Nutzung der Strukturfonds für Politikmaßnahmen zur Förderung von KMU und Unternehmergeist - Ratgeberserie

 
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Nutzung der Strukturfonds für Politikmaßnahmen zur Förderung von KMU und Unternehmergeist - Ratgeberserie
Unterstützung von KMU-
Ratgeberserie   Politikmaßnahmen aus
                Strukturfondsmitteln

                Nutzung der
                Strukturfonds für
                Politikmaßnahmen
                zur Förderung
                von KMU und
                Unternehmergeist

                Unternehmen
                und Industrie
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                Unterstützung von KMU-
Ratgeberserie   Politikmaßnahmen aus
                Strukturfondsmitteln

                Nutzung der
                Strukturfonds für
                Politikmaßnahmen
                zur Förderung
                von KMU und
                Unternehmergeist
                   Stärkung des europäischen Zusammenhalts
                   durch ehrgeizige Maßnahmen zur Förderung
                   von KMU und Unternehmergeist
                   Ein Ratgeber über den Einsatz der
                   Strukturfonds zur Förderung unternehme-
                   rischen Denkens, zur Schaffung günstiger
                   Entwicklungsbedingungen für kleine und
                   mittlere Unternehmen und zur Unterstützung
                   von Unternehmern während der Dauer ihrer
                   Projekte
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    Dieser von der Europäischen Kommission erstellte Ratgeber wurde von Johanna Pacevicius Mente und
    Christina Diegelmann von der Versammlung der Regionen Europas, 6 rue Oberlin, 67000 Straßburg,
    Frankreich, Tel. +33 388-220 707 – E-Mail: secretariat@aer.eu – www.aer.eu, ausgearbeitet und
    verfasst. Die Schlussredaktion übernahm Emma La Ferla. Der Ratgeber enthält Informationen, die
    auf langjährigen Erfahrungen regionaler Akteure mit zahlreichen Projekten in ganz Europa sowie auf
    einschlägigen Studien beruhen. Obwohl die betreffenden Arbeiten unter der Anleitung von Beamten der
    Europäischen Kommission ausgeführt wurden, entsprechen die in dieser Broschüre geäußerten Ansichten
    nicht zwangsläufig der Meinung der Europäischen Kommission.

    Weitere Informationen:
    Europäische Kommission
    Generaldirektion Unternehmen und Industrie
    Referat D4: „Small Business Act“, KMU-Politik
    E-Mail: Entr-SME-Envoy@ec.europa.eu
    http://ec.europa.eu/enterprise/policies/sme/business-environment

    Der Ratgeber liegt in mehreren europäischen Sprachen vor. Die einzelnen Sprachfassungen sind unter folgender
    Adresse abrufbar: http://ec.europa.eu/enterprise/policies/sme/regional-sme-policies/index_de.htm
    Der Ratgeber enthält Informationen über die Nutzung der EU-Strukturfonds, allerdings kann keine rechtliche
    Verantwortung für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Angaben übernommen werden. Jeder Antrag auf
    Inanspruchnahme der EU-Strukturfonds ist auf der Grundlage der Bestimmungen zu bewerten, die zum
    jeweiligen Zeitpunkt im Land der Antragstellung gelten.

    Dieser Ratgeber ist Teil einer Serie, in der bislang folgende Titel erschienen sind:
    Nr. 1 Förderung des Unternehmergeistes und unternehmerischer Kompetenzen in der EU
    Nr. 2 Einsatz von Normen zur Förderung von Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Innovation
    Nr. 3 Erleichterung von Unternehmensübertragungen
    Nr. 4 Der intelligente Ratgeber zum Thema Dienstleistungsinnovation
    Nr. 5 SBA-Umsetzung auf regionaler Ebene
    Nr. 6 Nutzung der Strukturfonds für Politikmaßnahmen zur Förderung von KMU und Unternehmergeist

    Weder die Europäische Kommission noch in deren Namen handelnde Personen können für die etwaige
    Nutzung der in dieser Veröffentlichung enthaltenen Informationen oder für eventuelle, trotz der sorgfältigen
    Vorbereitung und Prüfung der Texte noch vorhandene Fehler zur Verantwortung gezogen werden. Der Inhalt
    dieser Veröffentlichung spiegelt nicht zwangsläufig die Haltung der Europäischen Kommission wider.
    Luxemburg, Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, 2013.

    ISBN 978-92-79-41803-7
    ISSN 1977-6659
    DOI 10.2769/47123

    © Europäische Union, 2013
    Gedruckt in Belgien
    Die Wiedergabe mit Quellenangabe ist gestattet, außer an den anderslautend ausgezeichneten Stellen.
    Die Erlaubnis zur Verwendung bzw. zum Nachdruck urheberrechtlich geschützten und als solches gekennzeich-
    neten Materials muss von den jeweiligen Urheberrechtsinhabern eingeholt werden.
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Vorwort

Die Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen und die Förderung ihrer Wettbewerbsfähigkeit sind zen-
trale Faktoren für den Erfolg der Regionalpolitik, weshalb diese auch im kommenden Förderzeitraum weiter
hohe Priorität genießen. Die regionale Wettbewerbsfähigkeit und der Erfolg der Strategien zur intelligenten
Spezialisierung hängen in hohem Maß von den 23 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen in Europa und
ihrer Fähigkeit ab, Wohlstand und hochwertige Arbeitsplätze zu schaffen.

Dieser Ratgeber ist eine Art „Rezeptsammlung“. Er beschreibt, wie konkrete Projekte zur Förderung kleiner und
mittlerer Unternehmen aus EU-Strukturfondsmitteln zu konzipieren, zu beantragen und durchzuführen sind. Er
fußt auf früheren Initiativen in diesem Bereich und soll all jenen, die ein konkretes Projekt entwickeln, praktische
Hilfe liefern. Darüber hinaus enthält er etliche Beispiele bewährter Verfahren.

Wir legen diesen Ratgeber politischen Entscheidungsträgern sowie Akteuren und Verwaltungsbehörden insbe-
sondere auf regionaler Ebene ans Herz und hoffen, dass er sie zu konkreten Maßnahmen inspirieren wird, damit
auch weiterhin Strukturfondsmittel für KMU-freundliche Initiativen Verwendung finden.

Antonio TAJANI                                 Johannes HAHN                                       LászlÓ ANDOR
Vizepräsident der                   Mitglied der Europäischen Kommission                 Mitglied der Europäischen
Europäischen Kommission                     zuständig für Regionalpolitik                              Kommission
zuständig für Industrie                                                                     zuständig für Beschäftigung,
und Unternehmertum                                                                              Soziales und Integration
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Inhalt

Abkürzungen...................................................... 8                    3.3 Praktische Ratschläge............................ 26
                                                                                    4. Beispiele bewährter Verfahren....................27
Einleitung............................................................ 9               4.1	Unternehmensschulung: Wie gründet
                                                                                              man ein Unternehmen?......................... 27
1.	Die Kohäsionspolitik der EU – Ziele und                                            4.1.1	RÉALIS, Aktives Netz für soziale
    Instrumente................................................11                             Innovation, mit EFRE-Mitteln
    1.1	Der Rahmen im Zeitraum 2007-2013.                                                    gefördert........................................................ 27
           11                                                                          4.1.2	ENTREDI – Entrepreneurial Diversity,
    1.2 	Die künftige Kohäsionspolitik (2014-                                               im Rahmen von INTERREG C
           2020).............................................................. 12             gefördert........................................................ 29
    1.3	Die Instrumente der EU-                                                       4.2	Beratung und Coaching
           Kohäsionspolitik........................................ 14                        für Unternehmer und
    1.3.1	Der Europäische Fonds für regionale                                                Unternehmensgründer........................... 32
           Entwicklung (EFRE).................................. 14                     4.2.1	Mechatronik für KMU, im Rahmen von
    1.3.2 Der Europäische Sozialfonds (ESF).15                                                INTERREG A gefördert............................ 32
    1.3.3 Weitere Fonds............................................. 16                4.3	Förderung der Übertragung von
                                                                                              Unternehmen auf die nächste
    1.3.4	Projekte, die Akteure in verschiedenen
                                                                                              Generation.................................................... 37
           Ländern einbeziehen.............................. 17
                                                                                       4.3.1	Moderatoren zur Sicherung der
                                                                                              Unternehmensnachfolge, mit ESF-
2.	Verwaltung und Planung der                                                                Mitteln gefördert....................................... 37
    Strukturfonds.............................................19
                                                                                       4.4	Förderung von Konsolidierung,
    2.1 Verwaltung der Strukturfonds........... 19                                            Wachstum, Innovation und
    2.2	Einflussnahme auf die Planung der                                                    Internationalisierung in Unternehmen..41
           Strukturfonds.............................................. 21              4.4.1	Innovationsförderprogramme
    2.2.1 Das Partnerschaftsprinzip.................... 21                                    („sanfte“ Maßnahmen) für KMU in
    2.2.2	Mitwirkung an der                                                                  Niederösterreich, mit EFRE-Mitteln
           Prioritätensetzung.................................... 21                          gefördert........................................................ 41
    2.2.3 Zeitlicher Ablauf........................................ 22                 4.4.2	I2I (Innovation für Industrialisierung)
    2.3	Praktische Hinweise zur optimalen                                                    für fortschrittliche Mikro- und
           Nutzung der Strukturfonds                                                          Nanosysteme, mit ERDF-Mitteln
           zur Förderung von KMU und                                                          gefördert........................................................ 45
           Unternehmergeist.................................... 23                     4.4.3	Das Wachstumsforum, mit ESF- und
    2.3.1 Der Projektantrag..................................... 23                           EFRE-Mitteln gefördert.......................... 48
    2.3.2 Die Fördermittel........................................ 24
                                                                                    Anhänge ............................................................53
3. Planung und Ausarbeitung des Antrags..25                                         Anhang 1: Nützliche Links und
   3.1 Zeitplan.......................................................... 25        Informationsquellen..................................................... 53
   3.2 Informationen............................................. 25                Anhang 2: Verwaltungsbehörden.......................... 55
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    Abkürzungen

