Die Wahlentscheidungshilfe zur EU-Wahl 2014 - Edition booklewal

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Die Wahlentscheidungshilfe zur EU-Wahl 2014 - Edition booklewal
Status: Version 2 (18. Mai 2013 14:30)

                                         Die Wahlentscheidungshilfe zur
                                                 EU-Wahl 2014

                                                Edition booklewal
Die Wahlentscheidungshilfe zur EU-Wahl 2014 - Edition booklewal
Liebe neuwal.com Leserinnen und Leser,
liebe Wählerinnen und Wähler in Österreich!

neuwal.com walmanach                                 Parlament vergeben. Die Mandatshürde liegt
Der    neuwal.com     walmanach    ist    eine       bei ca. 4.5-4.8 %. Der Wahl stellen sich in
Wahlentscheidungshilfe zur EU-Wahl 2014 für          Österreich diesmal neun Parteien. Neben SPÖ,
Österreich. Wir stellen der Reihe nach alle          ÖVP, FPÖ und den GRÜNEN haben sich bei
kandidieren Parteien vor und fassen die              dieser Wahl auch Europa anders, BZÖ, EU-STOP,
Wahlprogramme in den wesentlichsten                  NEOS und REKOS über Unterstützungs-
Punkten zusammen. Weiters stellen wir                erklärungen oder die Unterschriften von drei
SpitzenkandidatInnen     der  kandidierenden         Nationalratsabgeordneten oder einem MEP
Parteien jeweils die gleichen offenen und            "qualifiziert". Das Team Stronach sowie die Liste
strukturierten Fragen - in Form eines                Martin hat auf eine Kandidatur verzichtet, die
interaktiven Google Hangouts. Ziel ist es, ein       SGA - Die Monarchisten haben mit ca. 2.300
möglichst faires und unabhängiges Bild von           Unterstützungserklärungen den Weg auf den
den politischen Ideen und Positionen der             Stimmzettel nicht geschafft. Allerdings finden
Kandidaten und Parteien zu bekommen um so            sich zwei ehemalige Abgeordnete der Liste
besser vergleichen zu können.                        Martin bei zwei neuen Listen: Angelika
                                                     Werthmann ist Spitzenkandidatin beim BZÖ
EU-Wahl 2009                                         und       Martin      Ehrenhauser    tritt    als
Bei der EU-Wahl 2009 gelang es der ÖVP 6             Spitzenkandidat für EUROPA anders an.
Sitze (30 %) zu erringen, die auf Europaebene
der EVP (Europäische Volkspartei) zugerechnet        Ausgangssituation
wurden. Die SPÖ kam auf 23.7 % und 4                 Wahlumfragen sehen in den letzten Monaten
Mandate (S&D, Socialists & Democrats). Drei          zwei bis drei Gruppierungen: Zum einen sind
faktionsfreie Mandate gingen an die Liste            lange Zeit ÖVP, SPÖ und die FPÖ fast Kopf-an-
Martin mit 17.7 % der Stimmen. Zwei Mandate          Kopf an der vordersten Stelle gelegen. Seit
gingen an die Grüne EU-Fraktion durch die            April 2014 löste sich die FPÖ bei den absoluten
Grünen (9.9 %) und zwei weitere errungene            Umfragewerten jedoch von SPÖ und ÖVP.
Mandate durch die FPÖ (12.7 %) bleiben               Knapp auf liegen auch die GRÜNEN und die
ebenso fraktionslos.                                 NEOS, die wohl um den vierten Platz kämpfen.
                                                     Alle anderen Parteien (ANDERS, REKOS, BZÖ)
EU-Wahl 2014                                         liegen derzeit unter der Mandatshürde - für EU-
Am 25. Mai 2014 wird nun EU-weit das                 STOP liegen derzeit noch keine Umfragewerte
Europäische Parlament neu gewählt. Insgesamt         vor.
werden 18 Sitze für Österreich im EU-

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       walmanach EU-Wahl 2014                    2
Die Wahlentscheidungshilfe zur EU-Wahl 2014 - Edition booklewal
Der Fragenmodus
Um eine unabhängige und vergleichbare Fragenstellung zu gewährleisten, hat neuwal den Parteien
und Bewegungen Fragen gestellt, die auf einem einheitlichen Fragengerüst basieren. Die Fragen
wurden via Google Hangout gestellt. Nachfragen und ergänzende Fragen erlaubt.

  1. Vorstellung der Partei/Bewegung                                                  4. Realisierung und Umsetzung
  In der ersten Frage geht es darum, die Bewegung in                                  Bei dieser Frage geht es um die Umsetzung der eigenen
  wenigen Worten vorzustellen.                                                        Vorstellungen: Ideen sind gut, doch wie können diese
                                                                                      umgesetzt werden?
  2. Beobachtung der Situation in Europa
  Um die Ausgangsposition und die politischen Ideen und                               5. Wordrap
  Vorstellungen der Partei zu verstehen, wurde nach der
  eigenen Beobachtung der Situation im politischen,                                   6. Ergänzende Fragen von Leser_Innen und Diskurs
  kulturellen, wirtschaftlichen oder sozialen Bereich in
  Europa gefragt.                                                                     7. Abschlußfrage
                                                                                      Bei der Abschlußfrage gibt es die Möglichkeit, noch auf
  3. Politische Ideen                                                                 Themen hinzuweisen, die besonders wichtig sind und für
  Von der Ausgangssituation ging es zum Wahlprogramm und                              die bei den vorherigen Fragen kein Platz war.
  zu den politischen Ideen und Vorstellungen der Parteien.

   Impressum

   Herausgeber                                                                       walmanach Team
   neuwal.com. Politik- und Wahljournal (seit 2008)                                  Idee, Formatentwicklung,
   neuwal — Verein zur Förderung Online Journalismus und                             Organisation, Interviews,
   Politischer Bildung                                                               Magazin, Design             Dieter Zirnig
   Lindengasse 56/2/18-19, c/o HUB Vienna, 1070 Wien                                 Redaktion                   Michael Hunklinger, Dieter Zirnig
   +43 676 4965959                                                                                               Thomas Knapp, Dominik Leitner
   info@neuwal.com                                                                   Lektoring                   DominikLeitner
   http://neuwal.com
                                                                                              Informationen      Interview         Transkript

            üt ze n euwal!                                                           ÖVP      Stefan Hechl       Dieter Zirnig     Dominik Leitner

   Unters t                                                                          SPÖ      Dominik Leitner    Dieter Zirnig     Michael H.
                                                                                     FPÖ      Thomas Knapp       Dieter Zirnig     Dominik Leitner
   Verein neuwal                                                                     GRÜNE    Michael H.         Dieter Zirnig,    Dieter Zirnig
   Verwendungszweck: walmanach EP2014                                                                            Wolfgang Marks
                                                                                     BZÖ      Dominik Leitner    Dieter Zirnig     Dieter Zirnig
   IBAN: AT881200010004236179                                                        NEOS     Dominik Leitner    Dieter Zirnig     Michael H.
   BIC: BKAUATWW                                                                     REKOS    Dieter Zirnig      Dieter Zirnig     Dieter Zirnig
                                                                                     ANDERS   Thomas Knapp       Dieter Zirnig,    Dieter Zirnig
   This work is licensed under the Creative Commons Namensnennung -
   Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported License. To view a
                                                                                                                 Jan Marchart
   copy of this license, visit http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/.       EUSTOP Dieter Zirnig        Dieter Zirnig     Dieter Zirnig

               neuwal.com
               walmanach EU-Wahl 2014                                            3
Die Wahlentscheidungshilfe zur EU-Wahl 2014 - Edition booklewal
neuwal.com - Politik- und Wahljournal                          Der neuwal.com walmanach EU Wahl 2014

