DUDERSTADT LEBENSRAUM ALTSTADT - WOHNTRAUM FACHWERK - BIRGIT FRANZ UND ANKE KASCHLIK MIT COLLAGEN VON ANDREA GEISWEID

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DUDERSTADT LEBENSRAUM ALTSTADT - WOHNTRAUM FACHWERK - BIRGIT FRANZ UND ANKE KASCHLIK MIT COLLAGEN VON ANDREA GEISWEID
Duderstadt
Lebensraum Altstadt – Wohntraum Fachwerk
 Birgit Franz und Anke Kaschlik mit Collagen von Andrea Geisweid
DUDERSTADT LEBENSRAUM ALTSTADT - WOHNTRAUM FACHWERK - BIRGIT FRANZ UND ANKE KASCHLIK MIT COLLAGEN VON ANDREA GEISWEID
Duderstadt
Lebensraum Altstadt – Wohntraum Fachwerk

Inhalt
Vorwort Prof. Hans Georg Näder                                2

Vorwort Sebastian Tränkner                                    2
Vorwort Bürgermeister Wolfgang Nolte                          3

Über die Zukunft von Altstadt und Fachwerk in Duderstadt      4

Reale Träume vom Leben im Fachwerk                           10

In Fühlung mit der Denkmalpflege                             14

Ökologie auf kleinen Parzellen                               16

Regionales Bauen in der Fachwerkstadt                        18

Wohnqualität für alle                                        20

Duderstädter/innen und ihr Wohntraum Fachwerk                22

Wie können Sie sich Ihren Wohntraum vom Fachwerk erfüllen?   23

Autorinnen/Bildnachweise/Impressum                           24
DUDERSTADT LEBENSRAUM ALTSTADT - WOHNTRAUM FACHWERK - BIRGIT FRANZ UND ANKE KASCHLIK MIT COLLAGEN VON ANDREA GEISWEID
Liebe Leserinnen und Leser,                                 Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,                 die spezielle Baugeschichte der Stadt Duderstadt lässt       Baugestaltung haben die Trendumkehr auch in Duder-
                                                                                                                           sich in wenigen Worten beschreiben:                          stadt eingeleitet.
    die Altstadt Duderstadt ist für mich Fachwerk pur. Le-      die Gebäude einer Stadt in ihrer unterschiedlichen ar-     Auf einem historisch einmaligen Stadtgrundriss mit
    bensraum, grüne Oase, gebaute Tradition. Landleben          chitektonischen Ausprägung sind Ausdruck einer je-         prägnanter, geschlossener Fachwerkbebauung, erleb-           Die vorliegende Broschüre zeigt in einem bunten Strauß
    des Eichsfelds trifft hier auf lebendige Urbanität. Kurze   weiligen gesellschaftlichen Epoche. Das Spannungsfeld      barem mittelalterlichem Befestigungssystem, mächti-          guter Einzelbeispiele auf, wie sich durch mitunter ein-
    Wege, Überschaubarkeit, man kennt sich. Ruhepol im          zwischen heutigen Wohnansprüchen und historischen          gen gotischen Kirchen und einem imposanten Rathaus           fachste Ideen und Maßnahmen vieles kreativ und zeit-
    hektischen Alltag.                                          Fachwerkbauten könnte jedoch kaum größer sein. Das         prägen insbesondere Fachwerk, rote Tondachziegel,            gemäß und dennoch fachwerk- und denkmalkonform
                                                                berechtigte Interesse wichtige Kulturgüter zu erhalten,    helle Fassaden und starke Balken das Bild der Altstadt.      verändern und gestalten lässt. Sie trägt dazu bei, das
    Über 500 Fachwerkhäuser erzählen hier ihre Geschichte,      treffen auf Ansprüche an ein modernes Wohnumfeld und       Sehr gute Infrastrukturangebote, qualitätvoll gestaltete     Fachwerkhaus als Potenzial zu erkennen und diesen
    wecken Emotionen in mir. Keines gebaut wie das Ande-        an Wirtschaftlichkeit von Investitionen.                   öffentliche Räume und sehr viel Grün in der Nähe tragen      Schatz zu heben. Sie spornt dazu an, Fachwerk nicht
    re, machen sie Lust auf Entdeckung. Bieten Raum für                                                                    erheblich zur Attraktivität der Innenstadt Duderstadts als   als Ballast und Bürde zu empfinden, sondern Fachwerk
    individuelle Entfaltung und Verwirklichung des eigenen      Nötig sind Visionen, Experimente und Vorreiter. Duder-     Wohnstandort bei.                                            als Chance mit Charme und Charakter zu begreifen. Ein
    Wohntraums.                                                 stadt kann in diesem Sinne Modell werden für nachhal-                                                                   realisierbarer Wohntraum!
    Investition in Fachwerk bedeutet für mich gelebte Ver-      tiges Bauen und eine Lebenskultur, die Landlust paart      Die teils mehrere Jahrhunderte alten Fachwerkgebäu-
    antwortung für die Erhaltung wertvollen Kulturguts. Gute    mit einem einmaligen urbanen Flair: kurze Wege, Über-      de der Duderstädter Altstadt belegen als geschlossen-        Duderstadt steht vor einem neuen Aufbruch. Machen Sie
    Beispiele aus Duderstadt zeigen es: ansprechende Äs-        schaubarkeit, Natur in der Stadt und persönliche Be-       es Ganzes einerseits die Qualität dieser Baukultur und       mit, wir freuen uns auf Sie.
    thetik, hoher Wohnkomfort und Wirtschaftlichkeit sind       gegnung.                                                   zeugen von exzellenter handwerklicher Tradition. Sie
    miteinander vereinbar.                                                                                                 spiegeln auch die allgemeine Anerkennung und Einhal-
                                                                Wohnen im Fachwerk gibt es nicht von der Stange.           tung bestimmter Regeln der Baukunst wider und boten
    Ich lade Sie ein, kommen Sie nach Duderstadt und            Fachwerkhäuser wollen behutsam, mit Sachverstand           letztlich über Jahrhunderte vielen Menschen eine ange-
    entdecken Sie das großartige Flair dieses einmaligen        und mit Herzblut restauriert und modernisiert werden.      nehme Heimstatt.                                             Duderstadt, im Juni 2012
    Stadtensembles. Werden Sie Teil einer Bewegung, die         Hierzu bedarf es Menschen und Institutionen, die ihr
    Fachwerk nicht als Last, sondern als Lust und Vision für    Wissen, ihr handwerkliches Geschick, ihre Fachkompe-       Andererseits haftete den Fachwerkgebäuden eine Zeit-         Ihr
    neues urbanes Leben begreift.                               tenz, ihr Engagement und ihr Geld einbringen.              lang der Ruf des Veralteten und des Beengten an. Ein
                                                                Wichtig ist der Dialog aller Beteiligten. Duderstadt2020   Umstand, der mit zur Entleerung, zu Funktionsverlusten
    Lassen Sie sich von dieser Broschüre inspirieren, Ihre      versteht sich als Plattform, Menschen zusammenzu-          und zur Überalterung beigetragen hat.
    Fantasie anregen, wie Ihr persönlicher Wohntraum im         führen, über ihren Wohntraum Fachwerk zu diskutieren
    Fachwerk aussehen könnte. Nutzen Sie die Kompeten-          und innovative Ideen und Lösungen zu entwickeln. In        Diese Zeitspanne ist vorbei. Der demographische Wan-
    zen eines eingespielten Netzwerks aus Denkmalpfle-          diesem Sinne soll diese Broschüre Sie inspirieren, Ihren   del, die Rückbesinnung auf die Qualitäten des Lebens in
    gern, Architekten, Immobilienexperten und Finanzin-         Traum vom Wohnen im Fachwerk Wirklichkeit werden           der Innenstadt, die Sehnsucht nach einem überschau-
    stituten vor Ort.                                           zu lassen.                                                 baren Lebensraum und die Möglichkeiten einer gene-           Wolfgang Nolte
                                                                                                                           rationengerechten und ansprechenden Architektur und          Bürgermeister

