Die europäische Innovationsunion - Deutsche Impulse für den Europäischen Forschungsraum
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1 Inhaltsverzeichnis 1. Unsere Mission: Europa forscht gemeinsam 2 2. Unser Ansatz: Europa lebt vom nationalen Engagement 4 Zu den übergeordneten Zielen des Förderprogramms „Innovationsunion Europa – Deutsche Impulse für den EFR“................................................................................................................................................................ 5 Zu den Aktionsfeldern des Förderprogramms ................................................................................................................... 6 3. Die Aktionsfelder 10 3.1 Wir forschen für ein starkes, krisenfestes und nachhaltiges Europa .................................................................. 10 3.2 Die Zukunft beginnt schon heute – mit dem EFR gestalten wir sie .................................................................... 16 3.3 Wissenstransferstrukturen als Grundlage technologischer Souveränität ......................................................... 22 3.4 In ganz Europa Transfer zwischen Wissenschaft und Gesellschaft stärken – Partizipation als Chance und Gewinn ......................................................................................................................................................... 28 4. Operative Umsetzung 34 Impressum 37
1. Unsere Mission: Europa forscht gemeinsam Forschung ist international. Wirksame Lösungen für große gesellschaftliche Herausforderungen wie globale Gesund- heit, Klimawandel, Energieversorgung und Nahrungsmittelsicherheit können nur mit gesammelter Expertise und gebündelten Ressourcen gefunden werden. Aber auch Innovationen, die das tägliche Leben verbessern, entstehen zumeist dort, wo Menschen über thematische und regionale Grenzen hinweg zusammenarbeiten. In Europa arbeiten Forschende und Unternehmen in einem besonderen Wissens- und Innovationsökosystem zusammen, dem Europäischen Forschungsraum (EFR). Das Förderprogramm “Innovationsunion Europa – Deutsche Impulse für den Europäischen Forschungsraum“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt die Umsetzung dieses Wissensraums in Deutschland. Zusammenarbeit in Forschung und Innovation über Der Wert der europäischen Zusammenarbeit in Grenzen hinweg ist zentral für die Lösung der großen Forschung und Innovation geht demnach weit über gesellschaftlichen Herausforderungen. Gerade die wirtschaftlichen Nutzen und gesteigerte Problem- Corona-Pandemie oder auch der Klimawandel machen lösungskompetenz hinaus. Die Wissenschaft leistet sichtbar, dass kein Land allein die großen Herausfor- bedeutende Beiträge, um zentrale Errungenschaften derungen unserer Zeit lösen kann. Dafür brauchen wir der EU wie Freiheit, Demokratie und Frieden zu einen dynamischen und schlagkräftigen EFR, der von stärken. Was uns zu Europäerinnen und Europäern den Mitgliedstaaten getragen wird. In einer globalisier- macht, ist ein gemeinsamer Bestand an Erkenntnis- ten Welt bietet nur das gemeinsam forschende Europa sen, Entdeckungen und Erfindungen, der die geistige, die Chance für Wettbewerbsfähigkeit und Unabhängig- wissenschaftliche und kulturelle Ausstrahlung unserer keit. Zusammen mit einem tragfähigen Binnenmarkt Länder und unseres Kontinents begründet. Den EFR zu schaffen wir durch den EFR die Voraussetzungen, um fördern, heißt auch die Werte und den Zusammenhalt europäische Standards und Werte im globalen Wettbe- in Europa zu fördern. Bildung und Forschung stärken werb durchzusetzen und zu bewahren. die europäische Identität im Sinne unserer gemeinsamen humanistischen Ideale.
Im EFR wird mit dem freien Austausch von Wissen und Pandemie. So soll die Forschungs- und Innovations- von Forschenden das Fundament dafür gelegt. Im EFR landschaft in Europa einen entscheidenden Beitrag genauso wie im Europäischen Bildungs- und Hoch- sowohl für globale Gesundheit, das Erreichen der schulraum können Forschende, Schülerinnen und Klima- und Nachhaltigkeitsziele als auch für die wirt- Schüler, Auszubildende, Studierende und Unternehme- schaftliche Wettbewerbsfähigkeit liefern. Durch eine rinnen und Unternehmer aus allen Ländern in Europa stärkere Beteiligung der Stakeholder und allgemein der zusammenarbeiten und sich austauschen. Durch diese Gesellschaft soll die Ausrichtung der Forschung an den Mobilität entstehen Innovationen, wissenschaftliche Bedürfnissen der Gesellschaft sichergestellt werden. Kooperationen, berufliche Netzwerke und auch Wir profitieren in Deutschland von starken europä- Freundschaften. ischen Partnerschaften in Forschung und Innovation. Bildung, Forschung und Innovation sind wichtige In der Weichenstellung für die kommende Dekade Treiber für ein starkes, widerstandsfähiges und souveränes steht die Relevanz von Forschung und Innovation für Europa. Sie sind die langfristig wirkende Lebensver- die europäischen Gesellschaften im Vordergrund und sicherung für einen zukunftsfähigen europäischen wurde selten so deutlich wie während der Corona- Kontinent.
2. Unser Ansatz: Europa lebt vom nationalen Engagement Die Stärkung des EFR ist eines der Ziele der deutschen EU-Forschungspolitik. Verlässliche Rahmenbedingungen und Förder-, Austausch- und Transfermöglichkeiten machen den EFR zu einer treibenden Kraft für Entwicklungen in den verschiedensten Sektoren. Im globalen Wettbewerb sichert er den europäischen Forschenden eine gute Ausgangsposition. Das Förderprogramm „Innovationsunion Europa – Deutsche Impulse für den EFR“ zielt darauf ab, Forschungsinstitutio- nen und Forschende in Deutschland im europäischen und weltweiten Wettbewerb zu stärken und den Transfer europäi- scher Forschung in Wirtschaft und Gesellschaft zu beschleunigen. Der EFR schafft die Rahmenbedingungen für Wettbe- Im EFR werden gemeinsame große Forschungsinfra- werb, aber auch für tiefgreifende Kooperationen in Eu- strukturen geplant, die Mobilität der Forschenden ge- ropa. Je ausgeprägter der Austausch und die Zusammen- fördert, die Verzahnung der Forschung mit den Berei- arbeit zwischen Expertinnen und Experten sind, desto