GFK STUDIE ZU RELEVANTEN EINZELHANDELSINDIKATOREN IN EUROPA - HUBSPOT

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GFK STUDIE ZU RELEVANTEN EINZELHANDELSINDIKATOREN IN EUROPA - HUBSPOT
GfK Studie zu relevanten
Einzelhandelsindikatoren
in Europa
GFK STUDIE ZU RELEVANTEN EINZELHANDELSINDIKATOREN IN EUROPA - HUBSPOT
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,

der Einzelhandel in Zeiten von Corona: Dominierten                     Darüber hinaus beleuchten wir in speziellen Kapiteln,
im Februar noch Ängste vor Lieferengpässen im Einzel-                  wie sich der Black Friday inzwischen als wichtigstes
handel, ausgelöst durch einen Ausfall großer Teile der                 Shopping-Event im Kalender etabliert hat, welche Rolle
Produktionskapazitäten in China, stellten sich für den                 die jeweiligen Hauptstädte der Visegrád-Staaten in ihren
stationären Einzelhandel Europas ab März neue Fragen.                  Ländern einnehmen und werfen nochmal einen geson-
Wann wird die temporäre Schließung der Einzelhandels-                  derten Blick auf den Möbeleinzelhandel in Tschechien.
geschäfte des aperiodischen Bedarfs wieder aufgehoben?                 Die gewohnten Kennzahlen zur Umsatzentwicklung des
Verschieben die Konsumenten ihre Einkäufe lediglich,                   Einzelhandels im Jahr 2019 und zur Kaufkraft runden
wechseln sie zum Onlinehandel oder revidieren sie ihre                 die Studie ab und bieten Ihnen hoffentlich eine wert-
Konsumentscheidung? Und welche Auswirkungen hat das                    volle Entscheidungsgrundlage für die Post-Corona-Zeit.
alles dauerhaft auf die Konsumneigung der Haushalte?

Angesichts der unsicheren Rahmenbedingungen und des
Redaktionsschlusses dieser Studie im April haben wir uns
entschlossen, in diesem Jahr auf eine Prognose des sta-
tionären Einzelhandelsumsatzes für 2020 zu verzichten.                 Mit freundlichen Grüßen
Stattdessen haben wir eine Themenseite zu den Auswir-
kungen von Corona auf den Einzelhandel aufgenommen,
auf der Sie Verlinkungen zu unserer GfK-Website finden.
Dort informieren wir Sie kontinuierlich über die aktu-                 Dr. Johannes Schamel
ellsten Erkenntnisse rund um dieses Thema.                             Studienleiter, Geomarketing, GfK

Impressum                                                              Inhalt
Herausgeber:
GfK GeoMarketing GmbH
Werner-von-Siemens-Str. 2-6                                        4   Covid-19-Auswirkungen
Gebäude 6508

                                                                   5
76646 Bruchsal
T +49 7251 9295 100                                                    Kaufkraft 2019
F +49 7251 9295 290
www.gfk.com/geomarketing-de
geomarketing@gfk.com                                               7   Entwicklung Verbraucherpreise 2019
Geschäftsführer:
Markus Wittmann                                                    9   Stationärer Einzelhandelsumsatz 2019
Studienleiter: Dr. Johannes Schamel
Mitwirkung: Dominique Thiel, Filip Vojtech, Nicole Stein          11   Anteil Einzelhandelsumsatz am Konsum 2019
V.i.S.d.P.:
Thomas Muranyi, Public Relations                                  13   FMCG-Handel
Layout: Nathalie Adlung

Hinweis zur Datengrundlage:
                                                                  15   Black Friday und das Weihnachtsgeschäft
Daten der EU-Kommision aus November 2019 und Februar 2020
Datenstand eigene Berechnungen: März 2020
Redaktionsschluss: April 2020                                     17   Die Hauptstädte der Visegrád-Staaten
Trendanalysen von Eurostat werden u.U. im Nachhinein angepasst.

                                                                  19   Möbeleinzelhandel in der Tschechischen Republik

                                                                                                             STUDIE – Einzelhandel Europa | 2
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Geomarketing

