Drogen- und Suchtbericht - AUSZUG - games & business
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4 5 Inhaltsverzeichnis 1 | Vorwort 6 Stichwortverzeichnis 214 2 | Fakten, Trends, Politik 9 Datenquellen/Studien der Prävalenzdaten 216 2.1 Nationale Strategie – Die vier Säulen der Drogen- und Suchtpolitik 9 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 217 2.1.1. Suchtprävention 10 2.1.2. Beratung und Behandlung 12 Danksagung 220 2.1.3. Schadensreduzierung 20 2.1.4. Angebotsreduzierung und Strafverfolgung 23 Hinweise/Impressum 221 2.2 Suchtstoffe, Suchtformen, Regulierung 41 2.2.1. Tabak 41 2.2.2. Alkohol 56 2.2.3. Medikamente 72 2.2.4. Illegale Drogen 82 Cannabis 86 Opioide 93 Neue psychoaktive Stoffe 100 Crystal Meth 102 Kokain 103 2.2.5. Computerspiel- und Internetabhängigkeit 106 2.2.6. Pathologisches Glücksspiel 113 3 | Internationales 121 3.1. Europäische Drogen- und Suchtpolitik 121 3.2. Drogenpolitik der Vereinten Nationen 125 3.3. Internationale Entwicklungszusammenarbeit 129 4 | Projekte, Studien, Initiativen 133 4.1. Vom Bund geförderte Projekte 133 4.1.1. Suchtstoff- bzw. suchtformbezogene Projekte 133 4.1.2. Suchtstoff- bzw. suchtformübergreifende Projekte 167 4.2. Weitere Projekte 185 4.2.1. Suchtstoff- bzw. suchtformbezogene Projekte 185 4.2.2. Suchtstoff- bzw. suchtformübergreifende Projekte 197 Drogen- und Suchtbericht 2018
6 7 1 | Vorwort Erwachsenen einiges geschafft. Sie rauchen und Aktivieren, Vernetzen und Zusammenarbeiten – das trinken signifikant weniger als noch vor 20 oder werden in den kommenden Jahren meine Prioritä- 30 Jahren. Und dennoch besteht Handlungsbedarf: ten sein. 2019 werde ich die Kommunen als wesent- Die Präventionsmaßnahmen müssen noch ziel lichen Akteur der Suchtprävention und als zentra- genauer werden und auch jene Bevölkerungs len Träger der Suchthilfe in den Mittelpunkt meiner gruppen erreichen, in denen bislang noch kein Arbeit stellen. Denn fast fünf Jahre als Drogen vergleichbarer Rückgang des Tabak- und Alkohol- beauftragte haben mir mehr als deutlich gezeigt: konsums zu erkennen ist. Ohne das vielfältige Engagement vor Ort können wir in der Drogen- und Suchtpolitik wenig bewe- Wichtig ist mir zudem, dass wir uns auch in Zu- gen. Umso wichtiger ist es, genau zuzuhören, zu kunft um die Folgen exzessiver Mediennutzung unterstützen und zusammen eine am Menschen kümmern. Schon um die Chancen der Digitalisie- orientierte Drogen- und Suchtpolitik zu gestalten. rung ausschöpfen zu können, werden wir uns aktiv © Tobias Koch und offensiv den Risiken stellen müssen, die mit Es grüßt herzlich der Nutzung einiger digitaler Angebote verbunden sind. Umso mehr freue ich mich, dass wir uns in den Koalitionsverhandlungen darauf verständigen konnten, den Jugendmedienschutz zu stärken und dabei auch die Suchtrisiken digitaler Angebote zu Liebe Leserinnen und Leser, berücksichtigen. Marlene Mortler der Drogen- und Suchtbericht 2018 ist da! Das gibt jedes fünfte Kind in Deutschland hat einen Eltern- Dies alles sind wichtige Bausteine, um die Men- mir die Möglichkeit, einige Schwerpunkte meiner teil mit einem Suchtproblem. Über das Online- schen in unserem Land so gut es geht vor den zweiten Amtszeit als Drogenbeauftragte der Portal „KidKit“ kann dank der Unterstützung des Risiken von Drogen und Sucht zu schützen und die Bundesregierung zu skizzieren. Ein persönliches Bundesministeriums für Gesundheit und anderer Situation suchtkranker Menschen und ihrer Wort vorab: Ich freue mich sehr, dass ich als erste Förderer bereits heute jeder Jugendliche anonym Angehörigen weiter zu verbessern. Darüber hinaus Drogenbeauftragte der Bundesregierung die und einfach Hilfe finden. Auch sonst haben wir brauchen wir aber ein noch viel breiteres Engage- Möglichkeit habe, meine Arbeit nach einer vollen vieles angestoßen, um die Situation dieser Kinder ment nicht nur der Politik, sondern auch vieler Legislaturperiode im Amt fortzuführen. So viel wir und Jugendlichen zu verbessern. Doch bei drei anderer Akteure unserer Gesellschaft – von der in den letzten Jahren auch erreicht haben – vom Millionen betroffenen Kindern und Jugendlichen Wirtschaft über die Medien bis hin zu Schulen oder Präventionsgesetz über die neuen Möglichkeiten im Land kann das nur ein Anfang sein. Wir brau- Sportvereinen. Deshalb wird die erste Jahrestagung bei der Substitution bis zur Versorgung schwer- chen eine viel bessere Abstimmung der verschiede- meiner zweiten Amtszeit unter der Überschrift kranker Menschen mit Cannabis als Medizin – es nen Akteure des Hilfesystems. Die Bundesregierung „Stadt – Land – Sucht. Wer übernimmt Verantwor- gibt noch viel zu tun! hat deshalb auch auf meine Initiative hin eine tung?