Du bist gut, so wie du bist! - Wie Jugendleiter_innen auf Diskriminierung von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Jugendlichen reagieren ...
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Du bist gut, so wie du bist! Wie Jugendleiter_innen auf Diskriminierung von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Jugendlichen reagieren können. 1
Du bist gut, so wie du bist! Wie Jugendleiter_innen auf Diskriminierung von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Jugendlichen reagieren können. INHALT Impressum Vorwort 5 Du bist gut, so wie du bist! Wie Jugendleiter_innen auf Diskriminierung von lesbischen, Diskriminierung von queeren Jugendlichen 6 schwulen, bisexuellen und trans* Jugendlichen reagieren können. Was ist Diskriminierung? 7 Herausgeber Ist ja voll schwul! 8 Landesfachstelle Hessen „Queere Jugendarbeit“ Bleichstraße 11 Psychische und physische Gewalt und sexuelle Übergriffe 9 65183 Wiesbaden www.queere-jugendarbeit.de Zuhause, in der Schule und dann noch im Verein? 10 Redaktion Alltägliche Diskriminierung 10 Klaus Bechtold, Chris Hey-Nguyen Wenn Diskriminierung unerträglich wird 11 Autor_innen Chris Hey-Nguyen Sternchen*, Unterstrich_ und „innen“?! 11 Sabine Knöß Oliver Delto Diskriminierung in verschiedenen Zusammenhängen 14 Satz und Layout Wenn man Diskriminierung beobachtet 14 Rocky Beach Studio 2. Auflage: 2.000 Exemplare Bedachtes Einschreiten 14 Wiesbaden, November 2020 Besonderer Dank für die Unterstützung bei der inhaltlichen Ausgestaltung gilt Jana Ammann, Marc Melcher, Aufmerksamkeit und Zeit 15 Simon Merz, Julia Niedermayer und Heike Zimmermann. Wenn man angesprochen wird 15 Die Landesfachstelle Hessen „Queere Jugendarbeit“ ist ein Projekt des Hessischen Jugendrings und wird durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration im Rahmen des Aktionsplans für Akzeptanz und Vielfalt gefördert. Die Situation ernst nehmen 15 Gefördert aus Mitteln des Aktionsplans für Akzeptanz und Vielfalt Diskriminierung verstehen 16 Orte der Diskriminierung 16 Kontext Elternhaus 16 Kontext Schule 21 Kontext Verband, Verein und Organisation 22 Meldepflichtige Ereignisse & Kindeswohlgefährdung 24 Informationspflicht nach Art. 13 und 14 DSGVO unter www.hessischer-jugendring.de/datenschutz Praxistipps kurz und knapp 26 3
Vorwort Lesbische, schwule, bisexuelle und trans* Jugendliche sind regelmäßig Diskriminierung ausgesetzt und stehen damit vor der Herausforderung, mit diesen Erfahrungen um- zugehen. Dabei können Ausgrenzung und Diskriminierungserfahrungen die Partizi- pations- sowie Teilhabechancen der Jugendlichen negativ beeinflussen und zu tiefen Einschnitten in der Persönlichkeitsentwicklung führen. Für die Jugendarbeit und für Jugendverbände ist es neben der Arbeit gegen Diskriminierung eine zentrale Aufgabe, von Diskriminierung betroffene Jugendliche zu unterstützen und ihnen Schutzräume zu bieten, in denen ihre Bedarfe eine besondere Beachtung finden. So entstehen Be- dingungen, in denen queere Jugendliche, wie andere Jugendliche auch, selbstbestimmt ihre Interessen entwickeln und umsetzen können. Die folgende Broschüre bietet einen Leitfaden für die Jugendarbeit im Umgang mit Diskriminierung von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Jugendlichen. Sie soll Handlungsmöglichkeiten aufzeigen und die Handlungssicherheit in der Arbeit mit den entsprechenden Formen der Diskriminierung sowie mit betroffenen jungen Menschen erhöhen. Damit richtet sie sich an Jugendleiter_innen aber auch an Funktio- när_innen in Jugendverbänden. Die Broschüre verdeutlicht das Potential, das Jugendar- beit und Jugendverbände besitzen, um queere Jugendliche aufzufangen, die Diskrimi- nierung in der Schule, der Freizeit oder im Elternhaus erleben. Sie gibt einen Überblick über die Formen, Ursachen und Wirkungsweisen von Diskriminierung und liefert gleichzeitig zahlreiche Ansätze zur Unterstützung. So kann sie sowohl im konkreten Konfliktfall als auch zur Sensibilisierung der Jugendarbeit genutzt werden. Zur Erstellung der Broschüre konnten wir auf die vielschichtige Expertise von unterschiedlichen Multiplikator_innen der Queeren Community und Fachkräften der Queeren Jugendarbeit zurückgreifen, wofür wir sehr dankbar sind. Jan Schmitz Stellvertretender Vorsitzender des Hessischen Jugendrings 4 5
geschlechtlichen oder sexuellen Identität zu bekennen. Was ist Zudem sind queere Jugendliche fast im- mer in der Unterzahl und die Gesellschaft Eindrucksvoll machen das Claudia Krell Diskriminierung? ist auf heterosexuellen Vorstellungen ba- sierend organisiert. Homosexualität oder und Kerstin Oldemeier in der Jugendstu- Transidentität werden im Schulunterricht die „Coming-out – und dann…?!“ (2017) kaum thematisiert und es gibt außerdem deutlich. Sie bietet einen guten Einblick Wenn Menschen benachteiligt, beleidigt kaum Orte, an denen sich queere Jugend- in die Coming-out-Verläufe von queeren oder herabgewürdigt werden, weil sie liche in Sicherheit untereinander treffen Jugendlichen und zeigt, wie groß die einer bestimmten Personengruppe zuge- können; dies gilt insbesondere für den Sorgen immer noch sind: hören, dann nennt man das Diskriminie- ländlichen Raum. rung. Für die Jugendarbeit sind Situati- • 74 Prozent fürchten sich vor onen, in denen ein_e Jugendliche_r z. B. Von „interaktioneller Diskriminierung“ Ablehnung durch Freund_innen beleidigt wird immer relevant. Fachkräfte spricht man z. B., wenn in der Handlung und Ehrenamtler_innen sollten immer einer Person die strukturelle Diskriminie- Diskriminierung • 69 Prozent fürchten sich vor darum bemüht sein, dass in der Jugend- rung zum Ausdruck kommt. Die Auswir- Ablehnung durch die Familie gruppe oder im Verein ein respektvoller kungen, die Diskriminierung haben kann, von queeren Umgang gepflegt wird. sind auch abhängig davon, wie, wie oft 20 Prozent fürchten sich vor und auf welche Weise Diskriminierung Jugendlichen • körperlicher Gewalt Mit Blick auf z. B. queere Jugendliche, stattfindet. weibliche Jugendliche oder Jugendliche Auch wie begründet diese Ängste sind, of Color, lohnt es sich aber darüber Lesben und Schwule dürfen heiraten, kann man der Jugendstudie entnehmen: nachzudenken, was „strukturelle Diskrimi- es gibt nun neben „männlich“ und „weib- nierung“ und „interaktionelle Diskriminie- Beispiel lich“ auch den Eintrag „divers“, in Filmen • 56 Prozent wurden nach dem Coming- rung“ bedeutet. „Strukturell“ betont, dass sieht man immer mehr Homosexuelle und out an Bildungs- und Arbeitsorten der Grund für die Diskriminierung nicht • Moritz will nichts mit