Durchfall erkrankungen - beim Schwein Ursachen und Abwehrstrategien - MSD Tiergesundheit

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Durchfall erkrankungen - beim Schwein Ursachen und Abwehrstrategien - MSD Tiergesundheit
Durchfallerkrankungen
beim Schwein
Ursachen und Abwehrstrategien
Durchfall erkrankungen - beim Schwein Ursachen und Abwehrstrategien - MSD Tiergesundheit
Darmgesundheit
beginnt in der
„Kinderstube“.

N     eugeborene Ferkel haben zum Zeitpunkt
      der Geburt ein wenig ausgereiftes
Immunsystem* und sind somit besonders
anfällig für Krankheiten. Erst ab der siebten     Darmerkrankungen gehören
bis neunten Lebenswoche sind die lympha-          zu den wirtschaftlich bedeu-
tischen Einrichtungen*, die der Abwehr von        tendsten Problemen in der
Krankheitserregern dienen, im Darm des Fer-
                                                  Schweineproduktion. Die häufigs-
kels voll ausgereift. Eine ausreichende Menge
von Biestmilch in den ersten Lebensstunden        ten Erreger von Durchfall beim
ist für das Ferkel überlebenswichtig. Die         neugeborenen Ferkel sind immer
Biestmilch (= Kolostrum) enthält Antikörper*,     noch enterotoxische* E. coli-
die das Ferkel in den ersten Lebenstagen und
                                                  und Clostridien-Infektionen.
-wochen schützen. Im Idealfall so lange, bis es
eine eigene Immunität ausgebildet hat.

Diese Broschüre soll Ihnen einen Überblick
über die wichtigsten Ursachen von Durchfall
und Vermeidungsstrategien geben.

Ihre MSD Tiergesundheit

      i
    Die mit Sternchen (*)
    markierten Wörter
    werden auf Seite 38
    im Glossar erläutert.

2
Durchfall erkrankungen - beim Schwein Ursachen und Abwehrstrategien - MSD Tiergesundheit
Inhalt
Der Magen-Darm-Trakt von Schweinen ................. 4

Durchfall – ein Problem mit vielen Ursachen ........ 6

       Erreger-Übersicht .............................................. 7
               Bakteriell:

               E. coli ....................................................... 8
               Colienterotoxämie ................................... 10
               Cl. perfringens ......................................... 11
               Lawsonia intracellularis ............................ 12
               Salmonellen ............................................. 14
               Brachyspiren ............................................ 16

               Viral:

               Circoviren................................................. 18
               Rotaviren .................................................20
               Coronaviren .............................................22

               Parasitär:

               Kokzidien des Schweins ..........................24
               Schweinepeitschenwurm ........................25
               Schweinespulwurm .................................26
               Knötchenwurm des Schweins .................27

         Faktorenerkrankung
             Metritis-Mastitis-Agalaktie (MMA) ...........28

Fütterung .................................................................30

Management ...........................................................34

Glossar.....................................................................38

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Durchfall erkrankungen - beim Schwein Ursachen und Abwehrstrategien - MSD Tiergesundheit
Der Magen-Darm-Trakt von Schweinen1

    D   as Schwein besitzt einen einhöhligen Magen, der von drüsenloser und drüsenhaltiger Magen-
        schleimhaut ausgekleidet wird. Mit dem Dünndarm schließt sich der längste Abschnitt des
    Verdauungskanals an, bestehend aus Duodenum* (0,7–1 m), Jejunum* (15–20 m) und Ileum*
    (1,5–2,5 m). Das Ileum verfügt über die im gesamten Darmtrakt stärkste Muskelschicht und zu-
    dem über einen wesentlichen Teil des im Darm befindlichen Immunsystems (Peyer'sche Platten).
    Die Darmschleimhaut von Dünn- und Dickdarm weist Unterschiede in ihrer Gestalt auf: Ausstül-
    pungen und Einziehungen im Dünndarm, nur Einziehungen im Dickdarm.

    Die Proteinverdauung beginnt bereits im sauren Milieu des Magens mit dem Abbau durch Enzyme
    (Peptidasen). Die weitere Verdauung der Proteine durch Enzyme des Magen- und Bauchspeichel-
    sekrets findet vorwiegend im Dünndarm statt. Ein nicht unbedeutender Anteil der Proteinverdau-
    ung entfällt auf die Verdauung und Resorption körpereigenen Proteins (quantitativ in
    etwa die gleiche Menge Protein wie pro Tag über das Futter zugeführt wird!).

                                                                                           Zähne      Speicheldrüse
    Die wichtigsten aus der Nahrung aufgenommenen Fette sind Triacylgly-
    cerine (mengenmäßig größter Anteil), Phospholipide und Cholesteri-
    ne. Eine Verdauung der Triacylglycerine beginnt bereits im Magen
    und setzt sich im Dünndarm fort (Emulgation durch Gallensäuren
    und Phospholipide*).

    Im Dünndarm findet der überwiegende Anteil der enzyma-
    tischen Verdauung und Aufnahme der Nährstoffe statt. Koh-
    lenhydrate, Proteine und Fette werden hier der Aufnahme
    zugänglich gemacht. In der Gruppe der Kohlenhydrate stellen
    Stärke, Zucker und Milchzucker die wichtigsten beim Schwein
    zu verdauenden Nährstoffe dar. Im Vergleich zu anderen Tier-
    arten weist das Schwein eine sehr effektive Stärkeverdauung
    auf. Wird die Verdauungskapazität im Dünndarm diesbezüglich
    dennoch überschritten, so erfolgt eine gewisse Kompensation
    durch bakteriellen Abbau von Kohlenhydraten im Dickdarm. Zudem
    findet hier der Transport von Wasser und Elektrolyten durch die Darm-
    schleimhaut statt. Speziell beim Schwein findet sich ein großer Teil des
    gesamten Darminhalts im Dickdarm (5 % des Körpergewichts).

                                                                                                   Zunge

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Durchfall erkrankungen - beim Schwein Ursachen und Abwehrstrategien - MSD Tiergesundheit
Die von vorne nach hinten im Darmtrakt ansteigenden Keimzahlen erreichen im
 Dickdarm Werte von bis zu 1011 Keimen/g Darminhalt. Als Nährstoff für deren
 Wachstum dienen in erster Linie Reststärke und pflanzliche Zellwandbestandteile,
 die im Dünndarm nicht abgebaut werden konnten.

                  Leber und
Speiseröhre       Gallenblase           Dünndarm     Dickdarm        Rektum

                                     Bauch-        Ileum*
                                    speichel-
                                     drüse

                            Magen

                                                                                    5
Durchfall erkrankungen - beim Schwein Ursachen und Abwehrstrategien - MSD Tiergesundheit
Durchfall – ein Problem
    mit vielen Ursachen

    D    urchfall kann in fast jeder Altersgruppe zum Problem werden.
         Bestimmte Erreger treten beim Schwein typischerweise in einer
    bestimmten Altersgruppe auf und verursachen zu diesem Zeitpunkt die
    größten klinischen Schäden. Werden Schweine einer anderen Alters-
    gruppe infiziert, kann die Infektion u. U. völlig symptomlos verlaufen.
    Unter den infektiösen Durchfallerregern spielen bakterielle, virale und
    parasitäre Ursachen gleichermaßen eine Rolle.

    So unterschiedlich die Ursachen auch sind, eine gute Stallhygiene und
    gutes Management sind bei der Bekämpfung nicht zu vernachlässigen.
    Durchfall darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn schon
    im Saugferkelalter werden die Weichen für gesunde und frohwüchsige
    Tiere gestellt.

    Einen Überblick über die am häufigsten auftretenden Erreger, die damit
    zusammenhängenden Symptome sowie die betroffenen Altersklassen gibt
    die nachfolgende Tabelle.

