Drogen- und Suchtbericht - AUSZUG - games & business

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Drogen- und Suchtbericht - AUSZUG - games & business
- AUSZUG -

Drogen-
und Suchtbericht
Oktober 2018
Drogen- und Suchtbericht - AUSZUG - games & business
4                                                                      5

Inhaltsverzeichnis
1 | Vorwort                                                                   6   Stichwortverzeichnis                          214

2 | Fakten, Trends, Politik                                                   9   Datenquellen/Studien der Prävalenzdaten       216

2.1		 Nationale Strategie – Die vier Säulen der Drogen- und Suchtpolitik      9   Abbildungs- und Tabellenverzeichnis           217
        2.1.1. Suchtprävention                                               10
        2.1.2. Beratung und Behandlung                                       12   Danksagung                                    220
        2.1.3. Schadensreduzierung                                           20
        2.1.4. Angebotsreduzierung und Strafverfolgung                       23   Hinweise/Impressum                            221

2.2		 Suchtstoffe, Suchtformen, Regulierung                                  41
        2.2.1. Tabak                                                         41
        2.2.2. Alkohol                                                       56
        2.2.3. Medikamente                                                   72
        2.2.4. Illegale Drogen                                               82
                Cannabis                                                     86
                Opioide                                                      93
                Neue psychoaktive Stoffe                                    100
                Crystal Meth                                                102
                Kokain                                                      103
        2.2.5. Computerspiel- und Internetabhängigkeit                      106
        2.2.6. Pathologisches Glücksspiel                                   113

3 | Internationales                                                         121

3.1. 		 Europäische Drogen- und Suchtpolitik                                121

3.2. 		 Drogenpolitik der Vereinten Nationen                                125

3.3. 		 Internationale Entwicklungszusammenarbeit                           129

4 | Projekte, Studien, Initiativen                                          133

4.1. 		 Vom Bund geförderte Projekte                                        133
          4.1.1. Suchtstoff- bzw. suchtformbezogene Projekte                133
          4.1.2. Suchtstoff- bzw. suchtform­übergreifende Projekte          167

4.2. 		 Weitere Projekte                                                    185
         4.2.1. Suchtstoff- bzw. suchtformbezogene Projekte                 185
         4.2.2. Suchtstoff- bzw. suchtform­übergreifende Projekte           197

                                          Drogen- und Suchtbericht 2018
6                                                                                                               7

                1 | Vorwort
                                                                                                                                 Erwachsenen einiges geschafft. Sie rauchen und             Aktivieren, Vernetzen und Zusammenarbeiten – das
                                                                                                                                 trinken signifikant weniger als noch vor 20 oder           werden in den kommenden Jahren meine Prioritä-
                                                                                                                                 30 Jahren. Und dennoch besteht Handlungsbedarf:            ten sein. 2019 werde ich die Kommunen als wesent-
                                                                                                                                 Die Präventionsmaßnahmen müssen noch ziel­                 lichen Akteur der Suchtprävention und als zentra-
                                                                                                                                 genauer werden und auch jene Bevölkerungs­                 len Träger der Suchthilfe in den Mittelpunkt meiner
                                                                                                                                 gruppen erreichen, in denen bislang noch kein              Arbeit stellen. Denn fast fünf Jahre als Drogen­
                                                                                                                                 vergleichbarer Rückgang des Tabak- und Alkohol-            beauftragte haben mir mehr als deutlich gezeigt:
                                                                                                                                 konsums zu erkennen ist.                                   Ohne das vielfältige Engagement vor Ort können
                                                                                                                                                                                            wir in der Drogen- und Suchtpolitik wenig bewe-
                                                                                                                                 Wichtig ist mir zudem, dass wir uns auch in Zu-            gen. Umso wichtiger ist es, genau zuzuhören, zu
                                                                                                                                 kunft um die Folgen exzessiver Mediennutzung               unterstützen und zusammen eine am Menschen
                                                                                                                                 kümmern. Schon um die Chancen der Digitalisie-             orientierte Drogen- und Suchtpolitik zu gestalten.
                                                                                                                                 rung ausschöpfen zu können, werden wir uns aktiv
© Tobias Koch

