Neues von den Märkten - Monatsbericht Februar 2021 - Union Investment

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Neues von den Märkten - Monatsbericht Februar 2021 - Union Investment
Die sich abzeichnende wirtschaftliche
                                    Erholung und die steigenden Inflations­
                                    raten führen zu einem leichten Rendite­
                                    anstieg. In einem Multi-Asset-Kontext
                                    favorisieren wir daher Aktien vor Renten.
                                    Christian Kopf, Leiter Rentenfondsmanagement

       Neues von den
       Märkten
       Monatsbericht Februar 2021

Wir arbeiten für Ihr Investment
Die Märkte im Überblick

Zusammenfassung                                                                                    Konjunktur, Wachstum, Inflation

Auf unserem ersten regulären Treffen im Jahr 2021 haben                                            Die Konjunktur bleibt pandemieabhängig. Kurzfristig, also
wir unsere konstruktive Positionierung bestätigt. Bereits                                          mit Blick auf die kommenden zwei Monate, ist dabei von
kurz nach dem Jahreswechsel hatten wir im Rahmen einer                                             keiner Entspannung auszugehen. Trotz erster Fortschritte
außerordentlichen Sitzung die Risikoneigung von neutral                                            bei den weltweiten Impfkampagnen dürfte das Infektions-
auf moderat offensiv („RoRo“-Meter 4) angehoben. Jetzt                                             geschehen dynamisch bleiben. Damit bleibt der Druck auf
bewerten wir die Attraktivität von Aktien noch einmal höher                                        die politischen Entscheidungsträger hoch, die strikten Ein-
und legen dabei den Schwerpunkt verstärkt auf Industrie­                                           dämmungsmaßnahmen gegen das Coronavirus zunächst
länder. Im Bereich Renten favorisieren wir Staatsanleihen                                          entweder nicht zu lockern oder sogar zu verschärfen. Vor
aus den Schwellenländern und (aufgrund einer aufgehenden                                           allem die verschiedenen Mutationen erschweren es zum Bei-
Renditeschere) schätzen Investment-Grade-Unternehmens-                                             spiel in Europa, die Einschränkungen im ersten Quartal deut-
anleihen als weniger attraktiv ein. Darüber hinaus sind wir                                        lich zurückzunehmen. Ab dem Frühjahr sollten dann aber
gegenüber Industriemetallen zurückhaltend. Damit setzen                                            günstigere Witterungsbedingungen zu einem Rückgang der
wir vor allem auf Risikoanlagen, insbesondere über Aktien                                          Neuinfektionen führen. Außerdem dürften ab dem Sommer
und höher rentierliche Renten­investments.                                                         ausreichend Impfstoffe zur Verfügung stehen, um auch für
                                                                                                   die Breite der Bevölkerung einen Infektionsschutz zu gewähr-
Nachdem Kleinanleger in der letzten Januarwoche einige                                             leisten.
Marktturbulenzen verursachten („Robinhood-Effekt“), ist
wieder etwas Ruhe an den Märkten eingekehrt. Die Befürch-                                          Im Ergebnis gehen wir zwar kurzfristig von einem angeschla-
tungen, dass eine deutlich steigende Volatilität zu Verkaufs-                                      genen Wachstumsumfeld aus. In der Eurozone dürfte das
druck bei systematischen Investoren und damit zu einer an                                          Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2021 um rund
Dynamik gewinnenden Abwärtsspirale führen könnte, ist                                              1,3 Prozent schrumpfen. Besser stellt sich die Lage in den USA
nicht eingetreten. Zudem scheint sich das Infektionsgesche-                                        dar. Zwar hat sich auch dort im Schlussquartal 2020 die Kon-
hen etwas zu entspannen. Die globalen Impfkampagnen                                                junkturdynamik verlangsamt und die Erholung am Arbeits-
nehmen sukzessive Fahrt auf, sodass der Druck auf das Ge-                                          markt ist vorübergehend zum Stillstand gekommen. Gleich-
sundheitssystem etwas nachlässt. Zwar bleibt die ungehin-                                          zeitig wurde aber das Rezessionsrisiko durch das kurz vor dem
derte Ausbreitung der Virus-Mutationen ein Risiko. Vorerst                                         Jahreswechsel noch verabschiedete Fiskalpaket deutlich ge-
dürften jedoch andere (fundamentale) Treiber die Marktent-                                         senkt. In Anbetracht der klaren politischen Mehrheitsverhält-
wicklung bestimmen. Wir rechnen angesichts der besonne-                                            nisse dürfte es im März zu weiteren Konjunkturhilfen kommen.
nen Börsenreaktion Ende Januar und der derzeit stabilen
Marktstruktur mit einer Fortsetzung des freundlichen Invest-                                       Mit der Verbesserung der Pandemielage ab dem Frühjahr
mentumfelds. Gleichzeitig sind wir davon überzeugt, dass                                           dürfte das Weltwirtschaftswachstum aber spürbar anziehen.
die fundamentalen Markttreiber weiter intakt sind und                                              Durch die erwartete Rücknahme von Eindämmungsmaßnah-
rechnen daher perspektivisch mit weiteren Kurszuwächsen                                            men sollte sich der besonders Corona-gebeutelte Dienstleis-
bei Risikoanlagen. Dies ist der Hauptgrund dafür, die offen-                                       tungssektor zum zusätzlichen Wachstumstreiber entwickeln.
sive Positionierung noch weiter auszubauen.                                                        Das bislang ohnehin recht robuste verarbeitende Gewerbe
                                                                                                   dürfte ebenfalls profitieren, wenn neben die bisherige Absatz-
                                                                                                   stütze China auch andere Märkte in den Erholungsmodus
                                                                                                   schalten.