    Ihr                                                         Ihr

    Prof. Hans Georg Näder                                      Sebastian Tränkner
    CEO Otto Bock Healthcare GmbH                               Geschäftsführer
                                                                DUDERSTADT2020 GmbH & Co. KG

2                                                                                                                                                                                                                                                 3
DUDERSTADT LEBENSRAUM ALTSTADT - WOHNTRAUM FACHWERK - BIRGIT FRANZ UND ANKE KASCHLIK MIT COLLAGEN VON ANDREA GEISWEID
Über die Zukunft von
    Altstadt und Fachwerk
    in Duderstadt
    Die Duderstädter Altstadt ist etwas Besonderes. Schon
    zweidimensional, also beim Betrachten des Stadtplans
    oder eines Luftbildes, fällt der vollständig erhaltene mit-
    telalterliche Stadtgrundriss ins Auge: Die dichte Bebauung
    innerhalb der Stadtmauer und entlang der Straßen zu den
    Stadttoren steht in spannungsvollem Kontrast zu den aus-
    gedehnten Grünflächen zwischen Mauer und Stadtwall.

    Dreidimensional zeigt sich ein harmonisches Bild auch in
    der Bebauung. Überwiegend geprägt durch Fachwerkge-
    bäude unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Grö-
    ße mit den charakteristischen roten Ziegeldächern bietet
    die Altstadt ein einheitliches Bild. Als weithin sichtbare
    Merkzeichen fallen die beiden großen Stadtkirchen, das
    Rathaus und der Westerturm ins Auge. Unterschiedlich-
    ste öffentliche Freiräume machen den Spaziergang durch
    die Altstadt zum Erlebnis: Von der breiten Marktstraße
    mit dem Bachlauf der Brehme, großen Bäumen und städ-
    tischem Leben führt der Weg durch verschiedenartige schma-
    lere Straßen und Gassen hin zur Ruhe in den oftmals wei-
    ten Grünflächen entlang der Wallanlagen.

    In diesen Strukturen bietet die Altstadt schon heute Wohn-
    raum für verschiedene Ansprüche. Bildungseinrichtungen
    wie Schulen, Kreisvolkshochschule, Musikschule oder die
    Stadtbibliothek im Rathaus sowie Jugendeinrichtungen,
    wie das Jugendzentrum Emma, sind für viele Duderstäd-
    terinnen und Duderstädter wichtige Anlaufpunkte. Die
    vielfältigen Angebote aus Einzelhandel und Gastronomie,
    bunte Märkte, hochwertige kulturelle Veranstaltungen
    sowie das vorbildlich sanierte Rathaus oder das Wester-
    turm-Ensemble locken zusätzlich zahlreiche Gäste in die
    Altstadt. Die Museumslandschaft ist nicht nur im klein-
    städtischen Maßstab beispielhaft.

    Auf engstem Raum und in vielfältiger Mischung gibt es
    in der Altstadt somit Wohnqualität, Einkaufs-, Bildungs-,
    Kultur- und Erholungsangebote sowie Arbeitsplätze, aber
    die Duderstädter Altstadt hat weitere wichtige Aufgaben
    im Rahmen der Stadtentwicklung:

    Zunächst bedeutet sie Heimat oder auch Zuhause; sie ist
    der Kristallisationspunkt für die Identifikation der Duder-
    städterinnen und Duderstädter mit ihrer Stadt. Dabei ist
    es relativ unerheblich, ob die Menschen tatsächlich in der
    Altstadt leben, am Stadtrand oder auf den Dörfern. Die
    Altstadt bietet Zeichen oder Symbole der Identifikation:

                                                                  Luftbild Duderstadt, Quelle: Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen Vermessungs- und Katasterverwaltung, © 2012

4                                                                                                                                                                                               5
DUDERSTADT LEBENSRAUM ALTSTADT - WOHNTRAUM FACHWERK - BIRGIT FRANZ UND ANKE KASCHLIK MIT COLLAGEN VON ANDREA GEISWEID
Grüne Oase inmitten der
                                                                                                     Fachwerkstadt

                                         tstraße
    Hochwertiger Einzelhandel in der Mark

                                                                                                                                                                                                                                         tstraße
                                                                                                                                                                                                     Hohe Aufenthaltsqualität in der Mark