Fit for Tomorrow
mit Geomarketing.                                             Covid-19-Auswirkungen
                                                              Die News-Alerts und Live-Blogs
                                                              kamen im März kaum hinterher, die
                                                              Nachrichten über die Einschrän-
                                                              kungen des öffentlichen Lebens in
                                                              Europa und der Welt im Zuge der
                                                              Corona-Krise zu vermelden. Während
                                                              das Herunterfahren des öffentlichen
                                                              Lebens notgedrungen teilweise über
                                                              Nacht geschehen musste, ist der
                                                              Weg zurück ein deutlich längerer.
                                                              Der Fahrplan zur Lockerung der
                                                              Schutzmaßnahmen bestimmt dabei
                                                              wesentlich die Entwicklungsperspek-
                                                              tiven des stationären Einzelhandels.
                                                              Da sich die Rahmenbedingungen            häuser und Verbrauchermärkte          Deutschland die Umsatzverluste des
                                                              hierbei wöchentlich ändern können,       unterdurchschnittlich entwickelten.   stationären Handels sogar überkom-
                                                              sei hier auf die aktuellsten Erkennt-    Es zeigte sich zudem, dass ältere     pensieren. Falls „Work from Home“
                                                              nisse aus dem GfK-Covid-19-Res-          Personen über 65 Jahren seltener      durch die Corona-Krise dauerhaft
                                                              source-Center verwiesen.                 einkauften und ihre Ausgaben im       an Bedeutung gewinnt, könnten hier
                                                                                                       FMCG Bereich in dieser Zeit sanken,   auch mittel- bis längerfristig Poten-
                                                              Auch wenn die akute Phase der            während die Ausgaben von jüngeren     ziale entstehen.
                                                              Corona-Schutzmaßnahmen, inklusive        Altersgruppen in dieser Zeit einen
                                                              eines Lockdowns in verschiedenen         deutlichen Anstieg erfuhren.          Mit der schrittweisen Aufhebung der
                                                              europäischen Staaten, zum Zeit-                                                restriktiven Schutzmaßnahmen und
                                                              punkt der Veröffentlichung dieser        In den Niederlanden und in            der Adaption der Bevölkerung an die
                                                              Studie wahrscheinlich in dieser Form     Deutschland waren es ebenfalls        neue Situation treten jedoch mittel-
                                                              beendet ist, könnte es sein, dass sich   insbesondere die jüngeren Alters-     und langfristig die ökonomischen
      GfK White Paper                                         in dieser Zeit angestoßene Entwick-      gruppen, die sich um ihre Vorräte     Rahmenbedingungen bei den Konsu-
      Standortanalysen mit RegioGraph                         lungen zumindest in abgeschwächter       an FMCG-Gütern sorgten und diese      mentscheidungen wieder in den Vor-
      LocationAdvice in der Fitnessbranche                    Form verstetigen.                        entsprechend aufstockten, auch weil   dergrund. Die bevorstehende Rezes-
                                                                                                       der Außer-Haus-Konsum nur noch        sion lässt hier Konsumenten deutlich
      Welche Faktoren machen einen erfolgreichen Standort     In Italien verschob sich in der akuten   sehr eingeschränkt möglich war.       pessimistischer in die Zukunft schau-
      aus und welche Methoden eignen sich für eine gute       Krisenphase während des Lock-                                                  en. So sanken in Deutschland im
      Planung? Erfahren Sie am Beispiel der Fitnessbranche,   downs die Wahl der Einkaufsstätte        Auch im Bereich der technischen       März die Einkommenserwartung und
      wie die Standortanalyse der Zukunft aussieht.           zugunsten des Onlinehandels und          Konsumgüter gab es durchaus Krisen-   die Anschaffungsneigung auf den
                                                              wohnortnaher Geschäfte. So konnten       gewinner. So konnte der Online-       niedrigsten Stand seit sieben Jahren
      Jetzt kostenlos downloaden:                             Nachbarschaftsgeschäfte gewinnen,        handel im Bereich Büroausstattung     und ein weiterer Rückgang wird in
      www.gfk-geomarketing.de/fitness                         während sich die großen SB-Waren-        im Vereinigten Königreich und in      den folgenden Monaten erwartet.

                                                                                                                                                              STUDIE – Einzelhandel Europa | 4
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Geomarketing                                                                                                                          GfK Kaufkraft Europa 2019

Kaufkraft 2019

                                                                                                     +3,4%
Im Jahr vor Corona deutliche                      Innerhalb der einzelnen Staaten
Kaufkraftgewinne* für die                         waren dabei unterschiedliche Dis-
                                                  paritäten zu verzeichnen. So lag in
europäischen Verbraucher
                                                  Schweden die Pro-Kopf-Kaufkraft
Sind die baltischen Tiger zurück?                 in der einkommensstärksten Provinz                 mehr Pro-Kopf-Kaufkraft
Zumindest im Hinblick auf die                     Stockholm im vergangenen Jahr                      in EU-27
Kaufkraftentwicklung sind die bal-                nur etwa 37% über dem Wert der
tischen Staaten, die zu Beginn der                einkommensschwächsten Provinz
2000er-Jahre in Anlehnung an die                  Värmlands. Die Einwohner Lissabons
asiatischen Wachstumswunder als                   (16.167 € pro Kopf), als Bezirk mit der
Tigerstaaten bezeichnet wurden,                   höchsten Kaufkraft in Portugal, ver-
im europäischen Spitzenfeld an-                   fügen hingegen über ein Einkommen,
zutreffen. Neben einem robusten                   das 81% über dem der Einwohner von
Wirtschaftswachstum trugen Steuer-                Vila Real, dem kaufkraftschwächsten
erleichterungen und eine Anhebung                 Bezirk in Portugal, liegt.
des Mindestlohns dazu bei, dass die
Kaufkraft 2019 in Lettland (+8,5%),               In Italien sind insbesondere die
Litauen (+7,6%) und Estland (+6,0%)               nördlichen Provinzen und damit das
weit stärker wuchs als im Durch-                  wirtschaftliche Herz Italiens vom
schnitt der 27 EU-Staaten (3,4%).                 Corona-Virus betroffen. So liegen
                                                  die zehn kaufkraftstärksten Provin-
In der EU bleibt Luxemburg mit                    zen 2019 alle im Norden Italiens.                    Kaufkraft pro Kopf (EU-27)
einem verfügbaren Einkommen von                   Angeführt wurde das Feld im vergan-                17.000€
35.096 € pro Kopf unangefochtener                 genen Jahr von der Provinz Milano.                                           2019
Spitzenreiter, gefolgt von Dänemark               Rund um die Modemetropole Mai-                     16.500€
mit 26.273 €. Dahinter machte Finn-               land betrug die Pro-Kopf-Kaufkraft
                                                                                                                       2018
land einen großen Sprung nach vorne               im Jahr vor der Corona-Krise 25.077 €,             16.000€
(+6,8%) und weist nun eine Kaufkraft              womit diese fast 41 Prozent über                             2017
von 22.626 € pro Einwohner aus.                   dem Landesdurchschnitt lag.                        15.500€

* Unter Kaufkraft versteht man das verfügbare Nettoeinkommen der Bevölkerung inklusive staatlicher
Transferzahlungen wie Renten, Arbeitslosen- und Kindergeld. Von diesem verfügbaren Einkommen
bestreiten die Menschen alle ihre Ausgaben für Essen, Wohnen, Dienstleistungen, Urlaub, Ver-
sicherungen, private Altersvorsorge sowie ihre Konsumwünsche. Die Kaufkraft ist eine Prognose
und wird in nominalen Eurowerten ausgewiesen. Vergleichswerte zu Vorjahren beziehen sich auf
revidierte Werte.

