Die Micro-Racer von Schuco - Blechmodelle

 
WEITER LESEN
Die Micro-Racer von Schuco - Blechmodelle
SCHUCO

Die Micro-Race
von Schuco

                  Unschlagbar

                  D
                         er Dominator der Grand Prix Saison von 1952 und 1953 hiess
                         Ferrari. Die Weltmeisterschaft war in beiden Jahren für Formel-2
                         Fahrzeuge ausgeschrieben worden und Ferrari hatte ein fast
                  unschlagbares, einfaches Modell entwickelt, den Tipo 500, auf welchem
                  Alberto Askari in beiden Jahren Weltmeister wurde. Erst ab der Mitte der
                  Saison 1952 besass der Ferrari 500 F2 eine komplette Auspuffanlage,
                  nachdem er zuvor nur über vier kurze Auspuffstummel verfügt hatte.

                        Nach genau diesem Formel-2 Ferrari mit Auspuffanlage hatte
                        SCHUCO ihr erstes Micro-Racer Modell gestaltet, mit welchem man
                        1954 eine neue, sehr erfolgreiche Produktlinie startete.

                  Micro-Racer                 12. Januar 2021                           1
             r
Die Micro-Racer von Schuco - Blechmodelle
SCHUCO

                                                        Probieren geht über studieren

                                                        E
                                                                rste Versuche mit kleinen Spritzgussautos hatten bei SCHUCO
                                                                jedoch bereits vor dem Krieg stattgefunden.

                                                        Im sogenannten Musterzimmer war damals ein Prototyp eines kleinen
                                                        Rennwagenmodells entstanden, ein sogenanntes “Handmuster”, wie diese
                                                        Versuchsmodelle bei SCHUCO hiessen, dem Prototyp des Mercedes-Benz
                                                        W25 Grand Prix Rennwagen der frühen 30er Jahre nachempfunden.

                                                                                   Das kleine Modell verfügte über ein Federwerk,
                                                                                   eine Kupplung mit Hebel und eine Art von Dreh-
                                                                                   stift zur Fixierung der beweglichen Vorderachse.
Prototyp Mercedes W25                                                              Alles war sehr grob zusammengezimmert. Es
                                                                                   ging ja in erster Linie darum, die einzelnen Funk-
                                                                                   tionen zu testen. Der perfekte Finish würde später
                                                                                   folgen, wenn man sich sicher war und alles im
                                                         Der Ur-Racer
                                                                                   Griff hatte.

                                                        Zwei weitere Prototypen entstanden Anfangs der 50er Jahre, diesmal aber in
                                                        Anlehnung an den erwähnten Ferrari 500 Formel-2 mit Auspuffanlage von
                                                        1952/53. Beide schwer, solid, mit einer neuartigen Lenkung versehen, etwas
                                                        generisch wirkend, aber voller Charme.

                                                                          Ein erster Prototyp mit Federwerk, Kupplungshebel und
                                                                          Drehstift zur Einstellung der Vorderachse. Das Serien-
                                                                          modell sollte später einmal die Modellnummer 1040 er-
                                                                          halten.

                        Prototyp Federwerkmode 1040

                                                                          Ein zweiter Prototyp ohne Federwerk, trotzdem aber mit
                                                                          einem Kupplungshebel und einem Drehstift. Die aufge-
                                                                          malte Modellnummer 1045 sollte später einmal für das
                                                                          Serienmodell ohne Federwerk verwendet werden.

                                                  Prototyp Schiebermode
                                                           1045           Ich habe zwei davon angetroffen, ein-
                                                                          mal mit der Startnummer 7, ein zweites
                                                                          Mal mit der Startnummer 6.

