2019 2025 2050 Aufbruch ins digitale Zeitalter - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus ...

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2019 2025 2050 Aufbruch ins digitale Zeitalter - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus ...
2019
Aufbruch 2025
       ins 2050
  digitale
 Zeitalter

          IST EMPATHIE
          DIGITALISIERBAR
          ?
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2019
                2025
                2050

                Medizin in
                Zeiten
                individueller
                Therapien
                und digitalen
                Wandels

Jahresbericht   2018
                Universitätsklinikum
                Carl Gustav Carus
                Dresden
2019 2025 2050 Aufbruch ins digitale Zeitalter - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus ...
2      INHALT

       2018
       1
     4 Prolog

       2
    13 Big Data:
       Chancen potenzieren

       3
    21 Hightech am Patienten:
       Technologie weiterentwickeln

       4
    29 Molekulare Diagnostik: in der Onkologie
       personalisiert therapieren

       5
    37 Frühe Patientenstudien: gemeinsam
       innovative Krebstherapien etablieren
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3

       INHALT
       6
    45 Modellstudiengang:
       Versorgungslücken mit
       „Medizin in Chemnitz“
       schließen

       7
    53 Digitales Feedback:
       Qualität in Echtzeit verbessern

       8
    61 Daten und
       Fakten

       9
    79 Chronik

    86 Epilog
2019 2025 2050 Aufbruch ins digitale Zeitalter - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus ...
PROF. D. MICHAEL ALBRECHT

1
2019 2025 2050 Aufbruch ins digitale Zeitalter - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus ...
KATRIN ERK

PROLOG
2019 2025 2050 Aufbruch ins digitale Zeitalter - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus ...
6             PROF. D. MICHAEL ALBRECHT

    Wir richten unsere
    Strategie konsequent auf
    die digitale Medizin aus
    Herr Professor Albrecht, mit dem Jahresbericht          Warum stellen Sie gerade jetzt Visionen in
    2018 gibt das Universitätsklinikum Carl Gustav          den Mittelpunkt? Vertrauen Sie nicht mehr
    Carus Dresden einen Einblick in Szenarien               dem Kurs, der dem Klinikum über Jahre klares
    der näheren, aber auch der weiteren Zukunft.            Wachstum gesichert hat?
    Viele Menschen sind bei Prognosen eher
    skeptisch und halten es mit dem markigen
    Satz von Bundeskanzler Helmut Schmidt:
    „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.”
                                                            MA         Viele Jahre galt das Wachstumsprinzip
                                                                       bei Krankenhäusern als Grundvorausset-
                                                            zung für eine erfolgreiche medizinische wie wirt-
    Was bewegt Sie, in die Offensive zu gehen               schaftliche Entwicklung. Uns hat das in den Jahren
    und die Zukunft in ganz konkreter Weise                 des Aufbaus und Aufholens gegenüber anderen
    vorzudenken?                                            Uniklinika sehr geholfen. Die kontinuierlich aus-
                                                            gebaute wirtschaftliche Stärke trug zur Zukunfts-

    MA        Wir können durchaus selbstbewusst
              auf 25 Jahre Hochschulmedizin Dresden
    zurückblicken – und auch auf die Visionen, mit
                                                            festigkeit der Hochschulmedizin Dresden bei. Sie
                                                            eröffnete uns immer wieder die Möglichkeit, In-
                                                            novationen auf den Weg zu bringen. Strategisches
    denen wir damals begonnen haben, Fakultät und           Ziel dabei war es stets, Impulse zu setzen, um im
    Klinikum auf- und auszubauen. Gut ablesbar ist          weiteren Verlauf Wege für deren Finanzierung zu
    dies auch an den seit 2002 erschienenen Jahres-         finden. Ein gutes Beispiel dafür ist das Universitäts
    berichten des Uniklinikums, mit denen wir jeweils       KrebsCentrum. Aus dem Projekt, mit dem das Kli-
    nicht nur Bilanz gezogen, sondern immer auch Aus-       nikum erheblich in Vorleistung gegangen ist, entwi-
    blicke gegeben haben. Im Rückblick ist es selbst für    ckelten sich anerkannte und effiziente Strukturen
    uns ein wenig überraschend, wie treffsicher diese       mit Vorbildcharakter. Die Patientenversorgung in
    Texte unsere Strategien und Visionen widergespie-       diesen Strukturen gehört inzwischen bundesweit
    gelt haben. Trotz der nur schwer vorhersehbaren         zum Standard und wird von den Kostenträgern
    Entwicklungen in der Gesundheitspolitik und in der      ent­sprechend vergütet.
    Medizin, lagen wir fast immer richtig. Das lässt sich
    auch an den betriebswirtschaftlichen und medizi-        Fraglich ist heute jedoch, ob die bisherige Strategie,
    nischen Daten der vergangenen 17 Jahre ablesen.         Wachstum vor allem durch innovative Versorgungs-
                                                            konzepte und effiziente Strukturen zu generieren,
                                                            in der nahen Zukunft noch erfolgreich sein kann:
                                                            Weitere Zuwächse bei den Patientenzahlen lassen
                                                            sich auch nur noch mit einem Aufwuchs an Mit-
                                                            arbeitern umsetzen. Und hier stößt nicht nur das
                                                            Dresdner Universitätsklinikum an seine Grenzen.
7                  KATRIN ERK

    Es muss uns gelingen,
    unsere Innovationskraft
    zu erhalten
    Frau Erk, zum 1. Juni 2019 haben Sie die                 großer Investitionsbedarf, insbesondere durch die
    Position des Kaufmännischen Vorstands                    Digitalisierung. Für diese Aufgaben brauchen wir
    am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus                entsprechende finanzielle Spielräume.
    Dresden übernommen. Was hat Sie bewogen,
    diese Herausforderung anzunehmen?                        Auf welche beruflichen Erfahrungen können
                                                             Sie zurückgreifen, um die Entwicklung

    KE        Das Dresdner Uniklinikum zählt zu den er-
              folgreichsten Universitätsklinika Deutsch-
    lands. Es ist sehr strategisch ausgerichtet und
                                                             des Dresdner Uniklinikums weiter voranzu-
                                                             treiben?

    verfügt auch aufgrund seiner Qualitäten in der
    translationalen Medizin über eine herausragende
    Strahlkraft. Durch die große Bandbreite in der
                                                             KE        Ich blicke auf eine 13-jährige Aufbauzeit
                                                                       am Zentralinstitut für Seelische Gesund-
                                                             heit Mannheim zurück. In gleicher Position wie
    Krankenversorgung, in der die meisten Fächer             nun in Dresden habe ich die dortige Landesstiftung
    bundesweit eine Spitzenposition einnehmen,               öffentlichen Rechts weiterentwickelt. In dieser Zeit
    bin ich an ein hervorragend aufgestelltes Haus           hat sich die Zahl der Mitarbeiter fast verdoppelt
    gekommen. Diese Stärken trotz zunehmender                und es gelang uns, im Herzen der Stadt ein
    Regulierung und herausfordernder finanzieller            ambitioniertes Neubauprogramm bei laufendem
    Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen weiter­            Betrieb umzusetzen. Basis dieses erfolgreichen
    zuentwickeln, ist eine Aufgabe, die ich gern an­         Kurses ist der „Masterplan ZI 2020“ – ein von mir
    nehme. Hierfür finde ich am Uniklinikum eine             mitentwickeltes Strategiepapier. Heute zählt das
    solide finanzielle Basis vor. Sie verschafft der Hoch-   Zentral­institut zu den führenden Einrichtungen
    schulmedizin Dresden insgesamt einen Handlungs-          Europas, was die Krankenversorgung ebenso
    rahmen, um ihren erfolgreichen Kurs im Sinne von         einschließt wie die exzellente Forschung auf den
    Spitzenmedizin und Spitzenforschung auch in den          Gebieten Psychiatrie und Psychotherapie, Kinder-
    kommenden Jahren fortführen zu können. Diese             und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Sucht­
    Basis gilt es absolut zu erhalten! Denn immer wie-       medizin. Vor der Zeit in Mannheim war ich Mitglied
    der wird die Finanzierung der stationären Kranken-       der Geschäftsführung eines Klinikverbundes und
    versorgung auf den Prüfstand gestellt. Deshalb ist       trug die kaufmännische Verantwortung für mehrere
    es auch wichtig, dass es den deutschen Uniklinika        somatische Akutkliniken, Behinderten- und Pflege-
    gemeinsam gelingt, ihre Innovationskraft dauer-          heime. In Mannheim wie nun in Dresden stehe ich
    haft zu erhalten. – Auch weil wir als Krankenhäuser      als Kaufmännischer Vorstand an der Schnittstelle
    der Supra-Maximalversorgung in der Pflicht stehen,       von Krankenversorgung und Forschung.
    die Medizin weiterzuentwickeln. Es besteht dabei
8             PROF. D. MICHAEL ALBRECHT