“ stehen. Wir werden uns dabei mit den Expertengruppe eingesetzt. Sie wird dem Deut- gesundheitlichen, gesellschaftlichen und ökonomi- Einen Handlungsrahmen bietet der Koalitions schen Bundestag bis zum Sommer 2019 Vorschläge schen Folgen der Sucht beschäftigen und mit der vertrag. Gleich mehrfach greift das Papier das übermitteln, wie das Zusammenwirken der Systeme Frage, wie die, die etwas ausrichten können, für Thema meines letzten Jahresschwerpunktes optimiert werden kann. Darauf können und werden Drogen- und Suchtbelange noch mehr in die „Kinder aus suchtbelasteten Familien“ auf. Ziel ist wir aufbauen! Verantwortung genommen werden können. es, die Situation der Kinder suchtkranker bezie- hungsweise psychisch kranker Eltern zu verbessern Die Koalitionspartner haben ebenfalls vereinbart, und hierzu insbesondere Schnittstellenprobleme die Tabak- und Alkoholprävention der Bundes der unterschiedlichen Hilfesysteme zu beseitigen. regierung fortzuführen und diese gezielt zu ergän- Hier muss etwas geschehen, und zwar auf allen zen. Wenn es um den Tabak- und Alkoholkonsum Ebenen, vom Bund bis in die Kommunen. Mehr als geht, haben wir gerade bei Jugendlichen und jungen Drogen- und Suchtbericht 2018 Vorwort
113 2.2.6. Pathologisches Glücksspiel Prävalenzen Hochgerechnet auf die Bevölkerung zeigen etwas Verhalten und Diagnose mehr als 500.000 Menschen in Deutschland ein problematisches bzw. pathologisches Glücksspiel kann von anderen Spielformen wie Glücksspielverhalten. beispielsweise Gesellschaftsspielen besonders über das Kriterium „Einsatz von Geld“ unterschieden Befragte mit problematischem Spielverhalten werden. Dieser Einsatz von Geld kann bei einem präferieren besonders Internet-Casinospiele, auffälligen Spielverhalten bis hin zum Kontrollver- Geldspielautomaten, Bingo und Oddset-Sportwet- lust, weitreichende negative persönliche und ten sowie das „Kleine Spiel“ in der Spielbank. gesellschaftliche Effekte haben. Betroffene Personen gefährden bei hohen finanziellen Verlusten und Ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für zwanghaftem („spielsüchtigem“) Verhalten nicht problematisches und pathologisches Glücksspielver- selten ihre finanzielle und gesellschaftliche Existenz. halten findet sich bei einem Alter bis 25 Jahre, bei Finanzielle Verluste, Abhängigkeit, psychische und niedriger Bildung (maximal Hauptschulabschluss), emotionale Belastungen, Konflikte in der Familie bei einem niedrigen Haushaltsnettoeinkommen oder am Arbeitsplatz können die Folgen sein. Das (maximal 1.500 Euro), bei jungen Männern mit pathologische (zwanghafte) Glücksspiel wurde Migrationshintergrund, einer mindestens wöchent- mittlerweile im internationalen diagnostischen lichen Spielweise sowie bei monatlichen Geldeinsät- System der International Classification of Diseases zen für Glücksspiel über 100 Euro. (ICD) der Weltgesundheitsorganisation als eigen- ständige psychische Erkrankung anerkannt. TABELLE 17 Prävalenzen des Glücksspielverhaltens bei Jugendlichen und Erwachsenen Jugendliche Erwachsene Alle Befragten Computerspiel-/Internetabhängigkeit Alter 16–17 Jahre 18–70 Jahre 16–70 Jahre Datenquelle/Jahr BZgA: Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht/2017 Teilnahme an irgendeinem Glücksspiel 37,8 % 76,4 % 75,3 % jemals weiblich 30,5 % 73,9 % 72,7 % männlich 44,4 % 78,8 % 77,8 % Teilnahme an irgendeinem Glücksspiel i. d. 15,3 % 37,9 % 37,3 % letzten 12 Monaten weiblich 11,6 % 33,6 % 33,0 % männlich 18,8 % 42,1 % 41,4 % problematisches oder pathologisches 0,63 % 0,87 % 0,87 % Glücksspiel i. d. letzten 12 Monaten Glücksspiel weiblich 0,0 % 0,54 % 0,53 % männlich 1,21 % 1,19 % 1,19 % Hinweise zur Datenquelle finden Sie im Infokasten S. 114 sowie im Anhang.