                                                        Micro-Racer                   12. Januar 2021                              2
   ll
        ll
Die Micro-Racer von Schuco - Blechmodelle
SCHUCO

                                  Los geht’s

                                  1
                                     954 erschienen die ersten Micro-Racer. Bezaubernde, kleine Karrika-
                                     turen ihrer grossen Vorbilder. “Micro-Racer” stand für Aktion, Spiel-
                                     anreiz, Solidität. Rasch wurden sie zum letzten Schrei in der Welt der
                                  federwerkangetriebenen Spielzeugautos. Mit Gummipuffer vorne zum
                                  Schutz der elterlichen Möbel. Neuartig war auch die Kupplung, welche bei
                                  angezogenem Hebel und aufgezogenem Federwerk den Freilauf zuliess und
                                  natürlich die patentierte Präzisionslenkung mittels Mikrometerschraube.

                                  1. Der Ferrari

                                  Das erste Modell war der Ferrari. Wie bei den Prototypen gab es ihn in zwei
                                  Varianten:

                                  •   mit Federwerk (Modellnummer 1040) und …

             Federwerkmode 1040

                                  •   … ohne Federwerk (Modellnummer 1045). Bei dieser Variante fiel
                                      nicht nur der Kupplungshebel weg, sondern auch das Loch für den
                                      Aufzugsstift.

          Schiebermode 1045

                                  Anders als die Prototypen wiesen beide Serienmodelle nun eine gegossene
                                  Scheibe, eine angedeutete Motorhaube mit Schlitzen und eine Lufthutze vor
                                  dem Cockpit auf, die Böden waren mit der Modellbezeichnung geprägt. Die
                                  Raddeckel waren jetzt geschlossen und bauchiger, die Gummipuffer weiss,
                                  nicht mehr silbrig bemalt. Natürlich wurden die Startnummern jetzt
                                  aufgespritzt, nicht mehr von Hand aufgemalt.

                                  Die allerersten Exemplare wurden weiterhin mit einer bedruckten Metall-
                                  einlage im Gummipuffer ausgestattet, so wie beim Prototyp, jedoch mit
                                  einem SCHUCO-Logo versehen.

                                  Auf diesem Bild sieht man auch gut die glatten Vorderachsen. Die Räder
                                  rutschten darauf oft nach innen, dadurch wurden die Raddeckel durch das
                                  Ende der Achse aus der Felge gedrückt und gingen meist verloren.

                                  Micro-Racer                  12. Januar 2021                             3
ll
     ll
Die Micro-Racer von Schuco - Blechmodelle
SCHUCO

                                                  2

                   1                3
4
                                                        Aus dieser SCHU-
                                                        CO-Werbung aus den
                                                        50er Jahren gehen
                                                        wichtige Hinweise
                                                        auf die Ausstattung
                                                        eines frühen 1040
                               5                  6     Micro-Racers her-
                                                        vor:

    1      Die markante Aufzugskurbel

    2      Die Schachtel mit dieser Aufzugskurbel abgebildet

    3      Der vernickelte Metallgriff oben am Kupplungshebel

    4      Der Hinweis auf das Modell 1045 ohne Werkantrieb

    5      Der Boden in Wagenfarbe

    6      Eigenartigerweise schwarzen Reifen, welche zu Beginn
           eigentlich immer hellgrau gewesen waren. Vielleicht ist es jedoch
           nur der Druck, der diesen Eindruck erweckt.

    Die Böden waren in der Wagenfarbe gehalten und markiert mit “Made in
    US-Zone Germany”, obwohl die US-Besatzungszone bereits Ende der 40er
    Jahre aufgehoben worden war. Die meisten deutschen Spielzeuge blieben
    jedoch bis weit in die 50er Jahre so markiert.

    Micro-Racer                 12. Januar 2021                                4
Die Micro-Racer von Schuco - Blechmodelle
SCHUCO

Die häufigsten Farben des Ferrari waren Rot, Gelb, Blau und Grün.

                     Seltener anzutreffen waren die Farben Silber/Rot,
                     Gold/Rot, Gold/Blau, Weiss/Rot, Dunkelgrün und
                     Dunkelblau, wobei ich nicht ganz sicher bin, ob die
                     beiden letztgenannten Modelle nicht übermalt worden
                     sind (vermutlich besitzen sie keine Startnummern).

