steuern für Unter-         Die Linke will laut Wahlprogramm den       Bündnis 90/Die Grünen kündigen im
aus. Die Unternehmenssteuern sollen                 schen bei der Einkommensteuer zu           nehmen auf 25 Prozent senken und            Grundfreibetrag bei der Einkommen-         Wahlprogramm an, den Grundfrei-
auf 25 Prozent gesenkt werden, der                  entlasten und im Gegenzug die oberen       zusätzlich Wagniskapital und andere         steuer auf 14.400 Euro anheben und         betrag in der Einkommensteuer und
Soli soll auch für Spitzeneinkommen                 fünf Prozent stärker zu belasten. Den      Dinge steuerlich fördern. Eine Ver-         dafür höhere Einkommen stärker             den Spitzensteuersatz im Gegenzug
entfallen. Die Freibeträge für Kinder und           Soli für Spitzenverdiener*innen will sie   schärfung der Erbschaftsteuer und die       besteuern (53 Prozent ab 70.000,           ebenfalls „moderat“ anheben zu
Alleinerziehende sollen stark angeho-               beibehalten, die Vermögensteuer mit        Wiedereinführung der Vermögensteuer         60 Prozent ab 260.533 und 75 Prozent       wollen (45 Prozent ab 100.000 Euro;
ben werden, was sehr gut verdienende                einem Steuersatz von 1 Prozent für „sehr   werden abgelehnt. Der bestehende            ab 1 Million Euro). Die Abgeltungsteuer    48 Prozent ab 250.000 Euro bei Allein-
Eltern deutlich besserstellen würde. Zu             hohe Vermögen“ wieder erheben und          Spitzensteuersatz soll mittelfristig erst   will sie abschaffen, den Soli für hohe     stehenden). Kapitalerträge sollen mit
einer Erhöhung des Kindergeldes äußert              eine „Mindestbesteuerung“ einführen,       ab einem Einkommen von 90.000 Euro          Einkommen beibehalten. Privilegien         dem individuellen Steuersatz besteuert,
sich das Wahlprogramm nicht. Am Ehe-                um der „Überprivilegierung“ von Be-        greifen, der Soli auch für Spitzenverdie-   für Betriebsvermögen bei der Erb-          das Ehegattensplitting für neue Ehen
gattensplitting wird festgehalten. Beim             triebsvermögen bei der Erbschaftsteuer     ner*innen abgeschafft werden.               schaftsteuer sollen abgeschafft, die       abgeschafft werden.
Hauskauf sollen sehr hohe Freibeträge               entgegenzuwirken.                                                                      Vermögensteuer mit einem progressiven
auf die Grunderwerbsteuer gewährt                                                              Die FDP will Steuerhinterziehung            Tarif (1-5 Prozent) und Freibeträgen von   Die Grünen wollen eine Vermögensteu-
werden.                                             Die SPD spricht sich für eine Finanz-      „weltweit abgestimmt“ bekämpfen und         1 Million Euro pro Person (5 Millio-       er in Höhe von 1 Prozent für Vermögen
                                                    transaktionsteuer, eine Digitalsteuer      einen „fairen Steuerwettbewerb“ in Eu-      nen Euro bei Betriebsvermögen) wieder-     ab 2 Millionen Euro pro Person und da-
Gleichzeitig wollen sie „so schnell wie             und Maßnahmen gegen Steuerver-             ropa. Am Ehegattensplitting will sie        eingeführt werden.                         bei Begünstigungen für Betriebsvermö-
möglich wieder ausgeglichene Haushal-               meidung und -hinterziehung aus. Das        festhalten. Bei den Investitionen setzt                                                gen in bestimmtem Ausmaß einführen.
te ohne neue Schulden erreichen und                 Ehegattensplitting will die SPD für neu    die FDP vor allem auf Anreize für private   Außerdem soll eine jährliche Vermö-        „Gestaltungsmöglichkeiten“ bei der
die gesamtstaatliche Schuldenquote auf              geschlossene Ehen ändern. Das erreichte    Investitionen, weniger auf eine Aus-        gensabgabe für 20 Jahre eingeführt         Erbschaftssteuer wollen sie abbauen.
unter 60 Prozent reduzieren.“ Ande-                 Investitionsniveau des Bundes will die     weitung von öffentlichen Investitionen.     werden. Die Körperschaftsteuer soll        Die Grünen wollen eine Investitions-
re eigene Forderungen stehen unter                  SPD „mit mindestens 50 Milliarden Euro     Die Schuldenbremse soll beibehalten         auf 25 Prozent angehoben, eine             offensive starten, 50 Milliarden Euro
Finanzierungsvorbehalt, „entbehrliche               pro Jahr weiter fortsetzen“ und Kom-       und die staatliche Schuldenstandsquote      Finanztransaktionsteuer eingeführt,        sollen „in diesem Jahrzehnt“ jedes Jahr
Ausgaben“ sollen gestrichen werden.                 munen von Altschulden entlasten. Die       „zügig wieder unter die 60-Prozent-         die Gewerbesteuer zur Gemeindewirt-        zusätzlich öffentlich investiert werden.
                                                    Schuldenbremse wird im Programm nicht      Marke“ gesenkt werden.                      schaftsteuer umgebaut werden. Das          Die Schuldenbremse soll reformiert
                                                    erwähnt. Die verfassungsrechtlich mög-                                                 Ehegattensplitting soll mit Übergangs-     werden, sodass eine Kreditaufnahme
                                                    lichen Spielräume zur Kreditaufnahme                                                   regelungen abgeschafft werden. Die         in Höhe der Netto-Investitionen erlaubt
                                                    sollen genutzt werden, um die geplanten                                                Linke will ein Zukunftsinvestitionspro-    ist.
                                                    Maßnahmen zu finanzieren.                                                              gramm auflegen und die Schuldenbrem-
                                                                                                                                           se abschaffen.