114 115 Trends Studie „Glücksspielverhalten und Glücksspiel- ABBILDUNG 52 sucht in Deutschland“ Teilnahme an irgendeinem Glücksspiel (16–70 Jahre) →→ Insgesamt ist die Glücksspielteilnahme in den Die Befragung zum Glücksspielverhalten wird seit % letzten 10 Jahren zurückgegangen. 2007 regelmäßig alle zwei Jahre von der Bundes- 86,5 87,1 86,0 90 zentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) 78,5 77,6 80 75,3 →→ Während bei den Männern der Anteil mit durchgeführt, wodurch die Entwicklung der problematischem und pathologischem Spiel- Prävalenzen auch beim pathologischen Glücksspiel 70 64,4 60,7 verhalten seit 2013 leicht zurückgegangen ist, beobachtet werden kann und gegebenenfalls 60 56,6 ist der Anteil der Frauen mit problematischem adäquate Präventionsmaßnahmen erfolgen können. 48,0 50 55,0 53,8 Spielverhalten angestiegen. Dennoch befindet Um pathologische Glücksspieler in der Befragung 50,7 42,1 identifizieren zu können, wurden alle Befragten, 40 37,8 sich dieser Anteil auf einem vergleichsweise 40,0 die in den letzten 12 Monaten vor dem Befra- 37,3 37,3 niedrigen Niveau. 30 gungszeitpunkt mindestens ein Glücksspiel 31,5 20 26,6 gespielt haben, mithilfe eines standardisierten und 24,2 →→ Bei den 16- und 17-jährigen Jungen ist seit 2013 19,9 18,2 validierten Instruments (South Oaks Gambling 10 15,3 ein leichter Anstieg des problematischen Screen – SOGS) auf pathologisches Spielverhalten Glücksspielverhaltens zu verzeichnen, während 0 hin überprüft. Hierzu werden 20 Fragen wie zum 2007 2009 2011 2013 2015 2017 bei den Mädchen die Werte weiterhin extrem Beispiel Frage 1 gestellt: „Wenn Sie spielen, wie niedrig sind. häufig versuchen Sie an einem der nächsten Tage Lebenszeit (16–70 Jahre) durch erneutes Spielen Geldverluste zurückzuge- Lebenszeit (16–17 Jahre) winnen?“. Sobald mindestens 5 der 20 Fragen mit in den letzten 12 Monaten (16–70 Jahre) bis 2011 Festnetzstichprobe, seit 2013 „Dual Frame“ Stichprobe „Ja“ beantwortet werden, wird der Befragte als in den letzten 12 Monaten (16–17 Jahre) Quelle: Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht 2017, BZgA vermutlich pathologischer Glücksspieler klassi- fiziert. Um ergänzend auch eine Symptomatik im Sinne einer vorklinischen Belastung analysieren zu können, hat es sich auch durchgesetzt, Befragte, die 3 oder 4 der 20 Fragen mit „Ja“ beantworten, als „problematisch Glücksspielende“ einzustufen. ABBILDUNG 53 Problematisches und pathologisches Glücksspielverhalten (16–70 Jahre) gesamt männlich weiblich ABBILDUNG 51 % Problematisches Glücksspielverhalten bei Jugendlichen (16–17 Jahre) 2,5 % 1,75 2,0 1,32 1,50 1,43 1,37 1,21 1,5 1,25 1,03 1,00 0,82 0,55 0,80 1,0 0,58 0,68 0,71 0,45 0,55 0,75 0,63 0,49 0,31 0,17 0,37 0,34 0,50 0,62 0,37 0,5 0,39 0,06 0,13 0,09 0,64 0,51 0,69 0,42 0,56 0,88 0,73 1,16 0,66 0,64 0,40 0,31 0,25 0,07 Glücksspiel Glücksspiel 0,28 0,19 0,18 0,47 0,25 0,00 0,00 0,0 0,00 2009 2011 2013 2015 2017 2009 2011 2013 2015 2017 2009 2011 2013 2015 2017 2009 2011 2013 2015 2017 bis 2011 Festnetzstichprobe, seit 2013 „Dual Frame“ Stichprobe pathologisch bis 2011 Festnetzstichprobe, seit 2013 „Dual Frame“-Stichprobe gesamt Jungen Mädchen Quelle: Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht 2017, BZgA problematisch Quelle: Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht 2017, BZgA
116 117 Volkswirtschaftliche Folgen unberücksichtigt, die von den Spielern selbst Umsetzung des Jugend- und Spielerschutzes in gastronomischen Betrieben getragen werden, da angenommen wird, dass diese von Raststätten und Autohöfen in Deutschland Das Angebot von Glücksspielen geht für die Freizeit- vollständig rational handeln und auch ein Spiel- spieler mit Spielfreude einher, beschert den Anbie- süchtiger mehr Spielfreude als negative Konsequen- Von Oktober 2016 bis Januar 2017 besuchten schen Spielverhalten wurde in 27,8 % der gastro- tern Unternehmensgewinne und dem Staat Steuer- zen erfährt. Weiterhin werden immaterielle (intan- Mitarbeitende des Arbeitskreises gegen Spiel- nomischen Betriebe nicht vorgehalten. einnahmen. Zugleich entstehen aus dem Angebot gible) Effekte, wie zum Beispiel das Leid von sucht e. V. 604 gastronomische Betriebe von 330 von Glücksspielen auch negative Folgen für den Spielsüchtigen