neuwal.com ist ein privates und unabhängiges                   Der neuwal.com walmanach EU 2014 ist eine
journalistisches   Projekt zur     Förderung     Online        unabhängige Wahlentscheidungshilfe zur EU-Wahl 2014.
Journalismus und politischer Bildung. Wir berichten seit       Unser Ziel ist es, einen so gut wie möglich gesamten und
2008 mit derzeit mehr als 10 aktiven JournalistInnen           unabhänigen Überblick aller wahlwerbenden Parteien
und BloggerInnen unparteiisch und unabhängig über              und Bewegungen anzubieten.
politische,   gesellschaftliche   und    wirtschaftliche
Entwicklungen.                                                 Im walmanach EU 2014 gibt es Informationen zu den
                                                               neun wahlwerbenden Parteien. Wir haben die
neuwal ist ein offenes Magazin, das viel Raum für Ideen        Wahlprogramme      der   antretenden   Bewegungen
bietet. Es gibt – im Rahmen der demokratischen                 analysiert und haben den Parteienvertreter_Innen
Gesinnung, der gesetzlichen Bestimmungen und des               gleiche und eine individualle Frage gestellt, um
moralischen Anstands – keine inhaltlichen Grenzen. In          Positionen untereinander besser verglichen werden
unserer Berichterstattung setzen wir uns für die               können.
Gleichstellung aller Nationalitäten und Geschlechter ein
– anti-rassistisch und anti-sexistisch. Wir bevorzugen         Ihnen    gefällt   der     walmanach?    Der    neuwal.com
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         neuwal.com
         walmanach Österreich 2013                         4
Die Wahlentscheidungshilfe zur EU-Wahl 2014 - Edition booklewal
Inhalt

ÖVP — Österreichische Volkspartei
MEP Othmar Karas
                                                         6
SPÖ — Sozialdemokratische Partei Österreichs
Eugen Freund
                                                        16
FPÖ — Freiheitliche Partei Österreichs
Harald Vilimsky
                                                        26
GRÜNE — Die Grünen - Die Grüne Alternative
MEP Ulrike Lunacel
                                                        36
BZÖ — Bündnis Zukunft Österreich
MEP Angelika Werthmann
                                                        46
NEOS — Das Neue Österreich und Liberales Forum
Angelika Mlinar
                                                        56
REKOS — Die Reformkonservativen
MEP Ewald Stadler
                                                        66
ANDERS — Europa anders
MEP Martin Ehrenhauser
                                                        76
EUSTOP — EU-Austritt, Direkte Demokratie, Neutralität
Robert Marschall
                                                        86

neuwal.com
walmanach Österreich 2013           5
Die Wahlentscheidungshilfe zur EU-Wahl 2014 - Edition booklewal
ÖVP
Österreichische Volkspartei

Österreich                                                 ÖVP
Obmann                     Michael Spindelegger            Ausrichtung    Christlich-Sozial,
Obmann Stv.                Nikolaus Berlakovich                           Konservatismus,
                           Maria Fekter                                   Wirtschaftsliberalismus
                           Reinhold Mitterlehner
                           Andrea Kaufmann                 Lager          Christdemokraten
1. Listenplatz             Othmar Karas
2. Listenplatz             Elisabeth Köstinger             Positionierung Konsequenteste
3. Listenplatz             Paul Rübig                                     proeuropäische Linie in
                                                                          Österreich von einer
Stimmenanteil (2009)       30 %                                           politischen Partei
Mandate (2009)             6 Mandate
Höchstes Ergebnis          32.7 % (6), 2004                Kandidatur     Wahlvorschlag mit
Niedrigstes Ergebnis       29.65 % (7), 1996                              Unterschrift von
                                                                          MEP Othmar Karas
                                                                          eingereicht.
ÖVP Bundespartei
Lichtenfelsgasse 7, 1010 Wien
                                                           Gründung       17.04.1945
+43 1 40126-0
email@oevp.at

Parteiwebsite                           http://www.oevp.at/
Parteiprogramm                          http://www.besseres-europa.at/europa/
Facebook                                https://www.facebook.com/Volkspartei
Twitter                                 https://twitter.com/oevp
Facebook Spitzenkandidat                https://www.facebook.com/othmar.karas
Twitter Spitzenkandidat                 https://twitter.com/othmar_karas

Der ÖVP auf meinparlament.at Fragen stellen
http://www.meinparlament.at/company.php?id=5

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walmanach EU-Wahl 2014                         6
Die Wahlentscheidungshilfe zur EU-Wahl 2014 - Edition booklewal
Parteibezeichnung kurz   ÖVP
Parteibezeichnung lang   Österreichische Volkspartei
Europapartei             EVP - Europäische Volkspartei
Europafraktion           EVP - Fraktion der Europäischen Volkspartei

Die 1945 gegründete ÖVP gehört zu den großen, alten Parteien in der
österreichischen    Parteienlandschaft.   Ihre Vorgängerpartei   CS
(Christlichsoziale Partei Österreichs) wurde bereits 1893 gegründet.
Bundesweit gesehen stellte sie in 13 Bundesregierungen der zweiten
Republik den Bundeskanzler. Seit 1987 ist die ÖVP ununterbrochen in
allen Bundesregierungen vertreten. Nur zwischen 1970 und 1986 war
sie in Opposition.

Die ÖVP versteht sich laut ihrem Grundsatzprogramm aus dem Jahr 1995
als eine christdemokratische Volkspartei, die vor allem für die Werte
Freiheit, Verantwortung, Leistung, Sicherheit und Subsidarität eintritt. Sie
sieht sich außerdem als Partei des liberalen Rechtsstaats, einer offenen
Gesellschaft und tritt für das Konzept der ökosozialen Marktwirtschaft
ein. Außerdem sieht sich die ÖVP als die Europapartei in Österreich.

Einer der Vizepräsidenten des EU-Parlaments, Othmar Karas, führt die
ÖVP als Routinier in diesen EU-Wahlkampf. Sie hat den ersten Platz zu
verteidigen, doch es dürfte knapper werden als 2009. Im Wahlprogramm
und -kampf positionieren sich Othmar Karas und die ÖVP klar pro-
europäisch, wenngleich sie einige Punkte hervorstreichen, wo es
Verbesserungsbedarf gibt.

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Die Wahlentscheidungshilfe zur EU-Wahl 2014 - Edition booklewal
Wahlprogramm für die EU-Wahl 2014

Soziales
Die ÖVP will durch Umsetzung sozialer Mindeststandards die
sogenannte Armutsmigration eindämmen. Andere soziale Probleme
sollen nicht quer durch die EU geschoben werden, sondern vielmehr an
der Wurzel behandelt werden. Wichtig ist dabei die Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit, hier könnte laut ÖVP das österreichische System der
dualen Ausbildung ein Vorbild für ganz Europa werden. Außerdem müsse
man die Mobilität der Arbeitnehmer verbessern. Auch das Thema
Gleichberechtigung von Frauen spricht die ÖVP an und hat daher auf der
Liste mehr Frauen als Männer platziert. Man fordert auch die
konsequente Umsetzung der zahlreichen Richtlinien, die die EU in
diesem Bereich beschlossen hat. Im Bereich der Pensions-, Pflege-,
Gesundheits- und Sozialpolitik will die ÖVP die Verantwortlichkeit in den
einzelnen Nationalstaaten belassen.

Internet
Die ÖVP geht in ihrem Walprogramm auch auf das Thema Internet ein
und will die Sicherheit im "Cyber-Space" erhöhen, sowohl für
Privatpersonen als auch für Staaten und die EU (Stichwort
Cyberterrorismus – hier soll es eine gemeinsame Abwehr geben). Auch
die Überwachungsthematik wird angesprochen, konkrete Vorschläge hat
die ÖVP hier aber nicht.

