DER WEG AUS DER FETTLEIBIGKEIT - WEIL JEDER TAG ZÄHLT! - EINE INFORMATION FÜR PATIENTEN - WEIL JEDER TAG ZÄHLT!
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Inhaltsübersicht Sie sind nicht allein!.................................3 Was ist Adipositas?..................................4 Risiko Adipositas..............................5 – 10 Wie hoch ist mein Risiko?................11 – 13 Was kann ich tun?..................................14 Diät......................................................... 15 Bewegung.......................................16 – 17 Psychol. Unterstützung..................18 – 19 Medikamente....................................20 Adipositas-Chirurgie.......................21 – 26 Wer unterstützt mich?........................... 27 Selbsthilfegruppen...............................28 Notizen............................................30 – 31 2
Sie sind nicht allein! Liebe Leserin, lieber Leser, diese Broschüre wurde Ihnen überreicht, weil Sie an erheblichem Übergewicht / Fettleibigkeit leiden. Diese Erkrankung kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Auf den folgenden Seiten wird Ihnen erklärt, warum die Fettleibigkeit so gefährlich ist und was Sie dagegen tun können. Inzwischen weiß man: Meist macht es Ihnen eine erbliche Veranlagung schwerer, Ihr Gewicht zu halten oder abzu- nehmen. Mit Ihrer Fettleibigkeit sind Sie nicht allein, viele Menschen leiden darunter genau wie Sie. Doch es gibt Behandlungsmethoden und Spezialisten, die Sie auf Ihrem Weg aus der Fettleibigkeit unterstützen können. Eine Gewichtsabnahme ist schwer, aber nicht unmöglich! Eine Diät allein reicht nicht aus. Nur wenn Sie gleichzeitig verschiedene Maßnahmen ergreifen, können Sie abnehmen und dauerhaft Ihr Gewicht halten. Dadurch verhindern oder mildern Sie auch die gefährlichen Spätfolgen der Fettleibigkeit. Informieren Sie sich über die Behandlungs- möglichkeiten und packen Sie es an! Bedenken Sie bitte, dass die in dieser Broschüre ent- haltenen Informationen kein Ersatz für die professionelle Einschätzung und fachlichen Ratschläge eines ausgebildeten Mediziners sind. 3
Was ist adipositas? Adipositas ist der medizinische Begriff für Fettleibigkeit. Doch „Fettleibigkeit“ ist nicht das Gleiche wie „Über- gewicht“. Ärzte teilen diese Begriffe anhand des so ge- nannten Körpermassenindex ein. Er wird im Englischen Body Mass Index (BMI) genannt. Meist wird auch im Deutschen die englische Bezeichnung verwendet. Der Body Mass Index (BMI) entspricht dem Verhältnis zwischen dem Körpergewicht und der Körpergröße. Von der Körpergröße in Metern wird das Quadrat gebildet. Deshalb wird der BMI in kg/m2 angegeben. Eine Beispielrechnung: Ein Mann wiegt 104 kg und ist 182 cm groß. 104 kg 104 BMI = = = 31,4 kg/m2 1,82 m x 1,82 m 3,31 Von Übergewicht spricht man, wenn der BMI größer als 25 aber kleiner als 30 ist. Ab einem BMI von 30 handelt es sich um eine Fettleibigkeit bzw. Adipositas. Diese wird in Grad I bis III eingeteilt. Die Tabelle zeigt das genauer: Einteilung der Adipositas BMI = (kg/m2) Klassifikation BMI Übergewicht = 25 – 29,9 Adipositas Grad I = 30 – 34,9 Adipositas Adipositas Grad II = 35 – 39,9 Adipositas Adipositas Grad III > 40 Krankhafte (morbide) Adipositas 4