5 | STUDIE – Einzelhandel Europa                                                                                                                                  STUDIE – Einzelhandel Europa | 6
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Geomarketing                                                                                                 Inflationsrate 2019

Entwicklung                                                                                                  EU-27

Verbraucherpreise 2019
                                                                                                             Belgien                                                                     1,2%
                                                                                                             Bulgarien                                                                                                                2,5%
                                                                                                             Dänemark                                                   0,7%
                                                                                                             Deutschland                                                                        1,4%
Inflation bleibt weiter unterhalb der Zielmarke von 2%                                                       Estland                                                                                                           2,3%
                                                                                                             Finnland

                                                                                 +1,4%
                                                                                                                                                                                       1,1%
Manch ein europäischer Sparer            die Inflation dennoch bei nur 1,4%                                  Frankreich                                                                       1,3%
dürfte mit dem Wechsel von Mario         in den EU-27-Staaten und damit                                      Griechenland                                        0,5%
Draghi zu Christine Lagarde an der       deutlich unter der Zielmarke der                                    Irland                                                             0,9%

Spitze der Europäischen Zentralbank      europäischen Zentralbank von 2%.                                    Italien                                                0,6%

die Hoffnung verbunden haben,                                                    Inflation in 2019 (EU-27)   Kroatien                                                         0,8%
                                                                                                             Lettland                                                                                                                        2,7%
dass sich die Zeit der Nullzinspolitik   In den zentral- und osteuropä-
                                                                                                             Litauen                                                                                                      2,2%
dem Ende neigt. Diese Erwartung          ischen Boomstaaten mit engen
                                                                                                             Luxemburg                                                                                 1,6%
dämpfte Lagarde jedoch bereits vor       Arbeitsmärkten und stark steigender                                 Malta                                                                                   1,5%
ihrem Amtsantritt im vergangenen         Kaufkraft stiegen die Preise dabei                                  Niederlande                                                                                                                     2,7%
November, als sie deutlich machte,       noch am deutlichsten. So verzeich-                                  Österreich                                                                              1,5%
den Kurs ihres Vorgängers vorerst        neten Rumänien (+3,9%), Ungarn                                      Polen                                                                                                      2,1%
beizubehalten.                           (+3,4%) und Tschechien (+2,6%) die                                  Portugal                                     0,3%

                                         höchsten Inflationsraten. Anders ist                                Rumänien                                                                                                                                                     3,9%

Dies kommt wenig überraschend.           hingegen das Bild in den vier größten                               Schweden                                                                                       1,7%
                                                                                                             Slowakei                                                                                                                          2,8%
Zwar stiegen die Preise, getrieben       Volkswirtschaften des Euro-Raums:
                                                                                                             Slowenien                                                                                      1,7%
durch Preiserhöhungen für Dienst-        Spanien (+0,8%), Italien (+0,6%),
                                                                                                             Spanien                                                          0,8%
leistungen, zum Ende des vergangen-      Deutschland (+1,4%) und Frankreich                                  Tschechien                                                                                                                 2,6%
en Jahres etwas schneller. Auf das       (+1,3%) lagen alle weit unterhalb der                               Ungarn                                                                                                                                      3,4%
Gesamtjahr 2019 betrachtet lag           Zielmarke.                                                          Zypern                                              0,5%

                                                                                                                                           0%                                    1%                                2%                               3%                     4%

                                                                                                             Verein. Königreich                                  1,8%
                                                                                                             Norwegen                                                   2,5%
                                                                                                             Schweiz                               0,4%
                                                                                                             Türkei                                                                                                                                         13,1%
                                                                                                             Ukraine                                                                                                           8,7%

                                                                                                                                            0%                                            5%                                           10%                                 15%

                                                                                                             Quelle: Europäische Kommission und International Monetary Fund

7 | STUDIE – Einzelhandel Europa                                                                                                                                                                                                                         STUDIE – Einzelhandel Europa | 8
GFK STUDIE ZU RELEVANTEN EINZELHANDELSINDIKATOREN IN EUROPA - HUBSPOT
Geomarketing                                                                                                                            Wachstumsrate des stationären Einzelhandelsumsatzes 2019

Stationärer                                                                                                                                                                   in €                                    EU-27                           in Landeswährung

Einzelhandelsumsatz 2019                                                                                                                          0,7%
                                                                                                                                                      1,2%
                                                                                                                                                                                     5,4%
                                                                                                                                                                                                                      Belgien
                                                                                                                                                                                                                     Bulgarien
                                                                                                                                                                                                                    Dänemark
                                                                                                                                                                                                                                               1,2%

                                                                                                                                                                                                                                             0,8%
                                                                                                                                                                                                                                                                     5,4%

                                                                                                                                                   0,8%                                                            Deutschland               0,8%
Solides Wachstum in ruhigeren Zeiten                                                                                                                                                        6,6%                      Estland                                               6,6%
                                                                                                                                                                 2,5%                                                Finnland                         2,5%

+2,1%
                                                             Die dynamischsten Märkte fanden       In Westeuropa sind die großen                                 2,5%                                               Frankreich                        2,5%