    Denn dem bisherigen Wachstum steht auch eine            2018 kann hier als Jahr des Aufbruchs gelten: Den
    andere Entwicklung entgegen: Zwar steigt das            Anfang markierte das Engagement im Forschungs-
    Durchschnittsalter der Bevölkerung und damit die        konsortium MIRACUM – eines von fünf Konsortien,
    Wahrscheinlichkeit, von bestimmten Erkrankun-           die vom Bundesministerium für Bildung und For-
    gen wie Krebs, Diabetes oder Demenz betroffen           schung im Rahmen der Medizininformatik-Offen­
    zu sein – doch dies bedeutet nicht, dass die Zahl       sive des Bundes gefördert werden. Damit partizipiert
    der behandlungsbedürftigen Menschen – ambulant          die Hochschulmedizin Dresden an dieser Initiative,
    wie stationär – kontinuierlich wächst.                  die in einer ersten vierjährigen Phase mit über
                                                            150 Millionen Euro finanziert wird. In diesem Rah-
    Dieses Szenario lässt den Schluss zu, dass              men wurden unter anderem eine Professur für Me-
    das Gesundheitssystem vor einem großen                  dizininformatik sowie Nachwuchsgruppen geschaf-
    Umbruch steht. Was ist aus Ihrer Sicht                  fen. Um die Chancen der digitalen Transformation in
    notwendig, damit das Universitätsklinikum               der Medizin so schnell wie möglich in den Alltag von
    diese Herausforderung meistern kann?                    Krankenversorgung und Forschung zu überführen
                                                            und zu etablieren, wurde das Zentrum für Medizini-

    MA        Wer als Krankenhaus trotzdem auf den          sche Informatik – ZMI – gegründet, das an der Me-
              Kurs des „weiter so“ setzt und Kapazitä-      dizinischen Fakultät sowie dem Uniklinikum beste-
    ten ausbaut, um besonders lukrative Behandlungs-        hende Kräfte bündelt und gleichzeitig neue schafft.
    fälle zu akquirieren, wird wirtschaftlich scheitern.
    Um die stationäre Krankenversorgung langfristig         Es gibt unzählige Akteure, die von der
    zu sichern und im Sinne der Sozialsysteme effizient     digitalen Medizin und dem Krankenhaus 4.0
    zu bleiben, bedarf es einer langfristigen Strategie     sprechen. Im Krankenhausalltag und erst
    und nicht der häufig zu beobachtenden Ad-hoc-           recht in der ambulanten Versorgung ist aus
    Aktivitäten.                                            der Perspektive des Patienten derzeit nur we-
                                                            nig erkennbar. Wohin geht die Entwicklung
    Deshalb setzt die Hochschulmedizin Dresden in           aus Sicht der Hochschulmedizin Dresden?
    dieser Situation auf eine Vision. Dabei geht es nicht
    um einen radikalen Umbruch auf den Gebieten
    Forschung, Lehre und Krankenversorgung, sondern
    darum, die bisherige Strategie konsequent auf die
                                                            MA         Das größte Potenzial liegt darin, die
                                                                       Hochtechnologie mit dem Routinebetrieb
                                                            in Klinik, Ambulanzen und Arztpraxen zu verknüp-
    digitale Medizin auszuweiten. Erste Schritte in         fen. Solche Ansätze gibt es bisher nur als Ideen be-
    diese Richtung sind bereits erfolgreich umgesetzt       ziehungsweise als erste Fragmente. Eine Ursache
    worden.                                                 dafür ist, dass medizintechnologische Innovationen
9                 KATRIN ERK

Eine wichtige Aufgabe wird es sein, das enge           Neubauten und auch neue Institutionen
Zusammenspiel zwischen Klinikum und Fakultät im        können nur erfolgreich sein, wenn die
Fokus zu halten, um die erfolgreiche Entwicklung       Hochschulmedizin dafür neue Mitarbeiter
der Hochschulmedizin fortsetzen zu können. Dies        gewinnen kann.
schließt insbesondere auch eine gute Zusammen­
arbeit mit den Ministerien mit ein.

Welche Rolle spielen dabei die weiteren
                                                       KE       Die Strategie der Hochschulmedizin
                                                                muss weiterhin darauf setzen, als Arbeit­
                                                       geber attraktiv zu sein. Dabei geht es nicht allein
Neubauaktivitäten?                                     um Geld. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
                                                       wünschen sich einen Ort, an dem sie Wertschätzung

KE       Bauen bedeutet für das Universitäts­
         klinikum, aber auch für die Medizinische
Fakultät Weiterentwicklung. Dabei ist es wichtig,
                                                       erfahren. Mit entsprechenden Programmen wie
                                                       beispielsweise dem Familienbüro, den Beleg­rechten
                                                       für Kindertagesstätten, dem Gesundheits­zentrum
insbesondere auch die Prozesse in den Mittelpunkt      Carus Vital oder dem Mitarbeiterrestaurant
zu stellen – zum Beispiel für mehr Interdisziplina-    Caruso ist das Klinikum gut aufgestellt. Doch das
rität und für ein patientenfreundlicheres Umfeld.      Wertesystem junger Menschen verändert sich und
Ein hervorragendes Beispiel dafür ist das in Planung   darauf müssen wir uns einstellen. Sie erwarten
befindliche Zentrum für Seelische Gesundheit.          ein anderes, flexibleres Verhältnis zwischen Beruf
In dem Neubau ist nicht nur Platz für die psychia­     und Privatleben und setzen in der Arbeit teilweise
trischen Fachgebiete, sondern unter anderem auch       andere Schwerpunkte als frühere Generationen.
für das Zentrum für gesundes Altern. Ein weiteres      Dabei ist es aber auch wichtig, dass diese Haltungen
Beispiel ist das derzeit im Bau befindliche Zentrum    weiterhin mit den Gegebenheiten der Hochschul-
für Metabolisch-Immunologische Erkrankungen            medizin übereinstimmen.
und Therapietechnologien Sachsen, das eine naht-
lose Übertragung von Ergebnissen aus der Grundla-
genwissenschaft in die Krankenversorgung sicher-
stellen wird. Um in diesen Gebäuden Strukturen zu
schaffen, die Forschung und Medizin auf dem von
uns erwarteten Niveau ermöglichen, wird für mich
das Baumanagement ein zentrales Thema sein.
10             PROF. D. MICHAEL ALBRECHT