chen Bildung und Innovation vorangetrieben und die größer ist das Fortschritts- und Innovationspotential. Kohärenz der nationalen Forschungssysteme gesteigert. Der EFR als lebendiger Wissensraum ist die Grundlage Europa stellt sich gemeinsam der Frage, zu welchen für den Wettbewerb um die besten Ideen und um poten- Themen die Mitgliedstaaten zusammen forschen und tielle Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit. zu welchen Themen sie Expertise und Ressourcen bün- deln. Gemeinsam mit Forschungseinrich¬tungen und Um tragfähige Grundlagen für die Forschungszusam- Hochschulen wird so das weltweit größte Forschungs- menarbeit und optimale Rahmenbedingungen für programm weiterentwickelt. Es läuft derzeit unter dem grenzüberschreitende Kooperation zu schaffen, arbeitet Namen Horizont 2020 und ab 2021 wird es den Titel Deutschland eng mit der EU-Kommission und den an- Horizont Europa tragen. deren EU-Mitgliedstaaten zusammen. Die Strategien und Politik der Mitgliedstaaten werden mehr und mehr Von hoher Priorität in der europäischen Forschungspo- aufeinander abgestimmt. Gebündelte Kräfte vermögen litik ist es, effektive nationale Forschungssysteme auf- in Zukunftsbereichen Impulse zu setzen, die Auswir- zubauen. Denn das Fundament des EFR sind solide und kungen auf das Wohlergehen aller und das Wirtschafts- dynamische nationale Forschungssysteme. Der freie wachstum in Europa haben. Austausch und der produktive Wettbewerb stützen sich
UNSER ANSATZ: EUROPA LEBT VOM NATIONALEN ENGAGEMENT 5 auf eigenständige und starke nationale Forschungs- Maßnahmen der nationalen Förderung zur Unterstüt- systeme der Mitgliedstaaten. Es gilt, diese Systeme auf zung des EFR. Ausgangspunkt hierfür ist das bereits be- der Grundlage der eigenen Stärken auszubauen und stehende starke Engagement des BMBF für die europäi- sie zum gegenseitigen Ansporn und Nutzen stärker in sche Zusammenarbeit. Mit seinen vielfältigen nationalen einen Dialog zu bringen. Das Engagement für ein effizi- Forschungsförder- und Fachprogrammen trägt es zur entes nationales Forschungssystem ist immer auch ein Strategie der Bundesregierung für den EFR bei. Engagement für den EFR. Deutschland hat als bevölkerungsreichster und wirt- Zu den übergeordneten Zielen des Förder- schaftsstarker Mitgliedstaat der EU eines der wett- programms „Innovationsunion Europa bewerbsfähigsten Forschungssysteme weltweit und fungiert dadurch als Motor des EFR. Als einer von vier – Deutsche Impulse für den EFR“ EU-Mitgliedstaaten hat Deutschland das strategische europäische Ziel erreicht, 3 Prozent des Bruttoinlands- Die vorliegende Broschüre stellt die zentralen Maß- produktes (BIP) in Forschung und Entwicklung zu nahmen zur Umsetzung des EFR dar, die auf nationaler investieren. Eine weitere Steigerung des Anteils auf 3,5 Ebene, in bi- und multilateraler Zusammenarbeit und Prozent des BIP bis 2025 wird angestrebt. Mehr als 30 als gemeinsame europäische Anstrengung bereits un- Prozent der Ausgaben für Forschung und Entwicklung ternommen werden. Das Förderprogramm baut hierauf in der EU und rund jede fünfte Wissenschaftlerstelle auf und wird für die bestehenden Initiativen optimale entfielen 2017 auf die Bundesrepublik.1 Als größtes Umsetzung und Wirkung garantieren. Es wird Struktu- Forschungs- und Innovationssystem in der EU hat ren für neue Zusammenarbeit aufbauen sowie Anreize Deutschland ein besonderes Interesse am, aber auch für ein Mehr an europäischer Kooperation setzen, um eine besondere Verantwortung für das Gelingen des der steigenden Relevanz und Nachfrage nach wissen- EFR. Gerade mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen schaftlicher Problemlösungskompetenz in und für die der Corona-Pandemie sind Investitionen in Bildung Gesellschaft gerecht zu werden. Ein dynamischer und und Forschung zukunftsweisend und notwendig. schlagkräftiger EFR ist dafür Voraussetzung. Optimale Rahmenbedingungen im EFR werden zuvor- derst durch die Koordinierung zwischen Mitgliedstaa- Übergeordnete Ziele des Programms sind deshalb: ten umgesetzt. Mit der Strategie der Bundesregierung zum EFR legte Deutschland im Jahr 2014 als erster • Den EFR durch mitgliedstaatliches Engagement EU-Mitgliedstaat einen nationalen Fahrplan zum EFR weiterentwickeln. Das Förderprogramm ist ein vor. Die deutsche EFR-Strategie beschreibt, in welchen deutliches Bekenntnis Deutschlands zum EFR: Über Handlungsfeldern Deutschland auf welche Weise aktiv das grundlegende finanzielle Engagement im EFR werden möchte, um den EFR insgesamt zu stärken. hinaus stellt es Mittel bereit, um deutschen Forsche- Mittlerweile sind fast alle EU- Mitgliedstaaten dem rinnen und Forschern und Wissenschaftlerinnen und deutschen Beispiel gefolgt und haben eigene nationale Wissenschaftlern den Zugang zu der gemeinsamen Aktionspläne beziehungsweise Strategien zum EFR europäischen Forschung zu ermöglichen. verabschiedet. In Zukunft wird der Anspruch an die Problemlösungs- • Die großen Herausforderungen unserer Zeit kompetenz der Wissenschaft eher noch weiter steigen. gemeinsam lösen. Corona-Pandemie und Klima- Transdisziplinäre Forschung, sektorenübergreifende wandel betreffen die ganze, global eng vernetzte Welt. Zusammenarbeit und Transferaufgaben werden größere Lösungsansätze müssen daher auch durch gebündelte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wege und Instrumen- Expertise in Wissenschaft und Forschung gemeinsam te zur Priorisierung von Forschungsagenden werden zielgerichtet vorangetrieben werden. sich der wachsenden gesellschaftlichen Bedeutung der Wissenschaft anpassen. Das Förderprogramm “Innovati- • Europa wieder stark machen. Bildung, Forschung onsunion Europa – Deutsche Impulse für den EFR“ setzt und Innovation sind die tragenden Säulen für Euro- hier an und wird Unterstützung gerade für diese neuen pas Souveränität, Widerstandskraft und Stärke in der beziehungsweise wachsenden Aufgaben bieten. Gleich- Welt. Sie tragen entscheidend zur Zukunftsfähigkeit zeitig bündelt das Förderprogramm die politischen unseres Kontinents bei. 1 EUROSTAT, Datenstand 17.12.18: GERD total in Mio. Euro; Vollzeitäquivalente bei Wissenschaftlern.
