ÖKOSOZIALER KOMPASS KOMMUNALE ENERGIEWENDE - Leitfaden für den ländlichen und städtischen Raum
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SO KANN‘S GEHEN: INHALTSVERZEICHNIS REGIONALE ERFOLGSBEISPIELE 4 Kommunale Energiewende: Packen wir es gemeinsam an! 5 Kommunale Energiewende: Machen Sie mit! s.19 6 Kommunale Energiewende: Wir haben es in der Hand! s.19 s. 27 7 Kommunale Energiewende: Effektiver Klimaschutz! s. 21 8 Ökosoziale Marktwirtschaft & Ökosoziales Forum s. 25 10 Energie in Zahlen s. 43 12 Kommunale Energiewende bedeutet ... s. 23 14 Kommunale Energiewende bringt ... s.37 s. 33 16 Kommunale Energiewende in 5 Schritten s.19 s. 35 s. 31 18 Modellregionen s. 45 s. 29 20 Energiegemeinschaften s. 39 24 Erneuerbarer Strom aus der Region s. 41 28 Speicher: lokal & krisenfit 32 Regionale Wärmeversorgung 34 Stellschraube Verkehr 36 Energiemanagement in Ballungsräumen 19 Klima- und Energiemodellregionen 31 Salzwasserspeicher in Ollersdorf 38 Vorbildwirkung Sanierungen Thayaland 33 Mikronetzanlage in Arzl im Pitztal 40 Finanzierung und weitere Unterstützung Freistadt 35 Integrativer Wohnbau in Zell am See 42 Alle Ressourcen im Blick Vorderwald 37 Energieraumplanung in Bregenz 44 Bewusstseinsbildung 21 Energiegemeinschaften in Steyr 39 Mustersanierte Volksschule in Ludmannsdorf 46 Impressum 23 Energiegemeinschaften in Gasen 41 Trinkwasserkraftwerke in Paternion 47 Die ökosoziale Kompassreihe 25 Windräder in Munderfing 43 Sauberer Strom in Ternitz 27 Agrarphotovoltaik in Pöchlarn 45 Energiedetektive in Pfunds 29 Sonnenstrom in Heimschuh 2 ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende 3
KOMMUNALE ENERGIEWENDE: KOMMUNALE ENERGIEWENDE: PACKEN WIR ES GEMEINSAM AN! MACHEN SIE MIT! © BMK/Cajetan Perwein © weinfranz Leonore Gewessler Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Stephan Pernkopf Mobilität, Innovation und Technologie Präsident des Ökosozialen Forums Im Kampf gegen die Klimakrise ist die Energiewende von ent- Wir leben in einer Welt, in der eine Krise nicht wartet, bis die Willkommen im ökosozialen Österreich! Nach drei Jahrzehnten über Bürgerbeteiligung und die Erhöhung der Speicherfähigkeit scheidender Bedeutung. Daher hat sich Österreich ein ambitio- vorige gelöst ist. Wir müssen den Klimawandel und die Covid- der inhaltlichen Vorarbeit setzt die Politik die Idee der Ökoso- von Energie bis zur Umsetzung und Unterstützung von Erneu- niertes Ziel gesetzt: 2030 sollen 100 Prozent des Stroms in Ös- 19-Krise gleichzeitig lösen. Eine verlässliche Energieversorgung zialen Marktwirtschaft in Realpolitik und konkrete Maßnah- erbaren Energiegemeinschaften und der Durchführung von be- terreich aus Erneuerbaren Energien erzeugt werden. Bis 2040 auf Basis erneuerbarer Rohstoffe erhöht die Wettbewerbsfähig- men um. Ein gutes Beispiel dafür ist das Erneuerbaren-Ausbau- wusstseinsbildenden Maßnahmen. soll unser Land klimaneutral werden. Das beinhaltet nicht nur keit der heimischen Wirtschaft und steigert die Lebensqualität Gesetz, mit dem die Bundesregierung einen wichtigen Schritt Strom, sondern auch das Sorgenkind Verkehr und natürlich von uns allen. Sie ermöglicht uns allen eine lebenswerte Zu- setzt, der das Ziel 100 % Ökostrom bis 2030 realistisch werden Das Rad muss nicht immer neu erfunden werden. Zahlreiche Wärme. kunft. Beim Klimaschutz kommt es auf uns alle an – von der lässt. Bis 2040 soll Österreich sogar klimaneutral werden. Gemeinden und Regionen arbeiten bereits seit Jahrzehnten in Staatengemeinschaft bis hin zu jeder und jedem Einzelnen. Die Richtung einer kommunalen Energiewende. Auf diesem Erfah- Dieses Projekt zum Umbau unseres Landes, zum Aufbau einer Gemeinden sind dabei die politische Ebene, die am nächsten bei Aktionen und Maßnahmen in den Gemeinden tragen maßgeb- rungsschatz kann man ideal aufbauen. Viele Projekte und In- lebenswerten Zukunft für uns alle, können wir nur gemeinsam den Bürgerinnen und Bürgern ist. Hier können Innovationen lich zur Zielerreichung bei und machen zudem unsere Gesell- itiativen auf kommunaler Ebene bieten sich daher zum Nach- stemmen. Die Bundesregierung arbeitet nun intensiv daran, rascher umgesetzt und Neues ausprobiert werden, hier kann schaft krisenfester, indem regionale Kreisläufe gestärkt werden. machen an. Von der Photovoltaikanlage mit Bürgerbeteiligung Ihnen allen zu ermöglichen, hier teilzunehmen. Beispielsweise diskutiert und Vor- und Nachteile unmittelbar abgeschätzt wer- Wir halten damit Wertschöpfung und schaffen Arbeitsplätze in bis zu innovativen Wohnbaulösungen: Die in diesem Kompass schaffen wir mit dem EAG neue Beteiligungsmöglichkeiten für den. Hier wird Überzeugungsarbeit geleistet. Wenn es also um der Region. vorgestellten Projekte sollen Ihnen als Impuls zum Mit- und Einzelpersonen sowie Kommunen und für Unternehmen. den Klimaschutz und die Energiewende geht, müssen diese von Weitermachen dienen. den Gemeinden ausgehen und in den Gemeinden gelebt werden. Abhängig von den lokalen Gegebenheiten stehen Österreichs Gleichzeitig haben wir 2021 und 2022 mit der Klimamilliarde Gemeinden eine breite Palette an Handlungsmöglichkeiten zur Werden Sie Teil der kommunalen Energiewende und schaffen so viele Mittel wie nie zuvor für den Klimaschutz. Das setzt ins- Darum meine Bitte an alle, die in den Gemeinden Verantwor- Verfügung, um die kommunale Energiewende zu erreichen: von wir gemeinsam ein Zuhause, in dem auch noch unsere Enkel- besondere auf Gemeindeebene und die BürgerInnen ungeahnte tung tragen: Werden Sie Teil der Lösung – ich freue mich auf die Maßnahmen der Energieeinsparung und Effizienz über Energie- kinder gerne und gut leben können! Denn ökosozial ist was die Möglichkeiten frei. Zusammenarbeit. raumplanung sowie Forcierung der erneuerbaren Energieträger Wirtschaft stützt, die Umwelt schützt und uns Menschen nützt.