und deren Angehörigen, aus der Raststätten und 170 Autohöfen in Deutschland. Aus der Studie wurde das Fazit gezogen, dass der Einzelnen und die Gesellschaft. Diese erwachsen im Analyse ausgeschlossen. Wird auf die Annahme Ziel der Begehungen war die Dokumentation des Jugend- und Spielerschutz in den gastronomi- Wesentlichen aus dem Phänomen der Spielsucht, vollständiger Rationalität zugunsten der Annahme Jugend- und Spielerschutzes an Geldspielgeräten, schen Betrieben der Raststätten und Autohöfe in durch welche das Spielverhalten zwanghaft und teilrationaler Spieler verzichtet und werden auch dem an diesen Aufstellungsorten besondere Deutschland nur unzureichend umgesetzt wird. unkontrolliert wird. Weitere negative Folgen haben immaterielle Effekte berücksichtigt, dann ergibt sich Bedeutung zukommt, da diese Betriebe von allen Die Aufsteller von Geldspielgeräten, aber auch die ihre Ursache in Begleitkriminalität wie Wettmani- ein Wohlfahrtsschaden von fast 7 Milliarden Euro Altersgruppen, also auch von Kindern und kommunalen Ordnungsbehörden, sind gefordert, pulation oder Geldwäsche. pro Jahr (Fiedler, 2016). Die verschiedenen Spielseg- Jugendlichen, frequentiert werden. geltendes Recht anzuwenden und damit den mente weisen stark unterschiedliche Effekte auf. Jugend- und Spielerschutz zu gewährleisten. Für eine gesamtgesellschaftliche Bewertung von Die Ergebnisse dieser Feldstudie wurden gemein- Glücksspielen müssen die Kosten dem Nutzen Während Lotterien aufgrund der geringen Sucht sam mit der Drogenbeauftragten der Bundesregie- Nach der Vorstellung der Studie richtete der gegenübergestellt werden. Für derlei Analysen hat gefahr eine insgesamt positive Wohlfahrtsbilanz rung, Marlene Mortler, am 30.3.2017 in Berlin Dachverband „Die Deutsche Automatenwirtschaft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine aufweisen, sind Spielautomaten in Spielhallen, vorgestellt: e. V.“ einen Runden Tisch ein. Er bestand aus den standardisierte Methodik entwickelt. Wird für Gaststätten und staatlichen Spielbanken am schäd- im Dachverband organisierten Verbänden der Deutschland eine Anzahl von 195.000 pathologi- lichsten. Solche volkswirtschaftlichen Kosten-Nut- Insgesamt waren in den 604 gastronomischen Automatenunternehmer und der Automaten- schen und 245.000 problematischen Spielern zen-Analysen sind aufgrund vieler Limitationen in Betrieben 1.567 Geldspielgeräte aufgestellt. In industrie, die Autobahn Tank & Rast Gruppe GmbH (Mittelwert über verschiedene Studien) zugrunde der Datengrundlage und zu treffender Annahmen 90,2 % der gastronomischen Betriebe waren die & Co. KG, der Vereinigung Deutscher Autohöfe gelegt, ergibt sich aus den von der WHO als relevant zwangsläufig ungenau. Trotz exakter Zahlenwerte Geldspielgeräte für Kinder und Jugendliche frei e. V., (VEDA), aus Betreibern von Autobahnrast- erachteten Effekten ein gesamtgesellschaftlicher sollten die Ergebnisse daher nur als Gradmesser zugänglich. Oftmals befanden sich Geldspielgeräte stätten und Autohöfen sowie Suchthilfeexperten. Nettoeffekt von –411 Millionen Euro pro Jahr. verwendet werden. in unmittelbarer Nähe zu Warenspielgeräten mit Begleitet wurde der Runde Tisch durch das Hierbei bleiben allerdings jegliche Kosten für Kinder attraktiven Preisen wie Plüschtieren Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, oder Regalen mit Süßigkeiten. das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie die Drogenbeauftragte der TABELLE 18 Auch die Aufstellung von Geldspielgeräten neben Bundesregierung. Kosten-Nutzen-Analyse von Glücksspiel ec-Cash-Terminals, die aus Gründen des Spieler- schutzes in Spielhallen streng verboten, aber in Im Ergebnis wurde im Mai 2018 ein Gemeinsames Berechnungsmethode Wohlfahrtseffekt (Kosten minus Nutzen) gastronomischen Betrieben nicht geregelt ist, war Papier verabschiedet, mit dem sich die teilneh- Rationale Spieler, keine intangiblen Effekte (WHO-Richtlinie) -411 Mio. Euro in mehr der Hälfte der Aufstellungsorte Realität. menden Unternehmen verpflichten, einen -4.516 Mio. Euro wirksamen Spieler- und Jugendschutz u. a. durch Rationale Spieler und intangible Effekte Die in der Spielverordnung festgelegte zusätzliche technische Maßnahmen und Schulung des Teilrationale Spieler, keine