6 DIE EUROPÄISCHE INNOVATIONSUNION Das Förderprogramm setzt gemäß der Hightech- EFR“ mit Maßnahmen um, die sich vier Aktionsfeldern Strategie 2025 der Bundesregierung einen Schwer- zuordnen lassen. Die Aktionsfelder des Programms punkt darauf, Wissen zur Wirkung zu bringen. Die markieren Arbeitsschwerpunkte. Sie sollen Impulse Hightech-Strategie 2025 nimmt die großen Heraus- setzen, wo neue Herausforderungen neue Instrumente forderungen Digitalisierung, Gesundheit, Klima und und Strukturen brauchen. Bis 2025 werden weitere Energie, Mobilität, Sicherheit, soziale Innovationen und Maßnahmen zu entwickeln sein, die auf sich verän- Zukunft der Arbeit in den Blick. Eine ihrer Säulen ist dernde Bedarfe reagieren und einem möglichst breiten der Forschungsbereich. Das Förderprogramm „Inno- Akteurskreis jene Unterstützung zur Verfügung stellen, vationsunion Europa“ unterstützt mit seinem Fokus die dem Erfolg und der Wirksamkeit des EFR insgesamt auf Transfer und Innovation analog die Arbeit an der zugutekommt. Umsetzung der Hightech-Strategie. Die ersten zwei Aktionsfelder werden von dem über- Die Umsetzung des EFR wird in Deutschland auch geordneten Ziel umklammert, die Zusammenarbeit durch den Pakt für Forschung und Innovation IV der Forschung in Deutschland und Europa zu stärken (2021-2030) vorangetrieben. Durch diesen Pakt von für ein starkes, krisenfestes und nachhaltiges Europa. Bund und Ländern erhalten Helmholtz-Gemeinschaft, Dazu sollen Kapazitäten in jenen Bereichen ausge- Max-Planck-Gesellschaft, Fraunhofer-Gesellschaft, baut werden, die einer europäischen Zusammenarbeit Leibniz-Gemeinschaft und Deutsche Forschungsge- bedürfen. Maßnahmen der Aktionsfelder drei und vier meinschaft kontinuierliche Etatsteigerungen. Gleich- wollen den Mehrwert europäischer Forschung und zeitig werden gemeinsame Ziele formuliert, die unter Forschungsförderung für die Mitgliedstaaten erhöhen Überschriften stehen wie Dynamische Entwicklung und sichtbarer machen. Die Leistungsfähigkeit des EFR fördern, Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft stärken soll gezielter und strukturierter genutzt werden, um und Vernetzung vertiefen. in wesentlichen Politikbereichen und auf den ver- schiedensten Feldern Fortschritte zu erzielen, sei es im Zusammen mit dem Hochschulpakt, der Exzellenziniti- Klimabereich, in Fragen der globalen Gesundheit oder ative und der Exzellenzstrategie hat dieser Pakt bereits im Wirtschaftsbereich. Somit leitet die Idee des Trans- viel bewirkt und wird auch in Zukunft zu einer Leis- fers von Wissen an wirtschaftliche und gesellschaftli- tungssteigerung des Wissenschaftssystems beitragen. che Akteurinnen und Akteure diese zwei Aktionsfelder. Deutschland möchte durch das Engagement auf nationaler Ebene den EFR zu einer Erfolgsgeschichte machen. In der Wissenschaftsgemeinschaft soll dieser Aktionsfeld 1: Wissensraum Magnet, „Qualitätssiegel“ und Garant für Durch den gezielten Aufbau von Netzwerken wird der herausragende Forschungs- und Innovationsarbeit Weg zu gemeinsamer Forschung in Europa geebnet. sein, da hier die talentiertesten und besten Köpfe Das Arbeiten in zunehmend komplexen Netzwerken gemeinsam arbeiten. Das Förderprogramm macht Vor- und Kontexten erfordert bestimmte Kompetenzen und teile und Potentiale europäischer Zusammenarbeit für bedarf freier Kapazitäten. Der Aufbau von konkreten alle sichtbar und sichert die nötige Anerkennung und Kooperationen zum Beispiel mit neuen und aufstre- den Rückhalt für gemeinsame europäische Initiativen benden Akteuren bindet zunächst Ressourcen und in Forschung und Bildung auch für die Zukunft. bedarf daher der Unterstützung. Um den Forschenden die Mitwirkung an (pan-)europäischen Projekten zu ermöglichen, setzt das erste Aktionsfeld auf den Auf- Zu den Aktionsfeldern des Förder- und Ausbau von Vernetzungs- und Vorbereitungsmaß- programms nahmen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, Unterstützung zu liefern, um die Kluft zwischen den Innovationsführern und den weniger innovationsstar- Die übergeordneten Ziele setzt das Förderprogramm ken Staaten zu schließen und gezielt Anreize für neue „Innovationsunion Europa – Deutsche Impulse für den Forschungskooperationen zu schaffen.
UNSER ANSATZ: EUROPA LEBT VOM NATIONALEN ENGAGEMENT 7 Aktionsfeld 2: Sektor werden, sie sollen in die Entwicklung innovativer Der EFR muss konkrete Beiträge zur erfolgreichen Produkte münden, sie sollen unmittelbar Niederschlag Umsetzung einer europäischen Wohlstandsvision liefern, in Lehrplänen von Hochschulen finden. Diesen Transfer in insbesondere im Hinblick auf die Ziele des Green Deals die verschiedenen Bereiche der Gesellschaft zu unterstüt- in Richtung einer klimaneutralen, ressourceneffizienten zen, nehmen sich Maßnahmen im dritten Aktionsfeld vor. und nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft. Im zweiten Aktionsfeld werden gezielt der Aufbau von Kompe- tenzen von Forschenden und die Strategiefähigkeit von Aktionsfeld 4: Forschungseinrichtungen gefördert. Die eigene Positio- Das vierte Aktionsfeld fördert nicht nur den Transfer nierung und der Ausbau strategischer Partnerschaften wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Gesellschaft, son- und die Koordinierung von Forschungsagenden sind dern auch den Dialog mit und die aktive Beteiligung Aufgaben, die sich mit der Europäisierung der Forschung von Bürgerinnen und Bürgern. Wissenschaftskommu- verändern. Die Maßnahmen des Förderprogramms nikation ist elementare Grundlage für eine produktive unterstützen den Ausbau dieser Strategiefähigkeit und die Beteiligung von Bürgern an forschungspolitischen Professionalisierung der Zusammenarbeit gerade mit Blick Themen. Zugang zu Wissen und Mitsprache bei The- auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen. men unserer Zukunft zu sichern, ist eine Verantwor- tung der Wissenschaft, mit der sie langfristig offene und demokratische Gesellschaften stärkt. Gleichzeitig Aktionsfeld 3: profitiert die Wissenschaft von Impulsen, Anregun- Das dritte Aktionsfeld zielt auf den Auf- und Ausbau gen und Beiträgen der Bürgerinnen und Bürger. Im von Wissenstransfersystemen ab: für eine wertebasierte Förderprogramm erhalten Forschende und zivilgesell- Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft und schaftliche Akteure Unterstützung und Impulse für technologische Souveränität Europas. Transfer hat dabei diese Aufgabe. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf viele Dimensionen: Forschungsergebnisse sollen stärker der europäischen Dimension der Wissenschaftskom- als bisher Handlungswissen für Politik und öffentlichen munikation und Bürgerwissenschaft. Gemeinsam für Europa forschen Förderung von Kooperationen, Förderung von Kompetenzen Austausch und Netzwerken und Strategiefähigkeit EFR Europa gemeinsam wieder stark machen Transfer in die Wirtschaft: Transfer in die Gesellschaft: Auf- und Ausbau von Bürgerwissenschaft, Wissenstransferstrukturen Wissenschaftskommunikation Aus Wissen Fortschritt schaffen