                                                                                                                                 und offensiv den Risiken stellen müssen, die mit           Es grüßt herzlich
                                                                                                                                 der Nutzung einiger digitaler Angebote verbunden
                                                                                                                                 sind. Umso mehr freue ich mich, dass wir uns in
                                                                                                                                 den Koalitionsverhandlungen darauf verständigen
                                                                                                                                 konnten, den Jugendmedienschutz zu stärken und
                                                                                                                                 dabei auch die Suchtrisiken digitaler Angebote zu
                Liebe Leserinnen und Leser,                                                                                      berücksichtigen.
                                                                                                                                                                                            Marlene Mortler
                der Drogen- und Suchtbericht 2018 ist da! Das gibt          jedes fünfte Kind in Deutschland hat einen Eltern-   Dies alles sind wichtige Bausteine, um die Men-
                mir die Möglichkeit, einige Schwerpunkte meiner             teil mit einem Suchtproblem. Über das Online-­       schen in unserem Land so gut es geht vor den
                zweiten Amtszeit als Drogenbeauftragte der                  Portal „KidKit“ kann dank der Unterstützung des      Risiken von Drogen und Sucht zu schützen und die
                Bundesregierung zu skizzieren. Ein persönliches             Bundesministeriums für Gesundheit und anderer        Situation suchtkranker Menschen und ihrer
                Wort vorab: Ich freue mich sehr, dass ich als erste         Förderer bereits heute jeder Jugendliche anonym      Angehörigen weiter zu verbessern. Darüber hinaus
                Drogenbeauftragte der Bundesregierung die                   und einfach Hilfe finden. Auch sonst haben wir       brauchen wir aber ein noch viel breiteres Engage-
                Möglichkeit habe, meine Arbeit nach einer vollen            vieles angestoßen, um die Situation dieser Kinder    ment nicht nur der Politik, sondern auch vieler
                Legislaturperiode im Amt fortzuführen. So viel wir          und Jugendlichen zu verbessern. Doch bei drei        anderer Akteure unserer Gesellschaft – von der
                in den letzten Jahren auch erreicht haben – vom             Millionen betroffenen Kindern und Jugendlichen       Wirtschaft über die Medien bis hin zu Schulen oder
                Präventionsgesetz über die neuen Möglichkeiten              im Land kann das nur ein Anfang sein. Wir brau-      Sportvereinen. Deshalb wird die erste Jahrestagung
                bei der Substitution bis zur Versorgung schwer-             chen eine viel bessere Abstimmung der verschiede-    meiner zweiten Amtszeit unter der Überschrift
                kranker Menschen mit Cannabis als Medizin – es              nen Akteure des Hilfesystems. Die Bundesregierung    „Stadt – Land – Sucht. Wer übernimmt Verantwor-
                gibt noch viel zu tun!                                      hat deshalb auch auf meine Initiative hin eine       tung?“ stehen. Wir werden uns dabei mit den
                                                                            Expertengruppe eingesetzt. Sie wird dem Deut-        gesundheitlichen, gesellschaftlichen und ökonomi-
                Einen Handlungsrahmen bietet der Koalitions­                schen Bundestag bis zum Sommer 2019 Vorschläge       schen Folgen der Sucht beschäftigen und mit der
                vertrag. Gleich mehrfach greift das Papier das              übermitteln, wie das Zusammenwirken der Systeme      Frage, wie die, die etwas ausrichten können, für
                Thema meines letzten Jahresschwerpunktes                    optimiert werden kann. Darauf können und werden      Drogen- und Suchtbelange noch mehr in die
                „Kinder aus suchtbelasteten Familien“ auf. Ziel ist         wir aufbauen!                                        Verantwortung genommen werden können.
                es, die Situation der Kinder suchtkranker bezie-
                hungsweise psychisch kranker Eltern zu verbessern           Die Koalitionspartner haben ebenfalls vereinbart,
                und hierzu insbesondere Schnittstellenprobleme              die Tabak- und Alkoholprävention der Bundes­
                der unterschiedlichen Hilfesysteme zu beseitigen.           regierung fortzuführen und diese gezielt zu ergän-
                Hier muss etwas geschehen, und zwar auf allen               zen. Wenn es um den Tabak- und Alkoholkonsum
                Ebenen, vom Bund bis in die Kommunen. Mehr als              geht, haben wir gerade bei Jugendlichen und jungen

                                                           Drogen- und Suchtbericht 2018                                                                                              Vorwort
113

                                      2.2.6. Pathologisches Glücksspiel                                  Prävalenzen

                                                                                                         Hochgerechnet auf die Bevölkerung zeigen etwas
                                      Verhalten und Diagnose                                             mehr als 500.000 Menschen in Deutschland ein
                                                                                                         problematisches bzw. pathologisches
                                      Glücksspiel kann von anderen Spielformen wie                       Glücksspielverhalten.
                                      beispielsweise Gesellschaftsspielen besonders über
                                      das Kriterium „Einsatz von Geld“ unterschieden                     Befragte mit problematischem Spielverhalten
                                      werden. Dieser Einsatz von Geld kann bei einem                     präferieren besonders Internet-Casinospiele,
                                      auffälligen Spielverhalten bis hin zum Kontrollver-                Geldspielautomaten, Bingo und Oddset-Sportwet-
                                      lust, weitreichende negative persönliche und                       ten sowie das „Kleine Spiel“ in der Spielbank.
                                      gesellschaftliche Effekte haben. Betroffene Personen
                                      gefährden bei hohen finanziellen Verlusten und                     Ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für
                                      zwanghaftem („spielsüchtigem“) Verhalten nicht                     problematisches und pathologisches Glücksspielver-
                                      selten ihre finanzielle und gesellschaftliche Existenz.            halten findet sich bei einem Alter bis 25 Jahre, bei
                                      Finanzielle Verluste, Abhängigkeit, psychische und                 niedriger Bildung (maximal Hauptschulabschluss),
                                      emotionale Belastungen, Konflikte in der Familie                   bei einem niedrigen Haushaltsnettoeinkommen
                                      oder am Arbeitsplatz können die Folgen sein. Das                   (maximal 1.500 Euro), bei jungen Männern mit
                                      pathologische (zwanghafte) Glücksspiel wurde                       Migrationshintergrund, einer mindestens wöchent-
                                      mittlerweile im internationalen diagnostischen                     lichen Spielweise sowie bei monatlichen Geldeinsät-
                                      System der International Classification of Diseases                zen für Glücksspiel über 100 Euro.
                                      (ICD) der Weltgesundheitsorganisation als eigen-
                                      ständige psychische Erkrankung anerkannt.

                                      TABELLE 17
                                      Prävalenzen des Glücksspielverhaltens bei Jugendlichen und Erwachsenen

                                                                                       Jugendliche                    Erwachsene                   Alle Befragten
Computerspiel-/Internetabhängigkeit

                                      Alter                                            16–17 Jahre                     18–70 Jahre                   16–70 Jahre

                                      Datenquelle/Jahr                                         BZgA: Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht/2017
                                      Teilnahme an irgendeinem Glücksspiel
                                                                                          37,8 %                          76,4 %                        75,3 %
                                      jemals
                                      weiblich                                            30,5 %                          73,9 %                        72,7 %

                                      männlich                                            44,4 %                          78,8 %                        77,8 %
                                      Teilnahme an irgendeinem Glücksspiel i. d.          15,3 %                          37,9 %                        37,3 %
                                      letzten 12 Monaten
                                      weiblich                                            11,6 %                          33,6 %                        33,0 %

