Digitalisierung der wirkungsorientierten Verwaltungssteuerung - Effizientes Facility Management | MOSS-Einführung auf EU-Ebene

Die Seite wird erstellt Mia Opitz
 
WEITER LESEN
Digitalisierung der wirkungsorientierten Verwaltungssteuerung - Effizientes Facility Management | MOSS-Einführung auf EU-Ebene
eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 17 | 1/2016   | 1

                                                                                     Ausgabe Nr.
                                                                                         1/2016
                                                                                     ISSN 1997-4051
                                                                                                      17

Digitalisierung der wirkungsorientierten Verwaltungssteuerung

    Effizientes Facility Management | MOSS-Einführung auf EU-Ebene
2 |    eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 17 | 1/2016

                                                     Aufruf zur Einreichung
                                                     von Artikeln
                                                     Arbeiten Sie an einem interessanten Projekt, haben Sie einen neuen Aspekt von
                                                     E-Government umgesetzt, möchten Sie ein Thema zur Diskussion stellen oder
                                                     haben Sie sonst einen Beitrag zum Thema E-Government geleistet?

                                                     Wir sind an Ihren Gedanken, Erfahrungen und Resultaten interessiert. Neben wissenschaft-
                                                     lich aufbereiteten Themen gilt das Interesse auch besonders konkreten Umsetzungsprojekten
                                                     und Projekterfahrungen. Senden Sie uns bitte eine Kurzbeschreibung (Umfang zwischen 150
                                                     und 300 Worten) an untenstehende e-Mail Adresse. Einreichungen sind in deutscher oder
                                                     englischer Sprache möglich. Der eGovernment Review Beirat wird die eingereichten Artikel
                                                     bewerten und die interessantesten zur Veröffentlichung freigeben.

                                                                       Spätester Einreichungstermin:       10. Oktober 2016
                                                              Bekanntgabe über Annahme/Ablehnung:          24. Oktober 2016
                                                                    Einreichung des fertigen Artikels:     21. November 2016

                                                                             Kontakt:
                                                                             FH-Prof. Dr. Wolfgang Eixelsberger
                                                                             Tel.: +43 (0)5 90500-2437
                                                                             E-Mail: w.eixelsberger@fh-kaernten.at

Titelbild: Wiener Hofburg
COPYRIGHT: Emi Cristea/shutterstock.com
eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 17 | 1/2016   | 3

                                                                                                  Editorial
Liebe E-Government Interessierte,

Die Digitalisierung schreitet voran und in den Medien           Beitrag mit Effizientem Facility Management für Liegen-
wird immer wieder ausführlich darüber berichtet. E-             schaftsgesellschaften auseinander. Im Mittelpunkt steht dabei
Government kommt dabei nur in den seltensten Fällen vor.        ein Vorgehen zur Vereinfachung des Datenaustausches für
Vielleicht auch, weil das Thema nicht sehr breitenwirksam       in­terne Verwaltungsprozesse und die Zusammenarbeit mit
erscheint und auch nicht besonders spannend vermittelt          Dritten.
werden kann/wird. Bei der Digitalisierung der Automobil-
industrie bzw. der gebauten Fahrzeuge, sieht es durchaus        Ursula Rosenbichler und Sandra Schreilechner stellen in
anders aus. Erstaunlich ist es allerdings auch, dass in digi-   ihrem Beitrag Ansätze zur Digitalisierung der wirkungs-          FH-Prof. Dr. Wolfgang
talen Strategien, wie zum Beispiel in der vom deutschen         orientierten Verwaltungssteuerung vor. Das Thema ist             EIXELSBERGER
                                                                                                                                 Fachhochschule Kärnten
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie veröffent-         eines der größten Verwaltungsreformprojekte der letzten
                                                                                                                                 Studienbereich
lichten Digitalen Strategie 2015, E-Government praktisch        Jahre. Die Bundesministerien legen in den mittelfristigen        Wirtschaft & Management
nicht vorkommt. Dabei gibt es hier eine große Anzahl an         Ressortprioritäten auch die zu erreichenden Wirkungen,
Themen, die entsprechend gut darstellbar wären.                 ausgedrückt durch Ziele fest. Der Erreichungsgrad der ge-
                                                                planten Wirkungen wird jährlich einem Monitoring unter-
Naturgemäß steht beim EU-eGovernment-Aktionsplan                zogen.
2016 – 2020, E-Government im Mittelpunkt. Der Fokus
liegt dabei auf dem Anbieten von grenzüberschreitend            Karim Siginy stellt das Konzept von MOSS (Mini-One-
nutzerfreundlichen digitalen öffentlichen Diensten (inklu-      Stop-Shop) vor. MOSS unterstützt Betriebe bei der Umset-
sive einer entsprechenden Infrastruktur). Eine vollständige     zung einer neuen Regelung betreffend der Besteuerung von
elektronische Auftragsvergabe und Nutzung von Auftrags-         Umsätze aus elektronischen Dienstleistungen, sowie Tele-
registern soll bis 2019 umgesetzt werden. Zusätzlich soll       kom und Rundfunkdiensten.
bis 2017 ein Prototyp eines Europäischen Katalogs der IKT
Normen für öffentliche Auftragsvergabe vorliegen. Bis           Bernd Zwattendorfer, Thomas Lenz, Peter Reichstädter
Ende 2016 soll der überarbeitete Europäische Interopera-        und Peter Pichler stellen die föderierte Autorisierung in der
bilitätsrahmen vorliegen und eine Verknüpfung von Regis-        Europäischen Verwaltung vor. Im Zentrum steht die grenz-
tern (z.B. Insolvenzregister) umgesetzt werden.                 überschreitende Umsetzung von Autorisierungssystemen
                                                                in der Europäischen Verwaltung.
In Österreich wurde 2015 die Digital Roadmap durch die
beiden Staatssekretäre Sonja Steßl und Harald Mahrer            Reinhard Haider beschreibt in seinem Beitrag das Kommu-
gestartet. Es wurden mehrere Arbeitsgruppen mit den             nalnetz Oberösterreich. Damit soll mehr Bürgerservice, bei
Schwerpunkten Wirtschaft, Bildung, Arbeit und Gesell-           gleichzeitiger Reduktion der Kosten sichergestellt werden.
schaft gebildet. In einem Online-Partizipationsprozess
konnten interessierte Bürger ihre Meinung einbringen.           Alois Paulin befasst sich mit der Generationenaufgabe e-
Vorgesehen sind Förderprogramme, Unterstützung durch            Goverment. Er setzt sich kritisch mit der herrschenden e-
Venture Capital, die Förderung von Start-ups, genauso wie       Goverment Kultur auseinander und definiert Möglichkei-
neue rechtliche Rahmenbedingungen in Bezug auf Daten-           ten für ein neues zukünftiges Ökosystem.
schutz und Arbeitsbedingungen. Bis Jahresende 2016 soll
der Beschluss der Bundesregierung erfolgen.
                                                                Viele Lesevergnügen wünscht
Reinhard Riedl stellt das neue interdisziplinäre Zentrum
Digitale Gesellschaft der Berner Fachhochschule vor. Da-
bei werden sich verschiedene Teil der Hochschule mit den
Chancen und Risiken der Digitalisierung von Wirtschaft,
Staat und sozialem Zusammenleben auseinandersetzen.             FH-Prof. Dr. Wolfgang Eixelsberger
Wolfgang Schneider, Claudia Rosenbleck, Christian Wilke,        Fachhochschule Kärnten
Muryel Calmet und Sebastian van Deel setzen sich in ihrem       Studienbereich Wirtschaft & Management
4 |   eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 17 | 1/2016

                    eGovernment-Review-Beirat
                    Der Beirat wählt die zu erscheinenden Artikel aus, schlägt
                    Interviewpartner vor und gibt Input zur generellen Ausrichtung
                    von eGovernment Review.

