DIE INFLUENCER SPORTLER*INNEN BEI INSTAGRAM & CO - LSB NRW
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MAGAZIN DES LANDESSPORTBUNDES NRW | AUSGABE 06.2021 | LSB.NRW DIE INFLUENCER SPORTLER*INNEN BEI INSTAGRAM & CO
2 Johannes Floors: Der beeindru- ckende Athlet gewann in Tokio über 400 Meter die Goldmedaille und wurde damit seiner Favoritenrolle gerecht. „Wir im Sport“ mit einem Hintergrund zu den Paralympics in der japanischen Hauptstadt SIEHE SEITE 20 Digitale Events bleiben im Trend. Besprechungen, Vorstandssitzungen, Team-Meetings via Internet vermeiden lan- ge Anfahrten und CO2- Ausstoss und sind weniger zeitintensiv. Das LSB- Qualifizierungs-Portal bietet Fortbildungen zur „Online-Kompetenz“. Einige Bünde bieten ein Seminar „Online Foto:picture alliance/dpa | Marcus Brandt moderieren“. SIEHE SEITE 33
3 Inhalt 5 Kurz notiert 7 Leser*innenbefragung // Mitmachen und gewinnen 8 Titel // Influencer*innen im Sport 12 Interview // Dr. Christoph Bertling, Sporthochschule Köln, über Soziale Medien und Sport Gerontokratie. Bekannt? 15 Das Treffen // Lara und ihre Influencerin „Einmischen junger Menschen gewünscht – aber nicht real“ 16 „Der Bewegende Flur“ // „Faul sein ist verkehrt“ Kiyo Kuhlbach 20 Paralympics // Eine Nachbetrachtung Referatsleiterin Marketing und Kommunikation 22 Im Gespräch // Josefine Paul (Bündnis 90/Die Grünen) und ihr „Grüner Plan“ 24 WestLotto Toptalente NRW // Lisa Boos – Wellenreiten Die viel beschworene Einmischung junger Menschen wird gern gefordert oder verbal 25 Sportmedizin // Erste Hilfe bei Sportunfällen herbeigesehnt. Doch was wir bei realer - Be trachtung auch in der Sportlandschaft - vor ffnden, zeigt das Gegenteil. Der letzte- Sport entwicklungsbericht förderte es zu Tage: Der Anteil der über 40 - bis 60-Jährigen in Sport - POLITISCH vereinsvorständen liegt bei über 50 Prozent. Nur rund vier Prozent der Sport-Führungs - kräfte sind zwischen 19 bis 26 Jahre alt. Vier Prozent! Welche Anstrengungen der Sport unternimmt und mit welchem Erfolg dies geschieht, lesen Sie in dem Bericht „Junges EINMISCHEN! Junges Engagement Engagement“ (Seite 26). 26 Wir dür fen uns über einige der in dieser Ausgabe beschriebenen Initiativen freuen und uns gleichzeitig genau darauf nicht - aus32 Interview // Christian Brüninghoff, Landesjugendring NRW, ruhen. Denn bei der „Herrschaft der Alten“, über junges Engagement der Gerontokratie, zu verharren, kann und darf nicht der Anspruch des organisierten33 Im Netz gefischt // Digitale Events Sports sein. Diese jungen Engagierten bringen Impul - 34 Lesenswert // Der*Die Ehrenamtler*in unter der Lupe se in den eV reinssport, die bei älteren Sport - vereinsvorständen wenig oder nicht bekannt36 Sportmanagement // Spenden/Crowdfunding sind. Sie sind selbst Infiuencer*innen oder folgen diesen (Seite 8). Sie nutzen soziale 39 Zur Sache // Laura Hantke und Jens Wortmann (Sportjugend NRW): Medien und bespielen Instagram wie andere Jugend an die Macht die Klaviatur der Sitzungsführung. Beides ist notwendig in Führungsgremien in modernen 39 Impressum Sportvereinen. Erfahren Sie in dieser Ausgabe mehr über das Wertvollste unserer Zivilgesellschaft, die jungen Menschen. Viel Freude bei der Lektüre. Unsere Förderer und Wirtschaftspartner
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5 Kurz notiert ZAHL DES MONATS 6.970 NRW STÄRKT SPORTVEREINE TURN- UND FÖRDERPROGRAMM SPORTHALLEN „CORONAHILFE BREITENSPORT NRW“ GIBT ES IN NRW Mit dem neu aufgelegten Programm unterstützt die Landesregierung die rund 9.000 Sportvereine in Nord- rhein-Westfalen, die pandemiebedingte Mitgliederver- luste zu verzeichnen haben und nun vor der Herausfor- derung stehen, ihren Übungsbetrieb trotz geringerer Einnahmen wieder auf das ursprüngliche Niveau anzu- heben. SOFORTAUSZAHLUNG Quelle: Sportland.NRW Aus dem Programm „Coronahilfe Breitensport NRW“ können diese Sportvereine nun auf Antrag eine „Billig- keitsleistung“ in Höhe von bis zu 30 Euro pro verlore- nem Mitglied erhalten. Abzüglich eines Sockelbetrages von 1.000 Euro wird die Hälfte des so errechneten J-TEAM Betrages zur Milderung der Einnahmeverluste sofort ausgezahlt. Gewinnt der Verein Mitglieder zurück, wird WERDET GRÜNDER*INNEN! ODER SEID IHR ES SCHON? dies im Frühjahr 2022 mit einer entsprechenden Aus- zahlung der zweiten Hälfte honoriert. Die Mittel können seit dem 27. September über das Die Sportjugend NRW unterstützt junge Gründer*innen für Förderportal des Landessportbundes NRW beantragt sportliche „Start-ups“. werden. • Ihr seid in Eurem Verein, Bund oder Verband mindestens vier „Hierdurch wird die wichtige Arbeit der Sportverei- Jugendliche im Alter von 13-26 Jahren? ne gestärkt, die durch die pandemiebedingten Unter- • Ihr engagiert Euch ehrenamtlich bzw. habt Lust, dies zu tun? sagungen und Einschränkungen gelitten hat“, sagt • Ihr möchtet Eure eigenen Ideen einbringen und umsetzen? Staatssekretärin Andrea Milz. „Denn insbesondere • Und das alles zeitlich flexibel? der Verlust von rund 126.000 gemeldeten Kindern und Dann gründet ein J-TEAM und beantragt bei uns ein Starter- Jugendlichen trifft den organisierten Sport schwer.“ paket mit vielen tollen T-Shirts, einem Moderationskoffer, einem Essensgutschein, einer 200 Euro-Projektförderung und vielem mehr. Weitere Informationen: coronahilfe-breitensport@lsb.nrw Weitere Informationen: go.sportjugend.nrw/jteams foerderportal.lsb-nrw.de
6 Kurz notiert FORDERUNG STEFAN KLETT MEHR GELD „HÖHERE PRIORITÄT DES SPORTS INNERHALB DER FÜR KLIMANEUTRALE NÄCHSTEN BUNDESREGIERUNG“ SPORTSTÄTTEN Foto: AdobeStock ©Katja Xenikis An allen Ecken und Kanten deutscher Sportstätten muss saniert und zur Reduzierung von CO2-Emissionen beigetragen werden. Etwa 7,5 Millionen Tonnen CO2 verursachen die rund 230.000 Sportstätten in Deutschland jährlich. Zurückzuführen ist dies auf den milliardenschweren Sanierungsstau. Auf der Agenda LSB-Präsident Stefan Klett hat – laut Deutschland- stehen: Heizung, Warmwasser, Beleuchtung, Isolierung, die Ver- funk am 19. September – eine eine „höhere Priorität wendung nachwachsender Rohstoffe und der Ausbau etwa von des Sports innerhalb der nächsten Bundesregierung“ Photovoltaikanlagen. gefordert. Dazu müsse ein Staatsminister oder eine Vor diesem Hintergrund fordert die IAKS (Internationale Verei- Staatsministerin im Bundeskanzleramt oder beim nigung Sport- und Freizeiteinrichtungen) Deutschland massive Kanzleramtsminister installiert werden. Als Blaupause Finanzspritzen. „Zu viele Sporthallen in Deutschland sind buch- könne das Modell in Nordrhein-Westfalen dienen, wo