Breite Verfügbarkeit der Impfstoffe bis Jahresende                                                 BIP im zweiten Lockdown wesentlich stabiler
Geschätzte Impfstoffproduktion 2021, in Milliarden Impf­                                           Quartalsveränderung der deutschen Wirtschaftsleistung,
dosen je Hersteller                                                                                in Prozent
                                                          Gesamte Weltbevölkerung
                                                       circa 7,8 Milliarden Menschen
Pfizer/BionTech                1,03                                                                                                                                  8,5

Moderna                          0,39

Gamaleya                                   1,20

Sinopharm                                       0,55
                                                                                                      0,6                    0,3        0,0                                 0,1
Sinovac                                               0,47

AstraZeneca                                                       1,50                                           – 0,5                            – 1,9

J&J                                                                          1,00

CanSino                                                                      0,15

Novavax                                                                                 1,00

CureVac                                                                                 0,15
                                                                                                                                                             – 9,8
Total                                 7,44 Milliarden Impfdosen
                                                                                                     Q1/        Q2/        Q3/        Q4/         Q1/       Q2/      Q3/    Q4/
                   0       1          2     3          4      5          6          7      8   9     2019       2019       2019       2019       2020       2020     2020   2020

Quelle: BofA Merrill Lynch. Stand: 22. Januar 2021.                                                Quelle: Bloomberg, Union Investment. Stand: 1. Februar 2021.

