Ebola: Risiko in der Augen-Medizin? 1/2019 - CBM
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Myanmar: Hilfe für entlegene Gebiete Myanmar hat Probleme in der Wirtschaft, mit Korruption, gewaltsamen Konflikten sowie im Bildungs- und Gesundheitswesen – auch in der Augenmedizin. Hier mangelt es an qualifiziertem Fachpersonal. Darum reisen einige deutsche Augenärzte seit 2011 regelmäßig in das südostasiatische Land. Ihre Eindrücke schildern Dr. Tomas Schaal und Professor Dr. Volker Klauß (beide DKVB-Vorstand). Myanmar. Zusammen mit dem Gesundheitsministe- rium und der Augenklinik der Universität von Yangon sowie lokalen Augenärzten organisieren wir Einsätze in entlegenen Gebieten des Landes. Dabei unterstützen wir auch die Ausbildung augenärztlicher Kollegen an der Universität. Das Projekt von „Ärzte der Welt e.V.“, für das wir arbeiten, soll neue Zentren der Augenme- dizin und eine flächendeckende Versorgung aufbauen. Die Einsätze sind harte Arbeit Dr. Tomas Schaal (l.) und Professor Dr. Heinz-Jochen Zenker operieren in Thandwe, Myanmar. Wir konnten nun zusammen mit der Regierung an Wir finden in Myanmar sehr gut ausgebildete den bisherigen Einsatzorten Augenzentren etablieren. Augenärztinnen und -ärzte, aber nur zirka 200 für fast Aber in entlegenen Gebieten hat der lokale Augenarzt 54 Millionen Einwohner. Diese Fachkräfte sind fast aus- auch wirtschaftlich einen schwierigen Stand. Darum schließlich in den großen Städten tätig. Sie arbeiten zu- gelingt es nur schleppend, diese Zentren dauerhaft mit dem neben ihrer Anstellung in einer Klinik immer einheimischen Fachärztinnen und -ärzten zu besetzen. auch parallel in eigener Praxis. Aber wir setzen unsere Arbeit fort: Unser Team, zu Aus diesem Grund reisen einige deutsche Augenärzte dem auch Dr. Claudia Klauß, unsere OP-Schwester seit 2011 jedes Jahr zu zwei Versorgungs- und Lehr- Karin Driessler sowie die Kollegen Prof. Schönfeld, einsätzen von jeweils Prof. Grüterich und Prof. Hasenfratz gehören, wird 14 Tagen nach auch weiterhin partner- schaftlich mit GLOBAL VISION 1-2019
Eine Patientin mit Fibrosesyndrom. Sie hat eine landes- Professor Dr. Volker Klauß untersucht eine Patientin in der typische Tanakabemalung im Gesicht. Klinik von Thandwe – im Hintergrund Dr. Claudia Klauß. einheimischen Kolleginnen und Kollegen zusammen- Es ist jedes Mal schön, einem Patienten helfen zu arbeiten. Unsere bisherige gemeinsame Arbeit ist bei- können. Einer zum Beispiel war an Katarakt erblindet. spielhaft und nachhaltig für die dortige Versorgung Er überstand die Operation gut, ohne Komplikationen. von Augenpatienten. Anschließend richtete er sich auf dem OP-Tisch auf und rief „Halleluja“ als Zeichen des Dankes. Aber solche Einsätze sind harte Arbeit. So haben wir in einer Woche zwischen 500 und 1.200 ambulante Patienten untersucht und behandelt. Wir führen zu- Info: Republik der Union Myanmar sammen mit unseren lokalen Kolleginnen und Kolle- gen viele Katarakt- und Lidoperationen sowie verein- Lage: Südostasien, Seegrenze zum Golf von zelte Schiel-OPs durch. Bengalen und Golf von Martaban, Landes- grenzen zu Bangladesch, Indien, China, Laos und Thailand Hauptstadt: Regierungssitz ist Nay Pyi Taw (1,1 Millionen Einwohner), Yangon (früher Rangun) mit 7,3 Millionen Einwohnern ist wirtschaftliches und kulturelles Zentrum. Bevölkerung: ca. 53,9 Millionen Einwohner, 135 unterscheidbare Volksgruppen Fotos (5): DKVB Regierungsform: Formell konzipiert die Verfassung Myanmar als parlamentarische Demokratie mit Militäreinfluss. v. l.: Prof. Thein Thun (Universität Mandalay), Dr. Moy Ey Latt Quelle: Auswärtiges Amt, Stand: April 2018 (Klinik Thandwe), Dr. Tomas Schaal, Prof. Dr. Heinz-Jochen Zenker, Dr. Claudia Klauß, Karin Driessler (OP Schwester), Prof. Dr. Volker Klauß. GLOBAL VISION 1-2019
