30/31 2020 Virushepatitis B und D sowie Virushepatitis C im Jahr 2019 - RKI
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AKTUELLE DATEN UND INFORMATIONEN ZU INFEKTIONSKRANKHEITEN UND PUBLIC HEALTH 30/31 Epidemiologisches 2020 Bulletin 23.7.2020 Virushepatitis B und D sowie Virushepatitis C im Jahr 2019
Epidemiologisches Bulletin 30/31 | 2020 23.7.2020 2 Inhalt Virushepatitis B und D im Jahr 2019 3 Deutschland hat sich den Eliminationszielen viraler Hepatitiden der WHO bis 2030 verschrieben. Um die Surveillance in Deutschland zu intensivieren und um eine bessere Vergleichbarkeit mit anderen europäischen Ländern zu gewährleisten, wurden 2015 die Falldefinitionen von Hepatitis B und D angepasst. Zudem erfolgte eine Anpassung des IfSG 2017. Seit 2019 werden auch Zahlen zu chronischen Infektionen veröffentlicht. Seit 2015 ist eine starke Zunahme der gemeldeten Fallzahlen zu verzeichnen, was mit den oben beschriebenen Änderungen zusammenhängt. Eine nach Infektionsstadium differenzierte Auswertung des zeitlichen Verlaufs zeigt jedoch, dass die Anzahl akuter Infektionen seit 2011, mit Ausnahme von 2015, bei weniger als 600 Infektionen pro Jahr lag und seitdem kein Anstieg an akuten Infektionen zu verzeichnen war. Die Hepatitis-B-Impfquoten sind nicht nur in der Allgemeinbevölkerung, sondern auch in den Risiko- gruppen unzureichend. Strategien zur Erhöhung der Impfquoten sollten für die Allgemeinbevölkerung und die unterschiedlichen Risikogruppen evaluiert werden. Es wird dringend empfohlen, alle Säuglinge, Kinder und Jugendliche konsequent zu impfen. Hepatitis C im Jahr 2019 18 Die Meldeinzidenz übermittelter HCV-Infektionen im Jahr 2019 hat sich seit 2018 stabilisiert. Die Unterschie- de zwischen den Inzidenzen in den Bundesländern haben sich im Vergleich zum Jahr 2018 leicht verschoben. Wie auch in den Vorjahren lag die Inzidenz gemeldeter HCV-Infektionen bei Männern deutlich höher als bei Frauen. Die Tatsache, dass Männer häufiger Drogen konsumieren als Frauen und dies der am häufigsten berichtete Übertragungsweg ist, erklärt unter anderem die höhere Inzidenz von Hepatitis C bei Männern. Erfassung der SARS-CoV-2-Testzahlen in Deutschland (Update vom 23.7.2020) 32 Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten 34 Impressum Herausgeber Allgmeine Hinweise/Nachdruck Robert Koch-Institut Die Ausgaben ab 1996 stehen im Internet zur Verfügung: Nordufer 20, 13353 Berlin www.rki.de/epidbull Telefon 030 18754 – 0 Inhalte externer Beiträge spiegeln nicht notwendigerweise Redaktion die Meinung des Robert Koch-Instituts wider. Dr. med. Jamela Seedat Telefon: 030 18754 – 23 24 Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons E-Mail: SeedatJ@rki.de Namensnennung 4.0 International Lizenz. Claudia Paape, Judith Petschelt E-Mail: EpiBull@rki.de ISSN 2569-5266 Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit.
Epidemiologisches Bulletin 30/31 | 2020 23.7.2020 3 Virushepatitis B und D im Jahr 2019 Infektionen mit Hepatitis-B-Viren (HBV) gehören zu ten ikterischen Hepatitis. In 0,5 – 1 % der Fälle ver- den häufigsten Infektionskrankheiten weltweit. Im Fall läuft die Infektion fulminant mit akutem Leberver- eines chronischen Verlaufs zählen sie zu den bedeu- sagen. Die meisten akuten Hepatitis-B-Erkrankun- tendsten Ursachen von Leberzirrhose und Leberzell- gen bei Erwachsenen heilen aus (> 90 %) und füh- karzinom. Der Tod infolge eines Leberzellkarzinoms ren zu einer lebenslangen Immunität. Die lange Deut rangiert weltweit auf Platz zwei der krebsbedingten bestehende Annahme einer vollständigen Eliminie- zielen Todesursachen. Nach Schätzungen der Weltgesund- rung von HBV gilt inzwischen als überholt. Selbst 2030 heitsorganisation (WHO) sterben weltweit jährlich bei Patienten mit nachweisbaren Antikörpern gegen ce in um e 887.000 Menschen an Hepatitis B.1, 2 Deutschland das Hepatitis-B-surface-antigen (anti-HBs) persis- ande zählt in Bezug auf die Allgemeinbevölkerung zu den tiert das Virus häufig ein Leben lang als sogenannte währ Niedrigprävalenzregionen, dennoch sind vulnerable covalently closed circular DNA (cccDNA) und kann tione Gruppen besonders betroffen. Das Bundesministeri- (z. B. bei Immunsuppression) zu einer Reaktivie- passt um für Gesundheit (BMG) hat sich mit der „Strategie rung des Virus führen.5 Bei 5 – 10 % der HBV-infi- Zude zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und zierten Erwachsenen entwickelt sich eine chroni- IfSG anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) bis sche Verlaufsform. Hingegen verläuft die Infektion len z 2030“ die nachhaltige Eindämmung dieser Infektions im frühen Kindesalter in ca. 90 % sowie bei immun fentli krankheiten zum Ziel gesetzt.3 Auch die WHO hat kompromittierten Personen in 30 – 90 % chronisch. nahm verze durch ihren Aktionsplan gegen Virushepatitis die Unter den chronisch HBV-Infizierten entwickeln schri Aufmerksamkeit für Hepatitis B erhöht.4 Ziel des 20 – 30 % eine Zirrhose oder ein Leberkarzinom. In häng Plans ist die Eliminierung der Virushepatitis als eine 30 % aller Fälle von Leberzirrhose und in 53 % aller feren Bedrohung der öffentlichen Gesundheit bis 2030. Fälle von hepatozellulärem Karzinom ist eine chro- Verla nische HBV-Infektion dafür verantwortlich.6 akute Am 28. Juli 2020 findet der diesjährige Welt-Hepatitis- nahm Infek Tag wieder unter dem Motto der dreijährigen Kam- Zur Diagnostik und Therapie der HBV-Infektion kein pagne der World Hepatitis Alliance „Hepatitis: Findet verweisen wir auf die S3-Leitlinie zur Prophylaxe, verze die fehlenden Millionen!