Die digitale Stadt gestalten - Eine Handreichung für Kommunen
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ExWoSt-Informationen 52/1 Die digitale Stadt gestalten Eine Handreichung für Kommunen Ein ExWoSt-Forschungsfeld Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt) ist ein Forschungsprogramm des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) betreut vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).
Vorwort Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Vorwort © Schafgans DGPh Liebe Leserinnen und Leser, die Smart City Charta des Bundes for- öffentlicht. Im Projekt „Die digitale muliert Leitlinien, wie Städte und Ge- Stadt gestalten“ entstehen nun Hand- meinden die Digitalisierung für eine reichungen, die die Verantwortlichen gesellschaftlich, wirtschaftlich und in Kommunalverwaltung, -politik und ökologisch tragfähige Stadtentwick- -wirtschaft dabei unterstützen sollen, lung nutzen können. Smarte Tech- die digitale Modernisierung als strate- nologien sollen auch dazu beitragen, gische Aufgabe anzugehen, organisa- Ressourcen zu schonen, Mobilität torisch zu verankern und Digitalpro- umweltverträglicher zu machen, für jekte umzusetzen. mehr Inklusion und Mitwirkung zu sorgen oder neue Geschäftsmodelle Als eine Grundlage dienen uns Fall- zu ermöglichen. studien, die wir Ihnen in der vorlie- genden Ausgabe der ExWoSt-Infor- Das Bundesbauministerium gab im mationen vorstellen möchten: Die Jahr 2017 die Smart City Charta he- Städte Aachen, Arnsberg, Mannheim raus. Sie ist das Ergebnis eines weit- und Ravensburg zeichnen sich bereits reichenden Dialogprozesses sowie durch umfangreiche Erfahrungen so- von Forschungsarbeiten. Die Charta wohl im Strategieprozess als auch bei macht deutlich, dass Digitalisierung der Durchführung digitaler Projekte kein Selbstzweck ist, sondern ein In- aus. Erfahren Sie, welche Wege diese strument, um Ziele kommunaler Ent- Kommunen eingeschlagen haben. wicklung zu erreichen. Auf Basis der Leitlinien und Empfehlungen der Ihnen eine interessante Lektüre! Smart City Charta entwickeln Kom- munen derzeit in den Modellvorha- ben Smart Cities des Bundesministe- riums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) Strategien für die digitale Mo- dernisierung. Ihr Dr. Markus Eltges Leiter des Bundesinstituts für Bau-, Um die Leitlinien der Smart City Char- Stadt- und Raumforschung (BBSR) im ta für die Praxis konkret zu machen, Bundesamt für Bauwesen und Raum- haben wir zu rechtlichen Fragen der ordnung (BBR) digitalen Stadt Handlungshilfen ver- 2 ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021
Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Inhalt Ausgabe 52/1 04/2021 04 Von der Smart City Charta zur kommunalen Smart-City-Strategie 06 Methodik und Auswahl der vier Fallstudienstädte 08 Aachen 12 Arnsberg 16 Mannheim 20 Ravensburg 24 Querauswertung 26 Fazit und Ausblick ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021 3
Projektbeschreibung Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Von der Smart Das Forschungsprojekt „Die digitale Stadt gestalten“ bietet Kommunen im digitalen Wandel eine praxisnahe Unterstützung in strategischen und City Charta zur operativen Fragen. Die Handreichung bündelt Erfahrungen wegbereiten- der Städte und bezieht die Ausgangslagen und Bedarfe unterschiedlicher kommunalen Kommunen ein, die mit ihren digitalen Vorhaben starten. Das Projekt ist Teil des Forschungsprogramms „Experimenteller Woh- Strategie nungs- und Städtebau“ (ExWoSt) des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI). Es wird vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) betreut. Die Smart City Charta les Handeln integriert werden kön- Smart-City-Strategien und -Projekte Im Jahr 2017 verabschiedete der Bund nen. Unter dem Begriff „Smart City“ zu erarbeiten und im Sinne der Smart die Smart City Charta. Diese definiert erreichen die Kommunen immer City Charta zu realisieren. die Leitlinien für die integrierte Stadt- wieder Angebote von Technologie- Im zweiten Schritt wird die entwicklung vor dem Hintergrund unternehmen, deren Nutzen und Handreichung in vier Kommunen in des technologischen Wandels (vgl. Umsetzbarkeit sie nur schwer ein- Planungswerkstätten getestet und Abb.1). Die Charta entstand in ei- schätzen können. Zugleich erwarten weiter ausgearbeitet. Dieser Überar- nem breit angelegten Dialogprozess auch Bürgerinnen und Bürger den beitungsschritt stellt sicher, dass die mit Vertretenden aus Bund, Ländern, Einsatz „smarter“ Technologien, in Kommunen die Handreichung pra- Kommunen und Verbänden, Zivilge- die sie hohe Erwartungen setzen, ur- xisnah nutzen können. sellschaft, Wissenschaft und Praxis. banen Herausforderungen zu begeg- Sie bietet den normativen Rahmen für nen. Die Smart City – eine Begriffsklärung Smart-City-Projekte in Deutschland. Zahlreiche Kommunen verfügen Begrifflichkeiten wie „Smart City“, In der Praxis zeigte sich, dass vie- jedoch nur bedingt über die finanziel- „Digitale Stadt“ oder „digitale Trans- le Kommunen Unterstützung dabei len, technologischen und personellen formation“ erreichen zunehmend benötigen, die Leitlinien in konkretes Ressourcen, um sich den Fragestel- den Arbeitsalltag von Kommunalver- Handeln zu übersetzen. Kommuna- lungen der Smart City adäquat wid- waltungen. Sie entziehen sich jedoch le Verwaltung und Politik sehen sich men zu können. Zusätzlich ergeben oft einer genauen Definition, daher hier oft ähnlichen Fragen und Her- sich in den Kommunen unterschiedli- sollten sie immer in Bezug zu ihrem ausforderungen gegenüber. che Handlungsspielräume und Infor- lokalen Kontext betrachtet werden. Das Forschungsprojekt „Die digi- mationsasymmetrien zwischen den Das Forschungsprojekt verwendet tale Stadt gestalten“ hat deshalb pra- Beteiligten. die Begriffe Digitale Stadt und Smart xisfähige Ansätze erarbeitet, die es in City im Sinne der Smart City Char- Form einer Handreichung zur Verfü- Forschungsansatz ta. Smart Cities zeichnen sich durch gung stellt und gemeinsam mit ausge- Um über Erfolgs- und Risikofaktoren einen ganzheitlichen und gesamt- wählten Kommunen erprobt. auf dem Weg zu gelungenen Smart- städtischen Ansatz aus, der auf einer Ziel der Handreichung ist es, ei- City-Konzepten einen interkommu- integrierten und nachhaltigen Stadt- nen Bogen vom normativen Rahmen nalen Transfer von Erfahrungen zu entwicklung beruht. Hier grenzt sich der Smart City Charta zu konkretem ermöglichen, untersuchte das For- das Verständnis von Smart City oder kommunalen Handeln zu schlagen. schungsteam in der ersten