    BIP              Bruttoinlandsprodukt
    BNE              Bruttonationaleinkommen
    CIP              Rahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (2007-2013)
    CORDIS           Forschungs- und Entwicklungsinformationsdienst der Gemeinschaft
    COSME            Programm für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und für KMU 2014-2020
    EFF              Europäischer Fischereifonds (2007-2013)
    EFRE             Europäischer Fonds für regionale Entwicklung
    EK               Europäische Kommission
    ELER             Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums
    EMFF             Europäischer Meeres- und Fischereifonds (2014-2020)
    ENRD             Europäisches Netzwerk für ländliche Entwicklung
    EP               Europäisches Parlament
    ESF              Europäischer Sozialfonds
    ETZ              Europäische territoriale Zusammenarbeit
    EU	Europäische Union, am 1. November 1993 mit 12 Mitgliedstaaten gegründet. Aufgrund mehrerer
                     Erweiterungen liegt die Zahl der Mitgliedstaaten derzeit bei 27 Ländern.
    EU-12	(1. November 1993 bis 31. Dezember 1994): Belgien (BE), Griechenland (EL), Luxemburg (LU),
                     Dänemark (DK), Spanien (ES), Niederlande (NL), Deutschland (DE), Frankreich (FR), Portugal (PT),
                     Irland (IE), Italien (IT), Vereinigtes Königreich (UK)
    EU-15            (1. Januar 1995 bis 30. April 2004): EU-12 plus Österreich (AT), Finnland (FI) und Schweden (SE)
    EU-25 	(1. Mai 2004 bis 31. Dezember 2006): EU-15 plus Polen (PL), Tschechische Republik (CZ), Zypern
                     (CY), Lettland (LV) ), Litauen (LT), Slowenien (SI), Estland (EE), Slowakei (SK), Ungarn (HU) und Malta
                     (MT)
    EU-27            (ab 1. Januar 2007): EU-25 plus Bulgarien (BG) und Rumänien (RO)
    FEI              Forschung, Entwicklung und Innovation
    FuE              Forschung und Entwicklung
    GAP              Gemeinsame Agrarpolitik
    GD REGIO         Generaldirektion Regionalpolitik und Stadtentwicklung
    GD Beschäftigung Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration
    GD AGRI          Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung
    GD MARE          Generaldirektion Maritime Angelegenheiten und Fischerei
    GSR              Gemeinsamer Strategischer Rahmen
    IKT              Informations- und Kommunikationstechnologie
    INTERREG         Gemeinschaftsinitiative zur Förderung interregionaler Zusammenarbeit in der EU
    KMU              Kleine und mittlere Unternehmen
    LEADER	Französische Abkürzung für „Liaison Entre Actions de Développement de l’Économie Rurale“,
                     zu Deutsch: „Verbindung von Maßnahmen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“
    NRO              Nichtregierungsorganisation
    NRP              Nationale und regionale Programme
    OP               Operationelles Programm
    RP7              Siebtes Rahmenprogramm (2007-2013)
    VB               Verwaltungsbehörde
    VRE              Versammlung der Regionen Europas
9

                                                          Einleitung

Dieser Ratgeber entstand als Reaktion auf die         Im Programmzeitraum 2014-2020 wird die Rolle,
Beobachtung, dass potenzielle Träger von Projekten,   die KMU und Unternehmergeist für die Neubelebung
die auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU)         der Wirtschaft und die Erhöhung des allgemeinen
und die Förderung des Unternehmergeistes              Wohlstands spielen, noch stärker in den Mittelpunkt
                                                      gerückt. Es ist daher wichtig, die entsprechenden
abzielen, häufig nur bruchstückhaft über die
                                                      Informationen möglichst weit zu verbreiten, um die
Finanzierungsmöglichkeiten informiert sind, die die
                                                      Finanzierung regionaler Initiativen zur Förderung
Strukturfonds bieten.                                 von KMU und Unternehmergeist zu sichern. Dies
                                                      trägt auch zur Förderung eines Umfelds bei, in dem
KMU werden schon seit langem mit                      Unternehmer und Familienbetriebe gedeihen und
Strukturfondsmitteln unterstützt, die mittlerwei-     unternehmerische Initiative belohnt wird.
le zu einem wichtigen Instrument geworden sind,
um das mit der Strategie „Europa 2020“ verfolgte      Dieser Ratgeber erläutert zunächst den Kontext
intelligente, nachhaltige und integrative Wachstum    der Kohäsionspolitik sowie ihre Ziele und
                                                      Finanzierungsinstrumente. Danach beleuchtet er
zu erzielen. Die Strukturfonds sind aufgrund der
                                                      die Fondsverwaltung und gibt praktische Hinweise
geteilten Mittelverwaltung und insbesondere der
                                                      zur Beantragung von Fördermitteln. Zum Schluss
Einbeziehung regionaler Akteure in die Festlegung     werden einige bewährte Verfahren vorgestellt und
und Umsetzung operationeller Programme bestens        die Erfolge illustriert, die sich durch strukturfondsfi-
für den lokalen Kontext geeignet, der den Nährboden   nanzierte Programme zur Förderung von KMU und
für kleine und mittlere Unternehmen bildet.           Unternehmergeist erzielen lassen.
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11

                Die Kohäsionspolitik
                  der EU – Ziele und
                        Instrumente

Die Kohäsions- bzw. Regionalpolitik der EU ist in        und mittlere Unternehmen bilden das Rückgrat der
erster Linie als Investitionspolitik zu verstehen, die   europäischen Wirtschaft und stehen im Fokus der
darauf abzielt, die wirtschaftlichen, sozialen und       Regionalpolitik, die Projekte in einer Vielzahl von
regionalen Unterschiede zwischen den Regionen            Bereichen unterstützt, von der Forschung über den
in Europa zu verringern. Sie verfügt nach der            Energiesektor bis hin zur Unternehmensförderung.
Gemeinsamen Agrarpolitik über den zweitgrößten
Haushalt und ist auf die Projektarbeit vor Ort aus-      Die Kohäsionspolitik ist auf drei Ziele ausgerichtet:
gerichtet.
                                                         Konvergenz – Solidarität mit weniger entwickelten
Die Kohäsionspolitik unterstützt die Schaffung           Regionen
von Arbeitsplätzen, die Wettbewerbsfähigkeit,
das Wirtschaftswachstum, eine bessere                    Regionale Wettbewerbsfähigkeit
Lebensqualität und die nachhaltige Entwicklung.          und Beschäftigung – Erhöhung der
Ihre Investitionen tragen zur Umsetzung der              Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der
                                                         Regionen für Unternehmen und Investoren
Strategie „Europa 2020“ bei.
                                                         Europäische territoriale Zusammenarbeit
Durch die Förderung der Gründung und Expansion
                                                         – Förderung der grenzüberschreitenden
von Unternehmen ist die Kohäsionspolitik ein maß-
                                                         Zusammenarbeit
geblicher Faktor zur Ankurbelung der regionalen
Wirtschaft.                                              Im Rahmen des Konvergenzziels werden 99
                                                         Regionen finanziell gefördert, und zwar solche,
1.1 Der Rahmen im Zeitraum 2007-2013                     in denen das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt kei-
                                                         ne 75 % des EU-Durchschnitts erreicht, wie auch
Obwohl sich der derzeitige Förderzeitraum seinem         Regionen, die vor der EU-Erweiterung in den Jahren
Ende zuneigt, ist es weiterhin möglich, Maßnahmen        2004 und 2007 unter diesem Wert lagen. Die
zur Förderung von KMU und Unternehmergeist im            Unterstützung für Letztere läuft 2013 aus („Phasing
Rahmen dieses Zeitraums zu finanzieren. Kleine           out“).
12