“ statt, der global auf die Diagnostik und Therapie, welche derzeit überarbei- quote Risiken, aber auch Schutz- und Behandlungsmög- tet wird (Neuveröffentlichung geplant),7 und den bevöl lichkeiten von Hepatitis-Infektionen aufmerksam RKI-Ratgeber (www.rki.de/ratgeber > Hepatitis B). kogru macht (www.welthepatitistag.info). Im Jahr 2017 wurde die klinische Leitlinie zum zur E für d Management von HBV-Infektionen der European unter Association for the Study of the Liver veröffentlicht.8 luiert 1 Hintergrund zur Hepatitis-B- und fohle -D-Infektion Seit 1982 stehen zum Schutz vor Hepatitis B Impf- gend 1.1 Hepatitis B stoffe mit hoher Wirksamkeit und guter Verträglich- Hepatitis B ist eine weltweit beim Menschen vor- keit zur Verfügung. Nach internationalen Studien kommende, durch Hepatitis-B-Viren (HBV) ausge- kann nach erfolgreicher Grundimmunisierung von löste Leberentzündung. Das HBV ist ein kleines, einem langjährigen, möglicherweise sogar lebens- hepatotropes DNA-Virus aus der Familie der Hepadna langen Schutz gegen eine Erkrankung an Hepatitis B viridae, das vorwiegend sexuell und durch Kontakt ausgegangen werden. Die Ständige Impfkommis mit kontaminiertem Blut oder anderen Körperflüs- sion (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) emp- sigkeiten (z. B. Sperma und Vaginalsekret) übertra- fiehlt seit 1995 eine generelle Schutzimpfung gegen gen werden kann. Eine HBV-Infektion verläuft bei Hepatitis B im Säuglingsalter, mit Nachholung ver- Erwachsenen häufig asymptomatisch oder mit un säumter Impfungen bis zum 18. Lebensjahr. Darü- spezifischen Beschwerden und nur in etwa einem ber hinaus empfiehlt die STIKO eine Hepatitis-B- Drittel der Fälle mit dem klinischen Bild einer aku- Impfung Angehörigen bestimmter Risikogruppen,
Epidemiologisches Bulletin 30/31 | 2020 23.7.2020 4 wie Patienten mit Immunsuppression oder Perso- sundheitsorganisation (WHO) 257 Millionen Men- nen mit erhöhtem Expositionsrisiko (unter anderem schen mit einer chronischen Hepatitis B (Prävalenz i. v.-Drogengebrauchende, Gefängnisinsassen, Per- 3,5 %).1, 2 Die WHO geht davon aus, dass etwa 65 Mil- sonen mit Sexualverhalten mit hohem Infektions lionen Frauen chronisch mit HBV infiziert sind und risiko und expositionsgefährdetes Personal in medi- damit das Risiko für eine Mutter-Kind-Übertragung zinischen Einrichtungen), (s. hierzu die aktuelle besteht.1, 2 Trotz einer wirksamen Schutzimpfung STIKO-Empfehlung). In Deutschland stehen mono- sterben pro Jahr etwa 887.000 Menschen weltweit valente Hepatitis-B-Impfstoffe, bivalente Kombina- an den Folgen einer HBV-Infektion.1, 2 tionsimpfstoffe gegen Hepatitis A und B und hexa- valente Kombinationsimpfstoffe mit Hepatitis-B- Die Hepatitis-B-Prävalenz ist in der West-Pazifik- Komponente für Kinder zur Verfügung. In Abhän- Region und in Afrika mit etwa 6 % weltweit am gigkeit vom verwendeten Impfstoff und Impfschema höchsten. In der Mittelmeerregion, Südostasien besteht eine vollständige Grundimmunisierung aus und der Europäischen Region geht die WHO von 3 bzw. 4 Impfdosen. Im Berichtszeitraum 2019 wur- einer Prävalenz von 3,3 %, 2,0 % und 1,6 % aus. de bei Anwendung eines Kombinationsimpfstoffs Demgegenüber sind weniger als 1 % der Bevölke- im Säuglingsalter ein 4-Impfdosen-Schema emp- rung in der amerikanischen Region infiziert.1, 2 Die fohlen. Dies wurde im Jahr 2020 zu einem 3-Dosen- Transmission folgt zwei epidemiologischen Mustern: Schema geändert und damit vereinheitlicht.9 Nach Während die Übertragung in Niedrigprävalenzge vollständiger Grundimmunisierung im Kindes- bis bieten wie Westeuropa überwiegend über Risikover- jungen Erwachsenenalter lassen sich bei über 95 % halten wie Sexualverkehr und intravenösen (i. v.) der Geimpften schützende Antikörper nachweisen. Drogengebrauch erfolgt, wird das Virus in Hoch Für weitere Informationen zur Prävention von prävalenzgebieten wie Sub-Sahara Afrika häufig HBV-Infektionen verweisen wir auf den RKI-Rat perinatal übertragen.5 geber zu Hepatitis B und D.10 WHO-Schätzungen zufolge sind in der Europäi- 1.2 Hepatitis D schen Region etwa 15 Millionen Menschen mit HBV Das Hepatitis-D-Virus (HDV), ist ein RNA-Virus, infiziert.2 Laut des European Centre for Disease Pre- das HBV zur Replikation benötigt. Die Übertragung vention and Control (ECDC) leben etwa 4,7 Millio- des HDV erfolgt wie beim HBV sexuell oder durch nen Menschen mit einer chronischen Hepatitis B in kontaminiertes Blut oder kontaminierte Blutpro- den Ländern der Europäischen Union und des Euro dukte. Eine Ko-Infektion mit HDV kann in 70 – 90 % päischen Wirtschaftsraums (EU/EWR). Allerdings der Fälle zu schweren chronischen Verläufen füh- existieren auch in Europa ausgeprägte Unterschiede ren. Die Infektion kann sowohl gleichzeitig mit ei- in der regionalen Verbreitung.14 Die Prävalenz der ner Hepatitis B erfolgen (Simultaninfektion) als chronischen HBV-Infektion (HBs-Antigen nach- auch als Infektion einer bereits bestehenden chro- weisbar) in der Allgemeinbevölkerung variiert von nischen Hepatitis B auftreten (Superinfektion). Das 0,1 % in Irland bis zu über 4 % in Rumänien, und ist klinische Krankheitsbild und der Krankheitsverlauf somit höher in den östlichen und südlichen Län- sind abhängig von der Art der Infektion (Simultan- dern als in den nördlichen und westlichen Län- oder Superinfektion). Im Falle einer Superinfektion dern.14 Die Prävalenz ist jedoch höher in vulnerab- sind fulminante Verläufe häufig und die Progression len Gruppen, wie z. B. MigrantInnen, Männer die zur Zirrhose wird beschleunigt. Bisher steht keine Sex mit Männern haben (MSM) und injizierende wirksame antivirale Therapie gegen HDV zur Ver- Drogengebrauchende, was auf Impflücken und die fügung.11–13 Notwendigkeit einer zielgerichteter Prävention hin deutet.14 Seit dem Jahr 2016 sind die übermittelten Hepatitis-B-Meldedaten der Mitgliedsstaaten auch 2 Epidemiologische Situation weltweit im Surveillance Atlas of Infectious Diseases aufgenom- 2.1 Hepatitis B men und lassen sich in Tabellenform oder grafisch Hepatitis B ist eine der häufigsten Infektionskrank- unter http://atlas.ecdc.europa.eu/public/index.aspx heiten. Weltweit leben nach Angaben der Weltge- abrufen. Ein ausführlicher erster Bericht zu Monito
