Die große Diamant Frage - Komet Dental
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© Prof. Dr. Daniel Edelhoff Die große DiamantFrage Ein Beitrag von Dorothee Holsten INTERVIEW /// National wie international wird bei der Kronenpräparation zu unterschied- lichen Diamantinstrumenten gegriffen. Form und Körnung differieren, Lehrmeinung und Praxis driften hier auseinander. Wie erklären sich diese Unterschiede? Prof. Dr. Daniel Edelhoff, LMU München, erörtert die große Diamant-Frage. Herr Prof. Edelhoff, für die Kronen Welche weiteren Gründe führen dazu, präparation können Diamantinstrumente dass es kein allgemeingültiges Präp mit ganz unterschiedlicher Arbeitsteil Schema gibt? form und Körnung eingesetzt werden. Die Anforderungen an die Kronenprä Warum gibt es kein einheitliches Vor paration haben sich seit der Einführung gehen? vollkeramischer Materialien maßgeblich Das hat mehrere Gründe. Zum einen geändert und sind weiterhin im Fluss. haben die Universitäten hierzu keine ein Die Materialeigenschaften und die da heitliche Lehrmeinung – nicht nur im in mit einhergehenden vorgegebenen Ab ternationalen Vergleich, sondern selbst tragtiefen können sehr unterschiedlich innerhalb Deutschlands gibt es Unter sein. Beispiel: Metallbasierte Restaura schiede. Auch ich habe ein eigenes Prä tionen verzeihen viele Fehler, sie lassen parationsschema (PräpSchema) entwi sogar Tangentialpräparationen zu und ckelt (Abb. 1a und b). Dementsprechend sich im Randbereich anfinieren. Vollke wird das Gelernte von den Zahnärzten ramische Restaurationen unterscheiden dann in der Praxis weiter gelebt oder sich hingegen erheblich in ihren Fes weiter modifiziert. So kommt die von tigkeiten und Herstellungsmethoden. Ihnen angesprochene Diversität zu Glaskeramiken benötigen in der Regel stande. bei Kronenpräparationen ausgeprägtere Schichtstärken im Bereich des margina len Präparationsrandes als Zirkonium Infos zur Person Prof. Dr. Daniel Edelhoff dioxidKeramiken. Die Ansprüche an die 72 ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis – 5/2020
Präparationsschema nach Prof. Dr. Edelhoff Reihenfolge Vorgehen Kronenpräparation 21 (Abb. 1a) 1 Inzisal: zwei Orientierungsrillen Präparation sind also durch die Vielfalt der Materialien (Orientierungsrille = OR) umfassender geworden. Wir benötigen Diamantinstru 856.314.016 mente, die die jeweiligen Vorgaben an die Präpara 2 Marginal: Reduzierung fazial und oral tionstiefe kontrollierbar machen. 856P.314.018 Die große Mehrheit der Zahnärzte präpariert mit 3 Fazial: Orientierungsrille mittleres Kronendrittel 801.314.023 groben Diamantinstrumenten, deutsche Universitäten eher mit feineren Körnungen. Haben Sie auch diesen 4 Fazial: Orientierungsrille inzisales Kronendrittel Eindruck? 801.314.023 Grobe und supergrobe Diamanten bedeuten in erster 5 Faziale Präparation in drei Ebenen Linie einen Zeitgewinn, da sie den Abtrag beschleu (unteres, mittleres, oberes Kronendrittel) nigen. Unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit werden 856.314.016 sie daher tatsächlich auf zahlreichen Instrumententrays zu finden sein. Zudem hinterlassen grobe Diamanten 6 Oral: Präparation (Konkavität) mit eine rauere Stumpfoberfläche, was nach alter Lehrmei 379.314.023 und 8379.314.023 nung auch eine bessere Retention erzeugt, insbeson 7 Einkürzen der Zahnlänge mit dere wenn klassische Zemente verwendet werden. 