KOMMUNALE ENERGIEWENDE: KOMMUNALE ENERGIEWENDE: WIR HABEN ES IN DER HAND! EFFEKTIVER KLIMASCHUTZ! © Klima- und Energiefonds © Matern Ingmar Höbarth Alfred Riedl Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds Präsident des Österreichischen Gemeindebundes Um zwei Grad ist die Durchschnittstemperatur in Österreich Dies ist auch das Erfolgsrezept unserer Klima- und Energiemo- Klimaschutz ist den Gemeinden immer schon ein großes An- Dieses verstärkte Bewusstsein der BürgerInnen gilt es nun zu seit 1880 gestiegen, während es weltweit nur 1 Grad Celsius wa- dellregionen. Ein Kapitel in diesem Kompass ist speziell diesen liegen. Die Gemeinden sind seit Jahrzehnten Trendsetter, Vor- nutzen – denn die kurzen Wege vor Ort bedeuten auch weniger ren. Unwetter auf der einen Seite, Dürren auf der anderen Seite gewidmet. Denn wenn es darum geht, die Energiewende rasch bilder, Multiplikatoren und Umsetzer, wenn es um Maßnahmen Emissionen, weniger Verkehr und damit mehr Klimaschutz! werden immer heftiger. Wetterextreme nehmen zu. Das macht umzusetzen und dabei regionale Wertschöpfung zu generieren, des Klimaschutzes geht. Sei es bei der Umstellung auf LED-Lam- deutlich, dass unser Klimasystem bereits ins Wanken geraten dann sind regionale Zusammenschlüsse besonders erfolgreich. pen, PV-Anlagen, E-Tankstellen, E-Fahrzeuge, Radwege und Ich appelliere auch an die Gemeinden die Chance zu nutzen, aus ist. Ich möchte damit kein düsteres Bild zeichnen oder nega- Der Kompass stellt drei Regionen vor den Vorhang – aber hinter kreative Mobilitätslösungen: Wir sehen immer wieder, wie der Gemeindemilliarde, die die Gemeinden vom Bund zur Abfe- tiv in die Zukunft blicken. Nein, ich möchte Bewusstsein dafür diesem stehen weitere 93 großartige Regionen, die gemeinsam wichtig es ist, die Bürgerinnen und Bürger am Weg mitzuneh- derung der Corona-Kosten erhalten, Geld für ihre Klimaschutz- schaffen, dass es höchste Zeit ist, jetzt zu handeln. Wir haben es mehr als 5.200 Projekte umgesetzt haben. Ihnen möchte ich an men, denn Klimaschutz geht uns alle an! projekte abzuholen. (noch) in der Hand. Wir können ganz bewusst die Klima- und dieser Stelle danken. Energiewende mitgestalten. Damit kann und muss man schon Es liegt deswegen auch an uns, in den Gemeinden Projekte und Diese Investitionen werden damit zum wichtigen Turbo für kli- auf regionaler Ebene beginnen. Und Sie, werte Leserinnen und Leser aufrufen – seien Sie dabei, Maßnahmen zu kommunizieren und die BürgerInnen zu moti- marelevante Projekte, Photovoltaikanlagen, Sanierungen von wenn es um die Gestaltung der Energiezukunft geht. Informie- vieren, in ihren Bereichen selbst aktiv zu werden. Gebäuden und vieles mehr. Viele der möglichen Maßnahmen Mit konkreten Förderungen und Initiativen, die perfekt auf die ren Sie sich auf unserer Website zu den Förderungen für Kom- werden in diesem Kompass dargestellt. Möge die Lektüre Ihnen Bedürfnisse von Gemeinden zugeschnitten sind, unterstützen munen und Gemeinden. Werden auch Sie Teil der Bewegung, Wenn wir auf die letzten Monate zurückschauen – so hat uns einen Mehrwert bringen und so zur kommunalen Energiewen- wir seit unserer Gründung 2007 die Energiewende vor Ort. Als die die Energiewende in Österreich vorantreibt. die Corona-Krise auch gezeigt, wie sehr das Bewusstsein für die de beitragen. Drehscheibe zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Regionalität wieder gestiegen ist! Der Lockdown – die Krise – den Kommunen ist es uns besonders wichtig, dass neues Wis- hat uns wieder gezeigt, wie wichtig kurze Wege sind: Ob Einkauf sen über erfolgreiche Projekte in einem Netzwerk ausgetauscht beim Nahversorger oder beim Bauern ums Eck. wird und sich so gute Ideen und Erfolge rasch verbreiten.
ÖKOSOZIALE ÖKOSOZIALES MARKTWIRTSCHAFT FORUM In den 1980er Jahren erkannte Josef Das Neue am Modell der Ökosozialen Das Ökosoziale Forum wurde 1992 als Riegler: Das Erfolgs-Konzept der Sozia- Marktwirtschaft bestand darin, für den eine von der Tagespolitik unabhängige len Marktwirtschaft muss um die Um- Umweltschutz vor allem die Dynamik des Plattform für die Weiterentwicklung der weltkomponente erweitert werden. Marktes zu nutzen, indem durch ökologi- ökosozialen Idee gegründet. Heute ist das sche Kostenwahrheit, Verursacherprin- Ökosoziale Forum ein Think-Tank, der 1989 formulierte er eine neue gesell- zip und eine ökosoziale Steuerreform auf sich für die Umsetzung des ökosozialen schaftspolitische Vision: die Ökosoziale dem Markt die richtigen Signale für eine Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells Marktwirtschaft. Das Ziel von Ökosozialer nachhaltige Entwicklung gegeben wer- in die praktische – österreichische und Marktwirtschaft ist eine Balance zwischen den. Wenn es der Politik gelingt, auf allen europäische – Politik einsetzt. einer leistungsfähigen, wettbewerbsstar- Ebenen dieses anspruchsvolle Ziel durch- ken Marktwirtschaft, einer auf die Lebens- zusetzen, wird Umwelt- und Klimaschutz Durch Ökosoziale Foren in den öster- verhältnisse auszurichtenden sozialen zum Selbstläufer. reichischen Bundesländern, das Ökoso- Gerechtigkeit und ökologischer Nachhal- ziale Studierendenforum, das Ökosoziale tigkeit, um auch künftigen Generationen Angesichts der aktuellen Herausforderun- SchülerInnenforum und Ökosoziale Fo- lebenswerte Bedingungen zu sichern. gen ist eine Entwicklung, die Wirtschaft, ren in anderen europäischen Ländern Soziales und Umwelt gleichermaßen för- wird die Idee in verschiedene Regionen dert, notwendiger denn je. Eine ökosoziale und in unterschiedliche Altersgruppen Entwicklung ist eine, die Arbeit schafft, die getragen. Wir laden alle Interessierten Wirtschaft stützt und die Umwelt schützt. ein, auch einen Beitrag zur Verwirkli- chung der ökosozialen Idee zu leisten. © Shutterstock/sunny studio 8 9
ENERGIE IN ZAHLEN WOHER KAM DIE ENERGIE FÜR ÖSTERREICH 2019? (IN PJ) Quelle: BMNT 2019 Erneuerbare Gas Öl Kohle Elektr. Energie Erneuerbare Inländische Primärenergieerzeugung Gas Öl Energieimporte < 15.700 ENERGIEVERBRAUCH IN DEN GEMEINDEN (IN MWh / JAHR) Kohle Quelle: Abart-Heriszt et al. 2019, Energiemosaik Austria ENERGIE IN ZAHLEN ENERGIE IN ZAHLEN 15.700 - 22.800 0 300 600 900 1200 1500 Elektr. Energie Stromerzeugung Stromerzeugung heute und morgen heute und morgen 22.800 - 29.400 29.400 - 36.700 INLÄNDISCHE STROMERZEUGUNG NACH ENERGIETRÄGERN 36.700 - 45.100 Wasserkraft Wasserkraft Wind Wind Photovoltaik Quelle: BMNT 2019, Regierungsprogramm der österr. Bundesregierung 2020-2024 Photovoltaik Biomasse Biomasse Fossil Fossil 45.100 - 53.700 53.700 - 67.200 +1 Wasserkraft 67.200 - 89.300 +11 Wind Energieverbrauch nach Bundesländern 89.300 - 132.000 Photovoltaik +5 132.000 - 245.800 +10 Biomasse >= 245.800 Fossil Karten, Daten & Quellen unter: ENERGIEVERBRAUCH NACH SEKTOREN (IN TWh / JAHR) Wohnen Land- und Forstwirtschaft Industrie und Gewerbe Dienstleistungen Mobilität 2018 Regierungsziel in TWh bis 2030 Quelle: Abart-Heriszt et al. 2019, Energiemosaik Austria www.energiemosaik.at POTENZIAL DER KOMMUNALEN ENERGIEWENDE PRO JAHR 9 21 58 59 17 Quelle: Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz 2020; Icons: ©shutterstock/justone Burgenland Kärnten Niederösterreich Oberösterreich Salzburg Die Basis für eine Studie der JKU Linz stellen das oben dargestellte Regie- Wohnen rungsziel von +27 TWh sowie weitere 9,8 Mrd. € Land- und Forstwirtschaft +15 TWh im Bereich Wärme, Mobilität und Industrie bis 2030 dar. Die Studie > 100.000 47 21 10 35 Industrie und Gewerbe definiert dieses Ausbauszenario als 4,5 Mrd. € Dienstleistungen enormen Konjunkturmotor. Zusätz- lich können bis 2030 mehr als 13 Mio. Steiermark Tirol Vorarlberg Wien Mobilität Tonnen CO2 eingespart werden. BIPInvestitionen Beschäftigte 10 ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende 11