     zumeist von Unternehmen vorangetrieben werden,         Welche Lösungen können in diesem Kontext
     die das Hauptaugenmerk logischerweise auf damit        entwickelt werden?
     zu erzielende Gewinne und die Amortisation ihrer
     Investitionen legen müssen. Allein dadurch reduziert
     sich das Spektrum der auf den Weg gebrachten In-
     novationen. Zweiter Hemmschuh sind die fehlenden
                                                            MA         Konkret geht es unter anderem um mo-
                                                                       bile Systeme zur kontaktlosen Erfassung
                                                            von Patientendaten, miniaturisierte Implantate,
     Innovationsimpulse durch die Anwender. Oftmals         die auf nanoelektronischen Schaltungen basieren,
     werden Ärzte und Pflegende erst dann in den Ent-       oder neue Methoden der intraoperativen Naviga-
     wicklungsprozess einbezogen, wenn es um Praxis-        tion und Robotik. Dazu bedarf es neuer Software,
     tests bereits entwickelter Produkte geht.              Sensorik, besserer Mensch-Robotik-Interaktion
                                                            sowie privater Clouds: Auf diese Weise lassen
     Diese unbefriedigende Situation, aber auch das         sich cybermedizinische Systeme entwickeln, mit
     große, weitgehend ungenutzte Potenzial, die Mikro­     denen die Ärzte und das Pflegepersonal jederzeit
     elektronik viel stärker in der Medizin einzusetzen,    den ­aktuellen Zustand des Patienten abfragen und
     ist der Ausgangspunkt für eine Initiative, die die     viel schneller als bisher Therapieentscheidungen
     Hochschulmedizin Dresden gemeinsam mit der             treffen können. All diese mit der Digitalisierung
     Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik,       ­verbundenen Ansätze ebnen den Weg zu einer viel
     der Fakultät Informatik der TU Dresden sowie außer­     stärker patientenzentrierten und individualisierten
     universitären Partnern auf den Weg gebracht hat.        Medizin. Ein nicht unerheblicher Effekt dieser Inno-
     Zusammen ist es in diesem Frühjahr gelungen, die        vationen ist es, dass die Krankenversorgung damit
     Else Kröner-Fresenius-Stiftung mit einem Antrag für     deutlich effizienter wird. Die digitale Medizin liefert
     ein Modellvorhaben in der klinischen Forschung zu      Antworten auf viele der aktuellen Herausforde-
     überzeugen. Die Stiftung finanziert nun mit insge-     rungen – von der Personalnot in der Pflege bis zur
     samt 40 Millionen Euro den Aufbau des „Zentrums         ­demographisch bedingten Finanzierungsproblematik
     für Digitale Gesundheit“ über einen Zeitraum von         des deutschen Gesundheitswesens. ✚
     zehn Jahren. Damit bietet sich die einzigartige
     Per­spektive, auf dem Dresdner Campus eine neue
     Interdisziplinarität zwischen Hochtechnologie,
     Informatik und Medizin zu schaffen.
11                 KATRIN ERK

     Der vorliegende Jahresbericht beschäftigt             Die digitale Transformation wird das Arbeitsum-
     sich intensiv mit der Digitalisierung und             feld nahezu aller Mitarbeiter betreffen, und zwar
     deren Auswirkungen auf die Medizin.                   stärker, als es die reine Einführung der EDV in den
     Gibt es auch aus betriebswirtschaftlicher             vergangenen Jahren mit sich gebracht hat. Dabei
     Sicht Bereiche mit einem ebenso großen                galt es zunächst, bestehende Prozesse EDV-
     Veränderungspotenzial?                                gestützt zu optimieren. Durch die Digitalisierung
                                                           werden nun auch völlig neue Methoden kommen,

     KE       Die Digitalisierung ist zweifelsohne eines
              der zentralen Zukunftsthemen. An erster
     Stelle stehen auch hier neue Möglichkeiten für
                                                           die neue Chancen, aber auch neue Anforderungen
                                                           an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen,
                                                           weil Sie die Prozesse nachhaltig verändern.
     Krankenversorgung und Wissenschaft. Dass Infor-
     mationstechnologie betriebswirtschaftliche Prozes-    Darauf werden wir uns intensiv einstellen und
     se unterstützt und auch verändert, ist in einigen     vorbereiten. Unser Ziel ist es, möglichst alle auf
     Bereichen Alltag, in anderen sind dafür die           diesen Weg mitzunehmen, indem wir unsere
     Weichen bereits gestellt. Aber es gibt noch viel      Personalentwicklung nochmals verstärken und
     Potenzial, das weitere Veränderungen mit sich         unsere akademischen und nichtakademischen
     bringen wird. Die Digitalisierung der Beschaffungs-   Ausbildungsangebote darauf ausrichten.
     prozesse ist dabei nur ein Beispiel.
                                                           Wir haben das in unserer Hand. ✚
2
 Big Data:
 Chancen
potenzieren
14   INFORMATIONSTECHNOLOGIE

     2025

     Helmut B. ist überrascht: Bei der Patientenaufnahme bekommt er
     einen modernen Tablet-PC in die Hand gedrückt. Papier? Formulare?
     Gibt es nicht mehr. Nachdem sein Fingerabdruck eingescannt ist,
     kann er das Gerät freischalten und findet darauf nicht nur die nötigen
     Formulare und Aufklärungsbögen, sondern alle ihn betreffenden
     medizinischen Informationen. – Willkommen im digitalen Zeitalter!
     Das Dresdner Uniklinikum hat die Transformation zur durchgehend
     digitalisierten Patientenakte weitgehend abgeschlossen. Doch allein
     der Abschied vom Papier reicht nicht aus. Die Daten so unterschied-
     licher Quellen wie die Dokumentation des Anamnesegesprächs,
     MRT-Bilder oder Genanalysen des zu behandelnden Tumors in einer
     elektronischen Patientenakte zu bündeln, ist nur ein erster Schritt.

     Für eine erfolg­reiche Behandlung und weitergehende Analysen zum
     Krankheits­verlauf müssen diese Daten automatisiert auswertbar
     sein. Im Fall von Helmut B. ist das in Teilen bereits möglich.

     Als Daten­spender unter­­stützt der Diabetespatient unter anderem
     die vielfältigen, vom Zentrum für Metabolisch-Immunologische
     Erkrankungen und Therapie­techno­logien Sachsen gebündelten
     Forschungsaktivitäten, mit denen Diagnose und Therapie
     seiner Krankheit kontinuierlich verfeinert und verbessert werden.
Um diese Aufgaben zuverlässig und vertrauensvoll           händer datenschutzkonform verwahrt. Nur wenn
                                                           nen. Sie werden durch die unabhängigen Treu-
Daten genutzt wurden.                                      generierte Buchstaben- oder Zahlenkombinatio-
für welche Forschungsprojekte ihre medizinischen           Pseudonym. Das sind zumeist mehrstellige zufällig
len, diesen gegebenenfalls ändern und erfahren,            oder andere Identifikationsmerkmale durch ein
Informationen zu ihrem Einwilligungsstatus einho-          hensweise ersetzt die Treuhandstelle den Namen

Von
als Dienstleister der Datenspender: Hier können sie        Option der Pseudonymisierung. Bei dieser Vorge-
anderen Richtung definiert sich die Treuhandstelle         den Datenschutz zu beeinträchtigen, gibt es die
der Teilnehmer im Vorfeld freigegeben hat. In der          transparent wie möglich nutzen zu können, ohne

Treuhändern
diese Daten nur in der Art verwenden, für die sie          Um personenbezogene medizinische Daten so

                                                                            2019
den Mitarbeiter auch dafür, dass Wissenschaftler
Künftig sorgen er und seine noch dazukommen-               fene nicht darüber informiert werden.

und
nehmern datenschutzkonform zu verwahren.                   nen medizinischen Auffälligkeit könnte der Betrof-
identifizierenden Informationen von Studienteil-           kontaktieren. Und im Falle einer zufällig gefunde-
zu Forschungszwecken gespeicherten personen­               Chance, diesen komplett anonymen Patienten zu

beratenden
hinaus. Die Aufgabe des 32-Jährigen ist es, die            selbst über den Umweg der Treuhandstelle keine
die einzigartig in Sachsen ist – und auch darüber          nach Teilnehmern für Studien suchen, haben sie
Gesundheitswissenschaftler      eine   Einrichtung,        Betroffenen auch ein Nachteil sein: Wenn Forscher

Avataren
Mit der Unabhängigen Treuhandstelle leitet der             Behandlung genutzt werden. Das könnte für den
pus der Hochschulmedizin Dresden befindet.                 tionen zu seinem Gesundheitszustand und seiner
das sich in einem Gebäude außerhalb des Cam-               für welche Forschungsprojekte sich die Informa-
Januar 2019: Philipp Heinrich bezieht sein Büro,           Datenspender im Nachgang nicht mehr erfahren,

