Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein - Wettbewerb und Entwurf Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement

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Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein - Wettbewerb und Entwurf Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement
Hessen Mobil
Straßen- und Verkehrsmanagement

Die neue Rheinbrücke
Wiesbaden-Schierstein
Wettbewerb und Entwurf
Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein - Wettbewerb und Entwurf Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement
Projekt1   19.10.2007   08:32   Seite 1
Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein - Wettbewerb und Entwurf Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement
Fachthemen

          Eberhard Pelke                                                                                                                DOI: 10.1002/stab.201310024
          Alwin Dieter

          Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein –
          Wettbewerb und Entwurf
          Oft unterschätzt, stand die bestehende Rheinbrücke Wiesbaden-                        1 Die vorhandene Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein
          Schierstein am Wendepunkt vom statischen zum fertigungsge-
          rechten Ingenieurbauwerk. Der Siegerentwurf des Realisierungs-                       Der erste Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen der neuen
          wettbewerbes 2007 bestätigte die Grundlagen von Entwurf und                          Bundesrepublik Deutschland 1956 richtete ein besonderes
          Ausführung der Jahre 1959 bis 1962 und zieht Schlüsse aus der                        Augenmerk auf die Verknüpfung von Ballungs- und wich-
          Unter- und baulichen Erhaltung des bestehenden Bauwerks. Der                         tigen Wirtschaftsräumen beiderseits des Rheins. Nach dem
          Aufsatz beschreibt Entstehung des bestehenden Bauwerks,                              Kölner Ring und dem Bonner Ring war der Bau der Umge-
          wesentliche Instandsetzungsschritte, die sich daraus ableitende                      hungsstraße Mainz, d. h. dem Stadtring Mainz–Wiesbaden,
          Erfordernis zum Neubau und abschließend dessen Ausschrei-                            ein vordringliches Projekt. Zur Erschließung dieses Wirt-
          bungsentwurf.                                                                        schaftsraums der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Hessen
                                                                                               waren zwei neue große Rhein- und eine Mainbrücke zu er-
          The new Rhine Bridge Wiesbaden-Schierstein, Germany –                                stellen.
          Competition and Design. The underestimated, existing Rhine                                 Der Stadtring Mainz–Wiesbaden war durch die rechts-
          Bridge Wiesbaden-Schierstein was the watershed between                               rheinische Bundesstraße B 42 und die linksrheinische B 9
          static and erection optimization. The winner of the design                           zu schließen und an den Rhein-Main-Schnellweg über die
          competition in 2007 for a new Rhine Bridge between Wies-                             B 26 mit der Autobahn Frankfurt–Basel (heute A 67) zu
          baden and Mainz confirms the basic design and construction                           verbinden. In einem ersten provisorischen Lückenschluss
          ideas of the former engineers. His design gathers experience                         durchfuhr der Ring die Mainzer Innenstadt entlang des
          of maintenance and retrofitting of the older bridge. The article                     Rheins. Heute bildet die A 60, ab Dreieck Mainz zusammen
          describes the main steps of design, construction and retrofit-                       mit den Bundesautobahnen A 643, A 66 und A 671 den
          ting of the older bridge, need and tender design of a new                            Mainzer Ring (Bild 1). Die Rheinbrücke Wiesbaden-Schier-
          bridge.                                                                              stein ist heute Teil der Bundesautobahn A 643.

                                                                     66

                                                                                 671

                              643

                                       60
                                                                                                                         Bild 1. Übersichtkarte des heutigen
                                                                                                                         Mainzer Ringes (Foto: Hessen Mobil)
                                                                                                                         Fig. 1. Survey plan of the Mainz bypass
                                                                                                                         motorway

                                    © Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Stahlbau 82 (2013), Heft 2, S. 106-121    3

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Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein - Wettbewerb und Entwurf Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement
E. Pelke/A. Dieter · Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein – Wettbewerb und Entwurf

           Bild 2. Einladung zur Verkehrsübergabe der Rheinbrücken Wiesbaden-Schierstein und Mainz-Weisenau
           (Foto: Privatarchiv Stern)
           Fig. 2. Invitation card of dedication ceremony and opening of the Rhine Bridge Wiesbaden-Schierstein for traffic

                 Oberrheinisch wurde die Rheinbrücke Weisenau mit                            eines Mehrzweckfahrstreifens. Die Ausschreibungsunterla-
           einer größten Spannweite von rund 204 m durch M.A.N.                              gen, vor Beschluss veröffentlicht, wurden per Nachtrag ge-
           Gustavsburg und Krupp Rheinhausen fertiggestellt. Unter-                          ändert; das ursprüngliche Submissionsdatum vom 19. De-
           rheinisch wuchs die Rheinbrücke Schierstein zwischen 1959                         zember 1958 auf den 30. Januar des Folgejahres verschoben
           und 1962 über den Rhein. Der rund 1,2 km lange Brücken-                           [1]. Diese kleine Episode mag die Dynamik im Verkehrs-
           zug überspannt mit fünf Teilbauwerken zwei schiffbare                             wegebau zu jener Zeit verdeutlichen.
           Stromarme und die Insel Rettbergsau. Ein sechstes, dreifel-                            Schon den Planfeststellungsunterlagen, recht über-
           driges Teilbauwerk aus Spannbeton mit mäßigen Spannwei-                           sichtlich in einen Erläuterungsbericht von fünf Seiten und
           ten um 33 m schließt sich auf hessischer Seite an. Am 13.                         sieben beigefügten Plänen gegliedert, lagen Teile des Bau-
           Dezember 1962 wurden beide Rheinbrücken feierlich dem                             werksentwurfes des Ingenieurbüros Leonhardt und Andrä
           Verkehr übergeben (Bild 2). Vier Jahre später schließt M.A.N.                     in Zusammenarbeit mit Louis Wintergerst (1913–1977) zu-
           Gustavsburg in Zusammenarbeit mit der Züblin AG mit der                           grunde.
           150 m weit gespannten Mainbrücke Hochheim den Kreis.                                   Der technische Gehalt des für damalige Verhältnisse
           Die persönliche Einladungskarte an den Montagebauleiter                           sehr detailliert ausgearbeiteten Verwaltungsentwurfs (VE) [2],
           der Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein, Paul Stern, zeigt                          erschließt sich am besten unter Zuhandnahme der öffent-
           den Stand der Verkehrswege Ende 1962.                                             lichen Ausschreibung [1]. Sie stellt einen Entwurf für die
                 Am Beginn der Planungen für die Rheinbrücke Wies-                           Gründung und drei Entwürfe für die Überbauten zur Wahl
           baden-Schierstein, 1955, wurde der Verkehr für die Rhein-                         und lässt Sonderentwürfe zu.
           querung mit täglich 7100 Kfz/24 h abgeschätzt und max.                                 Allen Entwürfen liegen zwei Stromöffnungen, eine
           23000 Kfz/24 h für möglich gehalten. Heute nutzen täglich                         große, nördliche Öffnung von 205 m auf Wiesbadener
           mehr als 80000 Fahrzeuge, 8 % davon Lkw, das Bauwerk. Der                         Seite und eine 170 m spannende Öffnung für den Rhein-
           Verkehr wird weiter auf rund 97000 Kfz/24 h, bei überpro-                         arm Mainz-Mombach, zugrunde. Für die Flutbereiche
           portional anwachsendem Schwerlastanteil, ansteigen.                               Mainz und Rettbergsaue sehen Leonhardt und seine Part-
                 Die Planfeststellungsunterlagen wurden durch das da-                        ner Stützweiten von 70 m vor, den Flutbereich Wiesbaden
           malige Straßenbauamt Wiesbaden am 22. 09. 1958 aufge-                             unterteilen sie in Spannweiten von 70 m – 60 m – 55 m.
           stellt und durch den Leiter des Hessischen Landesamtes für                        Auf der Rettbergsau wird nach sieben der 14 Öffnungen
           Straßenbau, Oberregierungsbaudirektor Willi Henne (1907–                          dem Bewegungsspiel des einteiligen Überbaus durch eine
           1977), am 13. Juli 1959 für beide Bundesländer erlassen.                          Dilatationsfuge Raum gegeben. „Abspannungen durch
           Wesentliche Änderung im Planungsrechtsverfahren war die                           Schrägkabel als Folge der beschränkten Bauhöhe sind vom
           Anhebung der Breite zwischen den Geländern um 1,00 m                              wirtschaftlichen Standpunkt aus“ in der Ausschreibung
           auf 25,50 m durch Entfall eines Mopedweges zugunsten                              durchaus erwünscht.