                                                                                                                     Von den umgebenden Hügeln betrachtet fällt die rote         unterhalten können oder wollen, in die Innenstädte, son-
                                                                                                                     Dachlandschaft mit den charakteristischen schwarzen         dern von jeher schon junge Menschen in der Ausbildung
                                                                                                                     Schieferdächern der Türme ins Auge. Direkt in der Alt-      oder Berufstätige und in jüngerer Zeit auch zunehmend
                                                                         Umfassend saniertes Fachwerkensem           stadt sind es die jeweils individuellen Orte der Kindheit   Familien. Weite Wege sind aufgrund von Zeitmangel und/
                                                                                                              ble
                                                                                                                     oder die von bedeutsamen Ereignissen oder Begegnun-         oder Mobilitätseinschränkungen für immer mehr Men-
                                                                                                                     gen, die Bindungen an Duderstadt begründen. Daneben         schen schwierig zu bewältigen.
                                                                                                                     bildet die Altstadt mit ihrem wertvollen Fachwerkbestand
                                                                                                                     auch die Basis Duderstadts im Wettbewerb der Städte         Trotzdem ist die positive Entwicklung der Altstadt kein
                                      tstraße
                                                                                                                     und Regionen um Bewohnerinnen und Bewohner, um              Selbstläufer. Zahlreiche Wohnungen, Läden oder auch
    Blick vom Rathausturm in die Mark                                                                                Unternehmen oder um Touristinnen und Touristen.             ganze Gebäude stehen leer. Gründe dafür gibt es viele:
                                                                                                                                                                                 Wohnungen, Verkaufs- und Gewerbeflächen sind im der-
                                                                                                                     Gleichzeitig werden Innenstädte ganz allgemein als          zeitigen Zuschnitt zu klein oder nicht barrierefrei erreich-
                                                                                                                     Wohnstandorte zunehmend beliebter; in der Literatur         bar, Decken sind niedrig, kleine Fenster lassen wenig
                                                                                                                     wird sogar von einer Renaissance der Innenstädte ge-        Licht in die Wohnungen, oftmals gibt es weder Gärten
                                                                                                                     sprochen. Neben steigenden Energiepreisen, die täg-         noch Balkone oder die Eigentümerinnen und Eigentümer
                                                                                                                     liche Wege verteuern, ist insbesondere die gute Infra-      können oder wollen nicht in die Zukunft ihrer Gebäude
                                                                                                                     strukturausstattung dafür verantwortlich. Immer mehr        investieren. Vor allem aber fehlt oft die Vorstellungskraft,
                                                                                                                     Menschen schätzen daher die gute Ausstattung mit Ein-       wie aus einem alten Fachwerkhaus mit engen steilen
                                                                                                                     kaufsmöglichkeiten, Kultureinrichtungen und anderem         Treppen, kleinen verwinkelten Zimmern und einem dicht
                                                                                                                     mehr in der Nähe der Wohnung oder sind sogar darauf         bebauten Hinterhof ein Zuhause, beispielsweise für eine
                                                                                                                     angewiesen. So zieht es nicht nur ältere Menschen, die      Familie mit zwei kleinen Kindern oder für ein älteres Paar,
                                                                                                                     das Einfamilienhaus mit Garten im Umland nicht mehr         entstehen kann.

                                                   Gelungene Verbindung von Alt und Neu am Westerturm-Ensemble

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DUDERSTADT LEBENSRAUM ALTSTADT - WOHNTRAUM FACHWERK - BIRGIT FRANZ UND ANKE KASCHLIK MIT COLLAGEN VON ANDREA GEISWEID
Die zeitgemäße Weiterentwicklung der Duderstädter
    Altstadt mit ihrem wertvollen Fachwerkbestand hält ei-
    nige Herausforderungen bereit. Demgegenüber stehen
    die umfassenden Potenziale der alten Bausubstanz, die
    eine solide Grundlage für moderne Umbauten bieten.
    Lücken lassen Raum für Neues. Durch kleinteilige Um-
    gestaltungen können hohe Qualitäten für unterschied-
    lichste Ansprüche erreicht werden, die die Altstadt zu
    einem wirklich besonderen Wohnstandort machen, zu
    einem Lebensumfeld, in dem Geselligkeit und Ruhe die
    Pole bilden und kurze Wege alle Punkte des täglichen
    Lebens verbinden. Die Flexibilität der Fachwerkgebäu-
    de bildet die Basis für zeitgemäße Wohnungen für alle
    Bevölkerungsgruppen.

    Diese Broschüre will Sie für die Altstadt und das Fach-
    werk als Lebensraum und Wohntraum begeistern. Nicht
    an gebauten Beispielen, von denen es auch in Duder-
    stadt sehr gute gibt, sondern losgelöst vom konkreten
    Objekt, möchten wir mit dieser Broschüre Ihre Phantasie
    anregen. Texte und Bilder sollen die Vorstellungskraft un-
    terstützen, wie Wohnungen und Freiräume in der Altstadt
    zeitgemäß gestaltet werden können. Lassen Sie sich ein
    auf das Erlebnis Altstadt, auf das Wohnen in einer Nach-
    barschaft Gleichgesinnter oder wagen Sie den ersten
    Schritt; Nachahmer werden sich schnell finden: Duder-
    stadt ist in Bewegung!