                                      FH-Prof. Dr. Dietmar Brodel
                                      Studienbereichsleitung Wirtschaft & Management
                                      Fachhochschule Kärnten

                                      FH-Prof. Dr. Wolfgang Eixelsberger
                                      Professur aus Wirtschaftsinformatik
                                      Fachhochschule Kärnten

                                      Dr. Peter Parycek, MSc
                                      Zentrumsleiter Zentrum für E-Government
                                      Donau-Universität Krems
                                      Lektor FH Kärnten

                                      Prof. Dr. Reinhard Posch
                                      Leiter des IAIK (Institute for Applied Information Processing and Communications)
                                      TU Graz
                                      CIO des Bundes

                                      Prof. DI Dr. Reinhard Riedl
                                      Leiter Kompetenzzentrum Public Management & E-Government
                                      Berner Fachhochschule

                                      Prof. Dr. Jürgen Stember
                                      Dekan Fachbereich Verwaltungswissenschaften
                                      Hochschule Harz

                                      DI Manfred Wundara
                                      CIO der Stadt Villach
                                      Mitglied des Präsidiums des Fachausschusses für Informationstechnologie
                                      des Österreichischen Städtebundes
                                      Leiter der Arbeitsgruppe Q-SKF der Plattform Digitales Österreich
eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 17 | 1/2016            | 5

                                                            Inhalt                                      Ausgabe Nr. 17 | 1/2016

                                                                                                                                         aktuelles
                                                   Eröffnung des BFH-Zentrums „Digitale Gesellschaft“                               6
                                                                                        Reinhard Riedl (Berner Fachhochschule)

                                 Effizientes Facility Management für Liegenschaftsgesellschaften                                    8

                                                                                                                                         fachartikel
Wolfgang Schneider (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) I Claudia Rosenbleck (BearingPoint) I Christian Wilke (BearingPoint) I
                                    Muryel Calmet (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) I Sebastian van Deel (BearingPoint)

                                    Digitalisierung der wirkungsorientierten Verwaltungssteuerung                                   10
                                 Ursula Rosenbichler (Bundeskanzleramt Wien) I Sandra Schreilechner (Bundeskanzleramt Wien)

                           MOSS-Einführung auf EU-Ebene bringt Vereinfachungen für Betriebe                                         12
                                                                                                 Karim Siginy (Accenture GmbH)

                                             Föderierte Autorisierung in der Europäischen Verwaltung                                14
         Bernd Zwattendorfer (EGIZ) I Thomas Lenz (EGIZ) I Peter Reichstädter (Österreichisches Parlament) I Peter Pichler (LFRZ)

Kommunalnetz OÖ: Mehr Bürgerservice und weniger Kosten durch Behördennetzwerke                                                      16
                                                                               Reinhard Haider (Marktgemeinde Kremsmünster)

                                                      Generationenaufgabe e-Gov / Ziel: das Ökosystem                               18
                                                                                       Alois Paulin (Technische Universität Wien)

                                                    E-Government Tagungen, Konferenzen und Messen                                   20
                                                                                                                                         service

                                                                                      E-Government Publikationen                    22
6 |   eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 17 | 1/2016                                                       aktuelle information

                    Eröffnung des BFH-Zentrums
                    „Digitale Gesellschaft“
                    Reinhard Riedl

             Die Berner Fachhochschule (BFH) eröffnete am 26.Mai das interdisziplinäre Zentrum .
  abstract

             Darin werden Institute von vier Departementen (Teilhochschulen) der BFH zusammenarbeiten und sich mit den
             Chancen und Risiken der Digitalisierung von Wirtschaft, Staat und sozialem Zusammenleben auseinandersetzen.
             Eine zentrale Rolle spielt dabei das E-Government Institut, das sich in Zukunft noch mehr der Zusammenarbeit
             von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft widmen wird.

                    Digitalisierung ist in aller Munde. Es gibt zahlreiche Ver-      Hinsicht erscheint darum das Thema digitale Wirtschaft
                    anstaltungen und zahlreiche Beiträge in den Medien.              wie ein Hype, der bald wieder vorübergehen wird.
                    Beratungsunternehmen haben in Studien ein mögliches
                    Milliarden- oder sogar Billionenwachstum der Wirt-               Rolle der Forschung. Die Folgen der Digitalisierung sind
                    schaft identifiziert. Viele Top-Hochschulen haben ein            also ambivalent und unklar. Auch wenn wir in betriebs-
                    oder mehrere Zentren gegründet. Und es gibt konkrete,            wirtschaftlicher Sicht schon viel darüber wissen, wie
                    praktische Beispiele, wie die Digitalisierung neue Ge-           man erfolgreich digitalisiert, so sind die volkswirtschaft-
                    schäftsmodelle schafft – von                                                                lichen Effekte und Folge-Ef-
                    Vermittlungsplattformen bis                                                                 fekte schwer abzuschätzen. So
                    zu Big Data Anwendungen.              „Was   wir also benötigen, um  die Chancen  der       könnten sich manche Chan-
                                                       Digitalisierung besser zu nutzen und die Risiken zu      cen als Boomerang erweisen,
                    Contrapunkt. Doch es gibt auch    minimieren, ist eine transdisziplinäre Forschung, die     beispielsweise wenn Big Data
                    Stimmen, die mit guten Argu-         Expertisen aus zahlreichen Disziplinen vereint.“       das Entstehen von ungesun-
                    menten vor den Risiken der                                                                  den Monopolen fördert, die
                    Digitalisierung von Wirtschaft                                                              in der Folge die Innovations-
                    und Gesellschaft warnen. Der Schutz der Privatsphäre             tätigkeit behindern. Aber es könnten sich auch manche
                    könnte beispielsweise gänzlich unter die Räder kommen,           Risiken als irrelevant erweisen, beispielsweise wenn wir
                    wenn durch Datenintegration selbst anonymisierte und             lernen mit der neuen Totaltransparenz umzugehen.
                    nicht personenbezogene Daten dazu beitragen, dass über
                    jeden von uns ein sehr präzises Charakterportrait erstellt       Forschung kann hier helfen die Zusammenhänge bes-
                    werden kann. Solch ein Porträt könnte auch noch weit-            ser zu verstehen, tatsächliche Entwicklungen früher zu
                    gehend richtige Prognosen über unsere Zukunft enthal-            antizipieren und in der Folge die eigenen Handlungs-
                    ten, sodass Firmen und der Staat wesentlich mehr über            optionen – sei es als Unternehmen, sei es als Staat –
                    uns wüssten, als wir selbst.                                     erfolgreicher zu nutzen. Sie muss dafür mehr als nur
                                                                                     Technologieverständnis, Wirtschaftsverständnis und
                    Andere wiederum stellen die tatsächliche Größe der Aus-          Rechtsverständnis mitbringen. Zwei zentrale Fragen sind
                    wirkungen in Frage. Der Nachweis, dass die Digitalisie-          nämlich, wie Menschen mit neuen Technologien und den
                    rung effektiv zu Wirtschaftswachstum führt, ist schwer zu        sich daraus ergebenden neuen Handlungsmöglichkeiten
                    erbringen. Und der Einzug des vielgelobten Big Data in           umgehen – und wie man die Komplexität der neuen IT-
                    die Unternehmenspraxis geht sehr langsam vor sich. Die           Lösungen so gestaltet, dass sie eine nachhaltig positive
                    Diskrepanz zwischen den Versprechungen der Big Data              Wirkung entfalten. Zum einen haben Psychologie, So-
                    Evangelisten und der Praxis ist oft krass. In mancherlei         ziologie und Ethnologie viel zu sagen, zum anderen die
aktuelle information                                                  eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 17 | 1/2016     | 7