           4      Sonderdruck aus: Stahlbau 82 (2013), Heft 2

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Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein - Wettbewerb und Entwurf Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement
E. Pelke/A. Dieter · Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein – Wettbewerb und Entwurf

               Entwurf I: Sieht einen über 2 × 7 Öffnungen durchlau-           Die Arbeitsgemeinschaft Polensky & Zöllner, Beton
          fenden reinen Stahlüberbau mit orthotroper Fahrbahn-            und Monierbau und Ed. Züblin ist bei den Unterbauten
          platte vor, die sich über die gesamte Brückenbreite er-         mit 4,8 Mio. DM Mindestbietende, ohne den Verwaltungs-
          streckt. Die Längsrippen der orthotropen Fahrbahnplatte         entwurf ändern zu müssen [2].
          bestehen aus mind. 10 mm dicken Flachblechen (ausge-                 Geschockt durch das Submissionsergebnis versuchen
          schriebener Baustahlverbrauch rund 12180 t).                    der Spannbeton und seine Befürworter, mit technischen Ar-
               Entwurf II (s. Bild 3): Bei gleichem statischen Längs-     gumenten und politischer Einflussnahme das Blatt zu wen-
          system ersetzt über 955 m eine längs- und quervorgespannte      den [5]. Deren Angebote lagen aber rund 10 % über dem
          Massivplatte die orthotrope Fahrbahnplatte. Zur Leichte-        Mindestbietenden. Auch die Ingenieurskunst von Ulrich
          rung der großen Hauptöffnungen bleibt die stählerne Fahr-       Finsterwalder (1897–1988) half nicht weiter (Bild 5) [6].
          bahn auf Längen von 120 bzw. 145 m zwischengeschaltet                Schlagen noch die Auftragsverwaltungen Hessen und
          und wird kraftschlüssig mit Stahlverbundüberbau verbun-         Rheinland-Pfalz ihrem Bauherrn wahlweise den von M.A.N.
          den (ausgeschriebener Baustahlverbrauch rund 9350 t).           abgewandelten Entwurf I mit Flutbrücken in Spannbeton
               Entwurf III: Bei gleichem statischen Längssystem fa-       oder, alternativ, Finsterwalders Sondervorschlag eines Frei-
          vorisiert diese Variante über 1000 m einen reinen Spannbe-      vorbaus in Spannbeton unter monolithischem Verguß von
          tonüberbau mit außerhalb der Stege angeordneten Spann-          Pfeiler und Überbau vor, ist für den Referatsleiter Brücken-
          kabel, System Baur-Leonhardt. Einzuschwimmende, stäh-           bau im Bundesverkehrsministerium, Wilhelm Klingenberg
          lerne Einhängeträger von 100 m bzw. 120 m entlasten die         (1899–1981), das Angebot der Hein, Lehmann AG aufgrund
          Hauptöffnungen (ausgeschriebener Massenverbrauch: Bau-          der hohen Preisdifferenz alternativlos ([2] und [5]). Hein, Leh-
          stahl Einhängeträger rund 2159 t, 850 t Spannstahl längs        mann erhält am 28. 09. 1959 den Zuschlag mit 15,6 Mio.
          mit konzentrierten Spanngliedern Baur-Leonhardt, 327 t          DM und der Vorgabe, rund 26 % des Liefergewichtes durch
          Längsvorspannung St 135/150 der Fahrbahnrippenplatte            lokale Nebenunternehmer zu beziehen. Das Gewicht der
          und 270 t St 135/150 Quervorspannung Fahrbahnrippen-            Stahlkonstruktion wird, wohl dem Ratschlag Leonhardts
          platte und Querträger, 19500 m³ Stahlbeton B 450).              folgend, leicht um 60 t angehoben. Ein ursprünglich vorge-
               Die Balken aller Entwürfe laufen mit einer Bauhöhe         sehenes unteres Bodenblech im Stützbereich der großen
          von rund 4,20 m durch und sind über den Strompfeiler mit        Strombrücke entfällt noch. Als Prüfingenieur wird Fritz
          bis zu 7,60 m kräftig gevoutet. Gemeinsam ist ihnen die         Leonhardt verdingt.
          Querschnittskubatur des einteiligen Überbaus, bestehend              Weitz und Homberg ändern nur wenig an der von Leon-
          aus zwei Hohlkästen, im Achsmaß 13,20 m entfernt und je         hardt vorgegebenen Gestaltung eines geschwungenen, sich
          2,80 m breit, verbunden nur über die jeweilige Fahrbahn-        zurücknehmenden Bandes über den Rhein, gliedern jedoch
          konstruktion. Der Zeit entsprechend sind die filigranen,        das Bauwerk in einen Brückenzug von zwei Strom- und
          massiven Fahrbahnplatten über Längs- und Querträger ge-         drei Flutbrücken. Die beiden Stromöffnungen mit Spann-
          leichtert. Deckblech oder Betonfahrbahn laufen schramm-         weiten von 205 m und 170 m werden in gevoutetem Stahl,
          bordfrei über 26,0 m zwischen den 65 cm hohen Gesimsen          die beiden zwischen 50 m und 70 m spannenden Flutbrü-
          durch. Der Ausschreibung wurden gesonderte Bemessungs-          cken sowie die Inselbrücke parallelgurtig in Stahlverbund
          regeln für Stahl, insbesondere der orthotropen Fahrbahn-        ausgeführt. Beide Brücken erhalten einen einteiligen offe-
          platte und Spannbeton mitgegeben.                               nen, zweistegigen Kontinuumquerschnitt mit lastverteilen-
               Die Firma Hein, Lehmann mit ihrem Abteilungsleiter         dem Kreuzwerk. Den Obergurt der Stahlbrücken bildet
          Fritz-Reinhard Weitz (1921–1983) unterstützt durch den          eine orthotrope Fahrbahnplatte aus 12 mm Deckblech mit
          beratenden Ingenieur Hellmut Homberg (1909–1990) ge-            V-förmigen Längs- und Querrippen. Deren Gehwege beste-
          ben mit 15,3 Mio. DM für den Überbau das preiswürdigste         hen aus abgefugten Stahlbetonplatten, die auf stählernen,
          Angebot ab [2] (Bild 4). Die Gesamttonnage ermitteln die        angenieteten Konsolen aufliegen. Die Fahrbahntafel der
          beiden Ingenieure zu 6777 t, 5158 t davon für die beiden        Stahlverbundbrücken ist längs und quer vorgespannt und
          Strombrücken.                                                   erhält zusätzlich eine Montagevorspannung. Über den Stüt-
               Ihr Sondervorschlag eines offenen Querschnittes mit        zen sorgen Neoprenzwischenlagen für einen elastischen
          zwei weitgestellten Hauptträgern verbindet zu dieser Zeit       Verbund.
          baustatische Werkstoffoptimierung mit werkstatt- und mon-            Das einheitliche Kreuzwerk für den gesamten Brücken-
          tagegerechtem Bauen (Bild 4). In einem internen Vermerk         zug bilden Fachwerkquerträger und drei lastverteilende
          für das damalige Bundesverkehrsministerium erkennt Leon-        Fachwerklängsträger. Über den Stützen wächst die Kon-
          hardt [3] die Leistungen der beiden Ingenieure an, denen        struktionshöhe der beiden großen Strombrücken auf 7,65 m
          es durch den Querschnittswechsel und Auflösung von voll-        im großen, und 7,20 m im kleinem Stromfeld an, verschlankt
          wandigen Tragwerksteilen gelungen sei, 23 % an Stahlmas-        sich in Feldmitte auf 4,30 m und läuft zu den Flutbrücken
          sen gegenüber seinem Verwaltungsentwurf einzusparen.            auf 4,27 m aus. 3,50 m Bauhöhe sind am Widerlanger Schier-
          Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass Hohlkästen durch     stein ausreichend. An den Landpfeilern, gleichzeitig Längs-
          konstruktiv vorgegebene Mindestblechdicken und feh-             festpunkt, ballastieren Stahlverbund-Flutbrücken die sich
          lende Abstufungsmöglichkeiten interne Tragwerksreserven         anschließenden kurzen Endfelder beider Strombrücken,
          aufbauen mussten, die leider im Wettbewerb nicht hono-          ein statischer Kunstgriff, der bei älteren Brücken gerne an-
          riert wurden. Auch die Umgehung des DEMAG-Patentes              gewandt wurde und den auch Weitz und Homberg dankbar
          für Hohlrippen und die fehlende Anordnung von lastver-          aufnahmen.
          teilenden Zwischensystemen sowie höhere Werkstatt- und               Der Brückenzug ruht auf 22 Rollenlagern, teilweise
          Montagekosten für Hohlkästen mögen der Konkurrenzfä-            Doppelrollenlager mit Kippleiste, Fabrikat Kreutz, an den
          higkeit des VE nicht förderlich gewesen sein [4].               Überbaukopplungen auf sechs Linienkipplagern, sowie vier

                                                                                                      Sonderdruck aus: Stahlbau 82 (2013), Heft 2      5

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Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein - Wettbewerb und Entwurf Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement
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                                                                                            Fig. 3. Tender design by Fritz Leonhardt of the Rhine Bridge Wiesbaden-Schierstein, longitudinal section, 1959

                                              Sonderdruck aus: Stahlbau 82 (2013), Heft 2
                                                                                            Bild 4. Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein Bestandsübersichtsplan,1965 [1]
                                                                                                                                                                                                             E. Pelke/A. Dieter · Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein – Wettbewerb und Entwurf

                                                                                            Fig. 4. Inventory plan of the Rhine Bridge Wiesbaden-Schierstein, 1965

                                                                                            Bild 5. Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein, Sondervorschlag Arge DYWIDAG-Hochtief, 1959 [6]
                                                                                            Fig. 5. Secondary tender of DYWIDAG-Hochtief, 1959

