Berlin Wissenschaft 2015 - Eine Marke und ihre Vermarktung

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Ein Projekt von Partner für Berlin Gesellschaft für Hauptstadt-Marketing mbH

Eine Marke und ihre Vermarktung
Berlin Wissenschaft 2015
                                                                         Teil 1 – Bestandsaufnahme
                                                                         Stärken und Schwächen
                                                                         des Wissenschaftsstandortes
                                                                         Berlin

                                                                         Interviews und Auswertung
                                                                         Dr. Pantelis Christian Poetis
                                                                         POWERGROUP GmbH

                                                                         Berlin, Februar 2005
Berlin Wissenschaft 2015
Eine Marke und ihre Vermarktung

Teil 1 – Bestandsaufnahme
Stärken und Schwächen des Wissenschaftsstandortes Berlin

Ein Projekt von

Partner für Berlin
Gesellschaft für Hauptstadt-Marketing mbH

Interviews und Auswertung
Dr. Pantelis Christian Poetis
POWERGROUP GmbH

Berlin, Februar 2005
Inhaltsverzeichnis

Vorwort                                                                 6    III.3. Einschätzungen des Standortes Berlin                         34
                                                                             III.3.1. Standortfaktoren Berlins                                   34
I. Projekt „Berlin Wissenschaft 2015“ –
                                                                             III.3.2. Stärken und Schwächen Berlins                              35
   Zielsetzung und Vorgehensweise                                       8
                                                                             III.3.3. Chancen und Risiken Berlins                                40
II. Aufbau der Studie                                                 13     III.3.4. Persönliche Entscheidungsgründe der Befragten für
                                                                                      einen Zuzug nach Berlin bzw. für das Verweilen in Berlin   41
III. Ergebnisse der Interviewreihe                                    14
                                                                             IV. Zusammenfassung und erste Interpretationsansätze                43
III.1. Berlin als Standort von Wissenschaft und
         Wirtschaft im Zusammenspiel mit der Politik                  14     IV.1. Der Standort Berlin – eine Stadt als Marke                    43
III.1.1. Qualitätsfaktoren des Wissenschaftsstandortes Berlin         14
                                                                             IV.2. Der Wissenschaftsstandort
III.1.2. Rolle der Wissenschaft für einzelne Wirtschaftsbereiche      15
                                                                                   als Marke „Berlin Wissenschaft“                               49
III.1.3. Zielgruppenmodelle                                           16
         Zielgruppenmodelle für die Wissenschaft                      16     IV.3. Die Marke „Berlin Wissenschaft“
         Zielgruppenmodelle für die Wirtschaft                        18           im urbanen Umfeld – eine Potenzialanalyse                     52
III.1.4. Dreieck Wissenschaft–Wirtschaft–Politik                      20     IV.4. Ausblick – Handlungsempfehlung
III.1.5. Wettbewerb                                                   22           für die Marke „Berlin Wissenschaft“                           53
         Wettbewerb des Wissenschaftsstandortes Berlin
         im nationalen Vergleich                                       22
         Wettbewerb des Wissenschaftsstandortes Berlin
         im internationalen Vergleich                                  24
         Wettbewerb des Wirtschaftsstandortes Berlin
         im nationalen Vergleich                                       27
         Wettbewerb des Wirtschaftsstandortes Berlin
         im internationalen Vergleich                                  28

III.2. Erste Anregungen und konkrete Maßnahmenvorschläge              29
III.2.1. Erste Anregungen für Investitionen/Aktivitäten               29
         Anregungen Wissenschaft                                      29
         Anregungen Wirtschaft                                        31
III.2.2. Anregungen Mittelosteuropa                                   32
III.2.3. Konkrete Maßnahmen (Vorschläge)                              33
         Maßnahmen Wissenschaft                                       33
         Maßnahmen Wirtschaft                                         33

4                                                       PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                           5
Vorwort

Berlin ist dynamisch, kreativ und weltoffen, aber auch bürokratisch, in     Ein besonderer Aspekt dieses Anliegens wurde auch in den Gesprächen
finanziellen Schwierigkeiten und noch nicht beweglich genug. Eine           deutlich, die Partner für Berlin mit Unterstützung des Berlin-Partners
Stadt, die sich in diesen Spannungsfeldern bewegt, ist gegenwärtig          POWERGROUP zur Erstellung dieser Studie führte: Die Vermarktung
wohl nicht nur in Europa einzigartig. Hinzu kommt die besondere             des Wissenschaftsstandortes Berlin erfordert ein gemeinsames Enga-
politische, geographische und geschichtliche Situation, die dieser          gement. Die Berliner Wissenschaft ist nicht nur vom Zusammenspiel
Stadt ein faszinierendes Erscheinungsbild gibt und eine Vielfalt von        des Dreiecks Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, sondern vom Enga-
Zukunftsperspektiven eröffnet.                                              gement jeder und jedes Einzelnen abhängig, denn auch die Stärken
                                                                            jedes Einzelnen tragen dazu bei, das Potenzial des Wissenschafts-
Partner für Berlin Gesellschaft für Hauptstadt-Marketing kommuni-           standortes besser auszuschöpfen – zum eigenen Nutzen und zum
ziert und fördert die Stärken und Zukunftschancen Berlins. Eine be-         Nutzen Berlins.
sonders hohe Bedeutung für den Standort haben Wissenschaft und
Forschung. Im europäischen Vergleich konzentrieren sich in keiner
anderen Region Einrichtungen der Wissenschaft und Forschung in ei-
ner solch großen Dichte und Vielfalt wie in Berlin und Brandenburg.         Prof. Dr. Friedrich-Leopold von Stechow       Berlin, im Februar 2005
Dieses Potenzial ist insbesondere für die wirtschaftliche Entwicklung       Geschäftsführer, Partner für Berlin
der Stadt wichtig. Deswegen bezieht Partner für Berlin den Bereich          Gesellschaft für Hauptstadt-Marketing mbH
Wissenschaftsmarketing systematisch in die Aktivitäten des Standort-
marketings ein.

Mit dem Projekt „Berlin Wissenschaft 2015“ hat Partner für Berlin es
sich zur Aufgabe gemacht, die besondere Leistungsfähigkeit des
Wissenschaftsstandortes Berlin zu kommunizieren und zu vermark-
ten. Die hier vorliegende Studie stellt den ersten Teil des Projekts dar
und untersucht die Stärken und Schwächen des Wissenschaftsstand-
ortes, um in dann folgenden Schritten Konzepte und Maßnahmen
zu entwickeln, die die Stärken weiter fördern und den Schwächen
entgegenwirken.

6                                                      PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                           7
I. Projekt „Berlin Wissenschaft 2015“ –                                        Die Interviews fanden im Zeitraum von August bis Dezember 2004
                        Zielsetzung und Vorgehensweise                                             in Berlin und Brandenburg statt.
                                                                                                   Zu den Befragten gehörten:

Hintergrund der vorliegenden Studie ist die Entwicklung einer Ver-                                 Dr. Torsten Bahke
marktungsstrategie für den Wissenschaftsstandort Berlin, die dessen                                Direktor
Zukunftsfähigkeit über die Aufdeckung und Definition von effizienten                               DIN Deutsches Institut für Normung
Vermarktungswegen sicherstellt und Optionen der Zusammenarbeit
                                                                                                   Dr. Kai Uwe Bindseil
zwischen den wissenschaftlichen Einrichtungen, relevanten öffent-
                                                                                                   Leiter
lichen Bereichen und anderen Kooperationspartnern entwirft.
                                                                                                   BioTOP Berlin-Brandenburg
Die Zielsetzung geht dabei über die Identifikation und Abbildung von                               Prof. Dr. Walter Birchmeier
bloßen Einstellungen hinaus und bietet Implikationen und Empfeh-                                   Wissenschaftlicher Vorstand
lungen für den Wissenschaftsstandort Berlin im Sinne eines zielfüh-                                Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin
renden Business Designs1.
                                                                                                   Dr. Ulrich Bleyer
Als Grundlage dienen sowohl Sekundär- als auch                         Primärforschung2.           Programmdirektor und Geschäftsführer
Hierzu wurden etwa 40 Einzelinterviews mit Entscheidern aus Wis-                                   Urania Berlin
senschaft, Wirtschaft und Politik geführt, in einem anschließenden                                 Prof. Dr. Klaus Brake
Analyseverfahren ausgewertet und in Bezug auf die Zielsetzung                                      Autor der BerlinStudie
interpretiert.                                                                                     „Strategien für die Stadt“