Die ersten Schachteln des Micro-Racer Ferrari 1040 zeigten ihn noch mit
der lithographierten Metalleinlage im Gummipuffer und mit der Auf-
ziehkurbel.

Ob es solche Schachteln auch mit “Made in US-Zone Germany” gegeben
hat, weiss ich nicht. Bisher habe ich nur solche mit “Made in Western
Germany” und “Made in Germany” gesehen.

Bald schon wurde auf der Schachtel anstelle der Aufziehkurbel ein normaler
Schlüssel abgebildet.

Das Schiebemodell 1045 erhielt seine eigene Schachtel in Gelb.

Micro-Racer                  12. Januar 2021                            5
Die Micro-Racer von Schuco - Blechmodelle
SCHUCO

                     2. & 3. Die beiden Midget

                     Bald schon, vermutlich noch 1954, folgten zwei weitere Modelle: zwei
                     Midget Rennwagen mit den Modellnummern 1041 und 1042. Beides Renn-
                     wagen, wie sie auf den kurzen Sandbahnen in den USA vor und nach dem
                     Krieg zum Einsatz gelangt waren.

Midget Racing 1946

 1041 Midget                                                          1042 Midget

                     Beide waren in denselben
                     vier Farben wie der Ferrari
                     erhältlich, beide besassen
                     Böden in Wagenfarbe, beide
                     die vernickelte Hülse oben
                     am Kupplungshebel. Dazu
                     gehörte bei beiden nun ein
                     ganz normaler Schlüssel.

                     Die Böden waren bereits mit
                     “Made in Western Germa-
                     ny” gemarkt, beide Mo-
                     delle hatten die glatte Vor-
                     derachse, auf welcher die
                     Räder leicht nach innen
                     rutschten, was oftmals den
                     Verlust der kleinen Rad-
                     deckel zur Folge hatte.

                     Verpackt wurde der 1041
                     Midget in einer altrosafarb-
                     enen Schachtel, …

                     … der 1042 Midget in einer
                     gelben.

                     Micro-Racer                    12. Januar 2021                    6
Die Micro-Racer von Schuco - Blechmodelle
SCHUCO

                          4. Der Mercedes

                          1955 kam ein Mercedes Rennwagen mit der Modellnummer 1043 hinzu,
                          nach dem Vorbild der Mercedes-Benz W196 von 1955, mit der markanten
                          Lufthutze rechts auf der Motorhaube.

                                                         Anfänglich gab es ihn möglicherweise nur
                                                         in Silber, etwas später dann auch in Rot.
                                                         Verpackt wurde er in einer schwarzen
                                                         Schachtel.
Mercedes-Benz W196 1955

                          Auch er besass einen Boden in Wagenfarbe,
                          gemarkt “Made in Western Germany”, die
                          glatten Vorderachsen und den Kupplungshebel
                          mit der vernickelten Metallkappe als Griff.

                          Bei diesem roten Modell sieht man sehr schön den Grund für einen
                          abhanden gekommenen Raddeckel. Die glatte Vorderachse ist durch die
                          Felge gedrungen und hat ihn rausgedrückt.

                          Micro-Racer                12. Januar 2021                            7
Die Micro-Racer von Schuco - Blechmodelle
SCHUCO

                            5. Der Porsche

                            Es verstrichen einige Jahre, genauer gesagt bis 1961, bis das nächste Renn-
                            wagenmodell erschien: der Porsche Formel II mit der Modellnummer 1037.
                            Sein Vorbild, der Porsche 718 Formel 2, feierte seine Premiere beim Grand
                            Prix von Monaco 1959.

Porsche 718 Formel 2 1961

                            Das Modell gab es in Silber und in Rot, die Schachtel war hellblau.

                                          Die Böden waren in Wagenfarbe gehalten und markiert mit
                                          “Made in Western Germany”.