Epidemiologisches Bulletin 30/31 | 2020 23.7.2020 5 ring the responses to hepatitis B and C epidemics in EU/ 3.1 Situation auf Basis der Meldedaten nach EEA Member States, 2019 wurde im Mai 2020 veröf- IfSG fentlicht.15 3.1.1 Anpassung des IfSG und der Falldefinitionen In Deutschland bestehen für Hepatitis B und D 2.2 Hepatitis D gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) namentliche Hepatitis D kommt weltweit vor. Es wird angenom- Labor- und Arztmeldepflichten. Am 25. Juli 2017 ist men, dass etwa 15 Millionen Menschen mit HDV das Gesetz zur Änderung der epidemiologischen chronisch infiziert sind und dass 5 % der HBsAg- Überwachung übertragbarer Krankheiten in Kraft positiven Personen auch eine Infektion mit HDV getreten. Seither besteht eine Meldepflicht nach § 6 aufweisen.13 Zu den Hochprävalenzgebieten gehö- IfSG für den feststellenden Arzt bei Verdacht auf ren unter anderem: der Mittelmeerraum, der Mitt- bzw. Erkrankung oder Tod durch eine akute Virus- lere Osten, Pakistan, Mittel- und Nordasien, Japan, hepatitis, nach § 7 IfSG besteht eine Meldepflicht Taiwan, Grönland, Afrika (vor allem der Horn von für Laborleiter bei allen Nachweisen einer Hepatitis B Afrika und Westafrika), das Amazonasbecken und sowie Hepatitis D, unabhängig vom klinischen Bild bestimmte Gebiete des Pazifiks.13 Durch Migration (symptomatisch oder asymptomatisch) und Stadium aus Ländern, die als Endemiegebiete gelten, können (akut oder chronisch).21 Allerdings müssen hier die auch in nicht-endemischen Ländern wie Deutsch- Nachweise auf ein Vorhandensein des Erregers ge- land, HDV-Infektionen auftreten. richtet sein, also auf eine aktive (replikative) akute oder chronische HBV-Infektion in der betroffenen Ergebnisse einer aktuellen systematischen Über- Person hinweisen. Hierzu veröffentlichte das RKI sichtsarbeit zeigen, dass 37,6 % der HBsAg-Träger Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) unter mit i. v. Drogenkonsum (IVD) und 17,1 % mit riskan- www.rki.de > Infektionsschutz > IfSG > FAQ > tem Sexualverhalten auch mit HDV infiziert sind. Hepatitis B. Die Prävalenzen sind niedriger bei HBsAg-Trägern ohne Risikofaktoren (10,6 %).16 Die Anpassung der Falldefinition seit dem 1. Januar 2015 wurde ausführlich im Jahresbericht 2016 erläu- tert.22 Seit 2015 erfüllen auch Fälle, die die Kriterien 3 Epidemiologische Situation in des klinischen Bildes nicht erfüllen oder bei denen Deutschland diese nicht ermittelbar sind, die Referenzdefinition.23 Deutschland gehört zu den Niedrigprävalenzlän- dern für Hepatitis B. In der Studie zur Gesundheit In den Meldedaten wurden für den aktuellen Daten Erwachsener in Deutschland zeigte sich eine HBsAg- stand folgende Datenkorrekturen vollzogen: Rück- Prävalenz von 0,3 % in der Allgemeinbevölkerung. wirkend ab dem Meldejahr 2019 erfüllen alle als Insgesamt 5,1 % der Erwachsenen wiesen Marker „chronisch“ übermittelten Fälle die Referenzdefini- für eine HBV-Infektion in der Vergangenheit oder tion, sowie rückwirkend zum Beginn des Melde aktuell (Hepatitis-B-core-Antikörper – anti-HBc) jahres 2015 alle Fälle in den Falldefinitionskatego auf.17 In der Kinder- und Jugendgesundheitsstudie rien D und E, die bisher nicht die Referenzdefinition lag die HBsAg-Prävalenz bei Kindern und Jugendli- erfüllten, weil sie nach einem veralteten Schema chen bei 0,2 %, hier wiesen 0,5 % anti-HBc auf.18 übermittelt worden sind. Das RKI hat die epidemiologische Datenlage zu 3.1.2 Hepatitis B Hepatitis B und C in einem breit angelegten Scoping- Für das Jahr 2019 wurden insgesamt 8.903 Hepa Review systematisch untersucht.19, 20 Die Gesamt titis-B-Fälle an das RKI gemäß Falldefinition und prävalenz von HBsAg bewegte sich in der Allgemein nach Referenzdefinition übermittelt. Dies entsprach bevölkerung zwischen 0,3 und 1,6 %. Unter vulne einer bundesweiten Inzidenz von 10,7 gemeldeten rablen Gruppen lag die Prävalenz zwischen 0,2 % (bei Infektionen pro 100.000 Einwohner. Von den über- Personen mit rheumatologischen Konditionen) und mittelten Fällen waren 531 als akut (0,6 pro 100.000), 4,5 % bei HIV-positiven Personen.20 4.257 als chronisch (5,1 pro 100.000) und 4.115 als Stadium unbekannt (5,0 pro 100.000) übermittelt.
Epidemiologisches Bulletin 30/31 | 2020 23.7.2020 6 2019 Ingesamt Akute Infektion Chronische Infektion Stadium unbekannt Kategorie Anzahl Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil klinisch-labordiagnostisch ( C) 1.427 353 67 % 714 17 % 360 9% labordiagnostisch bei nicht erfülltem klinischen Bild (D) 4.200 166 31 % 3.488 82 % 546 13 % labordiagnostisch bei unbekanntem klinischen Bild (E) 3.276 12 2% 55 1% 3.209 78 % Referenzdefinition (C+D+E) 8.903 531 100% 4.257 100 % 4.115 100 % Tab. 1 | Übermittelte Hepatitis-B-Fälle nach Kategorie der Falldefinition und Infektionsstatus, Deutschland, 2019 Die akuten Fälle wurden am häufigsten in der Fall- Eine Differenzierung der Hepatitis-B-Fälle nach In- definitionskategorie C übermittelt (67 %, 353), die fektionsstatus zeigt, dass seit 2006 die Anzahl über- chronischen Fälle in der Falldefinitionskategorie D mittelter akuter Infektionen relativ konstant bleibt. (82 %, 3.488) und die Fälle mit unbekanntem Infek- In den Jahren von 2015 bis 2018 wurden die meisten tionsstadium in Falldefinitionskategorie E (78 %, Fälle nach Falldefinitionskategorie E (labordiagnos- 3.209). Ein Überblick über die übermittelten Hepa- tisch bei unbekanntem klinischem Bild) übermittelt. titis-B-Fälle nach Kategorie der Falldefinition und Der Anstieg in Kategorie E in den Jahren ab 2015 kann Infektionsstatus ist in der Tabelle 1 dargestellt. durch vermehrte Testung (z. B. Screening von Asyl- suchenden) sowie mit der IfSG-Änderung erklärt