intangiblen Effekte -2.045 Mio. Euro technische Sicherung der Geldspielgeräte, die Personals zu gewährleisten. Die beschlossenen Teilrationale Spieler und intangible Effekte -6.974 Mio. Euro insbesondere das unerlaubte Spiel von Jugend- Maßnahmen sollen im September 2018 und im lichen verhindern soll, war in 91,8 % der gastrono- Dezember 2018 durch eine unabhängige Prüfung Quelle: Fiedler, 2016. mischen Betriebe ordnungswidrig nicht vorhanden kontrolliert werden. Die Ergebnisse der Prüfbe- bzw. nicht aktiviert. Das vom Gesetzgeber vorge- richte werden von den Mitgliedern des Runden schriebene Informationsmaterial zum problemati- Tisches im Anschluss evaluiert. Glücksspiel Glücksspiel
118 Neue Regelungen Geldspielgeräte mit einer Bauartzulassung, die vor dem 10. November 2014 erteilt wurde, nicht mehr Die Zuständigkeit für die Glücksspielregulierung betrieben werden. Am 10. November 2019 wird eine liegt ganz überwiegend bei den Bundesländern. weitere Verschärfung in Kraft treten: Von diesem Grundlage für die Regulierung auf Länderebene ist Zeitpunkt an dürfen in Gaststätten nur noch der Glücksspielstaatsvertrag. Dieser formuliert das höchstens zwei (statt bisher drei) Geldspielgeräte Ziel, das Entstehen von Spielsucht zu verhindern aufgestellt werden. und durch ein begrenztes Glücksspielangebot Voraussetzungen für eine wirksame Suchtpräven- Mit dem Ablauf der Übergangsfrist müssen Spielhal- tion zu schaffen. len seit dem 1. Juli 2017 die Vorgaben der Spielhal- lengesetze über die Mindestabstände einhalten. Das Glücksspiel erfordert differenzierte Maßnah- Deren Umsetzung stellt die Vollzugsbehörden vor men für die einzelnen Glücksspielformen, die erhebliche Herausforderungen. Denn zu entschei- spezifische Sucht-, Betrugs-, Manipulations- und den ist, welche Kriterien bei der Auswahlentschei- Kriminalitätspotenziale berücksichtigen. dung unter Spielhallen anzuwenden sind, die den geforderten Mindestabstand zueinander nicht Zu regeln sind auch Art und Umfang der Werbung einhalten. Diese Frage ist bereits Gegenstand für Glücksspiele, die sich an diesem Ziel ausrichten zahlreicher Rechtsstreitigkeiten in den Ländern. müssen. Alle Bundesländer haben dafür eine gemeinsame Werberichtlinie erlassen. Die konkrete Die Ministerpräsidentenkonferenz hatte 2016 neue Gestaltung der Werbung sollte das spezifische Regelungen im Glücksspielstaatsvertrag zum Thema Gefährdungspotenzial des beworbenen Glücksspiel- Sportwetten beschlossen, die mehr Rechtssicherheit produkts berücksichtigen. für Sportwettanbieter und Spieler bieten sollten. Sie waren Gegenstand des Zweiten Glücksspielände- Der Glücksspielstaatsvertrag ist immer im Zusam- rungsstaatsvertrags. Diese Änderungen konnten menhang mit den Spielhallengesetzen der Länder zu allerdings nicht wie vorgesehen zum 1. Januar 2018 sehen, die die Zulassung von Spielhallen regeln. Für in Kraft treten, da der Änderungsstaatsvertrag nicht die Geldspielautomaten selbst gilt die sogenannte wie erforderlich von allen Ländern ratifiziert wurde. Spielverordnung; der einzige Bereich, für den der Die Ministerpräsidentenkonferenz sucht nunmehr Bund zuständig ist. nach einer Lösung, der alle Länder zustimmen können. Die Spielverordnung regelt die Anforderungen an Geldspielgeräte, die diese bei der Bauartzulassung und der Aufstellung erfüllen müssen. Mit der Novellierung der Spielverordnung im Jahr 2014 Weiterlesen wurden die Anforderungen an Geldspielgeräte Aktuelle Projekte zu Glücksspiel finden Sie in weiter verschärft, um den Spieler- und Jugendschutz Kapitel 4 „Projekte, Studien, Initiativen“. zu verbessern. Nach dem 10. November 2018 dürfen Glücksspiel