Die Interviewreihe folgte dabei den Methoden der Befragung durch                                   Prof. Dr. Hans-Jochen Brauns
gezielten Einsatz von offenen und geschlossenen Fragestellungen.                                   Geschäftsführer
Diese Tiefeninterviews3 eröffnen in der Analyse sowohl quantitative                                Alpheios GmbH
Ergebnisse als auch ergänzende und weiterführende qualitative Ergeb-                               Dr. Ulrich Buller
nisse. Hinter den reinen Aussagen stehende so genannte emotionale                                  Institutsleiter
„Treiber“ und „Widerstände“ können somit aufgedeckt werden und                                     Fraunhofer Institut für Angewandte Polymerforschung
bieten eine fundierte Ergebnisebene, die der Strategieentwicklung
zu Grunde gelegt werden kann.                                                                      Thomas Dankwart
                                                                                                   Bereichsleiter für Wirtschaftsförderung
1   Business Design hier: Strategische Planung des Markenauftritts, um die Vermarktung
                                                                                                   Investitionsbank Berlin
    strukturell und inhaltlich gezielt und effizient über alle Kanäle hinweg zu steuern.
                                                                                                   Prof. Dr. Dr. Peter Deuflhard
2   Primärforschung: Gewinnung originärer Daten, die durch eigene Erhebung (Befragung und/
    oder Beobachtung) gewonnen wurden.
                                                                                                   Präsident
    Sekundärforschung: Gewinnung von Informationen aus bereits vorhandenem Datenmaterial.          Zuse-Institut Berlin
    Im Unterschied zur Primärforschung wird hier auf Daten zurückgegriffen, die selbst oder
    von Dritten zu ähnlichen oder anderen Zwecken erhoben wurden.                                  Prof. Dr. Thomas Elsässer
3   Tiefeninterviews: Freie, explorative Art der Befragung. Als Grundlage dient ein thematischer   Mitglied des Direktoriums
    Leitfaden, der auf standardisierte Vorgaben so weit wie möglich verzichtet. Die Reihenfolge    Max-Born-Institut (MBI) für Nichtlineare Optik und
    und Gestaltung der Fragen sind flexibel und die Antwortmöglichkeiten der Gesprächspartner
    somit unbeschränkt. Vorteile dieser Methode sind eine hohe Inhaltsvalidität und ein tiefer     Kurzzeitspektroskopie im Forschungsverbund Berlin
    Informationsgehalt durch differenzierte Beschreibung von individuellen Meinungen.

8                                                                         PARTNER FÜR BERLIN       POWERGROUP                                                   9
Dr. Falk Fabich                                                              Dr. Christian Kilger
Geschäftsführer                                                              European Attorney und Geschäftsführer
Forschungsverbund Berlin                                                     ipal GmbH
Prof. Dr. Dieter Feddersen                                                   Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Kocka
Vorstandsmitglied                                                            Präsident
Dräger-Stiftung                                                              Wissenschaftszentrum Berlin
Dr. Annette Fugmann-Heesing                                                  Prof. Dr. Rolf Kreibich
Vorsitzende des Ausschusses für Wissenschaft und Forschung                   Wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer
Abgeordnetenhaus Berlin                                                      IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung
Prof. Dr. Detlev Ganten                                                      Klaus Kubbetat
Vorstandsvorsitzender                                                        Mitglied des Regionalvorstandes
Charité – Universitätsmedizin Berlin                                         Commerzbank AG
Dr. Manfred Gentz                                                            Prof. Dr. Kurt Kutzler
Vorstandsmitglied*                                                           Präsident
DaimlerChrysler AG                                                           Technische Universität Berlin
Prof. Dr. Dieter Grimm                                                       Prof. Dr. Dieter Lenzen
Rektor                                                                       Präsident
Wissenschaftskolleg zu Berlin                                                Freie Universität Berlin
Dr. Olaf J. Groth                                                            Prof. Dr. Hanns-Jürgen Lichtfuß
Executive Director Strategic Analysis & Integration                          Hauptamtlicher Vorstand*
Boeing International Corporation                                             TSB Technologiestiftung Innovationszentrum Berlin
Prof. Dr. Herwig E. Haase                                                    Prof. Dr. Jürgen Mlynek
Rektor                                                                       Präsident
ESCP-EAP Europäische Wirtschaftshochschule Berlin                            Humboldt-Universität zu Berlin
Thomas Haberkamm                                                             Prof. Dr. Susan Neiman
Leiter Konzernbüro Berlin                                                    Direktorin
ALTANA AG                                                                    Einstein Forum
Dr. Marion Haß                                                               Prof. Dr. Wulff Plinke
Leiterin Bereich Innovation,Technologie, Wissenschaft                        Dekan
IHK Berlin                                                                   ESMT – European School of Management & Technology
Dr. Hans-Gerhard Husung                                                      Hardy R. Schmitz
Staatssekretär für Wissenschaft                                              Geschäftsführer
Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur                      WISTA-Management

* zum Zeitpunkt des Interviews                                               * zum Zeitpunkt des Interviews

10                                                      PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                    11
Wolfgang H. Steinicke                                                                        II. Aufbau der Studie
Geschäftsführer
Forschungs- und Anwendungsverbund Verkehrssystemtechnik
(FAV) Berlin                                                          Der hier vorliegende erste Teil der Studie präsentiert die Ergebnisse
                                                                      der Gesprächsreihe in quantitativer und qualitativer Auswertung.
Prof. Dr. Dr. h.c. Günter Stock
Vorstandsmitglied
                                                                      Abschnitt III.1. gibt dabei die Einstellungen und Einschätzungen der
Schering AG
                                                                      Befragten zum Standort Berlin in Bezug auf das Zusammenspiel von
Volkmar Strauch                                                       Wissenschaft, Wirtschaft und Politik und seine Einflussgrößen und
Staatssekretär für Wirtschaft                                         Reaktionsmöglichkeiten wieder.
Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen
                                                                      Abschnitt III.2. fasst Anregungen und zukunftbezogene Überlegungen
Dr. Reinhard Uppenkamp                                                der Befragten zusammen.
Vorstandsvorsitzender
Berlin-Chemie AG                                                      Abschnitt III.3. spiegelt allgemeine Einschätzungen zum Standort
Sven Weickert                                                         Berlin und zu seinen Stärken und Schwächen bzw. Chancen und
Bereichsleiter Hochschulpolitik                                       Risiken wider, um die spezifische Zielsetzung mit grundsätzlichen
Vereinigung der Unternehmensverbände                                  Einstellungen zum Standort und Einschätzung der Möglichkeiten
in Berlin und Brandenburg (UVB)                                       der Standortentwicklung abzufragen.

                                                                      Unter Punkt IV. wird eine Zusammenfassung geboten, die die Aussagen
                                                                      sammelt und Grundlage für erste interpretatorische Ansätze ist.

12                                               PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                         13
III. Ergebnisse der Interviewreihe                                         von Dichte und Vielfalt der Berliner Wissenschaft scheinen noch
                                                                                            nicht vollständig genutzt. Die Wissenschaft schätzt zudem ihre
                                                                                            Unabhängigkeit als qualitativen Wert hoch ein, was von einem An-
III.1. Berlin als Standort von Wissenschaft und Wirtschaft im                               spruch auf Autonomie von wirtschaftlichen Auftraggebern und staat-
       Zusammenspiel mit der Politik                                                        licher Einflussnahme zeugt.

III.1.1. Qualitätsfaktoren des Wissenschaftsstandortes Berlin                               III.1.2. Rolle der Wissenschaft für einzelne Wirtschaftsbereiche

Zunächst wurde nach Qualitätsfaktoren gefragt, die den Wissen-                              Die Relevanz der Wissenschaft Berlins für die ansässige Wirtschaft wird
schaftsstandort Berlin im Besonderen auszeichnen. Innerhalb der                             als hoch bewertet und teilt sich hauptsächlich auf drei Branchen auf.
Nennungen wird dabei dem Faktor der Dichte mit 89,2 % eine heraus-
ragende Rolle zugewiesen. Dieser steht dabei in direktem Zusammen-                                     Für welche Wirtschaftsbereiche spielt die Wissenschaft in Berlin eine große Rolle?

hang mit dem Faktor der Vielfältigkeit (67,6 %). Die Unabhängigkeit                            100 %
der wissenschaftlichen Institutionen ist für 59,5 % der Befragten von                           90 %
hoher Bedeutung für die wissenschaftliche Qualität des Standortes.                              80 %
Dem Faktor der Vernetzung messen 54,1 % einen charakteristischen                                70 %
Wert für die Qualität der Wissenschaften zu.                                                    60 %         67,6%
                                                                                                50 %                                        54,1 %
                      Qualitätsfaktoren des Wissenschaftsstandortes Berlin                      40 %
     100 %                                                                                      30 %                                                                      32,5 %
      90 %                                                                                      20 %
             89,2 %
      80 %                                                                                      10 %
      70 %                                                                                       0%
                                                                                                         BioTech-Branche               Pharma-Industrie                Medizin-Sektor
      60 %                        67,6 %
                                                      59,5 %
      50 %                                                               54,1 %
      40 %
      30 %                                                                                  Eine besonders hohe Relevanz der Wissenschaft wird für die BioTech-
      20 %                                                                                  Branche gesehen (67,6 %), gefolgt von der Pharma-Industrie (54,1 %)
      10 %                                                                                  und dem medizinischen Sektor (32,5 %). Eine reale bzw. erwünschte
       0%                                                                                   oder geplante Fokussierung der Wissenschaften auf den Bereich der
             Dichte             Vielfältigkeit    Unabhängigkeit       Vernetzung
                                                                                            sogenannten Life Sciences wird offenbar und bestätigt sich in den
                                                                                            Aussagen.

Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Wissenschaft Berlins in der
Selbsteinschätzung qualitativ vor allem von der urbanen Dichte und
der Vielfalt der Institutionen profitiert. Die geringere Nennung des
Faktors Vernetzung spricht hingegen von einer noch ausbaufähigen
Zusammenarbeit der Institutionen untereinander bzw. mit anderen
Systemen (z. B. Wirtschaft oder Politik). Die synergetischen Optionen

14                                                                     PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                                                      15
Prof. Dr. Detlev Ganten:                                                                         Für die Wissenschaft Berlins kann ein Zielgruppenmodell entworfen
Vorstandsvorsitzender, Charité – Universitätsmedizin Berlin                                      werden, das von einer starken Selbstbezogenheit und somit Ge-
                                                                                                 schlossenheit geprägt ist. Die Ausbildung und Rekrutierung von
„Die modernen Lebenswissenschaften, die Erforschung der Ursachen von                             eigenen Nachwuchskräften erscheint den Befragten als Zentrum der
Gesundheit und Krankheit, erlauben den Menschen,‚am eigenen Leib’ zu                             eigenen Aktivität. Auch andere Wissenschaftler werden vorwiegend
erfahren, was Fortschritt bedeutet. Sie sind daher ein Leitbild für die hu-                      als Adressaten gesehen, die das System der Wissenschaften im Ziel-
mane Wissensgesellschaft.Berlin und die Charité als ein wissenschaftliches                       gruppenmodell geschlossen halten. Die Politik erscheint innerhalb
Zentrum des Europa der Neuzeit – ein Gedanke, der mir gut gefällt.“                              der Befragung noch vor der Wirtschaft als Adressat bzw. potenzieller
                                                                                                 Auftraggeber der Wissenschaft.

Jedoch spiegelt die ansässige Wirtschaft diese Relevanz in den Aus-
sagen nicht wider.Die positive Einschätzung der Wissenschaft scheint                             Prof. Dr. Hans-Jochen Brauns:
eher auf einer ökonomischen Daseinsberechtigung bzw. einer zu-                                   Geschäftsführer, Alpheios GmbH
künftigen Soll-Ausrichtung zu basieren als auf bereits existierenden
Synergieeffekten.                                                                                „Berlin muss weg von der Ansicht, dass Hochschulen staatliche Ver-
                                                                                                 anstaltungen sind. Meine Wunschvorstellung wäre es, dass aus den
                                                                                                 Hochschulen privatrechtliche Stiftungen werden, mit kaufmännischem
III.1.3. Zielgruppenmodelle                                                                      Handeln, Profilbildung und Konkurrenzdenken.“

                 Zielgruppenmodelle für die Wissenschaft                                         Die Ergebnisse machen deutlich, wie wenig die Wissenschaft tatsäch-
                                                                                                 lich ihre in Punkt 1.2. vorgebrachte Relevanz für die Wirtschaft nutzt.
Auf die Frage nach relevanten Zielgruppen für die Wissenschaft                                   Die Wissenschaft Berlins erfüllt vielmehr einen Selbstzweck, der stark
Berlins nannten 70,3 % der Befragten Nachwuchskräfte. 59,5 % emp-                                ausbildend ausgerichtet ist, statt auf eine Verknüpfung zu anderen
fanden andere Wissenschaftler als Hauptzielgruppe ihrer Arbeiten,                                gesellschaftlichen Systemen (beispielsweise der Wirtschaft) zu bauen
den Staat bzw. die Politik sahen 51,4 %. Lediglich 40,6 % gaben an,                              (ebenfalls bestätigt durch die schwache Nennung der Vernetzung
als relevante Zielgruppe die Wirtschaft zu sehen.                                                unter Punkt 1.1.). Der Berliner Wissenschaft fehlt somit der Netzwerk-
                                                                                                 gedanke nach außen.
                               Zielgruppen für die Wissenschaft in Berlin
     100 %
      90 %                                                                                       Volkmar Strauch:
      80 %
                                                                                                 Staatssekretär für Wirtschaft, Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen
      70 %
                70,3 %
      60 %
                                      59,5 %                                                     „Noch zu häufig ist die Selbstgenügsamkeit der Wissenschaft einer der
      50 %
      40 %
                                                          51,4 %                                 Hauptanlässe für die mangelhafte Vernetzung mit der Wirtschaft. Es
      30 %
                                                                             40,6 %              finden noch immer zu wenige Gespräche statt, wenn, dann zu oft mit
      20 %                                                                                       ideologischem Ballast, die nicht zielführend sein können. Es gilt eine
      10 %                                                                                       ‚Konzernstrategie’ für den Konzern ‚Wissenschaft/Wirtschaft Berlin’ zu
       0%                                                                                        erarbeiten.“
             Nachwuchskräfte          Andere            Politik/Staat       Wirtschaft
                                  Wissenschaftler

16                                                                          PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                                          17
Eine Öffnung des Systems nach außen, bei gleichzeitiger Professio-         Die Nähe zu potenziellen Kunden (B2B/B2C)4 spielt für die Wirtschaft
nalisierung wird dabei sowohl inhaltlich wie institutionell gefordert,     am Standort Berlin nur eine untergeordnete Rolle (21,7 %).
um die Zukunftsfähigkeit der Wissenschaft Berlins zu erhöhen.
                                                                           Die mangelnde Relevanz der Wissenschaft für die Wirtschaft Berlins
                                                                           spiegelt sich in den Antworten auf diese Fragestellung wider. Die di-
Thomas Haberkamm:                                                          rekte Nennung der Wissenschaft als Zielgruppe für die Wirtschaft in
Leiter Konzernbüro Berlin, ALTANA AG                                       Berlin wurde kaum gegeben.
                                                                           Die Strahlkraft des Wissenschaftsstandortes Berlin übt bislang auf die
„Berlin verfügt über attraktive Hochschulen und wissenschaftliche          Wirtschaft keine besonders ausgeprägte Anziehungskraft aus. Ko-
Einrichtungen. Beim ‚Kampf um die besten Köpfe’ braucht es aber mehr:      operationen entstehen eher auf persönlicher Ebene und sind somit
weitgehende Autonomie für die Hochschulen, ein klares Profil und           eher sympathiegetrieben und individuell zufällig als institutionell,
internationale Strahlkraft."                                               strategisch gesteuert.

                                                                                                            Zielgruppen für die Wirtschaft in Berlin
Die Forderung nach Autonomie für die wissenschaftlichen Einrichtun-
                                                                                 100 %
gen erhöht die Leistungskraft durch eine Steigerung des Wettbewerbs.
                                                                                  90 %
                                                                                  80 %
                                                                                  70 %
Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Kocka:                                                              70,3 %
                                                                                  60 %
Präsident, Wissenschaftszentrum Berlin
                                                                                  50 %
                                                                                  40 %
„Das Wissenschaftssystem in Berlin muss seine Leistungsfähigkeit er-                                                        40,6 %
                                                                                  30 %
heblich erhöhen; durch Modernisierung, Deregulierung und durch die
                                                                                  20 %
Schaffung von mehr Wettbewerbselementen,insbesondere bei der Lehre.                                                                                          21,7 %
                                                                                  10 %
Es muss die Leistungskraft erhöht werden, ohne den Aufbau neuer
                                                                                   0%
Barrieren wie zum Beispiel der Skepsis bei der Beurteilung der Chancen                      Politik/Staat              Nachwuchskräfte                 Potenzielle Kunden
im Bereich der Gentechnologie.“                                                                                                                            (B2 B/B2 C)

                 Zielgruppenmodelle für die Wirtschaft

Die Wirtschaft Berlins betrachtet die Wissenschaft nicht als Zielgruppe
ihrer Aktivitäten und sieht die bestehende Dichte,Vielfalt,Vernetzung
und Unabhängigkeit des wissenschaftlichen Standortes für sich nur
in Ausnahmefällen als relevant an. Kooperationen basieren meist auf
persönlichen Kontakten. Die Standortwahl richtet sich vielmehr nach
der Nähe der Wirtschaft zu den verschiedenen Zielgruppen aus Politik
und Staat (70,3 %), was auf Lobbyismus schließen lässt, und einer
Nähe zu möglichen Nachwuchskräften (40,6 %).                               4   B2B und B2C sind gebräuchliche Abkürzungen des Marketings, welche die Marktausrichtung
                                                                               von Unternehmen beschreiben. B2B (Business to Business) beschreibt den unternehmerischen
                                                                               Fokus auf Geschäftsbeziehungen zu anderen Unternehmen als Zulieferer etc., während B2C
                                                                               (Business to Consumer) für den unternehmerischen Fokus auf den Endverbrauchermarkt steht.

18                                                    PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                                                       19
III.1.4. Beziehungsdreieck Wissenschaft–Wirtschaft–Politik                      Zusammenspiel des Beziehungsdreiecks Wissenschaft–Wirtschaft–
                                                                                Politik in Berlin:

Die Verbindung aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft ist idealer-
weise von einem symbiotischen Verhältnis geprägt, wie es das unten
aufgeführte Dreieck zeigt.                                                                                           Politik

Ideales Zusammenspiel des Beziehungsdreiecks Wissenschaft–
Wirtschaft–Politik:
                                                                                                                      nur in
                                                                                                                   Ausnahmen
                                                                                                                    gegeben,
                                                                                                                     Einzel-
                                                                                                                  kooperationen
                                   Politik
                                                                                                     Wissen-                      Wirtschaft
                                                                                                     schaft

                               Kommunikation
                               und Kooperation
                                in ständigem
                                     Fluss
                                                                                Viele der Befragten vertreten die Ansicht, dass Wissenschaft, Wirt-
                  Wissen-                         Wirtschaft                    schaft und Politik in Berlin gegenwärtig noch nicht zusammen-
                  schaft                                                        gewachsen sind. Einzelne Faktoren der Stärke stehen für sich und
                                                                                können somit keine synergetischen Effekte erzielen.

