Didaktische Unterlagen - Zyklus 3 Sekundarstufe II - Bernisches Historisches Museum
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Didaktische Unterlagen Zyklus 3 Sekundarstufe II O S .6.2022 T H 5 MY 4.11. 2021 — SAM U R A I ng Ann & Die Sammlu ier-Mueller Gabriel Barb /samurai h www.bhm.c u (Rüstung) © The Ann & Gabriel Barbie r-Mueller Gertsch / Marco Matti dō tōsei gusok n: Salzmann Nimaitachi Flowers; Desig ; Foto: Brad Museum, Dallas
Vorwort Liebe Kolleginnen und Kollegen Die Ausstellung «Mythos Samurai» erzählt die spektakuläre Geschichte und Kultur der Samurai und die damit verknüpfte Geschichte Japans. Die Geschichte des Alten Japans ist bekanntlich nicht Teil unserer Lehrpläne. Dennoch bietet die Ausstellung vielfältige Verbindungen zu Unterrichtsthemen unterschiedlicher Fächer an. Ein Ausstellungsbesuch ermöglicht zum einen Begegnungen mit zentralen Wesenszü- gen einer aussereuropäischen Kultur und bietet zum anderen zahlreiche Anknüp- fungspunkte, um über gesellschaftliche und machtpolitische Phänomene in ver- schiedenen Epochen und Kulturen nachzudenken. Die japanische Kultur übt seit jeher eine grosse Faszination auf Kinder und Jugend- liche aus und ist mit Mangas, Filmen und Serien oder Cosplays schon längst Teil unserer westlichen Lebenswelt geworden. Um einige Beispiele der Popkultur zu nennen: Hello Kitty, Pokémon (Go), Detective Conan, Naruto, One Piece oder Attack on Titan. Das begleitende Vermittlungsangebot richtet sich an alle Schulstufen. Das Thema «Mythos Samurai» wird fächerübergreifend behandelt und bietet Anknüpfungs- punkte sowohl für den Fachbereich Räume, Zeiten, Gesellschaften sowie Ethik, Religionen und Gemeinschaft. Aber auch zum Sprachunterricht oder zu gestalteri- schen Fächern können Bezüge hergestellt werden. Die didaktischen Unterlagen beinhalten Anregungen zur Gestaltung des selbstän- digen Besuchs sowie Informationen zur Vor- und Nachbereitung. Sie richten sich an Schulklassen des Zyklus 3 und der Sekundarstufe II und eröffnen unterschied- liche Perspektiven auf die Thematik. Wir wünschen Ihnen und Ihrer Klasse eine spannende Auseinandersetzung mit diesem facettenreichen Thema. Aline Minder Maria Iseli Leiterin Bildung & Vermittlung Mitarbeiterin Bildung & Vermittlung Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 2
Inhaltsverzeichnis Vorwort2 Inhaltsverzeichnis3 1 Über die Ausstellung 4 Über die Ausstellung 5 Ausstellungsplan6 Ausstellungstexte7 Zeitstrahl10 2 Unterlagen für Lehrpersonen 12 A Kompetenzen und Vermittlungsziele 13 B Vor dem Museumsbesuch – Ideen zur Vorbereitung 15 C Museumsbesuch – Interaktive Aufgabenkarten 17 D Nach dem Museumsbesuch – Ideen zur Nachbereitung 20 4 Anhang 21 Glossar22 Weiterführende Informationen 25 Impressum26 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 3
Über die Ausstellung Über die Ausstellung 5 Ausstellungsplan6 Ausstellungstexte7 1 Mythos Samurai 7 2 Krieger, Macht und Rüstungen 7 3 Wehrhafte Bauern – frühe Krieger 7 4 Diener und Militärbeamte 7 5 Militärische Herrscher 7 5a Frauen als Kriegerinnen 8 6 Waffenträger und Meisterkämpfer 8 7 Kultivierte Krieger 8 8 Kriegsherren und Söldner 8 9 Krieger mit Rang und Namen 8 9a Frauen des Kriegerstands 9 10 Beamte und tragische Figuren 9 11 Tradition und Fortschritt 9 12 Die Samurai als Projektionsfläche 9 13 Samurai sells! 9 Zeitstrahl10 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 4
Über die Ausstellung Mythos Samurai wie Mut, Gehorsam und Treue, die mit den Samurai Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller verbunden werden, andererseits die beeindruckende Ästhetik ihrer kriegerischen Ausrüstung. Die Geschichte der Samurai geht zurück ins 12. Jahr- Das Ehepaar Ann & Gabriel Barbier-Müller aus Dal- hundert, als diese sich von Dienern und einfachen las, Texas (USA) besitzt eine der weltweit bedeutends- Fusssoldaten des Kaisers zur regierenden Schicht ten Sammlungen von Rüstungen, Helmen, Masken und entwickelten. Zu Beginn als Barbaren verhöhnt, bewie- Pferde-Ausrüstungen der Samurai aus der Zeit vom 7. sen sie sich schon bald als exzellente Schwertkämpfer bis ins 19. Jahrhundert. In der Sammlung des Berni- und Bogenschützen. Sie entwickelten mit der Zeit ei- schen Historischen Museums befinden sich Waffen nen strengen Ehren- und Sittenkodex, der bereits im und Waffenbestandteile aus der Samurai-Zeit von in- frühen Alter erlernt werden musste. Die kunstvoll ge- ternationaler Bedeutung. fertigten Rüstungen gehörten zu ihrem Markenzei- Die Ausstellung «Mythos Samurai» zeigt die Höhe- chen, das Tragen der geweihten Schwerter war ihr punkte beider Bestände. Sie kann damit nicht nur ein Privileg. Bis zur Öffnung Japans gegenüber dem Wes- einmaliges visuell-ästhetisches Erlebnis bieten, son- ten in der Mitte des 19. Jahrhunderts prägten die Sa- dern entwirft gleichzeitig ein vielfältiges und facetten- murai die Geschichte des Landes. reiches Panorama von den Anfängen des Kriegertums Die Faszination der Samurai mit ihren Rüstungen über die ereignisreiche Herrschaft des Schwertadels und Waffen wirkt bis heute nach und weckt bei vielen bis zu den Spuren der Samurai in der modernen Pop- Menschen Emotionen. Einerseits sind es Eigenschaften kultur. Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 5
13 12 10 9 8 11 Ausstellungsplan 1 5 7 4 2 3 6 1 Mythos Samurai 8 Kriegsherren und Söldner 2 Krieger, Macht und Rüstungen 9 Krieger mit Rang und Namen 3 Wehrhafte Bauern – frühe Krieger 10 Beamte und tragische Figuren 4 Diener und Militärbeamte 11 Tradition und Fortschritt 5 Militärische Herrscher 12 Die Samurai als Projektionsfläche Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 6 Waffenträger und Meisterkämpfer 13 Samurai sells! 7 Kultivierte Krieger Informationsblatt 6
