Die wechselvolle Geschichte des 300m-Samichlausschiessen im Nidwaldner Engelbergertal ab 1913
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Die wechselvolle Geschichte des 300m-Samichlausschiessen im Nidwaldner Engelbergertal ab 1913 Franz Odermatt, Stans «Das erste Samichlausschiessen der Vereinigten Sankt-Niklausen-Schützengesell- schaften fand im Jahre 1913 mit Teilnehmern aus Büren, Dallenwil, Stans und Wolfen- schiessen statt». Dieser Text in einem Protokoll der Schützengesellschaft Dallenwil lässt viele heutige Aktivschützen aufhorchen, denn nur wenige wissen, dass die Stanser im Jahre 1913 bei der Gründung mit dabei waren. Wie kam es überhaupt zu diesem speziel- len Schiessanlass im Engelbergertal ? Gründungsmotiv Schon vor der Wende ins 20. Jahrhundert, also vor 1901, fand zwischen den Schützen- gesellschaften Büren (Gründung 1785) und Dallenwil (Gründung 1837) ein sogenanntes «Winterschiessen» statt. Und zwar jeweils ein erster Wettkampf im Dezember und ein Retour-Duell im Februar des folgenden Jahres. Die Beteiligung war auch damals von Jahr zu Jahr recht unterschiedlich. Vermutlich oft auch wetter- beziehungsweise schnee- bedingt. So zählte man beispielsweise im Jahre 1876 total 81 Teilnehmer. Durchschnitt- lich waren es aber immer etwa rund 60 Schützen. Von Bedeutung für die spätere Grün- dung der «Vereinigten Sankt-Niklausen-Schützengesellschaften» dürfte die erste wett- kampfmässige Kontaktnahme mit einem Vergleichsschiessen zwischen den Nachbarsek- tionen Dallenwil und Wolfenschiessen (Gründung 1837) im Jahre 1896 gewesen sein. Denn einerseits trafen sich die Bürer und Dallenwiler seit Jahrzehnten regelmässig zum Winterschiessen und anderseits schossen neu die Dallenwiler und Wolfenschiesser regelmässig einen Vergleichswettkampf. Also lag einem gemeinsamen Wettkampf nichts im Wege. Neben der bis heute bestehenden «Samichlaus-Schützengemeinde» kannte man über Jahrzehnte eine sogenannte «Delegiertenversammlung», die kurz vor dem Schiessen die Grundbestimmungen festlegte und die durchführende Sektion bestimmte. 7.12.1913 – zum ersten Mal Ein Jahr vor Ausbruch des ersten Weltkrieges (1914-1918) war es dann soweit und die vier Sektionen Büren, Dallenwil, Stans/Oberdorf/Waltersberg und Wolfenschiessen orga- nisierten unter der Bezeichnung «Vereinigte Sankt-Niklausen-Schützengesellschaften» das erste Samichlausschiessen. Weil die Schützen von Stans, Oberdorf und Waltersberg bis 1925 auf der gleichen Schiessanlage in Wil/Oberdorf (auf dem heutigen Kasernen- areal stand das Schützenhaus und in der Hostetten der Zeigerstand) ihrem Hobby frön- ten, gehörten auch die Stanser Schützen zu den Mitbegründern des Samichlausschies- sen. Die Bürer schossen bekanntlich bis im Jahre 1922 in Büren auf ihrer eigenen Anla- ge, wo übrigens heute das Restaurant Schlüssel steht. Die «Stanser» zogen dann mit dem Bau des «Schwybogen-Schützenhauses» in ihr eigenes Heim, blieben aber noch mehrere Jahre Mitglied der Sankt-Niklausen Vereinigung. Patriotische Worte die heute noch stimmen ! Im Jahre 1932 schrieb Sekretär Emil Christen, Büren (1911-2004): „Während draussen im Getümmel des Lebens, Friedens- und Weltwirtschaftskonferenzen mit schwungvollem Gepräge zur Hebung der Krise und zur Festigung des Vertrauens gegenüber den einzel- nen Staaten, fast immer mit dem gleichen Misserfolg