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DUDERSTADT LEBENSRAUM ALTSTADT - WOHNTRAUM FACHWERK - BIRGIT FRANZ UND ANKE KASCHLIK MIT COLLAGEN VON ANDREA GEISWEID
Reale Träume vom Leben im Fachwerk
                                                                                                                         segeln, warmen Holzbohlen unter meinen nackten Fü-          Die Ideen wurden real. Seit kurzem wohnen und leben
     Träume von der neuen Urbanität im entschleunigten        statt deren einzigartig gestaltete Geländer? Die Träume    ßen und üppig blühenden Oleanderbüschen. Fröhliche          wir zu dritt in unseren eigenen vier Fachwerkwänden. Am
     Fachwerkstädtchen weckten meine Lebensgeister.           zeigten mir ganz deutlich: was ich baulich aus- und auf-   Sommermöbel laden zum Verweilen ein. Schon jetzt            Anfang dachten wir, die Sprossenfenster seien zu klein,
     Jetzt, nach dem Aufwachen, sehe ich vieles klarer.       räumen muss, weil mich das für die Zukunft frei macht,     habe ich den Geschmack der frischen Holunderblüten          ließen zu wenig Licht in unsere Räume, doch jetzt, da sie
     Ganz deutlich erkenne ich, wie sich meine persönlichen   was ich erhalten möchte, damit es mich mit der Vergan-     aus meinem Biomarkt gleich um die Ecke auf meinen           bunt gestrichen sind, kleine Lämpchen an den richtigen
     Vorstellungen von modernem Lifestyle, der natürlich      genheit positiv und dauerhaft verknüpft.                   Lippen. Im Hinterhof parkt mein kleines Auto – gemein-      Stellen stehen und vor allem die kleinen Deckendurch-
     einen Schuss Romantik durchaus einschließt, gerade                                                                  sam mit drei anderen Stadtflitzern –, aber so schön, wie    brüche, die Galerien bilden, mehr Licht schenken, sehen
     im Fachwerkhaus ausleben lassen. Warum nur war ich       Meine Lifestyle-Zeitung gibt mir Ideen, meine Fachwerk-    die Hausgemeinschaft die kleine Freifläche gestaltet hat,   wir das ganz anders. Inzwischen lieben wir sogar die lus-
     so blockiert und sah nur Enge statt Charme, niedrige     stadt greifbare Chancen. Inzwischen habe ich selbst        ist sie eine Augenweide und wartet auf mehr, wie Festi-     tigen Motive, die unsere Sprossenfenster auf den abge-
     Deckenhöhen statt Individualität, knarrende Treppen      Visionen von Balkonen mit hell leuchtenden Sonnen-         vitäten und Plausch.                                        schliffenen Dielenboden werfen. Schränke haben wir nur

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DUDERSTADT LEBENSRAUM ALTSTADT - WOHNTRAUM FACHWERK - BIRGIT FRANZ UND ANKE KASCHLIK MIT COLLAGEN VON ANDREA GEISWEID
wenige, wir lassen lieber die Räume und unsere Kommu-    zwei Räumen: jenem für den Krimskrams und jenem
     nikationsmöbel wirken. Den Tisch der Jungdesigner von    mit Bett und Schreibtisch. Ach ja und ganz wichtig: Die
     der letzten Internationalen Möbelmesse, den prämierten   Angst vor der insgesamt unkalkulierbaren Kostenspirale
     Schreibsekretär für die Arbeit am Notebook ...           nahm uns das in der zeitgemäßen Wiedernutzbarma-
                                                              chung von Baudenkmalen erfahrene Architekturbüro.
     Erst hatten wir Angst vor den hohen Heizkosten, auch     Das ist bekannt für die Kostenverlässlichkeit und seine
     weil sich gerade unser Fachwerkhaus nicht in zwei Ein-   Erfahrung mit der Denkmalpflege sowie sein Händchen
     heiten teilen ließ. „Wir brauchen doch keine 240 Qua-    für Urbanität und Modernität.
     dratmeter Wohnfläche!“ – so dachten wir. Doch auch
     da gaben mir die Träume Visionen. Wir schichteten das    Gerade träume ich übrigens wieder, während ich in mei-
     Haus. Die schlechter belichteten und die zwei gefange-   ner blauen freistehenden Badewanne liege. Die Fach-
     nen Räume wurden zu großen Schränken. So können          werkbalken an der Decke haben mich dazu inspiriert. Es
     wir die kleinteiligen Wohnräume großzügig halten und     ist der Traum vom nächsten Fachwerkprojekt: Da berate
     den geliebten wie den nötigen Krimskrams dennoch         ich Freunde. Die haben sich, angesteckt durch uns, statt
     unterbringen. Dieser braucht nicht die wohlige Wärme,    für einen Neubau auf der grünen Wiese für das Fach-
     die gönnen wir uns lieber in den Wohnräumen. Dass wir    werkhaus am anderen Ende der Straße entschieden. Das
     zudem durch die moderne Wandflächenheizung schon         wollte lange Zeit niemand mehr bewohnen. Es fehlte an
     bei einigen Graden weniger die gleiche Behaglichkeit     Vorstellungskraft, wie es gehen solle. Die konnten wir
     empfinden, spart noch zusätzlich – übrigens auch im      ihnen nun geben: aus der Erfahrung mit unserem Haus
     Kinderzimmer. Das besteht ja nun eigentlich auch aus     und mit Hilfe des erfahrenen Architekturbüros.

