Die Entwicklung der Stadt Torgau seit 1990 - Dagmar Rausch und Karin Hahn - Qucosa.Journals
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Die Entwicklung der Stadt Torgau seit 1990 Dagmar Rausch und Karin Hahn Blick über die Elbwiesen auf die In Deutschland gibt es nur wenig mit Torgau ver- Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt unzerstört ge- Torgauer Innenstadt gleichbare Städte, deren historische Kontinuität blieben. Die geschlossen erhaltene Altstadt konnte © Stadtverwaltung Torgau und Entwicklung so deutlich im Raumgefüge ab- so zu einem Paradebeispiel für eine analytische lesbar ist. Die Stadt an der Elbe blickt auf eine Arbeit der Denkmalpflege werden. Nach dem mehr als 1000-jährige Geschichte zurück. Torgau Krieg wollten die Torgauer die Attraktivität des wurde 973 erstmals als Marktort erwähnt und war Schlosses wieder hervorheben. Es entstand im einer der großen Flussübergänge an der Elbe so- Rahmen eines Aufbauwerkes ein weitläufiger Ro- wie Kreuzung wichtiger Fernhandelsstraßen. Die sengarten und der aus dem 16. Jahrhundert stam- Stadt liegt heute im Norden des Freistaates Sach- mende Bärenzwinger beidseits der Zugangsbrücke sen und ist landschaftlich in die weite Auenland- wurde wieder mit Bären bestückt. 1965 veranlass- schaft der Elbe eingebettet. Über der Elbe, auf ei- te der damalige Rat des Kreises Torgau die Erneu- nem Porphyrfelsen, erhebt sich majestätisch das erung der Außenanlagen von Schloss Hartenfels. Schloss Hartenfels, hervorgegangen aus einer mit- Das Schlossensemble mit erneuerten Brücken, telalterlichen Burganlage. 1267 erfolgte die erste Gräben und gestalteten Freiräumen war wieder urkundliche Erwähnung als „civitas“ (Stadt). ein Kleinod geworden. Anfang des 16. Jahrhunderts erlangte Torgau Resi- Außergewöhnlich für eine Stadt dieser Größen- denzfunktion und entwickelte sich zum politi- ordnung in der DDR war auch die komplexe Her- schen Zentrum Sachsens und der lutherischen Re- angehensweise der Erhaltung der Altstadt in den formation. Die Stadt spielte damit eine heraus- 1970 Jahren, um den weiteren Verfall zu stoppen. ragende Rolle in der Weltgeschichte, was heute Die Torgauer begannen bereits 1978 mit den da- selbst in Sachsen nicht allseits bekannt ist. maligen Möglichkeiten und mit Engagement des Gelegen am westlichen Ufer der Elbe, hatte Torgau damaligen Institutes für Denkmalpflege, ihre Alt- im 19. Jahrhundert eine strategische Bedeutung als stadt zu sanieren. Eine Planungsgruppe Städtebau Festung, was mit drastischen Eingriffen in die wurde eingerichtet, eine professionelle Farbgestal- Stadtstruktur verbunden war. Neben den Vorstäd- tung für gesamte Straßenzüge vorgenommen, die ten waren auch große Teile der mittelalterlichen Planung mit denkmalpflegerischen Zielstellungen Stadtmauer betroffen. 1815 fiel Torgau an die abgestimmt und die Realisierung unter Leitung ei- Preußen, die Festung wurde weiter ausgebaut und ner Koordinierungsgruppe forciert. Bis 1990 wur- ab 1890 geschliffen. Infolgedessen ging die frühe de in jedem Jahr ein Straßenzug saniert, mehr als industrielle Entwicklung des 19. Jahrhunderts an 1.000 Wohnungen modernisiert und etwa 200 Lä- Torgau vorbei. Erst mit Beginn des 20. Jahrhun- den und weitere Unterlagerungen hergerichtet. derts entwickelte sich die Stadt über die Grenzen Der pragmatische Umgang mit der Problematik der mittelalterlichen Anlagen hinaus. Bis 1945 war Denkmalpflege, der die Anpassung der Substanz in der Stadt keine rege Bautätigkeit zu spüren. an geänderte Aufgaben und Funktionen unter Sächsische Heimatblätter · 3 | 2018 346