KOMMUNALE ENERGIEWENDE BEDEUTET ... Erkennen, was auf dem Spiel steht. Klima-Veränderungen Menschen im Ort auf die Reise in die saubere Energiezukunft sind bereits heute in den österreichischen Gemeinden spürbar. zum Mitmachen motiviert werden: Die Gemeinde ist der Dreh- Wetterextreme wie Hitze, Dürren, Starkregenereignisse und und Angelpunkt in der Energiewende. Wir müssen im Kampf ge- Überschwemmungen werden häufiger. Das bringt zahlreiche gen den Klimawandel Energie einsparen – durch mehr Effizienz Herausforderungen für Gesundheit, Wirtschaft und Umwelt mit und Steigerung der Sanierungsrate. Ganz nach dem Motto: „Die sich. Wie wir Energie verbrauchen und wie wir sie produzieren, beste Kilowattstunde ist jene, die nicht anfällt.“ Und jene Ener- hat unmittelbar Einfluss auf die Lebensqualität in den Gemein- gie, die wir brauchen, muss umweltschonend und den regiona- den. Wir brauchen die kommunale Energiewende. len Gegebenheiten angepasst aus sauberen Quellen gewonnen werden. Die Menschen vor Ort können dabei am besten abschät- Ziele auf den Boden bringen. Der Energiebereich ist ein zen, welche Maßnahmen bei ihnen die größte Wirkung erzielen. Schlüsselbereich bei der Erreichung der Klimaziele. 2015 haben die Vereinten Nationen die „Agenda 2030 für nachhaltige Ent- wicklung (SDGs)“ beschlossen. Der Zugang zu bezahlbarer, ver- Was bedeutet kommunale Energiewende? lässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle ist dort Der Begriff umfasst alle Aktivitäten, die eine Gemeinde als konkretes Ziel festgeschrieben. Europa hat sich vorgenom- oder Region unternimmt, um sich in Energieverbrauch men, bis zum Jahr 2030 zumindest 32 % des Energiebedarfs aus und -bereitstellung von fossilen Rohstoffen wie Erdöl, sauberen, erneuerbaren Quellen zu decken. In Österreich soll Kohle und fossilem Gas, aber auch anderen nicht-nach- im selben Jahr der gesamte Stromverbrauch aus erneuerbaren haltigen Energieträgern wie Atomkraft unabhängig zu Quellen stammen und bis 2040 wollen wir klimaneutral sein. machen. Wichtige Bereiche dafür sind Strom, Wärme Eine solche Energiewende braucht ein gemeinsames Bekenntnis und Mobilität sowie die lokale Speicherung und Vertei- und dezentrale Umsetzung. Ob durch konkrete Maßnahmen der lung von Energie. Gebietskörperschaften, durch Initiativen regionaler Unterneh- men und in den Regionen oder Aktivitäten engagierter Bürger- Abhängigkeiten werden reduziert und regionale Poten- Innen und Vereine: Die angepeilte Energiewende findet in den ziale optimal genutzt. Der Selbstversorgungsgrad wird Gemeinden statt. dabei in Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden, Re- gionen und allen Beteiligten – von der lokalen Bevöl- Mit einem vollen Werkzeugkoffer arbeiten. Ob als Bauherr kerung bis zu den Netzbetreibern – durch gemeinsame für den neuen Windpark, über Flächenwidmung bei sauberen Initiativen, Anstrengungen erhöht. Energielösungen oder indem durch Bewusstseinsbildung die 12 ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende 13 © pexels/pixabay
KOMMUNALE ENERGIEWENDE BRINGT ... ... effektiven Klimaschutz. ... funktionierende Ökosysteme. Der Umstieg auf erneuer- Viele Maßnahmen der kom- bare Energieträger sowie munalen Energiewende leis- Maßnahmen zur Energiere- ten einen wertvollen Beitrag duktion und Effizienz helfen, zum Umweltschutz. Ein be- die CO2-Emissionen in den grüntes Dach mit Photovol- Gemeinden zu senken. Be- taik fördert die Biodiversität. sonders wichtig sind hier die Der Umstieg auf ökologische ... sichere Bereiche Strom, Wärme und Verkehrskonzepte verbessert Versorgung. Mobilität. die Luftqualität. Ob Klimakrise oder Pande- mie: Wer heute vorsorgt, ist morgen sicherer. Maß- nahmen der kommunalen Energiewende erhöhen die ... zukunftsfähige Resilienz. Gemeinden und Re- Arbeitsplätze. gionen sowie die örtliche kri- ... zusätzliche tische Infrastruktur werden Ob BürgerInnenkraftwerk, Einnahmequellen. krisenfester und zukunftsfit. Energiegemeinschaften, de- ... mehr Viele Aktivitäten der kom- zentrale Speicherlösungen Lebensqualität. munalen Energiewende, wie oder einfache Effizienzmaß- etwa eigene Anlagen zur nahmen: Die kommunale Ein funktionsfähiger Ge- ... engagierte Strom- und Wärmeerzeu- Energiewende schafft Ar- meindehaushalt, sichere GemeindebürgerInnen. gung oder Sanierungsmaß- beitsplätze in der Region. Das Arbeitsplätze und eine in- Bewusstseinsbildende Maß- takte Umwelt erhöhen das nahmen, können langfristig betrifft die Installation und nahmen erklären Politik und Wohlbefinden und damit die den Gemeindehaushalt ent- Wartung genauso wie die fördern damit eine Beteili- Lebensqualität. Die Verbesse- lasten. Höhere Einnahmen Rohstoffproduktion. ... eine gesündere gung der BürgerInnen, die rung der sozialen, wirtschaft- und geringere Ausgaben ma- Bevölkerung. einzeln oder in Gemeinschaf- lichen und ökologischen chen Mittel für die Umset- Saubere Energielösungen ten selbst Maßnahmen zur Situation fördert zudem Ge- zung weiterer kommunaler reduzieren den Ausstoß von Energieeffizienz und -einspa- nerationengerechtigkeit. Projekte frei. Schadstoffen und Lärm. Im rung umsetzen und auch er- verbauten Gebiet kann durch neuerbare Energie produzie- kluge Lösungen einer Über- ren können. hitzung der Umgebung vor- gebeugt werden. © Shutterstock/Evannovostro ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende 15