Tim zu tun haben in manchen Serien sogar trans* Personen. beschimpft, beleidigt oder ausgelacht in einer individuellen Abneigung einer und beleidigt ihn, weil er die falsche Noch dazu erzählte die Bekannte, wie das einzelnen Person begründet ist, sondern Fußballmannschaft mag und deren Coming-out ihres Sohnes ganz einfach • knapp 10 Prozent wurden dort gesellschaftlich verankert ist. Trikot trägt. Tim kommt das etwas und problemlos war: „Mama, ich bin körperlich angegriffen übertrieben vor und er hat trotzdem schwul“ und damit war alles geklärt. Queere Jugendlichen leben in einer viele Freund_innen. Die hier vorliegende Broschüre richtet Gesellschaft, in der Schwulen-, Lesben-, Jetzt könnte man meinen, dass LSBT*IQ sich an Haupt- und Ehrenamtliche in der Bi- und Transfeindlichkeit weit verbreitet • Leon will nichts mit Kim zu tun haben, zu sein heute kaum noch Probleme berei- Jugendarbeit in Hessen, soll einen ersten sind und eine lange Geschichte haben. weil Kims Körper ihm „jungenhaft“ tet oder zumindest „die schwierigen Fälle“ Überblick über das Thema Diskriminierung Lesben wird z. B. abgesprochen „richtigen vorkommt, Kim aber Mädchenkleidung die Ausnahme bilden. Aussagen wie „was liefern und den Blick für die Diskriminier Sex“ haben zu können, weil Frauen als trägt und Kim sich seiner Meinung nach wollen die denn noch alles“ oder „das ist ung von queeren Jugendlichen schärfen. passives Sexualobjekt wahrgenommen „komisch“ verhält. Leon beleidigt Kim. doch heute kein Problem mehr“ bekommt So können haupt- und ehrenamtlich Aktive werden und das Wort „Schwul“ wird Kim erlebt häufig solche Situationen man regelmäßig zu hören. Während es zu wichtigen Unterstützer_innen für queere gerne als Schimpfwort genutzt. „Jungs“, und hat wenige Freund_innen. richtig ist, dass es heute deutlich mehr Jugendliche werden, die Diskriminierung die sich „mädchenhaft“ kleiden oder ver- Vorbilder für queere Jugendliche gibt, als erfahren oder vor dem Coming-out stehen. halten werden als „schwach“, „lächerlich“, noch vor einigen Jahren, fällt es Jugendli- „krank“ oder „eklig“ wahrgenommen und chen dennoch sehr schwer, sich zu ihrer gemieden oder sogar verprügelt. 6 7
Neben diesen sehr direkten Formen kann Psychische und Reflexionsfragen Beispiel Diskriminierung aber auch indirekt erfolgen. physische Gewalt und Wird eine Jugendliche immer gefragt, sexuelle Übergriffe • Wie fühlt sich Tim nach diesem ob sie „schon einen Freund hat“, ist auch • Moritz wird 18 und feiert groß Geburts- Erlebnis? das diskriminierend, weil von vornherein tag. Er hat alle aus der Jugendgruppe Körperliche Angriffe bedrohen im Ernstfall • Und wie fühlt sich Kim? ausgeschlossen wird, dass sie vielleicht eingeladen außer Kim. Als die Betreu- Leib und Leben und sind extreme Formen • Welche Auswirkungen kann das auf lesbisch oder bisexuell ist und demnach erin der Jugendgruppe fragt, wieso er der Erniedrigung. Fast 20 Prozent aller die beiden haben? keinen Freund, sondern eine Freundin hat. Kim nicht eingeladen hat, meint er nur, queeren Jugendlichen fürchten sich vor • Was könnte Kim in Zukunft befürchten dass er Kim nicht mag. Warum er Kim körperlicher Gewalt. Bei trans* und gender- und wovor könnte Kim in Zukunft ggf. Weiterhin ist es möglich, dass queere nicht mag, will er nicht sagen. diversen* Jugendlichen liegen diese Zahlen Angst haben? Jugendliche zwar nicht ausgelacht oder sogar noch höher. beleidigt werden, durch Gruppen jedoch Diskriminierung ist also die Benachteili- Ausschluss erfahren, indem sie z. B. in Reflexionsfragen Körperliche Gewalt heißt unter ande- gung und/oder Abwertung einer Person Gespräche und Aktivitäten von anderen rem angespuckt, geschlagen, getreten, oder Personengruppe, basierend auf Jugendlichen immer wieder nicht ein- • Ist es in Ordnung von Moritz, Kim so geschubst oder vergewaltigt zu werden. Wertvorstellungen, Vorurteilen, Einstel- bezogen oder mitgedacht oder sogar auszuschließen? Physische Gewalt kann Menschen lan- lungen, etc. Diskriminierung kann dabei absichtlich ausgeschlossen werden. • Warum will Moritz nicht sagen, warum ganhaltend traumatisieren und Menschen bewusst oder auch unterbewusst ausge- er Kim nicht mag? das Vertrauen nehmen, sich sicher zu übt werden. Die Schwere von Diskrimi- • Was könnten Personen aus der Gruppe fühlen. Auch, wenn Ärzt_innen und Psy- nierung wird auch maßgeblich mit davon Beispiel unternehmen, die eingeladen sind aber chotherapeut_innen queeren Menschen beeinflusst, wie stark die Auslöser/Hinter- wollen, dass Kim auch kommen darf? mit Vorurteilen begegnen, kann das ne gründe gesellschaftlich verankert sind. • Tim, Jenny und Moritz stehen vor dem gative Auswirkungen auf die Gesundheit Jugendzentrum und unterhalten sich der queeren Menschen haben. Denn strukturelle Diskriminierung … über die neuste Musik. Als Kim aus der Ferne hört, wie die anderen gut von • geschieht wiederholt Kims Lieblingsband sprechen, geht • geschieht auch Personen mit gleicher Kim auf sie zu und will mitreden. So- Zugehörigkeit regelmäßig bald Kim näher kommt, beenden die • benachteiligt Personen umfassend, anderen ihr Gespräch, wenden sich nachhaltig und in verschiedenen von Kim ab, tuscheln und kichern. Lebensbereichen Reflexionsfragen Ist ja voll schwul! • Wie fühlt sich Kim in dem Moment, in dem Verbale und nonverbale Diskriminierung sich die anderen von Kim abwenden? kommen einerseits sehr häufig vor und • Was könnten die anderen tuscheln und sind andererseits auch etwas, wovor sich wieso kichern sie? sehr viele queere Jugendliche fürchten, • Was kann Kim dagegen tun? insbesondere vor dem und im Coming- • Was können die Betreuer_innen aus dem out. Hierzu zählen Beleidigungen, Witze, Jugendzentrum tun, um Kim zu helfen? Auslachen, verletzende Blicke, usw. 8 9