Sind Augen-OPs nach Ebola sicher? Bei der Ebola-Epidemie in Liberia, Guinea und Sierra Leone (2013-2016) erkrankten mehr als 28.000 Menschen, über 11.000 starben. Die Viruserkrankung beschäftigt noch immer das Team des CBM-Augenarztes Dr. Moges Teshome vom „Lowell und Ruth Gess UMC Eye Hospital“ in Freetown. Foto: CBM / Diemer Foto: CBM CBM-Augenarzt Dr. Moges Teshome (r.) gehörte zu dem internationalen Team, das das Ebola- Infektionsrisiko bei Augen-OPs erforschte. Katarakt operiert er sehr häufig in Sierra Leone (s.o.). Global Vision: Herr Dr. Teshome, warum behan- Virus bei operativen Eingriffen am Auge wegen deln Sie als Augenarzt Ebola-Überlebende? Katarakt oder Retina-Ablösung über das Kammer- Dr. Moges Teshome: Als Folge der Ebola-Epidemie wasser an medizinisches Personal übertragen werden hatten wir eine Reihe von Uveitis-Befunden, Katarakt- kann. Wir wussten nicht, ob und wie lange das Virus und Netzhauterkrankungen. Bei 13 bis 34 Prozent der im Kammerwasser besteht. Dies wirft natürlich Fragen Ebola-Überlebenden diagnostizierten wir ein komplexes auf: Kann man bei Ebola-Überlebenden eine Katarakt- Spektrum von anteriorer Uveitis bis hin zur Panuveitis- OP durchführen – ist das sicher? Bedrohung. Das führte bei fast 40 Prozent der betroffe- nen Augen zu Sehstörungen oder Erblindung. Gibt es hierzu eine WHO-Empfehlung? Ein vorläufiger WHO-Leitfaden von 2016 empfielt, Besteht für Sie und Ihr Team ein Infektionsrisiko? Eingriffe wie Katarakt-OPs zu verschieben, bis weitere Wir wissen, dass das Ebola-Virus von Mensch zu Daten vorliegen. Damals verfügbare Daten zeigten, Mensch durch Körperflüssigkeiten übertragen werden dass das Ebola-Virus in bestimmten Körperteilen – kann. Aber bis vor kurzem wusste niemand, ob das auch im Auge – ein Jahr oder länger existieren kann. GLOBAL VISION 1-2019
Was war die Lösung für dieses Problem? Wir brauchten mehr Informationen zu den Risiken. Redaktion: Ein internationales Wissenschaftlerteam führte mit Dr. D. Harder (r.), meiner Beteiligung eine Querschnittsstudie durch, um CBM, Dr. R. Balmes, eine Evidenzbasis für eine sichere und effektive Augen- C. Ellendorff, behandlung bei Ebola-Überlebenden zu schaffen. Prof. Dr. V. Klauß, Dr. M. Schulze Wurde die Studie in Sierra Leone durchgeführt? Schwering Foto: CBM Ja, wir haben hier in Freetown Patienten untersucht und Layout/Grafik: die Ergebnisse ausgewertet. Unser Forschungsteam hat F. Zimmermann einen Behandlungsraum entworfen, der WHO-Richt- linien entspricht. Wir erhielten zudem von der US- amerikanischen Emory-Universität eine Anleitung Gemeinsame Initiative mit Sicherheitsvorkehrungen. Darüber hinaus führten wir das Verfahren in Schutzausrüstung durch, über- wacht von einem in der Ebola-Behandlung ausgebilde- ten Arzt für Infektionskrankheiten. Christoffel-Blindenmission Was sind die