HIVreport.de 012017 - HIV.Report

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HIVreport.de 012017 - HIV.Report
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  2017         HIVreport.de

               Synthetische Drogen
               Wichtige und neue Substanzen im Überblick

          3    Amphetamine, MDMA, GHB
          9    Neue psychoaktive Substanzen
         11    Behandlungsansätze
         14    Fazit für Klinik und Praxis
         17    In eigener Sache

aidshilfe.de
2

    Synthetische Drogen
    Wichtige und neue Substanzen im Überblick
    Dr. med. Felix Betzler, Prof. Dr. med. Dr. phil. Andreas Heinz, PD Dr. med. Stephan Köhler
    Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Charité Universitätsmedizin Berlin

                                                               Inhaltsverzeichnis
    Liebe Leserin, lieber Leser,                               Einleitung ....................................................3
    neue Substanzen stellen für Aidshilfen und                 Amphetamine .............................................3
    das Suchthilfesystem eine Herausforderung
    dar. Beratungs- und klinische Einrichtungen                   Wirkweise der Amphetamine ................. 3
    sind noch in einer Phase, in der Hilfestruk-                  Geschichte und Einsatzbereiche der
    turen aufgebaut werden und man vonei-                         Amphetamine ......................................... 5
    nander und miteinander lernt. Wir hatten                      Abgrenzung von Amphetamin und
    im vorletzten HIVreport über psychothera-
                                                                  Methamphetamin................................... 5
    peutische Angebote für Konsument_innen
    neuer Drogen berichtet.                                       Akute Intoxikation, Entzugssyndrom,
                                                                  Abhängigkeit ........................................... 6
    Die heutige Ausgabe bietet den psychiatri-
    schen Blick. Felix Betzler, Andreas Heinz                     Körperliche Auswirkungen ..................... 7
    und Stephan Köhler von der Klinik für Psy-                    Verbreitung und
    chiatrie und Psychotherapie der Charité                       Konsumentencharakteristika von
    stellen in einem Gastbeitrag die Wirkweise                    Methamphetamin ................................. 7
    der neuen Substanzen sowie das therapeu-
                                                               MDMA (Ecstasy) .........................................8
    tische Vorgehen bei Intoxikationen, der
    Entzugsbehandlung und der Langzeitthera-                   GHB (Liquid Ecstasy) ...................................9
    pie dar. Grundlage dieser gekürzten Version                Neue psychoaktive Substanzen (NPS) ........9
    ist ein Artikel [58] der drei Autoren in der
    Zeitschrift „Fortschritte der Neurologie Psy-              Behandlungsansätze .................................11
    chiatrie“. Wir danken dem Thieme-Verlag                    Fazit für Klinik und Praxis..........................14
    und den Autoren für die freundliche Ge-                    Take Home Message.................................14
    nehmigung der Publikation.
                                                               Impressum ................................................14
    Mit freundlichen Grüßen
                                                               Quellen......................................................15
    Armin Schafberger, Steffen Taubert
                                                               In eigener Sache........................................17
                                                                  HIV/STI-Prävention in der ärztlichen
    Aus der Redaktion: Steffen Taubert verlässt                   Praxis..................................................... 17
    den HIVreport und widmet sich nun aus-
                                                                  Let´s talk about sex AND drugs ............. 17
    schließlich dem Projekt „HIV/STI-Prävention
    in der ärztlichen Praxis“ (s. S. 14).

         Synthetische Drogen – wichtige und neue Substanzen im Überblick (HIVreport 2017/1 vom 08. Dezember 2017)
3

                                                         EMCDDA derzeit über 450 NPS erfasst [7].
Einleitung
                                                         In der vorliegenden Übersichtsarbeit wer-
In den letzten Jahren haben synthetische
                                                         den die bedeutsamsten Amphetaminderi-
Drogen steigende mediale Aufmerksamkeit
                                                         vate, insbesondere Methamphetamin, dar-
erfahren. Insbesondere der Vormarsch von
                                                         gestellt. Hinsichtlich der NPS liegt der Fokus
„Designerdrogen“ und Methamphetamin
                                                         auf jenen mit chemischer Verwandtschaft
(„Crystal Meth“) ist ein wiederkehrendes
                                                         zur Gruppe der Amphetamine und der Can-
Thema in Medienberichten der letzten Zeit
                                                         nabinoide. Darüber hinaus existieren je-
[1–3]. Bisherige repräsentative epidemiolo-
                                                         doch weitere, allerdings selten vertretene
gische Studien sind nicht mehr aktuell und
                                                         Substanzklassen, die jeweils NPS hervor-
es erfolgte dabei auch keine klare Trennung
                                                         bringen, darunter eine Gruppe stark hallu-
innerhalb der Gruppe der Amphetamin-
                                                         zinogener Substanzen, sowie Opioide und
Typ-Stimulanzien (ATS), z. B. zwischen Am-
                                                         Dissoziativa, die jeweils als „Legal High“,
phetamin und Methamphetamin, wodurch
                                                         „Food Supplement“ oder „Research Chemi-
eine realistische Abschätzung der Prävalenz
                                                         cal“ legal (meist online) oder als „Designer-
erschwert wird [4].
                                                         droge“ illegal auf dem Schwarzmarkt erhält-
Weitere wichtige Substanzen, die zu den                  lich sind [7], (s. Tab.1).
ATS gezählt werden, sind MDMA (Ecstasy)
und andere Amphetaminderivate, die vor
allem in der Partyszene konsumiert werden.               Amphetamine
(Meth-)-Amphetamin hingegen wird von
sehr unterschiedlichen Personengruppen                   Meist werden unter der Klasse der Amphe-
gebraucht. Konsumenten weisen für die                    tamine zwei Hauptvertreter subsumiert, die
jeweiligen Substanzen oft unterschiedliche               sich in Struktur und Wirkweise sehr ähnlich
Charakteristika auf und unterscheiden sich               sind:          Amphetamin             (alpha-
in ihren Konsummotivationen erheblich.                   Methylphenethylamin),        bekannt      als
Diesbezüglich schließt das Spektrum u. a.                „Speed“ oder „Pep“, und Methamphetamin
Leistungssteigerung im Beruf, Alltagsbewäl-              („Crystal Meth“) (s. Abb. 1). Trotz der Ähn-
tigung sowie Gebrauch als Partydroge mit                 lichkeit gibt es bedeutende Unterschiede
ein [5, 6].                                              zwischen den beiden Substanzen.