Design- und Architekturwissenschaften. Was wir also           entwicklung, Austauschplattformen und Ausbildungs-
benötigen, um die Chancen der Digitalisierung besser          programmen will es einen nachhaltigen Beitrag leisten,
zu nutzen und die Risiken zu minimieren, ist eine trans-      dass diese Vision in der Schweiz Wirklichkeit wird. Da-
disziplinäre Forschung, die Expertisen aus zahlreichen        für wird es sich selbstverständlich auch in den interna-
Disziplinen vereint.                                          tionalen Fachdiskurs einbringen und mit ausländischen
                                                              Partnern zusammenarbeiten. Dass diese Partner oft aus
Motivation, Beteiligte und inhaltliche Ausrichtung. Der Be-   Österreich kommen liegt in der Natur der sprachlichen
schluss der BFH, ein Zentrum für digitale Gesellschaft zu     und kulturellen Nähe.
schaffen, gründet einerseits im Bedarf nach Forschung
zum Thema. Anderseits basiert er auf Erfolgen in der          Die philosophische Perspektive des Zentrums gründet
Vergangenheit. Das E-Government Institut des Fachbe-          darin, dass IT zuallererst als Werkzeug gesehen wird.
reichs Wirtschaft hat schon bisher in vielen Projekten        Wie viele Werkzeuge vor ihr – Steinkeil, Rad, optische
mit den drei Informatikinstituten des Departements            Gläser, elektrisches Licht… – verbessert auch die IT die
Technik und Informatik zusammengearbeitet. Darüber            menschlichen Bewältigungs- und Anpassungsmöglich-
hinaus haben auch weitere Institute und Fachbereiche          keiten und schafft im Gegenzug neue Gefahren. Beides
schon Projekte im Kontext Digitalisierung durchgeführt,       ist Gegenstand der Forschung am Zentrum – ausgehend
sodass in den letzten Jahren beträchtliche Drittmittel im     von der Frage, wie der Mensch das Werkzeug nutzt und
Themenfeld „Digitale Gesellschaft“ eingeworben werden         welche Folgen das für die sozialen Beziehungen und das
konnten. Diese Erfolge und die etablierte interdiszipli-      gemeinschaftliche Handeln hat. Dabei ist es wichtig, die
näre Zusammenarbeitspraxis haben Schulleitung und             IT als Enabler für erlaubte und für verbotene Hand-
Schulrat überzeugt, der Zentrumsgründung zuzustim-            lungsoptionen zu untersuchen. Und auch als Enabler für
men.                                                          Gruppen und Organisationen. Denn, indem sie effizien-
                                                              tere Organisationsformen und komplexere Geschäfts-
Am Zentrum beteiligt sind 60 Forschende aus vier De-          modelle ermöglicht, stößt sie weitreichende wirtschaftli-
partementen (Teilhochschulen). Diese bringen ganz un-         che, soziale und politische Veränderungen an.
terschiedliche Fach- und Forschungsexpertisen mit ein.
Beispielsweise bringt die Hochschule der Künste Bern          Für die Forschung und Entwicklung am Zentrum stehen
(HKB) Designexpertise, Fachwissen für das multisen-           zwei kritische Aspekte im Fokus: die Zusammenarbeit
sorische Design und Erfahrung in der künstlerischen           von Mensch und IT und die spezifischen Eigenheiten des
Forschung mit ein – drei Fähigkeiten, die für Forschung       jeweiligen Anwendungskontexts. Um sich mit diesen As-
und praktische Lösungsentwicklung im Kontext Digitale         pekten adäquat auseinanderzusetzen, benötigt man mul-
Gesellschaft eine Schlüsselrolle spielen.                     tidisziplinäre Teams, deren Mitglieder transdisziplinär
                                                              forschen und Lösungen entwickeln. In Teams, die sich
Die Forschung am Zentrum wird sich in sechs Schwer-           erst für ein Projekt kennenlernen, führt das zu großen
                                                                                                                              Prof. Dr. Reinhard RIEDL
punkten konzentrieren:                                        Reibungsverlusten und hoher Ineffizienz. Deshalb setzt          Wissenschaftlicher Leiter,
                                                              das Zentrum auf themenfokussierte, multidisziplinäre            Fachbereich Wirtschaft,
         (1) Nachhaltiges Lösungsdesign                       Teams, die langfristig zusammenarbeiten.                        Berner Fachhochschule;
                                                                                                                              reinhard.riedl@bfh.ch
         (2) Big und Open Data
         (3) Identität und Privatsphäre                       Diese Teams werden, wie auch schon in der Vergangen-
         (4) Cyber-Security und IT-Forensik                   heit, sehr unterschiedliche Projekte bearbeiten – von der
         (5) Gebäude und Städte                               angewandten Grundlagenforschung über Analysen des
         (6) Gesundheitsversorgung und E-Health               strategischen Handlungsspielraums für die Politik und
                                                              Beiträgen zur Entwicklung nationaler und kantonaler
Das E-Government Institut hat dabei den Lead bei den          Strategien bis hin zur Entwicklung von Software-Proto-
Schwerpunkten (1), (2) und (4). Außerdem ist es auch an       typen und der Pilotierung neuer Digitalisierungslösun-
den drei anderen Schwerpunkten aktiv beteiligt.               gen zusammen mit Partnern aus der Wirtschaft. Getreu
                                                              dem Prinzip „Eine Theorie, die in der Praxis keine Rele-
Philosophie des Zentrums. Wenn man zu einem so kom-           vanz hat, die ist Unfug!“ werden die am Zentrum entwi-
plexen Thema forscht, so geht dies kaum ohne Vision,          ckelten neuen Theorien und Modelle in Praxisprojekten
Mission und philosophische Perspektive. Die Vision des        eingesetzt und dabei validiert und weiterentwickelt. Der
BFH-Zentrums ist, IT erfolgreich für die Weiterentwick-       Forschungserfolg misst sich dabei nicht nur an konven-
lung des beruflichen Handwerks, der privaten Selbst-          tionellen Maßstäben (wie Publikationen, Drittmittel,
bestimmung und der kollektiven Politikgestaltung zu           Medienberichte), sondern auch an der Wirkung der For-
nutzen. Mit Forschung, Beratung, praktischer Lösungs-         schung in der Praxis.
8 |   eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 17 | 1/2016                                                                   fachartikel

                     Effizientes Facility Management
                     für Liegenschaftsgesellschaften
                     Wolfgang Schneider I Claudia Rosenbleck I Christian Wilke I Muryel Calmet I Sebastian van Deel

             Die wesentliche Zielsetzung des E-Governments ist die effiziente Kommunikation zwischen der öffentlichen Verwaltung,
  abstract

             der Wirtschaft und der Bevölkerung unter Verwendung moderner IT. Dies betrifft auch im starken Maße Liegenschafts­
             gesellschaften der öffentlichen Verwaltung. Als Grundla-ge für effiziente Immobilienprozesse benötigen diese konsistente
             und vollständige Daten, welche sowohl selbst erhoben als auch zugeliefert werden. Im vorliegenden Artikel wird ein Vorgehen
             zur Vereinfachung des Datenaustausches für interne Verwaltungsprozesse und die Zusammenarbeit mit Dritten vorgestellt.

                    Ausgangssituation. Im Tagesgeschäft eines Liegenschafts-                  Umfang alphanumerischer Daten sowie Vorgaben zur
                    betriebs wird bereits jetzt eine große Menge digitaler Fach-              Umsetzung grafischer Daten im FM-Bereich. Eine
                    informationen zu Bau und Betrieb der Immobilien verar-                    herstellerunabhängige Definition erleichtert die spä-
                    beitet und mit Kunden sowie Dienstleistern ausgetauscht,                  tere Verwendung in proprietären IT-Anwendungen.
                    wobei der Umfang zukünftig noch ansteigen wird.                     4. Für den Fall einer angestrebten IT-Implementierung
                                                                                              sind zusätzlich alle in einer IT-Anwendung notwen-
                    Diese FM-Daten sind gemäß Abbildung 1 für unter-                          digen, abzubildenden Funktionalitäten zu ermitteln.
                    schiedlichste Zielgruppen interessant:                              Zur Klärung konzeptioneller Fragen sollten zunächst
                    1. Primäre Stakeholder, zu denen Führungskräfte und                 Pilotliegenschaften ausgewählt werden, welche einen
                         Personenkreise aus dem FM zählen.                              Querschnitt über alle Liegenschaftstypen bilden. Dabei
                    2. Sekundäre Stakeholder, zu denen interne Abteilun-                sind sowohl große und kleine Liegenschaften, hoch- und
                         gen, wie Finanzen oder Einkauf und Vergabestelle               niedrigtechnisierte, aber auch Neu- und Bestandsbauten
                         gehören.                                                       zu berücksichtigen. Die Beteiligung von dort operativ tä-
                    3. Tertiäre Stakeholder, zu denen man die Gruppe der                tigen Objektteams und Führungskräften im Rahmen der
                         Dienstleistungsunternehmen, Mieter oder Landes-                Analysephase, z.B. in Form von Workshops oder Inter-
                         bauverwaltungen hinzurechnen kann.                             views, stellt dabei sicher, dass die erhobenen Anforde-
                    Der Austausch dieser Daten wird dadurch erschwert,                  rungen den tatsächlichen Bedarf widerspiegeln und mit
                    dass derzeit in Deutschland neben der Baufachliche                  angemessenem Aufwand umsetzbar sind.
                    Richtlinien Gebäudebestand (BFR GBestand) keine allge-              Erfahrungsgemäß liegt bei öffentlichen Bau- und Liegen-
                    meingültige Verordnung oder Norm als Grundlage für                  schaftsbetrieben ein Hauptaugenmerk auf der Betreiber-
                    eine einheitliche und umfassende Dokumentation für                  verantwortung und einer lückenlosen Dokumentation
                    alphanumerische FM-Daten und Prozesse existiert. Dies               z.B. von Wartungsarbeiten. Im Falle einer IT-Implemen-
                    betrifft sowohl das Flächenmanagement und Raumbuch                  tierung werden beispielsweise bei Polizeigebäuden oder
                    sowie die Dokumentation technischer Anlagen.                        Ministerien häufig weitere spezifische IT-Anforderungen
                                                                                        im Bereich Netzwerk oder Verschlüsselung erhoben, die
                    Lösungsansatz. Grundlage für die Verbesserung des Da-               gemeinsam mit dem IT-Fachbereich zu betrachten sind.
                    tenaustauschs sind standardisierte FM-Daten und Aus-                Die anschließende Abstimmung mit Bauverwaltungen,
                    tauschverfahren für grafische und alphanumerische Da-               Mietern und Dienstleistern zu Daten, Strukturen und
                    ten, die in proprietären IT-Systemen verwendet werden               technischen Schnittstellen unterstützt die frühzeitige
                    können. Folgendes Vorgehen hat sich in diesem Zusam-                Identifikation von Synergieeffekten durch gemeinsame
                    menhang bewährt:                                                    Nutzung eines einheitlichen Datenbestandes, aber auch
                    1. Schaffung einer strukturierten, aktuellen und kon-               von bestehenden Limitierungen.
                         sistenten Datenbasis unter Berücksichtigung des                Das in Folge abgeleitete Datenmodell beschreibt neben
                         Kosten-Nutzen-Verhältnisses in Bezug auf notwen-               der Struktur auch die Ausgestaltung der Daten bis in
                         dige Qualität und Quantität sowie des Aufwandes                die Ebene der spezifischen Datenfelder und sollte eine
                         für die spätere Datenpflege.                                   Klassifizierung der einzelnen Datenfelder in „MUSS“,
                    2. Betrachtung und Optimierung der Datenaustausch-                  „SOLL“ und „OPTIONAL“ enthalten. Attribute bzw. Da-
                         prozesse mit allen Beteiligten in Hinblick auf eine            tenfelder mit der Kennzeichnung „MUSS“ sind fachlich
                         Bereitstellung maschinenlesbarer Daten und                     oder technisch bedingt. Die Kennzeichnung „SOLL“ ist
                    3. Entwicklung von Standards für Aufbau, Struktur und               für wünschenswerte Angaben im Datenbestand zu ver-
fachartikel                                                                                          eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 17 | 1/2016                | 9