Die Entwicklung der Stadt Torgau seit 1990 Wahrung ihrer Wertigkeit zum Ziel hatte, war ein wesentliches Element im Umgang mit der Bausub- stanz in Torgau bis 1990. Dabei spielte die Stadt als Ganzes bald eine große Rolle. Es stand und steht nicht das einzelne Objekt im Vordergrund, son- dern die Altstadt in ihrer Geschlossenheit als städ- tebauliches Ensemble. Das Stadtbild wurde mit diesen Baumaßnahmen sehr deutlich aufgewertet und Torgau wurde zum beliebten Besucherziel nicht nur für Baufachleute. Gegenüber den meis- ten ostdeutschen Altstädten, die sich 1990 in ei- nem bedauernswerten Zustand befanden, stellte die Torgauer Altstadt somit eine Ausnahme dar. Mit der Wende standen die vorhandenen Instru- mentarien der Stadtentwicklung auf dem Prüf- stand. Die Stadträte sowie die Stadtverwaltung hatten die Aufgabe, die neuen Bedingungen zu nutzen und Grundlagen für die notwendige weite- re Entwicklung zu schaffen. Eine vollständig geän- derte Rechtslage, der zunächst außerordentlich große Planungsspielraum der Kommunen, die Lösung ungeklärter Eigentumsfragen, die Repriva- tisierung von Immobilien und die Erneuerung des Bodenmarktes hatten entsprechende Auswir- kungen. Der historische Wert der Altstadt war und ist mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert. Viel In Torgau leben heute einschließlich der eingemein- Luftaufnahme der Torgauer Unterstützung bekam die Stadt Torgau in dieser deten, früher eigenständigen Gemeinden Melpitz Innenstadt, 1992 Zeit durch die bereits seit mehreren Jahren beste- und Graditz (1994), Pflückuff (2009) und Zinna © die STEG Stuttgart/Dresden henden guten Beziehungen zur Partnerstadt Sin- (2013) wieder 20.883 Einwohner. Entsprechend der delfingen in Baden-Württemberg. So konnten Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesam- Weichenstellungen vorgenommen werden, die die tes ist bis 2030 von einem weiteren Bevölkerungs- Fortsetzung der Erhaltungs- und Gestaltungsmaß- verlust auszugehen. Die beste Variante bei der Prog- nahmen in der Altstadt auf breiterer Basis ermög- nose geht im Betrachtungszeitraum bis 2030 von lichten. Im Rückblick können wir konstatieren, einem Bevölkerungsrückgang von rund 1.273 Ein- dass diese Hilfe von sehr großer Bedeutung für un- wohnern im Vergleich zu 2015 aus. Dies entspricht sere Stadt war. einem prozentualen Verlust von etwa 6,4 Prozent. Die Geburtenzahlen liegen in Torgau im Jahr 2015 Einwohnerentwicklung und bei 46,6 Prozent gegenüber 1990 (100 Prozent). Sie Einwohnerentwicklung in Torgau demographischer Wandel werden, unter anderem aufgrund der geringen An- von 1834 bis 2017 zahl junger Frauen, auch in Zukunft eher abnehmen. Grafik: Uwe Ulrich Jäsche Torgau hatte 1989 mit fast 23.000 Einwohnern die bisher höchste Bevölkerungszahl erreicht. Aller- dings war dieses Bevölkerungswachstum eng mit dem Ausbau des größten Industriebetriebes der Stadt, dem Flachglaskombinat, verbunden. Der 1990 einsetzende Deindustrialisierungsprozess bedingte unter anderem, dass die Einwohnerzah- len in den kommenden Jahren deutlich sanken. 1995 hatte Torgau etwa 20.300 Einwohner, 2008 waren es dann im Stadtgebiet nur noch 17.600 Ein- wohner. Eine hohe Arbeitslosigkeit und eine stag- nierende Wirtschaftsentwicklung bewirkten einen spürbaren Abwanderungsprozess. Die Ost-West- Migration betraf insbesondere junge, qualifizierte, meist weibliche Bevölkerungsgruppen, was auch stark rückläufige Geburtenraten zur Folge hatte. Aus den rückläufigen Einwohnerzahlen bei gleich- zeitig immensem Wohnungsneubau resultierten Wohnungsüberschüsse und -leerstände. Bis 1994 waren auch Suburbanisierungsprozesse durch Ab- wanderung ins dörfliche Umfeld zu verzeichnen. Dieser Prozess konnte in den letzten Jahren umge- kehrt werden. Sächsische Heimatblätter · 3 | 2018 347
Die Entwicklung der Stadt Torgau seit 1990 Der Anteil der Altersgruppe der Erwerbstätigen an Die Stadt erarbeitete 2010 unter Einbeziehung ört- der Gesamtbevölkerung nimmt tendenziell ab. Das licher Akteure Entwicklungsstrategien für viele Be- Durchschnittsalter der Erwerbstätigen steigt dage- reiche des öffentlichen Lebens und aktualisierte da- gen immer weiter an. Junge Berufstätige sind eine raus abgeleitet das Stadtentwicklungskonzept. Es der Bevölkerungsgruppen, die perspektivisch am umfasst, aufbauend auf umfangreichen Analysen, ehesten zu einer Stabilisierung der Einwohnerent- Aussagen zur Bevölkerungsentwicklung und zur ge- wicklung beitragen könnten. Daher ist es für die samtstädtischen Entwicklung sowie Fachkonzepte zukünftige wirtschaftliche Entwicklung wichtig, zu Themen wie beispielsweise Städtebau und Denk- jüngere Bevölkerungsgruppen in Torgau zu halten