Zeitlicher Verlauf: Insgesamt wurde zwischen den werden.24, 25 Seit dem Jahr 2019 werden auch chroni- Jahren 2001 und 2009 ein Rückgang der übermit- sche Infektionen veröffentlicht, was zu einem wei- telten Hepatitis-B-Infektionen beobachtet. Dieser teren starken Anstieg der übermittelten Infektionen Trend stagnierte mit geringen Schwankungen zwi- führt. In den Vorjahren, insbesondere nach dem schen den Jahren 2009 und 2014. Mit Änderung Jahr 2015, wurden die chronischen Fälle zwar zum der Falldefinition 2015 haben die Fallzahlen deutlich Teil übermittelt, können jedoch nicht interpretiert zugenommen (s. Abb. 1). werden da die Vollständigkeit dieser Übermittlung Chronische Fälle 10.000 werden veröffentlicht Referenzdefinition nicht erfüllt* Chronisch Fälle 2019 9.000 Status unbekannt Akute Fälle 8.000 7.000 Anzahl der Infektionen 6.000 FD Änderung 5.000 Änderung Meldepflicht 4.000 3.000 2.000 1.000 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Meldejahr Abb. 1 | Übermittelte Hepatitis-B-Virus-Infektionen nach Meldejahr und Infektionsstadium, Deutschland, 2001–2019 * Fälle die die Referenzdefinition nicht erfüllen, ohne chronische Fälle, (FD = Falldefinition)
Epidemiologisches Bulletin 30/31 | 2020 23.7.2020 7 Bundesland Baden-Württemberg Bayern Berlin Brandenburg Bremen Hamburg Hessen Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Saarland Sachsen akut Sachsen-Anhalt chronisch Schleswig-Holstein unbekannt Thüringen 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Akut, Gesamtinzidenz, Infektionen/100.000 Einwohner Bundesweit 0,6 Bundesweit 10,7 Abb. 2 | Übermittelte Hepatitis-B-Virus-Infektionen pro 100.000 Einwohner nach Bundesland und Infektionsstatus, 2019 (n = 8.902) unbekannt ist. In Abbildung 1 werden auch Fälle, die 100.000 Einwohner im Saarland und 11,1 in Bremen. die Referenzdefinition nicht erfüllen, gezeigt. Diese Bei den übermittelten Fällen mit unbekanntem In- Kategorie umfasst Fälle, die in den Falldefinitions- fektionsstatus lagen die Inzidenzen in den Bundes- kategorien D und E übermittelt wurden und nicht ländern zwischen 0,8 Infektionen pro 100.000 Ein- als „chronisch“ gekennzeichnet waren. wohner in Thüringen und 8,9 in Bayern. Geografische Verteilung: Die Meldeinzidenzen in Infektionsland: Bei 2.293 (26%) der insgesamt den Bundesländern betrugen 2019 zwischen 4,3 In- 8.903 Infektionen wurde das wahrscheinliche Infek- fektionen (akut, chronisch und unbekannt) pro tionsland angegeben (Mehrfachnennungen mög- 100.000 Einwohner in Mecklenburg-Vorpommern lich). Auf Deutschland entfiel gut die Hälfte der und 17,0 in Bremen. Für 2019 waren die Bundes Nennungen (n = 1.303), gefolgt von der Türkei (n = 104), länder Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Bran Rumänien (n = 82), Syrien (n = 63), Vietnam (n = 53) denburg und Sachsen mit unter 6 übermittelten In- und Nigeria (n = 50). fektionen pro 100.000 Einwohner, die Bundesländer mit den niedrigsten Meldeinzidenzen in Deutsch- Seit der IfSG-Novellierung werden Angaben zu Ge- land (s. Abb. 2). Bundesländer mit einer Meldeinzi- burtsland und Staatsangehörigkeit übermittelt. Für denz über 12 Infektionen pro 100.000 Einwohner 5.288 (59 %) der Fälle wurden die Angaben zum Ge- waren Bremen (17,0), Baden-Württemberg (15,2), burtsland und für 4.477 (50 %) zur Staatsangehörig- Berlin (14,8), Bayern (14,6) und Hessen (12,4). keit erhoben oder ermittelt. Deutschland wurde bei 29 % (1.534) der Infektionen als Geburtsland und die Nach Infektionsstadium differenziert betrugen in deutsche Staatsangehörigkeit in 42 % (1.891) angege- den Bundesländern die Inzidenzen akuter Infektio- ben. Als Geburtsland wurden häufig auch die Türkei nen zwischen 0,1 pro 100.000 Einwohner in Sach- (8,7 %; 462) und Rumänien (6,3 %; 332) genannt. sen und 1,0 in Bremen. Betrachtet nach Regionen werden am häufigsten Länder der WHO-Region Europa als Geburtsland Die Inzidenzen für Infektionen mit chronischem angegeben (66 %; 3.495), gefolgt von der WHO- Infektionsstatus lagen zwischen 1,2 Infektionen pro Region Afrika (14 %, 757) und der WHO-Region Öst-
Epidemiologisches Bulletin 30/31 | 2020 23.7.2020 8 0,2 % | Länder der WHO Region Amerika 2 % | Ausland (Land unbekannt) Länder der WHO Region Süd-Ost Asien | 1 % Länder der WHO Region West-Pazifik | 6 % andere Länder der WHO Region Östliches Mittelmeer | 5 % Afghanistan | 3 % 29% | Deutschland Syrien | 3 % Länder der WHO Region Afrika | 14 % 9 % | Türkei 6 % | Rumänien andere Länder der WHO Region Europa | 22 % Abb. 3 | An das RKI übermittelte Hepatitis-B-Fälle mit Angaben zum Geburtsland (n = 5.288) liches Mittelmehr (10 %, 542). Eine Darstellung der den Abbildungen 4 (Frauen) und 5 (Männern) dar- an das RKI übermittelten Hepatitis-B-Fälle nach gestellt. Geburtsland ist Abbildung 3 zu entnehmen. Infektionsrisiken: Nur bei 426 (5,0 %) der 8.903 Demografische Verteilung: Die Meldeinzidenz für übermittelten Infektionen wurden Angaben zum Hepatitis B lag bei Jungen und Männern mit 12,7 wahrscheinlichen Übertragungsweg gemacht. Mehr- Infektionen/100.000 Einwohner höher als bei Mäd- fachnennungen wurden bei der Auswertung auf den chen und Frauen (8,5/100.000 Einwohner). Bei bei- wahrscheinlichsten Übertragungsweg reduziert. den Geschlechtern waren die Altersgruppen der 3 0- bis 39-Jährigen am stärksten betroffen. Hier lag die Der am häufigsten übermittelte Übertragungsweg Inzidenz aller übermittelten Infektionen (akut, chro war 2019 das Wohnen in einer Wohngemeinschaft nisch und unbekannt) für Frauen bei 20,2/100.000 mit einem Hepatitis-B-Virusträger (185 Fälle, 43 %). Einwohner und für Männer bei 25,5/100.000 Ein- Als zweithäufigster Übertragungsweg wurde sexu- wohner. Die Inzidenz im Kindesalter (< 15 Jahre) war elle Transmission bei 118 Infektionen (28 %) genannt, mit 0,5/100.000 Einwohner insgesamt niedrig. Zehn darunter 71 Infektionen durch heterosexuellen Kon- von 52 Infektionen entfielen jedoch auf Kinder im takt mit einem mit HBV-infizierten Partner und ersten Lebensjahr (1,3/100.000 Einwohner). 