                                                                                                                                                                         Wolfgang SCHNEIDER
                                                                                                                                                                         Gesamtleitung CAFM-Pilot
                                                                                                                                                                         projekt, BImA Bonn;
                                                                                                                                                                         Wolfgang.Schneider@
                                                                                                                                                                         bundesimmobilien.de

                                                                                                                                                                         Dr. Claudia ROSENBLECK
                                                                                                                                                                         Business Advisor, Kompe-
                                                                                                                                                                         tenzteam Digitales Immo-
                                                                                                                                                                         bilienmgt. BearingPoint;
Abbildung 1: Stakeholderanalyse – Darstellung der potentiellen Nutzer von Facility Management-Daten.                                                                     claudia.rosenbleck@
                                                                                                                                                                         bearingpoint.com

geben, die einen messbaren Mehrwert im Tagesgeschäft                         Fazit. Die Transformation der fachlichen FM-Anforde-
haben. Diese beiden Attributarten werden in der ersten                       rungen in ein Standarddatenmodell gewährleistet so-
Ausbaustufe des Datenmodells berücksichtigt. Alle wei-                       wohl die Übertragbarkeit der Fachdaten wie auch de-
teren Attribute sind mit „OPTIONAL“ zu kennzeichnen,                         ren Nutzung in beliebigen IT-Lösungen. Im Sinne des
diese Datenfelder sind wünschenswert, aber nicht not-                        E-Governments ist darauf zu achten, dass neben der
wendig für die Erledigung des operativen Tagesgeschäf-                       Definition von Standards für die Daten und der damit
tes. Ihre tatsächliche Notwendigkeit kann z.B. im Rah-                       verbundenen zentralen Datenhaltung auch eine ein-
                                                                                                                                                                         Christian WILKE
men einer späteren Evaluationsphase überprüft werden.                        heitliche Gestaltung der FM-Prozesse innerhalb der
                                                                                                                                                                         Business Consultant,
In einer zweiten Ausbaustufe folgt die Festlegung ein-                       Liegenschaftsgesellschaft vorgenommen wird, um einen                                        Kompetenzteam Digitales
heitlicher Kataloge und Bibliotheken in enger Abstim-                        effizienten Datenaustausch zu ermöglichen. Die so erhal-                                    Immobilienmgt. Bearing-
                                                                                                                                                                         Point; christian.wilke@
mung mit Bauverwaltungen, Dienstleistern und weiteren                        tenen, einheitlichen Daten können für abteilungs- und                                       bearingpoint.com
betroffenen Behörden. Darüber hin-aus sind Vorgaben                          standortübergreifende Vergleiche genutzt werden und
für die Behandlung grafischer Daten zu entwickeln, auf                       bilden die Basis für strategische Entscheidungen. Kos-
das Datenmodell abzustimmen und Vorgehensweisen                              ten und Risiken der Datenbeschaffung werden durch die
zur Datenerhebung sowie zum Datenmanagement im                               Wiederverwendbarkeit der standardisierten Daten und
IT-gestütztem FM festzulegen.                                                die Übertragbarkeit des FM-Datenmodells erheblich re-
Die identifizierten, technischen und organisatorischen                       duziert. Hinzu kommen die Steigerung der Interopera-
Schnittstellen mit Architekten, Dienstleistungsunter-                        bilität sowie die medienbruchfreie Gestaltung interner
nehmen, den Bauverwaltungen der Länder, anderen in-                          und externer Verwaltungsprozesse.
                                                                                                                                                                         Muryel CALMET
ternen Abteilungen oder Mietern werden unter Berück-                                                                                                                     Leitung CAFM-Dokumen-
sichtigung der rechtlichen Rahmenbedingungen, von
                                                                               literatur & links

                                                                                                                                                                         tationsbüro, BImA Berlin;
                                                                                                   (1)
                                                                                                          ay, M. CAFM-Handbuch. IT im Facility Management erfolg-
                                                                                                         M                                                               muryel.calmet@
Schutzbedarfsanalysen und Aspekten der Geheimhal-                                                        reich einsetzen. Heidelberg: Springer Verlag Berlin, 2013.      bundesimmobilien.de
tung definiert. Weiterhin sind die Rollen und die Verant-                                          (2)
                                                                                                         www.bmub.bund.de [Online] [Zitat vom 18. März 2016.]
wortlichkeiten aller Beteiligten eindeutig zu bestimmen.                                                 http://www.bmub.bund.de/themen/bauen/bauwesen/
Die abschließende Zusammenfassung der Ergebnisse in                                                      gesetzgebung-und-leitfaeden/richtlinien/baufachliche-
einer allseits zugänglichen Dokumentationsvorgabe und                                                    richtlinien-gebaeudebestandsdokumentation/
deren Anwendung hilft dabei, die                                                                   (3)
                                                                                                         www.bfrvermessung.de [Online] [Zitat vom 18. März
a) die damit verbundenen Arbeitsabläufe von der Be-                                                      2016.] http://www.bfrvermessung.de/index.php?id=8
      auftragung über den Gebäudebetrieb bis zur Ver-                                              (4)
                                                                                                         S chneider, W. Rosenbleck, C. Wilke, C. Calmet, M. van Deel,
                                                                                                          S. Einheitliche FM-Datenstruktur als wesentliche Grundlage
      wertung einheitlich, transparent und effizient zu
                                                                                                          für eine effiziente E-Kooperation im Facility Management der   Sebastian van DEEL
      gestalten und somit                                                                                 öffentlichen Verwaltung. In: Schweighofer, E. Kummer, F. &     Manager, Kompetenzteam
b) den Aufbau einheitlicher, digitaler Datenbestände                                                      Hötzendorfer, W. (Hrsg.). Kooperation - Tagungsband des        Digitales Immobilienmgt.
                                                                                                          18. Internationalen Rechtsinformatik Symposions. IRIS 2015.    BearingPoint;
      zu Bestandsliegenschaften, Sanierungsvorhaben                                                                                                                      sebastian.vandeel@
                                                                                                          S. 243-250. Österr. Computer Gesellschaft, Wien 2015.
      und Neubauvorhaben nachhaltig zu fördern.                                                                                                                          bearingpoint.com
10 |   eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 17 | 1/2016                                                             fachartikel

                      Digitalisierung der wirkungsorientierten
                      Verwaltungssteuerung
                      Ursula Rosenbichler | Sandra Schreilechner

              Die Einführung der wirkungsorientierten Verwaltungssteuerung stellt eines der größten Verwaltungsreformprojekte der
   abstract

              letzten Jahre dar. In der strategischen Planung legen die Bundesministerien hierbei ihre mittelfristigen Ressortprioritäten
              fest, welche im jährlichen Budgeterstellungsprozess in Form von zu erreichenden Wirkungen, ausgedrückt durch Ziele,
              konkretisiert werden. Der Erreichungsgrad geplanter, intendierter Wirkungen wird jährlich einem Monitoring unterzogen, bei
              welchem, neben den definierten Zielen, auch dazugehörige Maßnahmen, Kennzahlen und Meilensteine in die Betrachtung
              einfließen. Die Herausforderung dieses jährlich wiederkehrenden Prozesses liegt dabei im umfangreichen Datenbestand,
              den es für unterschiedliche NutzerInnengruppen – in Form von Monitoringberichten – aufzubereiten gilt. Zuständig für
              dieses Reporting an der Schnittstelle zwischen interner Ressortsteuerung und externer Berichterstattung ist das Bundes-
              kanzleramt (BKA) Sektion III – Öffentlicher Dienst und Verwaltungsinnovation, Wirkungscontrollingstelle des Bundes.