Ständige Beleidigungen, Ausgrenzung lichkeit tief verankert sind, sind queere mit Situationen, von denen sie berichten, Befinden sich queere Jugendliche in oder Bloßstellung können sich jedoch Jugendliche Tag für Tag Diskriminierun- umzugehen und inwiefern davon auszu- Extremsituationen, ist sofortiges Handeln auch nachteilig auf die Gesundheit aus- gen ausgesetzt. „Alltäglich“ bedeutet also gehen ist, dass ihr körperliches und geisti- angeraten, um eine weitere Eskalation zu wirken. Man nennt diese Form der Gewalt nicht, dass Diskriminierungen verharmlost ges Wohlbefinden gefährdet ist. Max vermeiden oder um Gefahren abzuwen- auch „psychische Gewalt“. werden können, sondern regelmäßig und Annabelle befinden sich hier beide den. Auch wenn wir über Jugendliche geschehen und verletzen können. Je in Situationen, denen sie kaum aus dem reden, ist hier der Begriff der Kindeswohl- Eine besonders schlimme Form psychi- nachdem, wie schwerwiegend sich Situ- Weg gehen können. gefährdung passend: Queere Jugendliche scher Gewalt sind sogenannte „Konver- ationen alltäglicher Diskriminierung auf in Not benötigen häufig die Unterstüt- sionstherapien“. Mit ihnen wird versucht, die Jugendlichen auswirken, können sie Eltern/Sorgeberechtigte und Schule zung von anderen. Wie wichtig das ist, den queeren Menschen einzureden, dass – oft auch über einen längeren Zeitraum können sich Jugendliche häufig nicht zeigt die 4 bis 6 mal höhere Suizidrate von sich Homosexualität und Transidentität hinweg – in Extremsituationen enden. aussuchen, den Verein hingegen schon. queeren Jugendlichen. Extremsituationen überwinden lassen oder dass sie nicht Vereine und Verbände haben die Mög- zu handhaben, ist eine große Herausfor- schwul, lesbisch oder trans* sind, son- lichkeit, eine große Ressource für queere derung, die von niemandem alleine be- dern stattdessen z. B. „von einem Dämon Beispiele für alltägliche Jugendliche zu sein und tragen damit eine wältigt werden kann. Es ist hier unbedingt besessen“ sind. Es ist selbstverständlich Diskriminierung große Verantwortung. Gerade durch eine angeraten, pädagogische Fachkräfte und/ nicht möglich, die sexuelle Orientierung geschlechter- und sexualitätssensible all- oder z. B. die Vereinsleitung umgehend oder geschlechtliche Identität eines • Die Eltern von Annabelle nehmen nach tägliche Praxis können Räume geschaffen einzubeziehen. Viele Jugendverbände und Menschen zu verändern. Verfahren wie Annabelles Coming-out als Bisexuelle werden, in denen sich queere Jugendliche Vereine haben Ansprechpartner_innen „Konversionstherapien“ führen dazu, ihre sexuelle Orientierung nicht ernst sicher fühlen können und wo es ihnen für Verdachtsfälle der Kindeswohlgefähr- dass sich betroffene Personen schlecht und behaupten langanhaltend, dass es leichter fällt, zu ihrer sexuellen Orientie- dung benannt. Diese sollten einbezogen fühlen, weil ihnen eingeredet wird, dass nur eine Phase sei. Sie fordern sie auf, rung und ihrer geschlechtlichen Identität werden, wenn extreme und belastende Transgeschlechtlichkeit und/oder Homo- „den Unsinn sein zu lassen“. zu stehen. Situationen bei queeren Jugendlichen und Bisexualität verwerflich sind. Solche wahrgenommen werden. Verfahren haben dann häufig zur Folge, • In der Schule wird Max über Monate dass Personen ihre Gefühle, Identität und von anderen Schülern gemobbt, weil er Wenn Diskriminierung ihr Begehren unterdrücken. In Verbindung Moritz einen Liebesbrief geschrieben unerträglich wird mit der Abwertung, welche von Betroffe- hat. nen oft aufgenommen bzw. internalisiert Extreme Formen von Diskriminierung ha- wird, gefährden „Konversionstherapien“ • Kim wird auf öffentlichen Toiletten ben ein großes Potential für Traumatisie- die psychische Gesundheit von LSBT*IQ- stets angestarrt, weil ihr_sein Ge- rung. Was genau extrem ist und was nicht, Personen stark. schlecht nirgendwo als zugehörig hängt davon ab, wie es erlebt wird. Und angesehen wird. Zudem vermeiden die nicht nur körperliche Gewalt kann extrem anderen Jugendlichen den Kontakt. sein, sondern auch psychische, z. B. in Zuhause, in der Schule Form von Mobbing. Beachten sollte man Sternchen*, Unterstrich_ und dann noch im Verein? • Paul wird von einigen Lehrer_innen und zudem, was zuvor erlebt wurde, inwiefern und „innen“?! Alltägliche Diskriminierung Schüler_innen immer noch mit „Sophie“ sich bereits Diskriminierungserfahrungen angesprochen, obwohl er ihnen sagte, angestaut haben und wie die betreffende Um sprachliche Diskriminierung zu ver- Der Begriff des „Alltäglichen“ macht deut- dass er transgeschlechtlich ist und mit Person in der Lage ist, mit etwas umzuge- meiden bietet es sich an, u. a. das Gen- lich, dass im Alltag von queeren Jugendli- „Paul“ angesprochen werden möchte. hen. So versteht man in einem bestimmten der-Sternchen (*) oder einen Unterstrich chen häufig Diskriminierungen verborgen Moment ggf. besser, wieso ein_e Jugend- (_) zu benutzen. Dadurch kann kenntlich liegen. Dadurch, dass in der Gesellschaft Jugendleiter_innen sollten hier im Blick liche_r von etwas, dass zunächst nur wie gemacht werden, dass nicht nur Männer unter anderem Homo- und Trans*feind- haben, ob die Jugendlichen es schaffen, eine „Kleinigkeit“ wirkt, stark getroffen ist. angesprochen sein sollen, sondern auch 10 11
Frauen und genderdiverse Personen. Gerade nicht geoutet. Es spielt dabei auch keine Nicht-binär, Nonbinary, Dokumente wie Einladungen zu Veran- Rolle, ob sich eine trans* Person (schon) Genderqueer, Genderfluid staltungen haben so auf mögliche queere einer geschlechtsangleichenden Maß- Teilnehmende schon eine Signalwirkung. nahme wie einer Operation unterzogen • Es gibt Menschen, die sich nicht hat oder Hormone einnimmt. weiblich oder männlich verorten. Wichtig ist es dabei jedoch, nicht nur auf Begriffe dafür sind z. B. „genderqueer“, die Sprache zu achten, sondern im Ver- • Trans* Personen sollten immer mit dem „nicht-binär“ oder „genderfluid“. Viele ein/Verband oder der Organisation auch Lesbe, Homosexuelle Namen angesprochen werden, mit dieser Menschen identifizieren sich dementsprechend zu handeln. Spricht Schwuler, Homosexueller dem sie sich vorgestellt haben. Es ist zudem auch als trans*, also z. B. als man also genderdiverse Jugendliche unnötig und verletzend, wenn trans* „nicht-binäre trans* Person“ durch die Verwendung von Sternchen an, • Wenn eine ein_e Jugendliche_r darauf Personen nach Namen gefragt werden, sollten diese im Verband auch auf Offen- besteht nicht als „homosexuell“, sondern mit denen sie vor ihrer Transition oder • Wünschen sie sich, mit einem anderen heit und Berücksichtigung treffen. Dies als Lesbe oder als Schwuler bezeichnet ihrem Coming-out gerufen wurden. Pronomen angesprochen zu werden kann z. B. bedeuten, dass es in Vereins- zu werden, sollten Jugendleiter_innen (z. B. „sier“ statt „sie“ oder „er“ und räumen geschlechterneutrale Toiletten das respektieren und umsetzen. Wichtig Transsexuelle, Transsexueller, „ihrm“ statt „ihr“ oder „ihm“), sollte man und ein Konzept zur Unterbringung auf ist immer zu beachten, ob es denn Transsexualität sich Mühe geben, dies auch umzuset- Ferienfreizeiten gibt. Jugendleiter_innen überhaupt in einer Situation relevant ist, zen, um ein misgendern zu vermeiden. sollten zudem darauf vorbereitet sein, die sexuelle Orientierung einer Person • Diese Begriffe sollten nur