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Die Märkte im Überblick

Geldpolitik: Tapering-Debatte in den USA                                          Renten: Spread-Produkte mit höheren Renditen
verfrüht                                                                          bevorzugt
Angesichts einer Mischung aus nachlassender Wirtschafts­                          Während sich die Renditen von Bundesanleihen seit mehre-
aktivität und fehlendem Preisdruck haben die Notenbanken                          ren Monaten seitwärts bewegen, steigen sie in den Vereinig-
zuletzt ihren Stützungskurs nicht geändert. In den USA wies                       ten Staaten bei längeren Laufzeiten tendenziell seit dem
Fed-Chef Jerome Powell darauf hin, dass die US-Wirtschaft                         Spätsommer weiter an. Mit der Aussicht auf weitere Fiskal­
noch einen weiten Weg bis zur vollständigen Erholung vor                          pakete nimmt die US-Verschuldung perspektivisch zu, was
sich habe und günstige Finanzierungsbedingungen dabei                             ebenfalls auf den Kursen lastet.
eine wichtige Rolle spielen. Daher erteilte er Diskussionen
über eine mögliche Rückführung der Anleihekäufe (Tapering)                        Doch die lockere Geldpolitik der Notenbanken, die hohe
genauso eine Absage wie Spekulationen über einen Ausstieg                         Liquidität und die zum Teil negativen Zinsen von sicheren
aus der lockeren Geldpolitik insgesamt. Unserer Einschätzung                      Anleihen sind hingegen unverändert ein wichtiger Unter-
nach wird sich daran im Jahresverlauf nichts ändern.                              stützungsfaktor für Papiere mit Risikoaufschlägen. Sie
                                                                                  dürften bei Unternehmens- und Peripherieanleihen jedoch
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat derweil auf ihrer                           nur wenig sinken, da die Renditen in den Segmenten mit
Januar-Sitzung ihre Beschlüsse zum Pandemic Emergency                             hoher Bonität häufig nur noch knapp über der Nulllinie
Purchase Programme (PEPP) präzisiert. Noch im Dezember                            oder bereits schon darunter liegen. Wir haben uns deshalb
hatte EZB-Präsidentin Lagarde betont, dass der zur Verfü-                         dazu entschieden, die nächsten Stufen auf der Risikoleiter zu
gung stehende Rahmen nicht notwendigerweise ausge-                                erklimmen, und bevorzugen europäische Hochzinsanleihen
schöpft werden müsse. Nun stellte sie klar, dass im Falle                         (High Yield) und Staatsanleihen aus den aufstrebenden Volks-
schlechter werdender Finanzierungs­bedingungen der Ge-                            wirtschaften in Hartwährungen. Im Vergleich zu anderen
samtumfang der Anleihekäufe auch „neu kalibriert“ werden                          Anlageklassen bieten die Emerging Markets (EM) attrak­tive
könne, um so einem negativen Schock auf die Inflation ent-                        Renditen und sollten auch 2021 Mittelzuflüsse verzeichnen.
gegenzuwirken. Letztlich hat die Notenbank damit erneut                           In den ersten Wochen dieses Jahres konnten wir bereits eine
ihre Entschlossenheit untermauert, im Falle einer Zuspitzung                      hohe Nachfrage feststellen. Die niedrigen Hedgekosten, die
der Krise ihre Unterstützung auszuweiten.                                         Ölpreisentwicklung sowie eine potenziell marktfreundliche-
                                                                                  re, multilaterale Außenpolitik des neuen US-Präsidenten Joe
Die Inflationsentwicklung beurteilen wir zum derzeitigen                          Biden stützen das Marktsegment zusätzlich. Leicht steigende
Zeitpunkt als entspannt. Zwar stieg die Teuerungsrate im Ja-                      US-Renditen, in Kombination mit unveränderten Risikoauf-
nuar zum Beispiel in Deutschland merklich. Allerdings waren                       schlägen von EM-Anleihen ergeben für uns eine mögliche
die Daten maßgeblich von Sondereffekten wie der Einfüh-                           zu erwartende Rendite von rund 4,5 Prozent.
rung der CO2-Steuer und der auslaufenden Mehrwertsteuer-
senkung geprägt. Über die Höhe der Infla­tion bis zum Jah-                        • Veränderung: Investment-Grade-Unternehmensanleihen
resende werden vor allem zwei Faktoren entscheiden: Wie                             werden weniger favorisiert
schnell tritt ab dem Sommer eine gewisse Normalität ein                           • Positionierung: Euro-Kern- und US-Staatsanleihen sowie
und wie entwickelt sich der private Verbrauch in der zweiten                        Unternehmenspapiere sind deutlich unattraktiv. Die Posi­
Jahreshälfte? Wir rechnen in Summe zwar mit einem leich-                            tonierung in Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie ist
ten Anstieg der Teuerungsrate, aber keinem Inflationsschub.                         neutral. Staatsanleihen aus den Schwellenländern und
                                                                                    High-Yield-Unternehmensanleihen sind hingegen unsere
                                                                                    Favoriten. In Summe sind wir gegenüber dem Rentenblock
                                                                                    zurückhaltend