8 DIE EUROPÄISCHE INNOVATIONSUNION Forschungs- und Innovationsförderu Forschung und Innovation werden in Europa großgeschrieben: engagiert unterstütz nalen Forschungsförderung und -politik und koordiniert und abgestimmt in zahlreich Durch dieses gemeinsame und aufeinander abgestimmte Vorgehen potenzieren sich EU-Förderprogramme Digital Europe Horizont Europa 2021-2027 2021-2027 Das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation als das weltweit EU-Programm zur Unterstützung des das Hauptinstrument der EU zur Umsetzung des EFR. Laut der Kommission er digitalen Wandels der europäischen von rund 95 Mrd. Euro. Gesellschaften und Volkswirtschaften InvestEU Globale Heraus- 2021-2027 forderungen und industri- Wissenschafts- elle Wettbewerbsfähigkeit EU-Programm zur Förderung von In- exzellenz Europas vestitionen in der EU und Bündelung der EU-Finanzierungsinstrumente für Investitionsprojekte in Europa (Individual)-Förderung durch Förderung von Forschung und In- den Europäischen Forschungsrat, novation in Bereichen wie z.B. Ge- die Marie-Skłodowska-Curie- sundheit, Digitalisierung, Industrie Maßnahmen und die Förderung und Weltraum, Klima, Energie und Europäische von Forschungsinfrastrukturen Mobilität Struktur- und Investitionsfonds Förderung regionaler Exzellenz auch Europäischer Forschungsraum durch Förderung von Forschung und Innovation als Schlüssel für die Wett- Erhöhung der Beteiligung und Stärkung des Europäischen Forschungsraumes bewerbsfähigkeit der Regionen von Mitgliedstaaten
UNSER ANSATZ: EUROPA LEBT VOM NATIONALEN ENGAGEMENT 9 ung im Europäischen Forschungsraum zt von der EU und ihren Gremien, getragen von allen Mitgliedstaaten mit ihrer natio- hen gemeinsamen, zwischenstaatlichen Programmen in variabler Zusammensetzung. Förder-, Austausch- und Transfermöglichkeiten, von denen wir alle profitieren. Transnationale Initiativen der Mitgliedstaaten COST EUREKA größte Programm seiner Art ist Erste zwischenstaatliche europäi- Dezentrale Regierungsinitiative, durch rhält Horizont Europa ein Budget sche Initiative zum Aufbau von (pan-) die Mitgliedstaaten verschiedene Netz- europäischen Forschungs- und Tech- werke und Cluster etablieren, um u.a. nologienetzwerken, derzeit finanziert durch die Beteiligung von Unterneh- aus Mitteln des Rahmenprogramms für men die Ergebnisse anwendungsorien- Forschung und Innovation tierter Forschung zu kommerzialisieren Europäische Partnerschaften Innovatives Europa Partnerschaften entwickeln gemein- Co-programmierte same Forschungsagenden und unter- europäische Partnerschaften Schwerpunkt auf Innovatio- stützen mit gemeinsamen Programmen nen und deren Realisierung am Forschungs- und Innovationsaktivitä- Partnerschaften zwischen EU, Mit- Markt durch den Europäischen ten. Die beteiligten Akteure kommen gliedstaaten und assoziierten Staaten, Forschungsrat und Europäische aus dem öffentlichen und/oder privaten die auf vertraglichen Abmachungen Innovations-Ökosysteme Bereich. basieren Institutionalisierte europäische Co-finanzierte europäische Partnerschaften Partnerschaften Partnerschaften, die auf gesetzlichen Partnerschaften, die EU und nationale zur Förderung der Beteiligung Grundlagen der EU basieren öffentliche oder private Ressourcen bündeln
10 3. Die Aktionsfelder 3.1 Wir forschen für ein starkes, krisenfestes und nachhaltiges Europa Der wissenschaftliche Austausch zwischen Forschenden über Grenzen hinweg ist ein Grundbaustein des EFR. Kooperationen ermöglichen neue Herangehensweisen und Erkenntnisse. Das erste Aktionsfeld zielt auf eine Verdichtung der Netzwerke zwischen Forschenden in Europa, um in einem offenen Arbeitsmarkt Exzellenz bestmöglich zu befördern und zu verbreiten. Wissenschaft hat jeher vom grenzüberschreitenden Mobilität erleichtern Austausch und Wettbewerb profitiert. Bereits im Seit ihrer Gründung fördert die Bundesrepublik Mobilität frühen 15. Jahrhundert war es unter den Gelehrten und Austausch in Wissenschaft und Forschung mit einer üblich, zwischen den 30 in Europa bereits existierenden Reihe von Programmen. Was einst der Überwindung Universitäten zu pendeln und Wissen miteinander zu deutscher Isolation entgegenwirken sollte, ist heute teilen.2 Die Zirkulation neuester Theorien gab Denk- Grundstein gemeinsamen europäischen Forschens. anstöße und beförderte einen produktiven Wettlauf um wissenschaftlichen Fortschritt. Vielmals sind durch Mittlerorganisationen – allen voran der Deutsche Akade- kontinuierlichen Austausch ähnliche Erkenntnisse mische Austauschdienst, die Alexander von Humboldt- an verschiedenen Orten und durch unterschiedliche Stiftung und die Deutsche Forschungsgemeinschaft Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gelungen. – werden von der Bundesregierung finanziert, um deut- Wissenschaftliches Arbeiten ist seit jeher gemeinschaft- schen Studierenden bis hin zu renommierten Forschen- liches Arbeiten. den europäische und internationale Mobilität zu ermög- lichen und um andersherum auch die besten Köpfe aus Im Zeitalter der Globalisierung haben sich Schnellig- dem Ausland nach Deutschland zu holen. Die Alexander keit und Gelegenheiten des Austauschs potenziert und von Humboldt-Stiftung ermöglicht Wissenschaftlerinnen Wissenschaft ist noch stärker kooperativ organisiert. und Wissenschaftlern aus Deutschland Forschungsauf- Die dafür notwendige Mobilität wird auf europäischer enthalte im Ausland und zieht renommierte Forschende und nationaler Ebene – so auch vom Förderprogramm aus dem Ausland durch attraktive Forschungsstipendien „Innovationsunion Europa“ – unterstützt. und Forschungspreise an. Auch zu den Kernanliegen der Deutschen Forschungsgemeinschaft als der europaweit 2 Georg Krücken und Christine Musselin: Europa und europäischer Bildungsraum, in: Handwörterbuch Erziehungswissenschaft, hrsg. von Sabine Andresen et al., Weinheim, Basel 2009, S. 263.