                                      männlich                                            18,8 %                          42,1 %                        41,4 %
                                      problematisches oder pathologisches                 0,63 %                          0,87 %                        0,87 %
                                      Glücksspiel i. d. letzten 12 Monaten

                                                                                                                                                                              Glücksspiel
                                      weiblich                                            0,0 %                           0,54 %                        0,53 %

                                      männlich                                            1,21 %                          1,19 %                        1,19 %

                                                                                                  Hinweise zur Datenquelle finden Sie im Infokasten S. 114 sowie im Anhang.
114                                                                                                                                            115

              Trends                                                                Studie „Glücksspielverhalten und Glücksspiel-                     ABBILDUNG 52
                                                                                    sucht in Deutschland“                                             Teilnahme an irgendeinem Glücksspiel (16–70 Jahre)
              →→ Insgesamt ist die Glücksspielteilnahme in den                      Die Befragung zum Glücksspielverhalten wird seit                   %
                 letzten 10 Jahren zurückgegangen.                                  2007 regelmäßig alle zwei Jahre von der Bundes-                                86,5                   87,1                 86,0
                                                                                                                                                       90
                                                                                    zentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)                                                                                                      78,5                    77,6
                                                                                                                                                       80                                                                                                                              75,3
              →→ Während bei den Männern der Anteil mit                             durchgeführt, wodurch die Entwicklung der
                 problematischem und pathologischem Spiel-                          Prävalenzen auch beim pathologischen Glücksspiel                   70                                                      64,4
                                                                                                                                                                   60,7
                 verhalten seit 2013 leicht zurückgegangen ist,                     beobachtet werden kann und gegebenenfalls                          60                                 56,6
                 ist der Anteil der Frauen mit problematischem                      adäquate Präventionsmaßnahmen erfolgen können.                                                                                                      48,0
                                                                                                                                                       50          55,0                   53,8
                 Spielverhalten angestiegen. Dennoch befindet                       Um pathologische Glücksspieler in der Befragung                                                                            50,7                                             42,1
                                                                                    identifizieren zu können, wurden alle Befragten,                   40                                                                                                                              37,8
                 sich dieser Anteil auf einem vergleichsweise                                                                                                                                                                           40,0
                                                                                    die in den letzten 12 Monaten vor dem Befra-                                                                                                                                37,3                   37,3
                 niedrigen Niveau.                                                                                                                     30
                                                                                    gungszeitpunkt mindestens ein Glücksspiel                                                                                  31,5
                                                                                                                                                       20          26,6
                                                                                    gespielt haben, mithilfe eines standardisierten und                                                   24,2
              →→ Bei den 16- und 17-jährigen Jungen ist seit 2013                                                                                                                                                                       19,9                    18,2
                                                                                    validierten Instruments (South Oaks Gambling                       10                                                                                                                              15,3
                 ein leichter Anstieg des problematischen                           Screen – SOGS) auf pathologisches Spielverhalten
                 Glücksspielverhaltens zu verzeichnen, während                                                                                          0
                                                                                    hin überprüft. Hierzu werden 20 Fragen wie zum                                 2007                   2009                 2011                     2013                    2015                   2017
                 bei den Mädchen die Werte weiterhin extrem                         Beispiel Frage 1 gestellt: „Wenn Sie spielen, wie
                 niedrig sind.                                                      häufig versuchen Sie an einem der nächsten Tage                          Lebenszeit (16–70 Jahre)
                                                                                    durch erneutes Spielen Geldverluste zurückzuge-                          Lebenszeit (16–17 Jahre)
                                                                                    winnen?“. Sobald mindestens 5 der 20 Fragen mit                          in den letzten 12 Monaten (16–70 Jahre)                                 bis 2011 Festnetzstichprobe, seit 2013 „Dual Frame“ Stichprobe
                                                                                    „Ja“ beantwortet werden, wird der Befragte als                           in den letzten 12 Monaten (16–17 Jahre)                                  Quelle: Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht 2017, BZgA
                                                                                    vermutlich pathologischer Glücksspieler klassi-
                                                                                    fiziert. Um ergänzend auch eine Symptomatik im
                                                                                    Sinne einer vorklinischen Belastung analysieren zu
                                                                                    können, hat es sich auch durchgesetzt, Befragte,
                                                                                    die 3 oder 4 der 20 Fragen mit „Ja“ beantworten,
                                                                                    als „problematisch Glücksspielende“ einzustufen.

                                                                                                                                                      ABBILDUNG 53
                                                                                                                                                      Problematisches und pathologisches Glücksspielverhalten (16–70 Jahre)

                                                                                                                                                                           gesamt                                       männlich                                          weiblich
              ABBILDUNG 51                                                                                                                             %
              Problematisches Glücksspielverhalten bei Jugendlichen (16–17 Jahre)
                                                                                                                                                      2,5
                %
              1,75                                                                                                                                    2,0
                                                                                                                                                                                                                         1,32
              1,50            1,43                  1,37
                                                                                                                                   1,21               1,5
              1,25
                              1,03
              1,00                                                                                                                                                         0,82                         0,55
                                                     0,80                                                                                             1,0                                                       0,58             0,68
                                                                                                        0,71                                                0,45                                                                           0,55
              0,75                                                                                                                 0,63                            0,49                    0,31
                                                                            0,17                                                                                                  0,37                                                                   0,34
              0,50            0,62                                                                      0,37                                          0,5                                                                                                          0,39                       0,06
                                                                            0,13
                                                                            0,09                                                                            0,64   0,51    0,69   0,42     0,56         0,88    0,73     1,16    0,66      0,64          0,40               0,31
              0,25                                                                                                                                                                                                                                                                   0,07
Glücksspiel

                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Glücksspiel
                                                                                                                                                                                                                                                                   0,28     0,19     0,18     0,47
                                                    0,25                                                0,00                       0,00               0,0
              0,00
                                                                                                                                                              2009    2011    2013      2015     2017      2009       2011    2013     2015    2017          2009      2011   2013     2015     2017
                              2009                  2011                   2013                        2015                       2017