Euro
Die ÖVP ist gegen den Austritt aus dem Euro, der „gemeinsamen und
stabilen“ Währung. Ein Austritt wäre unverantwortlich und würde nicht
nur der Wirtschaft, sondern auch der ganzen Gesellschaft schaden.
Allerdings fordert man eine Reihe von Maßnahmen in diesem Bereich:
Einlagensicherung, eine europäische Bankenaufsicht, kein Steuergeld
mehr zur        Bankenrettung,    ein   eigenständiger   europäischer
Währungsfonds, eine Finanztransaktionssteuer, konsequenter und
transparenter Abbau der Staatsschulden sowie Konsequenzen für
Länder, die dies nicht schaffen.

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Wirtschaft
Die ÖVP will die Wettbewerbsfähigkeit der EU weiter verbessern, da
dadurch auch Österreich profitiert. Maßnahmen wären etwa die
Stärkung von kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie ihre
sichere Einbindung in den Binnenmarkt. Auch die Gründung solcher
Unternehmen will man einfacher gestalten, etwa durch die Förderung
von Möglichkeiten zum Crowdfunding.

Bildung
Im Bereich Bildung lobt die ÖVP das neue, weiterentwickelte ERASMUS-
Programm und schlägt vor, jedem Österreicher die Chance zu geben,
etwa ein halbes Jahr als „europäisches Semester“ im Ausland zu
verbringen. Außerdem will man die Anerkennung von Bildungs- und
Berufsabschlüssen innerhalb der EU erleichtern sowie generell die
Mehrsprachigkeit fördern.

Sonstiges
Telefonieren zum Ortstarif in der gesamten EU, Freihandelsabkommen
ja, aber transparent und nur mit Zustimmung des EU-Parlaments,
generell keine Entscheidungen ohne das Parlament, Reform der
Gesetzgebungsprozesse und mehr Mitspracherechte für Unionsbürger,
Abbau von Bürokratie und sinnlosen Regulierungen, künftig nur noch ein
Sitz für das Europaparlament, Stärkung der Landwirtschaft.

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Vollständiges Video/Audio-Interview mit MEP Othmar Karas     MEP Othmar Karas
http://neuwal.com/walmanach/eu14/ovp                         Bild: www.oevp.at/

Interview mit MEP Othmar Karas

neuwal (Dieter Zirnig): Herzlich Herr Othmar Karas zum neuwal.com Hangout zur
EU-Wahl 2014.

Othmar Karas: Guten Tag!

Wir sind heute im EU-Haus. Und zunächst interessiert uns Ihre Person. Herr Karas,
ganz kurz einmal vorgestellt: Wer sind Sie und was machen Sie?

Ich bin ein leidenschaftlicher Politiker. Ich habe immer gerne Verantwortung
übernommen seit meiner Schulzeit. Entweder man ist bereit, auf die anderen
Rücksicht zu nehmen und mit anderen etwas zu bewegen oder man ist es nicht. Das
ist man am Arbeitsplatz, das ist man in seinem Leben, es ist ja nicht jeder politische
Mensch vom Beruf Politiker.

Mein politischer Stil oder mein Wesen war immer eher konsensorientiert, ist immer
auf Zusammenarbeit ausgerichtet, ist immer davon geprägt, dass ein anderer Mensch
genauso Recht haben kann wie ich selbst. Dass man Träume haben muss, die man
verwirklichen will. Ich habe einen schönen Leitspruch, der heißt: "Viele Menschen
sehen die Dinge, wie sie sind und sagen: Warum. Ich träume von Dingen, die es noch
nie gegeben hat und sage: Warum nicht?"

Daher war für mich immer wichtig, Grenzen der Vergangenheit und
Vorurteile der Vergangenheit überwinden zu helfen.

Und ich habe daneben das überparteiliche Bürgerforum Europa 2020 mit Vertretern
aus verschiedenen politischen Richtungen, verschiedenen Religionen, verschiedenen

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MEP Othmar Karas - ÖVP

Gesellschaftsschichten gegründet. Weil ich eigentlich die Rolle Österreichs in der
Europäischen Union und die Zukunft der EU parteipolitisch außer Streit stellen will
und den Dialog fördern will.

Um einmal kurz auf die Parteiebene zu gehen: Sie treten für die ÖVP auf
österreichischer Ebene, die ja in der EVP auf EU-Ebene integriert ist. Wofür steht
denn die ÖVP auf Österreichebene in Bezug auf die EU-Wahl?

Das hat sie sehr klar gemacht, indem sie mich gebeten hat, der
Spitzenkandidat zu sein. Die ÖVP ist die Partei, die die konsequenteste
proeuropäische Linie in Österreich von einer politischen Partei hat.

Sie war der Motor in der Koalition Vranitzky-Mock, dass sich Österreichs
Außenpolitik auf der Basis meines Antrages, damals, als Bundesobmann der Jungen
ÖVP, dass sich Österreich zur Europäischen Union hinwendet, mit dem Ziel der
Mitgliedschaft.

Die ÖVP und ich persönlich - das ist in der Frage nicht zu trennen. Weil ich die
Europapolitik der ÖVP seit 30 Jahren aktiv mitgestalte. Nur durch unsere
Mitgliedschaft, nur durch die Erweiterung ist Österreich vom Grenzland zum
Kernland der Europäischen Union geworden. Wir sind de facto kein Grenzland mehr,
haben keine tote Grenze mehr und konnten die Abwanderungsraten reduzieren. Mir
geht es darum, dass wir uns zu einem aktiven Teil in dieser Gemeinschaft machen,
dass wir initiieren und nicht nur Briefe ans Christkind schreiben. Dass wir verändern
wollen und unsere Interessen einbringen und nicht darauf reduzieren, sondern
gestaltend tätig sind. Das ist ja auch der Grund, warum ich die Kandidatur
angenommen habe, obwohl ich ja in vielen Fragen eine sehr kritische
Auseinandersetzung hatte.

Wo sind die kritischen Punkte?

Die kritischen Punkte habe ich immer artikuliert. Das ist ein zu geringes pro-
europäisches Engagement, das ist eine zu geringe Information und Kommunikation.
Das ist eine zu geringe Darstellung der Erfolge der Zusammenarbeit zwischen
Europa und Österreich. Und für mich ist Europapolitik Innenpolitik. Das ist
gegeneinander nicht ausspielbar. Wir sind bei jeder Entscheidung dabei und ich bin
froh, dass mit meiner Kandidatur sehr klar gemacht wurde, dass dieser pro-
europäische Kurs, diese kritische Auseinandersetzung nicht zu einer Ablehnung
führt, nicht zu einer Konfrontation, sondern zu einer Ideensammlung, was wir in
Europa verbessern müssen und verbessern können.

Und einer Öffnung gegenüber den Bürgern auch durch die Einleitung eines
Konvents, auch durch die Zusammenstellung des Teams, das halte ich für wichtig.
Und wenn es keinen Dialog gibt, dann gibt es eher... ja, Desinteresse und Aversion.

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MEP Othmar Karas - ÖVP

Und Europa ist kein Protestprojekt, Europa ist ein Gestaltungsprojekt.

Das ist ein wunderbarer Übergang zu politischen Ideen innerhalb der EU von ihrer
Bewegung. Was sind nun Ihre politischen Ideen für Europa und die EU?

Ja, die großen Herausforderungen der Zukunft sind für mich sicher die
Globalisierung. Denn es wird um die Frage gehen: Wie schaut in Zukunft die
kontinentale Auseinandersetzung aus, nicht wie die nationale. In der Vergangenheit
hatten wir ja nationale Konflikte, in der Zukunft werden wir kontinentale
Auseinandersetzungen haben.

Daher ist der erste Punkt für mich die Stärkung Europas in der Welt. Das heißt:
Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und Verteidigungspolitik. Darin liegt
auch ein großes Potential an Einsparung und ein großes Potential an
Effizienzsteigerung.

Zu dem Bereich "Europa stärken in der Welt" gehört auch,
Abhängigkeiten zu reduzieren: Gas aus Russland, Öl aus den OPEC-
Staaten und Datenserver von den Amerikanern.