Januar 2019: Philipp Heinrich bezieht sein Büro,           Datenspender im Nachgang nicht mehr erfahren,
das sich in einem Gebäude außerhalb des Cam-               für welche Forschungsprojekte sich die Informa-
pus der Hochschulmedizin Dresden befindet.                 tionen zu seinem Gesundheitszustand und seiner
Mit der Unabhängigen Treuhandstelle leitet der             Behandlung genutzt werden. Das könnte für den
Gesundheitswissenschaftler eine Einrichtung die            Betroffenen auch ein Nachteil sein: Wenn Forscher
einzigartig in Sachsen ist – und auch darüber              nach Teilnehmern für Studien suchen, haben sie
hinaus. Die Aufgabe des 32-Jährigen ist es, die            selbst über den Umweg der Treuhandstelle keine
zu Forschungszwecken gespeicherten personen­               Chance, diesen komplett anonymen Patienten zu
identifizierenden Informationen von Studienteil-           kontaktieren. Und im Falle einer zufällig gefunde-
nehmern datenschutzkonform zu verwahren.                   nen medizinischen Auffälligkeit könnte der Betrof-
Künftig sorgen er und seine noch dazukommen-               fene nicht darüber informiert werden.
den Mitarbeiter auch dafür, dass Wissenschaftler
diese Daten nur in der Art verwenden, für die sie          Um personenbezogene medizinische Daten so
der Teilnehmer im Vorfeld freigegeben hat. In der          transparent wie möglich nutzen zu können, ohne
anderen Richtung definiert sich die Treuhandstelle         den Datenschutz zu beeinträchtigen, gibt es die
als Dienstleister der Datenspender: Hier können sie        Option der Pseudonymisierung. Bei dieser Vorge-
Informationen zu ihrem Einwilligungsstatus ein­            hensweise ersetzt die Treuhandstelle den Namen
holen, diesen gegebenenfalls ändern und erfahren,          oder andere Identifikationsmerkmale durch ein
für welche Forschungsprojekte ihre medizinischen           Pseudonym. Das sind zumeist mehrstellige zufällig
Daten genutzt wurden.                                      generierte Buchstaben- oder Zahlenkombinatio-
                                                           nen. Sie werden durch die unabhängigen Treu-
Um diese Aufgaben zuverlässig und vertrauensvoll           händer datenschutzkonform verwahrt. Nur wenn
erfüllen zu können, ist die Treuhandstelle rechtlich,      der Datenspender sein explizites Einverständnis
personell und räumlich unabhängig. Philipp Heinrich        gibt und mehrere Gremien das Forschungs­projekt
ist in erster Linie kein weiterer IT-Spezialist, sondern   genehmigt haben, werden die Daten an die
ein Manager hochsensibler Informationen. Die von           Forscher weitergegeben. Basis dafür sind das
der Institution verwahrten Daten lassen in ihrer           von Philipp Heinrich verantwortete Einwilligungs­
ursprünglichen Form Rückschlüsse auf den Patien-           management für Patientenstudien, die Verknüp-
ten, aber gegebenenfalls auch auf Institutionen und        fung von Patientendaten unterschiedlicher Quellen
deren Mitarbeiter zu. Um das zu unterbinden,               sowie die Re-Pseudonymisierungen zur erneuten
lassen sich personenbezogene Daten derart ver-             Kontaktaufnahme von Studienteilnehmern.
ändern, dass sie sich nachträglich nicht mehr dem
Patienten zuordnen lassen. Damit kann selbst der
Kooperation mit der TU Dresden – die IT-Versor-
                                                             Weg konsequent fort: Seit 2012 wird – in enger
16             INFORMATIONSTECHNOLOGIE                       Institutionen ihren bereits vor Jahren begonnenen
     setzt wird.                                             wickelt und verabschiedet. Damit setzen beide
     des Patienten umgehend und umfassend umge-              IT-Strategie für den Zeitraum 2018 bis 2022 ent-
     handstelle dafür verantwortlich, dass der Wunsch        die Medizinische Fakultät der TU Dresden eine
     widerrufen. Auch in diesen Fällen ist die Treu-         bar. Deshalb haben das Universitätsklinikum und
     jederzeit seine Einwilligung anzupassen oder zu         medizin Dresden sind diese Ziele nicht erreich-

                                     Es bedarf
     Darin ist auch das Recht jedes Patienten enthalten,
     Patienteneinwilligung erarbeitet und abgestimmt.
     Dafür wurde auf Bundesebene eine rechtssichere
                                                             einer großen Zahl an Prozessen in der Hochschul-
                                                             Ohne eine tiefgreifende digitale Transformation

                       einer leistungsfähigen,
     zugänglich machen möchte und welche nicht.
     entscheiden, welche seiner Daten er der Forschung
     der Medizininformatik-Initiative jeder Patient selbst
                                                             revolutionieren.
                                                             Fall von Universitätsklinika Forschung und Lehre zu
                                                             Innovationen und Kooperationen zu ebnen und im
     ders schutzwürdiges Gut handelt, kann im Rahmen         versorgung effizienter zu gestalten, neue Wege zu
     Da es sich bei medizinischen Daten um ein beson-        Deren grundlegende Aufgabe ist es, die Kranken-
                                                             entierten IT-Struktur innerhalb der Krankenhäuser.
     Technischen Universität Dresden.                        bedarf es einer leistungsfähigen, anwendungsori-
     anderer Institutionen innerhalb und außerhalb der       dieses Potenzial möglichst umfassend zu nutzen,
     Anspruch nehmen, sondern auch Wissenschaftler           dem Weg zur digitalisierten Medizin. Doch um
     nur Forscher der Hochschulmedizin Dresden in            zur Verfügung stellen, ist ein wichtiger Schritt auf
     Diese Leistungen der Treuhandstelle können nicht        Dass Patienten ihre Daten auch für die Forschung

     Diese Leistungen der Treuhandstelle können nicht        Dass Patienten ihre Daten auch für die Forschung
     nur Forscher der Hochschulmedizin Dresden in            zur Verfügung stellen, ist ein wichtiger Schritt auf
     Anspruch nehmen, sondern auch Wissenschaftler           dem Weg zur digitalisierten Medizin. Doch um
     anderer Institutionen innerhalb und außerhalb der       dieses Potenzial möglichst umfassend zu nutzen,
     Technischen Universität Dresden.                        bedarf es einer leistungsfähigen, anwendungsori-
                                                             entierten IT-Struktur innerhalb der Krankenhäuser.
     Da es sich bei medizinischen Daten um ein beson-        Deren grundlegende Aufgabe ist es, die Kranken-
     ders schutzwürdiges Gut handelt, kann im Rahmen         versorgung effizienter zu gestalten, neue Wege zu
     der Medizininformatik-Initiative jeder Patient selbst   Innovationen und Kooperationen zu ebnen und im
     entscheiden, welche seiner Daten er der Forschung       Fall von Universitätsklinika Forschung und Lehre zu
     zugänglich machen möchte und welche nicht.              revolutionieren.
     Dafür wurde auf Bundesebene eine rechtssichere
     Patienteneinwilligung erarbeitet und abgestimmt.        Ohne eine tiefgreifende digitale Transformation
     Darin ist auch das Recht jedes Patienten enthalten,     einer großen Zahl an Prozessen in der Hochschul-
     jederzeit seine Einwilligung anzupassen oder zu         medizin Dresden sind diese Ziele nicht erreich-
     widerrufen. Auch in diesen Fällen ist die Treu-         bar. Deshalb haben das Universitätsklinikum und
     handstelle dafür verantwortlich, dass der Wunsch        die Medizinische Fakultät der TU Dresden eine
     des Patienten umgehend und umfassend umge-              IT-Strategie für den Zeitraum 2018 bis 2022 ent-
     setzt wird.                                             wickelt und verabschiedet. Damit setzen beide
                                                             Institutionen ihren bereits vor Jahren begonnenen
                                                             Weg konsequent fort: Seit 2012 wird – in enger
                                                             Kooperation mit der TU Dresden – die IT-Versor-
                                                             gung konsolidiert. Ein wichtiger infrastruktureller
                                                             Baustein hierfür ist ein Maschinenraum der höchs-
                                                             ten Verfügbarkeits- und Sicherheitsklasse im Leh-
                                                             mann-Zentrum (LZR) der TU Dresden. Hier betreibt
                                                             die Hochschulmedizin Dresden ein eigenständiges
                                                             Rechenzentrum.
17
     relevanten Felder der Hochschulmedizin Dresden.
     einen wesentlichen Wertschöpfungsbeitrag für die
     ist. Mit seinen Services leistet das neue Zentrum
     Verfügbarkeit der Systeme und Daten geknüpft
     tungshaltung der Nutzer an eine immerwährende        Ausstrahlungskraft zu sein.
     IT-Durchdringung erfahren, die an eine hohe Erwar-   akademisches, medizinisches Zentrum mit starker
     alle damit verbundenen Prozesse die zunehmende       den, ein national wie international hervorragendes
     Lehre nachhaltig bündelt. Dies ist notwendig, weil   der gesamten Region und ist mit dem Ziel verbun-

anwendungsorientierten
     die IT in den Bereichen Versorgung, Forschung und
     greifenden, synergistischen Serviceeinheit, welche
     die organisatorischen Voraussetzungen einer über-
                                                          und Lehre ebenso wie für die Patientenversorgung
                                                          bauen. Dies gilt für die medizinische Forschung
                                                          Hochschulmedizin Dresden zu sichern und auszu-