Bedarfs- und Potenzialanalyse Wo besteht die größte Notwendigkeit? Welche Maß- mmunale Energiew e n d e nahmen bringen Mehrwert? Die Einbindung der o K Bevölkerung – etwa durch eine gemeinsame Bedarfsanalyse – sowie der Austausch mit anderen BürgermeisterInnen – etwa durch Exkursionen und … in 5 Schritten Besuche – ist bereits von Beginn an förderlich. Zusammen umsetzen In dieser Phase ist ein breites Netz an Mitstreite- rInnen und UnterstützerInnen sehr hilfreich. Die Beteiligung der relevanten Stakeholder und insbe- Finanzierung sicherstellen sondere der Bevölkerung sowie ein Ausblick auf den angepeilten Mehrwehrt der Maßnahme Nach der Potenzialanalyse und der Planung des schaffen Akzeptanz und Zusammenhalt. Grobkonzepts, gilt es die Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten weiter zu definieren. Von klassischer Fremdfinanzierung über staatliche Fördermöglichkeiten bis zu innovativen Bürgerbe- teiligungsmodellen. Die Einbeziehung von exter- nen Beratern aus den relevanten Bereichen bringt Monitoring und Evaluierung Zusammen planen auch hier Mehrwert. Gerade im Energiebereich ist das Monitoring der Die Konzepterstellung beginnt bei der Funktionalität und die Evaluierung der Wirksam- gemeinsamen Festlegung von Prioritäten und keit wichtig. Bringt die Maßnahme den erwarte- Auslotung des Abstraktionsgrades: vom ten Mehrwert? Eine Frage, deren Beantwortung eigenen Gemeindegebiet bis zum regionalen abermals die Notwendigkeit der Einbindung der Zusammenschluss. Eine Wirkungsanalyse auf BürgerInnen aufzeigt. Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft kann ungewünschte Nebenwirkungen minimieren. © Vanessa Erhardt, VoodooDot
MODELL SO KANN‘S GEHEN: REGIONEN ©Christian Bauer Energiezukunft Thayaland, NÖ 15 Gemeinden Ein Blick über die Gemeindegrenzen. 25.682 EinwohnerInnen Möglicherweise liegt Ihre Gemeinde bereits in einer Klima- und Energie-Mo- Elektroauto-Carsharing im Thayaland, dellregion (KEM) oder eine solche befin- Solarschienenfahrrad, Mustersanie- det sich ganz in Ihrer Nähe! Mittlerweile rungen zur Steigerung der Energieef- fizienz, Förderung erneuerbarer Ener- Claudia Stain koordiniert der Klima- und Energiefonds Modellregions-Managerin bereits 96 Regionen – mit 841 Gemein- gieträger für Gemeinden, Betriebe und kem@thayaland.at den, in denen über 2,4 Millionen Men- Privatpersonen uvm. schen leben. Umsetzungszentren. Die Projekte und ©EBF Aktivitäten verfolgen einen schritt- Freistadt, OÖ weisen Ausstieg aus fossilen Energien. 23 Gemeinden Durch die gemeinsame Umsetzung von 56.874 EinwohnerInnen nutzenstiftenden Klimaschutzprojek- Studien zur Bürger-Speicherphoto- ten wird zudem die Identifikation mit voltaik, Bürgerbeteiligungsmodelle, der Region gefördert. In jeder KEM sind regionales Sonnenkraftwerk, Errich- Norbert Miesenberger ManagerInnen aktiv, die Information, Modellregions-Manager tung eines Netzwerks von „Auto- norbert.miesenberger@ Motivation und Koordination zur Förde- stopp-Bankerl“ uvm. energiebezirk.at rung einer kommunalen Energiewende zum Ziel haben. ©Energieinstitut Vorarlberg/ Markus Gmeiner Mitmachen. Regelmäßig werden neue Vorderwald, Vorarlberg Ausschreibungen zur Aufnahme und 8 Gemeinden Förderung weiterer Modellregionen ge- 10.108 EinwohnerInnen startet. Ein Blick auf die Website lohnt sich! Bewusstseinsbildung & Bürger- Motivation: Nachhaltig Leben zur Mehr Informationen: Er reichung der Pariser Klimaziele, Monika Forster jährlich wechselnde innovative Ener- Modellregions-Managerin www.klimaundenergiemodellregionen.at monika.forster@energie- gieförderimpulse der Gemeinden, institut.at Vorderwälder Brennholzbörse uvm. ©ZKRTHL 18 ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende 19
ENERGIEGEMEINSCHAFTEN steyr Energiegemeinschaften in Steyr Steyr, Oberösterreich Aktive Marktteilnahme für BürgerInnen. Durch Energiege- auf das Klima- und Energiepaket der Europäischen Kommission Die Stadt Steyr möchte maßgeblich zur Es wurden bereits zwei Gemeinschaf- meinschaften werden KonsumentInnen zu sogenannten „Pro- („Clean energy for all Europeans“) werden zwei nun neue Va- Energiewende beitragen und den Aus- ten identifiziert und erste Ansätze sumern“ – also gleichzeitig ProduzentIn und KonsumentIn. rianten eingeführt, die sich über einzelne Grundstücksgrenzen bau der Erneuerbaren vorantreiben. für die Organisationsstruktur und die BürgerInnen können nicht nur erneuerbare Energie beziehen, hinweg erstrecken und die Nutzung des öffentlichen Netzes er- Die gängigen Förderungen für PV-An- innergemeinschaftlichen Tarife ent- lagen werden lokal gut genutzt. Jedoch wickelt sowie in Simulationen vali- sondern diese selbst – beispielsweise durch eine Photovoltaik- möglichen. Produktion, Konsumation, Speicherung und Handel ist der (ungeförderte) Verkauf von diert. Durch das Projekt werden somit anlage am Dach oder Beteiligung an einem Windrad – produzie- werden über Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften (EEG) sowie überschüssiger erneuerbarer Energie wichtige Anreize für den weiteren ren und über das öffentliche Netz handeln. Bürgerenergiegemeinschaften (BEG) ermöglicht. aktuell nicht attraktiv. Hier können Ausbau der erneuerbaren Energie- Energiegemeinschaften Abhilfe schaf- träger geschaffen, weil er sich für die fen. Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz Mitglieder der Erneuerbaren-Energie- Die unmittelbare Beteiligung erhöht die lokale Akzeptanz von Mit diesen Modellen ergeben sich zahlreiche ökologische, öko- (EAG) legt einen Grundstein dafür und Gemeinschaften nicht nur ökologisch, Projekten zur Energiegewinnung und -nutzung. „Nähe“ er- nomische und soziale Nutzen für die Beteiligten und die gesam- ist Basis für das Projekt LEC-Steyr. sondern auch finanziell auszahlt. leichtert die Identifikation, ganz nach dem Motto: Unsere Ener- te Region. Sie schaffen eine noch nie dagewesene Nähe der Kon- In diesem Projekt arbeiten Vertre- Das Projekt wird vom Klima- und Ener- gie – aus der Region, für die Region. Dieses neue Instrument ist sumentInnen zur Erzeugung von Energie. Zudem ergeben sich terInnen der Stadt, ForscherInnen, giefonds gefördert und gemeinsam ein wichtiges Element für eine kommunale Energiewende. Die neue Geschäftsmöglichkeiten für bestehende AkteurInnen im TechnologiepartnerInnen und Wirt- mit dem Verein FAZAT, CCE Öster- schaftsprüferInnen gemeinsam an der reich GmbH, DI Sebastian Lassacher Grundlagen für den Erfolg von Energiegemeinschaften in den Energiebereich und privates Kapital wird für eine kommunale Umsetzung mehrerer Erneuerbarer- und Schwarz Kallinger Zwettler Wirt- Gemeinden sind: Information und Beteiligung der relevanten Energiewende mobilisiert. Durch die dezentrale Ausgestaltung Energie-Gemeinschaften in Steyr. Das schaftsprüfung Steuerberatung GmbH AkteuerInnen, Transparenz und Wissen über die gesetzlichen wird Krisensicherheit gefördert. Projekt verfolgt einen partizipativen durchgeführt. Ansatz, um die potenziellen Gemein- Rahmenbedingungen. schaftsmitglieder aktiv in den Entste- Nähere Informationen unter: Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften. EEGs können sich hungsprozess einzubinden. www.4wardenergy.at Zwei Modelle. Bereits seit 2017 können in Österreich Bewohner- über einzelne Häuser und Anlagen in einer Nachbarschaft, aber „Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften können eine wesentliche Rolle /Foto Furgler © Schaffer-Warga Innen eines Gebäudes mittels „gemeinschaftlicher Erzeugungs- auch größere Siedlungen und städtische Gebiete erstrecken. zur Erreichung unserer Klimaziele leisten. Es wird wichtig sein, den or- anlagen“ den auf diesem Gebäude produzierten Strom nutzen. Sie werden die gemeinsame Erzeugung, Speicherung sowie ganisatorischen und technischen Aufwand möglichst gering zu halten. Es bedarf darüber hinaus Best-Practice-Beispiele, an denen man sich Im Rahmen des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes und aufbauend Nutzung von regionaler erneuerbarer Energie und somit In- orientieren kann. Hier werden wir mit unserem Projekt LEC Steyr einen wesentlichen Beitrag leisten.“ Thomas Nacht, 4ward Energy Research GmbH 20 ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende © Ehrengruber/Filmmacherei 21