Und daher möchte ich, dass wir in der EU die Energiewende schaffen. Reduzierung
der Energieabhängigkeit, Reduzierung des Energieverbrauches, Verbesserung der
erneuerbaren Energien und und Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Die Energiewende
muss uns gelingen, in die müssen wir investieren, in die müssen wir auch Forschung
und Brain-Power investieren - und das schafft auch Wachstum und Beschäftigung.

Der zweite Bereich ist: Wir müssen die EU demokratischer machen. Keine
europäische Entscheidung ohne Zustimmung des europäischen Parlaments und
Einleitung eines Konvents unter Beteiligung der Bürgergesellschaft, der neuen
Medien, wie der ihren, ein offener Dialog über die Zukunft Europas. Und mein Ziel ist,
dass dieser Prozess abgeschlossen wird mit der Europaparlamentswahl 2019. Und
dann bei der ersten gemeinsamen europaweiten Volksabstimmung mit einem
zweiten Stimmzettel europaweit abgestimmt wird. Das halte ich für ganz wichtig.

Der dritte Bereich ist: Die Europäische Union muss sicherer werden. Da geht es nicht
nur um die äußere Sicherheit, die ist auch wichtig, wie wir in der Ukraine sehen. Wir
haben neue Bedrohungen, Cyberwar, Kriminalität, Terrorismus, es gibt neue
Bedrohungen. Und hier bei mir kommt aber noch dazu: Nahrungsmittelsicherheit,
Lebensmittelsicherheit, Datensicherheit, das spielt ja auch eine wesentliche Rolle
bei den Freihandelsabkommen und bei allen internationalen Abkommen.

Und der vierte große Schwerpunkt ist die Frage nach der Handlungsfähigkeit der EU:
Vereinfachung, Bündelung der Kräfte, Entbürokratisierung. Handlungsfähigkeit heißt
aber auch: Effizienzsteigerung und dass wir eine genaue Aufgabenverteilung haben -
wer ist wofür verantwortlich? Was sind die Flaggschiff-Initiativen und wie setzen wir
sie um.
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Das war sehr ausführlich: Es ist jetzt öfter der Begriff gefallen "Dialog" - also das
Gemeinsam-Sachen-Machen: Dialog mit wem und wie stellen Sie sich so ein
gemeinsames Arbeiten vor. Oder: Was sind die Erfahrungen der letzten Jahre, die Sie
gerne in Bezug auf Dialog und gemeinsames Arbeiten mit in die nächsten Jahre
mitnehmen möchten?

Alles. Alle Erfahrungen möchte ich mitnehmen, weil man ja mit jeder neuen
Erfahrung lernt, die man sammelt. Vielleicht muss ich das auch erklären, weil sich
die EU ein bisschen unterscheidet von innenpolitischen Vorgangsweisen. In der EU
hat niemand eine Mehrheit. Keine Partei, kein Staat, keine Fraktion, keine Person.
Jeder - sag ich einmal - hat die Chance, sich seine Mehrheit zu suchen. Es gibt keine
Automatismen im Entscheidungs- und Meinungsbildungsprozess. Es gibt Mehrheiten
quer durch Parteien, quer durch Länder. Es geht um Einstellungen und das
Entscheidende ist, dass man bereit ist, dem anderen in die Augen zu schauen.

Was mich jetzt interessiert: Werfen wir einmal einen Blick voraus in die nächsten 10
Jahre. Sie haben gesagt, Sie träumen gerne von Dingen, die vorher noch nicht da
sind. Was wäre denn so etwas? Wo sehen Sie Europa in den nächsten 10 Jahren?

Wir müssen einmal die größte Wirtschafts-, Finanz-, Sozial- und
Staatsschuldenkrise der letzten Jahre und die größte seit dem Zweiten
Weltkrieg nachhaltig bewältigen.

Das heißt: Es wird uns noch Jahre beanspruchen, wir haben jetzt versucht, dass kein
Staat bankrott geht, dass Strukturreformen eingeleitet werden, dass die
Beschäftigtenzahlen wieder steigen. Das reicht aber nicht aus. Wir haben quasi die
ersten Operationen erfolgreich bewältigt. Wir müssen jetzt in Wachstum und
Beschäftigung und sozialem Zusammenhalt investieren?

Wie wird sich das auswirken in 10 Jahren?

Ja, ich hoffe, dass nicht mehr die größte Wunde der EU die Jugendarbeitslosigkeit ist.
Der entscheidende Punkt. Nur dann haben wir erfolgreich gearbeitet, wenn diese
Wunde geheilt ist. Und das geht nur, indem wir Schulden reduzieren, Strukturen
reformieren, in Wachstum und Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit investieren
und die Bildungsoffensive starten.

Ich könnte mir vorstellen: In 10 Jahren, dass in ganz Europa das österreichische
Modell der dualen Berufsausbildung, das ist ein Erfolgsmodell, ein europäisches
Modell ist und nicht nur ein österreichisches. Da gehört auch der soziale Dialog
dazu, der in Österreich funktioniert. Arbeitgeber - Arbeitnehmer - das muss zum
europäischen Modell werden. Das Zweite, wenn ich träumen darf, ist: Wo Europa ist,
ist Frieden, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Ich möchte, dass wenigstens am
europäischen Kontinent dieses EU-Friedensprojekt umgesetzt ist. Nicht nur in der
EU, sondern in Europa. Unser Verständnis von Demokratie und Bürgerbeteiligung,

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MEP Othmar Karas - ÖVP

unser Verständnis von Bürgerrechten und sozialen Grundrechten sollten wir zu
einem Exportartikel in der Globalisierung machen. Ich wünsche mir, dass wir in dem
Bereichen Energieabhängigkeit, Energieoffensive und Bildung Nummer 1 in der Welt
sind.

Ganz ein kurzer Blick auf die EU: Was läuft gut und was läuft weniger gut?

Es läuft die Weiterentwicklung der Europäischen Union von der EU der Sechs, von
der Friedensgemeinschaft zur Gemeinschaft, die die Zweiteilung Europas
überwindet, zum Global Player schrittweise in die richtige Richtung. Es läuft die
Demokratisierung der EU und die Stärkung des Parlaments als europäischer
Gesetzgeber in die richtige Richtung. Wir haben eine Schieflage zwischen
Währungsunion und Binnenmarkt und Sozialunion. Wir müssen die Währungsunion
zu einer Wirtschafts- und Sozialunion weiterentwickeln.

Es läuft gut überall dort gut, wo wir gemeinschaftsrechtliche Grundlagen
haben. Es läuft schlechter, überall dort wo wir die Einstimmigkeit haben.
Weil die Einstimmigkeit führt zur Nationalisierung Europas und zur
Erpressbarkeit.

Vielen Dank fürs Gespräch. Gibt es noch etwas, was wir vergessen haben, es gibt
sicherlich viel, aber was Ihnen jetzt im Augenblick besonders wichtig ist?

Ja, dass die Wählerinnen am 25. Mai bereit sind, ihre Bürgerkammer, das Europäische
Parlament, mitzuwählen. Und dass ich bitte, dass dieses Gespräch nicht auf einem
Vorwahlkampf reduziert ist, sondern dass wir uns auch nach der Wahl treffen, weil
ich mit ihnen gerne in Kontakt bleiben würde.

Vielen Dank und alles Gute für die nächste Zeit.