Risiko Adipositas Fettleibigkeit hängt nachweislich mit zahlreichen Begleit- erkrankungen zusammen. Mit steigendem BMI steigt auch das Risiko von Begleiterkrankungen. Zu diesen Begleiterkrankungen gehören unter anderem: • Bluthochdruck (Hypertonie) • Zuckerkrankheit (Typ-II-Diabetes) • Fettstoffwechselstörungen (hoher Cholesterinspiegel) • Atemaussetzer in der Nacht (Schlafapnoe-Syndrom) • Erhöhtes Risiko für Herzversagen • Erhöhtes Risiko für Schlaganfall • Gallensteine • Gelenkserkrankungen • Sodbrennen (gastroösophagealer Reflux) • Unfruchtbarkeit bei Frauen • Brustwachstum bei Männern (Gynäkomastie) • Depressionen Gallensteine Hoher Bluthochdruck Cholesterin- spiegel Typ-II- Depressionen Diabetes FETTLEIBIG- KEIT Unfrucht- Schlafapnoe barkeit Herzversagen Sodbrennen Übersicht der häufig mit der Adipositas verbundenen Begleiterkrankungen. 5
Risiko Adipositas Diese Erkrankungen können zu einer um mehrere Jahre verkürzten Lebenserwartung führen. Außerdem erschwert die Fettleibigkeit den Alltag: Kurzatmigkeit sowie Schmerzen in Gelenken und im Rücken schränken die Bewegung ein. Sowohl diese Beschwerden als auch die Begleiterkrankungen verringern deutlich die Lebensqualität. Schon jetzt sei gesagt: Durch Abnehmen und Halten des Gewichts kann man diese Entwicklung aufhalten und weiteren Erkrankungen vorbeugen. Auch wenn Begleiterkrankungen schon vorhanden sind, ist eine Rückbildung möglich. Später werden wir ausführlicher darauf eingehen, was Sie selbst gegen Ihre Fettleibigkeit tun können und wer Sie dabei unterstützen kann. Doch zunächst möchten wir Ihnen die Zusammenhänge zwischen der Fettleibigkeit und einigen Begleit- erkrankungen genauer erklären. 6
Gefährliche Stoffwechselveränderungen Die Erkrankungen • Bluthochdruck (Hypertonie), • Zuckerkrankheit (Typ-II-Diabetes), • Fettstoffwechselstörungen (z. B . hoher Cholesterinspiegel) • Fettleibigkeit treten häufig gemeinsam auf. Sie werden als so genanntes „Metabolisches Syndrom“ zusammengefasst. Sie erhöhen das Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie z. B . Schlaganfall oder Herzinfarkt. Die wichtigste Ursache des Metabolischen Syndroms ist eine erblich bedingte (= genetische) Veranlagung. Diese bewirkt, dass Zucker langsamer in die Muskelzellen aufgenommen wird, als bei anderen Menschen. Man nennt diese Störung Insulinresistenz. Das körpereigene Hormon Insulin wird für die Aufnahme von Zucker in die Zelle benötigt. Bei Insulinresistenz muss mehr Insulin vom Körper gebildet und ausgeschüttet werden, damit Zucker vom Blut in die Zellen gelangt – und so der Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit wieder gesenkt wird. Bei Menschen mit Insulinresistenz bleibt der Blut- zuckerspiegel nach einer Mahlzeit also länger erhöht – dies ist schädigend für die Wände der Blutgefäße (Adern). Außerdem wird dadurch die Insulinpro- duktion gesteigert. Das wiederum führt zu einem verstärkten Hungergefühl. Man isst mehr als nötig. Ob man will oder nicht: Die überschüssigen Kalorien werden vom Körper als Fett gespeichert – vor allem im Bauch. 7
Risiko Adipositas Langfristig führt ein erhöhter Insulinspiegel zur Erschöpfung der Insulin-produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse – und so zur Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ II). Da der Zuckerstoffwechsel und der Fettstoffwechsel miteinander verknüpft sind, kommt es auch zu Fettstoffwechselstörungen. Hier ist insbesondere die Erhöhung des Blutspiegels des „bösen“ Cholesterins zu nennen, welches die Wand der Blutgefäße (Adern) schädigt. Der Blutspiegel des gefäßschützenden „guten“ Cholesterins nimmt hingegen ab. Die Gefäßwand-schädigenden Einflüsse des Meta- bolischen Syndroms führen zu Veränderungen der Adern (arterielle Verschlusskrankheit = Arteriosklerose). Sind die Blutgefäße des Herzens betroffen, spricht man von einer Koronaren Herzkrankheit (KHK). Dann besteht die Gefahr eines Herzinfarkts. Sind hirn- versorgende Schlagadern betroffen, kann es zum Schlaganfall