gekrönt, stattfinden, schliessen sich im Herzen von Nidwalden Männer zusammen, die auch bestrebt sind, aber mit weniger Prunk und Reden, die Festigung des Vertrauens zueinander zu stählen und treue Kame- radschaft zu pflegen. Es sind dies, welche im Hirtenlande da zu diesem edlen Zwecke sich zusammengefunden, keine Botschafter oder Wirtschaftsführer, sondern die Samich- lausschützen der beteiligten Schützengesellschaften von Stans, Büren-Oberdorf, Dallenwil und Wolfenschiessen. Gewiss dürfte der Anlass so mancher Konferenz zum Vorbild dienen, insofern, da bei dieser Gelegenheit die Vorurteile des andern ausser acht gelassen werden und über den Schützen eine Atmosphäre der Gleichheit ruht.“
1937: Ausschluss der „Stanser-Schützen“ Auch wenn die heutigen Stanser-Schützen mit den Engelbergertal-Schützen seit Jahr- zehnten eine angenehme Kameradschaft pflegen und sich bis im Jahre 2019 mit Büren- Oberdorf sogar zu einem alljährlichen Freundschaftsschiessen trafen, so sah das Ver- hältnis Mitte der 30er Jahre ganz anders aus. So steht im Protokoll der Samichlaus- Schützengemeinde vom 5. Dezember 1937: „Obwohl man kurz vor der Abhaltung des 23ten Samichlausschiessen arges und noch ärgeres von unserer Verbandssektion Stans durchzumachen hatte, liessen wir uns nicht einschüchtern und unentwegt wurden die Vorarbeiten an die Hand genommen.“ Weil die Austrittserklärung von Stans erst am 26. November 1937 schriftlich an den Vorstand von Dallenwil und nicht an die zuständige Delegierten-Versammlung vom 25. November erfolgte, konnte sie nicht behandelt wer- den. Gekündigt oder ausgeschlossen ? Was war geschehen ? Die Stanser Schützenräte waren mit der „Beteiligungs-Skala“, sprich Pflichtresultate-Berechnung, nicht mehr einverstanden. Auch wollten sie den An- lass etwas öffnen und zusätzlich Gastsektionen einladen und zwar mit der vernünftig erscheinenden Begründung: „Es würde dem Feste eine grössere Umrahmung geben und im kameradschaftlichen Sinn den edlen Sport des Schiessens weiter fördern“. Als dann die Stanser Delegierten an der Versammlung mit Abwesenheit glänzten schrieb der Pro- tokollführer: „Da es den antragstellenden Herren von Stans nicht einmal genehm ist, an der «Gemeinde» selber teilzunehmen, wird Nichteintreten beschlossen“. Weiter: „Man wolle keine Gastsektionen weil es für die kleinen Gesellschaften nicht von gutem wäre“ steht weiter im Protokoll. Anderseits ist auch nachzulesen, dass die Schützengemeinde in Stans schon am 10. März 1937 den Austritt beschloss, sofern ihre Wünsche nicht berücksichtigt würden. Endgültige Klarheit schaffte dann die Samichlaus- Schützengemeinde 1938. Da steht im Protokoll: „Auf Antrag der Schützengesellschaft Dallenwil wird die Sektion Stans aus dem Verbande ausgeschlossen.“ Und fast drohend schreibt der Protokollführer: „Entlassen und entlastet ist noch lange nicht verges- sen.......“. Heute, nach über 80 Jahren, kann man rückblickend über diese Auseinander- setzung schmunzeln. Man kann sich aber auch gut vorstellen, dass der Abschied für die Stanser Vereinsmitglieder nicht einfach war, denn Stans war immerhin von 1913 bis 1937, also vom 1. bis 22. Samichlausschiessen, als Gründer- und Stammsektion dabei. 