Enorm große Unterstützung durch die Geldpolitik                                   Sondereffekte treiben die Inflationsrate in die Höhe
Anteil der Fed-Bilanz am US-BIP steigt stark, in Prozent am                       Harmonisierte Teuerungsrate im Monatsvergleich, in Prozent
nominalen BIP                                                                     seit Anfang 2018

40                                                                                 3,0
                                                                  Corona
35                                                                                 2,5
                                                  Tapering                         2,0
30

25                                                                                 1,5
                                                                                   1,0
20
                              Finanzkrise                                          0,5      Treiber sind:
15
                                                                                     0      • Mehrwertsteuersenkung
10                                                                                          • CO2-Abgabe
                                                                                  – 0,5     • Geänderter Warenkorb
 5
                                                                                  –1,0
 0                                                                                   Jan.          Juli        Jan.             Juli   Jan.    Juli   Jan.
 1995         1999         2003         2007         2011      2015        2019      2018         2018         2019            2019    2020   2020    2021

Quelle: Bloomberg, Union Investment. Stand: 29. Januar 2021.                      Quelle: Bloomberg. Stand: 29. Januar 2021.

                                                                                                                                                        3
Die Märkte im Überblick

Aktien: Werte aus den Industrieländern                                 Rohstoffe: Kurzfristig steigende Nachfragerisiken
favorisiert
                                                                       Da das Angebot vielfach die Nachfrage übersteigt, sind die
Aktien bleiben durch die expansive Geldpolitik, das Negativ-           Bewertungen von Industriemetallen gestiegen. In den ver-
zinsumfeld und die Suche nach Rendite gut gestützt – die               gangenen Tagen hat China seine Lagerbestände spürbar
Risikoprämien sind weiter attraktiv. Als antizipative Anlage-          erhöht. Die Nachfragerisiken nehmen somit nochmals zu.
klasse richtet sich der Blick weniger auf das aktuelle Ge-             Wir halten die Metalle daher inzwischen für gänzlich unat-
schehen bei Corona-Infektionen und -Impfstoffen, sondern               traktiv.
vielmehr auf die positiven Perspektiven, die sich aus den
Massenimpfungen und dem erhofften Überwinden der                       Im Bereich der Energierohstoffe schreitet die Normalisierung
Corona-Pandemie für die Konjunktur ergeben. Insofern rich-             der Lagerbestände indes voran: Seit einigen Wochen berich-
tet sich der Blick vieler Investoren bereits auf den Sommer.           ten die Energieagenturen von rückläufigen Beständen. Die
Dann dürften auch deutlich mehr Impfdosen verfügbar sein.              OPEC versucht, durch Produktionskürzungen den Ölmarkt in
                                                                       einem leichten Angebotsdefizit zu halten. Das erst zum Jah-
Kurzfristig sorgte der erzwungene Positionsabbau bei einigen           resende 2021 erwartete Normalniveau dürfte damit schon
Hedgefonds für Unsicherheit. Diese erlitten hohe Verluste              etwas früher erreicht werden. Wir haben unsere 12-Monats-
bei Leerverkäufen, mussten sich eindecken und im Gegen-                Rohstoffprognose für Brent-Öl vergangene Woche deshalb
zug ihre Long-Positionen verkaufen. Dadurch gerieten                   auch leicht auf 58,– US-Dollar erhöht. Nun tragen wir dieser
auch Standardwerte (Blue Chips) in schweres Fahrwasser,                Entwicklung mit einer Anpassung der Positionierung Rech-
wodurch letztlich der Gesamtmarkt von der Entwicklung                  nung und raten zu einer neutralen Ausrichtung.
erfasst wurde. Wir rechnen angesichts der besonnenen
Börsenreaktion und der derzeit stabilen Marktstruktur mit              Bei den Edelmetallen profitieren Platin und Palladium von
einer Fortsetzung des freundlichen Investmentumfelds. Mit              der Erholung der Automobilbranche. Der Goldpreis ist wie-
Blick auf die Konsolidierung der letzten Woche sehen wir               der stark an die Entwicklung der US-Realzinsen gekoppelt.
ein Zeitfenster für eine etwas stärkere Ausrichtung des Port-          Die Korrelation zum US-Dollar hat ebenfalls zugenommen.
folios auf Risikoanlagen. Die Attraktivität von Aktienanlagen          Steigende Inflationsraten können zu einem weiteren Rück-
aus den Industrieländern hat sich dadurch vorerst noch                 gang der Realrenditen führen. Eine hohe Risikobereitschaft
weiter erhöht. Nachdem sich die kurzfristigen Spannungen               der Investoren spricht hingegen nicht für ein Engagement.
entladen haben (und somit auch Ungleichgewichte im
Markt abgebaut wurden), sehen wir den Weg frei für eine                • Veränderung: Die Attraktivität von Industriemetallen hat
Fortsetzung des Aufwärtstrends an den Kapitalmärkten                     ab- und die von Energierohstoffen zugenommen
unter stabileren Bedingungen.                                          • Positionierung: Im Bereich Rohstoffe meiden wir Industrie-
                                                                         metalle. Edelmetalle und Energie werden hingegen neutral
• Veränderung: Die Attraktivität von Aktien aus den Indus­               eingeschätzt
  trieländern hat sich weiter erhöht
• Positionierung: Aktien bewerten wir als attraktiv und favo­
  risieren hierbei Werte aus den Industrieländern, gegenüber
  Schwellenländeraktien sind wir neutral eingestellt