malpflege, Wohnen, Soziales. Diese Zielstellungen und ihnen attraktive Arbeits- und Lebensbedin- sind weiter zu präzisieren und fortzuschreiben. gungen zu bieten. Wohnungsbau, Wirtschaft, Infrastruktur Integrierte Stadtentwicklung In der ersten Hälfte der 1990er Jahre stand die Städ- Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (INSEK) tebaupolitik in Deutschland noch unter dem Primat ist für die Stadt gegenwärtig das wichtigste Instru- von Wachstumsoptionen. Die Folge dieses Prozes- ment zur Bewältigung der Herausforderungen des ses im näheren und weiteren Umfeld war, dass ne- demographischen Wandels. Kernzielstellung ist ben Einkaufszentren neue Gewerbegebiete und Ei- „Innen- vor Außenentwicklung“. Es gilt, alternative genheimsiedlungen entstanden, die unter anderem Entwicklungsmöglichkeiten – wie das einmalige eine erhebliche Ausweitung der bebauten Flächen oben: Torgau, Straße der Jugend Stadtbild, die Stadtgeschichte und die natürlichen nicht nur am Stadtrand, sondern auch in den an- und Turnhalle Wasserturmplatz Ressourcen – optimal zu nutzen. Ziele sind insbe- grenzenden Dörfern nach sich zogen. Die Stadt Tor- © Stadtverwaltung Torgau sondere die Aufwertung und Revitalisierung der In- gau hat eine Stadtentwicklungspolitik betrieben, nenstadt, die Konzentration der Sanierungstätigkeit die diesem Trend nur gemäßigt folgte. Es wurden unten: Torgau, Wohngebiet auf den innerstädtischen und städtebaulich relevan- neue Gewerbe-, Handels- und Wohnbauflächen Husarenpark an der ten Altbaubestand, eine behutsame Nachverdich- ausgewiesen, diese aber stufenweise und bedarfs- Dommitzscher Straße tung und die bedarfsgerechte Schaffung ausreichen- orientiert entwickelt. Größere Neubauten, wie © Stadtverwaltung Torgau der Bauplätze. 1993 eine neue Turnhalle am Wasserturmplatz und die Grundschule am Rodelberg, konnten dennoch im Innenbereich schnell realisiert werden. Die Bautätigkeit in der Stadt Torgau konzentrierte sich nach 1990 klar auf die Sanierung des Bestan- des bei vergleichsweise geringfügigen Zuwächsen in den Wohnungsbestandszahlen. Im Wohnungs- neubau hatte sich Torgau auf den Einfamilienhaus- bau konzentriert, nicht auf den Geschosswoh- nungsbau. Diesem Sachverhalt ist es zu verdanken, dass in Torgau nach der Wende nicht am Woh- nungsmarkt vorbei gebaut wurde. Aus städtebauli- cher Sicht entsprach diese Vorgehensweise damit weitgehend den objektiv begründeten Reprodukti- onserfordernissen. Trotz des quantitativ ausreichenden Wohnungsan- gebotes führten unter anderem die niedrige Eigen- tumsquote und die Wohnbedürfnisse der Bevölke- rung dennoch nach 1990 zur Entwicklung von mehreren neuen Baugebieten mit Bauflächen für den Eigenheimbau. So entstanden in den letzten Jahren Gebiete mit insgesamt etwa 240 Eigen- heimgrundstücken unter anderem in der Nähe des Großen Teiches in landschaftlich attraktiver Lage, an der Thomas-Müntzer-Straße sowie im Wohn- gebiet Eilenburger Straße auf einer Rückbaufläche mit guter Erreichbarkeit des Stadtzentrums. Des Weiteren ist ein attraktiver Wohnstandort ab 1998 auf einer Konversionsfläche an der Dommitzscher Straße entstanden. Die drei Unterkunftsgebäude im Gelände der ehemaligen Husarenkaserne wur- den zu 94 modernen Wohneinheiten umgebaut. Im Inneren des Geländes wurden 45 Reihenhäuser ausgebaut. Bei der Fortschreibung des INSEK wurde der Leer- stand neu erfasst, und es wurde deutlich, dass er durch den Stadtumbau signifikant gesenkt werden Sächsische Heimatblätter · 3 | 2018 348
Die Entwicklung der Stadt Torgau seit 1990 konnte. Der Wohnungsmarkt konnte in den letz- ten Jahren quantitativ weitgehend den Anforde- rungen angepasst werden. Im Fokus zukünftiger Betrachtungen dürften besonders die Altstadt und weiter auch Torgau-Nordwest liegen. Planmäßig soll die Bebauungsdichte zum Stadtrand hin ab- nehmen. Die Stadt muss sich zudem stärker auf die zuneh- mende Zahl älterer Bürger einstellen und Anpas- sungsmaßnahmen zum Beispiel hinsichtlich eines altengerechten Wohnungsangebotes, einer alten- gerechten Stadtgestaltung (Barrierefreiheit) und vielfältigeren Angeboten für Senioren vornehmen. Die Prognose zeigt einen