Digitaler Aufbruch im Handwerk - Eine Untersuchung zum Weiterbildungsbedarf des Lehrpersonals in den Bildungszentren

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Digitaler Aufbruch im Handwerk - Eine Untersuchung zum Weiterbildungsbedarf des Lehrpersonals in den Bildungszentren
Digitaler Aufbruch
im Handwerk
Eine Untersuchung zum Weiterbildungsbedarf
des Lehrpersonals in den Bildungszentren
Digitaler Aufbruch im Handwerk - Eine Untersuchung zum Weiterbildungsbedarf des Lehrpersonals in den Bildungszentren
Digitaler Aufbruch im Handwerk

Hintergrund und Zielsetzung der Studie

Die vorliegende Untersuchung ist im Rahmen des                      Im InnoVET-Projekt1 ProNet Handwerk (Pro-
Projekts „ProNet Handwerk“ entstanden (s. Infokas-                  jektlaufzeit: 01.10.2020-30.09.2024) werden
ten). ProNet Handwerk steht für Professionalisierung                innovative Fortbildungen entwickelt, die
und Vernetzung im Handwerk und wird als InnoVET-                    praxisbezogen und auf die Bedürfnisse des
Projekt1 vom Bundesministerium für Bildung und For-                 Handwerks zugeschnitten, neue Karriere-
schung gefördert. Ein wichtiger Baustein des Projekts               wege für Fach- und Führungskräfte bieten.
ist die Entwicklung eines bedarfsgerechten Weiterbil-               Die Teilnehmenden lernen, gewerkeüber­
dungsprogramms für Dozierende und Lehrmeister*in-                   greifende Projekte zum energieeffizienten
nen2 im Handwerk. Es soll das Lehrpersonal in der                   und nachhaltigen Bauen zu steuern, die
betrieblichen, über- bzw. außerbetrieblichen Aus- und               erforderlichen Gewerke in der Planung und
Weiterbildung unterstützen, wenn es neuen Herausfor-                auf der Baustelle zu koordinieren und die
derungen im Unterrichtsalltag begegnet, insbesondere                Aufgaben in den Schnittstellen der Gewerke
bei dem Einsatz digitaler Medien.                                   zu übernehmen. Das Bildungspersonal ist
                                                                    die zentrale Antriebskraft innerhalb dieses
Die Daten der durchgeführten Bedarfsanalyse geben Auf-              Wandels im Handwerk. Mit einem bedarfs-
schluss über die bisherige Verwendung digitaler Medien              gerechten Weiterbildungsprogramm zielt das
in den Bildungszentren3 des Handwerks sowie über Wün-               Projekt darauf ab, das Lehrpersonal insbe-
sche und Einstellungen zu digital gestützter Aus-, Fort-            sondere im digitalen Bereich der Unterrichts-
und Weiterbildung im Handwerk aus der Perspektive der               entwicklung zu unterstützen.
Bildungsverantwortlichen und des Lehrpersonals. Für das
Projekt ProNet Handwerk geben die Ergebnisse Orientie-
rung für künftige Formate und Inhalte von Angeboten.                          Vier wesentliche Bausteine
                                                                             umfasst das Verbundprojekt:

Die COVID-19-Pandemie als Zäsur                                                       Modulare, gewerkeüber­
                                                                                      greifende Fortbildungen
in der Aus- und Weiterbildung
                                                                                      eCampus Handwerk
Die vorliegende Bedarfsanalyse fiel zeitlich in die drit-
te Welle der COVID-19-Pandemie in Deutschland (vgl.
Deutsches Ärzteblatt 2021). Der durch die Pandemie                                    Prüfungssoftware
ausgelöste tiefgreifende Einschnitt in den Bildungsbe-
reich muss bei der Betrachtung der Ergebnisse berück-                                 Weiterbildungsprogramm
sichtigt werden. Die Pandemie zwang das Lehrpersonal                                  für das Bildungspersonal
in den Distanzunterricht und wirkte dadurch wie ein Ka-
talysator für die Digitalisierung von Lernangeboten. Es
war der Anstoß für eine Neuordnung der gesamten Bil-
dungsbranche, die noch nicht abgeschlossen ist.
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                                                                InnoVET ist der Innovationswettbewerb des Bundesministeriums für
Die Digitalisierung war bereits vor der COVID-19-Pan-           Bildung und Forschung (BMBF) für eine exzellente berufliche Bildung.

demie ein wichtiges Thema im Diskurs der Weiterbildung      2
                                                                Dozierende und Lehrmeister*innen werden im vorliegenden
(vgl. Rohs, Pietraß & Schmidt-Hertha 2020). Digitales           Ergebnisbericht unter den Begriffen „Lehrpersonen“, „Lehrpersonal“
                                                                oder „Dozierende“ zusammengefasst.
Lernen war vor Corona jedoch die Ausnahme und digita-
le Medien dienten als organisatorische Instrumente, um
                                                            3
                                                                Die Bildungszentren der vorliegenden Bedarfsanalyse umfassen
                                                                zu einem Großteil die staatlich geförderten überbetrieblichen
sich über Bildungsangebote zu informieren, eine Veran-
                                                                Berufsbildungsstätten (ÜBS) der Handwerkskammern und wenige
staltung zu buchen oder sich über das Internet zu einem         Bildungszentren unter gemeinnütziger Trägerschaft (gGmbH) oder
Angebot beraten zu lassen (vgl. BMBF 2020, S. 17).              aus der Privatwirtschaft.