                                          Technisch unterschied sich das Modell von den bisherigen
                                          durch seinen von unten erreichbaren Aufzugsstift und den
                                          Kupplungshebel, welcher hinten aus dem Heck ragte.

                                          Die Vorderachse war nun gekerbt und die Felge gewölbt,
                                          mehr darüber jedoch etwas später.

                                          Das Lenkrad bestand anfänglich
                                          aus Metall, später aus weissem
                                          Plastik.

                                          Die Reifen waren grau oder schwarz und markiert mit
                                          “SCHUCO Continental”.

                            Micro-Racer                   12. Januar 2021                            8
Die Micro-Racer von Schuco - Blechmodelle
SCHUCO

                         6. Noch ein Mercedes

                         Wieder vergingen drei Jahre, bis ein weiteres neues Rennwagenmodell er-
                         schien: 1964 das 1043/2 Mercedes “Modell 1936”, eine verkleinerte Aus-
                         gabe des 1050 Studio Rennwagens oder - wenn man so will - eine ver-
                         grösserte Ausgabe des 704 “Mercedes 1936” aus der Schuco Piccolo Reihe.
                               Hinzuzufügen wäre hier, dass der sogenannte “Mercedes 1936”
                                     eigentlich ein Modell des W25 aus den Jahren 1934/35 war,
                                            nicht 1936!

Mercedes-Benz W25 1934

                                                 Und es wird noch schöner: auf der Schachtel steht
                                                 zwar “1936”, der Boden ist jedoch mit “1935”
                                                gemarkt!!

                                        Also, was gilt jetzt?

                         Er war in Silber und in Rot erhältlich, verpackt in einer rot/weissen
                         Schachtel mit Cellophan-Fenster. Und technisch war wieder alles beim
                         Alten, der Aufzug lag wieder auf der rechten Seite, ebenso der
                         Kupplungshebel.

                                       Die Böden waren nun alle grau, markiert mit “MADE IN
                                       WESTERN GERMANY”. Amüsant wie erwähnt die
                                       Markierung “1935” am Boden, auf der Schachtel hingegen
                                       “1936”.

                                       Die Reifen waren schwarz oder grau und markiert mit
                                       “Continental SCHUCO”.

                         Micro-Racer                  12. Januar 2021                           9
Die Micro-Racer von Schuco - Blechmodelle
SCHUCO

                   7. Und noch ein Ferrari

                   Im gleichen Jahr 1964 erschien mit der Modellnummer 1040/1 ein weiterer
                   Ferrari, um einiges grösser als die bisherigen Micro-Racer, mit markanten
                   Stil- und Detailänderungen. Zum Vorbild hatte er sich den Formel-1 Ferrari
                   Tipo 158 von 1964 genommen.

Ferrari 158 1964

                   Das Modell war in den in den gewohnten Schuco Farben Rot und Gelb, neu
                   aber auch in einem dunkeln Grün zu haben. Die dazugehörige Schachtel war
                   weiss/hellgrün.

                   Etwas grösser war er, mit völlig neuen,
                   anderen Rädern, einer Plastik-Wind-
                   schutzscheibe, einem Überschlagbügel
                   aus Draht und einem detaillierten Heck
                   mit den offenen Ansaugstutzen des V8
                   Motors. Es gab ihn mit Metall-, später
                   mit weissem Plastik-Lenkrad, mit Bö-
                   den in Wagenfarbe oder in grau.

                                             Technisch entsprach er dem Porsche, sein Boden
                                             war gemarkt mit “Made in Western Germany”.
                                             Zwar immer noch ein echter Micro-Racer, war
                                             ihm der Charme der ersten Modelle halt eben doch
                                             irgendwie abhanden gekommen.

                   Micro-Racer                   12. Januar 2021                          10
SCHUCO

                                  Das Plastik-Zeitalter beginnt

                                  A
                                         b 1967 wurde die Karosserie der neuen Micro-Racer aus Kunststoff
                                         hergestellt, somit liegen sie ausserhalb meiner Sammlung. Der
                                         Vollständigkeit halber sollen sie hier dennoch kurz erwähnt werden.