stäbliche CO2-Schleudern“, sagt Prof. Dr. Kähler, Vorstandsvor- der Sport bei Ministerpräsident Laschet angesiedelt sitzender der IAKS Deutschland. Von Bund, Ländern und Kom- ist. In der Bundesregierung kümmert sich derzeit das munen werde noch zu wenig auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz Innenministerium auf Staatssekretärs-Ebene um das beim Bau von Sportstätten geachtet. Thema Sport. Quelle: DOSB Presse NRW-SPORTPLAKETTE 32 ENGAGIERTE BÜRGER*INNEN AUSGEZEICHNET Andrea Milz, NRW-Staatsekretärin für Sport und Ehren- amt, hat in Vertretung von Ministerpräsident Armin Laschet die Sportplakette des Landes Nordrhein-West- falen verliehen. Bei einer Festveranstaltung in Münster würdigte sie gemeinsam mit LSB-Präsident Stefan Klett die Verdienste von 32 Bürger*innen, die sich nachhaltig im Sport engagieren. Die Sportplakette ist die höchste Auszeichnung, die das Land für herausragendes Enga- gement im Sport vergibt. Seit der Stiftung 1959 durch die damalige Landesregierung wurden bisher 908 ehrenamtlich Engagierte, Sportlerinnen und Sport- Foto: Andrea Bowinkelmann ler sowie drei Mannschaften mit der Sportplakette des Landes ausgezeichnet. Alle Ausgezeichneten im Überblick: go.lsb.nrw/sportplakette2021
7 Leser*innenbefragung SIE SIND GEFRAGT MITMACHEN UND GEWINNEN! 1. PREIS Tolle Preise winken allen Teilnehmer*innen der Wir im Sport- Ein Wochenende im LSB-Sport- und Leserbefragung*. HINTERGRUND: Seit Anfang 2021 haben Tagungszentrum in Hachen für zwei wir die Zeitschrift des Landessportbundes frisch für Sie neu Personen mit Vollpension, Schwimm- gestaltet inkl. des Online-Magazins. ( MAGAZIN.LSB.NRW) bad, Sauna und Sportmöglichkeiten! Nun möchten wir wissen: Wie gefällt Ihnen das Magazin? Was ist klasse? Was können wir noch verbessern? LESER*INNENBEFRAGUNG: GO.LSB.NRW/WIS-LESERBEFRAGUNG *Die Online-Befragung läuft noch bis zum 15. Oktober. Im Falle einer Teilnahme an dem Preisausschreiben wird keine personenbezogene Auswertung vorgenommen. Die Preise werden verlost und die Gewinner*innen werden benachrichtigt. WEITERE PREISE: Laptoptaschen, Sportbags und die berühmten Schweinehunde
8 Text Theo Düttmann, Sabine Roters // Fotos Andrea Bowinkelmann, picture alliance/dpa | Frank Molter (S.11) Influencer*innen
9 SPORTLER BEI INSTA & CO. „Nur Dank Social Media bin ich als Läufer dahin gekommen, wo ich jetzt stehe. Sonst müsste ich viel mehr als Physiotherapeut arbeiten und hätte weniger Zeit für meinen Sport“, so David Schönherr vom Verein „Laufsportfreunde Münster“.
10 Influencer*innen David zählt zu den Top-15 Marathonläufern in Deutschland. Mit knapp 45.000 Abonnenten ist er ein gefragter Influen- cer in Münsters Sportszene und darüber hinaus. Schon seit Jahren produziert er mithilfe eines kleinen Teams täglich Videos und Fotos für seinen Instagram-Kanal (Adresse: @schonherrdavid), baute so große Reichweiten auf und geriet schließlich in den Fokus von Werbepartnern. „Instagram hat mir geholfen, mich als Sportler zu vermark- ten und mir eine finanzielle Grundlage zu schaffen“, sagt Schönherr, „besonders in der Coronakrise konnte ich mich so meinen Werbepart- nern präsentieren, denn schließlich fanden kaum Wettkämpfe statt.“ Der Läufer kennt sich in der Leichtathletik-Sze- ne aus und beobachtet, dass es ohne Instagram & Co. für Sportler nicht mehr geht und fast schon ein Zwang herrscht, hier mitzumachen, wenn es darum geht, Sponsoren zu gewinnen. Schön- herr wagt sogar die The- se, dass es Sponsoren inzwischen mehr um Reichweiten als um die sportlichen Leistungen und Erfolge der Leicht- athleten geht. Zur Wahr- heit gehört auch, dass ein Influencer wie David immer unter David Schönherr beim Citylaufen in seiner Heimatstadt dem Druck steht, möglichst hohe Klickraten- und Likezahlen Münster. Viele kennen ihn – auch aufgrund seines zu erhalten, um dem Kunden den Erfolg der Produktplatzie- Instagram-Auftritts rung nachzuweisen. Digitale Türen Als Sportverein einen Influencer in den eigenen Reihen zu ha- ben, ist ein Glücksfall. Denn der kann digitale Türen öffnen. Die Laufsportfreunde Münster dürfen sich daher darüber freuen, dass Schönherr nicht nur Vereinsmitglied ist, sondern,
11 wenn nötig, bei Instagram & Co. tatkräftig unter die Arme greifen kann und zum Beispiel durch das Teilen von Vereins- beiträgen auf seinem Profil zur Verfügung steht. Diese Chan- ce sollte man als Verein nutzen... „Wenn der Club einen Instagram-Account hat, heißt das NRW Sportler*innen nicht, dass der Bekanntheitsgrad des Accounts von selbst durch und ihre Instagram-Follower die Decke geht. Um einen attraktiven Instagram-Kanal aufzu- bauen, sollte man Know How mitbringen wie Social Media funktioniert, Arbeit und Zeit investieren und die gängigsten Verwendungen von Story, Reels (kleine Filme), Filtern & Co. LUISA SOPHIE MERKENTRUP 127 TSD Landwirtschaftlichen Reitverein Kalthof | Reiten TIMO BOLL 98,6 TSD Borussia Düsseldorf | Tischtennis KONSTANZE KLOSTERHALFEN 84,2 TSD TSV 04 Bayer Leverkusen | Leichtathletik DAVID SCHÖNHERR 44,9 TSD Laufsportfreunde Münster | Marathonläufer THORBEN BLECH 16,9 TSD TSV Bayer Leverkusen | Stabhochsprung Karla Borger (links) aus Düsseldorf ist Influencer*in mit über 14.000 Followern. Im Bild mit ihrer Beachvolleyball- Partnerin Julia Sude KARLA BORGER 14,2 TSD DJK TuSA 06 Düsseldorf | Beachvolleyball MAX HOFF 11,9 TSD Kanusport-Gemeinschaft Essen | Kanu beherrschen“, erklärt Kiyo Kuhlbach, LSB-Referatsleiterin Marketing/Kommunikation. Man müsse sich klarmachen, dass man als Sportverein nicht den Status eines Influencers KARL RICHARD FREY 10 TSD inne hat, selbst wenn man viele Follower hat. Ein Verein JC 71 Düsseldorf | Judo spiegelt auf seinen Kanälen vor allem das Vereinsleben wider. „Das wichtigste Unterscheidungskriterium ist: Man kann sich Influencer nennen, wenn man sich und seinen Kanal erfolg- reich vermarktet. Im Klartext: er oder sie bekommt Geld da- für, dass er Produkte in seinen Postings zeigt und somit be- wirbt. Dies ist bei Sportvereinen nicht gegeben.“ Stand September 2021