deutlichen Anstieg der Jahrgänge über 65 Jahre auf bis zu 34 Prozent im Jahr 2030. Die große Nachfrage nach geeigneten Wohnformen für Ältere kann derzeit noch nicht ausreichend befriedigt werden. Es gibt einige gute stabilisieren. Ein wichtiger und für die Stadtent- Torgau, Schlachthofstraße, Beispiele, wie das Senioren-Selbsthilfe-Zentrum wicklung ebenfalls sehr bedeutender Wirtschafts- Neubau der Volkssolidarität mit im Fleischmarkt und am Altstadtrand, den Neubau zweig ist der der öffentlichen und privaten Dienst- altengerechtem Wohnen, 2014 von 25 altersgerechten Wohnungen in der leister. © Stadtverwaltung Torgau Schlachthofstraße, den Umbau von 64 barrierear- Von gehobener Bedeutung für die Stadtentwick- men Wohnungen am Altstadtrand in der Lassalle- lung ist weiterhin die Verbesserung der überregio- straße oder die Sanierung von 33 Wohneinheiten nalen Verkehrsanbindung. Der 1993 dringend not- in der Puschkinstraße, zum Teil mit diversen Ser- wendig gewordene Bau der neuen Elbbrücke hatte viceangeboten. zu heftigen Diskussionen in der Bevölkerung ge- Neben dem Wohnen sind Handel, Dienstleistun- führt. Die Planungen des Freistaates beziehen sich gen sowie Kultur und Bildung wesentliche Baustei- neben Netzverbesserungen im Süden der Stadt im ne der Stadtentwicklung. Wesentlichen auf die B 87n, die aufgrund des Feh- Ungünstige Standortfaktoren wie die periphere lens einer Autobahnanbindung große Bedeutung Lage der Stadt, das Vorhandensein einer Vielzahl für die Region Torgau als Anschluss an den Bal- von naturräumlichen Restriktionen (Naturschutz- lungsraum Leipzig und nach Osten an den Raum gebiete, Hochwasserschutz, Trinkwasserschutz) Frankfurt/Oder, Cottbus und Polen hat. Gemein- und die ungenügende Verkehrsanbindung schränk- same Anstrengungen der gesamten Region, der ten jedoch die Geschwindigkeit, kurzfristig neues Kommunen, der Wirtschaft sind nötig, um dieses Gewerbe und Industrie anzusiedeln, stark ein. Vorhaben nach nunmehr fast 30 Jahren Diskussion Torgau war vor 1990 Sitz des führenden Industrie- und unterschiedlicher Planungen endlich realisie- kombinats in der Flachglasherstellung. Dort wur- ren zu können. den ca. 80 Prozent der gesamten Flachglasproduk- tion der DDR erzeugt. Seit 1926 ist in Torgau die Porzellan- und Steingutproduktion zu Hause und hatte auch als Standort der Möbelproduktion, des Landmaschinenbaus und der Schuhherstellung Be- deutung. Inzwischen wurden die Glasindustrie Torgau durch Saint Gobain Glass Deutschland und die Steingutfabrikation im Rahmen der Besitz- rückführung von der Villeroy & Boch AG über- nommen. Durch diese Entwicklung konnte ein Teil der industriellen Produktionskapazität in Tor- gau erhalten werden. Weiterhin konnten in den letzten Jahren die Solartechnik und die Holzindus- trie als ergänzende Wirtschaftsfelder erfolgreich platziert werden. Torgau als zweitgrößter Waldbe- sitzer in Sachsen (1.200 Hektar Stadtwald) hat enorme Ressourcen in der Holzwirtschaft vor Ort. Aktuell müssen einige Industriebrachen dringend Mit der Wiedereinführung der Länder entschied Alte Elbbrücke, rechts Bau der einer Beräumung und anschließenden Revitalisie- sich der ehemalige Kreis Torgau nach einem regio- neuen Elbbrücke, 1992 rung zugeführt werden. Diese sollen aufgrund ih- nalen Volksentscheid für den Freistaat Sachsen. © Stadtverwaltung Torgau rer überwiegend innerörtlichen Lage vorrangig Torgau ist Verwaltungssitz des seit 2008 bestehen- der Verdichtung des Innenbereiches dienen. Für den, sehr großen Landkreises Nordsachsen und hat die im Außenbereich befindlichen Flächen wird eine lange Tradition als Versorgungs-, Verwaltungs- eine Renaturierung angestrebt. und Dienstleistungszentrum. Die landesplaneri- Insgesamt konnte sich die Torgauer Wirtschaft schen Ausweisungen als Mittelzentrum und als Ziel nach den Umbrüchen durch den Strukturwandel des Städtetourismus sollen das unterstreichen. Sächsische Heimatblätter · 3 | 2018 349
