Didaktische Unterlagen - Zyklus 3 Sekundarstufe II - Bernisches Historisches Museum

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Didaktische Unterlagen - Zyklus 3 Sekundarstufe II - Bernisches Historisches Museum
Didaktische Unterlagen
Zyklus 3
Sekundarstufe II
 O S

 .6.2022
 T H

 5
MY

 4.11. 2021 —
 SAM U R A I

 ng Ann &
 Die Sammlu ier-Mueller
 Gabriel Barb /samurai
 h
 www.bhm.c u (Rüstung)
 © The Ann
 & Gabriel Barbie
 r-Mueller
 Gertsch / Marco
 Matti
 dō tōsei gusok n: Salzmann
 Nimaitachi Flowers; Desig
 ; Foto: Brad
 Museum, Dallas
Didaktische Unterlagen - Zyklus 3 Sekundarstufe II - Bernisches Historisches Museum
Vorwort

Liebe Kolleginnen und Kollegen

Die Ausstellung «Mythos Samurai» erzählt die spektakuläre Geschichte und Kultur
der Samurai und die damit verknüpfte Geschichte Japans. Die Geschichte des Alten
Japans ist bekanntlich nicht Teil unserer Lehrpläne. Dennoch bietet die Ausstellung
vielfältige Verbindungen zu Unterrichtsthemen unterschiedlicher Fächer an. Ein
Ausstellungsbesuch ermöglicht zum einen Begegnungen mit zentralen Wesenszü-
gen einer aussereuropäischen Kultur und bietet zum anderen zahlreiche Anknüp-
fungspunkte, um über gesellschaftliche und machtpolitische Phänomene in ver-
schiedenen Epochen und Kulturen nachzudenken.

Die japanische Kultur übt seit jeher eine grosse Faszination auf Kinder und Jugend-
liche aus und ist mit Mangas, Filmen und Serien oder Cosplays schon längst Teil
unserer westlichen Lebenswelt geworden. Um einige Beispiele der Popkultur zu
nennen: Hello Kitty, Pokémon (Go), Detective Conan, Naruto, One Piece oder Attack
on Titan.

Das begleitende Vermittlungsangebot richtet sich an alle Schulstufen. Das Thema
«Mythos Samurai» wird fächerübergreifend behandelt und bietet Anknüpfungs-
punkte sowohl für den Fachbereich Räume, Zeiten, Gesellschaften sowie Ethik,
Religionen und Gemeinschaft. Aber auch zum Sprachunterricht oder zu gestalteri-
schen Fächern können Bezüge hergestellt werden.

Die didaktischen Unterlagen beinhalten Anregungen zur Gestaltung des selbstän-
digen Besuchs sowie Informationen zur Vor- und Nachbereitung. Sie richten sich
an Schulklassen des Zyklus 3 und der Sekundarstufe II und eröffnen unterschied-
liche Perspektiven auf die Thematik.

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Klasse eine spannende Auseinandersetzung mit
diesem facettenreichen Thema.

Aline Minder Maria Iseli
Leiterin Bildung & Vermittlung Mitarbeiterin Bildung & Vermittlung

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 2
Didaktische Unterlagen - Zyklus 3 Sekundarstufe II - Bernisches Historisches Museum
Inhaltsverzeichnis

Vorwort2
Inhaltsverzeichnis3

1 Über die Ausstellung 4
Über die Ausstellung 5
Ausstellungsplan6
Ausstellungstexte7
Zeitstrahl10

2 Unterlagen für Lehrpersonen 12
A Kompetenzen und Vermittlungsziele 13
B Vor dem Museumsbesuch – Ideen zur Vorbereitung 15
C Museumsbesuch – Interaktive Aufgabenkarten 17
D Nach dem Museumsbesuch – Ideen zur Nachbereitung 20

4 Anhang 21
Glossar22
Weiterführende Informationen 25
Impressum26

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 3
Didaktische Unterlagen - Zyklus 3 Sekundarstufe II - Bernisches Historisches Museum
Über die Ausstellung

Über die Ausstellung 5
Ausstellungsplan6
Ausstellungstexte7
 1 Mythos Samurai 7
 2 Krieger, Macht und Rüstungen 7
 3 Wehrhafte Bauern – frühe Krieger 7
 4 Diener und Militärbeamte 7
 5 Militärische Herrscher 7
 5a Frauen als Kriegerinnen 8
 6 Waffenträger und Meisterkämpfer 8
 7 Kultivierte Krieger 8
 8 Kriegsherren und Söldner 8
 9 Krieger mit Rang und Namen 8
 9a Frauen des Kriegerstands 9
 10 Beamte und tragische Figuren 9
 11 Tradition und Fortschritt 9
 12 Die Samurai als Projektionsfläche 9
 13 Samurai sells! 9
Zeitstrahl10

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 4
Didaktische Unterlagen - Zyklus 3 Sekundarstufe II - Bernisches Historisches Museum
Über die Ausstellung

Mythos Samurai wie Mut, Gehorsam und Treue, die mit den Samurai
Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller verbunden werden, andererseits die beeindruckende
 Ästhetik ihrer kriegerischen Ausrüstung.
Die Geschichte der Samurai geht zurück ins 12. Jahr- Das Ehepaar Ann & Gabriel Barbier-Müller aus Dal-
hundert, als diese sich von Dienern und einfachen las, Texas (USA) besitzt eine der weltweit bedeutends-
Fusssoldaten des Kaisers zur regierenden Schicht ten Sammlungen von Rüstungen, Helmen, Masken und
entwickelten. Zu Beginn als Barbaren verhöhnt, bewie- Pferde-Ausrüstungen der Samurai aus der Zeit vom 7.
sen sie sich schon bald als exzellente Schwertkämpfer bis ins 19. Jahrhundert. In der Sammlung des Berni-
und Bogenschützen. Sie entwickelten mit der Zeit ei- schen Historischen Museums befinden sich Waffen
nen strengen Ehren- und Sittenkodex, der bereits im und Waffenbestandteile aus der Samurai-Zeit von in-
frühen Alter erlernt werden musste. Die kunstvoll ge- ternationaler Bedeutung.
fertigten Rüstungen gehörten zu ihrem Markenzei- Die Ausstellung «Mythos Samurai» zeigt die Höhe-
chen, das Tragen der geweihten Schwerter war ihr punkte beider Bestände. Sie kann damit nicht nur ein
Privileg. Bis zur Öffnung Japans gegenüber dem Wes- einmaliges visuell-ästhetisches Erlebnis bieten, son-
ten in der Mitte des 19. Jahrhunderts prägten die Sa- dern entwirft gleichzeitig ein vielfältiges und facetten-
murai die Geschichte des Landes. reiches Panorama von den Anfängen des Kriegertums
 Die Faszination der Samurai mit ihren Rüstungen über die ereignisreiche Herrschaft des Schwertadels
und Waffen wirkt bis heute nach und weckt bei vielen bis zu den Spuren der Samurai in der modernen Pop-
Menschen Emotionen. Einerseits sind es Eigenschaften kultur.