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DUDERSTADT LEBENSRAUM ALTSTADT - WOHNTRAUM FACHWERK - BIRGIT FRANZ UND ANKE KASCHLIK MIT COLLAGEN VON ANDREA GEISWEID
In Fühlung mit der Denkmalpflege
     Fachwerkstädte gehören zu den faszinierendsten Fa-         im Flächendenkmal wie im Baudenkmal dürfe man eh
     cetten unserer europäischen Siedlungsgeschichte.           nichts verändern. Die unzähligen ausgeführten und Mut
     Menschen aus der ganzen Welt scheuen keinen Auf-           machenden Beispiele zeigen, dass Behördenvertreter,
     wand, um sie zu entdecken. Sie nehmen weite Reisen         Planer und Bauherrschafften nicht nur um qualitätvolle
     und hohe Kosten in Kauf, um mit ihnen auf Tuchfühlung      Lösungen gerungen haben, sondern auch Erfolgswege
     zu gehen. Doch diese Orte der Kumulation von Woh-          eingeschlagen haben. Denkmalschutz ist ein Pfund, mit
     nen, Handel, Dienstleistung und Freizeit sind mehr als     dem in Fachwerkstädten nicht nur gegenüber Touristen
     Erinnerungsorte. Sie sind unsere Zukunft. Immer mehr       zu wuchern ist, sondern auch für das eigene Leben.
     Menschen suchen den klaren Unterschied zwischen            Und das nicht nur, weil Steuererleichterungen und an
     „Landlust“ und „Urbanität“, wehren sich gegen die Ver-     der ein oder anderen Stelle Zuschüsse von Bund, Land
     wischung der Unterschiede, die aus dem Land Pendler-       oder Kommune helfen. Die gewonnene Individualität
     orte macht und aus den Städten reine Konsumtempel          und die Nähe zum Leben sind der wahre Gewinn.
     ohne Leben nach Ladenschluss. Es geht darum, beiden
     Welten wieder ihre wahre Identität zukommen zu lassen      Derzeit werden auf Fachtagungen und in Behörden
     – in all ihrer Vielschichtigkeit.                          allerorts neue Wege der Denkmalvermittlung gesucht.
                                                                Denn eins ist allen klar: Das Gespenst „Hilfe, ich habe
     Authentizität heißt das Zauberwort. Das Alte ehren, weil   ein Baudenkmal“ gilt es schnellstmöglich zu vertreiben,
     es so einmalig ist. Erst einmal verloren gegangen, kann    wenn wir den Pulsschlag unserer Fachwerkstädte mit
     kein Neubau dieser Welt das Alte wiederbringen. Die        ihren Baudenkmalen erhöhen und Bilder von ihrer neuen
     fachliche Kompetenz der Denkmalbehörden hilft uns,         Urbanität nicht nur im Kopf, sondern auch real entste-
     hier sehen zu lernen. Dort, wo Lücken sind oder ein Bau    hen lassen wollen.
     keinerlei bauliche Zukunft besitzt, besteht (begrenzt)
     Raum für Neues. Von hoher Qualität werden hier mo-         Es ist und bleibt spannend, in einer Stadt nach den
     derne Zeitschichten zu neuen „Jahresringen“ der Stadt,     Leerstellen zu schauen, nach unbewohnten Gebäu-
     wie bei einem jahrhundertealten Baum. Die Erfahrun-        den ebenso wie nach Baulücken. Gerade hier kann
     gen der Bau- und Stadtplanungsämter geben uns einen        Künftiges entstehen: ein wieder zum Leben erwachtes
     Rahmen, qualifizierte Planungsbüros konkrete Hilfestel-    Baudenkmal in einzigartiger Symbiose zwischen ges-
     lungen. Ziel ist der Respekt vor dem Alten und Qualität    tern und morgen, eine Erweiterung oder ein Neubau
     beim Umgang mit Alt und Neu, denn Denkmalrecht,            mit hoher Architekturqualität, der die Charakteristika
     Baurecht und Gestaltungssatzungen alleine sind noch        der Stadt unterstützt, ohne nachzuahmen, eben neue
     lange kein Garant für Baukultur. Diese wird vielmehr       Authentizität neben der Erhabenheit des wahrlich Alten
     durch das sich miteinander Bewegen aller Beteiligten       und Geschützten.
     erzeugt. Hier kann zudem die Angst genommen werden,

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DUDERSTADT LEBENSRAUM ALTSTADT - WOHNTRAUM FACHWERK - BIRGIT FRANZ UND ANKE KASCHLIK MIT COLLAGEN VON ANDREA GEISWEID
Ökologie auf kleinen Parzellen
     Die kulturpolitischen Belange des Denkmalschutzes           Der Ruf nach mehr Differenzierung im Umgang mit
     und jene des Klimaschutzes lassen sich miteinander          historischen Gebäudebeständen nimmt zu. Folglich
     verbinden. Die Herausforderung der Vereinbarkeit der        unterstützen die Kommunen ihre Bürger durch quar-
     Ziele kann dann in weiten Bereichen gelingen, wenn der      tiersbezogene Betrachtungen. Es muss Baudenkmale
     Individualität von Baudenkmalen durch Diversität der        geben, die einen kleineren Klimabeitrag leisten dürfen,
     Lösungen Rechnung getragen wird. Ganz klar: Auch            und solche, die einen größeren Beitrag leisten können.
     Baudenkmale müssen und werden ihren Beitrag zum Um-         Schlussendlich nützt das beste Nullenergiehaus nichts,
     weltschutz leisten – aber bitte nicht alle gleichermaßen.   wenn es außerhalb des Ortes steht und hohen Mobili-
                                                                 tätsaufwand erzeugt.

                                                                                                                           Der tatsächliche Beitrag zur Nachhaltigkeit    Gerade für Fachwerkstädte liegt in der Kom-
                                                                                                                           berücksichtigt zunehmend auch die soge-        bination von innenliegenden ökologischen
                                                                                                                           nannte „graue“, das heißt in bereits verbau-   Wärmedämmungen – der Markt bietet hier
                                                                                                                           ten Baustoffen gespeicherte Primärenergie.     inzwischen ein phantastisches Warenportfo-
                                                                                                                                                                          lio an vorgefertigten und geeigneten Produk-
                                                                                                                           Zugleich wird, um die Baudenkmale in ihrer     ten – und dezentralen Kleinheizkraftwerken
                                                                                                                           Aussagekraft als Kulturzeugnis in diesem       bzw. Kleinwasserkraftwerken eine Chance,
                                                                                                                           Prozess nicht verloren gehen zu lassen, der    nicht nur die einmaligen Fassaden, sondern
                                                                                                                           heutzutage für alle Lebensbereiche vielbe-     auch die faszinierenden Dachlandschaften
                                                                                                                           mühte Begriff der Diversität auch hier mit     zu erhalten. Zertifizierte Energieberater für
                                                                                                                           Leben gefüllt werden. Smart Grids, Smart       Baudenkmale, wie sie das Deutsche Natio-
                                                                                                                           Homes: noch sind dieses aufregende Zau-        nalkomitee für Denkmalschutz in seinem
                                                                                                                           berworte im Diskurs um dezentrale diver-       Leitfaden von Dezember 2011 fordert, kön-
                                                                                                                           sifizierte Stromerzeugung und intelligentes    nen im Zusammenwirken mit den Ergebnis-
                                                                                                                           Wohnen durch Gebäudeautomation. Doch           sen aus den Kommunalen Quartiersunter-
                                                                                                                           schon bald werden diese wie selbstver-         suchungen optimale Lösungen erarbeiten.
                                                                                                                           ständlich in den Sprachgebrauch integriert     Die KfW-Bankengruppe (KfW) hilft zudem
                                                                                                                           sein. Zunehmend ersetzen diese vernetzten      seit April 2012 mit ihrem Fördersegment
                                                                                                                           Lösungen den derzeit praktizierten Dämm-       „Effizienzhaus Denkmal“ und unterstützt
                                                                                                                           wahn. Gesamtökologisch sind Vollwärme-         damit das vom Bundesministerium für Ver-
                                                                                                                           schutzpakete die weniger nachhaltige Lö-       kehr, Bau und Stadtentwicklung finanzierte
                                                                                                                           sung, auch das ein überzeugendes Argument      Förderprogramm „Energieeffizient Sanie-
                                                                                                                           für ein Plus an intelligenter Energieeinspa-   ren“. Zusammen mit der bundesdeutschen
                                                                                                                           rung. Gekoppelt mit hauseigenen Mini-          Denkmalpflege wurden hier ganz spezielle
                                                                                                                           Heizkraftwerken bzw. quartiersbezogenen        Förderbedingungen entwickelt, um die ener-
                                                                                                                           Blockheizkraftwerken zur effizienteren, um-    getische Instandsetzung von erhaltens- wie
                                                                                                                           weltfreundlicheren und kostengünstigeren       schützenswerter Bausubstanz unter Wah-
                                                                                                                           Erzeugung von Strom und Wärme können           rung des Erscheinungsbildes im Sinne der
                                                                                                                           im Vergleich mit herkömmlichen Anlagen         derzeit gültigen Energieeinsparungsverord-
                                                                                                                           wesentliche Einsparungen im Verbrauch von      nung zu erleichtern.
                                                                                                                           Primärenergie erreicht werden.