                      Digitalisierung der wirkungsorientierten Verwaltungssteu-    form steht für elektronische Wirkungsorientierung. Es
                      erung. Den Herausforderungen, welche sich aus dem            verbindet die geplanten Wirkangaben mit den jeweiligen
                      vorgesehenen Monitoring und Reporting ergaben, be-           Analyseergebnissen und bildet damit die Grundlage für
                      gegnete die Wirkungscontrollingstelle des Bundes mit         das online und in Papierform veröffentlichte Reporting.
                      der Digitalisierung der wirkungsorientierten Verwal-         Es ist daher das unmittelbare Schnittstellenmedium für
                      tungssteuerung. Die hierbei geschaffene IT-Anwendung         die Kommunikation innerhalb der Verwaltung und den
                      „eWO“ unterstützt, begleitet und konsolidiert den statt-     am Verwaltungshandeln Interessierten (z.B. BürgerIn-
                      gefundenen Paradigmenwechsel der Governanceprin-             nen, Abgeordnete zum Nationalrat, Medien). Als zwei-
                      zipien (wirkungsorientierte Verwaltungssteuerung). Im        tes Projekt wurde die automatisierte Visualisierung des
                      drei Jahre alten System der wirkungsorientierten Ver-        aus dem eWO stammenden Datenbestandes umgesetzt.
                      waltungssteuerung sind die Ressorts gesetzlich nicht nur     Drittens wurden auch neue Wege in der Veröffentlichung
                      verpflichtet, Wirkungsziele und Maßnahmen (Wirkan-           der Daten eingeschlagen. Das Online-Reporting auf
                      gaben) zu planen, sie haben auch jährlich deren Errei-       www.wirkungsmonitoring.gv.at ermöglicht die Darstel-
                      chung bzw. Umsetzung zu überprüfen. Die Ergebnisse           lung der aufbereiteten Wirkangaben aus der Datenbank
                      dieser internen Analysen werden von der ressortüber-         auf attraktive, leicht verständliche und für alle BürgerIn-
                      greifenden Wirkungscontrollingstelle des Bundes im           nen zugängliche Weise.
                      Anschluss zusammengefasst, kommentiert und in einer
                      standardisierten Form an den Nationalrat berichtet bzw.      Webbasierte Datenbank. eWO baut auf einer webbasier-
                      gegenüber der Öffentlichkeit transparent gemacht.            ten Technologie auf und repräsentiert ein technisch
                                                                                   hochentwickeltes Monitoring- und Berichtslegungs-
                      Das ist eine komplexe Anforderung: Im ersten Schritt         system. Eine wesentliche Funktionalität des IT-Tools
                      war eine Lösung zu suchen, welche die für Datenliefe-        ist die Verwirklichung des Prinzips „Ein Datum – eine
                      rung, -auswertung und -analyse verantwortlichen Mit-         Eingabe“. Das bedeutet, dass die durch die Ressorts ge-
                      arbeiterInnen und NutzerInnen in den Ressorts und im         planten Wirkangaben, im Zuge des wiederkehrenden
                      BKA leicht miteinander kommunizieren lässt. Dement-          Monitorings zentral zur Verfügung gestellt werden, für
                      sprechend wurden 2015 mehrere Projekte durchgeführt,         das Reporting aufbereitet werden und die Grundlage für
                      um die Angaben zur Wirkungsorientierung zu digitali-         zukünftige Planungen im System darstellen. Darüber
                      sieren, zu visualisieren sowie dadurch die dazugehörigen     hinaus können durch den umfangreichen Datenpool,
                      Monitoring-Prozesse zu standardisieren und zu verein-        welcher laufend um Plan- und Monitoringdaten erwei-
                      fachen.                                                      tert wird, Zeitreihen von Kennzahlen zentral abgespei-
                                                                                   chert und Veränderungen, wie etwa Wachstumskurven,
                      Die angesprochene Digitalisierung erfolgte durch den         über größere Zeiträume hinweg graphisch dargestellt
                      Aufbau der webbasierten Datenbank „eWO“. Diese Kurz-         werden. Die Analysemöglichkeiten werden durch die-
fachartikel                                                                  eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 17 | 1/2016      | 11

                                                                     dann im Anschluss auf attraktive und leicht bedien-
                                                                     bare Weise – als auch den Standards moderner Tech-
                              www.wirkungsmonitoring.gv.at:          nik entsprechend – online zu publizieren. Die Website
                              Der Erreichungsgrad geplanter,         www.wirkungsmonitoring.gv.at wurde schließlich zeit-
                              intendierter Wirkungen wird            nah umgesetzt und ging am 30. Oktober 2015 online.
                              jährlich einem Monitoring
                              unterzogen, bei welchem, neben         Mit dieser Vorgehensweise bietet die ressortübergreifen-
                              den definierten Zielen, auch           de Wirkungscontrollingstelle allen BürgerInnen einen
                              dazugehörige Maßnahmen,                direkten Einblick in prioritäre Umsetzungsprojekte der
                              Kennzahlen und Meilensteine            österreichischen Bundesverwaltung – ausgedrückt durch
                              in die Betrachtung einfließen.         die Wirkangaben. Sie stellt dadurch eine wesentliche Er-
                              Dieser visualisierte Bericht ist nun   gänzung und Weiterentwicklung des bis dato gängigen
                              online abrufbar.                       klassischen Papier-Reportings dar. Die barrierefreie und
                                                                     responsive (Handy, Tablet, PC) Website kombiniert Ana-
                                                                     lyseergebnisse mit interaktiven Grafiken, um detailliert
ses Vorgehen massiv unterstützt – zielgerichtete, zu-                über die Erreichung intendierter Wirkungen zu infor-
kunftsorientiere Planungen erleichtert. eWO stellt somit             mieren. Neben den zentralen Monitoring-Ergebnissen
einerseits die Basis für das Monitoring dar, anderer-                aus dem Papierbericht werden auch tiefergehende De-
seits bildet es die Grundlage für das damit verbunde-                tailinformationen übersichtlich abgebildet. Sie erhöht
ne Reporting des Bundeskanzleramtes. Die jährlichen                  damit die Transparenz und Zugänglichkeit komplexer
Berichte – sowohl die Papier- als auch Onlineversion                 Informationen und unterstützt einen evidenzbasierten
– lassen sich mit der webbasierten Datenbank ressour-                Diskurs in Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit.
censchonend halbautomatisiert generieren. Insbeson-                                                                                  Ministerialrätin Mag.a
dere die Online-Version erlaubt seit Herbst 2015 den                 Mit der Einführung des eWO für das Monitoring der               Ursula ROSENBICHLER
permanenten Zugriff auf die Monitoring-Daten unter                   Wirkangaben konnte im Jahr 2015 ein entscheidender              Leiterin der Abteilung III/9,
                                                                                                                                     Ressortübergreifende
www.wirkungsmonitoring.gv.at.                                        Schritt in der Weiterentwicklung des Berichtswesens in          Wirkungscontrollingstelle
                                                                     der Bundesverwaltung gesetzt werden, die eine umfas-            des Bundes Verwaltungs-
                                                                                                                                     innovation, Bundeskanz-
Visualisierung der Daten. Die Daten der Ministerien sind             sende und dennoch ressourcenschonende Berichtsle-
                                                                                                                                     leramt Wien;
– wie auch die von ihnen zu betreuenden Politikfelder                gung nach einheitlichen Qualitätsstandards gewährleis-          ursula.rosenbichler@
(Sicherheit, Gesundheit, Bildung, etc.) – durch große                tet. Mit dieser Datentransparenz und -zugänglichkeit im         bka.gv.at
Heterogenität gekennzeichnet. Zur leichteren Lesbarkeit              Bereich Performance Management kann sich Österreich
der Wirkangaben – insbesondere von Kennzahlen – und                  auch im internationalen Kontext zu den Vorreitern zäh-
zur Herstellung von Vergleichbarkeit wurde nach einer                len.
Lösung gesucht, welche, möglichst auf einen Blick, den
Status der Erreichung der jeweiligen intendierten Wir-               Rahmenbedingungen für die Entwicklung digitaler Infrastruk-
kung sichtbar macht. Ein solcher Versuch bedeutet prin-              turen. Aus der Analyse der Projektumsetzungsphasen
zipiell Reduktion von Komplexität. Es galt einen Weg                 dieser IT-basierten Entwicklungsprozesse in der Bundes-
zu finden, um mit den größtenteils unterschiedlichen                 verwaltung können Anforderungen an handelnde Ak-
Kennzahlentypen (absolute Zahlen, Anteile, Zahlen-                   teurInnen formuliert werden. Zum einen gilt es für die
Bereiche, rein textlich vorliegende Kennzahlen, etc.)                Verwaltung, frühzeitig Anforderungen von BürgerInnen            Sandra
professionell umzugehen und ihren Zielerreichungsgrad                bzw. (potentiellen) NutzerInnen zu erkennen und gleich-         SCHREILECHNER, MA
                                                                                                                                     Referentin in der Abtei-
einheitlich zu visualisieren. Als bestmöglich geeignete              zeitig neue Technologien und Standards zu antizipieren,
                                                                                                                                     lung III/9, Ressortüber-
Darstellungsform wurde schließlich das Netzdiagramm                  um zeitnah Leistungen und essentielle Infrastrukturen           greifende Wirkungscon-
gewählt, welches erlaubt, mehrere Kennzahlen unter-                  für die täglichen Arbeitsprozesse – unter Beachtung             trollingstelle des Bundes
                                                                                                                                     Verwaltungsinnovation,
schiedlichen Typs darzustellen. Der Fokus liegt hierbei              strikter Vergabekriterien – erbringen bzw. bereitstellen        Bundeskanzleramt Wien;
auf dem standardisierten Auslesen können von Vorha-                  zu können. Des Weiteren ist ein `Zukunft antizipieren-          sandra.schreilechner@
benserreichungen. Die beschriebenen Visualisierungen                 der´ Führungsstil gefragt. Es ist Aufgabe der Führungs-         bka.gv.at

