Orale Tumortherapeutika - Nicht nur etwas für den Mund sondern auch für den Verstand - Richtige Anwendung (vermeidbare?) Interaktionen

 
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Orale Tumortherapeutika - Nicht nur etwas für den Mund sondern auch für den Verstand - Richtige Anwendung (vermeidbare?) Interaktionen
Orale Tumortherapeutika –
Nicht nur etwas für den Mund
sondern auch für den Verstand

       Richtige Anwendung
          (vermeidbare?)
           Interaktionen
Orale Tumortherapeutika - Nicht nur etwas für den Mund sondern auch für den Verstand - Richtige Anwendung (vermeidbare?) Interaktionen
Probleme oraler Darreichungsformen

       in der Onkologie

                                  Jürgen Barth

                              StiL-Studienzentrale
                              Medizinische Klinik IV
                             Universitätsklinik Gießen
Orale Tumortherapeutika - Nicht nur etwas für den Mund sondern auch für den Verstand - Richtige Anwendung (vermeidbare?) Interaktionen
Alkylanzien:              Antimetabolite:                 Vinca-Alkaloide               nm-KIs:               nm-KIs:
           Busulfan               5-FU-Derivate                     Vinorelbin      1.     Acalabrutinib   26.   Larotrectinib
        Chlorambucil                                       Podophyllotoxinderivate         2. Afatinib         27. Lorlatinib
                                    • Capecitabin
         Estramustin                                                                                           28. Lenvatinib
                                                                        Etoposid           3. Alectinib
           Lomustin           • UFT (Tegafur : Uracil)            
                                                           Topoisomerase I Hemmer           4. Axitinib       29. Midostaurin
          Melphalan            • Tegafur : Gimeracil :
                                                                      Topotecan         5. Binimetinib           30. Neratinib
     Oxazaphosphorine                     Oteracil               
                                                           Topoisomerase II Hemmer        6. Bosutinib           31. Nilotinib
    • Cyclo-, Trofosfamid         6-Mercaptopurin
         Procarbazin                                                 Idarubicin         7. Brigatinib        32. Nintedanib
                                     6-Tioguanin
        Temozolomid                                                  IMIDs®           8. Cabozantinib         33. Osimertinib
                                Fludarabinphosphat                                                             34. Pazopanib
          Treosulfan                                               Lenalidomid           9. Ceritinib
                                    Methotrexat                    Pomalidomid        10. Cobimetinib         35. Ponatinib
                                 Trifluridin/Tipiracil              Thalidomid          11. Crizotinib      36. Regorafenib
                                                            Sonstige Enzymhemmer         12. Dabrafenib         37. Sonidegib
                                                                PARP-Inhibitoren       13. Dacomitenib          38. Sorafenib
                                                                       Niraparib         14. Dasatinib          39. Sunitinib
                                                                       Olaparib          15. Duvelisib         40. Tivozanib
                                                                      Rucaparib        16. Encorafenib        41. Trametinib
                                                                     Talazoparib          17. Erlotinib       42. Vismodegib
                                                             Proteasominhibitoren        18. Everolimus        43. Vandetanib
                                                                       Ixazomib           19. Gefitinib      44. Vemurafenib

          Was es so gibt…
                                                                       HDACi             20. Gilteritinib      45. Vismodegib
                                                                    Panobinostat         21. Glasdegib             CDK4/6i
                                                              IDH 1/2 Hemmstoffe           22. Ibrutinib      46. Abemaciclib
                                                                     Enasidenib           23. Idelalisib      47. Palbociclib
                                                                      Ivosidenib          24. Imatinib         48. Ribociclib
                                                          Hemmstoffe regulatorischer      25. Lapatinib
                                                                        Proteine
                                                                     Venetoclax
                                                                     Sonstige
                                                                 Hydroxycarbamid
                                                                       Mitotane
                                                             Hormone/Anti-Hormone

               OHNE Hormone/Anti-Hormone
                                                                       nm-KI = niedermolekulare Kinaseinhibitoren
                                                                                                                             3
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Problematik oraler
                      Zytostatika Vorurteile - 1

Parenteral vs. oral
• Chemotherapie i.v. ist „aggressiv“
    – Unter Chemotherapie muss man (zwangsläufig) leiden
         • Parenteral
         • Schwerwiegende, belastende NBW
• Daher: die „kleinen Tabletten“ können nicht so giftig sein (wirken die
  überhaupt?)
    –   „Harmlos“
    –   Untoxisch
    –   Patient kann an die „lange Leine“
    –   Sind „problemlos“ i. S. nicht erklärungsbedürftig
• „Altsubstanzen“
    – „Haben wir immer schon so gemacht“
    – Geringe Wahrnehmung neueren Erkenntnisgewinns
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Problematik oraler
                 Zytostatika Vorurteile - 2
• Niedermolekulare Kinaseinhibitoren (nmKI) gelten als
   – „Zielgerichtete Therapeutika“
   – Seien keine Zytostatika
   – Sind hochgradig selektiv
       • Gegen Tumore
   – Hoch spezifisch
       • Gegen Tumore
• Frei von Nebenwirkungen
   – Im Sinne von „nicht schädlich“
• Dabei antitumoral wirksam
• Können die konventionelle, „böse“ CTX
  ablösen
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Problematik oraler
                     Zytostatika Vorurteile - 2
• Niedermolekulare Kinaseinhibitoren (nmKI) gelten als
   – „Zielgerichtete Therapeutika“
   – Seien keine Zytostatika
1. Sie töten Zellen ab
2. Die Kinaseinhibitoren
   –   Afatinib      Pan EGFR(1-4)
   –   Dacomitinib   EGFR (HER1,-2,-4), DDR1, EPHA6, LCK, DDR2, MNK1
   –   Ibrutinib     BTK
   –   Osimertinib   EGFR, mEGFR
• Beispielsweise, sind kinaseselektive Alkylanzien
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Welche grundsätzlichen Probleme gibt es?

• Falsche Anwendung (i. w. S.)
    – Zeitpunkt
        • Mit oder ohne Nahrung? Wann genau? Mit welcher nicht?
             – Allg. BV Probleme?
    – Wie?
        • Dosierung
        • Dosisintervall
        • Komplexe Einnahmeschemata
    – Womit?
        • Supportivtherapeutika
             – Antiemetika
             – U. a. m.