                                  8. Der Watson Racer

                                  Er erschien 1967, trug die Modellnummer 1005 und folgte dem Vorbild des
                                  berühmten Indianapolis-Rennwagens der frühen 60er Jahre.

                                  Vom Konzept her basierte er auf dem 1040/1 Ferrari. Es gab ihn in
                                  verschiedenen Farben und aus durchsichtigem Plastik.

Watson Racer Indianapolis 1960

                                  9. Noch ein Porsche

                                  1967 erschien auch der 1044 Porsche Carrera 6, ebenfalls in verschiedenen
                                  Farben und auch aus durchsichtigem Plastik.

         Porsche Carrera 6 1966

                                  Micro-Racer                 12. Januar 2021                            11
SCHUCO

                                   10. Der Chaparral

                                   1968 schliesslich erschien das letzte Rennfahrzeug-Modell in der SCHUCO
                                   Micro-Racer Linie: der Ford Chaparral F2 mit der Modellnummer 1045.
                                   Wiederum in verschiedenen Farben, auch aus durchsichtigem Plastik.

       Chaparral 2F 1967

                                   Nachwehen

                                   D
                                          ie Geschichte der Micro-Racer Rennwagen war damit jedoch noch
                                          nicht zu Ende.

                                   Nach dem Konkurs von SCHUCO 1977 erwarb der An-
                                   gestellte Werner Nutz die Werkzeuge der Micro-
                                   Racers und begann 1986 mit einer Neufertigung
                                   einiger Modelle, so auch der beiden Midgets und
                                   des Mercedes. Sie trugen kein SCHUCO-Logo,
                                   weder auf dem Karton noch auf der Bodenplatte.

                                   Nach seinem Tod 1988 gingen die Rechte an
                                   einen Amerikaner (Bauschinger), welcher
                                   die bestehenden Micro-Racer zuerst in
                                   Tschechien, dann in Ungarn fertigte. In
                                   Hongkong wurden sogar neue Micro-Racer
                                   Modelle hergestellt. In Deutschland wurden
                                   die Micro-Racer von der Firma Hendrix, in
                                   den USA unter dem Namen LILLIPUT
                                   vertrieben (Ärea Fürth).

                                   Ab Mitte der 90er Jahre belieferte Bauschinger
                                   SCHUCO, die Micro-Racer durften nun auch wieder
                                   mit SCHUCO bezeichnet und über die SCHUCO
                                   Organisation vertrieben werden (Ärea Nürnberg).
Prospekt der Firma Nutz von 1987   Zu Beginn der frühen 2000er Jahre wurde dann die
                                   Produktion des Micro-Racers endgültig gestoppt.

                                   Micro-Racer                 12. Januar 2021                         12
SCHUCO

Spielereien

A
       nfang der 60er Jahre erschien mit der Modellnummer 1034 ein
       Rennspiel genannt “Micro Racer Rally”, mit zwei Rennwagen und
       acht geraden, dreispurigen Strassenstücken aus grauem Plastik.

                               Davon gab es auch eine Variante für den
                               US-Markt, das “Micro Racer Game” mit
                               der Modellnummer 1000.

                                   Ein weiteres Spiel aus den späteren
                                   60er Jahren war die 2500 “Monaco
                                   Auto-Rennbahn”.

                                   Zwei speziell präparierte Watson-
                                   und Ferrari-Racer konnten aufgezo-
                                  gen und über ausgelegte Drähte über
                                  einen Kurs in der Form einer Acht
                                  über und unter einer Überführung
                                  durchgeleitet werden.

Micro-Racer               12. Januar 2021                          13
SCHUCO

                                       Modifikationen

                                       A
                                                 bschliessend noch ein Blick auf die Entwicklungsgeschichte einiger
                                                 Komponenten der SCHUCO Micro-Racer. Anhand dieser Teile
                                                 lassen sich gewisse Rückschlüsse auf das Alter eines Modells
                                       ziehen.