     Die restlichen 172 Regionen können                                                          Prioritäten konzentriert. Darüber hinaus werden die
     Fördermittel im Rahmen des Ziels „Regionale                                                 Ergebnisorientierung und der vermehrte Einsatz von
     Wettbewerbsfähigkeit      und    Beschäftigung“                                             Konditionalitäten stärker hervorgehoben. Beim intel-
     in Anspruch nehmen. Regionen, die in der                                                    ligenten, nachhaltigen und integrativen Wachstum
     Vergangenheit unter das Konvergenzkriterium                                                 stehen kleine und mittlere Unternehmen weit oben
     fielen, mittlerweile jedoch den Grenzwert von                                               auf der Agenda.
     75 % überschreiten, erhalten auch in der
     EU-15 zusätzliche Unterstützung („Phasing in“).1                                            Der Gemeinsame Strategische Rahmen (GSR)
                                                                                                 wird Kernmaßnahmen zur Umsetzung der
     Das Ziel der europäischen territorialen Zusammen-                                           EU-Prioritäten sowie Hinweise zu der sämtliche
     arbeit gilt für alle Regionen.                                                              Fonds3 betreffenden Programmplanung enthalten
                                                                                                 und eine bessere Koordinierung zwischen den ein-
                                                                                                 zelnen Strukturinstrumenten der EU vorsehen.
     1.2 D
          ie künftige Kohäsionspolitik (2014-
         2020)                                                                                   In der Strategie „Europa 2020“ sind die Ziele
     Im Rahmen der Kohäsionspolitik 2014-2020 wer-                          2
                                                                                                 der EU für den Zeitraum 2010-2020 dargelegt,
     den die Fördermittel auf insgesamt weniger, mit                                             die auf intelligentes, nachhaltiges und integratives
     den Zielen der Strategie „Europa 2020“ vereinbare                                           Wachstum ausgerichtet sind.

                                                                    „Europa 2020“ im Überblick
                                                                                    KERNZIELE
      - Erhöhung der Beschäftigungsquote unter den 20- bis 64-Jährigen von derzeit 69 % auf mindestens 75 %
      - Investitionen in Höhe von 3 % des BIP in FuE, insbesondere durch verbesserte Bedingungen für FuE-Investitionen des Privatsektors,
         sowie Entwicklung eines neuen Indikators zur Erfassung von Innovation
      - Verringerung der Treibhausgasemissionen um mindestens 20 % gegenüber 1990 bzw. um 30 %, wenn die Bedingungen dies zulassen,
         Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien an unserem Energieendverbrauch auf 20 % sowie Steigerung der Energieeffizienz um 20 %
      - Verringerung der Zahl der unter den nationalen Armutsgrenzen lebenden Europäer um 25 %, wodurch 20 Millionen Menschen aus der
         Armut befreit würden
      INTELLIGENTES WACHSTUM                                                NACHHALTIGES WACHSTUM                            INTEGRATIVES WACHSTUM
      INNOVATION                                                            KLIMA, ENERGIE UND MOBILITÄT                     BESCHÄFTIGUNG UND
      EU-Leitinitiative „Innovationsunion“ zur                              U-Leitinitiative                                 QUALIFIKATIONEN
      Verbesserung der Rahmenbedingungen und der                            „Ressourcenschonendes                            EU-Leitinitiative „Neue
      Verfügbarkeit finanzieller Mittel für Forschung und                   Europa“ zur Abkopplung des                       Kompetenzen und neue
      Innovation, um die Innovationskette zu stärken                        Wirtschaftswachstums von                         Beschäftigungsmöglichkeiten“ zur
      und die Investitionen in der Union zu erhöhen.                        der Ressourcennutzung durch                      Modernisierung der Arbeitsmärkte,
                                                                            den Einsatz kohlenstoffarmer                     indem die Mobilität der Erwerbstätigen
                                                                            Technologien, die verstärkte                     und der lebenslange Erwerb von
                                                                            Nutzung erneuerbarer Energien,                   Qualifikationen erleichtert werden, um
                                                                            die Modernisierung unseres                       die Beschäftigungsquote zu erhöhen
                                                                            Verkehrswesens und die Förderung                 und Angebot und Nachfrage auf dem
                                                                            von Energieeffizienz.                            Arbeitsmarkt besser aufeinander
                                                                                                                             abzustimmen.
      BILDUNG                                                               WETTBEWERBSFÄHIGKEIT                              BEKÄMPFUNG DER ARMUT
      EU-Leitinitiative „Jugend in Bewegung“, um unsere                     EU-Leitinitiative „Eine                           EU-Leitinitiative „Europäische
      Bildungssysteme leistungsfähiger und das europäi-                     Industriepolitik im Zeitalter der                 Plattform zur Bekämpfung der
      sche Hochschulwesen attraktiver für Studenten aus                     Globalisierung“ zur Verbesserung                  Armut“ zur Gewährleistung des sozi-
      aller Welt zu machen.                                                 des Geschäftsumfelds, insbeson-                   alen und territorialen Zusammenhalts,
                                                                            dere für KMU, und zur Förderung                   damit die Vorteile von Wachstum und
      DIGITALE GESELLSCHAFT                                                 einer starken und tragfähigen                     Beschäftigung allen zugute kommen,
      EU-Leitinitiative „Eine digitale Agenda für Europa“,                  Industriestruktur, die international              und Menschen, die unter Armut und
      um die Verbreitung des Hochgeschwindigkeits-                          wettbewerbsfähig ist.                             sozialer Ausgrenzung leiden, in Würde
      Internets zu beschleunigen und die Vorteile eines                                                                       leben und sich aktiv am gesellschaftli-
      digitalen Binnenmarktes für Haushalte und                                                                               chen Leben beteiligen können.
      Unternehmen zu nutzen.
     Projektinitiatoren wird empfohlen, die übergreifenden Ziele der Strategie „Europa 2020“ in ihren Antrag einzubringen, um sicherzu-
     stellen, dass das Projekt optimal geeignet ist.

     1.   Details zur Einstufung der Regionen finden sich auf folgender Landkarte: www.ec.europa.eu/regional_policy/atlas2007/index_de.htm
     2.   Gesetzgebungsvorschläge zur Kohäsionspolitik der EU 2014-2020: www.ec.europa.eu/regional_policy/what/future/proposals_2014_2020_de.cfm
     3. 	Zu den sogenannten GSR-Fonds gehören der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), der Europäische Sozialfonds (ESF), der Kohäsionsfonds (KF), der Europäische
          Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und der geplante Europäische Meeres- und Fischereifonds (EMFF).
13