• Non-Adhärenz
    – Diverseste Gründe
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„Falsche“ Anwendung durch
                        Informationsdefizit

             Patient                             HCP*
•   Hört nicht zu                   • Klärt Patienten ungenügend
•   Hört schlecht                     auf
                                       – Therapieziele
•   Mental ungeeignet               • Unterweist nicht
•   Physisch und/oder               • Überzeugt sich nicht davon,
    psychisch nicht in der Lage,      ob Information
    die Medikation korrekt            angekommen
    einzunehmen                     • Ist selber schlecht
    – Z. B. geriatrischer Patient     informiert
                                       – Vorurteile?

                                             * HCP = Health Care Professional
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ZytOralia

                      Merke:
Orale Zytostatika sind die beratungsintensivsten
Arzneimittel die wir haben.

              Die Antwort auf die scheinbar leichte Frage:

           „Wie muss ich die Tabletten/Kapseln einnehmen?“

                              lautet nicht:
                           „Mit dem Mund.“
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ApBetrO 2012
•   Medikationsmanagement
•   Explizite pharmazeutische Tätigkeit
     – §1a (3) ApBetrO
•   5. die Überprüfung von Arzneimitteln sowie die Beobachtung, Sammlung und
    Auswertung von Arzneimittelrisiken und Medikationsfehlern in
    Krankenhäusern oder in den Krankenhäusern gemäß § 14 Absatz 8
    Apothekengesetz hinsichtlich der Arzneimittelversorgung gleichgestellten
    Einrichtungen oder in den zu versorgenden Einrichtungen im Sinne des § 12a
    des Apothekengesetzes,
•   6. das Medikationsmanagement, mit dem die gesamte Medikation des
    Patienten, einschließlich der Selbstmedikation, wiederholt analysiert wird mit
    den Zielen, die Arzneimitteltherapiesicherheit und die Therapietreue zu
    verbessern, indem arzneimittelbezogene Probleme erkannt und gelöst
    werden.
Medikationsmanagement

• Therapietreue verbessern = Adhärenz
• Beispiel: Non-Adhärenz auf Grund von
  Nebenwirkungen durch Selbstmedikation
  – Phytopharmaka
  – TCM
                    OTC i. w. S
  – NEM
  – Sonstiges

                                          11
Medikationsmanagement

• Therapietreue verbessern = Adhärenz
• Beispiel: Non-Adhärenz auf Grund von
  Nebenwirkungen durch Selbstmedikation
  – Phytopharmaka
  – TCM
                    OTC i. w. S
  – NEM
  – Sonstiges

                                          12
Medikationsmanagement

• Therapietreue verbessern = Adhärenz
• Beispiel: Non-Adhärenz auf Grund von
  Nebenwirkungen durch Selbstmedikation
  – Phytopharmaka
  – TCM
                    OTC i. w. S
  – NEM
  – Sonstiges

                                          13
 Oralia -

RICHTIGE ANWENDUNG
Verstoffwechselung von Xenobiotika
                Vorkommen der Enzyme

• 1st Pass Effekte in Leber und Darm 
   – Auf dem Weg durch die Darmwand ins Blut werden
     Medikamente teilweise zum ersten mal verstoffwechselt
   – Im Darm überwiegend durch CYP3A4

                                                             15
AUC
   Fläche unter der Blutspiegel-Zeit-Kurve
• AUC – Aerea Under the Curve, auch Bateman-Funktion
• Je größer die Fläche umso mehr wurde der Körper einem
  Medikament „ausgesetzt“
   – Hängt natürlich auch von der Dosis ab
• Im Rahmen der Arzneistoffentwicklung wird ermittelt
   – Welche AUC man haben muss um eine gewünschte Wirkung zu
     bekommen  Unterdosierung vermeiden
   – Welche Größe die AUC nicht überschreiten darf, damit es nicht zu
     giftig wird 
   – Beides ist möglich durch Falschanwendung!
       • Z. B.: Falsche(r) Einnahmezeitpunkt(e) von Oralia
             – Später mehr

   – Obige Zusammenhänge bedingen auch das Applikationsintervall
       • 1 x tgl., 2 x tgl.,…

                                                                        16
Magenphysiologie
• Aufgabe(n):
• Vorverdauung von vor allem Proteine
• Fette passieren den Magen größtenteils
  ungehindert, sie werden durch die Peristaltik
  jedoch weicher gemacht
    – Werden dort nur leicht vorverdaut
    – Liegen ± schwer im Magen
• Kohlenhydrate passieren den Magen genauso
  ungehindert = unvorverdaut
• Freisetzung / Zerfall von Tabletten und
  Kapseln
    – Von dort gehen sie aber nicht ins Blut
    –  Magen-Darm -Transition

                                                  17
Einnahmezeitpunkte Oralia

• Ein über Jahrzehnte unterschätztes Problem
  wird in Zeiten der nmKI offenkundig
  – Gilt auch für „Oldtimer“-Substanzen
• Bedeutung des richtigen Einnahmezeitpunkts
• Was heißt denn nüchtern?
• Beispiel 
Geringe Wahrnehmung neueren Erkenntnisgewinns -
               Anwendungsfehler
        Substanz                                      BV
                               • 70-80% absolut, verzögerte
• Chlorambucil                   Resorption durch gleichzeitige
                                 Nahrungsaufnahme um
                                 -10 bis -20%
• Melphalan                    • nüchtern 85%, mit Mahlzeit 58%,
                               • kompetitive
                                 Resorptionsverminderung mit
                                 tyraminreicher Nahrung
                                   –   Adair CG, McElnay JC. Cancer Chemother
                                       Pharmacol 1987;19:343-6.