DIE AKTIONSFELDER 11 größten Forschungsfördereinrichtung gehört es, neue Ausland unterstützt. Seine Aufgabe ist der internationale Kooperationspotenziale systematisch zu erschließen Austausch von Studierenden und Wissenschaftlerinnen und internationale Zusammenarbeit in der Forschung und Wissenschaftlern. Der DAAD ist seit 1987 auch Nati- zu unterstützen. Als weltweit größte Förderorganisation onale Agentur für die Koordinierung und Durchführung ihrer Art hat der Deutsche Akademische Austauschdienst des Erasmus-Programms der Europäischen Union im bislang mehr als 2,3 Millionen Akademiker im In- und Bereich Hochschulzusammenarbeit. Freundschaften dank des Erasmus Programms Das EU-Programm fördert seit 30 Jahren die Mobilität im Ausland werden die Teilnehmerinnen und Teilneh- von Studierenden, jungen Erwachsenen, Dozentinnen mer finanziell und ideell unterstützt. und Dozenten und Unternehmenspersonal innerhalb von insgesamt 33 Ländern. Seit seinem Bestehen hat das Erasmus-Programm mehr als 650.000 deutschen Studierenden, Auszubildenden Besonders bekannt: die Möglichkeit für Studentinnen und Jungunternehmerinnen und -unternehmern einen und Studenten einen drei- bis zwölfmonatigen Aus- Aufenthalt im Ausland ermöglicht. Häufig entstehen landsaufenthalt an einer Universität innerhalb der EU dabei Freundschaften, die das gegenseitige Verständnis oder ein Praktikum zu absolvieren. Während dieser Zeit und den Zusammenhalt in Europa langfristig fördern. Das Erasmus-Programm schuf die Voraussetzungen rinnen und Forschern einen Überblick über Fördermög- für den 1999 gestarteten Bologna-Prozess, der den lichkeiten, Stellenangebote, Sozialversicherungs- und Europäischen Hochschulraum ermöglichte. Auch für Steuerfragen und weiteren Themen rund um die Mobilität das Gelingen des im Jahr 2000 ins Leben gerufenen EFR von Forschenden ermöglicht. Neben dieser Onlinestel- und für den 2002 gestarteten Kopenhagen-Prozess für lenbörse gibt es in Deutschland zurzeit 86 EURAXESS die berufliche Bildung ist die grenzüberschreitende Centres, die an Hochschulen und Forschungseinrichtun- Mobilität ein Kernelement. Das BMBF legt deswegen gen angesiedelt sind und Gastwissenschaftlerinnen und unter anderem in seiner Internationalisierungsstrategie Gastwissenschaftler professionell beraten. ein besonderes Augenmerk auf die innereuropäische Mobilität von Forschenden. Denn Mobilität sorgt für Auch die EU-Rahmenprogramme für Forschung und einen interkulturellen Dialog zwischen Menschen und Innovation leisten mit unterschiedlichen Programm- fördert integrative Gesellschaften. Sie spielt daher eine schienen einen wichtigen Beitrag, um die Mobilität wichtige Rolle in der Vermittlung von europäischen von Forscherinnen und Forschern innereuropäisch Schlüsselwerten wie Toleranz, Akzeptanz und Respekt, und darüber hinaus zu erhöhen. Die wohl bekann- die Kernelemente der europäischen Zusammenarbeit testen Maßnahmen zur unmittelbaren Förderung sind. Mobilität ist Voraussetzung jeder Kooperation von Forschenden und deren Mobilität sind die nach und bietet Vorteile und Horizonterweiterung in der der zweifachen Nobelpreisträgerin benannten Marie- individuellen Entwicklung von Wissenschaftlerinnen Skłodowska-Curie-Maßnahmen (MSCA). Sie ermög- und Wissenschaftlern. lichen Forschenden Mobilität über Länder-, Fach und Sektorengrenzen hinweg. MSC-Maßnahmen dienen Um Kooperationen in der Forschung in Europa zu der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses, ermöglichen, koordinieren und engagieren sich die der Karriereentwicklung von erfahrenen Forschenden EU-Mitgliedstaaten für einen offenen Arbeitsmarkt für sowie dem Personalaustausch von wirtschaftlichen Forschende.3 Ziel ist es, die Hürden für die grenzüber- und wissenschaftlichen Akteurinnen und Akteuren. In schreitende Zusammenarbeit und die Mobilität der Deutschland bietet die Nationale Kontaktstelle diverse Forschenden in Europa sukzessive abzubauen. Beratungsleitungen rund um die Marie-Skłodowska- Das BMBF beteiligt sich auch am EURAXESS-Mobilitäts- Curie-Maßnahmen an. Seit April 2015 wurden über portal, einer pan-europäischen Initiative, die Forsche- 8.500 Beratungen durchgeführt. 3 Vgl. die Mitteilung der Europäischen Kommission von 2012.
12 DIE EUROPÄISCHE INNOVATIONSUNION Europäische Kooperationen zu gesellschaftlichen Partnerschaftlichkeit wächst die Wettbewerbsfähigkeit Herausforderungen fördern europäischer Forschung. Mit einem solch konzertierten Vorgehen gelingen Lösungen für globale Herausfor- Die Verdichtung von Netzwerken war und ist wesent- derungen. Deutschland beteiligt sich intensiv an den liche Grundlage eines lebendigen und dynamischen bisherigen Partnerschaftsinitiativen und investierte 2017 EFR. Vernetzt zu denken und zu handeln ist eine Maxi- 138,9 Millionen Euro im Rahmen öffentlich-öffentlicher me, die vor allem das grenz- und sektorenübergreifende Partnerschaften, mit denen die EU-Mitgliedstaaten Forschen, aber auch die frühzeitige Auseinanderset- ihre Forschungs- und Entwicklungsausschreibungen zung mit Anwendungs- und Verbreitungspotentialen koordinieren.6 von Forschungsergebnissen meint. Die Kooperation über Grenzen hinweg ist ein Grundpfeiler der europäi- Kernanliegen der Förderung der „Europäischen schen Forschungsförderung, die in der Regel europäi- Hochschulen“ ist es, strategische Partnerschaften auch sche Forschungsverbünde unterstützt. Heute herrscht bereits in der Hochschulbildung in der gesamten EU zu Konsens darüber, dass sich Herausforderungen wie der stärken. Im Herbst 2019 starteten die ersten europäi- Klimawandel oder eine nachhaltige Gesundheitsver- schen Hochschulnetzwerke. Sie entwickeln gemeinsame sorgung nur gemeinsam bewältigen lassen. Nicht nur Kooperationsformen und Lehrpläne und ermöglichen es ökologische, auch soziale oder wirtschaftliche Fragen Studierenden, in mehreren EU-Ländern einen Abschluss lassen sich nur gemeinsam lösen. zu erwerben. Zunächst für drei Jahre erhalten 17 Hoch- schulnetzwerke – 14 davon mit deutscher Beteiligung Über das EU-Rahmenprogramm für Forschung und – EU-Unterstützung durch das Erasmus-Programm. Das Innovation werden die großen gesellschaftlichen Her- ergänzende Programm „Europäische Hochschulnetz- ausforderungen unserer Zeit aufgriffen. In Horizont werke – nationale Initiative“ setzt der DAAD mit Mitteln Europa werden die Herausforderungen entlang der des BMBF um. Diese europaweite Zusammenarbeit in 2016 verabschiedeten Nachhaltigen Entwicklungsziele der Hochschulbildung ist ein weiterer Meilenstein im (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen Prozess des Zusammenwachsens des Europäischen Bil- definiert und Clustern zugeordnet. So können Exper- dungsraums. Sie wird die Qualität der Bildung und den tinnen und Experten ihr Spezialwissen gewinnbringend Zusammenhalt in Europa stärken. Sie stärkt ebenso das genau dort zusammenführen, wo es im Interesse aller Fundament für die Zusammenarbeit und Wettbewerbs- gilt, die vorhandenen Kräfte zu bündeln und zu vereinen. fähigkeit der europäischen Forschung. Mithilfe der Forschung will die EU in den verschie- densten Politikfeldern europaweiten Wandel und Bildung und Forschung zusammendenken, konzertiertes Vorgehen vorantreiben. Forschung ist wissenschaftlichen Nachwuchs fördern eine tragende Säule des europäischen Green Deal, der Forschung und Bildung sind untrennbar miteinander unter anderem ein klimaneutrales Europa erreichen verbunden. Forschung und Lehre bilden von jeher will.4 Das EU-Rahmenprogramm unterstützt außer- eine Einheit. Je fortgeschrittener das Studium, umso dem das Ziel, Europa für das digitale Zeitalter optimal forschungsorientierter ist das Curriculum, bis schließ- zu rüsten und Wirtschaftsstrukturen zu befördern, lich mit der Promotion der eigenständige Beitrag zur die Innovation, Wohlstand und soziale Gerechtigkeit Forschung gefordert ist – der in einer internationalen zusammenführen. 5 Forschungslandschaft Bestand haben und wegweisend wirken soll. Europäische Partnerschaften sind Initiativen, bei denen sich die EU gemeinsam mit privaten und/oder öffent- Um die europäische und internationale Wettbewerbs- lichen Partnern verpflichtet, die Entwicklung und Um- fähigkeit ihrer Nachwuchswissenschaftlerinnen und setzung eines Forschungs- und Innovationsprogramms Nachwuchswissenschaftler zu sichern und die Attraktivi- zu unterstützen. Dabei bringen sie ein breites Spektrum tät des Wissenschaftsstandorts Deutschland zu erhöhen, von Akteuren zusammen. Die Partnerschaften tragen haben Bund und Länder eine Reihe von Maßnahmen dazu bei, aktuelle Themen und Bedarfe zeitnah auf umgesetzt, die optimale Rahmenbedingungen gerade für EU-Ebene zu verhandeln und in Forschungsagenden zu den Nachwuchs gewährleisten sollen. Mit der Exzellenz- überführen. Innovationen können so durch gezielte For- strategie und dem Pakt für Forschung und Innovation schungsförderung vorangetrieben werden. Durch diese sind wichtige Schritte auch für die Verbesserung der 4 Zum Green Deal siehe v.a. die Mitteilung der Kommission 5 Wie dargelegt von Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission in der „Agenda für Europa“. 6 Bericht der Bundesregierung zur internationalen Kooperation in Bildung, Wissenschaft und Forschung 2017–2018, S. 70.