Die Regionen werden in drei Kategorien einge-       tegischen Investitionen und Konditionalitäten
stuft, denen das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt      beruhen. In den Partnerschaftsvereinbarungen
gemessen am Durchschnitt der EU-27 zugrunde         werden zudem die Berichtspflichten beschrieben
liegt: weniger entwickelte Regionen (Pro-Kopf-      und die Koordinationsstrukturen festgelegt und
BIP unter 75 %), Übergangsregionen (Pro-Kopf-       auf die Nutzung wechselseitiger Ergänzungen
BIP zwischen 75 % und 90 %) und stärker entwi-      in GSR-Fonds und anderen EU-Instrumenten
ckelte Regionen (Pro-Kopf-BIP über 90 %).           (etwa der Fazilität „Connecting Europe“, dem
                                                    Programm für die Wettbewerbsfähigkeit von
Das Partnerschaftsprinzip ist Ausgangspunkt         Unternehmen und für KMU (COSME), Horizont
für den vorgeschlagenen „Europäischen               2020 oder anderen Programmen) hingewiesen,
Verhaltenskodex“, der dazu dienen soll, die Ziele   um Duplizierungen zu vermeiden. Die Partner
und Kriterien darzulegen, die die Einsetzung von    sind in den Ausschüssen vertreten, die die
Partnerschaften fördern, und den Austausch von      Programme überwachen.
Informationen, Erfahrungen, Ergebnissen und
bewährten Verfahren unter den Mitgliedsstaaten      Die integrierte Programmplanung wird durch
zu ermöglichen.                                     die Einführung gemeinsamer Regelungen zur
                                                    Förderfähigkeit und gemeinsamer finanzieller
Das Paket aus elf thematischen Zielen, zu           Regelungen sowie die Möglichkeit der Einführung
denen für jeden Fonds Kernmaßnahmen zu ent-         fondsübergreifender Programme für den EFRE,
wickeln sind, sieht als spezifisches Gebiet die     den ESF und den Kohäsionsfonds ausgeweitet.
Wettbewerbsfähigkeit von KMU vor. Darüber           Durch ein integriertes Konzept für die lokale
hinaus können auch die meisten anderen the-         Entwicklung unter kommunaler Führung wird
matischen Ziele Elemente aufweisen, die             die Umsetzung lokaler Entwicklungsstrategien
KMU oder den Unternehmergeist betreffen. So         durch kommunale Gruppen, etwa Kommunal-
kann beispielsweise die Umstellung auf eine         behörden, Nichtregierungsorganisationen oder
CO2-arme Wirtschaft zur Finanzierung von            Wirtschafts- und Sozialpartner, nach dem Vorbild
Projekten dienen, die eine Verbesserung der         des im Bereich der ländlichen Entwicklung ange-
Energieeffizienz oder die Förderung erneuerbarer    wandten LEADER-Konzepts ermöglicht.
Energien in kleinen und mittleren Unternehmen
anstreben. Andere thematische Ziele sind die        Finanzinstrumente werden zunehmend als
Forschung und Innovation, die Informations- und     effizientere Alternative oder in Ergänzung zu
Kommunikationstechnologie (IKT) sowie Bildung,      herkömmlichen Beihilfen Verwendung finden.
Qualifikationen und lebenslanges Lernen, die        Soweit machbar, können Finanzinstrumente
allesamt für Maßnahmen zur Förderung von            eingesetzt werden, um bei Marktschwächen
KMU und Unternehmergeist relevant sind.             Investitionen in Projekte zu ermöglichen, die eine
                                                    entsprechende Rückzahlungsfähigkeit besit-
Alle Mitgliedstaaten müssen pro Land eine           zen. Solche Finanzinstrumente können auf das
Partnerschaftsvereinbarung erarbeiten. Die          gesamte Spektrum der in den Programmen ent-
Vereinbarungen werden in Zusammenarbeit             haltenen politischen Ziele angewendet werden.
mit den Regionalbehörden verfasst und mit           Die Mitgliedstaaten und Verwaltungsbehörden
der Europäischen Kommission verhandelt. Sie         können sie entweder maßgeschneidert oder auf
regeln die Verpflichtungen der zentralstaatli-      der Grundlage vordefinierter Modelle im Bereich
chen und regionalen Partner einerseits und          nationaler oder regionaler Instrumente einsetzen,
der Europäischen Kommission anderer-                die eine effiziente Durchführung von Vorhaben
seits. Die Vereinbarungen knüpfen an die            im Einklang mit den von der Kommission vor-
Strategie „Europa 2020“ und die nationa-            geschlagenen Standardbestimmungen ermög-
len Reformprogramme an. Sie umfassen                lichen. Die Verwaltungsbehörden können sich
eine integrierte Strategie für die territoriale     zudem an Finanzinstrumenten beteiligen, die
Entwicklung, die durch sämtliche GSR-Fonds          auf EU-Ebene eingerichtet wurden, und zwar
unterstützt wird, eine Liste aller operationellen   mit Mitteln, die für Investitionen im Rahmen der
Programme und Ziele, die auf Indikatoren, stra-     betreffenden Programme vorgesehen sind.
14

     1.3	Die Instrumente der                                                                  •       Ziel 8: Förderung von Beschäftigung und Arbeits-
          EU-Kohäsionspolitik                                                                          kräftemobilität
                                                                                               •       Ziel 9: Förderung der sozialen Eingliederung und
     Die EU-Regionalpolitik wird hauptsächlich aus drei                                                Bekämpfung der Armut
     Fonds finanziert: dem Europäischen Fonds für
     regionale Entwicklung (EFRE), dem Europäischen
                                                                                               Zu den Interventionsbereichen des EFRE5 zählen ins-
     Sozialfonds (ESF), die beide auch als „Strukturfonds“
                                                                                               besondere
     bezeichnet werden, und dem Kohäsionsfonds (KF).
     Für diese Fonds gilt der Grundsatz der Kofinanzierung
                                                                                               •       produktive Investitionen, die zur Schaffung und
     und der geteilten Mittelverwaltung. Die von der EU
                                                                                                       Erhaltung dauerhafter Arbeitsplätze beitragen,
     vergebenen Fördermittel müssen stets durch inner-
                                                                                                       durch direkte Investitionshilfen für kleine und
     staatlich bereitgestellte öffentliche oder private Mittel
                                                                                                       mittlere Unternehmen (KMU);
     ergänzt werden. Die Kofinanzierung beträgt, abhän-
     gig von einer Reihe sozioökonomischer Faktoren,                                           •       die Erschließung des endogenen Potenzials durch
     zwischen 50 % und 85 % der aufgewendeten                                                          die Unterstützung der regionalen und lokalen Ent-
     Gesamtkosten. Während die für EFRE- und ESF-                                                      wicklung, der Forschung und der Innovation.
     Maßnahmen geltenden Leitlinien auf europäischer
     Ebene erarbeitet werden, liegt die Durchführung der                                       Der EFRE gewährt KEINE Unterstützung für die Still-
     Maßnahmen in den Händen der jeweils zuständigen                                           legung von Kernkraftwerken, die Verringerung von
     nationalen oder regionalen Behörden.                                                      Treibhausgasemissionen in Anlagen, die unter die
                                                                                               Richtlinie 2003/87/EG fallen, die Herstellung, Verar-
     1.3.1 D
            er Europäische Fonds für regionale                                                beitung und Vermarktung von Tabak und Tabaker-
           Entwicklung (EFRE)                                                                  zeugnissen sowie Unternehmen in Schwierigkeiten
                                                                                               gemäß der Definition in den EU-Vorschriften über
     Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung
                                                                                               staatliche Beihilfen.
     fördert die Entwicklung und den Strukturwandel im
     Bereich der Regionalwirtschaft, einschließlich der
     Umwandlung darniederliegender Industriegebiete.                                           Ein weiteres wichtiges Merkmal des Rechtsakts ist die
     Die Fördermittel können entweder als Finanzhilfen                                         zunehmende Bedeutung von Finanzinstrumenten.
     oder durch Finanzinstrumente vergeben werden.                                             Dies können Darlehen, Bürgschaften usw. sein.