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 5
13 12

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 Ausstellungsplan

 1 5
 7

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 2 3

 6

 1 Mythos Samurai 8 Kriegsherren und Söldner
 2 Krieger, Macht und Rüstungen 9 Krieger mit Rang und Namen
 3 Wehrhafte Bauern – frühe Krieger 10 Beamte und tragische Figuren
 4 Diener und Militärbeamte 11 Tradition und Fortschritt
 5 Militärische Herrscher 12 Die Samurai als Projektionsfläche

Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum
 6 Waffenträger und Meisterkämpfer 13 Samurai sells!
 7 Kultivierte Krieger
 Informationsblatt

6
Ausstellungstexte Informationsblatt

 In diesem Kapitel finden Sie die wichtigsten 3 Wehrhafte Bauern – frühe Krieger
 Ausstellungstexte zur Vorbereitung oder zum
 Nachlesen. Die Nummern vor den Titeln Die Geschichte des japanischen Kriegertums beginnt
 verweisen auf den Ausstellungplan auf Seite 6. lange bevor der Schwertadel im 12. Jahrhundert die
 Macht an sich reisst.
 In den frühen Chroniken Japans werden wehrhafte
 Bergbauern erwähnt, die etwa ab dem 6. Jahrhundert
1 Mythos Samurai kriegerische Raubzüge unternehmen. In einzelnen Re-
 gionen bilden sich nach und nach mächtige militäri-
Wer sind die Samurai? – Die legendären Krieger prä- sche Verbände. Diese nehmen auch polizeiliche Aufga-
gen die Geschichte Japans über mehr als sieben Jahr- ben wahr.
hunderte. Ihr Mythos erzählt von Tapferkeit und Loya- Ab dem 7. Jahrhundert bildet sich in Japan ein zen-
lität, von Intrigen und erbarmungsloser Gewalt. Ihre tralisierter Beamtenstaat nach chinesischem Vorbild.
zeitlosen Tugenden und die Ästhetik ihrer Rüstungen An dessen Spitze steht der Kaiser. Militärische Aufga-
faszinieren bis heute. ben werden zunächst von wehrpflichtigen Bauern
 Die Ausstellung präsentiert die Geschichte der Sa- wahrgenommen. Ab 792 wird diese Milizarmee durch
murai anhand ihrer Rüstungen und Waffen. Sie folgt berittene Spezialeinheiten ersetzt.
den Anfängen des japanischen Kriegertums über die
ereignisreiche, mehr als 700 Jahre dauernde Herr-
schaft des Schwertadels bis zu den Spuren der Sa- 4 Diener und Militärbeamte
murai in der modernen Populärkultur.
 Im Zentrum der Ausstellung stehen Leihgaben aus 1185 übernimmt der Schwertadel die Macht. Minamoto
dem Ann & Gabriel Barbier-Mueller Museum in Dallas no Yoritomo, der Anführer eines mächtigen Familien-
(USA). Das Sammlerehepaar hat in den vergangenen clans, lässt sich vom Kaiser den Titel Shōgun verlei-
30 Jahren eine der bedeutendsten Privatsammlungen hen. Er erhält das Recht, Lehen und Ämter zu vergeben
zu Rüstungen der Samurai aufgebaut. Ergänzt werden und er verlegt den Regierungssitz nach Kamakura. Im
die Leihgaben durch herausragende Waffen aus der neuen politischen System, dem Shōgunat, fallen dem
Sammlung des Bernischen Historischen Museums. Kaiserhof lediglich untergeordnete Aufgaben zu.
 In den Provinzen liegt die Kontrolle weiterhin bei
 lokalen Machthabern. Diese stehen in einem direkten
2 Krieger, Macht und Rüstungen Treueverhältnis zum Shōgun und werden von einer
 eigenen Behörde kontrolliert.
Die Herrschaft des Schwertadels beginnt im späten Am Ende der Kamakura-Zeit (1185 – 1333) gelingt es
12. Jahrhundert und endet 1868 mit der sogenannten dem Kaiser, für wenige Jahre seine Autorität wieder-
Meiji-Restauration. Während dieser Zeit des Shōgunats herzustellen. Bereits 1336 sind jedoch die Samurai
liegt die Macht nicht beim Kaiserhof, sondern beim wieder an der Macht. – Der Militärführer Ashikaga Ta-
militärischen Oberbefehlshaber, dem Shōgun. kauji gründet ein neues Shōgunat im Stadtbezirk Mu-
 Prägend für das populäre Bild der Samurai sind vor romachi von Kyōto.
allem die blutigen Schlachten des 15. und 16. Jahrhun-
derts. In der von Frieden geprägten Edo-Zeit (1603–1868)
geht aus dem Kriegerstand ein strenger Ehren- und 5 Militärische Herrscher
Verhaltenskodex hervor. Die Samurai wandeln sich zu
gesellschaftlichen Vorbildern. Als Krieger ohne Krieg 1185 übernimmt der Schwertadel die Macht. Minamoto
enden jedoch viele auch als tragische Figuren. no Yoritomo, der Anführer eines mächtigen Familien-
 Sinnbildlich für die Geschichte der Samurai stehen clans, lässt sich vom Kaiser den Titel Shōgun verlei-
ihre aufwendig gestalteten Rüstungen. Diese wider- hen. Er erhält das Recht, Lehen und Ämter zu vergeben
spiegeln die militärischen, gesellschaftlichen und und er verlegt den Regierungssitz nach Kamakura. Im
künstlerischen Entwicklungen jener Zeit. neuen politischen System, dem Shōgunat, fallen dem
 Kaiserhof lediglich untergeordnete Aufgaben zu.
 In den Provinzen liegt die Kontrolle weiterhin bei
 lokalen Machthabern. Diese stehen in einem direkten

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 7
Ausstellungstexte Informationsblatt

Treueverhältnis zum Shōgun und werden von einer Position zu stärken und ihre Macht zur Schau zu stel-
eigenen Behörde kontrolliert. len. In der militärischen Ausstattung spiegelt sich des-
 Am Ende der Kamakura-Zeit (1185 – 1333) gelingt es halb häufig die zivile Kultur der Samurai.
dem Kaiser, für wenige Jahre seine Autorität wieder- Hauptsächlich ab dem 17. Jahrhundert entwickeln
herzustellen. Bereits 1336 sind jedoch die Samurai sich Rüstungen immer mehr zu einer eigenen Kunst-
wieder an der Macht. – Der Militärführer Ashikaga form – ihre Funktion als Schutzkleidung bleibt beste-
Takauji gründet ein neues Shōgunat im Stadtbezirk hen, tritt aber in den Hintergrund. In den Gestaltungs-
Muromachi von Kyōto. elementen der Rüstungen finden sich Motive aus
 Theater, Literatur oder Folklore, aber auch religiöse
 Symbole und fremdländische Elemente.
5a Frauen als Kriegerinnen

Vereinzelt ziehen auch Frauen in die Schlacht. Als eben- 8 Kriegsherren und Söldner
bürtige Kriegerinnen werden sie jedoch nie gesehen.
 Der «Weg des Kriegers» steht während der Herr- Während der zweiten Hälfte der Muromachi-Zeit
schaft der Samurai nur den Männern offen. (1338 – 1573) flammen die Rivalitäten zwischen ein-
 Trotzdem finden sich in der japanischen Geschich- flussreichen Familienclans und mächtigen Lehnsher-
te Kriegerinnen, die Berühmtheit erlangen. ren wieder auf. Viele der Daimyō haben sich am Regie-
 Die onna-bugeisha, weibliche Samurai, ziehen in rungssitz in Kyōto niedergelassen. Die Verwaltung der
Krisenzeiten meist an der Seite der Samurai-Krieger Provinzen haben sie ihren Stellvertretern überlassen.
in die Schlacht. Sie beherrschen die Kampftechnik mit Diese Stellvertreter, aber auch aufstrebende lokale
der naginata-Stangenwaffe. Krieger, reissen die Macht an sich. Japan zerfällt in
 kleine, von lokalen Kriegerfürsten kontrollierte Herr-
 schaftsgebiete.
6 Waffenträger und Meisterkämpfer Während der Sengoku-Zeit (1467 – 1568), auch «Zeit
 der streitenden Reiche», gilt das Recht des Stärkeren.
Das Langschwert katana ist der wichtigste Besitz eines Wer sich ein Schwert leisten kann und bereit ist, für
Samurai und Zeichen seines Standes. Zusammen mit seine eigenes Territorium zu kämpfen, kann zum
dem Kurzschwert wakizashi bildet es das geweihte Samurai werden. Die von Gewalt beherrschte Zeit ist
Schwerterpaar daishō und wird während der Frie- prägend für das heute populäre Bild der Samurai.
densperiode der Edo-Zeit (1603 – 1868) zum Symbol und
Privileg des Kriegerstandes. Die Herstellung der
Schwertklingen ist mit zahlreichen Regeln und Ritua- 9 Krieger mit Rang und Namen
len verbunden und verlangt höchste Kunstfertigkeit.
 Im Arsenal der Krieger finden sich jedoch auch Nach der Mitte des 16. Jahrhunderts tritt eine neue
andere Arten von Waffen. Manche sind für den direkten Generation von Kriegerfürsten auf. Den sogenannten
Kampf vorgesehen, andere erfüllen religiöse Funktio- «Drei Reichseinigern» gelingt es im Verlauf der Mo-
nen oder dienen als Statussymbole. moyama-Zeit (1573 – 1603), eine Periode brutaler
 Pfeil und Bogen, Lanze und Schwert bleiben auch Machtkämpfe zu beenden.
nach der Einführung der ersten Gewehre im Jahr 1543 Danach hält das Tokugawa-Shōgunat während der
die bevorzugten Waffen der Samurai. weitgehend konfliktfreien Edo-Zeit (1603 – 1868) die Zü-
 gel fest in der Hand. Die Grundlage von Macht und
 Frieden bilden weitsichtige soziale und politische Re-
7 Kultivierte Krieger formen. An der Spitze der Gesellschaft stehen die Sa-
 murai, die ihr Gewaltmonopol rigoros durchsetzen.
Die Rüstungen der Samurai haben zwei Funktionen. Um den Frieden nachhaltig zu sichern, werden die
Sie dienen einerseits als Schutzmontur und Erken- zerstrittenen Daimyō neu auf die Provinzen verteilt
nungszeichen, andererseits als Ehrengeschenk und und zu aufwendigen repräsentativen Aufgaben ver-
Statussymbol. pflichtet. Handels- und Reisebeschränkungen hemmen
 Die mächtigen Kriegerfürsten Daimyō streben da- Einflüsse aus dem Ausland.
nach, durch die Förderung von Kunst und Kultur ihre