IT-Struktur innerhalb
     für Medizininformatik, geleitete Zentrum schafft
     sowie Prof. Martin Sedlmayr, Inhaber der Professur
     vom CIO des Uniklinikums, David Senf-Mothes,
                                                          Enablers trägt das ZMI dazu bei, die Exzellenz der
                                                          voraus sein. Mit dem Selbstverständnis eines
                                                          müssen den Entwicklungen jeweils einen Schritt

der Krankenhäuser.
     für Medizinische Informatik (ZMI). Das gemeinsam     Forschung stetig weiterentwickeln, sondern sie
     Uniklinikum und Medizinische Fakultät das Zentrum    den innovativen Methoden der Versorgung und
     Strukturen zusammengefasst. Hierfür gründeten        aus ent­stehenden IT-Services nicht nur parallel zu
     wurden Anfang 2018 auch die organisatorischen        können, müssen sich die IT-Strategie und die dar-
     Um diese neue Infrastruktur optimal zu nutzen,       Um diesen Anspruch nachhaltig erfüllen zu

     Um diese neue Infrastruktur optimal zu nutzen,       Um diesen Anspruch nachhaltig erfüllen zu
     wurden Anfang 2018 auch die organisatorischen        können, müssen sich die IT-Strategie und die dar-
     Strukturen zusammengefasst. Hierfür gründeten        aus ent­stehenden IT-Services nicht nur parallel zu
     Uniklinikum und Medizinische Fakultät das Zentrum    den innovativen Methoden der Versorgung und
     für Medizinische Informatik (ZMI). Das gemeinsam     Forschung stetig weiterentwickeln, sondern sie
     vom CIO des Uniklinikums, David Senf-Mothes,         müssen den Entwicklungen jeweils einen Schritt
     sowie Prof. Martin Sedlmayr, Inhaber der Professur   voraus sein. Mit dem Selbstverständnis eines
     für Medizininformatik, geleitete Zentrum schafft     Enablers trägt das ZMI dazu bei, die Exzellenz der
     die organisatorischen Voraussetzungen einer über-    Hochschulmedizin Dresden zu sichern und auszu-
     greifenden, synergistischen Serviceeinheit, welche   bauen. Dies gilt für die medizinische Forschung
     die IT in den Bereichen Versorgung, Forschung und    und Lehre ebenso wie für die Patientenversorgung
     Lehre nachhaltig bündelt. Dies ist notwendig, weil   der gesamten Region und ist mit dem Ziel verbun-
     alle damit verbundenen Prozesse die zunehmende       den, ein national wie international hervorragendes
     IT-Durchdringung erfahren, die an eine hohe Erwar-   akademisches, medizinisches Zentrum mit starker
     tungshaltung der Nutzer an eine immerwährende        Ausstrahlungskraft zu sein.
     Verfügbarkeit der Systeme und Daten geknüpft
     ist. Mit seinen Services leistet das neue Zentrum
     einen wesentlichen Wertschöpfungsbeitrag für die
     relevanten Felder der Hochschulmedizin Dresden.
Daten und Anwendungen für die medizinische
     l Aufbau eines Datenintegrationszentrums, das
18
        der Telemedizin.
        externen Leistungserbringern, beispielsweise in
     l Ausbau von IT-Services für Kooperationen mit

        systemen und weiteren Anwendungen.
       bau, Anpassen oder Erneuern von Abteilungs­
       weiteren IT-Großprojekten – etwa dem Auf-
       „Digitale Transformation“. Dies geht einher mit

                                        Erster Schritt
       Patientenakte im Rahmen des Programms
     l Einführung einer vollständigen elektronischen     ten umfassend ausgeschöpft wird.
                                                          zial der digitalisierten Medizin im Sinne der Patien-
        beziehungsweise Langzeitarchivierung.             Bundes. Damit tragen sie dazu bei, dass das Poten-
        Telekommunikation, Server, Storage und Backup     tät zudem an der Medizininformatik-Initiative des
        technischen Infrastruktur in den Bereichen        sich Universitätsklinikum und Medizinische Fakul-
     l Weitere Modernisierung und Ausbau der             des Forschungskonsortiums MIRACUM beteiligen
                                                          Wissenschaftsrates vollumfänglich auf. Als Partner
     paket umzusetzen:                                    Hochschulmedizin Dresden die Empfehlungen des
     verbunden, ein umfassendes Maßnahmen­                rischen und technischen Maßnahmen greift die
     Mit der Gründung des ZMI ist der Auftrag             Mit diesen Strukturen wie auch den organisato-

     Mit der Gründung des ZMI ist der Auftrag             Mit diesen Strukturen wie auch den organisato-
     verbunden, ein umfassendes Maßnahmen­                rischen und technischen Maßnahmen greift die
     paket umzusetzen:                                    Hochschulmedizin Dresden die Empfehlungen des
                                                          Wissenschaftsrates vollumfänglich auf. Als Partner
     l Weitere Modernisierung und Ausbau der             des Forschungskonsortiums MIRACUM beteiligen
        technischen Infrastruktur in den Bereichen        sich Universitätsklinikum und Medizinische Fakul-
        Telekommunikation, Server, Storage und Backup     tät zudem an der Medizininformatik-Initiative des
        beziehungsweise Langzeitarchivierung.             Bundes. Damit tragen sie dazu bei, dass das Poten-
                                                          zial der digitalisierten Medizin im Sinne der Patien-
     l Einführung einer vollständigen elektronischen     ten umfassend ausgeschöpft wird.
       Patientenakte im Rahmen des Programms
       „Digitale Transformation“. Dies geht einher mit
       weiteren IT-Großprojekten – etwa dem Auf-
       bau, Anpassen oder Erneuern von Abteilungs­
        systemen und weiteren Anwendungen.

     l Ausbau von IT-Services für Kooperationen mit
        externen Leistungserbringern, beispielsweise in
        der Telemedizin.

     l Aufbau eines Datenintegrationszentrums, das
        Daten und Anwendungen für die medizinische
        Forschung bereitstellt. Damit unterstützt und
       beschleunigt das ZMI sowohl die Entwicklung
       von medizinischen und technischen Innovationen
       wie auch deren Translation in den Versorgungs-
       prozess. Dieser Aufbau wird eng mit dem
       Zentrum für Informationsdienste und Hoch­
        leistungsrechnen der TU Dresden sowie mit
       dem „Big Data Kompetenzzentrum ScaDS
       Dresden/Leipzig“ koordiniert.
19   INFORMATIONSTECHNOLOGIE

     2050
     Maik B. weiß bereits seit der Diabetesdiagnose seines Vaters
     Helmut, dass er im Laufe seines Lebens höchstwahrscheinlich
     auch von dieser Stoffwechselerkrankung betroffen sein wird.
     Ein Vierteljahrhundert nach seinem Vater muss er sich nun
     auch einer Therapie stellen. Allerdings bleiben ihm dank einer
     engmaschigen, wohnortnahen Versorgung schwere Komplikationen
     wie ein diabetischer Fuß erspart.

     Dazu leistet die digitale Telemedizin einen wichtigen
     Beitrag: Nicht nur er selbst und sein behandelnder Arzt
     haben Einblick in alle Details seines physischen Status,
     sondern auch Apotheker und Physiotherapeutin im Heimatort.
     Maik B. hat sich ganz bewusst dafür entschieden, allen
     ihn versorgenden Berufsgruppen Zugriff zu seinen jeweils
     relevanten medizinischen Daten zu ermöglichen.