Die Entwicklung der Stadt Torgau seit 1990 Dennoch ist dies nicht ausreichend, wenn eine der um von zwei-, zum Teil auch drei- und mehrge- wichtigsten gesellschaftspolitischen Zukunftsauf- schossigen Gebäuden mit qualitätvollem Villen- gaben, die Herstellung gleichwertiger Lebensver- charakter und Hauszeilen umringt. Umgeben wird hältnisse in ganz Deutschland, ernsthaft betrieben dieser historische Bereich vom Stadtpark, der das werden soll. Eine bürgernahe Verwaltung, gut er- Vorfeld der geschliffenen und bis heute noch ab- reichbare hochwertige Bildungsangebote, eine um- lesbaren sternförmigen Festungsanlage darstellt fassende medizinische Versorgung und insgesamt und nach Osten hin in die offene Elblandschaft eine gute infrastrukturelle Ausstattung und eben übergeht. Zu den denkmalgeschützten Bereichen auch eine gute Erreichbarkeit sind grundlegend für gehören auch die Reste der Festungsanlage, etwa die Realisierung dieses politischen Ziels. der Brückenkopf oder Repitz. Das Luftbild zeigt deutlich die über Jahrhunderte Stadtumbau und Städtebauförderung erhaltene Stadtstruktur. Als städtebauliches En- semble verfügt Torgau über eine besondere Wer- Die Stadt gliedert sich räumlich hauptsächlich in drei tigkeit des Raumgefüges in der historischen Alt- Stadtgebiete: die historische Altstadt, das Wohnge- stadt. Die Anordnung der Baukörper und die klare biet Eilenburger Straße (entstanden um 1960) und Struktur der Platz- und Straßenräume sind eine das Neubaugebiet Torgau-Nordwest (entstanden ab deutliche Widerspiegelung der historischen Ent- 1980). Hinzu treten die Industrie- und Gewerbege- wicklung der Stadt und ihrer Wachstumsphasen. biete, vorwiegend im Norden angesiedelt. Die aktuelle Liste der Kulturdenkmale Torgaus Die Altstadt hat eine Größe von mehr als 160 umfasst neben ca. 710 Einzeldenkmalen, von de- Hektar. Die überwiegend geschlossenen Quartiere nen sich 500 im Stadtkern befinden, auch mehrere sind gekennzeichnet durch eine hohe gestalteri- Sachgesamtheiten. Des Weiteren ist der Altstadt- sche Qualität und größtenteils Denkmaleigen- kern seit 2015 als Gebietssatzung unter Schutz ge- schaft, welche oft auch eine Hof- bzw. rückwärtige stellt. Ein einziger Blick auf die Denkmalkarte der Bebauung mit einschließen. Hier befinden sich Stadt Torgau veranschaulicht die Fülle der sich da- zahlreiche baugeschichtlich wertvolle Einzeldenk- raus ergebenden Aufgaben. male, vorwiegend der Renaissance aber auch der Das Stadtgebiet Eilenburger Straße besitzt einen Spätgotik und des Barock. Bedeutende Einzeldenk- hohen Bestand an Wohnungen in Gebäuden der male sind das Schloss Hartenfels, die Stadtkirche 1960er Jahre. Dadurch fehlt die Vielfältigkeit an Kartierung der Denkmale in der St. Marien, die ehemalige Kirche St. Nikolai, das differenzierten Wohnungsgrößen. Der Bestand Torgauer Innenstadt Renaissance-Rathaus, die alte Kursächsische Kanz- wurde qualitativ aufgewertet, es wurden Quar- © Landesamt für lei und repräsentative Bürgerhäuser des 16. und tiersanierungen und Wohnumfeldverbesserun- Denkmalpflege Sachsen 17. Jahrhunderts. Der Altstadtkern wird wieder- gen vorgenommen und ein breiteres Angebot für Kulturdenkmal / Einzeldenkmal Denkmalschutzgebietssatzung „ Altstadt“ Denkmal Sachgesamtheit Gartendenkmal Sachgesamtheit Sächsische Heimatblätter · 3 | 2018 350
Die Entwicklung der Stadt Torgau seit 1990 unterschiedliche Bedürfnisse geschaffen. Das Ge- tum an bebauter Fläche übersetzt. Stadtumbau be- Übersicht über die biet ist auch heute ein beliebtes Wohnquartier in zeichnet nun eine Entwicklungsstrategie, die den Fördergebiete in Torgau der Stadt und nicht von einer Leerstandsproble- Rückbau dauerhaft leer stehender und langfristig © Stadtverwaltung Torgau matik betroffen. Ergänzende Planungen für Ei- nicht mehr benötigter Wohnungen sowie von Anla- genheimgebiete wurden realisiert und vervoll- gen und Netzen der sozialen und technischen Infra- ständigen die soziale Durchmischung. Infra- struktur beinhaltet. struktureinrichtungen wie Kitas, Schulen und Die Städtebauförderung spielt bei der Entwicklung Handel sorgen für ein umfassendes Versorgungs- der Stadt Torgau eine große Rolle. Bereits seit 1991 system. werden im Rahmen der Städtebauförderung umfang- Das Stadtgebiet Torgau-Nordwest besteht über- reiche finanzielle Mittel des Bundes und des