    FIs: ½ h vor einer Mahlzeit reicht niemals

                                                                            19
Chlorambucil
FI bis (min) 2012           FI 2016

                                      20
Geringe Wahrnehmung neueren Erkenntnisgewinns -
               Anwendungsfehler
        Substanz                                         BV
                                          Reichhaltige Lebensmittel:
                                              Weizenkeime: 2170 mg
                                     70-80% absolut,    verzögerte
                                                Thunfisch:
• Chlorambucil                   •                           2170 mg
                                                Erdnüsse: 2050 mg
                                     Resorption  durch gleichzeitige
                                                 Lachs: 1770 mg
                                     Nahrungsaufnahme        um1700 mg
                                            Rindfleisch, Filet:
                                     -10 bis -20%
                                              Kichererbsen: 1460 mg
• Melphalan                      •   nüchtern
                                               Hüttenkäse: 1230 mg
                                              85%,   mit Mahlzeit
                                                Reis, unpoliert: 690 mg58%,
                                 • kompetitive
                                   Resorptionsverminderung mit
                                   tyraminreicher Nahrung
                                      –   Adair CG, McElnay JC. Cancer Chemother
                                          Pharmacol 1987;19:343-6.

              ½ h vor einer Mahlzeit reicht niemals

                                                                               21
•
         Nicht      vergessen…
    Nahrung oder Nahrungsbestandteile können zu nachteiligen Reaktionen
    führen. Z.B.
     – Verzögerte Magenpassage  Verzögerung der Resorption
         • Was wenn Sie schnelle Spitzenspiegel brauchen?
     – Zersetzung, verringerte Löslichkeit, Reaktionen mit, Nahrungsbestandteilen
        Verminderung der Bioverfügbarkeit
         • Mineralwasser  mehrwertige Kationen (Ca2+, Mg2+, Fe2+/3+,… )
         • Unterdosierung durch Bildung unlöslicher Komplexe (Tetrazykline,
           Bisphosphonate, Gyrasehemmer, Eltrombopag, Elvitegravir [Stribilid®], Ledipasvir
           [Harvoni®])
     – Verbesserung der Auflösung  Steigerung der Bioverfügbarkeit  Tox.?
         • Erlotinib, Lapatinib, Nilotinib, Pazopanib, Atripla® (Efavirenz-Tox.!), Abirateron BV+
           sodass AUC x 10!
              – 2 x 500 mg oder 4 x 250 mg

         • Positiver Food-Effect  die Kalorien schleppen´s mit
Bei zentraler Zulassung…

                     FI Afatinib – Giotrif®
Nicht vergessen…
• Nahrung kann notwendig sein, um eine ausreichende
  BV zu gewährleisten
   – Verbesserung der Bioverfügbarkeit
   –   Cobicistat (Stribilid®)
   –   Dasabuvir
   –   Elvitegravir (Stribilid®)
   –   Rilpivirin (Eviplera®)
   –   Ritonavir
   –   Tenofovir
   –   Simeprevir
   –   Sofosbuvir
   –   Viekirax®
   –   Posaconazol
         • FPI Posaconazol: Einnahme nach/mit fettreicher Mahlzeiten oder mit saurer,
           carbonathaltiger Flüssigkeit (Ingwerlimonade)
Magen-Darm Transitzeit

• Eine konstante Größe?

• Bei jedem Menschen?

• Nach jeder Mahlzeit?
Magenentleerungsraten Flüssigkeit vs. Partikel

• Vereinfachte Darstellung
  der mittleren
  Magenentleerungsraten
  des flüssigen Anteils
    – Limonade
• und des verdaulichen
  festen Anteils einer
  Testmahlzeit.
    – Rührei
• Hinweis: der Magen ist
  kein Resorptionsorgan

                                  Klein, Onkologische Pharmazie 2011; 13: 4-12
Magenverweildauer
Mit oder ohne Nahrung?
        Einnahme mit der Nahrung
 Alectinib
                                          Einahme ohne Nahrung
                                         Afatinib
                                                                      Egal
                                                                 Abemaciclib
 Bosutinib                               Cabozantinib            Acalabrutinib
 Ibrutinib (BV+) ???                     Ceritinib               Axitinib
 Imatinib                                Dabrafenib              Binimetinib
 Midostaurin                             Erlotinib (BV+)         Brigatinib
 Neratinib                               Everolimus              Cobimetinib
 Nintedanib (BVn = 4,69%)                Lapatinib (BV+)         Crizotinib
 Palbociclib                             Nilotinib (BV+)         Dacomitinib
 Regorafenib mit (fettarmem Frühstück)   Pazopanib (BV+)         Dasatinib
                                         Sorafenib               Duvelisib
                                         Trametinib              Encorafenib
                                                                 Gefitinib
                                                                 Idelalisib
                                                                 Larotrectinib
                                                                 Lenvatinib
                                                                 Lorlatinib
                                                                 Osimertinib
                                                                 Ponatinib
                                                                 Ribociclib
                                                                 Sunitinib
                                                                 Tivozanib
                                                                 Vandetanib
                                                                 Vemurafenib
                          Sonstige (Enzym-) Inhibitoren
 Venetoclax                             Ixazomib              Enasidenib
                                        Olaparib Kps (BV+)    Glasdegib
                                        Panobinostat          Ivosidenib
                                        Sonidegib             Niraparib
                                                              Olaparib Tbl
                                                              Rucaparib
                                                              Ruxolitinib
                                                              Talazoparib
                                                                                 FI
                                                              Vismodegib         FPI
                                                             Stand: 04/2019
Helfen die Fachinformationen?
                  Nicht zu den            30 Min.
                  Mahlzeiten              vor dem
                                           Essen
                                                     Gleichzeitig
                                                      mit einer
     Mit einer Mahlzeit                               leichten
                                                      Mahlzeit

Können oder müssen?                                            Vorzugsweise
                                                                nach einer
 Unabhängig von
                                                                 Mahlzeit
 den Mahlzeiten

                           Während                      1 h vor oder
                          oder kurz     Mit viel       frühestens 2 h
                          nach einer   Flüssigkeit       nach dem
                           Mahlzeit                        Essen         29
Womit wird am besten eingenommen?