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MEP Othmar Karas - ÖVP

Wordrap

EURO                                         EURO-Alternativen
Bringt Arbeitsplätze und Wohlstand, ist      Widersprechen dem Geist der
Stabilitätsanker.                            Europäischen Union und gehören
                                             abgeschafft, sie verursachen Kosten und
                                             schwächen Wettbewerbsfähigkeit.
EU-Austritt                                  EU-Neubeitritte
Ist ein Wahnsinnsszenario, schwächt und      Sind möglich, die EU ist nicht fertig, die
schadet Österreich und der Europäischen      Grundlage dafür ist aber die Einhaltung
Union, kommt für mich nicht in Frage, ich    des europäischen Rechts und der
möchte die EU besser machen statt            europäischen Werte, derzeit liegt der
austreten.                                   Schwerpunkt auf Integration und nicht
                                             auf erweitern.
Netzneutralität                              Neutralität
Ist wichtig, haben wir auch im               spielt innerhalb der Europäischen Union
Europäischen Parlament dafür gestimmt,       keine Rolle, wir sind Teil dieser
dass es die Netzneutralität für alle         Gemeinschaft, die EU ist kein
Teilnehmer gibt.                             Militärbündnis, wir ergreifen Partei für
                                             Frieden und Freiheit und Menschenrechte
                                             und soziale Grundrechte, innerhalb der
                                             EU sind wir nicht neutral, wir sind in
                                             Militärbündnissen neutral.

Bildung                                      Startups und Entrepreneurship
Ist die Zukunftsherausforderung              Mit denen treffe ich mich regelmäßig,
schlechthin, ich möchte die Europäische      weil wir eine Gründungsoffensive
Union zum Bildungs-, Wissenschafts- und      brauchen und ich alles tue, dass die
Forschungsstandort Nummer 1 in der           Gründung erleichtert und der Zugang
Welt machen.                                 zum Kapital erleichtert wird.
Jugendarbeitslosigkeit                       Grenzen
Ist die größte Wunde der Europäischen        Die nationalen Grenzen werden geringer
Union und wir müssen sie durch die           werden, verlieren an Bedeutung, weil
Reduzierung der Schulden und durch           immer mehr grenzüberschreitend
Investitionen in Wachstum und                passiert. Und gerade die jungen
Beschäftigung, durch die Europäisierung      Menschen profitieren von der
des dualen Berufsausbildungssystems          Reisefreiheit, von der Mobilität von der
bekämpfen.                                   gemeinsamen Währung.

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SPÖ
Sozialdemokratische Partei Österreichs

Österreich                                                        SPÖ
Obmann                     Werner Faymann                         Ausrichtung         Sozialdemokratie
Klubobmann                 Andreas Schieder
Bundesgeschäftsführer      Norbert Darabos                        Lager               Sozialdemokraten

1. Listenplatz             Eugen Freund                           Positionierung Europapartei
2. Listenplatz             Evelny Regner
3. Listenplatz             Jörg Leichtfried                       Kandidatur          Wahlvorschlag
                                                                                      eingereicht
Stimmenanteil (2009)       23.7 %
Mandate (2009)             6 Mandate                              Gründung            30.12.1888-01.01.1889,
Höchstes Ergebnis          33.3 % (7), 1994                                           Hainfeld
Niedrigstes Ergebnis       23.7 % (6), 2009

Sozialdemokratische Partei Österreichs
Löwelstraße 18, 1010 Wien
+43 1 534 27-275
direkt@spoe.at

Parteiwebsite                            http://spoe.at/
Wahlprogramm                             http://spoe.at/eu14/story/wahlprogramm-unsere-ziele-fuer-europa
Facebook                                 https://www.facebook.com/Sozialdemokratie
Twitter                                  https://twitter.com/SPOE_at
Youtube                                  http://www.youtube.com/user/spoevideos
Facebook Spitzenkandidat                 https://www.facebook.com/Eugen.A.Freund
Twitter Spitzenkandidat                  https://twitter.com/EugenAFreund

Eugen Freund von der SPÖ auf meinparlament.at Fragen stellen
http://www.meinparlament.at/company.php?id=2

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Parteibezeichnung kurz   SPÖ
Parteibezeichnung lang   Sozialdemokratische Partei Österreichs
Europapartei             SPE - Sozialdemokratische Partei Europas
Europafraktion           S&D - Socialists & Democrats

Nachdem Hannes Swoboda nach 18 Jahren im Europaparlament bei
dieser Wahl nicht mehr für die SPÖ antritt, war natürlich die große
Frage, wer in seine Fußstapfen treten wird. Die SPÖ schaffte die
Überraschung, als sie mit Eugen Freund, dem erst wenige Wochen davor
vom ORF in Pension geschickten, bekannten Journalisten, einen
Quereinsteiger an die Spitze ihrer Liste gestellt hat.

Während die Partei bei der letzten Europawahl 2009 zum größten
Verlierer des Wahltages gezählt wurde - sie hatten im Vergleich zur Wahl
2004 rund 10 Prozentpunkte und 3 Mandate eingebüßt - geht es in
diesem Jahr wieder um den ersten Platz. Doch während Othmar Karas
und die ÖVP in ihrem Wahlkampf auf die langjährige Erfahrung
aufbauen können, wurde Freund für so manche Interviewaussage - nicht
zu unrecht - belächelt.

Auf den Plätzen 2 bis 4 der SPÖ-Liste finden sich ausschließlich bereits
aktive EU-Parlamentarier: Evelyn Regner, Jörg Leichtfried, Karin
Kadenbach und der 2011 nachgerückte Josef Weidenholzer. Außerdem
erwähnenswert: Bei den ersten 10 Plätzen der Kandidatenliste, kommt
die SPÖ auf jeweils 5 Männer und Frauen.

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walmanach EU-Wahl 2014                 17
Wahlprogramm für die EU-Wahl 2014

Soziales
Um den "sozialen Zusammenhalt und Frieden in Europa" zu stärken, soll
Sozialdumping vermieden und die Zahl der "working poor", also all jener,
die trotz einer Arbeitsanstellung als arm gelten, verringert werden. Im
Bereich der Arbeit will Österreich mit seinem Arbeitsmarktservice "als
Vorbild dienen". Auch die "Europäische Jugendgarantie" soll finanziell
entsprechend ausgestattet werden. Die Sozialpartnerschaft auf
europäischer Ebene muss, geht es nach der SPÖ, vor allem auf
Arbeitnehmerseite stärker werden.

Euro
"Die Europäische Sozialdemokratie bekennt sich zur gemeinsamen
Währung, dem EURO, der seit seiner Einführung auch den
Österreicherinnen und Österreichen sowie unserer Wirtschaft viele
Vorteile bringt." - Im Zuge der Krise(n) war unter anderem Österreich
daran beteiligt, dass 11 Nationen nun länderübergreifend eine
"Finanztransaktionssteuer" einführen, um zumindest einen Teil der
spekulativen Finanztransaktionen zurückzudrängen. Weiters setzt sich
die SPÖ für eine Bankenunion ein - eine "zentrale Aufsichtsbehörde, eine
gemeinsame Einlagensicherung und effektive Regeln für die Sanierung
oder Abwicklung von notleidenden Banken". Außerdem fordert man eine
Abschaffung des "Steuerwettbewerbs nach unten".

Bildung
Im europäischen Kontext tritt die SPÖ "vehement für ein offenes und
freies Bildungssystem ein". Weiters kritisiert man das Bologna-System,
da die europäische Mobiltität und Zusammenarbeit nur bedingt gestärkt
wurde. Deshalb soll die "soziale Absicherung und finanzielle
Unterstützung für alle Studierenden durch Stipendien (z.B. ERASMUS)
gesichert sein - und im Ausland erbrachte Leistungen und
Prüfungserfolge im Inland auch anerkannt werden.

Internet
Die SPÖ setzt sich für einen besseren Datenschutz ein, die großflächige
Überwachung durch in- und ausländische Geheimdienste muss
aufgearbeitet und gestoppt werden. "Das Recht der Menschen, sich frei
von Überwachung über soziale Netzwerke austauschen zu können, ist
ein Grundrecht." Außerdem fordert man eine gesetzliche Verankerung
der Netzneutralität. Zusätzlich ist man auch für Maßnahmen gegen den
Digital Divide und ein modernes Urheberrecht.