werden daher sowohl für das Monitoring, als auch für                 kraft, auf Basis der Herausforderungen in den jeweiligen
das anschließende Reporting direkt im eWO automati-                  Politikfeldern, Richtung und die dazugehörigen Ziele zu
siert aus dem Datenbestand erzeugt.                                  definieren. Dafür ist es auch erforderlich, die richtigen
                                                                     Co-Creations-Partner zu finden, geeignetes Personal ein-
Digitalisierung des Berichtswesens. Ziel bei der Konzi-              zusetzen bzw. laufend für Personalentwicklung in jegli-
pierung der Website – dem dritten Projekt im Rahmen                  cher Hinsicht zu sorgen (Training, Rotation, Workshops,
der Digitalisierung der Wirkungsorientierung – war                   etc.). Führung bedeutet darüber hinaus, das Spannungs-
es, über eine Schnittstelle zu eWO, die dort zentral ge-             feld zwischen Kontinuität und Flexibilität in der täglichen
speicherten Daten automatisiert auszulesen, um sie                   Aufgabenerfüllung erfolgreich aufzulösen.
12 |   eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 17 | 1/2016                                                          fachartikel

                     MOSS-Einführung auf EU-Ebene
                     bringt Vereinfachungen für Betriebe
                     Karim Siginy

              Seit 1. Jänner 2015 sind Unternehmen dazu verpflichtet, Umsätze aus elektronischen Dienstleistungen sowie
   abstract

              Telekom- und Rundfunkdiensten in jenem EU-Land zu versteuern, in dem die Leistungsempfängerin bzw. der
              Leistungsempfänger ansässig ist. Grund ist eine Gesetzesänderung, die sowohl für EU-Unternehmerinnen und
              Unternehmen als auch für Nicht-EU-Betriebe gilt. MOSS (Mini-One-Stop-Shop) unterstützt Betriebe, die von dieser
              neuen Regelung betroffen sind und ermöglicht gleichzeitig eine EU-weite Abwicklung.

              MOSS ermöglicht es Unternehmen, sich in einem EU-Mitgliedsstaat zu registrieren und alle unter die Sonderreglung
              fallenden Umsätze über diesen Staat zu erklären und auch die Umsatzsteuer dort zu bezahlen. In Österreich wurde
              MOSS vom Bundesministerium für Finanzen gemeinsam mit dem Bundesrechenzentrum und Accenture im Zuge
              eines zweijährigen Projektes implementiert.[1]

                     Anpassung der Verwaltungsprozesse an das digitale Zeitalter.   Umsatzsteuer zu bezahlen. Unternehmen, die MOSS
                     Der zunehmende flexible Konsum elektronischer                  nicht nützen, müssen in jedem Mitgliedstaat, in dem
                     Dienstleistungen sowie von Telekom- und Rundfunk-              sie derartige Umsätze ausführen, auf herkömmliche
                     diensten über EU-Grenzen hinweg hat die Anpassung              Art Umsatzsteuererklärungen einreichen und auch ihre
                     von Verwaltungsprozessen auf EU-Ebene notwendig                Zahlungen in jenem Land tätigen, in dem der Umsatz
                     gemacht. Mit der Einführung von MOSS in allen EU-              ausgeführt wurde.
                     Ländern fallen technische Barrieren zwischen den ein-
                     zelnen Finanzverwaltungen weg. Den Unternehmern                Enge Zusammenarbeit von BMF, BRZ und Accenture. In Ös-
                     wird ein einfacher Zugang zu der EU-weiten E-Govern-           terreich wurde MOSS vom Bundesministerium für Fi-
                     ment-Anwendung geboten. Mithilfe des damit etablier-           nanzen gemeinsam mit dem Bundesrechenzentrum und
                     ten kontinuierlichen Informationsaustauschs zwischen           Accenture im Zuge eines zweijährigen Projektes imple-
                     den EU-Mitgliedsstaaten bietet MOSS weitere Unter-             mentiert. Das BMF übernahm dabei die Rolle des Auf-
                     stützung bei der Umsatzsteuerbetrugsbekämpfung in              traggebers, der für Anforderungen an das System und
                     der europäischen Union.                                        das fachliche Qualitätsmanagement verantwortlich war,
                                                                                    während das Bundesrechenzentrum gemeinsam mit
                     MOSS als Treiber der Entbürokratisierung. Im Zeitalter der     Accenture die Projektleitung, die Entwicklung und den
                     Digitalisierung laufen Geschäftsprozesse oft über zahl-        technischen Test übernahm.
                     reiche eigenständige IT-Systeme. Durch die Integration
                     von kleinen IT-Systemen in ein großes Ganzes – wie             Integration in bestehende EDV-Systeme. Nach intensi-
                     dies etwa bei MOSS, das in FinanzOnline eingebunden            ven Voranalysen entschloss man sich für eine Neuent-
                     wurde, der Fall ist – ist man dem Ziel der Entbürokrati-       wicklung auf Basis der aktuell im BMF verwendeten
                     sierung und Entlastung von Unternehmen, Bürgerinnen            Technologien. Das MOSS-System wurde somit in die
                     und Bürger sowie der Finanzverwaltung einen Schritt            bestehende moderne Applikationslandschaft der Fi-
                     näher gekommen. Um den Unternehmen keinen Mehr-                nanzverwaltung integriert, um eine reibungslose Erwei-
                     aufwand aufzubürden, stellt jeder EU-Mitgliedstaat ein         terung der Verwaltungsprozesse in den Finanzämtern zu
                     E-Government-Portal, den Mini-One-Stop-Shop, be-               ermöglichen. Damit besteht eine enge Vernetzung der
                     reit. Dieser bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich          bestehenden EDV-Systeme mit dem MOSS-System. Zur
                     in einem der Mitgliedstaaten zu registrieren und sämt-         effizienten Aktenabarbeitung innerhalb der Applikation
                     liche, unter die Sonderregelung fallende Umsätze über          können damit auch die bestehenden EDV-Hilfssysteme
                     diesen zu erklären und über diesen auch die anfallende         verwendet werden. Eine wesentliche Herausforderung
fachartikel                                                                    eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 17 | 1/2016         | 13