12 Interview // Influencer*innen DIREKTER DRAHT ZU DEN FANS DR. CHRISTOPH BERTLING VOM INSTITUT FÜR KOMMUNIKATIONS- UND MEDIENFORSCHUNG DER DEUTSCHEN SPORTHOCHSCHULE KÖLN ÜBER SPORTLER*INNEN UND SOZIALE MEDIEN. „ WARUM GIBT ES INZWISCHEN SO VIELE SPORTLER*INNEN, DIE AUF INSTAGRAM AKTIV SIND? Für viele ist es aufgrund ihrer schlechten finanziellen Absicherung schlichtweg eine Notwendig- keit geworden, in den Sozialen Medien aktiv zu sein, um Sponsoren zu finden und damit Geldein- Interview Sabine Roters // Foto Privat nahmen zu generieren. IST DIE FINANZIELLE SITUATION DENN SO SCHLECHT? Ja, sehr oft befinden sich Athlet*innen in einer Drucksituation und können sich nur über „Insta- gram-Aktivitäten“ eine finanzielle Basis für einen gesicherten Lebensstandard oder Trainingsma- terial aufbauen. NEBEN DEM FINANZIELLEN ASPEKT – WAS SIND AUSSERDEM ANREIZE FÜR SPORTLER*INNEN, BEI INSTAGRAM VERTRETEN ZU SEIN? Selbst wenn sie finanziell abgesichert sind, ist zwecks Imagepflege, Reputation und Motivation durch positives Feedback, ein Instagram-Account scheinbar unerlässlich. Schließlich haben nur wenige einen Pressesprecher. Doch dank der kostenfreien Instagram-App können sie direkten Kon- takt zu ihrer Fangemeinde aufbauen, selbstständig Inhalte publizieren und Reichweiten aufbauen. WELCHE NACHTEILE SEHEN SIE, STICHWORT SHITSTORM? Diese Gefahr sollte man auch als Sportler*in durchaus im Hinterkopf haben, wenn man in den sozialen Medien aktiv ist. Es ist daher sehr wichtig, für das Thema Kommunikation zu sensibilisieren, auf Gefahren wie Shitstorms aber auch auf Chancen hinzuweisen. WORAUF KOMMT ES DABEI AN? Sie müssen ein Gefühl dafür bekommen, was geht oder was nicht geht. Ich rate daher dringlich, sich schulen zu lassen und vorsichtig zu agieren. WELCHE GEFAHREN LAUERN NOCH? Viele Akteure nutzen ihren Instagram-Account, um Kontrahenten zu beobachten. Das kann motivieren, kann aber auch brandgefährlich sein und demotivieren. Denn genau hier besteht die Gefahr, von Mitbewerber*innen getäuscht zu werden, da durch Fake-News und perfekt inszenierte Fotos und Videos falsche Schlüsse gezogen werden können und man in die Irre geführt wird.
13 Influencer*innen Ortswechsel Unna. Hier trifft Lara Benkner auf einem Reiterhof ihren Star, die Reiterin Luisa So- phie Merkentrup. Siehe Seite 15 „Das Treffen“. Lara ist begeisterte Pferdenärrin und reitet für den Ver- ein Mülheim Mintard. Schon lange folgt sie dem Instagram-Account von Luisa (Adresse: @luisa- merkentrup) vom Landwirtschaftlichen Reitver- ein Kalthof. Die 24-Jährige hat 127.000 Abonnen- ten, ist in der deutschen Reiterszene sehr beliebt und hat sogar ein eigenes Modelabel für Hoodis und T-Shirts. Kritischer Fan Lara checkt mehrmals täglich den Newsfeed und die Storys ihres Idols, greift Trainings-Tipps auf und lässt sich hin und wieder auch gerne mal von Produktempfehlungen verleiten. Doch sie ist durchaus kritisch und lässt sich nicht so Luisa Sophie Merkentrup ist in der „Insta“-Szene ein Star schnell von den tollen Beiträgen beeinflussen: mit Followern und Fans ANZEIGE PER FERNSTUDIUM WEITERBILDEN Master Sportbusiness Management Master Trainingswissenschaft und Sporternährung Bachelor Sportbusiness Management N- S T U D IE Sportökonom (FH) N T EN: V A R IA , V O L L- Geprüfter Sportfachwirt (IHK) T E IL Z E IT D Z E IT U N Sportmanagement DU A L Fußballmanagement Sportkommunikation Social Media und Content im Sport Spielanalyse & Scouting Spielerberater Sport-Mentaltraining ANERKANNTE ABSCHLÜSSE IST-Hochschule für Management | IST-Studieninstitut www.ist-hochschule.de | www.ist.de
14 Influencer*innen „Mir ist klar, dass viele Fotos perfekt inszeniert sind, Filter genutzt wurden und die Realität anders aussieht. Es steckt viel Arbeit, Disziplin und Zeit dahinter, bis ein Profil so aus- sieht und trotz Werbe-Charakter sind die Inhalte relativ authentisch.“ Unterm Strich profitiere sie von den Inhalten, so Benkner. Lust, ihr nachzueifern und selbst Instagram-Star zu werden, hat sie aber nicht – auch, wenn es manchmal verführerisch ist, auf diesem Weg Produkte kostenfrei testen zu können. Doch der Aufwand ist ihr einfach zu groß: „Instagram-Star zu sein ist eben ein Vollzeitjob. Da bin ich ganz realistisch. Ich fol- ge lieber den Accounts meiner Vorbilder. So bleibt mir selbst MILLIONEN wgenug Zeit, mich um mein Pferd zu kümmern.“ FANS Die Werbeindustrie Besonders junge Sportler*innen – Lara ist ein gutes Bei- spiel – verbringen täglich mehrere Stunden auf Social Media und glauben oft den Meinungen und Empfehlungen von Influ- encern, die so zu wichtigen Meinungsmachern und Marken- botschaftern werden. Daher ist es auch wenig verwunderlich, dass sich die Werbeindustrie gerne die große Netzwerkreich- Instagram hat mehr als eine Milliarde Nutzer und zählt weite, das Ansehen und das Vertrauen der Community von damit zu den weltweit erfolgreichsten Playern der Influencer*innen zur persönlichen Konsumentenansprache Sozialen Netzwerke. Der Onlinedienst ist eine kosten- zunutze macht, besonders dann, wenn altbekannte Werbe- lose App zum Teilen, Liken und Kommentieren von maßnahmen nicht mehr wirken und großer Konkurrenzdruck Fotos und Videos und bietet damit den idealen Mix am übersättigten Markt herrscht. aus sozialer Vernetzung, Kommunikation und Selbst- Dann gilt es, neue Zielgruppen zu erreichen, Kunden zu- inszenierung. friedenzustellen und sie für ein Produkt mithilfe von Influ- encern zu begeistern und so die wahrgenommene Wertigkeit Auch viele Sportler*innen in Deutschland haben einen des eigenen Produkts oder eigenen Angebots vermeintlich zu Kanal auf Facebook, Instagram, Twitter oder Youtube steigern. Die Sport-Influencer*innen werden zum Sprachrohr und sind große und kleine Stars. Täglich teilen sie hier der Industrie, wofür diese ihnen im Gegenzug – abhängig mit ihrer Community Fotos vom Training oder Wett- von den jeweiligen Reichweiten – mitunter viel Geld bezahlt. kampf und setzen dabei – vermeintlich ganz zufällig Weiteres Plus für die Unternehmen: Sie umgehen mit Hilfe – Produkte wie beispielsweise Laufschuhe in Szene. von Influencern viel genutzte „Ad-Blocker“ und landen mit Nicht selten haben diese Influencer*innen (engl. to in- ihren Botschaften direkt bei den Usern. Kooperationen mit flucence: beeinflussen) mehrere Hundertausende bis der Industrie sind eine große Chance für viele Sportler*innen, hin zu zig Millionen Fans und üben so einen immensen besonders für die, die nicht finanziell durch Werbeverträge Einfluss auf deren Verhalten aus. abgesichert sind, sondern oft nur über ein geringes Einkom- men verfügen. Sportler*innen wie Luisa Merkentrup oder David Schön- herr, die nicht so im Rampenlicht stehen und keine „Pre- miumsportart“ ausüben, nutzen ihren Kanal zur Selbstver- marktung und finden sich verstärkt auf dem Werbemarkt. „Es kommt auf die perfekte Selbstinszenierung an, um vorteil- haft, sportlich und attraktiv auszusehen. Die Abhängigkeit von den Auftraggebern sollte man kennen. Dies nehmen die meisten Influencer*innen in Kauf und haben es im Blick“, er- läutert Kiyo Kuhlbach.