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Digitaler Aufbruch im Handwerk

Zahlreiche Untersuchungen bescheinigen Deutschland            Die ÜBS werden in den Handwerkskammern u. a. als
im internationalen Vergleich erhebliche Mängel beim           Bildungszentren, Akademien oder Technologiezentren
Einsatz digitaler Technologien, auch mit Blick auf die        bezeichnet.
Weiterbildungslandschaft (u. a. BMWi 2021, Eickelmann
et al. 2019, Schmid et al. 2018).                             Seit 2016 fördert das BMBF mit dem „Sonderprogramm
                                                              ÜBS-Digitalisierung“ die Fortentwicklung beruflicher Bil-
Die besuchten Weiterbildungskurse in Deutschland wa-          dung und reagiert damit auf die Veränderungen in einer
ren laut Adult Education Survey (AES) 2018 zu 78 %            digitalisierten Arbeitswelt. Ausgewählte ÜBS sollen bun-
reine Präsenzveranstaltungen (vgl. BMBF 2020, S. 19).         desweit zu Kompetenzzentren mit unterschiedlichen fach-
Es ist davon auszugehen, dass sich bis zum Beginn der         lichen Schwerpunkten weiterentwickelt werden. Langfristig
COVID-19-Pandemie daran nicht viel geändert hat. Ein          sollen die Kompetenzzentren ein „Netz von zeitgemäßen,
Verbot von Präsenzveranstaltungen war im März 2020            nachfrageorientierten Bildungsdienstleistern“ (BMBF
Teil eines umfangreichen Maßnahmenpakets, das Bund            2021, Überbetriebliche Berufsbildungsstätten) bilden.
und Länder beschlossen, um die Pandemie einzudäm-
men (vgl. Bundesregierung 2020). Es kam zu einem er-          Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ver-
heblichen Digitalisierungsschub und zu einer kurzfristi-      öffentlichte Bekanntmachung „Förderung der digitalen Aus-
gen Umstellung auf Online-Unterricht (vgl. BMWi 2021).        stattung in überbetrieblichen Berufsbildungsstätten (ÜBS)
Diese rasante Entwicklung betraf auch die Bildungsstät-       und Kompetenzzentren“ vom 3. August 2018 erweitert die
ten im Handwerk und sie ist ein Beispiel dafür, „dass         Förderung des o. g. „Sonderprogramm[s] ÜBS-Digitalisie-
eine bedrohliche Krise immer auch ein massiver Lern-          rung“ nun auch für den Bereich Fort- und Weiterbildung.
anlass ist“ (Gnahs 2021, S. 12).                              Die Höhe des Zuschusses aus Mitteln des Bundes liegt bei
                                                              90 % der förderfähigen Ausgaben (vgl. BMWi 2018).

Förderung von überbetrieblichen
Berufsbildungsstätten                                         Forschungsdesign und
                                                              methodisches Vorgehen
Die Online-Umfragen und Telefongespräche der Bedarfs-
analyse wurden zu einem Großteil mit Bildungsverantwort-      Die vorliegenden Ergebnisse beruhen erstens auf Daten
lichen und Lehrpersonal aus den überbetrieblichen Bil-        halbstrukturierter, leitfadengestützter Telefongespräche
dungsstätten (ÜBS) des Handwerks durchgeführt. Träger         mit Bildungsverantwortlichen aus den Bildungszentren
der ÜBS im Handwerk sind die Handwerkskammern sowie           der Handwerkskammern und Fachverbände und zwei-
die Kreishandwerkerschaften und Innungen. Die Träger der      tens auf Daten einer standardisierten Online-Umfrage
ÜBS werden gemäß Berufsbildungsgesetz (BBiG) dauer-           unter Bildungsverantwortlichen und Dozierenden aus
haft vom Bundesbildungsministerium und vom Bundes-            eben diesen Bildungszentren.
wirtschaftsministerium gefördert (vgl. BMBF 2021, Über-
betriebliche Berufsbildungsstätten).                          Die kontaktierten Bildungsverantwortlichen besetzen
                                                              unterschiedliche Positionen in den Bildungszentren, z. B.
Die ÜBS sind in der dualen Ausbildung neben den Be-           Bildungszentrumsleitungen, (Fach-)Abteilungsleitungen
trieben und den Berufsschulen ein dritter Lernort und         oder medienpädagogische Fachleute.
stellen zusätzlich die Qualifizierung in der Fort- und Wei-
terbildung sicher. Die ÜBS ergänzen die Ausbildung in         Die in der Online-Umfrage befragten Lehrpersonen sind
kleinen und mittleren Unternehmen durch praxisnahe            freiberufliche (56 %) oder festangestellte (41 %) Dozieren-
Lehrgänge. Wenn Betriebe digitale Inhalte aufgrund feh-       de. Die übrigen 3 % sind ehrenamtlich lehrend tätig oder
lender Ressourcen nicht abbilden können, werden sie           Lehrpersonal, das keine Zuordnung vorgenommen hat.
ebenfalls durch die ÜBS ergänzt, indem innovative Tech-       Die befragten Lehrpersonen verbringen durchschnittlich
nik angeschafft wird und Lernszenarien – auch digitale        betrachtet mehr Unterrichtszeit in der Fort- und Weiterbil-
– weiterentwickelt werden. Fachkräften werden auf diese       dung (68 %) als im Bereich der Ausbildung (32 %).
Weise digitale Kompetenzen vermittelt (vgl. BIBB o. D.).