kommen. Nicht jeder Mensch mit der erblichen Veranlagung zur Insulinresistenz hat auch ein Metabolisches Syndrom. Diese Entwicklung wird durch den jeweiligen Lebensstil beeinflusst. Eine „falsche“ Ernährung und zu wenig körperliche Bewegung begünstigen die Entstehung des Metabolischen Syndroms. Auch chronisch überhöhter Alkoholkonsum trägt zur Ver- schlimmerung der Situation bei. Wenn man Gewicht verlieren und das Metabolische Syndrom verhindern oder bekämpfen möchte, gehören Änderungen des Lebensstils deshalb auf jeden Fall mit zum Therapieprogramm. Sie sind ein wichtiger Baustein der Adipositas-Therapie. 8
Gefährliches Bauchfett Wie oben beschrieben, nimmt beim Metabolischen Syndrom vor allem das Bauchfett zu. Genauer gesagt, ist es das Fett in der Bauchhöhle – also zwischen Bauch- muskeln, Darm und inneren Organen. Die Mediziner nennen es das „viszerale“ Fett. Inzwischen weiß man, dass eine Vermehrung des Bauchfetts schädlicher für die Gesundheit ist als z. B . Fettpölsterchen am Oberschenkel oder „stramme“ Waden. In den Fettzellen des Bauches wird nämlich nicht nur das Fett abgelagert. Die Zellen sind sehr aktiv: Sie bilden verschiedene Hormone und Entzündungssubstanzen. Ein Zuviel an Bauchfett verstärkt das Metabolische Syndrom und begünstigt die Entstehung von Herz- Kreislauf-Erkrankungen. Schlaf mit Aussetzern Die Betroffenen leiden überdurchschnittlich häufig an Herz-Kreislauf-Erkrankungen – speziell an Verengungen der Blutgefäße des Herzens (Koronare Herzkrankheit). Oft ist eine Adipositas auch die Ursache für das Schlafapnoe- Syndrom. Menschen mit Schlafapnoe-Syndrom schnar- chen laut und haben häufig Atemaussetzer im Schlaf. Der Schlaf wird dadurch ruheloser und ist nicht erholsam. Am Tage ist man dann müde und nicht leistungsfähig. Eine Gewichtsabnahme führt zur Linderung der Beschwerden. 9
Risiko Adipositas Das Polyzystische Ovarialsyndrom Übergewichtige Frauen haben nicht selten auch das polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS). Diese hormonelle Erkrankung kann zu verschiedenen Symptomen führen, die nicht alle gleichzeitig vorhanden sein müssen: • mit Flüssigkeit gefüllte Blasen in den vergrößerten Eierstöcken (= polyzystische Ovarien) • seltene oder gar keine Regelblutungen, unerfüllter Kinderwunsch • Akne, männliche Verteilung der Körperbehaarung, Bildung einer Glatze • Übergewicht / Adipositas Etwa 70 % der Frauen mit PCOS leiden an Über- gewicht und Insulinresistenz. Bisher weiß man noch nicht, ob das Übergewicht eine Folge oder eine Ursache des PCOS ist. Aber sicher ist: Durch eine Insulinresistenz werden noch mehr männliche Hormone gebildet. Dadurch werden die Beschwerden des PCOS verstärkt. Je nachdem welche Beschwerden im Vordergrund stehen, gibt es verschiedene Behandlungsansätze, z. B . Diabetesmedikamente oder Antibabypillen. Lassen Sie sich am besten gynäkologisch und hausärztlich beraten, falls Sie denken, dass Sie ein PCOS haben könnten. Eine Gewichtsabnahme bessert sowohl die Insulinresistenz als auch die Fruchtbarkeit. 10
Wie hoch ist mein Risiko? Der Schweregrad der Adipositas wird üblicherweise anhand des Body Mass Index (BMI) ermittelt (s. S. 4). Diese Einteilung hat sich bewährt. Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen der Höhe des BMI und dem Auftreten von Begleiterkrankungen der Fettleibigkeit. Also: Je höher der BMI, desto größer das Risiko. Aber es ist durchaus sinnvoll, noch weitere Messungen vorzunehmen. Der BMI gibt das Verhältnis von Körpergewicht zu Körperlänge an. Er sagt jedoch nichts über die Zusammensetzung des Körpers aus. So haben zum Beispiel sehr muskulöse Menschen (Leistungssportler, Kraftsportler, Bodybuilder) ein relativ hohes Gewicht, ohne fettleibig zu sein. Wie Sie gerade gelesen haben, ist das Bauchfett besonders gefährlich. Deshalb kann man das Risiko für die Entstehung von Begleiterkrankungen (insbesondere von Herz-Kreislauf-Erkrankungen) noch genauer einschätzen, wenn man zusätzlich zum BMI auch den Bauchumfang misst. 11