GameStop-Aktie wird zum Spielball der Kleinanleger                     Energierohstoffe nehmen Erholung vorweg
Marktkapitalisierung, in Milliarden US-Dollar                          Indexierte Wertentwicklung der MS-RADAR-Sektorindizes
                                                                       seit Anfang November 2020
30
                                                                       130
25
                                                                       125

20                                                                     120
     Zum Vergleich: 16,2 Milliarden Euro beim Autohersteller Peugeot
15                                                                     115

                                                                       110
10
                                                                       105
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                                                                       100
                                                                         Nov.                        Dez.                         Jan.
 0
                                                                         2020                        2020                         2021
 Okt.                    Nov.                Dez.             Jan.
 2020                    2020                2020             2021       Energie      Edelmetalle       Industriemetalle

Quelle: Bloomberg. Stand: 29. Januar 2021.                             Quelle: Bloomberg, Union Investment. Stand: 1. Februar 2021.

                                                                                                                                         4
Die Märkte im Überblick

Währungen: US-Dollar dürfte wieder abwerten                       Immobilien: Büromarkt Deutschland

Nach dem Einpreisen der zusätzlichen Fiskalmaßnahmen              Aufgrund der Corona-Krise konnte die Vermietungsleis­tung
der neuen US-Regierung unter Joe Biden, die unter ande-           im Jahr 2020 nicht an das hohe Niveau des Vorjahres in den
rem zu steigenden Renditen von US-Staatsanleihen geführt          fünf deutschen Immobilienhochburgen Berlin, Düsseldorf,
haben, dürften die mittelfristigen fundamentalen Treiber          Frankfurt, Hamburg und München anschließen. Mit einer
dazu führen, dass der US-Dollar wieder schwächer notiert.         Vermietungsleistung von rund 1,7 Millionen Quadratmetern
Das steigende US-Zwillingsdefizit, die höhere Infla­tionstole­    lag der Wert Ende 2020 etwa 13 Prozent un­ter dem langjäh-
ranz der Fed und der schwindende Vorteil der US-Realzinsen        rigen Durchschnitt, da Anmietentscheidungen auf die Zeit
gegenüber anderen Ländern sollten den Greenback weiter-           nach der Krise vertagt wurden oder aber die Besichtigung
hin belasten. Wir haben uns daher Mitte Januar entschlos-         der potenziellen Mietflächen aufgrund der Lockdowns gar
sen, erneut auf eine Aufwertung des Euro gegenüber dem            nicht zustande kam.
US-Dollar zu setzen.
                                                                  Dennoch ist die durchschnittliche Leerstandsrate in den
Das Britische Pfund bewerten wir neutral. Mit dem Verhand-        fünf Städten im Jahresverlauf 2020 nur moderat gestiegen
lungsergebnis zwischen London und Brüssel kurz vor dem            und lag am Jahresende bei niedrigen 4,4 Prozent. Die Stadt
Jahreswechsel konnte ein ungeordneter Brexit vermieden            mit der geringsten Leerstandsquote ist weiterhin Berlin,
werden. Dies ist in jedem Fall positiv zu werten. Andererseits    wo derzeit nur 2,8 Prozent aller Büroflächen leer stehen.
steht die britische Volkswirtschaft nun vor großen Herausfor-     Das Mietpreisniveau für sehr gute Büroflächen ist in den zu-
derungen und ist zudem noch stark von der Corona-Pandemie         rückliegenden zwölf Monaten im Schnitt der Standorte um
betroffen, insbesondere durch eine Virus-Mutation, die dort       1,9 Prozent gestiegen, im vierten Quartal allein waren es
verstärkt auftritt.                                               1,2 Prozent. Während sich die Bürospitzenmieten in Düssel-
                                                                  dorf, Frankfurt und München stabil zeigten, war in Berlin
• Veränderung: Keine                                              und Hamburg aufgrund des geringen Angebots an hoch-
• Positionierung: Wir erwarten eine Aufwertung des Euro           wertigen Flächen im Jahresverlauf ein Mietpreiswachstum
  zum US-Dollar                                                   von 2,7 beziehungsweise 6,9 Prozent zu beobachten.