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Digitaler Aufbruch im Handwerk

 Bedarfsanalyse in zwei Schritten

 Methode                          Halbstrukturiertes,          Standardisierte Online-Umfrage
                                  leitfadengestütztes
                                  Telefongespräch

 Stichprobe                       36 Bildungsverantwortliche   42 Bildungsverantwortliche    235 Lehrpersonen

 Handwerksorganisation            32 Handwerkskammern          23 Handwerkskammern           25 Handwerkskammern
                                  4 Zentralfachverbände        1 Zentralfachverband          3 Zentralfachverbände

 Regionale Verteilung             14 Bundesländer              12 Bundesländer               13 Bundesländer

 Erhebungszeitraum                Dezember 2020 bis            Februar und März 2021         Februar und März 2021
                                  März 2021

 Auswertungsverfahren             Thematisches Kodieren        Deskriptive Analyse mit       Deskriptive Analyse mit
                                  und Ermittlung absoluter     relativen Häufigkeiten der    relativen Häufigkeiten der
                                  Häufigkeiten                 kategorialen Variablen und    kategorialen Variablen und
                                                               Mittelwerten der diskreten    Mittelwerten der diskreten
                                                               und stetigen Variablen        und stetigen Variablen

Abbildung 1: Vorgehensweise in der Bedarfsanalyse

Deutschlandweit gaben 36 Bildungsverantwortliche in            chen von positiven Erfahrungen (13 Nennungen) trotz
Telefongesprächen Antworten auf zwölf Leitfragen zur           der plötzlichen Umstellung des Seminarangebots auf
technischen Ausstattung in den Bildungszentren, zum            Online-Unterricht: „Digitale Lernangebote wurden von
Einsatz digitaler Medien im Unterricht, zur aktuellen          den Lernenden besser angenommen als gedacht“, und:
Weiterbildungssituation und zum bestehenden Weiter-            „Auf ILIAS wollen wir nicht mehr verzichten.“ Auch im
bildungsbedarf. Zu den gleichen Themen gaben 42 Bil-           Hinblick auf Bildungszentren in ländlichen Regionen
dungsverantwortliche und 235 Lehrpersonen Auskunft             wurden positive Erfahrungen gesammelt, die aufgrund
auf Basis einer zielgruppenspezifischen Online-Umfrage         eines neu entstandenen Online-Angebots eine Zunah-
(vgl. Abb. 1).                                                 me an Teilnehmendenzahlen verzeichnen konnten. Wei-
                                                               terbildungsangebote, die aufgrund von zu geringen Teil-
In den leitfadengestützten Telefongesprächen hatten die        nehmendenzahlen hätten abgesagt werden müssen,
Bildungsverantwortlichen die Gelegenheit, sich zu unter-       konnten virtuell durchgeführt werden. Es zeigte sich da-
schiedlichen Aspekten frei und zum Teil auch über Frage-       durch ein perspektivisches Umdenken und der Wunsch
stellungen hinaus zu äußern. Das bedeutet, dass bei der        nach einem langfristigen Online-Angebot: „Wir haben
Betrachtung und Interpretation der Nennungen berück-           hier sehr ländliche Regionen. Das bedeutet, dass An-
sichtigt werden muss, dass sich nicht alle Befragten zu        fahrten langwierig und schwierig sein können. Online-
den gleichen bzw. zu jedem Aspekt geäußert haben.              Weiterbildungen könnten das auffangen (…).“

                                                               Sieben Bildungsverantwortliche machten in den Tele-
Erfahrungen mit digitalen                                      fongesprächen deutlich, dass Präsenzangebote von
Lernangeboten                                                  Dozierenden im Ausbildungsbereich bevorzugt werden.

Vor dem Hintergrund der pandemiebedingten Entwick-                „Für das Handwerk hat der Einsatz digitaler Medien
lung berichteten die Bildungsverantwortlichen aus den             seine Grenzen.“
                                                                  Auszug aus Telefongespräch mit Bildungsverantwortlichen
Bildungszentren des Handwerks in den Telefongesprä-

                                                                                                                       Seite 4
Digitaler Aufbruch im Handwerk

Das hinge damit zusammen, dass praktische Übungen          Die Bildungsverantwortlichen erklärten in den Telefon-
oftmals nur in Übungs- und Funktionsräumen erteilt und     gesprächen, dass das gewählte Unterrichtsformat und
die Inhalte von den Teilnehmenden nur in Präsenz er-       die eingesetzten digitalen Medien in Abhängigkeit vom
lernt werden können.                                       Unterrichtsinhalt und auch Gewerk stehen.

  „Die Ausbildung kann nicht digital vermittelt werden     In beiden Online-Umfragen, sowohl unter den Bildungs-
  – auf meinen konkreten Fall bezogen: Man muss            verantwortlichen als auch unter den Dozierenden, wur-
  die Steine in der Hand haben. Am Tablet oder PC          den der Zugang zu, die Nutzung von und die Sicherheit
  kann man diese taktilen Fertigkeiten, die man in         im Umgang mit insgesamt 18 verschiedenen digitalen
  unserem Beruf braucht, nicht vermitteln (…).“            Medien abgefragt.
  Auszug aus Online-Umfrage unter Dozierenden