Aktuell zeigt sich eine zunehmende Prä-                  Wirkweise der Amphetamine
valenz weiterer neuer Substanzen (soge-
                                                         Beide Substanzen bewirken im ZNS eine
nannte „Neue psychoaktive Substanzen“,
                                                         Konzentrationserhöhung von Noradrenalin,
NPS), oftmals als „Designerdrogen“ oder
                                                         Dopamin und in geringem Umfang auch
„Legal Highs“ bezeichnet, die durch gering-
                                                         Serotonin im synaptischen Spalt. Hauptwir-
fügige Änderungen an der zugrunde liegen-
                                                         kung der Amphetamine ist eine subjektiv
den Molekülstruktur von der Gesetzgebung
                                                         empfundene Leistungssteigerung, Euphorie
als neuartige Substanzen noch nicht abge-
                                                         und eine Reduktion körperlicher und psy-
deckt und damit nicht illegal sind. Im Jahr
                                                         chischer Müdigkeitserscheinungen. Unter
2010 wurden von der europäischen Be-
                                                         höheren Dosierungen kommt es zu innerer
obachtungsstelle für Drogen und Drogen-
                                                         Unruhe, einer gesteigerten Psychomotorik
sucht (EMCDDA) 41 neu aufgetretene Sub-
                                                         bis hin zu repetitiven Verhaltensstereoty-
stanzen identifiziert. Verglichen damit hat
                                                         pien [8, 9].
sich im Jahr 2015 die Zahl der neu aufgetre-
tenen Substanzen mehr als verdoppelt (101                Periphere Wirkungen von Amphetaminen
neue Substanzen), insgesamt sind durch die               sind insbesondere Herzrasen, Blutdrucker-

              Synthetische Drogen – wichtige und neue Substanzen im Überblick (HIVreport 2017/1)
4

    höhung, Pupillenerweiterung, Zähnepres-
    sen, vermehrtes Schwitzen und psychomo-
    torische Unruhe. Die körperlichen Neben-
    wirkungen        sind     zumeist      die
    dosislimitierenden Faktoren, da diese vom
    Konsumenten als unangenehm empfunden
    werden.
    Substanz               Wirkungsweise                   Halbwerts-    Sucht-      Besonderheiten
                                                           zeit          potenzial

    Amphetamin             Vorwiegend Konzentrations-      4-8h          ++          Steigerung der Leistungsfähigkeit und Euphorie,
                           erhöhung von Noradrenalin                                 Reduktion von Müdigkeitserscheinungen. Bei höhe-
    „Speed“
                           und Dopamin im synapti-                                   ren Dosen psychomotorische Agitation, Stereoty-
                           schen Spalt                                               pien. Nebenwirkungen: Herzrasen, Schwitzen,
                                                                                     Pupillenerweiterung, Blutdruckanstieg.

    Methamphetamin         Vorwiegend Konzentrations-      10 – 30 h     +++         Wirkung und Nebenwirkung wie Amphetamin,
                           erhöhung von Noradrenalin                                 jedoch höhere Wirksamkeit bei weniger Nebenwir-
    „Crystal Meth“
                           und Dopamin im synapti-                                   kungen. Daraus resultierend teilweise exzessive,
                           schen Spalt                                               tagelange Rauschverläufe mit anschließender
                                                                                     Schlafsucht. Häufige Komplikation: psychotische
                                                                                     Rauschverläufe („Amphetamin-Psychose“).

    MDMA                   Vorwiegend Konzentrations-      3–5h          +           Glücksgefühle bis hin zu ekstatischen Zuständen,
                           erhöhung von Serotonin im                                 Gefühl von Nähe und Verständnis anderen Men-
    „Ecstasy“
                           synaptischen Spalt                                        schen und sich selbst gegenüber, Offenheit, Angst-
                                                                                     freiheit und Entspannung. Nebenwirkungen: Herzra-
                                                                                     sen, Schwitzen, Pupillenerweiterung, RR-Anstieg.
                           Partialagonist am
    GHB/GBL                                                30 – 50 min   ++          Keine chemische und pharmakologische Verwandt-
                           GABA-A-Rezeptor
                                                                                     schaft zu Ecstasy, aber ähnliche erlebte Wirkung,
    „Liquid Ecstasy“
                                                                                     daher der Name. Als Reinigungsmittel legal erhält-
                                                                                     lich, wird im Nachtleben tlw. als k.-o.-Tropfen miss-
                                                                                     braucht (sog. „Date-Rape-Drug“). Teilweise ausge-
                                                                                     prägte Entzugsdelirien mit Halluzinationen und
                                                                                     lebensbedrohlichen Komplikationen.

    Neue psychoaktive      Cathinone: Konzentrations-      Stark         + / ++      Zahlreiche neuartige Substanzen, viele davon mole-
    Substanzen (NPS)       erhöhung von Serotonin,         schwankend,               kular nur geringfügig verändert und daher (noch)
                                                                         Je nach
    - Synthetische         Noradrenalin und Dopamin,       je nach                   legal.
                                                                         Substanz
    Cathinone              mit unterschiedlichem           Substanz
                                                                                     Aufgrund der Unbekanntheit der Substanzen oft
    („Badesalze“)          Schwerpunkt je nach Sub-
                                                                                     unberechenbare Rauschverläufe.
                           stanz
    - Synthetische
                                                                                     Stark schwankende Mengen der gewünschten
    Cannabinoide           Cannabinoide: Potente
                                                                                     Substanz in den Packungen enthalten.
    („Spice“)              Agonisten am CB1-Rezeptor

    Tab. 1 Die wichtigsten synthetischen Substanzen auf einen Blick.

           Synthetische Drogen – wichtige und neue Substanzen im Überblick (HIVreport 2017/1 vom 08. Dezember 2017)
5

Geschichte und Einsatzbereiche der                       In den letzten 20 Jahren hat der Gebrauch
Amphetamine                                              von Amphetaminen im medizinischen Kon-
Amphetamin wurde erstmals 1933 unter                     text wieder stark zugenommen, was sich in
dem Namen Benzedrin in den USA einge-                    einem Pro-Kopf-Konsum von Amphetami-
führt und zur Behandlung verschiedenster                 nen in den USA widerspiegelt, der men-
Erkrankungen eingesetzt. So fand die Sub-                genmäßig dem des Jahres 1969 entspricht.
stanz große Anwendung in der Therapie                    Dieser drastische neuerliche Anstieg ist
von Depressionen und Übergewicht, aber                   hauptsächlich bedingt durch die Indikation
auch zur Behandlung der Alkoholabhängig-                 von Amphetaminen für die Behandlung der
keit, niedrigem Blutdruck, Epilepsie und                 Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-
vielen weiteren Erkrankungen [8]. Nur noch               Störung (ADS/ ADHS), wobei es in erster
wenige der damaligen Indikationen gelten                 Linie in der Behandlung bei Kindern, jedoch
heute noch.                                              zunehmend auch beim ADHS des Erwach-
                                                         senenalters Anwendung findet [10, 14],
Die zunächst am weitesten verbreitete Indi-              hauptsächlich als Amphetaminderivate wie
kation als Antidepressivum ging erst mit                 z. B. Methylphenidat (RitalinTM).
dem Erscheinen wirksamer Alternativen
(trizyklische Antidepressiva) und der Kon-               Weitere Indikationen für den medizinischen
trolle durch die UN- Konvention von 1971,                Einsatz von Amphetamin heutzutage sind
die u. a. Import, Export, Besitz und Konsum              die therapieresistente Depression und die
psychotroper Substanzen strenger regulier-               Narkolepsie (z.B. AdderallTM in den USA
                                                         [15]). Auch Methamphetamin wird in den
te, deutlich zurück. Bis dahin hatte der Kon-
                                                         USA weiterhin medizinisch eingesetzt, z. B.
sum von Amphetaminen in den USA ein
                                                         als DesoxynTM bei ADHS oder Adipositas
beträchtliches Maß von 50 Tabletten
                                                         [16]. Sowohl Amphetamin als auch Me-
(10mg) pro Mann/Frau und Kind jährlich
                                                         thamphetamin gelten dabei nicht mehr als
erreicht [10].
                                                         Therapeutikum erster Wahl ( Reservesub-
Auch militärisch wurden sowohl Ampheta-                  stanzen).
min als auch Methamphetamin im großen
                                                         In Deutschland findet Methamphetamin
Stil eingesetzt. Der subjektive Eindruck von
                                                         medizinisch keinen Einsatz mehr, und der
Leistungssteigerung und Durchhaltevermö-
                                                         Vertrieb unter der Bezeichnung „Pervitin“
gen führte dazu, dass im Zweiten Weltkrieg
                                                         wurde 1988 eingestellt.
bei deutschen Soldaten Methamphetamin
unter dem Namen „Pervitin“ bedarfsorien-
tiert und ohne strenge Restriktion oder ge-              Abgrenzung von Amphetamin und
naue Einnahmeempfehlungen in epidemi-                    Methamphetamin
schen      Maßen       eingeführt      wurde
(1939/1940: 10 Mio. Tabletten à 3 mg in                  Im Bereich des nichtmedizinischen Ge-
einem Jahr, entsprechend ca. 10 Tablet-                  brauchs wird das in Pulverform vorliegende
ten/Mann/Monat [11]). Auch von den Alli-                 Amphetamin nasal konsumiert („gezogen“),
ierten wurde Amphetamin zu militärischen                 seltener oral eingenommen. Es ist aufgrund
Zwecken verwendet. Erst in den 1960er                    seiner aufputschenden Wirkung in der Par-
Jahren erfolgten systematische Studien, die              tyszene sehr weit verbreitet. Allerdings wird
zeigten, dass sich nach anfangs medizini-                es, anders als Ecstasy, auch in anderen Le-
schem (oder militärischem) Gebrauch von                  bensbereichen und zur Bewältigung von
Amphetamin häufig ein Missbrauch oder                    psychosozialem Stress eingesetzt [8]. Am-
eine Abhängigkeit einstellte [12, 13].                   phetamin weist im Vergleich zu anderen
                                                         Substanzen ein mittelgradiges Suchtpoten-