Projekt- Digitaler Stadt von der Digitalisierung Die Handreichung hilft Kommunen, phase vier Fallstudienstädte. Die zen- von Verwaltungsdienstleistungen passgenaue Ziele zu definieren, ge- trale Methodik bestand in qualitativen oder dem Bereich E-Government ab. eignete Organisationsstrukturen und Interviews mit Fachleuten. Ergänzt Mit digitaler Transformation wird Strategieprozesse zu entwickeln, Risi- wurden diese um eine einschlägige der Prozess beschrieben, den Städte ken richtig abzuschätzen und so ihre Dokumentenanalyse und eine inter- auf ihrem Weg zur Smart City durch- Smart-City-Projekte auf den Weg zu disziplinäre Literaturauswertung. laufen: bringen. Die Ergebnisse der Untersuchung „Digitale Transformation – den Wan- bilden die Grundlage für die vorlie- del der Städte hin zu Smart Cities – Ausgangslage gende Handreichung. Diese richtet nachhaltig gestalten bedeutet, mit den Einige Kommunen haben bereits sich insbesondere an Städte, die erst Mitteln der Digitalisierung die Ziele begonnen, Digitalkonzepte zu erar- am Anfang ihrer Smart-City-Be- einer nachhaltigen europäischen Stadt beiten und konkrete Projekte umzu- mühungen stehen. Die Aufberei- zu verfolgen.“ (Smart City Charta, S. 9, setzen. Vielfach besteht jedoch noch tung des Erfahrungsvorsprungs der https://t1p.de/jpmb). Unsicherheit, wie die Möglichkeiten Fallstudienstädte soll die Kommunen der Digitalisierung in kommuna- dabei unterstützen, ihre je eigenen 4 ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021
Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Projektbeschreibung Dieser Interpretation folgend, spielen werke zum Thema Digitalisierung die Themenfelder E-Government und oder die räumlichen Wirkungen ex- digitale Verwaltungsdienstleistungen emplarischer Projekte. Je nach Aus- in der Handreichung eine unterge- gangslage und finanziellen Spielräu- ordnete Rolle. men variieren die Lösungsansätze der Kommunen. Über dieses Heft Eine Querauswertung der Fallstu- Dieses Heft stellt die Digitalstrategien dienstädte bündelt die wichtigsten von vier Fallstudienstädten vor. Basie- Erkenntnisse aus den Interviews. Aus rend auf Interviews zeigt es, wie jede ihnen leitet das Forschungsprojekt Stadt ihre Digitalstrategie entwickelt erste Ansätze und inhaltliche Schwer- hat und wie die Kommunen das The- punkte der Handreichung ab, die es ma in ihre Verwaltungen eingebettet darauf aufbauend entwickelt. haben. Von besonderem Interesse ist Das Fazit reflektiert die Wechsel- dabei, inwiefern die Zielstellungen wirkung von Stadtentwicklungskon- der Strategien mit den Zielen der in- zept und Digitalstrategie und zeigt tegrierten Stadtentwicklung und der anhand verschiedener Modelle, wie Smart City Charta korrespondieren. eine inhaltlichen Verknüpfung der Darüber hinaus umfassen die Por- strategischen Papiere gestaltet wer- traits der Fallstudienstädte Themen den kann. wie den Aufbau lokaler Akteursnetz- Digitale Transformation braucht... SMART 1 Ziele, Strategien und Strukturen CITY CHARTA 2 Transparenz, Teilhabe und Mitgestaltung 3 Infrastrukturen, Daten und Dienstleistungen 4 Ressourcen, Kompetenzen und Kooperationen Abb. 1 Die vier Leitlinien der Smart City (Quelle: eigene Darstellung) Charta ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021 5
Methodik Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Methodik und Auswahl der Fallstudien- städte Methodische Schritte Fallstudien Methode zur Auswahl Die Untersuchung der Fallstudien- Bei der Auswahl der Fallstudienstädte Die Auswahl der Fallstudienstädte er- städte ist einer von vier methodischen berücksichtigte das Projekt vor allem folgte in drei Schritten: Arbeitsschritten des gesamten For- Kommunen, die ihre Digitalstrate- 1. Erstellung einer Longlist von schungsprojektes: gie auf ihren allgemeinen Stadtent- 30 Kommunen wicklungszielen aufgebaut hatten. 2. Qualifizierung der Vorauswahl 1. Literaturrecherche In Frage kamen beispielsweise inte- 3. Iterative Auswahl von vier Zunächst stellte das Forschungsteam grierte Digitalstrategien, integrierte Fallstudienstädten dem Projekt eine Internet- und Lite- Stadtentwicklungskonzepte mit ei- Tabelle 1 illustriert die Zielsetzun- raturrecherche zu den Themen Smart nem Handlungsfeld „Digitalisierung“ gen, Aktivitäten und Ergebnisse der City und Digitale Stadt voran. Un- oder Digitalstrategien, die mehrere jeweiligen methodischen Schritte. ter der Leitfrage, inwiefern Kommu- Handlungsfelder mit konkreten Bezü- nalverwaltungen das publizierte Wis- gen zur integrierten Stadtentwicklung Erstellung einer Longlist sen praktisch nutzen können, wurden aufwiesen. Zur Auswahl möglicher Fallstudien einschlägige Veröffentlichungen ge- städte extrahierte das Projektteam sichtet. 2. Fallstudien Schritt 1: Erstellung der Longlist Die im Mittelpunkt dieses Hefts ste- hende Fallstudienanalyse eruier- Zielsetzung · Auswahl der Kommunen te lokales Erfahrungswissen, das Aktivitäten · Auswertung von Übersichtsstudien zu Smart Cities in Deutschland Kommunen auf dem Weg zu ihren · Internetrecherche zu Beispielen kommunaler Digitalstrategien Smart-City-Strategien und -Projekten Ergebnisse · Longlist mit 30 Kommunen sammelten, wertete dieses aus und machte es zugänglich. Schritt 2: Qualifizierung der Auswahl 3. Handreichung Zielsetzung · Qualifizierung der Longlist für den weiteren Auswahlprozess Auf Basis dieses Erfahrungswissens Aktivitäten · Auswertung von kommunalen Digitalstrategien und Projektbeispielen erarbeitete das Projektteam die Hand- · Untersuchung von Entwicklungsleitlinien und sektoralen Strategien reichung. Diese konzentriert sich auf der Kommunen drei Kernbereiche: das Feststellen der · Kategorisierung der Kommunen jeweiligen lokalspezifischen Bedar- fe, die digitale Strategie- und Projekt- Ergebnisse · Qualifizierte Übersichtstabelle zur Longlist entwicklung sowie die Risikoabschät- Schritt 3: Auswahl der Fallstudienstädte zung und Wirkungsanalyse. Zielsetzung · Auswahl von vier Fallstudienstädten 4. Planungswerkstätten Aktivitäten · Definition und Gewichtung der Bewertungskriterien In vier Planungswerkstätten testet · Iterative Auswahl der Fallstudienstädte das Projekt im weiteren Verlauf eine · Aufbereitung der Informationen zu den Fallstudienstädten in Form erste Version der Handreichung. Die von Steckbriefen Erfahrungen aus den Planungswerk- stätten fließen dann in die Überar- Ergebnisse · Steckbriefe zu den vier Fallstudienstädten beitung der Handreichung ein. Somit weist das Projekt einen hohen Praxis- Tabelle 1: Übersicht des methodischen Vorgehens zur Auswahl der Fallstudien- bezug auf. städte (Quelle: eigene Darstellung) 6 ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021
Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Methodik aus Übersichtsstudien zum aktuellen umfasst Kommunen, die gegenwär- Leitfaden war ein halboffener Fra- Stand der Smart-City-Entwicklung in tig noch die Digitalstrategie erstellen. gebogen auf Basis der inhaltlichen Deutschland 30 Kommunen, die be- (Stand: April 2019) Schwerpunkte des Projekts: Bedarfs- reits über eine Digitalstrategie verfüg- erhebung, Strategieentwicklung, Ri- ten. Ergänzt wurde dies durch eine of- Auswahl der Fallstudienstädte sikoabschätzung und Wirkungsana- fene Onlinerecherche. Die finale Auswahl der Kommunen lyse. Entsprechend ergaben sich etwa erfolgte basierend auf weiteren Be- Fragen danach, inwiefern die Kom- Qualifizierung der Auswahl wertungskriterien. Dazu zählten die munen bei der Zieldefinition der Stra- Im nächsten Schritt galt es, aus der Inhalte der Digitalstrategie wie etwa tegie die jeweilige kommunale Aus- Longlist kommunale Digitalstrategi- ihre Bezüge zur Smart City Charta so- gangslage berücksichtigt hatten, en zu qualifizieren und auszuwäh- wie ihre Umsetzung und kommunale Fragen zum Erstellungsprozess und len. Als Herausforderung erwies sich Verankerung. zur öffentlichen Beteiligung, nach der dabei die uneinheitliche Definition Bei der Analyse der Digitalstrate- Einbindung des Themas in die Ver- und Verwendung von Terminologien. gien spielte auch eine zentrale Rolle, waltungsstrukturen oder zum Um- Beispielsweise hat Kaiserslautern ein ob diese in bestehende Stadtentwick- gang mit Daten und lokalen Ressour- „Leitbild“ für die Digitale Stadt, Ber- lungskonzepte integriert waren und cen. Zusätzlich fragte das Team lokale lin dagegen besitzt eine „Smart-City inwiefern sie ihre Wirkungen auf den Besonderheiten und digitale Projekte Strategie“. Dortmund verabschiede- städtischen Raum berücksichtigten. der Fallstudienstädte ab. te mehrere „Masterpläne“ zur Digita- Weitere Auswahlkriterien waren die Der Konzeption des Fragebo- lisierung und Hannover verfügt über Intensität und Form der Bürgerbetei- gens lag die Annahme zugrunde, eine „Verwaltungsstrategie“ zur Digi- ligung, der Innovationsgrad geplanter dass voraussichtlich nicht alle Fall- talisierung. und bereits umgesetzter Projekte und studienstädte die Fragen zur Risiko- Zur weiteren Eingrenzung defi- die Aktualität der Strategie. Aber auch abschätzung und Wirkungsanalyse nierte das Projekt all jene Ansätze als länger existierende Strategien kamen beantworten können, da sie derartige „Digitalstrategie“, welche aufgrund ihres hohen Umsetzungs- Instrumente bisher kaum eingesetzt 1. von kommunaler Politik und potenzials und ihrer kontinuierlichen hatten. Während der Interviews be- Verwaltung verabschiedet wurden, Fortschreibung in die engere Wahl. stätigte sich diese Einschätzung. Die 2. Bezüge zur integrierten Stadt- Das Projekt berücksichtigt Kommu- resultierende „Empirielücke“ konn- entwicklung aufweisen, also keine nen unterschiedlicher Größe. te durch eine Expertise zu den Be- reinen Verwaltungsstrategien mit Die Städte Aachen, Arnsberg, reichen Risikoabschätzung und Wir- Fokus auf E-Government darstel- Mannheim und Ravensburg über- kungsanalyse geschlossen werden. len und zeugten im Hinblick auf die Kriteri- 3. öffentlich einsehbar sind. en und wurden daher als Fallstudien- städte ausgewählt. Anschließend ordnete das For- schungsteam die jeweilige Digital- Interviews und Fragebögen strategie der Kommunen drei Ka- In den Fallstudienstädten interview- tegorien zu. Kategorie 1 beschreibt te das Forschungsteam Fachleute aus Kommunen, die nach obiger Definiti- den Stadtverwaltungen, die die kom- on über eine vollwertige Digitalstrate- munale Digitalisierung oder Smart- gie verfügen. Zur Kategorie 2 gehören City-Projekte planten oder durch- Kommunen mit einem Ansatz, der ei- führten. Die Interviews erfolgten im ner Digitalstrategie zwar ähnelt, je- Zeitraum von Ende Juni bis Ende Juli doch in mindestens einem Punkt von 2019 und fanden soweit möglich vor der Definition abweicht. Kategorie 3 Ort statt. ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021 7
Fallstudie Aachen Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Fallstudie Digitalstrategie Aachen Aachen Aachen digitalisiert! Bundesland Nordrhein-Westfalen Bevölkerung 246.000 Einwohnerinnen und Einwohner Stadttyp Kleine Großstadt Strategie seit 2018 (Bündelung mehrerer Strategien) Link http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/politik_ver- waltung/Digitale-Strategie/Digitale_Strategie_Aa- chen.pdf Lage Organisation: Federführende Stelle: Büro des Oberbürgermeisters, Digitalisierungs- beauftragter und Lenkungsgruppe Kooperation mit: lokal ansässigen Firmen und Hochschulen Zeitliche Einordnung: Digitalstrategie Zusammenführung des Fachbereichs Personal zur Digitalen Strategie Regionale und Organisation „Aachen digitalisiert!“ IT-Strategie 2016 2017 2018 2019 Entwicklung der Strategie relativ schlanken und umsetzungsori- Der Aachener Stadtrat verabschiedete entierten Strategieprozess bestritt die im Jahr 2018 die Strategie „Aachen di- Stadt Aachen ohne Fördermittel. Ihre gitalisiert!“. Vorangegangen war be- digitale Strategie überarbeitet und ak- reits 2016 eine regionale IT-Strategie tualisiert sie in jährlichem Turnus, und 2017 ein Strategiepapier des wobei sie auch die Projekte der Road- Fachbereichs Personal und Organisa- map regelmäßig neu priorisiert und tion. Wichtige Impulse gab auch die bei Bedarf anpasst. kommunale Wirtschaftsförderung, die Aachen als attraktiven Standort für digitale Unternehmen und Fachkräfte ausbauen möchte. Ein interfraktioneller Arbeitskreis aus Politik und Verwaltung tauschte sich kontinuierlich zu den strategi- schen Zielen aus und begleitete den Strategieprozess von Anfang an. Diese Transparenz empfanden die Beteilig- ten als äußerst hilfreich. Abb. 2 Deckblatt Digitale Strategie Schwerpunkte der Strategie liegen Aachen „Aachen digitalisiert!“ neben digitalen Verwaltungsdienst- (Quelle: Stadt Aachen, Pressestelle) leistungen, digitaler Infrastruktur und Datengovernance in den Arbeitsfel- dern Mobilität, Wirtschaft und Han- del. Außerdem erstellte die Stadt eine Roadmap für digitale Projekte. Den 8 ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021
Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Fallstudie Aachen Steckbrief Aachen – Handlungsfelder und Bezug zur Smart City Charta Schwerpunktthemen und Handlungsfelder der Strategie Die Aachener Strategie benennt elf Arbeitsfelder, die mit den digitalen Projekten, bewährten Strukturen und Kooperationen der Kommune verbunden sind: 1. Bürgerservice, Portal 2. Big Data, Open Data, Datenschutz und IT-Sicherheit 3. Digitale Akten 4. Prozessoptimierung 5. Digitaler Zahlungsverkehr 6. Zeitgemäße Arbeitsplätze 7. Digitales Lernen und Lesen 8. Infrastruktur 9. Erlebniswelt Mobilität Aachen 10. Digitale Unternehmerwelt 11. Handel und Stadtentwicklung Bezug zu den Leitlinien der Smart City Charta Leitlinie 1 | Ziele, Strategien, Strukturen • Ganzheitliche Betrachtung von Digitalisierungsprozessen • Koordination durch das Büro des OB mit zugeordneter Stabsstelle eines „Chief Digital Officers“ (CDO) • Verankerung verwaltungsinterner und stadtweiter Ziele in der Digitalstrategie Leitlinie 2 | Transparenz, Teilhabe, Mitgestaltung • Ausrichtung digitaler Technik auf die Menschen und ihre Bedürfnisse Leitlinie 3 | Infrastruktur, Daten, Dienstleistungen • Breitbandausbau und WLAN im öffentlichen Raum • Ausbau von Ladenetzinfrastruktur für die Elektromobilität und von Smart-Grid-Komponenten • Sensoren und Kommunikationsknotenpunkte • Open Data Portal Leitlinie 4 | Ressourcen, Kompetenzen, Kooperationen • Einrichtung von „digitalen Scouts“ in der Verwaltung • Digitale Bildung und Lehre in Schulen, VHS, Öffentlichen Bibliotheken und Medienzentrum • „regio iT“ als regionaler IT-Dienstleister • „digitalHUB Aachen e. V.“ als Schnittstelle von Start-ups, Industrie und Mittelstand • Förderung als „Digitale Modellregion NRW“ • Kooperation mit der Städteregion, der Region und den Nachbarländern Belgien und Niederlande ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021 9
Fallstudie Aachen Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Einbettung in die Verwaltung sie auch grenzüberschreitende Koope- stützt und kooperiert hier mit dem Die Stadt Aachen adressierte den digi- rationsprojekte mit den Nachbarlän- Verein „digitalHUB Aachen e. V.“, des- talen Wandel als neues und strategi- dern Niederlande und Belgien. sen Mitglieder überwiegend aus dem sches Thema der Verwaltung, indem Mittelstand, der Industrie und aus sie zusätzliche Stellen einrichtete. Kooperationen und Beteiligung Start-ups kommen. Der Verein stellt Dazu zählt beispielsweise die Position Die Stadt Aachen entwickelte ihre Di- nicht nur den Kontakt zwischen Start- des „Chief Digital Officers“ (CDO) als gitalstrategie mit bürgerschaftlicher ups und etablierten Unternehmen Hauptverantwortlicher für die Koordi- Beteiligung. Bei der Fortschreibung ist her, sondern bildet auch eine Schnitt- nation, Umsetzung und Weiterent- geplant, die Zivilgesellschaft und loka- stelle der Digitalbranche zur Verwal- wicklung der digitalen Strategie. Wei- le Akteurinnen und Akteure aus der tung. In diesem Rahmen werden digi- tere Stellen entstanden im Projektbüro Wissenschaft und Wirtschaft noch tale Geschäftsmodelle und Projekte in „Digitale Modellregion“ als Teil eines stärker in den Prozess einzubeziehen. Aachen selbst entwickelt, erprobt und Förderprogramms des Landes Nord- Die Bürgerbeteiligung ist als hybrides gefördert. rhein-Westfalen sowie in den Fachbe- Format aus analogen und digitalen Neben diesen externen Kooperati- reichen IT und Wirtschaftsförderung. Bausteinen konzipiert, um die Verfah- onen sind vor allem auch die Eigenbe- Die Gestaltung der verwaltungsinter- ren für verschiedene Zielgruppen triebe der Stadt ein wichtiger Partner nen Digitalisierungsprozesse und die niedrigschwellig zu gestalten. bei den Digitalisierungsmaßnahmen strategische und operative Führung In Aachen sind Hochschulen und auf gesamtstädtischer Ebene. der IT obliegen dem „Chief Informati- Forschungseinrichtungen stark mit on Officer“ (CIO). Um die übergeord- der Stadtverwaltung und Politik ver- Integrierte Stadtentwicklung neten IT-Themen in der Stadtverwal- netzt. Transdisziplinäre Kooperatio- Die Aachener Digitalstrategie weist tung zu koordinieren, richtete die nen ermöglichen einen stetigen Aus- nur geringe Querbezüge zum Stadt- Stadt eine Lenkungsgruppe ein, die tausch und gemeinsame Aktivitäten. entwicklungskonzept aus dem Jahr sich aus dem CDO, der Stadtkäm- Zu ihnen zählt beispielsweise das 2013 auf. Inhaltlich bestehen jedoch merin, dem Fachbereich IT und der Projekt „Erlebniswelt Mobilität Aa- Überschneidungen mit typischen ausgegründeten „regioIT“, einem chen“, das ein Zusammenschluss von Themenbereichen der städtischen kommunalen IT-Dienstleistungsun- Hochschuleinrichtungen mit örtli- Entwicklung, vor allem in der Bildung, ternehmen, zusammensetzt. Mit dem chen Verkehrsbetrieben und anderen der Mobilität sowie der Innenstadt- neuen Handlungsfeld E-Government Unternehmen aus dem Bereich der und Quartiersentwicklung. In diesem eröffnete sich der Verwaltung darüber Mobilität umsetzt. Das Netzwerk Kontext adressiert die Digitalstrategie hinaus die Chance, Mitarbeitende be- forscht in den Feldern Elektromobili- beispielsweise Zukunftsprobleme des reichsübergreifend zu vernetzen und tät, Multimodalität und automatisier- stationären Einzelhandels in Innen- zu Fragen der Digitalisierung zu infor- tem Fahren und erprobt im unmittel- stadtlagen. Im Arbeitsfeld Handel und mieren. Außerdem sieht die Digital- baren Stadtkontext neue Ansätze. Stadtentwicklung stellt die Strategie strategie Möglichkeiten zur internen Auch Angebote aus der Privatwirt- als Lösungsansatz das „shopping lab Kompetenzförderung vor. schaft, beispielsweise für digitale aachen“ vor, das bis Februar 2019 fünf Die Stadt ist Teil der „Städteregion Dienstleistungen, betrachtet die Stadt Monate lang vor Ort zum digitalen Aachen“, einem Verband der kreisfrei- Aachen wohlwollend, da sie neue Ide- Wandel im Handel informierte und en Stadt Aachen und den Gemeinden en in die Kommune einbringen. Inten- neue Technologien für den stationä- des Kreises. Um die regionalen Digita- sivere Kooperationen mit Unterneh- ren Einzelhandel erprobte. Weiterhin lisierungsmaßnahmen und Service- men bestehen bislang in den richtet die Initiative „Erlebniswelt Mo- leistungen abzustimmen, tauschen Bereichen Mobilität und Start-up-För- bilität Aachen“ einen Fokus auf kom- sich die Bürgermeisterinnen und Bür- derung. Insbesondere der Fachbereich munale Mobilitätslösungen im Sinne germeister regelmäßig im Arbeitskreis Wirtschaft, Wissenschaft und Europa einer nachhaltigen Stadtentwicklung. „Digitaler Wandel“ aus. Hier erörtern in der Aachener Verwaltung unter- Die punktuellen und projektbasierten 10 ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021
Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Fallstudie Aachen Bezüge zur integrierten Stadtentwick- lung verdeutlichen den umsetzungs- orientierten Ansatz der Digitalstrate- gie, die auf den bewährten IT-Projekten und Kooperationen in der Stadt gründet. Räumliche Perspektive Aachen verfügt mit seinen ehemaligen Gewerbe- und Industrieflächen über viel räumliches Potenzial für Start-ups und Gründende. Die Stadt fördert bei der Entwicklung dieser Standorte ge- zielt Räume, in denen neue digitale Technologien ausprobiert werden und inter- und transdisziplinäre Netz- werke entstehen können. Ein Beispiel Abb. 3 Coworking in einem ehemaligen Kirchenschiff - digitalCHURCH für ein solches digitales Kreativquar- (Quelle: digitalHUB Aachen e. V.) tier ist der Stadtteil Aachen-Nord. Hier betreibt der Verein „digitalHUB Aa- konzeptes ist der „Mobility Broker“, werden vielmehr aus vorhandenen chen e. V.“ Coworking Spaces in einer der Mobilitätsangebote Aachens und „Bordmitteln“ bestritten. Strukturell ehemaligen Kirche – die „digital- der Städteregion auf einer digitalen sind speziell geschaffene Schlüsselpo- CHURCH“. Plattform bündelt und anbieterüber- sitionen – CDO oder CIO – zentrale Parallel dazu fördern der Europä- greifend öffentliche Angebote mit Sha- Elemente des Ansatzes. ische Sozialfonds (ESF) und das Bun- ring-Diensten, E-Scooter- oder desministerium des Innern, für Bau On-Demand-Lösungen kombiniert. Die Interviews aus dem Jahr 2019 und Heimat die Bewohnerinnen und Die einheitliche Suche, digitale Bu- stellen eine Momentaufnahme dar. Bewohner im Soziale-Stadt-Quartier chung und integrierte Abrechnung ist Aachen-Nord mit dem BIWAQ-Projekt benutzerfreundlich über eine einzige „Aachener Quartiere 4.0“ (BIWAQ: Bil- Anwendung möglich. dung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier). Dazu zählt beispielsweise der Lern- Die umsetzungsorientierte und Begegnungsort „Digital Camp“, Smart City der Menschen aus dem Quartier mit Das Fallbeispiel Aachen steht beispiel- geringen digitalen Kenntnissen an die haft für Städte, die der Digitalisierung digitalisierte (Arbeits-)Welt heran- mit einem pragmatischen und projekt- führt. Weiterhin werden im Rahmen orientierten Ansatz begegnen. Bereits der Förderung lokal ansässige Unter- bewährte IT-Projekte und bewährte nehmen in den Bereichen Digitalisie- Kooperationen mit Wissenschaft und rung, „Industrie 4.0“, Elektromobilität Wirtschaft bilden Anknüpfungspunkte und „Arbeit der Zukunft“ geschult und für strategische Handlungsfelder und unterstützt. weitere Digitalprojekte, ohne externe Einen Schwerpunkt legt die Aache- Förderung vorauszusetzen. Die Digi- ner Digitalstrategie auf den Bereich talstrategie und erste Digitalprojekte Mobilität. Ein Baustein des Mobilitäts- ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021 11
Fallstudie Arnsberg Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Fallstudie Digitalstrategie Arnsberg Arnsberg #ARNSBERGdigital Bundesland Nordrhein-Westfalen Bevölkerung 74.000 Einwohnerinnen und Einwohner Stadttyp Große Mittelstadt Strategie seit 2015 (Grünbuch) Link www.arnsberg.de/digitale-agenda/gruenbuch.pdf Lage Organisation: Federführende Stelle: Verwaltungsinterne Abteilung, „Zukunftsagentur“ Arnsberg Kooperation mit: lokal ansässigen Firmen, Bürgerschaft und dem Regionalverbund Südwestfalen Zeitliche Einordnung: Verabschiedung der Online-Konsultation Digitalstrategie zur Digitalstrategie 2015 2016 2017 2018 Entwicklung der Strategie dia-Kanälen hinaus zu denken und in Das Arnsberger Grünbuch „#ARNS- enger Kooperation mit lokal Engagier- BERGdigital“ war eine der ersten kom- ten eine Grundlage für nachhaltige munalen Digitalstrategien in Deutsch- Digitalisierungsprozesse in der Kom- land. Bereits im Jahr 2015 mune zu schaffen. Die Wahl des Be- verabschiedet, bündelte die Strategie griffs „Grünbuch“ implizierte dabei nicht nur die bis dahin vereinzelten die gewünschte Anpassungsfähigkeit Digitalisierungsbestrebungen ver- und kontinuierliche Fortschreibung schiedener Fachbereiche, sondern der Strategie. bildete auch die Grundlage für eine Die Mittel, um die Strategie zu er- verwaltungsübergreifende Kooperati- arbeiten, musste die Stadt Arnsberg on mit Akteurinnen und Akteuren aus noch selbst aufbringen. Sie finanzierte Bürgerschaft, Wirtschaft und öffentli- zwei bis drei prozessbegleitende Stel- chen Einrichtungen. len aus eigenen Geldern. Mittlerweile Die frühzeitige Beschäftigung der konnte sie jedoch mehrere Förderun- Stadt Arnsberg mit Fragen der kom- gen im Bereich Smart City einwerben munalen Digitalisierung lässt sich auf und wird in den kommenden Jahren die Initiative einzelner Schlüsselfigu- als Mitglied der Kooperation „5 für ren zurückführen, unter anderem der Südwestfalen“ im Rahmen der Abb. 4 Deckblatt Digitalstrategie des damaligen Bürgermeisters. Mit BMI-Förderung als Modellprojekt Arnsberg „#ARNSBERGdigital als dem Strategieprozess setzte er das Smart City eine weiterführende Smart- smarte Stadt gemeinsam gestalten“ Thema auf die politische Agenda und City-Strategie entwickeln. Dabei ist (Quelle: Stadt Arnsberg) integrierte es systematisch in die Ver- eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung waltung. Ziel war es, über die Imple- geplant. mentierung digitaler Infrastrukturen oder die Einrichtung von Social-Me- 12 ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021
Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Fallstudie Arnsberg Steckbrief Arnsberg – Handlungsfelder und Bezug zur Smart City Charta Schwerpunktthemen und Handlungsfelder der Strategie Die digitale Agenda der Stadt Arnsberg umfasst acht zentrale Handlungsfelder: 1. Schnelles Breitband für alle 2. Mobiles Internet: Freies WLAN 3. Optimierte digitale Dienste für Bürgerinnen und Bürger 4. Bürgerschaft als Mitgestalterin öffentlicher Leistungen 5. Digitale Bildung und digitale Souveränität 6. Digitale Wirtschaft 7. Verbesserte digitale Kompetenzen von Älteren 8. Beispielhafte digitale Kooperationsprojekte und Vernetzungen Bezug zu den Leitlinien der Smart City Charta Leitlinie 1 | Ziele, Strategien, Strukturen • Zentrales Anliegen der Strategie ist es, „die Rolle der Bürgerin und des Bürgers und damit der Bürgergesell- schaft als verantwortliche Akteure und (Mit-)Produzenten von öffentlichen Dienstleistungen und Stadtent- wicklung zu stärken, also öffentlich wirksames Bürgerengagement anzuregen, zu ermöglichen und zu unter- stützen.“ (Strategie #Arnsbergdigital als smarte Stadt gemeinsam gestalten, S. 9) • Digitalisierung als neues strategisches Aufgabenfeld der Stadt Arnsberg Leitlinie 2 | Transparenz, Teilhabe, Mitgestaltung • Das Grünbuch betont die Teilhabe diverser Akteurinnen und Akteure. • Online-Konsultation zur Digitalstrategie im Jahr 2016 • Das Grünbuch baut unter anderem auf einer digitalen Jugendbefragung (2013) auf. Leitlinie 3 | Infrastruktur, Daten, Dienstleistungen • Open Data Portal • Breitband für alle, (freies) WLAN in öffentlichen Einrichtungen, Unterstützung durch den Verein „Freifunk Rheinland e. V.“ • Digitale Ausstattung der Freiwilligen Feuerwehr • Sensoren und Kommunikationsknotenpunkte Leitlinie 4 | Ressourcen, Kompetenzen, Kooperationen • Vorausschauende Haushaltsplanung für Digitalisierungsaufgaben • Öffnung der Schulen für digitale Bildung • Stadt-Wiki für Beschäftigte in der Kommune • Kooperationen: VHS, Stadtbüchereien, soziale Einrichtungen, „Freifunk Rheinland e. V.“ ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021 13