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Durchfall erkrankungen - beim Schwein Ursachen und Abwehrstrategien - MSD Tiergesundheit
Erreger-Übersicht 2
 Erreger                  Altersgruppe                         Symptome
 Escherichia coli         Neugeborene 1–4 Tage alt; 1–3        wässriger, gelblicher Durchfall, Flüssigkeitsmangel,
 (ETEC/EPEC)              Wochen nach dem Absetzen             plötzliche Todesfälle
 Clostridium                                                   schaumiger Kot, auch wässrige oder schleimige
                          1–14 Tage (selten älter)
 perfringens Typ A                                             Beschaffenheit möglich
                                                               blutig-wässrige Durchfälle, abgestorbene Gewe-
 Clostridium
                          1–14 Tage (selten älter)             befetzen; plötzliche Todesfälle ohne vorherigen
 perfringens Typ C
                                                               Durchfall möglich

                                                                                                                          Bakteriell
                                                               breiig-wässriger Kot; bei blutiger Ausprägung:
 Lawsonia
                          Aufzucht bis Endmast                 teerfarbener Durchfall, blasse Tiere, Schwäche und
 intracellularis
                                                               Koordinationsstörungen
                          Aufzucht bis Endmast (selten         variabel: wässrig, schleimig-blutig;
 Salmonella spp.
                          schon vor dem Absetzen)              oft symptomloser Verlauf
 Brachyspira              ab einem Lebensalter von 6 Wo-
                                                               pastöse, unspezifische Durchfälle
 pilosicoli               chen bis etwa 4 Monaten
 Brachyspira                                                   pastöse, unspezifische Durchfälle, gelegentlich
                          Aufzucht bis Endmast
 hyodysenteriae                                                auch schleimig-blutig; Lethargie

                                                               breiig-wässriger Kot, evtl. in Verbindung mit
 PCV2                     Aufzucht bis Endmast
                                                               Kümmern
                          1–7 Tage alte Tiere, am häufigsten   wässriger bis pastöser Durchfall, Erbrechen;

                                                                                                                          Viral
 Rotavirus
                          im Alter von 2 bis 3 Wochen          auch symptomlose Erscheinung möglich
 Coronaviren                                                   wässriger Durchfall mit schnellem Flüssigkeits-
                          alle Altersgruppen
 (TGE/PED)                                                     mangel; oft auch Erbrechen

 Peitschenwurm            Aufzucht bis Endmast                 milder, unspezifischer Durchfall
 Kokzidien                5–21 Tage (gelegentlich älter)       wässriger, gelblicher Durchfall, Flüssigkeitsmangel
                                                               oft symptomlos bis auf Leistungseinbußen;
 Spulwurm                 alle Altersgruppen                   selten ist die Ausscheidung ausgereifter                   Parasitär
                                                               Wurmstadien sichtbar
                                                               junge Tiere bei hochgradigem Befall: Entwicklungs-
                          vor allem bei Läufern, Mast-         störungen, Blutarmut, blutiger Durchfall; Sauen:
 Knötchenwurm
                          schweinen und Sauen                  Gewichtsverlust, verminderte Rauscheanzeichen,
                                                               Milchrückgang, verminderte Wurfleistung

Faktorenerkrankung
                                                               Sauen: unspezifischer Symptomenkomplex, erhöh-
 Metritis-Mastitis-Agalaktie (MMA)
                                                               te Körperinnentemperatur, verminderter Durst, Ge-
 als Ursache für mangelnde Kolostrumversorgung
                                                               säugeveränderungen, Anzeichen für Milchmangel

Neben den infektiösen Ursachen können auch nicht infektiöse Ursachen eine Rolle spielen (z. B. Futterzusammen-
setzung oder Qualität). Generell ist bei Saugferkeldurchfällen auch der Gesundheitsstatus der Sauen zu betrachten.
                                                                                                                      7
Durchfall erkrankungen - beim Schwein Ursachen und Abwehrstrategien - MSD Tiergesundheit
Bakterielle Erreger

E. coli 3
Vorkommen/Ursache
    • überall vorkommend, zur Darmflora gehörend

    • Aufnahme erfolgt oral aus der Umwelt.

    • enterotoxische* E. coli (ETEC): für den Großteil
     der Saugferkeldurchfälle verantwortlich

          - ETEC können sich mit ihren Fimbrien*
            (überwiegend F4) an die Rezeptoren von
            Darmzellen heften und dort vermehren.

          - Normalerweise werden sie durch
            mütterliche Antikörper neutralisiert, bevor
            sie sich ansiedeln können.

• ETEC können Enterotoxine* produzieren ń
     massive Abgabe von Flüssigkeit ins Innere des
     Darms ń Elektrolytmangel ń Austrocknung;
     evtl. Endotoxinschock* durch massenhaft sich
     vermehrende Bakterien

• Erkrankung kann auch erst nach dem Absetzen
     auftreten, wenn mütterliche Antikörper abgebaut
     sind, aber noch keine eigene schützende
     Immunität besteht.

                                                          Diagnostik
Symptome                                                  • beweisend: hohe E. coli-Gehalte im oberen
    • betroffen sind: Saug- und Absetzferkel               Dünndarmbereich bei frisch getöteten Ferkeln
    • breiiger bis dünnflüssiger Kot; Durchfall durch     • erste Hinweise: hämolysierende* E. coli in den
     aktive Abgabe von Flüssigkeit, daher i. d. R.         Kotproben
     keine Schädigung des Darms                           • krankmachende Eigenschaften durch
                                                           Serotypisierung bestätigt: O-Antigen, Fimbrien-
                                                           Nachweis (F4, F5, F6, F41) und Enterotoxine LT
                                                           und ST

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Durchfall erkrankungen - beim Schwein Ursachen und Abwehrstrategien - MSD Tiergesundheit
Flagellen-Antigen:H

                                                   Somatisches
                                                   Antigen:O

Prophylaxe und Therapie
• akut betroffene Tiere: antibiotisch behandeln;
 Flüssigkeitszufuhr
• Wichtigster Aspekt der Bekämpfung ist die
 Prophylaxe über Impfstoffe.
• Biestmilchversorgung sicherstellen (!)                                             Kapselantigen:K
• MMA-Prophylaxe
• Optimierung von Hygiene und Stallmanagement

                                                          Adhäsionsfaktoren (F4ab,
                                                          F4ac, F5 und F6)

                                                                                                9
Durchfall erkrankungen - beim Schwein Ursachen und Abwehrstrategien - MSD Tiergesundheit
Bakterielle Erreger

Ödemkrankheit 3                                          • Typisch ist die froschartige Haltung der
                                                          Vordergliedmaßen und der Hintergliedmaßen,
Colienterotoxämie                                         wenn sich das Tier in Bauchlage befindet.

                                                         • Bewusstseinseintrübung

Vorkommen/Ursache                                        • Ödeme auf Augenlidern und Nasenrücken

 • durch EDEC (die Ödemkrankheit verursachende           • häufig tödlicher Verlauf
     E. coli) ausgelöst

 • weite Verbreitung
                                                         Diagnostik
 • hohe Beständigkeit in der Umwelt
                                                         • Ödeme an Augenlider und Nasenrücken sind
 • gehäuftes Vorkommen in bestimmten Regionen             charakteristisch.
 • Aus dem Kot gesunder Sauen gelangt der Keim in        • bakteriologische Untersuchung sowie die
     den Bereich der Ferkel:                              Bestimmung des E.coli Stammes
          - Ab der dritten Lebenswoche werden im
           Dünndarm der Ferkel F18-Rezeptoren
           ausgebildet, an die sich die EDEC mittels     Prophylaxe und Therapie
           Fimbrien* anheften können.
                                                         • hochgradig betroffene Ferkel: keine Heilung
 • EDEC können Enterotoxine* produzieren, die in           möglich
     Folge Durchfälle auslösen können. Das Stx2-Toxin*
                                                         • ansonsten parenteral* Antibiotika (z. B.
     wird durch die Darmschleimhaut aufgenommen,
                                                          Enrofloxacin)
     wo es zu Störungen der Blutgefäße führt, so dass
     Plasma austritt und die ersichtlichen Ödeme in      • Keimdruck senken; Hygiene

     allen Geweben verursacht.                           • Futter ansäuern; Steigerung des Rohfasergehalts

                                                         • Zugelassener Impfstoff verhindert Klinik

Symptome
 • tritt etwa 10–14 Tage nach dem Absetzen auf:

          - Zu diesem Zeitpunkt haben sich so viele
           EDEC an die Dünndarmwand angeheftet,
           dass die Menge des gebildeten Shigatoxins
           ausreicht, um klinische Symptome
           hervorzurufen.

