Deutscher Caritasverband e.V.

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Informationsservice           Referat Lebensläufe und Grundsatzfragen

Prävention Sexualisierte Gewalt Infoservice Nr. 01 /2022

    1. Aktuelles
    2. Veranstaltungen / Fortbildungen
    3. Publikationen / Literaturhinweise / Medien

1. Aktuelles

Betroffenenbeirat: Papst Benedikt will neu definieren, was Missbrauch ist und was
nicht
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. wird in einem unabhängigen Gutachten zu Missbrauchsfällen
im Erzbistum München und Freising schwer belastet. Er soll als Münchner Erzbischof (1977-
1982) in vier Fällen nicht ausreichend gegen Missbrauchstäter vorgegangen sein. Im RND-Inter-
view kritisiert der Sprecher des Betroffenenbeirates, Papst Benedikt XVI. versuche mit seiner
Aussage zu den Vorwürfen neu zu definieren, was sexueller Missbrauch ist und was nicht. Das
Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising hat ein Erdbeben in der katholi-
schen Kirche ausgelöst. Es legt offen, dass mindestens 497 Menschen Opfer sexualisierter Ge-
walt wurden, dass über Jahre Missbrauch systematisch vertuscht und Täter geschützt wurden.
Obwohl die Erkenntnisse nicht neu sind, habe der Bericht „Sprengkraft“, meint Johannes Nor-
poth. Er ist Sprecher des Betroffenenbeirates der Deutschen Bischofskonferenz und wurde selbst
Opfer von sexuellem Missbrauch. Im RND-Interview kritisiert er, dass Papst Benedikt XVI. mit
seiner Aussage zu den Vorwürfen selbst neu definieren will, was sexueller Missbrauch ist und
was nicht. Herr Norpoth, hat Sie das Ausmaß des Münchner Gutachtens überrascht? Nein, das
Gutachten hat zum Thema Missbrauch in der katholischen Kirche keine neuen substanziellen
Erkenntnisse hervorgebracht. Vertuschung, Strafvereitelung und Beihilfe zu weiteren Straftaten
– das ist für uns Betroffene schon lange bekannt. Die Brisanz in dem Gutachten ist aber, dass
erstmals nachvollziehbar aufgearbeitet wurde, wie eine solche Vertuschung über Bistumsgren-
zen hinweg funktioniert hat und dass nicht nur einzelne Ortsbischöfe, sondern Personen mit
Rang und Namen in der Weltkirche schwerwiegende Fehler gemacht haben, bis hin zum ehe-
maligen Heiligen Vater. Die Sprengkraft des Gutachtens besteht darin, dass sich einer der be-
deutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts, Joseph Ratzinger, selbst sein Lebenswerk zer-
stört hat. Weil er sich weiterhin schützend vor Täter stellt und beispielsweise behauptet, der be-
troffene Priester habe sich nicht auch nur „das Mindeste zuschulden kommen lassen“? Genau,
wenn Papst Benedikt auf 82 Seiten ausgeführt, es sei kein sexueller Missbrauch im engeren
Sinne, wenn sich ein Täter vor einem Minderjährigen entblößt, onaniert oder pornografische In-
halte zeigt, dann hat er es immer noch nicht verstanden. Und das zwölf Jahre nach der großen
Welle des Missbrauchs in Deutschland. Ganz offenbar will Benedikt nicht wissen, was in seiner
eigenen Kirche passiert ist. Das ist die große Tragik des Münchner Gutachtens. Quelle/ Mehr:

Herausgegeben vom
Referat Lebensläufe und Grundsatzfragen                                         Datum: 24.01.2022
der Zentrale des                                                                  Lfd. Nr.: 01/2022
Deutschen Caritasverbandes
Karlstr. 40
79104 Freiburg
Tel.: 0761 200 – 222
Marianne.Schmidle@caritas.de
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"Jetzt ist die Zeit der Wahrheit"
Die Bischöfe reagieren mit Scham und Trauer auf das Münchner Missbrauchsgutachten. Der
Aachener Bischof Helmut Dieser etwa forderte am Sonntag ein öffentliches Schuldeingeständnis
des früheren Erzbischofs von München und Freising, Joseph Ratzinger. "Es kann nicht dabei
bleiben, dass Verantwortliche sich flüchten in Hinweise auf ihr Nichtwissen oder auf damalige
andere Verhältnisse oder andere Vorgehensweisen. Denn deswegen wurden doch damals Täter
nicht gestoppt und Kinder weiter von ihnen missbraucht!", sagte Dieser. "Auch Bischöfe, auch
ein ehemaliger Papst, können schuldig werden, und in bestimmten Situationen müssen sie das
auch öffentlich bekennen, nicht nur im Gebet vor Gott oder im Sakrament in der Beichte", mahnte
Dieser, der in der Bischofskonferenz dem Lager der Reformer zugerechnet wird, in einer Predigt
im Aachener Dom. Er fuhr fort, das Ausmaß von Versagen bei den Bischöfen mache ihn "traurig,
aber auch wütend". Das gleiche gelte für die "Unfähigkeit, die eigene Verantwortung bei sich
selbst zu spüren und Schuld einzugestehen und Vergebung zu erbitten oder wenigstens Bedau-
ern und Schmerz über den eigenen Anteil an der Tragödie auszudrücken. Dass auch der frühere
Papst Benedikt das noch nicht getan hat, darf nicht sein letztes Wort dazu sein!" Benedikts Rolle
ist besonders brisant. Ihm werden vier Fälle von Fehlverhalten angelastet. Er hat die Vorwürfe in
einer Verteidigungsschrift zurückgewiesen. Die Gutachter gehen davon aus, dass er aller Wahr-
scheinlichkeit nach nicht die Wahrheit gesagt hat. Der Limburger Bischof Bätzing rief dazu auf,
sich der Wahrheit zu stellen, so schmerzlich das auch sei. Man müsse klar sehen, was an "de-
saströsem Verhalten" auch von der Führung und den Spitzen der Kirche "bis hin zu einem eme-
ritierten Papst angerichtet" worden sei, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz am Freitag-
abend in einem Gottesdienst im Bezirk Trier. Der Sprecher des Betroffenenbeirats der Deutschen
Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, sagte dem Redaktions-Netzwerk Deutschland, offenbar
wolle Benedikt nicht wissen, was in seiner eigenen Kirche passiert sei. Die Ignoranz wiege umso
schwerer, weil Benedikt als Präfekt der Glaubenskongregation ab 1982 zwei Jahrzehnte lang für
die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt gegenüber Minderjährigen für die Weltkirche zuständig
gewesen sei, sagte er. Wenn er jetzt für sich neu definiere, was überhaupt sexueller Missbrauch
von Klerikern bedeute, "dann lässt das sehr tief auf den mangelnden Aufarbeitungswillen der
Kirche blicken". Quelle/ Mehr:

Nach Kirchengutachten: SPD will mehr Rechte und Geld für Aufarbeitungskom-
mission
Das Gutachten über Missbrauch im Erzbistum München hat viel Empörung ausgelöst. Es stellen
sich jedoch auch Fragen nach der Verantwortung außerhalb der Kirchen. Der SPD-Kirchenbe-
auftragte Castellucci verspricht die Aufwertung der unabhängigen Aufarbeitungskommission.
Das Gutachten zu Fällen sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Erzbistum München
und Freising hat zu einer Debatte über eine künftige Kontrolle der Katholischen Kirche gesorgt.
Der SPD-Poliker versicherte, dass die Ampelkoalition die Arbeit des Unabhängigen Beauftragten
für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs gesetzlich regeln und eine regelmäßige Berichts-
pflicht an den Bundestag einführen werde. „Damit ist auch die parlamentarische Begleitung des
Aufarbeitungsprozesses gesichert. Insbesondere die Unabhängige Aufarbeitungskommission
muss in die Lage versetzt werden, ihren Auftrag zu erfüllen, dazu müssen wir sie aufwerten und
ihr die nötigen Mittel zur Verfügung stellen.“ Wichtig sei aber auch, für eine „kindersensible Justiz“
zu sorgen. „Es ist für die Betroffenen immer schwer, oft auch erst nach vielen Jahren, die Taten
öffentlich zu machen“, so Castellucci. „Sie müssen Anlaufstellen haben und bei Polizei und Justiz
auf geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter treffen, die mit der Thematik angemessen umge-
hen können.“ Nach Auffassung des Strafrechtsprofessor Holm Putzke sollten die Kirchen, in de-
nen Missbrauch eine „Never-Ending-Story zu sein scheint“ juristisch behandelt werden wie die
Organisierte Kriminalität. „Die Kirchen müssen von Gesetzes wegen genauso behandelt werden
wie jede andere Vereinigung, in der Verbrechen gängige Praxis sind. Für irgendeine besondere