                                                                  Hochwertige Bürogebäude in guten Lagen werden von
                                                                  Investoren weiterhin stark nachgefragt. Daher sind die
                                                                  Anfangsrenditen für solche Gebäude noch weiter gefallen.
                                                                  Im Durchschnitt der Standorte waren es 10 Basispunkte.
                                                                  In Berlin zeigten sich die Anfangsrenditen bei niedrigen
                                                                  2,65 Prozent stabil, während in Düsseldorf, Frankfurt, Ham-
                                                                  burg und München ein Rückgang zwischen 5 und 25 Basis-
                                                                  punkten zu verzeichnen war.

                                                                  Die Coronakrise dürfte noch eine Zeit lang dämpfend auf die
                                                                  Flächennachfrage wirken. Vor dem Hintergrund, dass einige
                                                                  noch nicht vorvermietete Flächen auf den Markt kommen,
                                                                  sind in den kommenden Monaten Mietpreisrückgänge nicht
                                                                  vollständig auszuschließen. Die Anfangsren­diten dürften aber
                                                                  aufgrund der robusten Nachfrage ihr aktuelles Niveau halten.

EZB versucht den Euro schwach zu reden                            Quartärliche Veränderung der Bürospitzenmieten
Euro in US-Dollar, Entwicklung seit Anfang 2016                   in Deutschland
                                                                  Durchschnitt, in Prozent*
1,25
                                                                   4,0
1,20
                                                                   3,0

1,15
                                                                   2,0

1,10                                                               1,0

                                                                      0
1,05

                                                                  –  1,0
1,00
                                                                      Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/
   Jan.            Jan.            Jan.      Jan.   Jan.   Jan.       2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
   2016            2017            2018      2019   2020   2021
                                                                  *  Durchschnitt der fünf größten deutschen Büromärkte.
Quelle: Bloomberg. Stand: 1. Februar 2021.                        Quelle: JLL. Stand: 31. Dezmber 2020.

                                                                                                                                5
Unsere Einschätzung im Überblick

Unsere aktuelle Risikoeinschätzung                               „RoRo“-Meter

• Die jüngst von Privatanlegern ausgelöste Korrektur am
  Aktienmarkt sollte nur vorübergehender Natur sein
• Fundamentale Markttreiber wie die Fortschritte bei der
  Pandemiebekämpfung, die Unterstützung der Geld- und
  Fiskalpolitik, negative Realrenditen und ein robuster
  Unternehmenssektor sprechen für weitere Kurszuwächse
  bei Risikoanlagen
• Die konjunkturelle Entwicklung bleibt von der Pandemie
  geprägt. Kurzfristig ist keine Entspannung in Sicht. Ab dem
  Frühjahr sollten die Infektionszahlen stärker zurückgehen
• Unsere allgemeine Risikoeinschätzung („RoRo“-Meter)
  verbleibt daher auf Stufe 4 (moderat offensiv)                 Quelle: Union Investment. Stand: 2. Februar 2021. Letzte Änderung von 3 auf 4 am
                                                                 7. Januar 2021.
                                                                 Erläuterung: Zur Festlegung der Anlagestrategie wird zunächst das Markt­
                                                                 umfeld genau analysiert. Das Ergebnis schlägt sich in einer Risikoeinschät-
                                                                 zung nieder. Dazu formuliert das Union Investment Committee (UIC) eine
                                                                 Risk-on- / Risk-off-Entscheidung in fünf Stufen (1, 2, 3, 4, 5). Sie ist wie folgt
                                                                 zu interpretieren: Eine 5 steht für eine hohe Risikoneigung, eine 1 für einen
                                                                 weitgehenden Rückzug aus Risikoanlagen.