                                                                                     bis 2011 Festnetzstichprobe, seit 2013 „Dual Frame“ Stichprobe          pathologisch                                                            bis 2011 Festnetzstichprobe, seit 2013 „Dual Frame“-Stichprobe
                     gesamt          Jungen     Mädchen                               Quelle: Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht 2017, BZgA           problematisch                                                            Quelle: Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht 2017, BZgA
116                                                                                                                         117

              Volkswirtschaftliche Folgen                                           unberücksichtigt, die von den Spielern selbst                   Umsetzung des Jugend- und Spielerschutzes in gastronomischen Betrieben
                                                                                    getragen werden, da angenommen wird, dass diese                 von Raststätten und Autohöfen in Deutschland
              Das Angebot von Glücksspielen geht für die Freizeit-                  vollständig rational handeln und auch ein Spiel-
              spieler mit Spielfreude einher, beschert den Anbie-                   süchtiger mehr Spielfreude als negative Konsequen-              Von Oktober 2016 bis Januar 2017 besuchten                  schen Spielverhalten wurde in 27,8 % der gastro-
              tern Unternehmensgewinne und dem Staat Steuer-                        zen erfährt. Weiterhin werden immaterielle (intan-              Mitarbeitende des Arbeitskreises gegen Spiel-               nomischen Betriebe nicht vorgehalten.
              einnahmen. Zugleich entstehen aus dem Angebot                         gible) Effekte, wie zum Beispiel das Leid von                   sucht e. V. 604 gastronomische Betriebe von 330
              von Glücksspielen auch negative Folgen für den                        Spielsüchtigen und deren Angehörigen, aus der                   Raststätten und 170 Autohöfen in Deutschland.               Aus der Studie wurde das Fazit gezogen, dass der
              Einzelnen und die Gesellschaft. Diese erwachsen im                    Analyse ausgeschlossen. Wird auf die Annahme                    Ziel der Begehungen war die Dokumentation des               Jugend- und Spielerschutz in den gastronomi-
              Wesentlichen aus dem Phänomen der Spielsucht,                         vollständiger Rationalität zugunsten der Annahme                Jugend- und Spielerschutzes an Geldspielgeräten,            schen Betrieben der Raststätten und Autohöfe in
              durch welche das Spielverhalten zwanghaft und                         teilrationaler Spieler verzichtet und werden auch               dem an diesen Aufstellungsorten besondere                   Deutschland nur unzureichend umgesetzt wird.
              unkontrolliert wird. Weitere negative Folgen haben                    immaterielle Effekte berücksichtigt, dann ergibt sich           Bedeutung zukommt, da diese Betriebe von allen              Die Aufsteller von Geldspielgeräten, aber auch die
              ihre Ursache in Begleitkriminalität wie Wettmani-                     ein Wohlfahrtsschaden von fast 7 Milliarden Euro                Altersgruppen, also auch von Kindern und                    kommunalen Ordnungsbehörden, sind gefordert,
              pulation oder Geldwäsche.                                             pro Jahr (Fiedler, 2016). Die verschiedenen Spielseg-           Jugendlichen, frequentiert werden.                          geltendes Recht anzuwenden und damit den
                                                                                    mente weisen stark unterschiedliche Effekte auf.                                                                            Jugend- und Spielerschutz zu gewährleisten.
              Für eine gesamtgesellschaftliche Bewertung von                                                                                        Die Ergebnisse dieser Feldstudie wurden gemein-
              Glücksspielen müssen die Kosten dem Nutzen                            Während Lotterien aufgrund der geringen Sucht­                  sam mit der Drogenbeauftragten der Bundesregie-             Nach der Vorstellung der Studie richtete der
              gegenübergestellt werden. Für derlei Analysen hat                     gefahr eine insgesamt positive Wohlfahrtsbilanz                 rung, Marlene Mortler, am 30.3.2017 in Berlin               Dachverband „Die Deutsche Automatenwirtschaft
              die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine                            aufweisen, sind Spielautomaten in Spielhallen,                  vorgestellt:                                                e. V.“ einen Runden Tisch ein. Er bestand aus den
              standardisierte Methodik entwickelt. Wird für                         Gaststätten und staatlichen Spielbanken am schäd-                                                                           im Dachverband organisierten Verbänden der
              Deutschland eine Anzahl von 195.000 pathologi-                        lichsten. Solche volkswirtschaftlichen Kosten-Nut-              Insgesamt waren in den 604 gastronomischen                  Automatenunternehmer und der Automaten-
              schen und 245.000 problematischen Spielern                            zen-Analysen sind aufgrund vieler Limitationen in               Betrieben 1.567 Geldspielgeräte aufgestellt. In             industrie, die Autobahn Tank & Rast Gruppe GmbH
              (Mittelwert über verschiedene Studien) zugrunde                       der Datengrundlage und zu treffender Annahmen                   90,2 % der gastronomischen Betriebe waren die               & Co. KG, der Vereinigung Deutscher Autohöfe
              gelegt, ergibt sich aus den von der WHO als relevant                  zwangsläufig ungenau. Trotz exakter Zahlenwerte                 Geldspielgeräte für Kinder und Jugendliche frei             e. V., (VEDA), aus Betreibern von Autobahnrast-
              erachteten Effekten ein gesamtgesellschaftlicher                      sollten die Ergebnisse daher nur als Gradmesser                 zugänglich. Oftmals befanden sich Geldspielgeräte           stätten und Autohöfen sowie Suchthilfeexperten.
              Nettoeffekt von –411 Millionen Euro pro Jahr.                         verwendet werden.                                               in unmittelbarer Nähe zu Warenspielgeräten mit              Begleitet wurde der Runde Tisch durch das
              Hierbei bleiben allerdings jegliche Kosten                                                                                            für Kinder attraktiven Preisen wie Plüschtieren             Bundesministerium für Wirtschaft und Energie,
                                                                                                                                                    oder Regalen mit Süßigkeiten.                               das Bundesministerium für Verkehr und digitale
                                                                                                                                                                                                                Infrastruktur sowie die Drogenbeauftragte der
              TABELLE 18                                                                                                                            Auch die Aufstellung von Geldspielgeräten neben             Bundesregierung.
              Kosten-Nutzen-Analyse von Glücksspiel                                                                                                 ec-Cash-Terminals, die aus Gründen des Spieler-
                                                                                                                                                    schutzes in Spielhallen streng verboten, aber in            Im Ergebnis wurde im Mai 2018 ein Gemeinsames
              Berechnungsmethode                                                           Wohlfahrtseffekt (Kosten minus Nutzen)                   gastronomischen Betrieben nicht geregelt ist, war           Papier verabschiedet, mit dem sich die teilneh-
              Rationale Spieler, keine intangiblen Effekte (WHO-Richtlinie)                              -411 Mio. Euro                             in mehr der Hälfte der Aufstellungsorte Realität.           menden Unternehmen verpflichten, einen
                                                                                                        -4.516 Mio. Euro
                                                                                                                                                                                                                wirksamen Spieler- und Jugendschutz u. a. durch
              Rationale Spieler und intangible Effekte
                                                                                                                                                    Die in der Spielverordnung festgelegte zusätzliche          technische Maßnahmen und Schulung des
              Teilrationale Spieler, keine intangiblen Effekte                                          -2.045 Mio. Euro
                                                                                                                                                    technische Sicherung der Geldspielgeräte, die               Personals zu gewährleisten. Die beschlossenen
              Teilrationale Spieler und intangible Effekte                                              -6.974 Mio. Euro                            insbesondere das unerlaubte Spiel von Jugend-               Maßnahmen sollen im September 2018 und im
                                                                                                                                                    lichen verhindern soll, war in 91,8 % der gastrono-         Dezember 2018 durch eine unabhängige Prüfung
                                                                                                                           Quelle: Fiedler, 2016.   mischen Betriebe ordnungswidrig nicht vorhanden             kontrolliert werden. Die Ergebnisse der Prüfbe-
                                                                                                                                                    bzw. nicht aktiviert. Das vom Gesetzgeber vorge-            richte werden von den Mitgliedern des Runden
                                                                                                                                                    schriebene Informationsmaterial zum problemati-             Tisches im Anschluss evaluiert.
Glücksspiel