DIE AKTIONSFELDER 13 Doktorandenausbildung unternommen worden. Die rung mindern die Chancen auf Wachstum. Auch die Förderung von Tenure-Track-Positionen über das Bund- außeruniversitären Forschungseinrichtungen haben Länder-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen engagierte Programme zur Stärkung der EU-Forschung Nachwuchses in Höhe von einer Milliarde Euro macht entwickelt, wie im Pakt für Forschung und Innovation wissenschaftliche Karrieren planbarer und strukturierter. vereinbart. Zum Beispiel fördert die Max-Planck- Gesellschaft mit dem Dioscuri-Programm die Koopera- Gerade in den frühen Karrierephasen ist die Förderung tion mit mittel- und osteuropäischen Forschungszent- von Mobilität und Vernetzung besonders wichtig. Sich ren. Um wissenschaftliche Leuchttürme in Mittel- und einen umfassenden Überblick über ein Wissensgebiet Osteuropa aufzubauen, hat die Max-Planck-Gesellschaft zu verschaffen und eigene Forschungsideen international ein Förderprogramm mit personenzentrieren Wettbe- zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen – all dies werbselementen für herausragende Forscherinnen und wird durch die frühe Integration in wissenschaftliche Forscher in der Region entwickelt. Das Programm kon- Netzwerke vereinfacht. Es ist daher von großer Bedeu- zentriert sich zunächst auf Polen und sieht schrittweise tung, qualifizierte Nachwuchswissenschaftlerinnen den Aufbau von bis zu circa zehn Exzellenzzentren und -wissenschaftler in dieser Phase in ihren Mobilitäts- vor, die gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern an und Vernetzungsbestrebungen gerade in Europa zu deutschen Universitäten und Forschungseinrichtun- unterstützen. gen betrieben werden sollen.7 Die Finanzierung dieses Programmes erfolgt zu gleichen Teilen durch das BMBF Exzellenz verbreiten und das polnische Ministerium für Wissenschaft und Die wissenschaftliche Leistungskraft steht bei der EU- Hochschulwesen.8 Auch die Helmholtz-Gemeinschaft Förderung an erster Stelle. Der Fokus auf Exzellenz ist baut unter dem neuen Pakt für Forschung und Innova- wichtig, um gesellschaftliche Herausforderungen effektiv tion ihre institutionellen Partnerschaften mit For- anzugehen. Gleichzeitig muss die Forschungsland- schungsinstitutionen aus Süd-, Mittel- und Osteuropa schaft offen und anschlussfähig sein. Nur so können aus. Im Programm „Helmholtz European Partnering“ sich die Potentiale der vielen talentierten Wissenschaft- sind zehn Förderungen über die Paktlaufzeit von 2021 lerinnen und Wissenschaftler in allen Teilen Europas bis 2030 angelegt.9 entfalten. Exzellenz und Chancengleichheit sollen dabei miteinander in Einklang gebracht werden. Der EFR Die Europäischen Strukturfonds (ESI-Fonds), als gelingt nur, wenn alle Regionen in die Forschungs- und finanzstarke Instrumente zur Förderung der europä- Innovationsnetzwerke eingebunden sind, wenn gleiche ischen Forschungs- und Entwicklungspolitik, sind ein Chancen und Zugang zu Förderung langfristig für alle wichtiger Hebel zur Integration strukturschwacher zu gleichen Bedingungen gewährleistet sind. Regionen. Sie verfolgen das übergeordnete Ziel, die sogenannte Innovationskluft zwischen Innovations- Ein Ziel verschiedener Maßnahmen auf EU- und führern und den weniger innovationsstarken Mitglieds- Mitgliedstaatenebene ist deswegen die systematische staaten zu schließen. So haben sich etwa in einigen der Vernetzung zwischen exzellenten Forschungseinrich- strukturschwächeren Staaten und Regionen attraktive tungen und Forschungseinrichtungen in forschungs-, Innovationscluster und regionale Verbünde mit hohem entwicklungs- und innovationsschwachen Regionen. Entwicklungspotenzial herausgebildet.10 Durch räumliche Bei dieser Zusammenarbeit und Vernetzung geht es und thematische Konzentration erleichtern sie den zunächst um die Ausweitung der Beteiligung und das Austausch von Know-how und Erfahrungen. Teilen von Exzellenz. Mittel- und langfristig wird so die Leistungsfähigkeit und Qualität der Forschung erheblich Mit der im März 2018 veröffentlichten Fördermaß- gesteigert. nahme „Integration der Region Mittelost- und Süd- osteuropa in den EFR (Bridge2ERA)“ etwa führt das Als forschungs- und innovationsstarker Mitgliedstaat BMBF sein Engagement für die Regionen fort. Durch hat Deutschland eine besondere Verantwortung dafür, sie wird zum Beispiel die Vorbereitung gemeinsamer dass die Forschung in der gesamten EU stark und global Horizont-2020-Anträge von deutschen Einrichtungen wettbewerbsfähig ist. Ungleichheit und Polarisie- mit Partnern in den Zielländern gefördert. 7 Siehe dazu den Pakt für Forschung und Innovation 2021-2030, Zielsetzung der Max-Planck-Gesellschaft, S. 8. 8 Vgl. Bericht der Bundesregierung zur internationalen Kooperation in Bildung, Wissenschaft und Forschung 2017–2018, S. 74. 9 Siehe dazu den Pakt für Forschung und Innovation 2021-2030, Zielsetzung der Helmholtz-Gemeinschaft, S. 12. 10 Vgl. hierzu eine vom BMBF in Auftrag gegebene „Potenzialanalyse zur Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in den EU-13-Staaten“ aus dem Jahr 2017.