Freistaa- wiegend aus den Bauten der 1980er Jahre. Optisch tes in der Altstadt und im Stadtgebiet Torgau-Nord- präsentiert sich das Gebiet in einem guten Zu- west eingesetzt. Die öffentlichen Vorhaben dienen stand, was auf die Realisierung vielfältiger Städte- hauptsächlich der Verbesserung der sozialen und bauprogramme zurückzuführen ist. Dennoch war kulturellen sowie der Aufwertung der verkehrstech- hier der Einwohnerrückgang am höchsten. Die nischen Infrastruktur. Insgesamt wurden für die Sa- Lage des Stadtgebietes, am weitesten vom Stadt- nierung in den sechs verschiedenen Fördergebieten zentrum entfernt, hat diesen Prozess begünstigt. der Stadt bereits mehr als 80 Millionen Euro in- Vor dem Hintergrund von steigenden Wohnungs- vestiert. leerständen kam es Ende der 1990er Jahre in der Auf den fortlaufenden Bevölkerungsverlust und Stadtentwicklungspolitik zu einem Umdenken. Zu- die daraus erwachsende Gefahr des sich verfesti- vor wurde Stadtentwicklung mit ständigem Wachs- genden Wohnungsleerstandes wurde in Torgau Neubau der Kindertagesstätte Max & Moritz © Stadtverwaltung Torgau Sächsische Heimatblätter · 3 | 2018 351
Die Entwicklung der Stadt Torgau seit 1990 gute Ausstattung mit Schulen, Kitas, medizini- schen Einrichtungen und umfassenden Handel bei jungen Familien beliebt ist. Durch die periphere Lage im Raum mit weiten Di- stanzen zu den nächsten konkurrierenden Zentren wie auch durch das attraktive Stadtbild bestehen in Torgau im Prinzip gute Voraussetzungen, diese Qualitäten zu erhalten und als Motor für die zu- künftige Entwicklung der Stadt zu nutzen. Innenstadtentwicklung Um die Attraktivität der Innenstadt zu erhalten, wur- den in den vergangenen Jahren verschiedene Projek- te initiiert. Beispielhaft war die Umsetzung der im Rahmen des Programms „Europäischer Fonds für re- gionale Entwicklung“ (EFRE) laufenden Projekte der Bildung, Kultur, Wirtschaft und des Sports in den Jahren 2004 bis 2008. Dazu hatte Torgau drei Haupt- entwicklungsrichtungen gewählt. Diese waren die Unterstützung von Wirtschaft und Tourismus, von freizeitbezogener und soziokultureller Infrastruktur und von Maßnahmen der städtebaulichen Sanierung, die untereinander abgestimmt und verbunden wur- den und die Synergieeffekte erzeugten. So wurde beispielsweise das Projekt „Museums- landschaft“ entwickelt, das neben dem Ausbau der Bausubstanz auch eine inhaltliche und räum- liche Vernetzung dieser Angebote untereinander in der Altstadt von Torgau organisierte. Eines der tragenden Projekte dieser Maßnahme war neben der Ausstattung des Stadt- und Kulturgeschichtli- Luftbild der Torgauer schon frühzeitig reagiert und gegengesteuert. So chen Museums im Kanzleihaus die Sanierung des Innenstadt, 2000 wurden seit 2003 mit Hilfe des Programms Stadt- prunkvollen Bürgermeister-Ringenhain-Hauses. © Stadtverwaltung Torgau umbau-Ost insgesamt 825 Wohnungen stillgelegt Eine ganz andersartig gelagerte Aufgabe dabei bzw. abgebrochen. Gleichzeitig wurden die ver- war der Ausbau eines Teils der historischen Fes- bliebenen Wohnblöcke saniert und intensive tungsanlage der Stadt Torgau zur „Kulturbastion“ Wohnumfeldverbesserungen vorgenommen. – ein soziokulturelles Zentrum. Ziel war es, in Mit der Unterstützung der Förderprogramme den Tonnen der Bastion einen Treffpunkt für „Städtebauliche Weiterentwicklung großer Neu- vielfältige Aktivitäten zu schaffen. Dabei war es Torgau, Soziokulturelles Zentrum baugebiete“ (StWENG) und „Stadtumbau und So- gelungen, Mittel der EU, des Landes und des Bun- Kulturbastion in einer ziale Stadt“ konnte sich das Wohngebiet Torgau- des, der Stadt Torgau und des Leipziger Kultur- sanierten Festungsbastion Nordwest zu einem Stadtteil entwickeln, der raumes zu verbinden. Trägerverein ist KAP Tor- © Stadtverwaltung Torgau besonders durch seine bezahlbaren Mieten und gau e.V., welcher eine offene Jugendarbeit mit vielfältigen kulturellen Veranstaltungen für jede Altersgruppe verbindet. Das Soziokulturelle Zen- trum Kulturbastion Torgau wurde mit dem Kul- turpreis der Kulturpolitischen Gesellschaft aus- gezeichnet und ist heute fester Bestandteil der Kulturlandschaft der