                                       Die Felgen und die Radkappen

                                       Beim Handmuster aus der Vorkriegszeit, dem “Ur-Racer”, bestanden die
                                       Felgen und die “Bremstrommeln” vorne aus einem Stück. Sie waren auf die
                                       Achse aufgepresst. Hinten waren nur Felgen aufgepresst, ohne “Brems-
                                       trommeln”.

      Die Felgen am Ur-Racer

                                       Aussen waren sie ebenfalls unterschiedlich, sowohl in Form als auch in
                                       Farbe, man nahm halt einfach, was man gerade in der Schublade fand.
                                       Radkappen gab es noch keine.

                                       Die vorderen und hinteren Felgen der 1040 und 1045 Ferrari Prototypen
                                       waren innen glatt, ebenso diejenigen aller Serienmodelle bis gegen Mitte/
                                       Ende der 50er Jahre.

Prototyp                   Serie

                                                               Anfang 60er Jahre erhielt die vordere Bremstrommel
                                                               eine zentrische Verdickung. Hinten blieb sie wie sie
                                                               war, glatt und starr mit der Hinterachse verbunden.
                                        Im Zentrum verdickt

                                       Die Radkappen bei den beiden Ferrari Prototypen waren aussen auf die
                                       Felgen aufgepresst und hatten ein Loch, wodurch die Achse ragte.

                                       Bei den Serienmodellen ab 1954 wurden die Raddeckel dann in der Felge
                                       versenkt eingepresst, auch waren sie nun glatt, ohne Loch.
Prototyp                       Serie

                                       Micro-Racer                    12. Januar 2021                           14
SCHUCO

                                        Der 1040/1 Ferrari von 1965 hatte dann völlig neue Felgen erhalten.

                                     Die Vorderachsen

                                     Wie bereits erwähnt mussten die glatten Vorderachsen der ersten Modelle
                                     modifiziert werden, da sie leicht durch die Felgen rutschten und dadurch die
                                     kleinen Radkappen aus den Felgen drückten.

                                     Es wurden zwei Kerben in die Achsen gedrückt, welche ihr Eindringen in
                                     die Felgen verhinderten. Diese Modifikation lässt sich zeitlich nicht genau
                                     einordnen, ich schätze jedoch, dass sie schon ziemlich bald, also noch Mitte
     Glatt                           der 50er Jahre, erfolgt war. In dieser gekerbten Form wurde die Vorderachse
                                     bis Mitte der 60er Jahre verwendet, auch für die oben erwähnten, im
                                     Zentrum verdickten Felgen.

                       Gekerbt

                                     Für den 1040/1 Ferrari von 1965 wurde dann wieder eine glatte Vorderachse
                                     eingebaut, allerdings zusammen mit einer völlig neu gestalteten Felge.

                                     Die Reifen

                                     Die Reifen waren anfangs grau, ohne jegliche Markierung. Dann gab es
                                     auch schwarze Reifen, ab Mitte der 60er Jahre wurden beide mit
                                     “Continental SCHUCO” geprägt.

Grau, ungeprägt   Schwarz, geprägt

                                     Völlig neue Reifen erhielt 1965 der 1040/1 Ferrari. Auch sie waren mit
                                     “Continental SCHUCO” geprägt.

                                     Micro-Racer                   12. Januar 2021                            15
SCHUCO

                          Die Böden

                          Der Ur-Racer aus der Vorkriegszeit besass einen gedrückten, rohen, schwarz
                          bemalten Blechboden ohne jegliche Markierung.

           Der Ur-Racer

                          Die Prototypen der 1040 und 1045 Ferrari Modelle aus den frühen 50er
                          Jahren besassen glatte, gegossene Böden in Wagenfarbe, die Modell-
                          nummern waren von Hand aufgemalt worden.