Wie hoch ist mein Risiko? Hier gibt es zwei Methoden: Entweder man misst • den Bauchumfang allein oder • das Verhältnis von Taillen- zu Hüftumfang Bauchumfang Genauer gesagt misst man den Taillenumfang in der Mitte zwischen Rippenunterrand und dem Beckenoberrand. Risiko Taillenumfang (in cm) Männer Frauen erhöht > 94 > 80 deutlich erhöht > 102 > 88 Taille und Hüfte Das Verhältnis von Taillen- zu Hüftumfang (= Taille-Hüft- Quotient) wird folgendermaßen ermittelt: 1. Der Taillenumfang in Zentimeter (das Maßband wird in die Mitte zwischen Rippenunterrand und dem Beckenoberrand angelegt) wird geteilt durch 2. den Hüftumfang in Zentimeter (das Maßband liegt in Höhe des Hüftgelenks). Ein Taille-Hüft-Quotient (engl.: waist-to-hip-ratio) über 1 gilt bei Männern als erhöht; bei Frauen sollte er 0,85 nicht überschreiten. 12
Apfel und Birne Bildlich kann man sich den Unterschied zwischen einer gefährlichen und einer weniger gefährlichen Fettverteilung so vorstellen: Eine bauchbetonte Fettansammlung („Apfeltyp“) ist sehr risikoreich. Es entwickeln sich häufiger Begleit- erkrankungen. Sind die Fettdepots eher hüftbetont („Birnentyp“), wird das Gesundheitsrisiko als geringer eingeschätzt. Bei starker Fettleibigkeit (BMI gleich oder höher 35) ist das Gesundheitsrisiko allerdings in jedem Fall erhöht – gleichgültig, ob ein „Apfel-“ oder ein „Birnen-Typ“ der Fettverteilung vorliegt. 13
Was kann ich tun? Das Wichtigste zuerst: Fettleibigkeit kann behandelt werden! Auch wenn Sie eine erbliche Veranlagung zur Insulinresistenz haben, sind Sie Ihren Genen nicht völlig hilflos ausgeliefert. Sie haben es schwerer als andere Menschen, Ihr Gewicht zu vermindern oder zu halten. Deshalb sind verschiedene Maßnahmen notwendig. Sie sollten sich in jedem Fall von Ihrem Hausarzt beraten lassen. Er wird Ihnen – falls notwendig – Spezialisten empfehlen. Vermutlich haben Sie in der Vergangenheit wiederholt versucht, durch Diäten abzunehmen. Meist haben Diäten allein wenig Erfolg, oder man nimmt danach schnell wieder zu. Viele Diäten können sogar gesundheitsschädlich sein. Um wirklich dauerhaft abzunehmen, müssen verschiedene Maßnahmen ergriffen und auf jeden Einzelfall abgestimmt werden: • Diät • mehr körperliche Bewegung • Verhaltensänderung und psychologische Unterstützung • ggf. medikamentöse Unterstützung • ggf. Adipositas-Chirurgie bZcihZJciZghi ZY^`V io b jc \ \[# \ 9^~i KZg]VaiZch" @geZga^X]Z ~cYZgjc\ 7ZlZ\jc\ \\[ Z #6 Y^edh^iVh"8]^gjg\^ 14
Diät Auf keinen Fall sollten Sie Extremdiäten ausprobieren. Diese gefährden Ihre Gesundheit und führen nicht zu einem nachhaltigen Erfolg. Meist tritt der so genannte Jo-Jo-Effekt auf: Nach einigen Wochen hat man die abgenommenen Kilos (oder noch mehr) wieder drauf. Ein Auf und Ab des Körpergewichts („Jo-Jo“) durch Blitz- diäten mit anschließender erneuter Gewichtszunahme ist kontraproduktiv und kann sogar Ihre Lebenserwartung verringern. Wichtig ist, weniger Kalorien aufzunehmen und sich dennoch ausgewogen zu ernähren. Denn sonst kann es zu Mangelerscheinungen kommen, weil Ihnen wichtige Nährstoffe fehlen. In dieser Broschüre können wir nur stichwortartig einige Prinzipien nennen, die sich als hilfreich und nicht gefährlich gezeigt haben. Sie benötigen auf jeden Fall