vestitionen vor Ort ermöglichen. Teilnehmen können etwa Folgendes Beispiel beschreibt das Prinzip: Mehrere hunderte Gasen natürliche Personen, lokale Behörden oder kleine und mitt- Menschen aus unterschiedlichen Bundesländern investieren lere Betriebe. Sie profitieren in diesem Rahmen von einem gemeinsam in den Bau eines Windparks an einem Standort. Die reduzierten Netztarif. Es steht dabei die nicht gewerbliche/ erzeugte Energie wird von allen Beteiligten genutzt, der nicht berufliche Haupttätigkeit im Vordergrund. Ein Beispiel: In durch die BEG selbst genutzte Strom kann direkt oder über einer Gemeinde tun sich sechs Haushalte und zwei Land- Ladedienstleistungen für E-Fahrzeuge sowie Energieeffizienz- Energiegemeinschaften am Land wirte zusammen und finanzieren gemeinschaftlich auf dem dienstleistungen verkauft werden. Gasen, Steiermark großen Scheunendach eines Landwirts eine Photovoltaikan- Im Rahmen des europäischen For- Die Gemeinde Gasen ist Trägergemein- lage. Alle acht Beteiligten können diese Energie nun nutzen. schungsprojektes CLUE sollen Energie- de der Klima- und Energie-Modellre- Gemeinsam können sie sich Strom- und Netzkosten sparen Weitere Informationen gemeinschaften auf Basis erneuerba- gion Naturpark Almenland und will und gleichzeitig zur kommunalen Energiewende beitragen. rer Energien simuliert und relevante als Demoregion Vorbild sein. Durch Green Tech Radar: Energiegemeinschaften Technologien getestet werden. Dafür die vielen innovativen Köpfe in der Re- In dieser Publikation werden Energiegemeinschaften als wurden in Österreich zwei Muster- gion können gemeinsam mit Partnern In diesem Kompass zeigen die Beispiele aus Steyr, Gasen und energieregionen ausgewählt, um ver- wie der Energie Steiermark Vorzeige- neue Akteure und mögliche Rollen verschiedener Stake- auch Heimschuh, wie dies unter verschiedenen Bedingungen schiedene Modelle im Realbetrieb zu projekte wie CLUE oder auch „Smart holder genauer beschrieben. testen und deren Beitrag zum Gelin- Energy Community“ durchgeführt in der Praxis funktioniert. EEGs sind ein wichtiger Schritt zur www.greenenergylab.at gen der Energiewende zu erforschen. werden. So entsteht im Augenblick Klimaneutralität, denn im Idealfall entlasten sie das öffentli- In CLUE arbeiten 8 österreichische und am Standort der Biomasse Nahwärme che Netz. In Kombination mit dem österreichweiten Ausbau Innovationslabor Region Stegersbach-Oberwart 14 internationale Partner aus 4 Län- Gasen ein multifunktionales Energie- Die Region besteht aus zehn teilnehmenden Gemeinden dern zusammen, um die gemeinsame zentrum, bei dem mit Biomasse, Son- von Erneuerbaren reduziert das Systembelastungen und den Europäische Vision einer dezentralen ne, Kraft-Wärme-Kopplung, Speichern Druck für einen weiteren Netzausbau. mit ca. 20.000 EinwohnerInnen und bietet eine beispiel- Energieversorgung basierend auf er- und Energiegemeinschaften gerade hafte geografische und demografische Struktur mit gu- neuerbaren Energieträgern voranzu- Pionierarbeit geleistet wird. ter Duplizierbarkeit auf andere Regionen. treiben. Bürgerenergiegemeinschaften. Zur Unterscheidung von Nähere Informationen unter: den EEGs handelt es sich hier um einen Mechanismus für www.act4.energy www.almenland.at & www.gasen.at die überregionale Versorgung mit und die Verteilung von OurPower: Die Energie Cooperative „Energiegemeinschaften versprechen ein hohes Potenzial zur Errei- © KEM Almenland Strom. BEGs sind Zusammenschlüsse mehrerer NutzerInnen, Als Stromgenossenschaft ist OurPower die erste Bürge- chung einer nachhaltigen und erneuerbaren Energiewende. Wenn die nicht räumlich aneinandergebunden sein müssen. Sie wir es schaffen, dass sich BürgerInnen einfach, rasch und schnell rInnen-Energie-Gemeinschaft in Österreich. Strom wird miteinander vernetzen können und sie dadurch regional produzier- treten als eigenständige und neue Akteure am Strommarkt direkt von ErzeugerIn an die EndkundIn verkauft. ten Strom direkt und über Ökostromspeicher nutzen können, haben auf. Beteiligen können sich natürliche Personen, Gebietskör- wir unser Ziel erreicht!“ www.ourpower.coop perschaften oder Unternehmen. Erwin Gruber, Bürgermeister der Gemeinde Gasen (links) & Martin Auer, Modellregionsmanager der KEM Almenland (rechts) © Pollhammer 22 ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende 23
ERNEUERBARER STROM AUS DER REGION Munderfinger bauen Windräder Munderfing, Oberösterreich Bereits 2004 wurde unter Einbeziehung und Betrieb des Windparks setzen auch der gesamten Gemeindebevölkerung wichtige Impulse für Arbeitsplätze in in einem mehr als einjährigen Prozess der Region. Abschied von fossilen Energieträgern. Das Ziel ist klar: Für Wirkungsgrades von Altanlagen – etwa im Bereich Wasser- und ein Konzept für den kompletten Um- eine klimafitte Zukunft in Österreichs Gemeinden und darüber Windkraft – sind hier einige zentrale Elemente. stieg auf erneuerbare Energien erstellt. Die Gemeinde hat inzwischen außer- Bis 2035 soll der gesamte Energiebedarf dem alle öffentlichen Gebäude von fos- hinaus müssen wir uns von den fossilen Energieträgern Erdöl, der Gemeinde aus erneuerbaren Ener- silen Energieträgern auf erneuerbare Kohle und Erdgas verabschieden. 