      Der Prototyp

                          Die ersten Serienmodelle der 1040 und 1045 Ferrari Modelle ab 1954 be-
                          sassen Böden in Wagenfarbe, gemarkt “Made in US-Zone Germany”.

                                                           Vermutlich im Rahmen einer Kostenein-
                                                           sparungsaktion wurden die Böden irgend-
                                                           wann einmal grau, …

                                                           … später dann auch schwarz lackiert.

     Die Serienmode e

                          Wie man leicht erkennen kann, verfügen die grauen oder schwarzen
                          Modelle immer auch über die gekerbten Vorderachsen und die modifizierten
                          Felgen. Es kann also vermutlich davon ausgegangen werden, dass diese
                          beiden Modifikationen etwa gleichzeitig erfolgt sind, so etwa gegen Ende
                          der 50er Jahre.

                          Micro-Racer                  12. Januar 2021                            16
ll
SCHUCO

                                            Der Gummi-Puffer

                                            Bereits die beiden Ferrari Prototypen waren damit ausgerüstet, allerdings
                                            waren sie noch mit silberner Farbe übermalt, so wie die Startnummer. Im
                                            Gummi-Puffer steckte eine mit horizontalen Linien lithographierte
                                            Metalleinlage.

             Der Ferrari Prototyp
                                            Die ersten Ferrari Serienmodelle behielten diese Metalleinlage im jetzt
                                            weissen Gummi-Puffer, ergänzt durch das SCHUCO-Logo.

         Das erste Ferrari Serienmode

                                                                            Bald schon erschienen sie mit geprägtem
                                                                            Gummi-Puffer, die Metalleinlage war weg-
                                                                            gefallen.

                                        Geprägt SCHUCO, ohne Meta einlage

                                            Alle Schuco Micro-Racer Modelle wiesen einen solchen Gummi-Puffer auf,
                                            beim 1037 Porsche von 1961 und beim 1043/2 Mercedes von 1964 reduziert
                                            auf ein kleines, schwarzes Stück.

                                            Der Kupplungshebel

                                            Die frühen Kupplungshebel-Griffe aus Metall
                                            wurden später bei allen Modellen durch schwar-
                                            ze Hebel ohne zusätzlichen Griff abgelöst, wie
                                            hier am Beispiel des 1043 Mercedes gezeigt.

                                            Micro-Racer                     12. Januar 2021                       17
l
    ll
SCHUCO

                                            Beipackzettel und Werbung

                                            Hier gab es zwei Versionen: eine erste, frühe für den 1040 Ferrari, eine
                                            zweite, etwas spätere für die vier Modelle 1040 Ferrari, 1041 Midget, 1042
                                            Midget (alle 1954) und 1043 Mercedes (1955) zusammen, inklusive
                                            Abbildung der Modelle. Sie stammen aus der Mitte der 50er Jahre.

               Nur für den Ferrari

                                                   Für a e vier Mode e

                                            Diese Werbung schloss den 1037 Porsche (1961) und das Micro Racer Rally
                                            Spiel mit ein. Sie stammt daher wohl aus den frühen 60er Jahren.

                                                                          Dieser Beipackzettel zeigt bereits den 1043/2
                                                                          Mercedes und den 1040/1 Ferrari (1965). Er
                                                                          stammt daher aus der Mitte der 60er Jahre.

               Mit Ra y-Spiel und Porsche      Mit Ferrari und Mercedes

                                            Micro-Racer                   12. Januar 2021                           18
ll
     ll
          ll
SCHUCO

                                                                                                                Zusammenfassend hier eine Gegenüberstellung eines frühen und eines
                                                                                                                späten 1040 Ferrari. Die meisten Modifikationen sind hier gut ersichtlich:

                                                                                                                                              Das ühe Mode zeichnet sich aus durc
                                                                                                                                              •    den Boden in Wagenfarbe
                                                                                                                                              •    die Meta hülse auf dem Kupplungshebel
                                                                                                                                              •    die grauen Reifen
                                                                                                                                              •    die blaue Schachte
                                                                                                                                              Dazu ist zu sagen, dass bei einem ganz ühen Mode noch
                                                                                                                                              die Meta einlage im Gummipu er hinzu käme sowie eine
                                                                                                                                              Schachtel, bei der der Schlüssel noch einen Aufzugshebel
                                                                                                                                              zeigen würde.