856.314.016 Dieses Vorgehen birgt jedoch biologische Risiken für 8 Approximal: Separieren mit Flamme 863.314.012 den Pfeilerzahn. Inzwischen hat sich dieses rein me chanische Denken durch die Anwendung der Adhäsiv 9 Approximal: Präparieren mit Schallspitze SF8878KM/D technik relativiert, die eine makroretentive Oberfläche „halber Torpedo“ oder mit rotierendem Instrument der Präparation nicht mehr benötigt. Heute können 856.314.014 8856.314.016 H375R.314.016 wir mit viel feineren Finituren defektorientiert arbeiten, 10 Finieren: fazial und oral mit 8856P.314.021 sowie die Aufrauung erfolgt erst im Rahmen des adhäsiven insgesamt mit 3M Sof-Lex Polierscheiben hellbraun Klebeprozesses. Hier hat also in den letzten Jahren 2382 M bei 2.000/min (Kanten brechen) ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Grundsätzlich gilt: Je feiner ich finiere, desto genauer 11 Alternativ: Glätten mit Al 2 O 3 -Steinen 649.314.420 (individualisiert an Diamantscheibe) und 601.314.420 kann anschließend abgeformt werden. Dies setzt sich bei reduzierter Drehzahl und ausreichender Wasser vorteilhaft in der gesamten Prozesskette fort, unabhän applikation gig davon, ob ich analog oder digital unterwegs bin. Daher finiere ich sowohl die marginalen Ränder als auch den Zahnstumpf gleichermaßen und raue die Reihenfolge Vorgehen Kronenpräparation 26 (Abb. 1b) Präparationsfläche im Rahmen des adhäsiven Klebe prozesses anschließend wieder auf, entweder durch 1 Zentralfissur: Orientierungsrille, Kugel 801.314.023 chemische (z. B. Anätzen mit Phosphorsäure) oder bis Anschlag Schaft (entspricht ca. 0,7 mm Eindringtiefe) durch mechanische (z. B. Abstrahlen oder Aufrauung 2 Kaufläche: (Orientierungsrille = OR), paralleler Torpedo durch Diamanten) Maßnahmen. 878.314.012 (3 OR Kaufläche bukkal, 3 OR Kaufläche oral sowie 3 OR palatinale Funktionshöcker) Lässt sich die Körnungsfrage noch weiter differen zieren? 3 Marginal: Präparation, Konisch Rund 856P.314.018 (0,4 mm Eindringtiefe im Pin-Bereich) Absolut, nämlich durch den Denkansatz, dass super grobe Diamanten viel Zahnhartsubstanz in kurzer Zeit 4 Marginal: Präparation, Konisch Rund 8856P.314.021 abtragen und daher eher für eine Kronenpräparation (0,6 mm Eindringtiefe im Pin-Bereich) sprechen. Allerdings erlaubt der massive Abtrag kein 5 Approximal: Separieren mit Flamme 863.314.012 defektspezifisches Vorgehen mit Lupenbrille. Das bringt mich zur Grundsatzfrage: Muss es denn im- 6 Approximal: Präparieren mit Schallspitze SF8878KM/D mer eine Krone sein? Die Defektmorphologie hat sich „halber Torpedo“ oder mit rotierendem Instrument geändert und immer häufiger erleben wir Kauflächen, 856.314.014 8856.314.016 H375R.314.016 die nicht durch Karies, sondern durch Erosionen und/ 7 Wände zirkulär finieren: 8856.314.016 oder Attritionen geschädigt sind. Hier müssen wir eine neue restaurative Antwort finden. Eine Kronenprä 8 Kaufläche anatoform einkürzen: paration würde in solchen Fällen bis zu 70 Prozent 856.314.016 und 8856.314.016 Zahnhartsubstanzverlust bedeuten. Direkte Komposit 9 Finieren – bukkal und oral: Abgerundete Walze restaurationen, Okklusionsonlays im Seitenzahn- und 638R.314.420 bei reduzierter Drehzahl und ausreichender Veneers im Frontzahnbereich sind minimalinvasive Wasserapplikation oder H297.314.012 Präparationssatz TD 1891B nach Prof. Dr. Edelhoff (Komet Dental)