15 Das Treffen // Influencer*innen Normalerweise begegnen sich Influencer*innen und ihre DAS TREFFEN Notiert Theo Düttmann // Foto Andrea Bowinkelmann Follower*innen im Netz. „Wir im Sport“ hat sie in der realen Welt zusammengebracht. Lara Benkner traf ihren „Star“ Luisa Merkentrup. Bei Instagram folgen Luisa 127.000 Menschen. Luisa, triffst du oft Follower*innen, besser. Es geht doch darum, authentisch Luisa, bist du in einem Reitverein? bzw. „Fans“ in der realen Welt? hinter einer Marke zu stehen und nicht da- Ja, im Reitverein Kalthoff. Ich bin viel auf großen Turnieren oder rum, jemanden zu manipulieren. Reitsportmessen unterwegs. Da kommt Könnte dein Verein von dir als es schon zu einigen Begegnungen. „Fans“, Wie profitiert Lara aus deiner Sicht „Influencerin“ profitieren? den Begriff finde ich nicht so gut. Ich bin von deinen Postings? Ja, schon. Zum Beispiel bei der Ausrich- eigentlich eine ganz normale Person und Nun, ich gebe zum Beispiel auch Trainings- tung eines Jugendturniers meines Vereins bin froh, wenn ich in Kontakt komme. Ich tipps, wie halte ich die Pferde fit, was ma- wurden Teile der Ausrüstung von einem hatte mal ein „Fan“-Treffen, da haben Mä- che ich mit jüngeren oder älteren Pferden. meiner Sponsoren gestellt. Da habe ich den dels geweint und waren ganz aufgeregt, Durch meine große Reichweite kann ich Kontakt gemacht. mich zu treffen. Die haben richtig gezittert. auch eine Plattform bieten für Fragen, die Ich hab gesagt: „Hey, in bin doch auch nur viele in der Szene beschäftigen. Wie oft postest du? ein Mensch“. Eigentlich jeden Tag und ich beschäftige Lara, was würdest du sagen, wie du mich schon sehr damit, was ich als nächs- Lara, wie bist du eigentlich auf Luisa profitierst? tes online stelle. Aber es darf kein Zwang gestoßen? Luisa hatte zum Bespiel einige Tipps zum werden, dann würde ich etwas anderes Über eine Freundin. Die folgte Luisa bei Springen gepostet. Das habe ich dann mit machen. Instagram. Ich habe mir ihren Account meinem Pferd ausprobiert. Und natürlich dann auch angeschaut und war inspiriert. schaue ich auch gerne, wie Luisa zum Bei- Lara, wie oft schaust du bei Luisa spiel Reitklamotten präsentiert. Und ja, ich vorbei? Luisa, was postest du denn eigentlich? habe mir daraufhin auch schon Sachen ge- Jeden Tag! Man ist ja in meinem Alter stän- Hauptsächlich „Pferde-Content“, d.h. zum kauft. dig bei Instagram… Beispiel Turniervideos oder -fotos, da un- terstützen mich Fotograf*innen. Und natür- Luisa, kann man davon leben? lich steht auch die Kooperation mit Firmen im Vordergrund. Da präsentiere ich Outfits. Übrigens: Ich finde das Wort „Influencer*in“ Ja, ich könnte davon leben. Das ist ein Be- ruf. Aber ich habe halt gerne nicht nur ein Pferd im Stall. Deshalb mache ich noch ein blöd. Mir gefällt „Content Creator“ viel paar andere Jobs.
16 Der Bewegende Flur „Ich finde das verkehrt, so faul Text Nicole Jakobs // Fotos Andrea Bowinkelmann zu sein“ Ein Bewegungsparcours im Seniorenheim? Das ist eine einfache, aber auf der Hand liegende Idee: „Der Bewegende Flur“ ermöglicht es, alten Menschen wieder körperliche Aktivität in den Alltag zu integrieren.
17 Am Freitag Vormittag knubbelt es sich auf dem Flur von Wohn- bereich 1. Mit vorsichtigen kleinen Schritten tasten sich vier Frauen (und zwei Rollatoren) an den Handlauf heran. Die helfende Hand von Übungsleiterin Susanne Weißgerber dirigiert die Vier an die Stange. Hintereinander wie Ballett-Tänzer*innen stehen sie in Position. Die Gruppe startet mit „Seit-Ran“: Ein Bein seitwärts ausstrecken und zurück ziehen. Frau Lorra mit ihren topmodernen schwarzen Adidasschuhen mit pinkem Glitzer absolviert die Übung hochkonzentriert mit nach innen gerichtetem Blick. Frau Schlingschröder kämpft mit ihrem Rollator, der nicht so will wie sie, aber schon eilt die Betreuungsassistentin zu Hilfe und arretiert die Bremse. Der Einrichtungsleiter: „Wir bieten den Menschen das, was sie ihr ganzes Leben lang gemacht haben.“ An diesem Vormittag werden die vier Bewohnerinnen des AWO Se- niorenzentrums Schalke neun die- ser „Alltagsübungen“ meistern. Das tun sie erst zum dritten Mal, denn das Mobilitätstool „Der Bewegende Flur“ ist neu und noch in der Pilotphase. Die Idee dahinter: Die Senior*innen sollen langfristig dazu animiert werden, an den Bewegungsplakaten im Flur selbstständig kleine Übungen durchzuführen. Ein „Bewe- gungsweg“ für Pflegeeinrichtungsbewoh- ner*innen. Dazu werden die Teilnehmer*in- nen zunächst in mehreren Übungsstunden in der Gruppe angeleitet, bevor sie sich selbst auf die Strecke begeben. Ihre Übungsleiterin Susanne Weißgerber von der Erler SG gehört einem Verein an, der nach einer Förderung im Projekt „Bewegende Alteneinrichtungen und Pflegedienste 2.0“ schon auf reichlich Koope- Die Angehörigen: „Mama macht Sport? rationserfahrung mit dem Seniorenzentrum Die ist doch 83!? Toll, wir sind wirklich stolz auf sie.“ Gelsenkirchen-Schalke zurückblicken kann. „Es ist eine Selbstverständlichkeit, mit So- zialen Einrichtungen zusammenzuarbei- ten“, findet SG-Vorstandsmitglied Astrid Grobe, die an diesem Vormittag ebenfalls zuschaut.