• (Leitungs-)Wasser
• In ausreichender Menge
  – Min. 100 ml
• Und hinreichend großen Schlucken!
  – D. h. >> 10 ml/Schluck
Körperhaltung und Schluckvolumen

• Testtablette mit 12,5 mm Durchmesser, BaSO4
• Rückenlage
  Trinkvolumen Wasser [ml]       Hängen gebliebene Tabletten [%]

                             0                                            91

                         15                                               61

                         30                                               44

                         60                                               30

                        100                                               18
                        Gallo et al. Gastrointest. Endosc. 1996; 44: 181-184.
 (vermeidbare?) Interaktionen
MAGEN-PH…..
Einfluss des Magen-pH auf die Absorption

• Ceritinib                    • Haben eine pH-abhängige Löslichkeit.
• Crizotinib                   • Bei steigendem pH (> 5) sinkt die
• Dasatinib                      Bioverfügbarkeit auf fragwürdige Größe
                                     • Van Leeuwen et al. Lancet Oncol 2014; 15: e315-326
• Erlotinib                          • Budha et al. Clin Pharmacol Ther. 2012 Aug; 92(2): 203-13
• Gefitinib                          • Div. FI & FPI
•    Lapatinib                    – CAVE: PPI           H2B                 ARA
•    Nilotinib                       •   Omeprazol           Cimetidin                NaHCO3
•    Palbociclib (nPPI62/80)         •   Esomeprazol         Ranitidin                Al-Mg-Salze
•    Pazopanib                       •   Pantoprazol         Famotidin
•    Ribociclib                      •   Lansoprazol
•    Sorafenib                       •   Rabeprazol
• Und weitere!
                               • Wissen Sie davon?
                                                                                                   33
Einfluss des Magen-pH auf die Absorption
•    Ceritinib           • Cola enhances absorption of erlotinib in NSCLC
•    Crizotinib
•    Erlotinib
•    Dasatinib
•    Gefitinib
•    Lapatinib
•    Palbociclib (PPI)
•    Ribociclib
•    Nilotinib
•    Pazopanib
•    Sorafenib

                                                                    34
Frage(n)
• Ist es die Phosphorsäure aus der Cola oder ein
  positiver Food Effekt wegen der Kalorien in
  der Cola?

• Erneuter Test mit Cola Zero o. ä.?

                                               35
 Weitere (vermeidbare?) sicherheitsrelevante INTERAKTIONEN
IN ABHÄNGIGKEIT VOM LEBENSSTIL…
Oft besprochen
• Grapefruit et al. – Präzedenzfall
• Bioverfügbarkeitserhöhung

                                      37
Grapefruit et al. Stand 2018-12
                                Frucht                       Klementinen /
                                              Grapefruit                    Sternfrucht Granatapfel
                            INN                              Bitterorangen
                            Abemaciclib            X
                            Alectinib              X                X
                            Axitinib               X
                            Bosutinib              X
                            Brigatinib             X
                            Cabozantinib           X
                            Ceritinib              X
                            Cobimetinib          X (FI)
                            Copanlisib*            X                                                        Abbauhemmung in der Leber
                            Crizotinib             X
                            Encorafenib            X
                            Everolimus          X (n.u.)
                            Ibrutinib              X                X
                            Lapatinib              X
                            Neratinib              X
                            Nilotinib              X
                            Olaparib               X              X (FPI)
                            Palbociclib            X
                            Panobinostat           X                X               X             X
                            Pazopanib              X
                            Ponatinib              X
                            Regorafenib            X
                            Ribociclib             X                                              X
                            Sunitinib              X
                            Temsirolimus           X                                                        Abbauhemmung in der Leber                     FI
                            Venetoclax             X                X               X
                                                                                                                                                          FPI
*The effect of grapefruit juice varies widely among brands and is concentration-, dose-, and preparation-dependent. Studies have shown that it can be classified
    as a “strong CYP3A inhibitor” when a certain preparation was used (e.g., high dose, double strength) or as a “moderate CYP3A inhibitor” when another
                                                      preparation was used (e.g., low dose, single strength).
                                                                                                                                                     38
                                                           n.u. = nicht untersucht aber WW wahrscheinlich
Never ending Story

INTERAKTIONEN
….DA DENKT DOCH JEDER SOFORT:

                                39
P-Glykoprotein 170, kurz Pgp170

• P = Permeabilität(s-)
    – Auch Multidrug-Resistance-Protein 1 (MDR1)
• Gehört zur Familie ATP-bindender Enzyme
• Pgp170 als auch weitere Vertreter der Familie sind in
  der Natur weit verbreitet
    – Säuger
    – Malariaerreger
    – Hefen
• Fungieren als (Entgiftungs-)Effluxpumpe
    – Resistenzmechanismus in der Onkologie

                                                      40
Pgp170
• Die Funktion von Pgp170 ist die einer „Ausflusspumpe“
    – Im Sinne eines Entgiftungsmechanismus.
• Substrate: oft Naturstoff(derivate)
    – Anthrazykline und Verwandte
    – Vinca-Alkaloide
    – Epipodophyllotoxinderivate
    – Taxane
    – Actinomycin D
• Kann induziert werden
    – In Tumorzellen
         •   Eine unterdosierte CTX ist schlechter
             als gar keine
    – Im GI-Trakt  verminderte Resorption

                                                          41
P-gp Induktoren und -Inhibitoren
                  Induktoren                                                       Inhibitoren
•   Carbamazepine                                            •   Amiodarone                       •   Indinavir
•   Clotrimazole                                             •   Atorvastatin                     •   Itraconazole
•   Dexamethasone                                            •   Azithromycin                     •   Ketoconazole
•   Fosamprenavir                                            •   Boceprevir                       •   Ledipasvir
•   Indinavir                                                •   Bromocriptine                    •   Linagliptin
•   Morphine                                                 •   Captopril                        •   Lopinavir and ritonavir
•   Nelfinavir                                               •   Carvedilol                       •   Lovastatin
•   Phenobarbital                                            •   Clarithromycin                   •   Meperidine
•   Phenothiazines (ex. promethazine, trifluoperazine)       •   Cobicistat (part of Stribild®)   •   Methadone
•   Phenytoin                                                •   Conivaptan                       •   Nelfinavir
•   Prazosin                                                 •   Cyclosporine                     •   Nicardipine
•   Retinoic acid                                            •   Daclatasvir                      •   Paritaprevir
•   Rifampin                                                 •   Diltiazem                        •   Pentazocine
•   Ritonavir                                                •   Doxazosin                        •   Progesterone
•   Saquinavir                                               •   Dronedarone                      •   Quercetin (supplement)
•   Spironolactone                                           •   Erythromycin                     •   Quinidine
•   St. John's Wort                                          •   Felodipine                       •   Ranolazine
•   Tipranavir                                               •   Fluvastatin                      •   Reserpine
                                                                                                  •   Ritonavir