Ergebnisse Ihrer Studie? Deutschland e.V. Tatsächlich ist diese Studie die erste, die systematisch Stubenwald-Allee 5 die Persistenz des Ebola-Virus in den Augen von 64625 Bensheim Überlebenden mit Katarakt oder Entzündungen be- Tel.: (0 62 51) 1 31- 131 wertet. Wir fanden kein Ebola-Virus im Kammerwas- E-Mail: info@cbm.de ser der fünfzig Überlebenden, die wir in unsere Studie aufgenommen hatten. Bei ihnen konnten wir die Seh- Spendenkonto kraft erfolgreich wiederherstellen. Unser schrittweiser IBAN: DE46 3702 0500 0000 0020 20 Ansatz mit Augen-Screening, Probenentnahme von BIC: BFSWDE33XXX Augenwasser und anschließender Katarakt-OP erwies sich als machbar und sicher. Jetzt können wir Katarakt bei Ebola-Überlebenden operieren, die negativ auf das Virus im Kammerwasser getestet wurden. Wie sehen Sie persönlich die Studienergebnisse? Ich bin sehr glücklich, dass Augen-OPs bei Ebola-Über- Deutsches Komitee lebenden möglich sind und so die Chance besteht, ihre zur Verhütung von Blindheit Sehkraft wiederherzustellen. Ich alleine habe während c/o Deutsches Blindenhilfswerk der Studie 35 Fälle von Katarakt operiert. Die Ergeb- Schulte-Marxloh-Straße 15 nisse waren ausgezeichnet. Das ist für die Zukunft wich- 47169 Duisburg tig, denn Ebola hat bereits neue Opfer gefunden – jetzt E-Mail: schriftfuehrer@dkvb.org in der Demokratischen Republik Kongo. Spendenkonto „Ebola Virus Persistence in Ocular Tissues and Fluids (EVICT) IBAN: DE91 7904 0047 0692 2223 00 Study: „Reverse Transcription-Polymerase Chain Reaction and Cataract Surgery Outcomes of Ebola Survivors in Sierra Leone“. BIC: COBADEFFXXX In: EBioMedicine 30 (2018) 217–224 / www.ebiomedicine.com GLOBAL VISION 1-2019
Tipps zur Arbeit in Hilfsprojekten In vielen Entwicklungsländern weltweit fehlen quali- fizierte Augenärztinnen und -ärzte. Kurzzeiteinsätze deutscher Ophthalmologinnen und Ophthalmologen können vorübergehend helfen. Wer sich dafür interes- siert, sollte jedoch Einiges beachten. Einen ersten Überblick gibt Dr. Karsten Paust, Augen- arzt mit Auslandserfahrung und DKVB-Mitglied: Foto: CBM „Die Zeiten, als man mit zwei Koffern einfach losfahren konnte, sind vorbei. Heute gibt es zunehmend behörd- liche Auflagen und Einfuhrkontrollen. Ein Kurzzeit- Augenarzt Dr. Dirk Harder im Kurzzeiteinsatz in der CBM- einsatz erfordert gute Planung und Organisation.“ geförderten Kabgayi-Augenklinik, Ruanda. Der Bedarf entscheidet über das Ziel Beantragen Sie ein Visum mit befristeter Arbeitser- laubnis. Dafür benötigen Sie Lebenslauf, Pass-Fotos, Reisewillige müssen zunächst klären: Wo will ich hin? Kopien von Reisepass, Approbationsurkunde, Fach- Wie ist dort die medizinische Versorgungssituation und arztnachweis, Examensnachweis, polizeiliches Füh- wie groß der Bedarf? Gibt es Partner in Deutschland rungszeugnis (fürs Ausland) und eine Einladung des und vor Ort? Erste Informationen gibt es bei der Welt- Gastgebers. Klären Sie das für jedes Land individuell! gesundheitsorganisation (www.who.int) und auf der Webseite des Projekts „Global Burden of Disease“ Was Sie mitnehmen (www.healthdata.org). Bis acht Wochen vor Abreise sollten Sie Bedarfslisten Dann geht es weiter: Wie komme ich zum Einsatzort erstellen: Geräte und chirurgische Instrumente, Intra- und in welcher Zeit? Wie ist das Klima und wie die okularlinsen, Augentropfen