Ausstellungstexte Informationsblatt In diesem Kapitel finden Sie die wichtigsten 3 Wehrhafte Bauern – frühe Krieger Ausstellungstexte zur Vorbereitung oder zum Nachlesen. Die Nummern vor den Titeln Die Geschichte des japanischen Kriegertums beginnt verweisen auf den Ausstellungplan auf Seite 6. lange bevor der Schwertadel im 12. Jahrhundert die Macht an sich reisst. In den frühen Chroniken Japans werden wehrhafte Bergbauern erwähnt, die etwa ab dem 6. Jahrhundert 1 Mythos Samurai kriegerische Raubzüge unternehmen. In einzelnen Re- gionen bilden sich nach und nach mächtige militäri- Wer sind die Samurai? – Die legendären Krieger prä- sche Verbände. Diese nehmen auch polizeiliche Aufga- gen die Geschichte Japans über mehr als sieben Jahr- ben wahr. hunderte. Ihr Mythos erzählt von Tapferkeit und Loya- Ab dem 7. Jahrhundert bildet sich in Japan ein zen- lität, von Intrigen und erbarmungsloser Gewalt. Ihre tralisierter Beamtenstaat nach chinesischem Vorbild. zeitlosen Tugenden und die Ästhetik ihrer Rüstungen An dessen Spitze steht der Kaiser. Militärische Aufga- faszinieren bis heute. ben werden zunächst von wehrpflichtigen Bauern Die Ausstellung präsentiert die Geschichte der Sa- wahrgenommen. Ab 792 wird diese Milizarmee durch murai anhand ihrer Rüstungen und Waffen. Sie folgt berittene Spezialeinheiten ersetzt. den Anfängen des japanischen Kriegertums über die ereignisreiche, mehr als 700 Jahre dauernde Herr- schaft des Schwertadels bis zu den Spuren der Sa- 4 Diener und Militärbeamte murai in der modernen Populärkultur. Im Zentrum der Ausstellung stehen Leihgaben aus 1185 übernimmt der Schwertadel die Macht. Minamoto dem Ann & Gabriel Barbier-Mueller Museum in Dallas no Yoritomo, der Anführer eines mächtigen Familien- (USA). Das Sammlerehepaar hat in den vergangenen clans, lässt sich vom Kaiser den Titel Shōgun verlei- 30 Jahren eine der bedeutendsten Privatsammlungen hen. Er erhält das Recht, Lehen und Ämter zu vergeben zu Rüstungen der Samurai aufgebaut. Ergänzt werden und er verlegt den Regierungssitz nach Kamakura. Im die Leihgaben durch herausragende Waffen aus der neuen politischen System, dem Shōgunat, fallen dem Sammlung des Bernischen Historischen Museums. Kaiserhof lediglich untergeordnete Aufgaben zu. In den Provinzen liegt die Kontrolle weiterhin bei lokalen Machthabern. Diese stehen in einem direkten 2 Krieger, Macht und Rüstungen Treueverhältnis zum Shōgun und werden von einer eigenen Behörde kontrolliert. Die Herrschaft des Schwertadels beginnt im späten Am Ende der Kamakura-Zeit (1185 – 1333) gelingt es 12. Jahrhundert und endet 1868 mit der sogenannten dem Kaiser, für wenige Jahre seine Autorität wieder- Meiji-Restauration. Während dieser Zeit des Shōgunats herzustellen. Bereits 1336 sind jedoch die Samurai liegt die Macht nicht beim Kaiserhof, sondern beim wieder an der Macht. – Der Militärführer Ashikaga Ta- militärischen Oberbefehlshaber, dem Shōgun. kauji gründet ein neues Shōgunat im Stadtbezirk Mu- Prägend für das populäre Bild der Samurai sind vor romachi von Kyōto. allem die blutigen Schlachten des 15. und 16. Jahrhun- derts. In der von Frieden geprägten Edo-Zeit (1603–1868) geht aus dem Kriegerstand ein strenger Ehren- und 5 Militärische Herrscher Verhaltenskodex hervor. Die Samurai wandeln sich zu gesellschaftlichen Vorbildern. Als Krieger ohne Krieg 1185 übernimmt der Schwertadel die Macht. Minamoto enden jedoch viele auch als tragische Figuren. no Yoritomo, der Anführer eines mächtigen Familien- Sinnbildlich für die Geschichte der Samurai stehen clans, lässt sich vom Kaiser den Titel Shōgun verlei- ihre aufwendig gestalteten Rüstungen. Diese wider- hen. Er erhält das Recht, Lehen und Ämter zu vergeben spiegeln die militärischen, gesellschaftlichen und und er verlegt den Regierungssitz nach Kamakura. Im künstlerischen Entwicklungen jener Zeit. neuen politischen System, dem Shōgunat, fallen dem Kaiserhof lediglich untergeordnete Aufgaben zu. In den Provinzen liegt die Kontrolle weiterhin bei lokalen Machthabern. Diese stehen in einem direkten Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 7
Ausstellungstexte Informationsblatt Treueverhältnis zum Shōgun und werden von einer Position zu stärken und ihre Macht zur Schau zu stel- eigenen Behörde kontrolliert. len. In der militärischen Ausstattung spiegelt sich des- Am Ende der Kamakura-Zeit (1185 – 1333) gelingt es halb häufig die zivile Kultur der Samurai. dem Kaiser, für wenige Jahre seine Autorität wieder- Hauptsächlich ab dem 17. Jahrhundert entwickeln herzustellen. Bereits 1336 sind jedoch die Samurai sich Rüstungen immer mehr zu einer eigenen Kunst- wieder an der Macht. – Der Militärführer Ashikaga form – ihre Funktion als Schutzkleidung bleibt beste- Takauji gründet ein neues Shōgunat im Stadtbezirk hen, tritt aber in den Hintergrund. In den Gestaltungs- Muromachi von Kyōto. elementen der Rüstungen finden sich Motive aus Theater, Literatur oder Folklore, aber auch religiöse Symbole und fremdländische Elemente. 5a Frauen als Kriegerinnen Vereinzelt ziehen auch Frauen in die Schlacht. Als eben- 8 Kriegsherren und Söldner bürtige Kriegerinnen werden sie jedoch nie gesehen. Der «Weg des Kriegers» steht während der Herr- Während der zweiten Hälfte der Muromachi-Zeit schaft der Samurai nur den Männern offen. (1338 – 1573) flammen die Rivalitäten zwischen ein- Trotzdem finden sich in der japanischen Geschich- flussreichen Familienclans und mächtigen Lehnsher- te Kriegerinnen, die Berühmtheit erlangen. ren wieder auf. Viele der Daimyō haben sich am Regie- Die onna-bugeisha, weibliche Samurai, ziehen in rungssitz in Kyōto niedergelassen. Die Verwaltung der Krisenzeiten meist an der Seite der Samurai-Krieger Provinzen haben sie ihren Stellvertretern überlassen. in die Schlacht. Sie beherrschen die Kampftechnik mit Diese Stellvertreter, aber auch aufstrebende lokale der naginata-Stangenwaffe. Krieger, reissen die Macht an sich. Japan zerfällt in kleine, von lokalen Kriegerfürsten kontrollierte Herr- schaftsgebiete. 