                                                  http://www.straighthealthcare.com/p-glycoprotein.html#top
„Problemkind“ Phytopharmaka 
                            Johanniskraut
• Cave: Phytopharmaka mit in Überlegungen einbeziehen 
  Johanniskraut
• Induktion von Cytochrom-P450-Isoenzymen
   – z.B.: CYP3A4, 1A2, 2D6 und 2C9
• Problem: Wirkungen, Nebenwirkungen und Interaktionen können
  keinem bestimmten Bestandteil von Hypericum zugeordnet werden
  (Hyperforin????) 
• Inhaltstoffspektrum abhängig von Ausgangsdroge UND
  Extraktionsverfahren
• Drugdex® Datenbank
   – 2003: listet 189 Interaktionen durch Johanniskraut auf
   – 2010: 343 „relevant occurences“

                                                                  43
„Problemkind“ Phytopharmaka 
                            Johanniskraut
• Cave: Phytopharmaka mit in Überlegungen einbeziehen 
  Johanniskraut
• Induktion von Cytochrom-P450-Isoenzymen
   – z.B.: CYP3A4, 1A2, 2D6 und 2C9
• Problem: Wirkungen, Nebenwirkungen und Interaktionen können
  keinem bestimmten Bestandteil von Hypericum zugeordnet werden
  (Hyperforin????) 
• Inhaltstoffspektrum abhängig von Ausgangsdroge UND
  Extraktionsverfahren
• Drugdex® Datenbank
   – 2003: listet 189 Interaktionen durch Johanniskraut auf
   – 2010: 343 „relevant occurences“

                                                                  44
Pgp Substrate
         INN                          Drug-Transportersubstrat
Abemaciclib     P-gp, BCRP
Acalabrutinib   P-gp, BCRP
Afatinib        BCRP, P-gp
Alectinib       M4-Metabolit: P-gp
Bosutinib       P-gp
Brigatinib      P-gp, BCRP
Cobimetinib     P-gp, UGT2B7
Dabrafrenib     BCRP, P-gp
Erlotinib       P-gp
Everolimus      P-gp
Gefitinib       P-gp
Lapatinib       BCRP, OATP1B1, P-gp
Lenvatinib      P-gp, BCRP
Nilotinib       P-gp
Nintedanib      UGT1A1, UGT1A7, UGT1A8, UGT1A10, P-gp
Osimertinib     P-gp, BCRP
Pazopanib       BCRP, P-gp
Trametinib      (BSEP), P-gp
Vemurafenib     P-gp, UGT
Ixazomib        P-gp (low-affinity)
Niraparib       P-gp, BRCP
Olaparib        P-gp
Rucaparib       P-gp, BRCP
Venetoclax      P-gp, BCRP                                       FI
                                                                 FPI
Interaktionen und Toxizitäten
• Lebertoxizität durch TCM
   – Traditionelle Chinesische Medizin
• Interaktionen durch Monacolin K =
  Lovastatin in Red Yeast Rice
• CYP3A4 Inhibition durch Echinacin bei
  sonstiger Unwirksamkeit
• Inaktivierung von Boronsäurederivaten
  und wahrscheinlich auch von
  Plationoiden durch Polyphenole in
  grünem Tee
• Neu: Lebertoxizität durch grünen Tee
  auch als NEM

                                          46
Phytopharmaka

PFLANZLICHE ARZNEIMITTEL
Frei verkäufliche Medikamente

•   Ohne Rezept – damit ist es ungefährlich
•   Pflanzlich….. „natürlich“
•   Natur ist gesund  i. S. von harmlos
•   Natur ist unverletzlich
•   Verletzlichkeit der Natur wird vernachlässigt
•   Die „sanfte“ Medizin statt der harten, brutalen
    Chemie

                                                  48
Neue Erkenntnis aus der Studie
Moderne Kinaseinhibitoren und Leberwerte

• Bei vielen neuen Kinaseinhibitoren muss zum Therapiebeginn
  eine ± engmaschige Überwachung der Leberfunktion
  stattfinden.
   – Exemplarisch: 

                                                           50
In dem Zusammenhang
Inhaltsstoff von Curcuma longa

CURCUMIN
….DER GELBE BÖSEWICHT?

                                 52
Curcumin – aus Gelbwurz = Kurkuma
•   Currygewürz
•   Senfzusatz
•   Lebensmittelfärbemittel
     – Leitsubstanz Curcumin = Lebensmittelzusatznummer E100
     – Ein Polyphenol
•   Nahrungsergänzungsmitten (NEM)
     – 4.000 – 8.000 mg/d, Einzeldosen bis 12.000 mg
     – GRAS
•   Traditionell in Asien als (Heil-)Kräuter mit
     –   Antioxidativen
     –   Antiinflammatorischen
     –   Antimutagenen
     –   Antimikrobiellen und
     –   Antitumoralen Eigenschaften verwendet
           •   Hewlings & Kalman Foods 2017, 6, 92; doi:10.3390/foods6100092
Curcumin – aus Gelbwurz = Kurkuma

• (Nachgesagter) multipler Gesundheitsnutzen
   – Vorteilhaft bei Entzündungsgeschehen
   – Vorteilhaft beim metabolischen Syndrom
   – Vorteilhaft bei Schmerzen inkl. Schmerzen bei Übertraining
   – Vorteilhaft bei inflammatorischen und degenerativen
     Augenerkrankungen
   – Vorteilhaft für die Nieren
• Zahllose therapeutische Vorteile, überwiegend wegen
   – Antioxidativen
   – Antiinflammatorischen Eigenschaften
        • Hewlings & Kalman Foods 2017, 6, 92; doi:10.3390/foods6100092
Curcumin – aus Gelbwurz = Kurkuma
• Problem: niedrige Bioverfügbarkeit (BV)
    – Schlechte Absorption
    – Schneller Metabolismus
    – Schnelle Elimination
         • Hewlings & Kalman Foods 2017, 6, 92; doi:10.3390/foods6100092