10
Cl. perfringens 3                                        • Nekrosen* der
                                                          Schleimhaut; es kommt
                                                          letztendlich zu einer
                                                          nicht rückgängig
Vorkommen/Ursache                                         zu machenden
• weit verbreitet; Cl. perfringens Typ A und              Darmschädigung
 Typ C spielen bei den Clostridien-Infektionen            und infolgedessen
 des Schweins die größte Rolle:                           zum Tod nach
                                                          wenigen Stunden.
       - Cl. perfringens Typ C produziert ȕ1- und ȕ2-
        Toxine.                                          • chronisch:
                                                          Durchfall (grau-
       - Cl. perfringens Typ A produziert Į undȕ2-
                                                          gelblich, grießig)
        Toxine.

• Kommen auch im Darm gesunder Schweine vor:

       - Bei älteren Tieren werden die Toxine durch      Diagnostik
        Trypsin inaktiviert.
                                                         • Kottupfer
       - Neugeborene Ferkel nehmen mit der
                                                         • evtl. Sektion
        Biestmilch jedoch Trypsininhibitoren* auf, die
                                                         • bakteriologische Untersuchung
        die mütterlichen Antikörper vor Verdauung
        schützen sollen.                                 • Toxingennachweis mit PCR (Į, ȕ1)

• Infektion der Ferkel über den Kot des Muttertieres

                                                         Prophylaxe und Therapie
Symptome                                                 • bei seit Längerem bestehender nekrotisierender
                                                          Darmentzündung: ungünstige Prognose
• Gasbildung, schaumiger Kot, krankhafte
 Veränderung der Darmwand                                • antibiotische Behandlung mit einem magensaft-
                                                          resistenten Penicillin oder Amoxicillin bei
• ȕ1-Toxin schwerwiegender in der Wirkung als
                                                          vermutlich infizierten, aber noch nicht erkrankten
 Į-Toxin:
                                                          Buchtengenossen
       - Folge der ȕ1-Toxine: nekrotisierende*
                                                         • Prophylaxe:
        Darmentzündung
                                                               - Impfung! Für Cl. perfringens Typ A ist ein
• Typ C: Blutiger Kot in den ersten Lebenstagen
                                                                 Impfstoff erhältlich. Für Cl. perfringens
 ist charakteristisch.
                                                                 Typ C sind mehrere Impfstoffe in
                                                                 Kombination mit E. coli erhältlich.

                                                               - Hygiene, gründliche Reinigung

                                                                                                              11
Bakterielle Erreger

Lawsonia
intracellularis 4 –
Erreger der PIA*

Erreger
 • Lawsonia intracellularis

 • Bakterium: gram-negativ, nicht sporenbildend,
     kapsellos

 • Bakterium vermehrt sich in den Darmzellen.              Darm unverändert

Vorkommen/Ursache
 • weltweit und überall vorkommend

 • orale Aufnahme über Kot

 • v. a. bei Absetzferkeln und Läuferschweinen

 • Zielzellen sind die Darmzellen, vor allem des
     Ileums, aber auch von Dünndarm, Blinddarm und
     Dickdarm; diese reifen nicht mehr aus und teilen
     sich unkontrolliert ĺ krankhafte Vermehrung
     unreifer Darmzellen mit dem Bild der PIA (Porzine
     Intestinale Adenomatose)

 • Nach der Regeneration der Darmschleimhaut
     kommt es zu einer fibrinösen Entzündung*, die sich
     ggf. zu einer nekrotisierenden Enteritis* (NE) oder
     zu einer regionalen Ileitis* (RI) entwickeln kann.

                                                             - subklinischer oder milder Verlauf: Leistungs-
Symptome                                                      einbußen, Auseinanderwachsen
 • verschiedene Verlaufsformen:                              - subklinisch schwerer Verlauf: Appetitlosigkeit
          - chronisch: unkomplizierter Verlauf, meist         und wiederkehrende Durchfälle, allerdings
           Absetzferkel und jüngere Mastschweine              moderater Durchfall, breiig bis wässrig, ohne
           betroffen                                          Blut und Schleim

12
Pathologie
                                                 • häufigste Erscheinungsform: PIA

                                                        - Verdickung der Darm-
                                                         schleimhaut, v. a. im Ileum
                                                         („hirnwindungsartig“)

                                                        - massive Vermehrung und
                                                         Verdickung der Darmzellen mit
                                                         Verlust der Becherzellen

                                                 • Bei NE können die Nekrosen die
                                                   Zellwucherung überlagern (hellgelbe
                                                   Herde in der Darmschleimhaut).

                                                 • Bei RI stellt sich das Ileum als ver-
                                                   dicktes, starres Rohr da.

                                                  • Bei der blutigen Darmentzündung
                                                   (hämorrhagische Enteropathie) sind
                                                   neben der schnellen Vermehrung
                                                   von Gewebe massive Blutungen ins
                                                   Darminnere zu beobachten.

                                                 Diagnostik
                                                 • Klinik und Pathologie

                                                 • Histologie oder Immunhistologie
                      Darm, verändert            • Blutuntersuchungen

                                                 • Erregernachweis qualitativ oder
                                                   quantitativ (PCR) aus dem Kot

                                                 • diverse weitere Methoden

- akuter Verlauf: i. d. R. ältere Mastschweine
 oder Jungsauen betroffen, die noch keine        Prophylaxe/Therapie
 ausreichende Immunität aufbauen konnten;
                                                 • Impfung
 der Kot kann teerfarben oder wässrig-blutig
 sein; teilweise schwere Störung des Allge-      • antibiotische Therapie (z. B. Tylosin,
 meinbefindens und Gefahr des Kollapses            Tiamulin), ausreichend lang!
 durch Volumenmangel; Sterblichkeit bis 50 %.      Mindestens 14 Tage

                                                                                            13
Bakterielle Erreger

Salmonellen 3
Vorkommen/Ursache
 • weltweites Vorkommen

         - überleben jahrelang in trockener Umgebung;
           durch Staub wiederkehrende Infektionen
           möglich

 • Entstehung einer Salmonelloseĺ

         - hohe Keimbelastung und Resistenzschwä-
           che der Tiere durch Stress (unter Stress
           kann eine massive Erregerausscheidung
           einsetzen)

         - Ausscheidung mit Unterbrechungen

         - Dauerausscheider

 • beim Schwein vorkommend: Salmonella cholerae-
     suis und typhimurium; für die Lebensmittelhygie-
     ne bedeutend: S. typhimurium

Symptome
 • selten: Ausbruch einer klinischen Salmonellose
     beim Schwein                                         Diagnostik
 • meist orale Aufnahme, aus der sich eine Allge-         • Erregernachweis mit Resistenztest; Achtung:
     meininfektion, eine Entzündung des Dünn- und          Ausscheidung mit Unterbrechungen und
     Dickdarms oder eine Mischform entwickelt              intrazelluläre* Lokalisation der Erreger
 • Allgemeininfektion: Salmonellen gelangen
     ins Blut ĺ Entzündungskaskade ĺ hohes
     Fieber, Mattigkeit, Zyanosen*; Schock, Husten/       Prophylaxe und Therapie
     erschwerte Atmung; Durchfall teilweise blutig, Tod   • subklinische/chronische Träger aus dem
 • S. typhimurium: Durchfall durch massive Flüssig-        Betrieb entfernen
     keitsausschüttungen

14
• bei akuter Salmonellose: Antibiotika (Ceftiofur, En-
 rofloxacin), allerdings mit parallelem Resistenztest
                                                         Meldepflicht bei kulturellem
• Impfung, Behandlung, Elimination der Daueraus-
 scheider
                                                         Nachweis in Schweine- und
• Optimierung der Betriebshygiene; Futterum-
                                                         Kotproben sowie bei klinischer
 stellung (gröbere Struktur, Einsatz organischer         Salmonellose!
 Säuren)

• Grundsätzlich Faktoren abstellen, die das
                                                         Schweine-Salmonellen-Verordnung
 Immunsystem der Tiere schwächen.