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Umwelt
Der öffentliche Verkehr soll weiter ausgebaut werden, mit einem
Hauptaugenmerk auf Transeuropäische Netze. Die Landwirtschaft soll -
das steht für die SPÖ fest - gentechnikfrei bleiben, und außerdem wird
man sich für den Ausbau der nachhaltigen Landwirtschaft und Fischerei
"sowie für einen Erhalt der Sortenvielfalt im Saatgutbereich einsetzen".

LGBT
"Diskrimierung und Gewalt gegen Homosexuelle und Transgender sind
unvereinbar mit den europäischen Grundwerten und eine Verletzung der
Menschenwürde. Die EU Roadmap zur Bekämpfung von Homophobie,
Transphobie und Hassverbrechen ist ehest umzusetzen, die Richtlinie zur
Diskriminierung außerhalb der Arbeitswelt ist rasch in Kraft zu setzen.

Wirtschaft
Mittels Investitionen in z.B. Infrastruktur und Forschung, soll in weiterer
Folge die Wirtschaft angekurbelt und dadurch "sichere Jobs" geschaffen
werden. Eine Reduktion der Staatschulden lässt zwar ein Land nach
außen hin besser aussehen, es müsse aber auch einen sozialen
Fortschritt und eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung geben. Zudem
setze man sich für vermögensbezogene Steuern ein. Wirtschaftliche
Interessen und soziale Rechte" dürfen nicht gegeneinander ausgespielt
werden.

Demokratie
Die SPÖ setzt sich für eine Stärkung des EU-Parlaments ein, auch in
Bereichen wie der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik. "Die
Entscheidungen aller europäischen Institutionen, von Rat und Parlament
aber auch die der Kommission und der EZB müssen transparent
gestaltet werden." Die direkte Demokratie auf EU-Ebene (mittels
Europäischer BürgerInneninitiative) soll gestärkt und weiter ausgebaut
werden.

Frauen
Auch auf EU-Ebene setzen sich die Sozialdemokraten dafür ein, dass
Frauen bei gleichwertiger Arbeit endlich auch die gleiche Bezahlung
erhalten wie Männer. Außerdem müsse es einen Ausbau der
Gewaltschutzprojekte geben. Ebenso werden sie sich "gegen jede
Einschränkung der Frauenrechte im Bereich der Familienplanung".

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Vollständiges Video/Audio-Interview mit Eugen Freund        Eugen Freund
http://neuwal.com/walmanach/eu14/spo                        Bild: www.spoe.at/

neuwal (Dieter Zirnig): Ich freue mich sehr, dass wir heute miteinander über die EU
Wahl reden können und ich bitte Sie, sich kurz vorzustellen. In wenigen Worten. Wer
sind Sie und was machen Sie?

Eugen Freund: Mein Name ist Eugen Freund. In meinem Namen sind zweimal die
Buchstaben EU drin. Ich habe 40 Jahre lang im Journalismus gearbeitet und habe
dort in allen Bereichen des Journalismus von Radio, Zeitungen, Zeitschriften,
Fernsehsendungen, Bücher schreiben, alles gemacht, was man in diesem Bereich
machen kann. Jetzt habe ich die Chance bekommen, SPÖ-Spitzenkandidat für die
Europawahl zu werden.

SPÖ ist ein gutes Stichwort. Wenn Sie in wenigen Worten erklären: Wie steht die SPÖ
in Österreich da und was macht sie momentan auf nationaler Ebene?

Wir konzentrieren uns jetzt hauptsächlich auf die Europawahl und wir haben großes
Interesse daran, dass wir hier die Nummer 1 werden. Sowohl in Österreich als auch
im Europaparlament. Wir sind da ziemlich unabhängig von dem, was sich auf
nationaler Ebene abspielt.

Nicht zuletzt deswegen, weil wir die europäischen Probleme betonen
wollen und vor allem auch die europäischen Probleme lösen wollen.

Insofern gibt es diesen engen Zusammenhang nicht. Auf der anderen Seite betone
ich aber doch, dass ich sozusagen Österreich im Herzen trage und Europa im Gehirn,
weil es ja viele Maßnahmen und Richtlinien in Österreich gibt, die wir gerne in der
Europäischen Union umgesetzt haben möchten.
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Eugen Freund - SPÖ

Die SPÖ ist auf europäischer Ebene in der S&D Fraktion. Wofür steht die S&D
Fraktion auf europäischer Ebene und was sind die wesentlichen Punkte?

Das Wichtigste ist, dass wir derzeit einen Abstand von ungefähr 100 Mandaten
haben zwischen den Konservativen und den Sozialdemokraten, also der progressiven
Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament. Dieser Abstand hat sich
jetzt durch den Wahlkampf auf ein Kopf an Kopf Rennen verringert. Das heißt, wir
haben erstmals die Chance im Europäischen Parlament die Mehrheitspartei zu sein.
Erstmals seit dieser Krise würde es uns hier wirklich gelingen, hier Politik wirklich
umzusetzen und auch tatsächlich einen Kurswechsel in Europa vorzunehmen, der in
Europa ja so wahnsinnig wichtig ist, wenn wir uns die Kerndaten Europas
anschauen; vor allem im sozialen Bereich.

Wenn man sich die S&D auf Europaebene näher anschaut, was sind die Fraktionen,
die für mögliche Zusammenarbeiten sympathisch sind?

Normalerweise wird ja im Europäischen Parlament mehrheitlich beschlossen, mit
den anderen Fraktionen gemeinsam. Das heißt aber nicht, dass es nicht
Zielvorgaben der jeweils dominierenden Partei gibt. Zum Beispiel, wenn Sie sich
anschauen die Bankenkrise: Da haben auch Sozialdemokraten immer wieder
mitgestimmt.

Aber nicht zuletzt deshalb, weil wir natürlich gemeinsam zu der
Ansicht gelangt sind, dass wir dieses ökonomische System, das
gesamte ökonomische System in Europa retten müssen, wenn wir
diese Banken nicht retten.

Das ist auf dem Spiel gestanden und wir haben natürlich mit der Erinnerung an die
Vergangenheit der 30er Jahre gewusst, dass wir uns in eine solche Situation nicht
noch einmal begeben können. Die Situation der 30er Jahre hat unmittelbar danach
in einen Krieg geendet und der hat die größte Katastrophe auf diesen europäischen
Kontinent gebracht. Das war natürlich klar, aber auf der anderen Seite muss man
auch dazu sagen, dass wir natürlich hier eine konservative neoliberale dominante
Politik in Europa immer wieder verhindern möchten, aber das nur tatsächlich dann
tun können, wenn wir Mehrheitspartei werden.

Welche Chancen rechnen Sie sich aus? Was ist Ihr Ziel?

Unser Ziel ist es natürlich Nummer 1 in Österreich zu werden und auch Nummer 1
im Europäischen Parlament zu werden. Das ist ganz wichtig, weil - ich sage es noch
einmal - nur dann, wenn die Sozialdemokratische Partei die stärkste Fraktion im
Europaparlament ist, wird es diesen Kurswechsel geben, der so dringend notwendig
ist. Wenn wir uns die jetzige Situation vor Augen halten, dann wissen wir, dass wir
endlich soziale Politik für die Menschen machen müssen und nicht Politik für
Konzerne, Banken oder die Finanzwirtschaft.

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Eugen Freund - SPÖ

Sie haben den Kurswechsel angesprochen. Was gibt es da noch für Punkte? Was
steht da auf Ihrer Agenda?

Da gibt‘s so viele: Von Konsumentenschutz über Lebensmittelsicherheit über
Atomkraftwerke. Da gibt es in diesen wesentlichen Bereichen so viele Dinge, die
anders vorgenommen werden müssen und wo wir dringend verlangen, dass hier
dieser Kurswechsel eben eintritt.

'Aber ich sage noch einmal, das wirklich wichtigste Problem ist die
Senkung der Arbeitslosigkeit.