     Die Haushaltsmittel für den aktuellen Zeit-                                                   Welche Projekte werden konkret durch den
     raum 2007-2013 belaufen sich auf insgesamt                                                    EFRE gefördert?
     201 Mrd. EUR. Dies sind 58 % der Gesamtfördermit-
     tel der Strukturfonds von 347 Mrd. EUR. Der Fonds                                             •     Forschungs- und Innovationsinfrastruktur
     wird von der Generaldirektion Regionalpolitik und                                                   (FuI), FuI-Spitzenleistungen, betriebliche
     Stadtentwicklung (GD REGIO) verwaltet.                                                              FuI-Investitionen, Produkt- und Dienstleis-
                                                                                                         tungsentwicklung, Technologietransfer, sozi-
     Im kommenden Programmzeitraum 2014-2020                                                             ale Innovationen und ihre Anwendung im
     trägt der EFRE zu allen thematischen Zielen bei, aller-                                             öffentlichen Sektor, Nachfragestimulierung,
     dings besteht eine Reihe von Investitionsprioritäten.4                                              Vernetzung, Cluster und offene Innovation
     Im Kontext von Maßnahmen zur Förderung von                                                          durch intelligente Spezialisierung, technische
     KMU und Unternehmergeist spielen insbesondere                                                       und angewandte Forschung, Pilotlinien, Maß-
     die folgenden thematischen Ziele eine Rolle:                                                        nahmen zur frühzeitigen Produktvalidierung,
                                                                                                         fortschrittliche Fertigungskapazitäten und
     •    Ziel 1: Stärkung von Forschung, technischer Ent-                                               Erstproduktion im Bereich von Schlüssel-
          wicklung und Innovation                                                                        technologien, Verbreitung von Allzwecktech-
     •    Ziel 2: Verbesserung des Zugangs sowie der                                                     nologien
          Nutzung und Qualität der Informations- und                                               •     Entwicklung von IKT-Produkten, IKT-Diens-
          Kommunikationstechnologie                                                                      ten und E-Commerce; IKT-Anwendungen für
     •    Ziel 3: Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von                                                E-Government, E-Learning, digitale Integrati-
          KMU                                                                                            on und elektronische Gesundheitsdienste

     4.	Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates mit besonderen Bestimmungen für den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und das Ziel
         „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung“, KOM (2011) 614 endg., Kapitel I, Artikel 5.
     5.	Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates mit besonderen Bestimmungen für den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und das Ziel
         „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung“, KOM (2011) 614 endg., Kapitel I, Artikel 3.
15

     •      Unternehmergeist, wirtschaftliche Nutzung                                           Im kommenden Programmzeitraum 2014-2020
            neuer Ideen und Förderung von Unterneh-                                             widmet sich der ESF vier thematischen Zielen.7 Die
            mensgründungen, neue Geschäftsmodelle                                               ersten drei davon stehen direkt mit Maßnahmen
            für KMU, insbesondere für ihre Internatio-                                          zur Förderung von KMU und Unternehmergeist in
            nalisierung                                                                         Verbindung:
     •      Energieeffizienz und die Nutzung erneuer-
            barer Energien in KMU                                                               •       Ziel 8: Förderung der Beschäftigung und Unter-
     •      Entwicklung von Gründerzentren und Inves-                                                   stützung der Arbeitskräftemobilität
            titionsunterstützung für Selbständige und                                           •       Ziel 9: Förderung der sozialen Eingliederung und
            Unternehmensgründungen                                                                      Bekämpfung der Armut
     •      Hilfe bei der Sanierung und wirtschaftlichen                                        •       Ziel 10: Investitionen in Bildung, Kompetenzen
            Belebung städtischer und ländlicher Prob-                                                   und lebenslanges Lernen
            lemgebiete, Unterstützung von Sozialunter-                                          •       Ziel 11: Verbesserung der institutionellen Kapa-
            nehmen                                                                                      zitäten und Förderung einer effizienten öffentli-
                                                                                                        chen Verwaltung
     Die Projektdatenbanken der GD REGIO6 ent-
     halten beispielhaft Projekte, die mit EFRE-                                                Das Ziel ist, Partnerschaften zu stärken und die
     Mitteln unterstützt wurden. Ausgewählte                                                    Sozialpartner sowie Nichtregierungsorganisationen
     Projekte finden sich zudem in Kapitel 4.                                                   zu ermutigen, sich an ESF-Investitionen zu betei-
                                                                                                ligen. Durch einen höheren Kofinanzierungssatz
1.3.2 Der Europäische Sozialfonds (ESF)                                                         für bestimmte Prioritätsachsen werden zudem
                                                                                                soziale Innovationen und die länderübergreifende
Der Europäische Sozialfonds (ESF) dient dazu, die                                               Zusammenarbeit gefördert. Wie beim Europäischen
Unterschiede beim Wohlstand und Lebensstandard                                                  Fonds für regionale Entwicklung wird der Einsatz von
zwischen den EU-Mitgliedstaaten und den ver-                                                    Finanzinstrumenten deutlich ausgeweitet.
schiedenen EU-Regionen zu verringern. Er wird
zur Beschäftigungsförderung in der EU einge-                                                        Welche Maßnahmen werden durch den ESF
setzt und hilft den Mitgliedstaaten, europäische                                                    unterstützt?
Arbeitskräfte und Firmen besser auf neue globale
Herausforderungen einzustellen.                                                                     •     Lokale Beschäftigungsinitiativen und Arbeits-
                                                                                                          kräftemobilität; die dauerhafte Eingliederung
Die    ESF-Mittel     belaufen     sich derzeit                                                           junger Menschen, Unternehmergeist und
(Förderzeitraum 2007-2013) auf 76 Mrd. EU                                                                 Existenzgründungen (durch Zuschüsse, Dar-
bzw. 22 % der gesamten Strukturfondsmittel. Sie                                                           lehen usw.); die Geschlechtergleichstellung;
werden von der Generaldirektion Beschäftigung,                                                            die Anpassung von Arbeitskräften, Firmen
Soziales und Integration verwaltet.                                                                       und Unternehmern an den Wandel; die gren-
                                                                                                          züberschreitende Mobilität von Arbeitskräf-
Der ESF fördert die Gestaltung einer produktiveren                                                        ten (Auslandsschulungen)
Arbeitsorganisation und Konzepte für das lebens-                                                    •     Maßnahmen zur Verringerung der Zahl an
lange Lernen. Des Weiteren werden Arbeitsuchende,                                                         Schulabbrechern und zur Förderung der
Nichterwerbstätige, Frauen und Migranten beim                                                             Chancengleichheit beim Zugang zu hoch-
Arbeitsmarktzugang unterstützt, was die sozi-                                                             wertiger Bildung; die Qualität, Effizienz und
ale Eingliederung benachteiligter Personen und                                                            Durchlässigkeit des Bildungswesens; das
die Bekämpfung der Diskriminierung auf dem                                                                lebenslange Lernen
Arbeitsmarkt erleichtert. Ein weiteres Ziel ist die                                                 •     Maßnahmen zur Eingliederung und zur
Stärkung von Arbeitnehmern durch die Reform                                                               Bekämpfung von Diskriminierung; die
der Bildungssysteme und die Vernetzung von                                                                Sozialwirtschaft und Sozialunternehmen;
Bildungseinrichtungen.                                                                                    Strategien für die lokale Entwicklung unter
                                                                                                          kommunaler Führung
Der ESF kann von allen Regionen in Anspruch                                                         •     Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau bei
genommen werden, der Großteil der Mittel geht                                                             beschäftigungs-, bildungs- und sozialpoli-
jedoch an weniger entwickelte Regionen.                                                                   tisch tätigen Akteuren
6.       www.ec.europa.eu/regional_policy/projects/stories/index_de.cfm
7.       Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über den Europäischen Sozialfonds, COM(2011) 607 final/2.
16