• Mutterschutzimpfung

                                                                                           15
Bakterielle Erreger

Brachyspiren
(Schweinedysenterie) 4

Erreger
 • Brachyspira hyodysenteriae

 • Bakterium: gram-negativ, zwingend ohne
     Sauerstoff lebend, intrazellulär

 • drei weitere, nicht zwingend krankmachende
     Brachyspiren: B. pilosicoli (Spirochätenkrankheit),
     B. hampsonii, B. suanatina

Vorkommen/Ursache
 • weltweit verbreitet

 • orale Aufnahme ĺ Ansiedlung des Erregers in
     den Darmzellen, v. a. in den Becherzellen des
     Dickdarms ĺ Schleimproduktion

 • Entzündung der Darmschleimhaut ĺ gestörte
     Funktionen im Dickdarm

 • resistenzmindernde Faktoren ĺ Minderung der
     Mastleistungĺ leichter Durchfall

 • Letztlich zerstören die Erreger die Darmzellen
     und brechen in tiefere Darmschichten ein ĺ
     fibrinöse Entzündung ĺ Fibrinflocken im Kot; bei
                                                           • Kot: Schleimbeimengungen, Fibrin, zementfarben
     stärkeren Gefäßschädigungen Blutungen möglich.
                                                           • Bei B. hyodysenteriae kann es zu massivem
                                                            blutigen Durchfall kommen.
Symptome
 • dünnflüssiger Kot, der Dickdarm entleert sich
                                                           Pathologie
 • eingefallene Flanken, Abmagerung
                                                           • straßenpflasterartige Veränderung der Darm-
                                                            schleimhaut

16
Bildqualität
                             gering

Diagnostik
• Klinische Symptome sind charakteristisch:
                                                        Häufig Mischinfektionen und auf-
 eingefallene Flanken, dünnflüssiger, ablaufender       grund der unspezifischen Symp-
 Kot; Fibrin-, Schleim- oder Blutbeimengungen im Kot.
                                                        tome keine klare Abgrenzung zu
• Kotproben: PCR, Bakterielle Untersuchung              anderen Erregern möglich!

Prophylaxe/Therapie:
• Tiamulin und Valnemulin

• Hygiene, Desinfektion

                                                                                       17
Bakterielle
Virale Erreger
            Erreger

Circoviren                                              Vorkommen/Ursache
(PCV2-assoziierte Enteritis*) 3                         • weltweit und überall

                                                        • v. a. bei Absetzferkeln und Läuferschweinen

                                                        • Monoinfektion oder Mischinfektion mit anderen
Erreger                                                  Darmerregern
 • porcines Circovirus Typ 2 ĺ Auslöser der PCVD
                                                        • ggf. ohne gleichzeitige Symptome von PMWS
     (PCV2-Disease) = verschiedene Krankheitsbilder
                                                         (Postweaning Multisystemic Wasting Syndrom =
     unter Beteiligung von PCV2
                                                         Kümmern)
         - u. a. auch die PCV2-assoziierte Entzündung
          des Verdauungstraktes

 • kleinstes Virus beim Schwein                         Symptome
 • unbehülltes DNA-Virus                                • unspezifische Durchfallsymptomatik
                                                         (dünnbreiiger bis wässriger Kot)
 • Zielzellen: Zellen des Immunsystems

18
Pathologie                                          Diagnostik
• mit dem bloßen Auge ähnlich einer wuchernden      • Klinik und Pathologie
 Veränderung des Darms:
                                                    • Gewebeuntersuchungen
      - verdickte Schleimhaut, vergrößerte
                                                    • Blutuntersuchung mit Nachweis von Antikörpern
       Darmlymphknoten
                                                    • Erregernachweis (PCR)
• mikroskopisch eine entzündliche Veränderung des
 Darms mit Verkümmerung der Darmzotten und
 absterbenden Bereichen
                                                    Prophylaxe/Therapie
                                                    • Optimierung von Managementmaßnahmen

                                                    • Impfung

                                                    • Therapie von zusätzlich auftretenden Infektionen

                                                                                                         19
Bakterielle
Virale Erreger
            Erreger

Rotaviren 3
(Rotavirus-Infektion)

Erreger
 • Rotavirus, Familie der Reoviridae

 • unbehüllte Viren mit doppelsträngiger RNA

 • Einteilung in 7 Gruppen (A bis G), beim Schwein
     kommen die Gruppen A bis C und E vor

Vorkommen/Ursache
 • weltweit vorkommend bei Mensch und Tier

 • orale Aufnahme, dann Vermehrung in den
     Darmzellen; es kommt zur Verkümmerung der
     Darmzotten

 • nach überstandener Infektion vollständige Immu-
     nität gegen alle Serotypen

 • Der wirksame Schutz der Saugferkel ist abhängig
     von der Menge der vom Muttertier übertragenen
     Antikörper.

                                                         • sehr frühe Infektionen bei fehlender Immunität
Symptome                                                  der Sauen/schlechter Biestmilch
 • Erkrankung i. d. R. im Alter zwischen 2 und 8
                                                         • Symptome: Apathie, Erbrechen, Durchfall mit
     Wochen
                                                          wässrigem bis pastösem Kot von weiß-gelber
 • Verkümmerung ist bei jüngeren Tieren stärker           oder grau-grüner Farbe
     ausgeprägt ĺ ausgeprägtere Klinik.
                                                         • Erkrankungsrate und Verluste abhängig von Alter,
 • In vielen Herden kommen Rotaviren andauernd            zeitgleich ablaufenden Infektionen und Manage-
     vor, sodass die Infektion oft unterschwellig vor-    ment (Umgebungstemperatur)
     handen ist.

20
Pathologie                                          Prophylaxe/Therapie
• sowohl mit dem bloßen Auge als auch bei Gewebe-   • Keine kommerziell zugelassenen Impfstoffe für
 untersuchungen nicht von Coronavirus-Infektionen    Schweine in Deutschland erhältlich; lediglich für
 zu unterscheiden                                    Rinder gibt es entsprechende Impfstoffe.

                                                    • Immunisierung von Jungsauen und tragenden
                                                     Sauen durch Kotkontakt
Diagnostik
                                                    • Management! Biestmilch, Klima, Hygiene
• Sinnvoll ist nur der direkte Erregernachweis.
                                                    • Absetzen von Milchaustauschern und Starterfut-
                                                     tern, um dem Durchfall entgegenzuwirken

                                                    • ggf. die bakteriellen Sekundärinfektionen
                                                     behandeln

                                                                                                         21
Bakterielle
Virale Erreger
            Erreger

Coronaviren 3
Beim Schwein kommen drei unterschiedliche Corona-
viren vor, die folgende Krankheitsbilder hervorrufen:

 • Vomiting and Wasting Disease
     (VWD = Erbrechen und Kümmern)

 • Porcine Enzootische Diarrhoe
     (PED = Durchfall des Schweins, der in allen
     Altersgruppen auftritt)

 • Transmissible Gastroenteritis
     (TGE = ansteckende Magen-Darm-Entzündung)

Vomiting and Wasting Disease
 • Vorkommen: selten, und dann vor allem bei Saug-
     ferkeln

 • Erreger: hämagglutinierendes* Enzephalomyelitis-
     Virus

 • Die Infektion von Nervenknoten im Magen führt
     zum Verschluss des sogenannten Magenpförtners,
     der den Magen gegenüber dem Darm abschließt.       • Übertragung über oralen Kontakt mit Kot; Virus-

     Die Tiere sind nicht in der Lage, Nahrung aufzu-    vermehrung in den Dünndarmzellen

     nehmen bzw. würgen einen Großteil der aufge-       • Klinische Symptome sind ähnlich wie bei der TGE.
     nommenen Nahrung hoch. Es kommt zu einer            Leitsymptom: wässriger Durchfall
     Ausdehnung des Magens, die Tiere magern ab und
                                                        • Diagnostik: Virusnachweis oder Nachweis von
     verenden schließlich.
                                                         Antikörpern
 • keine Therapie möglich

                                                        Transmissible Gastroenteritis
Porcine Enzootische Diarrhoe                            • Nur noch sporadisch vorkommend; eine Mutation
 • kann alle Altersgruppen betreffen, Todesfälle bei     hat zu einem weniger pathogenen Virus geführt.
     Saugferkeln durch Austrocknung                      Dieses ist weit verbreitet und hat eine „natürliche“
                                                         Immunität bewirkt.
 • Überträger sind infizierte Tiere und Gegenstände
     (Stiefel, Arbeitsgerät etc.).