2030 soll jede in Österreich Alle drei Tage ein neues Windrad. Um die ambitionierten giequellen gedeckt werden. Mit dem umgestellt und durch viele Aktionen produzierte Kilowattstunde grün sein. Windkraft-Ausbauziele von +11 TWh bis 2030 zu erreichen, müs- Windpark Munderfing wurde dazu ein und Aufklärung überdies viele Ge- wesentlicher Beitrag geleistet. meindebürgerInnen ermutigt, diesem sen jedes Jahr 120 neue Windräder errichtet werden. Der Wind- Schritt zu folgen. Auch im Bereich sanf- Windkraft, Photovoltaik, Wasserkraft und Biomasse haben auf park in Munderfing in Oberösterreich hat es geschafft, die An- Der Windpark Munderfing ist der erste, te Mobilität ist Munderfing Vorreiter: dem Weg zu einer sauberen Energieversorgung eine entschei- lagen als „Ausflugsziel im Landschaftsbild“ und somit allgemein der sich mehrheitlich im Besitz einer Eine Fahrradbeauftragte motiviert die österreichischen Gemeinde befindet. BürgerInnen zum Radfahren und auch dende Bedeutung. Dazu steht ein massiver Ausbau von mindes- von der Bevölkerung akzeptiert zu errichten. Aber die Munder- Die fünf Windkraftanlagen im Kober- die hohe Dichte an Elektrofahrzeugen tens +27 TWh bis 2030 an, den wir auch in unserer Landschaft finger sind nicht die einzigen, die bereits erfolgreiche Projekte naußerwald produzieren jährlich 32 in Munderfing sprechen für sich. sehen werden. Für den nachhaltigen Erfolg der kommunalen umgesetzt haben: Großhofen in Niederösterreich, Potzneusiedl Millionen kWh Strom für rund 10.000 Haushalte. Der Bau eines sechsten Nähere Informationen unter: Energiewende ist es daher wichtig, die Energieproduktion op- im Burgenland oder Krieglach in der Steiermark zeigen Wege Windrades ist für 2021 geplant. Der Bau www.munderfing.at timal in das Landschaftsbild zu integrieren und Maßnahmen auf und laden zum Nachmachen ein. © Gemeinde Munderfing möglichst sozial- und naturverträglich zu gestalten. „Munderfing ist die erste Gemeinde in Österreich, die einen eigenen Photovoltaik: von ganz klein, bis ganz groß. Millionen von Windpark betreibt. Es handelt sich dabei um das größte Bürgerbe- Stromsparen als Schlüssel. Die klimafreundlichste und natur- neuen Paneelen werden bis 2030 in österreichischen Gemeinden teiligungsmodell. Wir setzen damit neue Maßstäbe und zeigen auf, was moderne Standortpolitik bedeutet.“ verträglichste Kilowattstunde ist jene, die erst gar nicht erzeugt errichtet werden, um das Ausbauziel von +10 TWh in diesem Be- Martin Voggenberger, werden muss. Ein weiterer Hebel, der bereits vor einer Neu- reich zu erreichen. Besondere Bedeutung kommt der sogenann- Bürgermeister der Gemeinde Munderfing errichtung wirkt, ist das Repowering bzw. die Revitalisierung ten Doppelnutzung bereits bestehender Flächen zu. Die Neuins- © Leonhard Moser bereits bestehender Anlagen. Viele österreichische Gemeinden tallation durch einzelne Haushalte wird unter anderem mit dem gehen hier bereits mit gutem Beispiel voran. Informationskam- 1-Millionen-Dächer-Programm der österreichischen Bundes- pagnen, Bildungsinitiativen und Maßnahmen zur Erhöhung des regierung gefördert. Aber nicht nur Dächer kommen in Frage. 24 ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende 25
Pöchlarn Doppelnutzung findet auch in der Landwirtschaft im Rahmen Das Holzkraftwerk Rastenfeld (Stift Altenburg) liefert beispiels- des Konzepts der Agrar-Photovoltaik statt. Zudem werden zahl- weise für 30.000 Haushalte Strom und nutzt dazu bis zu 90 % reiche Großanlagen in den nächsten Jahren ans Netz gehen. Ein Schadholz. Dies trägt auch zur Verringerung der Borkenkäfer- interessantes Beispiel hierfür ist die österreichweit erste Groß- belastung bei. Agrar-Photovoltaik als flächen-Photovoltaikanlage in Feistritz-Ludmannsdorf/Bilčovs. Zukunftskonzept Die Forschungsanlage umfasst 2,5 Hektar und hat eine Spitzen- Pöchlarn, Niederösterreich leistung von 1,3 MW. Weitere Informationen Das Pilotprojekt „Öko-Solar Biotop Systeme, die Richtung Süden ausge- Photovoltaik-Nutzung in der Landwirtschaft Land am Strome. Bis 2030 sind +5 TWh Wasserkraft geplant. Pöchlarn“ umfasst auf einer Fläche von richtet sind, sind von fixer Neigung Eine aktuelle Publikation des Interessenverbandes Photo- 4 Hektar eine Photovoltaikanlage mit bzw. Ausrichtung sowie einem großen Revitalisierung/Repowering bestehender Anlagen der Klein- 3,8 MWp und testet mehrere Systeme Reihenabstand geprägt. Dieser kann bis voltaik Austria gibt umfassenden Einblick in die zahlrei- wasserkraft ist hier das vorrangige Ziel. Laut der Branchen- zur nachhaltigen Doppelnutzung von zu neun Meter betragen, so dass auch chen Möglichkeiten der nachhaltigen Sonnenstrompro- Photovoltaik und Landwirtschaft. Beim ein Mähdrescher durchfahren kann. vertretung Kleinwasserkraft Österreich besteht bei etwa 800 duktion im Agrarsektor. „Ost-West-System“ kommen semi- Dieses System bietet sich insbesondere Querbauwerken ein großes Potenzial für die Neuerrichtung von transparente Solarmodule auf Träger- beim Anbau diverser Getreide- und Ge- www.pvaustria.at naturverträglichen Kleinwasserkraftanlagen. Denn die Gemein- elementen zum Einsatz, die Richtung müsesorten an. Bei allen Systemen ist den sind meist ohnedies erhaltungsverpflichtet und können so Ost bzw. West ausgerichtet sind. Diese Nutztierhaltung (z. B. Schafe, Hühner, Energiewende und Biomassenutzung bieten gute Belichtung sowie Hagel- Gänse) möglich. einen Zusatznutzen erzielen. Ob der Betrieb von Anlagen in Aus welchen Ressourcen und Gebieten und von welchen schutz und eignen sich etwa gut in Neumarkt in der Steiermark sowie Heiligenblut am Großglock- speziellen Technologien werden die +1 TWh bis 2030 Kombination mit Apfelbäumen oder Die Universität für Bodenkultur beglei- ner oder die Revitalisierung in St. Andrä im Lungau – Gemein- Beerenobst. Ein weiteres System ist tet das Projekt in Bezug auf die Bepflan- stammen? Die aktuelle Publikation des Österreichischen dem „Ost-West-System“ nachgelagert. zung, der gewonnene Strom wir größ- den sind schon lange in der Kleinwasserkraft aktiv und bauen Biomasseverbands gibt einen Einblick und zeigt, dass Holz Hier können die PV-Module bei Bedarf tenteils von der Garant-Tiernahrung auf einen großen Erfahrungsschatz. Ein Blick lohnt sich! nicht nur Wärme, sondern auch Strom spenden kann. zusätzlich zur Seite geklappt werden, genutzt. Spatenstich für das Projekt damit Traktoren ungehindert zwischen ist der 10. Dezember 2020, im Frühjahr www.biomasseverband.at den Paneelen fahren können. Bei bei- 2021 soll die Anlage in Betrieb gehen. Strom aus Biomasse. Bei der Produktion von Strom aus Bio- den Systemen können zusätzlich Blüh- masse wie aus Schadholz und Rest- und Nebenprodukte wird so Kleinwasserkraft in der Gemeinde streifen als Biodiversitätsflächen ange- Nähere Informationen unter: genauso viel CO2 freigesetzt, wie auch durch die Nichtnutzung bracht werden. solarsolutions@rwa.at Mehr Informationen zu den genannten Zahlen und Daten (Verrottung) entstehen würde. Dieser Umstand macht auch und weitere nützliche Informationen mit Gemeindebezug „Bei Agrar-Photovoltaik wird ein und dieselbe Fläche für die Gewin- © RWA / Georges Schneider diese Energieerzeugung CO2-neutral. Die Stromerzeugung und finden Sie im Magazin der Kleinwasserkraft Österreich. nung von Solarenergie und für eine nachhaltige Landwirtschaft ge- kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung (KWK) in Bioener- www.kleinwasserkraft.at nutzt. Es entstehen wertvolle Synergien, denn die PV-Anlage kann die Ernte beispielsweise vor Hagel, Regen, Sonne oder Insekten schützen. gieanlagen sowie Holzgas-KWK-Anlagen sind bereits erprobt. Mit dem Gemeinschaftsprojekt Öko-Solar Biotop Pöchlarn tragen wir dazu bei, Agrar-Photovoltaik in Österreich langfristig zu etablieren“ Christoph Metzker, Vorstandsdirektor der RWA Raiffeisen Ware Austria AG 26 ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende © BayWa r.e. ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende 27