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Regionales Bauen in der Fachwerkstadt
     Bauliche Traditionen in der Materialwahl und Konstrukti-      wusst die Grenze zwischen Stadt und Land nicht ver-
     onsweise sind das Fundament für „Neues Bauen“ in der          wischt. Ein Blick auf die hier aufgezeigten Symbiosen
     Region unter Wahrung der kulturräumlichen Charakte-           zwischen Alt und Neu kann vielfältige Impulse geben.
     ristika. Gemeint ist nicht das unehrliche Applizieren der
     ortsüblichen Formensprache, auch nicht das Verhaften          Fachwerkstädte sind wie geschaffen, um auf die Zeit zu
     in der alten Bauweise. Vielmehr ist einem eher unreflek-      reagieren. Seit Jahrhunderten wird ihre Stadtbaukunst
     tierten Regionalismus spannungsvoll eine zeitgemäße           geprägt von Vielfalt und Umbauprozessen. Bewahren
     Weiterentwicklung von baulichen Traditionen gegenüber         und Schützen bedeutet, diese Prozesse nachhaltig zu
     zu stellen. Die Idee ist verknüpft mit den Stärken der        gestalten. Auf gar keinen Fall bedeutet es musealen
     Region. Die internationale Vereinigung der lebenswerten       Stillstand. Dazu gehört ein entschleunigtes Miteinan-
     Städte „Cittaslow“ beweist seit über einem Jahrzehnt          der. Gestaltungsbeiräte, besetzt im Ehrenamt und von
     mit allein zehn Orten in Deutschland – wie Nördlingen         außen, sodass es zu keinen Interessenkonflikten kommt,
     im Landkreis Donau-Ries oder Hersbruck im Landkreis           können der Baukultur vor Ort zu neuer Blüte verhelfen.
     Nürnberger Land –, welchen positiven Einfluss u. a. cha-      Die vielfach noch ungewohnt moderne Verwendung tra-
     rakteristische Stadtstrukturen, regionaltypische Produk-      ditioneller Baustoffe wie Stein, Holz und Lehm verbindet
     te und gelebte regionale Identität haben.                     Ziele von Modernität, Urbanität, Ruhe und Entschleuni-
                                                                   gung, schenkt uns geerdete Orte.
     Für die Idee des zeitgemäßen regionalen Bauens waren
     und sind die Regionen Vorarlberg und Südtirol wahre           Der seit einigen Jahren zu beobachtende Trend zu
     Vorreiter und das nicht nur für die Menschen vom Fach,        selbstgenutztem innerstädtischen Wohnraum ist als
     sondern insgesamt für die Menschen vor Ort, die täglich       nachhaltige Gegenbewegung zum Bauen auf der grü-
     fühlen können, dass ihre Heimat inzwischen moderner           nen Wiese zu verstehen. Pilotprojekte, wie derzeit in
     und zeitgemäßer ist, ohne die traditionellen Bezüge ein-      Rostock, Schwerin oder Güstrow, haben zum Ziel, in-
     zubüßen. Die Philosophie der Bauleute begründet sich          teressierte Bürgerinnen und Bürger für diese bauplane-
     hier aus der Kulturlandschaft und der den Menschen in-        risch verantwortungsvolle Aufgabe zu faszinieren. Sie
     newohnenden Lebensart. Verknüpft werden die Dimen-            zeigen der privaten Öffentlichkeit sensible und zugleich
     sionen von minimalistischer, bis ins Detail durchdachter      kreative Wege und Möglichkeiten auf, Stadtbaukunst
     Architektur mit klaren Linien und unaufdringlicher Archi-     fortzuschreiben und so zum Motor der Stadtentwick-
     tektursprache – vielleicht ist sie gerade deshalb letztlich   lung zu werden, für sich selbst und für Gäste von außen.
     so eindringlich? Innen und außen gehören zusammen.            Zusammen mit den kommunalen Handlungsspielräumen
     Ruhe, Authentizität, Zuverlässigkeit und Beständigkeit        zur Aufwertung des öffentlichen Raumes lebt unsere
     sind wie selbstverständlich Teil der Philosophie, die be-     Fachwerkstadt so für und in kommenden Generationen.