Unsere Sicht auf die Anlageklassen                               Attraktivität der Anlageklassen

• Renten: Attraktive Renditen gibt es nur noch auf hohen          Renten
  Stufen der Risikoleiter. Wir bevorzugen daher hochverzins-       Staatsanleihen Kerneuropa
  liche Papiere und Anleihen aus den Schwellenländern.
                                                                   Staatsanleihen USA
  Sichere Staatsanleihen bleiben unattraktiv
                                                                   Staatsanleihen Euro-Peripherie
• Aktien: Negativzinsen, Geldpolitik und der positive Ausblick
  für 2021 stützen Aktien. Kurzfristig herrscht Unsicherheit       Unternehmensanleihen (Euro, Investment Grade)

  durch einen möglichen Positionsabbau der Hedgefonds              Unternehmensanleihen (Euro, High Yield)
• Währungen: Der US-Dollar dürfte mittelfristig weiter             Staatsanleihen Schwellenländer
  abwerten. Den Euro sehen wir fester, weil politische Risiken
                                                                  Aktien
  ausgepreist werden
• Rohstoffe: Die Produktionskürzungen der OPEC werden              Industrieländer

  die Öllagerbestände stabilisieren. Die Nachfrage bleibt          Schwellenländer
  jedoch schwach. Der chinesische Kreditimpuls nimmt wei-         Rohstoffe
  ter ab
                                                                  Währungen
• Am Geldmarkt bleibt das Bild unverändert. Die Zinssätze
                                                                   US-Dollar
  sind weiterhin im negativen Bereich, sodass das Halten von
  Kasse nicht sinnvoll ist                                         Britisches Pfund

• Absolute-Return-Strategien werden aufgrund der nied­             Japanischer Yen
  rigen Renditen am Rentenmarkt positiv eingeschätzt               Währungen Schwellenländer
• Für Immobilien sind die Regionen aktuell gleichgewichtet
                                                                  Absolute Return

                                                                  Kasse

                                                                 Quelle: Union Investment. Stand: 2. Februar 2021.
                                                                 Erläuterung: Bei der obigen Darstellung handelt es sich um eine relative
                                                                 Sichtweise eines Multi-Asset-Portfolios (ohne Immobilien). Wird eine An-
                                                                 lageklasse stärker favorisiert, bedingt dies im Gegenzug einen niedrigeren
                                                                 Investitionsgrad in einer anderen Anlageklasse. Diese würde dann als weni-
                                                                 ger favorisiert eingestuft – oder umgekehrt. Immobilien bleiben bei dieser
                                                                 Betrachtung außen vor.

Die Zeichen          zeigen die Veränderung zur vorherigen        Immobilien
UIC-Entscheidung an.
                                                                   Deutschland
Nicht favorisiert                    Stark favorisiert             Europa (ohne Deutschland)
                      Neutral
                                                                   USA

                                                                   Asien/Pazifik

                                                                 Quelle: Union Investment. Stand: 15. Dezember 2020. Die Einschätzung ist bis zum
                                                                 30. Mai 2021 gültig.
                                                                 Erläuterung: Bei der obigen Darstellung handelt es sich um eine relative
                                                                 Sichtweise der Büroimmobilienmärkte vor dem Hintergrund der aktu­ellen
                                                                 Marktperspektiven. Aufgrund der Datenverfügbarkeit erfolgt eine halbjähr­
                                                                 liche Aktualisierung.
                                                                                                                                                    6
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