                                                                                Dr. Manfred Gentz:
Das Beziehungsdreieck Wissenschaft–Wirtschaft–Politik ist in Berlin             Vorstandsmitglied*, DaimlerChrysler AG
dysfunktional. Die Wissenschaft sieht zwar eine Relevanz für die Wirt-
schaft, nutzt diese jedoch – von Einzelfällen abgesehen – nicht aktiv.          „Berlin muss versuchen, bei innovativen Neuentwicklungen in der Zu-
Die Wissenschaft stützt sich zwar auf die Politik, genauso wie es die           sammenarbeit mit der Wirtschaft durch eine zielgerichtete Koordination
Wirtschaft tut, doch kommt kein synergetisches Verhältnis im Sinne              und Konzentration der Kräfte stärker zu werden. Nur so kann auch eine
des oben gezeigten Dreiecks auf.                                                dringend erforderliche Qualitätssteigerung in Forschung und Lehre sowie
                                                                                zügige Umsetzung in wirtschaftlich innovative Produkte erzielt werden.
                                                                                In Berlin kommen alle Probleme, die es in Deutschland gibt, an die
Klaus Kubbetat:                                                                 Oberfläche und werden hier sichtbar.“
Mitglied des Regionalvorstandes, Commerzbank AG

„Berlin ist wie ein Cappuccino: Obenauf ist viel Schaum, der sich jedoch
nicht mit der Kaffee-Melange verbunden hat.So auch Berlin: Die Politiker,
Diplomatie,Verbände,und die Hinzugezogenen sind noch lange nicht mit
der Wissenschaft und den Berlinern selbst verbunden.“                           * zum Zeitpunkt des Interviews

20                                                         PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                           21
Die Wissenschaft ist vor Ort, wird jedoch nicht – nach Ansicht der
                                                                                                         Wettbewerb Wissenschaftsstandort (national)
Befragten – genügend durch die Politik gestärkt, um mehr Wirtschaft
                                                                                  100 %
anzuziehen. Die strategisch sensible Vermarktung der Wissenschaft
                                                                                   90 %
sollte im Vordergrund stehen, um einen Anfang zur Vernetzung
                                                                                   80 %
zu bieten.                                                                                     81,1 %
                                                                                   70 %
                                                                                   60 %
                                                                                   50 %
Dr. Reinhard Uppenkamp
                                                                                   40 %                                   43,3 %
Vorstandsvorsitzender, Berlin-Chemie AG
                                                                                   30 %
                                                                                                                                                       29,8 %
                                                                                   20 %
„Berlin hat nur eine Chance, wenn über innovatives Denken und in
                                                                                   10 %
einem schmerzhaften Prozess neue Denkmodule erarbeitet werden,
                                                                                    0%
die zukunftsfähig sind. Strategische Markenbildung und ganzheitliche                          München                    Heidelberg                    Freiburg
Vermarktungsstrategien werden für den Erfolg entscheidend sein.“

Prof. Dr. Klaus Brake:                                                      Aus der Analyse resultiert, dass die genannten Konkurrenzstandorte
Autor der BerlinStudie „Strategien für die Stadt“                           mehr als Benchmark5 denn als direkte Wettbewerber angesehen wer-
                                                                            den. Berlin kann im Gegensatz zu den genannten konkurrierenden
„Bislang hieß es: Arbeit für mehr Menschen, aber wie? Wo bleibt hier der    Wissenschaftsstandorten nur wenig enge Kooperationen mit der
Aspekt ‚Wissen’? Jetzt muss es heißen: aus Wissen Arbeit machen.“           Wirtschaft aufweisen und sieht die Verknüpfung zur Wirtschaft nicht
                                                                            zwingend als qualitativen Wert an (Wahrung der Unabhängigkeit).
                                                                            Die Zukunftsfähigkeit des wissenschaftlichen Standortes innerhalb
III.1.5. Wettbewerb                                                         des Wettbewerbs, hängt dabei jedoch entscheidend von der Strategie
                                                                            der Vernetzung ab.

Berlin steht national wie international im Wettbewerb sowohl mit
anderen Wissenschafts- als auch zu anderen Wirtschaftsstandorten.           Prof. Dr. Kurt Kutzler:
                                                                            Präsident, Technische Universität Berlin

            Wettbewerb des Wissenschaftsstandortes Berlin                   „Berlins Wissenschaften sollen den Glanz erlangen, den sie vor der
                      im nationalen Vergleich                               NS-Zeit ausstrahlten.Berlin hat damals auf vielen Feldern den Fortschritt
                                                                            bestimmt. Die Zukunft der Stadt liegt im Dienstleistungssektor, auf dem
Im nationalen Vergleich der Wissenschaftsstandorte werden von den           Felde der Hochtechnologien und in allen Bereichen der Wissenschaften.
Befragten als Hauptkonkurrenz zu Berlin München (81,1 %), gefolgt           Berlin wird seine Stärken steigern, wenn es die Technologieentwicklung
von Heidelberg (43,3 %) und Freiburg (29,8 %) angegeben. Alle ge-           forciert und die Ansiedlung entsprechender Unternehmen fördert.
nannten Standorte werden dabei vor allem mit der herausragenden             Die TU Berlin ist jetzt schon Motor dieser notwendigen wirtschaftlichen
Qualität im Bereich Life Science in Verbindung gebracht und zeugen          Entwicklung.“
damit von einem fokussierten Wettbewerb.                                    5   Als Benchmark bezeichnet man in diesem Zusammenhang den Wert, den man als Maßstab
                                                                                für Leistungsvergleiche ansetzt. Er gibt dabei das strategische Ziel im Idealzustand des
                                                                                Wettbewerbs an.

22                                                     PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                                               23
Wettbewerb des Wissenschaftsstandortes Berlin                                  Cambridge, Oxford und Zürich sowie die außereuropäischen Wissen-
                     im internationalen Vergleich                                           schaftsstandorte Harvard, MIT und Yale sind eher als Benchmarks für
                                                                                            die Berliner Wissenschaft anzusehen denn als direkte Konkurrenten.
Die von den Befragten genannten internationalen Wissenschafts-                              Eine hiervon losgelöste Idee, welche die Einzigartigkeit des Stand-
standorte,die mit Berlin im Wettbewerb stehen,zeugen ebenfalls eher                         ortes in den Vordergrund rückt, wird eher selten genannt.
von einem angenommenen Wettbewerb als von einem tatsächlichen.

                  Wettbewerb Wissenschaftsstandort (international, europäisch)              Dr. Ulrich Bleyer:
                                                                                            Programmdirektor und Geschäftsführer, Urania Berlin
     100 %
      90 %
      80 %                                                                                  „Ich wünsche mir, dass man sich nachhaltig zu Berlin bekennt. Berlin
      70 %
                                                                                            muss eigene Wege gehen und eigene, einmalige Projekte durchführen.“
      60 %     62,2 %
      50 %
                                            51,4 %                                          Das Wissen um inhaltliche Stärken der genannten Konkurrenten ist
      40 %
                                                                                            dabei nur rudimentär und stark von Annahmen geprägt anstatt von
      30 %
                                                                         29,8 %             realen Erfahrungen.
      20 %
      10 %
       0%
              Cambridge                     Oxford                        Zürich            Prof. Dr. Susan Neiman
                                                                                            Direktorin, Einstein Forum

                                                                                            „Harvard hat ernste Probleme mit seinem Elfenbeinturm-Dasein. In
               Wettbewerb Wissenschaftsstandort (international, außereuropäisch))           Berlin sind das Denken und das intellektuelle Dasein nicht vom Leben
     100 %                                                                                  abgeschottet. In Harvard dagegen bleibt es zu oft bei der reinen Wissen-
      90 %                                                                                  schaft, ohne rechte Vermischung zwischen Politik, Kultur und Diplomatie,
      80 %                                                                                  auf Distanz zu dem, was in der Welt passiert… Berlin wird immer besser.
      70 %     73,0 %
                                                                                            Ich bin eine begeisterte Berlinerin.“
      60 %
      50 %                                  56,8 %
                                                                                            Berlins wissenschaftliche Rolle im nationalen bzw. internationalen
      40 %
                                                                         40,6 %             Vergleich wird innerhalb der Befragung nicht wirklichkeitsbezogen
      30 %
                                                                                            wiedergegeben. Die scheinbare Konkurrenz kann allenfalls als langfris-
      20 %
                                                                                            tiges ideales Konkurrenzumfeld gelten. Nationale wie internationale
      10 %
                                                                                            Rankings bestätigen Berlin einen Platz im Mittelfeld des wissen-
       0%
               Harvard                        MIT                          Yale             schaftlichen Wettbewerbs, die direkten Konkurrenten finden jedoch
                                                                                            in der Befragung keine Nennung.