6 Waffenträger und Meisterkämpfer Während der Sengoku-Zeit (1467 – 1568), auch «Zeit der streitenden Reiche», gilt das Recht des Stärkeren. Das Langschwert katana ist der wichtigste Besitz eines Wer sich ein Schwert leisten kann und bereit ist, für Samurai und Zeichen seines Standes. Zusammen mit seine eigenes Territorium zu kämpfen, kann zum dem Kurzschwert wakizashi bildet es das geweihte Samurai werden. Die von Gewalt beherrschte Zeit ist Schwerterpaar daishō und wird während der Frie- prägend für das heute populäre Bild der Samurai. densperiode der Edo-Zeit (1603 – 1868) zum Symbol und Privileg des Kriegerstandes. Die Herstellung der Schwertklingen ist mit zahlreichen Regeln und Ritua- 9 Krieger mit Rang und Namen len verbunden und verlangt höchste Kunstfertigkeit. Im Arsenal der Krieger finden sich jedoch auch Nach der Mitte des 16. Jahrhunderts tritt eine neue andere Arten von Waffen. Manche sind für den direkten Generation von Kriegerfürsten auf. Den sogenannten Kampf vorgesehen, andere erfüllen religiöse Funktio- «Drei Reichseinigern» gelingt es im Verlauf der Mo- nen oder dienen als Statussymbole. moyama-Zeit (1573 – 1603), eine Periode brutaler Pfeil und Bogen, Lanze und Schwert bleiben auch Machtkämpfe zu beenden. nach der Einführung der ersten Gewehre im Jahr 1543 Danach hält das Tokugawa-Shōgunat während der die bevorzugten Waffen der Samurai. weitgehend konfliktfreien Edo-Zeit (1603 – 1868) die Zü- gel fest in der Hand. Die Grundlage von Macht und Frieden bilden weitsichtige soziale und politische Re- 7 Kultivierte Krieger formen. An der Spitze der Gesellschaft stehen die Sa- murai, die ihr Gewaltmonopol rigoros durchsetzen. Die Rüstungen der Samurai haben zwei Funktionen. Um den Frieden nachhaltig zu sichern, werden die Sie dienen einerseits als Schutzmontur und Erken- zerstrittenen Daimyō neu auf die Provinzen verteilt nungszeichen, andererseits als Ehrengeschenk und und zu aufwendigen repräsentativen Aufgaben ver- Statussymbol. pflichtet. Handels- und Reisebeschränkungen hemmen Die mächtigen Kriegerfürsten Daimyō streben da- Einflüsse aus dem Ausland. nach, durch die Förderung von Kunst und Kultur ihre Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 8
Ausstellungstexte Informationsblatt 9a Frauen des Kriegerstands wiederhergestellt. Die Verteidigung des Landes wird von einer neu gegründeten Armee übernommen. In der Kriegergesellschaft vor der Edo-Zeit haben Fortan dürfen die Samurai ihre Schwerter nicht Frauen eine vergleichsweise sichtbare gesellschaftli- mehr tragen. Doch nur wenige stellen sich den tiefgrei- che Stellung. fenden Umbrüchen entgegen. Die Herrschaft der Sa- Im Kriegsfall verteidigen sie Heim und Familie. murai ist endgültig zu Ende. In der Edo-Zeit ändern sich die Erwartungen an Ehefrauen und Mütter der Samurai grundlegend. In der patri archalischen Familienstruktur müssen sie sich 12 Die Samurai als Projektionsfläche dem Familienoberhaupt unterordnen. Im Zentrum ihres Alltags stehen der Haushalt und Zu Beginn der Meiji-Zeit (1868 – 1912) werden die Sa- die Erziehung der Kinder. In dieser Funktion helfen sie murai entwaffnet und der Kriegerstand aufgelöst. mit, die gesellschaftliche Ordnung zu stabilisieren. Schon bald darauf beginnt in Japan und der westlichen Zuerst benutzen die Männer die naginata auf dem Welt die Verklärung des einstigen Schwertadels. Schlachtfeld. In der Edo-Zeit wird die Waffe zum Sym- Mal ist es die gesamte Ära des Shōgunats, mal der bol für die Frauen des Schwertadels. Die Frauen lernen unerschütterliche Ehrenkodex der Samurai, der für bereits im Mädchenalter damit umzugehen. politische Zwecke missbraucht wird. Über das Medium der Fotografie werden die legen- dären japanischen Krieger auch im Westen zum Inbe- 10 Beamte und tragische Figuren griff des ehrenvollen Soldaten hochstilisiert. Nachdem japanisches Kunsthandwerk gegen Ende des 19. Jahr- Die Samurai besitzen während der Edo-Zeit hunderts ins Rampenlicht der grossen Weltausstellun- (1603 – 1868) das Waffenmonopol. Als Krieger ohne gen gelangt ist, werden auch die Rüstungen und Waf- Krieg verbringen die Samurai ihre Zeit jedoch zuneh- fen der Samurai zu weltweit begehrten Handelsgütern. mend in der Verwaltung der Städte. Da ihr Einkommen aufgrund ihres militärischen Ranges weiterhin fest zugeteilt ist, leben viele von ihnen in Armut. 13 Samurai sells! Gleichzeitig wird von ihnen erwartet, dass sie der Gesellschaft als Vorbilder dienen. Sie werden angehal- Die Samurai-Kultur und ihre Ästhetik werden weltweit ten, sich in Kriegskunst, Literatur und Wissenschaft von unzähligen Subkulturen aufgenommen und be- fortzubilden und ein diszipliniertes Leben zu führen. ständig neu interpretiert. Für hochrangige Samurai wird es immer wichtiger, Die Spuren der Krieger finden sich in japanischen den eigenen Status im Alltag zur Schau zu stellen. In Manga-Comics und Anime-Filmen genauso wie in Ki- den Städten blüht das Kunsthandwerk, die Vergnü- nofilmen und Computerspielen. Die Ratgeberliteratur gungsviertel florieren. Mit Anti-Luxus-Gesetzen ver- und die Spielzeugindustrie bedienen sich gleichermas- sucht die Regierung vergeblich, die zunehmende Ver- sen am Mythos der Samurai. schuldung der Samurai in den Griff zu bekommen. Quellen der Inspiration sind die Ästhetik der Rüs- tungen und die Lehrsätze des Bushidō. Daneben faszi- nieren die schon zur Zeit der Kriegerherrschaft belieb- 11 Tradition und Fortschritt ten Erzählungen über Helden und Kriegskünste. Zwischen Kriegerpathos, Kitsch und Kommerz gerät In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kommt es im die wechselvolle, teils tragische Geschichte des japa- Tokugawa-Shōgunat vermehrt zu sozialen Unruhen. nischen Kriegertums in Vergessenheit. 1853 erzwingen amerikanische Schiffe schliesslich die Mit welchen Elementen des heutigen Samurai-Kults Öffnung japanischer Häfen für den internationalen würden sich die japanischen Krieger wohl noch identi- Handel. Ungleiche Freundschafts- und Handelsverträ- fizieren? ge, die das Shōgunat in der Folge unterzeichnet, haben weitreichende politische Folgen. Einige Daimyō sehen die Chance gekommen, die Herrschaft des Shōgunats loszuwerden. In der soge- nannten Meiji-Restauration von 1868 werden die Stan- desprivilegien aufgehoben und die kaiserliche Macht Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 9