                                                           Laut Online-Umfrage unter den Bildungsverantwortli-
                                                           chen sind in den Bildungszentren der Handwerkskam-
Einsatz digitaler Medien                                   mern und Fachverbände zu einem Großteil Beamer
im Unterricht                                              (95 %), digitale Endgeräte für Dozierende (90 %) und
                                                           Smartboards (88 %) vorhanden. Somit gehören sie zur
Voraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz digitaler    Standardausstattung. 75 % der Befragten gaben an,
Medien im Unterricht sind die technische Infrastruktur     dass ein Lernmanagementsystem (LMS) zur Verfügung
und medienpädagogische Kenntnisse des Lehrperso-           steht, und 70 % der Befragten bieten ihrem Lehrpersonal
nals (u. a. Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kul-   einen Zugang zu Dokumentenkameras.
tusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutsch-
land [KMK] 2016, S. 29 sowie S. 49). 26 der insgesamt      Wenige Bildungszentren bieten ihren Dozierenden die
36 befragten Bildungsverantwortlichen gaben in den         Möglichkeit der Verwendung von Selbstlernprogram-
Telefongesprächen an, dass ihr Bildungszentrum über        men (25 %), Mobile Learning (13 %), Social-Media-An-
eine moderne Ausstattung verfüge und auf dem neu-          wendungen (13 %), Game-based Learning (3 %), Lear-
esten Stand der Technik sei, zum Teil auch mit dem di-     ning Nuggets (3 %), digitalem Audiomaterial (3 %) und
rekten Hinweis auf eine in Anspruch genommene För-         AR-Anwendungen (3 %). VR-Anwendungen bilden die
derung durch das BMBF.                                     Schlusslichter unter den digitalen Medien und sind in
                                                           keinem der befragten Bildungszentren zugänglich.
74 % der befragten Bildungsverantwortlichen gaben in
der Online-Umfrage an, dass die Internetverbindung in        „Es kommt alles zum Einsatz, was es zurzeit auf dem
ihrem Bildungszentrum eher gut oder sehr gut ist. Die        Markt der digitalen Medien gibt.“
Dozierenden sehen Verbesserungspotenzial: Nur 46 %           Auszug aus Telefongespräch mit Bildungsverantwortlichen
von ihnen bewerten die Internetverbindung als eher gut
oder sehr gut. Trotzdem gaben immerhin 69 % der Do-        Für den Unterricht kommen bei 83 % der befragten Do-
zierenden und 89 % der Bildungsverantwortlichen an,        zierenden digitale Endgeräte für Lehrende, wie z. B. PC,
dass der Einsatz von digitalen Medien in der Aus-, Fort-   Laptop und/oder Tablet zum Einsatz. Auch die Beamer
und Weiterbildung in ihrem Bildungszentrum einen ho-       werden von einem Großteil der Dozierenden (83 %) ge-
hen Stellenwert hat (vgl. Abb. 2).                         nutzt. Es erscheint daher wenig überraschend, dass sich
                                                           89 % der Dozierenden mit dem Laptop und PC und 73 %
Die Dozierenden gaben in der Online-Umfrage an, di-        von ihnen mit dem Tablet in der Nutzung sicher bis sehr
gitale Medien vorwiegend als Ergänzung des Präsenz-        sicher fühlen (vgl. Abb. 3).
unterrichts (87 %) und teilweise als Kombination von
Präsenz- und Online-Phasen (45 %), aber weniger als
reine Online-Formate (25 %) einzusetzen.

                                                                                                                 Seite 5
Digitaler Aufbruch im Handwerk

      „Für unsere Bildungsstätte hat der Einsatz von digitalen Medien in
      der Aus-, Fort- und Weiterbildung einen hohen Stellenwert.“

          Bildungsverantwortliche (n=38)

          Dozierende (n=109)

     0%           10 %           20 %            30 %        40 %        50 %        60 %          70 %         80 %          90 %         100 %

          stimme nicht zu            stimme eher nicht zu           bin unentschieden        stimme eher zu            stimme vollkommen zu

Abbildung 2: Bildungsverantwortliche und Dozierende über den Stellenwert digitaler Medien in der Aus-, Fort- und Weiterbildung in ihrer Bildungsstätte

      Wie sicher fühlen Sie sich in der Nutzung folgender digitaler Medien?

        PC / Laptop

        Digitales Textmaterial

        Tablet

        Digitale Videokamera / Webcam

        Dokumentenkamera

        Videos

        Live-Online-Training

        Interaktives Whiteboard / Smartboard

        Lernplattform / Lernmanagementsystem

     0%           10 %           20 %            30 %       40 %         50 %        60 %         70 %          80 %         90 %         100 %

                                 sehr unsicher          eher unsicher      mittelmäßig         sicher        sehr sicher

Abbildung 3: Dozierende (n=217) über die eigene Sicherheit in der Nutzung digitaler Medien