• Bioverfügbarkeitsverbesserung durch komplexe Formulierungen
    – Die Hinzunahme von Piperin aus schwarzem Pfeffer erhöht die BV um 2.000%
         • Han Expert Opin. Drug Metab. Toxicol. 2011, 7, 721–729.
         • Shoba et al. Planta Med. 1998, 64, 353–356.
    – NEM Bipoperin® = 95% Piperin
    – Verbessert die BV anderer Inhaltsstoffe
         • Enthalten in „Fat Burnern“
    – Darmreizend?
    – Mikrokristallines Curcuma
    – „Mizellares“ Curcuma
Curcumin – aus Gelbwurz = Kurkuma

• Fallbericht
       • Curcumin dietary supplements and everolimus-based cancer
         treatment. Mir et al doi:10.1093/annonc/mdx714 Schneller
         Metabolismus
   – 63 J Patientin
   – G2, ER+, HER2-, invasives, ductales Mamma CA +
     Knochenmetastasen, seit 17 Monaten Letrozol
   – Wg. Progress  Everolimus 10 mg + Exemestan 25 mg q1d,
     Denosumab 120 mg q1m, Paracetamol 1 g q3d
   – Nach 2 Wochen keine Everolimus typischen Nebenwirkungen
       • Schmerzhafte, mukositisähnliche Schleimhautdefekte
Curcumin – aus Gelbwurz = Kurkuma

• Fallbericht (Forts.)
   – Routinemässig monitorierter TalspiegelEverolimus = 5,6
     ng/ml
   – Soll > 10 ng/ml
   – Patientin nimmt NEM mit 12 mg ( ?) Curcumin
     und 300 mg Piperin
   – Rat: absetzen des NEM
   – 2 Wochen später: Grad 2 Stomatitis
   – TalspiegelEverolimus = 14,2 ng/ml
Curcumin – aus Gelbwurz = Kurkuma

• Fallbericht (Forts.)
   – 1 Monat später: Mukositis ist abgeklungen
   – TalspiegelEverolimus = 7,1 ng/ml
   – Auf Anraten ihrer „Kräuterfrau“ NEM wegen
     Knochenschmerzen wieder angesetzt
   – Einverständnis zum dauerhaften absetzten des NEM
     eingeholt
   – 2 Wochen später: Wiederauftreten der Stomatitis Grad 1
   – TalspiegelEverolimus = 15,1 ng/ml
Curcumin – aus Gelbwurz = Kurkuma

• Fallbericht (Forts.)
   – Restaging zeigt Stable Disease
   – Beibehaltung der Medikation für weitere 3,2 Monate
   – Monatliche Spiegelkontrollen für Talspiegel > 10 ng/ml
• Spekulation
   – CYP3A4 Induktion durch das NEM
   – Schnellerer Abbau und Elimination von Everolimus in der
     Leber, ggf. verminderte Resorption aus dem Darm
       • Mir et al. Curcumin dietary supplements and everolimus-based
         cancer treatment. doi:10.1093/annonc/mdx714
Arzneistoffsuche
•   Bei den verwendeten Assays hat sich mittlerweile herausgestellt, dass
    Curcumin als
•   PAINS
     – Pan-assay interference compound und
•   IMPS
     – Invalid metabolic panaceas
           •   Panaceas = „Wundermittel“.

•   Mit falsch positiver metabolischer Aktivität zu klassifizieren ist.
•   Das führte zu > 120 klinischen Studien für unterschiedliche Erkrankungen
•   Keine doppelblinde, Placebo kontrollierte Studie war positiv
•   Nachgesagte Effekte basieren überwiegend auf frühen in vitro Testungen
•   Kritische Übersicht:
     – Nelson et al. The Essential Medicinal Chemistry of Curcumin J. Med. Chem. 2017, 60,
       1620−1637

                                                                                             60
 Ausgewählte orale

PROBLEMARZNEISTOFFE UND
INTERAKTIONEN
Medikamentös bedingte

DIARRHÖ

                        62
Klassenphänomen der nmKI: gastrointestinale Toxizität

• Alle
  <     derzeit bekannten ATP Mimetika verursachen
  eine -z.T. dosislimitierende- Diarrhö und mehr oder
  weniger starke Übelkeit und Erbrechen.
• Gastrointestinale Nebenwirkungen

                                                           63
nmKI -Diarrhö
• Diätetische Empfehlungen (anfangs)
  – Laktose haltige Produkte meiden
  – Täglich 8 – 10 Gläser einer klaren Flüssigkeit trinken
  – Viele kleine (leichte) Mahlzeiten
     • Bananen, Toast, Reis, Apfelmus, einfache Pasta
         – Benson II et al., J Clin Oncol 20041; 22: 2918-2926

  – Therapie unterbrechen
     • Unerwünscht

• Schnell etabliert: Loperamid Stand-By
                                                                 64
Problembeispiele ATP-Mimetika
                              Nebenwirkung mit
                               Konsequenzen
• nmKI und Diarrhö
• Mit dem Patienten besprechen und definieren
• Handlungskonsequenzen
  – Einnahme-Stopp
  – Loperamid
  – Arzt/Pflegekontakt
  –   Apotheke?
  –   Etc.

                                                 65
CTCAE 4.0, 28.05.2009 - Diarrhö
Grad      Kein Stoma      Stoma vorhanden        Weitere Symptome

                         Milder Anstieg der
 1     < 4 Stühle/Tag                           Keine
                         Stomaförderung
                         Mäßiger Anstieg der
 2     4–6 Stühle/Tag                           Keine
                         Stomaförderung
                                                Inkontinenz
                         Starker Anstieg, der   Einschränkungen im
 3     ≥ 7 Stühle/Tag
                         Stomaförderung         Alltag, stationäre
                                                Aufnahme indiziert
       Lebensbedrohliche Lebensbedrohliche      Lebensbedrohliche
 4
       Symptome          Symptome               Symptome
 5     Tod               Tod                    Tod

                               CAVE:
              Nächtliche Diarrhö = Grad III Diarrhö
                                                                     66
Intervention

Loperamid 2-4 mg alle 2 Stunden
  Lapatinib höhere „Loading dose“ 4 mg

nach 48 Stunden: Ciprofloxazin
nach 72 Stunden: Hospitalisation + i.v. Hydratation
Reserve: Octreotid / Budesonid / Opium
• Hinweis – besonders der ältere, neu eingestellte Patienten
    – Oft: „senile Obstipation“
    – Nehmen Sie Laxanzien?