SPEICHER: LOKAL & KRISENFIT Heimschuh Eine Bank für Sonnenstrom Heimschuh, Steiermark Vielzahl an Möglichkeiten. Speichersysteme kommen in reichweit benötigt wird. Im Winter ist das – etwa durch weniger unterschiedlichen Formen vor. Speicher werden sowohl im Sonnenstunden – umgekehrt. Daher kann das Ziel, bis 2030 100 In Heimschuh können sich Sonnen- Netz. Das bedeutet größere Unabhän- Bereich Wärme und Kälte wie auch für elektrische Energie ein- Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen zu beziehen, nur strom erzeugende Haushalte ihr ak- gigkeit für die Gemeinde. Der Erfolg gesetzt. Großflächig und das gesamte Bundesgebiet betreffend dann funktionieren, wenn Speicher den Überschuss aus dem tuell nicht benötigtes Stromguthaben führte gemeinsam mit AIT, Siemens auf die „Bank“ legen. Ein Gemein- und der Energie Burgenland zu dem kommt heute noch dem fossilen Erdgas eine bedeutende Rolle Sommer für den Winter sichern. Natürlich kommt auch den ös- schafts-Speicher für Photovoltaik- Folgeprojekt „Blockchain Grid“, das es zu, das vor allem im Winter auch in elektrische Energie umge- terreichischen Netzen hier eine besondere Rolle zu, denn gene- Strom macht das möglich. Die Energie- den BewohnerInnen ermöglicht, ihren wandelt wird. Das soll sich ändern und Erdgas soll schrittweise rell wird im Westen Österreichs weit mehr erneuerbare Energie netze Steiermark – ein Unternehmen Strom mittels Blockchain-Technologie der Energie Steiermark – haben einen auch untereinander zu handeln. Zu- durch grünes Gas (Biomethan, Wasserstoff, synthetisches Gas, produziert als im Osten. Speicherung und Verteilung gehen – solchen gemeinsam mit Forschungs- sätzlich werden freie Netzkapazitäten Holzgas) ersetzt werden. Im Bereich der Wasserkraft sind etwa gesamtösterreichisch betrachtet – Hand in Hand (mehr Infor- partnern als Alternative zu privaten in Echtzeit auf die Kunden aufgeteilt. Pumpspeicherkraftwerke etabliert – hier bietet aber auch die mationen liefert dazu die APG – Austrian Power Grid AG). Speichern getestet. Im Projekt „LEAFS“ speisen mehrere Haushalte den durch Heimschuh wird dadurch europaweit Kleinwasserkraft ein Potenzial. ihre PV-Anlagen erzeugten Strom in zu einer der ersten „Renewable Energy Die Covid-19-Pandemie hat eine weitere Herausforderung auf- diese „Strombank“ ein und holen ihn Communities“: Lokal erzeugte grüne Auf kommunaler- und Haushaltsebene werden häufig Batterie- gezeigt, die nur wenigen vorher bewusst war: Gibt es Ausgangs- dann zurück, wenn sie ihn brauchen. Energie wird lokal gespeichert und verbraucht. Dadurch wird Heimschuh systeme, etwa in Form von Lithium-Ionen-Speicher, Bleispei- sperren, wird weniger Energie konsumiert. Die Folge ist eine ge- Neben der besseren Ausnutzung des weitgehend unabhängig von externen cher oder Natrium-Batterien (Salzwasserspeicher) eingesetzt. steigerte Ausfallsgefahr durch entstehenden Stromüberschuss. eigenen PV-Stroms und einer ein- Stromquellen. Als besonders kostengünstig erweist sich auch feste Biomasse Hier können Speicher als effiziente Puffersysteme dienen. fachen und kostengünstigen Hand- habung für die NutzerInnen entlastet Nähere Informationen unter: (Energieholz), die im Winter direkt verstromt werden kann. der Gemeinschaftsspeicher das lokale www.e-netze.at Energie speichern auf kommunaler Ebene. Auf Gemeinde- Schlüssel für die Energiewende. Speicher stellen einen we- ebene bringen Speicher noch einen ganz besonders wichtigen „Auf dem Weg in die intelligente und nachhaltige Energiezu- sentlichen Schlüssel für den Erfolg der kommunalen Energie- Aspekt mit sich: Sie stellen die Schnittstelle für gemeinsame kunft ist die Kooperation mit Gemeinden essenziell. Das gilt auch für die Errichtung sogenannter lokaler Energiegemeinschaften, wende dar. Der Strombereich macht das deutlich: Im Sommer Energienutzung im Sinne der Erneuerbaren Energie Gemein- die eine immense Chance für Gemeinden darstellen – einerseits, © Energie Steiermark/ kann mehr erneuerbarer Strom produziert werden als öster- schaften (EEG) dar. um einen aktiven Beitrag zur Klimawende zu leisten und ande- rerseits, um ihren Bürgerinnen und Bürgern eine weitestgehend unabhängige Energieversorgung zu ermöglichen.“ Jungwirth Christian Purrer (links) und Martin Graf (rechts), Vorstände Energie Steiermark 28 ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende 29 © Energie Steiermark
Ollersdorf Denn die produzierte Energie wird über die zentrale Speicher- Ein umfassender und systemischer Blick erhöht die Versor- stelle zu den konsumierenden Einheiten weiterverteilt. Je nach- gungssicherheit einer Gemeinde und rüstet sie für das 21. Jahr- dem wie das System ausgelegt ist (neben Speicher sind auch hundert. Netztrennung sowie ein passender Wechselrichter relevant), kann dieses System auch vom Stromnetz unabhängig in Betrieb genommen werden. Dieses Prinzip nennt man „Schwarzstart- Weitere Informationen Salzwasserspeicher zur Sicherung kritischer Infrastruktur fähigkeit“. Energiezelle Johann: Wasserstoffspeicher Ollersdorf, Burgenland Dieses Projekt befasst sich in Schladming mit der Das Beispiel von Ollersdorf im Burgenland zeigt, wie damit Teile Speicherung von überschüssigem Strom (z. B. aus Kleine Gemeinde, große Bürgerbetei- werden. Durch die gemeindeeigene der kritischen Infrastruktur während eines Stromausfalls wei- PV) in Form von Wasserstoff. Die Energiezelle Johann ligung. Die Ollersdorfer Bevölkerung PV-Anlage wird der Speicher ständig hat einen starken Bezug zu Kommu- neu aufgeladen. Er ist wartungsfrei, terbetrieben werden können. Das trägt zur Steigerung der Resi- wandelt Strom in Wasserstroff um, verdichtet diesen nalprojekten: Bisher wurden bereits 4 durch die Salzwassertechnologie be- lienz und Krisensicherheit einer Gemeinde oder Region bei. und speichert ihn in Wasserstoffbehältern. PV-Bürgerbeteiligungsmodelle durch- steht keine Explosionsgefahr und es geführt, an denen sich fast 20 % der kommen keine giftigen Stoffe zum Bei Strombedarf wird der Wasserstoff durch eine Bevölkerung beteiligt haben. Dadurch Einsatz. Krisenfit bedeutet Vielfalt. Für die erfolgreiche Umsetzung ei- Brennstoffzelle oder ein Blockheizkraftwerk wieder wurde die Bewusstseinsbildung für ner kommunalen Energiewende und die gleichzeitige Erhöhung den Einsatz von erneuerbarer Energie Derzeit ist ein Projekt zu Energie- in elektrische Energie umgewandelt. In diesem Pro- der Krisenfestigkeit einer Gemeinde sind