18 Der Bewegende Flur Wie geht es weiter? Das Projekt „Bewegende Alteneinrichtungen und Pflegedienste 2.0“ setzt auf den Tandem-Gedan- ken: Sportvereine und ambulante oder stationäre Pflegeeinrichtungen bieten gemeinsam Bewe- gungsangebote an. Um beide Tandempartner noch D E R B E W E G E N D E F L U R D E R B E W E G E N D E F L U R enger zusammenzuführen, wurde in Kooperation GLEITENDE ACHT SCHULTERKREISEN mit der Deutschen Sporthochschule ein nieder- schwelliges und alltagstaugliches Mobilitätstool Ausführung: Mit den Zehenspitzen eine gedachte Acht auf den Ausführung: Die Schulter, die in den Flur zeigt, vorwärts und entwickelt – „Der Bewegende Flur“. Boden „malen“. Das Stand- rückwärts kreisen. bein ist leicht gebeugt. Die Betreuungskräfte der Senioreneinrichtungen und Übungsleitungen der Sportvereine können ab 2022 in Online- oder Präsenzveranstaltun- gen gemeinsam geschult werden. Auch in Zeiten von möglichen Zugangsbeschränkungen ist das SPORT be wegt N RW! SPORT be wegt N RW ! ein tolles Tool, denn durch die Qualifizierung von Übungsleitungen und Betreuungskräften kann das 5712_Plakate_Der_bewegende_Flur_A3 fin.indd 1 26.03.20 15:42 5712_Plakate_Der_bewegende_Flur_A3 fin.indd 4 26.03.20 15:42 Bewegungsangebot trotz Zugangsbeschränkungen fortgeführt werden. Außerdem schafft es Freude D E R B E W E G E N D E F L U R D E R B E W E G E N D E F L U R AUFSTEHEN UND HINSETZEN SEIT-RAN – das ist schon fast ein wöchentliches Mini-Event. Ausführung: Ausführung: Und es ist sichtbar für jeden, weil es auf dem Flur stattfindet – somit stärkt es das Zusammengehö- Arme vor dem Körper Ein Bein strecken und verschränken. Vom Stuhl seitlich abspreizen. Das aufstehen und sich wieder Standbein ist leicht hinsetzen. gebeugt. Fünfmal wiederholen. rigkeitsgefühl in der Einrichtung. wegt N RW! wegt N RW ! SPORT be SPORT be 5712_Plakate_Der_bewegende_Flur_A3 fin.indd 11 26.03.20 15:43 5712_Plakate_Der_bewegende_Flur_A3 fin.indd 2 26.03.20 15:42 Jetzt 2022 vordenken! „Wir freuen uns, wenn Bünde jetzt schon darüber nachdenken, im kommenden Jahr Qualifizierun- gen für ‚Der Bewegende Flur‘ zu organisieren.“ Katrin Brandenberg, Projektkoordinatorin E-Mail: Katrin.Brandenberg@lsb.nrw
19 Die Vereins-Verantwortliche: „Kooperationen mit Sozia- Lange waren Sport und Bewegung im Haus nicht möglich. len Einrichtungen sind für uns selbstverständlich. Wenn In den letzten Wochen hat das Seniorenzentrum die Bewe- ich noch mehr Übungsleiterinnen hätte, könnte ich noch gungsangebote mit Eigenmitteln wieder hochgefahren – mehr Kooperationen eingehen.“ und ist froh über den „Bewegenden Flur“ mit der Erler SG. Einrichtungsleiter Achim Schwarz beschreibt den hohen Stellenwert der Sportangebote: „Viele unserer Bewohner*innen haben früher Sport gemacht. Es bedeutet für sie Lebensqualität, Gesundheit und Selbstbewusstsein, sich bewegen zu können. Für Menschen mit Demenz ist es doppelt gut, weil sie einen gesteigerten Bewegungsdrang haben.“ Erstmal hinlegen Die Sportlerinnen selbst sind begeistert. Eva Walendy ist 92 und macht im Haus zweimal die Woche Sport. Nach einem Beckenbruch muss sie das, sonst büßt sie ihre Mobilität weiter ein. „Mir tut das gut, ich kann mich schon wieder besser bewegen“, sagt sie. Aber man spüre auch die Anstrengung: „Hinterher ist man müde und muss sich hinlegen.“ Für ihre Freundin, die 82-jährige Helga Schlingschröder ist der Fall klar: „Ich finde es einfach verkehrt, nur im Zimmer zu sitzen und faul zu sein. Ich denke auch manchmal, dass ich keine Lust habe. Aber man trifft Leute und kommt raus und bewegt sich. Das ist doch wunderbar!“ Die Übungsleiterin: „Kinder und Ältere haben diesen Willen: Das kann ich!“ ANZEIGE
20 Nachbetrachtung Paralympische Spiele Text Michael Stephan // Foto picture alliance/dpa | Marcus Brandt Selbstbewusster Valentin Baus. Auf das Statement eines Journalisten, er leide an der Glasknochen- Krankheit, antwortete der Tischtennis-Spieler: „Ich leide nicht an der Krankheit, ich habe sie.“ Valentin wurde bereits 2013 vom Landessport- bund NRW mit einem Stipendium für hoffnungsvolle Nachwuchs-Leistungssportler*innen gefördert.
21 PARA-LEISTUNGSSPORT AUF WACHSTUMSKURS VALENTIN BAUS GEHÖRT SEIT JAHREN ZUR WELTSPITZE. SEINE EXTRAKLASSE IM TISCHTENNIS KRÖNTE ER BEI DEN PARALYMPICS IN TOKIO, DIE AM 6. SEPTEMBER ZU ENDE GINGEN, MIT EINEM VIEL BEACHTETEN SIEG. BAUS GEHÖRT ZU EINER REIHE VON TOP-ATHLETH*INNEN AUS NRW, DIE DEN PARA-SPITZENSPORT ÖFFENTLICHKEITSWIRKSAM VERTRETEN UND ZU SEINER STEIGENDEN POPULARITÄT BEITRAGEN. Weltweit tragen die Erfolge von Sportler*innen bei Paralympischen Spielen dazu bei, den Umgang und den Blick auf Menschen mit Behinderungen zu ver- ändern. Und nicht nur das. Kommentatoren billigen den Paralympics sogar zu, das idealere Olympia zu sein, da die individuelle Leistung mehr im Fokus stehe als die Fixierung auf Medaillen. Ob das die Athlet*innen genauso sehen, Interview mit sei dahingestellt. Doch der Paraspitzensport ist auf Wachstumskurs. Mehr als Reinhard Schneider vier Milliarden Menschen in rund 150 Ländern haben die Spiele in Tokio im Vorstandsvorsitzender des Behinderten- TV verfolgt. Rekord war ebenfalls die Beteiligung von rund 4.400 Athlet*in- und Rehabilitationssportverbandes NRW nen. Mit insgesamt 18 von deutschen 43 Medaillen unterstrichen die NRW-Ath- let*innen dabei den Anspruch von Nordrhein-Westfalen als Sportland Nummer MAGAZIN.LSB.NRW 1 in Deutschland. Man darf auf die weitere Entwicklung gespannt sein. Weitere Informationen: go.lsb.nrw/teamsportlandnrw 1 2 3 Valentin Baus | Para Tischtennis • Einzel Irmgard Bensusan | Para Leichtathletik • 100m Sebastian Dietz | Para Leichtathletik • Kugelstoßen Taliso Engel | Para Schwimmen • 100m Brust Irmgard Bensusan | Para Leichtathletik • 200m Johannes Floors | Para Leichtathletik • 100m Johannes Floors | Para Leichtathletik • 400m Léon Schäfer | Para Leichtathletik • Weitsprung Regine Mispelkamp | Para Dressur • Einzel-Kür Markus Rehm | Para Leichtathletik • Weitsprung Thomas Schmidberger | Para Tischtennis • Einzel Thomas Rau | Para Tischtennis • Team Felix Streng | Para Leichtathletik • 100m Thomas Schmidberger | Para Tischtennis • Team Léon Schäfer | Para Leichtathletik • 100m Annika Zeyen | Para Radsport • Einzelzeitfahren Felix Streng | Para Leichtathletik • 200m Annika Zeyen | Para Radsport • Straßenrennen