                                                               67
Idelalisib
     Indikation         • Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen:
      CLL, FL
                        • Diarrhoe/Colitis
     Dosierung
    2 x 150 mg/d           – Autoimmunkolitis(?)
                            – Tritt verzögert auf, z.T. ½ Jahr nach Therapiestart
Darreichungsstärke(n)
    100 mg  für           – Hospitalisierungsbedürftig!
    Dosisreduktionen        – Hydrierung
       150 mg
                            – Budesonid enteral
  Metabolisierung                • Loperamid nicht ausreichend
    CYP3A4                 – Dauer: 8 – 10 Wochen

 Einnahmezeitpunkt
       Egal

      Target(s)
       PI3Kδ

                                            FPI 
                                                                                    68
„Zytoralia“ - Antimetabolite
    Fluorouracil & Derivate :
Indikation:
                                5-FU-Derivate - Interaktionen mit DPD
• GI-Tumoren                    • Pharmakogenetische DPD-Defizienz →
Dosierung:
                                • Intoxikationssymptomatik wie
                                    – GI-NW
                                    – schwere (!) Myelosuppression
                                    – neurologische Ausfallerscheinungen
                                • Pharmakodynamische DPD-Hemmung
                                   durch Virustatika mit ....
„Zytoralia“ - Antimetabolite
    Fluorouracil & Derivate :
Indikation:
                                  5-FU-Derivate - Interaktionen mit DPD
• GI-Tumoren                      • Pharmakodynamische DPD-Hemmung
Dosierung:
                                     durch Virustatika mit ....
                                  •  Bromvinylseitenkette

                                                                   HSV 1,
                                  VZV,                               VZV,
                                schwere                          Epstein-Barr
                                  HSV
                                     Brivudin             Sorivudin
„Zytoralia“ - Antimetabolite
    Fluorouracil & Derivate :
Indikation:
                                  5-FU-Derivate - Interaktionen mit DPD
• GI-Tumoren                      • Pharmakodynamische DPD-Hemmung
Dosierung:
                                     durch Virustatika mit ....
                                  •  Bromvinylseitenkette

                                                                   HSV 1,
                                  VZV,                               VZV,
                                schwere                          Epstein-Barr
                                  HSV
                                     Brivudin             Sorivudin
Praxistipp

                       Merke
• Die Kombination Capecitabin und Brivudin
  birgt eine letale Interaktion.
• Die einmalige Einnahme von Brivudin bedarf
  einer 3wöchigen Auswaschphase vor einer
  Therapie mit Fluorouracil oder dessen
  Oralanalogon.
• Gibt es ein Antidot?
Uridine triacetate
         formerly known as vistonuridine
• Uridintriacetat
• Warum Essigsäureester?
         O                        O                                   O
 H                       H                                    H
     N                        N                                   N

 O       N               O        N                          O        N
                                             O
         H
                          O                                   O
              HO
     Uracil                            H3C       O
                                                 H3C                      CH3
                   HO                                    O            O
                                  OH
                                                     O                    O
                        Uridin                           Uridintriacetat
                                                         vormals: Vistonuridin
Uridintriacetat - Essigsäureester
• Neues/modifiziertes Molekül?
• Damit verschreibungspflichtig?
   – Uridin als „natürliche“ Substanz nicht
• Bioverfügbarkeit (BV) Uridin ~ 7%
                                                                                                    O
                                                                                            H
                                                                                                N
• Benötigte Dosis ≥ 10 g                                                                    O       N

• Diese Dosierung verursacht:
                                                                            O
                                                                                            O
                                                                      H3C       O
   – Schwere Übelkeit ± Erbrechen                                               H3C                     CH3

   – Osmotische Diarrhö
                                                                                        O           O
                                                                                    O                   O

• Triacetat 8 fach bessere BV
   – Lipophilisierung durch Acetylierung
       • McEvilli et al. Am J Health-Syst Pharm 2011; 68: 1806-1809
„Zytoralia“ - Antimetabolite
          Capecitabin:      • Patient muss unterwiesen werden zu
Indikation:
• Kolon-CA
                              stückeln
• Magen-CA                     – 150 mg + 500 mg Tbl.
• Mamma-CA
Dosierung:
                            • UND auch zu pausieren!
• 2 x 1250 mg/m² d 1-14     • Einnahmeempfehlung (lt. FI):
• 2 x 600 – 625 mg/m² per      1) ½ h nach den Mahlzeiten
  continuitatem
• 2 x 800 – 1000 mg/m²         2) Mit der Mahlzeit
  d 1-14                       – In sämtlichen klinischen Studien wurden die
                                  Patienten angewiesen, Xeloda® innerhalb von 30
                                  Minuten nach einer Mahlzeit einzunehmen.
                               – Da die momentanen Sicherheits- und
                                  Wirksamkeitsdaten auf der Einnahme mit Nahrung
                                  basieren, wird die Einnahme von Xeloda ® mit
                                  Nahrung empfohlen.
                               – Eine Einnahme zusammen mit Nahrung verringert
                                  die Resorptionsrate von Capecitabin
Capecitabin und Interaktionen mit
   Vitaminen/vitaminähnlichen Substanzen
• Risikoreiche Interaktion mit CF
   – Phase II: MTD 2 x 1 g/m²/d + 60 mg CF
• Keine Folate zu Capecitabin
   – (Multi-)Vitaminpräparate!
       • Clippe et al. Clin Oncol (R Coll Radiol) 2003;15:299-300
• Erhöhte Tox. von Cape in USA wegen „policies for folate
  fortification“
   – food with folic acid, and requires that all flour, rice, pasta,
     cornmeal and other grain products are enriched with 140
     μg folic acid per 100 g.
       • Midgley R, Kerr DJ. Nat Clin Pract Oncol 2009;6:17-24

                                                                       76
ILD =       Interstitial Lung Disease
     Deutsch oft: Interstitielle Lungenerkrankung
     Syn.:       Interstitielle Pneumonitis
                   Nicht-infektiöse Pneumonitis / Lungenerkrankung