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 8
Ausstellungstexte Informationsblatt

9a Frauen des Kriegerstands wiederhergestellt. Die Verteidigung des Landes wird
 von einer neu gegründeten Armee übernommen.
In der Kriegergesellschaft vor der Edo-Zeit haben Fortan dürfen die Samurai ihre Schwerter nicht
Frauen eine vergleichsweise sichtbare gesellschaftli- mehr tragen. Doch nur wenige stellen sich den tiefgrei-
che Stellung. fenden Umbrüchen entgegen. Die Herrschaft der Sa-
 Im Kriegsfall verteidigen sie Heim und Familie. murai ist endgültig zu Ende.
 In der Edo-Zeit ändern sich die Erwartungen an
Ehefrauen und Mütter der Samurai grundlegend. In der
patri archalischen Familienstruktur müssen sie sich 12 Die Samurai als Projektionsfläche
dem Familienoberhaupt unterordnen.
 Im Zentrum ihres Alltags stehen der Haushalt und Zu Beginn der Meiji-Zeit (1868 – 1912) werden die Sa-
die Erziehung der Kinder. In dieser Funktion helfen sie murai entwaffnet und der Kriegerstand aufgelöst.
mit, die gesellschaftliche Ordnung zu stabilisieren. Schon bald darauf beginnt in Japan und der westlichen
 Zuerst benutzen die Männer die naginata auf dem Welt die Verklärung des einstigen Schwertadels.
Schlachtfeld. In der Edo-Zeit wird die Waffe zum Sym- Mal ist es die gesamte Ära des Shōgunats, mal der
bol für die Frauen des Schwertadels. Die Frauen lernen unerschütterliche Ehrenkodex der Samurai, der für
bereits im Mädchenalter damit umzugehen. politische Zwecke missbraucht wird.
 Über das Medium der Fotografie werden die legen-
 dären japanischen Krieger auch im Westen zum Inbe-
10 Beamte und tragische Figuren griff des ehrenvollen Soldaten hochstilisiert. Nachdem
 japanisches Kunsthandwerk gegen Ende des 19. Jahr-
Die Samurai besitzen während der Edo-Zeit hunderts ins Rampenlicht der grossen Weltausstellun-
(1603 – 1868) das Waffenmonopol. Als Krieger ohne gen gelangt ist, werden auch die Rüstungen und Waf-
Krieg verbringen die Samurai ihre Zeit jedoch zuneh- fen der Samurai zu weltweit begehrten Handelsgütern.
mend in der Verwaltung der Städte. Da ihr Einkommen
aufgrund ihres militärischen Ranges weiterhin fest
zugeteilt ist, leben viele von ihnen in Armut. 13 Samurai sells!
 Gleichzeitig wird von ihnen erwartet, dass sie der
Gesellschaft als Vorbilder dienen. Sie werden angehal- Die Samurai-Kultur und ihre Ästhetik werden weltweit
ten, sich in Kriegskunst, Literatur und Wissenschaft von unzähligen Subkulturen aufgenommen und be-
fortzubilden und ein diszipliniertes Leben zu führen. ständig neu interpretiert.
 Für hochrangige Samurai wird es immer wichtiger, Die Spuren der Krieger finden sich in japanischen
den eigenen Status im Alltag zur Schau zu stellen. In Manga-Comics und Anime-Filmen genauso wie in Ki-
den Städten blüht das Kunsthandwerk, die Vergnü- nofilmen und Computerspielen. Die Ratgeberliteratur
gungsviertel florieren. Mit Anti-Luxus-Gesetzen ver- und die Spielzeugindustrie bedienen sich gleichermas-
sucht die Regierung vergeblich, die zunehmende Ver- sen am Mythos der Samurai.
schuldung der Samurai in den Griff zu bekommen. Quellen der Inspiration sind die Ästhetik der Rüs-
 tungen und die Lehrsätze des Bushidō. Daneben faszi-
 nieren die schon zur Zeit der Kriegerherrschaft belieb-
11 Tradition und Fortschritt ten Erzählungen über Helden und Kriegskünste.
 Zwischen Kriegerpathos, Kitsch und Kommerz gerät
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kommt es im die wechselvolle, teils tragische Geschichte des japa-
Tokugawa-Shōgunat vermehrt zu sozialen Unruhen. nischen Kriegertums in Vergessenheit.
1853 erzwingen amerikanische Schiffe schliesslich die Mit welchen Elementen des heutigen Samurai-Kults
Öffnung japanischer Häfen für den internationalen würden sich die japanischen Krieger wohl noch identi-
Handel. Ungleiche Freundschafts- und Handelsverträ- fizieren?
ge, die das Shōgunat in der Folge unterzeichnet, haben
weitreichende politische Folgen.
 Einige Daimyō sehen die Chance gekommen, die
Herrschaft des Shōgunats loszuwerden. In der soge-
nannten Meiji-Restauration von 1868 werden die Stan-
desprivilegien aufgehoben und die kaiserliche Macht
 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 9
MOMOYAMA EDO MEIJI TAISHŌ SHŌWA HEISEI REIWA
 1573–1603 1603 – 1868 1868 – 1912 1912 – 1926 1926 – 1989 1989 – 2019 seit 2019

 Zeitperiode
 Ereignisse.
 Nach einem Jahrhundert des Kriegs erblüht In der Friedenszeit erblüht die Kultur weiter. 1868
 Zeitstrahl

 eine opulente und dynamische Kunst und der Japan führt die Politik des «Geschlossenen Beginn der Meiji-Restauration.
 Einfluss der westlichen Kultur nimmt in Landes» ein, die nur diplomatische Beziehun-
 1869
 Japan zu. gen mit China, Korea und Holland erlaubt.
 Edo wird umbenannt in Tōkyō.
 1582 1603
 1876
 Toyotomi Hideyoshi ergreift die Macht und Shōgun Tokugawa Ieyasu erhebt Edo (Tōkyō)
 Ein Gesetz verbietet das Tragen von
 errichtet sein Hauptquartier in Momoyama. zur Hauptstadt.
 Schwertern.
 1592 und 1596 1615
 Japanische Streitkräfte fallen in Korea ein. Ōsaka fällt an die Tokugawa. Die Macht des
 Shōgunats ist endgültig gesichert.
 1600

 Ereignisse der
 Tokugawa Ieyasu siegt in der Schlacht von 1853

 japanischen Geschichte
 Sekigahara und wird mächtigster militäri- Kommodore Matthew Perry bringt US-ameri-
 scher Führer. kanische Schiffe nach Edo. Japan öffnet sich
 dem internatio­nalen Handel.