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E. Pelke/A. Dieter · Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein – Wettbewerb und Entwurf

          längsverschiebliche Topflager als Nadellager und vier erst-
          mals in Deutschland eingebaute Neotopflager in den Fest-
          punkten. Die sich am Ufer Wiesbaden-Schierstein als 6.
          Teilbauwerk anschließende Spannbetonbrücke verfügt
          über sechs Topfgleitlager und zwei längsfeste Topflager.
               Der orthogonale, offene Kontiuumsquerschnitt, mit
          über weiten Bereichen gleicher Bauhöhe, fördert durch seine
          hohe Anzahl von baugleichen Teilen vollautomatische
          Schweiß-Fertigungsverfahren. Auf den räumlichen Zusam-
          menbau in der Montagehalle kann verzichtet werden. Le-
          diglich den, über den Pfeilern um 70 cm auf 150 cm aufge-
          weiteten und bis zu 195 mm dicken Untergurtpaketen
          muss besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Sie
          werden im Druckbereich genietet und im Zugbereich zur
          Vermeidung von Nietlochschwächung geschweißt und mit
          Klemmschrauben verspannt [7]. Doch die Lohnkosten                Bild 7. Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein, 1962
          zum Fügen der filigranen Kreuzwerke beginnen bereits die         Fig. 7. Rhine Bridge Wiesbaden-Schierstein on completion,
          Materialeinsparung zu übertreffen.                               1962
               Die Montage der Strombrücken erfolgte im beidseitigen
          Freivorbau (Bild 6). Die einzelnen Konstruktionselemente         lik denn durch den sehr sportlichen Preis der Stadt Nürn-
          wurden nach Schiffstransport von Neuss auf einem Vormon-         berg [2].
          tageplatz zu Montageelementen zusammengefügt und über                 Obwohl in der Fachliteratur eher stiefmütterlich be-
          ein Montagevorbaugerät (Derrick) an der Einbaustelle einge-      handelt, hat die Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein im
          hoben, ausgerichtet, geschlossert und endgültig verschweißt.     Stahlbrückenbau eine herausragende Stellung, da sie den
          Die Montage richtete Weitz und sein Montageleiter Stern          Wendepunkt von der Materialoptimierung hin zur Ferti-
          auf 50-t-Einheiten aus. Weitere Einzelheiten können [7] ent-     gungsoptimierung setzt. Weitz beschreibt dies in [4, S. 131
          nommen werden. Die zur gleichen Zeit errichtete Rheinbrü-        und 160] mit der Hinwendung zur Querschnittkonzeption
          cke Weisenau wurde bereits mit bis 200 t schweren Großele-       auf Grundlage geometrischer Präferenzen. Genau beschrie-
          menten über einen firmeneignen Schiffskran montiert [8].         ben hat Weitz die Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein in [7].
               Der stark wechselnde und inhomogene, anstehende             Ihre Stellung im Gesamtwerk Hombergs zeigt [9].
          Baugrund mit stark unterschiedlichen Tragfähigkeiten zwang            Abgerechnet wurden für den gesamten Überbau 7895 t,
          zu einem Gründungshorizont bis zu 10 m unter der Rhein-          für die beiden Strombrücken 6100 t Baustahl, meist der Güte
          sohle. Die Strompfeiler gründen auf vorgespannten Caissons.      St 52 ohne Lager, Geländer, Roste und Sonstiges, entspre-
          Die Flutbrücken setzen sich über 3,00 m messende Stahl-          chend 143 kg/m² für den Stahlverbund bzw. 349 kg/m² für
          beton-Doppelsäulen auf Flachfundamente ab. Zusätzlich            die Vollstahlbrücken [1]. Der Bauvertrag für Unter- und
          wurde der Boden verdichtet oder die Tragfähigkeit durch          Überbauten wurde mit rund 32 Mio. DM schlussgerechnet.
          Kiesschüttungen und Rütteldruckverfahren angehoben.
               Strompfeiler und Widerlager der Rheinbrücke Wies-           2 Auf dem Weg zu einer neuen Brücke
          baden-Schierstein sind mit Granit des ehemaligen NS-Reich-
          parteitagsgeländes in Nürnberg verkleidet (Bild 7). Dies         Aufgrund steigender Unterhaltungskosten und rückläufigen
          veranlasste den Verband der Granitindustrie zu intervenie-       Zustandsnoten der Bauwerksprüfungen reifte in der Hessi-
          ren, weniger aufgrund der fragwürdigen politischen Symbo-        schen Straßen- und Verkehrsverwaltung 1995 der Entschluss,
                                                                           die Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein grundhaft instand-
                                                                           zusetzen. Die aktuelle Verkehrssituation von 78500 Kfz/24 h
                                                                           mit einem Anteil von 4000 Lkw/24 h erzwang eine Anpas-
                                                                           sung an die aktuelle Brückenklasse 60/30 gemäß DIN 1972/
                                                                           1985.
                                                                                Lager, Korrosionsschutz sowie Abdichtung und Belag
                                                                           waren zu erneuern, Fahrbahnübergänge (Rollverschlüsse)
                                                                           je nach Schädigungsgrad zu ersetzen oder instandzusetzen,
                                                                           die Stahlbetongehwegplatten gegen angeschweißte Stahl-
                                                                           elemente auszutauschen und die Stahlbeton- und Spann-
                                                                           betonflächen mit den damals zugelassenen Betonersatzsys-
                                                                           temen zu schützen [10]. Abschließend sollte ein rein der
                                                                           Gestaltung dienender und längs des Untergurtes verlaufen-
                                                                           der Zierwinkel minderer Stahlgüte (St 37) zur Vermeidung
                                                                           möglicher Risse vorsorglich entfernt werden.
                                                                                Mit Hilfe einer Faltwerksberechnung, zusätzlichen Beul-
          Bild 6. Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein im Bau, Mai            steifen an den Innenseiten der Hauptträger, der nun mit-
          1961 [2]                                                         tragenden Gehwege und einer Reduktion der Zwängungen
          Fig. 6. Rhine Bridge Wiesbaden-Schierstein under construc-       aus Wölbkraft durch Freisetzen überzähliger Festpunkte
          tion, 1961                                                       gelingt Manfred Hanf der Weihermüller und Vogel GmbH

                                                                                                      Sonderdruck aus: Stahlbau 82 (2013), Heft 2       7

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E. Pelke/A. Dieter · Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein – Wettbewerb und Entwurf