              Synthetische Drogen – wichtige und neue Substanzen im Überblick (HIVreport 2017/1)
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    zial auf, das über dem von Ecstasy, jedoch                    Akute Intoxikation, Entzugssyndrom,
    deutlich unter dem von z. B. Alkohol, Tabak                   Abhängigkeit
    und Kokain liegt [17]. Die Halbwertszeit                      Klinisch           können           (Meth-)-
    beträgt ca. 4 – 8 Stunden [8].                                Amphetaminkonsumenten bezüglich ihres
                                                                  Konsumverhaltens und des Verlaufs des
                                                                  Missbrauchs und der Abhängigkeit unter-
                                                                  teilt werden in Gelegenheitskonsumenten
                                                                  (Ziel: Leistungssteigerung) bzw. chronische
                                                                  oder episodische Konsumenten mit teilwei-
                                                                  se exzessivem Suchtverhalten. Sie unter-
                                                                  scheiden sich teilweise erheblich in ihrem
                                                                  klinischen Phänotyp [18, 19]. Während Ge-
                                                                  legenheitskonsumenten zumeist ein hohes
                                                                  Funktionsniveau aufrechterhalten können,
                                                                  teilweise mit stabilem Konsummuster, tritt
                                                                  hingegen unter exzessivem Konsum eine
    Abb 1 Molekülstruktur des natürlich vorkommenden Phenethyl-   Toleranzentwicklung mit entsprechend
    amins und der wichtigsten synthetischen Amphetaminderivate.   massiver Dosiserhöhung auf, begleitet von
                                                                  körperlichen Komplikationen (s. u.) [8].

    Methamphetamin hingegen wird durch die                        Insbesondere im Rahmen exzessiven Kon-
    zusätzliche Methylgruppe schneller angeflu-                   sums in Bezug auf Methamphetamin kann
    tet. Der schnellere Wirkeintritt ist u.a. für                 es zu langen, mehrtägigen Phasen von
    das erhöhte Suchtpotenzial verantwortlich,                    Schlafkarenz und gleichzeitiger ausgepräg-
    da die erlebte Wirkung der Droge durch                        ter körperlicher Aktivität kommen. Dieses
    schnelleren Wirkungseintritt stärker mit                      kann zu völliger Erschöpfung und einer
    dem Einnahmevorgang assoziiert wird. Zu-                      nachfolgenden Phase stark vermehrten
    dem bewirkt die modifizierte Molekülstruk-                    Schlafes führen. Damit verbunden zeigen
    tur eine ca. doppelt so hohe biologische                      sich häufig depressive Symptome bis hin zu
    Wirksamkeit im Vergleich zu Amphetamin                        Suizidalität.
    bei jedoch vergleichbarer Ausprägung der                      Entgiftungen von Methamphetamin können
    Nebenwirkungen. Die begrenzte Dosisein-                       sich teilweise mit sehr schwerer psychomo-
    nahme beim Amphetamin, die maßgeblich                         torischer Unruhe und wechselnder Wach-
    durch dessen körperliche Nebenwirkungen                       heit im Rahmen eines Entzugsdelirs darstel-
    limitiert ist, spielt daher beim Methamphe-                   len.
    tamin gemessen an der Wirkung keine be-
                                                                  Eine der häufigsten psychiatrischen Ne-
    deutsame Rolle. Deshalb können größere
                                                                  benwirkungen sowohl von Amphetamin- als
    Mengen konsumiert werden, was oft zu
                                                                  auch von Methamphetaminkonsum ist die
    deutlich intensiveren und aufgrund der hö-
                                                                  sogenannte Amphetaminpsychose mit einer
    heren Halbwertszeit von 10 – 30 Stunden
                                                                  Prävalenz von bis zu 40 %, die klinisch ge-
    auch zu längeren Rauschverläufen führt.
                                                                  kennzeichnet ist durch starke Unruhe,
                                                                  Fremdaggressivität sowie Halluzinationen
    Methamphetamin wird sowohl nasal als                          verschiedener Sinnesqualitäten, letztere
    auch oral oder durch Rauchen, seltener                        sowohl im Rahmen einer drogeninduzierten
    auch intravenös konsumiert [8].                               Psychose, die über Tage und Wochen nach
                                                                  dem letzten Konsum andauern kann, als
                                                                  auch als direktes Intoxikationssyndrom [20].