                                                             sich weiterhin in Osteuropa und im    Märkte deutlich heterogener.
                                                                                                                                                 0,5%                                                              Griechenland             0,5%
                                                                                                                                                                 2,6%                                                   Irland                        2,6%
                                                             Baltikum. Rumänien (+9,5%) behielt    Während in Deutschland (+0,8%)                0,5%                                                                  Italien              0,5%
                                                             weiterhin sein hohes Wachstum-        und Italien (+0,5%) die nominalen                                             5,0%                                Kroatien                                     5,0%
Umsatz des Laden-                                            stempo bei und wies eine annähernd    Wachstumsraten des stationären                                                4,9%                                 Lettland                                    4,9%

                                                             mehr als doppelt so hohe Wachs-       Einzelhandels weiterhin unterhalb                                                        6,5%                      Litauen                                              6,5%
einzelhandels in EU-27                                                                                                                                                 3,4%                                         Luxemburg                              3,4%
                                                             tumsrate auf wie das benachbarte      der Inflationsrate verharrten und                                      4,0%                                          Malta                                 4,0%
Die Ruhe vor dem Sturm: So kann                              Bulgarien (+5,4%). Der Einzelhan-     somit leichte reale Umsatzeinbußen                                 3,2%                                         Niederlande                          3,2%
man angesichts der Corona-Entwick-                           del in Estland (+6,6%) und Litauen    zu verzeichnen waren, konnte der                   1,2%                                                          Österreich                1,2%
lungen im Jahr 2020 die Umsatz-                              (+6,5%) profitierte von dem seit      Einzelhandel in Frankreich (+2,5%)                                                 5,8%                              Polen                                               6,7%
                                                                                                                                                                      3,1%                                            Portugal                          3,1%                                      11,6%
entwicklung im stationären Einzel-                           Jahren anhaltenden Anstieg der zur    und Spanien (+2,2%) auch real
                                                                                                                                                                                                          9,5%       Rumänien
handel im abgelaufenen Jahr                                  Verfügung stehenden Kaufkraft.        zulegen.                                     0,3%                                                                Schweden                               3,5%
rückblickend bewerten. Denn der                                                                                                                 0,2%                                                                 Slowakei           0,2%
stationäre Einzelhandel profitierte                                                                                                                                2,8%                                             Slowenien                          2,8%
                                                                                                                                                                2,2%                                                  Spanien                       2,2%
in vielen europäischen Staaten von
                                                                                                                                                                                 4,9%                               Tschechien                                    5,0%
robusten Arbeitsmärkten und einem                                                                                                                                                           6,4%                      Ungarn                                                         8,6%
weitgehend stabilen Konsumklima,                             Stationärer Einzelhandelsumsatz (EU-27)                                                                                 5,6%                              Zypern                                        5,6%
welches sich erst gegen Ende des                             2,30 Billionen €                                                              0%              2%           4%            6%           8%     10%                          0%       2%         4%        6%        8%         10%        12%
vergangenen Jahres leicht eintrübte.
So konnte im stationären Einzelhan-                          2,25 Billionen €                     2019

del 2019 in den EU-27-Staaten ein
                                                                                       2018
nominales Umsatzwachstum von                                 2,20 Billionen €
                                                                                                                                                                        2,8%                                      Verein. Königreich           2,0%
2,1%* erreicht werden, das damit                                                2017                                                    -1,4%                                                                        Norwegen                1,3%
leicht über der Inflationsrate lag.                          2,15 Billionen €                                                                                                 4,2%                                    Schweiz           0,3%
                                                                                                                                                                             3,7%                                       Türkei                                                            15,5%
* Alle Veränderungsraten beziehen sich auf nominale Werte,                                                                                                                                                11,3%        Ukraine          0,2%
  d.h. sind nicht inflationsbereinigt.

                                                                                                                                           -2%        0%         2%       -4%       6%       8%     10%   12%                          0%             5%             10%            15%             20%

                                                                                                                                        Quelle: GfK

9 | STUDIE – Einzelhandel Europa                                                                                                                                                                                                                                            STUDIE – Einzelhandel Europa | 10
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Geomarketing                                                                                                   Einzelhandelsanteil (%) privater Konsum 2019

Anteil Einzelhandelsumsatz
am privaten Konsum 2019
Sinkender Anteil nicht nur wegen des Onlinehandels

                                                                              -1,0%
Kann es dem stationären Einzelhan-      Mit dem Vereinigten Königreich
del angesichts eines neu erwachten      (25,9%) ist dabei ein Land aus der
ökologischen Bewusstseins in der        EU ausgeschieden, in dem die Bürger
Bevölkerung gelingen, sich in puncto    neben Deutschland (23,7%) und
Nachhaltigkeit so zu positionieren,     Griechenland (25,2%) den geringsten   Einzelhandelsanteil am
dass dies in Konkurrenz zum Online-     Anteil ihrer Konsumausgaben im        privaten Konsum (EU-27)
handel einen Wettbewerbsvorteil         stationären Einzelhandel tätigen.
darstellt? Kein leichtes Unterfangen,
denn auch der Onlinehandel reagiert,    Etwas aus dem Muster fällt
wie jüngst die Ankündigung von          Schweden. Als Land mit hohem
Amazon, bis 2040 Klimaneutralität       Pro-Kopf-Einkommen würde man
erreichen zu wollen, beweist.           erwarten, dass der Anteil des
                                        stationären Einzelhandels am Kon-
Neben dieser Konkurrenz zum Online-     sum eher gering ausfallen würde.
handel sind es auch grundlegende        Tatsächlich gehört Schweden eben-
Veränderungen im Konsummuster           so wie Finnland mit einem Anteil        Einzelhandelsanteil privater
mit einer steigenden Bedeutung von      von 35,4% bzw. 38,6% diesbezüg-            Konsum in % (EU-27)
Ausgaben für Dienstleistungen, die      lich eher zum Mittelfeld unter den    31,5%
                                                                                        2017
maßgeblich für den langfristigen        EU-Staaten. Eine Rolle dürften hier
Trend eines sinkenden Anteils des       die hohen Mehrwertsteuersätze für     31,0%
                                                                                                2018
stationären Handels an den Konsum-      Lebensmittel spielen.
ausgaben sind. Das abgelaufene Jahr                                           30,5%

bildet hiervon keine Ausnahme, sank
                                                                                                        2019
hier doch der Anteil auf 29,9%.                                               30,0%