MOMOYAMA EDO MEIJI TAISHŌ SHŌWA HEISEI REIWA 1573–1603 1603 – 1868 1868 – 1912 1912 – 1926 1926 – 1989 1989 – 2019 seit 2019 Zeitperiode Ereignisse. Nach einem Jahrhundert des Kriegs erblüht In der Friedenszeit erblüht die Kultur weiter. 1868 Zeitstrahl eine opulente und dynamische Kunst und der Japan führt die Politik des «Geschlossenen Beginn der Meiji-Restauration. Einfluss der westlichen Kultur nimmt in Landes» ein, die nur diplomatische Beziehun- 1869 Japan zu. gen mit China, Korea und Holland erlaubt. Edo wird umbenannt in Tōkyō. 1582 1603 1876 Toyotomi Hideyoshi ergreift die Macht und Shōgun Tokugawa Ieyasu erhebt Edo (Tōkyō) Ein Gesetz verbietet das Tragen von errichtet sein Hauptquartier in Momoyama. zur Hauptstadt. Schwertern. 1592 und 1596 1615 Japanische Streitkräfte fallen in Korea ein. Ōsaka fällt an die Tokugawa. Die Macht des Shōgunats ist endgültig gesichert. 1600 Ereignisse der Tokugawa Ieyasu siegt in der Schlacht von 1853 japanischen Geschichte Sekigahara und wird mächtigster militäri- Kommodore Matthew Perry bringt US-ameri- scher Führer. kanische Schiffe nach Edo. Japan öffnet sich dem internationalen Handel. 1588 um 1600 – 18. Jh. 1848 Die Engländer bezwingen die spanische Zeit des Barocks in Kunst und Gründung moderner Bundesstaat mit Armada. Architektur. liberaler Bundesverfassung, Bern wird zur Bundesstadt ernannt. 1596 1618 – 1648 Niederländische Schiffe erreichen Dreissigjähriger Krieg; nach dem West 1878 Sumatra und Java. fälischen Frieden löst sich die Eidgenossen- Weltausstellung in Paris und Beginn des schaft vom Reichsgericht und wird souverän. Japonismus in der europäischen Kunst. 1600 Gründung der Britischen Ostindien-Kompanie. 1619 Die Niederländer übernehmen Ostindien. 1602 Gründung der Niederländischen 1644 – 1912 Ostindien-Kompanie. Qing-Dynastie in China. 18. Jh. Beginn der Industriellen Revolution. 1768 – 1780 Südseereisen von James Cook. ausserhalb Japans 1798 Historische Ereignisse Einmarsch der Franzosen in Bern. 1789 Französische Revolution. 1798 – 1803 Helvetische Republik mit Verfassung nach französischem Vorbild. 1814 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum Wiener Kongress; Europa wird neu aufgeteilt und die Schweiz erhält ihre bis Die japanische Geschichte ist in Zeitperioden unterteilt. Diese sind meist nach den jeweiligen Hauptstädten oder den Familien der Machthaber benannt. Die Zeittafel zeigt die wichtigsten Zeitperioden und historischen heute gültige Landesgrenze. Informationsblatt 10
JŌMON YAYOI KOFUN ASUKA NARA HEIAN KAMAKURA NANBOKUCHŌ MUROMACHI um 12.500 – um 300 v. Chr.– um 250 – 538 538 – 710 710 – 794 794 – 1185 1185 – 1333 1333 – 1392 1392 – 1573 300 v. Chr. 250 n. Chr. ZEIT DER STREITENDEN REICHE Zeitperiode 1467 – 1568 Jäger-und-Samm- Aus China und Grosse Militärstaa- Asuka wird Haupt- Nara wird Haupt- Die Macht zentrali- Minamoto no Yorito- Zeit der Kriege zwi- Die Hauptstadt wird wieder zurück nach Kyōto ler- Korea ten entstehen; ihre stadt. stadt. Der Buddhis- siert sich um den mo gründet das schen Kaiser und verlegt; Zen-Buddhismus wird vom Gesellschaft; Her- erreichen Techniken Herrscher werden in mus breitet sich kaiserlichen Hof in Kamakura- Samurai. Ashikaga-Shōgunat gefördert. 645 stellung von auf- des Reisanbaus und grossen Hügelgrä- weiter aus. Kyōto. Shōgunat und wird Der Hof ist geteilt in 1466 – 1477 Die Taika-Reformen wendigen Töpferei- der bern (kofun) beige- erster Shōgun. den Nördlichen und Ōnin-Krieg: Konflikte zwischen den Krieger- stärken die Macht Die Seidenstrasse in 1180 – 1185 en. Diese zeigen Metallverarbeitung setzt. Weitere Tech- den fürsten der Samurai (Daimyō), kommen auf des Kaiserhofs. China ermöglicht Genpei-Krieg zwi- Samurai überneh- eine skulpturale Japan. Kleine Stadt- nologien vom Südlichen Hof, bis in den Provinzen. Die Daimyō gewinnen an den Einfluss weite- schen den Minamoto men die Regie- Formgebung und staaten entstehen. Festland erreichen der Südliche Kaiser Macht, das Shōgunat wird geschwächt. rer Kulturen in und Taira. rungsgewalt und eingeritzte Muster Japan. 1392 zugunsten des Japan. machen neue Kunst- 1543 Nördlichen Kaisers um 405 formen populär. Als erste Europäer kommen portugiesische 720 abdankt und Japan Die chinesische Seeleute nach Japan. Feuerwaffen werden ein- vereint wird. Ereignisse der Das Nihonshoki, die 1274 und 1281 Schrift wird über- geführt. erste Reichsge- Gescheiterte Invasi- japanischen Geschichte nommen. Die Zen-Kultur er- schichte onsversuche der 1549 reicht Japan. um 552 Japans, wird ver- Mongolen in Japan. Das Christentum erreicht Japan. Der Buddhismus er- fasst. 1568 reicht Japan. Der mächtige Daimyō Oda Nobunaga übernimmt die Kontrolle über Kyōto. um 3000 v. Chr. 336 – 323 v. Chr. 395 581 – 618 768 – 814 918 – 1392 12.–16. Jh. 1337 – 1453 1470 Frühe Hochkulturen Herrschaft Alexan- Das Byzantinische Sui-Dynastie in Karl der Grosse Goryeo-Dynastie in Gotische Kunst und Hundertjähriger Gründungslegenden von Wilhelm Tell und dem entwickeln sich in ders des Grossen. Reich etabliert sich. China. herrscht als König Korea. Architektur. Krieg Rütlischwur werden erstmals verschriftlicht. Mesopotamien und des Fränkischen in Europa. 2. Jh. v. Chr. 6.–7. Jh. 618 – 907 960 – 1279 1206 – 1271 1492 Ägypten. Reichs, dann als Helvetier leben im Alemannen besie- Tang-Dynastie in Song-Dynastie in Mongolisches Reich. 1348 Kolumbus erreicht Amerika. um 2000 v. Chr. Kaiser des Römi- schweizerischen deln in kleinen China. China. Ausbruch der Pest Pferde werden in schen Reiches. 1271 – 1368 1498 Mittelland. Gruppen das in Westasien einge- 622 – 750 um 10. Jh.–um 1200 Kublai Khan gründet Vasco da Gama erreicht Indien. schweizerische Mit- Europa. führt. 206 v. Chr.–220 Islamische Expansi- Romanische Kunst die Yuan-Dynastie. telland. 1513 n. Chr. on. und Architektur. 1353 um 1600 v. Chr. um 1271 Dreizehn Orte bilden für 300 Jahre die Alte Eid- Han-Dynastie Bern wird Teil der Die Shang-Dynastie 676 – 935 1191 Marco Polo genossenschaft. herrscht in China. Schweizer Eidge- etabliert sich in Das Reich Silla ver- Gründung der Stadt durchreist Asien. nossenschaft. 1517 China. 27 v. Chr. eint die Staaten der Bern. 1291 Die ersten Portugiesen erreichen China. Beginn des Römi- koreanischen Halb- 1368 – 1644 1300 – 1100 v. Chr. Bundesbrief der schen Kaiserreichs. insel. Ming-Dynastie in 16. Jh. Die Nutzung von Kantone Uri, Schwyz China. Zeit der Reformation. Eisen in Westasien 220 – 289 n. Chr. und nimmt zu. Zeit der Drei Reiche Nidwalden. 1392 – 1910 ausserhalb Japans 5. Jh. v. Chr. in China. Joseon-Dynastie in Historische Ereignisse 1299 Der Buddhismus Korea. Gründung des breitet sich in Indien Osmanischen 14. Jh. aus. Reichs. Beginn der Renais- sance in Italien. Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 11
Unterlagen für Lehrpersonen A Kompetenzen und Vermittlungsziele 13 B Vor dem Museumsbesuch – Ideen zur Vorbereitung 15 C Museumsbesuch – Interaktive Aufgabenkarten 17 D Nach dem Museumsbesuch – Ideen zur Nachbereitung 20 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 12