Stadt. Das Spektrum der Projekte war noch vielfältiger und reichte weiter von der Unterstützung des kleinen Einzelhandels, des Ausbaus der inner- städtischen Verkehrsinfrastruktur bis hin zur Schwimmhallensanierung. Die Möglichkeit, Mittel zu kumulieren, versetzte die Stadt in die Lage, im Programmgebiet 27 Ein- zelprojekte mit Gesamtausgaben in Höhe von ca. 11,8 Millionen Euro erfolgreich umzusetzen. Da- bei konnte der Eigenanteil der Stadt in Höhe von ca. 1,37 Millionen Euro teilweise durch andere Mittel (unter anderem Kulturraum, Städtebauför- derung, Denkmalfördermittel, Bundesmittel für Kultur) ersetzt werden. Sächsische Heimatblätter · 3 | 2018 352
Die Entwicklung der Stadt Torgau seit 1990 Die Torgauer Museumslandschaft wurde zwi- schenzeitlich um weitere Objekte erweitert. Mit Hilfe von Städtebaufördermitteln, Stiftungsgel- dern und mit viel Engagement des Fördervereins Denkmalpflege Torgau wurden ein kleines Bür- gerhaus am Rosa-Luxemburg-Platz und das Spa- latinhaus in der Katharinenstraße restauriert. Im Ergebnis konnte in der Altstadt erstmals 2009 die negative Tendenz der Einwohnerentwicklung umgekehrt werden, so dass wieder mehr als 5.000 Einwohner hier lebten. Dennoch ist nicht zu ver- kennen, dass der Leerstand in der Altstadt (Woh- nen und Gewerbe) den höchsten Stand innerhalb der Gesamtstadt aufzuweisen hat. Weiterhin von Bedeutung sind die Städtebauför- dermaßnahmen im Rahmen der Stadterneue- rung. Bereits 1992 wurde das Erhaltungssat- zungsgebiet „Historische Altstadt“ (126 Hektar) beschlossen. Hauptanliegen ist der Schutz der städtebaulichen Eigenart, der ortsüblichen Bau- architektur sowie der Milieuschutz. Ergänzt wurden die Zielstellungen zur Entwicklung der Innenstadt im Rahmen der Sanierungssatzung für das Gebiet „Altstadtkern I“ (30 Hektar). Auf dieser Grundlage wurde Torgau bereits kurz nach der Wende in die Programme „Städtebauli- Mit der Programmausschreibung 2014 erhielt Torgau, Stadt- und cher Denkmalschutz“ (SDP) und „Städtebauli- Torgau die Möglichkeit eine Antragstellung zur Kulturgeschichtliches Museum che Erneuerung“ (SEP) aufgenommen. Unter Neuaufnahme in die 2. Förderperiode des Städ- in der früheren Kurfürstlichen Beachtung der unterschiedlichen Förderbedin- tebaulichen Denkmalschutzes (SDP (N)). Durch Kanzlei nach der Sanierung © Stadtverwaltung Torgau gungen war so eine Konzentration der Förder- die Verkleinerung des ursprünglichen Förderge- mittel auf das Stadtzentrum zielführend. bietes in der Altstadt erfolgte im Einklang mit der Schwerpunkte in den letzten Jahren waren die gesamtstädtischen Entwicklung (Leitlinie: Innen- umfangreichen Umgestaltungsmaßnahmen im entwicklung vor Außenentwicklung) eine Kon- Schloss Hartenfels zur 2. Sächsischen Landes- zentration der Förderung. Das neue Fördergebiet ausstellung 2004, die Sanierung des Ausstel- „Altstadt Torgau“ mit einer Größe von ca. 70 Hek- lungsflügels (Flügel D), die Neugestaltung des tar umfasst neben dem Altstadtkern auch Teile des Rosengartens und des Schlosshofes und ab 2010 Areals der zukünftigen Landesgartenschau 2022 in die umfangreichen Vorbereitungen des Luther- Torgau. Schwerpunkt des Förderprogramms ist ge- jubiläums 2017. Dies betraf insbesondere die genwärtig die Errichtung einer Jugendherberge in Fertigstellung des Flügels E (Innenausbau), die unmittelbarer Nachbarschaft zum Schloss Harten- Marktplatz und Rathaus Sanierung des Bärengrabens mit der eingebun- fels. Die Stadt möchte ab 2019 mit der Bereitstel- nach der Sanierung denen Stadtmauer und der Fassaden der Flügel lung kostengünstiger Unterkünfte verstärkt Fami- © Stadtverwaltung Torgau A und B. Städtische Vorhaben wie die Errichtung der Stadtbibliothek Ritterstraße 10 und des Stadt- und Kulturgeschichtlichen Museums in der Win- tergrüne 5, die Errichtung des Seniorenselbsthil- fezentrums im Fleischmarkt, die Sanierung der Mittelschule „Katharina von Bora“, die Restaurie- rung von Teilen des Rathauskomplexes sowie von Häusern der Museumslandschaft, so zum Beispiel Breite Straße 9, Pfarrstraße 3, Fischerstraße 11, Rosa-Luxemburg-Platz 4 und die Katharinenstra- ße 10, wurden seither umgesetzt. Erwähnenswert sind weiterhin die Instandsetzung der Türme und die Freiflächengestaltung um die Marienkirche, die Neugestaltung des Alltagskirchenvorplatzes, die Sanierung der mittelalterlichen Stadtmauer und einzelner innerstädtischer Straßenräume, wie zum Beispiel Bäckerstraße, Breite Straße, Rit- terstraße, Scheffelstraße und Fischerstraße, so- wie zahlreiche Sanierungsmaßnahmen in priva- ten Grundstücken. Insgesamt wurden mehr als 220 private Bauvorhaben unterstützt. Sächsische Heimatblätter · 3 | 2018 353