 1588 um 1600 – 18. Jh. 1848
 Die Engländer bezwingen die spanische Zeit des Barocks in Kunst und Gründung moderner Bundesstaat mit
 Armada. Architektur. liberaler Bundesverfassung, Bern wird
 zur Bundesstadt ernannt.
 1596 1618 – 1648
 Niederländische Schiffe erreichen Dreissigjähriger Krieg; nach dem West­ 1878
 Sumatra und Java. fälischen Frieden löst sich die Eidgenossen- Weltausstellung in Paris und Beginn des
 schaft vom Reichsgericht und wird souverän. Japonismus in der europäischen Kunst.
 1600
 Gründung der Britischen Ostindien-Kompanie. 1619
 Die Niederländer übernehmen Ostindien.
 1602
 Gründung der Niederländischen 1644 – 1912
 Ostindien-Kompanie. Qing-Dynastie in China.
 18. Jh.
 Beginn der Industriellen Revolution.
 1768 – 1780
 Südseereisen von James Cook.

 ausserhalb Japans
 1798

 Historische Ereignisse
 Einmarsch der Franzosen in Bern.
 1789
 Französische Revolution.
 1798 – 1803
 Helvetische Republik mit Verfassung nach
 französischem Vorbild.
 1814

Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum
 Wiener Kongress; Europa wird neu
 aufgeteilt und die Schweiz erhält ihre bis
 Die japanische Geschichte ist in Zeitperioden unterteilt. Diese sind meist nach den jeweiligen Hauptstädten
 oder den Familien der Machthaber benannt. Die Zeittafel zeigt die wichtigsten Zeitperioden und historischen

 heute gültige Landesgrenze.
 Informationsblatt

10
JŌMON YAYOI KOFUN ASUKA NARA HEIAN KAMAKURA NANBOKUCHŌ MUROMACHI
 um 12.500 – um 300 v. Chr.– um 250 – 538 538 – 710 710 – 794 794 – 1185 1185 – 1333 1333 – 1392 1392 – 1573
 300 v. Chr. 250 n. Chr.
 ZEIT DER STREITENDEN REICHE

 Zeitperiode
 1467 – 1568

 Jäger-und-Samm- Aus China und Grosse Militärstaa- Asuka wird Haupt- Nara wird Haupt- Die Macht zentrali- Minamoto no Yorito- Zeit der Kriege zwi- Die Hauptstadt wird wieder zurück nach Kyōto
 ler- Korea ten entstehen; ihre stadt. stadt. Der Buddhis- siert sich um den mo gründet das schen Kaiser und verlegt; Zen-Buddhismus wird vom
 Gesellschaft; Her- erreichen Techniken Herrscher werden in mus breitet sich kaiserlichen Hof in Kamakura- Samurai. Ashikaga-Shōgunat gefördert.
 645
 stellung von auf- des Reisanbaus und grossen Hügelgrä- weiter aus. Kyōto. Shōgunat und wird Der Hof ist geteilt in 1466 – 1477
 Die Taika-Reformen
 wendigen Töpferei- der bern (kofun) beige- erster Shōgun. den Nördlichen und Ōnin-Krieg: Konflikte zwischen den Krieger-
 stärken die Macht Die Seidenstrasse in 1180 – 1185
 en. Diese zeigen Metallverarbeitung setzt. Weitere Tech- den fürsten der Samurai (Daimyō), kommen auf
 des Kaiserhofs. China ermöglicht Genpei-Krieg zwi- Samurai überneh-
 eine skulpturale Japan. Kleine Stadt- nologien vom Südlichen Hof, bis in den Provinzen. Die Daimyō gewinnen an
 den Einfluss weite- schen den Minamoto men die Regie-
 Formgebung und staaten entstehen. Festland erreichen der Südliche Kaiser Macht, das Shōgunat wird geschwächt.
 rer Kulturen in und Taira. rungsgewalt und
 eingeritzte Muster Japan. 1392 zugunsten des
 Japan. machen neue Kunst- 1543
 Nördlichen Kaisers
 um 405 formen populär. Als erste Europäer kommen portugiesische
 720 abdankt und Japan
 Die chinesische Seeleute nach Japan. Feuerwaffen werden ein-
 vereint wird.

 Ereignisse der
 Das Nihonshoki, die 1274 und 1281
 Schrift wird über- geführt.
 erste Reichsge- Gescheiterte Invasi-

 japanischen Geschichte
 nommen. Die Zen-Kultur er-
 schichte onsversuche der 1549
 reicht Japan.
 um 552 Japans, wird ver- Mongolen in Japan. Das Christentum erreicht Japan.
 Der Buddhismus er- fasst. 1568
 reicht Japan. Der mächtige Daimyō Oda Nobunaga
 übernimmt die Kontrolle über Kyōto.

 um 3000 v. Chr. 336 – 323 v. Chr. 395 581 – 618 768 – 814 918 – 1392 12.–16. Jh. 1337 – 1453 1470
 Frühe Hochkulturen Herrschaft Alexan- Das Byzantinische Sui-Dynastie in Karl der Grosse Goryeo-Dynastie in Gotische Kunst und Hundertjähriger Gründungslegenden von Wilhelm Tell und dem
 entwickeln sich in ders des Grossen. Reich etabliert sich. China. herrscht als König Korea. Architektur. Krieg Rütlischwur werden erstmals verschriftlicht.
 Mesopotamien und des Fränkischen in Europa.
 2. Jh. v. Chr. 6.–7. Jh. 618 – 907 960 – 1279 1206 – 1271 1492
 Ägypten. Reichs, dann als
 Helvetier leben im Alemannen besie- Tang-Dynastie in Song-Dynastie in Mongolisches Reich. 1348 Kolumbus erreicht Amerika.
 um 2000 v. Chr. Kaiser des Römi-
 schweizerischen deln in kleinen China. China. Ausbruch der Pest
 Pferde werden in schen Reiches. 1271 – 1368 1498
 Mittelland. Gruppen das in
 Westasien einge- 622 – 750 um 10. Jh.–um 1200 Kublai Khan gründet Vasco da Gama erreicht Indien.
 schweizerische Mit- Europa.
 führt. 206 v. Chr.–220 Islamische Expansi- Romanische Kunst die Yuan-Dynastie.
 telland. 1513
 n. Chr. on. und Architektur. 1353
 um 1600 v. Chr. um 1271 Dreizehn Orte bilden für 300 Jahre die Alte Eid-
 Han-Dynastie Bern wird Teil der
 Die Shang-Dynastie 676 – 935 1191 Marco Polo genossenschaft.
 herrscht in China. Schweizer Eidge-
 etabliert sich in Das Reich Silla ver- Gründung der Stadt durchreist Asien.
 nossenschaft. 1517
 China. 27 v. Chr. eint die Staaten der Bern.
 1291 Die ersten Portugiesen erreichen China.
 Beginn des Römi- koreanischen Halb- 1368 – 1644
 1300 – 1100 v. Chr. Bundesbrief der
 schen Kaiserreichs. insel. Ming-Dynastie in 16. Jh.
 Die Nutzung von Kantone Uri, Schwyz
 China. Zeit der Reformation.
 Eisen in Westasien 220 – 289 n. Chr. und
 nimmt zu. Zeit der Drei Reiche Nidwalden. 1392 – 1910

 ausserhalb Japans
 5. Jh. v. Chr. in China. Joseon-Dynastie in

 Historische Ereignisse
 1299
 Der Buddhismus Korea.
 Gründung des
 breitet sich in Indien Osmanischen 14. Jh.
 aus. Reichs. Beginn der Renais-
 sance in Italien.

Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum
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Unterlagen für Lehrpersonen

A Kompetenzen und Vermittlungsziele 13
B Vor dem Museumsbesuch – Ideen zur Vorbereitung 15
C Museumsbesuch – Interaktive Aufgabenkarten 17
D Nach dem Museumsbesuch – Ideen zur Nachbereitung 20

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 12
A Kompetenzen und Vermittlungsziele Informationsblatt

 Angebote für Schulen und Lehrpersonen Wichtigste Lehrplanbezüge
 Führungen und Eintritt ins Museum sind für
 Schulklassen aus der ganzen Schweiz kostenlos. Zyklus 3 (Lehrplan 21)
 Lehrpersonen, die einen Museumsbesuch RZG.6 Weltgeschichtliche Kontinuitäten und
 vorbereiten möchten, erhalten ebenfalls freien Umbrüche erklären
 Eintritt. 6.1 Die SuS können die Geschichte vom Beginn der
 Sämtliche Angebote sind auf der Webseite ersicht- Neuzeit bis heute in ausgewählten
 lich: https://www.bhm.ch/samurai_schulen Längsschnitten erzählen.
 6.2 Die SuS können Kontinuitäten und Umbrüche im
 Newsletter Bildung & Vermittlung 19. Jahrhundert charakterisieren.
 Der Newsletter informiert Sie zweimal jährlich über 6.3 Die SuS können ausgewählte Phänomene der
 aktuelle Ausstellungen und Vermittlungsangebote: Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts
 https://www.bhm.ch/de/head/newsletter-bv/ analysieren und deren Relevanz für heute
 erklären.

Kompetenzen und Vermittlungsziele RZG.7 Geschichtskultur analysieren und nutzen
 7.1 Die SuS können sich an ausserschulischen
Vermittlungsziele der Ausstellung geschichtlichen Bildungsorten zurechtfinden und
Die Schülerinnen und Schüler (SuS) … sie zum Lernen nutzen.
– lernen die Samurai als wichtigen Teil der japanischen 7.2. Die SuS können Geschichte zur Bildung und
 Geschichte kennen. Unterhaltung nutzen.
– erkennen, dass es «den Samurai» nicht gibt, dass
 dieser Begriff komplex ist und je nach Zeit und Epo- ERG.1 Existentielle Grunderfahrungen reflektieren
 che neu kontextualisiert werden muss. 1.1 Die SuS können menschliche Grunderfahrungen
– erhalten Einblick in die Ära der Samurai als streng beschreiben und reflektieren.
 hierarchisch organisierte, gewaltsam durchgesetzte 1.2 Die SuS können philosophische Fragen stellen
 Militärherrschaft - jenseits des populär überlieferten und über sie nachdenken.
 Bildes.
– gewinnen einen Überblick über die verschiedenen ERG.2 Werte und Normen klären und
 Waffen der Samurai, deren Verwendung und histori- Entscheidungen verantworten
 sche Entwicklung. 2.1 Die SuS können Werte und Normen erläutern,
– erhalten Einblicke in die spektakuläre Vielfalt und prüfen und vertreten.
 Perfektion des japanischen Kunsthandwerks, seiner 2.2 Die SuS können Regeln, Situationen und
 Künstler und deren Inspirationsquellen. Handlungen hinterfragen, ethisch beurteilen und
– erfahren, dass die Geschichte und Kultur der Sa- Standpunkte begründet vertreten.
 murai mit zahlreichen Mythen, Stereotypisierungen
 und Idealisierungen belegt ist, weshalb die Unter- ERG.3 Spuren und Einfluss von Religionen in Kultur
 scheidung zwischen Realität und Fiktion schwierig und Gesellschaft erkennen
 ist. 3.1 Die SuS können religiöse Motive im Alltag und in
– realisieren, dass die Samurai einen grossen Einfluss kulturellen Werken erkennen und einschätzen,
 auf die japanische Geschichte und die westliche wie Religionen in Medien dargestellt werden.
 Wahrnehmung von Japan hatten, der bis in heutige 3.2 Die SuS können Rolle und Wirkungen von
 Vorstellungen nachwirkt. Religionen und Religionsgemeinschaften in
 gesellschaftlichen Zusammenhängen
 einschätzen.

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 13
A Kompetenzen und Vermittlungsziele Informationsblatt

ERG.4 Sich mit Religionen und Weltsichten – Historizitätsbewusstsein: Was bleibt über längere
auseinandersetzen Zeiträume – was verändert sich?
4.2 Die SuS können religiöse Praxis im – Identitätsbewusstsein: Wer bin ich – wer sind wir
 lebensweltlichen Kontext erläutern. – wer sind die andern?
4.4 Die SuS können sich in der Vielfalt religiöser – Politisches Bewusstsein: Wer herrscht – wer wird
 Traditionen und Weltanschauungen orientieren beherrscht?
 und verschiedenen Überzeugungen respektvoll – Ökonomisch-soziales Bewusstsein: Wer ist arm –
 begegnen. wer ist reich? Warum ist das so?
4.5. Die SuS können Weltsichten und Weltdeutungen – Moralisches Bewusstsein: Was ist richtig – was ist
 reflektieren. falsch?

ERG.5 Ich und die Gemeinschaft – Leben und Berufsschulen (Rahmenlehrplan für den
Zusammenleben gestalten allgemeinbildenden Unterricht)
5.2 Die SuS können philosophische Fragen stellen 5.3 Aspekt Kultur
 und über sie nachdenken. A Sich mit dem Einfluss von kulturellen
5.5 Die SuS können verschiedene Lebenslagen und Ausdrucksformen auseinandersetzen
 Lebenswelten erkunden und respektieren. B Lebensthemen bearbeiten
 C Einen Dialog über Kunst und Wirklichkeit führen
BG.1 Wahrnehmung und Kommunikation D Eigene Gestaltungs- und Ausdrucksfähigkeit
1.A.2 Die SuS können Bilder wahrnehmen, erweitern
 beobachten und darüber reflektieren.
1.A.3 Die SuS können ästhetische Urteile bilden und
 begründen.

BG.3 Kontexte und Orientierung
3.A.1 Die SuS können Kunstwerke aus
 verschiedenen Kulturen und Zeiten sowie
 Bilder aus dem Alltag lesen, einordnen und
 vergleichen.
3.B.1 Die SuS können Wirkung und Funktion von
 Kunstwerken und Bildern erkennen.

Gymnasium (Lehrplan 2017 Kanton Bern)
Geschichte
3.1 Zyklus 1 GYM1 / GYM2
Zeitgeschichte – historische Bedingtheit der
Gegenwart

3.2 Zyklus 2 GYM3 / GYM4
Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg
Die Welt im 21. Jahrhundert

Fachdidaktische Grundsätze
Der Ausstellungsbesuch trägt zur Entwicklung und
Festigung eines historischen Bewusstseins bei.
Folgende Kategorien werden dabei erfahrbar
gemacht:
– Temporalbewusstsein: Was war früher – was ist
 heute – was wird morgen sein?
– Wirklichkeitsbewusstsein: Was ist real – was ist
 virtuell – was ist imaginär?

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 14
B Vor dem Museumsbesuch  Ideen zur Vorbereitung

Emojis Teigtasche gyōza
 geschabtes Eis kakigōri
 
Lachende, weinende, wütende Gesichter, Handzeichen Aubergine, jap. Glückssymbol

oder Tiere – Emojis sind heute kaum mehr wegzuden- Essstäbchen
 Flasche für Reiswein sake
 
ken aus unserer Kommunikation. Woher kommen die

bunten Zeichen eigentlich? Und was haben sie mit Ja- Teetasse

pan zu tun? Videospiel-Controller

 Magnetschwebebahn

Variante 1: Die SuS suchen auf ihren Smartphone- japanisches Schloss

 ⛩
Tastaturen sämtliche Emojis, die ihrer Meinung nach japanisches Postamt

etwas mit Japan zu tun haben. Anschliessend integrie- Shinto-Schrein

ren sie 4 – 5 dieser Emojis in eine Bildergeschichte. Berg Fuji

 Mondfest

Variante 2: Die SuS schreiben ihre Einschätzung der japanische Puppen

Bedeutung neben das jeweilige Emoji. Laterne

 Blüte mit Glückwünschen

 Yen-Scheine
 Der Begriff «Emoji» stammt aus dem japanischen

 Geldwechsel Yen–Dollar
 und setzt sich zusammen aus e, (絵 Bild) und moji

 japanische Neujahrsdekoration
 (文字 Charakter). Die ersten Emojis entstanden ver-

 Karpfen-Luftschlange
 mutlich bereits 1997. Die heute bekannten und belieb-

 Tanabata-Baum
 ten Emojis gehen zurück auf die 1999 veröffentlichten
 Bösewicht tengu
 Emojis des japanischen Designers Shigetaka Kurita.
 Dämon oni
 ♨ heisse Quelle onsen
 Seine Idee war es, eine einfachere Kommunikations-
 Symbol für Anfänger:innen shoshinsha
 weise zu schaffen. Zwar gab es in den 1990er-Jahren
 bereits sogenannte kaomoji, wie z. B. (´。• ᵕ •。`) oder
 Verbeugung
 ٩(◕‿◕)۶. Diese waren jedoch aufwändiger einzuset-
 zen, denn es dauerte sehr lange, um sie zu schreiben.
 Diverse japanische Zeichen, z. B. für:
 Der japanische Ursprung der Emojis ist der Grund
 