                                                    Das späte Mode zeichnet sich aus durc
                                                    •                   den schwarzen Boden
                                                    •                   den schwarzen Kupplungshebel
                                                    •                   die schwarzen Reifen
                                                    •                   die rote Schachtel mit dem Ce ophan-Fenster

                                                                                                                Micro-Racer                  12. Januar 2021                                         19
fr
     ll
     ll
          ll
           ll
                ,

                     l

                          ,

                           ,

                                ,

                                     ll
                                          ,

                                               ff
                                                        fr
                                                             h

                                                              h

                                                                   ,

                                                                                ll
SCHUCO

Meine

I
    n meiner Sammlung befanden sich einst alle Typen und Varianten aus
    Guss, die jemals hergestellt worden waren, angefangen vom “Ur-Racer”
    aus der Vorkriegszeit bis hin zum Ferrari von 1964.

Doch die Zeiten ändern sich, so auch die Lebensumstände.

Diese haben dazu geführt, dass ich heute nur noch vier Micro Racer besitze,
zwei davon sind allerdings ganz spezielle Raritäten:

                     Da wäre erstens der sogenannte “Ur-Racer”. Er ent-
                     stand noch in der Vorkriegszeit im Musterzimmer von
                     SCHUCO.
                     Fritz Ferschl, seit 1945 bis hin zur
                     Pleite im Jahre 1977 bei SCHUCO
                     als Werkzeugmacher beschäftigt,
                     hatte dann noch SCHUCO Autos
                     repariert und ein SCHUCO Buch
                     geschrieben. Aus seinem Nachlass
                     gelangte der “Ur-Racer” in den Besitz
                     von SCHUCO-Sammler Peter Ditt-
                     mann, von dem ich ihn schliesslich
                     erstanden habe.

Er befindet sich in gutem Originalzustand, das Federwerk funktioniert, nur
die Mikrometerschraube zur Einstellung der Vorderachse fehlt.

Im Buch “SCHUCO-Prototypen” von Ulrich Schweizer ist er auf Seite 74
abgebildet (siehe auch Seite 2 dieses Berichts).

Micro-Racer                  12. Januar 2021                            20
SCHUCO

                     Das zweite Unikat stammt ebenfalls aus dem
                     Musterzimmer von SCHUCO und wurde in den
                     frühen 50er Jahren gefertigt. Es ist einer von zwei
                     Prototypen des später mit der Modellnummer 1045
                     erschienenen Serienmodells ohne Federwerk. Er
                     trägt die Startnummer 7 und befindet sich in sehr
                     gutem Originalzustand.

Auch er ist im Buch “SCHUCO-Prototypen” von Ulrich Schweizer auf der
Seite 74 abgebildet.

                     Das entsprechende Serienmodell ohne Federwerk
                     mit der Modellnummer 1045 stammt aus dem Jahr
                     1954. Es besitzt die Blecheinlage im Gummipuffer
                     sowie eine glatte Vorderachse. Es befindet sich in
                     sehr gutem Originalzustand.

Micro-Racer                12. Januar 2021                           21
SCHUCO

              Und hier schliesslich noch das rote Federwerk-
              modell 1040. Es stammt ebenfalls aus dem Jahr
              1954 und besitzt den vernickelten Kupplungs-
              hebelgriff, die Blecheinlage im Gummipuffer sowie
              eine glatte Vorderachse. Dazu gehört die Aufzieh-
              kurbel No. 6, die Schachtel “Made in Western
              Germany” sowie der Beipackzettel “1040“ ohne
              Jahresangabe. Alles in sehr gutem Originalzustand.

Micro-Racer        12. Januar 2021                           22
Sie können auch lesen