professionelle Beratung durch Ihren Arzt und ggf. durch einen Ernährungsberater. Sinnvolle diätetische Maßnahmen sind: • Verringerung des Fettverzehrs oder • Verringerung des Fett- und des Kohlenhydratverzehrs oder • bis zwei Hauptmahlzeiten pro Tag durch so genannte Formulaprodukte ersetzen oder • Formuladiät: Hierbei handelt es sich um eine modifizierte Fastenkur mit Hilfe einer industriell hergestellten Formuladiät von niedrigem Kalorien- und Fettgehalt. Sie liefert den notwendigen Tagesbedarf an Eiweiß, Elektrolyten und anderen lebenswichtigen Nahrungsbestandteilen. • Grundsätzlich gilt: Wenig oder gar keinen Alkohol trinken! 15
Bewegung Bewegung in die Pfunde bringen Eine Diät sollte immer von einer Steigerung der körper- lichen Bewegung begleitet sein. Warum? • Der Energieumsatz wird erhöht; d. h. es werden mehr Kalorien bzw. mehr Fett verbrannt. • Dies gilt nicht nur während des Sports, sondern noch viele Stunden danach. • Ohne körperliche Aktivität besteht während einer kalorienreduzierten Diät die Gefahr, dass neben dem Fett auch vermehrt Muskelmasse verloren geht! • Durch die Steigerung des Energieumsatzes wird dem so genannten Jo-Jo-Effekt vorgebeugt (s. o.). • Jede Form von Sport verbessert die Stimmung. In jedem Fall sollte man aber nicht zu extrem trainieren, also keine Höchstleistungen in kurzer Zeit erreichen wollen. Wenn man sich völlig verausgabt, erzielt man nicht den gewünschten Effekt. Der Organismus greift dabei auf die leicht zugängliche Energie in Form von Kohlen- hydraten (Zucker) zurück. Die Fettspeicher werden somit nicht verringert. Erst bei einer längeren sportlichen Aktivität (>30 min.) werden in erhöhtem Maße die Fett- speicher angegriffen. Als Orientierung für ein gutes (moderates) Training gilt folgende Faustregel: Bei allen sportlichen Betätigungen müssen Sie sich noch mit einem Partner unterhalten können. 16
Bewegung hat viele positive Wirkungen auf den Organismus: • Verringerung der Insulinresistenz (Manche Diabetiker können sogar auf Insulin verzichten, wenn sie regelmäßig Sport treiben.) • Verbesserung des Fettstoffwechsels (mehr „gutes“, weniger „böses“ Cholesterin) • Steigerung des Energieumsatzes • Abnahme eines erhöhten Blutdrucks und der Herzfrequenz, Verbesserung der Herzarbeit • Verbesserung von Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Koordination • Steigerung von Lebensfreude, Selbstwertgefühl und Wohlbefinden, Abnahme depressiver Stimmungen, verbessertes Gesundheitsbewusstsein Gut geeignet sind z. B . Wandern, Nordic Walking, Radfahren, Aquagymnastik oder Schwimmen. Auch strammes Gehen ist sehr effektiv. Hierbei ist der Anteil der Fettverbrennung 60 bis 70 % des Gesamt- energieverbrauchs. Insbesondere durch Kraftsport kommt es auch zur Zunahme der Muskelmasse – zu Lasten der Fettdepots. Jedes Kilo zusätzliche Muskelmasse steigert die Fettverbrennung – auch in Ruhe und auch im Schlaf! 17
Psychol. Unterstützung Nur eine dauerhafte Umstellung der Ess- und Lebensweise führt zu einem nachhaltigen Erfolg. Dies ist in der Regel gar nicht so einfach zu bewerkstelligen, denn es müssen über Jahrzehnte gewohnte Verhaltensweisen geändert werden. Psychologische Unterstützung Daher ist es durchaus sinnvoll, dass Sie sich von einem psychologisch geschulten Arzt oder einem Psychologen beraten lassen. Sie erhalten dann individuelle Tipps, wie Sie Ihr Verhalten ändern können. Das regelmäßige Gespräch und die Rückmeldung werden Ihnen Ansporn sein. Wichtige Schritte zur Verhaltensänderung: • Beobachten Sie Ihr Essverhalten (z. B. mit einem Ernährungs-Tagebuch) und erkennen Sie so die Auslöser des vermehrten Essens. • Analysieren Sie „falsche“ Ernährungsgewohnheiten. Vermeiden Sie z. B . das „Nebenbei-Essen“ oder das „Um-sich-herum-Essen“. (siehe Seite 19) • Üben Sie ein positives Essverhalten: Essen Sie in Gesellschaft und in Ruhe, kauen Sie langsam und bereiten Sie die Speisen optisch ansprechend zu. Essen Sie genussvoll und ohne Reue. • Verzagen Sie nicht bei Rückschlägen. • Stecken Sie Ihre Ziele nicht zu hoch. Hungern Sie nicht! 18