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Wohnqualität für alle
     Historische Stadt- und Ortskerne bieten inzwischen glei-     Für die KfW-Bankengruppe steht barrierereduziertes
     chermaßen Teilhabe für alle – oder rüsten gerade um.         Wohnen weiter im Fokus, vor allem bezogen auf kleine-
     Universales Design für Barrierefreiheit bzw. Barrierear-     re Umbaumaßnahmen. Doch eine durchdachte Moder-
     mut in historischen und denkmalgeschützten Gebäuden          nisierung oder die Umnutzung eines Fachwerkhauses
     ist in öffentlichen Gebäuden kein Ausnahmefall mehr.         muss nicht unbedingt viel mehr kosten. Häufig sind es
     Auf private innerstädtische Wohnhäuser kann jedoch           die überzogenen Ansprüche, die aus dem Neubau kom-
     so manche Lösung nicht übertragen werden. Auch der           men, im Altbau diesem aber allen Charme, alle Patina
     kostenintensive Aufzug ist hier weniger gefragt, eher der    rauben und zugleich unnötige Kosten entstehen lassen.
     etwas sparsamere Treppenlift oder innerhalb der Wohn-        Während das eine Architekturbüro sagt „Denkmalpfle-
     räume ein Hebeanlage.                                        ge ist für uns die Perle, die wir mit anderen Projekten
                                                                  finanzieren“, leben andere Architektur- und Planungsbü-
     An allen Ecken und Enden ist Kreativität gefragt. Ein        ros ausschließlich vom Bauen im Bestand. Und dieser
     Überdenken ist bei der klassischen Grundrisskonzeption       Erfolg stützt sich auf ein Fundament breiten Wissens,
     ebenso wichtig wie bei der Detailplanung.                    auch darüber, an welchen Stellen man unnötige Kosten
                                                                  vermeiden kann.
     Die unterfahrbare Küchenarbeitsplatte macht den Rü-
     cken nach des Tages Last munter: Schneiden, Würzen,          Sollte es dennoch nicht passen, dürfen wir manchmal
     Kochen, alles ist im Sitzen möglich. Das möglicherweise      auch gegenrechnen, wie viel Geld wir sparen, weil das
     zunächst überflüssig anmutende Zimmer wird zum be-           Leben und Arbeiten in der Innenstadt das zweite Auto
     fahrbaren Kleiderschrank. Historische Schwellen kön-         überflüssig macht oder vielleicht in Kombination mit Car-
     nen mit kleinen Rampen überwunden werden, neben der          Sharing auch insgesamt einen Umstieg auf die öffent-
     historisch wertvollen Türe, die unbedingt schützenswert      liche Verkehrsinfrastruktur erlaubt! Und vor allem: Wie
     ist, entsteht beispielsweise an anderer Stelle ein zweiter   viel Lebenszeit wir einsparen, die wir nicht eingesperrt
     Raumzugang. Die freistehende Wanne im Dachgeschoss           im fahrbaren Untersatz verbringen müssen, die uns dann
     ist nicht nur schick, sondern erlaubt auch Zugang von        für das Schöne wie das Nützliche im Leben zur Verfü-
     allen Seiten. Die bodengleiche Dusche kommt nicht von        gung steht. Beispielsweise kommen wir der Erfüllung un-
     der Stange, sie nutzt die modernen Bauelemente mit           serer Träume vom grünen und gesunden Wohnen in der
     geringer Aufbauhöhe und trennt gleich den halben Raum        Fachwerkstadt näher oder sind zu Fuß oder mit dem Rad
     als Duschbereich ab. Jetzt ist alles möglich, für Jung bis   unterwegs zwischen Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Bil-
     Alt. In die Fliesengestaltung integrierte Sitzblöcke und     dung und Kultur und treffen nette Menschen. Insgesamt
     Nischen dienen zum Sitzen und Abstellen. Wer schon           eröffnen sich damit Möglichkeiten für ein entschleunig-
     früh vorausdenkt, bleibt auch im Alter autark und selbst-    tes Miteinander.
     bestimmt.

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Gudrun Ziehr, Hinterstraße 46
     Duderstädter/innen und ihr Wohntraum Fachwerk                                                                       Wohnen im sanierten Fachwerkhaus: einfach wunderbar!
                                                                                                                         Seit einem guten Jahr lebe ich in der historischen Alt-
     In der Duderstädter Altstadt gibt es über 500 Fachwerk-    siert. Die neuen oder auch alteingesessenen Bewohne-     stadt von Duderstadt und genieße die kurzen Wege, das
     häuser. Viele sind in guten Händen, bieten hochwertigen    rinnen und Bewohner dieser Gebäude haben sich damit      Ambiente und meinen Innenhof, der mediterranes Flair
     Wohnraum für Familien, Singles und Paare unterschied-      oftmals einen Lebenstraum erfüllt. Sie kennen die Vor-   verströmt.
     lichen Alters und werden liebevoll gepflegt. Eine ganze    züge des Fachwerks und des Wohnstandorts Altstadt;
     Reihe wurde in den letzten Jahren umfassend moderni-       einige von ihnen kommen hier zu Wort.

                                                                Familie Wesselak, Haberstraße 14
                                                                Unser Haus wurde im Jahr 1570 errichtet und verströmt                                                               Nadine Eberhardt und Carsten Roth, Steintorstraße 22
                                                                mit seinem Gewölbekeller, seiner Fachwerkkonstruktion                                                               Modernes und großzügiges Wohnen zwischen antiken
                                                                und den rauchgeschwärzten Unterzügen Geschich-                                                                      Balken im Herzen der schönen Innenstadt. Das bedeu-
                                                                te. Nach einer denkmalgerechten Sanierung im Jahr                                                                   tet für uns eine Steigerung der Lebensqualität und kurze
                                                                2004 konnte durch den Einsatz von Kastenfenstern,                                                                   Wege im Zentrum von Duderstadt. Als Mietwohnung
                                                                Stampflehmwänden und einem großen Kachelofen Nied-                                                                  lässt uns dieser Wohntraum gleichzeitig genügend Fle-
                                                                rigenergiehaus-Standard erreicht werden. Dies zeigt,                                                                xibilität für kommende Lebensphasen und veränderte
                                                                dass historische Bausubstanz und Energieeffizienz sich                                                              Wohnbedürfnisse.
                                                                nicht ausschließen müssen.