          Synthetische Drogen – wichtige und neue Substanzen im Überblick (HIVreport 2017/1 vom 08. Dezember 2017)
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Insbesondere die Differenzialdiagnostik zu                           Der chronische Konsum kann sich auf viel-
anderen psychotischen Erkrankungen ist                               fältige Organsysteme auswirken und Folge-
häufig schwierig.                                                    erkrankungen wie u. a. eine Niereninsuffizi-
                                                                     enz, Magengeschwüre, Hautentzündungen,
Körperliche Auswirkungen                                             die Schädigung der Schleimhäute und auch
Die somatischen Komplikationen einer Ab-                             verstärkte Karies („Meth-Mund“) verursa-
hängigkeit, insbesondere von Methamphe-                              chen. Auch hat Methamphetamin einen
tamin, sind vielfältig: Internistische und                           erheblichen Einfluss auf die Kortisol-Stress-
neurologische Komplikationen können                                  Achse [26], die im Zusammenhang mit Ab-
durch Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen,                            hängigkeit und Rückfallverhalten zu stehen
Rhabdomyolyse (Muskelzerfall) oder Hirn-                             scheint [27, 28]: Methamphetaminkonsum
blutungen (bedingt durch Bluthochdruckkri-                           bringt über eine Veränderung der Eiweiß-
sen) und Krampfanfälle sowie durch Suizide                           bildung die Glukokortikoidsynthese in Gang.
und Unfälle unter Amphetamineinfluss töd-                            Im Mausmodell steht die Glukokortikoid-
lich enden [21].                                                     synthese in Zusammenhang mit erhöhtem
                                                                     Suchtverhalten, das durch eine medikamen-
Klinisch werden insbesondere bei langfristi-                         töse Blockade (Kortisolsyntheseblocker)
gem und regelmäßigem Konsum eine deut-                               günstig beeinflusst werden kann. Eine
liche Abmagerung und Infektionsanfälligkeit                          Übertragung dieses Therapieansatzes auf
auffällig. Erst in den letzten Jahren wurde                          den Menschen ist derzeit Forschungsgegen-
immer deutlicher, dass auch das Immunsys-                            stand [26].
tem durch regelmäßigen Konsum von Me-
thamphetamin erhebliche Veränderungen                                Verbreitung und Konsumentencha-
durchläuft, die sich in einer deutlich gestei-                       rakteristika von Methamphetamin
gerten Rate verschiedener Infektionser-
                                                                     Methamphetamin hat sich in den letzten
krankungen zeigen können, was nicht nur
                                                                     Jahren nach Cannabis zu der am häufigsten
durch potenziell gefährliches Verhalten der
                                                                     illegal konsumierten Droge weltweit entwi-
Konsumenten bedingt ist (MRSA 1, opportu-
                                                                     ckelt [29] und ist aufgrund der schwerwie-
nistische Pilzerkrankungen, HIV-Infektion).
                                                                     genden langfristigen körperlichen Neben-
Als ursächlich wird dabei angenommen,
                                                                     wirkungen       zu    einem      weltweiten
dass die natürliche Immunantwort ge-
                                                                     Gesundheitsproblem geworden. Auch in
schwächt wird [22].
                                                                     Deutschland hat die Verbreitung in den
Auch hinsichtlich neurokognitiver Funktio-                           letzten Jahren besonders in grenznahen
nen zeigen sich bei einem chronischen Me-                            Gebieten zu Tschechien zugenommen. Dort
thamphetaminkonsum deutliche Einschrän-                              lag der Anteil substanzbezogener Störungen
kungen [23, 24]. Die durch Meth-                                     im Hinblick auf Methamphetamin nahezu
amphetamin bedingte Neurotoxizität wird                              zehnmal höher als in der Bundesstichprobe
zunehmend besser verstanden: proin-                                  [4, 30]. Die Sicherstellungsfälle von Me-
flammatorische Prozesse führen insbeson-                             thamphetamin in Deutschland erhöhten
dere im Hippocampus zu einer erhöhten                                sich vom Jahr 2006 (Beginn der Erfassung)
Permeabilität der Blut-Hirn-Schranke und                             bis 2014 von 416 auf 3905 Fälle, in Kilo-
damit einer erhöhten Anfälligkeit des Zent-                          gramm entspricht das einem Anstieg von 11
ralen Nervensystems (ZNS) für (mikrobielle)                          kg auf 73 kg [31].
Toxine.
                                                                     Zunächst primär als Partydroge konsumiert,
                                                                     gibt es Hinweise, dass die Substanz mittler-
1
     MRSA: Infektionen durch Methicillin- (oder multi)-resistente-   weile auch zur Leistungssteigerung bei
    Staphylococcus-aureus Bakterien                                  Schülern und Studenten sowie am Arbeits-

                      Synthetische Drogen – wichtige und neue Substanzen im Überblick (HIVreport 2017/1)
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    platz eingesetzt wird: In einer Studie des
                                                              MDMA (Ecstasy)
    Zentrums für Interdisziplinäre Suchtfor-
    schung (ZIS) der Universität Hamburg gaben                Das als „Ecstasy“ bekannte Amphetaminde-
    knapp 50 % der Befragten an, Crystal Meth                 rivat          3,4-Methylen-          Dioxy-
    zur beruflichen Leistungssteigerung zu nut-               Methamphetamin (MDMA) unterscheidet
    zen, wobei der häufigste Anlass die Ein-                  sich hinsichtlich Wirkung, Gefahren- und
    nahme in der Freizeit ist (ca. 60 %). Anlass              Abhängigkeitspotenzial deutlich von ande-
    zur Besorgnis gibt insbesondere der Me-                   ren Amphetamin-Typ-Stimulanzien. MDMA
    thamphetaminkonsum homosexueller Kon-                     bewirkt eine Entleerung der Serotoninspei-
    sumenten in Kombination mit risikoreichem                 cher und gleichzeitige Wiederaufnah-
    Sexualverhalten          („Chem-Sex-Parties“,             mehemmung von Serotonin, was zu einer
    „Slamming-Parties“) aufgrund der Gefahr                   starken Erhöhung der Serotoninkonzentra-
    von Infektioneserkrankungen [32]. Trotz der               tion im synaptischen Spalt führt. Die Dopa-
    potenziell lebensbedrohlichen langfristigen               min- und Noradrenalinausschüttung wird
    Nebenwirkungen stellt Methamphetamin                      von MDMA hingegen deutlich weniger be-
    eine vor allem billige Alternative zu anderen             einflusst als von Amphetamin und Me-
    Stimulanzien dar (Preis in Europa ca. 15 –                thamphetamin [35].
    65 €, vergleiche Kokain: 50 – 70 € [33].                  Darüber hinaus führt MDMA zu einer er-
    Die genaue Verbreitung sowie Menge und                    höhten Ausschüttung von Oxytocin 2, was
    Frequenz des Konsums von Crystal Meth in                  den prosozialen Effekt der Substanz erklä-
    Deutschland sind jedoch weiterhin unklar.                 ren könnte [36]: Die Wirkung von MDMA
    Der 2012 durchgeführte epidemiologische                   wird von Konsumenten als stark euphorisie-
    Suchtsurvey ermittelte eine Zwölfmo-                      rend, empathiefördernd und „entaktogen“
    natsprävalenz von 0,7% für Amphetamin-                    (verstärkte Wahrnehmung von Emotionen,
    konsum in Deutschland, wobei nicht zwi-                   Förderung der Introspektionsfähigkeit) be-
    schen Amphetamin und Methamphetamin                       schrieben. Es bewirkt zudem eine Redukti-
    unterschieden wurde. Einen Missbrauch                     on körperlicher und psychischer Müdig-
    von Amphetaminen zeigten laut dieser Ar-                  keitserscheinungen [8].
    beit 0,2% der Befragten, weitere 0,1% er-                 MDMA ist innerhalb der Partyszene, insbe-
    füllten die Kriterien für eine Abhängigkeit               sondere der „elektronischen“, sehr weit
    [4]. Eine Trennung der Amphetamintypen in                 verbreitet. Die enge Assoziation mit der
    zukünftigen Erhebungen erscheint hinsicht-                insgesamt allerdings relativ kleinen Par-
    lich der Unterschiede in Wirkung, Abhän-                  tyszene ergibt in Deutschland eine Zwölf-
    gigkeitspotenzial und Konsumenten sinn-                   monatsprävalenz von 0,4 % (Vergleiche:
    voll.                                                     Amphetamine 0,7 %, Kokain 0,8 %, Canna-
    Zusammenfassend stellt Methamphetamin                     bis 4,5 %) [4]; es besteht ein geringeres Ab-
    mit seinen vielfältigen psychiatrischen und               hängigkeitspotenzial als bei Amphetamin
    neurologischen Nebenwirkungen und Lang-                   und Methamphetamin [17].
    zeitschäden für Psychiater_innen in den                   Die Nebenwirkungen von MDMA sind mit
    nächsten Jahren eine der bedeutsamsten                    denen von Amphetamin vergleichbar (Zäh-
    illegalen Drogen dar [34].                                nepressen, Pupillenerweiterung, vermehr-