     1.3.3 Weitere Fonds                                                                         Der Fonds bietet Unternehmern und Betrieben,
                                                                                                 die in den geförderten Bereichen tätig sind, eine
     •    Der Kohäsionsfonds ist Mitgliedstaaten mit
          einem Bruttonationaleinkommen (BNE) pro                                                große Bandbreite an Finanzierungsmöglichkeiten,
          Kopf von weniger als 90 % des EU-Durch-                                                etwa zur Bewältigung der Herausforderungen, die
          schnitts vorbehalten. Im jetzigen Programm-                                            sich aus dem Strukturwandel und dem zuneh-
          zeitraum sind alle zwölf der zuletzt beige-                                            menden Wettbewerb auf den globalisierten
          tretenen Mitgliedstaaten sowie Portugal und                                            Nahrungsmittelmärkten ergeben, zur Erhaltung
          Griechenland förderfähig (in Spanien läuft die                                         von Artenvielfalt und wertvollen Landschaften, zur
          Förderung durch den Kohäsionsfonds aus). Die                                           Sicherung einer nachhaltigen Wasserwirtschaft,
          Fördermittel werden dezentral vergeben und                                             zur Begrenzung des Klimawandels, zur Förderung
          auf Ebene der Mitgliedstaaten verwaltet. Sie                                           erneuerbarer Energien und von Investitionen und
          belaufen sich auf 70 Mrd. EUR.                                                         Innovationen in der ländlichen Wirtschaft und in
          Finanziert werden transeuropäische Verkehrs-                                           ländlichen Gemeinden.
          netze sowie Projekte in den Bereichen Umwelt,
          Energie und Verkehr (Energieeffizienz, Einsatz                                         Für den kommenden Programmzeitraum 2014-
          erneuerbarer Energien, Ausbau des Schie-                                               2020 enthält die Verordnung9 Bestimmungen
          nenverkehrs, Förderung der Vernetzung von                                              für die Ausarbeitung, Genehmigung und
          Luftverkehr, Schiene und Straße, Stärkung des                                          Überprüfung von Programmen, die weitge-
          öffentlichen Nahverkehrs usw.).                                                        hend den derzeitigen Vorschriften entsprechen.
                                                                                                 Sie ermöglicht zudem Teilprogramme (etwa für
     Der Kohäsionsfonds ist für die Förderung von KMU                                            Junglandwirte, Kleinlandwirte, Berggebiete und
     und Unternehmergeist weniger relevant, da er                                                kurze Versorgungsketten), denen eine höhere
     vornehmlich Mittel für Infrastruktureinrichtungen                                           Beihilfeintensität zugute kommt.
     bereitstellt.
     Auch wenn die beiden folgenden Fonds nicht                                                      Lassen Sie sich inspirieren!
     Teil der Kohäsionspolitik sind, werden sie den
     sogenannten GSR-Fonds8 zugerechnet und kön-                                                     Die vom Europäischen Netzwerk für ländliche
     nen Projektentwicklern im Bereich KMU und                                                       Entwicklung (ENRD) aufgebaute Datenbank
     Unternehmertum in ländlichen Regionen und in                                                    beschreibt eine Vielzahl von Projekten im
     Meeresregionen interessante Möglichkeiten bieten:
                                                                                                     Bereich der ländlichen Entwicklung.10
     •    Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die
                                                                                                 •     Der Europäische Fischereifonds (EFF)11
          Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) för-
                                                                                                       dient der Unterstützung der Gemeinsamen
          dert ländliche Entwicklungsprogramme in den Mit-
                                                                                                       Fischereipolitik. Er ist auf fünf Schwerpunkte
          gliedstaaten. Er weist vier Prioritätsachsen auf:
          - Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit                                                      konzentriert:
              von Land- und Forstwirtschaft                                                            - Maßnahmen zur Anpassung der
          - Umwelt- und Landschaftsschutz                                                                  EU-Fischereiflotte
          - Verbesserung der Lebensqualität                                                            - Aquakultur, Binnenfischerei, Verarbeitung
              in ländlichen Gebieten und stärkere                                                          und Vermarktung
              Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft                                               - Kollektive Aktionen
          - LEADER, ein Programm zur Einführung von                                                    - Nachhaltige Entwicklung von
              Finanzierungsmöglichkeiten für lokale Ansätze                                                Fischwirtschaftsgebieten
              zur Entwicklung des ländlichen Raums                                                     - Technische Hilfe

     Im Programmzeitraum 2007-2013 belaufen sich                                                 Die EFF-Mittel belaufen sich im Zeitraum 2007-
     die ELER-Mittel auf insgesamt 96,2 Mrd. EUR. Der                                            2013 auf 4,3 Mrd. EUR. Der Fonds wird von der
     Fonds wird von der Generaldirektion Landwirtschaft                                          Generaldirektion Maritime Angelegenheiten und
     und ländliche Entwicklung (GD AGRI) verwaltet.                                              Fischerei (GD MARE) verwaltet.

     8.  Siehe Abschnitt 1.2: „Die künftige Kohäsionspolitik (2014-2020)“.
     9.	Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über die Förderung der ländlichen Entwicklung durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die
         Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), KOM(2011) 627 endg.
     10. www.enrd.ec.europa.eu/policy-in-action/rdp_view/de/view_projects_de.cfm
     11. Verordnung des Rates (EG) Nr. 1198/2006 vom 27. Juli 2006 über den Europäischen Fischereifonds.
17

Die Fördermittel sind für alle Fischereibereiche                                                 schen benachbarten Grenzgebieten zur Förderung
zugänglich. Besonders unterstützt werden                                                         einer integrierten Regionalentwicklung. INTERREG
Fischereigemeinden, die durch die jüngsten                                                       A ist, was die Mittel und die Zahl der Programme
Sektorveränderungen besonders stark getroffen                                                    angeht, der bei weitem größte Bereich.
wurden. Sie erhalten Fördermittel für Maßnahmen
zur Diversifizierung und zur Stärkung ihrer wirt-                                          Im Rahmen von INTERREG IVA gibt es 52 ope-
schaftlichen Entwicklung.                                                                  rationelle Programme, die allesamt Teile eines
                                                                                           Grenzgebiets abdecken, das sich über verschiedene
Für den kommenden Programmzeitraum 2014-
                                                                                           EU-Mitgliedstaaten erstreckt. Eine Organisation oder
2020 schlägt die Kommission die Einrichtung eines
                                                                                           Behörde kann nur dann an einem INTERREG-IVA-
neuen Fonds – des Europäischen Meeres- und
Fischereifonds (EMFF)12 – vor, der den derzeitigen                                         Programm teilnehmen, wenn sie im förderfähigen
EFF ersetzen soll. KMU und Unternehmer, die in                                             Gebiet des betreffenden Programms angesiedelt ist.
diesem Bereich tätig sind, dürften sich vor allem
für folgende Prioritäten interessieren: Erhöhung                                               Wie können KMU an grenzüberschreitenden
der Rentabilität des Fischfangs, Unterstützung der                                             Projekten teilnehmen?
handwerklichen Fischerei, Entwicklung einer nach-
haltigen Aquakultur, Verbesserung der wissen-                                                  INTERREG A fördert den Aufbau grenzüber-
schaftlichen Kenntnisse.                                                                       schreitender Cluster. Ein Beispiel dafür ist
                                                                                               Biovalley14, ein auf drei Länder verteiltes Cluster
1.3.4	
      Projekte, die Akteure in verschiedenen                                                   im Bereich der Biowissenschaften, das mit
      Ländern einbeziehen
                                                                                               Mitteln aus dem Programm „Oberrhein“ kofi-
1.3.4.1 Europäische territoriale Zusammenarbeit                                               nanziert wird und 600 Unternehmen umfasst.
Ziel der europäischen territorialen Zusammenarbeit                                             Unterstützt werden auch der Bereich Forschung
(ETZ) ist die Überwindung physischer, administ-                                                und Entwicklung, etwa durch das interdis-
rativer und regulatorischer Hemmnisse, die der                                                 ziplinäre Forschungs- und Transferprojekt
Kohäsion im Wege stehen, und die Beseitigung des                                               „TKV FO“15, das im Rahmen des Programms
„Grenzeffekts“ zwischen Gebieten und Regionen,                                                 „Deutschland – Nederland“ kofinanziert wird,
damit gemeinsame Herausforderungen vereint                                                     sowie die Schaffung neuer Tätigkeitsfelder und
angegangen werden können.                                                                      der Erhalt einer starken KMU-Präsenz durch
                                                                                               das Projekt „Benefits“16, das Mittel aus dem
Das Ziel „Europäische territoriale Zusammenarbeit“                                             Programm „France (Channel) – England“ erhält.
wird aus dem Europäischen Fonds für regiona-
le Entwicklung (EFRE) finanziert, der derzeit über                                         •     Die      transnationale     Zusammenarbeit
Fördermittel in Höhe von 8,7 Mrd. EUR oder 2,5 %                                                 (INTERREG B) betrifft nicht aneinan-
des Gesamthaushalts verfügt.                                                                     der angrenzende Regionen in verschiede-
                                                                                                 nen Ländern, die aufgrund gemeinsamer
Im kommenden Programmzeitraum 2014-2020
                                                                                                 Erfahrungen oder vergleichbarer Probleme
wird die Rolle dieses Ziels in Anerkennung sei-
                                                                                                 miteinander kooperieren. INTERREG IVB ist
ner Bedeutung bei der Förderung des territorialen
Zusammenhalts in einer eigenständigen Verordnung                                                 in dreizehn operationelle Programme unter-
genauer dargelegt.13                                                                             teilt, wobei jedes der Programme von einem
                                                                                                 Sekretariat betreut wird und einen bestimm-
Die europäische territoriale                         Zusammenarbeit                              ten Teil des EU-Territoriums abdeckt. Alle
umfasst drei Bereiche:                                                                           Mitgliedstaaten können sich an INTERREG IVB
                                                                                                 beteiligen, allerdings muss die betreffende
•    Die grenzübergreifende Zusammenarbeit                                                       Organisation oder Behörde im förderfähigen
     (INTERREG A) betrifft die Zusammenarbeit zwi-                                               Gebiet eines der Programme angesiedelt sein.

12. Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über die Gemeinsame Fischereipolitik, KOM(2011) 425 endg.
13.	EU Cohesion Policy 2014-2020 legislative proposals: www.ec.europa.eu/regional_policy/what/future/proposals_2014_2020_en.cfm
14. www‌.‌biovalley‌.‌co
15. www‌.‌hs-niederrhein‌.‌de/forschung/highlights/tkvfo/
16.	interreg4a-manche.eu/index.php?option=com_sobi2&sobi2Task=sobi2Details&catid=3&sobi2Id=3095&Itemid=&lang=en
17. www‌.‌eval-inno‌.‌eu/
18

         Wie können KMU und potenzielle Unterneh-                                                    zwar entweder auf horizontaler Ebene (inter-
         mer profitieren?                                                                            regionale Zusammenarbeit in allen Bereichen
         INTERREG B unterstützt Innovationen und                                                     des Programms) oder über eine bestimmte
         unternehmerische Initiative in Südosteuropa,                                                Prioritätsachse (interregionale Zusammenarbeit
         indem es im Rahmen des Projekts „Eval-                                                      in einem spezifischen Bereich). Die Einbeziehung
         Inno“17 die Evaluierungskompetenz in den                                                    interregionaler Zusammenarbeit in operationel-
         Bereichen Forschung, Technologie und                                                        le Programme sorgt für größere Flexibilität, da
         Innovation fördert. Das im Rahmen des                                                       die Projektträger auch Anträge einreichen kön-
         Programms „Südwesteuropa“ kofinanzier-                                                      nen, ohne auf die Veröffentlichung von INTERREG-
         te Projekt „CREA NET 2.018“ unterstützt                                                     Aufforderungen warten zu müssen. Darüber hinaus
         Innovationslabore und die unternehmerische                                                  haben sie mehr Spielraum bei der Auswahl ihrer
         Kreativität ganz allgemein.                                                                 Partner.
     •     Die     interregionale      Zusammenarbeit                                                Der Erfahrungsaustausch im Rahmen von
           (INTERREG C) dient dazu, die Wirksamkeit                                                  INTERREG C ist vor allem zur Aufnahme in opera-
           von Strategien und Instrumenten im Bereich                                                tionelle Programme gedacht, die der Umsetzung
           der Regionalentwicklung durch einen weitrei-                                              des Ziels „Investitionen in Wachstum und
           chenden Austausch von Informationen und                                                   Beschäftigung“21 dienen.
           Erfahrungen (über Netzwerke) zu erhöhen. Auf                                                 Welche Art interregionaler Projekte eignet
           dieses Programm entfällt der geringste Teil                                                  sich für die Aufnahme in ein operationelles
           der Fördermittel, es deckt allerdings sämtliche                                              Programm?
           EU-Regionen ab.
                                                                                                        Die französische Region Limousin nahm
         Auf welche Weise verbessert der Austausch
                                                                                                        fünf strategische Prioritäten in ihr opera-
         bewährter Verfahren die wirtschaftlichen
                                                                                                        tionelles Programm auf. Nummer fünf ist
         Bedingungen?
                                                                                                        die Ermöglichung von Partnerschaften
         INTERREG C ermöglicht die europaweite                                                          im Bereich der regionalen und interna-
         Verbreitung bewährter Verfahren durch das                                                      tionalen     Zusammenarbeit.22      Genauer
         auf junge Unternehmer ausgerichtete YES-                                                       gesagt konzentrierte sich die Region auf die
         Projekt („Youth Entrepreneurship Strategies“).                                                 Ergebnisverwertung, den Erfahrungsaustausch,
         Ein Beispiel dafür sind die Erfahrungen mit der                                                den Ausbau internationaler Netzwerke und die
         Lehrerausbildung im Bereich Unternehmertum                                                     Fortführung von Maßnahmen zur Verbreitung
         im Rahmen des Projekts „Framtidsfron – Future                                                  bewährter Verfahren und zur Förderung der
         Seeds“19 in Östergötland. Ebenfalls gefördert                                                  Eigenverantwortung in diesem Bereich.
         wird die Verbreitung erfolgreicher Maßnahmen
         im Bereich der Unternehmensförderung. Dazu                                                     Das Projekt „RUR@CT“23 ist ein Beispiel für die
         zählt die Verbreitung des von Kompass –                                                        interregionale Zusammenarbeit im Rahmen
         Zentrum für Existenzgründungen in Frankfurt,                                                   eines INTERREG-C-Projekts zum Austausch
         entwickelten 4+1-Modells20 im Rahmen des                                                       bewährter Verfahren, das derzeit durch EFRE-
         Projekts ENTREDI.                                                                              Mittel im Rahmen des regionalen operatio-
                                                                                                        nellen Programms zur Weitergabe erfolgrei-
     1.3.4.2 
             Transnationale Zusammenarbeit im                                                           cher Verfahren finanziert wird. Viele Projekte
             Rahmen operationeller Programme                                                            im Bereich der ländlichen Entwicklung zielen
     Die interregionale Zusammenarbeit kann auch                                                        unter anderem auf die Verbreitung bewähr-
     im Rahmen operationeller Programme des                                                             ter Verfahren ab, so auch die Initiative
     Europäischen Sozialfonds oder des Europäischen                                                     „ObjectifCréation“24, die die Gründung und
     Fonds für regionale Entwicklung stattfinden, und                                                   Übertragung von Unternehmen fördern soll.
     18. www‌.‌creabusinessidea‌.‌com/
     19. www‌.‌framtidsfron‌.‌se/
     20. www‌.‌em3supportforbusiness.org‌.‌uk/the-4-1-model/
     21.	Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates mit gemeinsamen Bestimmungen über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, den
          Europäischen Sozialfonds, den Kohäsionsfonds, den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums und den Europäischen Meeres- und Fischereifonds,
          für die der Gemeinsame Strategische Rahmen gilt, sowie mit allgemeinen Bestimmungen über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, den Europäischen Sozialfonds und
          den Kohäsionsfonds, KOM(2011) 615 endg., Titel II, Programmplanung, Kapitel I: Allgemeine Bestimmungen zu den Fonds, Artikel 87.
     22.	Das operationelle Programm der Region Limousin ist unter folgender Adresse (auf Französisch) abrufbar: www‌.‌europeenlimousin.fr/upload/documentation/fichiers/po2011.pdf, eine
          Zusammenfassung findet sich unter: www.ec.europa.eu/regional_policy/country/prordn/details_new‌.‌cfm?gv_PAY=FR&gv_reg=ALL&gv_PGM=1122&gv_defL=7&LAN=7
     23. www‌.‌ruract‌.‌eu
     24. www‌.‌region-limousin‌.‌fr/Objectif-Creation,321
19

                                                       Verwaltung und
                                                          Planung der
                                                         Strukturfonds