22
• kann alle Altersstufen betreffen                      Prophylaxe/Therapie
• übelriechender, wässriger Kot; keine Blutbei-         • keine kommerziell zugelassenen Impfstoffe für
 mengungen                                               Schweine in Deutschland erhältlich; nur Rinder-
                                                         impfstoffe zugelassen
• bei Saugferkeln deshalb besonders kritisch, weil
 der hochgradige Durchfall zum Austrocknen und          • Immunisierung von Jungsauen und tragenden
 letztendlich zum Kreislauf- und Nierenversagen          Sauen durch Kotkontakt
 führt; Sterblichkeit bei der Altersgruppe der bis zu
                                                        • Management! Kolostrumaufnahme, Klima, Hygiene
 14 Tage alten Ferkel liegt bei 100 %
                                                        • Absetzen von Milchaustauschern und Starterfuttern,
• Überlebende Tiere zeigen häufig in der Folge
                                                         um dem Durchfall entgegenzuwirken
 Leistungsreduktion.
                                                        • ggf. die gleichzeitig ablaufenden bakteriellen
• Diagnose durch direkten Virusnachweis
                                                         Infektionen behandeln

                                                                                                           23
Parasitäre Erreger

Kokzidien des
Schweins
(Isospora suis) 3

Erreger
 • Isospora suis ist ein Verursacher für Entzün-
     dungen des Verdauungstraktes bei Saugferkeln
     im Alter von 2 bis 3 Lebenswochen.

 • hohe Widerstandsfähigkeit, rasche Weiter-
     entwicklung, massive Ausscheidung durch
     betroffene Tiere

Vorkommen/Ursache
 • Hauptansteckungsquelle: ältere Ferkel und
     Sauen, verunreinigte Buchten

 • Nach der oralen Infektion werden die infektiösen
     Wurmeier freigesetzt, dringen in die Schleimhaut
                                                        Diagnostik
     des Dünndarms und vermehren sich in den Zellen     • Kottupfer von Ferkeln, die die Infektion bereits
     der Darmmukosa ĺ Zottenzerstörung ĺ vermin-          überstanden haben, sind am ehesten geeignet.
     derte Aufnahme von Nährstoffen.
                                                        • Relativ lange Nachweiszeit führt häufig zu
 • Wegbereiter für Clostridien und Rotaviren, weil       falschen negativen Ergebnissen.
     diese leichteren Zugang zu den tieferen Darm-
     schichten erhalten
                                                        Prophylaxe/Therapie
                                                        • vorsorgliche Behandlung in der ersten
Symptome
                                                          Lebenswoche (Toltrazuril)
 • Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten der
                                                        • tägliche Reinigung der Buchten
     ersten Symptome 3–4 Tage
                                                        • Bekämpfung von Fliegen und Schadnagern (Über-
 • Übelriechende, pastös-wässrige
                                                         träger); Einsatz geeigneter Desinfektionsmittel
     Durchfälle

 • Austrocknung, Ferkel nehmen kaum zu

 • Grad der Symptome ist altersabhängig.

24
Schweine-
peitschenwurm
(Trichuris suis) 3

Erreger
• schlanker, ca. 0,4 cm langer Fadenwurm

Vorkommen/Ursache
• vor allem bei Läufern, Mastschweinen und Sauen

• bohrt sich in die Schleimhaut des Dickdarms und
  saugt dort Blut

• Verbreitung der sehr widerstandsfähigen Eier (in
  feuchten Ausläufen jahrelang infektiös) mit dem Kot

• in bestimmten Gebieten gehäuft und immer wieder
  vorkommend

• Aus den aufgenommenen Eiern entwickeln sich
  Larven, diese schlüpfen im Dünndarm. Es folgt eine
  zweiwöchige Gewebepassage. Im Dickdarm bohren
  sich die Larven dann in die Schleimhaut und saugen
  dort Blut.

                                                        Diagnostik
Symptome                                                • siehe Pathologie

• Blutarmut bei hochgradigem Befall                     • Kotuntersuchung: Nachweis von typischen
                                                         zitronen-förmigen Eiern
• übelriechender, dünnbreiiger Durchfall

• Abmagerung, Bauchwassersucht

                                                        Prophylaxe/Therapie
Pathologie                                              • Entwurmung, Stallhygiene, Stallmanagement

 • Nachweis von Peitschenwürmern, die
  aus der Schleimhaut ragen

                                                                                                      25
Parasitäre Erreger

Schweine-
spulwurm
(Ascaris suum) 3

Erreger
 • Fadenwurm

Vorkommen/
Ursache
• alle Altersklassen betroffen; in
     bestimmten Gebieten gehäuft und
     immer wieder vorkommend
                                                     Pathologie
                                                     • Milchflecken (Leber)
 • Verbreitung über Kot
                                                     • punktförmige Blutungen (Lunge und Leber)
 • Spulwurmeier sind sehr widerstandsfähig ge-
     gen Umwelteinflüsse und Desinfektionsmittel
     und können bis zu 10 Jahre infektiös bleiben.
                                                     Diagnostik
 • Aus den Eiern des Spulwurms entwickeln
     sich nach der oralen Aufnahme Larven, die       • Kotuntersuchungen
     im Körper des Wirtstieres ein Wanderstadium     • Nachweis von Würmern
     durchmachen. Dabei passieren sie auch die
                                                     • Milchflecken sind beweisend.
     Leber (typische Veränderungen hier: Milch-
     flecken/Milk Spots) und die Lunge.

                                                     Prophylaxe/Therapie
Symptome                                             • Sauen vor dem Einstallen ins Abferkelabteil
                                                      waschen und entwurmen.
 • klinische Symptome vor allem bei Ferkeln und
     in der Vormast:                                 • Bestandsbehandlungen

         - Blutarmut, verzögertes Wachstum; bei      • Rein-Raus-Verfahren mit entsprechenden
           starkem Befall: Husten, Atemnot und        Reinigungs- und Desinfektionsprogrammen
           Fieber, Durchfall                          Achtung: Auf die Wahl eines geeigneten
                                                      Desinfektionsmittels achten!

26
Knötchenwurm
des Schweins
(Oesophagostomum
dentatum) 3

Erreger
• schlanker, ca. 1,5 cm langer Fadenwurm

Vorkommen/Ursache
• vor allem bei Läufern, Mastschweinen und Sauen

• ernährt sich von Dickdarmgewebe

• Verbreitung der Eier (monatelang überlebensfähig)
 mit dem Kot

• Befallsrate steigt mit dem Alter an.

Symptome                                                      Quelle: Prof. Dr. H. Mehlhorn, Heinrich Heine Universität

• junge Tiere bei hochgradigem Befall: Entwick-
  lungsstörungen, Blutarmut, blutiger Durchfall

• Sauen: Gewichtsverlust, verminderte Rauschean-
  zeichen, Milchrückgang, verminderte Wurfleistung
                                                      Diagnostik
                                                      • Sektion: Nachweis von Würmern und Knötchen

                                                      • Kotuntersuchung: Eier
Pathologie
• Knötchen in der Schleimhaut verschiedener Darm-
 abschnitte, hervorgerufen durch Immunreaktionen      Prophylaxe/Therapie
 des Körpers, wenn die Larven in die Darmschleim-     • Entwurmung, Stallhygiene, Stallmanagement
 haut eindringen

                                                                                                                    27
Faktorenerkrankung

Metritis-Mastitis-
Agalaktie (MMA) 4
Qualität und Quantität von Biestmilch sind bei
Saugferkeldurchfällen unbedingt zu berücksichtigen.
Eine wichtige Ursache für eine mangelnde
Biestmilchversorgung ist die MMA.

 • Faktorenerkrankung, die durch Milchmangel
     (Hypogalaktie) gekennzeichnet ist

 • Ursache sind von bestimmten Bakterien gebildete
     Giftstoffe, die zu einer entzündlichen Reaktion
     führen.