A Kompetenzen und Vermittlungsziele Informationsblatt Angebote für Schulen und Lehrpersonen Wichtigste Lehrplanbezüge Führungen und Eintritt ins Museum sind für Schulklassen aus der ganzen Schweiz kostenlos. Zyklus 3 (Lehrplan 21) Lehrpersonen, die einen Museumsbesuch RZG.6 Weltgeschichtliche Kontinuitäten und vorbereiten möchten, erhalten ebenfalls freien Umbrüche erklären Eintritt. 6.1 Die SuS können die Geschichte vom Beginn der Sämtliche Angebote sind auf der Webseite ersicht- Neuzeit bis heute in ausgewählten lich: https://www.bhm.ch/samurai_schulen Längsschnitten erzählen. 6.2 Die SuS können Kontinuitäten und Umbrüche im Newsletter Bildung & Vermittlung 19. Jahrhundert charakterisieren. Der Newsletter informiert Sie zweimal jährlich über 6.3 Die SuS können ausgewählte Phänomene der aktuelle Ausstellungen und Vermittlungsangebote: Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts https://www.bhm.ch/de/head/newsletter-bv/ analysieren und deren Relevanz für heute erklären. Kompetenzen und Vermittlungsziele RZG.7 Geschichtskultur analysieren und nutzen 7.1 Die SuS können sich an ausserschulischen Vermittlungsziele der Ausstellung geschichtlichen Bildungsorten zurechtfinden und Die Schülerinnen und Schüler (SuS) … sie zum Lernen nutzen. – lernen die Samurai als wichtigen Teil der japanischen 7.2. Die SuS können Geschichte zur Bildung und Geschichte kennen. Unterhaltung nutzen. – erkennen, dass es «den Samurai» nicht gibt, dass dieser Begriff komplex ist und je nach Zeit und Epo- ERG.1 Existentielle Grunderfahrungen reflektieren che neu kontextualisiert werden muss. 1.1 Die SuS können menschliche Grunderfahrungen – erhalten Einblick in die Ära der Samurai als streng beschreiben und reflektieren. hierarchisch organisierte, gewaltsam durchgesetzte 1.2 Die SuS können philosophische Fragen stellen Militärherrschaft - jenseits des populär überlieferten und über sie nachdenken. Bildes. – gewinnen einen Überblick über die verschiedenen ERG.2 Werte und Normen klären und Waffen der Samurai, deren Verwendung und histori- Entscheidungen verantworten sche Entwicklung. 2.1 Die SuS können Werte und Normen erläutern, – erhalten Einblicke in die spektakuläre Vielfalt und prüfen und vertreten. Perfektion des japanischen Kunsthandwerks, seiner 2.2 Die SuS können Regeln, Situationen und Künstler und deren Inspirationsquellen. Handlungen hinterfragen, ethisch beurteilen und – erfahren, dass die Geschichte und Kultur der Sa- Standpunkte begründet vertreten. murai mit zahlreichen Mythen, Stereotypisierungen und Idealisierungen belegt ist, weshalb die Unter- ERG.3 Spuren und Einfluss von Religionen in Kultur scheidung zwischen Realität und Fiktion schwierig und Gesellschaft erkennen ist. 3.1 Die SuS können religiöse Motive im Alltag und in – realisieren, dass die Samurai einen grossen Einfluss kulturellen Werken erkennen und einschätzen, auf die japanische Geschichte und die westliche wie Religionen in Medien dargestellt werden. Wahrnehmung von Japan hatten, der bis in heutige 3.2 Die SuS können Rolle und Wirkungen von Vorstellungen nachwirkt. Religionen und Religionsgemeinschaften in gesellschaftlichen Zusammenhängen einschätzen. Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 13
A Kompetenzen und Vermittlungsziele Informationsblatt ERG.4 Sich mit Religionen und Weltsichten – Historizitätsbewusstsein: Was bleibt über längere auseinandersetzen Zeiträume – was verändert sich? 4.2 Die SuS können religiöse Praxis im – Identitätsbewusstsein: Wer bin ich – wer sind wir lebensweltlichen Kontext erläutern. – wer sind die andern? 4.4 Die SuS können sich in der Vielfalt religiöser – Politisches Bewusstsein: Wer herrscht – wer wird Traditionen und Weltanschauungen orientieren beherrscht? und verschiedenen Überzeugungen respektvoll – Ökonomisch-soziales Bewusstsein: Wer ist arm – begegnen. wer ist reich? Warum ist das so? 4.5. Die SuS können Weltsichten und Weltdeutungen – Moralisches Bewusstsein: Was ist richtig – was ist reflektieren. falsch? ERG.5 Ich und die Gemeinschaft – Leben und Berufsschulen (Rahmenlehrplan für den Zusammenleben gestalten allgemeinbildenden Unterricht) 5.2 Die SuS können philosophische Fragen stellen 5.3 Aspekt Kultur und über sie nachdenken. A Sich mit dem Einfluss von kulturellen 5.5 Die SuS können verschiedene Lebenslagen und Ausdrucksformen auseinandersetzen Lebenswelten erkunden und respektieren. B Lebensthemen bearbeiten C Einen Dialog über Kunst und Wirklichkeit führen BG.1 Wahrnehmung und Kommunikation D Eigene Gestaltungs- und Ausdrucksfähigkeit 1.A.2 Die SuS können Bilder wahrnehmen, erweitern beobachten und darüber reflektieren. 1.A.3 Die SuS können ästhetische Urteile bilden und begründen. BG.3 Kontexte und Orientierung 3.A.1 Die SuS können Kunstwerke aus verschiedenen Kulturen und Zeiten sowie Bilder aus dem Alltag lesen, einordnen und vergleichen. 3.B.1 Die SuS können Wirkung und Funktion von Kunstwerken und Bildern erkennen. Gymnasium (Lehrplan 2017 Kanton Bern) Geschichte 3.1 Zyklus 1 GYM1 / GYM2 Zeitgeschichte – historische Bedingtheit der Gegenwart 3.2 Zyklus 2 GYM3 / GYM4 Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg Die Welt im 21. Jahrhundert Fachdidaktische Grundsätze Der Ausstellungsbesuch trägt zur Entwicklung und Festigung eines historischen Bewusstseins bei. Folgende Kategorien werden dabei erfahrbar gemacht: – Temporalbewusstsein: Was war früher – was ist heute – was wird morgen sein? – Wirklichkeitsbewusstsein: Was ist real – was ist virtuell – was ist imaginär? Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 14