verwendet souverän mit Konflikten umgehen zu zu benennen. Viele queere Jugendliche werden, wenn sich Jugendliche selbst können, welche sexuelle Orientierung erleben nach ihrem Coming-out, dass so bezeichnen oder so bezeichnet wer- und geschlechtliche Identifikation zum ihre sexuelle Orientierung entweder den wollen. Viele transidente Personen Thema haben. ignoriert oder überbetont wird. Hier gilt finden die Begriffe unzutreffend oder es, das richtige Gleichgewicht zu finden. problematisch, weil die geschlechtliche Häufig herrscht einerseits Unsicherheit Mitdenken ja, zur Schau stellen nein. Identifikation nichts mit „Sexualität“ zu darüber, wie genau über geschlechtliche tun hat. Gerade unter jüngeren trans* und sexuelle Vielfalt gesprochen wer- Trans*, Transgender, Transgeschlecht- Personen gibt es weitere Kritik an den den kann und andererseits existiert das liche Person, trans* Person, trans* Begriffen, weil sie aus der Medizin und Bewusstsein, dass Sprache diskriminieren Mann, trans* Junge, trans* Frau, trans* der (veralteten) Rechtsprechung stam- kann. Doch auch wenn niemand ger- Mädchen oder einfach „Mann“ oder men. Gleichzeitig gibt es aber auch ne jemandem auf die Füße tritt, ist das „Frau“ trans* Personen, denen die Begriffe Schweigen die falsche Lösung. Für ein sehr wichtig sind und für die diese offenes Umfeld, in dem Coming-outs leicht • Es sollte immer das Geschlecht be- Begriffe eine große Bedeutung haben. fallen, muss auf positive und wertschät- nannt werden, mit dem sich die die_der zende Weise über sexuelle und ge- Jugendliche identifiziert. Eine Person „Transition“ schlechtliche Vielfalt gesprochen werden. der bei ihrer Geburt von Eltern, Sorge- berechtigten und Ärzt_innen das • Dies ist der korrekte Begriff für den Zur einfachen Orientierung finden sich männlich Geschlecht zugewiesen Prozess in dem trans* Personen ihr folgend einige Begriffe und Sprechwei- wurde, sich aber z. B. als Frau identi- Auftreten und in vielen Fällen auch den sen, die von queeren Menschen selbst fiziert, ist demnach immer eine Frau. Körper an ihr empfundenes Geschlecht häufig verwendet werden und daher klar Es ist anzunehmen, dass sie auch vor anpassen. Begriffe wie „Geschlechts- zu bevorzugen sind: ihrem Coming-out eine Frau war und umwandlung“ sollten unbedingt ver- in der Kindheit ein Mädchen, eben nur mieden werden. 12 13
Diskriminierung in sehr stärkend empfunden werden, sich zu wehren und sich durchzusetzen. liegen, die diskriminierendes Verhalten ausgeübt haben, sondern bei der Person, verschiedenen Zusammenhängen Abhängig davon, wie in eine Situation die von diesem Verhalten betroffen wur- de. Es ist zwar sinnvoll, dafür zu sorgen, eingeschritten wird und wie die Situation dass alle etwas aus dem Konflikt lernen, ist, kann es für andere Hinweise auf die man sollte aber als allererstes schauen, sexuelle oder geschlechtliche Orientie- was die Person, die diskriminiert wurde, Diskriminierung ist nicht gleich Diskrimi- rung von beteiligten Jugendlichen geben. braucht und wie es ihr geht. nierung. Neben dem Merkmal und der Man muss immer darauf achten, queere Zugehörigkeit bzw. der Ablehnung durch Jugendliche durch ein Einschreiten nicht Dies schafft ggf. sogar Zeit, in der dieje- die Gesellschaft muss für die Jugendarbeit unfreiwillig zu outen. nigen, die das Verhalten ausgeübt haben, auch immer der jeweilige Kontext berück- darüber nachdenken können. Nach einer sichtigt werden. Sieht man, dass die_der betroffene ersten Auseinandersetzung mit ihrem Jugendliche mit der Situation überfordert eigenen Verhalten, lässt sich ggf. gut an Situationen, in denen Diskriminierung ist, empfiehlt es sich, die Situation abzu- die Gedanken anknüpfen, die sie sich stattfindet, können unterschiedlichste brechen und die_den betroffene_n Jugend- gemacht haben. Akteur_innen beinhalten (Jugendliche, Wenn man Diskriminierung liche_n aus der Situation herauszuholen. Erwachsene, Betreuer_innen, Eltern/ beobachtet Grundsätzlich ist es sinnvoll, den Jugend- Die Zeit, in der man sich um die_den Sorgeberechtigte) und in verschiedensten lichen im Verein klar zu verstehen zu Jugendliche_n kümmert, kann gut genutzt Kontexten auftreten (Verein/Verband, El- Bedachtes Einschreiten geben, dass man in der eigenen Gruppe werden, um herauszufinden, wie man der ternhaus, Schule, auf der offenen Straße). keine Homo- und Trans*feindlichkeit dul- betroffenen Person wirklich helfen kann. Während es oft, gerade bei extremen Manchmal beobachtet man direkt eine det. Dies gibt queeren Jugendlichen dann Situationen, sinnvoll ist, erfahrene Fach- Situation und ist sich unsicher, inwiefern wiederum zu verstehen, dass der Verein kräfte zu involvieren, sollen im nächsten man einschreiten soll und kann. hinter ihnen steht. Abschnitt einige Anhaltspunkte zu einer ersten Orientierung geliefert werden, Bei gefährlichen Situationen, wie einer Ist man sich doch mal unsicher wie man wenn diskriminierendes Handeln beob- physischen Auseinandersetzung, muss reagieren soll, ist es angeraten, sich mit achtet wird oder Jugendliche auf einen selbstverständlich unmittelbar eingeschrit- den queeren Jugendlichen abzusprechen zukommen und auf diskriminierendes ten werden. Und auch wenn Jugendliche und gemeinsam Strategien zu entwickeln. Verhalten aufmerksam machen. homo- und transfeindliche Dinge sagen, Es ist gerade bei weniger extremen Fällen sollte man direkt eingreifen und deutlich manchmal besser, einmal nicht direkt zu Es soll damit beispielhaft aufgezeigt zeigen, dass solche Aussagen nicht in intervenieren, als dabei gegen die Inter- Wenn man werden, wie mit verschiedenen diskrimi- Ordnung sind. Ist ein_e queere_r Jugend- essen der betroffenen Person zu handeln. angesprochen wird nierenden Vorfällen in unterschiedlichen liche_r (oder ein_e Jugendliche_r, der_dem Im Zentrum sollte immer die Frage stehen, Zusammenhängen umgegangen werden zugeschrieben wird, queer zu sein) jedoch wie die von Diskriminierung betroffene Die Situation ernst nehmen kann. Da die hier angeführten Situationen direkt in einen verbalen Konflikt involviert, Person das Verhalten der Betreuer_innen nur beispielhaft sind, sollten immer auch empfiehlt es sich, bedacht einzuschreiten. empfinden wird. Wenn sich ein_e Jugendliche_r an Jugend- die eigenen und bereits vorhandenen leiter_innen wendet und von Diskriminie- Kompetenzen einbezogen werden. Wehrt sich die_der betroffene Jugendliche Aufmerksamkeit und Zeit rung berichtet, kann es sein, dass sie_er und wirkt handlungsfähig, ist es sinnvoll sich bloß Frust von der Seele reden will, sie_ihn eher zu unterstützen, als den Kon- Nach einem Konflikt oder Vorfall sollte die ohne dass ein Einschreiten gewünscht ist. flikt direkt abzubrechen, denn es kann als Aufmerksamkeit nicht zunächst auf denen Insgesamt ist es zunächst als Vertrauens- 14 15