 • Hauptentstehungsorte der Giftstoffe:

          - Verstopfung im Darm

          - Gebärmutterentzündung (verschleppte
           Geburten, geburtshilfliche Eingriffe)

          - Entzündung von Harnblase und Harnröhre

          - Gesäugeentzündung

 • Es gibt verschiedene begünstigende Faktoren,
     wie zum Beispiel:

          - Infektionen des Harn- und                   Gesäugeveränderungen, verminderter
           Geschlechtstraktes                           Fresslust, verändertem Wochenfluss und
          - Nachgeburtsverhalten                        Apathie

                                                       - Anzeichen für Milchmangel sind
                                                        ausschlaggebend: Die Ferkel sind unruhig
Symptome                                                und weisen Kampf- und Bisspuren vom
                                                        Gerangel um das Gesäuge auf. Aufgrund
          - ein insgesamt unspezifischer
                                                        von Hunger werden vermehrt ungeeignete
           Symptomenkomplex von erhöhter
                                                        Materialien aufgenommen. Betroffene
           Körperinnentemperatur (Gelegentlich
                                                        Tiere zeigen eingefallene Flanken, gräuliche
           kann auch eine Erhöhung der
                                                        Hautfarbe, sind matt und fallen schließlich
           Körpertemperatur während der
                                                        ins Koma.
           Laktation auftreten.), veränderter
           Kotbeschaffenheit, vermindertem Durst,

28
Prophylaxe                                                - Rationsgestaltung; Calcium/Phosphor-
                                                           Versorgung– beachten; Verdauungsstörungen
    - Vermeidung von Geburtskomplikationen
                                                           vermeiden
     wie eine verlängerte Abferkeldauer oder
     Infektionen durch Geburtshilfe-Eingriffe (ggf.       - Vorbeugung von Harnwegsinfektionen (bspw.
     auch Nachgeburtsbehandlungen festlegen)               Wasserversorgung, -qualität, -akzeptanz)

    - Keimdruck in der Umgebung senken
     (Hygiene!)
                                                      Therapie
    - Stallmanagement optimieren (Sauen
                                                          - Beim Auftreten der ersten Symptome
     waschen, Wasser zur freien Verfügung,
                                                           nach dem Abferkeln sollte eine sofortige
     Rein-Raus-Verfahren, Bewegung, Raufutter
                                                           Therapie, bestehend aus Antibiotika und
     zugeben etc.)
                                                           entzündungshemmenden Präparaten,
                                                           erfolgen, um ein Einstellen der Milch-
                                                           produktion zu verhindern.
                                                                                                      29
Nicht infektiöse Ursachen

                                 Fütterung 5, 6, 7

                                 Eine leistungsfähige Ferkelfütterung muss zum Ziel haben, die Aufzucht der Ferkel
                                 möglichst problemlos (unter Vermeidung von fütterungsbedingtem Durchfall) mit
                                 hohen täglichen Zunahmen und geringen Aufzuchtverlusten durchzuführen.

                                 Folgende Fütterungsziele müssen angestrebt werden:

                                 1. Schnelle und hohe Kolostrumaufnahme
                                  • innerhalb der ersten 2–3 h (spätestens nach 12 h)

                                  • mindestens 250–300 g Kolostrum je Ferkel

                                 Zusammensetzung von Kolostral- und Normalmilch

                                                                       Stunden nach dem Werfen              Normal-
                                                   Geburt         3          6           12         24      milch

                                  Fett in %            7,2       7,3         7,8        7,2         8,7        7–9

                                  Eiweiß in %         18,9      17,5        15,2        9,2         7,3        5–6

                                  Lactose in %         2,5       2,7         2,9        3,4         3,9          5
      Quelle: nach Kirchgeßner

                                 Der hohe Eiweißgehalt des Kolostrums ist entscheidend – über 55 % des Eiweißes
                                 sind Globuline (Antikörper).
2. Frühzeitige Gewöhnung an pflanzliche,
   stärkereiche Nahrung
    (Enzymtraining)

 Enzymaktivität (Lactase, Maltase, Pepsin, Trypsin und Chymotrypsin)

                                                                Amylase
                                                                (Stärke)
                  Lactose
                  (Milchzucker)

                                      Maltose
                                      (Zucker)
                  Lipase
                  (Fett)                                        Pepsin u.
                                                                Trypsin
                                                                (Eiweiß)

                                                                                             Quelle: nach Kirchgeßner
                  1               2              3   4         5            6        7
 Alter (Wochen)

In den Verdauungssäften der neugeborenen Ferkel sind hauptsächlich Milcheiweiß, Milchfett
und Milchzucker spaltende Enzyme vorhanden. Dieses Enzymmuster orientiert sich physio-
logisch an der Zusammensetzung der Sauenmilch in den ersten Tagen post partum. Deshalb
können die Ferkel in den ersten Lebenstagen aufgrund der fehlenden Enzymausstattung
Energie und Protein aus pflanzlichem Futter nicht ausreichend nutzen.

Um die Ferkel optimal auf das Absetzen (Umstellung auf pflanzliche Nahrung) vorzubereiten,
ist ein Enzymtraining außerordentlich wichtig (siehe Abbildung Enzymaktivität).

                                                                                                                        31
Nicht infektiöse Ursachen

Praktische Hinweise zur Fütterung
1. Diätabsetzfutter zur Darmstabilisierung in der Absetzphase bei
   Durchfallproblemen
Ein sehr kritischer Zeitraum ist die Anfangsphase nach dem Absetzen. Die Ferkel sollten in dieser Phase ein Futter
bekommen, an das sie bereits gewöhnt sind (Absetzfutter bereits eine Woche vor dem Absetztermin den Ferkeln in
der Abferkelbucht anbieten). Ein spezielles Absetzfutter (viele hochverdauliche Komponenten), Milchprodukte, aufge-
schlossener Weizen etc. erleichtern den Übergang von der Milchnahrung zur festen Nahrung. Bei Umstellungsproble-
men bietet sich zum Absetzen ein spezielles Diätfutter mit mehr darmstabilisierenden Elementen an.

Diätfutter für die Altersgruppe der 8–12 kg schweren Ferkel

     Energie       Lysin/ME                       Rohprotein
                                    Lysin g                      Rohfaser g    Calcium g       Phosphor g       Verd. P g
     ME/MJ            g/MJ                             g

       13,0           1,00            13,0            165         mind. 40          6,5            5,0             3,3

Quelle: DLG Information 1/2008

2. Parameter, die bei Diätfuttereinsatz beachtet werden sollten
 a. Reduktion der Säurebindungskapazität des eingesetzten Futters
     Säurebindungskapazität (< 700 meq/kg) wird erreicht durch Rohproteinabsenkung, pufferarmes Mineralfutter
     (Säurebindungskapazität < 5000 meq/kg). Pufferarmes Mineralfutter beinhaltet z. B. organische saure Mineralstoff-
     verbindungen, Magnesium-Natrium-Calcium-Phosphat sowie Monocalciumphosphat und ist im Einsatzumfang bei
     Calciumcarbonat und Magnesiumoxid begrenzt. Reduzierte Calciumgehalte (< 7 g/kg), Säurezulage und Einsatz von
     freien Aminosäuren.

 b. Erhöhung der Nährstoffverdaulichkeit (Verhinderung ernährungsbedingter Verdauungsstörungen)
     Energieträger: aufgeschlossenes Getreide, Getreidequellmehle, Lactose, Pflanzenöle
     Proteinträger: Blutplasma, Eipulver, hydrolisierte Proteine, Milchprodukte, Kartoffeleiweiß, Sojaproteinkonzentrate

 c. Förderung der Darmmotorik (Nahrung für die Darmmikroorganismen im Dickdarm)
     Gerüstkohlenhydrate: Gerste, Hafer, Lignocellulose, Obsttrester, Sojaschalen, Traubenkernmehl, Trockenschnitzel,
     Kleien

 d. Senkung des pH-Wertes, Aktivierung von Verdauungsenzymen, Hemmung von Mikroorganismen in
     Futter und Magen
     Organische Säuren und deren Salze, z. B. Ameisen-, Benzoe-, Fumar-, Propion-, Sorbinsäure, und deren Gemische
     und mittelkettige Fettsäuren, z. B. Butter-, Linolensäure

 e. Stärkung der Hauptflora bei gleichzeitiger Hemmung der Begleit- und Schadflora
     Probiotika: Milchsäurebakterien, sporenbildende Keime, Hefezellen

32
f. Unterstützung des Enzymsystems durch Abbau von pflanzlicher Stärke und
   Nicht-Stärke-Polysacchariden (NSP)
    Enzyme; Amylasen, Glucanasen, Xylanasen

 g. Abbau zu flüchtigen Fettsäuren mit Hemmwirkung auf potentielle pathogene Keime
    wie z. B. E. coli, Salmonellen und Clostridien
    Prebiotika (Oligosaccharide) wie z. B. Fructo-Oligosaccharide, Galacto-Oligosaccharide und Mannan-Oligosaccharide

 h. Erwartung gesundheitsstabilisierender und leistungsfördernder Effekte
    Phytobiotika = Kräuter und Gewürze, z. B. Oregano, Thymian, Zimt, Knoblauch sowie deren Extrakte und daraus
    gewonnene ätherische Öle

Die hier aufgeführten Punkte stellen das heute verfügbare Instrumentarium von Fütterungsmaßnahmen zur Unter-
stützung der Verdauungsfunktionen bei Ferkeln und zur Vorbeugung fütterungsbedingter Durchfallerkrankungen dar.