3 2 Abb. 2: Das Okklusionsonlay-Set 4686ST beinhaltet ausgeklügelte Spezialinstru- mente, die die Präparation von Table Tops sicherer machen. Abb. 3: Präparations- diamant 8849P mit Führungsstift sichert gleich im ersten Schritt die Eindringtiefe bei der Präparation von Okklusionsonlays und ist auch als Finierer einsetzbar. Behandlungsalternativen, die in man geglaubt, aber die durch die anschlie OkklusionsonlaySets 4686ST (Abb. 2) chen Fällen überhaupt keinen oder zu ßende Schmelzätzung erzeugte mikro und besitzt stirnseitig einen Führungs mindest weniger als die Hälfte an Ab retentive Rauigkeit reicht für die Reten stift (Abb. 3). Damit lassen sich die trag erfordern. Hierzu erleben wir seitens tion vollkommen aus. Nur in bestimmten vestibulären und oralen Seitenflächen der Patienten ein ganz neues Bewusst Fällen verwenden wir noch die Befesti vorhersehbar mit der gewünschten Ab sein. Die Nachfrage nach weniger inva gung mit klassischen Zementen. Dazu tragstiefe präparieren. Weitere Spezial siven Alternativen steigt an unserer Klinik müssen bestimmte Voraussetzungen er instrumente sind zum Beispiel im Per stetig. Ich weiß, dass der minimalinva füllt sein: retentive Präparationsgeome fect Veneer PreparationSet (kurz PVP) sive Trend soweit geht, dass manche trie mit ausreichender Stumpfhöhe und 4686ST enthalten. Darin verhindert ein Universitäten inzwischen Kronenpräpa geringer Konizität. Vornehmlich eignen rationen nicht mehr in ihr Curriculum sich dazu Teilkronen und Kronen auf aufnehmen. Wir an der LMU München Metallbasis. Die klassische Zementie versuchen zumindest, Kronenrestaura rung kann indiziert sein bei schwerer tionen zu umgehen, wann immer es Zugänglichkeit, wenn eine hohe Schnel möglich ist. So gesehen wird sich der ligkeit bei der Eingliederung verlangt wird Griff zum supergroben Diamanten wei oder eine absolute Trockenlegung nur ter reduzieren. Gerade die junge Gene schwer zu gewährleisten ist. In diesen ration der Hochschullehrer setzt auf Fällen macht es Sinn, den Zahnstumpf feinere Oberflächen und Finituren für ein supramarginal entsprechend rau zu prä defektspezifisches und nonretentives parieren. Vorgehen. Welche Kriterien sollten Diamantinstru Wie steht es um die Körnungsfrage bei mente bei Veneers und Okklusions indirekten Verfahren unter dem Aspekt onlays erfüllen? der bereits oben erwähnten Material Der neue restaurative Ansatz sollte sich vielfalt? unbedingt in entsprechenden Instru Die Präparationstiefe hängt maßgeblich menten widerspiegeln. Ich würde dabei von dem verwendeten Restaurations schon von einer neuen Ära sprechen, material Metall, Vollkeramik oder Poly und es gibt durchaus bemerkenswerte mer ab. Da steht der Zahnschmelzerhalt Reaktionen seitens der Industrie. Komet an oberster Stelle. Ich persönlich greife Dental zum Beispiel integrierte einen bei Veneerpräparationen vornehmlich zu Kontrollmechanismus in den Präpara RotringFinierern. Hätte man früher nie tionsdiamant 8849P. Er ist Teil des Abb. 4: Tiefenmarkierer mit unbelegtem Führungsstift 74 ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis – 5/2020 für die Veneerpräparation.