24                                                                     PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                            25
Es ist anzunehmen, dass die Nennungen besonders im internatio-                                                   Wettbewerb des Wirtschaftsstandortes Berlin
nalen Wettbewerb lediglich auf ihrem hohen Bekanntheitsgrad be-                                                           im nationalen Vergleich
ruhen und die Nichtnennung der tatsächlichen Konkurrenz aus einer
Vermischung von weichen und harten Standortfaktoren6 bei den                                        Im nationalen Vergleich der Wirtschaftsstandorte wähnen sich die
Befragten resultiert. Berlin wird dabei kaum in Konkurrenz zu tatsäch-                              Befragten in Konkurrenz zu München, Hamburg, Frankfurt am Main
lichen Wettbewerbern, oftmals kleinstädtischen Universitätsstand-                                   und Köln. Das macht deutlich, dass nicht Wirtschaftsräume (beispiels-
orten, gesehen, sondern – wenn überhaupt – nur mit den großen und                                   weise Rhein/Main) als Konkurrenten gesehen werden, sondern
bekannten Standorten in Konkurrenz gesetzt.                                                         der Wettbewerb sich lediglich auf urbane Kontexte von Großstädten
                                                                                                    bezieht.
Der Wissenschaftsstandort Berlin wird durch die weichen Faktoren
der Metropole, die zunächst in keinem direkten Zusammenhang zur                                                            Wettbewerb Wirtschaftsstandort (national)

Wissenschaft stehen, aufgewertet. Der Standort profitiert somit im                                     100 %
Selbstbild eindeutig vom vorhandenen starken Metropolen-Charakter                                       90 %
                                                                                                                  89,2 %
Berlins. Diesen Vorteil inhaltlich ein- und umzusetzen sowie die Viel-                                  80 %
falt und Konzentration synergetisch zu nutzen bleibt jedoch derzeit                                     70 %
noch aus, obgleich der nationale wie internationale Druck des Wett-                                     60 %
                                                                                                                                  62,2 %
bewerbs stetig zunimmt.                                                                                 50 %                                         54,1 %
                                                                                                        40 %                                                           43,3 %
                                                                                                        30 %
Prof. Dr. Herwig E. Haase:                                                                              20 %
Rektor, ESCP-EAP Europäische Wirtschaftshochschule Berlin                                               10 %
                                                                                                         0%
                                                                                                                 München         Hamburg            Frankfurt           Köln
„Egal, was der Wissenschaftsstandort Berlin tut, er sollte es schnell tun,
denn die Zeit läuft uns – angesichts des starken internationalen Wettbe-
werbs – bereits davon.“
                                                                                                    Zu unterscheiden sind dabei prinzipielle Konkurrenten wie Hamburg
                                                                                                    und München, aber auch speziellere Wettbewerber wie Köln, die inner-
                                                                                                    halb einer Branche konkurrieren (in diesem Fall die Medienbranche).

6   Der Standortfaktor ist eine an den Standort gebundene oder auf einen Ort bezogene
    Einflussgröße auf relevante Systeme und ihre Entscheidungsfindung zur Standortwahl.
    Ein Standortfaktor beschreibt die Brauchbarkeit und somit Attraktivität eines Standortes
    für Neuansiedlungen. Standortfaktoren sind dabei die Gesamtheit der Faktoren, welche
    die Wahl des Standortes beeinflussen. Es wird zwischen harten und weichen Standortfak-
    toren unterschieden. Harte Standortfaktoren (z. B. Steuern, Subventionen, Infrastruktur etc.)
    können direkt in eine Standort-Bilanz mit einbezogen werden. Weiche Standortfaktoren
    (z. B. Kulturangebote, Freizeitwert etc.) können nicht direkt in die Kostenrechnung poten-
    zieller Ansiedler einbezogen werden, treten aber bei der emotional geprägten Standortwahl
    in den Vordergrund.

26                                                                         PARTNER FÜR BERLIN       POWERGROUP                                                                  27
Wettbewerb des Wirtschaftsstandortes Berlin                                     III.2. Erste Anregungen und konkrete Maßnahmenvorschläge
                    im internationalen Vergleich

Im internationalen Vergleich sehen die Befragten Berlin besonders                            III.2.1. Erste Anregungen für Investitionen und Aktivitäten
in Konkurrenz zu London und Paris, was den Metropolen-Anspruch
Berlins deutlich macht. Auch Brüssel und Amsterdam werden als
Konkurrenten betrachtet. Die Nennung Brüssels resultiert vor allem                                                   Anregungen Wissenschaft
aus der Nähe zur EU-Politik, die als Standortvorteil zur Beeinflussung
politischer Entscheidungen gesehen wird. Außerhalb der EU sehen                              Vorschläge für Investitionen betrafen in den Aussagen der Befragten
die Befragten vor allem Shanghai als Konkurrenz. Die Analyse weist                           stets das eigene Umfeld. Übergeordnete Aktivitäten für Berlin, die ein
auf, dass diese Aussagen eher auf einem Gefühl beruhen denn auf                              gemeinsames strategisches Ziel verfolgen, fanden zunächst keine
Tatsachen. Der drohende Verlust der wirtschaftlichen Vorreiterrolle                          Nennung. Dies macht die mangelnde Vernetzung und den fehlenden
des Westens gegenüber dem aufstrebenden China findet so seine                                kooperativen Geist der Berliner Wissenschaftsstruktur deutlich.
Ausprägung in Form der Nennung des speziellen Standorts Shanghai.                            Innerhalb der Interviewreihe konnte ein Gedanke herausgearbeitet
                                                                                             werden, der sich auf eine engere Kooperationsmöglichkeit von Wis-
Grundsätzlich lässt sich aus den Aussagen herausarbeiten, dass Berlin                        senschaft und Politik bezog. Innerhalb dieser Zusammenarbeit sehen
vor allem eine europäische Strahlkraft zugetraut wird, die sich an das                       die Befragten eine Möglichkeit, die Wirtschaft verstärkt für Berlin zu
historische Bild des Vorkriegseuropas anschließt und Berlin gegen-                           gewinnen, wobei hier nicht ein interdisziplinärer und ganzheitlicher,
wärtig und zukünftig gleichauf mit London und Paris sehen möchte.                            sondern stark individueller Handlungsbedarf gesehen wird. Eine
                                                                                             disziplinenübergreifende Wissenschaftsinitiative scheint bislang
                       Wettbewerb Wirtschaftsstandort (International)                        nicht vorstellbar.
     100 %
      90 %
      80 %                                                                                   Prof. Dr. Dr. h.c. Günter Stock:
      70 %    73,0 %                                                                         Vorstandsmitglied, Schering AG
                           70,3 %
      60 %
      50 %                                                                                   „Berlin benötigt einen Masterplan, da es gegenwärtig keine strategische
                                          48,7 %
      40 %                                                                                   Ressourcen-Allokation gibt. Jeder macht, was seinem Kiez oder seiner
      30 %                                                                                   Klientel gefällt. Es gibt weder eine symbolische noch praktische noch
                                                        29,8 %
      20 %                                                               24,4 %              intellektuelle Hinwendung zum Thema Wissenschaft in Berlin.“
      10 %
       0%
              London         Paris        Brüssel      Amsterdam        Shanghai
                                                                                             Der Ruf nach einer stärker fokussierten Wissenschaftspolitik wird dabei
                                                                                             lauter, die die Wissenschaft als ernst zu nehmenden Standortvorteil
                                                                                             sieht und ihr die Freiheiten für eine ganzheitliche Vermarktbarkeit und
                                                                                             somit erfolgreiche Zukunftsfähigkeit einräumt.

28                                                                      PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                           29
Dr. Marion Haß:                                                                                                       Anregungen Wirtschaft
Leiterin Bereich Innovation, Technologie, Wissenschaft, IHK Berlin
                                                                                          Als Vorschlag zum Ausbau der wirtschaftlichen Standortvorteile
„Die Bedeutung der Wissenschaft als Standortfaktor im Wettbewerb                          wurde vor allem der Ausbau eines der Berliner Flughäfen genannt.
der Regionen wird immer stärker. Sie hat zwar europaweit noch nicht                       Die lediglich regionale Relevanz der Flughäfen wurde als besonders
den Stellenwert erlangt, der ihr eigentlich zusteht, doch bewegt sie sich                 negativ bewertet und enormer Handlungsbedarf proklamiert. Eine
in die richtige Richtung. Um hier noch mehr Schubkraft zu entwickeln,                     Hauptstadt benötigt einen Hauptstadtflughafen mit internationaler
müssen Technologie-Cluster definiert und entsprechend vermarktet                          Relevanz.
werden.“

                                                                                          Dr. Torsten Bahke:
Berlins Wissenschaft braucht eine gemeinsame Vision, als Leitbild,                        Direktor, DIN Deutsches Institut für Normung
das sowohl den Standort voranbringt und international etablieren
kann als auch die einzelnen Institutionen stärkt und zu neuem Glanz                       „DIN ist eine deutsche Plattform, die für Europa und sogar für die Welt
verhilft.                                                                                 den Normenprozess organisiert.Und dies alles von Berlin aus,einer Stadt,
                                                                                          in welche alle unsere Kooperationspartner gerne kommen, wenn da nicht
                                                                                          die Flughafensituation wäre.Eine Weltstadt mit einem Provinzflughafen,
Prof. Dr. Dieter Lenzen:                                                                  man kommt hier einfach nicht weg.“
Präsident, Freie Universität Berlin