                                                                                                                                               Seite 6
Digitaler Aufbruch im Handwerk

Digitale Medien in Textform, also z. B. PDF, werden bei      stehe. Nur vier Bildungsverantwortliche gaben an, dass
56 % der Dozierenden im Unterrichtsalltag genutzt. Vi-       kein Weiterbildungsbedarf bestehe, da notwendige di-
deos folgen mit 34 %, während digitales Audiomaterial,       gitale Kompetenzen beim Lehrpersonal bereits vorhan-
also z. B. Tutorial und Podcast, nur von 4 % der befragten   den oder durch eigene interne Weiterbildungsangebote
Dozierenden für den Unterricht verwendet wird.               abgedeckt seien. Die Ergebnisse der Online-Umfrage
                                                             unter den Dozierenden lassen darauf schließen, dass
Auffallend ist, dass nur 38 % der Dozierenden ein Lern-      das bestehende Weiterbildungsangebot als nicht aus-
managementsystem (LMS) nutzen, obwohl es in drei             reichend empfunden wird oder den Dozierenden nicht
Viertel der befragten Bildungszentren zur Verfügung          bekannt ist. Sie wünschen sich Weiterbildungsangebote
steht. Rund 60 % der Dozierenden gaben jedoch an,            im Umgang mit digitalen Medien:
dass sie sich sehr unsicher bis mittelmäßig sicher in der
Nutzung von LMS fühlen.                                        „Die aktuelle Situation ist als sehr unbefriedigend
                                                               einzustufen. Weiterbildungs­angebote in neue
Ein ähnliches Bild ergibt sich in Bezug auf die interakti-     Technologien fehlen.“
ven Whiteboards/Smartboards. Diese sind laut 88 % der
Bildungsverantwortlichen in den Bildungsstätten für den        „Regelmäßige Weiterbildungs­angebote für die
Einsatz im Unterricht verfügbar, jedoch fühlen sich 62 %       Dozenten wären echt toll!“
der Dozierenden sehr unsicher bis mittelmäßig sicher in
                                                               „Schulung für den Online­unterricht wäre denke
der Nutzung von interaktiven Whiteboards/Smartboards.
                                                               ich, sehr wichtig. Momentan ist der Unterricht sehr
Immerhin gaben dennoch 51 % der Dozierenden eine
                                                               anstrengend, ein paar Tipps und Tricks wären doch
Nutzung im Unterricht an. Mögliche Erklärungen sind
                                                               sehr hilfreich.“
einerseits bestehende Berührungsängste und Kompe-
                                                               Auszüge aus Online-Umfrage unter Dozierenden
tenzmängel der Dozierenden aufgrund der abrupten
Umstellung auf Online-Unterricht und andererseits feh-
lende mediendidaktische Weiterbildungsmöglichkeiten.         An erster Stelle der gewünschten Weiterbildungsange-
                                                             bote für Dozierende steht die methodisch-didaktische
  „Grundausbildung in der Nutzung digitale[r] Medien         Planung von Blended-Learning-Lehrgängen, laut Online-
  (z. B. digitales Whiteboard) ist nicht gegeben. Wer        Umfragen sowohl unter den Bildungsverantwortlichen
  nicht selbst versucht, damit zu arbeiten (dadurch den      (95 %) als auch unter den Dozierenden (53 %). Darauf
  Umgang erlernt), kann sie nicht nutzen.“                   folgt der Wunsch nach Weiterbildungsangeboten zur
                                                             Aktivierung und Motivation von Lernenden (Bildungsver-
  „Dozierende brauchen Schulungen im Umgang mit              antwortliche: 73 %, Dozierende: 47 %) und zur Gestal-
  Online-Unterricht.“                                        tung von Lernaufgaben (Bildungsverantwortliche: 60 %,
  Auszüge aus Online-Umfrage unter Dozierenden               Dozierende: 44 %). Die beiden letztgenannten möglichen
                                                             Weiterbildungsangebote beziehen sich auf Präsenz- und
                                                             Online-Unterricht. Auffallend ist hierbei die nahezu glei-
Weiterbildung:                                               che Rangfolge der von Dozierenden und Bildungsverant-
Bedarf und Angebot                                           wortlichen gewählten Themen (vgl. Abb. 4).

Insgesamt gaben 28 der befragten Bildungsverantwort-         Mit Bezug auf die vorgenannten Ergebnisse erscheint
lichen an, dass es in ihrem Bildungszentrum interne          es folgerichtig, dass sich Dozierende und Bildungsver-
Weiterbildungsangebote gebe, u. a. zu fachlichen The-        antwortliche Weiterbildungsangebote für den Einsatz von
men (13 Nennungen), zu methodisch-didaktischen The-          Live-Online-Training (Bildungsverantwortliche: 70 %, Do-
men (12 Nennungen) und zum Einsatz digitaler Medien          zierende: 47 %) wünschen (vgl. Abb. 5). Der zielgerichtete
(23 Nennungen). Die große Mehrheit der befragten Bil-        Einsatz von Live-Online-Training ist eine wesentliche Vor-
dungsverantwortlichen (31 Nennungen) ist sich einig,         aussetzung zur erfolgreichen, integrativen Gestaltung der
dass ein Weiterbildungsbedarf bei den Dozierenden in         Online-Phasen in Blended-Learning-Lehrgängen. Das
Bezug auf den Einsatz digitaler Medien im Lehralltag be-     Live-Online-Training steht für Bildungsverantwortliche

                                                                                                                  Seite 7
Digitaler Aufbruch im Handwerk

      Zu welchen Themen des Präsenz- und Online-Unterrichts
      wünschen Sie sich Weiterbildungsangebote für Dozierende?

       Methodisch-didaktische Planung von
            Blended-Learning-Lehrgängen

         Lernende aktivieren und motivieren

                     Lernaufgaben gestalten

      Inhalte visualisieren und präsentieren

         Erreichen der Lernziele überprüfen

                    Gruppenarbeit gestalten                                                 Bildungsverantwortliche (n=40)
                                                                                            Dozierende (n=228)
                   Betreuung der Lernenden

                   Inhalte kreativ erarbeiten

                                                0%     10 %   20 %    30 %   40 %    50 %    60 %   70 %      80 %   90 %   100 %

Abbildung 4: Gewünschte Weiterbildungsangebote für Dozierende zu Themen des Präsenz- und Online-Unterrichts