Die Entwicklung der Stadt Torgau seit 1990 Die Gartenschau kann die Stadt, die Region, ihre Menschen, ihre Gärten und ihre Natur überregio- nal bekannter machen und das Image der Stadt um eine neue „grüne Facette“ erweitern. Schwerpunk- te sind die Sanierung und Aufwertung des von ho- her ökologischer Bedeutung geprägten Garten- denkmals (Glacis), die Sanierung der integrierten Teiche sowie der Erhalt der biologischen Vielfalt und Naturerfahrung. Im nördlich daran angrenzenden Bereich, dem „Jungen Garten“ sollen durch die Schaffung eines zusätzlichen Erlebnis- und Naherholungsortes so- wie der Verbesserung der vorhandenen Kleingar- tenstruktur Impulse für eine dauerhafte und um- welt- bzw. ressourcenschonende Entwicklung der Stadt gegeben werden. Zur Umsetzung der einzel- nen Ideen und Maßnahmen ist die aktive Beteili- gung der Bürgerinnen und Bürger, insbesondere aber die Mitarbeit der Kinder und Jugendlichen, aber auch der älteren Generation von großer Be- deutung. Fazit Die Anstrengungen zur Erhaltung unserer Stadt oben links: Torgau, sanierte lien mit Kindern und Jugendliche als Touristen wurden genutzt und mit Engagement in den ver- Stadtbibliothek begrüßen. Als Fertigstellungstermin ist gegenwär- gangenen Jahren zahlreiche anspruchsvolle Projek- © Stadtverwaltung Torgau tig Herbst 2019 geplant. te umgesetzt. Das Stadtbild präsentiert sich zur Insgesamt wurden für die Sanierung in den För- Überraschung und Freude der Besucher weiterhin oben rechts: Torgau, „Junger Garten“, noch zu entwickelndes dergebieten der Altstadt seit 1991 mehr als 66 Mil- als geschlossenes wertvolles Renaissanceensemble. Gelände der Landesgartenschau lionen Euro investiert. Dabei stellten Bund und Trotz der zahlreichen bisher umgesetzten Maßnah- 2022 Land über 44 Millionen Euro zur Verfügung. Der men unter Zuhilfenahme der Bund-Länder-Pro- © Stadtverwaltung Torgau dafür aufzubringende Eigenanteil durch die Stadt gramme der Städtebauförderung, der EU-Förde- Torgau betrug 12 Millionen Euro. rung und des Einsatzes von kommunalen und unten: Torgau, Bau der Im September 2017 wurde ein weiteres Städte- privaten Mitteln konnten im Stadtgebiet bisher Jugendherberge, 2017 baufördergebiet unter der Bezeichnung „Torgau – nicht alle Missstände beseitigt und Vorhaben umge- © Stadtverwaltung Torgau Nördlicher Stadtpark“ beschlossen. In diesem Ge- setzt werden. Der große Anteil historischer Bebau- biet sollen in den nächsten Jahren städtebauliche ung bringt auch in Zukunft eine große Herausforde- Maßnahmen umgesetzt werden, die insbesondere rung mit sich. die Verbesserung der urbanen grünen Infrastruk- Die Stadtentwicklung ist als langfristiger Prozess zu tur, des Stadtklimas und der Umweltgerechtigkeit verstehen, bei dem die Interessen und Möglichkei- zum Ziel haben. ten der verschiedenen Akteure (Eigentümer, Ge- Autoren werbetreibende, Mieter, Stadt, Wohnungsunter- 9. Sächsische Landesgartenschau 2022 nehmen, Denkmalpflege usw.) berücksichtigt Dagmar Rausch werden müssen. 1990-2015 Planungs- 2016 bewarb sich die Stadt Torgau mit der Kon- Die Bürger der Stadt Torgau und insbesondere die amtsleiterin zeption „Natur. Mensch. Geschichte – Grüne Re- Grundstückseigentümer sind die Hauptbeteiligten Karin Hahn naissancestadt Torgau“ um die Ausrichtung der 9. an diesem Prozess. Ohne deren Bereitschaft zur Mitarbeiterin im Planungs- Sächsischen Landesgartenschau 2022 und erhielt Mitwirkung haben Stadtumbau und Stadtsanierung amt, Sanierungsberatung den Zuschlag für die Ausrichtung. keinen Erfolg. Sächsische Heimatblätter · 3 | 2018 354
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