                                                              2
                                                                  Oxytocin ist ein Hormon, das die Geburt auslöst (das altgriechi-
                                                                  sche okys tokos steht für schnelle Geburt), aber auch u.A. beim
                                                                  Stillen und beim Sex ausgeschüttet wird. Oxytocin gilt daher
                                                                  manchmal auch als „Kuschelhormon“. Es spielt neben vielen
                                                                  weiteren Aspekten eine Rolle in der zwischenmenschlichen In-
                                                                  teraktion.

        Synthetische Drogen – wichtige und neue Substanzen im Überblick (HIVreport 2017/1 vom 08. Dezember 2017)
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tes Schwitzen). In einigen Einzelfällen wur-                    es kriminelle Verwendung als k.-o.-Tropfen
de von Multiorganversagen mit Todesfolge                        („Rape 4 Drug“) [40]. Das Abhängigkeitspo-
im Zusammenhang mit Ecstasykonsum be-                           tenzial von GHB/GBL wird als gering bis mit-
richtet [32]. Einige Domänen kognitiver                         telgradig eingeschätzt [17], allerdings ent-
Funktionen, insbesondere des verbalen                           wickeln Patienten, die einmal eine
Gedächtnisses, können durch Langzeitkon-                        Abhängigkeit aufweisen, bei Entgiftungs-
sum beeinträchtigt werden, auch dauerhaf-                       versuchen massive körperliche Entzugs-
te Schlafstörungen und negative Effekte auf                     symptome in Form von Entzugsdelirien mit
das Immunsystem wurden in Studien be-                           optischen Halluzinationen und vegetativen
richtet [37].                                                   Entgleisungen, die trotz hochdosierter Gabe
                                                                von Benzodiazepinen oft nicht beherrsch-
MDMA liegt klassischerweise in weißlicher,
                                                                bar sind und zur Auflösung der Muskulatur
grob kristalliner Form vor oder gepresst in
                                                                mit drohendem Nierenversagen 5 führen
Form bunter Pillen mit verschiedenen Logos
                                                                können [38, 41].
und wird in der Regel oral eingenommen.
                                                                Ein neuer, vielversprechender Ansatz zur
                                                                Entgiftung ist die Umstellung auf pharma-
                                                                zeutisches GHB, an die sich eine schrittwei-
GHB (Liquid Ecstasy)                                            se Abdosierung anschließt [38]. Weitere
                                                                (Langzeit)- Therapiemöglichkeiten mit Bacl-
Nicht zu verwechseln ist das als MDMA vor-                      ofen 6 werden derzeit untersucht [41].
liegende Ecstasy mit dem sog. „Liquid Ecs-
tasy“. Dabei handelt es sich um Gamma-
Hydroxybuttersäure (GHB), die weder che-                        Neue psychoaktive
misch noch pharmakologisch Verwandt-
schaft mit MDMA oder sonstigen Amphe-                           Substanzen (NPS)
tamintyp-Stimulanzien aufweist. GHB wird                        Unter dem Überbegriff „Designerdrogen“
üblicherweise in Form der Vorläufersub-                         oder auch „Legal Highs“ werden verschie-
stanz GBL eingenommen, die legal als Rei-                       dene Gruppen von neuartigen, syntheti-
nigungsmittel im Internet erhältlich ist. GBL                   schen Substanzen zusammengefasst.
wird nach Einnahme zu GHB verstoffwech-
                                                                Mit deutlichem Abstand sind die wichtigs-
selt und entfaltet seine Wirkung als Partial-
                                                                ten Vertreter die synthetischen Cannabino-
agonist an GABA-A-Rezeptoren und durch
                                                                ide („Spice“) und die synthetischen Cathi-
Dopaminfreisetzung [38].
                                                                none („Badesalze“), die jeweils ca. 30 % der
Die Wirkung ist stark dosisabhängig und                         derzeit bekannten „Legal Highs“ ausma-
wird in niedrigen Dosierungen als ecsta-                        chen. Weitere Stoffklassen der NPS waren
syähnlich beschrieben, wodurch sich der                         im Jahr 2015 Arylamine (11 %), Phenethyl-
Name „Liquid Ecstasy“ etablierte. In hohen                      amine (8 %), Tryptamine (2 %) und Opioide
Dosen, insbesondere in Kombination mit                          (0,3 %) [32].
Alkohol, wirkt GHB/GBL stark sedierend.
                                                                In den meisten Ländern sind inzwischen
Zugleich weisen Konsumenten häufig symp-
                                                                Besitz, Verkauf und Gebrauch von syntheti-
tomatisch retrograde Amnesien 3 auf. Da
                                                                schen Cathinonen und synthetischen Can-
GHB/ GBL eine sehr kurze Nachweisbar-
keitsdauer von wenigen Stunden sowohl im                        4
                                                                    Rape = Vergewaltigung
Serum als auch im Urin aufweist [39], findet                    5
                                                                    Die Abbauprodukte der zerstörten Muskelfaserzellen verstopfen
                                                                    die Nierenkanälchen
                                                                6
                                                                    Baclofen ist eigentlich ein Muskelrelaxans und wirkt als spezifi-
3
    Retrograde Amnesie bezeichnet einen Gedächtnisverlust vor       scher Agonist an GABAB-Rezeptoren des Rückenmarks und Ge-
    einem bestimmten Ereignis                                       hirns.