 Aufwärtstrend des Yen
 dafür, weshalb es so viele Emojis gibt, die etwas mit

 ausgebucht
 Japan zu tun haben.

 akzeptabel

 bestanden (Note)

Beispiele von Emojis mit Japan-Bezug: Bewerbung

 ㊙
 Dienstleistung

 Umriss von Japan Geheimnis

 ㊗
 jap. Fahne geöffnet

 Ninja Glückwunsch

 Kirschblüte hier

 Kimono kostenlos

 Sushi monatlicher Betrag

 Bentobox nicht kostenlos
 Reisball onigiri
 
 Rabatt

 Reisschale reserviert
 Reiscracker senbei
 
 Schnäppchen
 Fischkuchen naruto
 
 unzulässig
 Eintopf oden
 
 Vakanz
 Klebreisbällchen dango
 
 Curry Die Darstellung der Emojis kann je nach
 Nudelsuppe ramen
 
 Betriebssystem variieren.
 heisser Topf nabe
 15
B Vor dem Museumsbesuch Ideen zur Vorbereitung

Ausstellungsplakat

Die Lehrperson druckt das Ausstellungsplakat im Dos-
sier «Druckvorlagen» aus oder projiziert es. Im Plenum
besprechen die SuS dieses anschliessend:
– Was kann man auf dem Plakat erkennen?
– Was für eine Ausstellung erwarten die Schülerinnen
 und Schüler?
–S  pricht sie das Plakat an?

Im Folgenden skizzieren die SuS in Kleingruppen oder
zu zweit eine Ausstellung mit dem Titel «Mythos
Samurai», die zum Plakat passt.
– Welche Themen würden sie ausstellen und wie würden
 sie diese präsentieren?
– Welche Hauptaussagen würde die Ausstellung trans-
 portieren?

Zeitbedarf 45’
Benötigtes Material Ausstellungsplakat im
 Dossier «Druckvorlagen»

Bilder im Kopf

– Was wissen die SuS bereits über Samurai? Woher
 haben sie dieses Wissen? (TV, Netflix, Internet,
 Games, Bücher etc.)
– Die SuS erstellen eine Liste von A bis Z und schreiben
 zu möglichst vielen Buchstaben einen passenden
 Begriff zum Thema «Japan» und /oder «Samurai» auf.
– Die SuS durchsuchen verschiedene Social-Media-
 Kanäle nach dem Hashtag #samurai. Welche Bilder
 oder Videos finden sie? Welche weiteren # werden
 jeweils verwendet?

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 16
C Museumsbesuch Interaktive Aufgabenkarten

Didaktische Inputs
Die Auftragskarten im Dossier «Druckvorlagen» eignen
sich zur selbstständigen Besichtigung der Ausstellung
mit Schulklassen des Zyklus 3 und der Sekundarstufe II.

Arbeit in der Ausstellung: Ablauf

 Gemeinsame Orientierung in der Arbeit in den Gemeinsamer Rundgang Gemeinsamer Abschluss
 Einführung Ausstellung Kleingruppen Kleingruppen Mythos aufdecken,
 Vorwissen abholen, einzelne Stationen Entdecken und präsentieren Gegenwartsbezug
 thematische anschauen und Erarbeiten mittels Erkenntnisse herstellen, Blitz-
 Einstimmung Kleingruppen einteilen Aufgabenkarten 40 Minuten lichtrunde abhalten
 10 Minuten 10 Minuten 20 Minuten 10 Minuten

Methode der Aufträge in der Ausstellung Hinweis Audioguide
Die Aufträge in der Ausstellung sind für zwei unter- Der Audioguide durch die Ausstellung bietet ein sinn-
schiedliche Leistungsniveaus konzipiert. Niveau 1 rich- liches Hörerlebnis mit exklusiven Kuratoren-Inputs,
tet sich an Schulklassen des Zyklus 3 und fokussiert vielen Hintergrundgeschichten und spannenden Anek-
auf konkrete Ausstellungsinhalte. doten aus der Welt der Samurai. Der Audioguide kann
 aufs eigene Smartphone heruntergeladen werden:
Niveau 2 eignet sich für Gruppen der Sekundarstufe II. https://bit.ly/samurai-audioguide
Die darin enthaltenen Aufträge laden zur freieren Er- Alternativ sind Audioguide-Geräte auch zur kostenlo-
kundung und Analyse der Ausstellungsräume ein und sen Ausleihe an der Kasse erhältlich.
thematisieren die unterschiedlichen Rollen der Samurai.

Aufbau und Inhalt der Aufgabenkarten
Die Aufgabenkarten beinhalten folgende Informationen
und Aufträge:
– Hinweis auf eine Audioguide-Station inkl. dazuge­
 hörige Fragen
– Objektbetrachtungen und Suchaufträge im Raum
– Aufgaben und Fragestellungen mit Gegenwartsbezug
–A  nleitung zur Vorbereitung einer Präsentation im
 Plenum
– Orientierung im Raum

 1 La prince
 sse Fle
 ur de cer
 isier
 Écoutez
 l’enregis
 trement
 no 6 du
 guide audi
 o. 5'
 Dessinez
 ici N1
 bulles avec les deux princess Quelle fleur
 échanger les paroles qu’e
 es. Ajou
 ter des choix d’un choisiriez-vous
 lles pour e croix : ? Marquez
 :
 raient 5' votre
 une fleur épan
 finira par ouie et
 se fane qui sent
 r. bon, mais
 une fleur qui
 épanouie
 finira par et qui sent
 rimer
 se fane bon, mais

 Documents à imp
 r. qui

 Préparez
 desjeuninjas N1
 Niveau 1
 3 Le mystère
 l’his
 un bref
 toire de de
 devant la princess rôles et représen
 la classe. e Fleur tez
 de ceris 10'
 ier 5' Allez à l'arrière de la salle et mettez vos talents 3'
 Écoutez l’enregistrement no 16 du guide audio.
 de combat à l'épreuve. Coupez les boules de
 feu qui roulent vers vous avec des mouvements
 Répondez aux questions : de bras agiles.
 – Qu’est-ce qui distingue un ninja d’un samouraï ?
 – Quelles sont les aptitudes requises d’un ninja ?
 – Que savez-vous des ninjas ? Quel est à votre avis le message essentiel de 5'
 – Pourquoi en sait-on si peu sur eux ? cette salle ? Préparez un bref exposé (3 minutes
 au maximum) et présentez vos résultats et vos
 observations à la classe.
 pli

 Quelles armes de cette salle donneriez-vous à 5'
 deuxième

 un ninja pour son équipement ? En faudrait-il
 encore d’autres ?

 Quelles sont vos aptitudes particulières ? Entre 2'
 vous, dites quelle qualité vous admirez chez premier pli
 l’autre.
 deuxième pli

 premier pli

 6 16

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 17
C Museumsbesuch Interaktive Aufgabenkarten

Themenübersicht Niveau 1 (Zyklus 3)

 Thema Schwerpunkte Lernziele Audio-
 guide-Nr.