              „Durch die Digitalisierung werden Verwaltungsprozesse auf Basis neuer Technologien
                über EU-Grenzen hinweg vereinfacht. MOSS ist dabei ein wesentlicher Baustein,
                der die organisatorische Zusammenarbeit in den Finanzverwaltungen verbessert
                  und den Unternehmen, die Leistungen aus elektronischen Dienstleistungen,
                           Telekom- und Rundfunkdiensten erbringen, die Abgabe der
                                    Umsatzsteuererklärung enorm erleichtert.“
                                Michael Zettel, Managing Direktor, Accenture Österreich

war das Umsetzen der reibungslosen technischen Kom-                  aufzurufen und anschließend ihre Erklärungen quar-
munikation zwischen allen EU-Mitgliedstaaten. Jeder                  talsweise abzugeben. Nach erfolgter Abgabe werden die
Mitgliedstaat entwickelte und integrierte sein MOSS-                 festgelegten automatisierten Prozesse und die Kommu-
System eigenständig in seine nationalen IT-Systeme.                  nikation zwischen den MOSS-Systemen der Mitglied-
Ziel war eine automatisierte Gleichsetzung der Systeme               staaten angestoßen.
ohne Einschränkungen, was mit der MOSS-Einführung
nun auch erreicht wurde.                                             Mit der Einführung von MOSS und dessen Verwendung
                                                                     als Mittel der Kommunikation zwischen Österreich
                                                                                                                                             Karim SIGINY
Reduzierung der Arbeitslast. Bei der Entwicklung von                 und anderen EU-Mitgliedsstaaten, können Geschäfts-                      Manager, Accenture Wien
MOSS ging es neben der Entlastung von Unternehmen                    prozesse in der öffentlichen Verwaltung erstmalig auf                   GmbH; karim.siginy@
                                                                                                                                             accenture.com
auch darum, Arbeitslasten in den Finanzämtern durch                  EU-Ebene bewerkstelligt werden. MOSS ist damit nicht
hochgradig automatisierte Geschäftsprozesse zu redu-                 nur ein Vorzeigeprojekt in der österreichischen Finanz-
zieren. Bereits zum Zeitpunkt der Unternehmensregis-                 verwaltung, sondern auch ein digitaler Meilenstein auf
trierung wird daher mit MOSS eine hohe Datenqualität                 sowohl fachlicher und organisatorischer wie auch auf
mit automatisierten Abläufen und Verwendung von Va-                  technischer Ebene in der EU.
lidierungsregeln sichergestellt. Nur in Ausnahmefällen
werden Finanzämter über manuelle und notwendige
Interventionen benachrichtigt.

Digitaler und automatisierter Ablauf für Unternehmen. Auch
für die Unternehmerin bzw. den Unternehmer wurde der
Einstieg in das System komplett elektronisch, ohne die
Notwendigkeit eines Papierantrags und so einfach wie
möglich gestaltet. Der Anmeldeprozess erfolgt mit der
                                                                                                                                             Horst GRÜNAUER
den Unternehmen bereits vertrauten Anwendung Finanz-                                                                                         BRZ-Projektmanager;
Online und ist damit für diese besonders einfach. Be-                                                                                        horst.gruenauer@
                                                                                                                                             brz.gv.at
reits während der Anmeldung werden die Voraus-
                                                                     [1] Wesentliche Beteiligte des MOSS Projekts: Christian Bauer (BMF-
setzungen eines Unternehmens für die Zulassung zu
                                                                     Produktverantwortlicher & Co-Autor, christian.bauer@bmf.gv.at),
MOSS geprüft. Nach Einstieg über FinanzOnline haben                  Horst Grünauer (BRZ-Projektmanager), Karim Siginy (Accenture-Projekt-
Unternehmen die Möglichkeit, MOSS über einen Link                    manager).
14 |   eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 17 | 1/2016                                                                   fachartikel

                      Föderierte Autorisierung
                      in der Europäischen Verwaltung
                      Bernd Zwattendorfer | Thomas Lenz | Peter Reichstädter | Peter Pichler

              Die steigende Mobilität von Bürgerinnen und Bürgern innerhalb der EU benötigt auch eine steigende Mobilität der Euro-
   abstract

              päischen Verwaltung. Während es über die letzten Jahre sehr viele Initiativen zur grenzüberschreitenden Akzeptanz von
              sicheren Identifizierungs- und Authentifizierungssystemen für EU Bürgerinnen und Bürger gab, fehlte eine Initiative zur
              grenzüberschreitenden Umsetzung von Autorisierungssystemen in der Europäischen Verwaltung. Diesem Umstand wirkte
              die ISA 1.18 Action entgegen, die genau dieses Ziel verfolgte.

                      Datensicherheit. Die sichere Identifizierung, Authenti-             Portalverbund. Der Portalverbund(3) ist ein behördeninter-
                      fizierung und Autorisierung sind essentielle Prozesse               nes System, das den Zugang zu behördlichen Applikati-
                      speziell im behördlichen Bereich, wo sensible Daten aus-            onen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der österrei-
                      getauscht und dementsprechend gut geschützt werden                  chischen Verwaltung regelt. Die Grundidee ist eine auf
                      müssen. In Österreich existieren bereits entsprechende              Vertrauensstellungen basierende Regelung des Zugriffs
                      sichere Systeme. Auf der Citizen-to-Government (C2G)                auf übergreifend genutzte Anwendungen innerhalb der
                      Ebene ist dies die österreichische Bürgerkarte bzw. Han-            öffentlichen Verwaltung. Hauptziele des Portalverbunds
                      dy-Signatur, behördenintern auf der Government-to-                  sind ein vereinfachtes Anmelden mittels Single Sign-On
                      Government (G2G) Ebene der Portalverbund, welcher                   für alle Behördenanwendungen, ein vereinfachtes Benut-
                      sich speziell auch mit der Autorisierung von behördli-              zer- und Applikationsmanagement, einheitliche Kontakt-
                      chen Bediensteten beschäftigt. Aufgrund der steigen-                personen in der eigenen Organisation für Benutzerinnen
                      den Mobilität von Bürgerinnen und Bürgern innerhalb                 und Benutzer, sowie die Möglichkeit einer gleichzeitigen
                      der EU, gewinnt die grenzüberschreitende Akzeptanz                  Abmeldung bei allen Anwendungen (Single Logout). Im
                      von sicheren Identifizierungs-, Authentifizierungs- und             Portalverbund werden die von den Teilnehmern betrie-
                      Autorisierungssystemen immer mehr an Bedeutung.                     benen Administrationsportale zu einer Föderation mit
                      Während über die letzten Jahre viele Initiativen für die            einem einheitlichen Regelwerk zusammengeschlossen.
                      grenzüberschreitende Akzeptanz von C2G-Systemen                     Aufgrund des Zusammenschlusses können Behörden-
                      durchgeführt wurden, fehlte eine Initiative zur grenz-              mitarbeiterinnen und -mitarbeiter unterschiedlicher
                      überschreitenden Umsetzung von Autorisierungssyste-                 Organisationen auf Applikationen zugreifen, welche von
                      men in der Europäischen Verwaltung.                                 einer anderen Organisation verwaltet werden. Die Hoheit
                      Aus diesem Grund wurde die ISA 1.18 Action (ISA                     über die Benutzerverwaltung bleibt hierbei sowohl orga-
                      – Interoperability Solutions for European Public Ad-                nisatorisch als auch technisch bei der personalführenden
                      ministrations)(1) im Jahr 2012 ins Leben gerufen. Das               Organisation. Die Rechte und Pflichten der Teilnehmer
                      Ziel der ISA 1.18 Action ist die Erweiterung des Au-                am Portalverbund werden in der sogenannten Portal-
                      thentifizierungssystems der Europäischen Kommission                 verbundvereinbarung geregelt. Die Portalverbundver-
                      (ECAS)(2) unter Verwendung des STORK-Frameworks                     einbarung sichert dabei die Vertrauensstellung der teil-
                      um föderierte Autorisierung. Behördliche Mitarbeiter                nehmenden Stammportale und Anwendungsportale. Ein
                      sollen so die Möglichkeit bekommen, sich bei Applikati-             Stammportal verwaltet die Benutzerdaten einer behördli-
                      onen der Europäischen Kommission anzumelden, basie-                 chen Organisation und regelt die Zugriffsberechtigungen
                      rend auf den Rollen und Rechten, die ihnen in nationalen            seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu behördlichen
                      Systemen zugewiesen wurden. Der große Vorteil dieser                Anwendungen. Ein Anwendungsportal schützt hingegen
                      Erweiterung ist, dass Rechte nicht doppelt verwaltet wer-           seine Anwendungen vor unberechtigtem Zugriff. Nur
                      den müssen. Bisher erfolgte das Rechtemanagement na-                über ein Stammportal authentifizierte und autorisierte
                      tional für den internen Gebrauch sowie auf ECAS-Ebene               Benutzerinnen und Benutzer dürfen auf eine von einem
                      für Informationssysteme der Europäischen Kommission.                Anwendungsportal geschützte Anwendung zugreifen.
                      Mit Hilfe einer föderierten Autorisierung unter Verwen-             Technisch erfolgt der Kommunikationsaustausch zwi-
                      dung der nationalen Systeme müssen Rechte für den                   schen Stamm- und Anwendungsportalen und somit der
                      Zugriff auf Kommissions-Applikationen für behördliche               sichere Austausch von Authentifizierungs- und Autori-
                      Mitarbeiter nur mehr national verwaltet werden.                     sierungsdaten über das Portalverbundprotokoll (PVP).
fachartikel                                                                                    eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 17 | 1/2016          | 15