     Diese Regelungen kann er jederzeit und überall modifizieren.
     Dass er als medizinischer Laie das dafür nötige Wissen
       ziehungsweise den Überblick hat, verdankt er der Kombination
     be­
     aus persönlicher ärztlicher Beratung und einem durch
     künst­
          liche Intelligenz betriebenen Avatar. Der aktualisiert
     und analysiert die über Jahrzehnte gesammelten Daten aller
     Diabetespatienten kontinuierlich und verknüpft sie mit
     den in Echtzeit erhobenen eigenen. Aus den daraus generierten
     Informationen kann Maik B. eigenständige und auch aus
     medizinischer Sicht haltbare Schlüsse ziehen.
3
Hightech am Patienten:
     Technologie
   weiterentwickeln
22   TECHNOLOGIEENTWICKLUNG

     2025

     Für Mukoviszidose-Patient Winfried R. ist die Pulmologische
     Station unfreiwillig so etwas wie das zweite Zuhause: Nicht nur
     zu den jährlichen Checks wird er hier eingewiesen, sondern auch,
     wenn sich wieder einmal eine Lungenentzündung entwickelt hat.

     Früher lag die Lebenserwartung mit dieser Erkrankung bei gerade
     einmal 20 Jahren – zur Jahrtausendwende hatte sich dieser Wert
     bereits verdoppelt. Winfried R. selbst rutschte nach seinem
     70. Geburtstag in eine gesundheitliche Krise und ist dadurch nicht
     nur auf eine intensive Antibiotika-Therapie, sondern auch auf eine
     engmaschige Überwachung seiner Vitaldaten angewiesen.
     Die regelmäßigen Checks von Sauerstoffsättigung, Blutdruck oder
     Herzfrequenz durch Pflegekräfte bleiben ihm dennoch erspart –
     diese und weitere Daten zu seinem gesundheitlichen Status werden
     für ihn unbemerkt gemessen.

     Dafür sorgt sein Patientenbett, das auch Gewicht, Atemfrequenz,
     Körpertemperatur und weitere Vitaldaten in Echtzeit erhebt,
     automatisch in der vernetzten elektronischen Patientenakte
     dokumentiert und bei gefährlichen Situationen selbstständig Hilfe
     alarmiert.
betten kann das eher lange dauern. „Wir müssen
ist. Im Fall der alten, sehr robusten Krankenhaus-
beschafft, wenn das bisherige Material verschlissen
ist – innovative technische Lösungen werden erst
gen Investitionsbudgets überdurchschnittlich lang
der Produktzyklus im Krankenhaus durch die gerin-
zogen werden. Ein weiterer Hemmschuh ist, dass           ring zu nutzen, wäre eigentlich naheliegend.
Entwicklung bis zum marktreifen Erzeugnis einbe-         zur Beobachtung und dem medizinischen Monito-
innovationen noch in die weiteren Schritte der           Bettwäsche, Matratzen, Mikrophone und Kameras

Digitalisierung
derzeit weder in die initialen Phasen von Produkt-       lität kommen in der Regel auf täglich 16 Stunden.

                                                                           2019
Das liegt auch daran, dass Ärzte und Pflegende           den am Tag liegen. Selbst Kranke mit hoher Mobi-
                                                         Klinikbett, in dem viele Patienten nahezu 24 Stun-

vom Bettlaken
Betten vorbeigegangen.                                   so direkte Schnittstellen zum Patienten wie ein
sind die diversen technischen Revolutionen an den        andere Standardausstattung eines Krankenhauses
merken. Bis auf eine elektrische Höhenverstellung        derzeit reine Zukunftsmusik ist. Dabei bietet keine

bis zum
schied zu Kliniken des späten 19. Jahrhunderts be-       stationären wie ambulanten Krankenversorgung
ein Krankenhausbett legt, kann kaum einen Unter-         des Pflegebetts 4.0 für die meisten Akteure in der
intelligente Softwaresysteme. Wer sich dagegen in        Facharzt für Innere Medizin weiß, dass ein Konzept

Venenkatheter
machen. Dafür sorgen zahlreiche Sensoren und             sein“, sagt Dr. Robin Weidemann. Der angehende
die das Fahren angenehm, leichter und sicherer           nischer Innovationen in der Krankenversorgung zu
von elektronischen Assistenzsystemen umgeben,            mehr als nur Zuschauer bei der Entwicklung tech-
April 2019: Wer in einem modernen Auto sitzt, ist        „Die Ärzteschaft muss heute neue Wege gehen, um

April 2019: Wer in einem modernen Auto sitzt, ist        „Die Ärzteschaft muss heute neue Wege gehen, um
von elektronischen Assistenzsystemen umgeben,            mehr als nur Zuschauer bei der Entwicklung tech-
die das Fahren angenehm, leichter und sicherer           nischer Innovationen in der Krankenversorgung zu
machen. Dafür sorgen zahlreiche Sensoren und             sein“, sagt Dr. Robin Weidemann. Der angehende
intelligente Softwaresysteme. Wer sich dagegen in        Facharzt für Innere Medizin weiß, dass ein Konzept
ein Krankenhausbett legt, kann kaum einen Unter-         des Pflegebetts 4.0 für die meisten Akteure in der
schied zu Kliniken des späten 19. Jahrhunderts be-       stationären wie ambulanten Krankenversorgung
merken. Bis auf eine elektrische Höhenverstellung        derzeit reine Zukunftsmusik ist. Dabei bietet keine
sind die diversen technischen Revolutionen an den        andere Standardausstattung eines Krankenhauses
Betten vorbeigegangen.                                   so direkte Schnittstellen zum Patienten wie ein
                                                         Klinikbett, in dem viele Patienten nahezu 24 Stun-
Das liegt auch daran, dass Ärzte und Pflegende           den am Tag liegen. Selbst Kranke mit hoher Mobi-
derzeit weder in die initialen Phasen von Produkt-       lität kommen in der Regel auf täglich 16 Stunden.
innovationen noch in die weiteren Schritte der           Bettwäsche, Matratzen, Mikrophone und Kameras
Entwicklung bis zum marktreifen Erzeugnis einbe-         zur Beobachtung und dem medizinischen Monito-
zogen werden. Ein weiterer Hemmschuh ist, dass           ring zu nutzen, wäre eigentlich naheliegend.
der Produktzyklus im Krankenhaus durch die gerin-
gen Investitionsbudgets überdurchschnittlich lang
ist – innovative technische Lösungen werden erst
beschafft, wenn das bisherige Material verschlissen
ist. Im Fall der alten, sehr robusten Krankenhaus-
betten kann das eher lange dauern. „Wir müssen
uns auf die Tugenden der Ärzte des 19. Jahrhun-
derts besinnen, die ihre Arbeitsmittel noch selbst
entwickelt haben“, sagt Dr. Robin Weidemann aus
der Medizinischen Klinik I. Ein Beispiel dafür ist der
Dresdner Urologe Maximilian Nitze, der 1877 eine
Optik mit Lichtquelle für den endoskopischen Blick
ins Innere der Blase entwickelt hatte.
zen, wenn das Bett beispielsweise bereits beim He-
                                                           vern oder bei der Dekubitus-Prophylaxe unterstüt-
24             TECHNOLOGIEENTWICKLUNG                      die Pflegenden automatisiert bei Lagerungsmanö-
                                                           Ein Hightech-Krankenbett könnte noch mehr: Etwa
     mit seinem Fingerabdruck autorisiert.
     Lösungen bekommt der Patient nur, wenn er sich        werden – automatisch.
     Patientenzimmer befindet. Seine Tabletten und         sicher und zuverlässig an den richtigen Ort gefahren
     „Digital Medication Drawer“, der sich in jedem        mit 1.300 Betten dafür zu sorgen, dass die Patienten
     Essen. Medikamente kommen aus einem                   künstlicher Intelligenz, um in einem Krankenhaus
     es fahren Roboter über die Flure und bringen          Weidemann. Es bedarf also smarter Lösungen und
     sta­tion. Ihr Bett ist mit Sensoren ausgestattet,     kenhaus häufig weniger geordnet“, erklärt Dr.
     erleben – im Pflegebett ebenso wie auf der Kranken­   tionsbetrieb verlaufen die Prozesse in einem Kran-
     Langone Medical Center in New York täglich            Teufel im Detail: „Im Vergleich zu einem Produk­
     bereits möglich ist, können Patienten des NYU         ein großes Zukunftspotenzial. Allerdings steckt der
     ließe sich in kürzester Zeit umsetzen. Was heute      Mangel an Arbeitskräften haben diese Lösungen
     wagten Vision zu tun. Ein Großteil der Features       Angesichts steigender Personalkosten und dem
     zu überführen, hat dennoch nichts mit einer ge-       von Prozessschritt zu Prozessschritt zu transpor­tieren.
     sierten Patientenidentifikation in die Krankenakte    120 Roboter rund um die Uhr dafür, Siliziumscheiben
     generierten Daten kombiniert mit einer automati-      Norden sorgen bereits seit mehr als fünf Jahren
     daten. Sie in die Betten zu integrieren und die so    tätig zum MRT? In einer Chipfabrik im Dresdner
     Betten aufgestellte Geräte die klassischen Vital-     Warum fahren die Betten den Patienten nicht selbst-
     Derzeit kontrollieren noch zusätzlich neben den       Und Dr. Weidemann denkt bereits darüber hinaus:

     Derzeit kontrollieren noch zusätzlich neben den       Und Dr. Weidemann denkt bereits darüber hinaus:
     Betten aufgestellte Geräte die klassischen Vital-     Warum fahren die Betten den Patienten nicht selbst-
     daten. Sie in die Betten zu integrieren und die so    tätig zum MRT? In einer Chipfabrik im Dresdner
     generierten Daten kombiniert mit einer automati-      Norden sorgen bereits seit mehr als fünf Jahren
     sierten Patientenidentifikation in die Krankenakte    120 Roboter rund um die Uhr dafür, Siliziumscheiben
     zu überführen, hat dennoch nichts mit einer ge-       von Prozessschritt zu Prozessschritt zu transpor­tieren.
     wagten Vision zu tun. Ein Großteil der Features       Angesichts steigender Personalkosten und dem
     ließe sich in kürzester Zeit umsetzen. Was heute      Mangel an Arbeitskräften haben diese Lösungen
     bereits möglich ist, können Patienten des NYU         ein großes Zukunftspotenzial. Allerdings steckt der
     Langone Medical Center in New York täglich            Teufel im Detail: „Im Vergleich zu einem Produk­
     erleben – im Pflegebett ebenso wie auf der Kranken­   tionsbetrieb verlaufen die Prozesse in einem Kran-
     sta­tion. Ihr Bett ist mit Sensoren ausgestattet,     kenhaus häufig weniger geordnet“, erklärt Dr.
     es fahren Roboter über die Flure und bringen          Weidemann. Es bedarf also smarter Lösungen und
     Essen. Medikamente kommen aus einem                   künstlicher Intelligenz, um in einem Krankenhaus
     „Digital Medication Drawer“, der sich in jedem        mit 1.300 Betten dafür zu sorgen, dass die Patienten
     Patientenzimmer befindet. Seine Tabletten und         sicher und zuverlässig an den richtigen Ort gefahren
     Lösungen bekommt der Patient nur, wenn er sich        werden – automatisch.
     mit seinem Fingerabdruck autorisiert.
                                                           Ein Hightech-Krankenbett könnte noch mehr: Etwa
                                                           die Pflegenden automatisiert bei Lagerungsmanö-
                                                           vern oder bei der Dekubitus-Prophylaxe unterstüt-
                                                           zen, wenn das Bett beispielsweise bereits beim He-
                                                           reinkommen der Krankenschwester automatisch in
                                                           die Höhe für eine ideale Arbeitsposition fährt und
                                                           körperlich anstrengende Bewegungen unterstützt.
                                                           Viele der pflegerischen Handlungen lassen sich zeit-
                                                           gleich in der Patientenakte dokumentieren: Wer hat
                                                           wann was gemacht? Diese Ideen sind eher das Er-
                                                           gebnis eines spontanen Brainstormings denn einer
                                                           wissenschaftlichen Erhebung zum Bedarf und dem
                                                           erwartbaren Potenzial für einen effizienteren und
                                                           sichereren Stationsbetrieb. Denn dazu wären ent-
                                                           sprechende Strukturen und Zeitbudgets notwendig.
25

     In Einzelfällen funktioniert die Zusammenarbeit        In diesem Rahmen hat sich an der TU Dresden ein
     zwischen Ingenieuren und Medizinern ohne eta-          interdisziplinäres Team aus Ärzten, Pflegenden,
     blierte Strukturen. Ein Beispiel ist das Projekt des   Versorgungsforschern, Technikern und Informati-
     Lehrstuhls für Materialwissenschaft und Nanotech-      kern gebildet, das Ideen entwickelt, wie sich mit
     nik: Dank der Erfahrungen in der Entwicklung von       bedarfsgerechten Digital-Health-Lösungen in der
     elektrischen Sensoren und Biosensoren auf der          Gesundheitsversorgung Innovationssprünge initiie-
     Basis von Nanomaterialien arbeitet ein interdiszi­     ren lassen. Der Startschuss dazu fiel im Herbst 2018
     plinäres Team nun daran, Sensoren zu entwickeln,       mit dem Workshop „Digital Health – Challenges
     die in Zentralvenenkathetern integriert werden.        for healthy health systems”. Rund 50 Teilnehmer,
     Damit können bei intensivmedizinisch versorgten        darunter zahlreiche Ärzte, Apotheker, Pflegende,
     Patienten wie auch bei Krebspatienten kontinu-         Versorgungsforscher, Techniker und Informati-
     ierlich Laborwerte direkt aus dem Blutstrom ermit-     ker, trafen sich im Universitätsklinikum zu einem
     telt werden. Auf diese Weise lassen sich nicht nur     ersten intensiven Austausch. Im Ergebnis wurden
     die Zahl der Blutentnahmen drastisch reduzieren,       zahlreiche Probleme sowie Anforderungen aus der
     sondern auch bestimmte Parameter kontinuierlich        medizinischen Versorgung identifiziert und erste
     erheben. Dies kann die Ärzte nicht nur dabei unter-    technologische Lösungswege skizziert. Neben viel-
     stützen, den Krankheitsverlauf besser zu verstehen,    fältigen, pragmatischen Ansätzen ist auf diese Wei-
     sondern auch ein noch effizienteres Monitoring zu      se ein enges Netzwerk aus Forschenden in Medizin
     etablieren und in der Intensivmedizin die Zahl le-     und Informatik entstanden.
     bensbedrohlicher Krisen weiter zu reduzieren.