47 Infektionen durch gleichgeschlechtliche Kontak- te unter Männern. Als dritthäufigster Übertragungs- Sowohl bei Männern als auch bei Frauen wurde nur weg wurde i. v.-Drogenkonsum bei 85 Infektionen ein kleiner Teil (6,3 bzw. 5,2 %) aller übermittelten (20 %) angegeben, darunter 6 Infektionen während Infektionen als akute Infektion übermittelt. Hierbei eines Haftaufenthaltes. Des Weiteren wurde bei 26 wiesen 20 – 24-jährige (0,9), 30 – 39-jährige (0,8) Infektionen (6 %) der Erhalt von Blutprodukten, bei Frauen sowie 25 – 29-jährige (1,3), 30 – 39-jährige 7 Infektionen (2 %) Dialyse und bei 5 Infektionen (1,4) und 40-49-jährige (1,4) Männer die höchsten (1 %) perinatale Übertragung als wahrscheinlichster Inzidenzen akuter Infektionen pro 100.000 Einwoh Übertragungsweg genannt. ner auf. Die Hepatitis-B-Fälle pro 100.000 Einwohner nach Altersgruppe und Infektionsstadium sind in Impfstatus: Bei 4.145 (47 %) der 8.903 übermittelten HBV-Infektionen lagen Angaben zum Impfstatus
Epidemiologisches Bulletin 30/31 | 2020 23.7.2020 9 25 unbekannt chronisch akut 20 Infektionen / 100.000 Einwohner 15 10 5 0
Epidemiologisches Bulletin 30/31 | 2020 23.7.2020 10 fektionen fehlten Angaben zum verabreichten stadium verbergen. Doppelmeldungen bereits be- Impfstoff bei 3-maliger Impfung. kannter Hepatitis-B-Fälle können nicht komplett ausgeschlossen werden und könnten ebenfalls einen Für 88 (35 %) der 248 geimpften Fälle lagen ausrei- Einfluss auf die Anzahl neu übermittelter Infektio- chende Angaben zur Anzahl der Impfstoffdosen, nen haben. zum Datum der letzten Impfung sowie zum verab- reichten Impfstoff für eine Bewertung vor. Bei ins- Die Verbesserung der Datenqualität spielt hinsicht- gesamt 53 Personen wird angenommen, dass sie un- lich des Infektionsstadiums eine wichtige Rolle. vollständig geimpft wurden: Bei 48 dieser Infektio- Aufgrund der Änderung der Falldefinition 2015, der nen waren lediglich eine oder 2 Impfdosen ange IfSG-Novellierung 2017 und dem Einschluss chro- geben; bei einer Infektion erfolgte die 3. Impfung nischer Fälle in die Referenzdefinition 2019 sind die weniger als 2 Monate vor Feststellung der Infektion übermittelten Fallzahlen nur bedingt mit den Fall- und bei einer anderen Infektion fehlte die 4. Impf- zahlen der Vorjahre vergleichbar. Trendauswertun- dosis bei Impfung mit einem hexavalenten Kombi- gen aller übermittelten Infektion ohne Berücksich- nationsimpfstoff. Weitere 3 Personen wurden nicht tigung des Infektionsstadiums sind noch nicht zeitgerecht geimpft, ihr Erkrankungsbeginn war möglich. weniger als 14 Tage nach der letzten Impfung. Ins- gesamt 35 Erkrankte hatten eine vollständige und 3.1.3 Hepatitis D zeitgerechte Grundimmunisierung mit mindestens Auch für Hepatitis D wurde 2015 die Falldefinition 3 Impfungen erhalten und infizierten sich zwischen für an das RKI übermittelte Fälle geändert.21 Im Jahr 2 Monaten und 15 Jahren nach der letzten Impfung. 2019 wurden in Deutschland insgesamt 65 Infek Die vorliegenden Informationen könnten bei diesen tionen an Hepatitis D übermittelt, 5 Fälle mehr als Fällen für einen Impfdurchbruch sprechen, wobei im Vorjahr (s. Abb. 6). beachtet werden muss, dass die übermittelten Anga ben für eine solche Einschätzung nur unzureichend Die 65 Infektionen wurden aus 12 Bundesländern sind: So werden in der Regel keine Angaben zu ei- (je ein bis 14 Infektionen) übermittelt. Bei 17 Infek- nem Ausschluss einer bereits bestehenden HBV- tionen wurden Angaben zum wahrscheinlichen In- Infektion vor Impfung, keine Angaben zur Kontrol- fektionsland gemacht, zum Teil mit Mehrfachnen- le des Impferfolges nach 4 bis 8 Wochen und keine nungen. Als Infektionsland wurde 8-mal Deutsch- Angaben zum Abstand zwischen den einzelnen land, 3-mal Rumänien, 2-mal Republik Moldau und Impfungen übermittelt. Des Weiteren werden nur jeweils einmal Elfenbeinküste, Kamerun, Demokra- Angaben zum zuletzt verwendeten Impfstoff über- tische Republik Kongo und Südsudan genannt. Von mittelt. Vorherige Impfungen mit einem abweichen den 65 HDV-Infektionen betrafen 35 (54 %) Männer den Impfstoff werden nicht erhoben. und 30 (46 %) Frauen. Die meisten Infektionen (58 %) wurden bei den 30- bis 49-jährigen Erwach- Datenqualität: Seit Änderung des IfSG im Juli 2017 senen übermittelt. Der kontinuierliche Anstieg in sind alle labordiagnostischen Nachweise einer Hepa- den Jahren 2015 – 2017 ist durch die Änderung der titis B meldepflichtig, wodurch alle aktiven (akuten Falldefinition zu erklären. Der Anstieg seit den letz- oder chronischen) Infektionen erfasst werden. Zu- ten 2 Quartalen 2017 ist vermutlich vor allem durch sätzlich konnten Angaben über das Stadium der In- die Änderung der Meldepflicht gemäß IfSG im Juli fektion erhoben werden. Seit 2019 erfüllen übermit- 2017 bedingt. Es ist nicht auszuschließen, dass es telte Fälle mit chronischem Infektionsstadium die sich auch um nachgemeldete Fälle handeln kann, Referenzdefinition. Dadurch entfiel ein großer An- die seit längerer Zeit eine chronische Hepatitis D teil (97 %) der 4.394 Fälle, die 2019, im Vergleich aufweisen. Dies betrifft insbesondere die Falldefini- zum Vorjahr, mehr übermittelt wurden auf chroni- tionskategorien D und E. Hierbei ist zu beachten, sche Fälle (4.257). Nicht erkannte chronische Fälle dass sich bei niedrigen Fallzahlen schon leichte könnten sich auch weiterhin in dem hohen Anteil Schwankungen stärker auswirken. der übermittelten Fälle mit unbekanntem Infektions