an erster Stelle und wird bei den Dozierenden nur von                Doch nicht nur über die gesamten Bildungszentren hinweg
dem Wunsch nach Weiterbildungsangeboten zum Ein-                     betrachtet ergibt sich ein heterogenes Kompetenzbild,
satz von interaktiven Whiteboards/Smartboards (54 %)                 sondern auch innerhalb der einzelnen Bildungszentren
übertroffen. An dritter Stelle für Dozierende (42 %) und             liegen große Unterschiede zwischen den digitalen Kompe-
an zweiter Stelle für Bildungsverantwortliche (68 %) steht           tenzen des Lehrpersonals vor: 89 % der Bildungsverant-
der Wunsch nach Weiterbildungsangeboten zum Einsatz                  wortlichen gaben an, dass sich die allgemeine Kompetenz
von LMS. Beide Wünsche nach Weiterbildungsangebo-                    der Dozierenden im Umgang mit digitalen Medien in ihrem
ten, sowohl zum Einsatz eines LMS als auch eines inter-              Bildungszentrum erheblich voneinander unterscheidet.
aktiven Whiteboards/Smartboards, sind kongruent zur
empfundenen Unsicherheit der Dozierenden im Umgang                   Spannend in diesem Zusammenhang erscheint, dass
mit genau diesen digitalen Medien (vgl. Abb. 3).                     83 % der befragten Dozierenden den Einsatz digitaler
                                                                     Medien für die eigene tägliche Arbeit als unerlässlich
Die digitalen Kompetenzen des Lehrpersonals in den                   einschätzen, jedoch über die Hälfte (57 %) der befragten
Bildungszentren des Handwerks sind sehr heterogen                    Dozierenden selbstkritisch anmerken, dass fehlendes
ausgeprägt. Es gibt auf der einen Seite Bildungsverant-              Know-how von Dozierenden im Handwerk insgesamt
wortliche, die berichteten, dass im gesamten Bildungs-               den Einsatz digitaler Medien im Unterricht verhindert.
zentrum nur zwei Dozierende über die notwendigen                     Da laut Online-Umfrage aktuell 76 % der Bildungsver-
digitalen Kompetenzen verfügen, um Online-Unterricht                 antwortlichen in ihrem Bildungszentrum auch nach den
anbieten zu können. Auf der anderen Seite berichtete                 Kontaktbeschränkungen, die durch die COVID-19-Pan-
eine Gesprächsperson davon, dass eine Vielzahl von                   demie ausgelöst wurden, mit einem höheren Anteil von
Dozierenden so technikaffin sei, dass sie sich den Ein-              Online-Lehre planen, sollte hierauf ein besonderes Au-
satz neuester Technologien, etwa der jüngsten Genera-                genmerk gelegt werden.
tion interaktiver Whiteboards/Smartboards für die Gestal-
tung ihres Unterrichts wünsche.

                                                                                                                               Seite 8
Digitaler Aufbruch im Handwerk

      Zum Einsatz welcher digitaler Medien im Unterricht wünschen
      Sie sich Weiterbildungsangebote für Dozierende?

                         Live-Online-Training

     Lernplattform / Lernmanagementsystem

         Interaktives Whiteboard / Smartboard

                                       Videos

               Digitale Videokamera / Webcam

                           Digitale Endgeräte
                                                                                                 Bildungsverantwortliche (n=40)
           Digitales Textmaterial / Lehrbücher                                                   Dozierende (n=222)

                            VR-Anwendungen

                                                 0%    10 %        20 %       30 %        40 %       50 %          60 %       70 %

Abbildung 5: Gewünschte Weiterbildungsangebote für Dozierende zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht

Die Weiterbildungsmöglichkeiten für Dozierende ge-                    Zukünftige Unterrichtsmethoden:
stalten sich in den Bildungszentren sehr unterschied-                 ein Ausblick
lich. Dabei geht es nicht nur um den unterschiedlichen
Umfang des Weiterbildungsangebots, sondern auch um                    Zum Abschluss des Telefongesprächs wurden die Bil-
Schwierigkeiten, die in den unterschiedlichen Beschäfti-              dungsverantwortlichen gebeten, hinsichtlich des Unter-
gungsverhältnissen begründet sind. So berichtete eine                 richts in ihrem Bildungszentrum einen Ausblick über die
der Gesprächspersonen unter den Bildungsverantwort-                   nächsten fünf bis zehn Jahre zu geben. Die meisten Bil-
lichen, dass Weiterbildungen für festangestellte Dozie-               dungsverantwortlichen (30 Nennungen) erläuterten, dass
rende finanziell gefördert und von der Kammer getragen                sie auch weiterhin mit dem Einsatz von Online-Unterricht
werden, und dass es zweimal im Jahr eine zentrale Wei-                rechnen. 20 von ihnen gingen davon aus, dass der Anteil
terbildungswoche für alle Dozierenden gebe. Bei freien                des Online-Unterrichts zunehmen werde, wenngleich 13
Honorardozierenden sei hingegen keine Pflichtschulung                 Gesprächspersonen angaben, dass auch der Präsenz-
möglich. In der Online-Umfrage gaben hierzu 91 % der                  unterricht weiterhin stattfinden werde (13 Nennungen).
Bildungsverantwortlichen an, dass in ihrem Bildungs-                  Insgesamt sieben Bildungsverantwortliche gaben an,
zentrum Weiterbildungsangebote für festangestellte Do-                dass sie durch den Einsatz von Online- und Blended-
zierende angeboten werden, für freiberufliche Dozieren-               Learning-Angeboten mit einem größeren Einzugsgebiet
de besteht dieses Angebot nur in gut der Hälfte (52 %)                von Bildungsangeboten rechnen werden. Sechs Perso-
der Bildungszentren.                                                  nen waren der Meinung, dass mobile Endgeräte beim
                                                                      Lernen zukünftig eine wichtige Rolle spielen werden, und
   „Üblicherweise sind Lehrgänge bei freien                           insgesamt fünf Befragte sagten aus, dass eine vollstän-
   Dozierenden ‚ihr persönliches Bier‘, aber wenn                     dige Digitalisierung der Unterrichtsmaterialien angestrebt
   jemand Interesse bekundet und noch Plätze frei sind,               werde. Es gab auch aussagekräftige Einzelaussagen der
   kann auch eine Honorarkraft teilnehmen. Wenn freie                 Bildungsverantwortlichen dahingehend, dass durch den
   Dozierende mit ihrem Wissen dann gehen, muss ich                   Einsatz digitaler Medien deutlich mehr Austausch zwi-
   das akzeptieren.“                                                  schen den Dozierenden erwartet werde, dass die „Fron-
   Auszug aus Telefongespräch mit Bildungsverantwortlichen            talbeschallung“ nicht mehr gefragt sei und die Dozieren-
                                                                      den stattdessen als Lernbegleitungen aufgefasst würden.