                                                                                                                                                                                                                             Mag. DI Dr. Bernd
                                                                 Abbildung 1: Architektur für föderierte Autorisierung in Österreich.                                                                                        ZWATTENDORFER
                                                                                                                                                                                                                             Wissenschaftlicher
                                                                                                                                                                                                                             Mitarbeiter, E-Government
                                                                 STORK. Das von der EU ko-finanzierte Großpilotprojekt                  Österreich erfolgreich pilotieren zu können, wurde das                               Innovationszentrum
                                                                                                                                                                                                                             (EGIZ); bernd.
                                                                 STORK (Secure Identities Across Borders Linked)(4) und                 STORK-Protokoll um Autorisierungsattribute (Rollen                                   zwattendorfer@egiz.gv.at
                                                                 das Nachfolgeprojekt STORK 2.0(5) hatten zur Aufgabe,                  und Organisationsparameter) erweitertet. Die Erweite-
                                                                 unterschiedliche nationale Identitätsmanagement-Syste-                 rung wurde erfolgreich in den STORK-PVP Gateway,
                                                                 me für natürliche und nicht-natürliche Personen sicher                 welcher auf dem Open Source Modul MOA-ID(6) auf-
                                                                 miteinander zu koppeln und interoperabel zu gestalten.                 setzt, inkludiert. Im österreichischen Behördenumfeld
                                                                 Grund hierfür war und ist die heterogene Landschaft an                 werden Rollen und Rechte im Portalverbund verwaltet.
                                                                 nationalen Systemen für elektronische Identitäten (eIDs)               Um eine Brücke zwischen dem europäischen Authenti-
                                                                 in Europa, welche sich auf technischer, organisatorischer              fizierungs- und Autorisierungssystem der Europäischen
                                                                 und rechtlicher Ebene unterscheiden. STORK pilotierte                  Kommission (ECAS) und dem nationalen Portalverbund
                                                                 die grenzüberschreitende Föderation von eID-Systemen                   zu schaffen, wurde MOA-ID so erweitert, dass es als
                                                                 erfolgreich im Jahr 2011, während STORK 2.0 erfolgreich                Gateway zwischen ECAS und dem Portalverbund fun-                                     DI Thomas LENZ
                                                                 im Jahr 2015 zu Ende ging.                                             gieren kann. MOA-ID mapped hierbei die empfangenen                                   Wissenschaftlicher
                                                                                                                                                                                                                             Mitarbeiter, E-Government
                                                                 Mit der Hilfe von STORK ist es Bürgerinnen und Bür-                    STORK-Attribute von ECAS auf nationale PVP Attribu-
                                                                                                                                                                                                                             Innovationszentrum
                                                                 gern möglich, sich bei Online Services eines anderen EU-               te und vice versa. Die eigentliche Authentifizierung und                             (EGIZ);
                                                                 Landes sicher zu authentifizieren und dabei die nationale              Autorisierung erfolgt dezentral am PVP Stammportal,                                  thomas.lenz@egiz.gv.at

                                                                 eID, welche von ihrem Heimatland ausgestellt wurde,                    MOA-ID leitet anschließend die entsprechenden Attri-
                                                                 zu verwenden. So ist es beispielsweise österreichischen                bute an ECAS weiter.
                                                                 Bürgerinnen und Bürgern möglich, sich sicher mit der                   Um eine eindeutige Identifizierung von behördlichen
                                                                 österreichischen Bürgerkarte oder Handy-Signatur bei                   Mitarbeitern sowohl im PVP als auch in ECAS zu ge-
                                                                 spanischen behördlichen Online Services anzumelden.                    währleisten, war ein Mapping des bereichsspezifischen
                                                                 Unter anderem wurde in STORK der sichere Zugang                        Personenkennzeichens für den Portalverbund (bPK-PV)
                                                                 zum Authentifizierungssystem der Europäischen Kom-                     auf einen STORK-Identifikator notwendig. Dieses Map-
                                                                 mission (ECAS) und die damit geschützten Applikatio-                   ping wurde in MOA-ID mittels Stammzahlenregisteran-
                                                                 nen der Europäischen Kommission für unterschiedliche                   kopplung umgesetzt.
                                                                 nationale eIDs pilotiert.                                              Als finales Resultat wurde die ISA 1.18 Umsetzung und                                DI Peter REICHSTÄDTER
                                                                                                                                                                                                                             CIO/Leiter der EDV-Abtei-
                                                                                                                                        die Erweiterungen bei MOA-ID mit Testanmeldungen
                                                                                                                                                                                                                             lung des österreichischen
                                                                 ISA 1.18 Umsetzung und Pilotierung. Im Rahmen der ISA                  bei der Applikation CIRCABC(7) der Europäischen Kom-                                 Parlaments;
                                                                 1.18 Umsetzung wurde in Österreich eine Brücke zwi-                    mission erfolgreich pilotiert.                                                       peter.reichstaedter@
                                                                                                                                                                                                                             parlament.gv.at
                                                                 schen STORK und dem Portalverbund geschaffen. Teil-
                                                                 nehmern des Portalverbunds ist es somit möglich – sofern
                                                                                                                                          literatur & links
Fotos: Parlamentsdirektion PHOTO SIMONIS (1), Daniela Korb (1)

                                                                                                                                                              (1)
                                                                                                                                                                    ISA 1.18 Action [Online] http://ec.europa.eu/isa/
                                                                 sie die entsprechenden Rechte besitzen – sich aus dem                                              actions/01-trusted-information-exchange/1-18action_
                                                                 Portalverbund via STORK bei Applikationen der Euro-                                                en.html
                                                                 päischen Kommission anzumelden. Die entsprechenden                                           (2)
                                                                                                                                                                    ECAS [Online] https://webgate.ec.europa.eu/cas/
                                                                 und notwendigen Rechte werden dabei vollständig im                                           (3)
                                                                                                                                                                    Portalverbund [Online] http://reference.e-government.
                                                                 Portalverbund (beim zugehörigen Stammportal) verwal-                                               gv.at/Portalverbund.577.0.html
                                                                 tet. Im Authentifizierungssystem der Europäischen Kom-                                       (4)
                                                                                                                                                                    STORK [Online] http://eid-stork.eu/
                                                                 mission (ECAS) erfolgt nur mehr eine Überprüfung der                                         (5)
                                                                                                                                                                    STORK 2.0 [Online] https://www.eid-stork2.eu/
                                                                 Rechte.                                                                                      (6)
                                                                                                                                                                    MOA-ID [Online] https://joinup.ec.europa.eu/software/   Peter PICHLER
                                                                 Die Grafik in Abbildung 1 zeigt die Architektur der er-                                            moa-idspss_de/description                                Software Architekt/
                                                                 folgreichen ISA 1.18 Umsetzung und Pilotierung. Um                                           (7)
                                                                                                                                                                    CIRCABC [Online] http://circabc.europa.eu/
                                                                                                                                                                                                                             Projektleiter (LFRZ);
                                                                                                                                                                                                                             peter.pichler@lfrz.at
                                                                 die ISA 1.18 Aktivität mit föderierter Autorisierung in
Sie können auch lesen