„Berlin braucht Vision statt Nostalgie. Europäische Kultur und Spitzen-                   Zudem äußerten die Befragten starken Bedarf bezüglich der
wissenschaft im globalen Maßstab werden hier sein. Die besten Absol-                      Wirtschaftsförderung Berlins und des Umgangs mit potenziellen
venten, Forschung auf Weltniveau und Clusters of Excellence: Medizin                      Investoren von Seiten der Politik. Dabei werden von 86,5 % der
und Biowissenschaften in Dahlem, Erd- und Weltraumerkundungen                             Befragten schnellere Reaktionsfähigkeit gefordert und von 81,1 %
auf dem GeoCampus Lankwitz, Kulturgeschichte in Dahlem, Politik-,                         eine Zunahme an politischer Unterstützung erwartet.
Staats-, Film- und Medienwissenschaften an der FU. Dahlem, was es
war: Oxford Deutschlands. Zurück in die Zukunft!“                                                         Anregungen bezüglich Aktivitäten für Wissenschaft und Wirtschaft
                                                                                             100 %
                                                                                              90 %
                                                                                              80 %                 86,5 %
                                                                                                                                                         81,1 %
                                                                                              70 %
                                                                                              60 %
                                                                                              50 %
                                                                                              40 %
                                                                                              30 %
                                                                                              20 %
                                                                                              10 %
                                                                                               0%
                                                                                                        Schnelle Reaktion und Handlung         Mehr politische Unterstützung
                                                                                                                (Zeitknappheit)                     in allen Bereichen

30                                                                   PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                                           31
III.2.2. Anregungen Mittelosteuropa                                                     III.2.3. Konkrete Maßnahmen (Vorschläge)

Als ausschlaggebender Impuls zur Wahrung der Zukunftsfähigkeit                                               Maßnahmen Wissenschaft
wurde in erster Linie die Ost-West-Kompetenz des Standortes als Brü-
ckenkopf und Mittler zwischen West- und Osteuropa hervorgehoben.                                • Finanzhilfen zum weiteren Ausbau der wissenschaftlichen
Welche Sachverständigkeit tatsächlich dahinter steht, konnte in der                               Institutionen, um als Impuls für die Neuansiedlung von
Regel nicht wiedergegeben werden. Berlin als national wie interna-                                Wirtschaftsunternehmen zu dienen (Tandem von Wissen-
tional relevantes Kompetenzzentrum solle dabei jedoch zukünftig                                   schaft und Politik)
den Markteintritt für Unternehmen in Osteuropa erleichtern bzw.
für osteuropäische Unternehmen Hilfestellungen für den westeuro-
päischen Markteintritt bieten. In welcher Weise dieses erfolgen solle,                                        Maßnahmen Wirtschaft
blieb offen.
                                                                                                • Ausbau der Ost-West-Kompetenz Berlins
Für Berlin wird innerhalb dieser Kompetenz ein Szenario entworfen,
                                                                                                • Ausbau eines Flughafens zum Hauptstadtflughafen
das mehr als diffus beschrieben werden kann. Es wird ein Bild des
                                                                                                  mit internationaler Bedeutung
Brückenkopfs entworfen, das nur teilweise und lediglich von be-
stimmten Einzel-Institutionen mit Inhalten oder konkreten Aufgaben                              • Stärkere Motivation und Engagement der Politik
gefüllt worden ist.                                                                               in Bezug auf Wirtschaftsförderung

Thomas Dankwart:                                                                        Quintessenz: Die Maßnahmen und Aktivitäten der einzelnen Berliner
Bereichsleiter für Wirtschaftsförderung, Investitionsbank Berlin                        Institute, Verbände und Einrichtungen bleiben bisher vorwiegend
                                                                                        im Verborgenen. Die Befragten können die Leistungen der jeweils
„Berlin hat seine Mega-Chance als Tor zu Osteuropa. Aber um die sich                    anderen Institutionen nicht einschätzen oder verfügen nur über
bietende Chance effektiv zu nutzen, bedarf es einer Berlin-Strategie,                   rudimentäres Wissen über deren Erfolge. Die bereits zuvor beschrie-
die jeder Berliner verstehen kann. Wir müssen uns von der nachhal-                      bene mangelnde Vernetzung wird dabei erneut bestätigt. In der
tigen Defizit-Kommunikation endgültig verabschieden. Es bedarf                          Analyse wurde deutlich,dass die Selbstbezogenheit der Institutionen
des Schulterschlusses durch alle Gesellschaftsschichten, bis hin zum                    unter anderem durch eine stärkere kommunikative Offenheit auf-
Corporate Citizenship.“                                                                 gebrochen werden kann.
                                                                                        Erfolgreiche Aktivitäten, vor allem von einzelnen Institutionen, soll-
                                                                                        ten kommuniziert werden, um eine verstärkte Außenwirkung zu
                                                                                        generieren.

32                                                                 PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                          33
III.3. Einschätzungen des Standortes Berlin                                                                          Standortfaktoren Berlins
                                                                             100 %
                                                                              90 %

Neben den spezifischen Aussagen zur Wissenschaft in Berlin und zu             80 %
                                                                                          81,1
ihrem Verhältnis zu Politik und Wirtschaft wurden Einstellungen zu            70 %         %            73,0
                                                                                                                    70,3
                                                                              60 %                       %                        67,6
allgemeinen Standortfaktoren Berlins besprochen.                                                                     %
                                                                                                                                   %             62,2
                                                                              50 %                                                                %
                                                                                                                                                           51,4
                                                                              40 %                                                                          %            46,0
                                                                                                                                                                          %
III.3.1. Standortfaktoren Berlins                                             30 %
                                                                              20 %
                                                                              10 %

Als primärer Standortfaktor gilt für 81,1 % der Befragten die Nähe zu          0%

                                                                                                       so er

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                                                                                                       bo -
                                                                                                     os n s

                                                                                                   ge gs
                                                                                                   ng ch
politischen Entscheidungen, die für ein starkes System des Lobby-

                                                                                                 re all
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                                                                                                          rt

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                                                                                                           )

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                                                                                                r/N tw

                                                                                                 sk b e

                                                                                               an nun
                                                                                                ge Os
                                                                                                        ge
                                                                                                         ur
                                                                                               du is

                                                                                             Be t in
                                                                                              in ale

                                                                                             tu ei

                                                                                            ng Le
                                                                                            ei lit

                                                                                            sti m

                                                                                                  oh
                                                                                           ul iz
                                                                                         ch po

                                                                                         ün zu
                                                                                                   r

                                                                                         ltu ge

                                                                                                   l
                                                                                        (K re
                                                                                                nt
ismus steht. Die zentrale geographische Lage der Stadt (73 %) und ihr

                                                                                                fa

                                                                                             sW
                                                                                      ts t/

                                                                                             rF

                                                                                      sg t
                                                                                             el
                                                                                      ha ri
                                                                                            Ze

                                                                                    hr tad
                                                                                    En stad

                                                                                           ed

                                                                                           Vi

                                                                                          te
                                                                                         he

                                                                                       Ni

                                                                                  ke ts

                                                                                      Gu
                                                                                      Ho
hoher Freizeitwert (70,3 %) folgen in den Nennungen danach.

                                                                                       t

                                                                                er p
                                                                                     up

                                                                              (v Hau
                                                                                  Ha
Die Fokussierung auf das politische System ist signifikant und zeugt
von der gesuchten Nähe der Wissenschaft und Wirtschaft zur Politik,
die die Befragten bereits bei anderen Fragestellungen nannten.            III.3.2. Stärken und Schwächen Berlins
Berlin erscheint als ein Magnet, der seine Anziehung einerseits durch
die geographischen und kulturellen Werte, andererseits durch die
Option der Einflussnahme auf die politische Entscheidungsfindung          Zu den Stärken Berlins zählt vor allem die urbane Vitalität als inspi-
ausübt.                                                                   rierende Kraft. 97,3 % der Befragten nannten die Dynamik und das
                                                                          pulsierende Leben der Großstadt als Hauptcharakteristikum und
Klassische Standortfaktoren wie infrastrukturelle Bedingungen, Netz-      prägendes Merkmal. Die Stadt besitzt zudem überragende Anzie-
werke etc. werden nicht sofort genannt. Nicht der funktionale Kern        hungskraft aufgrund des internationalen Flairs (86,5 %).
des Standortes erscheint den Befragten entscheidend, sondern das
                                                                                                               Stärken Berlins (Attribut-Zuordnung)
Umfeld, das Berlin indirekt bietet.                                          100 %
                                                                              90 %        97,3   97,3
                                                                                           %      %       94,6
                                                                                                                  91,9
                                                                                                           %
                                                                              80 %                                 %       86,5   86,5    86,5
                                                                                                                            %      %       %       81,1
                                                                                                                                                          78,4
                                                                              70 %                                                                  %
                                                                                                                                                           %
                                                                              60 %
                                                                                                                                                                  59,5
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                                                                                                                                                                          %
                                                                              40 %
                                                                              30 %
                                                                              20 %
                                                                              10 %
                                                                               0%

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                                                                                                d

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                                                                                                                      na

                                                                                                                                                   el

                                                                                                                                                  er
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                                                                                                                   ne

                                                                                                                                                er

                                                                                                                                               rti
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                                                                                                                                          ra
                                                                                                                                         he
34                                                   PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                                                            35
Dr. Hans-Gerhard Husung:                                                                                      Prof. Dr. Jürgen Mlynek:
Staatssekretär für Wissenschaft, Senatsverwaltung für Wissenschaft,                                           Präsident, Humboldt-Universität zu Berlin
Forschung und Kultur
                                                                                                              „In Berlin existieren Prachtboulevards neben Trash und Hightech-Archi-
„Ob ein Schwabe Berlin attraktiv findet, kann ich schlecht einschätzen!                                       tektur neben Platten. Berlin ist nahbar, direkt, manchmal verletzend,
Mit Sicherheit kommt ein Amerikaner oder ein Chinese gern! Daher sehe                                         immer neugierig. Diese Stadt stellt jeden, der hier lebt, laufend in Frage,
ich großes Vermarktungspotenzial im Ausland. Wir müssen in unserer                                            die ständige Herausforderung ist anregend. In meiner Utopie für Berlin
Kommunikation – z. B. bei Image-Kampagnen etc. – stärker das Ausland                                          wird dieses anstrengende Prinzip in den Bereichen Wissenschaft, Kultur,
fokussieren, denn die ausländischen Wissenschaftler und Unternehmen                                           Politik und Medien gelebt, und zwar ohne alte Scheren im Kopf. Wenn
haben ein echtes Interesse an Berlin und kommen gern. Hier gilt es den                                        Europa nicht in Berlin zusammenwächst, dann nirgendwo. Ungewöhn-
Hebel anzusetzen.“                                                                                            liche Projekte und quirlige Ideen müssen hier umgesetzt werden. Berlin
                                                                                                              ist Idee, Berlin wird Tat.“