22 Im Gespräch „GRÜNER PLAN“ Interview Theo Düttmann, Kiyo Kuhlbach // Fotos Andrea Bowinkelmann Interview im Landtag: Angenehmes Gespräch mit Josefine Paul (mitte), LSB-Referatsleiterin Kiyo Kuhlbach und LSB-Redakteur Theo Düttmann Frau Paul, sie haben eine sportliche Die Flutkatastrophe hat die Menschen und auch langfristig beim Wiederaufbau Biografie. Auch der Vereinssport ist auf dramatische Art und Weise getroffen in den kommenden Wochen und Monaten Ihnen nicht fremd. – und natürlich vor keinem Lebensbereich der Sport nicht vergessen wird. Gerade vor Das stimmt. Ich habe in meiner Ju- Halt gemacht. So sind auch zahlreiche Ver- dem Hintergrund der sozialen Bedeutung gend als Verteidigerin bei Saxonia Müns- einsheime zerstört, Sportplätze unterspült, des Sports müssen wir den betroffenen ter in der Westfalenliga gespielt. Und ich Vereinen und Ehrenamtlichen den Rücken konnte, das sagt man mir nach, immer stärken. Vielerorts haben sie sofort mit an- gut grätschen. Aber, und darauf lege ich gepackt und auch beim Wiederaufbau des Wert, ich habe kaum eine gelbe Karte be- sozialen Miteinanders bieten die Sportver- kommen. Ich konnte das also ziemlich gut. eine Halt und Stütze für die Menschen in Und ja, ein wenig kann man das sicherlich ihren Gemeinden. Umso dankbarer kön- auch auf meine politische Arbeit übertra- nen wir sein, dass benachbarte Vereine, gen. Vor allem habe ich beim Fußball aber Das ausführliche der LSB und Vereine aus ganz NRW jetzt Teamplay gelernt und auch den respekt- Interview großartige Unterstützung leisten. vollen Umgang miteinander – das gilt für sportliche, aber auch für politische Mitbe- MAGAZIN.LSB.NRW Welche akuten und längerfristigen werber*innen. Maßnahmen leiten Sie daraus für den NRW-Sport ab? Das Hochwasser hat auch im Sport Sporthallen beschädigt worden. Es ist des- „Konsequenter Klimaschutz ist unerläss- brutal seine Spuren hinterlassen. halb wichtig, dass die Hilfen von Bund und lich, der nicht nur auf dem Papier steht, Viele Sportstätten sind zerstört. Land in diese Infrastruktur wie verspro- sondern auch mit konkreten und ambitio- Was sind Ihre Eindrücke? chen schnell und unbürokratisch fließen nierten Maßnahmen hinterlegt ist. Neben
23 JOSEFINE PAUL IST FRAKTIONSVORSITZENDE VON BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN UND SPORTPOLITISCHE SPRECHERIN DER LANDTAGSFRAKTION IHRER PARTEI. DIE FLUTKATASTROPHE HAT AUCH BEI PAUL TIEFE EINDRÜCKE HINTERLASSEN. EIN GESPRÄCH U.A. ÜBER KLIMAKRISE UND SPORT... dem Klimaschutz muss auch die Klima- denken. Moderne Sportstätten sind inklu- es trägt ja mittlerweile auch Früchte. Die folgenanpassung vorangetrieben werden. sive Sportstätten, die allen Menschen das Dachverbände wie der DOSB beschäftigen Gerade unsere Kommunen spielen eine Sporttreiben ermöglichen. sich zunehmend damit und verändern bedeutende Rolle bei der Umsetzung und Strukturen. brauchen dafür die finanzielle und perso- nelle Unterstützung des Landes. Thema „Gendergerechte Sprache“. Konkret für den NRW-Sport heißt das: Wir gendern mittlerweile auch in der Auch Sportstätten sind vom Klimawandel „Wir im Sport“. Nun bekommen wir und seinen Folgen betroffen. Das bedeutet Leserbriefe, in denen steht: „Wenn zum einen, dass wir unsere Sportstätten ihr die deutsche Sprache so ver- widerstandsfähiger machen müssen und hunzt, dann lesen wir das Magazin andererseits können Sportstätten einen nicht mehr.“ Warum finden Sie es Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dazu wichtig, dass auch im Sport „Gen- braucht es nicht nur Geld, sondern auch dergerechte Sprache“ berücksich- Know-How. Expert*innen beispielsweise tigt wird? beraten Sportvereine, wie Sportstätten Es geht mir nicht so sehr ums „Gen- weniger schadensanfällig gestaltet und dern“. Das wird ja zunehmend zu einem umgebaut werden können. Mehr Grün auf Kulturkampf nach dem Motto: „Ich bin Sportstätten insgesamt, damit Regen bes- für oder gegen das Sternchen“. Das ver- ser versickern kann. Gleichzeitig können Auch der Sport kommt in vielerlei stellt, worüber wir eigentlich reden sollten: Bäume für Schatten in den zunehmend Hinsicht zunehmend an seine Gren- Nämlich über eine inklusive und diskrimi- heißen Sommern sorgen. zen. Kann es ein „Weiter so“ geben nierungsfreie Sprache. Wir sollten uns als oder sehen Sie Zeichen deutlicher Gesellschaft darüber Gedanken machen, Die Landesregierung hat ein 300 Veränderungen? dass Sprache Realität schafft und abbildet, Mio. Euro-Förderprogramm „Mo- Aus meiner Sicht gibt es einen Willen dass Sprache auch verletzen kann. derne Sportstätte 2022“ aufge- zum Aufbruch. Ein „Weiter so“ können legt. Sie sprechen sich daneben bzw. wir uns nicht leisten. Es ist ganz viel in Be- Eine Frage zum Schluss: Wir fragen darüber hinaus für einen „Grünen wegung. Es gibt zum Beispiel Athlet*innen, Sie als Fußballerin. Im nächsten Jahr Sportplan“ aus. die sagen: „Unsere Interessen stehen gar sind Landtagswahlen. Möchten Sie Tatsächlich brauchen wir das Wie- nicht mehr im Fokus“. Die Frauen wollen die Regierung aus dem Amt kicken deraufleben des „Goldenen Plans“, nur endlich mehr Mitsprache in den Führungs- oder halten Sie eher den Ball flach? diesmal in grün. Damals war der „Golde- gremien von Vereinen und Verbänden. Die Paul: (lacht) Wir kommen zum Ende der ne Plan“ – 15 Jahre nach dem Krieg – ein Rassismus-Debatte hat noch einmal Fahrt Legislatur in die entscheidende Spielphase sehr großes (Wieder)aufbauprogramm aufgenommen, ebenso die Frage um Homo- und natürlich wollen wir das erfolgreich für Sportstätten. Heute sind viele Sport- und Transfeindlichkeit. Vielfalt wird im- gestalten und nach einer starken Schluss- hallen, -plätze und Schwimmbäder maro- mer wichtiger und gerade Athlet*innen phase Verantwortung für NRW überneh- de. Es gibt einen riesigen Investitionsstau. und Fans stellen sich der Frage von Diskri- men. „Aus dem Amt kicken“, das klingt Den wollen wir beseitigen und dabei muss minierung in Sport und Gesellschaft. Es etwas hart, aber nur den Ball flach halten, die Nachhaltigkeit eine große Rolle spielen. muss uns ein Anliegen sein, dass Verschie- das ist nicht unser Spielkonzept. Klimaschutz, Klimaanpassungsmaßnah- denheit völlig normal ist. men, energetische Sanierung: das muss Aus der Sportfamilie heraus, durchaus Frau Paul, vielen Dank immer mitgedacht werden. Aber auch das auch „von unten“ wird Druck gemacht, sich für das Gespräch. Thema Barrierefreiheit wollen wir mit- mit diesen Themen zu beschäftigen. Und