                                                                                                                                  Seite 9
Digitaler Aufbruch im Handwerk

Schlussfolgerungen für das ProNet-                          den Einsatz digitaler Medien im Lehralltag und für den
Weiterbildungsprogramm                                      Erwerb digitaler Kompetenzen (vgl. Autorengruppe Bil-
                                                            dungsberichterstattung 2020, S. 241). Das Lehrpersonal
Die durch die Bildungsverantwortlichen erwartete, auch      in den Bildungsstätten des Handwerks ist jedoch nicht
über die Zeit der COVID-19-Pandemie hinausgehende,          verpflichtet, obligatorische Aus- und Fortbildungen zu
Digitalisierung im Weiterbildungsbereich wird langfristig   durchlaufen, im Gegensatz zu z. B. Lehrenden an Schu-
tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen, wie sie       len. Die Integration digitaler Medien in den Unterricht ge-
auch im wissenschaftlichen Diskurs erwartet werden          lingt nur, wenn neben der Ausstattung auch langfristig
(u. a. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2020,        eine technische Unterstützung, z. B. bei der Wartung der
S. 18, EDUCAUSE 2021, S. 4). Durch den Einsatz di-          Hardware und der Installation von Software, sowie eine
gitaler Medien im Lehralltag nehmen die Kompetenz-          pädagogische Unterstützung, etwa beim Einsatz digita-
anforderungen an das Bildungspersonal im Handwerk           ler Medien im Unterrichtsalltag, sichergestellt sind (vgl.
zu. Die erhobenen Daten der durchgeführten Bedarfs-         Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2020, S. 241).
analyse machen deutlich, dass beim Lehrpersonal in
den Bildungszentren des Handwerks eher verhaltene           3. Der Einzugsbereich der einzelnen Bildungszentren
Einstellungen gegenüber dem Einsatz digitaler Medien        wird sich durch Blended-Learning- und Online-Ange­
im Bildungsalltag vorherrschen. Ordnet man die vorlie-      bote ausweiten. Die Angebote führen zu einer räumli-
genden Ergebnisse der Bedarfsanalyse dem aktuellen          chen und zeitlichen Flexibilisierung, sodass bei virtuel-
wissenschaftlichen Diskurs der Weiterbildung zu, las-       len Seminaren mit einer höheren Kursstärke gerechnet
sen sich fünf zentrale Befunde ableiten, die wiederum       werden kann. Digitale Angebote können den klassischen
Konsequenzen für das zu entwickelnde Weiterbildungs-        Präsenzunterricht ergänzen, der vor Ort aufgrund zu ge-
programm im Projekt ProNet Handwerk aufzeigen.              ringer Anmeldezahlen nicht kostendeckend realisierbar
                                                            gewesen wäre. Die Erweiterung des Einzugsgebiets der
1. Es ist zu erwarten, dass die im Rahmen von För-          Bildungszentren sowie die erhöhte Kursstärke virtueller
derprogrammen zur Verfügung gestellten Mittel des           Seminare können zu einer zunehmenden Heterogenität
Bundes und der Länder, wie z. B. „Sonderprogramm            der Teilnehmenden in den Kursen führen. Das Weiterbil-
ÜBS-Digitalisierung“, flächendeckend in den rund 600        dungsprogramm sollte das berücksichtigen und passen-
Bildungszentren des Handwerks (vgl. ZDH 2021) zu            de Inhalte für das Lehrpersonal im Umgang heterogener
einer Verbesserung der technischen Infrastruktur füh-       Gruppen zur Verfügung stellen. Die zunehmende räum-
ren. Des Weiteren ist davon auszugehen, dass die            liche und zeitliche Flexibilität von virtuellen Seminaren
massiven Investitionen in die technische Infrastruk-        erfordert u. a. auch Weiterbildungsangebote, die sich an
tur einen positiven Einfluss auf die Einstellungen und      den Arbeitsalltag des Bildungspersonals anpassen und
Kompetenzen der Lehrkräfte haben, d. h., wenn das           asynchron abgerufen werden können. Learning Nuggets,
Bildungspersonal keine Gelegenheit hat, Erfahrungen         d. h. kleine Lernhäppchen für zwischendurch, werden ein
mit digitalen Medien zu sammeln, sind die Einschät-         Baustein für das „Learning on demand“ im Rahmen des
zung der eigenen Kompetenzen und die Einstellungen          Weiterbildungsprogramms sein.
eher negativ (vgl. Autorengruppe Bildungsbericht-
erstattung 2020, S. 270 u. 279). Die technischen            4. Bildungsverantwortliche haben in ihren Bildungszentren
Anschaffungen in den ÜBS des Handwerks führen               einen Digitalisierungsschub beobachtet, der auch Dozie-
demnach zu einer offeneren Haltung des Bildungsper-         rende mit geringem technologischen Wissen im Lehralltag
sonals, allein durch die zunehmende Möglichkeit, auf        erfasst hat. Die Bildungszentren mussten ihren Präsenz-
digitale Medien zugreifen und Erfahrungen sammeln           unterricht abrupt auf Online-Lehre umstellen, wodurch
zu können. Folgerichtig wird auch der Wunsch und            alle Dozierenden gezwungen waren, digitale Medien in
Bedarf nach Weiterbildungen für den Einsatz digitaler       ihrem Lehralltag einzusetzen. Es ist wichtig, dass ins-
Medien im Unterricht weiter steigen.                        besondere Dozierende Unterstützung erhalten, die dem
                                                            integrativen Einsatz digitaler Medien in den Unterrichts-
2. Für das Lehrpersonal werden digitale Kompetenzen         alltag skeptisch gegenüberstehen, auch wenn diese Ziel-
zunehmend relevanter. Eine umfangreiche technische          gruppe besonders schwer zu erreichen ist. Eine aktuelle
Ausstattung ist keine ausreichende Voraussetzung für        Untersuchung aus der Schweiz zu diesem Thema konnte