B Vor dem Museumsbesuch Ideen zur Vorbereitung Emojis Teigtasche gyōza geschabtes Eis kakigōri Lachende, weinende, wütende Gesichter, Handzeichen Aubergine, jap. Glückssymbol oder Tiere – Emojis sind heute kaum mehr wegzuden- Essstäbchen Flasche für Reiswein sake ken aus unserer Kommunikation. Woher kommen die bunten Zeichen eigentlich? Und was haben sie mit Ja- Teetasse pan zu tun? Videospiel-Controller Magnetschwebebahn Variante 1: Die SuS suchen auf ihren Smartphone- japanisches Schloss ⛩ Tastaturen sämtliche Emojis, die ihrer Meinung nach japanisches Postamt etwas mit Japan zu tun haben. Anschliessend integrie- Shinto-Schrein ren sie 4 – 5 dieser Emojis in eine Bildergeschichte. Berg Fuji Mondfest Variante 2: Die SuS schreiben ihre Einschätzung der japanische Puppen Bedeutung neben das jeweilige Emoji. Laterne Blüte mit Glückwünschen Yen-Scheine Der Begriff «Emoji» stammt aus dem japanischen Geldwechsel Yen–Dollar und setzt sich zusammen aus e, (絵 Bild) und moji japanische Neujahrsdekoration (文字 Charakter). Die ersten Emojis entstanden ver- Karpfen-Luftschlange mutlich bereits 1997. Die heute bekannten und belieb- Tanabata-Baum ten Emojis gehen zurück auf die 1999 veröffentlichten Bösewicht tengu Emojis des japanischen Designers Shigetaka Kurita. Dämon oni ♨ heisse Quelle onsen Seine Idee war es, eine einfachere Kommunikations- Symbol für Anfänger:innen shoshinsha weise zu schaffen. Zwar gab es in den 1990er-Jahren bereits sogenannte kaomoji, wie z. B. (´。• ᵕ •。`) oder Verbeugung ٩(◕‿◕)۶. Diese waren jedoch aufwändiger einzuset- zen, denn es dauerte sehr lange, um sie zu schreiben. Diverse japanische Zeichen, z. B. für: Der japanische Ursprung der Emojis ist der Grund Aufwärtstrend des Yen dafür, weshalb es so viele Emojis gibt, die etwas mit ausgebucht Japan zu tun haben. akzeptabel bestanden (Note) Beispiele von Emojis mit Japan-Bezug: Bewerbung ㊙ Dienstleistung Umriss von Japan Geheimnis ㊗ jap. Fahne geöffnet Ninja Glückwunsch Kirschblüte hier Kimono kostenlos Sushi monatlicher Betrag Bentobox nicht kostenlos Reisball onigiri Rabatt Reisschale reserviert Reiscracker senbei Schnäppchen Fischkuchen naruto unzulässig Eintopf oden Vakanz Klebreisbällchen dango Curry Die Darstellung der Emojis kann je nach Nudelsuppe ramen Betriebssystem variieren. heisser Topf nabe 15
B Vor dem Museumsbesuch Ideen zur Vorbereitung Ausstellungsplakat Die Lehrperson druckt das Ausstellungsplakat im Dos- sier «Druckvorlagen» aus oder projiziert es. Im Plenum besprechen die SuS dieses anschliessend: – Was kann man auf dem Plakat erkennen? – Was für eine Ausstellung erwarten die Schülerinnen und Schüler? –S pricht sie das Plakat an? Im Folgenden skizzieren die SuS in Kleingruppen oder zu zweit eine Ausstellung mit dem Titel «Mythos Samurai», die zum Plakat passt. – Welche Themen würden sie ausstellen und wie würden sie diese präsentieren? – Welche Hauptaussagen würde die Ausstellung trans- portieren? Zeitbedarf 45’ Benötigtes Material Ausstellungsplakat im Dossier «Druckvorlagen» Bilder im Kopf – Was wissen die SuS bereits über Samurai? Woher haben sie dieses Wissen? (TV, Netflix, Internet, Games, Bücher etc.) – Die SuS erstellen eine Liste von A bis Z und schreiben zu möglichst vielen Buchstaben einen passenden Begriff zum Thema «Japan» und /oder «Samurai» auf. – Die SuS durchsuchen verschiedene Social-Media- Kanäle nach dem Hashtag #samurai. Welche Bilder oder Videos finden sie? Welche weiteren # werden jeweils verwendet? Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 16
C Museumsbesuch Interaktive Aufgabenkarten Didaktische Inputs Die Auftragskarten im Dossier «Druckvorlagen» eignen sich zur selbstständigen Besichtigung der Ausstellung mit Schulklassen des Zyklus 3 und der Sekundarstufe II. Arbeit in der Ausstellung: Ablauf Gemeinsame Orientierung in der Arbeit in den Gemeinsamer Rundgang Gemeinsamer Abschluss Einführung Ausstellung Kleingruppen Kleingruppen Mythos aufdecken, Vorwissen abholen, einzelne Stationen Entdecken und präsentieren Gegenwartsbezug thematische anschauen und Erarbeiten mittels Erkenntnisse herstellen, Blitz- Einstimmung Kleingruppen einteilen Aufgabenkarten 40 Minuten lichtrunde abhalten 10 Minuten 10 Minuten 20 Minuten 10 Minuten Methode der Aufträge in der Ausstellung Hinweis Audioguide Die Aufträge in der Ausstellung sind für zwei unter- Der Audioguide durch die Ausstellung bietet ein sinn- schiedliche Leistungsniveaus konzipiert. Niveau 1 rich- liches Hörerlebnis mit exklusiven Kuratoren-Inputs, tet sich an Schulklassen des Zyklus 3 und fokussiert vielen Hintergrundgeschichten und spannenden Anek- auf konkrete Ausstellungsinhalte. doten aus der Welt der Samurai. Der Audioguide kann aufs eigene Smartphone heruntergeladen werden: Niveau 2 eignet sich für Gruppen der Sekundarstufe II. https://bit.ly/samurai-audioguide Die darin enthaltenen Aufträge laden zur freieren Er- Alternativ sind Audioguide-Geräte auch zur kostenlo- kundung und Analyse der Ausstellungsräume ein und sen Ausleihe an der Kasse erhältlich. thematisieren die unterschiedlichen Rollen der Samurai. Aufbau und Inhalt der Aufgabenkarten Die Aufgabenkarten beinhalten folgende Informationen und Aufträge: – Hinweis auf eine Audioguide-Station inkl. dazuge hörige Fragen – Objektbetrachtungen und Suchaufträge im Raum – Aufgaben und Fragestellungen mit Gegenwartsbezug –A nleitung zur Vorbereitung einer Präsentation im Plenum – Orientierung im Raum 1 La prince sse Fle ur de cer isier Écoutez l’enregis trement no 6 du guide audi o. 5' Dessinez ici N1 bulles avec les deux princess Quelle fleur échanger les paroles qu’e es. Ajou ter des choix d’un choisiriez-vous lles pour e croix : ? Marquez : raient 5' votre une fleur épan finira par ouie et se fane qui sent r. bon, mais une fleur qui épanouie finira par et qui sent rimer se fane bon, mais Documents à imp r. qui Préparez desjeuninjas N1 Niveau 1 3 Le mystère l’his un bref toire de de devant la princess rôles et représen la classe. e Fleur tez de ceris 10' ier 5' Allez à l'arrière de la salle et mettez vos talents 3' Écoutez l’enregistrement no 16 du guide audio. de combat à l'épreuve. Coupez les boules de feu qui roulent vers vous avec des mouvements Répondez aux questions : de bras agiles. – Qu’est-ce qui distingue un ninja d’un samouraï ? – Quelles sont les aptitudes requises d’un ninja ? – Que savez-vous des ninjas ? Quel est à votre avis le message essentiel de 5' – Pourquoi en sait-on si peu sur eux ? cette salle ? Préparez un bref exposé (3 minutes au maximum) et présentez vos résultats et vos observations à la classe. pli Quelles armes de cette salle donneriez-vous à 5' deuxième un ninja pour son équipement ? En faudrait-il encore d’autres ? Quelles sont vos aptitudes particulières ? Entre 2' vous, dites quelle qualité vous admirez chez premier pli l’autre. deuxième pli premier pli 6 16 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 17