         der Nachweis, auch die damals aktuellen Einwirkungen ab-                            spiegelt noch das Primat der statischen Berechnung. Die
         tragen zu können.                                                                   heute gültigen Mindestanforderungen gemäß DIN-Fachbe-
               Nach Entfernen von Belag und Abdichtung der Stahl-                            richt 103 Abs. IV [16] dagegen sind konstruktiv und ferti-
         verbund-Flutbrücken und Beseitigung der Gehwegplatten                               gungsgerechte Regelungen, wie dies Weitz in [4, S. 158 ff]
         wuchs die Erkenntnis, dass die Schädigung von Fahrbahn-                             schon forderte.
         platte und Querspannglieder durch jahrzehntelangen Tau-                                   Sedlacek und Paschen [17] schließen daraus, „dass als
         salzeintrag bei unzureichender Betondeckung weitaus hö-                             Ursache der Rissbildung im Wesentlichen zufällig verteilte
         her war, als die ursprünglichen Untersuchungsergebnisse                             Schwachstellen der Nahtanschlüsse mit mangelhafter Aus-
         erwarten ließen. Bis in die Tiefe von 12 cm drang das Chlorid in                    führungsqualität in Frage kommen.“ Die orthotrope Fahr-
         den Beton zu den Querspanngliedern vor und minderte deren                           bahnplatte der Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein könne
         Querschnitts um bis zu 50 %. Rund 400 Gewi-Stähle des Durch-                        unter heutigen Gesichtpunkten nur dann als dauerhaft
         messers 16 mm waren den geschädigten Querspanngliedern                              gelten, „wenn der Querträgerabstand weniger oder gleich
         beizulegen. Der geschädigte Beton wurde teils ausgeräumt                            2,75 m betragen würde, keine nennenswerten Versätze der
         und ersetzt, teilweise gelang aber nur dessen Isolierung. Die                       V-Rippen vorlägen, die Z-Güte nach [14] eingehalten wäre
         restliche Nutzungsdauer der Stahlverbundbrücken wurde                               und die Einwirkungen einem innerstädtischen Verkehr
         auf rund 20 Jahre ab Gutachtenerstellung (1995) prognos-                            gleichkäme“, so Sedlacek und Paschen in [17].
         tiziert [11].                                                                             Die gewählte Sonderform der Stahlfahrbahn kann
               Wie befürchtet zeigten sich während der Stahlbauar-                           keine dieser Vorgaben erfüllen. Vielmehr erwartet [17] zu-
         beiten Anrisse an den geschweißten Untergurten der Stahl-                           künftig Ermüdungsprobleme und empfiehlt, von kostenin-
         verbundbrücken. Bei der Flutbrücke Wiesbaden erreichten                             tensiven Instandsetzungsmaßnahmen Abstand zu nehmen
         die Anrisse eine Schwächung des Untergurtes um ein Drit-                            und einen Ersatz der Brücke innerhalb von 10 bis 15 Jah-
         tel. Ausgehend vom Schweißnahtstoß des zuvor genannten                              ren anzustreben.
         Zierwinkels, griff der Anriss in den Hauptträgerstoß über.                                In Abstimmung mit dem Bundesverkehrsministerium
         Bei den Strombrücken unterband die Trennung der Mate-                               für Verkehr, Bau und Wohnungswesen und Hessen Mobil
         rialien durch Nietung von Untergurt und Zierwinkel glück-                           werden 2005 die Prüfzyklen auf ein halbes Jahr verdichtet,
         licherweise eine Schädigung.                                                        festgestellte Risse laufend verschweißt und die vorläufige
               Die grundhafte Instandsetzung wurde zweistufig zwi-                           Restnutzungsdauer auf 2015 festgelegt. Für die sofortige
         schen 1997 und 1999 ausgeführt. Für die sich abzeichnende                           Sicherung und Beseitigung von Verkehrshindernissen im
         reduzierte Restnutzungsdauer war ein teilerneuerter Korro-                          Falle eines Gewaltbruches, liegt vor Ort im Widerlager
         sionsschutz ausreichend. Schlussgerechnet wurde mit rund                            Wiesbaden eine stählerne Stützkonstruktion für die Stahl-
         21 Mio. DM.                                                                         fahrbahn bereit.
               Schon beim Bau der Rheinbrücke, 1961, traten Anrisse                                Der bei älteren Brücken oft angewandte statische
         an den V-Längsrippen und Schweißnahtbrüche auf [2]. Ab                              Kunstgriff, Zuglager kurzer Endfelder durch anschließende
         2000 sind durch die Bauwerksprüfung erneut Anrisse an den                           Bauwerke zu überdrücken, führte 2006 zu einem Ermü-
         Anschlussnähten der V-Längsrippen an den Querträgern do-                            dungsschrägriss in einer Konsole des ballastierenden Ent-
         kumentiert, die sich gleichmäßig über die Fahrbahnober-                             querträgers der Flutbrücke Rettbergsau, eine Gefährdung
         fläche verteilten. Eine Häufung der Risse in der Rollspur des                       der Standsicherheit, die nur unter sofortigem Verkehrsein-
         Schwerverkehrs, Indikator einer Materialermüdung, oder                              griff und kraftschlüssiger Notunterstapelung zu entschär-
         Stellen hoher Deckblechbeanspruchung, die sich auf ver-                             fen war. Folgerichtig sind Zugauflager und Zugkonsolen
         kehrsinduzierte Schädigungen zurückzuführen ließen, blie-                           für das neue Bauwerk ausgeschlossen.
         ben aus.                                                                                  In neuer Zeit treten vermehrt Schweißnahtrisse in der
               Umfangreiche Material- und Schweißnahtprüfungen                               Rollspur des Schwerverkehrs auf, sodass die Prognose
         ([12] und [13]) ergaben, dass an allen Schweißnähten, de-                           Sedlaceks einer einsetzenden Ermüdung zutreffend ist.
         ren Nähte sich in Nähe der Schmelzlinie des wärmebeein-                             Eine in 2006 ausgesprochene Geschwindigkeitsbeschrän-
         flussten Grundwerkstoff befinden, Gewaltbrüche vorlie-                              kung auf 60 km/h verlangsamte den Rissfortschritt erst
         gen.                                                                                wirkungsvoll mit einer stationären, auch haushälterisch
               Terrassenbrüche werden erkannt. Zwar weisen die ein-                          erfolgreichen, Geschwindigkeitsüberwachungsanlage in
         gebauten Stähle hinsichtlich ihrer chemischen Zusammen-                             2008.
         setzung und Festigkeit die Güte eines Werkstoffes St 355                                  Zwischen 2005 und 2011 schufen der Landesbetrieb
         nach DIN EN 100025 bzw. St 52 nach DIN 17100 auf. Die                               für Mobilität und Hessen Mobil gemeinsam die Vorausset-
         Anforderungen an die Beanspruchung in Dickenrichtung                                zungen zur Erlangung des Baurechts. Am 05. Januar 2012
         nach DIN 10164, gleichlautend einer Neigung zum Terras-                             wurden zunächst auf hessischer Seite und folgend am 02.
         senbruch, bleiben dagegen unerreicht.                                               März 2012 durch Rheinland-Pfalz die Planfeststellungsbe-
               Mit dem Bau der Rheinbrücke um 1960 erwachte erst                             schlüsse, nunmehr auf rund 675 Seiten ohne Anlagen an-
         das Bewusstsein um dieses gesonderte Bruchphänomen.                                 gewachsen, durch die zuständigen Länderminister unter-
         20 Jahre Erkenntnisgewinn waren erforderlich, um Emp-                               schrieben.
         fehlungen zur Prüfung und Einhaltung der Z-Güte durch                                     Mit der Auslobung eines Gestaltungswettbewerbes
         ein Technisches Regelwerk [14] geben zu können [15].                                beginnt die technische Planung des Neubaus der Rheinbrü-
               Neben den vorgenannten Material- und Schweißnaht-                             cke Wiesbaden-Schierstein. Eingebettet ist er in die länder-
         defiziten werden die V-Rippen an den Querträgern gesto-                             übergreifende Gesamtmaßnahme des 6-streifigen Ausbaus
         ßen und verfügen über bis zu 40 mm große Versätze. Die                              der A 643 zwischen dem Autobahndreieck Mainz und Au-
         konstruktive Ausbildung der orthotropen Fahrbahnplatte                              tobahnkreuz Wiesbaden/Schierstein.

         8       Sonderdruck aus: Stahlbau 82 (2013), Heft 2

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E. Pelke/A. Dieter · Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein – Wettbewerb und Entwurf