beweis zu verstehen, wenn ein_e Jugendli- Blick positiv erscheinen mögen, können Solche Aussagen können sich anvertrauen können. Oftmals stellt che_r eine_n Jugendleiter_in dazu auswählt, diskriminierend sein. Aussagen wie „Ich in diesem Moment helfen: diese Situation eine der wenigen Möglich- denn sie wird sich mit großer Wahrschein- wollte schon immer einen besten schwu- keiten dar, sich außerhalb der Schule oder lichkeit jemanden aussuchen, bei dem len Freund“ mögen sich auf den ersten • „Nein, du bist gut, so wie du bist! Familie an eine_n Gesprächspartner_in zu sie glaubt verstanden zu werden. Es ist Blick positiv anhören, verkörpern aber be- Die anderen haben einfach noch wenden. Der Vertrauensbeweis, den ein_e daher sehr wichtig zuzuhören, mitzufühlen stimmte Vorurteile, mit denen in diesem einiges zu lernen!“ Jugendliche_r durch das Suchen eines und sich Zeit zu nehmen. Etwas Direktes Beispiel Schwule, regelmäßig konfrontiert Gesprächs erbringt, ist daher zunächst im- unternehmen sollte man nur in Absprache sind. Ob sich eine Person als „bester • „Du sollst dich so verhalten, wie du mer einmal wertzuschätzen und vor allen mit der_dem betroffenen Jugendlichen, Freund“ eignet hängt schließlich nicht es für richtig hältst, ob feminin oder Dingen ernst zu nehmen. denn nicht immer wird gewünscht, dass davon ab, welche sexuelle Orientierung maskulin ist doch ganz egal. Es ist überhaupt etwas unternommen wird. die Person hat. Solchen Zuschreibungen nicht deine Schuld, dass die anderen Wird man von einer_einem Jugendlichen kann z. B. das Vorurteil unterliegen, dass solche Vorurteile haben! angesprochen, ist es wichtig, sich einen Man kann die_den Jugendliche_n aber gut sich Schwule grundsätzlich gut mit Mode Überblick über die Sachlage zu verschaffen, unterstützen, indem man sie fragt, wie auskennen und es lieben, mit Mädchen um die Situation gemeinsam mit der_dem man ihr helfen kann. Es ist auch sinnvoll, über Jungs zu sprechen. Jugendlichen einschätzen zu können. anzubieten, dass sich die_der Jugendliche Orte der Diskriminierung in Zukunft gerne wieder an einen wenden Falls man nicht versteht, warum sich Wesentlich für diese Einschätzung ist kann und man der_dem Jugendlichen ein_e queere_r Jugendliche_r in einer Kontext Elternhaus eine Schilderung dessen, wie sich die einen sicheren Rahmen bietet, in dem Situation diskriminiert fühlt, ist es beson- Probleme aus der Sicht des_der Jugend- sie_er sich weiter öffnen kann. ders wichtig, die Schuld nicht bei der von Ein unterstützendes Klima hinsichtlich der lichen darstellen. Hier sollte zunächst Diskriminierung betroffenen Person zu Themen sexueller Orientierung und ge- einmal Raum gegeben werden, sich zu In keinem Fall sollte man versuchen, die suchen. Wenn die_der Jugendliche sich auf schlechtlicher Identität im eigenen Verband äußern. Oft ist diese Möglichkeit, sich Situation klein zu reden oder versuchen, Einwände hin anfängt zu rechtfertigen, ist vermittelt Jugendlichen ein positives Selbst- jemandem Außenstehenden zu öffnen der_dem Jugendlichen zu vermitteln, dass dies ein guter Hinweis darauf, dass man bild und gibt ihnen ausreichend Rückhalt, und gehört zu werden, bereits eine große es „doch gar nicht so schlimm war“. sie_ihn gerade nicht gut unterstützt. um sich z. B. auch im Elternhaus zu outen Entlastung für die Jugendlichen. oder outen zu wollen. Mag diese Erfahrung Diskriminierung verstehen bereits im Verband überwiegend positiv Im Gespräch kann geklärt werden, Solche Aussagen sollte man gewesen sein, kann es an anderer Stelle woran sich die Ängste des_der Manchmal ist es nur eine Kleinigkeit, die unbedingt vermeiden: anders verlaufen: Die Eltern reagieren ab- Jugendlichen festmachen, und das Fass zum Überlaufen bringt und lehnend, äußern sich teilweise trans*- und wo sie_er zurzeit steht: Kleinigkeiten werden gerne übersehen. • „Es ist halt auch nicht einfach für die homofeindlich oder sind im ersten Moment Ist man in einer Situation, in der nicht anderen, du musst sie auch verstehen“ distanziert und mehr mit sich selbst be- nachvollzogen werden kann, wieso sich schäftigt. Jugendliche sind sich dieses Risi- • Hat ein Coming-out in der Familie ein_e Jugendliche_r diskriminiert fühlt oder • „Wenn du dich mal wie ein richtiger kos bewusst und so stehen in vielen Fällen bereits stattgefunden? nicht versteht, warum sie_er reagiert, wie Junge verhalten würdest, hättest du einem Coming-out in der Familie Ängste sie_er reagiert, sollte man sich zurück- auch diese Probleme nicht“ vor negativen Reaktionen im Weg. • Wird das Bedürfnis, sich zu outen nehmen und zuhören. Es sollte bedacht zurzeit so stark erlebt, dass ein werden, dass das auslösende Ereignis ggf. Falls die_der von Diskriminierung be- Ein offener, vertrauensvoller und respekt- Coming-out im Elternhaus unaus- nur eines von vielen war. Es hilft, sich die troffene Jugendliche jedoch anfängt, die voller Umgang im eigenen Verband ist ins- weichlich erscheint? alltägliche Diskriminierung von queeren Fehler bei sich zu suchen ist es ratsam, besondere in solchen Situationen hilfreich: Jugendlichen vor Augen zu führen. sie_ihn darin zu bekräftigen, dass es Den Jugendlichen wird vermittelt, dass sie • Was steht dem Coming-out im Auch Situationen, die auf den ersten nicht ihre_seine Schuld ist. hier Bezugspersonen finden, denen sie Wege? 16 17