Grundsätzlich gibt es aber kein allgemeingültiges Patentrezept.

Es ist immer unter den einzelbetrieblichen Bedingungen zu entscheiden, ob und ggf. welche der hier aufgeführten Maß-
nahmen ergriffen werden sollen. Schwachstellenanalysen helfen hier oftmals, die entscheidenden Lücken aufzudecken.

Es sind immer auch Impfmöglichkeiten sowie Verbesserungsmöglichkeiten im Management (Futter-, Trog- und Stall-
hygiene, Lüftung, Temperatur) miteinzubeziehen.

So groß ist der Unterschied zwischen Sauenmilch und Ferkelfutter:

         Sauenmilch                                                      Ferkelfutter

                                                 Protein                                                    Stärke
                                                 Lactose                                                    Protein
                                                 Asche                                                      Fett
                                                 Fett                                                       Zucker
                                                                                                            Faser
                                                                                                            Asche

           Milchsäurebildung                                              Salzsäurebildung

Quelle: Bernd Grunhaupt; Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

                                                                                                                      33
Nicht infektiöse Ursachen

                            Management 5, 8
                            Neben fehlerhaften Futtermischungen und unpassenden Fütterungs-
                            strategien hat der Komplex Haltungs- und Hygienemanagement eine
                            herausragende Bedeutung zur Vermeidung von Verdauungsstörungen.

                            10 Managementmaßnahmen zur Vermeidung von
                            Verdauungsstörungen:

                            1. Einstallen der Sauen
                             • Gereinigter und desinfizierter Abferkel- und Flatdeckstall
                              (wenn möglich Leerstehzeiten ausschöpfen)

                             • Verwendung von geeigneten Desinfektionsmitteln (DVG-Listung)

                             • Auf ausreichende Konzentration und Einwirkzeiten des Desinfekti-
                              onsmittels achten!
                              (Vorreinigung des Stalls mit fettlösendem Schaumreiniger!)

                             • Sauen/Ferkel vor dem Einstallen mit geeignetem Mittel waschen;
                              nicht in der sauberen Abferkel- oder Flatdeckbucht!

                            2. Wasserversorgung
                             • Vor(!) dem Aufstallen der Tiere prüfen

                             • Altes Wasser aus der Leerstehzeit ablaufen lassen.

                             • Durchflussrate für Saugferkel 0,4–0,5 l/min; Durchflussrate für
                              Absetzferkel 0,5–0,7 l/min; Durchflussrate für Sauen 2,5–3,0 l/min

                             • Wasserversorgung auch während der Säugephase/Flatdeckphase
                              regelmäßig prüfen.

                             • Eventuell den Sauen in der ersten Woche nach dem Abferkeln
                              zusätzlich Wasser in den Trog füllen. Den Ferkeln am Absetztag
                              ebenfalls zusätzlich Wasser oder Elektrolytlösung anbieten.

                             • Wasserleitungen regelmäßig mit geeigneten Mitteln reinigen.
                              Biofilm!

                             • Wasserqualität mindestens einmal im Jahr untersuchen, auch bei
                              Fernwasser.

                              Hinweis für gute Wasserversorgung: Würden Sie dieses Wasser
                              selbst trinken?
3. Stalltemperatur/Lüftung
 • Im Abferkelstall maximal 21 °C; Temperatur im Ferkelnest 32–35°C.
   Achtung: Die Tagesschwankungen im Nest können erheblich sein!

     Seitenlage             Bauchlage                Nestrandlage              Streulage               Haufenlage

        ideal                noch gut                   zu warm              viel zu warm                  zu kalt

           kein Regelungsbedarf                                            Regelungsbedarf

 • Unterkühlung als Ursache für Saugferkeldurchfall oft unterschätzt!

 • Liegeverhalten der Ferkel im Nest beobachten: Unterkühlung als Ursache für Saugferkeldurchfälle oft
   unterschätzt, Tagesschwankungen oft erheblich, Ferkelnester sind aufgrund der Variabilität einzeln zu
   betrachten! Messungen der Temperatur in den Nestern vor dem Abferkeltermin.

 • Im Flatdeck: Einstalltemperatur 28 °C. Achtung! Auch der Boden soll 28 °C haben.
   Je Flatdeckwoche -1 °C. Keine Zugluft, keine Undichtigkeiten im Stall, z. B. Wanddurchbrüche,
   Gülleschieber.

4. Neugeborenenversorgung
 • Ferkel sofort nach der Geburt mit Trockenpulver oder Einwegtüchern abreiben:

        - Diese Maßnahme beugt dem Wärmeverlust vor. Neugeborene Ferkel haben wenige Energie-
         reserven.

 • Orientierungslose Ferkel an das Gesäuge ansetzen.

 • Nabelschnur nicht abreißen, sondern abwarten, bis die Nabelschnur austrocknet. Eventuell Nabelschnur
   mit Jodlösung desinfizieren.

5. Biestmilchversorgung
Eine Muttersau hat im Durchschnitt 3,0–3,5 kg Biestmilch.

Bei 250–300 g Biestmilchaufnahme pro Ferkel ergibt sich eine optimale Versorgung mit Biestmilch
von ca. 14 Ferkeln.
                                                                                                                     35
Nicht infektiöse Ursachen

                  Bei großen Würfen und längeren Geburten Splitsäugen anwenden (die erstgeborenen Ferkel
                  werden in das Ferkelnest weggesperrt).

                  6. Buchtenhygiene und Sauenkontrolle
                   • Regelmäßig Kot aus den Abferkelbuchten entfernen.

                   • Keine feuchten Ecken in der Bucht. Feuchtigkeit mit Einstreupulver binden.

                   • Temperatur der Sauen in den ersten drei Tagen nach der Geburt prüfen und ggf. Sauen
                     behandeln (Milchleistung!).

                  7. Ferkel anfüttern
                   • Ab der zweiten Woche kleine Mengen Prestarter anbieten (mehrmals täglich frisch).

                   • Bei großen Würfen ab dem zweiten Tag nach der Geburt mehrmals täglich Ferkelmilch
                     mit anbieten, dabei aber auf die Hygiene achten (Milchschalen mehrfach entleeren und
                     täglich reinigen).

                   • Bereits am ersten Tag nach der Geburt frisches Wasser (Traubenzuckerlösung) anbieten
                     (Hygiene beachten).

                   • Bereits eine Woche vor dem Absetztermin das Absetzfutter zusammen mit Prestarter
                     anbieten. Achtung! Nichts ist ein besseres Nährmedium für Keime als eine verschmutzte
                     Anfütterungs-Milchschale.

                  8. Absetzen
                   • Das Absetzen den Ferkeln so stressfrei wie irgend möglich gestalten.

                   • Wurfgeschwister zusammen lassen, so wenig Würfe wie möglich mischen.

                   • Bei bekannten Problemen mit Absetzdurchfall die Ferkel am Absetztag nicht impfen
                     (zusätzlicher Stress).

                   • Rein-Raus-Verfahren strikt einhalten.

                   • Gut erreichbares schmackhaftes Futter und Wasser anbieten. Achtung! Breiautomaten
                     nicht zu stramm einstellen, kleine Ferkel müssen sich erst an die Technik gewöhnen!

                   • Durch Zufütterung von Flüssigfutter in den ersten Tagen nimmt die Futteraufnahme zu.
                     Mehrmals täglich Flüssigfutter über einen separaten Trog in der Nähe des normalen
                     Futters anbieten.