11 | STUDIE – Einzelhandel Europa                                                                                                                             STUDIE – Einzelhandel Europa | 12
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    FMCG-Handel
    FMCG-Handel stützt                                                               Preis- und Umsatzveränderungen im                      von über 60% erreicht. Auch in
    Entwicklung des stationären                                                      Lebensmitteleinzelhandel bzw. des                      Rumänien, Zypern und Griechenland
                                                                                     weiter gefassten FMCG-Handels                          hat der FMCG-Handel eine sehr
    Einzelhandels in Westeuropa
                                                                                     sind dabei maßgeblich für die                          starke Stellung inne. Am anderen
    Der Traktor gehörte Anfang des                                                   Entwicklung des stationären Einzel-                    Ende des Spektrums befinden sich
    Jahres 2020 schon fast zum ge-                                                   handels insgesamt – immerhin macht                     die Niederlande mit einem Anteil von
    wohnten Straßenbild in deutschen                                                 er EU-weit 55% des stationären                         48,5% sowie Österreich (49,9%) und
    Städten. Viele Bauern demonstri-                                                 Einzelhandelsumsatzes aus. Dies                        Schweden (50,1%).
    erten, um auf ihre schwierige ökon-                                              wurde insbesondere in der Corona-
    omische Situation aufmerksam zu                                                  Krise angesichts der Schließung                        In Deutschland wurde im Kontext der
    machen und um unter anderem                                                      des Einzelhandels mit aperiodis-                       UTP-Richtlinie über die geringe Zahl-
    für faire Handelspraktiken zu wer-                                               chen Gütern deutlich. Hier war es                      ungsbereitschaft für Lebensmittel der
    ben. In diesem Kontext ist auch die                                              einzig der FMCG-Einzelhandel, der                      deutschen Konsumenten diskutiert.
    UTP-Richtlinie der EU-Kommission                                                 stationär überhaupt noch Umsätze                       Tatsächlich gaben die Deutschen im
    zu sehen, die im Frühjahr 2019                                                   generieren konnte, sodass Länder                       vergangenen Jahr nur 12,2% ihres
    verabschiedet wurde und für faire                                                mit einem hohen Ausgabenanteil von                     Einkommens im stationären Lebens-
    Handelsbedingungen entlang der                                                   FMCG-Gütern am stationären Einzel-                     mitteleinzelhandel aus – der niedrig-
    Lebensmittellieferkette sorgen soll.                                             handelsumsatz hier im Vorteil waren.                   ste Wert in der gesamten EU. Dieser
    Nach den Aussagen der Kommission                                                                                                        Wert bleibt auch unterdurchschnit-
    soll die Umsetzung der Richtlinie                                                Den größten Anteil am stationären                      tlich, wenn man die Höhe der verfüg-
    dabei nicht zu Preiserhöhungen im                                                Einzelhandel hat der FMCG-Han-                         baren Einkommen berücksichtigt.
    Lebensmitteleinzelhandel führen.                                                 del in Kroatien, wo er einen Wert                      Volkswirte sprechen hier vom
                                                                                                                                            Engelschen Gesetz, nach dem der
                                                          Anteil FMCG an GfK Kaufkraft                                                      Anteil der Ausgaben für Lebensmittel
                               35 %                                                                                                         mit zunehmenden Einkommen sinkt.
                                                                                                                                            Diese Regel trifft weitestgehend auf
                               30 %
                                                     HR    CY                                                                               die EU-Staaten zu.
                                             BG     HU
                                      UA
Anteil FMCG an GfK Kaufkraft

                               25 %
                                                        EE
                                                             MT                                                                             Demgegenüber geben die Finnen
                                                     LV
                               20 %
                                            RO           CZ SI                   FR
                                                                                            FI
                                                                                                                                            19,8% ihres verfügbaren Einkom-
                                                          LT PT
                                                   PL SK
                                                          EL         ES
                                                                                 BE
                                                                                                                                            mens für FMCG-Güter aus. Eine
                                             TR                                        SE              DK
                               15 %                                        IT
                                                                                      IE
                                                                                      UK                       NO
                                                                                                                         LU                 wesentliche Rolle spielen hier jedoch
                                                                                NL                AT
                                                                                                 DE
                                                                                                                                       CH
                                                                                                                                            die unterschiedlichen Sätze für die
                               10 %                                                                                                         ermäßigte Mehrwertsteuer, die für
                                                                                                                                            einen Großteil der Lebensmittel in
                                5%
                                                                                                                                            beiden Ländern gelten. Während der
                                                                                                                                            Satz in Deutschland nur 7% beträgt,
                                 0         5.000      10.000      15.000    20.000           25.000         30.000   35.000   40.000
                                                                                                                                            fällt er in Finnland mit 14% doppelt
                                                                      GfK Kaufkraft pro Einwohner
                                                                                                                                            so hoch aus.