• Haben sich die Eltern allgemein Oft ist es hilfreich, zunächst einmal zu Es gibt verschiedene Arten von halten ist: Auf welche Äußerungen kann negativ über Homosexualität oder versuchen, die Perspektive der Eltern Strategien, die Jugendlichen wie reagiert werden und wann nimmt die Transidentität geäußert? einzunehmen, ohne dabei die Erfahrungen dabei helfen können, ihre Lage Situation soweit überhand, dass ein_e und Erlebnisse der_des Jugendlichen zu im Elternhaus zu verbessern. Jugendliche_r sie abbrechen will oder aus • Hat ein Coming-out im Freundeskreis übergehen. Ist das Coming-out erst vor Diese Strategien können dabei un- ihr herausgeholt werden möchte? Wie oder Verband bereits stattgefunden Kurzem geschehen, brauchen oft auch die terschiedliche Ziele verfolgen: lassen sich Gespräche abbrechen und und hat die_der Jugendliche somit Eltern Zeit, diese Neuigkeit zu verarbeiten kann im Ernstfall z. B. der Raum verlassen bereits Erfahrung mit Coming-outs? und zu verstehen, dass ihr Kind nach wie • Damit umgehen: werden oder eine_n Freund_in, ein ande- vor dieselbe Person ist. In diesem Sin- Es kann sehr hilfreich sein, wenn res Familienmitglied oder eine qualifizierte • Hat die_der Jugendliche einen Freun- ne gibt es durchaus Ähnlichkeiten zum Jugendliche Strategien haben, mit Fachkraft angerufen werden? deskreis, der sie_ihn unterstützt und eigenen, inneren Coming-out: Während denen sie sich eigenständig aus dis- auf den sie_er sich verlassen kann? Jugendliche selbst viel Zeit und Kraft in kriminierenden Situationen heraus Wichtig ist es hierbei, eine gute Balance den Prozess der Selbstfindung haben ste- bewegen können. zwischen der Einstellung auf das Worst- • Wird der Umgang mit Freund_innen cken müssen, fallen Eltern nicht selten aus Case-Szenario und einem optimistischen verboten, von denen die Eltern glau- allen Wolken. Steht ein Coming-out noch • Verständnis aufbauen: Ausblick zu schaffen. Haben sich Jugendli- ben, sie seien queer? bevor, kann es dementsprechend hilf- Gerade längerfristig kann es sehr loh- che z. B. bereits im Verband geoutet, kann reich sein, sich gemeinsam zu überlegen, nend sein, den Eltern Verständnis für dies als mutiger Schritt hervorgehoben • Ist die_der Jugendliche persönlich welche Reaktion seitens der Eltern denn sexuelle und geschlechtliche Vielfalt werden, der die Stärke und Selbstwirk- angegriffen worden? überhaupt wünschenswert wäre, und wie zu vermitteln. samkeit der Jugendlichen unterstreicht. mit anderen Reaktionen umgegangen • Sind diskriminierende Äußerungen werden kann: Was wäre beispielsweise • Rückhalt sichern: Stehen mögliche unerwünschte Folgen zu seitens der Eltern bewusst gewählt das Schlimmste/ Für queere Jugendliche ist es sehr wich- sehr im Zentrum, kann dies den Jugendli- worden oder handelt es sich möglich Beste, was geschehen könnte? Was tig, Unterstützung im eigenen Freun- chen den Mut nehmen, ein Coming-out zu erweise um unreflektiertes Verhalten? müsste geschehen, damit ein_e Jugendli- deskreis zu finden. Dementsprechend verwirklichen. Gleichzeitig sollten sie nicht che_r diesen Schritt machen kann? ist es wichtig, diesen auch zu erhalten, unvorbereitet in Coming-out Gespräche • Gibt es Personen in der Familie wenn Eltern versuchen, den Kontakt gehen, wenn es Anzeichen gibt, dass die (Tanten, Onkel, ältere Geschwister) Letztlich bleibt aber der_die Jugendliche zu anderen queeren Jugendlichen zu Eltern es nicht gut aufnehmen könnten. oder im Freundeskreis der Familie, Expert_in für die eigene Situation und je- untersagen, weil sie diesen z. B. unter- Auch wenn Jugendleiter_innen oft keine die ein Gespräch begleiten und die mand, der die Eltern nicht kennt, kann dem stellen, ihr Kind „queer zu machen“. Expert_innen für Antidiskriminierung sind, Entwicklung des Gesprächs positiv Kind mit Hinweisen loyal zur Seite stehen, können sie dennoch den Jugendlichen beeinflussen können? sollte aber mit konkreten Ratschlägen um- Oft kann in solchen Fällen Faktenwissen dabei helfen, ihre individuelle Problemlage sichtig umgehen. Dennoch können in Ge- die Jugendlichen in ihrer Situation stärken; zu sortieren. sprächen gemeinsam Strategien erarbeitet Broschüren können ausgegeben werden, werden, so lange sie lediglich als Option im die vielleicht auch die Eltern lesen. Diese Zusammengefasst kann sich Achtung: Sollten im Gespräch Schilder Raum stehen und der_die Jugendliche sie können, wenn die Angst, sie persönlich zu folgendermaßen auf Coming-out- ungen von meldepflichtigen Vorkomm- auch zurückweisen kann. übergeben, zu groß ist, auch im Wohn- Gespräche vorbereitet werden: nissen zu Tage treten oder sich ein zimmer auf dem Esstisch „liegen gelas- Verdacht auf Kindeswohlgefährung Ähnlich wie bei Diskriminierung im eige- sen“ werden, so dass die Eltern sie sehen erhärten, ist dies in besonderer Weise nen Verband ist dabei immer das Wohler- und möglicherweise lesen. Es können • Was ist das Schlimmste, was zu behandeln (siehe Seite 24). gehen der_des Jugendlichen im Fokus. auch Szenarien erprobt werden, wann im passieren kann? Elternhaus eine Situation auftritt, die für den_die Jugendliche nicht mehr auszu- • Was ist das Beste, was passieren kann? 18 19
• Wie können Eltern auf ein Gespräch nicht hinter ihrem_seinem Rücken Ge- wenn Jugendliche nicht selbstbewusst der gleichen Situation befinden, zur vorbereitet werden (z. B. Broschüre spräche mit den Eltern/Sorgeberechtig- zu sich selbst stehen. Seite stellen. auslegen)? ten zu führen. Das könnte sonst nämlich • Mögliche erwartete Situationen können das Vertrauensverhältnis zu der_dem • Keine Schuld einreden: • Weitere Gespräche: durchgespielt werden – Was antwor- Jugendlichen verletzen. Zudem könnte Vorwürfe sollten vermieden werden! Für eine Besserung der Situation, kann ten die Jugendlichen auf bestimmte es sein, dass die Eltern/Sorgeberech- Es bringt nichts, den Eltern Schuld es notwendig und hilfreich sein, meh- Aussagen und Einwände? tigten bloß versuchen, die Betreuer_in- einzureden. Dies würde nur die Chance rere Gespräche zu führen. Den Eltern/ nen auszufragen. Es ist sinnvoll, mit erhöhen, dass sie sich einem gegen- Sorgeberechtigten kann z. B. angebo- • Wer kann bei einem Gespräch helfen der_dem Jugendlichen abzusprechen, über schließen und nicht mehr mit sich ten werden, in einigen Wochen erneut (Freund_innen, andere Familienmit was erzählt werden darf und was nicht. reden lassen. Besser ist es stattdessen, zu sprechen. Dies sollte so auch prak- glieder, Jugendleiter_in)? das vorhandene Potential zu betonen tiziert werden, wenn man im ersten • Eine klare Linie: und Mut zu machen, offen mit dem Gespräch nur auf Ablehnung gestoßen • Wer kann den Jugendlichen akut Es ist sinnvoll, klar auszudrücken, Thema umzugehen. ist. Manche Eltern brauchen mehr Zeit helfen, nachdem ein Gespräch schief- wie der Verband mit sexueller und als andere. gelaufen ist (Nummer gegen Kummer, geschlechtlicher Vielfalt umgeht und • Die richtige Atmosphäre: Fachberatungsstelle)? warum. Wenn Unsicherheit besteht, Ein gutes Gespräch lebt von dem Set- • Informationen: dass das Thema nicht gut vertreten ting, in dem es stattfindet. Die Atmo- Abschließend ist es auch möglich, – oder argumentiert werden kann, ist sphäre während des Gesprächs sollte bei schwierigen Eltern eigentlich uner Selbstverständlich werden diskriminie- es sinnvoll, weitere Personen wie z. B. den Eltern/Sorgeberechtigten vermit- lässlich – den Eltern/Sorgeberechtigten rendes Verhalten oder unreflektierte Hauptamtliche zu involvieren. teln, dass