Prof. Dr. Wulff Plinke:
Dekan, ESMT – European School of Management & Technology                                                      Bei den harten Faktoren werden als Stärken vor allem die Intellektua-
                                                                                                              lität der Stadt genannt, die ein Reizklima schafft und geistige Kräfte zu
„Berlin ist Magnetismus, Berlin ist Elektrizität, gekennzeichnet von einer                                    bündeln vermag. Die Dichte des städtischen Umfeldes und somit die
positiven Unruhe, welche die Menschen nach Berlin lockt und sie zu                                            Konzentration sind für 83,8 % der Befragten eine besondere Stärke
Höchstleistungen animiert.“                                                                                   des Standortes, die Kompetenz als Mittler zwischen Ost und West für
                                                                                                              81,1 %. Die tiefe und bewegende Vergangenheit der Stadt sehen 78,4 %
                                                                                                              als entscheidenden Vorteil, der die Stadt einzigartig werden lässt.
 Auch die weiteren Nennungen zeugen von großstädtischem Leben,
das als besondere Stärke Berlins erkannt wird. Der hieraus resultie-                                                                                      Stärken Berlins (Faktoren)
renden Kreativität wird eine besondere Relevanz für junge Menschen                                                100 %
bescheinigt – sie gilt als besonders attraktiv für die Medien-, Werbe-                                             90 %            94,6
und Modebranche (75,7 %, 59,5 % bzw. 54,1 %).                                                                      80 %
                                                                                                                                    %             86,5
                                                                                                                                                              83,8
                                                                                                                                                   %                       81,1
                                                                                                                                                               %                           78,4
                                                                                                                   70 %                                                     %
                                                                                                                                                                                            %
                         Relevanz der emotionalen Standortfaktoren für
                                                                                                                   60 %
                             die verschiedenen Wirtschaftsbranchen
     100 %                                                                                                         50 %

      90 %                                                                                                         40 %
                                                                                                                   30 %                                                                                      37,9
      80 %                                                                                                                                                                                                    %
      70 %     75,7 %                                                                                              20 %

      60 %                                                                                                         10 %
                             59,5 %                                                                                 0%
      50 %                                 54,1 %

                                                                                                                                  lim es

                                                                                                                                                   äf e

                                                                                                                                                               te

                                                                                                                                                                           te t-

                                                                                                                                                                                           nh te/

                                                                                                                                                                                                               ur
                                                                                                                                                Kr uell

                                                                                                                                                                         pe es
                                                                                                                                                             ch

                                                                                                                                                                                                             kt
                                                                                                                               izk ell
      40 %

                                                                                                                                     a

                                                                                                                                                     te

                                                                                                                                                                             nz

                                                                                                                                                                                         ge ch

                                                                                                                                                                                               t
                                                                                        Kurzscreening n=100

                                                                                                                                                                                             ei
                                                                                                                                                                        m -W

                                                                                                                                                                                                           ru
                                                                                                                                                           Di
                                                                                                                            Re ktu

                                                                                                                                                  kt

                                                                                                                                                                                       an hi
                                                          40,6 %

                                                                                                                                                                                                         st
                                                                                                                                                                      Ko Ost
                                                                                                                                               lle

                                                                                                                                                                                     rg sc
                                                                                                                              lle

                                                                                                                                                                                                      fra
                                                                                                                                             te

                                                                                                                                                                                   Ve Ge
      30 %

                                                                                                                            te

                                                                                                                                                                                                    In
                                                                                                                                           In
                                                                                                                          In
      20 %
                                                                          19,0 %
      10 %
       0%
                Medien       Werbung        Mode        Einzelhandel       Luft- &
                                                                         Raumfahrt

36                                                                       PARTNER FÜR BERLIN                   POWERGROUP                                                                                            37
Prof. Dr. Dieter Feddersen:                                                                Auch harte Standortfaktoren sprechen, für sich genommen, gegen
Vorstandsmitglied, Dräger-Stiftung                                                         den Standort Berlin. Die Haushaltslage werten 97,3 % der Befragten
                                                                                           als eindeutige Standortschwäche. 94,6 % empfinden die starre Büro-
„Berlin hat erhebliche Chancen, wenn es sich auf seine intellektuellen                     kratie als schwächend, die dabei keine Planungssicherheit zu bieten
Kräfte aus Wissenschaft und Kunst besinnt. Wenn diese Kräfte dann                          vermag (94,6%). Fehlende Durchsetzungskraft bemängeln 86,5 %. Die
noch in praktischen Forschungsprojekten umgesetzt werden – bei gleich-                     schlechte ökonomische Situation Berlins und in der Folge die hohe
zeitigem Abbau der Bürokratie –, dann ist Berlin nicht mehr aufzuhalten.“                  Arbeitslosigkeit werten 73 % als negativ. Wie als „Handlungsbedarf“
                                                                                           bereits erwähnt, klagen 62,2 % über eine schlechte infrastrukturelle
                                                                                           Anbindung der Stadt in Bezug auf den internationalen Luftverkehr.
Die negativen Nennungen innerhalb der Frage nach den Schwächen
Berlins stammen hauptsächlich aus dem Großstadtkontext und zeu-                                                         Schwächen Berlins (Faktoren)
gen von der Veränderlichkeit und der Fremdheit urbaner Kontexte,für                           100 %
die Berlin paradigmatisch zu stehen scheint.                                                   90 %      97,3   94,6   94,6
                                                                                                          %      %      %
                                                                                               80 %                             86,5
                             Schwächen Berlins (Attribut-Zuordnung)                                                              %
                                                                                               70 %                                        73,0     70,3
                                                                                               60 %                                         %        %        64,9
     100 %                                                                                                                                                               62,2
                                                                                                                                                               %
                                                                                               50 %                                                                       %
      90 %     94,6 %
                                                                                               40 %
      80 %                    86,5 %
                                            81,1 %        81,1 %                               30 %
      70 %
                                                                       67,6 %                  20 %
      60 %
                                                                                               10 %
      50 %
                                                                                                0%
      40 %

                                                                                                        tla lts-

                                                                                                               ie

                                                                                                                         rh s-

                                                                                                                                r“

                                                                                                                                                    ät g

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                                                                                                                                                                          st ig

                                                                                                                                                                    gh r (k hte
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                                                                                                                                                  pl ni
                                                                                                                            he
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                                                                                                             at

                                                                                                                                                                       du n

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                                                                                                            ge

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                                                                                                      no sha

                                                                                                                                                bi ke
                                                                                                                                               its We

                                                                                                                                                                     In We

                                                                                                                                                                 Flu tu lec
      30 %

                                                                                                                           ei
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                                                                                                                                                              tl. uk ch
                                                                                                                        M
                                                                                                        u

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                                                                                                      Ha

                                                                                                                      Pl

                                                                                                                                           fsa h
                                                                                                                     e„

                                                                                                                                                           in str S
                                                                                                                                         ru lec
      20 %

                                                                                                                    e

                                                                                                                   in

                                                                                                                                             be
                                                                                                                  in

                                                                                                                                       Be ch
                                                                                                                 Ke
                                                                                                                Ke

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                                                                                                                                           S

                                                                                                                                                             fra
      10 %

                                                                                                                                                           In
       0%
             durcheinander   chaotisch     schmutzig     verantwor-    kaputt
                                                          tungslos

38                                                                    PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                                             39
III.3.3. Chancen und Risiken Berlins                                               III.3.4. Persönliche Entscheidungsgründe der Befragten für einen Zu-
                                                                                            zug nach Berlin bzw. für das Verweilen in Berlin