Epidemiologisches Bulletin 30/31 | 2020 23.7.2020 11 70 Referenzdefinition nicht erfüllt FD Referenzdefinition erfüllt Änderung 60 Anzahl der übermittelten HDV-Infektionen 50 36 40 6 1 42 26 28 65 30 60 19 6 14 20 21 24 20 39 11 36 14 18 16 31 9 10 21 22 17 18 17 12 15 8 10 9 8 10 7 7 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Meldejahr Abb. 6 | An das RKI übermittelte Hepatitis-D-Fälle nach Meldejahr, Deutschland, 2001 – 2019, (FD = Falldefinition) 3.2 Epidemiologische Situation und Impf pen niedriger war als die Impfquoten gegen Diphthe quoten auf der Basis von Projekten und rie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis und Hämophi Studien lus influenzae Typ b. Eine besonders niedrige Impf- 3.2.1 Allgemeinbevölkerung quote von 77,9 % wurde bei Jugendlichen im Alter Die DEGS1-Studie (DEGS – Studie zur Gesundheit von 14 – 17 Jahren festgestellt.27 Erwachsener in Deutschland) zeigte eine HBsAg- Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung von 0,3 %.17 Die Schuleingangsuntersuchungen des Jahres 2018 Ein Survey zur Gesundheit von Erwachsenen in ergaben bundesweit, ähnlich wie in den Vorjahren, Deutschland (gern-Studie; Gesundheits- und Ernäh- bei 87,2 % der Kinder mit vorliegendem Impfpass rungsstudie in Deutschland) wurde zwar für 2020 eine vollständige Grundimmunisierung gegen Hepa geplant, aber aufgrund der COVID-19-Krise auf un- titis B (s. Epid Bull 32/33 2020). Eine Studie ergab, bekannte Zeit verschoben. Der Kinder- und Jugend- dass Kinder mit Migrationshintergrund vergleich- gesundheitssurvey KiGGS Welle 2 wurde 2017 abge- bar gut wie Kinder ohne Migrationshintergrund schlossen und wird derzeit ausgewertet. In der 1. geimpft sind (84,5 % im Jahr 2008).28 Basierend auf Welle von 2003 – 2006 zeigte sich unter 3 – 17-jährigen den Schuleingangsuntersuchungen sind die Impf- Kindern eine HBsAg-Prävalenz von 0,2 %, 66 % der quoten für Hepatitis B unzureichend. Seit der Erfas- Kinder im Alter über 2 Jahre waren vollständig sung des Impfstatus in den Schuleingangsunter gegen Hepatitis B geimpft.18, 26 Die ersten Ergeb suchungen nach IfSG sind die Impfquoten der nisse der KiGGS Welle 2 zeigten für die vollständige Hepatitis-B-Impfung stets niedriger als die Impf- Grundimmunisierung gegen Hepatitis B eine zur quoten gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Polio Schuleingangsuntersuchung ähnliche gesamte myelitis und Hämophilus influenzae Typ b (Impf Impfquote von 84,4%.27 Bei den 3- bis 17-Jährigen in quoten 2018: 91,4 – 93,3 %), wie auch in KiGGS Deutschland zeigte sich kein Unterschied in der Welle 2 gezeigt (s. Epid Bull 32/33 2020). Die Spann- Impfquote zwischen Kindern mit oder ohne Migra- weite der Hepatitis-B-Impfquoten zwischen den tionshintergrund. Dazu ergaben die KiGGS Welle 2 Bundesländern ist groß (78,4 – 94,1 %).29 Die Impf- Ergebnisse, dass Kinder und Jugendliche ähnlich quoten für Hepatitis B bei Schuleingangsuntersu- wie bei den Schuleingangsuntersuchungen in Ost- chungen lagen in den neuen Bundesländern mit deutschland (88,8 %) häufiger gegen Hepatitis B 88,2 % höher als in den alten Bundesländern (87,1 %). geimpft sind als in Westdeutschland (83,4 %) und dass die Hepatitis-B-Impfquote für alle Altersgrup-
Epidemiologisches Bulletin 30/31 | 2020 23.7.2020 12 Nicht alle Bundesländer erfassen, ob ein mono ter HBV-Infektion. Für den Zeitraum 2012 – 2016 valenter Impfstoff bzw. ein Hepatitis-A-/Hepatitis-B- zeigt sich eine Hepatitis-B-Inzidenzrate von 1,1/100 Kombinationsimpfstoff (3 Dosen für einen vollstän- Personenjahre (Unveröffentlichte Daten). digen Impfschutz ausreichend) oder der 6-fach Kombinationsimpfstoff mit DTaP-IPV-Hib-HepB In der 2017 durchgeführten EMIS Studie (European (4 Dosen notwendig) verabreicht wurde. Die Zahl MSM Internet Survey) mit 23.107 Teilnehmern aus der begonnenen Hepatitis-B-Impfungen ohne Kom- Deutschland berichteten 56,1 % der Teilnehmer ei- plettierung der Impfserie liegt in einigen Bundes- nen vollständigen Hepatitis-B-Impfschutz. Somit ländern bei bis zu 11 %, so dass zu vermuten ist, dass hat sich der selbst berichtete Impfschutz im Ver- sich darunter auch vollständig geimpfte Kinder gleich zu der EMIS-Studie von 2010 mit 52,5 % nur befinden. leicht erhöht.32 – 34 Die Daten aus den Schuleingangsuntersuchungen Personen mit Migrationshintergrund: In einer Stu- 2018 zeigen – wie in den Vorjahren – weiteren Hand die zu Präventionsbedürfnissen und -bedarfe bezüg lungsbedarf bei der Verbesserung des Impfschutzes. lich Virushepatitiden, HIV und anderen STI bei MigrantInnen aus Subsahara-Afrika (MiSSA) von 3.2.2 Besonders betroffene Gruppen 2014 – 2016 zeigten sich Wissensdefizite in Bezug Injizierende Drogengebrauchende: In der DRUCK- auf Virushepatitiden. Nur 23 – 57 % gaben an, von Studie (Drogen und chronische Infektionskrank den Infektionen gewusst zu haben. Mehrheitlich heiten in Deutschland) zeigte sich bei injizierenden wurde der Wunsch nach mehr Informationen zu Drogengebrauchenden eine Prävalenz von 1,1 % für den Übertragungsrisiken von Hepatitis B und C ge- eine aktive Hepatitis B, eine durchgemachte Infekti- äußert (www.rki.de/missa).35, 36 40 % der Befragten on wurde bei 25 % der Studienteilnehmer gefunden. gaben an, geimpft zu sein und 35 % nicht geimpft Einen Impfschutz wiesen 32 % auf. Der Infektions- zu sein. Die restlichen 25 % konnten diese Frage status war von 71 % und der Impfstatus von 45 % der nicht beantworten (35 %). Teilnehmer bekannt.30 Aktuelle Studien aus Deutschland zeigen für Perso- Seit dem 1. April 2020 wird das DRUCK 2.0 Pilot- nen mit Migrationshintergrund Prävalenzen einer projekt des RKI vom BMG gefördert. Ziel ist es, eine aktiven Hepatitis B von 2,3 – 3,6 %.37 – 40 Laut ECDC wiederkehrende Datenerhebung zu Blut- und STI variiert die Prävalenz der aktiven Hepatitis B bei und assoziierten Verhaltensdaten bei Drogengebrau MigrantInnen von 0 – 17,4 % in Europa. Die höchste chenden vorzubereiten. Zum Abschluss des Pilot- Prävalenz zeigte sich bei MigrantInnen aus Südost- projektes soll eine