          3 Der Gestaltungswettbewerb 2007                                 (Mainzer Becken) und in größeren Tiefen die Schichten
          3.1 Wettbewerbsgrundlagen                                        des oberoligozänen Corbicula-Kalk an. In den Uferberei-
                                                                           chen und der Rettbergsaue sind diese mit quartären Sedi-
          Die Auslobung [18] erfolgte nach den Grundsätzen und             menten, pleistozänen und holozänen fluviatilen Sanden und
          Richtlinien für Wettbewerbe der Raumordnung des Städte-          Kiesen des Rheins mit eingewehten Flugsanden bedeckt.
          baus und des Bauwesens (GRW 1995) in der Fassung von             Die Schichten sind durch Brüche und Verkippungen ver-
          2003 und der Verdingungsordnung für freiberufliche Leis-         stellt. Wesentliche Merkmale der Untergrundverhältnisse
          tungen (VOF) als begrenzt offener Wettbewerb in einer            sind die große Inhomogenität des Baugrundes in vertikaler
          einzigen Wettbewerbsstufe. Die Zusammenarbeit von Bau-           und horizontaler Richtung und die Schwankungen der
          ingenieur und Architekt in einer Arbeitsgemeinschaft war         Festigkeit und Tragfähigkeit in weiten Grenzen. Die Wasser-
          unter der Federführung des Bauingenieurs vorgeschrieben.         durchlässigkeit des Untergrundes ist bereichsweise sehr
          Die potenziellen Teilnehmer wurden durch ein Auswahl-            hoch. Die Wasserwegsamkeiten sind inhomogen und rich-
          gremium nach vorgegeben Kriterien herausgefiltert, wobei         tungsunabhängig, das Grundwasser korrespondiert mit
          die fünf Teilnehmer mit der höchsten Punktzahl gesetzt und       dem Rheinwasserstand.
          fünf weitere Teilnehmer unter notarieller Aufsicht zugelost            Die Unterbauten des bestehenden Brückenzuges ver-
          wurden. Abzugeben waren Erläuterungsbericht, Kostenbe-           fügen über eine ausreichende Tragfähigkeit bei vertikalen
          rechnung, Pläne, die Visualisierung des Entwurfes sowie          Einwirkungen [19] aus ständigen Lasten und Verkehr. Bei
          eine Vorstatik. Die Wettbewerbssumme betrug 178000 €.            horizontalen Einwirkungen nach [19] treten dagegen grö-
                                                                           ßere Defizite bei den meisten Bestandpfeilern auf. Daher
          3.2 Wettbewerbsaufgabe                                           dürfen, unter Anpassungsmaßnahmen, nur die Trennpfei-
                                                                           ler am Ende der Flutbrücken sowie die Strompfeiler bei-
          Der Wettbewerb erstreckt sich über alle sechs Teilbauwerke.      behalten werden.
          Für den 6-streifigen Ausbau sind getrennte Überbauten                  Zum Schutz zusammenhängender Bebauungen am
          vorzusehen. Ein Überbau soll in der Trasse des bestehen-         Rheinufer Wiesbaden ist eine Lärmschutzwand mit bis zu
          den Bauwerks und der andere soll mit veränderlichem              4,00 m Höhe auf der Außenkappe des neuen Überbaus in
          Zwischenraum auf der Unterstromseite des bestehenden             der alten Brückenlage vorzusehen.
          Bauwerks errichtet werden. Der Zwischenabstand der Brü-                Die Rettbergsaue und der überwiegende Teil des Pla-
          cken auf der Mainzer Uferseite beträgt 18,75 m und wird          nungsbereiches sind ausgewiesene Fauna-Flora-Habitat
          durch die vorgegebene Lage des Fahrbahnüberganges der            (FFH)-, Vogelschutz-, Natura 2000, oder Naturschutzge-
          bestehenden Abfahrtsrampe Mainz-Mombach bestimmt.                biete. Zudem befindet sich das Bauwerk im Überschwem-
          Zunächst ist eine neue Brücke neben dem Bestand unter-           mungsgebiet des Rheins. Die Rheinbrücke Wiesbaden-
          stromig zu erstellen, die bauzeitlich den gesamten Verkehr       Schierstein quert Weich- und Hartholzauwälder sowie
          zwischen Wiesbaden und Mainz aufnimmt. Anschließend              Feucht- und artenreiche Extensivwiesen, deren Böden eine
          wird die bestehende Brücke abgebrochen und neu aufge-            natürliche Biotopentwicklung sichern. Die Rettbergsaue
          baut und abschließend der Verkehr der gegenläufigen Fahrt-       beherbergt Brut- und Rastvögel. Von den vorkommenden
          richtungen über die getrennten Teilbauwerke geführt.             Vogelarten ist bekannt, dass sie das bestehende Brücken-
               Beide Überbauten sind jeweils mit einem Regelwerk-          bauwerk in der Regel überfliegen. All dieses ist naturschutz-
          schnitt RQ 36 gemäß der Richtlinien für die Anlage von           rechtlich von hoher bis sehr hoher Bedeutung und mündet
          Autobahnen (RAA), entsprechend einer Breite von 21,1 m,          in folgende Wettbewerbsregeln:
          auszubilden. Die Spurbreite der Fahrstreifen beträgt von         – Die zu planenden Brücken sollten von möglichst weni
          innen nach außen 3,50 m – 3,50 m – 3,75 m und im Ab-                gen Grundpfeilern oder Pylonen getragen werden und
          stand von 50 cm folgt ein 3,75 m breiter Standstreifen zur          diese sind nach Möglichkeit nicht im FFH-Gebiet-Ge-
          Sicherstellung eines temporären bauzeitlichen Verkehrs.             wässer zu plazieren. In den Uferbereichen zu Rheinland-
          Die Außenkappen erhalten einen 2,50 m breiten Rad- und              Pfalz und Hessen wie auch im Bereich der Rettbergsaue
          Gehweg. Die Innenkappen sind regelhaft gemäß Richt-                 sollten keine hoch bis sehr hohen Lebensraumtypen in
          zeichnungen Kap. 1 einschließlich eines Übersteigschutzes           Anspruch genommen werden und prioritäre Le-
          nach Gel. 17 auszubilden.                                           bens-räume sind nicht zu beeinträchtigen.
               Die einseitige Regelquerneigung beträgt für beide Rich-     – Tabuzonen zur Errichtung von Brückenpfeilern sind zu
          tungsfahrbahnen 2,50 %. Die Gradiente der Autobahn über             beachten (betrifft das Ufer der Rettbergsaue zum Main-
          den Rhein steigt von der Mainzer Uferseite bis etwa Mitte           zer Rheinarm).
          Rettbergsaue mit einer Längsneigung von 1,0 % an und fällt       – Eventuelle Verseilungen der neuen Brücken sind so zu
          nach dem Trassierungshochpunkt mit einer Längsneigung               wählen, dass sie kein massives Hindernis für die
          von 1,0 % in Richtung Wiesbadener Uferseite wieder ab. Die          vorkommende Avifauna darstellen.
          Unterkante der bestehenden Brücke ist zur Sicherstellung         – 10 m oberhalb der Brücken sind Flugkorridore offen zu
          des Schifffahrtsprofils einzuhalten. Die Konstruktionsunter-        halten, damit ein ungestörter Überflug für die Avifauna
          kanten und Bauhöhen der neuen Rheinbrücke Wiesbaden-                gewährleistet bleibt. Die Tabuzonen für die Freihaltung
          Schierstein ergeben sich somit aus den Vorgaben zur erfor-          der Flugkorridore für die Avifauna sind zu beachten. Die
          derlichen lichten Durchfahrtshöhe unter Einhaltung des              Farbgebung der zu planenden Brücken ist so zu wählen,
          Gefährdungsraums für die Schifffahrt gemäß DIN 1055-9               dass sie von der vorkommenden Avifauna wahrge-
          und den Höhenangaben zur Gradiente der Fahrbahnen.                  nommen werden kann.
               Im Untergrund der Trassenachse stehen marine Abla-          – Auf eine Beleuchtung der Brücke ist nach Möglichkeit
          gerungen des Tertiärs, die oberoligozäne Hydrobienschicht           zu verzichten, damit ein zusätzliches Kollisionsrisiko

                                                                                                       Sonderdruck aus: Stahlbau 82 (2013), Heft 2      9

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E. Pelke/A. Dieter · Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein – Wettbewerb und Entwurf

         Bild 8. Wettbewerbsbeitrag Grontmij BGS-Ingenieurgesellschaft mit Ferdinand Heide, Frankfurt am Main
         Fig. 8. Competition entry of Grontmij consulting engineers in colloboration with Ferdinand Heide, architect

           durch Anlockung, Blendung, Irritation oder Ablenkung                            3.4 Wettbewerbsergebnis
           vermieden wird.
         – Es sollte ein Bauablauf gewählt werden, der die Eingriffe                       Unter der Leitung von Herrn Ministerialrat Joachim Nau-
           in die bestehenden NATURA 2000-Gebiete und in die                               mann trat am 13. Dezember 2007 das Preisgericht zusam-
           Uferbereiche so gering wie möglich hält.                                        men [20]. Teilnehmer, ihr Wettbewerbsbeitrag und ihr er-
         – Abschließend waren die Auflagen der Wasser- und Schiff-                         zieltes Ergebnis zeigt Tabelle 1, wobei sie bei gleichem
           fahrtverwaltung zu berücksichtigen:                                             Rang auf den Wertungsvorschlag der Vorprüfung zurück-
           – keine Einschränkungen der vorhandenen lichten                                 greift.
             Weite von 200 m im nördlichen Rheinarm (Wiesbade-                                  Drei Arbeiten waren aufgrund der Anordnung eines
             ner Fahrwasser) durch Strompfeiler                                            Pfeilers in den naturschutzrechtlichen Tabuzonen in der
           – keine Strompfeiler im Mombacher Arm, später auf                               Rettbergsaue auszuschließen (vgl. Tabelle 1). Die Wettbe-
             Pfeiler westlich der Rettbergsaue beschränkt.                                 werbsbeiträge des letzten Rundganges erhielten folgende
           – lichte Durchfahrtshöhe für die Schifffahrt von 9,10 m                         Beurteilung:
             über HSW 84,04 m ü. NN im rechten Rheinarm auf
             150 m Breite mittig zur Fahrrinnenachse und im                                1. Preis: Ingenieurbüro: Grontmij BGS-Ingenieurgesell-
             linken Rheinarm über der nördlichen Hälfte                                    schaft, Frankfurt am Main, Architekturbüro: Ferdinand
           – Mindestabstand von 15 m quer zur Fließrichtung zwi-                           Heide, Frankfurt am Main (Bild 8)
             schen neuen, nicht mit den vorhandenen Strompfei-                             Als Deckbrücke zeichnet sich das Bauwerk durch seine
             lern fluchtenden Strompfeilern                                                einfache Bauweise und die an die Umgebung angepasste
           – radargerechte Gestaltung von Brücken über Bundes-                             Gestaltung aus. Die Zugänglichkeit des Bauwerks und da-
             wasserstraßen gem. Rundschreiben des Bundesminis-                             mit der künftige Wartungs- und Unterhaltungsaufwand
             ters für Verkehr vom 14. 2. 1994.                                             sind voraussichtlich gering. Der Entwurf stellt sowohl in
                                                                                           der Unterhaltung als auch in den Herstellkosten die wirt-
         3.3 Wertungskriterien                                                             schaftlichste Lösung dar. In Betrachtung der Umweltver-
                                                                                           träglichkeit ist die gewählte Bauweise optimal, da sich
         Die Kriterien zur Beurteilung der Wettbewerbsbeiträge wur                         durch den flachen Überbau keine Einschränkungen auf die
         den sorgsam im Zusammenspiel von Bundesministerium                                Avifauna ergeben. Kritisch zu betrachten sind der schwin-
         für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und seiner Auf-                             gungsanfällige Fußgängersteg sowie die Klärung einiger
         tragsverwaltung Hessen Mobil ausgewählt. Sie reflektieren                         Details.
         den Wunsch des Bauherrn, nach dem „au point“ errichte-
         ten Ingenieurmeisterwerk, eine nachhaltige Rheinquerung                           2. Preis: Ingenieurbüro: Peter und Lochner, Stuttgart, Ar-
         mit gezielten Tragwerksreserven bei geringen Lebenszyk-                           chitekturbüro: Asp Architekten, Stuttgart (Bild 9)
         luskosten und hoher Verkehrsqualität zu bekommen.                                 Die Bauweise als Schrägseilbrücke stellt aus gestalteri-
         Daraus entwickelt sich folgende Wertungsmatrix:                                   scher Sicht ein markantes Objekt für diese Region dar.
         – Standsicherheit und Robustheit (20 %)                                           Die Verbindung und das Gegenüber beider Hauptstädte
         – Realisierbarkeit der Konstruktion/Bauverfahren (10 %)                           werden hier auf interessante Weise dargestellt. Die beiden
         – Dauerhaftigkeit und Gebrauchsfähigkeit/Nachhaltigkeit                           Flussarme werden durch die unterschiedlich großen
            (10 %)                                                                         Spannweiten deutlich gemacht. Jedoch ist durch die vor-
         – Wirtschaftlichkeit (15 %)                                                       gesehenen Pylone und Schrägseile eine Beeinträchti-
         – Unterhaltung und Prüfbarkeit (10 %)                                             gung der Avifauna gegeben. Die im Bauzustand erforder-
         – Umweltverträglichkeit (20 %)                                                    liche horizontale Abspannung der Flussfelder zu den
         – Gestaltung und Einbindung in das städtische Umfeld                              Ufern erscheint sehr aufwendig. Der Einbau von Druck-
            (10 %)                                                                         riegeln im Endzustand ist noch nicht abschließend
         – Innovation (5 %).                                                               geklärt.