                                                                                                                                                                                                                                                                     Glücksspiel
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              Neue Regelungen                                              Geldspielgeräte mit einer Bauartzulassung, die vor
                                                                           dem 10. November 2014 erteilt wurde, nicht mehr
              Die Zuständigkeit für die Glücksspielregulierung             betrieben werden. Am 10. November 2019 wird eine
              liegt ganz überwiegend bei den Bundesländern.                weitere Verschärfung in Kraft treten: Von diesem
              Grundlage für die Regulierung auf Länderebene ist            Zeitpunkt an dürfen in Gaststätten nur noch
              der Glücksspielstaatsvertrag. Dieser formuliert das          höchstens zwei (statt bisher drei) Geldspielgeräte
              Ziel, das Entstehen von Spielsucht zu verhindern             aufgestellt werden.
              und durch ein begrenztes Glücksspielangebot
              Voraussetzungen für eine wirksame Suchtpräven-               Mit dem Ablauf der Übergangsfrist müssen Spielhal-
              tion zu schaffen.                                            len seit dem 1. Juli 2017 die Vorgaben der Spielhal-
                                                                           lengesetze über die Mindestabstände einhalten.
              Das Glücksspiel erfordert differenzierte Maßnah-             Deren Umsetzung stellt die Vollzugsbehörden vor
              men für die einzelnen Glücksspielformen, die                 erhebliche Herausforderungen. Denn zu entschei-
              spezifische Sucht-, Betrugs-, Manipulations- und             den ist, welche Kriterien bei der Auswahlentschei-
              Kriminalitätspotenziale berücksichtigen.                     dung unter Spielhallen anzuwenden sind, die den
                                                                           geforderten Mindestabstand zueinander nicht
              Zu regeln sind auch Art und Umfang der Werbung               einhalten. Diese Frage ist bereits Gegenstand
              für Glücksspiele, die sich an diesem Ziel ausrichten         zahlreicher Rechtsstreitigkeiten in den Ländern.
              müssen. Alle Bundesländer haben dafür eine
              gemeinsame Werberichtlinie erlassen. Die konkrete            Die Ministerpräsidentenkonferenz hatte 2016 neue
              Gestaltung der Werbung sollte das spezifische                Regelungen im Glücksspielstaatsvertrag zum Thema
              Gefährdungspotenzial des beworbenen Glücksspiel-             Sportwetten beschlossen, die mehr Rechtssicherheit
              produkts berücksichtigen.                                    für Sportwettanbieter und Spieler bieten sollten. Sie
                                                                           waren Gegenstand des Zweiten Glücksspielände-
              Der Glücksspielstaatsvertrag ist immer im Zusam-             rungsstaatsvertrags. Diese Änderungen konnten
              menhang mit den Spielhallengesetzen der Länder zu            allerdings nicht wie vorgesehen zum 1. Januar 2018
              sehen, die die Zulassung von Spielhallen regeln. Für         in Kraft treten, da der Änderungsstaatsvertrag nicht
              die Geldspielautomaten selbst gilt die sogenannte            wie erforderlich von allen Ländern ratifiziert wurde.
              Spielverordnung; der einzige Bereich, für den der            Die Ministerpräsidentenkonferenz sucht nunmehr
              Bund zuständig ist.                                          nach einer Lösung, der alle Länder zustimmen
                                                                           können.
              Die Spielverordnung regelt die Anforderungen an
              Geldspielgeräte, die diese bei der Bauartzulassung
              und der Aufstellung erfüllen müssen. Mit der
              Novellierung der Spielverordnung im Jahr 2014                  Weiterlesen
              wurden die Anforderungen an Geldspielgeräte                    Aktuelle Projekte zu Glücksspiel finden Sie in
              weiter verschärft, um den Spieler- und Jugendschutz            Kapitel 4 „Projekte, Studien, Initiativen“.
              zu verbessern. Nach dem 10. November 2018 dürfen
Glücksspiel
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                                            mit Medien sowie die Problematik des „exzessiven                strukturiert bereitzustellen und der Praxis medien-
                                            Spielens“ sind dabei wichtiger Bestandteil in                   pädagogische Materialien an die Hand zu geben.
                                            zahlreichen Projekten.
                                                                                                            www.digitale-spielewelten.de
                                            Ziel der Plattform ist es, für Akteure aus Pädagogik,
                                            Wissenschaft, Wirtschaft (Games-Branche) und                    Gefördert durch: Bundesministerium für
                                            Politik an zentraler Stelle Wissen, Erfahrungen und             Verkehr und digitale Infrastruktur
                                            Ideen rund um digitale Spiele zu bündeln,