FotoAndrea Bowinkelmann Wellenreiten: Lisa Boos Verein: DWV, Trainer*in: Llewellyn Whittaker Interview im magazin.lsb.nrw // Video go.lsb.nrw/2021toptalent6
25 ERSTE HILFE Sportmedizin BEI SPORTUNFÄLLEN Sofortiges Handeln kann bei Unfällen Leben retten – auch bei Sportunfällen. Wer nicht weiß, wie er als Ersthelfer*in handeln soll, den beschleicht ein hilfloses Gefühl. Doch was ist richtig? Ist immer ein Arzt notwendig? Text Privatdozent Dr. Sascha Beck, Chefarzt des Zentrums für Spezielle Gelenk- und Unfallchirurgie // Foto AdobeStock © Mirko Vitali Bei einem Herzkreislauf-Stillstand ent- beruhigen. Ihm zu signalisieren, dass und (H) hoch zu lagern, um die Schwel- scheidet unverzügliches Handeln über jemand für ihn da ist und jede Handlung, lung bzw. Einblutung zu verringern sowie Leben und Tod – jede Minute zählt, um bevor sie ausgeführt wird, zu erklären, die Schmerzen zu reduzieren. Das Kühl- die Person wiederzubeleben. Und auch in hilft dabei. Beruhigend wirkt auch, wenn pad am besten in ein Handtuch einschla- anderen Fällen ist schnelles und richtiges sich der Ersthelfer auf die Körperhöhe des gen. Schürfwunden sollten vorsichtig mit Handeln wichtig. Grundsätzlich ist zwi- Verletzten begibt. Zur Ersthilfe die verletz- einem antiseptischen Mittel gereinigt wer- schen leichten und schweren Sportverlet- te Stelle bis zum Eintreffen des Rettungs- den. Ebenfalls wichtig: den Tetanusschutz zungen zu unterscheiden. Anzeichen für dienstes ruhigstellen. regelmäßig auffrischen lassen. schwerwiegende Verletzungen können Auch bei harmlos erscheinendem Zu- Am besten ist natürlich, wenn es erst Fehlstellungen, Schwellungen, schmerz- stand können Schutzreflexe eingeschränkt gar nicht zu einem Unfall kommt. Aus- hafte Bewegungseinschränkungen, Taub- sein oder lebensbedrohliche Krankheits- reichendes Aufwärmen, Techniken exakt heitsgefühl, spürbares Knochenreiben bilder auftreten. Verletzte daher niemals ausüben, Regeln einhalten und eine Schutz- oder tastbare bzw. sichtbare Knochenen- unbeaufsichtigt lassen. ausrüstung tragen, das kann vorbeugen. den sein. In diesen Fällen sollte unbedingt Bei Waldläufen und anderem Outdoor- ein Arzt konsultiert werden. Gleiches gilt, Sport gilt zudem: unbedingt das Handy wenn ein Verdacht auf innere Verletzungen Das PECH-Schema mitnehmen, um notfalls Hilfe rufen zu besteht – insbesondere nach einem Auf- können. prall des Bauches. Durch eine von außen Zu leichten Verletzungen zählen zum Bei- nicht sichtbare Verletzung innerer Organe spiel Prellungen, Zerrungen oder leichte kann es zu einem starken Blutverlust in Verstauchungen mit geringem Belastungs- den Bauchraum kommen. schmerz. Für die Erstversorgung gilt das Wichtig bei einer schweren Verletzung: Prinzip „PECH“: eine (P) Pause einlegen, Ruhe bewahren, die Lage richtig ein- die (E) Eisbehandlung, den verletzten Ex- schätzen, Hilfe rufen und den Verletzten tremitätenabschnitt zu (C) komprimieren
Text Theo Düttmann, Heidi Hagemann // Fotos AdobeStock © Jacob Lund, Johannes Klais (S.30) Junges Engagement 26 Einmischen!
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28 Die Alten bestimmen die Zukunft der Jungen. Junges Engagement Die Gruppe der 18- bis 30-jährigen lag bei der jetzigen Wahl laut statistischem Bundesamt bei gerade einmal 13 Prozent, die Generation der 50- bis über 70-Jährigen bei fast zwei Dritteln. Das hat Konsequenzen. Wir leben – überspitzt gesagt – in einer Gerontokratie. Doch wie sollen sich die Jungen einmischen, wenn sie derart we- nig Stimmen haben? Und was bedeutet das für die Führung von Sportvereinen, die eigentlich mit jungem Schwung und frischen Ideen in die Zukunft gehen müssen? Beobachtungen aus Münster und Düsseldorf. Der Gesamtbefund für die Gesellschaft ist ernüchternd. Die alten, weißen Männer, wie sie oft despektierlich genannt werden, bestimmen das Geschehen. Und daraus er- 4,2 % „Alle Menschen sollen die gleichen Chan- cen haben. Einmischen in die Politik ist wichtig“, sagt der 20 Jahre alte Sportstu- dent. Gerade als junger Erwachsener gelte wächst Kritik: „Wir sind laut, weil ihr uns der 19- bis 26-Jährigen es, Themen wie Inklusion und Integration die Zukunft klaut“, ist eine der Parolen, die im Sport oder Anti-Rassismus zu fokussie- die Jungen den „Boomern“ (Generation der sind im Sportverein in ren. Gemeinsam mit Gleichgesinnten ist Baby-Boomer) zurufen. lenkenden Positionen er bereits in einem J-Team für die Sport- Auch die Zahlen für den Sport sprechen jugend Münster aktiv, dies ist der Zusam- Bände. Der letzte Sportentwicklungsbe- menschluss von mindestens vier jungen richt förderte es zu Tage: Der Anteil der Menschen bis 26 Jahre, die sich ehrenamt- über 40- bis 60-Jährigen in Sportvereins- lich im Sport engagieren. Es bietet jungen vorständen liegt bei 51,4 Prozent. Nur 4,2 Menschen die Möglichkeit sich auszupro- Prozent in führenden Positionen im Sport in den Vorstand der dortigen Sportjugend. bieren, Projekte zu managen und Teil einer sind zwischen 19 bis 26 Jahre alt. Erwähnt Der Lacrosse-Sportler hat im Vorfeld der Gemeinschaft zu sein. Das „J“ steht dabei sei hier, dass nicht nur die Jüngeren, son- Bundestagswahlen bei einem YouTube- für „Jugend“, „Junior“, „Jugendwarte“. dern auch die Frauen deutlich unterreprä- Spot der Sportjugend NRW mitgewirkt. J-Teams gibt es sowohl in Vereinen als auch sentiert sind. Das Video sollte junge Menschen motivie- bei Sportbünden und Fachverbänden. Sportler*innen wie Jan Schützner (siehe ren, zur Wahl zu gehen. Viele junge Men- Bei den Projekten der Sportjugend Seite 30) wissen um die Fakten und gerade schen wie Jan nutzen diese Plattformen Münster geht es zum Beispiel beim deshalb mischen sie sich ein. Jan Schütz- und weitere soziale Medien. Ihr Ziel: Junge „Schwimmbadcheck“ um Mitsprache bei ner stellt sich in Münster (als Einstieg in Menschen zur politischen Beteiligung zu einer jugendgerechten Freizeitgestaltung eine Führungsposition im Sport) zur Wahl animieren. ( go.lsb.nrw/wahlspot) im Fokus des gesellschaftlichen Wandels.