Viele Menschen essen „um sich herum“. Damit ist gemeint: Man isst nicht das, worauf man gerade Appetit hat, sondern versucht, das Appetitgefühl mit anderen Nahrungsmitteln zu befriedigen. Oft erlauben sich z. B . Adipöse zuerst nur etwas mit weniger Kalorien und essen nicht das, was sie eigentlich möchten. Von dem Ersatz essen sie dann häufig eine größere Menge. Führt dies nicht zur Stillung des Appetits, wird obendrauf noch das eigentlich Gewünschte gegessen. Dies führt zu einem Gefühl des Versagens. Es ist daher besser, sich nicht zu viele Verbote zu setzen. Für jeden Menschen gilt: Ernährung und Psyche beein- flussen sich gegenseitig. Essen macht satt, man wird ruhig und ausgeglichen. Umgekehrt „trösten“ sich viele Menschen durch das Essen, z. B . bei Stress- oder Verlustereignissen. Das „Erlernen“ des Essverhaltens im Kindesalter wird durch Gefühle geprägt. Deshalb kann das Essverhalten nur in kleinen Schritten geändert werden. Dabei ist eine psychologische Beratung sehr hilfreich. 19
Medikamente Es gibt einige Medikamente, die eine Gewichts- abnahme unterstützen können. Sie haben aber teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen. Daher sollten sie nur eingenommen werden, wenn sie vom Arzt verschrieben worden sind und der Arzt die Therapie überwacht. Der Effekt der Medikamente ist auch geringer als viele Patienten denken: Man kann mit durchschnittlich 2 bis 6 kg Gewichtsabnahme pro Jahr rechnen. Nach Absetzen des Medikaments nimmt man oft wieder zu. 20
Adipositas-Chirurgie Die bisher beschriebenen Maßnahmen – Diät, Bewegung, Verhaltensänderung und ggf. Medikamente – werden als konservative Maßnahmen bezeichnet. Sie sind die Grundlage jeder Adipositas-Therapie. Ab einem BMI über 35 reichen diese Maßnahmen aber meist nicht aus, um genügend Gewicht abzunehmen. Wenn eine konservative Therapie erfolglos war und • Ihr BMI bei 40 oder darüber liegt oder • Ihr BMI bei 35 oder darüber liegt und Sie gleichzeitig Begleiterkrankungen haben, dann kann eine Operation zur Unterstützung der Gewichts- abnahme sinnvoll sein. Eine Operation in Kombination mit Verhaltens- und Lebensstiländerung ist nachweislich die erfolgreichste Methode für einen langfristigen Gewichtsverlust in dieser Situation. Neben dem Gewichtsverlust verbessern sich auch in den meisten Fällen die Begleiterkrankungen erheblich. Es gibt unterschiedliche Operationsverfahren. Je nach Verfahren wird eine durchschnittliche Abnahme des Übergewichtes von 40 bis 85 % erreicht. Die Operation sollte auf jeden Fall in einem Krankenhaus mit ausreichender Erfahrung in der Adipositas-Chirurgie durchgeführt werden. Dort kümmert sich ein Team von Spezialisten aus mehreren Fachrichtungen um Sie und wählt mit Ihnen zusammen das für Sie am besten geeignete Verfahren aus. Auch nach der Operation werden Sie regelmäßig von Spezialisten untersucht bzw. begleitet. 21