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Digitaler Aufbruch im Handwerk

einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Hand-              (vgl. Schmid et al. 2018, S. 36). Kompetenzen im Um-
lungskompetenz und der Selbstwirksamkeit Lehrender            gang mit digitalen Medien werden mehrheitlich informell,
und der erfolgreichen Durchführung von Online-Unterricht      d. h. zu 81 % in Eigenverantwortung über das Selbststu-
aufzeigen. Demnach beurteilt eine typische Lehrperson         dium oder mithilfe von Mitgliedern des Kollegiums, er-
mit sehr hohem technologischen Wissen die Lehrerfah-          worben (vgl. ebd., Schmidt-Hertha 2020, S. 326). Anders
rung mit einer fast zweieinhalbmal höheren Wahrschein-        als die Bildungsverantwortlichen in den Bildungszentren
lichkeit als sehr positive Erfahrung als eine vergleichbare   des Handwerks sehen Dozierende oftmals keine Mög-
Lehrperson mit sehr geringem technologischen Wissen.          lichkeit der Weiterbildung über das eigene Bildungszen-
Gleiches gilt für die Selbstwirksamkeit: Eine typische        trum. Demnach müssen bestehende, formelle Weiterbil-
Lehrperson mit sehr hoher Selbstwirksamkeit beurteilt         dungsangebote besser kommuniziert und die in dieser
die Lehrerfahrung mit einer fast zweieinhalbmal höheren       Bedarfsanalyse erfassten Weiterbildungsbedarfe durch
Wahrscheinlichkeit als sehr positive Erfahrung als eine       passgenaue Weiterbildungsangebote bedient werden.
vergleichbare Lehrperson mit sehr geringer Selbstwirk-        Informelles Lernen, d. h. „didaktisch nicht organisier-
samkeit (vgl. Hänni & Aeschlimann 2021, S. 34). Nied-         tes Lernen in alltäglichen Lebenszusammenhängen,
rigschwellige Weiterbildungsangebote für Lehrpersonen         das von Lernenden nicht immer als Erweiterung ihres
mit sehr geringem technologischen Wissen müssen die           Wissens und ihrer Kompetenzen wahrgenommen wird“
Antwort auf dieses Ergebnis sein. Eine direkte und sen-       (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2020, S. VIII),
sible Zielgruppenansprache ermuntert Interessierte zur        sollte in der Umsetzung der Weiterbildungsangebote
Teilnahme. Gleichzeitig wird die Hemmschwelle bei der         aufgegriffen werden, z. B. durch mögliche Mentoren-Pro-
Kontaktaufnahme zu den Verantwortlichen für das Weiter-       jekte (vgl. Hardt et al. 2020).
bildungsprogramm gesenkt. Kontakte zu anderen Lehr-
personen, bspw. über eine gemeinsame Lernplattform,
helfen Ziele kooperativ zu verfolgen.

5. Bildungsverantwortliche und Dozierende in den Bil-
dungszentren des Handwerks wünschen sich aktuell
und langfristig Weiterbildungsangebote zur Integration
digitaler Medien in den Bildungsalltag. Diese Weiterbil-
dungsangebote sollen nicht nur technologisches Wissen
für Dozierende bereitstellen, sondern auch mediendi-
daktische und didaktisch-methodische Themen aufgrei-
fen. Besonders gefragt sind Angebote zur Entwicklung
von Blended-Learning-Lehrgängen und zur Aktivierung
von Lernenden. Außerdem wünschen sich sowohl Do-
zierende als auch Bildungsverantwortliche Weiterbil-
dungsangebote für die Verwendung von LMS und von
interaktiven Whiteboards/Smartboards. Es sollten neue,
innovative Lernwege in Betracht gezogen werden, die
es dem Lehrpersonal ermöglichen, auf vielfältige Weise
und dem eigenen Lerntyp entsprechend, Kompetenzen
im Umgang mit digitalen Medien aufzubauen. Unter den
Dozierenden ist von einer maximalen Heterogenität hin-
sichtlich der Mediennutzung auszugehen, die u. a. in
Abhängigkeit von Alter, Geschlecht und Erwerbstätigkeit
steht (vgl. Engel et al. 2018). Laut einer Studie der Ber-
telsmann Stiftung haben 40 % der Lehrenden in der Er-
wachsenenbildung noch nie an einer Fort- oder Weiter-
bildung zum Umgang mit digitalen Medien teilgenommen

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Digitaler Aufbruch im Handwerk

Literatur

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Digitaler Aufbruch im Handwerk

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in überbetrieblichen Berufsbildungs-     angesichts der Corona-Epidemie in        https://www.zdh.de/presse/veroeffentli-
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erkung-der-berufsbildung/ueberbe-        Wieler warnt: Dritte Coronawelle hat
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ueberbetriebliche-berufsbildungsstaet-   https://www.aerzteblatt.de/nachrich-
ten.html                                 ten/121941/RKI-Chef-Wieler-warnt-Drit-
(abgerufen: 10.08.2021)                  te-Coronawelle-hat-begonnen
                                         (abgerufen: 21.10.2021)

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                                                                           Anke Hallwaß
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Sternwartstraße 27–29
40223 Düsseldorf

T +49 211 30 20 09-0                                                       Astrid Dolle
F +49 211 30 20 09-99                                                      Bildungsreferentin
E pronet@zwh.de
                                                                           M +49 157 80540005
Stand: Dezember 2021                                                       E adolle@zwh.de
www.zwh.de

Vereinsregister:
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Geschäftsführer:                                              www.pronethandwerk.de
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                                             Verbundpartner
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                Handwerkstechnik, Institut für Kommunikations- und Prüfungsforschung gGmbH,
                  Hochschule Ruhr West, Zentralstelle für die Weiter­bildung im Handwerk e. V.
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