                                            Pathologisches Glücksspiel

                                            Früherkennung von Problemspielern an Geldspiel-                 Beobachtungsdaten des Personals abgeglichen.
                                            automaten: Praxistest zur Validierung eines                     Zusätzlich werden Merkmale der teilnehmenden
                                            Screening-Instruments                                           Gäste, des Personals und der Spielstätten erhoben.
                                                                                                            Anhand der Daten sollen der Cut-Off-Wert für
                                            Pathologisches Glücksspiel hat gravierende Folgen               problematisches Spielverhalten und die damit
                                            für die Betroffenen, ihr Umfeld und die Gesellschaft.           verbundene Sensitivität und Spezifität des Instru-
                                            Besonders risikobehaftet ist das Automatenspiel                 mentes geprüft werden. Zugleich gilt es, die Hand-
                                            durch eine hohe Ereignisfrequenz und Verfügbarkeit              habbarkeit des Screening-Instruments in der Praxis
                                            (Meyer & Bachmann, 2017). 72,2 Prozent der Spiele-              zu testen.
                                            rinnen und Spieler, die 2015 in ambulanten Sucht-
                                            beratungsstellen betreut wurden, spielten an                    Zunächst wurden dem teilnehmenden Spielstätten-
                                            Geldspielautomaten. Insgesamt sind 267.000                      personal in Schulungen Ziel und Ablauf der Studie
                                            Automaten in Spielhallen und gastronomischen                    vermittelt. Im Anschluss hat das Personal das
Computerspiel-/Internetabhängigkeit

                                            Betrieben aufgestellt (Meyer, 2017). Im Rahmen des              Screening-Instrument in vierstündigen Erhebungs-
                                            Spielerschutzes sind die Betreiber verpflichtet, bei            terminen eingesetzt, während die Gäste von den
                                            problematischem Spielverhalten ihrer Gäste                      wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
                                            einzugreifen. Das von Hayer et al. (2013) entwickelte           tern der Studie befragt wurden. In der Datenanalyse
                                            Screening-Instrument zur Früherkennung von                      werden Beobachtungs- und Befragungsdaten
                                            Problemspielerinnen und -spielern in Spielhallen                miteinander abgeglichen, Einflussvariablen über-
                                            stellt dazu 18 beobachtbare Kriterien zur Verfügung.            prüft und das Feedback des Spielstättenpersonals
                                                                                                            ausgewertet. Der Projektbericht und eine entspre-
                                            Die Studie, finanziert vom Bundesministerium für                chende Publikation der Ergebnisse sind für den
                                            Gesundheit und dem Land Bremen, prüft die                       Herbst 2018 geplant.
                                            Validität und Handhabbarkeit des Screening-Instru-
                                            mentes. Dazu werden im Kern die Selbstberichts-                 Gefördert durch: Bundesministerium für
                                            daten von Gästen in Spielstätten mit den                        Gesundheit

                                                                                                                                                                  Glücksspiel
                                                                                          Projekte, Studien, Initiativen
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              Spielen mit Verantwortung                                    Das Internetportal bietet Informationen zu einzel-
                                                                           nen Glücksspielen und zur Glücksspielsucht. Ein
              Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung            ähnlich niedrigschwelliges Angebot ist die BZgA-­
              (BZgA) führt seit 2007 in Kooperation mit dem                Telefonberatung zur Glücksspielsucht unter der
              Deutschen Lotto- und Totoblock (DLTB) bundeswei-             kostenlosen Telefonnummer 0800-1372700.
              te Maßnahmen zur Prävention von Glücksspiel-
              sucht durch. Mit der Kampagne „Spiel nicht bis zur           www.spielen-mit-verantwortung.de
              Glücksspielsucht“ steht ein Präventionsangebot zur
              Frühintervention zur Verfügung.                              Durchgeführt von der Bundeszentrale für
                                                                           gesundheitliche Aufklärung

              check-dein-spiel.de                                          Glücksspielangebote zu erkennen und somit
                                                                           verantwortungsvoll und selbstkritisch zu spielen.
              Das seit 2007 bestehende Internetangebot der                 Das Materialset zum Thema „Sportwetten“ richtet
              Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung                sich vor allem an die Risikogruppe der jungen
              (BZgA) bietet neben einem Wissenstest und einem              Männer im Alter zwischen 18 und 25 Jahren. Das
              ausführlichen Selbsttest ein interaktives Online-Be-         Materialset ist in englischer, französischer, russi-
              ratungsprogramm zum Ausstieg aus der Glücks-                 scher, türkischer und arabischer Sprache erhältlich
              spielsucht. Die webbasierte Beratung umfasst                 und kann vor allem auch bei der Arbeit mit zuge-
              Funktionen wie ein Glücksspiel-Tagebuch oder ein             wanderten Menschen eingesetzt werden.
              wöchentliches Therapeuten-Feedback, durch das
              seit 2007 ca. 1.700 Personen erreicht wurden. Rund           Zudem verlinkt der Internetauftritt auf eine tür-
              195.000 Personen haben in diesem Zeitraum am                 kischsprachige Online- und Telefonberatung.
              Selbsttest teilgenommen und eine individualisierte           Schriftliche Informationsmaterialien werden an die
              Auswertung mit persönlich zugeschnittenen                    Zielgruppen der von Glücksspielsucht betroffenen
              Hilfeempfehlungen zu ihrem Spielverhalten                    Jugendlichen, Erwachsene und Angehörige
              bekommen.                                                    abgegeben.