und Verbrauchsmaterialien. politische Lage? Hier hilft das Auswärtige Amt: Hilfreich ist die Webseite der „International Agency www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender. for the Prevention of Blindness“ (IAPB): www.iapb.standardlist.org. Wenn Sie Geräte, Medi- Bis zirka 16 Wochen vor Abflug sollten Sie eine kamente und andere Ausrüstung bestellen, klären Sie lokale Trägerorganisation gefunden haben, für die Sie vorher die Importbestimmungen des Ziellandes ab! arbeiten, und Ihr Team zusammenstellen. Sie sollten die Einreisebestimmungen erfüllen, einen gültigen Einfacher ist die Reise mit einer Partnerorganisation Reisepass sowie die Flugtickets haben. Buchen Sie die in Deutschland. Die hilft mit dem Material, Länder- Unterkunft und kümmern Sie sich um Schutzimpfungen infos und Kontakten, der Sicherheit vor Ort, den Ab- sowie eine Malariaprophylaxe (www.rki.de). läufen im Land sowie Rat aus praktischer Erfahrung. GLOBAL VISION 1-2019
Moderne Ophthalmochirurgie beim 33. DGII-Kongress Beim 33. DGII-Kongress in Berlin gibt CBM-Augenarzt Dr. Manfred Mörchen (Foto l.) einen Einblick in seine Praxiserfahrung in Fernost: Er referiert über Katarakt- Chirurgie in Asien. Herausforderungen in der modernen Ophthalmochirurgie sind das Hauptthema des Kongres- ses. Die Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokular- linsen-Implantation, interventionelle und refraktive Chirurgie (DGII) erhebt pro Teilnehmer einmalig einen zusätzlichen Betrag von fünf Euro, der vollständig an Foto: CBM die Christoffel-Blindenmission Deutschland e.V. (CBM) für ihre Projektarbeit in Entwicklungsländern abgeführt wird. Der 33. DGII-Kongress: 14. bis 16. Februar 2019 CBM-Augenarzt Dr. Manfred Mörchen untersucht eine Patientin mit bilateralem Katarakt auf den Philippinen. im Andel’s Hotel in Berlin – mehr dazu: www.dgii.org. Wir sind für Sie da, während Sie sich um andere kümmern! Sie möchten im Ausland arbeiten? Sie wollen das die CBM übernimmt einmal pro Jahr 50 Prozent Leben vieler Menschen zum Besseren wenden? Sie Ihrer Reisekosten zu Fachkongressen sowie die geben gern Ihr Wissen weiter? Dann bewerben Sie kompletten Konferenzgebühren; sich jetzt bei der Christoffel-Blindenmission (CBM)! Beitrag zur Unterkunft; Die CBM sucht dringend Augenärztinnen und -ärzte, für den Kurz- oder Langzeiteinsatz in Projektländern. internationale Schule vor Ort für Ihre Kinder (bis Für Ihren Aufenthalt und die Arbeit vor Ort bieten zu einem Alter von 20 Jahren); wir zusätzlich zum Gehalt folgende Leistungen: Zuschuss für die Möblierung Ihres neuen Heims; professionelle Einarbeitung durch auslandserfah- Dienstwagen; rene Augenärzte, und einen erfahrenen Berater Rechtsschutz-, Unfall- und Auslandskranken- während Ihres Einsatzes; versicherung; 30 Tage Urlaub; Vorbereitungskurse/Betreuung; zusätzliche Gesundheitsleistungen: kompletter Medizin-Check vor Ihrem Auslandsaufenthalt sowie Rücktransport im medizinischen Notfall Foto: CBM/Hayduk für Sie und Ihre Angehörigen; Beitrag zur Sozial- und Krankenversicherung in Deutschland. Dr. Heiko Philippin als CBM-Augenarzt im Langzeiteinsatz Bitte schicken Sie Ihre Bewerbung per E-Mail an: an der Kilimandscharo-Augenklinik in Tansania. recruitment@cbm.org GLOBAL VISION 1-2019
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