Abb. 5: Der OccluShaper für einfaches, anato- misch korrektes Einkürzen der Okklusalflächen. Abb. 6: SFM6 und SFD6: Die Kombination aus rotierendem und Schallinstrument ist der Clou für 5 ein zügiges Vorgehen mit glattem Ergebnis im Approximalraum – und schont dabei den Nach barzahn. Tiefenmarkierer mit unbelegtem Füh rungsstift ein unbeabsichtigtes, zu tie fes Eindringen (Abb. 4). Oder der so genannte OccluShaper 370 zur Voll endung: Dieses anatoforme Spezial instrument erreicht auf dem okklusalen Plateau mittig in der Zentralfissur eine Rundung mit ausreichend Freiraum für adäquate Okklusionskonzepte und ge neriert eine konvexe Höckerunterstüt zung mit sanften, werkstoffgerechten Abrundungen (Abb. 5). Das räumt dem Zahntechniker wunderbare Freiräume in der Zentrik (z. B. für „Freedom in Cen 6 tric“, „Okklusaler Kompass“ etc.) ein. Wir erhalten darauf ausschließlich positive Feedbacks aus dem Labor. Diese mo dernen Schleifkörper wurden an einigen Universitäten bereits in die Ausbildung der Studierenden integriert. Insgesamt geht der Trend also hin zu Instrumenten geometrien, die effizient helfen, Präpara tionsfehler zu vermeiden, sowie Sets, die eine logische Sequenz automatisch vor geben. Welchen Einfluss hat der intraorale Scan auf die Diamant-Frage? Beim intraoralen Scan ist die Krone sicherlich nicht das Lieblingskind, sie endet mit ihrem Präparationsrand häu Kommen wir zur Finitur. Diese kann mit Vielen Dank für das Gespräch. fig unterhalb der marginalen Gingiva. Diamanten, aber auch mit Hartmetall Die Sichtbarkeit des Präparationsrandes finierern oder Schallspitzen umgesetzt Wenn nicht anders vermerkt, Fotos: und die absolute Trockenlegung sind werden. Bitte wägen Sie die drei Op © Komet Dental ganz wesentliche Voraussetzungen. tionen gegeneinander ab! Grobkörnige Diamanten wären an die Feinkorndiamanten mit gelber Codie ser Stelle eher ungeeignet, sie können rung sind hier immer eine gute Wahl. das Zahnfleisch nur allzu leicht trauma Hartmetallfinierer, wenn sie in der ge INFORMATION /// tisieren. übten Hand richtig geführt werden, lie Mein Tipp: Für eine Vollkrone den Lö fern die glatteste Oberfläche, sind aber Komet Dental wenanteil mit einem groben Diamant schwer zu handhaben. Schallspitzen? Gebr. Brasseler GmbH & Co. KG instrument (z. B. S-Diamant, Komet Eine tolle Errungenschaft! Herausstellen Trophagener Weg 25, 32657 Lemgo Dental) abtragen, dann mit feinen Finie möchte ich an dieser Stelle zum Bei Tel.: 05261 701-700 rern fortfahren, vor allem in Sulkusnähe, spiel die einseitig diamantierten Spit www.kometdental.de um, falls überhaupt erforderlich, den zen SFM6 und SFD6 (Abb. 6, Komet Kronenrand intrasulkulär platzieren. Ab Dental). Sie spielen insbesondere beim schließend empfehle ich den Griff zu Glätten und Finieren der Approximal der Schallspitze SF8878 KD/M (Komet flächen ihre Vorteile aus, vermeiden Dental). dachrinnenartige Präparationen, sind effi Dieser halbe Torpedo ist nur auf der zient und hinterlassen eine fantastische Rückseite diamantiert. Er schützt damit Oberfläche. Approximal eine heraus die hochsensible Gingiva. ragende Lösung! Infos zum Unternehmen ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis – 5/2020 75
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