Berlin gilt als Großstadt mit allen Vor- und Nachteilen. Innerhalb der
Standortpolitik vermag der Raum jedoch vorwiegend weiche Faktoren                  Für die Befragten ist vor allem der hohe Freizeitwert Berlins entschei-
auszuspielen, die sich auf die vielfältigen Freizeitmöglichkeiten, die             dend für die Standortwahl (94,6 %) – damit rückt die Stadt in die Nähe
kulturellen Angebote und die Dynamik des Großstadtlebens stützen.                  von München (96 %) und hat Hamburg (93 %) knapp hinter sich
                                                                                   gelassen; beides Städte, die traditionell stark mit Freizeitwerten
                                                                                   verbunden werden.
Dr. Annette Fugmann-Heesing:
Vorsitzende des Ausschusses für Wissenschaft und Forschung,                                                   Entscheidungsgründe für die persönliche Standortwahl
Abgeordnetenhaus Berlin
                                                                                        100 %
                                                                                         90 %        94,6          96,0 93,0
„Berlin muss sich anders vermarkten. Es ist eine Stadt, die viele Pfunde                              %             % %                  89,0 90,0                  88,0
                                                                                         80 %                                    86,5
                                                                                                                                          % %                   82,0 %
hat, mit denen sie bis dato nicht genügend wuchert. Berlin ist reich,                    70 %
                                                                                                                                  % 79,0
                                                                                                                                                                 %       73,0
                                                                                                                                      %
reich an Möglichkeiten und Entwicklungschancen, reich durch seine                        60 %               64,0                                           67,6           %
                                                                                                                                                            %
Vielfalt, reich an Wissenschaft und Kultur. Berlin bietet den Menschen,                  50 %                %
die hier leben und die als Besucher kommen, mehr als andere Städte.                      40 %
Wir müssen erkennen, welches Potenzial diese Stadt hat, und das kom-                     30 %
munizieren.“                                                                             20 %
                                                                                         10 %
                                                                                          0%
                                                                                                     Umfeld/die Stadt/            Nähe zur Familie,    inhaltlich und/oder finanziell
Als Chance ist in der urbanen Strahlkraft vor allen Dingen der kreative                            Freizeitmöglichkeiten           Freunden etc.*         reizvolles Jobangebot
Impuls zu sehen, der nach wie vor – speziell für kreative Branchen –
                                                                                                  Berlin           Frankfurt   München       Hamburg
eine große Ausstrahlung ausübt. Eine weitere Nutzbarmachung die-
ser Charakteristika als Chance bleibt offen. Hierin liegt das größte               *Grund in erster Linie für ein Verweilen in der jeweiligen Stadt genannt
Risiko für den Standort, der dann durch seine ungenutzte Dynamik
nur für die Schattenseite des großstädtischen Lebens stehen würde.
                                                                                   Prof. Dr. Dieter Grimm:
                                                                                   Rektor, Wissenschaftskolleg zu Berlin
Dr. Falk Fabich:
Geschäftsführer, Forschungsverbund Berlin                                          „Nach der Wiedervereinigung ist Berlin sehr attraktiv geworden, poli-
                                                                                   tisch, kulturell, intellektuell. Das zeigt sich auch daran, dass viele unserer
„In der produktiven Umsetzung von Risiken liegen die Chancen: Sie sind             ausländischen Fellows, die für ein Jahr hier zu Gast sind, am liebsten
Quelle und Grundlage zugleich für die konstruktive Entwicklung der Stadt.“         gleich in Berlin bleiben würden.“

                                                                                   Berlin besitzt den Aussagen nach eine hohe urbane Strahlkraft, die
                                                                                   sich vor allem in der persönlichen Entscheidungsfindung der Stand-
                                                                                   ortwahl niederschlägt.

40                                                            PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                                                           41
Im Gegensatz zu anderen deutschen Standorten kommt hier den                        IV. Zusammenfassung und erste Interpretationsansätze
emotionalen oder weichen Faktoren eine herausragende Rolle zu.
Berlin gilt nicht als beruflich besonders lukrativer Standort, so dass
nur für 67,6 % der Befragten ein inhaltlich oder finanziell reizvolles     Die vorliegende Studie bietet neben der Auswertung der Einzel-
Angebot die Standortwahl entschied.Funktionale oder ökonomische            gespräche und den daraus folgenden Ergebnissen eine erste
Attraktivität steht eher für klassische Wirtschaftsstandorte wie Frank-    Interpretation, die Handlungsempfehlungen und weiterführende
furt, Hamburg und München.                                                 Maßnahmen, als strategischen Ansatz für neue Vermarktungswege
                                                                           des Standortes Berlin, aufzeigt.7

                                                                           Im Folgenden werden die Ergebnisse der Studie resümiert und
                                                                           markentechnisch interpretiert sowie Implikationen vorgestellt, die
                                                                           prozessuale Handlungsempfehlungen beinhalten.

                                                                           IV.1. Der Standort Berlin – eine Stadt als Marke

                                                                           Der Standort Berlin verfügt schon heute über hohes markentechni-
                                                                           sches Kapital, das sich direkt wirtschaftlich nutzbringend einsetzen
                                                                           ließe. Die Stadt als Marke betrachtet, bietet somit interessantes Ver-
                                                                           marktungspotenzial.8

                                                                           7   Eine erste Maßnahme, die aus dem Projekt „Berlin Wissenschaft 2015“ entstand, ist „BERLIN –
                                                                               Das Magazin aus der Hauptstadt“. Das Magazin stellt eine Kommunikationsplattform für
                                                                               zukunftsorientierte Themen aus Berlin dar. Die erste Ausgabe widmete sich der Wissenschaft
                                                                               in Berlin und war im Dezember 2004 in einer Auflagenhöhe von 1,2 Millionen Exemplaren
                                                                               den bundesweiten Zeitungen Frankfurter Allgemeine Zeitung, Handelsblatt, Süddeutsche
                                                                               Zeitung und dem Tagesspiegel beigelegt. Das Magazin erscheint vierteljährlich. Die
                                                                               kommende Ausgabe widmet sich dem Thema Kreativität und Design in Berlin.
                                                                           8   Die ausführliche markentechnische Interpretation der Marken „Berlin“ und „Berlin Wissen-
                                                                               schaft“ sowie weitere konkrete markentechnische Handlungsempfehlungen erfolgen im
                                                                               zweiten Teil der Studie, deren Ergebnisse in Kürze vorgestellt werden.

42                                                    PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                                                  43
Berlin – eine Stadt in stetem Umbruch                                       Berlin – ein faszinierendes Kaleidoskop

Der Standort Berlin zeigt sich innerhalb Europas als impulsgebende           Berlin erscheint für die Außenwelt als ein faszinierend buntes und
und dynamische Metropole mit internationalem Flair, die innerhalb            vielseitiges sowie vielschichtiges Kaleidoskop, das einen starken Reiz
der weichen Standortfaktoren im Wettbewerb mit Standorten wie                ausübt und Neugierde weckt. Der Besucher kann jedoch das Bild
London und Paris konkurrieren kann. Ihren emotionalen Reiz zieht             kaum greifen; die Kleinteiligkeit der Verschiedenheit erscheint zu
die Stadt aus verschiedenen Bereichen, die charakteristisch für              stark, als dass sich ein erkennbares Ganzes zusammensetzen ließe.
Strukturen europäischer Metropolen sind und die ein attraktives              Die Heterogenität Berlins ist eine einzigartige Stärke in Deutschland
Spannungsfeld aufbauen. Für Berlin ist im Besonderen die Spannung            und ein Vorteil im internationalen Wettbewerb, doch wird die Ver-
zwischen der subkulturellen Avantgarde und der Klassik stark image-          schiedenartigkeit zum Nachteil, wenn es darum geht, ein konsequentes
prägend und identitätsstiftend. Das Nebeneinander der Zeiten                 Bild zu definieren.
vieler metropolitaner Bereiche schafft eine einzigartige Erfahr-
barkeit des Wandels.                                                         Die nur scheinbare Orientierungslosigkeit Berlins wird oftmals mit den
                                                                             Schattenseiten einer Metropole verbunden. Die Befragten äußerten
So steht Berlin bei den Befragten für Wandel und Zeitgeist. Das Um-          vielfach, dass „Chaos“ schon immer charakteristisch für Berlin sei – die
feld schafft Inspiration und Kreativität, die nicht zuletzt als Motor für    leicht entstehende und empfundene Kehrseite von Veränderlichkeit
Innovationen gewertet werden können. Welche Branchen diese Kraft             und Dynamik. Zudem wird innerhalb der Erhebung eine allgemeine
nutzen, erscheint dabei zu diesem Zeitpunkt unerheblich, denn die            mangelnde Durchsetzungskraft als Schwäche Berlins erkannt. Die
daraus resultierende Geisteshaltung kann in Vermarktungskonzepten            Veränderungen erscheinen häufig als ungesteuert, da das „große Ziel“
generell übertragen werden. Berlin steht markentechnisch primär              vielen unklar bleibt. Dabei entsteht ein diffuses Bild, das für den
für die prägenden Faktoren Veränderlichkeit, Kreativität, Inspiration        Moment faszinierend ist, jedoch keine konkreten Vorstellungen her-
und Innovationsgeist.                                                        vorruft.

Die Offenheit, die diese Werte ausstrahlen, schafft in Berlin ein            Die Verbesserung der konsequenten und strategisch fokussier-
Klima der Weite. Weltoffener als andere Städte Europas – und                 ten Kommunikationspolitik, die zu vermittelnde Inhalte festlegt
vor allem als andere deutsche Städte – strahlt der Standort                  und konsequent ein wiedererkennbares relevantes Bild der
Toleranz, Modernität und Internationalität aus. Der Faktor                   Metropole in der nationalen wie internationalen Öffentlichkeit
Internationalität wird zudem in funktionalem Sinne durch den                 aufbaut, erscheint dabei notwendig. Die stringente und nachvoll-
Regierungssitz, die diplomatischen Vertretungen und durch                    ziehbare Markenbildung und die Schaffung und Kommunikation
internationale Kulturinstitutionen gestützt.                                 der Marke Berlin ist deshalb ein notwendiger markentechnischer
                                                                             Prozess, der die bestehenden Stärken Berlins für die Standort-
                                                                             politik nutzbar werden lässt und gezielte Lösungen für die
                                                                             Vermarktung offen legt.

44                                                      PARTNER FÜR BERLIN   POWERGROUP                                                            45
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