36
• Viele Ferkel lernen erst nach dem Absetzen zu fressen. Es kann bis zu drei Tagen dauern, bis die letzten
  Ferkel ihr erstes Trockenfutter zu sich nehmen. Sie lernen das Fressen vor allem, indem sie es sich von
  ihren Stallgenossen abschauen. Im Dunkeln sehen die Ferkel dies nicht. Deshalb in den ersten drei Tagen
  nach dem Absetzen das Licht anlassen.

 • Eventuell in den ersten Tagen nach dem Absetzen ein Tier- Fressplatz- Verhältnis von 1 : 1 anbieten
   (ggf. zusätzliche Futterschalen). Dies entspricht dem gemeinsamen Säugen an der Mutter und die Ferkel
   gehen dadurch schneller an das Futter.

 • Finden Sie in den ersten Tagen die sogenannten „Futterverweigerer“ (Kennzeichen: hohle Flanken, ge-
   sträubte Haare, tief liegende Augen). Die Futterverweigerer in eine separate Bucht verbringen und dort
   mit zusätzlich Flüssigfutter, Prestarter und frischem Wasser zum Fressen bringen. Manchmal kann es
   helfen, die Tiere kurz mit der Schnauze in den Trog zu tauchen!

 • In den ersten Tagen nach dem Absetzen den Kot der Tiere beobachten und bei zu dünnem Kot ggf. reagie-
   ren. Es muss nicht immer gleich antibiotisch sein, manchmal reicht auch die zusätzliche Gabe von Rohfa-
   ser, z. B. Luzernegrünmehl.

9. Tierbeobachtung
Gehen Sie grundsätzlich mit „offenen Augen“ durch das Flatdeck. Achten Sie auf die Tiersignale (Liegeverhal-
ten, eingefallene Flanken, tiefliegende Augen), diese zeigen Ihnen, ob sich ein Tier wohl oder unwohl fühlt.

10. Unterstützung
Wenn im Stall Probleme auftreten, unterstützen Sie auch gerne die tierärztlichen Beraterinnen und Berater
unseres Technical Service.
                                                                                                               37
Glossar

Glossar
A                                                            Fimbrien: Haarähnliche Anhangsgebilde mancher
                                                             Bakterien, mit denen sich diese an Oberflächen heften
Antikörper: Proteine, die im Körper als Reaktion auf
                                                             können.
bestimmte Stoffe (= Antigene) gebildet werden. Sie
dienen der Immunabwehr.
                                                             G
D                                                            Gram-negativ: Die Gramfärbung ist eine spezielle
                                                             Art, Bakterien im Labor anzufärben. Aufgrund ihrer
Duodenum: Zwölffingerdarm
                                                             äußeren Zellwand erscheinen die Bakterien nach der
E                                                            Anfärbung im Mikroskop entweder bläulich (gram-
                                                             positiv) oder rötlich (gram-negativ).
Endotoxinschock: Endotoxine sind Bestandteile der
Zellwand mancher Bakterien. Werden diese Bestan-             H
teile in großer Zahl und plötzlich freigesetzt (z.B. durch
                                                             Hämagglutinierend: Blutverklumpend
Absterben vieler Bakterien), dann kann es u.a. zur
Störung des Herz-Kreislaufsystems und einer Störung          Hämolysierend: Die roten Blutkörperchen schädi-
der Blutgerinnung kommen. Die Gesamtheit dieser              gend, so dass der Blutfarbstoff austritt.
Störungen wird als Endotoxinschock bezeichnet.
                                                             I
Enterotoxine: Es handelt sich um Proteine, die von
                                                             Ileum: Ein Darmabschnitt, der als "Krummdarm" oder
manchen Bakterienarten oder -stämmen abgesondert
                                                             "Hüftdarm" bezeichnet wird.
werden und die Hauptursache für deren Pathogenität
darstellen.                                                  Immunsystem: Die Summe der Abwehrmechanis-
                                                             men, mit denen der Körper eingedrungene Krank-
Enterotoxisch: Für den Darm gifitg
                                                             heitserreger bekämpft.
Enterotoxizität: Eine giftartige Wirkung verschiedener
                                                             Intrazellulär: Innerhalb einer Zelle
Substanzen (sog. Enterotoxine) auf den Darmtrakt, die
zu einer vermehrten Ausscheidung von Flüssigkeit aus         J
der Darmwand führt. Es gibt verschiedene Krankheits-
                                                             Jejunum: Zwölffingerdarm
erreger, die Enterotoxine bilden können (z. B. E.coli).
                                                             L
F
                                                             Lymphatische Einrichtungen: Sind Bestandteil des
Fibrinöse Entzündung: Entzündung, bei der es durch
                                                             lymphatischen Systems und stellen einen Teil des
Schädigung der Blutgefäße zu einem Austritt von
                                                             Immunsystems dar.
Blutplasma und dem darin enthaltenen Fibrinogen
(ein Stoff, der bei der Blutgerinnung eine Rolle spielt)     N
kommt. Das Fibrinogen legt sich als Netz auf den
                                                             Nekrose: Gewebetod, Zelltod
Entzündungsort.
                                                             Nekrotisierend: Nekrose, also Zelltod, hervorrufend

38
P                                                        S
Parenteral: Unter Umgehung des Darms; beschreibt         Stx2-Toxin: Protein, welches von einer bestimmten
den Vorgang, auf dem Stoffe in den Körper gelangen,      Art von E.coli Bakterien produziert wird. Hat auf Zellen
ohne den Darm zu passieren.                              eine gifitge Wirkung.

Pathogen: Pathogenität ist die grundsätzliche Fähig-     T
keit von infektiösen Organismen (z. B. Viren oder Bak-
                                                         Trypsininhibitoren: Stoffe, die die Wirkung des
terien) einen anderen Organismus krank zu machen.
                                                         Enzyms Trypsin (ein Verdauungsenzym) hemmen.
PCV2-assoziierte Enteritis: PCV2 bedingte Darment-
zündung                                                  Z
                                                         Zyanose: Blaufärbung der Haut, der Schleimhäute,
PIA – Porzine intestinale Adenomatose: Verdickun-
                                                         Lippen oder Fingernägel; entsteht in der Regel durch
gen und Faltenbildungen der Darmschleimhaut. Diese
                                                         mangelnde Sauerstoffversorgung des Blutes.
Symptome können bei einer Infektion mit Lawsonia
intracellularis auftreten.

R
Regionale Ileitis (RI): Entzündung des Ileums
(Krummdarm/Hüftdarm), die auf eine Region des
Darms beschränkt ist.

                                                                                                             39
150626.D.AT.Januar2020(1.000)122-DE-POR-191200009

Quellen und weiterführende Literatur

1 Mischok, J. (2015): Vergleichende Untersuchungen zur Nährstoffverdaulichkeit und zur Empfänglichkeit für eine experimentelle Salmonelleninfektion bei Lawsonieninfektionen junger
  Schweine, Diss. , Institut für Tierernährung, Tierärztliche Hochschule Hannover, S. 23 ff.
2 Straw, B. et al. (2006): Diseases of Swine; 9th Edition,Blackwell Publishing, 49-50
3 Reiner , G. (2015): Krankes Schwein, kranker Bestand; Ulmer Verlag, Stuttgart; 76-81,140-150,157-163, 213-217
4 Große Beilage, E., Wendt, M. (Hrsg.) (2013): Diagnostik und Gesundheitsmanagement im Schweinebestand, Ulmer Verlag, Stuttgart; 305- 317
5 DLG-Arbeitskreis Futter und Fütterung (2008): Empfehlungen zur Sauen- und Ferkelfütterung, 1/2008
6 Kirchgessner, M. (1997): Tierernährung, Leitfaden für Studium, Beratung und Praxis; 8. Auflage DLG-Verlag Frankfurt (Main);220- 232
7 Grünhaupt, B. (2011): Optimierte Leistungsfütterung bei Ferkeln; Vortrag);Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Bildungs- und Beratungszentrum Fritzlar
8 Scheepens, K., Van Engen, M., De Vries, A. (2008): Ferkel Praxisleitfaden für erfolgreiche Ferkelaufzucht; Roodbont Verlag; 16-49

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