 Gemeinsamer Einstieg Vorwissen und Die SuS teilen ihr Vorwissen und -
 Erwartungen aktivieren eigene Bilder im Kopf.

 1 Prinzessin Kirschblüte Vergänglichkeit Die SuS erleben die weltferne, 6
 Wehmut poetische, aber auch apokalyptische
 und wehmütige Grundstimmung am
 Kaiserhof.

2 Das Schwert des Samurai Waffenherstellung Die SuS erhalten einen Überblick 14
 Kampftechniken über die Verwendung und histori-
 sche Entwicklung der verschiedenen
 Samurai-Waffen. Sie lernen, dass die
 Herstellung eines Samurai-Schwerts
 sehr aufwendig ist.

3 Mysterium Ninja Geheime Techniken Die SuS lernen die mysteriösen 16
 Mysterium Ninja-Kämpfer kennen.

4 Rüstung eines Samurai Funktion der Die SuS erfahren, wie die Einzelteile 17
 Rüstung einer Rüstung benannt sind, welche
 Kunsthandwerk Funktion sie haben und wie sie zur
 vollständigen Rüstung kombiniert
 werden.

5 Kindheit und Erziehung Kindheit Die SuS erkunden die Lebenswelt Audio-
 Bildung der jungen Samurai und können Klappe*
 Erziehung Bezüge zu ihrem eigenen Alltag
 Geschlechterrollen herstellen.
6 Rolle der Frauen Frauen im Krieger- Die SuS erfahren, dass es nicht 27
 stand nur männliche Samurai gab und
 Familienstrukturen beschäftigen sich mit unterschiedli-
 chen Rollenbildern.
7 Alltag in der Edo-Zeit Langeweile Die SuS hören unterschiedliche Audio-
 Alltag Perspektiven aus dem Alltagsleben Klappe*
 der Edo-Zeit.

 Gemeinsamer Abschluss Kommerzialisierung Die SuS kombinieren «Das Ende -
 Popkultur der Samurai» mit der Frage danach,
 Fiktion vs. Realität inwiefern diese auch heute noch
 weiterleben.

* nur in der Ausstellung zu hören
 Klappen

 27

 6

 17

 14

 16

 18
C Museumsbesuch Interaktive Aufgabenkarten

Themenübersicht Niveau 2 (Sek II)

 Thema Schwerpunkte Lernziele Audio-
 guide-Nr.

 Gemeinsamer Einstieg Vorwissen und Die SuS teilen ihr Vorwissen und –
 Erwartungen aktivieren eigene Bilder im Kopf.

1 Militärische Herrscher und loyale Macht Die SuS realisieren, dass die Ära der 8 9
 Krieger Hierarchien Samurai eine streng hierarchisch
 organisierte und gewaltsam durch-
 gesetzte Militärherrschaft jenseits
 des populär überlieferten Bildes war.

2 Das Schwert des Samurai Waffenherstellung Die SuS erhalten einen Überblick 15
 Kampftechniken über die Verwendung und historische
 Entwicklung der verschiedenen
 Samurai-Waffen. Sie lernen, dass die
 Herstellung eines Samurai-Schwerts
 sehr aufwendig ist.
3 Mysterium Ninja Geheime Techniken Die SuS lernen die mysteriösen 16
 Mysterium Ninja-Kämpfer kennen.
4 Rüstung eines Samurai Funktion der Die SuS erfahren, wie die Einzelteile 17
 Rüstung einer Rüstung benannt sind, welche
 Kunsthandwerk Funktion sie haben und wie sie zur
 vollständigen Rüstung kombiniert
 werden.
5 Rolle der Frauen Frauen im Krieger- Die SuS erfahren, dass es nicht 11
 stand nur männliche Samurai gab und
 Familienstrukturen beschäftigen sich mit unterschiedli-
 chen Rollenbildern.
6 Alltag in der Edo-Zeit Ehrenkodex Die SuS setzen sich mit dem Ehren- 28
 kodex der Samurai, dem bushidō,
 auseinander.
7 Ende der Samurai-Ära Propaganda Die SuS erfahren, wie die Meiji- 31
 Ende der Samurai- Restauration die Zeit der Samurai
 Ära beendete und dass die einstigen
 Helden nicht mehr erwünscht
 waren.
 Gemeinsamer Abschluss Kommerzialisierung Die SuS kombinieren «Das Ende –
 Popkultur der Samurai» mit der Frage danach,
 Fiktion vs. Realität inwiefern diese auch heute noch
 weiterleben.

 31
 28

 9

 8 17
 11

 15

 16

 19
D Nach dem Museumsbesuch  Ideen zur Nachbearbeitung

 Die Druckvorlagen stehen auf der Webseite des
 Ausstellungskritik
 Museums zum Download zur Verfügung:
 https://www.bhm.ch/samurai_schulen
 Ausstellungen zeigen nur eine begrenzte Auswahl an
 Objekten und Ausschnitten aus der Vergangenheit und
Kirschblütenlied singen entwerfen dadurch ein bestimmtes Bild einer Thematik.
 Im Rahmen einer Ausstellungskritik nehmen die
Zum musikalischen Ausklang des Themas kann den SuS die in der Ausstellung gespiegelte Geschichtskul-
SuS das Anhören des traditionellen japanischen Volks- tur in den Blick und «dekonstruieren» das Museum als
liedes «Sakura, Sakura» aufgetragen werden. Auch Lernort. Dazu schreiben die SuS eine Ausstellungskri-
mitsingen ist natürlich erlaubt. Wie bringen sie das tik an die Verantwortlichen des Museums. Folgende
Lied mit der Ausstellung in Verbindung? Fragen dienen zur Orientierung:
 – Was wird dir in Erinnerung bleiben? Warum?
Version mit Text: – Was hat dir gefallen? Was hat dir nicht gefallen?
https://www.youtube.com/watch?v=utPawQuu-GI – Wie beurteilst du die Auswahl der gezeigten Objekte?
Version ohne Text: – Wie wird das Thema «Mythos Samurai» insgesamt
https://www.youtube.com/watch?v=AK51LblcEOw dargestellt?
 – Fehlt etwas?
Zeitbedarf 30’ – Würdest du die Ausstellung weiterempfehlen?
Benötigtes Material Liedblatt im Dossier Warum? Warum nicht?
 «Druckvorlagen» – Mit welchem Werbeslogan würdest du die Ausstel-
 lung anpreisen?

Zitate diskutieren (Sek II) Das Museum ist an der Kritik der Schülerinnen und
 Schüler sehr interessiert! Senden Sie diese bitte mit
Die in der Ausstellung aufgeführten Zitate können zum dem Betreff «Ausstellungskritik zu Mythos Samurai»
Abschluss als weiterführende Diskussionsgrundlage an vermittlung@bhm.ch.
eingesetzt werden.

Zeitbedarf 30’
Benötigtes Material: Zitate-Karten im Dossier
 «Druckvorlagen»

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 20
Anhang

Glossar22
Weiterführende Informationen 25
Impressum26

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 21
Glossar

bu / bun
Von den Samurai wurde erwartet, dass sie nicht nur die Kunst des Krieges (bu),
sondern auch in Dichtkunst und Gelehrsamkeit (bun) bewandert waren. Es galt die
Regel, die «Künste des Friedens» mit der linken Hand und die «Künste des Krieges»
mit der rechten Hand zu praktizieren.

bushidō
«Weg des Kriegers», Bezeichnung des Ehrenkodex der japanischen Krieger. Dieser
basiert auf sieben grundlegenden Tugenden: Mut, Respekt, Güte, Ehrbewusstsein,
Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit und Treue. Er prägt das populäre Bild der Samurai
bis heute.

daimyō
Daimyō bedeutet übersetzt «grosser Name». Die lokalen Samurai-Fürsten wurden
Daimyō genannt, denn sie waren mit grosser Macht, viel Prestige und enormem
Reichtum ausgestattet.

katana
Das Langschwert katana ist der wichtigste Besitz eines Samurai und Zeichen seines
Standes. Zusammen mit dem Kurzschwert wakizashi bildet es das geweihte
Schwerterpaar daishō und wird während der Friedensperiode der Edo-Zeit
(1603 – 1868) zum Symbol und Privileg des Kriegerstandes. Die Herstellung der
Schwertklingen ist mit zahlreichen Regeln und Ritualen verbunden und verlangt
höchste Kunstfertigkeit.

kamikaze
Der Begriff geht auf Mongoleneinfälle von 1274 und 1281 zurück. Die Mongolen ver-
suchten damals, Japan zu erobern. In beiden Fällen zwangen plötzlich aufkommen-
de Stürme die mongolische Flotte zum Rückzug. Die Stürme wurden als göttliche
Fügung interpretiert und als «Götterwind» (kamikaze) bezeichnet. Im Zweiten
Weltkrieg wurde der Begriff für eine japanische Spezialangriffstruppe mit Selbst-
mordkommando verwendet: Die kamikaze-Piloten stürzten sich auf amerikanische
Schiffe.