Fallstudie Arnsberg Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Einbettung in die Verwaltung und Informationsveranstaltungen an. Verantwortung, eine leistungsfähige Inhaltlich und personell besetzte die Eine jährliche Umfrage eruiert die di- digitale Infrastruktur zu schaffen, die Arnsberger Verwaltung das Thema gitalen beruflichen Aktivitäten der es erlaubt, auf digitale Dienstleistun- Digitale Stadt sukzessive. Anfangs Beschäftigten. gen umzustellen. richtete der Bürgermeister lediglich einen Arbeitskreis ein, der sich unter Kooperationen und Beteiligung Integrierte Stadtentwicklung anderem mit dem Thema Digitalisie- Die Kommune setzt bei ihren Digitali- Arnsberg verfügt auf Basis eines ge- rung beschäftigte. Eine eigene Abtei- sierungsbestrebungen auf eine breite samtstädtischen Stadtentwicklungs- lung einzurichten – wie aus größeren Akteurslandschaft. So benennt die konzepts aus dem Jahr 2003 über di- Städten bekannt – war mangels eige- Strategie mehrere potenzielle Koope- verse Strategiepapiere zur ner Kapazitäten nicht möglich. Erst rationspartner und -partnerinnen. nachhaltigen Entwicklung städtischer mit der Akquise weiterer Fördermittel Neben den Beschäftigten in der Stadt- Teilräume und des Umlands. Die Anfang 2019 ließ sich das Thema Digi- verwaltung selbst sind dies vor allem Kommune will die Durchsetzung die- tale Stadt fest in der verwaltungsinter- die Bürgerschaft, öffentliche und kom- ser strategischen Ziele durch geeigne- nen „Zukunftsagentur“ verankern. Im munale Einrichtungen sowie Wirt- te digitale Projekte unterstützen. Zu Zuge der Verwaltungsreform im No- schaftsvertretende. den Herausforderungen gehören der vember 2020 änderte diese ihren Na- Zudem kooperiert die Stadt mit demografische Wandel, der Standort- men in „Zukunfts- und Strategiebüro“. bürgerschaftlich getragenen Initiati- wettbewerb im Rahmen der Globali- Das Büro koordiniert heute neben den ven wie etwa dem Verein „Freifunk sierung, die ökologische und finanzi- digitalen Projekten wichtige anstehen- Rheinland e. V.“, der öffentliches freies elle Nachhaltigkeit sowie der lokale de Entwicklungsprozesse der Stadt, WLAN bereitstellt. soziale Zusammenhalt. Da die Stadt insbesondere im Hinblick auf die glo- Hinsichtlich der Wirtschaftsinter- ihre Digitalstrategie schon im Jahr balen Nachhaltigkeitsziele der Verein- essen unterscheidet die Strategie zwi- 2015 auf den Weg brachte, ist diese ten Nationen („Sustainable Develop- schen „Digitaler Wirtschaft“ und nicht explizit mit der Smart City Char- ment Goals“, SDG). Für künftige „Wirtschaft in der digitalen Transfor- ta von 2017 verschränkt. Dennoch Smart- City-Projekte richtete die Stadt mation“. Zur „Digitalen Wirtschaft“ weist sie deutliche Bezüge zur Charta zusätzlich ein „Smart-City-Büro“ mit zählen Telekommunikationsunter- auf, beispielsweise in den Themenfel- weiteren neuen Stellen ein. nehmen, Start-ups oder Unterneh- dern Gesunde Stadt, Bildung und Teil- In der Verwaltung befassen sich men, die den digitalen Wandel beglei- habe. Mit den Konzepten zur nachhal- nun diverse Einheiten regelmäßig mit ten. Anlaufstellen für den Austausch tigen Stadtentwicklung, die die Stadt dem Thema Digitalisierung: der Ver- bieten der Unternehmensstammtisch inzwischen erarbeitet hat, besitzt sie waltungsvorstand, der Fachdienst des Bürgermeisteramts und das „Digi- eine fundierte Grundlage, auf der sie Schule, das Bildungsbüro, die Wirt- tale Forum Arnsberg“, ein von Wirt- ihre Smart-City-Strategie aufbauen schaftsförderung und die Stadtent- schaftsförderung und Politik unter- kann. wicklung. Die gemeinsame Erarbei- stützter Zusammenschluss von tung digitaler Projekte zeigt Unternehmen der Digitalwirtschaft. Räumliche Perspektive exemplarisch, dass eine umfassende, Das Forum berät und unterstützt die Die räumliche Struktur Arnsbergs fach- und bereichsübergreifende Zu- Verwaltung bei technischen Fragestel- stellt die Stadtentwicklung vor beson- sammenarbeit innerhalb der Verwal- lungen. dere Herausforderungen, denn als tung und darüber hinaus notwendig Mit „Wirtschaft in der digitalen langgezogene Gebietskörperschaft ist. Zentrale Anlaufstelle hierfür ist das Transformation“ sind Wirtschafts- entlang der Ruhr besitzt sie drei nahe- Smart-City-Büro. Um außerdem in- zweige gemeint, denen eine digitale zu gleichwertige Zentrumsbereiche. tern Kompetenzen zum Thema „Smart Transformation bevorsteht, wie bei- Für die Innenentwicklung stellt diese City“ zu vermitteln, bietet die Stadt spielsweise der Handel. Hier sieht sich Beschaffenheit eine spezielle Hürde ihren Beschäftigten Fortbildungen die Stadt als Impulsgeberin mit der dar, in der Außenwirkung erschwert 14 ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021
Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Fallstudie Arnsberg sie ein einheitliches Stadtmarketing. Die ländliche Struktur Arnsbergs prägt ein hoher Anteil an Eigenheimen in den Randbereichen und umliegenden Dörfern. Angesichts demografischer Faktoren („weniger, älter, bunter“) und eingeschränkter ÖPNV-Angebote ergeben sich hier komplexe Wirkungs- zusammenhänge nicht nur für den Mobilitätssektor. Im Verbund mit bestehenden An- sätzen können digitale Projekte dazu beitragen, diesen Herausforderungen vor Ort zu begegnen. So bietet bei- spielsweise die digitale Einzelhandels- Abb. 5 Regionaler Lieferdienst „FLOWBEE“ plattform „FLOWBEE“ mit einem lo- Über die digitale Plattform „FLOWBEE“ schließen sich lokale Händler und kalen Lieferdienst für Waren des Händlerinnen zusammen und bieten ein branchenübergreifendes Sortiment täglichen Bedarfs Lösungen für die an. Der Lieferdienst versorgt auch die ländlichen Kommunen im Umland. Mobilitätsprobleme älterer Menschen (Quelle: www.flowbee.de) in den ländlichen Kommunen. teten und proaktiv die Beteiligung des Die kooperative Smart City gesamten Verwaltungsapparates be- Die Arnsberger Digitalisierungsbemü- förderten. Auch interkommunal ver- hungen und -erfolge beruhen vor al- folgt Arnsberg einen gemeinschaftli- lem auf einer starken Vernetzung von chen Ansatz, beispielsweise im Akteurinnen und Akteuren – innerhalb Rahmen des BMI-Programms „Mo- der Stadtverwaltung und darüber hin- dellprojekte Smart Cities“. So gelang aus. Dieser Ansatz führte schon früh es der vergleichsweise kleinen Kom- zu fruchtbaren Kooperationen und mune in den letzten Jahren, beachtli- Netzwerken in der Kommune, wo- che Innovationspotenziale freizuset- durch diese ihre Digitalisierungsbe- zen. strebungen über einen langen Zeit- raum ohne bzw. mit geringer Die Interviews aus dem Jahr 2019 finanzieller Unterstützung voranbrin- stellen eine Momentaufnahme dar. gen konnte. Förderlich war hier unter anderem die übersichtliche Größe und Organisation der Stadtverwaltung: Die räumliche Nähe der verschiedenen Stabsstellen innerhalb eines Gebäudes ermöglicht einen unkomplizierten und schnellen Austausch zu Quer- schnittsthemen. Dabei kommt einzel- nen Mitarbeitenden eine Schlüsselrol- le zu, die maßgeblich den fachübergreifenden Austausch gestal- ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021 15
Fallstudie Mannheim Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Fallstudie Digitalstrategie Mannheim Mannheim Digitalisierungsstrategie der Stadt Mannheim Bundesland Baden-Württemberg Bevölkerung 327.000 Einwohnerinnen und Einwohner Stadttyp Kleine Großstadt Strategie seit 2018 (Bündelung mehrerer Strategien) Link https://www.mannheim.de/de/stadt-gestalten/digitali- sierungsstrategie Lage Organisation: Federführende Stelle: Bürgermeisteramt und Steuerungskreis Kooperation mit: kommunalen Unternehmen, Wissenschaft und Forschung, regionalen und überregionalen kommunalen Netzwerken Zeitliche Einordnung: Gründung der Einheit „Digitali- Stadtratsbeschluss Beauftragung der Verwal- sierungs- zur Digitalisierungs- tung zur „Digitalisierung strategie“ strategie der Stadtgesellschaft“ 2017 2018 2019 Entwicklung der Strategie Im Zuge der Strategieerstellung verab- Die Stadt Mannheim entwickelte ihre schiedete die Stadt Mannheim einen Digitalstrategie zeitgleich mit ihrem Maßnahmenkatalog, um zeitnah übergeordneten Leitbild „Mannheim Haushaltsmittel bereitstellen zu kön- 2030“ und verabschiedete sie im März nen und erste digitale Projekte zu star- 2019. So gelang es, die Ziele der beiden ten. Diese lagen zunächst im Bereich Strategien optimal aufeinander abzu- digitaler Verwaltungsdienstleistun- stimmen. Die Prozesse trieb insbeson- gen, digitaler Infrastrukturen und der dere der Oberbürgermeister voran, Mobilitätsdienste. während die Verwaltung sie durch ei- Fördermittel nahm die Kommune nen breit angelegten Beteiligungspro- Mannheim für ihre Digitalstrategie zess unterstützte. nicht in Anspruch. Ihre Kosten setzten Inhaltlich bezieht sich das Leitbild sich aus den Personalkosten sowie den „Mannheim 2030“ stark auf die Nach- Aufwendungen für zwei Workshops haltigkeitsziele der Vereinten Natio- zusammen, die externe Moderatoren- nen (Sustainable Development Goals). teams leiteten. Mit der Förderung als Diese Nähe spiegelt sich auch in der Modellprojekt Smart City durch das ganzheitlich angelegten Digitalstrate- BMI ist in den kommenden Jahren die gie wieder. Neben dem zentralen Ziel Entwicklung einer zusätzlichen, sekto- einer nachhaltigen Entwicklung der renübergreifenden Smart-City-Strate- Stadt adressiert sie unter anderem die gie vorgesehen. Abb. 6 Deckblatt Strategiepapier Kooperation mit lokalen Akteuren, die „Grundlagen der Digitalisierungs- digitale Daseinsvorsorge, Bürgerbetei- strategie Mannheim“ ligung, den verantwortungsvollen (Quelle: Stadt Mannheim) Umgang mit Daten sowie digitale Ver- waltungsdienstleistungen. 16 ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021
Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Fallstudie Mannheim Steckbrief Mannheim – Handlungsfelder und Bezug zur Smart City Charta Schwerpunktthemen und Handlungsfelder der Strategie Die „Grundlagen der Digitalisierungsstrategie“ benennen folgende Ziele und Handlungsfelder: 1. Nachhaltigkeit als zentrales Ziel Mannheims 2. Unsere Mannheimer Unternehmen | Smart Production und Kreativwirtschaft 3. Unsere kommunalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und das Wissen in der Stadtgesellschaft 4. Unser infrastruktureller Ausbau | Digitale Bildung 5. Datenschutz und Datensicherheit 6. Open-Data | Urban Data 7. Unser Mannheim im Wandel | Intelligente und nachhaltige Mobilität 8. Unsere Demokratie Bezug zu den Leitlinien der Smart City Charta Leitlinie 1 | Ziele, Strategien, Strukturen • Nachhaltigkeit im Sinne der SDGs als zentrales Ziel Mannheims • Unterstützung digitaler Angebote zur Stärkung der Demokratie • Stadt als Partnerin von Unternehmen, Start-ups und Wissenschaft zur Entwicklung neuer digitaler Services und Geschäftsmodelle • Ausrichtung der Digitalisierung auf die Bedarfe von Politik und Verwaltung, Bürgerschaft und zivilgesellschaft- lichen Gruppen Leitlinie 2 | Transparenz, Teilhabe, Mitgestaltung • Beteiligungsformate mit Beschäftigten der Verwaltung • Befragung von Bürgerinnen und Bürgern über mannheim.de und durch analoge Formate • Steuerungskreis unter Beteiligung kommunaler Gesellschaften Leitlinie 3 | Infrastruktur, Daten, Dienstleistungen • Glasfaserausbau besonders für Bildungseinrichtungen und öffentliche Gebäude und zur Anbindung von Gewerbegebieten • WLAN für öffentliche Gebäude und Plätze in Zusammenarbeit mit „INKA e. V.“ Leitlinie 4 | Ressourcen, Kompetenzen, Kooperationen • Sensibilisierung von Beschäftigten in der Verwaltung für Themen der Digitalisierung, Förderung von Kompetenzen und Qualifikationen, Unterstützung kreativer Arbeitsmethoden • Vernetzung mit Eindhoven, Hamburg, Bremen und Metropolregion-Rhein-Neckar • Mitgliedschaft im Netzwerk „ANDI“ (dem unter anderem Karlsruhe, Freiburg, Konstanz und Lörrach angehören) ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021 17