C Museumsbesuch Interaktive Aufgabenkarten Themenübersicht Niveau 1 (Zyklus 3) Thema Schwerpunkte Lernziele Audio- guide-Nr. Gemeinsamer Einstieg Vorwissen und Die SuS teilen ihr Vorwissen und - Erwartungen aktivieren eigene Bilder im Kopf. 1 Prinzessin Kirschblüte Vergänglichkeit Die SuS erleben die weltferne, 6 Wehmut poetische, aber auch apokalyptische und wehmütige Grundstimmung am Kaiserhof. 2 Das Schwert des Samurai Waffenherstellung Die SuS erhalten einen Überblick 14 Kampftechniken über die Verwendung und histori- sche Entwicklung der verschiedenen Samurai-Waffen. Sie lernen, dass die Herstellung eines Samurai-Schwerts sehr aufwendig ist. 3 Mysterium Ninja Geheime Techniken Die SuS lernen die mysteriösen 16 Mysterium Ninja-Kämpfer kennen. 4 Rüstung eines Samurai Funktion der Die SuS erfahren, wie die Einzelteile 17 Rüstung einer Rüstung benannt sind, welche Kunsthandwerk Funktion sie haben und wie sie zur vollständigen Rüstung kombiniert werden. 5 Kindheit und Erziehung Kindheit Die SuS erkunden die Lebenswelt Audio- Bildung der jungen Samurai und können Klappe* Erziehung Bezüge zu ihrem eigenen Alltag Geschlechterrollen herstellen. 6 Rolle der Frauen Frauen im Krieger- Die SuS erfahren, dass es nicht 27 stand nur männliche Samurai gab und Familienstrukturen beschäftigen sich mit unterschiedli- chen Rollenbildern. 7 Alltag in der Edo-Zeit Langeweile Die SuS hören unterschiedliche Audio- Alltag Perspektiven aus dem Alltagsleben Klappe* der Edo-Zeit. Gemeinsamer Abschluss Kommerzialisierung Die SuS kombinieren «Das Ende - Popkultur der Samurai» mit der Frage danach, Fiktion vs. Realität inwiefern diese auch heute noch weiterleben. * nur in der Ausstellung zu hören Klappen 27 6 17 14 16 18
C Museumsbesuch Interaktive Aufgabenkarten Themenübersicht Niveau 2 (Sek II) Thema Schwerpunkte Lernziele Audio- guide-Nr. Gemeinsamer Einstieg Vorwissen und Die SuS teilen ihr Vorwissen und – Erwartungen aktivieren eigene Bilder im Kopf. 1 Militärische Herrscher und loyale Macht Die SuS realisieren, dass die Ära der 8 9 Krieger Hierarchien Samurai eine streng hierarchisch organisierte und gewaltsam durch- gesetzte Militärherrschaft jenseits des populär überlieferten Bildes war. 2 Das Schwert des Samurai Waffenherstellung Die SuS erhalten einen Überblick 15 Kampftechniken über die Verwendung und historische Entwicklung der verschiedenen Samurai-Waffen. Sie lernen, dass die Herstellung eines Samurai-Schwerts sehr aufwendig ist. 3 Mysterium Ninja Geheime Techniken Die SuS lernen die mysteriösen 16 Mysterium Ninja-Kämpfer kennen. 4 Rüstung eines Samurai Funktion der Die SuS erfahren, wie die Einzelteile 17 Rüstung einer Rüstung benannt sind, welche Kunsthandwerk Funktion sie haben und wie sie zur vollständigen Rüstung kombiniert werden. 5 Rolle der Frauen Frauen im Krieger- Die SuS erfahren, dass es nicht 11 stand nur männliche Samurai gab und Familienstrukturen beschäftigen sich mit unterschiedli- chen Rollenbildern. 6 Alltag in der Edo-Zeit Ehrenkodex Die SuS setzen sich mit dem Ehren- 28 kodex der Samurai, dem bushidō, auseinander. 7 Ende der Samurai-Ära Propaganda Die SuS erfahren, wie die Meiji- 31 Ende der Samurai- Restauration die Zeit der Samurai Ära beendete und dass die einstigen Helden nicht mehr erwünscht waren. Gemeinsamer Abschluss Kommerzialisierung Die SuS kombinieren «Das Ende – Popkultur der Samurai» mit der Frage danach, Fiktion vs. Realität inwiefern diese auch heute noch weiterleben. 31 28 9 8 17 11 15 16 19
D Nach dem Museumsbesuch Ideen zur Nachbearbeitung Die Druckvorlagen stehen auf der Webseite des Ausstellungskritik Museums zum Download zur Verfügung: https://www.bhm.ch/samurai_schulen Ausstellungen zeigen nur eine begrenzte Auswahl an Objekten und Ausschnitten aus der Vergangenheit und Kirschblütenlied singen entwerfen dadurch ein bestimmtes Bild einer Thematik. Im Rahmen einer Ausstellungskritik nehmen die Zum musikalischen Ausklang des Themas kann den SuS die in der Ausstellung gespiegelte Geschichtskul- SuS das Anhören des traditionellen japanischen Volks- tur in den Blick und «dekonstruieren» das Museum als liedes «Sakura, Sakura» aufgetragen werden. Auch Lernort. Dazu schreiben die SuS eine Ausstellungskri- mitsingen ist natürlich erlaubt. Wie bringen sie das tik an die Verantwortlichen des Museums. Folgende Lied mit der Ausstellung in Verbindung? Fragen dienen zur Orientierung: – Was wird dir in Erinnerung bleiben? Warum? Version mit Text: – Was hat dir gefallen? Was hat dir nicht gefallen? https://www.youtube.com/watch?v=utPawQuu-GI – Wie beurteilst du die Auswahl der gezeigten Objekte? Version ohne Text: – Wie wird das Thema «Mythos Samurai» insgesamt https://www.youtube.com/watch?v=AK51LblcEOw dargestellt? – Fehlt etwas? Zeitbedarf 30’ – Würdest du die Ausstellung weiterempfehlen? Benötigtes Material Liedblatt im Dossier Warum? Warum nicht? «Druckvorlagen» – Mit welchem Werbeslogan würdest du die Ausstel- lung anpreisen? Zitate diskutieren (Sek II) Das Museum ist an der Kritik der Schülerinnen und Schüler sehr interessiert! Senden Sie diese bitte mit Die in der Ausstellung aufgeführten Zitate können zum dem Betreff «Ausstellungskritik zu Mythos Samurai» Abschluss als weiterführende Diskussionsgrundlage an vermittlung@bhm.ch. eingesetzt werden. Zeitbedarf 30’ Benötigtes Material: Zitate-Karten im Dossier «Druckvorlagen» Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 20
Anhang Glossar22 Weiterführende Informationen 25 Impressum26 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 21
Glossar bu / bun Von den Samurai wurde erwartet, dass sie nicht nur die Kunst des Krieges (bu), sondern auch in Dichtkunst und Gelehrsamkeit (bun) bewandert waren. Es galt die Regel, die «Künste des Friedens» mit der linken Hand und die «Künste des Krieges» mit der rechten Hand zu praktizieren. bushidō «Weg des Kriegers», Bezeichnung des Ehrenkodex der japanischen Krieger. Dieser basiert auf sieben grundlegenden Tugenden: Mut, Respekt, Güte, Ehrbewusstsein, Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit und Treue. Er prägt das populäre Bild der Samurai bis heute. daimyō Daimyō bedeutet übersetzt «grosser Name». Die lokalen Samurai-Fürsten wurden Daimyō genannt, denn sie waren mit grosser Macht, viel Prestige und enormem Reichtum ausgestattet. katana Das Langschwert katana ist der wichtigste Besitz eines Samurai und Zeichen seines Standes. Zusammen mit dem Kurzschwert wakizashi bildet es das geweihte Schwerterpaar daishō und wird während der Friedensperiode der Edo-Zeit (1603 – 1868) zum Symbol und Privileg des Kriegerstandes. Die Herstellung der Schwertklingen ist mit zahlreichen Regeln und Ritualen verbunden und verlangt höchste Kunstfertigkeit. kamikaze Der Begriff geht auf Mongoleneinfälle von 1274 und 1281 zurück. Die Mongolen ver- suchten damals, Japan zu erobern. In beiden Fällen zwangen plötzlich aufkommen- de Stürme die mongolische Flotte zum Rückzug. Die Stürme wurden als göttliche Fügung interpretiert und als «Götterwind» (kamikaze) bezeichnet. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Begriff für eine japanische Spezialangriffstruppe mit Selbst- mordkommando verwendet: Die kamikaze-Piloten stürzten sich auf amerikanische Schiffe. Meiji-Restauration Die sogenannte Meiji-Restauration von 1868 beendete die Herrschaft der Samurai. Standesprivilegien wurden aufgehoben und die kaiserliche Macht wiederherge- stellt. Die Samurai wurden entwaffnet und der Kriegerstand aufgelöst. mon / kamon Die Familienwappen symbolisieren traditionell die familiäre Abstammung. Sie zie- ren Rüstungen und Helme und dienen der Unterscheidung verschiedener Truppen auf dem Schlachtfeld. Die Symbole zeigen stilisierte Darstellung einer Pflanze oder eines Tiers, wie z. B. Blütenblätter oder Schmetterling. mono no aware Ein Gefühl der Wehmut, das einen beim Anblick von Kirschblüten oder Herbstlaub überkommt. Wer das «Herzzerreissende der Dinge» empfindet, galt als kultiviert. Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 22
Glossar nanban Die als «fremdländisch» bezeichneten Einflüsse werden unter dem Begriff nanban («südliche Barbaren») zusammengefasst. Mit nanban wurden zunächst die ersten in Japan gelandeten portugiesischen Seefahrer bezeichnet, später auch Objekte mit westlichen Gestaltungselementen. ninja Besonders ausgebildete Kämpfer im alten Japan. Ihre Lehren wurden oft im Gehei- men weitergegeben. Sie wurden als Kundschafter, Spione, Saboteure und Attentä- ter eingesetzt. Ihr glorifiziertes Bild hielt Einzug in die Popkultur und wurde zum Exportschlager. In ihrem Heimatland haben sie jedoch einen zweifelhaften Ruf. onna bugeisha Weibliche Samurai, ziehen in Krisenzeiten meist an der Seite der Samurai-Krieger in die Schlacht. Die Beteiligung der Frauen an Schlachten wurde lange kaum be- rücksichtigt. Ehre und Ruhm wurde den Männern zugeschrieben. Auf einem ehe- maligen Schlachtfeld fanden japanische Archäologen jedoch zahlreiche Schädel und Knochen, wovon 30 % von weiblichen Skeletten stammten. rōnin Ein herrenloser Samurai, der durch den Tod oder Entmachtung seines Fürsten Anstellung und Einkommen verloren hat. samurai Der Begriff lässt sich von «dienen» oder «aufwarten» ableiten. Die Samurai sind zunächst Diener, die auch Schutzaufgaben wahrnehmen, bevor sie gegen Ende der Heian-Zeit zur herrschenden Schicht (Kriegeradel) werden. sakura Die Kirschblüte ist Symbol für irdische Vergänglichkeit. Im Zusammenhang mit den Samurai stehen sie für das Kriegerethos: So wie die Kirschblüte – in dem Moment, in dem sie am schönsten ist – vom Baum fällt, so soll sich ein Krieger ohne zu zö- gern für seinen Herren im Kampf opfern. sankin kōtai Das System der «wechselnden Aufwartung» diente zur Kontrolle der Daimyō. Die- se wurden verpflichtet, jedes zweite Jahr in Edo zu verbringen. So hatte der Shōgun die Kontrolle über sie. Ihre Familien waren sogar dazu verpflichtet, dauerhaft am Hof in Edo zu leben. Dadurch stellte der Shōgun sicher, dass keiner der Fürsten einen Aufstand wagte. Die Familien dienten folglich praktisch als Geiseln. sengoku Während der Sengoku-Zeit (1467 – 1568), auch «Zeit der streitenden Reiche», gilt das Recht des Stärkeren. Wer sich ein Schwert leisten kann und bereit ist, für seine eigenes Territorium zu kämpfen, kann zum Samurai werden. Die von Gewalt be- herrschte Zeit ist prägend für das heute populäre Bild der Samurai. Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 23
Glossar seppuku Rituelle Selbsttötung männlicher Samurai, herbeigeführt durch Aufschlitzen des Bauches. Vor allem ab dem 12. Jh. wählten Samurai diesen Tod, um nicht in Gefan- genschaft zu geraten – was als Schande galt – und zudem die Verantwortung für ihre Niederlage zu übernehmen. In Europa wird auch der umgangssprachliche Begriff harakiri verwendet. shōgun Militärischer Oberbefehlshaber Japans während der Kriegerherrschaft. Shōgun ist zunächst ein Generalstitel und wird während der Kriegerherrschaft im 12. Jh. zur Bezeichnung für den obersten Militärherrscher. ukiyo Die «fliessende Welt» steht für ein sorgloses Leben, in dem man sich heiter dem Vergnügen hingibt. Dieses Lebensgefühl bezieht sich auf eine irdische, vergängliche Welt. Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 24
Weiterführende Informationen Literatur Barbier-Mueller, Gabriel; Diederen, Roger (Hrsg.) mit einem Vorwort von Thomas Pauli-Gabi und Alban von Stockhausen (2021), Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller. Katalog zur Ausstellung. Hirmer Verlag. Coulmas, Florian (2014), Die Kultur Japans. Tradition und Moderne. C. H. Beck. Naumann, Nelly (2011), Die Mythen des alten Japan. Anaconda Verlag. Nitobe, Inazō (2003), Bushido. Die Seele Japans. Der Weg des Samurai (Band 2). Pantzer, Peter; Tarnowski, Wolfgang (1992), Samurai. Ritter des Fernen Ostens. Was ist was. Tessloff Verlag. Schwentker, Wolfgang (2019), Die Samurai. C.H. Beck. Filme und Dokumentationen Die letzte Samurai-Kriegerin, ZDF-History, Dokumentation von Guido Knopp, 2015. https://www.youtube.com/watch?v=Qr-gU-Mc2J0 Ninja - Japans Schattenkrieger, arte, Dokumentation von John Wate, 2011. https://www.youtube.com/watch?v=MzN-pUyv05M Zeitalter der Samurai: Kampf um Japan. Dokureihe Netflix, 2021. FSK 16. Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 25
Impressum Konzept, Recherche und Redaktion: Aline Minder, Maria Iseli Wissenschaftliche Begleitung: Alban von Stockhausen Lektorat: Vanessa Haussener, Selina Stokar Französische Übersetzung: Laurent Auberson Grafik: Fabienne Wyss © 2021 Bernisches Historisches Museum, Helvetiaplatz 5, CH-3000 Bern 6 Bild Titelseite: Nimaitachidō tōsei gusoku (Rüstung); Zugeschrieben: Myōchin Yoshimichi (Helmschale); Myōchin Munenori (Rüstung); Muromachi-Zeit um 1400 (Helmschale); Mittlere Edo-Zeit, 18. Jh. (Rüstung); Eisen, shakudō, Schnürung, Silber, Holz, Gold, Brokat, Fell, Bronze, Messing, Leder. © The Ann & Gabriel Barbier-Mueller Museum, Dallas; Foto: Brad Flowers Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 26
Sie können auch lesen