164 165 mit Medien sowie die Problematik des „exzessiven strukturiert bereitzustellen und der Praxis medien- Spielens“ sind dabei wichtiger Bestandteil in pädagogische Materialien an die Hand zu geben. zahlreichen Projekten. www.digitale-spielewelten.de Ziel der Plattform ist es, für Akteure aus Pädagogik, Wissenschaft, Wirtschaft (Games-Branche) und Gefördert durch: Bundesministerium für Politik an zentraler Stelle Wissen, Erfahrungen und Verkehr und digitale Infrastruktur Ideen rund um digitale Spiele zu bündeln, Pathologisches Glücksspiel Früherkennung von Problemspielern an Geldspiel- Beobachtungsdaten des Personals abgeglichen. automaten: Praxistest zur Validierung eines Zusätzlich werden Merkmale der teilnehmenden Screening-Instruments Gäste, des Personals und der Spielstätten erhoben. Anhand der Daten sollen der Cut-Off-Wert für Pathologisches Glücksspiel hat gravierende Folgen problematisches Spielverhalten und die damit für die Betroffenen, ihr Umfeld und die Gesellschaft. verbundene Sensitivität und Spezifität des Instru- Besonders risikobehaftet ist das Automatenspiel mentes geprüft werden. Zugleich gilt es, die Hand- durch eine hohe Ereignisfrequenz und Verfügbarkeit habbarkeit des Screening-Instruments in der Praxis (Meyer & Bachmann, 2017). 72,2 Prozent der Spiele- zu testen. rinnen und Spieler, die 2015 in ambulanten Sucht- beratungsstellen betreut wurden, spielten an Zunächst wurden dem teilnehmenden Spielstätten- Geldspielautomaten. Insgesamt sind 267.000 personal in Schulungen Ziel und Ablauf der Studie Automaten in Spielhallen und gastronomischen vermittelt. Im Anschluss hat das Personal das Computerspiel-/Internetabhängigkeit Betrieben aufgestellt (Meyer, 2017). Im Rahmen des Screening-Instrument in vierstündigen Erhebungs- Spielerschutzes sind die Betreiber verpflichtet, bei terminen eingesetzt, während die Gäste von den problematischem Spielverhalten ihrer Gäste wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbei- einzugreifen. Das von Hayer et al. (2013) entwickelte tern der Studie befragt wurden. In der Datenanalyse Screening-Instrument zur Früherkennung von werden Beobachtungs- und Befragungsdaten Problemspielerinnen und -spielern in Spielhallen miteinander abgeglichen, Einflussvariablen über- stellt dazu 18 beobachtbare Kriterien zur Verfügung. prüft und das Feedback des Spielstättenpersonals ausgewertet. Der Projektbericht und eine entspre- Die Studie, finanziert vom Bundesministerium für chende Publikation der Ergebnisse sind für den Gesundheit und dem Land Bremen, prüft die Herbst 2018 geplant. Validität und Handhabbarkeit des Screening-Instru- mentes. Dazu werden im Kern die Selbstberichts- Gefördert durch: Bundesministerium für daten von Gästen in Spielstätten mit den Gesundheit Glücksspiel Projekte, Studien, Initiativen
166 Spielen mit Verantwortung Das Internetportal bietet Informationen zu einzel- nen Glücksspielen und zur Glücksspielsucht. Ein Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ähnlich niedrigschwelliges Angebot ist die BZgA- (BZgA) führt seit 2007 in Kooperation mit dem Telefonberatung zur Glücksspielsucht unter der Deutschen Lotto- und Totoblock (DLTB) bundeswei- kostenlosen Telefonnummer 0800-1372700. te Maßnahmen zur Prävention von Glücksspiel- sucht durch. Mit der Kampagne „Spiel nicht bis zur www.spielen-mit-verantwortung.de Glücksspielsucht“ steht ein Präventionsangebot zur Frühintervention zur Verfügung. Durchgeführt von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung check-dein-spiel.de Glücksspielangebote zu erkennen und somit verantwortungsvoll und selbstkritisch zu spielen. Das seit 2007 bestehende Internetangebot der Das Materialset zum Thema „Sportwetten“ richtet Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sich vor allem an die Risikogruppe der jungen (BZgA) bietet neben einem Wissenstest und einem Männer im Alter zwischen 18 und 25 Jahren. Das ausführlichen Selbsttest ein interaktives Online-Be- Materialset ist in englischer, französischer, russi- ratungsprogramm zum Ausstieg aus der Glücks- scher, türkischer und arabischer Sprache erhältlich spielsucht. Die webbasierte Beratung umfasst und kann vor allem auch bei der Arbeit mit zuge- Funktionen wie ein Glücksspiel-Tagebuch oder ein wanderten Menschen eingesetzt werden. wöchentliches Therapeuten-Feedback, durch das seit 2007 ca. 1.700 Personen erreicht wurden. Rund Zudem verlinkt der Internetauftritt auf eine tür- 195.000 Personen haben in diesem Zeitraum am kischsprachige Online- und Telefonberatung. Selbsttest teilgenommen und eine individualisierte Schriftliche Informationsmaterialien werden an die Auswertung mit persönlich zugeschnittenen Zielgruppen der von Glücksspielsucht betroffenen Hilfeempfehlungen zu ihrem Spielverhalten Jugendlichen, Erwachsene und Angehörige bekommen. abgegeben. Wichtiger Ausgangspunkt für die Prävention von www.check-dein-spiel.de Glücksspielsucht ist außerdem die Bereitstellung von Informationen für die Bevölkerung. Die Nutzer Durchgeführt von der Bundeszentrale für und Nutzerinnen von Glücksspielangeboten sollen gesundheitliche Aufklärung befähigt werden, mögliche Gefahren einzelner Glücksspiel Projekte, Studien, Initiativen