         10      Sonderdruck aus: Stahlbau 82 (2013), Heft 2

11_106-121_Pelke-Dieter (0024)_cs6.indd 113                                                                                                        25.01.13 09:31
E. Pelke/A. Dieter · Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein – Wettbewerb und Entwurf

          Tabelle 1. Neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein, Wettbewerbsteilnehmer und Wettbewerbsergebnis
          Table 1. Competitor and results of New Rhine Bridge Wiesbaden-Schierstein competition
           Rang Wettbewerbsteilnehmer                 Anzahl    Anzahl Stützweiten [m]                                      Haupttrag- Querschnitt Hauptragwerk                 Bauhöhe
                                                      Felder    Teilbau-                                                    werk                                                Haupttrag-
                                                                werke                                                                                                           werk [m]
           0       Ausschreibung, Entwurf II,         (15) 14   (3) 2     (Rahmen unbekannter Spannweite mit zwi-           gevouteter    Plattenbalken mit Stahlhohlkasten- 7,60 – 4,20
                   als Nullvariante 01, 1958                              schenliegendem Straßendamm)                       Balken        stegen in den Stromöffnungen auf
                   Ingenieurbüro Leonhardt und                            55,0 – 60,0 – 70,0 – 85,0 – 205,0 – 85,0 – 70,0                 120 m bzw. 145 m Länge ortho-
                   Andrä in Zusammenarbeit mit                            70,0 – 70,0 – 70,0 – 170,0 – 70,0 – 52,2 – 46,4                 trope Fahrbahn sonst längs- und
                   Luis Wintergerst, Stuttgart                            = 1178,6 (1220,0)                                               quer vorgespannter Stahlbetonfahr-
                                                                                                                                          bahn
           0       Vorhandenes Bauwerk als            17        (6) 5     (32,88 – 32,88 – 32,88)                           gevouteter    offener Kontiumumsquerschnitt         7,65–4,58
                   Nullvariante 02, 1959                                  55,0 – 60,0 – 70,0                                Balken        mit orthotroper Fahrbahnplatte
                   Hellmut Homberg, Ingenieur-                            85,0 – 205,0 – 85,0                                             und lastverteilendem Kreuzwerk
                   büro Homberg, Hagen                                    70,0 – 70,0 – 70,0
                   Reinhard Fritz Weitz, Hein,                            70,0 – 170,0 – 70,0
                   Lehmann AG, Düsseldorf                                 52,2 – 46,4
                                                                          = 1183,0 (1281,63)
           1       Ingenieurbüro: Grontmij            14        2         (22,5)                                            gevouteter    einzelliger Hohlkasten                8,00 – 3,50
                   BGS-Ingenieurgesellschaft,                             52,0 – 60,0 – 60,0 – 70,0 – 102,5 – 205,0 – 102,5 Balken        S 355/S 460                           3,00 (Flut-
                   Frankfurt am Main                                      90,0 – 102,5 – 205,0 – 102,5 – 55,0 – 50,0                      Haupttrom- und Nebenöffnung           bereich)
                   Architekturbüro: Ferdinand                             = 1285,0                                                        orthotrope Fahrbahnplatte
                   Heide, Frankfurt am Main                                                                                               Flutbereiche Stahlbetonfahrbahn
                                                                                                                                          C 35/45
                                                                                                                                          Wechsel auf Stahlverbundplatten-
                                                                                                                                          balken mit Hohlkastenstegen in
                                                                                                                                          Flutbereichen
           2       Ingenieurbüro: Peter und           15        3         49,5 – 60,0 – 60,0 – 256,0 – 60,0 – 60,0          Schrägseil-   einzelliger Hohlkasten mit abge-      3,20
                   Lochner, Stuttgart                                     60,0 – 64,0 – 328,0 – 68,0 – 68,0 64,0            Mittelträ-    strebten Kragarmen
                   Architekturbüro:                                       34,2 - 34,2 34,2                                  gerbrücke     Stromfeldern in Stahl S 355
                   Asp Architekten, Stuttgart                             = 1280,1                                          räumliche     Flutbereiche in Spannbeton
                                                                                                                            nach au-      C 35/45 über den Stützen C 70/85
                                                                                                                            ßen lau-
                                                                                                                            fende
                                                                                                                            Tragseile

           3       Ingenieurbüro: Krebs und           10        1         168,6 – 240,0 – 165,0 – 130 – 205,0 – 130,0 –     Zügelgurt-    hybrider, einzelliger Hohlkasten in   8,50 – 2,00
                   Kiefer, Darmstadt                                      77,0 – 63,0 55,0 48,0                             brücke        Spannbeton C 70/85 und Stahlver-
                   Architekturbüro: K+R Plan –                            = 1277,0                                                        bund S 355/C35/45
                   Krug und Schnorr, Darmstadt

           4       Ingenieurbüro: Ingenieurbüro       15        3         45,8 – 45,8 – 45,8                               gevouteter     offenes Stahlverbund-Strebenfach- 9,00 – 5,00
                   Binnewies, Hamburg                                     112,2 – 151,33 – 151,33 – 151,33 – 205,0 – 112,3 Fachwerk-      werk mit weitgestellten Hauptträ-
                   Architekturbüro:                                       43,47 – 43,47 – 43,47 – 43,47 – 43,47 – 43,47    balken         gern aus S 355 I-Profilen und S460-
                   Prof. Winking, Hamburg                                 = 1281,61                                                       LP-Untergurten
                                                                                                                                          gekoppelte Stahlbetondruckgurte
                                                                                                                                          über den Stützen C 50/60

           5       Ingenieurbüro: Schlaich, Ber-      14        2         68,0 – 68,0 – 68,0 – 68,0 – 100,0 – 205,0 100,0   Zügelgurt-    gevouteter Stahlbeton-Stahlver-       4,30 – 3,00
                   germann und Partner, Stuttgart                         – 55,0                                            brücke        bund-Trägerrost in S 355 und C
                   Architekturbüro: H. Gries                              55,0 – 100,0 205,0 100,0 40,0 50,0                              35/45 mit offenen Profilen und Be-
                   Architekt, Stuttgart                                   = 1282,0                                                        tondruckriegel in Höhe Pylon

           6       Ingenieurbüro: Schüßlerplan,       18        4         4 × 46,5                                          Schrägseil-   Stahlverbundplattenbalken mit         4,00
                   Frankfurt am Main                                      56,25 – 168,75 – 56,25 – 50,75                    brücke mit    Hohlkastenstegen in S 355 /
                   Architekturbüro: Peter Kulka,                          50,75 – 50,75 – 62,50 – 250,0 – 62,5 – 50,75      außenlie-     C 35/45
                   Köln                                                   4 × 46,5                                          genden        Spannbetonplattenbalken in
                                                                          = 1282,0                                          Tragseilen    C 40/50 mit Hohlkastenstegen zur
                                                                                                                                          Rückhängung
           7       Ingenieurbüro: Grbv, Hannover 14             2         76,5 – 70,0 – 70,0 – 70,0 – 240,0 – 70,0 – 70,0   Zügelgurt-    Stahlverbundträgerrost aus ge-        3,50
                   Architekturbüro: Dissing +                             70,0 – 70,0 – 240,0 – 70,0 – 70,0 – 51,0 – 51,0   brücke        schweißten, außenliegenden, ein-
                   Witling Architekturfirma a/s                           = 1288,5                                                        zelligen Hohlkästen
                   Kopenhavn/DK                                                                                                           S 355 C k.A.