etwa auf Photovoltaik enorm erhöht. gemeinschaften in Planung. Es wird zess fällt zudem Wärme ab, die zur Beheizung genutzt ermöglichen, den in der Region pro- basierende Energiegemeinschaften mit einem Batteriespeicher werden kann. Als logischer nächster Schritt wurde duzierten PV-Strom in der Region zu ein guter erster Schritt, es braucht allerdings ein umfassenderes www.h2-s.at im Gemeindehaus Salzwasserspeicher verbrauchen. Ollersdorf kooperiert Gesamtkonzept zur Speicherung und Versorgung. mit einer Speicherkapazität von 30 im Energiebereich mit 9 weiteren Ge- Speicherinitiative des Klima- und Energiefonds kwH installiert. Im Falle eines Black- meinden, die gemeinsam mit dem In- outs kann der Strombedarf der kriti- novationslabor „Act4Energy“ eng zu- Zusätzlich sollten im Gemeindeleitbild, der Bauordnung oder Ziel dieser Plattform ist es, relevante Aspekte zu schen Infrastruktur (Arztordination, sammenarbeiten. der zukunftsfitten Regionalplanung eine Kombination aus unterschiedlichen Speicher-Technologien und de- Feuerwehrhaus, Gemeindeamt – im ren effektiver Integration ins Energiesystem aufzu- selben Gebäude untergebracht) über Nähere Informationen unter: Energiegemeinschaften, Blockheizkraftwerken, Biogasanlagen, zeigen. Zudem präsentiert die Plattform zahlreiche mehrere Stunden aufrechterhalten www.ollersdorf-burgenland.at Wind-, Photovoltaik- und/oder Wasserkraftanlagen, Notstrom- Best-Practice-Beispiele und liefert Kenndaten und aggregaten sowie diverse Speichermöglichkeiten (wie etwa „Mit dem Salzwasserspeicher haben wir eine innovative Lösung im Sinne © Marktgemeinde Ollersdorf Informationen zum technologischen Reifegrad von Batterien, Biomasse oder Wasserstoff) und Konzepte wie Power- der Versorgungssicherheit bei einem Blackout und leisten gleichzeitig Wärme-/Kältespeichern sowie Stromspeichern. einen Beitrag zum Klimaschutz. Wichtig ist auch, dass wir als öffentliche to-heat, die Überschussstrom in Wärme umwandeln, berück- www.speicherinitiative.at Körperschaft Vorbildwirkung einnehmen und als Motor für den Einsatz sichtigt werden. von erneuerbarer Energie und innovativer Techniken fungieren.“ Bernd Strobl, Bürgermeister der Gemeinde Ollersdorf © Marktgemeinde Ollersdorf 30 ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende 31
Arzl im Pitztal REGIONALE WÄRMEVERSORGUNG Klimafreundliche Mikronetzanlage Arzl im Pitztal, Tirol Raus aus der fossilen Wärmeversorgung. Rund die Hälfte un- unterstützen. Weitere Ansatzpunkte für Gemeinden sind etwa Aufgrund der Stilllegung einer wichti- Pellets oder Hackschnitzel bestückt seres Endenergieverbrauches fällt bei der Wärmebereitstellung Thermografie-Aktionen, bei denen die Wärmestrahlung von gen Fernwärmeanlage hat die Gemein- werden. Der Bund förderte die Anlage de Arzl im Pitztal aus der Not eine Tu- mit 100.000 €, das Land Tirol steuerte an. Die kommunale Energiewende muss daher dem Ausstieg aus Objekten gemessen und optimiert wird, oder ambitionierte gend gemacht. Oberirdisch ist von den 35.000 € bei. Die Gemeinde stemmte fossilen Energieträgern wie Heizöl und Gas im Bereich Wärme Energiestandards bei Ausschreibungen für Neubau und Sanie- 270 m3 Beton und 20 t Stahl des neuen selbst den Großteil von 400.000 €. und Kälte besonderes Augenmerk schenken. rungen. Kontinuierliche Energiebuchhaltung und bei gemein- Heizwerks ausgelegt als Mikronetzan- lage nicht viel zu sehen. Ein 150 KW- Neu sind auch die Warmwasserspei- deeigenen Gebäuden mit gutem Beispiel voranzugehen sind Heizkessel, ein Brennstofflager mit cher im Tennisstüberl und im Mehr- Was Gemeinden tun können. Für Gemeinden kann beson- weitere wichtige und bewusstseinsbildende Stellschrauben. rund 60 t Pellets und zwei Puffer mit jezweckgebäude sowie die Steuerung ders der Gebäudesektor einen großen Hebel darstellen – von 2.020 Liter Fassungsvermögen sorgen der gesamten Anlage: Damit kann der seit 2019 für Wärme im Gemeindehaus Wärmetransport individuell geregelt der Raumplanung bis hin zur alternativen Wäme- bzw. Kälte- Weitere Informationen (Gemeindeamt, Bank, Apotheke und werden. Das reduziert Kosten. Die versorgung. Bis 2030 soll der Bestand an Ölheizungen halbiert Datenbank von Gemeindeinitiativen 7 Mietwohnungen), im Tennisstüberl nächsten Vorhaben sind eine PV-Anla- werden. Zahlreiche Bundesländer haben hier bereits spezielle und im Mehrzweckgebäude. ge am Dach des Gemeindehauses sowie Von der interkommunalen Fernwärmeschiene Bi- die Totalsanierung von Kindergarten Bestimmungen – vor allem Neubauten betreffend – erlassen. schofshofen über Bionahwärme Katschberg bis zum Die eigene Anlage reduziert Leistungs- und Volksschule samt Wohnungen im Ein rascher Umstieg auf erneuerbare Heiz- und Kühlsysteme ist Solarheizwerk in Gleisdorf, das Klimabündnis Öster- schwankungen, die vorher bei der Ortsteil Leins. notwendig. reich hat eine umfassende Datenbank von Gemeinde- Fernwärmeanlage auftraten und spart initiativen und Publikationen geschaffen. jährlich 97,74 t CO2 ein. Die duale An- Nähere Informationen unter: lage kann nach jeder Heizsaison mit www.arzl-pitztal.tirol.gv.at Technologien, die zum Einsatz kommen, reichen von Wärme- www.klimabuendnis.at pumpen über Biomasseanlagen (von Pellets bis Holzgas-KWK- „In Zeiten des Klimawandels sind das alles Themen, welche von einer Solarer Quick Check für Heizwerke © Daniel Neururer Anlagen) und Abwasserwärme über Solarthermie und solare Gemeinde schon wegen der Vorbildfunktion ernst genommen werden Sie sind HeizwerkbetreiberIn und es stehen Investi- müssen. Mit unseren Pellets-Heizungen ist uns das sehr gut gelungen. Da- Großanlagen bis zu erneuerbarer Fernwärme und -kälte sowie durch, dass wir in den gemeindeeigenen Gebäuden zudem einiges modi- tionen an? Der Quick Check BIOSOL gibt eine schnelle fiziert haben, funktioniert die Heizung und Warmwasseraufbereitung viel die dezentrale Versorgung über Mikronetze. Entscheidungshilfe, ob und wie sich die Erweiterung effektiver als früher und man spart Energie. Als e5-Gemeinde sowie als Teil Ihres Heizwerks um eine Solaranlage rentiert. Der der KEM Imst und mit Unterstützung von Energie Tirol haben wir das Ziel, Übergeordnete Energieraumplanung, interkommunale Zusam- uns in möglichst vielen Bereichen zu verbessern und alle 5 e zu erreichen.“ Check wurde von dem Verband Austria Solar im Auf- menarbeit und die gemeinsame Verständigung auf Vorrangge- Josef Knabl, trag des Klima- und Energiefonds entwickelt. Bürgermeister der Gemeinde Arzl im Pitztal biete sind von hoher Bedeutung. Es gibt heute schon zahlreiche www.solarwaerme.at/biosol-quickcheck/ © Daniel Neururer Gemeinden, die ihre BürgerInnen bei gezielten Investitionen 32 ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende ÖKOSOZIALER ENERGIEKOMPASS – Ein Leitfaden zur kommunalen Energiewende 33
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