     ILD ALS „NEUE, HÄUFIGE“
     NEBENWIRKUNG

77
„Neue“ Nebenwirkung?!?
 •   ILD
      –    Interstitial lung disease
      –    Interstitielle Lungenerkrankung/Pneumonitis
 •   Verschiedene meist chronisch verlaufende Entzündungen des Lungeninterstitiums
      –    Raum zwischen den Lungenbläschen
      –    Dort liegen Bindegewebefasern, Nerven und Blutgefäße
 •   Oft Atemnot
 •   Eingeschränkte körperliche Belastung mit zunehmender Verschlimmerung
 •   Zusätzliche Symptome
      –    Hartnäckiger, trockener Reizhusten
      –    Im fortgeschrittenen Stadium kann auch eine bläuliche oder violette Verfärbung der Lippen, Hände und Füße
           auftreten
             •   Sauerstoffmangel!
      –    Anschwellen der Finger.
 •   Abakteriell/aviral
 •   Hier geht es um interstitielle Lungenerkrankungen, die durch bestimmte Medikamente hervorgerufen
     werden, mit denen andere Erkrankungen behandelt werden
      •    Amiodaronlunge bei Langzeitanwendung
 •   Schwer von einer echten Infektion/Erkältung zu unterscheiden 
 •   Problemsituation: „kalte Jahreszeit“, Pat denkt an „gewöhnliche Erkältung“

78
nmKI mit beschriebener ILD - Pneumonitis laut FI/FPI
 Afatinib*
 Alectinib*
 Binimetinib
 Brigatinib*
 Cobimetinib
 Copanlisib
 Crizotinib*
 Dabrafenib*
 Dasatinib
 Dacomitinib*
 Duvelisib
 Erlotinib*
 Everolimus     Klasseneffekt von Rapamycinderivaten für nicht-infektiöse Pneumonitis
 Gefitinib*
 Ibrutinib
 Idelalisib
 Lapatinib
 Lorlatinib*
 Midostaurin
 Osimertinib*
 Temsirolimus   Klasseneffekt von Rapamycinderivaten für nicht-infektiöse Pneumonitis
 Trametinib*
 Vandetanib
                * Zulassung auch gegen bestimmte Lungentumore
 Olaparib       Kein konsistentes klinisches Muster; wurden überlagert von einer Reihe anderer prädisponierender Faktoren.
                       Krebs und/oder Metastasen in der Lunge
                       Zugrunde liegende Lungenerkrankung
79                     Rauchen in der Vorgeschichte, und/oder
                       Vorherige Chemotherapie und Strahlentherapie
Danke für´s Zuhören

juergen.barth@innere.med.uni-giessen.de
          http://www.stil-info.de
Neue Kontraindikation von Saccharomyces boulardii (Saccharomyces cerevisiae
HANSEN CBS 5926) bei schwerkranken oder immunsupprimierten Patienten

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Inhaber der Zulassungen der betroffenen Arzneimittel möchten Sie hiermit in
Abstimmung mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte wie folgt
informieren.

Zusammenfassung

       Bei Patienten, die mit Saccharomyces boulardii / Saccharomyces cerevisiae
        HANSEN CBS 5926 (im weiteren Text: S. boulardii) behandelt wurden, sind in
        seltenen Fällen Fungämien aufgetreten; bei schwerkranken Patienten kam es zu
        Todesfällen.
       Arzneimittel mit dem wirksamen Bestandteil S. boulardii (s. Aufstellung unten) sind
        nunmehr kontraindiziert bei schwerkranken oder immunsupprimierten Patienten. Sie
        waren bereits kontraindiziert bei Patienten mit zentralem Venenkatheter.
       Andere Patienten, die sich in unmittelbarer Nähe zu mit S. boulardii behandelten
        Patienten aufhalten, sind ebenfalls dem Risiko ausgesetzt, mit den Mikroorganismen
        kontaminiert zu werden. Deshalb muss der Handhabung der Arzneimittel in
        Gegenwart von schwerkranken oder immunsupprimierten Patienten sowie Patienten
        mit zentralem Venenkatheter oder auch peripherem Katheter, die nicht mit S.
        boulardii behandelt werden, besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
       Um Kontamination mit den Mikroorganismen über die Hände oder die Raumluft zu
        vermeiden, dürfen die Beutel und Kapseln nicht in den Krankenzimmern geöffnet
        werden. Das medizinische Fachpersonal sollte während der Handhabung der
        Probiotika Handschuhe tragen, diese danach umgehend entsorgen und sich die
        Hände gründlich waschen.
Hintergrund des Sicherheitsbedenkens

S. boulardii ist ein Ersatz für die Darmflora, welcher aus einer Hefekultur stammt und als
gefriergetrocknetes Produkt erhältlich ist.

S. boulardii ist indiziert zur unterstützenden symptomatischen Behandlung von Diarrhöen
zusammen mit Rehydratation und/oder diätetischen Maßnahmen sowie (in einigen Ländern)
auch zu Prophylaxe und Behandlung von Antibiotika-assoziierten Diarrhöen und
rezidivierenden Clostridium difficile-Infektionen (CDI) zusammen mit Vancomycin und
Metronidazol.

Das Risiko der Fungämie bei Patienten mit zentralem Venenkatheter ist bereits bekannt. Es
wurde nun in seltenen Fällen bei hospitalisierten, schwerkranken oder immunsupprimierten
Patienten (auch ohne zentralen Venenkatheter) von Fungämien berichtet, die meistens zu
Fieber führten.

Bei den meisten Fungämie-Fällen war der Ausgang zufriedenstellend, nachdem die
Behandlung mit S. boulardii beendet, eine antimykotische Behandlung vorgenommen und
bei Bedarf der Katheter entfernt worden waren. Dennoch kam es bei einigen schwerkranken
Patienten zu einem tödlichen Verlauf.

Daher werden die Informationstexte (Fachinformation und Gebrauchsinformation) zu S.
boulardii um einen neuen Warnhinweis und eine neue Kontraindikation ergänzt.

Aufruf zum Berichten von Risiken

Bitte melden Sie jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung in Verbindung mit S. boulardii über
das nationale Spontanmeldesystem an:
den zuständigen Zulassungsinhaber (s. Aufstellung unten) oder

das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): elektronisch über das
Internet www.bfarm.de – Arzneimittel – Pharmakovigilanz – Risiken melden, schriftlich an die
Postadresse Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3, 53175 Bonn, oder per Telefax: 0228-207 5207.

Mit freundlichen Grüßen

DIE ZULASSUNGSINHABER
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