           8*)     Ingenieurbüro: BUNG,               19        3         59,0 – 70,0 – 70,0 – 70,0 – 85,0 – 85,0 – 70,0 – gevouteter     Stahlverbundfachwerkröhre in S        11,50 – 6,68
                   Heidelberg                                             52,2 – 46,4                                       Fachwerk-     460/S 355 mit C 35/45 teilweise
                   Architekturbüro:AS&P Albert                            96,0 – 205,0 – 96,0                               balken        Fahrwerkhohlprofile mit C 90/105
                   Speer & Partner, Frankfurt am                          34,43 – 36,88 – 39,0 – 43,0 – 43,0 – 43,0 – 39,27               gefüllt
                   Main                                                   = 1284,2

           8*)     Ingenieurbüro: Leonhardt,          14        1         32,03 – 46,0 – 55,0 – 60,0 – 60,0 – 120,0 –       gevouteter    Stahlbetonverbundplattenbalken        8,10 – 2,00
                   Andrä und Partner, Stuttgart                           205,0 – 120,0 – 60,0 – 60,0 – 110,0 – 185,0       Balken        mit Hohlkastenstegen bei geschlos-
                   Architekturbüro: Jean-Jacques                          110,0 – 58,60                                                   senem Stahlobergurt S 355 mit
                   Zimmermann                                             = 1281,63                                                       C 30/37
                                                                                                                                          Doppelverbund in den Stromfel-
                                                                                                                                          dern in C 50/60 Fertigteilfahrbahn

           9*)     Ingenieurbüro: Vössing,            12        3         48,0 – 55,0                                       Schrägseil- Stahlhohlkasten pro Fahrtrichtung       4,00
                   Düsseldorf                                             65,0 – 80,0 – 80,0 – 290,0 – 108,33               Mittelträ-  über Fachwerkverbände gekoppelt
                   Architekturbüro: Greisch                               108.34 – 108,33 – 170,0 – 103,0 – 66,0            gerbrücke bereichsweise mit orthotroper
                   Ingenieure S.A. Lüttich +                              = 1282,0                                                      (S 335) und Stahlbetonfahrbahn
                   Schröder Ass., Luxemburg                                                                                             (C 30/37) am Pylonpfeiler über
                                                                                                                                        Streben abgestützt

          *) Wertungsausschluss aufgrund Anordnung einer Pfeilerstellung westlich der Rettbergsaue

                                                                                                                                    Sonderdruck aus: Stahlbau 82 (2013), Heft 2             11

11_106-121_Pelke-Dieter (0024)_cs6.indd 114                                                                                                                                                 25.01.13 09:31
E. Pelke/A. Dieter · Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein – Wettbewerb und Entwurf

          Pylon                  Schrägseil           Tragwerk      Querschnitt           Bauhöhe     Gründung                       Anzahl            Lager             max.
                                 Zügelgurt            Flutbrücken   Flutbrücken           Flutbrücken                                Festpunkte in                       Dehnweg
                                                                                          [m]                                        Längsrichtung                       öko [mm]
          –                      –                    –             –                     –             Caissongründung der          2                 Festlager nicht   220
                                                                                                        Strompfeiler                                   näher benannt
                                                                                                        Brunnengründung der                            Rollen- oder
                                                                                                        Flutpfeiler beide 7 m–8 m                      Pendellager
                                                                                                        unter Rheinsohle

          –                      –                    Balken        offener Kontinu-   4,58             Caissongründung der          2                 Rollenlager       400
                                                                    umsquerschnitt mit                  Strompfeiler, Flachgrün-                       Nadellager
                                                                    vorgespannter                       dungen mit Bodenvedich-                        Neotopflager
                                                                    Stahlbetonfahrbahn                  tung teilweise mit Rüttel-
                                                                    und lastverteilen-                  druckverfahren
                                                                    dem Kreuzwerk

          –                      –                    Am Widerla-   vorgespannte          1,50          Wiederverwendung             2                 Kalottenlager     600
                                                      ger Wiesba-   Ft-Träger                           der Caissongründung, an-                       Sonderlager
                                                      den kurzer                                        sonsten Flachgründungen                        für bis zu 50
                                                      Endrahmen                                         ggf. Bodenaustausch                            MN
                                                      (22,5 m)

          mittig,                Parallellitze        Platte        Spannbetonmassiv-     1,30          Großbohrpfähle bzw.          2 (Pylone)        längsbweg-        570
          schräggestellt         Seilabstand 52 m                   platte                              Ortbetonrammpfähle                             liche Kalotten-
          Stahlbeton C 45/55     bzw. 44 m                          (Spannweiten                                                                       lager
          Hohlkasten             Durchmesser                        3 × 34,2 m)
          Doppelpylon            150 mm                             in C 35/45
          (Seite Mainz)
          biegesteif mit
          Pfahlgründung
          verbunden
          außenliegend           Stahlhohlkasten in   –             –                     –             Wiederverwendung             1                 Kalottenlager     840
          Stahlbeton             S 355                                                                  der Caissongründung, an-
          Rechteck, massiv                                                                              sonsten Flachgrünungen

          –                      –                    Balken        Stahlverbund-         2,50          Caissongründung              3                 Vorlandbrücke 400
                                                                    plattenbalken                       Ansonsten Flachgründung                        Punktkipp-
                                                                    mit Querträger                      ggf. durch Kleinbohr-                          lager
                                                                    a = 5,0 m                           pfähle verstärkt                               Fachwerk
                                                                    S 355/S 460 und                                                                    längsweiche
                                                                    C 50/60                                                                            Stahlstützen
                                                                                                                                                       S 460
          außenliegend,          Stahlzugglied aus    –             –                     –             Wiederverwendung der         2                 Kalottenlager     k. A.
          Stahlbeton in C        Blech mit aufge-                                                       bestehenden Gründung
          55/67                  schweißten Lamel-                                                      Tiegründung mit Groß-
                                 len                                                                    bohrpfählen
                                 S 335 („Segel“)
          außenliegend Stahl- vollverschlossen        Balken        Spannbetonplatten-    2,10          Flachgründung                4                 Kalottenlager     k. A.
          beton in C 40/50    Seilabstand                           balken in C 40/50                                                (Flutbrücken      (Flutbrücken
          H-Querschnitt       56,25 m                                                                                                semiintegral      semiintegral)
                              Durchmesser                                                                                            Festpunkt
                              130 mm                                                                                                 Brückenmitte)

          Stahl                  Stahlhohlkasten in   –             –                     –             Flachgründung                k. A.             Topflager         400
          k. A.                  S 355
                                 Zugverankerung in
                                 den Nebenspann-
                                 weiten erf.
          –                      –                    Balken        Stahlverbundplat-     3,80          Tiefgründung mit Groß-       4                 Kalotten- und     900
                                                                    tenbalken in S        1,60 – 2,10   bohrpfählen                                    Topflager
                                                                    460/S 355 mit C
                                                                    35/45 biegesteif
                                                                    mit zweizelliger
                                                                    Stahlhohlkasten
                                                                    verbunden
                                                                    Spannbeton-Plat-
                                                                    tenbalken
          –                      –                    –             –                     –             Stahlverbundstützen      1                     Kalottenlager     k. A.
                                                                                                        Flachgründung auf Boden-
                                                                                                        verbesserung

          mittig biegesteif im   Parallellitze        Balken        Plattenbalken mit     4,00          Flachgründung                am Pylon und      Elastomer-        700
          Strompfeiler ange-     Seilabstand 40 m     einhüftiger   Stahlhohlkastenste-                                              Stahlschräg-      Topflager
          schlossener Stahl-     Durchmesser          Rahmen mit    gen bereichsweise                                                stütze im Main-
          betonhohlquer-         150 mm               Schrägstiel   mit orthotroper                                                  zer Vorlandbe-
          schnitt rheinab-                                          (S 335) und Stahl-                                               reich
          wärts seitlich durch                                      betonfahrbahn
          Stahlrohrstrebe                                           (C 30/37)
          S 355 gehalten

         12       Sonderdruck aus: Stahlbau 82 (2013), Heft 2

11_106-121_Pelke-Dieter (0024)_cs6.indd 115                                                                                                                                         25.01.13 09:31
E. Pelke/A. Dieter · Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein – Wettbewerb und Entwurf

          Bild 9. Wettbewerbsbeitrag Peter und Lochner mit Asp             Bild 11. Wettbewerbsbeitrag Binnewies mit Prof. Winking,
          Architekten, Stuttgart                                           Hamburg
          Fig. 9. Competition entry of Peter and Lochner consulting        Fig. 11. Competition entry of Binnewies consulting engi-
          engineers in colloboration with Asp architects                   neers in colloboration with Prof. Winking, architect