Adipositas-Chirurgie Vor einer Operation werden Sie sehr ausführlich über die Operationsverfahren und deren Vor- und Nachteile sowie deren Risiken informiert. Im Folgenden werden daher nur kurz die wichtigsten Wirkungen einiger Verfahren erklärt: Verstellbares Magenband Bei dieser Operation wird ein verstellbares Magenband – ein weiches Band mit niedrigem Druck – um den oberen Teil des Magens gelegt, der nun wie eine Sanduhr aussieht. Durch einen engen Durchgang werden Nahrung und Flüssigkeiten von der kleinen oberen Magentasche in den Rest des Magens geleitet. Bei den Mahlzeiten sammelt sich die Nahrung schnell in der oberen Tasche und wird langsam in den unteren Magenbereich weitergeleitet. Die kleine Magentasche braucht nur wenig Nahrung, bis sie gefüllt ist. Die Rezeptoren im oberen Teil des Magens signalisieren dem Gehirn ein Sättigungsgefühl, so als ob der ganze Magen voll wäre. Daher fühlen Sie sich schneller und für längere Zeit satt und essen weniger. Über einen Port, der unter die Haut implantiert wird und der durch einen Schlauch mit dem Magen- band verbunden ist, kann das Füllvolumen variiert werden und somit das Band enger oder weiter eingestellt werden. 22
Schlauchmagen Beim Schlauchmagen wird der größte Teil des Magens entfernt, so dass ein schlauchförmiger Restmagen übrig bleibt. Somit können Sie nur wenig auf einmal essen und Sie fühlen sich schneller satt. Gleichzeitig wird durch das Schlauchmagen-Verfahren der Teil des Magens entfernt, in dem das Hormon gebildet wird, das für das Hungergefühl verantwortlich ist (Ghrelin). Dadurch haben Sie zumindest in der ersten Zeit weniger Hungergefühl und seltener Heißhungerattacken. Magen-Bypass Beim Magen-Bypass wird der Magen durch eine Naht in zwei Teile getrennt: eine kleine Magentasche und den größeren Restmagen. Die Magentasche kann nur wenig Nahrung aufnehmen, bis sie gefüllt ist. Dadurch werden die Rezeptoren aktiviert, die dem Gehirn „Sättigung” signalisieren. Sie haben das Gefühl, schneller und länger satt zu sein. Außerdem wird der Dünndarm so umgeleitet, dass sich Nahrung und Verdauungssäfte erst im mittleren Dünndarm vermengen können. Daher wird ein Großteil der Nährstoffe und Kalorien nicht verdaut, sondern verlässt den Körper wieder mit dem Stuhl. 23
Adipositas-Chirurgie Biliopankreatische Diversion (BPD) (Umleitung der Gallen- und Bauchspeichel- drüsensäfte) Bei dieser Operation wird der untere Teil des Magens entfernt. Dadurch kann man weniger essen und es wird weniger Magensäure produziert. Der Dünndarm wird geteilt und der untere Teil an der Magentasche befestigt. Dieser Teil wird als „Nahrung transportierender Dünndarm- schenkel” bezeichnet. Die gesamte Nahrung bewegt sich nun durch diesen Darm- abschnitt. Die für die Verdau- ung notwendigen Gallen- und Bauchspeicheldrüsensäfte laufen durch den sogenannten „biliopankreatischen Schenkel”, der mit dem letzten Dünn- darmsegment verbunden wird. Dieser Schenkel transportiert die Verdauungssäfte in den Bereich des Dünndarms, der als „gemeinsamer Dünndarmschenkel” bezeichnet wird. Da die Nahrung erst hier mit den für die Verdauung benötigten Gallen- und Bauchspeichel- drüsensäften vermischt wird, werden Fette und Kohlenhydrate dauerhaft schlechter vom Körper aufgenommen. 24
BPD mit „Duodenal Switch“ Hierbei handelt es sich um eine Abwandlung der Biliopankreatischen Diversion (BPD), bei der ein Magen- schlauch gebildet wird, so dass der Magenausgangsmuskel (Magenpförtner) erhalten bleibt. Dieser reguliert den Trans- port der Nahrung vom Magen in den Dünndarm. Mit der Erhaltung des Magenpförtners wird somit ein schneller Einstrom von Zucker in den Dünndarm (sogenanntes Dumping) vermieden. Dumping äußert sich in Symptomen wie Schweiß- ausbrüchen, Schwächegefühl, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Der erste Abschnitt des Dünndarms, der Zwölffinger- darm, wird geteilt. Danach wird die untere Dünn- darmschlinge mit dem Zwölffingerdarm verbunden, die den „Nahrung transportierenden Dünndarmschenkel” bildet. Die für die Verdauung wichtigen Bauchspeichel- drüsen- und Gallensäfte werden in den letzten Teil des Dünndarms, kurz vor Eintritt in den Dickdarm umgeleitet, so dass die Nahrung nur zum Teil verdaut wird. 25