2.1 Verwaltung der Strukturfonds                                                                50 % und 85 % der für die Maßnahmen aufgewen-
                                                                                                deten Gesamtkosten.
Während die Leitlinien für Strukturfonds-
Maßnahmen auf europäischer Ebene festgelegt                                                     Die Mitgliedstaaten oder Regionen legen für jedes
werden, sind die zuständigen nationalen bzw. regi-                                              operationelle Programm eine Verwaltungsbehörde,
onalen Behörden für ihre Durchführung vor Ort                                                   eine Bescheinigungsbehörde und eine funktionell
verantwortlich. Die Behörden arbeiten die operatio-                                             unabhängige Prüfbehörde fest.
nellen Programme aus und kümmern sich um die
Auswahl und Überwachung der Projekte. Aufgrund                                                  Operationelle Programme25 sind Mehrjahrespro-
der dezentralen Verwaltung der Strukturfonds sind                                               gramme, die auf nationaler oder regionaler Ebene
die Mittel über die Mitgliedstaaten und Regionen                                                vereinbart und anschließend mit der Europäischen
abrufbar; die Projekte werden also nicht direkt aus                                             Kommission verhandelt werden. Sie legen die Finan-
Brüssel finanziert. Die Fördermittel werden auf nati-                                           zierungsprioritäten für einen spezifischen Politikbe-
onaler und/oder regionaler Ebene verwaltet, so dass                                             reich oder eine bestimmte Region sowie die Höhe
Anträge nicht bei der Europäischen Kommission,                                                  der durch die verschiedenen Finanzinstrumente
sondern bei den Verwaltungsbehörden in den                                                      bereitgestellten Fördermittel fest. Operationelle
Ländern oder Regionen einzureichen sind, die für die                                            Programme sind entweder auf ein Thema oder auf
Verwaltung des EFRE oder des ESF zuständig sind.                                                eine Region ausgerichtet. An ihrer Umsetzung ist
                                                                                                eine breite Palette öffentlicher und privater Einrich-
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Kohäsionspolitik                                              tungen beteiligt, darunter nationale, regionale und
ist die Tatsache, dass die von der EU vergebe-                                                  lokale Behörden, Bildungs- und Schulungseinrich-
nen Fördermittel stets zusätzlich durch inner-                                                  tungen, Nichtregierungsorganisationen und gemein-
staatlich bereitgestellte öffentliche oder private                                              nützige Vereine, verschiedene Unternehmerverbän-
Gelder ergänzt werden müssen. Der Umfang der                                                    de, etwa die einzelnen Kammern (Handelskammern,
EU-Mittel richtet sich nach der Situation vor Ort.                                              Handwerkskammern usw.), und die Sozialpartner,
Die Kofinanzierung ist von einer Reihe sozioökono-                                              beispielsweise Gewerkschaften, Betriebsräte sowie
mischer Faktoren abhängig und beträgt zwischen                                                  Industrie- und Berufsverbände.

25.	Vorschlag
21.	Proposal forfüra regulation
                      eine Verordnung
                                 of the EP
                                        desand
                                             Europäischen
                                               of the Council
                                                          Parlaments
                                                              laying down
                                                                        undcommon
                                                                             des Rates
                                                                                   provisions
                                                                                       mit gemeinsamen
                                                                                              on the European
                                                                                                          Bestimmungen
                                                                                                              Regional Development
                                                                                                                         über den Europäischen
                                                                                                                                   Fund, the European
                                                                                                                                                Fonds Social
                                                                                                                                                      für regionale
                                                                                                                                                             Fund, the
                                                                                                                                                                     Entwicklung, den
     Europäischen Sozialfonds, den Kohäsionsfonds, den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums und den Europäischen Meeres- und Fischereifonds,
     für die der Gemeinsame Strategische Rahmen gilt, sowie mit allgemeinen Bestimmungen über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, den Europäischen Sozialfonds und
     den Kohäsionsfonds, KOM(2011) 615 endg., Titel II, Programmplanung, Kapitel I: Allgemeine Bestimmungen zu den Fonds, Artikel 87.
20

     Die Gesamtverantwortung für ein operationelles                                                  Unternehmergeist und Wachstum. Die Bewerber
     Programm wird einer Verwaltungsbehörde über-                                                    werden aufgefordert, Antragsentwürfe zu
     tragen. Verwaltungsbehörden sind auf nationaler,                                                neuen Projekten bzw. zur Fortführung oder
     regionaler oder lokaler Ebene organisiert, wobei es                                             Ausweitung von in den West Midlands bereits
     sich um öffentliche Behörden oder um öffentlich-pri-                                            bestehenden EFRE-Projekten im Bereich
     vate Einrichtungen handeln kann. Sie sind für den                                               von Priorität 2 einzureichen.“ West Midlands,
     wirksamen und effizienten Einsatz der Fördermittel                                              Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen,
     verantwortlich, was eine Reihe von Aufgaben im                                                  veröffentlicht am 3. Oktober 2012
     Bereich der Verwaltung und Überwachung des                                                      www‌.‌communities.gov‌.‌uk/
     Programms, der Verwaltung und Kontrolle der                                                     regeneration/regenerationfunding/
     Finanzen und der Auswahl der Projekte beinhaltet.                                               europeanregionaldevelopment/
     Die Verwaltungsbehörden werden von einer oder                                                   westmidlands/applyingfunding/
     mehreren zwischengeschalteten Stellen unterstützt.                                              callsforproposals/
     Sie tragen gemeinsam mit den Mitgliedstaaten
     die Verantwortung dafür, dass die eingesetzte
     Kommunikationsstrategie alle Bürgerinnen und                                                    Beispiele für Aufforderungen zur Einreichung
     Bürger erreicht. Die Verwaltungsbehörden dienen                                                 von Vorschlägen im Rahmen des ESF
     als Kontaktstellen für die Europäische Kommission
     und die Bescheinigungs- und Prüfbehörden sowie                                                  Das Land Baden-Württemberg setzt systema-
     für die Projektträger und potenziellen Empfänger.                                               tisch Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds
     Die Bescheinigungs- und Prüfbehörden gewähr-                                                    ein, um die Gründung und Übertragung von
     leisten eine ordnungsgemäße Buchhaltung, die                                                    Unternehmen zu erleichtern. Wesentliche
     Einhaltung der geltenden europäischen und nati-                                                 Bausteine für den Erfolg eines Unternehmens
     onalen Bestimmungen und die Überwachung der                                                     sind die Vorbereitung der Gründung und die indi-
     Verwaltungssysteme.26                                                                           viduelle Unterstützung in der Wachstumsphase.
                                                                                                     Personen, die ein Unternehmen gründen oder
     Die Beantragung von Mitteln aus dem ESF und dem                                                 übernehmen möchten, müssen daher für die
     EFRE erfolgt gewöhnlich im Anschluss an zeitlich                                                Probleme sensibilisiert sowie geschult und bera-
     begrenzte Aufforderungen zur Einreichung von                                                    ten werden. Von 2007 bis 2012 wurden meh-
     Vorschlägen, die von den Verwaltungsbehörden                                                    rere Aufrufe zur Einreichung von Vorschlägen
     veröffentlicht werden. Allerdings sind diese                                                    zu folgenden Themen veröffentlicht:
     Aufforderungen nicht gleichmäßig über die EU ver-                                               • Ausbau des Unternehmergeistes an den
     teilt. Überdies ist es bisweilen möglich, ein Projekt im                                            Schulen und Hochschulen des Landes
     Rahmen laufender Programme zu beantragen.                                                       • Unterstützung wissensbasierter Neugrün-
                                                                                                         dungen durch Beratung und fachliche
     Die Empfänger erarbeiten einzelne Projekte, für die                                                 Unterstützung durch Hochschulinkubatoren
     sie Fördermittel beantragen. Falls diese bewilligt                                              • Erleichterung der Unternehmensübertra-
     werden, sind sie für die Projektdurchführung und                                                    gung mit Hilfe von Mediatoren
     die Berichterstattung über die Fortschritte an die                                              • Schulungen für Unternehmensgründer und
     Verwaltungsbehörde verantwortlich.                                                                  Unternehmensnachfolger
                                                                                                     • Zielgruppenorientierte Unterstützung, bei-
        Beispiel für eine Aufforderung zur Einreichung                                                   spielsweise für Unternehmerinnen oder für
        von Vorschlägen im Rahmen des EFRE                                                               Unternehmer mit Migrationshintergrund
                                                                                                     • Unterstützung von Kleinunternehmen, die
        „Diese Aufforderung zur Einreichung von                                                          eine Mikrofinanzierung benötigen, durch
        Vorschlägen für die Stimulierung der                                                             besondere Beratung zur Anlauffinanzierung
        Unternehmensentwicklung (Priorität 2) steht                                                  • Beratung von Existenzgründern mit Hilfe
        Antragstellern aus Einrichtungen offen,                                                          von Beratungsgutscheinen
        die schwerpunktmäßig kleine und mitt-                                                        Die verschiedenen Aufforderungen und
        lere Unternehmen in den West Midlands                                                        Antragsunterlagen finden sich unter:
        unterstützen. Das Ziel ist die Förderung von                                                 www‌.‌esf-bw.de/esf/index‌.‌php?id=66

     26.	GSR-Fonds, KOM(2011) 615 endg., Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates mit besonderen Bestimmungen für den Europäischen Fonds für
          regionale Entwicklung und das Ziel „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung“, KOM(2011) 614 endg., Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des
          Rates über den Europäischen Sozialfonds, KOM(2011) 607 endg.
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