DGB-Wahlcheck zur Bundestagswahl 2021 | www.dgb.de/echtgerecht                                                                                                                                                   Seite 12 von 15
Demokratie beginnt in der Arbeitswelt: So sorgen Betriebsräte und Arbeitnehmervertreter*innen in den Auf-

                                    MITBESTIMMUNG
                                                                                                 sichtsräten für gute Arbeitsbedingungen. Einmal mehr ist das in der Corona-Krise deutlich geworden. Doch in
                                                                                                 einer digitalen Arbeitswelt muss die Mitbestimmung für neue Herausforderungen angepasst werden.

                                                                                                 DGB-Forderungen zum Thema Mitbestimmung unter: w
                                                                                                                                                ­ ww.dgb.de/wahlcheck-mitbestimmung

Für die Union ist eine umfassende                   Die SPD will die betriebliche Mitbestim-   Die FDP macht im Wahlprogramm keine   Die Linke will eine „zwingende Mit-         Die Grünen wollen mehr Schutz für
Weiterentwicklung der Mitbestimmung                 mung für neue Herausforderungen wei-       Vorschläge zu den Themen Mitbestim-   bestimmung“ bei weiteren Fragestel-         Betriebsrät*innen und für die Grün-
kein Thema – weder auf Betriebs- noch               terentwickeln. Es soll ein „Update für     mung & Betriebsrat.                   lungen: besonders für Betriebs- und         der*innen von Betriebsräten. Die
auf Unternehmensebene. Als einziges                 das Betriebsverfassungsgesetz“ geben:                                            Standortänderungen und Entlassungen,        Mitbestimmungsrechte für Betriebsräte,
Vorhaben wollen CDU/CSU laut Wahl-                  etwa beim Einsatz von Leiharbeit, Werk-                                          beim betrieblichen Umweltschutz, bei        Personalräte und Jugend- und Aus-
programm ein Verfahren für Online-Be-               verträgen, dem Einsatz neuer Technolo-                                           der Planung von Tätigkeiten und von         bildungsvertretungen sollen ausgebaut
triebsratswahlen schaffen.                          gie (KI), bei der Personalbemessung, der                                         Arbeitsbedingungen, bei der Änderung        werden. Unter anderem sollen Betriebs-
                                                    betrieblichen Weiterbildung sowie der                                            von Arbeitsplätzen und bei der Arbeits-     und Personalräte mehr Rechte bei der
                                                    Einführung und Ausgestaltung mobiler                                             intensität. Bei der betrieblichen Aus-,     Personalentwicklung, Weiterbildung,
                                                    Arbeit. Die SPD will den Kündigungs-                                             Weiter- und Fortbildung und bei Neu-        Standortverlagerungen ins Ausland,
                                                    schutz für Betriebsrät*innen ausweiten                                           ausrichtung der Unternehmen soll ein        Frauenstärkung, Vielfaltsförderung und
                                                    und die Behinderung von Betriebs-                                                „erzwingbares“ Mitbestimmungs- und          Klimabilanzverbesserung erhalten.
                                                    ratsarbeit stärker verfolgen. Auch die                                           Initiativrecht eingeführt werden.
                                                    Jugend- und Auszubildendenvertretun-                                                                                         In den Aufsichtsräten soll eine paritäti-
                                                    gen sollen gestärkt werden.                                                      Betriebsratswahlen will die Linke           sche Mitbestimmung für Unternehmen
                                                                                                                                     erleichtern und einen besseren Kün-         ab 1.000 Beschäftigten eingeführt
                                                    Damit für mehr Unternehmen die                                                   digungsschutz für alle Organe der           werden. Zudem wollen die Grünen ein
                                                    Mitbestimmung in den Aufsichts-                                                  Betriebsverfassung schaffen. Für            Schlichtungsverfahren schaffen, wenn
                                                    räten gilt, soll der Schwellenwert der                                           Unternehmen, die Betriebsratswahlen         sich Entscheidungen besonders stark
                                                    Mitbestimmungsgesetze abgesenkt                                                  verhindern („union busting“), soll          auf die Beschäftigten auswirken.
                                                    werden. Zudem soll die Unternehmens-                                             es Sanktionen geben. Zudem sollen
                                                    mitbestimmung auch für Unternehmen                                               Schwerpunktstaatsanwaltschaften für
                                                    mit ausländischen Rechtsformen gelten.                                           Straftatbestände aus dem Arbeitsrecht
                                                    Es soll mehr Mitbestimmung bei Ent-                                              und Betriebsverfassungsrecht geschaffen
                                                    scheidungen über die Verlagerung oder                                            werden. Für Aufsichtsräte will die Linke
                                                    Schließungen von Betriebsstandorten                                              verpflichtend eine „echte Parität“ im
                                                    geben.                                                                           Aufsichtsrat in allen privaten, öffentli-
                                                                                                                                     chen und gemeinwirtschaftlichen Unter-
                                                                                                                                     nehmen ab 500 Beschäftigten einführen.