29 Der Landesjugendring NRW, Unterstützt wurde das Projekt durch seine Aufgaben und Ziele: Jugendliche und junge Erwachsene die Initiative #jungesnrw Perspek- die Möglichkeit, einen Überblick tiven vor Ort des Landesjugendrin- Im Landesjugendring NRW sind 25 über die Arbeit des Landtags zu be- ges NRW und des NRW-Familienmi- Jugendverbände u ( .a. Sportjugend kommen und ihre Wunschthemen nisteriums. Ziel: Ermöglichung von NRW ) zu einer Arbeitsgemein - mit dem Präsidenten des Landtags mehr Beteiligung in der Kommune schaf t zusammengeschlossen. Nordrhein-Westfalen, André Kuper, für junge Leute durch Aktionen und • zu diskutieren. Projekte der Jugendarbeit. Hierbei Ziel ist die eV rtretung der Inter - „Für mich war es ein tolles Ge- haben die Mitglieder des J-Teams essen junger Menschen und der spräch mit dem Landtagspräsiden- kein offizielles Amt inne, sondern Jugendverbände in der Ö f entlich - ten. Er ist den Ideen und Anregungen engagieren sich aus Spaß und Über- keit sowie gegenüber der Politik. junger Menschen auf Augenhöhe be- zeugung. • gegnet“, berichtet Julian Lagemann, Themen sind zum Beispiel Bildungsbe - stellvertretender Vorsitzender der Demokratie-Talk nachteiligung, Jugend in der Migrations- Sportjugend NRW. So sei zum Bei- gesellschaf t, Inklusion, Partizipation, spiel bemängelt worden, dass die Von Münster geht der Blick in die Kinder- und Jugendarmut oder Ausbil - Coronaschutz-Verordnung für Fe- Landeshauptstadt Düsseldorf. Per- dungs- und Beschäf tigungsmöglichkeiten rienfreizeiten noch nicht angepasst sönlich und direkt: Unter diesen • werden konnte, was André Kuper in Stichworten lädt der Landtag in Zusätzlich gibt es eigene Projekte, um der Tat mitgenommen habe und sich Kooperation mit dem Landesju- aktuelle soziale Herausforderungen auch in der folgenden Verordnung gendring NRW regelmäßig zu der auf zugreifen und zur eW iterentwicklung niedergeschlagen habe, erläutert La- Talk- und Informationsveranstal- der Jugendverbandsarbeit anzuregen. gemann. „Das war ein guter Moment tung „Jugend trifft Landtag – Einla- der Selbstwirksamkeit für junge dung zum Demokratie-Talk“ ein. In Quelle: Landesjugendring NRW Menschen in der sportlichen Kinder- Pandemiezeiten digital, aber aktuell und Jugendarbeit.“ Der Nachwuchs wieder in Präsenz, haben bis zu 25 fühlte sich zumindest dieses Mal
30 Junges Engagement // Jan Schützner
31 Politische Ziele und Schlüsselthemen: FLÜCHTLINGE FÜR TOLERANZ UNTERSTÜTZEN Die Sportjugend NRW, ihre EINTRETEN Aufgaben und Ziele: ME IN DIE Zivilcourage RECHTSEXTRE Beteiligung, Mitwirkung und EISEN f ö rd e r n Mitverantwortung junger Men- SCHRANKEN W schen auf allen Ebenen • OPTIMALE Förderung von ehrenamt- RAHMENBEDINGUNGEN FÜR JUNGES ENGAGE- lichem Engagement • Mehr Freiräume MENT SCHAFFEN Kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und freie Zeit • schaffen Förderung der internationalen ilität B e ss e r e Mo b Verständigung e n sc h e n • von jungen M Zusammenarbeit mit EINEN EIGENEN erreichen anderen Jugendorganisationen • JUGENDRAUM FÜR Jugendpolitische KINDER UND JUGENDLICHE Interessenvertretung DURCHSETZEN Quelle: Landesjugendring NRW ernst genommen und wünscht sich NRW und der Politik, die den jungen mehr solcher Momente, die ihm eine Menschen den Weg ebnen wollen. Plattform geben. Auch wenn hier dicke Bretter ge- „Die parlamentarische Demokra- bohrt werden müssen: Die Beispiele tie ist keine Einbahnstraße, sondern stimmen hoffnungsfroh, denn Kon- lebt vom Dialog. Dies vergessen wir frontation und Spaltung in jung und in Zeiten rüder Auseinandersetzun- Mitmachen, alt sind keine Lösung. Weder in der gen in den sozialen Medien gerne Gesellschaft noch im Sport. einmal. Daher freue ich mich sehr, posten, informieren: Wichtige Hashtags dass wir uns mit dem neuen Format und Links mit jungen Mitbürgerinnen und Mit- bürgern austauschen können – zur Wichtigkeit von Debatte, Kompro- #ichwillwaehlen miss und Beteiligung für unsere Demokratie“, sagt André Kuper über #jungesnrw Celine Kurten das neue Veranstaltungsformat. (Sportjugend-Redaktion) Die Beispiele aus Münster und #demokratieundrespekt war mit dem Fußballverband Düsseldorf zeigen: Ohne die Jun- Mittelrhein im hessischen Eisenberg gen lässt sich keine Zukunft gestal- #wirwählen mit Kindern und Jugendlichen ten. Einerseits gibt es die jungen unterwegs und hat einen Engagierten wie Jan Schützner, an- Erlebnisbericht über das „Eisen- dererseits vorbildliche Initiativen bergparlament“ geschrieben. von Institutionen wie dem Landes- jugendring NRW, der Sportjugend MAGAZIN.LSB.NRW
32 Interview // Junges Engagement Geschützte Räume Interview mit Christian Brüninghoff, Referent für kommunale Jugendpolitik des Landesjugendringes NRW Warum ist das Einmischen in die Politik am Beispiel von Sportvereinen gerade auf kommunaler Ebene so wichtig? Junge Leute brauchen geschützte Räume, zum Beispiel im Sportverein, für ihre eigenen Interessen. Nur so können sie lernen und erfahren, wie man zu Ent- scheidungen kommt oder Interessen artikuliert und durchsetzt. Dazu benötigen sie Anwält*innen, denn in der Kommunalpolitik fehlt es ihnen an Erfahrungen und Netzwerken. Dabei können Erwachsene junge Menschen gut unterstützen. Interview Heidi Hagemann // Foto Privat Wie sieht die Arbeit in Jugendhilfeausschüssen konkret an Beispielen aus? Jugendhilfeausschüsse gestalten die Infrastruktur der Jugendhilfe. Oft geht es um KiTas oder um Hilfen zur Erziehung, seltener um die Jugendförderung. Und da liegt unsere Chance: Wir müssen die Bedarfe junger Menschen wieder in den Fokus von Entscheider*innen in Politik und Verwaltung bringen. Die Kosten in der Jugendhilfe haben sich etwa durch U3-KiTa-Ausbau vervierfacht, nur in Amtsträger der Jugendförderung leider fast gar nicht. Und das bei vielen neuen Anforde- rungen an Jugendämter und freie Träger wie die Sportvereine: Etwa in puncto müssen Datenschutzgrundverordnung, Prävention und Kinderschutz, Digitalisierung, Corona und vieles mehr. ihre Macht Wie kann man der Unterrepräsentanz der Jugend in wichtigen Posten, zum Beispiel in Vereinsvorständen, entgegensteuern? abgeben und Amtsträger müssen ihre Macht abgeben und ihre Erfahrung teilen, also jun- ge Menschen offen in die vermeintlichen „Hinterzimmer“ lassen: dort, wo die Entscheidungen und Absprachen getroffen werden. Es braucht Offenheit: Junge ihre Erfah- Menschen sind viel mehr als unfertige Erwachsene. Wir müssen ihre Potenziale, Talente und Fähigkeiten zum Beispiel im Bereich IT oder Projektmanagement rung teilen für die Vereine nutzen. Wer für den Verein Homepage und Social Media betreut oder eine Veranstaltung organisiert, der erhält positives Feedback und Anerken- nung für sein Tun. Vor welchen Herausforderungen stehen die verantwortlichen Akteure in Jugendringen? Die Sportjugend muss ihre Unabhängigkeit von den Stadt- und Kreissport- bünden leben können, um den gesetzlichen Auftrag zur Jugendbeteiligung in Politik und Gesellschaft umzusetzen: Das heißt: Mit den Kommunen um ver- besserte Rahmenbedingungen streiten, junge Menschen in den Vereinen auch für Themen der Kommune begeistern und die Sportjugend als Raum politischer Bildung verstehen. Zum Beispiel: Fairplay oder Anti-Rassismus.
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