                     Synthetische Drogen – wichtige und neue Substanzen im Überblick (HIVreport 2017/1)
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     nabinoiden untersagt, was dazu führte,                    Fünffache, ebenfalls mit einer vermutlich
     dass zahlreiche geringfügig veränderte Sub-               hohen Dunkelziffer [31].
     stanzen auf dem Markt erschienen, die
     durch ihre molekulare Veränderung (noch)
     nicht von der Gesetzgebung abgedeckt sind
     oder waren. Folglich muss die Gesetzge-
     bung hinsichtlich neuer Substanzen immer
     wieder angepasst werden, da bisher nur
     Einzelsubstanzgruppen in das Betäubungs-
     mittelgesetz aufgenommen werden, nicht
     aber Substanzgruppen [42, 43].
                                                               Abb. 2 Amphetaminähnlichkeit der Grundstruktur des pflanzli-
     Der Vertrieb erfolgt meist legal via Online-              chen Cathinons und dessen häufigste synthetische Derivate
     bestellung unter Labels, die einen scheinba-              Mephedron, Methylon und MDPV.
     ren Gebrauch angeben wie z. B. als sog.                   Analysen dieser NPS ergaben das Vorliegen
     „Badesalze“, „Research Chemicals“ oder                    von drei wichtigen Cathinonderivaten: Me-
     „Food Supplements“. Der Zugang zu diesen                  phedron, Metylon und MDPV (3,4-
     Substanzen ist einfach, es herrscht ein brei-             Methylenedioxypyrovaleron), neben weite-
     tes Angebot an Onlineplattformen oder                     ren Derivaten wie Ethylon, Butylon, Naphy-
     Webseiten – 2013 wurden über 600 ver-                     ron und anderen [45].
     schiedene Websites identifiziert, die NPS in
     dieser Form anbieten, darunter einige Platt-              Synthetische Cathinone weisen eine dem
     formen im sog. Deep Web, also dem Be-                     Amphetamin ähnliche Molekülstruktur auf
     reich des Internets, der nicht sichtbar und               (s. Abb.2), entfalten ihre Wirkung wie viele
     durch Suchmaschinen auffindbar ist (z. B.                 andere Psychostimulanzien über Mono-
     die Deep-Web-Domäne „Agora“) [32].                        amintransporter und verändern somit die
                                                               Konzentration von Dopamin, Noradrenalin
     Die Prävalenz ist schwer abschätzbar, unter               und/oder Serotonin im synaptischen Spalt
     anderem aufgrund der teilweise fehlenden                  [46]. Sie sind (insbesondere im Fall von Me-
     Nachweisbarkeit der Substanz. Eine Schät-                 phedron und Methylon) hinsichtlich ihrer
     zung wurde durch eine epidemiologische                    pharmakologischen und klinischen Wirkung
     Studie 2012 gegeben. Die Zwölfmonatsprä-                  mit der von MDMA vergleichbar [47].
     valenz für NPS (darunter auch synthetische
     Cannabinoide) wurde demnach mit 0,2 %                     Cannabinoide wirken wie das natürlich vor-
     beschrieben [44], wobei die Dunkelziffer                  kommende THC als Agonisten am CB1-
     hoch sein wird, da der Markt sich schnell                 Rezeptor. Allerdings weisen die syntheti-
     ändert und damit teilweise Substanzen                     schen Cannabinoide eine 5- bis 500-fach
     nicht mehr aktuell sind; einige Substanzen                höhere Affinität zum CB1-Rezeptor im Ver-
     hingegen sind so neu, dass sie von den Un-                gleich zu THC [48] auf. Zudem schwankt die
     tersuchungen (noch) nicht erfasst werden.                 Menge der tatsächlich enthaltenen Sub-
                                                               stanz von Packung zu Packung (selbst in-
     In Deutschland sind mittlerweile über 1500                nerhalb einer Produktreihe) beträchtlich
     verschiedene Produkte mit rund 160 unter-                 zwischen 77,5 und 202 mg [49]. Entspre-
     schiedlichen NPS festgestellt worden. Allein              chend unberechenbar und komplikations-
     2014 zeigten sich insgesamt 58 neue Wirk-                 reich können sich die Rauschverläufe ge-
     stoffe erstmals auf dem deutschen Markt.                  stalten, mit Agitation, epileptischen
     Die Zahl der Drogentoten, die auf Legal                   Anfällen, ausgeprägten Blutdruckspitzen
     Highs zurückzuführen ist, stieg 2014 im                   und niedrigen Kaliumkonzentrationen im
     Vergleich zum Vorjahr mit 25 Fällen um das                Blut [50].

         Synthetische Drogen – wichtige und neue Substanzen im Überblick (HIVreport 2017/1 vom 08. Dezember 2017)
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                                                         im Fall einer NPS die Konsultation des Gift-
Behandlungsansätze
                                                         notrufs, der für die meisten bisher bekann-
Trotz des deutlichen Anstiegs neuartiger                 ten NPS entsprechende Behandlungs- und
psychoaktiver Substanzen und entspre-                    Überwachungsempfehlungen geben kann.
chend steigender Zahlen der darauf zurück-
zuführenden medizinischen Behandlungen
und Todesfälle [31] wird die Konsumprä-
valenz von NPS wahrscheinlich weiterhin                                Giftnotrufzentralen
unterschätzt. Die meisten NPS ähneln in
Wirkung und Nebenwirkung jeweils Amphe-                      Liste der in Deutschland, Österreich und der
tamin-Typ-Stimulanzien oder Cannabis, sind                   Schweiz verfügbaren Giftnotrufzentralen über
jedoch aufgrund mangelnder Erfahrung bei                     www.bvl.bund.de → Lebensmittel → Für Ver-
Patienten und Behandlern in ihren Rausch-                    braucher → lebensmittelbedingte Infektionen
verläufen unberechenbarer und dadurch                        und Intoxikationen → Giftnotrufzentralen
gefährlich [47]. Bei Patienten mit einem
Symptombild, das den Nebenwirkungen
oder den Intoxikationserscheinungen von
Amphetaminen oder dem oben beschrie-                     Handelt es sich um eine Intoxikation mit
benen Symptombild ähnlich ist, sollte an die             klassischen Psychostimulanzien wie Amphe-
Möglichkeit einer NPS-Intoxikation gedacht               tamin, Methamphetamin und MDMA, soll-
werden und besonders gründlich nach Hin-                 ten die Erhebung der Standardlaborpara-
weisen auf die zugrunde liegende Substanz                meter, ein EKG, ggf. Volumensubstitution
gesucht          werden          (Anamne-                und eine mehrstündige Überwachung der
se/Fremdanamnese, lassen sich bei dem                    Vitalparameter (Herzfrequenz, Blutdruck,
Patienten – evtl. beschriftete – Tütchen                 Körpertemperatur, Atemfrequenz und ggf.
finden etc.).                                            Sauerstoffsättigung) erfolgen und, je nach
Scherbaum und Kollegen wiesen in ihrer                   Symptomatik, bei Agitation Benzodiazepine
Arbeit (2014) auf die Wichtigkeit einer                  sowie bei psychotischen Rauschverläufen
Grundkenntnis der NPS unter Psychia-                     Antipsychotika zum Einsatz kommen [52].
ter_innen hin [50]. So ist beispielweise von             Allerdings sollte auf die alleinige Gabe von
großer Bedeutung, zu wissen, dass durch                  Haloperidol verzichtet werden, da dadurch
die gebräuchlichen Testverfahren NPS in                  das Risiko für Rhythmusstörungen und
der Regel nicht identifiziert werden können:             Krampfanfälle gesteigert wird und sich
Eine Kreuzreaktion von synthetischen Can-                Angstzustände verschlimmern können [55].
nabinoiden und THC scheint nicht vorzulie-
gen, auch werden synthetische Cathinone
                                                         Im November 2016 wurde die S3-Leitlinie
über den (ELISA-)Amphetamin-Test nicht
                                                         „Methamphetamin-bezogene Störungen“
detektiert, lediglich der Methamphetamin-
                                                         veröffentlicht [52]. Im Fokus der Leitlinie
test schlägt vereinzelt an [51]. Bei entspre-
                                                         stehen evidenzbasierte Aussagen zur Wirk-
chender Präsentation klinischer Symptome
                                                         samkeit von medikamentösen und psycho-
sollte also eine massenspektrometriege-
                                                         therapeutischen Interventionen hinsichtlich
koppelte Gaschromatografie von Körper-
                                                         Akut- als auch Postakutbehandlung (Soll-,
flüssigkeiten erfolgen [50].
                                                         Sollte- und Kann- Empfehlungen).
Kann die zugrunde liegende Substanz durch
                                                         Eine Methamphetamin-Entzugsbehandlung
Anamnese oder entsprechende Untersu-
                                                         soll demnach stationär erfolgen und min-
chungen identifiziert werden, empfiehlt sich
                                                         destens drei Wochen umfassen. Medika-