2012: Dallenwil wird Gastsektion Anschliessend vereinigten sich die Oberdörfer, Waltersberger und Bürer und gründeten im Jahre 1927 die Schützengesellschaft Büren-Oberdorf. Im gleichen Jahr bauten sie unter schwierigen politischen Umständen die heutige Schiessanlage in der «Hostetten». Von 1927 bis 1952 blieben dann die Schützen vom Engelbergertal beim Samichlaus- schiessen unter sich. Im 1953 kam der damalige Wehrverein Horw, heute Wehrverein Kriens, als willkommene Gastsektion erstmals dazu. Ein historischer Entscheid hatte die Sankt-Niklausen-Schützengemeine im Jahre 2012 zu fällen, nämlich über den Austritts- Antrag der Gründersektion Dallenwil. Weil die Dallenwiler ihre Schiesstätigkeit ab 2013 nicht mehr in Wolfenschiessen, sondern in Emmen ausübten, konnten sie den Anlass gar nicht mehr durchführen. Die Schützengemeinde war selbstverständlich einverstanden, dass Dallenwil als zweite Gastsektion weiterhin am Samichlausschiessen teilnehmen kann, aber ohne Stimm- und Wahlrecht an der Schützengemeinde. Als Folge davon zeichnen ab 2013 Büren-Oberdorf und Wolfenschiessen im Zweijahres-Turnus für die Durchführung verantwortlich. 100 Jahr-Jubiläum im 2015 Mit 107 Schützinnen und Schützen aus den beiden Stammsektionen Büren-Oberdorf und Wolfenschiessen sowie den Gastsektionen Dallenwil und Wehrverein Kriens verzeichne- te der Jubiläumsanlass vom 21. November 2015 eine grossartige Beteiligung. Im Vorjahr hatten nur 82 teilgenommen. Die organisierende Schützengesellschaft Büren-Oberdorf,
mit Präsident Paul Ambauen und Schützenmeister Pascal Niederberger an der Schiess- front, hatte den Jubiläumsanlass mustergültig vorbereitet und durchgeführt. Wie seit vielen Jahren umfasste das einfache Wettkampfprogramm sechs Schüsse auf die Schei- be A10, wobei sechs Probeschüsse gestattet sind. Neben den üblichen vier Zinnbecher für die Sektionsbesten, den Kranzauszeichnungen und den traditionellen Rosinenweg- gen für die 60 Bestklassierten, durfte jeder Teilnehmer als bleibendes Andenken eine beschriftete Jubiläums-Tasse „100. Samichlausschiessen 2015“ nach Hause nehmen. Besonders gefeiert wurden auch die 15 anwesenden Sieger der vergangenen 30 Jahre. Sie wurden vom überraschend aufmarschierten Sankt Nikolaus begrüsst, der sich das Jubiläum „100 Jahre Samichlausschiessen“ nicht entgehen liess und anschliessend sogar das Absenden vornahm. Traditionelle Schützengemeinde Über Neuerungen oder Änderungen im Schiessprogramm ist allein die alljährliche, soge- nannte „Schützengemeinde“, zuständig. Sie findet jeweils im Anschluss an den Wett- kampf und verbunden mit dem Absenden statt. Dabei geht es um die Protokoll- Genehmigung, die Abnahme der Jahresrechnung und die Übernahme des nächstjähri- gen Samichlausschiessen. Dieses wird nun seit 2013 im Zweijahres-Turnus von Büren- Oberdorf und von Wolfenschiessen organisiert. Stans, im November 2020/fo. Nur fünf Maximumschützen In der über 100-jährigen Geschichte des Samichlausschiessen gelang das seltene Maximum von 60 Punkten nur folgenden Schützen: 1991: Peter Bünter 1951, Wolfenschiessen 1997: Alfred Bissig 1940, Wolfenschiessen 2005: Karl Waser 1946, Büren-Oberdorf 2007: Gerhard Kesseli, 1946, Dallenwil 2010: Karl Waser 1946, Büren-Oberdorf 2011: Silvan Niederberger 1988, Dallenwil 100 Jahr-Jubiläum im 2015 Ehemalige Sieger
Siegerfoto 2008 60 Rosinenweggen für die 60 Besten Siegerfoto 2016 Siegerfoto 2017 Siegerfoto 2019 Dallenwiler Samichlaus kam nach Wolfenschiessen
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