Adipositas-Chirurgie Das Allerwichtigste: Ihre Motivation ist der Schlüssel zum Erfolg Die Operation ist nur ein Hilfsmittel, keine Zau- berkur. Ihr Erfolg hängt letztendlich davon ab, ob Sie es schaffen, Ihre Ernährung umzustellen, sich zu bewegen und Ihren Lebensstil zu ändern. Eine chirurgische Behandlung ist nur erfolgreich, wenn Sie den Rest Ihres Lebens auf sich achten. Sehen Sie die Operation wie den Beginn einer ganz neuen Lebensphase! 26
Wer unterstützt mich? Aus dem bisher Gelesenen sehen Sie: Es gibt viele Menschen, die Sie bei Ihren Bemühungen unterstützen: Ernährungsberater, Psychologen, Chirurgen – vor allem aber Ihr Hausarzt/Ihre Hausärztin. Ihr behandelnder Arzt ist sozusagen der Dreh- und Angelpunkt im gesamten Geschehen. Er • berät Sie in Ernährungsfragen oder nennt Ihnen eine(n) kompetente(n) Ernährungsberater/in, • betreut Sie psychologisch oder nennt Ihnen eine(n) kompetente(n) Psychologen/in, • verschreibt Ihnen, falls notwendig, Medikamente, • kann Ihnen Selbsthilfegruppen nennnen (siehe Seite 28), • überweist Sie an ein Krankenhaus mit ausreichender Erfahrung in der Adipositas-Chirurgie (Adipositas- zentrum), • betreut Sie nach der Operation. 27
SelbsthilfegruppeN Wichtig ist auch die Unterstützung durch Selbsthilfe- gruppen. Hier finden Sie Menschen mit ähnlichen Problemen, die zu Mitstreitern werden und Sie anspornen, am Ball zu bleiben. Außerdem können Sie hier mit Betroffenen sprechen, die z. B . bereits operiert wurden und Ihnen über ihre Erfahrungen berichten. Oft können Selbsthilfegruppen auch weitere praktische Tipps geben, z. B . zum Antrag auf Kostenübernahme für eine Operation oder zum Vorgehen bei Widerspruchs- verfahren (keine Rechtsberatung). Fragen Sie Ihren Arzt nach Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe. Kontakte zu Selbsthilfegruppen finden Sie auch im Internet, z. B . auf folgenden Seiten: Adipositas-Verband-Deutschland e.V. www.adipositas-verband-deutschland.de Forum des Adipositas-Verband-Deutschland e.V. www.adipositas-foren.de Adipositaschirurgie-Selbsthilfe-Deutschland e.V. www.acsdev.de Forum der Adipositaschirurgie-Selbsthilfe- Deutschland e.V. www.forum.acsdev.info 28
Bitte denken Sie daran, dass die in dieser Broschüre enthaltenen Informationen kein Ersatz für die professionelle Einschätzung und fachlichen Ratschläge eines ausgebildeten Mediziners sind. Eine eingehende Beratung wird ausschließlich von einem Mediziner durch- geführt. 29
Notizen 30
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Wenden Sie sich an einen Spezialisten: Starten Sie noch heute in Ihr neues Leben! Diese Broschüre wurde überreicht durch: Erstellt in Kooperation mit der Medi Didac GmbH. www.medi-didac.de Johnson & Johnson MEDICAL GmbH Ethicon Endo-Surgery Deutschland Hummelsbütteler Steindamm 71 D-22851 Norderstedt Tel.: 0180 1 000 829 (0,039 Euro/Min. aus dem Festnetz der T-Com) Fax: 0800 1 016 138 (kostenlos) © 2009, Ethicon Endo-Surgery ENDB069/09 Johnson & Johnson AG Ethicon Endo-Surgery Schweiz Rotzenbuehlstrasse 55 CH - 8957 Spreitenbach Tel.: + 41 (0) 56 417 33 33 Fax: + 41 (0) 56 417 35 24 Johnson & Johnson Medical Products GmbH Ethicon Endo-Surgery Österreich Gunoldstr. 16 A - 1190 Wien Tel.: + 43 (1) 360 25 - 0 Fax: + 43 (1) 360 25 - 504 1
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