Meiji-Restauration
Die sogenannte Meiji-Restauration von 1868 beendete die Herrschaft der Samurai.
Standesprivilegien wurden aufgehoben und die kaiserliche Macht wiederherge-
stellt. Die Samurai wurden entwaffnet und der Kriegerstand aufgelöst.

mon / kamon
Die Familienwappen symbolisieren traditionell die familiäre Abstammung. Sie zie-
 ren Rüstungen und Helme und dienen der Unterscheidung verschiedener Truppen
 auf dem Schlachtfeld. Die Symbole zeigen stilisierte Darstellung einer Pflanze oder
 eines Tiers, wie z. B. Blütenblätter oder Schmetterling.

mono no aware
Ein Gefühl der Wehmut, das einen beim Anblick von Kirschblüten oder Herbstlaub
 überkommt. Wer das «Herzzerreissende der Dinge» empfindet, galt als kultiviert.

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 22
Glossar

nanban
Die als «fremdländisch» bezeichneten Einflüsse werden unter dem Begriff nanban
(«südliche Barbaren») zusammengefasst. Mit nanban wurden zunächst die ersten
in Japan gelandeten portugiesischen Seefahrer bezeichnet, später auch Objekte
mit westlichen Gestaltungselementen.

ninja
Besonders ausgebildete Kämpfer im alten Japan. Ihre Lehren wurden oft im Gehei-
men weitergegeben. Sie wurden als Kundschafter, Spione, Saboteure und Attentä-
ter eingesetzt. Ihr glorifiziertes Bild hielt Einzug in die Popkultur und wurde zum
Exportschlager. In ihrem Heimatland haben sie jedoch einen zweifelhaften Ruf.

onna bugeisha
Weibliche Samurai, ziehen in Krisenzeiten meist an der Seite der Samurai-Krieger
in die Schlacht. Die Beteiligung der Frauen an Schlachten wurde lange kaum be-
rücksichtigt. Ehre und Ruhm wurde den Männern zugeschrieben. Auf einem ehe-
maligen Schlachtfeld fanden japanische Archäologen jedoch zahlreiche Schädel
und Knochen, wovon 30 % von weiblichen Skeletten stammten.

rōnin
Ein herrenloser Samurai, der durch den Tod oder Entmachtung seines Fürsten
Anstellung und Einkommen verloren hat.

samurai
Der Begriff lässt sich von «dienen» oder «aufwarten» ableiten. Die Samurai sind
zunächst Diener, die auch Schutzaufgaben wahrnehmen, bevor sie gegen Ende der
Heian-Zeit zur herrschenden Schicht (Kriegeradel) werden.

sakura
Die Kirschblüte ist Symbol für irdische Vergänglichkeit. Im Zusammenhang mit den
Samurai stehen sie für das Kriegerethos: So wie die Kirschblüte – in dem Moment,
in dem sie am schönsten ist – vom Baum fällt, so soll sich ein Krieger ohne zu zö-
gern für seinen Herren im Kampf opfern.

sankin kōtai
Das System der «wechselnden Aufwartung» diente zur Kontrolle der Daimyō. Die-
se wurden verpflichtet, jedes zweite Jahr in Edo zu verbringen. So hatte der Shōgun
die Kontrolle über sie. Ihre Familien waren sogar dazu verpflichtet, dauerhaft am
Hof in Edo zu leben. Dadurch stellte der Shōgun sicher, dass keiner der Fürsten
einen Aufstand wagte. Die Familien dienten folglich praktisch als Geiseln.

sengoku
Während der Sengoku-Zeit (1467 – 1568), auch «Zeit der streitenden Reiche», gilt das
Recht des Stärkeren. Wer sich ein Schwert leisten kann und bereit ist, für seine
eigenes Territorium zu kämpfen, kann zum Samurai werden. Die von Gewalt be-
herrschte Zeit ist prägend für das heute populäre Bild der Samurai.

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 23
Glossar

seppuku
Rituelle Selbsttötung männlicher Samurai, herbeigeführt durch Aufschlitzen des
Bauches. Vor allem ab dem 12. Jh. wählten Samurai diesen Tod, um nicht in Gefan-
genschaft zu geraten – was als Schande galt – und zudem die Verantwortung für
ihre Niederlage zu übernehmen. In Europa wird auch der umgangssprachliche
Begriff harakiri verwendet.

shōgun
Militärischer Oberbefehlshaber Japans während der Kriegerherrschaft. Shōgun ist
zunächst ein Generalstitel und wird während der Kriegerherrschaft im 12. Jh. zur
Bezeichnung für den obersten Militärherrscher.

ukiyo
Die «fliessende Welt» steht für ein sorgloses Leben, in dem man sich heiter dem
 Vergnügen hingibt. Dieses Lebensgefühl bezieht sich auf eine irdische, vergängliche
 Welt.

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 24
Weiterführende Informationen

Literatur

Barbier-Mueller, Gabriel; Diederen, Roger (Hrsg.) mit einem Vorwort von Thomas
Pauli-Gabi und Alban von Stockhausen (2021), Mythos Samurai. Die Sammlung
Ann & Gabriel Barbier-Mueller. Katalog zur Ausstellung. Hirmer Verlag.

Coulmas, Florian (2014), Die Kultur Japans. Tradition und Moderne. C. H. Beck.

Naumann, Nelly (2011), Die Mythen des alten Japan. Anaconda Verlag.

Nitobe, Inazō (2003), Bushido. Die Seele Japans. Der Weg des Samurai (Band 2).

Pantzer, Peter; Tarnowski, Wolfgang (1992), Samurai. Ritter des Fernen Ostens. Was
ist was. Tessloff Verlag.

Schwentker, Wolfgang (2019), Die Samurai. C.H. Beck.

Filme und Dokumentationen

Die letzte Samurai-Kriegerin, ZDF-History, Dokumentation von Guido Knopp, 2015.
https://www.youtube.com/watch?v=Qr-gU-Mc2J0

Ninja - Japans Schattenkrieger, arte, Dokumentation von John Wate, 2011.
https://www.youtube.com/watch?v=MzN-pUyv05M

Zeitalter der Samurai: Kampf um Japan. Dokureihe Netflix, 2021. FSK 16.

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 25
Impressum

Konzept, Recherche und Redaktion: Aline Minder, Maria Iseli
Wissenschaftliche Begleitung: Alban von Stockhausen
Lektorat: Vanessa Haussener, Selina Stokar
Französische Übersetzung: Laurent Auberson
Grafik: Fabienne Wyss

© 2021 Bernisches Historisches Museum, Helvetiaplatz 5, CH-3000 Bern 6

Bild Titelseite: Nimaitachidō tōsei gusoku (Rüstung); Zugeschrieben: Myōchin Yoshimichi (Helmschale); Myōchin
Munenori (Rüstung); Muromachi-Zeit um 1400 (Helmschale); Mittlere Edo-Zeit, 18. Jh. (Rüstung); Eisen, shakudō,
Schnürung, Silber, Holz, Gold, Brokat, Fell, Bronze, Messing, Leder. © The Ann & Gabriel Barbier-Mueller Museum,
Dallas; Foto: Brad Flowers

 Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller Bernisches Historisches Museum 26
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