bundesweite Ausrollung des asien.14 Monitorings mit einer Minimierung der Arbeitslast für rekrutierende Einrichtungen vorbereitet werden. Nach Geburtsland stratifizierte Daten sind kaum verfügbar. Beispielsweise wurde in einer Studie zu Männer, die Sex mit Männern haben (MSM): Nach Geflüchteten, die nach Screening in einer Notauf- bisherigen Erkenntnissen sind trotz umfangreicher nahme eine Prävalenz von HBsAg und anti-HBC Impfkampagnen weniger als die Hälfte der unter- von 2,3 % bzw. 14,0 % aufwiesen, das Geburtsland suchten MSM mit HIV gegen Hepatitis B geimpft. nicht näher erläutert.40 Bei einer anderen Studie, die So erklärt sich auch die vergleichsweise hohe Rate PatientInnen mit Migrationshintergrund (PatientIn an Koinfektionen mit Hepatitis B.31 selbst oder die Eltern der PatientInnen) untersuchte, wurde eine HBsAG-Prävalenz von 3,6 % und eine Bei einer Analyse von Fragebogenangaben und anti-HBc-Prävalenz von 32,5 % beobachtet. Die Er- serologischen Proben in der HIV-1-Serokonverter- gebnisse zeigen, dass insgesamt 87,3 % der PatientIn- studie von MSM aus den Jahren 2012 – 2016 zeigte nen aus der östlichen Mittelmeerregion stammen, sich ein Anteil von 61,1% mit Impfschutz. Der Anteil 12,0 % aus Osteuropa und 0,7 % aus anderen Län- von HBV-Koinfektionen lag insgesamt bei 24,0 %, dern.37 So kommen die AutorInnen zu dem Schluss, darunter 2,1 % mit aktiver und 21,9 % mit ausgeheil- dass unter MigrantInnen eine deutlich höhere Prä-
Epidemiologisches Bulletin 30/31 | 2020 23.7.2020 13 valenz von Hepatitis B zu finden ist und gezielte 4 Hochrechnung zur Anzahl Hepatitis B Screeningmaßnahmen in dieser vulnerablen Grup- und C infizierter Personen in pe zu empfehlen wären. Deutschland Für das Monitoring der Eliminierung von Virus Berufsbedingte HBV-Infektionen: Obwohl seit hepatitiden ist eine Schätzung der Gesamtanzahl mehreren Jahrzehnten eine Impfempfehlung für von infizierten Personen notwendig. Das RKI hat für medizinisches Personal besteht, gehört Hepatitis B, das Jahr 2013 die Gesamtzahl der Hepatitis-B- und -C- wie auch Tuberkulose oder Hepatitis A und C, zu infizierten Personen geschätzt, um eine Grundlage den weiterhin berufsbedingt vorkommenden Infek- für das Monitoring zu erstellen und Präventions tionskrankheiten im Gesundheitswesen. Insgesamt maßnahmen besser planen zu können. Dabei wur- kommen Verdachtsmeldungen und Anerkennungen den die Populationsgrößen und Seroprävalenzdaten von berufsbedingten HBV-Infektionen in Deutsch- der Allgemeinbevölkerung, von MigrantInnen, inji- land heute nur noch selten vor. Die Deutsche Ge- zierenden Opioidgebrauchenden und HIV-positiven setzliche Unfallversicherung (DGUV) weist in ihrer Personen in Betracht gezogen. Für 2013 schätzen deutschlandweiten Statistik für das Jahr 2018 und wir 252.000 (190.000 – 334.000) HBsAg-seroposi- 2019 hinsichtlich Hepatitis B jeweils 26 Entschei- tive Personen. Ein Manuskript ist in Vorbereitung. dungen zu Verdachtsmeldungen aus, wovon 15 für das Jahr 2018 und 10 für das Jahr 2019 als Berufs- krankheit anerkannt wurden. Dies bezieht sich nach 5 Umsetzung der Hepatitis- BK-Nr. 3101 der Berufskrankheiten-Verordnung auf Eliminierungsstrategie der WHO „Infektionskrankheiten, wenn der Versicherte im Im Mai 2016 hat die WHO die erste Strategie mit Gesundheitsdienst, in der Wohlfahrtspflege oder in der Vision einer Eliminierung der Virushepatitis als einem Laboratorium tätig oder durch eine andere Bedrohung der öffentlichen Gesundheit bis zum Tätigkeit der Infektionsgefahr in ähnlichem Maße Jahr 2030 verabschiedet.4 Diese ist an die nachhal besonders ausgesetzt war.“ In diesen Zahlen sind tigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen die Einrichtungen der gewerblichen Wirtschaft als (sustainable development goals) angelehnt.47 Die Län- auch des öffentlichen Dienstes erfasst. der der europäischen WHO-Region haben im Sep- tember 2016 einen entsprechenden Aktionsplan In mehreren Studien konnte belegt werden, dass verabschiedet.48 Mit der „Strategie zur Eindämmung 64 – 90 % des Personals im Gesundheitswesen eine von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell vollständige Grundimmunisierung haben.41 – 43 Das übertragbaren Infektionen (STI) BIS 2030“ zielt das RKI erhebt anhand einer Online-Befragung von Kran BMG auf die nachhaltige Eindämmung dieser In- kenhaus-Personal zur Influenza-Impfung (OKaPII- fektionskrankheiten in Deutschland ab.3 Projekt) regelmäßig den Impfstatus zu beruflich in- dizierten Impfungen bei Krankenhauspersonal.44 In Von der WHO wurden Kern- und Zusatzindikatoren der Studie 2019 gaben 96,5 % des medizinischen definiert, die für die Beschreibung der Ausgangssi- Personals (nur Ärzteschaft und Pflegepersonal, nicht tuation und die Überwachung im zeitlichen Verlauf jedoch Verwaltungspersonal etc.) an, gegen Hepa zukünftig regelmäßig zu erheben sind.49 Für die Er- titis B geimpft zu sein. Von ihnen waren 94,2 % hebung der Indikatoren für Deutschland können vollständig und 1,6 % nicht vollständig grundimmu- epidemiologische Daten aus verschiedenen Daten- nisiert. Es gaben zwar 4,2 % an, geimpft zu sein, quellen genutzt werden, die dem RKI bereits vorlie- wussten aber nicht, ob sie vollständig grundimmu- gen, z. B. aus Prävalenzstudien, den Meldedaten und nisiert sind.45 den Schuleingangsuntersuchungen, zusätzlich kann der publizierte Scoping-Review zur Datenlage von Im Jahr 2019 sind die aktualisierten Empfehlungen Hepatitis B und C in Deutschland19 herangezogen der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Vi- werden. Teilweise sind die Daten zur Konstruktion ruskrankheiten (DVV) e. V. zu Prävention der noso der geforderten Indikatoren in Kliniken, Laboren, komialen Übertragung von HBV und HCV durch Registern oder Datensätzen der Routineversorgung im Gesundheitswesen Tätige erschienen.46 vorhanden.