              Wichtiger Ausgangspunkt für die Prävention von               www.check-dein-spiel.de
              Glücksspielsucht ist außerdem die Bereitstellung
              von Informationen für die Bevölkerung. Die Nutzer            Durchgeführt von der Bundeszentrale für
              und Nutzerinnen von Glücksspielangeboten sollen              gesundheitliche Aufklärung
              befähigt werden, mögliche Gefahren einzelner
Glücksspiel

                                                                                                                                  Projekte, Studien, Initiativen
196                                                                                                                  197

              Pathologisches Glücksspiel                                                                                          onlineverzockt.de                                               Arbeitslosigkeit.“ Das neue Angebot onlineverzockt.
                                                                                                                                                                                                  de wurde primär für diese Zielgruppen entwickelt.
                                                                                                                                  onlineverzockt.de ist der neue Wegweiser zu
                                                                                                                                  Hilfsangeboten für Online-Glücksspieler entspre-                Das zentrale Element bei onlineverzockt.de ist die
                                                                                                                                  chend ihrer Gefährdungslage von der Landesstelle                interaktive Internetseite. Nutzer und Nutzerinnen
              Glüxxit – Wer nicht zockt, gewinnt!                            Materialien enthält, die im Unterricht eingesetzt    für Suchtfragen Schleswig-Holstein e. V.                        können einen Online-Selbsttest machen und
                                                                             werden oder als Unterstützung für Beratungsge-                                                                       bekommen entsprechend ihren Angaben eine
              Glüxxit ist ein NRW-weites zielgruppenorientiertes             spräche dienen können.                               Immer mehr Menschen nutzen die Möglichkeit zum                  Rückmeldung zu ihrem Glücksspielverhalten. Der
              Präventionsprojekt der Landeskoordinierungsstelle                                                                   Online-Glücksspiel (Sportwetten, Poker, Slot                    Test orientiert sich an den Kriterien des DSM-5 zur
              Glücksspielsucht NRW in Kooperation mit den                    Zum Einsatz kommen außerdem eine von der             Machines etc.). Mittlerweile kommen die ersten                  Diagnostik einer glücksspielbezogenen Störung,
              Schwerpunktberatungsstellen Glücksspielsucht in                Schwerpunktberatungsstelle Herford entwickelte       reinen Online-Glücksspieler in die Fachberatungs-               wobei die Fragen in einfacher Sprache formuliert
              Herford, Neuss und Unna. Es richtet sich sowohl an             Glüxxbox und ein von der Schuldnerhilfe Essen        stellen Glücksspielsucht, da sie finanzielle, familiäre         wurden bzw. die Thematik anhand kurzer Videos
              Schülerinnen und Schüler in Berufskollegs als auch             konzipiertes computergestütztes interaktives Quiz    oder berufliche Probleme durch ihren Online-Spiel-              verdeutlicht wird. Es muss also kaum gelesen
              an Lehrerinnen und Lehrer, Schulsozialarbeiterin-              namens „Quiz-Event“. Beides kann von Schulen         konsum bekommen haben.                                          werden. Auch die individuelle Rückmeldung anhand
              nen und -arbeiter, Schulpsychologinnen und                     ausgeliehen und im Unterricht eingesetzt werden.                                                                     der fünf möglichen Ergebnisse (problemlos, erste
              -psychologen sowie Präventionsfachkräfte.                      Die Glüxxbox enthält umfangreiche Materialien, mit   Dabei wurde auf das Thema bereits im Drogen- und                Auffälligkeiten, leichte, mittlere und schwere
                                                                             denen pädagogische Fachkräfte mit Jugendlichen       Suchtbericht 2013 hingewiesen: „Bezogen auf                     Störung) wurde auf das Wesentliche reduziert. Es
              Ausgangspunkt des Projektes sind konkrete Hand-                präventiv zum Thema Glücksspiel und Glücksspiel-     einzelne Glücksspiele finden sich Problemspieler am             wurde zudem darauf geachtet, dass die Hilfsmög-
              lungsempfehlungen, die aus den Ergebnissen der                 sucht arbeiten können.                               häufigsten unter den Befragten, die Online-Poker                lichkeiten (Verhaltenstipps, Onlinehilfen und
              Studie „Konsum von Glücksspielen bei Kindern und                                                                    und Geldspielautomaten genutzt haben.“ und                      Telefonnummern) einfach in Anspruch genommen
              Jugendlichen in NRW“ der Universitätsmedizin                   Beim Quiz-Event gibt es neben Wissens- und           „Statistische Analysen ergeben als Risikofaktoren für           werden können.
              Mainz (2014) abgeleitet wurden. Berufsschülerinnen             Einschätzungsfragen auch Fragen, die zur Auseinan-   Problemspielverhalten männliches Geschlecht,
              und -schüler weisen – im Vergleich zu Schülerinnen             dersetzung mit dem Thema Glücksspielsucht            junges Erwachsenenalter, einen niedrigen Bildungs-              www.onlineverzockt.de
              und Schülern anderer Schulformen – doppelt so                  anregen. Die Teilnehmenden sehen in Echtzeit wie     abschluss, Migrationshintergrund sowie
              häufig ein problematisches und gefährdendes                    abgestimmt wurde und wo sie aktuell stehen. Zwi-
              Glücksspielverhalten auf.                                      schen den Frageblöcken bieten Einspielfilme mit
                                                                             O-Tönen von Glücksspielern und Experten Ab-
              Ziel des Projektes Glüxxit ist es, für die Gefahren zu         wechslung. Das Quiz wurde in Schulklassen getestet
              sensibilisieren, die von der Teilnahme an Glücks-              und erweist sich als sehr beliebt.
              spielen für junge Menschen ausgehen. Dazu erhal-
              ten die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren im              Im Projektjahr 2018/2019 ist ein Videowettbewerb
              Rahmen verschiedener Schulungen Informationen                  zum Thema „Wenn das Zocken keinen Spaß mehr
              rund um das Thema Glücksspiel. Hierbei geht es                 macht!“ geplant. Schülerinnen und Schüler haben so
              sowohl um die Gefährdungspotentiale verschiede-                die Möglichkeit, sich kreativ mit den Risiken
              ner Glücksspielangebote als auch um das Erkennen               auseinanderzusetzen, die mit der Glücksspielteil-
              von Anzeichen für problematisches Glücksspielver-              nahme verbunden sind. Die Anmeldung erfolgt über
              halten sowie die Darstellung des (regionalen)                  die Homepage des Projektes.
              Präventions- und Beratungsangebotes.
                                                                             www.gluexxit.de
              Außerdem stellt das Projekt auf der Internetseite
              eine Datenbank zur Verfügung, die zahlreiche                   www.gluecksspielsucht-nrw.de
Glücksspiel