     Christel und Lothar Dinges, Haberstraße 38
     Wir genießen täglich die wohlige Atmosphäre in un-
                                                                                                                         Wie können Sie sich Ihren Wohntraum
     serem überwiegend aus Holz und Lehm bestehenden                                                                     Fachwerk erfüllen?
     Fachwerkhaus (1780 erbaut) am südlichen Rand der Du-
     derstädter Altstadt in guter Gemeinschaft mit unseren
     Nachbarn. Schon bei den Umbaumaßnahmen haben wir                                                                    In der Altstadt gibt es aber auch viele Gebäude, die in    Stadt Duderstadt – Stadtplanung
     dafür gesorgt, dass ein kleiner Teil des Hauses ebenso                                                              schlechtem Zustand sind; gleichzeitig sind die erzielba-   Rudolf Wengerek
     wie der Garten rollstuhlgerecht gestaltet wird.                                                                     ren Mieteinnahmen so gering, dass sie umfassende In-       Stadthaus, Worbiser Straße 9
     Durch die Haustür führen kurze Wege zu Fuß mitten in die                                                            vestitionen nicht ermöglichen. Eine ganze Reihe von Ge-    37115 Duderstadt
     Innenstadt mit attraktiven Angeboten für alle Dinge des                                                             bäuden steht leer. Einige dieser Gebäude werden aktiv      0 55 27.841-141 · r.wengerek@duderstadt.de
     täglichen Lebens. Auf der Rückseite des Hauses erleben                                                              zum Kauf angeboten, andere warten still auf ideenreiche
     wir die strahlende Ruhe des historischen Grüngürtels mit                                                            und verantwortungsvolle Käuferinnen und Käufer, bei        Stadt Duderstadt – Denkmalpflege
     seinen Bürgergärten an der mittelalterlichen Stadtmauer.                                                            wieder anderen ist die Perspektive noch ungeklärt, weil    Petra Koch
     Von unserem geschützten Balkon oder Dachgarten ge-                                                                  die derzeitigen Eigentümerinnen oder Eigentümer das        Stadthaus, Worbiser Straße 9
     nießt man den Blick über die einzigartige Dachlandschaft                                                            Haus nicht mehr voll nutzen und erst recht nicht mehr      37115 Duderstadt
     der Altstadt und die mächtigen Baumkronen des mit-                                                                  unterhalten können, die Kinder aber längst einen ande-     0 55 27.841-147 · p.koch@duderstadt.de
     telalterlichen Ringwalles hinweg zu den Silhouetten der                                                             ren Lebensmittelpunkt gefunden haben. In allen diesen
     bewaldeten Hügel im thüringischen Teil des Eichsfeldes.                                                             Gebäuden steckt das Potenzial für ein neues Zuhause,       Duderstadt 2020 GmbH und Co. KG
     Früher war das Haus ein kleines Paradies für unsere Kin-                                                            für den Wohntraum Fachwerk. Dafür braucht es Ideen,        Sebastian Tränkner
     der, heute dürfen sich in Gästewohnungen liebe Gäste                                                                Mut, Phantasie und natürlich auch Geld.                    Marktstraße 88
     aus aller Welt hier wohlfühlen. Dies beschert uns immer                                                                                                                        37115 Duderstadt
     wieder Freundschaften mit Menschen aller Kulturen.                                                                  Wenn Sie Interesse am Wohnstandort Altstadt und ei-        0 55 27.84 92 390 · info@duderstadt2020.de
                                                                                                                         nem Fachwerkhaus gefunden haben oder Sie einfach
                                                                                                                         nur neugierig sind auf die Möglichkeiten, die ein Fach-    Förderkreis Denkmal- und Stadtbildpflege
                                                                                                                         werkhaus bietet, oder Sie Beratung brauchen, um nach       Dr. Hermann Tallau
                                                                                                                         Möglichkeiten zu suchen, Ihre Ideen und Wünsche um-        Ecklingeröder Straße 23
                                                                                                                         zusetzen, hier wird Ihnen gern geholfen:                   37115 Duderstadt
                                                                                                                                                                                    hermann@tallau.de

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Autorinnen
Dr. Birgit Franz, Professorin für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege –
Entwurf an der HAWK – Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
Hildesheim, Holzminden, Göttingen
Dr. Anke Kaschlik, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt Duderstadt2020 und
im Forschungsschwerpunkt DIALOG der HAWK – Hochschule für angewandte
Wissenschaft und Kunst Hildesheim, Holzminden, Göttingen
Andrea Geisweid B.A., Studierende im Master-Studiengang Gestaltung, HAWK –
Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim, Holzminden,
Göttingen

Bildnachweis
Fotos: Niclas Grüning www.niclasgruening.com, Birgit Franz, Anke Kaschlik
Fotos in den Collagen: Birgit Franz, Georg Maybaum, Andrea Geisweid
Luftbild Duderstadt: Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen
Vermessungs- und Katasterverwaltung, © 2012

Impressum
© Prof. Hans Georg Näder Verlag, Juni 2012
Herausgeber: Duderstadt 2020 GmbH & Co. KG
Texte: Birgit Franz, Anke Kaschlik
Collagen Seite 10 bis 21: Andrea Geisweid
Gestaltung: Landsiedel | Müller | Flagmeyer, Nordhausen
Druck: Mecke Druck und Verlag • Duderstadt
Auflage: 5.000 Stück
ISBN 978-3-941847-06-4
Duderstadt Lebensraum Altstadt – Wohntraum Fachwerk

Die Duderstadt 2020 GmbH & Co. KG als Stadtentwicklungsgesellschaft in Duderstadt möchte mit dieser
Broschüre neugierig machen auf die Altstadt mit ihren wunderbaren Fachwerkhäusern und Ideen davon ge-
ben, wie diese zeitgemäß weiter entwickelt werden können. In Text und Bild werden Visionen vom Wohntraum
Fachwerk in diesem außergewöhnlichen Ambiente entwickelt. Lassen Sie sich inspirieren und kommen Sie
mit auf die Reise durch den Lebensraum Altstadt Duderstadt!

                  herausgegeben von der Duderstadt2020 GmbH & Co. KG
                  Prof. Hans Georg Näder Verlag | Juni 2012
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