196 197 Pathologisches Glücksspiel onlineverzockt.de Arbeitslosigkeit.“ Das neue Angebot onlineverzockt. de wurde primär für diese Zielgruppen entwickelt. onlineverzockt.de ist der neue Wegweiser zu Hilfsangeboten für Online-Glücksspieler entspre- Das zentrale Element bei onlineverzockt.de ist die chend ihrer Gefährdungslage von der Landesstelle interaktive Internetseite. Nutzer und Nutzerinnen Glüxxit – Wer nicht zockt, gewinnt! Materialien enthält, die im Unterricht eingesetzt für Suchtfragen Schleswig-Holstein e. V. können einen Online-Selbsttest machen und werden oder als Unterstützung für Beratungsge- bekommen entsprechend ihren Angaben eine Glüxxit ist ein NRW-weites zielgruppenorientiertes spräche dienen können. Immer mehr Menschen nutzen die Möglichkeit zum Rückmeldung zu ihrem Glücksspielverhalten. Der Präventionsprojekt der Landeskoordinierungsstelle Online-Glücksspiel (Sportwetten, Poker, Slot Test orientiert sich an den Kriterien des DSM-5 zur Glücksspielsucht NRW in Kooperation mit den Zum Einsatz kommen außerdem eine von der Machines etc.). Mittlerweile kommen die ersten Diagnostik einer glücksspielbezogenen Störung, Schwerpunktberatungsstellen Glücksspielsucht in Schwerpunktberatungsstelle Herford entwickelte reinen Online-Glücksspieler in die Fachberatungs- wobei die Fragen in einfacher Sprache formuliert Herford, Neuss und Unna. Es richtet sich sowohl an Glüxxbox und ein von der Schuldnerhilfe Essen stellen Glücksspielsucht, da sie finanzielle, familiäre wurden bzw. die Thematik anhand kurzer Videos Schülerinnen und Schüler in Berufskollegs als auch konzipiertes computergestütztes interaktives Quiz oder berufliche Probleme durch ihren Online-Spiel- verdeutlicht wird. Es muss also kaum gelesen an Lehrerinnen und Lehrer, Schulsozialarbeiterin- namens „Quiz-Event“. Beides kann von Schulen konsum bekommen haben. werden. Auch die individuelle Rückmeldung anhand nen und -arbeiter, Schulpsychologinnen und ausgeliehen und im Unterricht eingesetzt werden. der fünf möglichen Ergebnisse (problemlos, erste -psychologen sowie Präventionsfachkräfte. Die Glüxxbox enthält umfangreiche Materialien, mit Dabei wurde auf das Thema bereits im Drogen- und Auffälligkeiten, leichte, mittlere und schwere denen pädagogische Fachkräfte mit Jugendlichen Suchtbericht 2013 hingewiesen: „Bezogen auf Störung) wurde auf das Wesentliche reduziert. Es Ausgangspunkt des Projektes sind konkrete Hand- präventiv zum Thema Glücksspiel und Glücksspiel- einzelne Glücksspiele finden sich Problemspieler am wurde zudem darauf geachtet, dass die Hilfsmög- lungsempfehlungen, die aus den Ergebnissen der sucht arbeiten können. häufigsten unter den Befragten, die Online-Poker lichkeiten (Verhaltenstipps, Onlinehilfen und Studie „Konsum von Glücksspielen bei Kindern und und Geldspielautomaten genutzt haben.“ und Telefonnummern) einfach in Anspruch genommen Jugendlichen in NRW“ der Universitätsmedizin Beim Quiz-Event gibt es neben Wissens- und „Statistische Analysen ergeben als Risikofaktoren für werden können. Mainz (2014) abgeleitet wurden. Berufsschülerinnen Einschätzungsfragen auch Fragen, die zur Auseinan- Problemspielverhalten männliches Geschlecht, und -schüler weisen – im Vergleich zu Schülerinnen dersetzung mit dem Thema Glücksspielsucht junges Erwachsenenalter, einen niedrigen Bildungs- www.onlineverzockt.de und Schülern anderer Schulformen – doppelt so anregen. Die Teilnehmenden sehen in Echtzeit wie abschluss, Migrationshintergrund sowie häufig ein problematisches und gefährdendes abgestimmt wurde und wo sie aktuell stehen. Zwi- Glücksspielverhalten auf. schen den Frageblöcken bieten Einspielfilme mit O-Tönen von Glücksspielern und Experten Ab- Ziel des Projektes Glüxxit ist es, für die Gefahren zu wechslung. Das Quiz wurde in Schulklassen getestet sensibilisieren, die von der Teilnahme an Glücks- und erweist sich als sehr beliebt. spielen für junge Menschen ausgehen. Dazu erhal- ten die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren im Im Projektjahr 2018/2019 ist ein Videowettbewerb Rahmen verschiedener Schulungen Informationen zum Thema „Wenn das Zocken keinen Spaß mehr rund um das Thema Glücksspiel. Hierbei geht es macht!