              Synthetische Drogen – wichtige und neue Substanzen im Überblick (HIVreport 2017/1)
12

     mentös sollen in der Akutbehandlung Ben-                  sogar als nachteilig hinsichtlich Craving und
     zodiazepine (bei starker Unruhe, ggf. auch                der Konsumhäufigkeit. Hingegen wurden
     sedierende Antidepressiva) und es können                  positive Effekte für Methylphenidat, Bu-
     bei psychotischen Symptomen atypische                     propion, Mirtazapin und Naltrexon be-
     Antipsychotika (möglichst zeitlich limitiert)             schrieben, die zu einer reduzierten Kon-
     Anwendung finden [52]. Auch kann die sta-                 sumhäufigkeit führten, zudem konnten für
     tionäre medikamentöse Unterstützung des                   Topiramat Hinweise für ein reduziertes
     Entzugs mit Dexamphetamin ret. nach                       Rückfallrisiko gefunden werden [56, 57].
     Scheitern alternativer Strategien erfolgen.               In der S3-Leitlinie wird festgestellt, dass
     Bereits in der Entzugsbehandlung sollen                   „bei Patienten mit moderatem, nicht tägli-
     zusätzlich Psychoedukation und es können                  chem Methamphetaminkonsum ein Thera-
     ggf. psychotherapeutische Interventionen                  pieversuch mit Bupropion unternommen
     durchgeführt werden.                                      werden kann“ [52]. Für Sertralin, Modafinil
                                                               und auch Amphetamine wird hingegen von
     Hinsichtlich der Postakutbehandlung der
                                                               einer Behandlung abgeraten [52].
     Methamphetaminabhängigkeit          werden
     verschiedene Empfehlungen mit unter-                      Aufgrund der zunehmenden Relevanz der
     schiedlicher Evidenz durch die S3-Leitlinie               Methamphetaminabhängigkeit sind weitere
     gegeben: Zunächst sollte die Methamphe-                   Substanzen im Fokus klinischer Studien,
     tamin-Abstinenz das Therapieziel sein. Auch               insbesondere im Hinblick auf das dopami-
     sollte eine Entwöhnung oder eine einjährige               nerge, serotonerge und Opiat-System [57].
     suchtbezogene Behandlung erfolgen.                        Dennoch zeigt sich bisher am meisten posi-
                                                               tive Evidenz für eine Behandlung der Me-
     Die Einbindung von bedarfsspezifischen
                                                               thamphetaminabhängigkeit mit kognitiver
     Selbsthilfegruppen und die Angehörigenar-
                                                               Verhaltenstherapie und psychoedukativen
     beit wie auch sozialarbeiterische Hilfe im
                                                               Maßnahmen [54].
     Fall eines Rückfalls sollen integraler Be-
     standteil aller Angebote sein.
     Eine zentrale Rolle in der Langzeittherapie               Die aktuelle Literatur bezüglich NPS fokus-
     nimmt die Verringerung des Suchtdrucks                    siert sich auf die symptomorientierte Akut-
     (Craving) und damit des Rückfallrisikos ein.              behandlung von NPS-Intoxikationen. Für
     Daher soll allen Patienten ein bedarfs- bzw.              spezifische Behandlungsempfehlungen zur
     motivationsgerechtes      psychotherapeuti-               Rückfallprophylaxe und Entwöhnungen lie-
     sches Beratungs- bzw. Therapieangebot                     gen bisher noch unzureichend Daten vor.
     gemacht werden. Allerdings ist die Evidenz
     für spezifische Psychotherapieformen und -
     konzepte weiterhin begrenzt. Eine psycho-                 Ein Überblick über die verschiedenen The-
     therapeutische Behandlung wird in der S3-                 rapieansätze ist in Tab. 2 (auf der nächsten
     Leitlinie als Therapiemöglichkeit empfohlen               Seite) dargestellt.
     [52].
     Bezüglich pharmakologischer Behandlungs-
     empfehlungen in der Postakutbehandlung
     ist die Evidenz gering: In einer Übersichts-
     arbeit (2013) zeigten sich Therapieversuche
     mit Antidepressiva (Sertralin) und Antipsy-
     chotika (Aripiprazol) gegenüber Placebo

         Synthetische Drogen – wichtige und neue Substanzen im Überblick (HIVreport 2017/1 vom 08. Dezember 2017)
Substanz                Intoxikation                            Entzugsbehandlung                      Langzeittherapie

Amphetamin              Benzodiazepine, bei psychotischen       Vorübergehender Einsatz von            Medikamentös: ggf. Anti-Craving-
(„Speed“)               Rauschverläufen Neuroleptika.           Benzodiazepinen sowie trizykli-        Versuche u. a. mit Topiramat,
und                                                             schen Antidepressiva bei               Naltrexon, Mirtazapin, Bupropion
Methamphethamin                                                 Rebound-Phänomenen.                    zeigten Hinweise auf Wirksamkeit.
(„Crystal Meth“)        Hochpotente Neuroleptika zur                                                   Substitution mit Amphetaminen kann
                        Linderung von methamphetamin-           Lisurid, Amineptin mit geringer        auf der Basis vorliegender Evidenz
                        bedingten Entzugssymptomen              Evidenz, kann derzeit noch nicht       (noch) nicht empfohlen werden.
                        sollten nicht eingesetzt werden.        generell empfohlen werden.             Psychotherapie: Umgang mit Sucht-
                                                                                                       druck („coping skills“), Stimuluskontrol-
                                                                                                       le, Ressourcenorientierung, Psycho-
                                                                                                       edukation und Soziotherapie.
MDMA („Ecstasy“)        Vorübergehend Benzodiazepine,           In der Postakutphase (Abgeschla-       Rückfallrisiko deutlich geringer auf-
                        jedoch keine Neuroleptika, insbe-       genheit, Irritierbarkeit, Schlafstö-   grund eines geringeren Suchtpotenzi-
                        sondere kein Haloperidol (Krampf-       rungen, depressiv-ängstliche           als. Es liegen bisher keine Empfehlun-
                        schwellensenkung, Rhythmusstö-          Verstimmung) können Benzodia-          gen für eine Langzeittherapie vor, am
                        rungen), und keine Antidepressiva       zepine eingesetzt werden, jedoch       ehesten kann bedarfsorientiert psycho-
                        (Serotonerges Syndrom 7).               zeitlich streng limitiert.             therapeutisch gearbeitet werden.
Neue psychoaktive       Überwachung und symptomorien-           Bisher keine gesicherten               Bisher keine gesicherten Empfehlungen
Substanzen              tierte Therapie. Die Intoxikations-     Empfehlungen
(„Legal Highs“)         symptome ähneln denen der
                        Psychostimulanzien bzw. Cannabis.
                        Bei Agitation und Angstzuständen
                        vorübergehend Einsatz von Ben-
                        zodiazepinen. Konsultation des
                        Giftnotrufs empfohlen.