                                                           Drogen- und Suchtbericht 2018                                                                                        Projekte, Studien, Initiativen
Pressemitteilung                                                       Hausanschrift
18. Oktober 2018                                                       Friedrichstraße 108, 10117 Berlin
Seite 1 von 2                                                          Postanschrift
                                                                       11055 Berlin
                                                                       Tel. +49 (0)30 18441-2241
                                                                       Fax +49 (0)30 18441-4960
Drogen- und Suchtbericht 2018 erschienen                               saskia.solar@bmg.bund.de
                                                                       www.drogenbeauftragte.de

Drogenbeauftragte Mortler: „Sucht bedeutet eine
gesamtgesellschaftliche Herausforderung,
der wir uns nur gemeinsam stellen können!“

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler,
hat heute in der Bundespressekonferenz den neuen Drogen- und
Suchtbericht vorgestellt. Der aktuelle Bericht ist eine umfassende
Bestandsaufnahme zur Verbreitung des Suchtmittelkonsums in
Deutschland und gibt einen Überblick über alle neuen gesetzlichen
Regelungen und Projekte im Themenfeld Drogen und Sucht.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler:
„Während es weiter positive Entwicklungen bei den Kindern und
Jugendlichen beim Tabak- und Alkoholkonsum zu verzeichnen gibt,
sehen wir bei den neuen Produkten wie E-Zigaretten, Wasserpfeifen
und Co. einen klaren Aufwärtstrend, sowohl bei Jugendlichen als
auch bei den Erwachsenen. Hier müssen wir das Präventionsangebot
weiter ausbauen. Auch Alkohol wird in Deutschland noch deutlich zu
viel und vor allem viel zu gedankenlos getrunken. Das müssen wir
ändern, denn für Viele bedeutet Alkohol ein echtes Problem.“

Durch die Folgen des Alkoholkonsums entstehen pro Jahr
volkswirtschaftliche Kosten in Höhe von knapp 40 Milliarden Euro.
Jeder sechste in Deutschland trinkt Alkohol in einem gesundheitlich
schädlichen Ausmaß. Auch der Cannabiskonsum bei Jugendlichen
und jungen Erwachsenen stieg leicht an.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler:
„Der neue Drogen- und Suchtbericht zeigt deutlich, vor welchen
Herausforderungen wir in Deutschland im Bereich
Suchtmittelkonsum stehen, aber auch, wieviel wir bei Prävention
und Gesetzgebung bisher erreicht haben. Ob Cannabis als Medizin,
das Präventionsgesetz oder die Novellierung des Substitutionsrechtes
18. Oktober 2018
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– all diese Schritte waren richtig und wichtig für unser Land! Jedoch
können wir noch nicht sagen: Wir sind am Ziel. Ich will weniger
Alkoholkonsum, weniger Drogentote, weniger Raucher und mehr
Hilfe für Kinder aus suchtbelasteten Familien! Es gibt noch viel zu
tun – für mich als Drogenbeauftragte, aber auch für Alle. Jeder kann
und muss hier einen Beitrag leisten!“

Die Drogenbeauftragte rief dazu auf, Drogen- und
Suchterkrankungen nicht ausschließlich in Fachkreisen zu
diskutieren. Ziel muss es sein, das gesamtgesellschaftliche
Bewusstsein für dieses Thema zu erweitern und aufzuzeigen, dass
Sucht Auswirkungen auf nahezu alle Lebenswelten hat. Ob
Wirtschaft, Sport, Medien oder Kommune: Suchterkrankungen
stellen nicht nur die Betroffenen und deren Angehörige, sondern
Deutschland insgesamt vor Herausforderungen. Dies ist auch der
Schwerpunkt der diesjährigen Jahrestagung der Drogenbeauftragten:
„Stadt, Land, Sucht – Wer übernimmt Verantwortung?“

Informationen und Anmeldung zur Jahrestagung am 7. November in
Berlin unter: www.stadtlandsucht.de

Erhältlich ist der Drogen- und Suchtbericht 2018 als Printversion,
zum Download oder wie erstmals im vergangenen Jahr auch als
Flipbook.

Weitere Informationen unter:
www.drogenbeauftragte.de
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