Fallstudie Mannheim Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Einbettung in die Verwaltung und will den Aufbau zukunftsfähiger „Leitbild Mannheim 2030“ und die 17 Der Mannheimer Gemeinderat beauf- Start-up-Netzwerke beispielsweise SDGs sind mit Indikatoren verknüpft, tragte mit dem Haushalt 2018 die Ver- zwischen Wissenschaft und Digital- die halbjährlich evaluiert werden. Im waltung damit, eine abgestimmte Di- wirtschaft unterstützen. Hierfür hat Zuge dessen wird auch die Wirkung gitalstrategie zu erstellen. Dazu sie die „Mannheimer Gründungszen- der Digitalisierungsmaßnahmen eva- gründete sich im März 2018 die Abtei- tren GmbH“ (mg:gmbh) als 100%ige luiert. lung „Digitalisierungsstrategie“ im Tochter der Stadt ins Leben gerufen. Fachbereich Informationstechnolo- Die Gründungsgesellschaft unter- Räumliche Perspektive gie. Diese begleitete und koordinierte stützt die lokalen Unternehmen der Zu den Auswirkungen der Digitalisie- die Strategieentwicklung federführend Kreativwirtschaft und der Medizin- rung auf den Mannheimer Stadtraum für die gesamte Verwaltung. Einige technologie in ihrem digitalen Bran- zählt, dass Leihfahrräder und Elektro- Teammitglieder aus dem Bereich Di- chenwandel. Neben allgemeiner Bera- roller immer stärker das Stadtbild be- gitalisierungsstrategie arbeiten zu- tung und Kontaktvermittlung stimmen, dass E-Tankstellen entste- gleich als Projektleitende in anderen organisiert die „mg:gmbh“ Veranstal- hen und interaktive Karten helfen, Fachbereichen oder Abteilungen und tungen wie Workshops, Meetups oder barrierefreie Toiletten, Parkmöglich- bringen dort Digitalisierungsprojekte Hackathons, um in Mannheim die keiten oder Haltestellen des ÖPNV zu auf den Weg. Bildung einer Start-up-Community finden. Aber auch „digitale Ruhezo- Den Entwicklungsprozess der Di- anzuregen. Zudem betreibt sie ziel- nen“ sieht die Digitalstrategie im gitalstrategie begleitete verwaltungs- gruppenspezifische Existenzgrün- Stadtraum vor. Die Idee ist, hier be- intern ein Steuerungskreis. Dieser dungszentren wie beispielsweise den wusst auf die Verwendung digitaler setzte sich aus dem Oberbürgermeis- „Musikpark Mannheim“ oder den Geräte zu verzichten. Eine „digitale ter, dem Ersten Bürgermeister, dem „Cubex 41“ – einen Neubau für Start- Ruhezone“ könnte beispielsweise als Fachbereich IT, der Wirtschaftsförde- ups und KMU im Bereich Medizin- Teil eines Stadtparkes das Naturerleb- rung, dem Fachbereich Organisation technologie. Ein „Innovationsmana- nis fördern. und Personal sowie den Vertretenden ger“ der Stadt verknüpft die Im Bereich Tourismus lassen sich des Stadtkonzerns zusammen. Start-up-Szene mit der Gründungsge- mittels digitaler Tools Gäste zu nach- sellschaft. gefragten Zielen lenken. Zielgruppen- Kooperationen und Beteiligung gerechte digitale Services dieser Art An der Entwicklung des übergeordne- Integrierte Stadtentwicklung sollen im Rahmen der Bundesgarten- ten Leitbildes „Mannheim 2030“ be- Die Digitalisierung ist eins von sieben schau im Jahr 2023 konzipiert und teiligten sich über 1.500 Bürgerinnen Zukunftsthemen des „Leitbildes getestet werden. Geplant ist etwa ein und Bürger. Von der öffentlichen Dis- Mannheim 2030“. Die Zukunftsthe- zaunloses Gelände mit digitaler Zu- kussion des Themas „Digitalisierung, men extrahieren aus den globalen gangskontrolle, deren Realisierung Innovation und zukunftsfähige Wert- Nachhaltigkeitszielen (SDGs) kommu- sich derzeit allerdings noch als schwie- schöpfung“ in diesem Rahmen profi- nale Herausforderungen und Hand- rig erweist. Darüber hinaus sieht die tierte auch Mannheims Digitalisie- lungsfelder der Stadt Mannheim. In Stadt Augmented Reality-Führungen rungsstrategie. An Online-Umfragen diesem Sinne soll die Digitalisierungs- per Avatar und die digitale Bereitstel- zu den Digitalisierungsthemen der strategie im Einklang mit dem „Leit- lung von Informationen zu Parks und Stadt beteiligten sich neben den Bür- bild Mannheim 2030“ Resilienz, De- Gärten vor. Spiel- und Bewegungsge- gerinnen und Bürgern auch die Be- mokratie und Zusammenhalt in der räte sollen um digitale Angebote er- schäftigten aus der Verwaltung, so Stadtgesellschaft stärken. Dieser ganz- weitert werden. dass deren Wünsche in die Strategie heitliche Ansatz spiegelt sich in den Durch den Abzug der US-Streit- einfließen konnten. Zielsetzungen und Schwerpunkten kräfte sind im Mannheimer Umland Die Stadt versteht sich als Partne- der Strategie. mehrere Konversionsprojekte ent- rin der Mannheimer Unternehmen Die Oberziele des Strategiepapiers standen. Für die ehemaligen 18 ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021
Die digitale Stadt gestalten: Eine Handreichung für Kommunen Fallstudie Mannheim Wohneinheiten im „Benjamin Frank- Die evaluierbare Smart City Die Interviews aus dem Jahr 2019 stel- lin Village“ entstand ein Rahmenplan Der Mannheimer Digitalisierungsan- len eine Momentaufnahme dar. für zukünftige Nutzungen, der einen satz ist eng mit dem übergeordneten Fokus auf Energie- und Mobilitätsas- „Leitbild Mannheim 2030“ verzahnt. pekte richtet: Dezentralität und Ener- Beide Strategiepapiere fokussieren giemanagement sollen zusammenge- stark auf das Erreichen der SDGs, wo- dacht und mit digitalen Projekten mit eine indikatorengestützte Evaluie- untersetzt werden. Auch die Studie rung der zugrundeliegenden Zielset- „Blue City Mannheim – Innovative zungen möglich wird. Damit setzt sich Konzepte für Konversion und Ingeni- Mannheim von vielen anderen Kom- eursmeile“ sieht vor, aufgegebene Mi- munen ab, die bislang keine vergleich- litärflächen mit einem Schwerpunkt bare Evaluation vornehmen können. auf den Zukunftsthemen Mobilität Die Fallstudie Mannheim kann als Abb. 7 BUGA Mannheim 2023 und Energie umzunutzen. Dazu ge- Beispiel einer Kommune gelten, die Die BUGA 23 transformiert die Kon- hört etwa ein „Masterplan Ladeinfra- ihre digitalen Projekte im Einklang mit versionsfläche rund um die ehema- struktur“ für die Versorgung mit La- ihren strategischen Zielsetzungen ent- lige Spinelli-Kaserne mit dem Ziel, destationen für E-Fahrzeuge und ein wickelt und diese zugleich aus einer die großen Kasernenflächen rückzu- „Green Logistic Park“ für nachhaltige globalen Perspektive ableitet. bauen und als Grünzug zu gestalten. Mobilität im Wirtschaftsverkehr. In Gegenwärtig dominiert im Digita- Mit der BUGA 2023 eröffnet sich die „living labs“ und „showrooms“ sollen lisierungsprozess noch der Blick auf Möglichkeit, zielgruppenspezifische digitale und analoge Mobilitäts- und die Verwaltung. Die stadtentwick- digitale Services zu konzipieren und Quartierskonzepte präsentiert und lungspolitischen Aspekte werden Teil zu testen. getestet werden. der noch zu entwickelnden Smart-Ci- (Quelle Rendering: BUGA 23 / RMP ty-Strategie sein. Lenzen) ExWoSt-Informationen 52/1 - 04/2021 19
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