GHB                     Es existiert kein Antidot zu GHB.       Gabe von Benzodiazepinen               Derzeit noch keine Behandlungsemp-
(„Liquid Ecstasy“)      Die Akutbehandlung reduziert sich       möglich (hochdosiert), bei             fehlung spezifisch für GHB möglich.
                        daher auf die Überwachung und           schwerer körperlicher Ab-              Anti-Craving 8-Versuche mit Baclofen
                        supportive Behandlung der (sehr         hängigkeit jedoch Gefahr eines         und Naltrexon sind derzeit Forschungs-
                        unspezifischen) Intoxikationssymp-      schwer kontrollierbaren Delirs.        gegenstand.
                        tome: Bewusstseinseintrübung            Neuer Ansatz: Umstellung des
                        oder -verlust, Bradykardie, Hypoto-     GBL/GHB auf pharmazeutisches
                        nie, Hypothermie, Übelkeit und          GHB (Xyrem®, Somsanit®), dann
                        Erbrechen.                              schrittweise Abdosierung über 7
                                                                – 14 Tage.
Allgemein               Intoxikationserscheinungen bei Psychostimulanzien sind i. d. R. Tachykardien, hypertensive Krisen und Hyponat-
                        riämien. Hier empfiehlt sich eine symptomatische Therapie mit Blutdrucksenkern, Flüssikeitssubstitution und ggf.
                        Natriumsubstitution. Bei substanzinduzierten psychotischen Störungen sind Neuroleptika häufig unwirksam und
                        nicht empfohlen. Bei Echopsychosen (Flash-Back-Erinnerung an den Rausch-/ Psychosezustand) sogar kontraindi-
                        ziert aufgrund einer Symptomverschlimmerung. Hier sollten Benzodiazepine bevorzugt werden.

Tab. 2 Kurz-, mittel- und langfristige Therapieoptionen. Quellen: [38, 41, 52, 54 – 57].

7
    Serotonerges Syndrom = Kombination von verschiedenen vegetativen und neurologischen Symptomen, die durch einen erhöhten Seroto-
    ninspiegel hervorgerufen werden.
8
    Craving = Substanzverlangen
Fazit für Klinik und Praxis                            Take Home Message
• Typische Symptome einer Intoxikation                 Die Zahl der Konsumenten von Me-
  mit Psychostimulanzien vom Ampheta-                  thamphetamin („Crystal Meth“) und neuer
  mintyp (Amphetamin, Methampheta-                     psychoaktiver Substanzen v.a. synthetische
  min, MDMA): Herzrasen, Blutdruckerhö-                Cathinone und synthetische Cannabinoide)
  hung, Pupillenerweiterung, Zähne-                    steigt in Deutschland stark an.
  pressen, vermehrtes Schwitzen und                    Aufgrund starker Dosisschwankungen in
  psychomotorische Unruhe.                             den Präparaten, starker Wirkung und In-
• Intoxikationen mit NPS ähneln im Fall                formationsdefiziten bei den Konsumenten
  von synthetischen Cathinonen dem Into-               sind die Rauschverläufe unberechenbar und
  xikationsbild mit Amphetaminen; im Fall              gefährlich.
  von synthetischen Cannabinoiden Can-
  nabisintoxikationen, jedoch häufig mit               Bei akuten Intoxikationen mit Amphetamin-
  fulminanterem 9 Verlauf, teilweise mit               Typ-Stimulanzien oder neuen psychoakti-
  Agitationen und Blutdruckspitzen.                    ven Substanzen können je nach Symptoma-
• Bei akuten Intoxikationen können bei                 tik bei Agitation Benzodiazepine sowie ggf.
  allen aufgeführten Substanzen je nach                bei psychotischen Rauschverläufen Antipsy-
  Symptomatik bei Agitation Benzodiaze-                chotika zum Einsatz kommen.
  pine sowie bei psychotischen Rauschver-              Der Giftnotruf kann über die derzeit be-
  läufen Antipsychotika zum Einsatz kom-               kannten Substanzen Auskunft zu Überwa-
  men                                                  chungs- und Therapieempfehlungen geben.
• Im Zweifelsfall kann über den Giftnotruf
  eine Behandlungs- und Überwachungs-
  empfehlung für Intoxikationen mit bisher             Impressum
  bekannten NPS eingeholt werden.                      Herausgeber
• Entgiftungsbehandlungen fallen je nach               Deutsche AIDS-Hilfe e. V., Wilhelmstraße 138, 10963 Berlin
                                                       Fon: 030 690087-0, Fax: 030 690087-42, www.aidshilfe.de
  Substanz unterschiedlich komplex aus.
  Bei der Entgiftung von Amphetaminen                  Redaktion, V. i. S. d. P.
                                                       Steffen Taubert (tau), Armin Schafberger (sch)
  können Benzodiazepine zum Einsatz                    hivreport@dah.aidshilfe.de
  kommen, bei Entzugsbehandlung von
                                                       Texte
  GBL/GHB auch pharmazeutisches GHB.                   Dr. med. Felix Betzler, Prof. Dr. med. Dr. phil. Andreas Heinz, PD
• Entzüge von Methamphetamin und GHB                   Dr. med. Stephan Köhler 10

  sollten aufgrund von zu erwartenden                  Bestellung
                                                       www.hivreport.de
  Komplikationen nur von spezialisierten
                                                       Spendenkonto der Deutschen AIDS-Hilfe e. V.
  Zentren durchgeführt werden. Zu Entgif-              IBAN: DE27 1005 0000 0220 2202 20 – BIC: BELADEBEXXX
  tungsbehandlungen von NPS über eine                  Hinweis
  symptomorientierte Akutbehandlung                    Die genannten Verfahren, Medikamente, Inhaltsstoffe und Gene-
                                                       rika werden ohne Rücksicht auf die bestehende Patentlage mitge-
  hinaus liegen derzeit noch unzureichend              teilt. Geschützte Warennamen (Marken) sind nicht immer als
  Daten für Behandlungsempfehlungen                    solche gekennzeichnet; es darf daher nicht angenommen werden,
                                                       dass es sich bei den verwendeten Bezeichnungen um freie Wa-
  vor.                                                 rennamen handelt.
                                                       Die Deutsche AIDS-Hilfe übernimmt keine Gewähr für die Richtig-
                                                       keit der Angaben und haftet nicht für Schäden durch etwaige
                                                       Irrtümer. Wir raten unseren Leserinnen und Lesern, auf die
                                                       Fachinformationen und Beipackzettel der Hersteller zurückzugrei-
                                                       fen.

                                                       10
                                                             PD Dr. Stephan Köhler ist Teilnehmer am Charité Clinical Scien-
                                                            tist Programm, das finanziert wird durch die Charité-
9
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15

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                       Synthetische Drogen – wichtige und neue Substanzen im Überblick (HIVreport 2017/1)
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             Synthetische Drogen – wichtige und neue Substanzen im Überblick (HIVreport 2017/1 vom 08. Dezember 2017)
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