14 DIE EUROPÄISCHE INNOVATIONSUNION Im Förderprogramm „Innovationsunion Europa – Deutsche Impulse für den EFR“ ... ... werden im ersten Aktionsfeld Mobilität und Vernetzung eine starke Beteiligung an zukünftiger Forschung und von Forschenden im EFR gefördert, um die Grundlagen für Anwendung sichern. Forschungs- und Innovationsarbeit in Europa zu stärken. Wir werden die Vernetzung von Nachwuchswissenschaft- Wir werden Netzwerkbildung mit strategischem Weit- lerinnen und -wissenschaftlern fördern, da gerade die blick fördern. Wir werden zu besonders relevanten und frühe Einbindung in europäische und internationale Netz- aktuellen Forschungsfragen die Vernetzung und Bildung werke Perspektiven erweitert, langfristige Verbindungen von Plattformen ermöglichen. Die Expertinnen und ermöglicht und Fundament zukünftiger Kooperationen Experten zusammenzubringen, die sich gemeinsam den ist. Wir realisieren für den wissenschaftlichen Nachwuchs drängenden Fragen der Zeit widmen, ist Grundvoraus- zu diesem Zweck unter anderem strukturierte Trainings, setzung aller europäischen Forschung. Weiterbildungen und Auslandsaufenthalte in Europa. Wir werden mit der Mobilitätsförderung verschiedenen Wir werden jene Kooperationen fördern, die Möglich- Akteurinnen und Akteuren sowohl Anschluss an Ent- keiten der Zusammenarbeit ausweiten. Wir werden wicklungen von besonderer aktueller Relevanz als auch konkrete Maßnahmen ergreifen, die die Innovationskluft frühzeitig Schritte zur Vorbereitung von Transfer- und in Europa verringern, und damit für den EFR neue Poten- Verbreitungsmaßnahmen ermöglichen. Wir werden uns tiale schaffen. Das BMBF macht sich dafür stark, dass die damit an der Anbahnung von Kooperationen beteiligen Forschungs- und Innovationslandschaft als Hebel für und die Entstehung neuer europäischer Partnerschaften ein Mehr an Integration und Wohlstand in ganz Europa ermöglichen. wirken kann. Hierfür werden wir gemeinsames Lernen und Erfahrungsaustausche organisieren, das trägt zur Wir werden Forschenden in Deutschland eine syste- Professionalisierung des Hochschul- und Forschungsma- matische Integration in europäische Partnerschaften nagements bei. Wir fördern damit auch den Zusammen- ermöglichen. Initiativen im Förderprogramm zur euro- halt im EFR und schaffen Grundlagen für eine gelingende paweiten Vernetzung maßgeblicher Akteurinnen und Forschungszusammenarbeit. Akteure in verschiedenen Bereichen sollen Deutschland Bilaterale Zusammenarbeit: Westliche Balkanländer Den Westlichen Balkanländer (WBC) Brücken zu bauen, Katalysator des Stabilisierungs- und Assoziierungs- um in Zukunft im EFR wettbewerbsfähiger zu sein, ist prozesses (SAP). Das BMBF ist seit Jahren verlässlicher Ziel der Förderung interregionaler Forschungszusam- Partner für deutsche Forschungseinrichtungen, die mit menarbeit. Damit sind die Maßnahmen Beitrag und Partnern in den Westlichen Balkanländern kooperieren.
DIE AKTIONSFELDER 15 ERA Fellowships Science Management und Campuswochen Das regelmäßig aufgelegte ERA-Fellowships- Abstimmung auch im Management des Wissenschafts- Programm zielt auf den Kompetenzaufbau im Wis- systems. Damit entsteht eine solide Grundlage für senschaftsmanagement mittel- und osteuropäischer spätere Kooperation in Forschung, Wissenschaft und Staaten ab. Durch mehrmonatige Gastaufenthalte von beim Technologietransfer. Wissenschaftsmanagerinnen und -managern an deut- schen Einrichtungen werden sowohl der Austausch Fester Bestandteil des ERA-Fellowship-Programms zur Praxis im Wissenschaftsmanagement als auch sind zwei bis zu zehntägige Campuswochen. Sie die Vernetzung nicht nur mit der deutschen gastge- rahmen den Aufenthalt der Fellows an den deutschen benden Institution gefördert. Aufenthalte deutscher Gasteinrichtungen ein. Sie geben das nötige theore- Hochschulmanagerinnen und Hochschulmanager tische Rüstzeug mit und schaffen eine Atmosphäre und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im gemeinsamen europäischen grenzüberschreitenden mittel- und osteuropäischen Partnerland vertiefen die Lernens und Arbeitens. Informationen zur europäi- Zusammenarbeit und multiplizieren die Möglichkeiten, schen Zusammenarbeit und zu den Möglichkeiten der Erfahrungen auszutauschen. Die Gastaufenthalte und Förderung und Vernetzung, zum Wissenstransfer oder Hospitanzen bereichern beide Seiten, fördern Ver- zu gut abgestimmten Internationalisierungsstrategien ständnis füreinander und eine mittel-und langfristige werden von Praktikern für Praktiker aufbereitet. Während der Campuswoche des ERA-Fellowship-Programms 2020.
16 3.2 Die Zukunft beginnt schon heute – mit dem EFR gestalten wir sie Der EFR lebt von der Expertise und den Kompetenzen seiner Forschenden. Das Förderprogramm „Innovationsunion Europa“ unterstützt den Aufbau von Kapazitäten in Forschungseinrichtungen. Das zweite Aktionsfeld stärkt die Fähigkeiten und die Strategiefähigkeit der Forschenden und der Wissenschaftseinrichtungen in Deutschland, damit sie erfolgreich in den europäischen Wettbewerb einsteigen können. Der EFR eröffnet Wissenschaftlerinnen und Wissen- Im zweiten Aktionsfeld „Kapazitäten: Förderung von schaftlern in Europa eine Vielfalt an Möglichkeiten. Das Kompetenzen und Strategiefähigkeit“ möchte das EU-Forschungsrahmenprogramm fördert unter anderem Förderprogramm Exzellenz fördern und verbreiten zahlreiche europäische Forschungsverbünde aus allen und die Strategiefähigkeit von Wissenschaftsorganisa- Forschungsdisziplinen. Über COST (European Coopera- tionen stärken. Durch den angestrebten, umfassenden tion in Science and Technology) wird pan-europäische und zielorientierten Kapazitätsaufbau werden allen Netzwerkbildung zu diversen Themen gefördert. EUREKA Forschenden optimale Chancen im EFR geboten. ist das größte europäische Netzwerk für grenzüberschrei- tende Zusammenarbeit auf dem Gebiet anwendungsnaher technologischer Forschung und Entwicklung. Die deutsche Beteiligung stärken Das EU-Forschungsrahmenprogramm – derzeit ist es Diese Vielzahl an Chancen hat allerdings auch komplexe Horizont 2020 – ist das Hauptinstrument zur Umsetzung Strukturen hervorgebracht, da verschiedene Förderpro- des EFR. Es ist ein wichtiger Bezugspunkt für Wissen- gramme für Forschung und Innovation auf regionaler, schaftlerinnen und Wissenschaftler. In den Jahren 2014 nationaler und europäischer Ebene zusammenwirken. bis 2018 warben deutsche Forschungseinrichtungen Diese Komplexität verlangt ein Orientierungswissen und Hochschulen circa 5,17 Milliarden Euro an europä- dazu, wo das eigene Forschungsvorhaben optimale ischen Zuwendungen ein. Für die Laufzeit von 2021 bis Förderung erfahren kann. Hierzu ist es notwendig, 2027 ist bereits das neue Rahmenprogramm „Horizont gezielt Kompetenzen bei den Forschenden sowie Europa“ entworfen worden, das gemäß Kommissionvor- unterstützende Strukturen zur Antragstellung an den schlag ein im Vergleich zu Horizont 2020 noch höheres Forschungseinrichtungen aufzubauen. Budget umfassen soll.