sie ernstgenommen werden noch weiterführende Informationen Äußerungen seitens der Eltern nicht und Vertraulichkeit herrscht. Störungen, zukommen zu lassen, wie Adressen durch ein Gespräch sofort verschwinden. • Eltern ernst nehmen: wie andere Personen, die nichts mit und Telefonnummern von Fachbera- Dies muss im Gespräch mit Jugendlichen Es ist wichtig, die Bedenken der Eltern/ der Situation zu tun haben und z. B. tungsstellen. Es ist hierbei allerdings ebenfalls deutlich werden. Ziel sollte es Sorgeberechtigten ernst zu nehmen. In an die Tür klopfen, sollten unbedingt sehr wichtig, mit den Angeboten, Ma- sein, die_den Jugendliche_n handlungs- erster Linie sollte davon ausgegangen vermieden werden. Es kann zudem in terialien und Anlaufstellen vertraut zu fähig zu machen in Situationen, in denen werden, dass die hauptsächliche Mo- manchen Fällen sinnvoll sein, in Rück- sein, da es leider auch ungeeignete An- sie_er Diskriminierung im Elternhaus aus- tivation der Eltern/Sorgeberechtigten sprache mit den Eltern und der_dem gebote gibt. Bei Unsicherheiten steht gesetzt ist und so, auch mit langem Atem, die echte Sorge um ihr Kind ist. Wie Jugendlichen, anerkannte Expert_innen die Landesfachstelle Hessen „Queere dagegen anzugehen. begründet diese Bedenken sind, ist zu involvieren. Dies kann einerseits Jugendarbeit“ im hjr gerne beratend zunächst unerheblich. die Qualität des Gesprächs verbessern zur Seite. Sollten die Eltern/Sorgeberechtigten und andererseits hören manche Eltern / z. B. selbst Teil des Vereins sein und Es ist oft notwendig, zunächst auch Sorgeberechtigten ausgewiesenen Kontext Schule auf eine_n Jugendleiter_in zukom- unbegründete Bedenken ernst zu Expert_innen noch mal anders zu und men und das Thema ansprechen nehmen, um über die Arbeit mit den glauben ihnen eher. Manchmal hilft es Berichten Jugendliche davon, wie sie in oder die_der Jugendliche explizit ein Eltern zu einem positiven Ergebnis für auch z. B. ein hochrangiges Verbands- der Schule Diskriminierung wegen ihrer Gespräch zwischen Jugendleiter_in die_den Jugendliche_n zu kommen. mitglied, wie ein Vorstandsmitglied, zu geschlechtlichen Identität oder sexuellen und Eltern wünschen, kann sich an involvieren, wenn davon ausgegangen Orientierung erfahren, können Aktive in folgenden Punkten orientiert werden: • Begründete Sorgen: werden kann, dass die Eltern /Sorgebe- der Jugendarbeit die Jugendlichen dabei Den Eltern kann deutlich gemacht wer- rechtigte das Urteil dieser Person sehr unterstützen, passende Hilfe in Anspruch • Selbstbestimmung: den, dass ihre Kinder nicht in Gefahr schätzen. Ggf. kann man den Eltern / zu nehmen. Wichtig ist es hierbei, sich Es ist wichtig, bei einer solchen Anfrage schweben, weil sie z. B. lesbisch sind. Sorgeberechtigten auch gelassene als Jugendleiter_in nicht zu überschätzen die_den Jugendliche_n zu involvieren und Die größte Gefahr entsteht stattdessen, Eltern/Sorgeberechtigte, die sich in und die eigene Verantwortung sowie 20 21
die eigenen Grenzen zu kennen. Nimmt Vertrauenslehrer_innen, Beratungsstel- kommen. Sei es, dass es z. B. zu Vorfällen darauf, was der eigene Verband auf der man wahr, dass Jugendliche von Diskri- len für queere Menschen oder queere zwischen Jugendlichen in der Jugend- Bundesebene macht. minierung in der Schule erzählen, kann Jugendangebote in der Nähe. Falls gruppe kommt oder aber ältere Vereins- das folgende Vorgehen eine Orientierung keine Angebote bekannt sind, kann mitglieder vorurteilsbehaftet mit queeren Ganz wichtig ist, dass man sich nicht bieten: man recherchieren und den Jugend- Jugendlichen umgehen. Wie man akut mit Aussagen wie „das spielt bei uns lichen etwas Passendes raussuchen. mit Situationen umgeht, in denen man keine Rolle“ abspeisen lässt. Queere • Zuhören: Hierbei hilft entweder die Webseite diskriminierendes Verhalten beobachtet, Jugendliche gibt es überall und wo man Vielleicht will die_der Jugendliche der Landesfachstelle Hessen „Queere ist schon auf Seite 14 geschildert worden. sie nicht sieht, trauen sie sich nicht, sich einfach über die eigenen Erfahrungen Jugendarbeit“ oder ein Anruf bei dieser. Und auch wie man queere Jugendliche, zu zeigen! reden und braucht jemanden, der ihr_ die das Ziel von Diskriminierung gewor- ihm zuhört. Berichten Jugendliche von • Auffangen: den sind, am besten unterstützt, lässt sich Im Verband etwas zu bewegen, muss aber Diskriminierung in der Schule, sollte Man kann sich im Verein umso mehr dort nachlesen. Will man jedoch langfris- nicht nur heißen, auf Fehlverhalten zu achten man sich also die Zeit nehmen zuzuhö- Mühe geben, ein diskriminierungsar- tig etwas gegen diskriminierendes Ver- und Personen für homofeindliche Sprüche zu ren und das Gesagte ernst nehmen. mes Umfeld zu schaffen, in dem sich halten im Verband unternehmen und geht ermahnen. Stattdessen lässt sich auch mit auch queere Jugendliche wohlfühlen. es (auch) von Erwachsenen aus, ist die Jugendlichen und oder anderen Personen • Solidarität: Problemlage eine andere. Hier sind gera- aus dem Verein auf positive Weise zu dem Man sollte den Jugendlichen zu verste- Insgesamt sollte man versuchen, die de auch die Jugendleiter_innen gefragt, Thema arbeiten. Gerade für die Bildungs- hen geben, dass sie nicht damit allein Jugendlichen bei einer Anfrage bzgl. der die konkret mit Jugendlichen im Kontakt arbeit gibt es eine Hülle und Fülle an gelassen werden und Bereitschaft exis- Schule nicht abzuweisen, ihnen aber auch stehen und deren Probleme daher gut queeren Materialien und Methoden. tiert, zu helfen. Aber auch hier sollte nicht mehr zu versprechen, als man leis- wahrnehmen können. Insgesamt haben man nichts versprechen, was man nicht ten/beeinflussen kann. Besonders hilfreich Jugendleiter_innen, Ehrenamtliche und Nähere Informationen gibt es auf der Seite halten kann. ist es, die Jugendlichen bei ihrem Prozess Hauptamtliche einen direkten Einfluss der Landesfachstelle Hessen „Queere des sich-Wehrens zu unterstützen. Hatte auf verbandliche Werte und Strukturen Jugendarbeit“. • Helfen: die_der Jugendliche z. B. ein Gespräch mit und können auch eine Kultur der Akzep- Man kann sich als Jugendleiter_in nur der_dem Schulsozialarbeiter_in, kann man tanz fördern. Während das nicht heißt, Bemerkt man diskriminierendes sehr bedingt direkt in das Geschehen nachhaken, wie dieses Gespräch gelaufen dass sich alle Probleme über Nacht lösen Verhalten ausgehend von erwach- in der Schule einmischen. Während es ist und versuchen, den Jugendlichen ggf. lassen, besteht hier trotzdem Handlungs- senen Mitgliedern, sind