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Rücksichtnahme, man kann es auch als Beißhemmung bezeichnen, besteht überhaupt kein An-
lass“, so Putzke. Quelle/ Mehr:

Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs in der Familie - Digitaler Fachtag
Dienstag, 25. Januar 2022, 10:00 - 17:00 Uhr - LIVESTREAM
Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs veranstaltet am
25. Januar 2022 einen digitalen Fachtag zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs in der
Familie. Den Livestream finden Sie am 25. Januar ab 10 Uhr auf dieser Seite Link:
Bereits jetzt können Sie hier das Programm und Information über die Panelteilnehmenden ein-
sehen. Bei dem digitalen Fachtag diskutieren Betroffene und andere Expertin Die Aufarbeitung
beim Tatkontext Familie steht vor vielen Fragen: Was ist das Interesse der Gesellschaft an der
Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Familien? Wie kann das
Anliegen von heute erwachsenen Betroffenen unterstützt werden, Aufarbeitung in ihrer Familie
einzufordern? Was braucht es, damit Kinder und Jugendliche gehört werden und Hilfe bekom-
men? Wie können sie besser geschützt werden, ohne das Recht auf Privatsphäre von Familien
zu ignorieren? Wie kann es gelingen, dass Erwachsene im Umfeld von Kindern und Jugendlichen
sich für deren Schutz mitverantwortlich fühlen? Wie können Personen, die sich einmischen und
Hilfe organisieren wollen, gestärkt und unterstützt werden? Quelle: PM der Aufarbeitungskom-
mission vom 21.01.2022

Portal mit 100 Geschichten Betroffener veröffentlicht
Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs will Betroffenen
eine Stimme geben und ihre Erfahrungen sichtbar machen. Dafür startet sie ein in Deutschland
bisher einzigartiges Projekt: Ein Internetportal mit 100 Geschichten betroffener Menschen. Mit
ihren Berichten legen die Betroffenen ein vielfältiges Zeugnis ab über das erlebte Unrecht und
Leid, aber auch über Hilfe in der Kindheit. Über die Folgen des Missbrauchs, aber auch über
Kraft, Mut und Wege, das Geschehene zu bewältigen. Sie berichten unter einem Pseudonym
von Missbrauch in der Familie, im sozialen Umfeld, im Sportverein, in der Schule, in der Kirche,
im Heim oder auch in organisierten Strukturen. Unter der Internetadresse www.geschichten-die-
zählen.de erreichbar. Quelle/ Mehr:

Missbrauch im Erzbistum München-Freising - Kanzlei berichtet von Hunderten Op-
fern – und belastet Papst Benedikt XVI – Der S
Ein umfassendes Missbrauchsgutachten hat Papst Benedikt schwere Vorwürfe gemacht. Der
einstige Münchner Erzbischof habe in mehreren Fällen nichts oder zu wenig gegen beschuldigte
Kleriker unternommen. Im Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche hat das Gutachten
einer Münchner Rechtsanwaltskanzlei Papst Benedikt XVI. schwer belastet. Dem in den Siebzi-
gern und Achtzigern als Erzbischof von München-Freising tätigen früheren Pontifex sei in vier
Fällen Fehlverhalten im Umgang mit sexuellem Missbrauch vorzuwerfen, sagte Martin Pusch von
der Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW), die das Gutachten im Auftrag des Bistums
durchgeführt hat. In zwei Fällen gehe es um Täter, die ohne Tätigkeitsbeschränkungen in der
Seelsorge tätig bleiben durften. Benedikt XVI. wies die Vorwürfe laut Pusch in allen Fällen zurück.
Er habe umfangreich Stellung zu den Vorwürfen genommen, doch das Geltend machen fehlen-
der Kenntnis des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger sei mit der Aktenkenntnis der Juristen
jedoch schwer vereinbar. Die Studie listet mindestens 497 Opfer auf. Dabei handele es sich
überwiegend um männliche Kinder und Jugendliche im Zeitraum zwischen 1945 und 2019. Min-
destens 235 mutmaßliche Täter gab es laut der Studie – darunter 173 Priester und neun Diakone.
Allerdings sei dies nur das sogenannte Hellfeld. Es sei von einer deutlich größeren Dunkelziffer
auszugehen. Neben Papst Benedikt werden auch weitere Erzbischöfe der Erzdiözese schwer
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beschuldigt. Der amtierende Kardinal Reinhard Marx soll mindestens in zwei Verdachtsfällen
fehlerhaft mit Missbrauchsfällen umgegangen sein. Es gehe dabei um Meldungen an die Glau-
benskongregation in Rom. Es sei im Fall von Marx trotz der Vielzahl von Meldungen nur in »ver-
hältnismäßig geringer Zahl« festzustellen gewesen, dass sich der Kardinal überhaupt unmittelbar
mit Missbrauchsfällen befasst habe, sagte Pusch. Marx habe sich auf eine »moralische Verant-
wortung« zurückgezogen und die direkte Verantwortung im Generalvikariat gesehen. Es sei frag-
lich, was, wenn nicht sexueller Missbrauch, Chefsache sei. Erst ab dem Jahr 2018 habe es bei
Marx eine geänderte Haltung gegeben. Quelle/ Mehr:

Bundesmodellprojekt Wir vor Ort gegen sexuelle Gewalt
Nach drei Jahren gemeinsamer Arbeit mit Fachberatungsstellen an zunächst drei, ab Januar
2020 an acht ländlichen Standorten bundesweit, geht es nun um Ergebnissicherung und Verste-
tigung. Es wurden Modelle für Kooperation und Beratung in ländlichen Regionen erprobt, Ange-
bote erweitert oder neu geschaffen, an überregionalen Digitalisierungsstrategien gearbeitet, For-
derungen für eine gute Versorgung im ländlichen Raum formuliert und vieles andere mehr. Er-
fahrungen und Erkenntnisse werden derzeit für eine Abschlussveröffentlichung aufbereitet, wel-
che Anfang 2022 erscheinen wird. Zum 31.12.2021 endete die Arbeit an den unterschiedlichen
Projektstandorten. Die Arbeit der Koordinierungsstelle wird bis Ende Juni 2022 fortgeführt, um
die Dissemination der Projektergebnisse zu gewährleisten und das im Bundesmodellprojekt ent-
standene Onlineberatungsportal unter dem Dach der DGfPI zu verstetigen. Im Herbst 2021 hat
sich das Portal geöffnet zur Aufnahme weiterer Fachberatungsstellen in ländlichen und städti-
schen Regionen bundesweit. Dies dient der Weiterentwicklung zu einem bundesweiten "On-
lineberatungsnetz Wir vor Ort gegen sexuelle Gewalt" . Ergänzend sollen praxisgeleitete Quali-
tätskriterien für Onlineberatung partizipativ mit Fachkräften aus Fachberatungsstellen gegen se-
xualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend erarbeitet werden. Hierfür werden noch Mitstreiter*in-
nen gesucht. Quelle/ Mehr:

BKSF – Bundeskoordinierung Spezialisierter Fachberatung gegen sexualisierte
Gewalt in Kindheit und Jugend: Stellungnahme zu Traumaambulanzen-Verord-
nung
Im Rahmen der Novellierung des OEG zum neuen Sozialen Entschädigungsrecht war der Aus-
bau von Traumaambulanzen zur Versorgung von Betroffenen ein wichtiger Aspekt. Nun liegt
dazu ein Verordnungsentwurf vor, zu dem die BKSF eine Stellungnahme verfasst haben. Bereits
im Dezember 2017 hat die BKSF sich in einer Fachinformation intensiv mit Traumaambulanzen
und ihren Vor- und Nachteilen für verschiedene Personen auseinandergesetzt. Sie begrüßt den
Ausbau dieser Angebote, diese könnten aber nur ein Eckpfeiler im Hilfesystem sein und ersetzen
nicht die spezialisierte Expertise von Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt in Kind-
heit und Jugend. Quelle/ Mehr:

Akten zu sexualisierter Gewalt oft verklausuliert formuliert
Die Kirchenhistorikerin Alexandra von Teuffenbach sieht im Vatikan keine Vorbehalte gegenüber
der Nutzung der Archive für die Missbrauchsaufarbeitung. Doch zu finden, was man sucht, ist oft
schwierig. Nicht nur Sprachbarrieren bestehen. Die vatikanischen Archive sind laut der Kirchen-
historikerin Alexandra von Teuffenbach in Bezug auf die Nutzung ihrer Archivgüter zur Aufarbei-
tung von Missbrauch sehr aufgeschlossen. Bei einer Tagung zur Rolle von Primärquellen in der
Missbrauchsforschung an der Universität Frankfurt sagte Teuffenbach, dass das größte Hinder-
nis neben der Begrenzung auf die Zeit bis zum Ende des Pontifikats von Papst Pius XII. (Oktober
1958) die Erschließung des Archivguts sei, da nur ein Bruchteil inventarisiert sei. Man müsse
also wissen, wie und wonach man suche. Der Forschungsgegenstand Missbrauch stelle aber
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kein Hindernis dar: "Es gibt ein großes Wohlwollen für diese Form von Forschung und auch bei
der Aufklärung dieser Fälle hier in Rom, vor allem wenn man seitens der Archive den Eindruck
hat, es geht um ernsthafte wissenschaftliche Forschung", so Teuffenbach. Zur Aufarbeitung von
Missbrauch müsse man die Akten aber auch zu lesen verstehen. Neben Sprachkenntnissen ge-
hörten dazu auch die Kenntnis der spezifischen Ausdrücke der Kurie und ihrer Vorgehensweise.
"Man kann nicht erwarten, in Akten der 40er und 50er Jahre des letzten Jahrhunderts heutige
Ausdrücke zu finden. Auch hatten die missbrauchten Frauen häufig nicht nur Scham, sondern
begrifflich nicht einmal die Möglichkeit, das ihnen Geschehene auszudrücken", so Teuffenbach.
Heute verwendete Begriffe wie "sexueller Missbrauch" tauchten in den Akten des Heiligen Offi-
ziums, der heutigen Glaubenskongregation, nicht auf. Auch schwere Verstöße gegen Moral und
Kirchenrecht würden nur knapp beschrieben. Neben Schilderungen von Betroffenen könne man
vor allem aus den getroffenen Sanktionen auf die Schwere der festgestellten Schuld Rück-
schlüsse ziehen. Teuffenbach hatte auf Grundlage von Archivfunden im Apostolischen Archiv
sowie Recherchen im Limburger Provinzialarchiv der Pallottiner Missbrauchsvorwürfe gegen den
Gründer der Schönstatt-Bewegung, Pater Josef Kentenich, öffentlich gemacht. Quelle/ Mehr:

Zehn Jahre internationales katholisches Kinderschutzzentrum - Im Kampf gegen
den Moloch des Missbrauchs
Vor zehn Jahren wurde das katholische Kinderschutzzentrum gegründet. Heute gilt die zu einem
Hochschulinstitut für Safeguarding ausgebaute Einrichtung in Rom als eine Speerspitze im
Kampf gegen Missbrauch. Der Skandal um sexuellen Missbrauch in der Kirche explodierte zuerst
in den USA; 2002 in Boston. Knapp acht Jahre später in Deutschland; am Canisius-Kolleg der
Jesuiten in Berlin. Hans Zollner hat den 29. Januar 2010 noch genau vor Augen. Nach diesem
Tag ebbten die Medienberichte - anders als in den Jahren davor - nicht wieder ab. "Der Skandal
wurde immer größer und größer", erinnert sich der Psychologe und Theologe. "Immer mehr und
immer höhere Zahlen, immer größere Empörung, immer größeres Chaos", so Zollner weiter. Die
Deutsche Bischofskonferenz unter ihrem Vorsitzenden Erzbischof Robert Zollitsch sei überfor-
dert gewesen. "Es gab keinen, der Begriffe und Sachverhalte sortierte. Mir war klar: Wir müssen
etwas tun." Wie das "Etwas" aussehen würde, kristallisierte sich in den folgenden Monaten nur
allmählich heraus. An der Päpstlichen Universität Gregoriana, wo der Jesuit Psychologie lehrt,
wurde zum einen ein Angebot für kirchliches Führungspersonal organisiert. Damit wollte man
Bischöfen und Ordensoberen klarmachen, "wie wichtig es ist, auf Betroffene zu hören. Wir woll-
ten die Schwere der Verbrechen sichtbar machen" und zeigen, welche Bedeutung das Thema
für die Kirche und die Theologie hat. Parallel nahm Zollner als kirchlicher Vertreter am Runden
Tisch der Bundesregierung zum Thema Missbrauch teil. Und traf dort auf Jörg Fegert, Psycho-
loge an der Uni Ulm und Experte für Traumata und sexuellen Missbrauch. Fegert stellte in Berlin
ein Modellprojekt für e-learning vor, das sein Team im Auftrag des Bundesforschungsministeri-
ums erarbeitet hatte. "Damit, so war mir klar" sagt Zollner, "konnte man weltweit kirchliche Ver-
antwortliche Schulen in Sachen Prävention und Intervention." Nach dem OK der Auftraggeberin
des Forschungsprojekts, Ministerin Annette Schavan, taten er und Fegert sich zusammen. Geld
und Räume kamen vom Erzbistum München, so dass am 1. Januar 2012 das Kinderschutzzent-
rum dort mit der Arbeit begann. Organisatorisch gehörte das "Center for Child Protection" (CCP)
von Beginn an zum Institut für Psychologie der Gregoriana. Ein gemeinsames Team aus Ulm
und Rom erweiterte die bisherigen Lehrmodule um kirchlich relevante Themen und übersetzte
sie in vier Sprachen. Für die Startphase gewann man weltweit zehn kirchliche Hochschulen.
Diese wiederum warben insgesamt 1.000 Kandidaten an, um sich zu Prävention von sexuellem
Missbrauch und Intervention bei Verdachtsfällen schulen zu lassen. Im Herbst 2014 zog das CCP
in die Zentrale der katholischen Weltkirche nach Rom. Quelle/ Mehr:

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Missbrauchsaufarbeitung in den Bistümern: Welche Gutachten es gibt und welche
geplant sind
Diese Woche wird im Erzbistum München-Freising ein neues Missbrauchsgutachten vorgestellt.
Eine Übersicht der Katholischen Nachrichten-Agentur zeigt, wo bereits Untersuchungen vorlie-
gen oder in Arbeit sind: Quelle/ Mehr:

2. Fortbildungen / Tagungen

Fortbildungen des Kinderschutzbundes: Fachberatung im Kinderschutz: »Die in-
soweit erfahrene Fachkraft« - Die erweiterte Qualifizierung
Berufsbegleitende Weiterbildung: Fachberatung im Kinderschutz: Die insoweit erfahrene Fach-
kraft (Zertifikatskurs) Für erfahrene Fachkräfte der öffentlichen Jugendhilfe und der freien Träger,
die im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit fachberaterische Aufgaben im Kinderschutz überneh-
men. Link:

3. Publikationen / Literaturhinweise / Medien

Fremdsprachiges Material: Fremdsprachen: Selbstverpflichtungserklärungen in
unterschiedlichen Sprachen gibt es auf der Website der Präventionsstelle im Bistum Lim-
burg: Link:

Fremdsprachen: Elternbroschüre: “Wie kann ich mein Kind schützen?” Für Eltern
mit und ohne Migrationshintergrund.
Die Broschüre informiert über Möglichkeiten, den Schutz von Mädchen* und Jungen* vor sexu-
ellem Missbrauch zu verbessern. Die Broschüre ist in Deutsch, Türkisch, Kroatisch, Arabisch,
Persisch, Englisch, Französisch, Russisch und Rumänisch erhältlich (in München gegen Porto,
außerhalb Münchens 0,50 € pro Stück zzgl. Link:

Fremdsprachen: Material der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Interven-
tion
Infobroschüren für Eltern „Unwissen macht Angst – Wissen macht stark“ Wüssten Sie davon,
wenn ein Kind sexuell missbraucht wird? Sie können helfen, sexualisierte Gewalt an Mädchen
und Jungen zu verhindern! Sprachen: Englisch, Türkisch, Polnisch, Russisch

Fremdsprachen: "Wie können Mädchen* und Jungen* vor sexuellem Missbrauch
geschützt werden?
Die 25seitige Broschüre eignet sich für die präventive Arbeit mit Müttern und Vätern in Schule,
Kindergarten und anderen sozialen Einrichtungen. Material in mehreren Fremdsprachen: Farsi,
Türkisch, Arabisch, Russisch, Englisch etc. “How to protect girls* and boys* from sexual violence.
A guidebook for parents / Wie können Mädchen und Jungen vor sexuellem Missbrauch geschützt
werden?" Englisch /deutsche Broschüre Link:

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Fremdsprachen: Flyer auf der Website des UBSKM in türkischer und arabischer
Sprache Informationsmaterial (kein-raum-fuer-missbrauch.de)