DIE AKTIONSFELDER 17 Durch die steigende Relevanz der EU-Rahmenpro- Förderprogramm „Innovationsunion Europa“ unter- gramme sind Ausschreibungen entsprechend stark stützten Netzwerken eine Diskussion angeregt werden, überzeichnet. Durchschnittlich wird nur eines von acht wie der Schaden durch die hohen Überzeichnungsraten eingereichten Forschungsprojekten unter Horizont 2020 eingedämmt werden kann. Das Förderprogramm blickt finanziert. Zudem werden die Förderverfahren der EU dabei über den Horizont des EU-Rahmenprogramms noch immer als besonders aufwendig und anspruchsvoll hinaus. Auch die Komplementarität mit europäischen eingestuft.11 Deshalb brauchen die Forschenden spezielle Programme wie EUREKA, COST, Digital Europe und Kompetenzen für die Antragstellung und unterstüt- InvestEU soll weiter unterstützt und verbessert werden. zende Strukturen an den Einrichtungen. Während Deutschland sich auf europäischer Ebene dafür einsetzt, Eine gute Beteiligung an EU-Förderprogrammen hängt die Verfahren weiter zu vereinfachen, sollen parallel die nicht nur von der wissenschaftlichen Exzellenz und der Kompetenzen der Wissenschaftlerinnen und Wissen- finanziellen Grundausstattung ab, sondern auch von schaftler, Anträge zu stellen, auf nationaler Ebene weiter Erfahrungen in internationalen Programmen und den ausgebaut werden. Gleichzeitig kann in den durch das Managementkapazitäten einer Forschungsinstitution. Slowenien EU-15 Bulgarien Estland EU-13 Montenegro Zypern Färöer Assoziierte Länder Türkei Tschechien Dänemark Armenien Luxemburg Spanien Norwegen Nordmazedonien Österreich Litauen Vereinigtes Königreich Finnland Israel Griechenland Bosnien und Herzegowina Schweiz Deutschland Irland Niederlande Frankreich Georgien Portugal Rumänien Lettland Italien Belgien Schweden Island Polen Serbien Ungarn Ukraine Tunesien Slowakei Kroatien Malta Moldavien Albanien Beteiligung an H2020; © European Union, 2018 11 Vgl. die Zwischenevaluation von Horizont 2020 der Bundesregierung https://www.bmbf.de/files/2017_01_12_Positionspapier_Zwischenevaluierung_ Horizont%202020.pdf sowie Fab-Lab Report 2017, S. 18.
18 DIE EUROPÄISCHE INNOVATIONSUNION Eine zentrale Unterstützungsmaßnahme des BMBF zudem Beratungsstellen für Antragsteller für EUREKA- für Antragstellerinnen und Antragsteller bei EU- Maßnahmen als auch COST-Initiativen eingerichtet, Forschungsrahmenprogrammen sind die Nationalen die den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Kontaktstellen. Mit dem Netzwerk der Nationalen ebenfalls für Fragen der Initiierung und Durchführung Kontaktstellen bietet die Bundesregierung potentiellen von Projekten, insbesondere bei der Antragstellung und Antragstellenden des EU-Rahmenprogramms Beratung der Finanzierung, beratend zur Seite stehen. durch fachlich versierte Ansprechpartnerinnen und An- sprechpartner. Die Nationalen Kontaktstellen unterstüt- Insgesamt ist deutschen Einrichtungen eine strategi- zen bei der Identifizierung passender Ausschreibungen, sche Ausrichtung im EFR bereits sehr gut gelungen. geben qualifiziertes Feedback zu Antragsentwürfen und Sie lagen 2018 mit einem Anteil von 13,6 Prozent der zur Projektumsetzung. Neben den offiziellen Nationalen Beteiligungen und 17,3 Prozent der Zuwendungen im Kontaktstellen, zu denen sich alle Mitgliedstaaten europäischen Vergleich an der Spitze. Jedoch ist die Zahl verpflichtet haben, bestehen in Deutschland zusätzliche an deutschen Koordinationen von EU-Projekten in den Beratungsstellen wie zum Beispiel zu Frauen in der letzten Jahren rückläufig. Während im Jahr 2014 noch EU-Forschung, zum Europäischen Innovations- und 16,9 Prozent aller EU-Verbundprojekte durch deutsche Technologieinstitut und zur innovativen öffentlichen Einrichtungen koordiniert wurden, sind dies in 2019 nur Beschaffung (‚public procurement‘). Das BMBF hat mehr zwölf Prozent.12 Die Kontaktstelle „Frauen in die EU-Forschung“ Die Kontaktstelle „Frauen in die EU-Forschung“ versteht Kernthema der Kontaktstelle: Noch zu häufig werden die sich als zentrale Beratungsstelle für Wissenschaftle- geschlechterspezifischen Perspektiven und Bedürfnisse rinnen aus Deutschland zu Forschungsmöglichkeiten in Experimenten, Umfragen und Theorien vernach- auf EU-Ebene. Sie zielt darauf ab, den Frauenanteil lässigt. in Forschung und Entwicklung zu erhöhen und zeigt Karrierechancen für Wissenschaftlerinnen in Europa Der Gewinnung und der nachhaltigen Einbindung von auf. Neben der Frage der Erhöhung des Frauenanteils Wissenschaftlerinnen in die Forschung räumt das BMBF in der Forschung ist auch die gendersensible Forschung durch die zusätzliche thematische Kontaktstelle einen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein hohen Stellenwert ein. Strategiefähigkeit von Forschungseinrichtungen sionalisierung hat sich analog auch in Forschungs- fördern einrichtungen vollzogen. Ein zielgerichtetes Agieren stützt sich auf Strategien, die das jeweilige Profil einer Der Wissenschaftsraum ist ein dynamischer Bereich, Organisation zum Ausdruck bringen. der sich kontinuierlich weiterentwickelt. In den letzten Dekaden hat sich das deutsche und europäische Hoch- Mit der Europäisierung von Forschung und Bildung, schul- und Forschungssystem rasant entwickelt – nicht mehr noch mit Forschung als wichtigem Pfeiler bei der zuletzt durch stetig steigende Studierendenzahlen. Lösung heutiger gesellschaftlicher Herausforderungen Hochschulen und Forschungseinrichtungen haben und gerade mit der Orientierung an den Nachhaltig- zahlreiche Möglichkeiten für Förderung und Vernet- keitszielen der Vereinten Nationen stellen sich neue zung hinzugewonnen. Sie waren zugleich herausge- Herausforderungen an institutionenübergreifende fordert, das eigene Profil zu schärfen oder sichtbarer Strategiefähigkeit: Die Priorisierung von Forschungs- zu machen. Hochschulen haben in den vergangenen fragen ebenso wie die Grenzziehung beziehungsweise Jahrzehnten an Autonomie und Gestaltungsfreiheit die Definition ethischer Grundlagen brauchen eu- gewonnen. Hochschulmanagement und -strategien haben ropaweiten Konsens, um Wirkung zu erzielen. Diese sich professionalisiert und sind selbstverständliche Selbstverständigung der Forschungsgemeinde, ihre Aufgabe von Hochschulen geworden. Diese Profes- Strategiefähigkeit im Sinne einer gewachsenen Verant- 12 Vgl. Horizont2020-Ecorda-Vertragsdatenbank; Stand: 03.09.2019.
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