mehrere oft hilfreich ist, die Jugendlichen auf auch noch auf andere Weise zu helfen. spielraum und Verantwortung. Schritte sinnvoll und möglich: die richtigen Ansprechpartner_innen Bemerkt man beispielweise, dass sich aufmerksam zu machen, kann man sie Personen im Verband vermehrt unsen- aber ggf. auch zur_zum Schulsozial- sibel zu queeren Personen oder Themen • Man kann anregen und selbst dafür arbeiter_in und anderen Angeboten/ äußern, kann man sie entweder direkt sorgen, dass im Verein/Verband über Ansprechpartner_innen oder Bera- darauf ansprechen oder das Thema das Thema sexuelle und geschlecht- tungsstellen begleiten, wenn sie sich gegenüber dem Vorstand ganz allgemein liche Vielfalt und Diskriminierung alleine nicht trauen. einbringen. Vielleicht hat der eigene Ver- gesprochen wird. band auch bereits eine Position zum The- • Informationen finden und teilen: Kontext Verband, Verein ma „geschlechtliche und sexuelle Vielfalt“ • Es ist sinnvoll, andere Vereins- und Die Jugendlichen können auf verschie- und Organisation entwickelt und unterstützt einen dabei, Verbandsmitglieder für geschlechtliche dene Angebote aufmerksam gemacht sich für Vielfalt im Verband einzusetzen. und sexuelle Vielfalt zu sensibilisieren werden, die ihnen direkte Hilfe anbie- Auch in Verbänden kann es zu Diskrimi- Und falls sich im eigenen Verein oder und sie als Mitstreitende zu gewinnen. ten. Dazu gehören die Schulsozialar- nierung aufgrund der geschlechtlichen Verband noch nicht viel mit dem Thema beiter_innen, die es an Schulen gibt, Identität oder der sexuellen Orientierung beschäftigt wurde, lohnt sich oft ein Blick • Kontakt zu anderen Ortsgruppen auf- 22 23
zunehmen, die Erfahrung mit dem Kindeswohlgefärdung sichtbar werden, All dies kommt bei queeren Jugendlichen Kinderschutzbund oder ein Kinder- und Thema haben ist sinnvoll. Man kann die ein besonderes Vorgehen erfordert. auf Grund von Traumatisierung durch Jugendnotruftelefon weiterhelfen. auch in Erfahrung bringen, was der zum Teil extreme Formen der Diskrimi Verband auf Bundesebene bereits nierung gehäuft vor. Solche Fälle kann Bekommt ein_e Gruppenhelfer_in Kennt- macht und anbietet. Beispiele dafür könnten sein: und darf niemand allein lösen. Viele Ver nis von einer möglichen Kindeswohlge- eine und Jugendverbände haben mittler- fährdung, ist vor allem die zeitnahe Kon- • Infomaterial kann auch für Erwachsene • Psychische Gewalt in Form von fortge- weile spezielle Anlaufstellen mit geschulten taktaufnahme mit den Ansprechpersonen ausgelegt werden. setzten Abwertungen/Demütigungen/ Ansprechpartner_innen für sexualisierte wichtig! Die Situation könnte für die_den Verhöhnung durch Eltern, Lehrer_in- Gewalt und Kindeswohlgefährdung. In Jugendliche_n dramatisch sein und ein • Man kann den Vorstand ins Boot nen, Mitschüler_innen, im Sportverein Zeltlagern oder Ferienfreizeiten gibt es in sofortiges Handeln nötig machen! holen und ggf. sogar einen Beschluss usw. aller Regel sog. Awarenessteams, die dann anregen. Ansprechpartner_innen sind. • Der Entzug von Liebe (… du bist nicht Weitere wichtige Hinweise: • Schulungen für queere Jugendliche mehr mein Sohn, meine Tochter) Schon bei dem Verdacht, dass eine können langfristig ihr Selbstvertrauen Kindeswohlgefährdung vorliegen könnte, • Ruhe bewahren: Wenn ein_e Jugend- stärken und damit auch ihre Position • Fortgesetzte physische Gewalt ist es zwingend erforderlich, Kontakt mit liche_r von Übergriffen berichtet, kann im Verein/Verband stärken. diesen Ansprechpersonen aufzunehmen. unbedachtes Handeln negative Folgen • Rausschmiss durch die Eltern und Die Awarenessteams bzw. Ansprechper- haben. Voreilige kopflose Handlungen • Schulungen für Multiplikator_innen damit Obdachlosigkeit sonen für Kindeswohlgefährdung sollten können die Situation der_des Jugendli- sensibilisieren nicht nur z. B. andere mit dem Schutzkonzept des Vereins/ chen verschlimmern. Jugendleiter_innen, sondern geben • Demütigung durch sexualisierte Verbandes sowie mit den gesetzlichen ihnen auch die Mittel effektiver Dinge Übergriffe z. B. durch Mitschüler_innen Vorgaben bei Kindeswohlgefährdung • Angemessen reagieren: Niemals Vor- im Verband verändern zu können. oder im Sportverein vertraut sein und können und werden würfe machen (… das hättest Du doch dann dementsprechend aktiv werden. viel eher erzählen müssen …), nicht • Bericht, dass eine Konversionstherapie „gut gemeint“ verharmlosen (… das gemacht werden soll Jede_r Jugendgruppenleiter_in sollte sich war doch sicher nicht so gemeint …) vor der Übernahme einer Gruppenstunde Meldepflichtige Auch wenn sich ein_e Jugendliche_r oder dem Beginn einer Freizeitmaßnahme • Bedacht agieren: Die_den Jugendli- Ereignisse & Kindes nicht vertrauensvoll und hilfesuchend an erkundigen, wer die entsprechenden An- che_n nicht drängen, sondern zuhören. wohlgefährdung die_den Jugendgruppenleiter_in wendet, sprechpersonen sind. Gibt es im Verein / Ihr_ihm glauben und sie_ihn ernst kann durch aufmerksame und sensible Verband noch keine dementsprechende nehmen aber keine Versprechungen Wenn queere Jugendliche in der Ju- Gruppenleiter_innen eine Kindeswohl Anlaufstelle, so ist die Hauptamtlich- machen, die man nicht halten kann gendverbandsarbeit einen respektvollen gefährdung bemerkt werden, wenn z. B. keit oder bei Freizeiten die Lagerleitung (… ich erzähle das keinem weiter). Eine Umgang und geschützten Raum erleben, Ansprechpartner_in. In diesem Fall sollte Kindeswohlgefährdung darf nicht „ein können sie diese Sicherheit nutzen, und • Selbstverletzungen bemerkt werden nun gemeinsam das weitere Vorgehen Geheimnis“ bleiben! Vielmehr die_den beginnen von extremen Diskriminie- besprochen werden und unbedingt eine Jugendliche_n darauf hinweisen, dass rungen und Übergriffen zu berichten, • Essstörungen auffällig werden Kinderschutzfachkraft (auch IseF – Inso- es Ansprechpersonen gibt, die sich in die weit über die üblichen alltäglichen fern erfahrene Fachkraft) hinzugezogen der Thematik auskennen und helfen Diskriminierungen hinausgehen. Dies ist • Drogenmissbrauch sichtbar wird werden. Dies ist im Falle einer möglichen können. Die_den Jugendliche_n über- darin begründet, dass es viel Vertrauen Kindeswohlgefährdung zwingend vorge- zeugen gemeinsam die Ansprechper- erfordert, über solche Ereignisse zu spre- • Depressionen oder gar Selbstmord schrieben! Gibt es keine bekannte IseF, son aufzusuchen. chen. Hier kann eine latente oder akute äußerungen im Raume stehen die zur Verfügung steht, kann sicher der 24 25
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