     Dass viele Prozesse in der Therapie und Pflege von
     Patienten nach wie vor auf einem technologisch
     sehr niedrigen Niveau ablaufen, ist auch für viele
     Mediziner ein ständiges Ärgernis. Doch im eng ge-
     takteten Krankenhausalltag bleibt äußerst selten
     Zeit, sich darüber Gedanken zu machen und ent-
     sprechende Innovationen anzuregen. Hier künftig
     Freiräume und Entwicklungsperspektiven zu schaf-
     fen, ist für Dr. Weidemann auch eine Frage der
     Kultur. Deshalb engagiert sich der angehende In-
     ternist im strategischen Forschungsbereich „Digital
     Health“ der Technischen Universität Dresden.
Um diese Aufgaben zuverlässig und vertrauensvoll       händer datenschutzkonform verwahrt. Nur wenn
                                                            nen. Sie werden durch die unabhängigen Treu-
26   Daten genutzt wurden.                                  generierte Buchstaben- oder Zahlenkombinatio-
     für welche Forschungsprojekte ihre medizinischen       Pseudonym. Das sind zumeist mehrstellige zufällig
     holen, diesen gegebenenfalls ändern und erfahren,      oder andere Identifikationsmerkmale durch ein
     Informationen zu ihrem Einwilligungsstatus ein­        hensweise ersetzt die Treuhandstelle den Namen
     als Dienstleister der Datenspender: Hier können sie    Option der Pseudonymisierung. Bei dieser Vorge-
     anderen Richtung definiert sich die Treuhandstelle     den Datenschutz zu beeinträchtigen, gibt es die
     der Teilnehmer im Vorfeld freigegeben hat. In der      transparent wie möglich nutzen zu können, ohne
     diese Daten nur in der Art verwenden, für die sie      Um personenbezogene medizinische Daten so
     den Mitarbeiter auch dafür, dass Wissenschaftler
     Künftig sorgen er und seine noch dazukommen-           fene nicht darüber informiert werden.
     nehmern datenschutzkonform zu verwahren.               nen medizinischen Auffälligkeit könnte der Betrof-
     identifizierenden Informationen von Studienteil-       kontaktieren. Und im Falle einer zufällig gefunde-
     zu Forschungszwecken gespeicherten personen­           Chance, diesen komplett anonymen Patienten zu
     hinaus. Die Aufgabe des 32-Jährigen ist es, die        selbst über den Umweg der Treuhandstelle keine
     einzigartig in Sachsen ist – und auch darüber          nach Teilnehmern für Studien suchen, haben sie
     Gesundheitswissenschaftler eine Einrichtung die        Betroffenen auch ein Nachteil sein: Wenn Forscher
     Mit der Unabhängigen Treuhandstelle leitet der         Behandlung genutzt werden. Das könnte für den
     pus der Hochschulmedizin Dresden befindet.             tionen zu seinem Gesundheitszustand und seiner
     das sich in einem Gebäude außerhalb des Cam-           für welche Forschungsprojekte sich die Informa-
     Januar 2019: Philipp Heinrich bezieht sein Büro,       Datenspender im Nachgang nicht mehr erfahren,

     Darüber hinaus muss der medizinische Nachwuchs         Die Facetten sind vielfältig: Schnittstellen in
     in die Lage versetzt werden, das Potenzial der Digi­   Form der Kommunikation zwischen Mensch und
     talisierung zu nutzen und damit eine innovative        Maschine, Grundlagen der Robotik oder Daten-
     Krankenversorgung zu gestalten. Denn ein Ver-          strukturen und -verarbeitung. Medizinern wird in
     ständnis von Daten, ein sicherer Umgang mit neuen      dem Curriculum vermittelt, wie sie mit den Mitteln
     Technologien und das Wissen um Zusammenhänge           von Digital Health arbeiten, um Patienten besser
     zwischen diesen unterschiedlichen Gebieten ge­         versorgen zu können.
     winnen zunehmend an Relevanz, um individuelle
     Therapien und effiziente Patientenversorgung           Dazu kommt: Neben gezielten Fortbildungsan-
     vorantreiben zu können. Zu diesen Themen bietet        geboten entsteht mit dem Else Kröner-Fresenius-
     Dr. Weidemann einen Kurs für interessierte             Zentrum für Digitale Gesundheit derzeit an der
     Studenten und Mitarbeiter des Universitäts­            Hochschulmedizin Dresden, ein komplett neues
     klinikums im Alumni- und Fördernetzwerk Carus          klinisches Forschungszentrum. Neben dem Ziel, in
     Campus an. Das Interesse daran ist groß.               diesem Rahmen neue Technologien am medizini-
                                                            schen Bedarf ausgerichtet in die Krankenversor-
     Aber auch in der umgekehrten Richtung gibt es          gung zu bringen, sollen sich angehende Mediziner
     Handlungsbedarf: Viele Ingenieure und Informati-       bereits während ihres Studiums mit der Entwick-
     ker wissen nichts von den Möglichkeiten, die sich      lung technischer und informatischer Lösungen
     ihnen in der Medizin bieten. Daran will die Hoch-      praxisnah auseinandersetzen. Dazu wird beispiels-
     schulgruppe „Lehren und Lernen an der Medizi-          weise das Angebot des Medizinisch-Interprofes-
     nischen Fakultät“ etwas ändern. Die Mitglieder –       sionellen Trainingszentrums (MITZ) in Form eines
     Dresdner Studenten aus der Medizin und der Infor­      Living Medical Space erweitert. Im Miteinander
     matik – haben das Fortbildungsangebot „Clinicum        mit den Studierenden des neuen Bachelor- und
     Digitale“, das in der Sächsischen Landesärzte-         Master-Studiengangs „Medizinische Software“
     kammer stattfinden wird, auf den Weg gebracht.         fördert das Else Kröner-Fresenius-Zentrum für
     Medizininformatik-Professor Martin Sedlmayr und        Digitale Gesundheit die interdisziplinäre Kommuni-
     Dr. Weidemann begleiten das Curriculum, in dem         kation und Zusammenarbeit zwischen angehenden
     Mediziner und Technologen gemeinsam ihr Wissen         Medizinern und IT-lern. Dazu wird es gemeinsame
     vertiefen können. Inhaltliche Schwerpunkte bilden      Projekte und fakultative Seminare geben.
     Basiskenntnisse in Informatik und Medizin sowie
     deren Anwendung.
27   TECHNOLOGIEENTWICKLUNG

     2050
     Selbst Krankenhäuser der Supra-Maximalversorgung wie das
     Universitätsklinikum Dresden konnten in den vergangenen
     beiden Jahrzehnten ihre Bettenkapazitäten und Fallzahlen
     kontinuierlich auf ein Drittel des Standes von 2019 reduzieren.
     Zwar bleibt das Klinikum als universitäts­
                                              medizinischer
     Kompetenzträger letzte Instanz bei der Versorgung schwerst-
     kranker Patienten. Die Betreuung chronischer Erkrankungen
     oder nach operativen Routineeingriffen erfolgt jedoch über-
     wiegend im häuslichen Umfeld.

     Umfassende, weitgehend automatisierte technische Lösungen
     sowie eine effiziente Netzwerk- und Versorgungs­
                                                    struktur in
     der Fläche sorgen dafür, die Zeiten stationärer Behandlungen
     selbst bei seltenen oder besonders schweren Erkrankungen
     drastisch zu verkürzen.

     Dank des ausgeklügelten Systems können die Patienten wohnort­
     nah von den Dresdner Spezialisten behandelt und wo nötig
     überwacht sowie gepflegt werden. Dazu stellt das Uniklinikum
     Patienten wie dem hochbetagten mukoviszidosekranken Winfried R.
     zu Hause mobiles Kommunikations- und Monitoringequipment
     sowie digitalisierte Pflegebetten zur Verfügung. Eine
     dezentrale Taskforce übernimmt die ärztliche wie pflegerische
     Versorgung.
4
 Molekulare Diagnostik:
    in der Onkologie
personalisiert therapieren
30   MOLEKULARE DIAGNOSTIK

     2025

     Den Tumor in ihrer linken Brust hat Meike G. selbst als Erste ertastet.
     Aber um so präzise und umfassend wie möglich festzustellen,
     was sich da in ihrem Körper entwickelt, haben innerhalb kürzester
     Zeit Ärzte aus vier unterschiedlichen Fachgebieten des Dresdner
     Uniklinikums ihre Expertise eingebracht: Koordiniert durch das
     Spezialisten-Board des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen
     Dresden (NCT/UCC) beteiligten sich daran auf Onkologie spezialisierte
     Gynäkologen ebenso wie Radiologen, Genetiker und Pathologen.

     Dank innovativer molekularer Diagnostik liegt nach wenigen Tagen
     ein detaillierter Steckbrief für den Tumor vor. Dies ist die Grundlage
     für die State-of-the-Art-Therapiestrategie der personalisierten
     Präzisionsonkologie.

     Obgleich bei der 43-jährigen Patientin kein erhöhtes Brustkrebsrisiko
     bekannt war, screenten Experten im Rahmen eines Forschungspro-
     jekts gut 160 Gene bei ihr. Denn bei mehr als einem Zehntel der un-
     ter 50-jährigen Patienten lassen sich genetische Veränderungen in der
     Keimbahn nachweisen, die eine erbliche Krebserkrankung aufdecken.
     Unmittelbar zugute kamen der Patientin schließlich pharmakogeneti-
     sche Untersuchungen, mit denen sich die Risiken von Interaktionen
     bei der weiteren medikamentösen Therapie ermitteln lassen.
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