    13 | STUDIE – Einzelhandel Europa                                                                                                                                                                                                         STUDIE – Einzelhandel Europa | 14
GFK STUDIE ZU RELEVANTEN EINZELHANDELSINDIKATOREN IN EUROPA - HUBSPOT
Geomarketing

Black Friday und das                                                                                                                                                                      Umsatzwachstum bei TCG-Güter
                                                                                                                                                                                             in der Peak Season 2019
                                                                                                                                                                                                                                                Black Friday 2019 – Komponenten des
                                                                                                                                                                                                                                                  Umsatzwachstums für TCG-Güter

traditionelle Weihnachtsgeschäft*                                                                                                                                            160%

                                                                                                                                                                             140%

Trend zu Premiumprodukten trägt zu einem Umsatzwachstum am Black Friday bei                                                                                                  120%

                                                                                                                     +105%
                                                                                                                                                                             100%
38 Milliarden Euro Umsatz in 24                            technischen Konsumgütern in den
Stunden und damit mehr Umsatz, als                         Wochen um den Black Friday und                                                                                     80%

die Rewe Gruppe in einem ganzen                            Cyber Monday mehr als doppelt so                                                                                   60%
Jahr in Deutschland mit Lebensmitteln                      viel Umsatz (+105%) generiert wie in
                                                                                                                                                                              40%
macht: Das ist die Bilanz des chine-                       einer durchschnittlichen Woche. Das                         Umsatzwachstum in den
sischen Onlinehändler-Riesens Ali-                         traditionelle Weihnachtsgeschäft fällt                      Wochen um den Black                                    20%
baba am Singles‘ Day, dem weltweit                         hier mit einem Zuwachs von +51%
                                                                                                                       Friday und Cyber Monday                                 0%
umsatzstärksten Tag im Einzelhandel.                       gegenüber einer durchschnittlichen                                                                                          DE              UK      IT         ES        FR           DE           UK        IT             ES              FR
Dabei war es Alibaba selbst, der vor                       Woche bereits deutlich ab.
                                                                                                                                                                                        Black Friday        Weihnachten        Post-              Umsatz-            Durchschnitts-            Stückzahlen-
zehn Jahren begann, den Singles‘ Day                                                                                                                                                                                           Weihnachten        veränderung        preis                     veränderung
mittels großer Rabatte systematisch                        Die Umsatzzuwächse am Black Friday                         macht Spanien besonders – denn
zum Shopping-Tag aufzubauen.                               liegen dabei in den EU-5-Staaten in                        hier bringt traditionell nicht das
                                                           vergleichbarer Größenordnung. Eine                         Christkind bzw. der Weihnachtsmann

                                                                                                                                                                                                                                                                +25%
Nach einem ähnlichen Muster wurde                          Ausnahme bildet aber Spanien. Hier                         die Geschenke, sondern die Heiligen                  Spanien ist auch das Land, in dem          Der Black Friday wird dabei oft
in den vergangenen Jahren seitens                          liegt das Umsatzplus für technische                        Drei Könige. Dementsprechend ist                     das Black Friday-Geschäft im Ver-          als der Schnäppchen-Tag im Jahr
des Einzelhandels versucht, den                            Konsumgüter am Black Friday bei                            hier das Post-Weihnachtsgeschäft                     gleich zum Vorjahr 2018 am stärk-          beworben, an dem seitens des
Black Friday als Shopping-Event in                         143% gegenüber einer durchschnitt-                         mit einem Zuwachs von 57,7%                          sten zugelegt hat (+23,5%), während        Einzelhandels ungewöhnlich hohe
Europa zu etablieren. Mit Erfolg, wie                      lichen Woche und ist damit weit                            gegenüber einer Durchschnittswoche                   in Italien und im Vereinigten König-       Rabatte gewährt werden. Insofern          Erhöhter Durchschnittspreis
Daten zu wöchentlichen Umsatz-                             höher als beim Zweitplatzierten                            bedeutender als das Weihnachts-                      reich diesbezüglich bereits eine Sät-      mag es auf den ersten Blick über-         durch Verkauf von Premium-
zahlen für technische Konsumgüter                          Italien (116%). Und noch etwas                             geschäft (+27,9%).                                   tigung eingetreten ist und im Jahres-      raschend sein, dass das Umsatz-
                                                                                                                                                                                                                                                                produkten (in Frankreich)
aus dem GfK Point of Sale Track-                                                                                                                                           vergleich nur noch ein Zuwachs von         wachstum in dieser Woche nicht
ing zeigen: Spielte das Phänomen                                                                                                                                           4,4% bzw. 5,8% zu verzeichnen war.         nur auf gestiegene Verkaufszahlen         Der Einzelhandel in Frankreich hat
Black Friday in den fünf wichtigsten                                                                                                                                                                                  zurückzuführen ist, sondern auch auf      es hierbei am besten verstanden,
europäischen Märkten Spanien,                                                                                                                                              Der Jahresvergleich verdeutlicht           einen höheren Durchschnittspreis          den Kunden von Produkten im
Frankreich, Deutschland, Italien und                                                                                                                                       außerdem, dass der Black Friday            pro verkaufter Einheit. Der Schlüssel     gehobenen bzw. Premiumsegment
Vereinigtes Königreich bis 2014/15                                                                                                                                         auch den Auftakt für das Weih-             liegt hier im Trading-Up, also dem        zu überzeugen. Hier stieg der Preis
praktisch keine Rolle, wurden be-                                                                                                                                          nachtsgeschäft bildet und in Teilen        Verkauf höherwertiger Güter in der        pro verkaufter Einheit um 25% und
reits drei Jahre später in der Black                                                                                                                                       das traditionelle Weihnachtsge-            gleichen Produktgruppe. Produkte          trug damit im Ländervergleich am
Friday-Woche ähnliche Umsätze                                                                                                                                              schäft kannibalisiert. So verzeichne-      mit ultra-flachem Design, Fern-           stärksten zum Umsatzwachstum bei.
erreicht wie im traditionellen                                                                                                                                             ten alle betrachteten Länder – mit         seher mit OLED-Technologie und            In Italien ist das Umsatzwachstum
Weihnachtsgeschäft. Im vergange-                                                                                                                                           Ausnahme Deutschlands – Umsatz-            Bildschirmgrößen über 50 Zoll oder        hingegen fast ausschließlich auf
nen Jahr wurden im Einzelhandel mit                                                                                                                                        rückgänge zwischen -0,3% und               High-Performance-Gaming-Note-             höhere Stückzahlen zurückzuführen,
                                                                                                                                                                           -10,7% in den zwei Wochen vor              books wurden dementsprechend              während der durchschnittliche Preis
* Der Black Friday bezieht sich dabei im Folgenden nicht nur auf den Freitag an sich, sondern umfasst die komplette Woche des Black Fridays sowie die komplette folgende
Cyber Week. Das traditionelle Weihnachtsgeschäft umfasst die 50. und 51. Kalenderwoche, also die beiden Wochen unmittelbar vor dem 24. Dezember.                           Weihnachten.                               überdurchschnittlich nachgefragt.         nur um 2% zulegen konnte.