DGB-Wahlcheck zur Bundestagswahl 2021 | www.dgb.de/echtgerecht                                                                                                                                                Seite 13 von 15
AFD-WAHLPROGRAMM
Die sogenannte Alternative für Deutschland ist nicht normal

                                                    Die DGB-Gewerkschaften stehen für Demokratie, Gleichberechtigung, Weltoffenheit
                                                    und Toleranz in Deutschland, Europa und der Welt und damit im klaren Wider-
                                                    spruch zur AfD, die eine „mit der extremen Rechten eng verwobene Rechtsaußen-
                                                    partei mit rechtspopulistischer Agitationsweise“ (Häusler/Roeser, „Die AfD vor der
                                                    Bundestagswahl 2021“, Berlin, Juli 2021) ist.

                                                    Der DGB nennt daher die AfD nicht in einem Atemzug mit demokratischen Parteien,
                                                    um nicht zur Verharmlosung ihrer völkisch-autoritären Positionen und ihrer im Kern
                                                    demokratiefeindlichen Strategien und Handlungen beizutragen. Mit demokratischer
                                                    Normalität hat das Wahlprogramm der AfD nichts zu tun – auch wenn sie mit
                                                    ihrem Programmtitel „Deutschland. Aber normal“ den gegenteiligen Anschein zu
                                                    wecken versucht.

                                                    Rechtsextremismus und Rechtspopulismus gefährden den sozialen Zusammenhalt
                                                    und sind eine ernsthafte Bedrohung unseres demokratischen und sozialen Gemein-
                                                    wesens in Deutschland und Europa. Dagegen gilt es, klar Position zu beziehen! Für
                                                    Demokrat*innen gilt: Nicht wegschauen, sondern handeln und sich einmischen!

                                                    Das heißt aber auch, dass wir uns inhaltlich mit der AfD und ihrer Aufstellung für
                                                    die Bundestagswahl auseinandersetzen müssen. Der DGB hat deshalb den Wissen-
                                                    schaftler Alexander Häusler und den Journalisten Rainer Roeser beauftragt, eine
                                                    Studie zum Wahlprogramm der AfD zu erarbeiten. Sie finden die Studie sowie eine
                                                    Zusammenfassung unter dgb.de/echtgerecht.

DGB-Wahlcheck zur Bundestagswahl 2021 | www.dgb.de/echtgerecht                                                                           Seite 14 von 15
Herausgeber:
DGB Bundesvorstand
Reiner Hoffmann
Henriette-Herz-Platz 2
10178 Berlin

Gestaltung: BBGK Berliner Botschaft
August 2021

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