Wenn jetzt immer wieder behauptet wird, dass es kein Geld dafür gibt, weil ja schon
das ganze Geld in Banken und so weiter geflossen ist, dann kann ich nur sagen, auf
der einen Seite fordern wir natürlich dringend, dass die Finanztransaktionssetuer,
ebenfalls etwas was uns von den konservativen Parteien unterscheidet, eingeführt
wird und zweitens, dass natürlich auch der Steuerzahlerbetrug, der in Europa
ungeheure Ausmaße angenommen hat, dass der eingedämmt wird werden müssen.
Tausend Milliarden Euro versickern in irgendwelchen Steueroasen oder
Steuersümpfen, weil die Steuern nicht dort landen, wo das Geld erwirtschaftet wird.
Also nicht in den einzelnen Mitgliedsstaaten sondern irgendwo in irgendwelchen
Steueroasen.

Wenn Sie jetzt einmal aus Ihrer Sicht auf Europa und die EU blicken, was fällt Ihnen
da besonders auf, auf den ersten Blick? Was läuft gut und was läuft weniger gut?

Was wirklich gut läuft und worauf Europa stolz sein kann ist natürlich das
Friedensprojekt. Wir dürfen nicht vergessen, dass ich erst der ersten Generation
angehöre, die in Europa oder in Kerneuropa keinen Krieg erlebt hatte. Wir dürfen
nicht vergessen, dass es kluge Menschen aus Deutschland und aus Frankreich waren,
die sich nach dem Krieg die Hände über den Gräbern von Millionen Menschen
gereicht haben und gesagt haben Schluss damit, wir wollen uns nicht in jeder
Generation ein oder zwei Mal den Schädel einschlagen. Und ich glaube, dass man
das heute, angesichts der Ereignisse in der Ukraine gar nicht oft genug betonen
kann, wie wichtig das ist, dass wir hier in einem gemeinsamen Europa leben, das im
Wesentlichen an einem Strang zieht.

Was läuft gut und sollte weiter fortgesetzt werden?

Also ich glaube, dass das einmal gut läuft und natürlich unbedingt weitergeführt
werden sollte. Es gibt natürlich auch ein paar Dinge, die nicht so gut laufen und da
nehmen wir die Sorgen und Ängste der Bevölkerung schon auch sehr ernst. Also
diese Kleinklein Politik, die es immer wieder gibt in den europäischen Institutionen,
dass man sich mit der Menge des Wassers, das durch die Klospülung rinnt
beschäftigt oder mit der 100 Watt Lampe oder mit den Olivenölkännchen und dabei
gleichzeitig die wirklich wichtigen Dinge außer Acht lässt. Ich habe es schon

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Eugen Freund - SPÖ

erwähnt, die Finanztransaktionssteuer zum Beispiel. Die immer noch in ihren
Kinderfüßen steckende gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik. Dass es hier zu
wenig Fortschritte gibt, dass es auch in der Klimapolitik, die wirklich für unsere
jungen Menschen, in 30 oder 40 Jahren auch in Europa zu katastrophalen Zuständen
führen wird, wenn hier nicht gemeinsam vorgegangen wird. Also hier sehe ich schon
ein paar Dinge, die man in Angriff nehmen muss und wo Europa in den letzten
Jahren wirklich nicht genug unternommen hat.

Werfen wir einen Blick auf das Parteiprogramm und auf Ihre politischen Ideen und
Ziele. Was sind denn nun Ihre politischen Ideen für Europa und die EU?

Ich kann nicht oft genug betonen, dass natürlich das Allerwichtigste ist, die
Arbeitslosigkeit zu verringern. Vor allem, wenn wir diese Situation in Griechenland, in
Portugal und in Spanien anschauen, wo die Hälfte aller Jugendlichen schon seit
Jahren keine Arbeit findet, den Glauben an diese Gesellschaft verliert, dann ist hier
ganz dringend Handlungsbedarf gegeben.

Und die Bekämpfung von Steuerbetrug ist natürlich auch etwas.
Wenn uns hier jährlich 1.000 Milliarden an Steuern entgehen, dann
glaube ich, dass man das nicht als Kavaliersdelikt behandeln kann.

Wie das so viele von den konservativen und neoliberalen Kräften gern tun.

Wo sehen Sie Ähnlichkeiten der SPÖ mit sozialdemokratischen Parteien in anderen
Ländern?

Im Wesentlichen haben wir hier ziemlich idente Programme. Sozialdemokraten
haben zum Beispiel auch ihr Programm darauf abgestimmt, darauf, dass wir im
Wesentlichen alle an einem Strang ziehen. Da gibt es ganz geringe Unterschiede nur.

Wie wollen Sie diese Themen in Europa angehen, wenn Sie nach Brüssel kommen?

Es hängt natürlich vom Wahlausgang ab. Ich sage wie wichtig es ist, dass man diese
Wahl ernst nimmt. Das heißt die Bedeutung dieses Europäischen Parlaments kann
gar nicht genug unterstrichen werden. Es ist ja nicht so, dass das eine Institution ist,
die irgendwie weit weg ist und irgendetwas berät, sondern da geht es wirklich auch
um Entscheidungen, die auch unmittelbar in unseren Lebensbereich eingreifen. Ich
erwähne nur Konsumentenschutz, Lebensmittelsicherheit, Arbeitsmarktsicherung
und dergleichen. Das sind ganz wichtige Entscheidungen. Auch im Sozialbereich, in
anderen Bereichen des sozialen Zusammenhalts gibt es sehr viel. Noch einmal, wenn
es uns gelingt die Mehrheitsfraktion zu werden, wenn es uns gelingt an der Spitze
der Kommission auch einen Sozialdemokraten zu installieren, was ja im Vertrag von
Lissabon vorgesehen war, dass die Mehrheitspartei hier mitbestimmt. Dann haben
wir diese Möglichkeit zu diesem ganz dringenden Kurswechsel in Europa, der den
Menschen in den Mittelpunkt stellt und nicht mehr die Konzerne, die Banken oder
die Finanzwirtschaft.
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Eugen Freund - SPÖ

Woran würden Sie konkret mit Ihrer Arbeit merken, dass Sie Erfolg hatten?

Ganz sicher würde ich es merken, wenn die Arbeitslosigkeit zurück ginge und das
kann nicht nur ein Ziel sein sondern das muss ein dringendes Vorhaben sein, das
tatsächlich in Angriff genommen wird. Hier muss man auch Druck auf die jeweiligen
Länder ausüben. Und hier muss man auch innerhalb der Europäischen Union dafür
sorgen, dass hier mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden.

Und woran würde es die österreichische Bevölkerung merken, dass Sie mit Ihrer
Politik Erfolg hatten?

Die Bevölkerung wird es daran merken, dass wir immer wieder betonen, wie global,
aber natürlich auch europäisch Österreich eingebunden ist. Wenn es in Italien zum
Beispiel nicht gut läuft, dann spüren das jene Unternehmen, die nach Italien
exportieren. Italien ist unser zweitwichtigster Handelspartner. Wir können jetzt nicht
so tun als wäre es egal ob es in Spanien oder Italien oder in Portugal gut läuft, weil
alle unsere Betriebe oder jedenfalls sehr viele unserer Betriebe exportabhängig sind.
Daher haben wir eminentes Interesse daran, dass es in diesen Ländern gut geht und
damit spüren es aber auch die Österreicherinnen und Österreicher, die in diesen
Betrieben arbeiten, dass es gut geht, weil dort wieder produziert wird, weil dort
wieder exportiert wird, weil deren Waren wieder gekauft wird.

Werfen wir einen Blick voraus. Schauen wir zehn Jahre voraus. Wie sehen Sie Europa,
wie sehen Sie die EU in zehn Jahren?