15 | STUDIE – Einzelhandel Europa                                                                                                                                                                                                                                                     STUDIE – Einzelhandel Europa | 16
GFK STUDIE ZU RELEVANTEN EINZELHANDELSINDIKATOREN IN EUROPA - HUBSPOT
Geomarketing

                                                                                                                                                                                                         Tourismusflaute im Zuge von
Die Hauptstädte
                                                                                                                        gangen werden, inwiefern die Haupt-     eher untereinander vergleichbar als
                                                                                                                        städte aus nachfragestruktureller       mit Brünn, Krakau und Kosice, deren      Corona trifft Bekleidungs-
                                                                                                                        Sicht untereinander vergleichbar sind   Kaufkraftwerte sie um 20% bis 50%
                                                                                                                                                                                                         einzelhandel in Hauptstädten

der Visegrád-Staaten                                                                                                    bzw. ob sie einen Sonderstatus in
                                                                                                                        dem jeweiligen Land innehaben.
                                                                                                                                                                übersteigen. Dabei hat sich jedoch
                                                                                                                                                                der Abstand der Hauptstädte zum
                                                                                                                                                                Rest des Landes in den letzten vier
                                                                                                                                                                                                         überproportional.

                                                                                                                        Eine Sonderstellung haben die           Jahren nicht weiter vergrößert.          stellung in ihren Ländern innehaben
Dominante Zentren in ihren Ländern
                                                                                                                        Hauptstädte durch ihre Bevölke-                                                  und zum Teil eher untereinander ver-
                                                                                                                        rungs- und Touristenzahlen im Hin-      Für die Entwicklungsmöglichkeiten        gleichbar sind. Außerdem zeigt sich,
                                                                                                                        blick auf das absolute Marktvolumen.    des Einzelhandels ist jedoch die         dass sie in der Coronakrise zum Teil
                                                                                                                        So ist die Bevölkerungszahl von Bu-     Kaufkraft in bestimmten Sortimenten      vor spezifischen Herausforderungen
                                                                                                                        dapest um den Faktor 8,7 höher als      die entscheidendere Größe. Hier          stehen. So ist der Bekleidungseinzel-
                                                                                                                        in der zweitgrößten Stadt des Landes    ergibt sich ein gemischtes Bild. So      handel in Prag weit stärkeren Risiken
                                                                                                                        Debrecen. Die Bevölkerungsentwick-      liegt in Polen die Sortimentskaufkraft   ausgesetzt als sein Pendant in Brünn,
                                                                                                                        lung spricht ebenfalls für die Haupt-   für Bekleidung in Warschau um 58%        sollten die internationalen Touristen-
                                                                                                                        städte. Mit Ausnahme Budapests          über der von Krakau, in der Slowakei     ströme nach der Coronakrise nicht
                                                                                                                        gewannen sie in den vergangenen         beträgt der Unterschied zwischen         zeitnah ihr ursprüngliches Niveau
                                                                                                                        vier Jahren deutlich an Bevölkerung     Bratislava und Kosice sogar 88%.         wieder erreichen.
                                                                                                                        hinzu (Prag: +3,9%). Alle vier Städte   Für Tschechien und Ungarn sind
                                                                                                                        entwickelten sich dabei positiver als   nachfrageseitig hingegen nur geringe     Touristisches Potential spielt für
                                                                                                                        der Landesdurchschnitt und die jew-     Unterschiede zu beobachten. Die          den Möbeleinzelhandel eine unter-
                                                                                                                        eils zweitgrößte Stadt des Landes.      Ausgabenvolumina pro Kopf für            geordnete Rolle, hier sind es die
                                                                                                                                                                Bekleidung liegen in den zwei größten    endogenen Potentiale, die über