          3. Preis: Ingenieurbüro: Krebs und Kiefer, Darmstadt, Ar-        3.5 Wertung aus Sicht des Bauherrn
          chitekturbüro: K+R Plan – Krug und Schnorr, Darmstadt
          (Bild 10)                                                        Der Realisierungswettbewerb nach GRW aus 2007 bestätigt
          Die gevoutete Balkenbrücke mit flachen Zügelgurtabspan-          den Ausschreibungswettbewerb aus dem Jahre 1959. Beim
          nungen stellt eine standsichere Konstruktion dar und hält        Bauherrn und seiner Auftragsverwaltung wuchs die Er-
          die Einflüsse auf die Umwelt gering. Unmotiviert erscheint       kenntnis, dass die zurückhaltende Architektur des Leon-
          die Anordnung der Zügelgurte statt über dem größeren             hardt-Hombergschen Brückenzuges zeitlos modern und nur
          Rheinarm über den kleineren Rheinarm in dem eher natür-          schwer zu übertreffen ist. Mit modernem technischen Kennt-
          lichen Umfeld, die Begründung mit der Ländergrenze mu-           nisstand unterfüttert, entspricht der Leonhardtsche Aus-
          tet eher willkürlich an. Die grüne Farbgestaltung der Stahl-     schreibungsentwurf I nahezu dem Siegerentwurf aus 2007.
          teile wird sowohl für die Einpassung in die vorhandene           Der Entwurf II darf als geradezu visionär genannt werden.
          Umgebung als auch bezüglich der Unterhaltung als proble-              Dagegen lösen Entwürfe von Schrägseilbrücken, zu
          matisch angesehen. Die Zugänglichkeit zu den äußeren             denen bereits 1959 aufgefordert wurde, die Planungsaufgabe
          Lagern ist nicht gewährleistet, die hohe Anzahl der Kop-         mit ihren stark wechselnden Stützweiten nicht. Das Abrü-
          pelstellen ist ungünstig.                                        cken der Fahrbahn auf Mainzer Seite erfordert für den Bau
                                                                           erhebliche Hilfsmaßnahmen, wie z. B. Hilfsabspannungen
          4. Rang: Ingenieurbüro: Ingenieurbüro Binnewies, Hamburg,        (Peter & Lochner) oder Stabilisierungsstreben (Vössing)
          Architekturbüro: Prof. Winking, Hamburg (Bild 11)                und führt zu ungünstigen Beanspruchung der Tragkon-
          Die Deckbrücke ist als Fachwerk ausgebildet und macht            struktion. Alle drei Wettbewerber mit Schrägseilbrücken
          die Brücke optisch leicht und transparent. Die offenen           konnten keine schlüssige Lösung erarbeiten.
          Doppel-T Profile stellen in der Unterhaltung des Bauwerks             Folgerichtig boten drei Wettbewerber Zügelgurtbrücken
          (Korrosionsschutz, Vogelnistplätze etc.) einen erheblichen       an, die dem städtischen Umfeld durchaus gerecht würden,
          Aufwand dar. Die Ausbildung des zusätzlichen Untergurtes         aber bei Dauerhaftigkeit und Unterhaltung Defizite zeigen.
          aus Beton zur Aufnahme der Druckkräfte ist nicht eindeu-         Einer der Entwürfe wirkte leicht und transparent und ent-
          tig geklärt. Die Vollstöße Untergurt/Obergurt erscheinen         hält eine Anzahl von Innovationsvorschlägen. Hier wäre
          konstruktiv problematisch. Als negatives Element wird            eine vertiefende Ausarbeitung wünschenswert gewesen.
          auch die Pfeilerstellung mittig im Rheinarm betrachtet.               Der Siegerentwurf verzichtet auf architektonische
                                                                           Gimmicks. Er punktet durch eine saubere ingenieurmäßige
                                                                           Durcharbeitung, insbesondere bei Konstruktion, Bauverfah-
                                                                           ren, Dauerhaftigkeit und Gebrauchsfähigkeit sowie der
                                                                           Unterhaltung. Er investiert in das direkt befahrene Bauteil
                                                                           und setzt das Weitzsche Diktum des fertigungsgerechten
                                                                           Konstruierens um. Der Siegerentwurf hebt sich von den
                                                                           anderen Arbeiten deutlich ab.

                                                                           4. Der ausschreibungsfähige Bauwerksentwurf
                                                                              nach RAB-ING [21]
                                                                           4.1 Längs- und Querschnittsgestaltung Überbau
          Bild 10. Wettbewerbsbeitrag Krebs und Kiefer mit K+R Plan –
          Krug und Schnorr, Darmstadt                                      Die Streckentrassierung der Schiersteiner Rheinbrücke ver-
          Fig. 10. Competition entry of Krebs and Kiefer consulting        läuft für beide Überbauten in der Geraden (Bild 12). Der
          engineers in colloboration with K+R Plan – Krug and Schnur,      Achsabstand der beiden Überbauten in Achse O am Wider-
          architects                                                       lager Wiesbaden beträgt etwa 18,90 m und der lichte Brü-

                                                                                                      Sonderdruck aus: Stahlbau 82 (2013), Heft 2      13

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E. Pelke/A. Dieter · Die neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein – Wettbewerb und Entwurf

         Bild 12. Bauwerksentwurf Neue Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein Grundriss und Längsschnitt FR Mainz [20]
         Fig. 12. Plan view and longitudinal section of the New Rhine Bridge Wiesbaden-Schierstein

         ckenabstand zwischen den Kappen etwa 2,60 m. Bedingt                                    Im Bereich über der Rheingaustraße, von Achse N bis
         durch die erforderliche Anbindung der Überbauten an die                           O, sind Rahmen aus vorgespannten Halbfertigteilen mit
         Vorlandbauwerke in Rheinland-Pfalz, Anschlussstelle Mom-                          Ortbetonergänzung vorgesehen. In den Achsen C, F und J
         bach, und eines sich dadurch ergebenden Zwangspunktes                             wechselt die Überbauausbildung des Querschnitts von ei-
         aus der Verkehrsführung, sind die Achsen der Überbauten                           ner reinen Stahlkonstruktion (Bild 13) zu einem Verbund-
         im Grundriss mit einem Winkel von etwa 0,7 gon gespreizt.                         querschnitt (Bild 14) mit Betonfahrbahnplatte. In den Ach-
         Dadurch vergrößert sich im Anschlussbereich an die Vor-                           sen C und J wird dabei zusätzlich ein Übergang von einem
         landbauwerke auf Rheinland-Pfälzer Seite der Abstand der                          2-zelligen Verbund-Hohlkastenquerschnitt in einen 1-zelli-
         beiden Achsen auf etwa 33,0 m und der lichte Abstand auf                          gen Stahlhohlkasten vorgesehen. Alle Materialübergänge
         ca. 16,70 m.                                                                      werden als biegesteife Anschlüsse ausgebildet.
              Die Überbauten der Brücke bestehen jeweils aus zwei                                Für die beiden Hauptöffnungen mit jeweils 205 m
         hintereinander liegenden Durchlaufträgern mit Stützweiten                         Spannweite und die beidseitig angrenzenden Nebenöff-
         von 50 m – 55 m – 102,5 m – 205 m – 102,5 m – 89 m und                            nungen mit 102,5 m Spannweite sind einzellige Stahlhohl-
         102,5 m – 205 m – 102,5 m – 70 m – 60 m – 60 m – 47 m                             kästen mit orthotroper Fahrbahnplatte vorgesehen. Mit
         bzw. 52 m sowie einem anschließenden Rahmen mit ca.                               einer Konstruktionshöhe von 4,8 m in Feldmitte der
         29,9 m Stützweite. Die Gesamtlänge der Überbauten beträgt                         Hauptöffnungen ist ein sehr schlanker Überbau gelungen
         1285,85 m (für die Brücke Unterstrom) bzw. 1280,92 m (für                         (l/43). Dennoch ist an diesen Stellen die Durchbiegung auf
         die Brücke Oberstrom).                                                            l/375 = 54 cm begrenzt. Die Querschnittshöhe verändert
              Die beiden Durchlaufträger ruhen in Achse G auf einem                        sich parabelförmig, so dass über den Pfeilern eine Vouten-
         gemeinsamen Trennpfeiler und werden mit einer Übergangs-                          höhe von 8,3 m entsteht. Die Stegbleche haben über den
         konstruktion verbunden. Die Festpunkte in Längsrichtung                           gesamten Brückenbereich eine konstante Schrägneigung.
         werden für die südlichen Durchlaufträger jeweils in Achse                               Die Stahlquerschnitte der Überbauten werden aus Bau-
         E und für die nördlichen Träger in Achse I angeordnet.                            stahl der Güte S 355 J2+N bzw. S 355 K2+N (65 mm < t ≤
         Weitere Dehnfugen für den Stahl- und Stahlverbundüber-                            80 mm) hergestellt. Die für den Baustahl geforderten Zug-
         bau werden dadurch nur noch in den Achsen A und N                                 werte (Streckgrenze, Zugfestigkeit) sind in Walzlängs- und
         bzw. N´ benötigt.                                                                 Querrichtung zu erfüllen und nachzuweisen.
              Die Querschnittsgestaltung der Deckbrücke gliedert                                 Bei der chemischen Zusammensetzung des Baustahls –
         sich im Wesentlichen in zwei Materialkonzepte, die entspre-                       Schmelzenanalyse – ist neben den geforderten 14 Elemen-
         chend ihrer Tragwirkung unter Berücksichtigung von stati-                         ten nach DIN 18 800-1 [23] zusätzlich auch der Massenan-
         schen, wirtschaftlichen und architektonischen Gesichtspunk-                       teil Bor in % anzugeben. Der Grenzwert von B ≤ 0,0008 ist
         ten in den entsprechenden Feldbereichen vorgesehen sind:                          einzuhalten und nachzuweisen. Für die Massenanteile
              Zum einen sind es Stahlverbundquerschnitte mit Stahl-                        Schwefel und Phosphor in % sind, abweichend von der
         betonfahrbahnplatten von Achse A bis C, F bis G und J bis                         Norm, folgende strengere Grenzwerte einzuhalten und
         N. Zum anderen sind die großen Hauptöffnungen im Strom-                           nachzuweisen: S ≤ 0,005 und P ≤ 0,015.
         bereich als Stahlquerschnitte mit orthotroper Fahrbahn-
         platte von Achse C bis F und Achse G–J konzipiert.                                4.2 Besonderheiten der orthotropen Fahrbahn
              Für die Lagerung der Überbauten werden wegen der
         hohen Lasten und Lagerverdrehungen ausschließlich Ka-                             Der Forderung nach einer besonders robusten Konstruk-
         lottenlager bzw. Kalottengleitlager nach DIN EN 1337 [22]                         tion für die Ganzstahlbauwerke wurde im Entwurf dadurch
         eingebaut.                                                                        Rechnung getragen, dass das Fahrbahndeck – die orthotrope

         14      Sonderdruck aus: Stahlbau 82 (2013), Heft 2

11_106-121_Pelke-Dieter (0024)_cs6.indd 117                                                                                                        25.01.13 09:31
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