Epidemiologisches Bulletin 30/31 | 2020 23.7.2020 14 Die erste Berichterstattung zu den Indikatoren aus Auswertung des zeitlichen Verlaufs zeigt jedoch, Deutschland erfolgte 2018 (für die WHO) und 2019 dass die Anzahl akuter Infektionen seit 2011, mit (für das ECDC). Die WHO und das ECDC haben Ausnahme von 2015, bei weniger als 600 Infektio- 2019 ihre erste Datenerhebung in den Mitglieds- nen pro Jahr lag und seitdem kein Anstieg an aku- staaten durchgeführt. Ein ausführlicher Bericht des ten Infektionen zu verzeichnen war. Eine Differen- ECDC zur ersten Datenerhebung bei den Mitglieds- zierung nach Infektionsstadium zeigte, dass bei staaten sowie der „Progress report on HIV, viral he- Männern die höchsten Inzidenzen akuter Infektio- patitis and sexually transmitted infections“ der nen bei den 25- bis 59-Jährigen und bei den Frauen WHO sind publiziert.15, 50 bei den 20- bis 49-Jährigen lagen und wahrschein- lich zum größten Teil auf sexuelle Übertragungswe- Um zu eruieren, welche Datenquellen zukünftig für ge zurückzuführen sind. Die sexuelle Übertragung die Konstruktion der Indikatoren relevant sind und wird auch als der häufigste Transmissionsweg ange- um Ansätze für die Schließung der Datenlücken zu geben, jedoch muss beachtet werden, dass diese An- erarbeiten, wurde im November 2019 ein Arbeits gaben nur für einen sehr geringen Anteil aller Fälle treffen am RKI mit Akteuren aus verschiedenen vorliegen. Für eine bessere Beschreibung und Ein- Bereichen der Gesundheitsversorgung und -bericht- grenzung von Gruppen in der Allgemeinbevölke- erstattung durchgeführt. Eine Publikation der Er- rung mit erhöhtem Risiko für Neuinfektionen gebnisse ist in Vorbereitung. (meist akute Infektionen) oder erhöhter Prävalenz (z. B. unerkannte chronischen Infektionen) ist eine differenzierte Übermittlung und Auswertung der 6 Zusammenfassende Einschätzung HBV-Infektionen nach Infektionsstadium von ent- Die internationale und nationale Bedeutung von scheidender Bedeutung. viralen Hepatitiden ist weiterhin hoch. So haben sowohl die WHO als auch das BMG Strategien Die Hepatitis-B-Impfquoten sind nicht nur in der zur Eindämmung von Hepatitis B veröffentlicht. Allgemeinbevölkerung, sondern auch in den Risiko- Deutschland hat sich den Eliminationszielen viraler gruppen unzureichend. Strategien zur Erhöhung Hepatitiden der WHO bis 2030 verschrieben.3 Für der Impfquoten sollten für die Allgemeinbevölke- die Daten, die für die Überwachung der Eliminie- rung und die unterschiedlichen Risikogruppen rungsziele notwendig sind, können z. B. Studien, evaluiert werden. Es wird dringend empfohlen, alle Sekundärdaten, sowie Surveillancedaten benutzt Säuglinge, Kinder und Jugendliche konsequent zu werden. Die Surveillance der HBV-Infektionen nimmt impfen. Zudem sollten die Impfquoten in definier- hier eine entscheidende Rolle ein.25, 51 Um diese in ten Risikogruppen, insbesondere bei solchen mit Deutschland zu intensivieren und um eine bessere Sexualverhalten mit hoher Infektionsgefährdung Vergleichbarkeit mit anderen europäischen Län- oder injizierendem Drogengebrauch, gesteigert dern zu gewährleisten, wurden 2015 die Falldefiniti- werden. onen von Hepatitis B und D angepasst. Zudem er- folgte eine Anpassung des IfSG im Jahr 2017. Seit Die Prävalenzdaten in unterschiedlichen Bevölke- dem Jahr 2019 werden auch Zahlen zu chronischen rungsgruppen deuten darauf hin, dass vulnerable Infektionen veröffentlicht. Zwischen 2001 und 2009 Gruppen stärker betroffen sind. Somit müssten die wurde ein Rückgang der übermittelten HBV-Infek- Präventionsmaßnahmen zielgerichteter werden. tionen beobachtet, der vermutlich vorwiegend auf Darüber hinaus wurden in einem systematischen einen verbesserten Impfschutz durch die Einfüh- Review Datenlücken in bestimmten Bevölkerungs- rung der generellen Impfempfehlung für Säuglinge gruppen, wie z. B. Personen in Haft, identifiziert im Jahr 1995 zurückzuführen ist. Dieser Trend sowie die Datenlage als veraltet eingeschätzt, z. B. stagnierte mit geringen Schwankungen von 2009 – repräsentative Daten in der Allgemeinbevölkerung 2014. Seit 2015 ist eine starke Zunahme der gemel- betreffend.19 Daher ist es von großer Bedeutung, deten Fallzahlen zu verzeichnen, was mit den oben neue Studien zu konzipieren, um die identifizierten beschriebenen Änderungen (siehe 3.1.1.) zusammen Datenlücken zu schließen. hängt. Eine nach Infektionsstadium differenzierte
Epidemiologisches Bulletin 30/31 | 2020 23.7.2020 15 Auf einem im RKI veranstalteten Arbeitstreffen Die aktuellen Surveillance- und Forschungsdaten konnten Projektpartner und neue Datenerhebungs- deuten darauf hin, dass immer noch neue Infektio- möglichkeiten, wie Datenquellen aus Laboren, Kli- nen auftreten und dass die Krankheitslast erheblich niken, Registern und Routinedaten, identifiziert größer in vulnerablen Gruppen ist. Daher sind Prä- werden, um eine regelmäßige Berichterstattung zu ventionsmaßnahmen sowie die Identifizierung von gewährleisten. In einem nächsten Schritt sollen in akuten und chronischen Infektionen von großer Projekten mit Datenhaltern die jeweiligen Indikato- Bedeutung, um die Anzahl der Neuinfektionen er- ren generiert werden. Ziel ist eine kontinuierliche heblich zu senken. Datenerfassung und -nutzung sowie die regelmäßi- ge Indikatorenbestimmung, um die Umsetzung der Eliminierungsstrategie von Hepatitis B und C zu verfolgen. Literatur 1 WHO. Hepatitis B 2018. www.who.int/news-room/ 9 Vygen-Bonnet S, Koch J, von Kries R, Heininger U, fact-sheets/detail/hepatitis-b. Meerpohl J, Zepp F. Wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung der 6-fach Impfung (DTaP-IPV- 2 WHO. Fact Sheet H epatitis B, Geneva: World Hib-HepB) nach dem 2+1-Impfschema. Epid Bull. ealth Organization; 2019. www.who.int/news- H 2020(26):3-21. room/fact-sheets/detail/hepatitis-b. 10 RKI. Hepatitis B und D. RKI-Ratgeber. 2016. 3 Bundesministerium für Gesundheit, Bundesminis- terium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und 11 Shepard CW, Simard EP, Finelli L, Fiore AE, Bell BP. Entwicklung. Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B virus infection: epidemiology and vacci- Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragba- nation. Epidemiologic reviews. 2006;28(1):112-25. ren Infektionen. Bis 2030 – Bedarfsorientiert · Integ- 12 Taylor JM. Hepatitis delta virus. Virology. riert · Sektorübergreifend. 2016. 2006;344(1):71-6. 4 WHO. Global health sector strategy on viral hepatitis 13 WHO. Hepatitis D 2018. www.who.int/news-room/ 2016–2021. Towards ending viral hepatitis. Geneva: fact-sheets/detail/hepatitis-d. World H ealth Organization, 2016. 14 ECDC. Systematic review on hepatitis B and C 5 Mauss S, Berg T, Rockstroh J, Sarrazin C, prevalence in the EU/EEA. Stockholm: ECDC; 2016. edemeyer H. Hepatology-A clinical textbook. 8 ed: W Medizin Fokus Verlag; 2017. 15 ECDC. Monitoring the responses to hepatitis B and C epidemics in the EU/EEA Member States. Stock- 6 Perz JF, Armstrong GL, Farrington LA, Hutin YJ, holm, Sweden: European Centre for Disease Pre- Bell BP. The contributions of hepatitis B virus and vention and Control; 2019 May 2020. hepatitis C virus infections to cirrhosis and primary liver cancer worldwide. J Hepatol. 2006;45(4):529-38. 16 Chen HY, Shen DT, Ji DZ, Han PC, Zhang WM, Ma JF, et al. Prevalence and burden of hepatitis D 7 Cornberg M, Protzer U, Petersen J, Wedemeyer H, virus infection in the global population: a systematic Berg T, Jilg W, et al. Aktualisierung der S 3-Leitlinie review and meta-analysis. Gut. 2018. zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepa- titis-B-Virusinfektion. Zeitschrift für Gastroentero 17 Poethko-Muller C, Zimmermann R, Hamouda O, logie. 2011;49(07):871-930. Faber M, Stark K, Ross RS, et al. Die Seroepidemio- logie der Hepatitis A, B und C in Deutschland: Ergeb- 8 European Association for the Study of the Liver nisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in (EASL). EASL 2017 Clinical Practice Guidelines on Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt the management of hepatitis B virus infection. Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. J Hepatol. 2017;67(2):370-98. 2013;56(5-6):707-15.
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