Europa hat uns sicher geholfen in zehn Jahren den Export weiter anzukurbeln. Wir
haben den Menschen, die gesagt haben, damals vor zehn Jahren, wir sollen aus der
EU austreten, eindeutig gezeigt, dass das die falsche Politik war, weil sich Friede,
Wohlstand vergrößert haben innerhalb von Europa, weil viele neue Arbeitsplätze
geschaffen worden sind. Das ist ganz wichtig.

Die gemeinsame Währung hat das Reisen noch mehr vereinfacht,
weil noch mehr Länder in der Zwischenzeit innerhalb dieser
vergangen zehn Jahre den Euro aufgenommen haben. Und es hat
auch noch zusätzlich zur Stabilität in der Eurozone beigetragen.

Wo sehen Sie Österreich in zehn Jahren?

Ich sehen Österreich als weiterhin prosperierenden Staat, der wie schon in den
vergangenen zehn bis 20 Jahren von dem Beitritt zur EU profitiert und der natürlich
auch von dem friedlichen Zustand in Europa seinen Nutzen gezogen hat.

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Eugen Freund - SPÖ

Wordrap

EURO                                     EURO-Alternativen/Nationale Währungen
Der Euro hat uns sicher sehr geholfen    Nationale Währungen haben langsam
unseren Export anzukurbeln. Der Euro hat ihren Sinn verloren.
natürlich auch zusätzlich dazu
beigetragen, dass wir nicht ständig Geld
wechseln müssen, wenn wir in andere
Länder fahren und er hat natürlich für
Stabilität in den nationalen Währungen
gesorgt.
EU-Austritt                               EU-Neubeitritte
Wenn Österreich aus der EU ausgetreten    Ich glaube, dass die Verhandlungen, die
wäre, natürlich ein rein hypothetischer   derzeit geführt werden, auch zu Ende
Fall, dann hätte Anstieg der              geführt werden sollen und das betrifft
Arbeitslosenzahlen und hohe Kosten        vor allem den Westbalkan, wo es Staaten
verursacht.                               gibt, wo schon erste Gespräche geführt
                                          wurden und wo sich andere Staaten auch
                                          langsam auf dieses europäische Projekt
                                          einstellen sollten.
Netzneutralität                           Neutralität
Netzneutralität ist ganz wichtig. Wir     Politische Neutralität ist die
werden weiterhin alles dafür tun, dass es Lebensgrundlage Österreichs und davon
weiterhin keine Zweiklassengesellschaft wollen wir nicht abgehen.
im Internet gibt.
Bildung                                      Startups und Entrepreneurship
Bildung ist ein essenzielles Gut. Es muss    Ich glaube, dass in diese kleinen
alles unternommen werden, damit alle         Unternehmen zu investieren ein ganz
Gruppen in der Gesellschaft Zugang zu        wichtiger Beitrag dazu ist, dass es in
Bildung haben.                               Europa auch eine florierende Wirtschaft
                                             gibt.
Jugendarbeitslosigkeit                       Grenzen
Jugendarbeitslosigkeit ist das größte        Grenzen haben sich langsam ad
Problem, vor dem Europa steht, weil          absurdum geführt.
wenn wir der jungen Generation den
Glauben an die Zukunft nehmen, dann
nehmen wir ihnen alles.

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FPÖ
Freiheitliche Partei Österreichs

Österreich                                                  FPÖ
Obmann                     Heinz-Christian Strache          Ausrichtung    Rechtspopulismus,
Obmann Stv.                Harald Stefan                                   EU-Skeptisch
                           Norbert Hofer
                           Barbara Rosenkranz               Lager          Nationalkonservative
                           Johann Gudenus
1. Listenplatz             Harald Vilimsky                  Positionierung EU-Skeptiker
2. Listenplatz             Franz Obermayr
3. Listenplatz             Georg Mayer                      Kandidatur     Wahlvorschlag
                                                                           eingereicht
Stimmenanteil (2009)       12.7 %
Mandate (2009)             2 Mandate                        Gründung       3. November 1955, Wien
Höchstes Ergebnis          27.53 % (6), 1996
Niedrigstes Ergebnis       6.31 % (1), 2004

Freiheitliche Partei Österreich
Friedrich-Schmidt-Platz 4/3a, 1080 Wien
+43 1 512 35 35 0
bgst@fpoe.at

Parteiwebsite                                   www.fpoe.at
Parteiprogramm                                  http://www.fpoe.eu/dokumente/programm/
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Der FPÖ auf meinparlament.at Fragen stellen

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Parteibezeichnung kurz   FPÖ
Parteibezeichnung lang   Freiheitliche Partei Österreichs
Europapartei             EAF - Europäische Allianz für Freiheit
Europafraktion           -

Österreich zuerst - dann die EU.

Die Freiheitliche Partei Österreichs setzt alles auf die nationale Karte
und versucht mit Slogans wie „Österreich denkt um - Zu viel EU ist
dumm“ die Stimmen der EU-Skeptiker in der Bevölkerung zu gewinnen.
Die Partei inszeniert sich als Kämpferin für die österreichischen
Interessen.

Ursprünglich wollten die Freiheitlichen mit einer Doppelspitze,
bestehend aus dem EU-Abgeordneten Andreas Mölzer und FP-
Generalsekretär Harald Vilimsky, in den Wahlkampf ziehen. Wenige
Wochen vor der Wahl musste Andreas Mölzer allerdings aufgrund des
öffentlichen Drucks, welcher sich nach rassistischen Äußerungen und
einem Vergleich der EU mit dem Dritten Reich aufgebaut hatte,
zurücktreten. Aus der ehemaligen Doppelsitze blieb Harald Vilimsky als
alleiniger Spitzenkandidat.

Österreich und nationale Themen stehen im Vordergrund der
freiheitlichen Kampagne. Außerdem versucht die Partei die Wahlen zum
Europäischen Parlament zu einer nationalen „Denkzettel-Wahl“ für die
Regierung zu stilisieren.

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walmanach EU-Wahl 2014                  27
Wahlprogramm für die EU-Wahl 2014

Soziales
Die Partei fordert soziale Sicherheit und Gerechtigkeit in allen
Mitgliedstaaten    und    steht   deshalb    für  den     Erhalt    der
nationalstaatlichen, gewachsenen Solidarsysteme und der eigenen
sozialen     Netze.     Sie     spricht    sich     explizit     gegen
Umverteilungsmechanismen zu Lasten der Österreicher aus. Außerdem
wollen die Freiheitlichen eine geburtenfreundliche Familienpolitik, die
den europäischen Völkern mit eigenen Kindern die Zukunft sichert.

Euro
Die FPÖ fordert eine Volksabstimmung über den Verbleib im
„Europäischen Stabilitätsmechanismus“ (ESM). Sie kämpft ebenso für ein
Ende der europäischen Haftungen und kritisiert den Euro als
„Fehlkonstruktion“. Die Partei spricht sich auch für die Möglichkeit einer
Rückkehr zu einer eigenständigen Wirtschafts- und Währungspolitik aus,
falls es nicht gelingen werde den Euro zu stabilisieren. Sie will
außerdem eine stärkere Kontrolle der Banken und die Einführung einer
persönlichen Haftung für die Manager der Banken. Des Weiteren setzten
sich die Freiheitlichen für die Trennung von Geschäfts- und
Spekulationsbanken sowie für ein Spekulationsverbot für Bund, Länder
und Gemeinden ein.

Neutralität
Die Freiheitlichen sprechen sich für den Erhalt der nationalen
Souveränität und gegen den Brüsseler Zentralismus aus. Sie wollen
keine „Vereinigten Staaten von Europa“ sondern eine europäische
Konföderation     souveräner       Nationalstaaten mit     starker
direktdemokratischer Legitimation.

Internet
Die     FPÖ    spricht     sich     für    den  Abbau      sämtlicher
Überwachungsinstrumente         wie     etwa   Vorratsdaten-     oder
Fluggastdatenspeicherung aus und will sich für eine freiheitliche
Bürgergesellschaft einsetzen.

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