“ geplant. Schülerinnen und Schüler haben so sowohl um die Gefährdungspotentiale verschiede- die Möglichkeit, sich kreativ mit den Risiken ner Glücksspielangebote als auch um das Erkennen auseinanderzusetzen, die mit der Glücksspielteil- von Anzeichen für problematisches Glücksspielver- nahme verbunden sind. Die Anmeldung erfolgt über halten sowie die Darstellung des (regionalen) die Homepage des Projektes. Präventions- und Beratungsangebotes. www.gluexxit.de Außerdem stellt das Projekt auf der Internetseite eine Datenbank zur Verfügung, die zahlreiche www.gluecksspielsucht-nrw.de Glücksspiel Drogen- und Suchtbericht 2018 Projekte, Studien, Initiativen
Pressemitteilung Hausanschrift 18. Oktober 2018 Friedrichstraße 108, 10117 Berlin Seite 1 von 2 Postanschrift 11055 Berlin Tel. +49 (0)30 18441-2241 Fax +49 (0)30 18441-4960 Drogen- und Suchtbericht 2018 erschienen saskia.solar@bmg.bund.de www.drogenbeauftragte.de Drogenbeauftragte Mortler: „Sucht bedeutet eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, der wir uns nur gemeinsam stellen können!“ Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, hat heute in der Bundespressekonferenz den neuen Drogen- und Suchtbericht vorgestellt. Der aktuelle Bericht ist eine umfassende Bestandsaufnahme zur Verbreitung des Suchtmittelkonsums in Deutschland und gibt einen Überblick über alle neuen gesetzlichen Regelungen und Projekte im Themenfeld Drogen und Sucht. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler: „Während es weiter positive Entwicklungen bei den Kindern und Jugendlichen beim Tabak- und Alkoholkonsum zu verzeichnen gibt, sehen wir bei den neuen Produkten wie E-Zigaretten, Wasserpfeifen und Co. einen klaren Aufwärtstrend, sowohl bei Jugendlichen als auch bei den Erwachsenen. Hier müssen wir das Präventionsangebot weiter ausbauen. Auch Alkohol wird in Deutschland noch deutlich zu viel und vor allem viel zu gedankenlos getrunken. Das müssen wir ändern, denn für Viele bedeutet Alkohol ein echtes Problem.“ Durch die Folgen des Alkoholkonsums entstehen pro Jahr volkswirtschaftliche Kosten in Höhe von knapp 40 Milliarden Euro. Jeder sechste in Deutschland trinkt Alkohol in einem gesundheitlich schädlichen Ausmaß. Auch der Cannabiskonsum bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen stieg leicht an. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler: „Der neue Drogen- und Suchtbericht zeigt deutlich, vor welchen Herausforderungen wir in Deutschland im Bereich Suchtmittelkonsum stehen, aber auch, wieviel wir bei Prävention und Gesetzgebung bisher erreicht haben. Ob Cannabis als Medizin, das Präventionsgesetz oder die Novellierung des Substitutionsrechtes
18. Oktober 2018 Seite 2 von 2 – all diese Schritte waren richtig und wichtig für unser Land! Jedoch können wir noch nicht sagen: Wir sind am Ziel. Ich will weniger Alkoholkonsum, weniger Drogentote, weniger Raucher und mehr Hilfe für Kinder aus suchtbelasteten Familien! Es gibt noch viel zu tun – für mich als Drogenbeauftragte, aber auch für Alle. Jeder kann und muss hier einen Beitrag leisten!“ Die Drogenbeauftragte rief dazu auf, Drogen- und Suchterkrankungen nicht ausschließlich in Fachkreisen zu diskutieren. Ziel muss es sein, das gesamtgesellschaftliche Bewusstsein für dieses Thema zu erweitern und aufzuzeigen, dass Sucht Auswirkungen auf nahezu alle Lebenswelten hat. Ob Wirtschaft, Sport, Medien oder Kommune: Suchterkrankungen stellen nicht nur die Betroffenen und deren Angehörige, sondern Deutschland insgesamt vor Herausforderungen. Dies ist auch der Schwerpunkt der diesjährigen Jahrestagung der Drogenbeauftragten: „Stadt, Land, Sucht – Wer übernimmt Verantwortung?“ Informationen und Anmeldung zur Jahrestagung am 7. November in Berlin unter: www.stadtlandsucht.de Erhältlich ist der Drogen- und Suchtbericht 2018 als Printversion, zum Download oder wie erstmals im vergangenen Jahr auch als Flipbook. Weitere Informationen unter: www.drogenbeauftragte.de
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