Fremdsprachen: Flyer von Zartbitter e.V. Fachberatung
Flyer in 12 Sprachen: Flüchtlingskinder haben Rechte
Flyer in 12 Sprachen: „Alle Mädchen haben Rechte“
Flyer in 12 Sprachen: „Alle Jungen haben Rechte“
Bestelladresse: Link:

Fremdsprachen: Material bei Caritas Internationalis:
Caritas Internationalis stellt einen sehr guten Selbst-Lern-Kurs bereit: www.caritas-onlineler-
nen.de: Alle Kurse Dazu müsste sich jeder Teilnehmer grundsätzlich auf der Baobab-Plattform
registrieren. Ich habe dort angefragt, ob es auch eine Möglichkeit ohne Registrierung gibt. Die
Antwort schicke ich Ihnen, sobald ich sie erhalten habe. Darüber hinaus findet sich dort auch
Material für Trainer_innen von Safeguarding: Caritas - Files.

Fremdsprachen: Caritas Europa hat auf dieser Plattform Material für Trainer_innen
von Safeguarding: https://community.caritas.org/intranet/documents/#list/13961. Darüber
hinaus gibt es Videos unter https://www.caritas.eu/safeguarding-training-resource/

Fremdsprachen: Perspektivisch möchte Caritas Europa Safeguarding-Schulungs-Mate-
rial auf Englisch für den nationalen Bereich bis Mitte 2022 erstellen.
Frei zugängliche Informationen: Safeguarding Resource and Support Hub (safeguardingsup-
porthub.org) und https://kayaconnect.org/login/index.php. Bei letzterem muss man auch ein Ac-
count erstellen und kann dann beispielsweise nach „safeguarding“ suchen

Material in einfacher Sprache
Information in leichter Sprache: Broschüren, die die Präventionsstelle im Bistum Limburg in
Leichter Sprache“ zum Thema herausgegeben hat: Ich darf "Nein" sagen, Ich darf "Ja" sagen
(bistumlimburg.de)

Information in leichter Sprache: Broschüren auf der Website des UBSKM in leichter Sprache
https://store.kein-raum-fuer-missbrauch.de/ubk/UserContentStart.aspx

Information in leichter Sprache: Was ist sexuelle Gewalt? Erläuterung in leichter Sprache: Pfiffi-
gunde e.V. Fachberatung: https://www.pfiffigunde-hn.de/leichte-sprache

Information in leichter Sprache: Website des Vereins Petze: https://petze-kiel.de/petze-leichte-
sprache/

Information in leichter Sprache: Pfiffigunde e.V. Fachberatung: https://www.pfiffigunde-
hn.de/leichte-sprache

Sexualisierte Gewalt online - Neuer Blickpunkt Kinder- und Jugendschutz
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz e.V. (BAJ) hat in der Reihe Blickpunkt
Kinder- und Jugendschutz eine neue Ausgabe erarbeitet. Im Fokus steht der Schutz vor
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Gewalterfahrungen von Kindern und Jugendlichen im digitalen Raum. Denn Kinder und Jugend-
liche haben auch hier ein Grundrecht auf Schutz vor seelischer, körperlicher und sexualisierter
Gewalt. Reale sexualisierte Gewalt findet sich in verschiedenen Zusammenhängen: in Familien,
in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, in Schulen und Sportvereinen. Digital verstärkt
findet sich sexualisierte Gewalt in Form von Missbrauchsabbildungen und Kinderpornografie im
Netz, Grooming, Sexting, Kontaktanbahnung über Chats in Computerspielen usw. Die Autorin-
nen und Autoren greifen diese Aspekte auf und stellen Angebote von Fachinstitutionen vor. Wei-
tere Informationen demnächst unter www.bag-jugendschutz.de

Bericht im Spiegel: Erzbischof Heße als Zeuge in Missbrauchsprozess - Gehandelt,
gewundert – und dann weggeschaut
In Köln steht ein Priester vor Gericht, der unter anderem seine Nichten missbraucht haben soll.
Als Zeuge sagte nun der heutige Hamburger Erzbischof aus – und räumte Fehler im Umgang mit
dem Fall ein. Link:

Besuchen Sie die Caritas Website Prävention gegen sexuellen Missbrauch:
Informationen und Materialien:
https://www.caritas.de/material-missbrauch

Hilfe-Telefon und Hilfe-Portal:

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