                                                                                                                               20%
                                                                                                                                                                Städten der beiden Länder jeweils nur    nachhaltige Verkaufsflächenaus-
                                                                                                                                                                ca. 10% auseinander.                     stattung entscheiden, wie dem
                                                                                                                        min.                                                                             folgenden Kapitel gezeigt wird.
                                                                                                                                                                Während also bei der Sortiments-
                                                                                                                        höhere Kaufkraft in den                 kaufkraft für Bekleidung zwischen
                                                                                                                        Visegrád-Hauptstädten im                Brünn und Prag nur geringe Unter-
The Economist stellte Ende 2019         Auch aufgrund dieser stark wachs-       in Polen ist es Warschau, in der                                                schiede zu verzeichnen sind, liegt
                                                                                                                        Vergleich zum Rest des Landes
für die vier Visegrád-Staaten Polen,    enden Kaufkraft waren die Viseg-        Tschechischen Republik fällt die Wahl                                           der Einzelhandelsumsatz Prags mit
Ungarn, Tschechien und die Slowakei     rád-Staaten ein attraktiver Markt       auf Prag und in der Slowakei auf        Auch im Hinblick auf die zweite         Bekleidung relativ zur Bevölkerung
die Frage, ob die ökonomische           für die Expansion multinationaler       Bratislava. Primark beschreitet damit   Komponente des Marktvolumens            40% über dem Brünns. Neben den
Erfolgsgeschichte, die alle vier        Einzelhändler. Jüngstes Beispiel:       einen Weg, den fast alle interna-       heben sich die vier Städte vom Rest     Stadt-Umland-Verflechtungen ist
Staaten in der jüngeren Vergangen-      Der irische Bekleidungshändler          tionalen Retailer bei ihrer Expansion   des Landes ab. Bratislava (14.428 €     es insbesondere der internationale
heit schrieben, eine Fortsetzungs-      Primark ist gerade dabei, seinen        in die Visegrád-Staaten wählen. Sie     pro Einwohner), Warschau (13.150 €      Tourismus, der für das Umsatzplus
geschichte sei. Tatsächlich kamen die   Markteintritt in die Visegrád-Staaten   entscheiden sich für die boomenden      pro Einwohner) und Prag (12.935 €       gegenüber dem endogenen
Visegrád-Bürger in den vergangenen      Polen, Tschechien und die Slowakei      Hauptstädte als Brückenköpfe und        pro Einwohner) haben Kaufkraft-         Potential sorgt.
vier Jahren in den Genuss einer stark   vorzubereiten bzw. umzusetzen.          treiben von dort die Expansion in       werte, die auf ähnlichem Niveau und
steigenden Kaufkraft, wobei ein An-     Die Frage, in welchen Städten dieser    andere Landesteile weiter voran.        im Vergleich auch über den Landes-      Diese Ausführungen verdeutlichen,
stieg des Pro-Kopf-Wertes in Ungarn     Markteintritt erfolgt, wird dabei       Aufgrund dieser Ausgangssituation       durchschnitt beispielsweise Portugals   dass die Hauptstädte der Visegrád-
besonders kräftig ausfiel (+35,8%).     wenig überraschend beantwortet:         soll im Folgenden der Frage nachge-     liegen. Sie erscheinen diesbezüglich    Staaten tatsächlich eine Sonder-

17 | STUDIE – Einzelhandel Europa                                                                                                                                                                                         STUDIE – Einzelhandel Europa | 18
Geomarketing                                                                                                    Kaufkraft für Möbel
                                                                                                                Tschechischen Republik 2019

Möbeleinzelhandel in der
Tschechischen Republik

                                                                                  218 m²
Wie in ganz Europa eröffnet IKEA         Der hohe Wert in Ostrava könnte
ab 2020 auch in Tschechien eine          auf eine Sättigung an Verkaufsfläche
Reihe von Pick-up Points, wo online      hindeuten, denn nachfrageseitig liegt
bestellte Waren von den Konsumen-        der Index der Sortimentskaufkraft
ten selbst abgeholt werden können,       für Möbel lediglich bei 94 und damit     Verkaufsfläche (pro tausend
um Lieferkosten zu sparen. Sie ver-      deutlich unter den Werten von Prag       Einwohner) in Ostrava sind
stärken damit den Wettbewerb in          (116) und Brünn (100). Auch die
                                                                                  überdurchschnittlich hoch
den sekundären und tertiären Städ-       Pendlerverflechtungen deuten nicht
ten Tschechiens, in denen sie bisher     darauf hin, dass Ostrava eine relativ
noch nicht physisch präsent waren.       gesehen stärkere Ausstrahlungskraft
                                         in das Umfeld hat als die beiden an-
Auch wenn das Beispiel IKEA zeigt,       deren Städte. So kommt Ostrava mit
dass der Omnichannel im tschechi-        einem Pendlerüberschuss von 130
schen Möbeleinzelhandel an Bedeu-        Personen pro tausend Einwohner auf
tung gewinnt, bleibt doch die Ver-       ähnliche bzw. niedrigere Werte als
kaufsflächenausstattung pro Kopf ein     Prag oder Brünn.
wesentlicher Indikator, um Angebots-
lücken bzw. auch Angebotssättigung-      Beim Blick in die regionale Vertei-
en zu identifizieren. Denn nach wie      lung der Verkaufsfläche für Möbel
vor wird ein Großteil des Umsatzes       hat Prag als einzige Stadt-Region in
im Möbeleinzelhandel im stationären      Tschechien naturgemäß eine Sonder-
Einzelhandel generiert.                  stellung und weist mit Abstand den
                                         höchsten Wert auf. Am anderen
Diesbezüglich gibt es in den drei        Ende des Spektrums findet sich die
größten Städten Tschechiens deut-        Region Vysocina, die pro Einwohner
liche Unterschiede. So weist Ostrava     jedoch weniger als ein Viertel der
mit 218 Quadratmetern Verkaufs-          Verkaufsfläche Prags im filialisierten
fläche (auf tausend Einwohner) im        Möbeleinzelhandel aufweist.
filialisierten Möbeleinzelhandel einen
mehr als doppelt so hohen Wert auf
wie Brünn (108), während Prag (157)
diesbezüglich im Mittelfeld liegt.

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